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ISSN Nummer 1438-7085
Ausgabe 4/2015
Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass hier im Internet unsere Verbandsnachrichten nur sehr verkürzt wiedergegeben werden. Insbesondere Tipps zur Abrechnung stellen wir nur unseren Mitgliedern zur Verfügung.
Privatärztliche Praxis aktuell Privatärztlicher Bundesverband
Geschäftsstelle
Dreisamstr. 1 D - 76337 Waldbronn
Tel.: 07243/715363 Fax.: 07243/65544
Internet: www.pbv-aerzte.de
E-Mail: [email protected]
Ausgabe 4/2015
SAVE THE DATE
Tag der Privatmedizin des Privatärztlichen Bundesverbandes
am 14. November 2015 | Frankfurt am Main
Der Erfolgreiche Privatarzt Programm 10.30 Uhr Einlass und Come together 11.00 Uhr Dr. Norbert Franz Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden des PBV Update Gesundheitspolitik und GOÄ. 11.30 Uhr Dr. Holger Gundelach, Köln Knowing now matters Direktbestimmung von Laborwerten – Gewinn für Patienten und Arzt. 12.00 Uhr Dr. Eva Maria Buchkremer, Randersacker Ein neues Gerät zur kontinuierlichen störungsfreien Messung des Blutdrucks und weiterer Parameter wie Langzeit-EKG und HRV.
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12.30 Uhr Dr. Stephan Bortfeldt, Laatzen Gestresst – erschöpft – ausgebrannt Stressbezogene Gesundheitsstörungen: Ursachen, Folgen, Behandlungsmöglichkeiten. 13.00 Uhr Mittagspause, Come together, kollegialer Austausch, Besuch der Aussteller Workshop für den niedergelassenen Privatarzt
Workshop für den Neu-Privatarzt
14.00 Uhr Michael Brüne, Berlin Der Erfolg Ihrer Praxis ist kein Zufall … Praxisinhaber/innen im Spannungsfeld zwischen Betriebswirtschaft und eigenen Zielen.
14.00 Uhr Dr. Christoph Gepp, Dr. Thomas Ems Erfolgreicher Einstieg oder Umstieg in die Privatpraxis. 10 Tipps für den sicheren Erfolg.
14.45 Uhr RA Simone Vogt, Heidelberg Fallstricke in der Privatärztlichen Praxis – Übergabe und Übernahme.
14.45 Uhr Dominik Hanisch, Darmstadt Praxisfinanzierung optimal gestalten.
15.30 Uhr Steuerberater F. Tremmel, Mannheim Wichtige Steuertipps für den Privatarzt.
15.30 Uhr Marc Däumler Sie sind im Web und Ihre Praxis ist voll.
16.15 bis 16.45 Uhr Kaffee Pause, come together, kollegialer Austausch, Besuch der Aussteller
16.45 Uhr RA V. Wurm, RA M. Mertineit, Justitiare des Privatärztlichen Bundesverbandes, Büdingen. Der juristische Notfall. 18.00 Uhr Dr. N. A. Franz, Dr. H. Oehl-Voss, Dr. Ch. Gepp, Dr. T. Ems Schlusswort, Verabschiedung, Verteilung der Teilnahmebescheinigungen. 18.15 Uhr Ende Eintritt 165 Euro. Wenn Sie Mitglied werden, sind Sie mit der Entrichtung der Eintrittsgebühr für 2016 beitragsfrei. Für Mitglieder ist die Veranstaltung »nach vorheriger Anmeldung« kostenfrei Weitere Informationen: pbv-aerzte.de Privatärztlicher Bundesverband Dreisamstraße 1, 76337 Waldbronn, Telefon 07243 61309 [email protected]
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Sponsoren der Veranstaltung: Alere GmbH, Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Schaper & Brümmer GmbH & Co. KG, Somnomedics GmbH
Sie können sich das Programm unter www.tagderprivatmedizin.de herunterladen und sich mit dem Formular auch gleich anmelden, oder dies per mail an [email protected] machen. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt und wird nach Eingabe der Anmeldung vergeben. Das Programm wird Ihnen aber auch noch separat zugesandt.
Zusammenwachsen von PKV und GKV ?
Die Bürgerversicherung ist nicht vom Tisch, auch wenn es vorerst stumm um sie geworden ist. "Experten gehen
davon aus, dass die gesetzliche und private Krankenversicherung langfristig zusammen wachsen." So DER HAUS-
ARZT 1/2015 in der Wiedergabe des Petersberger Forums zum Gesundheitswesen am 23./24. Oktober 2014 in
Königswinter, bei dem sich jährlich Entscheider aus der Branche austauschen. Franz Knieps vom Vorstand der
Betriebskrankenkassen sowie Prof. Ingwer Ebsen, Jurist von der Goethe-Universität Frankfurt standen der Per-
spektive von Volker Leienbach von der PKV kontrovers gegenüber, der weiterhin betonte, das bestehende System
dürfe nicht aus ideologischen Gründen verworfen werden, nirgends auf der Welt gäbe es ein besseres System als
in Deutschland.
Knieps meint, auch die GKV werde der Realität nicht gerecht, auch sie müsse ihre Selbstverwaltung gründlich hin-
terfragen, also beide Systeme müssten sich aufeinander zubewegen, gleichwohl ist er überzeugt davon, dass die
PKV verschwinden werde.
Der Jurist Ebsen ist ebenfalls von einer "Verschmelzung der Systeme" überzeugt, diese müsse aber "schonend"
erfolgen, schon aus verfassungsrechtlichen Gründen, besonders bzgl. der Alterungsrückstellungen. Ohne weiteres
können die GKV-und PKV-Systeme nicht auf eine einheitliche Zahlung umgestellt werden, "Leistungerbringer ha-
ben selbstverständlich auch einen Schutz ihrer Investitionen", so Ebsen. "Ich glaube, wir werden ein Einheitsmo-
dell in der Krankenversicherung bekommen, aber es wird langsam kommen", betonte er.
Durch das Eintreten der SPD in eine große Koalition ist es also zwar ruhig geworden um die Bürgerversicherung,
vom Tisch ist sie nicht! Umso wichtiger sind all unsere Bestrebungen, unsere Netzwerke innerhalb der Privatmedi-
zin zu beleben mit wichtigen "Playern", Neuinszenierungen zu unterstützen und mitzugestalten wie die "Stiftung
Privatmedizin". Weiterentwicklungen von PKV und GOÄ wollen auch wir innerhalb des PBV aktiv und konstruktiv
angehen, um somit nicht nur zu warten was "die Politik" mit sog. "Gesundheitsstärkungsgesetzen" vorgibt. Ande-
rerseits besteht die übliche Lobbyarbeit auch darin, mit der möglichen "Gegenseite" ständig in Kontakt zu bleiben;
diese Arbeit leistet unser Vorsitzender Dr. Norbert Franz, häufig vor Ort in Berlin.
Wir alle aber werden für den Erhalt des bewährten – und von der ganzen Welt beneidete – duale System weiter
kämpfen.
Dr.Oehl-Voss, Schriftführer PRIVATÄRZTLICHE PRAXIS
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Bericht über unsere Aktivitäten in Zusammenarbeit mit unserem Verbandsexperten Herrn Becker
Pressemitteilung
29. Juni 2015 Privatärztlicher Bundesverband e.V. (PBV) Die gemeinnützige Stiftung Privatmedizin setzt sich für Qualität, Verbraucherschutz und Selbstbestimmung in der medizinischen Versorgung ein. Dr. Norbert Franz, Vorsitzender des Privatärztlichen Bundesverband e.V., wurde nun neu in das Kuratorium der Stiftung berufen.
Die im vergangenen Jahr gegründete Stiftung Privatmedizin festigt ihre personellen Strukturen und nimmt sukzes-
sive ihre operative Tätigkeit auf. "Mit der nun beginnenden aktiven Arbeit der Stiftung erhält die Privatmedizin
ein hervorragendes Instrument, die Belange der individuellen und eigenverantwortlichen medizinischen Versor-
gung der privat Versicherten und die Besonderheiten der Patientenbetreuung zu kommunizieren und mit unter-
schiedlichsten Projekten und Veranstaltungen wissenschaftlich und medial zu begleiten", sieht Dr. Franz die Stif-
tung auf einem guten Weg, die in der Satzung verankerten Ziele umzusetzen.
"Die Privatmedizin hat es bis heute noch nicht wirklich geschafft, eine breite Mehrheit der Bevölkerung von der
nachhaltigen Ausrichtung privatmedizinischer Gesundheitsversorgung zu überzeugen, obwohl die staatliche ge-
steuerte Kassenmedizin in vielen Fällen lediglich durch drastisch reglementierte Behandlungsalternativen, bei
gleichzeitig hohen Beiträgen mit teuren Zuzahlungen hervorsticht. Mit Unterstützung der Stiftung möchte ich
gemeinsam mit meinen Kollegen und dem Vorstand durch Aufklärung, Transparentmachung und überzeugende
Argumente eine breite Öffentlichkeit erreichen.", so der Vorsitzende des PBV weiter.
Neben der grundsätzlichen Stärkung der Belange der Privatmedizin ist es erklärtes Ziel der Stiftung, für eine
bestmögliche medizinische Versorgung, frei von Einflüssen und Einschränkungen des Staates und eine auf Ver-
trauen zwischen Patient und Arzt gründende Therapiefreiheit einzutreten. Dabei sind sich Vorstand und Kuratori-
um ihrer Verantwortung bewusst, eine über die medizinischen Fragen hinausgehende gesellschaftliche Diskussion
zu Freiheit und Selbstbestimmung anzustoßen. Gleichzeitig stehen auch Wissenschaft und Forschung im Zentrum
der Stiftungsarbeit. Sicherung und Ausbau eines bereits jetzt hohen Qualitätsstandards in der Privatmedizin, Eva-
luierung von Behandlungsmethoden und eine von Ideologien freie Versorgungsforschung im Sinne aller Versi-
cherten sind weitere Themen auf der Agenda.
Da die Stiftung einen Großteil der Aktivitäten aus Spenden und Zustiftungen finanziert, ist jegliches finanzielle
Engagement genauso willkommen, wie die aktive Beteiligung am gesellschaftlichen Diskurs. Die Stiftung Privat-
medizin verfolgt keine eigenen wirtschaftlichen Interessen. Sitz der Stiftung ist München.
Weitere Informationen unter www.stiftung-privatmedizin.de oder beim Privatärztlichen Bundesverband e.V.
