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Seminarbuch Geschichte 2894 Restauration und Vormärz in Deutschland 1815-1847 Bearbeitet von Alexa Geisthövel 1. Auflage 2008. Taschenbuch. 250 S. Paperback ISBN 978 3 8252 2894 1 Format (B x L): 15 x 21,5 cm Weitere Fachgebiete > Geschichte > Europäische Geschichte > Deutsche Geschichte Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Seminarbuch Geschichte 2894

Restauration und Vormärz in Deutschland 1815-1847

Bearbeitet vonAlexa Geisthövel

1. Auflage 2008. Taschenbuch. 250 S. PaperbackISBN 978 3 8252 2894 1

Format (B x L): 15 x 21,5 cm

Weitere Fachgebiete > Geschichte > Europäische Geschichte > Deutsche Geschichte

Zu Inhaltsverzeichnis

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UTB 2894

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Alexa Geisthövel

Restauration und Vormärz 1815-1847

Ferdinand Schöningh

Paderborn | München | Wien | Zürich

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Die Autorin:Alexa Geisthövel, geb. 1969. Studium der Geschichte, Indologie und Ethnologie in Bonn, Berlin und Groningen/Niederlande. 2000 Promotion, derzeit Forschung zur medialen Darstellung der preußischen Monarchie im 19. Jahrhundert. Lehr-tätigkeiten an der Central European University in Budapest, der Universität Biele-feld sowie der Humboldt-Universität zu Berlin. Publikationen u. a.: Eigentümlich-keit und Macht. Deutscher Nationalismus 1830-1851. Der Fall Schleswig-Holstein, 2003. (Hrsg. mit Habbo Knoch:) Orte der Moderne. Erfahrungswelten des 19. und 20. Jahrhunderts, 2005.

Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtemund alterungsbeständigem Papier �� ISO 9706

© 2008 Ferdinand Schöningh, Paderborn(Verlag Ferdinand Schöningh GmbH, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn)ISBN 978-3-506-76362-4

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbei-tung in elektronischen Systemen.

Printed in Germany. Herstellung: Ferdinand Schöningh, PaderbornEinbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

UTB-Bestellnummer: 978-3-8252-2894-1

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Inhaltsverzeichnis

Zur Reihe Seminarbuch Geschichte . . . . . . . . . . . . . . 7

1. Zwischen den Revolutionen: Restauration und Vormärz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9

2. Der monarchische Verwaltungsstaat und seine Oppositionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

2.1 Staatenbeziehungen, Verfassungsbewegungen und Restauration (1815-1829). . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2.2 Julirevolution, Repression und politische Mobilisierung (1830-1839) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29

2.3 Nationalismus, Partizipationsdruck und Krisenverdichtung (1840-1847) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44

2.4 Staatsbildung und Staatlichkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . 572.5 Von Staatsbürgern, Frauen und Juden . . . . . . . . . . . . 69

3. Wirtschaft und Bevölkerung im Zeitalter der Frühindustrialisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

3.1 Das Bevölkerungswachstum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 823.2 Marktbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 873.3 Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 953.4 Proto- und Frühindustrialisierung. . . . . . . . . . . . . . . . 1053.5 Beschleunigung und Vernetzung im Verkehr . . . . . . . 1173.6 Handel und Handwerk. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1253.7 Die soziale Frage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

4. Gesellschaft und Kultur im Zeichen der Bürgerlichkeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148

4.1 Gesellschaft in Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1484.2 Bildung und Wissenschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1694.3 Kommunikation und Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1904.4 Religion und Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

5. Ausblick: Vorgeschichte(n) der Revolution . . 211

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Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Datengerüst . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

Verzeichnis der Karten, Abbildungen und Tabellen 229

Orts-, Personen- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . 231

Inhaltsverzeichnis

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Die Reihe Seminarbuch Geschichte vermittelt kompakt und kompe-tent historisches Basiswissen. Sie trägt den aktuellen Entwicklun-gen an Universität und Schule Rechnung: den bereits eingeleiteten Studienreformen, dem gewandelten Erfahrungshorizont der Stu-dierenden, ihren veränderten Lern-, Lese- und Recherchegewohn-heiten sowie den damit verbundenen Herausforderungen für Leh-rende an Schulen und Universitäten. Diese neuartigen Bedürfnisse berücksichtigt das Seminarbuch Geschichte in dreifacher Hinsicht.

