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Rote Liste und Artenverzeichnis der Flusskrebse - Astacidae et Cambaridae - in Nordrhein-Westfalen 2. Fassung, Stand Juli 2010 Harald Groß, Carsten Burk, Gerhard Feldhaus, Andreas Mellin, Siegfried Darschnik, Olaf Niepagenkemper

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Page 1: Rote Liste und Artenverzeichnis der Flusskrebse - Astacidae et

Rote Liste und Artenverzeichnis der

Flusskrebse - Astacidae et Cambaridae - in Nordrhein-Westfalen

2. Fassung, Stand Juli 2010

Harald Groß, Carsten Burk, Gerhard Feldhaus, Andreas Mellin,

Siegfried Darschnik, Olaf Niepagenkemper

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Danksagung

Der Dank gilt v.a. den mittlerweile über 600 Flusskrebskartierern des Edelkrebsprojektes NRW, die mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit erheblich zur Erfassung der derzeit vorliegen Daten zur Flusskrebsfauna in NRW beigetragen haben. Ein weiterer wichtiger Beitrag wurde durch die Meldungen der Fischereivereine und der verschiedenen Behörden und Institutionen geleistet. Nicht vergessen werden sollten aber auch die vielen naturinteressierten Menschen, die in den vergangenen Projektjahren viele Beobachtungen gemeldet haben. Ein besonderer Dank muss aber auch dem Fischereiverband NRW, dem Naturschutzbund (NABU) NRW, dem Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW, der NRW-Stiftung, der HIT-Stiftung, der Erftfischereigenossenschaft und den vielen anderen Unterstützern und Kooperationspartnern gelten, ohne die das Edelkrebsprojekt NRW nicht durchführbar wäre.

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse 655

Einleitung

Die Bestände der heimischen Flusskrebse sind auf einen Bruchteil der ursprünglichen Größe zurückgegan-gen und weiterhin erheblich gefährdet. Der Hauptgrund ist in der „Krebspest“ zu sehen, einer Krankheit, die von amerikanischen Flusskrebsarten übertragen wird. Für europäische Flusskrebsarten ist diese Krankheit im Gegensatz zu den amerikanischen Arten immer tödlich und vernichtet ganze Populationen in kurzer Zeit. Dieser seuchenbiologische Hintergrund ist bei allen Schutz- und Fördermaßnahmen zu beachten.

Mit wenigen Ausnahmen (Grünwald 1976, Gross 1998, Burk 2004) waren spezielle Erfassungen der Fluss-krebsfauna in Nordrhein-Westfalen (NRW) bis 2003 eher selten bzw. regional begrenzt. Durch die meist nachtaktive Lebensweise der Tiere sind zufällige Beobachtungen eher die Ausnahme. Die Daten zu Fluss-krebsen wurden bis 2003 im Fischartenkataster NRW gespeichert. Sie stammen zum weitaus größten Teil aus Elektrobefischungen, die als Nachweismethode für Flusskrebse nur bedingt geeignet sind. Die Datenlage zur Flusskrebsfauna war daher sehr lückenhaft.

Ab 2003 begann das Pilotprojekt Edelkrebs NRW im Regierungsbezirk Köln mit der systematischen Erfas-sung der Flusskrebsfauna. Neben einer umfangreichen Befragung v.a. von Anglern und Behörden, konnten auch durch die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes regional bekannte Fundmeldungen gesammelt werden. Parallel dazu erfassten geschulte ehrenamtliche Kartierer durch Nachtbegehungen oder Reusenbefischun-gen Daten zur Flusskrebsfauna. Ab 2007 wurde die Konzeption als Edelkrebsprojekt NRW auf ganz NRW ausgedehnt. Durch diese Datenerfassung konnten die Kenntnisse über die Flusskrebsfauna in NRW deutlich verbessert werden (Groß et al. 2008), wobei immer noch nicht von einer flächendeckenden Bestandsaufnah-me gesprochen werden kann.