(PBV)
Quelle und Kontaktadresse: Privatärztlicher Bundesverband e.V. (PBV) Pressestelle Dreisamstr. 1, 76337 Waldbronn Telefon: (07243) 715363, Fax: (07243) 65544 E-Mail: [email protected] Internet: http://www.pbv-aerzte.de
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Aus „zifferdrei“, Ausgabe 1/Sommer2015
Transparent und Eindeutig – die neue Gebührenordnung
Der erste Aufschlag ist gemacht: Die private Krankenversicherung und die Ärzte haben dem
Bundesgesundheitsminister ium Gru ndzüge einer neuen Gebührenordnung vorgelegt. Ziffe r-
drei sprach mit den V erhandlungsführern über Analogabrechnung, die polit ische Durchset z-
barkeit der GOÄ-Novelle und Qualitätsanforderungen in der Privatm edizin.
as nennt man unter Journalisten einen Scoop. Nach mehr als drei Jahrzehnten wird die Gebührenordnung
für Ärzte Novelliert und die drei Verhandlungsführer Dr. Birgit König, Dr. Bernhard Rochell und Dr. Theodor
Windhorst geben zifferdrei das erste Interview zu der künftigen Ausgestaltung der GOÄ.
Im März haben Sie ein erstes Informationspaket zur
GOÄ-Novelle an das Bundesministerium für Ge-
sundheit gegeben. Was können Sie über die neue
GOÄ schon berichten?
ROCHELL Mit dem BMG ist abgesprochen worden, das
Kapitel B für Grundleistungen und allgemeine Leis-
tungen – hier ist insbesondere auch die sogenannte
Zuwendungsmedizin, die sprechende Medizin abge-
bildet –, das Kapitel M (Labor) und zu den Pareto-
Leistungen die Legenden zu liefern. Bei den Pareto-
Leistungen handelt es sich um die 300 am häufigsten
abgerechneten beziehungsweise medizinisch be-
deutsamsten Gebührenpositionen der jetzt gültigen
GOÄ. In der neuen GOÄ machen die Pareto-
Leistungen zirka 550 Gebührenpositionen aus und
bilden etwa 80 bis 85 Prozent der Honorarumsätze
ab. Dieses Informationspaket wird Gegenstand der
Beratungen einer Arbeitsgruppe sein, die das Bun-
desgesundheitsministerium am 27. März 2015 erst-
mals zusammengerufen hat.
Und wo sind Sie vielleicht noch nicht so zusammen-
gekommen, wie Sie sich das vorgestellt hatten?
ROCHELL Bisher haben wir gute gemeinsame Ab-
schlüsse erreicht. Die Bewertungen zu den einzelnen
Gebührenpositionen sind erst in Arbeit. Hierzu füh-
ren wir gerade intensive Beratungen, die mich aber
optimistisch stimmen, dass wir da zusammenkom-
men.
Die Ärzte hoffen auf eine Anhebung des Punktwer-
tes. Der Punktwert soll ja ein Euro-Wert werden.
Wie viel Honorar mehr wird es geben?
WINDHORST Ja, es wird eine Gebührenordnung in
Euro und Cent. Wir orientieren uns nicht mehr nach
den Punktwerten und wollen auch nicht die EBM-
Nähe für die Gebührenordnung der Ärzte. Über die
Berechnungsmengen können wir aber erst etwas
sagen, wenn es überhaupt eine Berechnungsebene
gibt. Und hier sind wir gerade dabei, die Kalkulati-
onsebene miteinander aufzubauen. Und wenn die
fertig ist, dann wissen wir auch, wie viele Prozente
dabei herumkommen.
Wie haben Sie den robusten Einfachsatz berechnet?
WINDHORST Der robuste Einfachsatz ist der Teil unse-
rer Vorarbeit, wo wir für jeden Gebührenordnungs-
punkt eine klare Struktur aufgebaut haben, nämlich
die ärztliche Leistung, technische Leistung, allgemei-
ne Leistungen und auch Personalleistungen. Es ist
nicht eine Wünsch-dir-was-Situation, sondern eine
klare betriebswirtschaftliche Kalkulation. Die ärztli-
che Leistung ist in dieser Struktur natürlich die wich-
tigste. Der robuste Einfachsatz durchzieht unsere
Legende für die Gebührenpositionen, um zu zeigen,
dass wir betriebswirtschaftliche Kosten in der Ge-
bührenordnung ausweisen auch um uns so jeglicher
Stigmatisierung zu entziehen.
Zum jetzigen Zeitpunkt wird man mit großer Wahr-
scheinlichkeit noch nicht sagen können, welche
Fachgruppen gewinnen, und welche verlieren wer-
den?
WINDHORST Es sollte keine Fachgruppe geben, die
verliert. Wir werden darauf achten, dass es sich um
faire Bedingungen handelt. Es wird nicht jemand
gemolken, um jemand anderen zu unterstützen.
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Bundesgesundheitsminister Gröhe hat zugesagt, die
Länder mit ins Boot zu holen. Wie groß ist die
Wahrscheinlichkeit, dass eine neue GOÄ am Bun-
desrat scheitert?
ROCHELL Wir sind auf einem sehr guten Wege. Und
deswegen sage ich, dass die Wahrscheinlichkeit, dass
sie scheitert, von Tag zu Tag geringer wird.
WINDHORST Es ist ein durch die Län-
derkammer zustimmungspflichtiges
Gesetz. Da die PKV von Anfang an die
Beihilfen miteinbezogen hat, und wir
mit den Beihilfen auch in einem re-
gen Austausch stehen, glaube ich
nicht, dass es zu einem Stopp in der Länderkammer
kommt. Auch wenn es eine Gruppe von A-Ländern
gibt, die noch der Bürgerversicherung anhängen.
Doch auch da sind wir dran: Ich hab mit Ministerin
Steffens in Nordrhein-Westfalen gesprochen und
sehr viel Verständnis für die neue Gebührenordnung
bekommen. Weil es nämlich nicht eine Gebühren-
ordnung für die PKV ist, sondern für die Patienten.
Denn die müssen wissen, was der Arzt gemacht hat,
was er abgerechnet hat und was er auch für diese
Leistung kriegt.
Herr Windhorst hat bereits gesagt, dass keine Fach-
arztgruppe an Honorar verlieren darf. Wie viel kön-
nen und wollen die Versicherer denn zahlen? Was
ist Ihre Schlussfolgerung aus der Gebührenordnung
für Zahnärzte?
KÖNIG Die Gebührenordnung für Ärzte diskutieren
wir völlig unabhängig davon, was in der Gebühren-
ordnung für Zahnärzte rausgekommen ist. Wie Herr
Windhorst schon ausführte, handelt es sich hier um
eine betriebswirtschaftliche Kalkulation. Wir schau-
en uns das intensiv an: Welche Eingangsparameter
gibt es? Was kosten die? Und am Ende des Tages
gilt: Was dabei herauskommt, kommt heraus.
In dem Kommentar zur GOÄ sprechen Sie davon,
dass die Analog-Abrechnung zunehmend miss-
bräuchlich benutzt wird. Für die Ärzte ist das so
nicht nachvollziehbar. Es gibt abgestufte Empfeh-
lungen und Hinweise, aber der einzelne Arzt kann
da eigentlich nicht mehr durchblicken. Wie gewähr-
leistet die neue GOÄ, dass neue Leistungen in die
Gebührenordnung kommen und bleibt das Instru-
ment der Analog-Abrechnung?
KÖNIG Das Instrument der Analog-Abrechnung bleibt.
Das haben wir schon in der Rahmenvereinbarung
gemeinsam festgelegt. Denn als Privatversicherer
wollen wir unseren Versicherten eine sehr schnelle
Teilhabe am medizinischen Fortschritt ermöglichen.
Das funktioniert typischerweise über die Analog-
Abrechnung. Umgekehrt werden wir aber in Zukunft
durch selbstverwaltungsartige Strukturen mit der
neuen GOÄ sicherstellen, dass diese Analog-
Abrechnungen eben nicht ewig bleiben. Wir wollen
sie relativ zügig in die neue GOÄ überführen.
ROCHELL Wir haben ja den Zentralen Konsultations-
ausschuss, der auch heute schon Empfehlungen zu
Analog-Abrechnungen geben kann. Das gilt es in der
Struktur dieser neuen gemeinsamen Kommission zu
verstetigen und zu intensivieren. Wir wollen künftig
innovative Verfahren sehr schnell eigenständig in
der GOÄ abbilden und dadurch verhindern, dass es
zu Innovationsstaus kommt. Und wir wollen die GOÄ
selbstsprechend machen. Heutzutage müssen sie
eine operative Prostata-Entfernung im Zusammen-
hang mit einem Tumorleiden analog über einen
herzchirurgischen Eingriff abrechnen. Das können
vielleicht die PKV und die Bundesärztekammer und
auch die im Konsultationsausschuss vertretenen
Ministerien verstehen; möglicherweise auch noch
der Arzt und die Abrechnungsstelle, aber spätestens
der Patient versteht es nicht mehr, der dann die
Rechnung auf den Tisch bekommt.
Stichwort Innovation. Was bedeutet denn das Insti-
tut für Qualität und Transparenz im Gesundheits-
wesen (IQTiG), welches gerade in Gründung begrif-
fen ist für die privatärztliche Leistungserbringung?
Oder andersherum gefragt: Wie kommt die Quali-
tätsorientierung in die privatärztliche Abrechnung
rein?
ROCHELL Also, bestimmt nicht über das IQTiG. Das
IQTiG hat ja seinen Platz im SGB V und wird seine
Vorgaben für die gesetzliche Krankenversicherung
„Es muss eine systemimmanente Abrechnungsmöglichkeit g e-
ben für Leistungen am Patienten, wenn wir überhaupt die
Freiberufl ichkeit we iter entwickeln wollen.“
Dr. Theodor Windhorst
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machen. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass das
dann auch in die Privatmedizin übergeht. Aber das
IQTiG ist keine Institution, die mit Legitimation der
Bundesärztekammer und des PKV-Verbandes Vorga-
ben für die Privatmedizin erlässt. In der Rahmenver-
einbarung zur Novellierung der GOÄ haben wir uns
darauf geeinigt, dass PKV-Verband und Bundesärzte-
kammer eigenständige Initiativen zur Steigerung der
Qualität in der Privatmedizin vereinbaren werden.
Hier soll die Möglichkeit geschaffen werden, im Ein-
vernehmen der BÄK und des PKV-Verbands gezielt
neue Versorgungselemente zu erproben und im Falle
der Bewährung generell in die GOÄ zu übernehmen.