Erstes Kennzeichen ist der Dreiklang aus inhaltlicher Analyse, Forschungsperspektiven und Quellenpräsentation in den einzelnen Kapiteln: Diese drei Informationsebenen werden in Lehrbüchern in der Regel getrennt oder nur teilweise behandelt. Inhaltliche Darstel-lung, zentrale Forschungsmeinungen und einschlägige Quellen werden unmittelbar aufeinander bezogen und miteinander ver-zahnt; knappe, aber grundlegende Literatur- und Quellenhinweise runden die Kapitel ab, so dass sich einzelne Themen rasch vertiefen lassen. Besonders einschlägige oder innovative Titel werden dabei kurz charakterisiert. Begleitet wird dies ggf. durch Hinweise auf wichtige WWW-Ressourcen. Diese Internetadressen sind ab sofort abzurufen unter http://www.seminarbuch-geschichte.de. Sie wer-den dort in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

Zweitens wird die behandelte Epoche aus verschiedenen Blick-winkeln beleuchtet; zu nennen sind in erster Linie Wirtschaft und Soziales, Kultur und Alltag, Politik und Staat. In diesem Rahmen setzt jeder Band eigene Akzente. Der Zugang erlaubt es zugleich, in die methodische Bandbreite des Faches Geschichte einzuführen. Die Reihe bietet daher nicht nur inhaltliche, sondern auch – kon-kretisiert an Beispielen des jeweiligen Abschnitts – methodische Grundlagen. Diese Mischform unterscheidet das Seminarbuch Geschichte fundamental vom heute verfügbaren Literaturangebot.

Drittes Merkmal ist schließlich das moderne Layout, das die beschriebene Darstellungsform anschaulich unterstützt. Der Text ist in Haupt- und Marginalspalte gesetzt, um eine rasche Orien-tierung zu erleichtern. Jeder Band enthält neben zahlreichen Ab-bildungen und Tabellen zwei Karten sowie ein Datengerüst mit den wichtigsten Ereignissen der jeweiligen Epoche.

München, im Oktober 2006Nils Freytag

Zur Reihe Seminarbuch Geschichte

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Der vorliegende Band behandelt den Zeitraum zwischen 1815 und 1847, politische Zäsuren stehen am Anfang und am Ende, der Wiener Kongress als Abschluss des Zeitalters der Französischen Revolution und die versuchte liberal-demokratische National-staatsgründung in der Revolution von 1848/49. Auch wenn die Julirevolution von 1830 in diese Epoche fiel und die Phase der Restauration (1815-1830) von der des Vormärz (1830-1847) schied – in der historischen Betrachtung erscheinen diese 33 Jahre häufig als eine etwas farblose, ereignisarme Zwischenzeit. Symptoma-tisch ist die Epochenbezeichnung „Vormärz“, die kurz nach dem Ausbruch der Märzrevolutionen 1848 aufkam, um sich zurückbli-ckend von den vorhergehenden Jahr(zehnt)en der Stagnation zu distanzieren. Nach wie vor gilt auch das Biedermeier als Inbegriff einer entpolitisierten Stillhaltekultur.

Welche Entwicklungen den Ausbruch der Revolution begüns-tigten oder verzögerten, ist eine interessante Frage, die der Aus-blick dieses Buches aufgreift. Die Jahre 1848/49 bilden jedoch nicht den Fluchtpunkt der Darstellung, denn dies würde den viel-fältigen und vielschichtigen Veränderungen der Zeit zwischen 1815 und 1847 nicht gerecht. Verlässt man den Bereich der poli-tischen Ereignisse, wimmelt es hier auf einmal von Revolutionen. Mit der Industriellen hingen beispielsweise die Mobilitätsrevolu-tion durch neue Transportmittel und die ökologische Revolution der Umstellung von regenerativen auf fossile Energieträger zu-sammen. Die Agrar-, die Bildungs- und die Ernährungsrevolution sind einige weitere Posten auf der Liste.

Will man das große Wort Revolution vermeiden, bietet es sich an, von Übergängen zu sprechen: von der ständischen zur bür-gerlichen Gesellschaft, von der absoluten Monarchie zum Kons-titutionalismus, von der agrarischen Subsistenz- zur industriellen Marktwirtschaft. Reinhart Koselleck hat für die lange, von 1750 bis 1850 reichende Zeitenwende von der Frühen Neuzeit zur Mo-derne den Begriff der „Sattelzeit“ geprägt, in der Elemente aus beiden Epochen nebeneinander stehen oder sich überlagern. Vieles neu Entstehende weist weit über das Jahr 1848 hinaus und zum Teil bis in unsere Gegenwart hinein: Eisenbahn und Natur-wissenschaften, Schnellpresse, Fotografie und Aktiengesellschaft.