Regionalisierung

Der Edelkrebs (Astacus astacus) kam ursprünglich in allen Landesteilen von NRW häufig vor. Die vorhande-nen Fundpunkte wurden den einzelnen Großlandschaften zugeordnet, wodurch für die Gefährdung dieser Art eine Differenzierung nach Großlandschaften möglich ist.

Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) ist derzeit nur im Siebengebirge und in der Eifel (Großland-schaft EI/SG) nachgewiesen (Groß 2006), wo er seine nördlichste Verbreitungsgrenze erreicht (Groß 2002). Daher wird der Steinkrebs in der Roten Liste auch nur für diesen Bereich bewertet. Ein Vorkommen könnte noch im Bergischen Land (Großlandschaft BGL) und im Sauer- und Siegerland (Großlandschaft SSL) möglich sein, wobei derzeit keinerlei Hinweise dafür vorliegen. In allen anderen Großlandschaften wird ein natürliches Vorkommen des Steinkrebses ausgeschlossen.

Bewertungsmethodik

Zur Einstufung der in NRW ursprünglich heimischen Flusskrebse in Gefährdungskategorien wurde das vom Bundesamt für Naturschutz erarbeitete Kriteriensystem (ludwiG et al. 2006) verwendet.

Rote Liste und Artenverzeichnis der Flusskrebse - Astacidae et Cambaridae - in Nordrhein-Westfalen

2. Fassung, Stand Juli 2010Harald Groß, Carsten Burk, Gerhard Feldhaus, Andreas Mellin, Siegfried Darschnik, Olaf Niepagenkemper

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse656

Nomenklatur

In der folgenden Tabelle sind neben den aktuellen deutschen und wissenschaftlichen Bezeichnungen der Arten die derzeit und historisch verwendeten Synonyme zusammengefasst.

Deutsche Bezeichnung Wissenschaftliche Bezeichnung Synonym Synonym Edelkrebs Europäischer Flusskrebs Astacus astacus Astacus fluviatilis (linnaeus, 1758)

Galizischer Galizierkrebs, Europäischer Astacus leptodactylus Sumpfkrebs Sumpfkrebs (eschscholtz, 1823)

Kamberkrebs Amerikanischer Flusskrebs Orconectes limosus Cambarus affinis (rafinesque, 1817)

Kalikokrebs Orconectes immunis (haGen, 1870)

Marmorkrebs Procambarus spec.

Roter Amerikani- Louisiana Flusskrebs Procambarus clarkii scher Sumpfkrebs (Girard, 1852)

Signalkrebs Pacifastacus leniusculus (dana, 1852)

Steinkrebs Bachkrebs Austropotamobius torrentium Potamobis (schrank, 1803) torrentium

Erläuterungen zur Einstufung der heimischen Flusskrebsarten:

Edelkrebs:

Kriterium 1 (Bestandssituation): im Tiefland sehr selten (ss); im Bergland selten (s): Sicherlich im Ver-gleich zur ursprünglichen Bestandssituation gerechtfertigt.

Kriterium 2 (langfristiger Trend) - sehr starker Rückgang (<<<)

Kriterium 3 (kurzfristiger Trend) - gleichbleibend (=): Durch Ansiedlungsmaßnahmen in den letzten 10 bis 20 Jahren sind Edelkrebsbestände etabliert worden. Dem gegenüber stehen nachweislich erloschene Edel-krebsbestände. Die Datengrundlage ist aber nicht ausreichend, um eine genauere Abschätzung vorzuneh-men. Es wird angenommen, dass die Bestandssituation weitgehend gleich geblieben ist.

Kriterium 4 (Risikofaktoren) - negativ wirkend (-): Gegenüber der letzten Bearbeitung der Roten Liste vor 10 Jahren hat sich der Gefährdungsfaktor „Krebspest“ durch die erhebliche Ausbreitung des Signalkrebses und die extreme Zunahme des Angebotes amerikanischer Flusskrebse im Zoofachhandel deutlich verstärkt. Auch die Umsetzung der EU-WRRL kann im Einzelfall durch die Beseitigung von Wanderbarrieren die Gefährdung von Edelkrebsbeständen erhöhen.