Wir sind durchaus ein bisschen stolz darauf, dass der
Gesetzgeber mit dem Versorgungsstärkungsgesetz
nun einen ähnlichen Weg im Bereich der Selektivver-
träge der GKV beschreiten will und auch dort das
Bewährungsprinzip künftig stärker in den Vorder-
grund gerückt wird.
Immer wieder sind Stimmen zu hören, die sagen,
dass die alte GOÄ gar nicht so schlecht war und
man jetzt nicht weiß, was mit der neuen Gebüh-
renordnung kommt. Wie begegnen Sie den Novel-
lierungsskeptikern in Ihren Reihen?
KÖNIG Die GOÄ ist in allererster Linie auch eine Ge-
bührenordnung, die der Patient verstehen muss,
weil in der Privatmedizin natürlich der Patient als
erster die Rechnung bekommt. Dadurch, dass die
GOÄ so lange nicht novelliert worden ist, ist sie für
einen Laien in vielen Fällen eben nicht mehr ver-
ständlich. Herr Rochell hat gerade ein eindrucksvol-
les Beispiel geliefert. Wir wollen Stressfreiheit, wir
wollen Eineindeutigkeit, wir wollen Transparenz für
den Patienten. Und dafür lohnt es sich, jetzt eine
neue GOÄ zu entwickeln.
ROCHELL Ich kann mich den Worten von Frau König
nur anschließen. Die Ärzteschaft steht ja immer auch
in der Kritik, dass Abrechnungsmanipulationen statt-
finden. Und die GOÄ ist mittlerweile in manchen
Bereichen in einem Stadium, da kommen keine Ab-
rechnungsmanipulationen vor, sondern sie ist nicht
mehr eindeutig handhabbar. Deswegen brauchen
wir hier dringendst eine aktuelle und wieder in allen
Belangen rechtssichere Grundlage, um die
Leistungen der Privatmedizin abrechnen zu können.
WINDHORST Es geht hier auch um Entkriminalisierung.
Rechnungslegung ist ein Kontrollinstrument zum
Nutzen beider – Patient und Arzt. Die moderne Me-
dizin bildet sich überhaupt nicht in den Gebühren-
ordnungspositionen und manche fischen dann im
Trüben. Diese Schätzungen bringen wir jetzt durch
eine betriebswirtschaftliche Kalkulation in einen
begründbaren Raum.
Bis zu 40 Prozent der privatärztlichen Abrechnun-
gen finden sich in den sogenannten Analog-
Abrechnungen. Wie viel Prozent werden es denn
nach einer neuen GOÄ sind?
KÖNIG Am Stichtag zunächst mal keine, also null Pro-
zent. Denn wir werden alle heutigen Analogziffern in
neue GOÄ-Positionen überführen.
Wann dürfen wir denn mit der neuen GOÄ rech-
nen?
ROCHELL Wir konzentrieren unsere Bemühungen auf
den 1.10.2016.
Wie verständlich wird die neue GOÄ überhaupt
werden? Wird sie so verständlich á la Friedrich
Merz mit seiner Steuererklärung auf dem Bierde-
ckel?
ROCHELL Was zum Beispiel die operativen Leistungen
betrifft, wollen wir sehr viel präziser sagen: Was ist
drin in dem Paket und was kann zusätzlich abge-
rechnet werden? Oder was kann eben nicht kombi-
niert abgerechnet werden? Damit da wirklich eine
Abrechnungssicherheit besteht.
WINDHORST Das Wichtige an dem ganzen System ist,
dass wir eine Einzelleistungsdarstellung haben, au-
ßer bei großen operativen Eingriffen. So dass der
Patient anhand der Summe der Einzelleistungen
sehen kann, was für die Zielleistung abgerechnet
wurde. Wir haben 4.300 Gebührenordnungspositio-
nen und zu 90 Prozent neue Legendierungen.
Wie schätzen Sie die grundlegende Bedeutung der
GOÄ für die Freiberuflichkeit ein? Was sind die ent-
scheidenden Unterschiede zu der Gebührenord-
nung wie der EBM? Und wie viel EBM steckt in der
neuen GOÄ?
WINDHORST Eine freiberufliche Tätigkeit ist ohne
eigene Gebührentaxe überhaupt nicht vorstellbar.
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Wenn Sie die Juristen, die Architekten sehen, alle
haben sie ihre eigene Gebührentaxe. Und die neue
Gebührenordnung für Ärzte implementiert eigentlich
nur das, was wir alle wissen: Es muss eine system-
immanente Abrechnungsmöglichkeit geben für Leis-
tungen am Patienten, wenn wir überhaupt die Frei-
beruflichkeit weiter entwickeln wollen. Außerdem
sind GOÄ und EBM nicht miteinander vergleichbar.
ROCHELL Wie viel EBM steckt in der GOÄ? Null. Ganz
einfach, bei der GOÄ handelt es sich um eine Einzel-
leistungsvergütung, die auf Basis einer einzelvertrag-
lichen Regelung zwischen Arzt und Patient verein-
bart und abgerechnet wird. Hierbei kommt es darauf
an, die tatsächlich erbrachten Leistungen präzise
abzubilden und zu bewerten – um einerseits wie es
im Gesetz zutreffend heißt, die ökonomische Über-
forderung der zur Zahlung der Entgelte Verpflichte-
ten zu vermeiden – andererseits aber zugleich auch
die angemessene Vergütung der ärztlichen Leistung
zu gewährleisten. Und das passt überhaupt nicht mit
der EBM-Struktur zusammen. Der EBM pauschaliert
grob über den Einzelfall hinweg und orientiert sich
primär an der Versorgung des Gesamtkollektivs der
gesetzlich Krankenversicherten. So eine Pauschalie-
rung dürfen und werden Sie in der GOÄ nicht finden.
WINDHORST Das ist wunderbar. Für mich zeichnen
sich diese Unterschiede ab, dass bei dem EBM die
wirtschaftlich ausreichende, notwendige und
zweckmäßige Kalkulationsgrundlage gegeben ist und
wir im privatversicherten Bereich der PKV eine opti-
male Versorgungsideologie anstreben.
Wie sehen Sie denn überhaupt die Entwicklung der
privatärztlichen Versorgung in Deutschland? Wird
Gesundheit mehr zur Privatsache? Dann wird natür-
lich auch die GOÄ viel wichtiger?
ROCHELL Die Privatmedizin hat eine Zukunft, und wird
sicherlich auch künftig ein sehr bedeutender Teil
unserer Gesundheitsversorgung sein. Es hängt natür-
lich davon ab: Wie geht es in der gesetzlichen Kran-
kenversicherung weiter? Bleibt es da bei der vollum-
fänglichen Deckelung? Dann werden wir sicherlich
die Tendenz beobachten, dass wir eher eine stille
Verlagerung in den privatmedizinischen Bereich ha-
ben, auch durch GKV-Versicherte, die möglicher-
weise dann noch Leistungen über Zusatzversiche-
rungen in Anspruch nehmen.
Aus „PKVpublik“ Juni 2015
Zufriedene Kunden Die Zahl der Beschwerden beim PKV-Ombudsmann ist 2014 zum dri tten Mal in Folge gesu nken
Mehr als 42 Millionen Verträge existieren in der Privaten Kranken- und Pflegeversicherung (PKV). Bei jedem
davon kann es eine Vielzahl von Versicherungsfällen pro Jahr geben - ein echtes Massengeschäft. Dennoch gibt es
bei Privatversicherten verhältnismäßig wenig Beschwerden.
Das zeigt die aktuelle Beschwerdestatistik, die PKV-Ombudsmann Heinz Lanfermann in seinem Tätigkeitsbericht
für das Jahr 2014 vorstellt. Nach 2012 und 2013 ist das Beschwerdeaufkommen 2014 erneut gesunken: Mit 5.875
Eingaben gab es 1,2 Prozent weniger Konfliktfälle als im Jahr zuvor.
Die meisten Eingaben - über 80 Prozent - fallen dabei in der Krankenvollversicherung an. Nur 17 Prozent aller
Beschwerden betreffen Zusatzversicherungen oder das Krankentagegeld. Streitigkeiten über die Pflegepflichtver-
sicherung und über Auslandsreisekrankenversicherungen machen trotz der kontinuierlich steigenden Anzahl an
Verträgen nur rund drei Prozent der Eingaben aus.
Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Verträge in der Privaten Krankenversicherung zeigt sich noch deutlicher, wie
selten es zu Problemen zwischen den Krankenversicherungsunternehmen und ihren Kunden kommt: Gemessen
an den über 42 Millionen Versicherungsverträgen bewegt sich die Beschwerdequote im Promillebereich: Sie be-
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trug 2014 nur knapp 0,014 Prozent. Auf 100.000 Verträge mit teilweise mehreren Leistungsfällen im Jahr kommen
also nur 14 Beschwerden. Ein echter Spitzenwert. Zudem konnte der Ombudsmann die Mehrheit der Beschwer-
den innerhalb von 90 Tagen - dringliche Fälle sogar noch schneller - bearbeiten und abschließen.
In einem Viertel der zulässigen Fälle konnte der Ombudsmann zugunsten der Versicherten weiterhelfen. Bei den
übrigen Beschwerden war das Verhalten der Versicher nicht zu beanstanden. Dem Ombudsmann bleibt in diesen
Fällen nur die Möglichkeit, die Entscheidung der einzelnen Unternehmen verständlich darzulegen und die Hinter-
gründe zu erläutern.
Aber auch das ist ein wichtiger Bestandteil der Schlichtungs-Tätigkeit: Der Ombudsmann prüft zwar die Rechtsla-
ge und bezieht aus neutraler Sicht Stellung zu allen Beschwerden. Vor allem sieht er sich aber als Schlichter, der
versucht, ausgehend vom jeweiligen Einzelfall eine friedliche und faire Lösung des Konflikts zu finden. Dies kann
durchaus ein Einlenken des Versicherers oder ein Kompromiss sein - manchmal genügt aber auch eine ausführli-
che Erklärung der Rechtslage für die Versicherten, um den Konflikt aus der Welt zu schaffen.
Als gutes Beispiel führt der Bericht eine Beschwerde über die Kostenerstattung für den Einsatz eines Rettungs-
hubschraubers auf. Ein Versicherter wandte sich an die Schlichtungsstelle, da sich sein Versicherungsunterneh-
men nicht an den Kosten für den Rettungseinsatz - der sich ohnehin als Fehlalarm herausgestellt hatte - beteiligen
wollte. Obwohl das Unternehmen nach den Vorgaben des Versicherungsvertrages eindeutig nicht zur Leistung
verpflichtet war, konnte die Schlichtungsstelle erreichen, dass die Versicherung dem Beschwerdeführer entgegen
kam und einen Teil der Kosten freiwillig übernahm.