Zwischen den Revolutionen: 1.Restauration und Vormärz

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Anderes ist gerade typisch für die Übergangszeit und verschwin-det abrupt oder peu à peu nach 1850: Pauperismus und Holzfre-vel, Vorzensur, Bürgerwehren und Freiheitsbäume.

Im Verlauf der Darstellung wird immer wieder auf die Dekade vor 1815 zurückzukommen sein, die der erste Band der Seminar-buch-Reihe ausführlich behandelt. Die nach 1800 begonnenen staatlichen Reformanstrengungen bildeten den Ausgangspunkt für viele Entwicklungen der Restaurations- und der Vormärzzeit, auch für solche, die Monarchen, Minister und aufgeklärte Büro-kraten keineswegs beabsichtigt hatten. Angesichts der Struktur-krise des alten Systems, in Preußen verschärft durch die vollstän-dige Niederlage gegen Napoleon 1806, betrieben Regierungen und Verwaltungen eine Politik der „defensiven Modernisierung“ (Hans-Ulrich Wehler). Diese sollte die deutschen Gesellschaften wirtschaftlich und sozial dynamisieren, nicht aber demokratisie-ren. Preußen und die großen süddeutschen Staaten gingen dabei unterschiedliche Wege, während in Österreich die seit Mitte des 18. Jahrhunderts eingeleiteten Reformen schon 1792 abgebrochen waren.

Dieses Buch handelt von deutscher Geschichte, doch „Deutsch-land“ war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch nicht der deutsche Nationalstaat, wie er seit 1871, mit allen Brüchen und Kontinuitäten, bis heute existiert. Gemeinsame politische Struk-turen waren kaum ausgeprägt, räumlich war es viel weiter gefasst, als es nach den selbst gemachten Katastrophen des 20. Jahrhun-derts in guter europäischer Nachbarschaft denkbar wäre. Öster-reich gehörte noch selbstverständlich dazu, die Habsburgermon-archie war sogar die führende Macht im Deutschen Bund. Ihre Bundesgebiete hatten im Vergleich zu den anderen Mitgliedsstaa-ten die meisten Einwohner, in ihrer Hauptstadt entschied sich deutsche Politik, Wien war auch kulturelle Metropole.

Klassisches Prüfungswissen bietet der Band v. a. in den Teilen 2 und 3 zur Politik- und Wirtschaftsgeschichte. Darüber hinaus möchte er Studierende und Lehrende aber dazu anregen, einige unserer großen Gegenwartsthemen im frühen 19. Jahrhundert wiederzuentdecken, etwa das Verhältnis von Religion und Politik, die Chancen und Grenzen einer naturwissenschaftlichen Welt-sicht oder das Problem massenhaft prekärer Lebensverhältnisse. Auch aus diesem Grund setzt die Darstellung neue Schwerpunkte. So sind im politikgeschichtlichen Teil die Akzente von den poli-tischen Ideen zugunsten der Verwaltungspraxis verschoben, die Gesellschaft wird nicht als Summe einzelner Gruppen, sondern unter dem Aspekt ihrer Beziehungen behandelt, in der Kultur

Zwischen den Revolutionen: Restauration und Vormärz | 1

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schmälern Wissenschaft und Kommunikation den Anteil von Li-teratur und Künsten. Ein größerer Abschnitt zur Massenarmut weist darauf hin, dass Partizipation nicht nur eine politische, son-dern auch eine materielle Dimension hat. Bestimmte Themenge-biete bleiben ausgespart, die derzeit in der Geschichtswissenschaft intensiv diskutiert werden. Da Deutschland im Unterschied zu anderen europäischen Staaten erst seit dem späten 19. Jahrhun-dert koloniale Expansion betrieb, fehlt beispielsweise das innova-tive Forschungsfeld der Kolonialismus- und Globalisierungsge-schichte. Die Kategorie Geschlecht wird anders als häufig üblich nicht in einem gesonderten Kapitel über Frauen der „allgemei-nen“ Geschichte angehängt, sondern begleitet, wo einschlägige Literatur dies erlaubt, die Darstellung. Ebenso sind umweltge-schichtliche Aspekte an verschiedenen Stellen eingeflochten.