Daraus ergibt sich die Einstufung in die Gefährdungskategorie 1 (vom Aussterben bedroht). Ohne die durchgeführten Schutzmaßnahmen wäre die Bestandssituation schlechter.

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse 657

Steinkrebs:

Kriterium 1 (Bestandssituation) - extrem selten (es)

Kriterium 2 (langfristiger Trend) - Daten ungenügend (?)

Kriterium 3 (kurzfristiger Trend) - mäßige Abnahme (): Möglicherweise ist einer von drei nachgewiesenen Steinkrebsbeständen in NRW durch ein extremes Hochwasser 2007 erloschen. Zwei weitere Fundmeldungen konnten bisher nicht bestätigt werden.

Kriterium 4 (Risikofaktoren): negativ wirkend (-): Neben der „Krebspest“ und natürlichen Faktoren (z.B. extreme Hochwasser) sind bei lediglich drei Beständen auch eher seltene Ereignisse relevant. So wurde 2005 bei einem Hausbrand Löschwasser in ein Steinkrebsgewässer eingeleitet. Eine Schädigung des Bestandes war aber nicht nachzuweisen. Weiterhin wurden ein Jahr zuvor im Uferbereich illegal abgelagerte Kanister mit Altöl gefunden.

Anmerkungen zu den Arten

Heimische Flusskrebsarten

Anm1: Edelkrebs, Astacus astacus (Linnaeus, 1758): Aufgrund zahlreicher zeitgenössischer Belege gilt es heute als gesichert, dass der Edelkrebs (Foto 1) in historischer Zeit in nahezu allen Gewässern von NRW in typischerweise sehr individuenreichen Beständen vorkam. Noch heute zeugen u.a. viele Gewässernamen und Ortsbezeichnungen von der vormals erhebli-chen fischereilichen Bedeutung des Edelkrebses. Natürlicherweise besiedelt die Art neben Bächen und Flüssen auch stehende Gewässer, wobei sommerwarme, nahrungsreiche Fließ- und Stillgewässer bevor-zugt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass die Bestände im Tiefland größer waren als im Bergland. Heute ist mit ca. 70 % der größte Teil der bekannten Edelkrebsvorkommen aber im Bergland zu finden, da besonders in isolierten Oberläufen von Fließgewässern Edelkrebsbestände überlebt haben. Viele der 148 gemeldeten Vorkommen gehen auf Besatzmaßnahmen in den letzten 25 Jahren zurück. Der Anteil der sicher autochthonen Bestände wird auf ca. 30 % geschätzt, wobei sich die Bewertung der Gefährdung auf alle Bestände bezieht. Daraus ergibt sich die Einstufung in die Gefährdungskategorie 1 (vom Aussterben bedroht).

Anm2: Steinkrebs, Austropotamobius torrentium (schrank, 1803):Der Steinkrebs (Foto 2) ist in NRW nur in der Mittelgebirgsregion des äußersten Südens als heimisch anzusehen. Für die Eifel und das Siebengebirge liegen derzeit je zwei Meldungen dieser Art vor. Im Sie-bengebirge sind zusätzlich drei neue Gewässerabschnitte im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojektes (Groß 2002) mit Steinkrebsen besetzt worden. Da sich in NRW die nördliche Verbreitungsgrenze dieser Art befindet, liegt hier eine besondere Verantwortung für ihren Erhalt. Steinkrebse besiedeln bevorzugt kühle Bachoberläufe und gelegentlich auch aus diesen gespeiste Teiche mit kiesig-steinigem Ufersubs-trat. Eine fischereiliche Nutzung dieser deutlich kleineren Flusskrebsart hat wahrscheinlich nur regional und in geringem Umfang stattgefunden. Es ergibt sich die Einstufung in die Gefährdungskategorie 1 (vom Aussterben bedroht).