Zu beobachten war auch, dass die Versichertenbeschwerden über Beitragsanpassungen weiter zurückgingen und
nun bei rund 2 Prozent aller Eingaben liegen. Und auch die Beiträge im Jahr 2015 blieben laut dem Bericht insge-
samt stabil. Dies ist nach Ansicht von Ombudsmann Heinz Lanfermann auch ein Beleg dafür, dass die neuen ge-
schlechtsunabhängigen Tarife (Unisex-Tarife), die im Jahr 2013 eingeführt wurden, sehr gut kalkuliert sind.
Im Mittelpunkt der Schlichtungstätigkeit stand 2014 wie schon in den Vorjahren die Frage der medizinischen
Notwendigkeit von Behandlungen. Denn nur in diesem Fall ist die Private Krankenversicherung zur Kostenerstat-
tung verpflichtet. Kommt es zu einer unterschiedlichen Auffassung zwischen Arzt und Versicherung, ist das für die
Patienten oft verwirrend. Fast ein Fünftel der Eingaben betreffen daher diesen Bereich.
Die Zahl der Auseinandersetzungen um die richtige Auslegung der ärztlichen Gebührenordnungen ist im Vergleich
zum Vorjahr gestiegen. Nach Ansicht des Ombudsmanns liegt
dies an der „teilweise großzügigen Abrechnungspraxis der Ärz-
te" sowie der konsequenten Rechnungsprüfung der Unterneh-
men. Mit Blick auf das Alter der gültigen GOÄ zeige sich, dass
diese die ärztlichen Leistungen zum Teil nicht mehr angemessen
definiere. Auf der anderen Seite sei den Unternehmen ein groß-
zügiges Vorgehen bei der Erstattung von Arztrechnungen oder
bei Kulanzleistungen häufig nicht möglich, weil sie im Interesse
aller Versicherten auch auf die Beitragsstabilität achten müssen.
Ein erfolgreicher Abschluss der aktuellen GOÄ-Verhandlungen
sei daher sowohl eine Erleichterung für die abrechnenden Ärzte
als auch für ihre Patienten, heißt es im Bericht. www. pkv-ombudsmann.de
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Die Abrechnung von Fremd- Leistungen verstößt auch ohne Gewinnerzielungsabsicht gegen die GOÄ
aus „PKVpublik“ Juli 2015
Internationales Interesse am PKV-Ombudsmann
Die Arbeit der Schlichtungsstelle der Privaten Krankenversi-
cherung stößt - nicht nur vor dem Hintergrund des kürzlich von
der Bundesregierung beschlossenen Gesetzentwurfs zur alter-
nativen Streitbeilegung - auch international auf großes Interes-
se. Professor Christopher Hodges vom „Centre for socio-legal
studies" der Universität Oxford ließ sich in Berlin die Funktions-
und Arbeitsweise des PKV-Ombudsmanns erläutern.
Dabei zeigte er sich insbesondere von der hohen Akzeptanz
des Ombudsmanns bei den Versicherungsunternehmen beein-
druckt und konnte gleichzeitig die Vorteile einer nicht bindenden Schlichtung gut nachvollziehen. Sein Buch „Law
and Corporate Behaviour", das im September dieses Jahres erscheinen soll, beschäftigt sich mit der Frage, wie die
Gesetzgebung das Verhalten von Unternehmen beeinflusst. Im Ergebnis wird unter anderem empfohlen, die Sys-
teme für die Verbraucherstreitbeilegung eines Landes zu überprüfen und dafür effizientere Mechanismen zu
entwickeln.
Aus „der Allgemeinarzt“ 7/2015
LABOR AKTUELL Nach Vorwürfen, die Staatsanwaltschaft Augsburg habe im „Schottdorf -
Verfahren" die Strafverfolgung von Laborärzten und Einsendern verjähren
lassen, kommt die Abrechnungspraxis bei extern erbrachten Spezial laborle is-
tungen wieder gezielt auf den Prüfstand. Es zeichnet sich ab, dass mittelfr i s-
t ig bundesweit Laborärzte und Einsender ins Visier der Ermit t lungsbehörden
kommen. Auch IGeL-Abrechnungen sind betroffen.
akt ist: Die Weiterberechnung von extern
erbrachten Speziallaborleistungen gegen-
über Patienten stellt nicht nur einen Verstoß
gegen die Vorschriften der GOÄ dar, sondern kann
nach einem Beschluss des
Bundesgerichtshofs (BGH)
vom 25.01.2012 auch den
Tatbestand des Betrugs erfül-
len.
BGH: „Gewerbsmäßiger
Betrug"
Im Zentrum des Verfahrens stand die Abrechnungs-
praxis eines Allgemeinarztes, der von einem Labor
Leistungen
der Klassen M III und M IV bezog und
dafür an das Labor nach GOÄ auf
der Grundlage eines 0,32- bis 1,0-
fachen Steigerungssatzes bezahl-
te. Gegenüber seinen Patienten
ließ er über eine Abrechnungsfir-
ma die Analytik mit dem 1,15-
fachen Satz abrechnen, ohne of-
fenzulegen, dass jene Leistungen ein Laborarzt er-
bracht hatte. Der BGH sah hierin den Tatbestand des
F
11
Leistungen der Klasse M II (Basislabor) müssen weiter-
hin nicht persönlich erbracht werden.
gewerbsmäßigen Betruges zulasten der Patienten
verwirklicht. Er bestätigte die vom Landgericht Mün-
chen —auch wegen anderer Abrechnungsverstöße-
ausgesprochene Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe
von drei Jahren und drei Monaten.
Das zugrunde liegende Problem ist, dass ein Arzt
nach § 4 Abs. 2 GOÄ nur eigene Leistungen abrech-
nen darf, also Leistungen, die er selbst erbracht hat
oder die unter seiner Aufsicht nach fachlicher Wei-
sung erbracht wurden. Für Untersuchungsleistungen
des Laborarztes steht dem einsendenden Arzt kein
eigener Honoraranspruch zu. Durch eine entspre-
chende Rechnungsstellung gegenüber dem Patien-
ten wird nach Auffassung des BGH aber genau dies
wahrheitswidrig behauptet.
Das Argument des betroffenen Arztes, nur die an ihn
abgetretene Fremdforderung des Labors eingezogen
zu haben, ist für den BGH lediglich eine Schutzbe-
hauptung, um eine in Wahrheit gewollte umsatzab-
hängige Zuwendung (,‚kick-back") zu verdecken. Der
Vermögensschaden des Patienten soll darin beste-
hen, dass er auf eine tatsächlich nicht bestehende
Forderung des Arztes bezahlt. Nach den Feststellun-
gen des Gerichts war dem Allgemeinarzt auch be-
wusst, dass er sich durch Vortäuschen eines tatsäch-
lich nicht bestehenden Zahlungsanspruchs zu Un-
recht bereicherte. Er handelte dennoch (weil er nach
eigenen Angaben „das Geld brauchte") und damit
mit Betrugsvorsatz.
Mit dem Urteil des BGH ist eine umstrit-
tene Frage des privatärztlichen Gebüh-
renrechts entschieden. Dies erklärt auch,
weshalb gegen zahlreiche Ärzte unter-
schiedlicher Fachrichtungen Ermittlungs-
verfahren eingeleitet werden. Ausgang-
finden die Ermittlungen dabei meist in der Beschlag-
nahme von (Sammel-) Rechnungen der Labore ge-
genüber den Einsendern. Spiegelbildlich werden
auch die beteiligten Laborärzte wegen des Verdachts
der Beihilfe bzw. Anstiftung zum Betrug von den
Staatsanwälten ins Visier genommen.
Bei Abrechnungen, welche zeitlich vor dem Be-
schluss des BGH vom 25.01.2012 liegen, wird der
beschuldigte Arzt noch einwenden können, er habe
sich (aufgrund der „unklaren Rechtslage") in einem
sog. Verbotsirrtum befunden. Bei Abrechnungen,
welche zeitlich nach dem BGH-Beschluss liegen,
bleibt ihm dieser Einwand allerdings regelmäßig
versagt (selbst wenn es tatsächlich vom Zufall ab-
hängen wird, ob er vom Beschluss des BGH - z. B.
durch entsprechende Berichte in medizinischen
Fachzeitschriften - Kenntnis erlangt hat und hierauf
durch Umstellen seiner Abrechnungspraxis sofort
reagieren konnte). Die Erfahrung zeigt außerdem,
dass die Staatsanwaltschaft IGeL-Abrechnungen den
Privatabrechnungen gleichsteht.
Auch als Service unzulässig
Strafrechtlich höchst riskant sind Konstruktionen, bei
denen der einsendende Arzt mit der Abrechnung
einer nicht selbst erbrachten Speziallaborleistung
finanzielle Vorteile erlangt. Aber auch der Arzt, der
seinen Patienten als Service lediglich zusätzliche
Korrespondenz mit dem beauftragten Labor erspa-
ren will und deshalb ohne eigenen finanziellen Vor-
teil die Laborleistungen zusammen (,‚huckepack")
mit den eigenen Leistungen liquidiert, verstößt ge-
gen die Vorschriften der GOÄ und setzt sich damit
Strafbarkeitsrisiken aus.
Die fremde Laborleistung wird natürlich auch nicht
dadurch zur eigenen, dass der Briefkopf des Fremd-
labors auf den Befundberichten einfach weggeknickt
und stattdessen der
Briefkopf der eigenen
Praxis hineinkopiert
wird, um damit den
Eindruck zu erwe-
cken, man habe die
Laboruntersuchung
persönlich durchge-
führt (vgl. BGH, Beschluss vom 26.02.2003, Az. 2 StT
411/02). Für den Fall, dass eine Abrechnung der
SpeziaIlaborleistungen gegenüber dem Patienten
organisatorisch unumgänglich ist (z.B. im Falle der
Behandlung von ausländischen Patienten aus dem
arabischen Raum, welche nach der Behandlung wie-
der abreisen und deshalb die Arztrechnung unmit-
telbar nach der ärztlichen Konsultation zu bezahlen
haben), empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Der Pa-
12
tient wird vor Bezahlung darüber aufgeklärt, dass die
vom ärztlichen Honorar mitumfassten Speziallabor-
leistungen von extern erbracht worden sind (womit
§ 4, Abs. 5 GOÄ Rechnung getragen wird). Diesen
Hinweis sollte man zu Beweiszwecken auch doku-
mentieren bzw. sich per Unterschrift der Patienten
bestätigen lassen.