Literatur

Übergreifende Darstellungen zum Zeitraum 1815 bis 1847:Hardtwig, Wolfgang: Vormärz. Der monarchische Staat und das Bürgertum. München

41998.Langewiesche, Dieter: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849. Mün-

chen 42004.Lutz, Heinrich: Zwischen Habsburg und Preußen. Deutschland 1815-1866. Berlin

21990.Nipperdey, Thomas: Deutsche Geschichte 1800-1866. Bürgerwelt und starker Staat.

München 61993.Sheehan, James J.: Der Ausklang des alten Reiches. Deutschland seit dem Ende des

Siebenjährigen Krieges bis zur gescheiterten Revolution. 1763 bis 1850. Berlin 1994.Siemann, Wolfram: Vom Staatenbund zum Nationalstaat. Deutschland 1806-1871.

München 1995. Eher zum Vertiefen und Nachschlagen geeignet als zum Ein-stieg.

Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 2: Von der Reformära bis zur industriellen und politischen „Deutschen Doppelrevolution“ 1815-1845/49. Mün-chen 42005.

www.germanhistorydocs.ghi-dc.org (Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern GHDI), Abt. 3: Vom Vormärz bis zur Preußischen Vorherrschaft (1815-1866). Sammlung digitalisierter Texte, Bilder und Landkarten.

1 | Zwischen den Revolutionen: Restauration und Vormärz

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Ende März 1814 nahmen die antinapoleonischen Alliierten Paris ein, der Kaiser der Franzosen dankte ab und ging auf die Insel Elba ins Exil. Damit endete, bis auf die kurzzeitige Rückkehr Napoleons im Frühjahr 1815, eine fast 30-jährige Revolutions- und Kriegsperiode, die Europa territorial und politisch tief grei-fend verändert hatte und die folgende Ära zugleich prägte. Re-volutionsabwehr und Partizipationsforderungen, Repression und Mobilisierung bestimmten das Bild der Politik zwischen dem Ende der napoleonischen Ära und der Revolution von 1848/49.

2. Der monarchische Verwaltungsstaat und seine Oppositionen

Literatur

Quellensammlungen und Literatur zur politischen Geschichte 1815 bis 1847:Droß, Elisabeth (Hg.): Quellen zur Ära Metternich. Darmstadt 1999.Huber, Ernst Rudolf (Hg.): Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte. Bd. 1:

Deutsche Verfassungsdokumente 1803-1850. 3., neubearb. u. verm. Aufl. Stuttgart 1978.

Brandt, Hartwig: Parlamentarismus in Württemberg 1810-1870. Anatomie eines deut-schen Landtags. Düsseldorf 1987. Beispielhafte Studie zum Konstitutionalis-mus.

Huber, Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. Bd. 1: Reform und Restauration. 1789-1830. 2., verb. Aufl. Stuttgart 1975. Bd. 2: Der Kampf um Einheit und Freiheit 1830 bis 1850. 3., wesentl. überarb. Aufl. Stuttgart 1988. Weit in die politische Ereignis- und Ideengeschichte ausgreifend.

Gollwitzer, Heinz: Ludwig I. von Bayern. Königtum im Vormärz. Eine politische Biogra-phie. München 21987. Beispielhafte Herrscher-Biografie.

Koselleck, Reinhart: Preußen zwischen Reform und Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung von 1791 bis 1848. Stuttgart 1967.

Müller, Jürgen: Der Deutsche Bund 1815-1866. München 2006.Siemann, Wolfram: „Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung.“ Die Anfänge der

politischen Polizei 1806-1866. Tübingen 1985.

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Der Begriff „Restauration“ kennzeichnet die Epoche zwischen Wiener Kongress und Julirevolution als den Versuch, die Um-wälzungen der Revolutions- und Kriegszeit zu revidieren. Er ist dem Titel des Werks Restauration der Staatswissenschaften ent-nommen, das der Schweizer Staatsrechtler Carl Ludwig von Hal-ler seit 1816 publizierte. Wie der konservative Vordenker zielten Fürsten und Staatsmänner auf die Wiederherstellung der alten Ordnung, vor allem der durch Geburt legitimierten Erbmonar-chien. Allerdings: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nati-on und mit ihm hunderte Staaten und Herrschaften waren Ver-gangenheit. Die territoriale und politische Neuordnung Deutschlands auf dem Wiener Kongress bestätigte vielmehr et-liche Veränderungen der napoleonischen Ära. Zudem zeigte sich hier bereits, dass die konstitutionelle Monarchie zum vor-erst richtungweisenden System wurde, auch in den nichtkonsti-tutionellen Staaten.