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse658

Nicht heimische Flusskrebsarten

Anm3: Galizischer Sumpfkrebs, Astacus leptodactylus (eschschoLtz, 1823):Der Galizische Sumpfkrebs stammt ursprünglich aus Osteuropa. Es ist zu vermuten, dass erste Bestände schon Anfang des 20. Jahrhunderts in Gewässern des heutigen NRW existierten, da die Art seitdem in Mitteleuropa als vermeintlicher Ersatz für den Edelkrebs angesiedelt wurde. Als lebendimportierte Spei-sekrebse gelangen Galizische Sumpfkrebse teilweise auch heute noch in den Zoohandel und darüber in freie Gewässer. Galizische Sumpfkrebse bevorzugen stehende Gewässer, gelegentlich sind sie auch in strömungsberuhigten Bereichen von Fließgewässern zu finden. Dem Edelkrebsprojekt NRW liegen derzeit 19 Fundmeldungen vor, die sich fast ausschließlich auf stehende Gewässer beziehen. Eine stärkere Aus-breitung dieser Art ist nicht festzustellen.

Anm4: Kamberkrebs, Orconectes limosus (rafinesque, 1817):Der teilweise auch als Amerikanischer Flusskrebs bezeichnete Kamberkrebs ist Ende des 19. Jahrhun-derts zunächst in Ostdeutschland ausgesetzt worden. Von dort hat er durch weitere Besatzmaßnahmen und Wanderungen entlang der großen Fließgewässer und Kanäle nach und nach weite Teile Mitteleuropas besiedelt. Erste Nachweise in NRW erfolgten Anfang der 1950er Jahre im Mittellandkanal (BoettGer 1953). Seither hat sich die Art - nicht zuletzt durch zahlreiche gewollte oder unbemerkte Besatzaktionen - über die gesamte Landesfläche ausgebreitet und besiedelt mittlerweile nahezu alle größeren Flüsse und Kanä-le. Zusätzlich ist die Art auch in vielen Baggerseen und Teichen ausgesetzt worden. Der Kamberkrebs ist gegenwärtig die mit Abstand am häufigsten vorkommende Flusskrebsart in NRW.

Anm5: Signalkrebs, Pacifastacus leniusculus (Dana, 1852): Der ebenfalls aus Amerika stammende Signalkrebs wurde in den 1960er Jahren zunächst in Skandinavien und später u.a. auch in Deutschland als vermeintlich gleichwertiger Ersatz für den aus vielen Gewässern verschwundenen Edelkrebs eingeführt (svärdson 1965, haGer 2006). Im Gegensatz zum Kamberkrebs besiedelt der Signalkrebs mit Ausnahme der Quellbäche jeden Typ stehender und fließender Gewässer. Bis in die 1980er Jahre wurde auf Grund mangelnder Kenntnisse über die Krebspest, aber auch aus wirt-schaftlichen Gesichtspunkten in Deutschland oftmals der Besatz von Signalkrebsen empfohlen (Müller 1978, hoffMann 1980). Vereinzelt wurde ein dadurch bedingtes Verschwinden des Edelkrebses sogar aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten billigend in Kauf genommen (spitzy 1975). Heute ist der Besatz von nicht heimischen Flusskrebsen fischereirechtlich untersagt. Trotzdem ist anzunehmen, dass derartiger Besatz noch immer in geringem Umfang erfolgt. Der Grund scheint eher mangelnde Artenkenntnis zu sein, da der Signalkrebs relativ leicht mit dem Edelkrebs zu verwechseln ist und auch immer wieder Signalkrebse fälschlicherweise als Edelkrebse zum Kauf angeboten werden. Derzeit liegen dem Edelkrebsprojekt NRW über 80 Meldungen über Signalkrebsbestände vor. Mittlerweile bestätigen Einzeluntersuchungen (Gross 2000, Beran & strätz 2004) und Verbreitungsstudien (souty-Grosset et al. 2006, Gross et al. 2008) klar, dass sich der Signalkrebs massiv in Mitteleuropa und auch in NRW ausbreitet. Die ersten Befürchtungen, dass diese Entwicklung auch Einfluss auf die gesamte Lebensgemeinschaft eines Gewässers hat, werden mehr und mehr durch wissenschaftliche Untersuchungen gestützt (Guan & wiles 1997, wessels & fliedner 2004, Griffihs et al. 2004, schMidt & vandré 2008). Welche exakten Auswirkungen sehr dichte Signalkrebs-bestände auf die gesamte Lebensgemeinschaft haben, ist noch nicht abzuschätzen.