Keine Zuwendungen annehmen!
Ein weiterer Aspekt, der im aktuellen BGH-Beschluss
nur am Rande Erwähnung findet, ist bei der Zusam-
menarbeit mit Laborärzten grundsätzlich zu beach-
ten: Erhält der Arzt vom Laborarzt für Einsendungen
Prämienzahlungen oder andere Zuwendungen (z.B.
versteckt in einer Vergütung für angeblich erbrachte
Beratungs- oder Konsiliarleistungen oder für tatsäch-
lich nicht angefallene Sach- und Unkostenpauscha-
len), stellt dies einen Verstoß gegen § 31 der Berufs-
ordnung dar. Danach ist es Ärzten nicht gestattet,
sich für die Zuweisung von Untersuchungsmaterial
Entgelt oder andere Vorteile versprechen oder ge-
währen zu lassen.
Wird der Verstoß aufgedeckt, drohen empfindliche
berufsrechtliche Sanktionen (z. B. Geldbuße bis zu
50000 Euro). Um Missverständnissen vorzubeugen,
muss andererseits darauf hingewiesen werden, dass
Leistungen der Klasse M II (Basislabor) weiterhin
„laborgemeinschaftsfähig" sind, also vom abrech-
nenden Arzt nicht persönlich erbracht werden müs-
sen (vgl. §4, Abs. 2, S.1 GOÄ).
Dr. Philip Schelling
Fachanwalt für Medizinrecht
Ulsenheimer und Friede-
rich Rechtsanwälte
80333 München
GOÄ aktuell:
Anästhesieleistungen, Wundbehandlung
Was Kassenärzten verwehrt ist, kann in der Privatpraxis von allen als Leistung erbracht (und abgerechnet) wer-
den, nämlich verschiedene Therapien mit Lokalanästhetika: ob Oberflächenanästhesien bei der Wundversorgung,
wie hier aufgeführt, oder neuraltherapeutische und Wurzel-nahe Infiltrationen nach GOÄ 267, 268.
Hier der Hinweis auf die eher oberflächlichen Lokalanästhesien, die auch mehrfach abgerechnet werden können;
allerdings sollte dies in der Rechnung deutlich beschrieben sein.
GOÄ 490 Infiltrationsanästhesie kleiner Bezirke, 2,3-fach 8,18 €
GOÄ 491 Infiltrationsanästhesie großer Bezirke, 2,3-fach 16,22 €
Fazit
Es zeichnet sich eine neue Welle von Ermittlungsverfahren gegen Labor-ärzte und einsendende Ärzte ab. Eine bedrohliche Entwicklung, denn im Falle einer Verurteilung wegen Abrechnungsbetrugs droht dem Arzt nicht nur eine Geld- oder Freiheitsstrafe, sondern auch der Entzug der Kassen-zulassung und Approbation - und damit das berufliche Aus. Insgesamt ist der Arzt also gut beraten, sich bei der Einsendung von Untersuchungsma-terial an ein Labor nur von der medizinischen Indikation und nicht von sachfremden Erwägungen leiten zu lassen. Fremdlaborleistungen dürfen gegenüber Patienten keinesfalls als eigene Leistung abgerechnet werden. Umgekehrt müssen auch Laborärzte ihre Zusammenarbeit mit Ärzten überprüfen, um sich nicht dem Vorwurf der Beihilfe bzw. Anstiftung zum Betrug auszusetzen. Einsender und Laborärzte sitzen also strafrechtlich im gleichen Boot.
13
Auch beim Fäden ziehen ist die Ziffer GOÄ 2007 mehrfach abrechenbar, ...wenn es denn mehrere Wunden gibt;
auch hier sollte die Lokalisation der Wunden vermerkt sein in der Rechnung.
Verbände (GOÄ 200) können zwar nicht neben chirurgischen Leistungen abgerechnet werden, aber es können
mehrere Verbände in der gleichen Sitzung, auch mehrfach am Tag, in Ansatz gebracht werden, natürlich mit Be-
gründung, Uhrzeitangabe usw. Es kommen u.U. auch Kompressionsverbände (GOÄ 204) u/oder Schienenverbän-
de (GOÄ 210-213) hinzu. In den EBM-Abrechnungen stehen lediglich Behandlungskomplexe zur Verfügung.
Ein Fallbeispiel aus der MMW 10/2015 wäre das postthrombotische Syndrom mit Ulcus cruris und Stauungsder-
matitis:
Ziffer 1,5,2006 (Behandlung Ulcus cruris), 209 (Auftragen Salbe wegen Stauungsdermatose), 200 (Abdeckver-
band), 204 (Kompressionsverband)!
..bei Faktor 2,3 ca. 70 €
Diese Summen werden erheblich größer, wenn man Wunden nach Ziffern 2002-2005 vor sich hat, da lohnt sich
der Blick in die Legende der GOÄ, ...was wir vielleicht zu selten machen!? Bei größeren Wunden sind ja meistens
auch die Materialkosten ganz gewichtig!
Rechtsprechung
Nach Gerichtsurteil:
Aufwendige Anamnesen und Beratungen mit Nr. 30 GOÄ analog abrechnen?
von Dr. med. Bernhard Kleinken, Pulheim
Das Amtsgericht (AG) Kiel hat entschieden, dass eine über eine Stunde dauernde schmerztherapeutische
Erstanamnese mit der Nr. 30 GOÄ (homöopathische Erstanamnese) analog berechnet werden kann (Urteil
vom 12.3.2015, Az. 115 C 469/14). Welche Konsequenzen dieses Urteil für andere aufwendige Anamnesen
und Beratungen hat, zeigen wir im Beitrag auf.
Der Fall
Dem Fall lag zugrunde, dass in einer Schmerzklinik eine 75 Minuten dauernde Erstanamnese mit der Nr. 30
GOÄ analog berechnet wurde. Die Gegenseite war der Auffassung, dafür hätte nur die Nr. 34 (Erörterung
der Auswirkungen einer Krankheit) analog berechnet werden dürfen – das Gericht war anderer Auffassung:
Es gebe weder eine gesonderte Gebührenposition für die schmerztherapeutische Erstanamnese in der
GOÄ, noch im Analogverzeichnis der Bundesärztekammer – Letzteres sei nicht abschließend.
Das Gericht wies zudem auf die Kommentarliteratur hin, wonach für die schmerztherapeutische Er-
stanamnese Nr. 30 GOÄ analog berechnet werden kann – vorausgesetzt, die betreffende Anamneseleis-
tung dauert im Regelfall mindestens eine Stunde. Vorliegend betrug die Dauer 75 Minuten.
Den Verweis auf Nr. 34 GOÄ analog wies das Gericht zurück. Der Inhalt der Nr. 34 GOÄ setze voraus,
dass bereits eine Anamnese erfolgt sei.
Schließlich hatte das Gericht auch keine Bedenken gegen den Ansatz des 3,5 -fachen Faktors mit den
Begründungen „komplexe und schwierige differentialdiagnostische und therapeutische Erörterung, er-
schwerte Behandlung durch psychosoziale Faktoren, chronischer Verlauf“.
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So erfreulich das Urteil ist: Hieraus kann nicht gefolgert werden, dass „irgendwelche“ Anamnesen, sofern
sie nur genügend lange gedauert haben, mit anderen Positionen als den Nrn. 3 oder 1 GOÄ berechnet we r-
den können.
Anamnesen (Beratungen) in der GOÄ
In der GOÄ gibt es die Nrn. 1 und 3, die lediglich „Beratung“ zum Leistungsinhalt haben. Damit sind auch
Anamnesen erfasst, die ja auch nicht in einem einseitigen Abfragen von Fakten, sondern in Wechselgespr ä-
chen erfolgen. Außerdem gibt es
Beratungen spezieller Art (zum Beispiel die Nrn. 4, 33, 34),
Ziffern, die speziell auf „Anamnesen“ abstellen (zum Beispiel Nr. 4 im Bestandteil „Fremdanamnese“
sowie die Nrn. 30, 31, 807) und
„Schulungen“ (zum Beispiel Nr. 33) sowie
„gesprächsgeprägte“ Behandlungen (zum Beispiel die Nrn. 804, 849).
Diese Leistungen, die wir hier alle der Einfachheit halber als „Beratungen“ bezeichnen wo llen, haben keine
(Nrn. 1, 4) oder unterschiedliche Mindestzeiten als Abrechnungsvoraussetzung.
Daraus könnte man folgern, dass dann, wenn eine Beratung erheblich länger dauerte als von der GOÄ als
Mindestzeit vorgesehen, generell die Analogabrechnung mit einer der anderen, „zeitlich passenden“ Bera-
tungsziffern erlaubt sei. Das erscheint sachlich einleuchtend. Schließlich soll dem Arzt mit der GOÄ ein a n-
gemessenes Honorar gesichert werden. Ein Beispiel dafür ist die Analogabrechnung der Nr. 806 GOÄ als
„eingehendes therapeutisches Gespräch“. Eine solche Analogabrechnung wird auch häufig von Kostentr ä-
gern nicht moniert, insbesondere wenn aus den Diagnoseangaben hervorgeht, dass es sich nicht um eine
„banale“ Erkrankung handelte.
Trotzdem gibt es dagegen ein zwar formal begründetes, aber zwingendes Argument: Für die Berücksicht i-
gung der langen Dauer einer Leistung sieht die GOÄ den Faktor vor. Dabei ist nicht unbedingt bei 3,5 -fach
die Obergrenze erreicht. Zumindest formal betrachtet wäre mit einer Abdingung (nach § 2 GOÄ) sogar ein
noch höherer Faktor möglich. Eine Analogabrechnung dagegen setzt voraus (§ 6 Abs. 2 GOÄ), dass die e r-
brachte Leistung „im Gebührenverzeichnis nicht aufgenommen“ ist. Und eine Beratung bleibt zunächst eine
Beratung, allein die längere Dauer macht daraus noch keine andere Leistung.
Analogabrechnung ist nicht nur für schmerztherapeutische Anamnesen möglich
Selbstverständlich ist, dass man bei längerdauernder Beratung genau prüft, ob nicht eine der speziellen
Beratungsleistungen inhaltlich erfüllt ist, um dann diese statt der Nrn. 1 oder 3 abzurechnen. Ist das nicht
der Fall, sollte man prüfen, ob die Art der Leistung so ist, dass sie im Wesentlichen dem entspricht, was die
GOÄ zu den speziellen Beratungen fordert. Dann erscheint es gerechtfertigt, diese spezielle Bera-
tung/Anamnese analog abzurechnen.