Populäre Überlieferungen stellen den Wiener Kongress als eine einzige Abfolge von Bällen und eleganten Amüsements dar. Den „tanzenden“ Kongress begleitete jedoch ein Verhandlungsmara-thon, auf dem sich zwischen September 1814 und Juni 1815 große und kleine Interessenparteien an die Neuordnung Europas mach-ten. Vertreten waren an die 200 Staaten, Herrschaften, Städte und Körperschaften, unter denen die Großmächte Russland, Groß-britannien, Österreich, Preußen und die restaurierte Bourbonen-monarchie den Ton angaben.

Den Kongressmächten ging es nicht darum, in die Zeit vor 1789 zurückzukehren. Aus Gründen der Stabilität wurden jedoch die dynastisch legitimierten Monarchien wiederhergestellt, als staat-liche Vormünder ihrer Untertanen. Hinsichtlich der Staatenbe-ziehungen war es Ziel des Kongresses, die französischen Erobe-rungen rückgängig zu machen und eine Hegemonie à la Napoleon in Zukunft zu verhindern. Ein internationales Gleich-gewicht lag im gemeinsamen Interesse der großen Mächte.

Daneben verfolgte jeder der großen Spieler auch eigene Ziele, nicht zuletzt auf Kosten kleinerer Staaten. Zar Alexander I. wollte die russische Einflusssphäre gegen österreichische Ansprüche in Richtung Polen ausdehnen. Preußen, das Leichtgewicht unter den Großmächten, spekulierte auf die Einverleibung des König-reichs Sachsen, das als einer der letzten Verbündeten Napoleons eine schlechte Verhandlungsposition hatte. Die „polnisch-säch-

Staatenbeziehungen, Verfassungsbewegungen und Restauration 2.1 (1815-1829)

Wiener Kongress

Politik des internationalen Gleichgewichts

2.1 | Staatenbeziehungen, Verfassungsbewegungen u. Restauration (1815-29)

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sische Frage“ polarisierte die ehemaligen Alliierten so, dass sie sich zeitweilig am Rande eines neuen Krieges bewegten.

Führender Diplomat des Wiener Kongresses, hernach wirkungs-mächtigster Vertreter und Verkörperung restaurativer Politik im Deutschen Bund, war der österreichische Außenminister Cle-mens Fürst von Metternich. 1821 zum Staatskanzler ernannt, gründete sein von der Außenpolitik bestimmter Kurs auf der Maxime, nur eine starke Habsburgermonarchie könne ein Gleichgewicht der europäischen Mächte garantieren. Von die-sem „System Metternich“ leitete sich die Repression aller Kräfte ab, die den Vielvölkerstaat zu destabilisieren drohten, vor allem die Bewegungen für nationale Einigung und staatsbürgerliche Partizipation. Am 13. März 1848 wurde Metternich entlassen und floh nach England.

Als Kompromiss eignete sich Russland den größ-ten Teil des Herzogtums Warschau als formell unabhängiges „Kongresspolen“ an. Preußen konnte sein Staatsgebiet etwa verdoppeln. Unter anderem erhielt es das Großherzogtum Posen und bildete aus sächsischen Gebieten die neue Provinz Sachsen. Im Westen gewann es das Rheinland und Westfalen hinzu. Die neuen Pro-vinzen waren territorial nicht mit Altpreußen verbunden, zudem konfrontierten sie die konser-vative Vormacht des Protestantismus mit einer mehrheitlich katholischen Bevölkerung und mit

modernen rechtlichen und administrativen Institutionen in jenen linksrheinischen Landesteilen, die kurz zuvor noch französische Departements gewesen waren.

Während sich Preußen im Westen etablierte, gab die Habsbur-germonarchie ihre oberrheinischen Besitzungen auf. Die ehema-ligen österreichischen Niederlande (Belgien) fielen dem Verei-nigten Königreich der Niederlande zu. Dagegen baute sie mit dem Königreich Lombardo-Venetien ihre Stellung in Oberitalien aus. Sachsen musste erhebliche Gebietsverluste hinnehmen, wahrte

System Metternich

Abbildung 1: Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar Fürst von Metternich-Winneburg zu Beilstein, so der volle Name, um 1825.