Anm6: Roter Amerikanischer Sumpfkrebs, Procambarus clarkii (GirarD, 1852):Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs wurde 1993 erstmalig in NRW entdeckt (LÖBF 1995). Im Gegensatz zu den zuvor genannten gebietsfremden Arten ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs nicht gezielt als Ersatz für den Edelkrebs in die heimischen Gewässer ausgesetzt worden. Seine Freilandpopulationen ge-hen vielmehr auf das unbedachte Aussetzen von Aquarientieren bzw. auf Gartenteichflüchtlinge zurück. Mittlerweile hat sich damit auch die anfänglich vorhandene Hoffnung zerschlagen, dass diese ursprüng-lich aus subtropischen Regionen stammende Art sich unter mitteleuropäischen Witterungsbedingungen nicht behaupten kann. Derzeit sind 17 Meldungen dieser Flusskrebsart registriert, wobei sich teilweise Meldungen offensichtlich auf größere, zusammenhängende Bestände beziehen.

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse 659

Anm7: Marmorkrebs, Procambarus spec.: Von dieser, ebenfalls die Krebspest übertragenden Art wurden im Gegensatz zu anderen Bundesländern (souty-Grosset et al. 2006) noch keine reproduzierenden Bestände in Nordrhein-Westfalen festgestellt. Dem Edelkrebsprojekt NRW liegen aber neben Einzelfunden für den Rhein und die Ruhr zwei Fundmeldun-gen außerhalb von Gewässern vor. Offensichtlich sind diese Krebse aus Gartenteichen abgewandert. Da der Marmorkrebs selbstreproduzierend ist (hildeBrandt 2005), reicht bei dieser Art ein weibliches Tier zur Gründung eines neuen Bestandes aus. Da die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass auch diese Flusskrebsart schon in NRW lebt, wurde sie mit in die Artenliste aufgenommen.

Weitere zu erwartende Flusskrebsarten

Anm8: Kalikokrebs, Orconectes immunis (haGen, 1870) Der Kalikokrebs wurde schon im Rhein bei Karlsruhe nachgewiesen, breitet sich dort aus und verdrängt offensichtlich den Kamberkrebs (GelMar et al. 2006, Martens & GraBow 2009). Diese ebenfalls aus Ameri-ka stammende Flusskrebsart kann auch die Krebspest übertragen. Zumindest mittelfristig wird sich der Kalikokrebs auch in NRW etablieren, wobei vermutet wird, dass Einzeltiere NRW schon erreicht haben. Im Gegensatz zum Kamberkrebs besiedelt der Kalikokrebs auch kleinere Gewässer (kiekhäfer, h. 2002, Gel-Mar et al. 2006). Die Auswirkungen dieser sehr stark grabenden Flusskrebsart sind noch nicht abzusehen.

Ein Einzeltier des aus Australien stammenden Red Claw (Cherax quadricarinatus, Martens, 1868) konnte ebenfalls schon in NRW gefunden werden. Das Tier wurde auch von Aquarianern ausgesetzt. Die australi-schen Arten sind gegenüber der Krebspest ebenfalls sehr empfindlich und überleben als Warmwasserarten offensichtlich die Wintertemperaturen in NRW nicht.

Auswertung

Vor dem Hintergrund seiner ursprünglichen Verbreitung und des dramatischen Bestandseinbruches in den vergangenen 100 Jahren muss der Edelkrebs trotz der 148 gemeldeten Vorkommen für NRW für das Bergland zumindest als seltene Art und für das Flachland als sehr seltene Art eingestuft werden. Dies gilt besonders, da ein erheblicher Teil der Bestände nur auf kleine Gewässerbereiche beschränkt ist. Beim langfristigen Trend ist daher auch nur die Einstufung in die Kategorie „sehr starker Rückgang“ möglich.