Da homöopathische Erstanamnesen regelhaft eine Stunde und länger dauern, hat man dafür die Nr. 30 GOÄ
eingeführt. Nr. 30 GOÄ verlangt u.a. den Einbezug biographischer Gesichtspunkte, eine schriftliche Auf-
zeichnung zur Therapieeinleitung, die Anwendung und Auswertung standardisierter Fragebögen, eine G e-
wichtung der Symptome und spezielle homöopathische Inhalte. Regelhaft eine Stunde und mehr erforder n-
de und ähnlich wie Nr. 30 GOÄ strukturierte Erstanamnesen finden aber nicht nur in der Schmerztherapie
15
statt. Beispiele für noch andere Bereiche sind Onkologie und Umweltmedizin. Auch hier ist dann Nr. 30 GOÄ
analog abrechenbar.
Fazit: Das Urteil des AG Kiel öffnet eine Tür, ist jedoch kein „Freibrief“ für eine Analogabrechnung von lang-
dauernder Beratung jedweder Art. Für die Zulässigkeit einer Analogabrechnung ist außer der langen Zei t-
dauer erforderlich, dass die Beratung auch strukturell vergleichbar ist mit dem, was in der GOÄ für die an a-
log heranzuziehende Gebührenposition verlangt wird. Dass inhaltlich auch erhebliche Unterschiede best e-
hen können, versteht sich von selbst. Es bleibt zu hoffen, dass in einer neuen GOÄ die Abrechnung langda u-
ernder Beratungen/Anamnesen endlich gerechter und unkomplizierter wird.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung von AAA Abrechnung aktuell (www.aaa.iww.de).
Auch aus diesem Urteil lässt sich nicht generell ablesen, dass allgemein für aufwendige Anamnesen, z.B. Im
Rahmen eines Check up, diese Ziffer GOÄ A-30 in Ansatz gebracht werden kann, sondern hier in der
Schmerztherapie. Es kann natürlich sein, dass in Zukunft mit Berufung auf dieses Urteil weitere Zusammenhän-
ge (andere Anamnesen) eingeklagt werden können, das wird aber dann wieder ein langer Weg bis zur Ent-
scheidung, das sollte man sich vor Augen halten! (Die Redaktion)
Thieme Compliance zur Haftung bei Patientenaufklärung:
Arzt kann auch haften, wenn er einen Eingriff nicht selbst durchgeführt hat
Stuttgart/Erlangen – Wer operiert, ist auch für die Aufklärung des Patienten zuständig – dieses Credo hat ein
Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) Ende letzten Jahres korrigiert: Unter bestimmten Voraussetzungen kann
auch ein Arzt schadenersatzpflichtig werden, der den umstrittenen Eingriff nicht selbst durchgeführt hat. Die
Entscheidung hat Konsequenzen sowohl für den operierenden Arzt als auch für denjenigen, der das Aufklä-
rungsgespräch mit dem Patienten führt. Darauf weist der juristische Berater von Thieme Compliance, Rechts-
anwalt Dr. Albrecht Wienke hin. Danach seien aufklärender und operierender Arzt gut beraten, sich im Vorfeld
des Patientengesprächs zu Details des Eingriffs untereinander abzusprechen, damit der Patient individuell über
Erfolgsaussichten und Risikofaktoren informiert werden könne.
„Es kommt in Kliniken nicht selten vor, dass ein Arzt das Patientengespräch übernimmt und ein anderer später die
Operation durchführt“, erklärt Dr. Albrecht Wienke, Fachanwalt für Medizinrecht und juristischer Berater bei
Thieme Compliance. Im Fall des BGH-Urteils vom 21. Oktober 2014 ging es um eine Patientin, die nach entspre-
chenden Voruntersuchungen zunächst am rechten und später am linken Knie operiert worden war. In beiden
Fällen hatte eine Ärztin über die Risiken aufgeklärt, ein anderer Mediziner führte die Eingriffe durch. Die Operati-
onen brachten jedoch nicht den erhofften Erfolg, und die Patientin verklagte die Ärztin auf Schadenersatz und
Schmerzensgeld mit der Begründung, sie habe sie unzureichend über die geringen Erfolgsaussichten der OPs auf-
geklärt.
Der BGH stellte in seiner Entscheidung fest, dass eine Haftung der Ärztin tatsächlich in Frage kommt. Die Aufklä-
rung sei unzureichend gewesen und nicht angemessen auf die eingeschränkten Erfolgsaussichten der Operation
eingegangen. „Mit der Übernahme der Aufklärung nimmt der Arzt - auch wenn er nicht selbst behandelt - gegen-
über dem Patienten eine Garantenstellung ein“, erläutert Experte Wienke das BGH-Urteil. Der Arzt schulde dem
Patienten eine vollständige und sorgfältige Aufklärung und nicht nur jenen Teil, welchen er ohne nähere Kennt-
nisse des Eingriffs oder der individuellen Voraussetzungen des Patienten vornehmen könne.
16
Für den aufklärenden Arzt bedeutet dies, dass er sich ausführlich mit der individuellen Krankengeschichte des
Patienten beschäftigen, die Gründe für die Operation prüfen und die Ergebnisse der Voruntersuchungen einsehen
sollte. Zudem empfiehlt der Rechtsexperte eine enge Kooperation aller mit dem Patienten befassten Mediziner.
Denn auch der operierende Arzt ist der BGH-Entscheidung zufolge nicht außen vor, was Patienteninformation und
Haftung angeht. Er muss sicherstellen, dass der Kollege über die notwendige Kompetenz verfügt und die Aufklä-
rung korrekt ausgeführt hat. „Wenn ein Patient mangels adäquater Aufklärung nicht juristisch wirksam einem
Eingriff zugestimmt hat, haftet auch der Operateur“, warnt Dr. Wienke.
Anders als bei Therapiefehlern, die der Patient nachweisen muss, liegt die Beweispflicht im Hinblick auf eine feh-
lerfreie Aufklärung immer beim Arzt. Diese muss zudem so rechtzeitig erfolgen, dass sich ein Patient ohne Zeit-
druck für oder gegen einen Eingriff entscheiden und darüber mit anderen sprechen kann. Für einen Arzt ist die
umfassende Dokumentation der Aufklärung von entscheidender Bedeutung: „Was nicht dokumentiert ist, gilt als
nicht geleistet“, betont der Medizinrechtsexperte. So sieht es auch das Patientenrechtegesetz ausdrücklich vor.
„Der spätere Nachweis über den detaillierten Inhalt eines Aufklärungsgespräches, insbesondere durch Zeugen, ist
meist schwierig.“
Den vollständigen Kommentar von Herrn Rechtsanwalt Dr. Wienke zum BGH-Urteil finden Interessierte unter
http://thieme-compliance.de/fileadmin/ThiemeCompliance/Juristischer_Beitrag/Juristischer_Beitrag_Juni_2015.pdf.
Weitere Handlungsempfehlungen in Sachen Patientenaufklärung sind zudem verfügbar unter
http://www.thieme-compliance.de/rechtliche-grundlagen/urteile-und-empfehlungen/.
Quellen:
- http://openjur.de/u/751050.html
- Kommentar Dr. jur. A. Wienke, Haftung des nicht operierenden Arztes wegen fehlerhafter Aufklärung, Newsletter Thieme Compliance
vom Juni 2015. http://thieme-compliance.de/fileadmin/ThiemeCompliance/Juristischer_Beitrag/Juristischer_Beitrag_Juni_ 2015.pdf.
Über Thieme Compliance:
Thieme Compliance ist mit mehr als 30 Jahren Markterfahrung ein führender Systemanbieter für medizinisch und juristisch fundierte Patien-
tenaufklärung. Der Spezialist für prozessorientierte Lösungen bietet ein umfassendes Sortiment an Aufklärungsprodukten in allen gängigen
Medien: Print- und Digitalprodukte, Filme sowie Durchschreibesätze. Damit steht Kliniken und Praxen eine breite Auswahl zur Verfügung,
die sich individuell auf verschiedene Aufklärungssituationen anpassen lässt. Für höchste inhaltliche Qualität und Aktualität der Produkte
sorgt ein Expertenteam von über 400 medizinischen Herausgebern, Autoren und Juristen. Höchste Qualitätsstandards dokumentiert das
Erlanger Unternehmen auch mit den Zertifizierungen nach EN ISO 13485 und DIN EN ISO 9001. www.thieme-compliance.de
Zahlen der PKV aus 2014
Aus dem jüngsten Rechenschaftsbericht der PKV geht hervor, dass der Ausgaben-Anstieg im vergangenen Jahr mit
2,6 % deutlich geringer war als in den Jahren zuvor; dabei war der Anstieg im Bereich Arznei und Hilfsmittel mit
5,3% am höchsten.
Die Abschlusskosten - ja in der Vergangenheit größter Kritikpunkt von Außenstehenden- reduzierten sich um 4,8%
auf 2,3 Mrd. Euro (was wir aber immer noch nahezu skandalös finden, wenn man berücksichtigt, wie kleinlich z.T.
bei der Leistungserstattung im ambulanten Bereich gekürzt wird!). Dass die Verwaltungskosten um 4,7% gestie-
gen sind, kann man auch verschieden interpretieren diesbzgl., immerhin auf 885 Mio €! Und reduzierte Ab-
schlusskosten repräsentieren zum Teil ja schon auch den Rückgang im Neugeschäft für Vollversicherte.
"Von den Vollversicherten waren 188.900 in einem der „Sozialtarife“, ...unter ihnen waren auch 7.900 Beihilfebe-
rechtigte...in den Notlagentarif kommen Kunden, die trotz zweifacher Mahnung ihre Beiträge nicht bezahlt ha-
ben." So Ilse Schlingensiepen in der Ärztezeitung am 19./20.Juni. "Der brancheneinheitliche Basistarif zählte
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28.700 Versicherte, ein Plus von 7,5 % ...bei insgesamt 15.400 Versicherten wurden die Beiträge wegen Hilfsbe-
dürftigkeit halbiert. Im Standardtarif waren 45.500 Kunden, 100 mehr als im Vorjahr."
202 Mrd. Euro haben die PKV-Unternehmen an Alterungsrückstellungen zurückgelegt, eine stolze Summe, müsste
man meinen.