Der monarchische Verwaltungsstaat und seine Oppositionen | 2

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aber seine Souveränität als Königreich. Im Süden behaupteten die Staaten des ehemaligen Rheinbunds den Status und die territori-alen Zugewinne, die sie als Verbündete Napoleons erworben hat-ten. So blieben Württemberg und Baden im Wesentlichen unver-ändert, während Bayern seine fränkischen, schwäbischen und pfälzischen Besitzungen arrondierte.

Das außenpolitische Grundprinzip des Wiener Kongresses schlug sich in zwei Bündnissen nieder. Am 26. September 1815 unterzeichneten Zar Alexander I., Kaiser Franz I. von Österreich und König Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Paris persönlich eine „Heilige Allianz“, in der sie versprachen, einander in christ-licher Brüderlichkeit beizustehen. Der Allianz traten bis auf Eng-land, den Vatikan und das Osmanische Reich später alle europä-ischen Staaten bei. Praktisch richtete sich die monarchische Solidarität vor allem gegen die politische Handlungsfähigkeit der Beherrschten. Auch wenn Metternich das Bündnis für ein „laut-tönendes Nichts“ hielt: Mit seiner Deckung schlugen österrei-chische und französische Truppen zu Beginn der 1820er Jahre revolutionäre Verfassungsbewegungen in Spanien, Portugal und Italien nieder.

Die Pentarchie, das Gleichgewicht der großen Fünf Russland, Großbritannien, Österreich, Preußen und Frankreich, das spätes-tens 1818 gleichberechtigt in das System der Großmächte zurück-kehrte, bestimmte die Außenpolitik der ersten Nachkriegsjahre. Nachdem in Wien das Verhandlungsprinzip erfolgreich an die Stelle kriegerischer Konfliktaustragung getreten war, setzte sich die Konferenzdiplomatie bis 1822 fort. Die Pentarchie begann je-doch aufzubrechen, als sich 1821 griechische Aufständische gegen das Osmanische Reich erhoben, das als Großmacht im Südosten Europas nicht in die Wiener Ordnung eingebunden war. Briten und Franzosen entzogen sich zunehmend der gemeinsamen Li-nie. Dennoch begann mit der in Wien gefundenen Nachkriegsord-nung in Europa – anders als in den globalen Expansionsräumen der europäischen Mächte – eine über 30-jährige Friedensperiode.

Machtbalance und Stabilität erkauften die Großmächte indes-sen damit, die Interessen kleinerer Staaten zu verletzen und in-nenpolitisch Partizipations- und Unabhängigkeitsbestrebungen rigoros zu unterdrücken. Das schuf Unruhe, in Südeuropa, aber auch in Polen, das 1795 als selbständiger Staat von der Landkarte verschwunden war. In den polnischen Gebieten Russlands, Ös-terreichs und Preußens kam es mehrfach zu erfolglosen Aufstän-den. Bereits 1830 verschoben revolutionäre Bewegungen die 15 Jahre zuvor ausgehandelte Staatenordnung.

Heilige Allianz

Pentarchie

2.1 | Staatenbeziehungen, Verfassungsbewegungen u. Restauration (1815-29)

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Ein zentrales Ergebnis des Wiener Kongresses war die Grün-dung des Deutschen Bundes, der den deutschen Staaten nach dem Ende des Alten Reichs eine übergreifende politische Gestalt gab. Am 8. Juni 1815 billigten 37 Regierungen die Bundesakte als Grundlagenvertrag eines föderalen Staatenbundes. Über ihre Ein-haltung sollten als Garantiemächte Preußen, Österreich, Russ-land, Großbritannien, Schweden, Portugal und Spanien wachen. Der Unterzeichnung am 9. Juni schlossen sich einige Wochen später Baden und Württemberg an. Ihr Zögern verweist darauf, dass sowohl Metternich als auch die preußischen Gesandten, Karl August von Hardenberg und Wilhelm von Humboldt, zunächst eine bundesstaatliche Ordnung mit starken Zentralorganen be-vorzugten. Die Mittel- und Kleinstaaten lehnten dies ab, da sie in einer Bundesstaatsverfassung ihre Eigenständigkeit gegenüber den großen Staaten verloren hätten. Die Bundesakte war ein knap-per Rahmenvertrag, der später konkretisiert werden sollte. 1819/20 nahm die Bundesverfassung ihre endgültige Gestalt an, und zwar als autoritäre Antwort auf oppositionelle Herausforderungen.