Beim kurzfristigen Bestandstrend gibt es nur wenige Hinweise auf eine selbstständige Ausbreitung des Edel-krebses. In einzelnen Gewässern konnten über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren kaum Veränderungen der Verbreitungsgrenzen festgestellt werden. Dem gegenüber stehen aber mehrere sicher belegte Meldungen über deutliche Rückgänge bzw. ein Verschwinden des Edelkrebses. Durch die v.a. von Seiten der Fischerei und der Naturschutzbehörden vorgenommenen Wiederansiedlungsmaßnahmen konnte aber ein allgemei-ner Bestandsrückgang weitgehend vermieden werden. Ohne diese Maßnahmen wäre die Bestandssituation des Edelkrebses deutlich schlechter.

Auf Grund der vorhandenen, sehr speziellen Risikofaktoren (siehe oben) muss für den Edelkrebs aber eine Erhöhung der Gefährdungskategorie erfolgen. Daraus ergibt sich eine Einstufung in die Gefährdungskatego-rie 1 (Vom Aussterben bedroht), die gegenüber der Einstufung in der letzten Roten Liste (klinGer et al. 1999) um eine Gefährdungsstufe erhöht ist. Dies ist auch auf Grund der gestiegenen Gefährdung des Edelkrebses durch ausgesetzte Aquarienkrebse gerechtfertigt.

Mit fünf gemeldeten Vorkommen muss der Steinkrebs für NRW als extrem seltene Art eingestuft werden. Besonders da auf Grund fehlender Nachweise bei Kartierungen in den letzen Jahren nicht klar zu sagen ist, ob alle diese Vorkommen derzeit noch existieren. Über die historische Verbreitung des Steinkrebses in NRW liegen keine Erkenntnisse vor, somit kann auch keine gesicherte Aussage über den langfristigen Bestands-trend der Art gemacht werden. Dabei ist aber zumindest ein mäßiger Rückgang als wahrscheinlich anzusehen.

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Auch der kurzzeitige Bestandstrend ist kaum festzulegen, da ein Teil der Bestände überhaupt erst in den letzten vier Jahren entdeckt wurde. Einem Wiederansiedlungsprojekt im Siebengebirge stehen Hinweise auf einen starken Rückgang der Art in der Eifel entgegen. Verbunden mit den auch für den Steinkrebs bestehen-den Risikofaktoren wird die Art weiterhin in die Gefährdungskategorie 1 (vom Aussterben bedroht) einge-ordnet. Diese Einordnung gilt nur für die Großlandschaft V (Eifel/Siebengebirge), da nur hier der Steinkrebs nachgewiesen ist.

Aus der Tatsache, dass der Steinkrebs in NRW seine nördlichste Verbreitungsgrenze erreicht, ergibt sich eine besondere Verantwortlichkeit für das Verbreitungsgebiet. Daher sollten in NRW geeignete Schutzmaßnah-men einer Verringerung des Verbreitungsgebietes dieser Art entgegenwirken.

Die in NRW vorkommenden nicht heimischen Flusskrebsarten werden nicht bewertet, da sie als schädliche Faunenelemente einzustufen sind.

Gefährdungsursachen

Als weiterhin größter Gefährdungsfaktor muss die Krebspest angesehen werden, die sich nach der Einfüh-rung und Ausbreitung des Kamberkrebses dauerhaft in Europa etabliert hat. Durch die Einführung weiterer amerikanischer Arten ist die Übertragungsgefahr der Krebspest noch gestiegen. Dies ist auch durch die in jüngster Zeit festgestellte rapide Ausbreitung des Signalkrebses in vielen Oberläufen von Fließgewässern (Groß et al. 2008) der Fall. In diesem Lebensraum haben sich auch die meisten Reliktpopulationen des Edelkrebses halten können. Die Bedrohung der Steinkrebsbestände steigt dadurch ebenfalls an. Dabei sind Signalkrebspopulationen nicht immer mit der Krebspest infiziert. Durch Ihre biologische Überlegenheit kommt es aber zu Verdrängungsprozessen, an deren Ende ebenfalls ein Verschwinden des Edelkrebses steht (füreder 2009).

