2
Die Nahrung 33 (1989) 10, 1021-IO22 Bezirkshygieneinspektion und -institut Rostock (Direktor: OMR Prof. Dr. sc. med. U. THIELEBEULE), Ro- stock, DDR Riickstandsbestimmung von Chloramphenicol in Lebensmitteln tierischer Herkunft (Wissenschaftlicher Kurzbericht) A. PLANTIKOW und P. LOHS Einleitung Chloramphenicol (CAP) zahlt zu den in der Veterinarmedizin haufig zur Therapie und Prophylaxe von Infektionserkrankungen eingesetZten Arzneimitteln, da es gegen eine Vielzahl von Erregern wirksam ist und kaum Nebenwirkungen beim Tier hervorruft. Bei Menschen, die iiberempfindlich auf CAP reagieren, b e steht jedoch schon bei sehr geringen Mengen dieses Antibioticums das Risiko des Auslosens einer schweren aplastischen Anamie [I], was zu einer weltweiten Restriktion des CAP-Einsatzes fiihrte. Aufgrund der hohen Wirksamkeit und der billigen Herstellungskosten wird aber auch in Zukunft noch nicht vollig auf CAP ver- zichtet werden konnen. Ein besonderes Problem stellt dabei die Riickstandsfreiheit in Lebensmitteln tieri- scher Herkunft dar. Bereits 1969 wurde von der WHO eine Nulltoleranz in Lebensmitteln gefordert. Zur Kontrolle der Lebensmittel auf CAP-Riickstande wurde in der Literatur eine groBe Anzahl unter- schiedlicher Verfahren vorgestellt (z. B. [2-81). Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine empfindliche, leicht durchfiihrbare Methode zur Bestimmung von CAP in Fleisch und Milch in Konzentrationen bis herab zu 0,Ol mg/kg zu erarbeiten. Material und Methode Das zu untersuchende Probenmaterial (ausgenommen Milch) wird fein zerkleinert (Fleischwolf, Multiboy). Davon werden 50 g in ein Becherglas eingewogen, rnit 50 ml Wasser (bidest.) und 100 ml Aceton homogenisiert und anschlielend zentrifugiert. Bei Milch erfolgt nur die Zugabe von 100 ml Aceton. Der klare uberstand wird in einen Scheidetrichter iiberfiihrt, der Riickstand nochmals mit 50 ml Aceton gewaschen, zentrifugiert und die ffiissige Phase ebenfalls in den Scheidetrichter gegeben. Zur Wasserabtrennung wird nach Zusatz von Natriumchlorid zuniichst mit 100ml und dann rnit 50 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten orga- nischen Phasen werden am Rotationsverdampfer (40 "C) eingeengt, der Abdampfriickstand wird 2 x rnit einem Gemisch von 2 ml Methanol, 6 ml Wasser und 3 ml Hexan aufgenommen. AnschlieDendwird die Hexan- phase abpipettiert und nochmals mit 5ml Hexan entfettet. Die klare waDrige Losung gibt man auf eine vor- bereitete, rnit 2 g des Absorberhams Wofatit Y29 gefiillte Glassaule (i. D. 8 mm), spiilt mit 30 ml Wasser und eluiert danach den Wirkstoff rnit lOml Methanol. Das Losungsmittel wird im Heizblock im Stickstoff- strom bei 40 "C entfernt und das Reagenzglas auf 0,s ml aufgefiillt. Die Detektion des Wirkstoffes kann in Abhiingigkeit von den vorhandenen Moglichkeiten der Laboratorien sowohl diinnschichtchromatographisch als auch mittels HPLC erfolgen. DC-Bestirnmung Fur die diinnschichtchromatographische Trennung dienen DC-Fertigplatten (SilufolR, CSSR). Als FlieO- mittel hat sich Chloroform/Methanol/Ammoniak (2,5%ig) 9O/9/1,5 bewlihrt. Zur Detektion wird die Platte rnit einer sauren Zinkchloridlosung bespriiht (Spriihreagenz: 3ml 15%ige ZnC1, + 15ml konz. HCI +