Deutscher Bund

Allgemeine Bestimmungen der Bundesakte

Doppelhegemonie und Dualismus

Österreichs und Preußens

Quelle

„Art. 1. Die souverainen Fürsten und freien Städte Deutsch-lands [...] vereinigen sich zu einem beständigen Bunde, wel-cher der deutsche Bund heißen soll.Art. 2. Der Zweck desselben ist die Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängig-keit und Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten.Art. 3. Alle Bundes-Glieder haben als solche gleiche Rech-te.“1

Während die „Allgemeinen Bestimmungen“ das Verhältnis der Bundesmitglieder zueinander beschrieben, formulierten die „Be-sonderen Bestimmungen“ Ansätze für eine künftige Reformpoli-tik. So stellte Artikel 13 den Erlass landständischer Verfassungen und Artikel 16 eine Verbesserung der Rechtsstellung von Juden in Aussicht, Artikel 18 sprach von „Preßfreyheit“ und Artikel 19 von der Schaffung eines einheitlichen Wirtschafts- und Verkehrs-raums.

Das Deutschland der Bundesakte war ein heterogenes Gebilde aus 39 souveränen Staaten. Die Kräfteverhältnisse innerhalb des Bundes bestimmte die Doppelhegemonie der beiden Großmäch-te Österreich und Preußen. Ihre Rivalität um die Vorherrschaft

Der monarchische Verwaltungsstaat und seine Oppositionen | 2

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entschieden endgültig erst die Kriege von 1864 und 1866 zu Gunsten Preußens und einer kleindeutschen Nationalstaatsgrün-dung. Sie standen für zwei verschiedene deutsche Kulturen, den katholischen Süden und den protestantischen Norden, übten bei aller Konkurrenz aber gemeinsam einen entscheidenden Einfluss im Bund aus. Demgegenüber hatte sich das „Dritte Deutschland“ der Mittel- und Kleinstaaten zu positionieren, die Königreiche Bayern, Sachsen, Hannover und Württemberg, das Kurfürsten-tum Hessen (Hessen-Kassel), die Großherzogtümer Baden und Hessen (Hessen-Darmstadt), weitere 25 Fürstentümer sowie die vier Freien Städte Lübeck, Frankfurt am Main, Bremen und Ham-burg.

Wie die Karte zeigt, brachten beide Großmächte nur jene Teile ihres Staatsgebiets in den Bund ein, die schon zum Alten Reich gehört hatten. Bei der Habsburgermonarchie waren dies Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Triest, Tirol und Vorarlberg, Salzburg sowie Böhmen, Mähren und Ös-terreichisch-Schlesien. Außerhalb des Bundes lagen die süd- und südosteuropäischen Besitzungen, unter anderem das Königreich Ungarn, Galizien, Kroatien, Dalmatien und Lombardo-Venetien. Die großen preußischen Provinzen im Osten – Ost- und West-preußen, 1824 zur Provinz Preußen vereinigt, sowie Posen – zähl-ten nicht zum Bund.

Drei Bundesfürsten waren keine Deutschen. Der dänische Kö-nig herrschte bis 1864 in den Herzogtümern Schleswig, Holstein und Lauenburg als Herzog. Holstein und Lauenburg gehörten zum Bund, nicht aber Schleswig, das wiederum staatsrechtlich eng mit Holstein verbunden war („op ewich ungedeelt“), weshalb die nationale Bewegung es seit den 1840er Jahren als deutsches Territorium beanspruchte. Personalunionen bezogen außerdem bis 1837 den König von England für das Königreich Hannover und bis 1866 den niederländischen König für das Großherzogtum Luxemburg und ab 1839 für das Herzogtum Limburg ein.