Ein neuer und sich in den letzten Jahren deutlich verstärkender Gefährdungsfaktor ist der Verkauf von meist amerikanischen Flusskrebsarten im Zoofachhandel (pekny 2007). Zwangsläufig erhöht sich dadurch auch die Anzahl der durch Aquarianer aus falsch verstandenem Tierschutz ausgesetzten exotischen Fluss-krebsarten.

Die Gewässerverschmutzung, die historisch sicherlich zu einem weiteren Niedergang der Edelkrebse geführt hat, ist heute als Gefährdungsfaktor kaum noch relevant. Gleiches gilt für den Ausbau von Gewässern, der historisch auch für Verluste von Edelkrebsbeständen verantwortlich war.

Derzeit wird die Ausbreitung der amerikanischen Flusskrebse teilweise durch unüberwindbare Hindernisse wie Wehre, Staumauern von Talsperren oder weit überstehende Verrohrungen aufgehalten. Die aus ökologi-scher Sicht zu unterstützende Beseitigung solcher Wanderbarrieren wird auch die Ausbreitung nicht heimi-scher Flusskrebse fördern und damit die Gefährdung für die heimischen Flusskrebse erhöhen. Daraus kann aber in keinem Falle die Forderung abgeleitet werden, alle Wanderhindernisse in Fließgewässern zu belassen. Der weitaus größte Teil der in Fließgewässern vorhandenen Wanderbarrieren ist für Krebse überwindbar und somit auch aus Sicht des Flusskrebsartenschutzes nicht relevant.

Für die Bestandssituation des Steinkrebses, mit lediglich drei sicher nachgewiesenen Vorkommen in NRW, können neben den beschriebenen allgemeinen Gefährdungsursachen auch eher seltene und auch natürliche Faktoren relevant sein. Nach der Einleitung von Löschwasser 2005 in ein Steinkrebsgewässer war eine Schä-digung des Bestandes nicht nachzuweisen. Nach einem extremen Hochwasserereignis im Jahre 2007 konnte in einem anderen, vorher gut besiedelten Gewässer kein Steinkrebs mehr nachgewiesen werden.

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Schutzmaßnahmen

Wird die weitere Ausbreitung von nicht heimischen Flusskrebsen nicht effektiv gestoppt, wird dies zu Verlus-ten weiterer Edelkrebsbestände, aber möglicherweise auch Steinkrebsbestände führen.

Ein Einbau von Krebssperren oder Fangeinrichtungen ist eine Möglichkeit, eine solche Ausbreitung zu ver-hindern (Groß 2003, stucki 2005). Dabei ist in jedem Einzelfall zu prüfen, welche Wirkung eine Barriere auf das gesamte Gewässersystem und die Lebensgemeinschaft hat. Danach ist abzuwägen, ob trotz dieser Aus-wirkungen im begründeten Einzelfall ein Beibehalten der Barriere zum Schutz des Edelkrebses gerechtfer-tigt ist. Ein zufriedenstellender Kompromiss könnte hier in einer für Flusskrebse nicht zu überwindenden Fischwanderhilfe liegen.

Eine aktive Bekämpfung der sich ausbreitenden nicht heimischen Flusskrebsarten könnte als zweite Schutz-maßnahme wirken. Derzeit werden Methoden zur Beseitigung bzw. Reduzierung von Signalkrebsen getestet (Jean-richard 2007). Das Abtöten von Flusskrebsen durch krebsspezifische, sich schnell abbauende Gifte, das in anderen Ländern exemplarisch durchgeführt wurde (keller 2006), wird in Deutschland als nicht prak-tikabel angesehen, da u.a. auch Kleinkrebse abgetötet werden und die Auswirkungen auf ein Gewässer nicht klar sind.

Parallel zu diesen Maßnahmen muss durch allgemeine aber auch gezielte Information das unbedachte Aus-setzen von nicht heimischen Flusskrebsen so weit wie möglich reduziert werden. Neben der Fischerei sollte besonders der Zoohandel Ziel dieser Information sein.