Rückstandsbestimmung von Chloramphenicol in Lebensmitteln tierischer Herkunft

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Rückstandsbestimmung von Chloramphenicol in Lebensmitteln tierischer Herkunft

Die Nahrung 33 (1989) 10, 1021-IO22

Bezirkshygieneinspektion und -institut Rostock (Direktor: OMR Prof. Dr. sc. med. U. THIELEBEULE), Ro- stock, DDR

Riickstandsbestimmung von Chloramphenicol in Lebensmitteln tierischer Herkunft

(Wissenschaftlicher Kurzbericht)

A. PLANTIKOW und P. LOHS

Einleitung

Chloramphenicol (CAP) zahlt zu den in der Veterinarmedizin haufig zur Therapie und Prophylaxe von Infektionserkrankungen eingesetZten Arzneimitteln, da es gegen eine Vielzahl von Erregern wirksam ist und kaum Nebenwirkungen beim Tier hervorruft. Bei Menschen, die iiberempfindlich auf CAP reagieren, b e steht jedoch schon bei sehr geringen Mengen dieses Antibioticums das Risiko des Auslosens einer schweren aplastischen Anamie [I], was zu einer weltweiten Restriktion des CAP-Einsatzes fiihrte. Aufgrund der hohen Wirksamkeit und der billigen Herstellungskosten wird aber auch in Zukunft noch nicht vollig auf CAP ver- zichtet werden konnen. Ein besonderes Problem stellt dabei die Riickstandsfreiheit in Lebensmitteln tieri- scher Herkunft dar. Bereits 1969 wurde von der WHO eine Nulltoleranz in Lebensmitteln gefordert.

Zur Kontrolle der Lebensmittel auf CAP-Riickstande wurde in der Literatur eine groBe Anzahl unter- schiedlicher Verfahren vorgestellt (z. B. [2-81). Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine empfindliche, leicht durchfiihrbare Methode zur Bestimmung von CAP in Fleisch und Milch in Konzentrationen bis herab zu 0,Ol mg/kg zu erarbeiten.

Material und Methode

Das zu untersuchende Probenmaterial (ausgenommen Milch) wird fein zerkleinert (Fleischwolf, Multiboy). Davon werden 50 g in ein Becherglas eingewogen, rnit 50 ml Wasser (bidest.) und 100 ml Aceton homogenisiert und anschlielend zentrifugiert. Bei Milch erfolgt nur die Zugabe von 100 ml Aceton. Der klare uberstand wird in einen Scheidetrichter iiberfiihrt, der Riickstand nochmals mit 50 ml Aceton gewaschen, zentrifugiert und die ffiissige Phase ebenfalls in den Scheidetrichter gegeben. Zur Wasserabtrennung wird nach Zusatz von Natriumchlorid zuniichst mit 100 ml und dann rnit 50 ml Dichlormethan extrahiert. Die vereinigten orga- nischen Phasen werden am Rotationsverdampfer (40 "C) eingeengt, der Abdampfriickstand wird 2 x rnit einem Gemisch von 2 ml Methanol, 6 ml Wasser und 3 ml Hexan aufgenommen. AnschlieDend wird die Hexan- phase abpipettiert und nochmals mit 5ml Hexan entfettet. Die klare waDrige Losung gibt man auf eine vor- bereitete, rnit 2 g des Absorberhams Wofatit Y29 gefiillte Glassaule (i. D. 8 mm), spiilt mit 30 ml Wasser und eluiert danach den Wirkstoff rnit lOml Methanol. Das Losungsmittel wird im Heizblock im Stickstoff- strom bei 40 "C entfernt und das Reagenzglas auf 0,s ml aufgefiillt. Die Detektion des Wirkstoffes kann in Abhiingigkeit von den vorhandenen Moglichkeiten der Laboratorien sowohl diinnschichtchromatographisch als auch mittels HPLC erfolgen.