Als Entscheidungsorgan der Förderation tagte die Bundesver-sammlung, später Bundestag genannt, in Frankfurt am Main. Österreich führte das Präsidium, die Regierungen waren durch weisungsgebundene Gesandte vertreten. In den Plenarversamm-lungen waren alle Mitglieder stimmberechtigt, hatten jedoch je nach ihrer Einwohnerzahl unterschiedliches Gewicht. Zudem entschied das Plenum nur bei Grundsatzfragen. Sehr viel häufiger tagte der aus 17 Mitgliedern bestehende Engere Rat, in dem die kleineren Staaten nur kollektive Kuriatsstimmen besaßen. Das Abstimmungsverfahren in beiden Gremien war so austariert, dass

Europäische Dimensionen des Bundes

Bundesorgane

2.1 | Staatenbeziehungen, Verfassungsbewegungen u. Restauration (1815-29)

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Karte 1: Der Deutsche Bund 1815.

Der monarchische Verwaltungsstaat und seine Oppositionen | 2

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Böhmen

Mähren

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Österreich

Steiermark

Krain

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seit1818z. Dtsch.Bund

Österr. Schlesien

Der Deutsche BundGrenze des Deutschen Bundes

1848–1851 zum Deutschen Bund

Kgr. Polen

1815 russ.b. 1831 autonom

K s r r . R u ß l an

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Abkürzungen:H.-H. = Lgft. Hessen-HomburgL.-D. = Fsm. Lippe-DetmoldS.-L. = Fsm. Schaumburg-Lippe

Sachsen

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Königsberg

Breslau

Bornholm

Ö s t e r r e i c h i s c h -

U n g a r i s c h e

M o n a r c h i e

2.1 | Staatenbeziehungen, Verfassungsbewegungen u. Restauration (1815-29)

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weder Österreich noch Preußen ein Übergewicht gewinnen konn-te. Die Bundesakte schrieb zwar die Gleichheit aller Mitglieder fest, aber im Tagesgeschäft konnten vor allem die beiden Groß-mächte inner- und außerhalb der Bundesstrukturen enormen Druck ausüben. Die preußische Zolleinigungspolitik ist hierfür ein Beispiel.

Dass Zwergstaaten wie die Fürstentümer Reuß-Greiz und Reuß-Schleiz in deutschen Angelegenheiten überhaupt mitredeten, war aus der Perspektive der nationalen Einigungsbewegung des 19. Jahrhunderts ein Unding. Konträr zu den Absichten der Frankfurter Diplomaten maß sie den Bund an der Aufgabe, den politischen Partikularismus zu überwinden und einen deutschen Nationalstaat herbeizuführen. Nachdem Historiker den Bund in der Vergangenheit hauptsächlich als repressive Kraft der Gegen-revolution wahrnahmen, rücken nach seinem Beitrag zur Frie-denssicherung zunehmend auch die Ansätze zu einer konstruk-tiven Innen- und Wirtschaftspolitik in den Blick.2

Sichtbarster Gegner der neuen alten Ordnung war die politische Jugendbewegung der Burschenschaften, die sich seit Juni 1815 zunächst mit Schwerpunkt in Jena konstituierte. Durch die Kriege von 1813/14 politisierte Studenten erwarteten, dass sich die Ver-heißungen auf staatlich-wirtschaftliche Einigung des deutschen „Vaterlands“ und politische Mitbestimmung des Volks nach der Niederlage Napoleons erfüllen würden. Als sich 1814/15 ein gera-dezu gegenteiliger Kurs der deutschen Regierungen abzeichnete, stellten sich Burschenschafter die Aufgabe, als tatkräftige Avant-garde der deutschen Nation einer entsprechenden Politik zum Erfolg zu verhelfen. Es war aber zunächst nur ein kleiner Zirkel von „Unbedingten“ um den Privatdozenten Karl Follen, der einen republikanischen Machtwechsel anstrebte.

Öffentlich traten die Burschenschaften erstmals am 18. Okto-ber 1817 in Erscheinung, als sich fast 470 Studenten aus Jena und anderen Universitäten auf der Wartburg bei Eisenach versammel-ten, um ein Doppeljubiläum zu begehen.3 Zusammen mit rund 350 nichtstudentischen Teilnehmern feierten sie die 300. Wieder-kehr der Reformation und den vierten Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht. Beide Ereignisse galten ihnen als Marksteine na-tionaler Befreiung: von römisch-papistischer und von franzö-sischer Fremdherrschaft. Die deutschtümelnd-aggressiven Züge des Festes erreichten ihren Höhepunkt, als eine kleine Gruppe

Bewertung des Bundes

Burschenschaften als politische

Jugendbewegung

Wartburgfest 1817

Der monarchische Verwaltungsstaat und seine Oppositionen | 2