Als dritte Säule zum Erhalt der heimischen Flusskrebse sollte neben der Bekämpfung und der Information eine Ansiedlung von Edelkrebsen in geeigneten Gewässern erfolgen. Dabei ist neben der Eignung des Ge-wässers selbst v.a. ein möglichst geringes Risiko einer Krebspestinfektion und einer Einwanderung von nicht heimischen Flusskrebsen wichtig. Neben vollkommen abgeschlossenen Gewässern wie Baggerseen entspre-chen eher Gewässeroberläufe dieser Anforderung. Nur über einen solchen Ausgleich der zu erwartenden Bestandsverluste werden die heimischen Flusskrebse langfristig zu erhalten sein.

Ausblick

Die beiden heimischen Flusskrebsarten sind vom Aussterben bedroht und es ist offen, ob diese in der natürli-chen Gewässerlebensgemeinschaft wichtigen Organismen langfristig zu erhalten sind. Nur durch erhebliche Anstrengungen im Artenschutz und die Entwicklung geeigneter Strategien zur Begegnung der Ausbreitung von nicht heimischen Flusskrebsarten wird dies gelingen. Dabei ist zu bedenken, dass die eingeführten Fluss-krebsarten durch ihre unterschiedliche Biologie kein gleichwertiger Ersatz sind und v.a. der Edelkrebs auch eine kulturhistorische Bedeutung besitzt.

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse662

Literatur

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Publications Scientifiques du Muséum national d`Histoire naturelle, Vol. 64, 187 S.

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse 663

spitzy, r. (1975): Neue Erkenntnisse über den Signalkrebs. - AFZ-Fischwaid 4, 206 – 207.stucki, th. (2005): Bekämpfung von amerikanischen Krebsarten in Kanton Aargau. - 2. Int. Flusskrebstagung

Forum Flusskrebse Tagungsband, 67 – 71.svärdson, G. (1965): The American crayfish Pacifastacus leniusculus (Dana) introduced into Sweden; Reports

of the Institute of Freshwater Research Drottningholm: 90 – 94.wessels, G. & h.-J. fliedner (2004): Verbreitung des Signalkrebses in der Itz und ihren Nebengewässern. -

Untersuchung für die Fachberatung für Fischerei Bezirk Oberfranken, 37 S.

Anschriften der Verfasser

Dr. Harald GroßEdelkrebsprojekt NRWNeustraße 753902 Bad Münstereifel-Schönau

Carsten BurkEdelkrebsprojekt NRWMühlenstraße 43 c33818 Leopoldshöhe

Gerhard FeldhausLANUV NRW Heinsberger Straße 5357399 Kirchhundem/Albaum

Dr. Andreas MellinBezirksregierung KölnZeughausstraße 2-1050667 Köln

Siegfried Darschnikc/o Schnittstelle ÖkologieWestring 4744787 Bochum

Dr. Olaf NiepagenkemperLandesfischereiverband Westfalen und Lippe e.V.Sprakeler Straße 40948149 Münster

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse664

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse 665Sp

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse666

Der Edelkrebs (Astacus astacus) war ursprünglich in fast allen Gewässern von NRW zu finden. Er ist vom Aussterben bedroht (RL 1). Foto: Christian Lukhaup

Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) kommt nur im südlichen NRW in wenigen Beständen vor. Auch er ist vom Aussterben bedroht (RL 1). Foto: Harald Groß

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse 667

Durch seine fortschreitende Ausbreitung ist der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) eine große Gefahr für die Relikt-bestände des Edelkrebses. Foto: Harald Groß

Als erste Flusskrebsart gelangte der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) über den Aquarienhandel auch in die Natur. Foto: Christian Lukhaup

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4. Rote Liste NRW 2011 - Flusskrebse668

Einzeltiere des Marmorkrebses (Procambarus spec.) wurden auch schon in NRW gefunden. Foto: Christian Lukhaup

Über den Rhein wird der Kalikokrebs (Orconectes immunis) auch NRW erreichen. Wie beim Roten Amerikanischen Sumpfkrebs und Marmorkrebs sind die eng zueinander laufenden Rückenfurchen bei dieser Art charakteristisch. Foto: Harald Groß