DC-Bestirnmung

Fur die diinnschichtchromatographische Trennung dienen DC-Fertigplatten (SilufolR, CSSR). Als FlieO- mittel hat sich Chloroform/Methanol/Ammoniak (2,5%ig) 9O/9/1,5 bewlihrt. Zur Detektion wird die Platte rnit einer sauren Zinkchloridlosung bespriiht (Spriihreagenz: 3ml 15%ige ZnC1, + 15ml konz. HCI +

Page 2: Rückstandsbestimmung von Chloramphenicol in Lebensmitteln tierischer Herkunft

1022 Die Nahrung 33 (1989) 10

180ml dest. Wasser), anschlieBend 5min auf 110 "C erwarmt und mit kner Dimethylaminobenzaldehyd- losung bespriiht (Spriihreagenz: 1 g Dimethylaminobenzaldehyd gelost in 30ml Ethanol + 30 ml konz. HCl f 180ml n-Butanol). CAP wird durch Gelbfkbung bei einem Rf-Wert von 0,29 angezeigt [9]. Zur ein- deutigen Identifizierung sind entsprechende Vergleichsproben mit und ohne CAP-Zusatz mitlaufen zu lassen.

Die Nachweisgrenze der Methode liegt bei 0,Ol mg/kg, die mittlere Wiederfindungsrate wurde zu 80% ermittelt.

HPLC-Best immung

System: HPLC-GerLt der Firma Laboratorni Pristroje, Prag, CSSR P u m p HPP 4001, Detektor LCD 2563

Saule: Separon SIX C 18 7 pm, Glasfertigsiule Mobile Phase : Methanol/Wasser (lOOjl70) UV: 254 nm, FlieBrate 0.5 ml/min Es wird ein Probevolumen von 5 pl injiziert. Der CAP-Peak erscheint nach einer Retentionszeit von 8,2 min. Am UV-Detektor ist in negativen Vergleichsproben kein weiteres Signal mit der Retentionszeit des CAP zu beobachten. Die Nachweisgrenze und die Wiederfindungsrate entsprechen denen der diinnschichtchromato- graphischen Methode.

Die Bestimmung des Wirkstoffes mittels HPLC erfolgt unter nachstehenden Bedingungen.

Ergebnisse und Diskussion

Das vorgestellte Verfahren ist geeignet, CAP-Riickstande in Fleisch und in Milch mit einer Nachweis- grenze von 0,Ol mg/kg zu erfassen; es ist praktisch in jedem Labor durchfiihrbar. Bei der diinnehichtchroma- tographischen Bestimmung muB jedoch beachtet werden, daD in seltenen Fallen falsch-positive Ergebnisse, hervorgerufen durch ungeniigende chromatographische Abtrennung von Inhaltsstoffen, auftreten konnen.

Bei den bisher durchgefuhrten Untersuchungen an 133 Sammel-Milchproben konnte in 2 Fallen in land- wirtschaftlichen Betrieben der unsachgemaDe Einsatz von CAP-Praparaten nachgewiesen werden.

Die hier vorgestellte Probenaufbereitung laDt sich auch auf andere Arzneimittelriickstande iibertragen.

Literatur

[I] SLANINA, P., und B. FAGERLAND, VBr Foda 38 (1986) 227-228. [2] KNUPP, G., G. BUGL-KREICKMANN und C. COMMICHAU, Z. Lebensm.-Unters.-Forsch. 184 (1987) 390-

[3] GERULL, A,, Berlin Techn. Univ. Diss. 1982 [4] KELJKENS, H. J., W. M. J. BEEK und M. M. L. AERTS, J. Chromatogr. 352 (1986) 445-453. [5] WOLF, M., Lebensmittelchem. Gerichtl. Chemie 42 (1988) 57. [6] ALLEN, E. H., J. Assoc. Off. Anal. Chem. 68 (1985) 990-999. [7] MALISCH, R., Z. Lebensm.-Unters.-Forsch. 184 (1987) 467-477. [8] PETZ, M., Z. Lebensm.-Unters. -Forsch. 176 (1983) 289-293. [9] JOHANNES, B., K. H. KORFER, J. SCHAD und I. ULBRICH, Archiv Lebensmittelhyg. 34 (1983) 1-28.

Dr. ANITA PLANTIKOW und Dr. P. LOHS, Bezirkshygieneinspektion und -institut Rostock, GertrudenstraDe 9,

391.

Restock, DDR- 2500

Eingegangen 11. Juli 1989