Interessant wird trotzdem die weitere Beitragsentwicklung sein bei weiter quasi zinslosen Anlagezeiten am Kapi-
talmarkt: "eine Absenkung des Werts um 0,1% entspricht bei Versicherten mittleren Alters einer durchschnittli-
chen Erhöhung der Prämien um etwa ein Prozent". So rechnete Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversi-
cherung der Ratingagentur Assekurata im aktuellen "Marktausblick zur privaten Krankenversicherung
2015/2016".
"Hohe Prämiensteigerungen können zur Stimmungsmache gegen die PKV genutzt werden", schätzt Reichl ...Den
Versicherten müsse generell klar sein, dass die Beiträge in der klassischen Vollversicherung - also ohne die Beihil-
fe- im Schnitt um 4-5% im Jahr steigen, so seine Einschätzung in der Ärztezeitung Juni 2015.
Akteneinsicht Patient
Frage eines Mitgliedes:
Eine Patientin möchte gerne Einsicht in Ihre persönliche Akte.
Wie weit dürfen bzw. müssen wir das gewährleisten?
Antwort durch Herr RA Marius Mertineit:
Im Grundsatz gilt, dass der Patient Anspruch auf unverzügliche Gewährung der Akteneinsicht hat, wobei Akten-
einsicht tatsächlich Einsichtnahme in der Praxis bedeutet. Ein Anspruch auf Fertigung und Zusendung von Kopien
darf von einer Kostenübernahme samt Vorschusszahlung abhängig gemacht werden, OLG Frankfurt / Main, Be-
schluss vom 09.05.2011, 8 W 20/11.
Der Umfang des Einsichtsrechtes erfasst grundsätzlich die gesamte Behandlungsdokumentation.
Ausnahmen können sich - gerade im psychotherapeutischen Bereich - ergeben:
Sowohl § 11 MBO, als auch die Regelung des § 630g BGB schränken das Einsichtsrecht dergestalt ein, dass nicht
gewichtige therapeutische Gründe oder sonstige, erhebliche Rechte Dritter entgegenstehen dürfen. In diesem Fall
ist die Ablehnung zu begründen. Ggf. müssen problematische Stellen bei der Gewährung der Einsicht ausgenom-
men, etwa geschwärzt werden.
Die Begründung kann insoweit abstrakt gehalten werden, als nicht aus der Ablehnungsbegründung selbst prob-
lematische Informationen herauslesbar werden sollen.
Im Falle der Psyhotherapie können entgegenstehende Gründe beispielsweise entgegenstehende Rechte von El-
tern oder Partnern der Patienten sein.
Im Zweifel ist für das Einsichtsnahmerecht zu entscheiden.
Streitig ist der Anspruch auf Einsichtnahme bezüglich persönlicher Anmerkungen des behandelnden Arztes. Zum
Teil wurde die Auffassung vertreten, dass der Anspruch auf vollständige Einsichtnahme sich nur auf objektivierba-
18
res Geschehen / Befunde erstrecke, jedoch folgt aus der Begründung des Gesetzgebers, dass ausdrücklich auch
persönliche, nicht zwingend fachlich motivierte Anmerkungen des Behandlers unter das Einsichtnahmerecht fal-
len - dessen Sinn und Zweck gerade darin bestehe zu prüfen, welche Daten über ihn gesammelt werden. Spickhoff
nennt hierzu die Beispiele "extrem gesprächiger Patient" "IGEL anbieten" als vom Einsichtnahmerecht umfasst,
Spickhoff in Medizinrecht § 630g BGB Rn. 4.
Marius Mertineit
Rechtsanwalt
Rechtsanwälte Wurm, Pfeiffer & Kollegen
Gymnasiumstraße 18
63654 Büdingen
Telefon: 06042 97500 - 70
Telefax: 06042 97500 - 730
Aus „Stiftungsbrief“ 3. Quartal 2015
Rechtstipp: Juniorpartnerschaften gelten häufig als abhängige Beschäftigung
Ärzte und Zahnärzte, die in ihrer Praxis mit Juniorpartnern arbeiten, sollten ihre Gesellschafterverträge prüfen.
Das LSG Baden-Württemberg entschied mit Urteil vom 12.12.2014, dass Juniorpartner unter bestimmten Voraus-
setzungen als abhängig beschäftigt anzusehen sind – und somit der Sozialversicherungspflicht unterliegen (Az. L 4
R 1333/13).
Juniorpartner bringt kein Kapital ein
Im vorliegenden Fall begründete das Gericht seine Entscheidung damit, dass der Juniorpartner kein unternehme-
risches Risiko trug und nicht am Gesellschaftskapital beteiligt war. Weiterhin war der Juniorpartner dazu ver-
pflichtet, seine Leistungen persönlich durchzuführen und durfte Aufgaben nicht delegieren. Damit sah ihn das
Gericht nicht als selbstständig tätig an.
Vereinbarungen anpassen
Praxen sollten daher gerade ältere Verträge von Berufsausübungsgemeinschaften auf diese neuen Erfordernisse
anpassen. Unterstützung bieten z. B. unsere Justiziare.
Die eigene Homepage durch „Hyperlinks" bereichern: Welche rechtlichen Risiken gibt
es?
Sehr geehrte Damen und Herren,
wer kennt die Versuchung nicht, die eigene Homepage durch Hyperlinks ansprechender zu machen. Die Haftung
des Betreibers für die Inhalte („Content"), auf die mit dem Hyperlink verwiesen wird, ist schwierig.
Haftung für fremde Inhalte.
Bei der Haftung für fremde Inhalte über Hyperlinks (,‚Links") ist die Art der Datenübernahme, ihr Zweck und die
konkrete Präsentation der fremden Inhalte durch den Übernehmenden, wie sie sich aus der Gesamtschau der
Website für einen objektiveren Betrachter ergibt, entscheidend (Köhler/Arndt / Fetzer, Recht im Internet, Rdnr.
19
757). Im Zweifel muss davon ausgegangen werden, dass eine Haftung für Inhalte der „verlinkten" Website anzu-
nehmen ist.
Wann liegt haftungsbegründendes „zu Eigen machen" vor?
Das haftungsbegründende „zu Eigen machen" fremder Inhalte liegt vor, wenn der Anbieter sich mit der fremden
Information identifiziert, also klar und deutlich zu verstehen gibt, dass er mit ihnen übereinstimmt (Leupold /
Glossner, Münchener Anwaltshandbuch lT-Recht, Rdnr. 458). Wann ein haftungsbegründendes „zu Eigen ma-
chen" vorliegt, ist im Einzelfall kritisch zu beurteilen und anhand der Kriterien der Rechtsprechung nicht sicher
einzuschätzen.
Haftungsausschluss mit „Disclaimer"?
Von Bedeutung ist deshalb, inwieweit durch Disclaimer („Haftungsausschluss") rechtlich wirksam eine Haftungs-
freistellung erreicht werden kann. „Der Versuch, durch einen allgemeinen Disclaimer eine Haftungsfreistellung zu
erreichen, kann nicht gelingen. Ein Disclaimer kann nämlich überhaupt nur Wirkung erzielen, wenn er mit dem
Verhalten und dem übrigen Internetauftritt eines Verwenders übereinstimmt. Ergibt sich aber aus dem Internet-
auftritt eine Beziehung zwischen Verwender des Disclaimers und dem Link, so kann der Disclaimer diese Bezie-
hung gerade nicht konterkarieren und bleibt wirkungslos" (Köhler/Arndt/Fetzer, a. a. 0., Rdnr. 798). Auch beim
„DisclaimeC ist also eine Einzelfallbetrachtung erforderlich.
Fazit
Obman Hyperlinks für eine effektive Homepage wirklich benötigt, muss jeder Betreiber letztlich selbst entschei-
den. Werden Hyperlinks gesetzt, muss sich der Betreiber einer Homepage über die rechtlichen Risiken im Klaren
sein. Ein „Disclaimer" könnte rechtswirksam allenfalls dann sein, wenn eine gezielte, unmissverständliche Distan-
zierung von den Inhalten, auf den der Hyperlink verweist, erfolgt. Doch welchen Sinn haben dann noch Hyper-
links? Dann wäre es der sichere und vor allem vollständig zu kontrollierende Weg, die Inhalte, die man über den
Hyperlink erreichen möchte, direkt in der eigenen Homepage aufzunehmen.
Dr. jur. Frank A. Stebner
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Medizinrecht
Reitling 3
38228 Salzgitter
www.DrStebner.de
(Zahn-)Ärzte müssen für Hintergrundmusik im Wartezimmer keine Gema-Gebühren zah-
len Mit Urteil vom 18.06.2015, Az. I ZR 14/14 hat der Bundesgerichtshof entschieden, dass die Wiedergabe von Hin-
tergrundmusik in (Zahn-)arztpraxen im Allgemeinen keine vergütungspflichtige Wiedergabe im Sinne des Urhe-
berrechtsgesetzes ist. Folglich sind hierfür keine Gema-Gebühren (mehr) zu entrichten. Der BGH orientierte sich
an einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2012.
Hintergrund der Entscheidung
Klägerin ist die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema). Der
Beklagte ist Zahnarzt und betreibt eine eigene Praxis, in deren Wartebereich Hörfunksendungen als Hintergrund-
musik übertragen werden.
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Die Parteien hatten am 06.08.2003 einen urheberrechtlichen Lizenzvertrag geschlossen, mit dem die Klägerin
dem Beklagten das Recht zur Nutzung des Repertoires der Gema, der VG-Wort und der GVL zur Wiedergabe von
Hörfunksendungen in seiner Praxis entgeltlich eingeräumt hatte. Der Beklagte kündigte diesen Vertrag zum
17.12.2012 fristlos. Er stellte sich auf den Standpunkt, dass die Wiedergabe von Hintergrundmusik in Zahnarzt-
praxen nach dem Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) vom 15.03.2012, Az. I ZR 14/14 keine
öffentliche Wiedergabe darstelle. Die Klägerin nahm den Beklagten daraufhin auf Zahlung in Anspruch.
Keine öffentliche Wiedergabe von Hörfunksendungen
Der BGH sieht sich an die Auslegung des Unionsrechts durch den EuGH gebunden. Das Urteil des EuGH betraf
zwar einen Fall aus Italien. Das nationale Recht ist aber richtlinienkonform auszulegen. Der zu beurteilende Sach-
verhalt stimme in allen wesentlichen Punkten mit dem Sachverhalt überein, der dem EuGH bei seiner Entschei-
dung vorgelegen habe.
Die Karlsruher Richter urteilten deshalb, dass die Wiedergabe von Hörfunksendungen in Zahnarztpraxen im All-
gemeinen - und so auch bei dem Beklagten - nicht öffentlich und damit auch nicht vergütungspflichtig ist. Ent-
sprechendes gilt auch für sonstige Arztpraxen.
Autorin: Rechtsanwältin Anja Richter aus der Kanzlei Johst Richter Rechtsanwälte, Sozietät für Medizin-, Versiche-
rungs-, Bank- und Kapitalmarktrecht (www.johstrichter.de).
Langfinger: So schützen Sie Ihre Praxis und Ihr Team vor Schaden Überfall in der Praxis: Jemand bedroht Ihre Angestellten und fordert Bargeld oder den Rezeptblock. Wie reagie-
ren Sie in so einer Situation richtig und was können Sie tun, um auf solche Ereignisse vorbereitet zu sein? Hier
fassen wir für Sie Tipps vom Experten zusammen, wie Sie und Ihr Team sich im Notfall richtig verhalten.
Laut Marcus Dannapfel, Polizeibeamter aus München und Experte für Gewalt- und Kriminalprävention, handle es
sich bei potentiellen Tätern meist um Drogenabhängige, die die Praxis bereits kennen, oder um Kleinkriminelle.
Dabei können Geld, Medikamente, aber auch Rezeptvordrucke oder Praxisstempel zum Raubgut werden.
Im Verdachtsfall: Ruhig bleiben, Person direkt ansprechen
Vorsicht ist geboten, so der Polizist, wenn ein Praxisbesucher keinen Termin hat, sich auffällig verhält und nicht
klar benennen kann, weshalb er die Praxis aufgesucht hat.
Der Experte rät in so einer Situation folgendes:
Zunächst aufmerksam und ruhig bleiben
Die Person direkt auf ihr Anliegen ansprechen
Gibt es keine überzeugende Antwort, sollte der Betreffende unmissverständlich aufgefordert werden, die
Praxis sofort zu verlassen
Folgt die Person dieser Aufforderung nicht, sollten zum Selbstschutz weitere Kollegen miteinbezogen und
gegebenenfalls die Polizei verständigt werden.
Dannapfel zufolge brechen zwei Drittel der Täter ihre Tat ab, wenn sie verbal angegriffen oder angeschrien wer-
den.
Ratschläge vom Experten: Abstand halten, im Notfall wehren
In einer brenzligen Situation gilt laut Dannapfel grundsätzlich: Abstand zu gewaltbereiten Menschen halten! Zum
Selbstschutz sei allerdings erlaubt:
Notwehr und Selbstverteidigung (eine gewisse Verhältnismäßigkeit vorausgesetzt)
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Festsetzen bzw. Einschließen des Verdächtigen im Sprechzimmer: Wird ein Dieb auf frischer Tat erwischt,
gilt das Festnahmerecht für jedermann, bestätigt Dannapfel.
Nicht erlaubt sei es dagegen, den Verdächtigen eigenhändig zu durchsuchen. Das müsse man der Polizei überlas-
sen.
Prävention: Gemeinsam im Team Handlungsstrategien entwickeln
Das bewusste, sichere Auftreten in Konfliktsituationen ist wichtig. Es verleiht den Mitarbeitern Sicherheit, wenn
sie in der Gewaltprävention geschult sind und eine gemeinsame Verhaltensstrategie verabredet haben. Viele Tä-
ter ziehen sich schnell zurück, wenn sie merken, dass das Praxispersonal aufmerksam und vorbereitet ist.
Zur Entwicklung eines solchen Aktions- und Stufenplans sind folgende Punkte hilfreich:
Welches Verhalten von Praxisbesuchern wird keinesfalls akzeptiert?
Wann wird jemand der Praxis verwiesen?
Wer beobachtet diese Person? Wer verständigt die Polizei?
Welcher Mitarbeiter ist autorisiert, anstelle des Praxisinhabers ein Hausverbot zu erteilen oder gegebe-
nenfalls einen Strafantrag zu stellen?
Außerdem sollte mögliches Diebesgut, wie Rezeptvordrucke oder Praxisstempel, so gelagert werden, dass Straftä-
ter diese nicht ohne weiteres erreichen können. Ein Praxisstempel auf der Empfangstheke ist leichte Beute.
Übrigens: Geschädigten Praxisinhabern rät der Experte bei Verdachtsfällen zur Anzeige: "In der Szene spricht es
sich ganz schnell herum, wenn eine Praxis solche Übergriffe ohne Konsequenzen durchgehen lässt“.
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1. DZW: So erhöhen Praxisteams die Sicherheit (http://www.dzw.de/artikel/so-erhoehen-praxisteams-die-sicherheit-0) 2. Ärzte Zeitung online: Wenn die Praxis zum Tatort wird
(http://www.aerztezeitung.de/praxis_wirtschaft/praxisfuehrung/default.aspx?sid=886026&sh=1&h=-1582368933&ticket=ST-5489-N7mDVxRNqwgIacdJHZHgaGXyMyfabv9mUAt-20)
Freund und Feind sind schwer zu unterscheiden Wenn Ärzte sozia le Medien nutzen, sollten sie einiges beachten
„Das Internet macht uns zu transparenten Menschen, deren Daten überall und von jeden: einzusehen sind",
verteufeln die einen die sozialen Medien. Andere sind mit Informationen bei Facebook und Co gar nicht geizig.
Die Kunst liegt - wie bei vielen: - im Mittelweg.
Kürzlich bekam ich - eine KV-Mitarbeiterin - per E-Mail eine Einladung von einem KVBW-Mitglied, mich an einem
beruflichen Netzwerk zu beteiligen. Da ich in keinem sozialen Netzwerk bin und auch keinen neuen Job suche,
habe ich erst mal kein Profil angelegt. Bei der dritten Aufforderung des Arztes wurde ich stutzig: Ich fand heraus,
dass die Plattform von den Mailaccounts seiner Mitglieder „Einladungen“ an Outlookkontakte schickt. Die Mail
war also überhaupt nicht von dem Arzt persönlich gesendet worden, sondern automatisch.
Jeder zweite Arzt ist laut Schätzung im Social Web aktiv. Doch was passiert dabei mit gesundheits- oder patien-
tenbezogenen Daten? Nach „Arzt und Wirtschaft online" vom 19. Juni bekommt der Nutzer nach der Registrie-
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rung in einem sozialen Netzwerk in der Regel angeboten, die Kontakte zu synchronisieren. Das bedeutet, dass alle
Kontakte aus Adressbüchern herangezogen werden, egal ob sie auf dem Smartphone, dem Tablet oder dem PC
liegen.
Wer dies vom Praxisrechner aus tut, muss damit rechnen, dass neben Freunden auch Patienten angeschrieben
werden. Der Verstoß gegen Schweigepflicht und Datenschutzvorgaben, die der Arzt eventuell unfreiwillig began-
gen hat, kann schnell zum juristischen Fallstrick werden. Freundschaftsanfragen sollten daher abgelehnt, private
und geschäftliche Accounts streng getrennt werden.
Was bei der Nutzung von Facebook, What's App, Linkedin und anderen sozialen Medien zu beachten ist, fasst die
Schrift „Ärzte in sozialen Medien" der Bundesärztekammer unter www.bundesaerztekammer.de zusammen. Sei-
en es Probleme mit Diffamierung, Verstöße gegen das Fernbehandlungsverbot oder gegen berufswidrige Wer-
bung: Anhand von Fallbeispielen wird aufgezeigt, dass man ungewollt in die Schweigepflicht-Falle tappen kann.
Etwa, wenn ein angestellter Arzt eines Krankenhauses ein Fallbeispiel mit einem tragischen Krankheitsverlauf
berichtet. Obwohl er weder Namen noch Krankenhaus nannte, konnte ein Angehöriger des Erkrankten die Identi-
tät durch Recherche und Kombination sehr wohl zuordnen. Ef
Weitere Informationen:
QM-Fachberater der KVBW
071107875-3300
Geldwerte Vorteile für Privatversicherte
Beiträge zur Privaten Krankenversicherung können seit einigen Jahren besser von der Steuer abgesetzt werden,
darauf haben wir bereits hingewiesen. Die Faustformel ist: mindestens 80%, bei der Pflegeversicherung 100%!
Allerdings betrifft das nur die "Kernbeiträge", nicht aber Chefarzt-oder Heilpraktiker-Behandlung, auch nicht die
Tagegeld- Prämien. Auch können die Selbstbehalte nicht verrechnet werden, und Beitragsrückerstattungen wer-
den abgezogen. Wie das alles genau aussieht, kann man bei seiner Gesellschaft nachfragen.
Was vielen noch wenig bekannt ist: das Finanzamt erkennt auch Beiträge an, die im Voraus bezahlt werden, und
zwar für einen Zeitraum von bis zu 2 1/2 Jahren, das kann im Einzelfall sehr günstig sein! Sie können das durchaus
noch für die Steuererklärung 2014 nutzen.
Rote Liste
Alle Mitglieder des Privatärztlichen Bundesverbandes , die die "Rote Liste" nicht bekommen , können sich kurz
schriftlich ([email protected] ) an den PBV wenden , um den kostenlosen Bezug anzufordern .
Innovation in der Langzeit-Blutdruckmessung: Blutdruckmessung ohne Manschette
Ein neues Gerät zur kontinuierlichen störungsfreien Messung des Blutdrucks und weiterer Parameter wie Lang-
zeit-EKG und HRV
Langzeit-Blutdruckmessungen werden traditionell mittels der Druckluftmanschette durchgeführt. Doch diese zeigt
ihre Schwächen gerade in der Schlafphase durch Störung des Patienten und Messwertverfälschungen. Eine inno-
vative Methode zur kontinuierlichen, rückwirkungsfreien Blutdruckmessung ohne Manschette räumt mit den
Nachteilen auf.
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Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit unter der fast jeder dritte Deutsche leidet. Zur Diagnose von Hypertonie
allerdings ist eine Einzelmessung des Blutdrucks nicht ausreichend: Sie stellt nur eine Momentaufnahme dar und
kann von vielen Faktoren beeinflusst werden. Darüber hinaus unter-
liegt unser Blutdruck tageszeitlichen Schwankungen. Vor allem
nächtliche Werte, die weder in der Arztpraxis, noch bei Selbstmes-
sungen erfasst werden, sind für die Beurteilung wichtig. Aus diesem
Grund ist eine Langzeit- Blutdruckmessung aufschlussreicher.
Bisher wird diese ambulante 24-Stunden-Messung mittels eines Manschettengerätes durchgeführt. Während der
Nacht allerdings haben die etablierten Manschetten-Messgeräte diverse Schwachpunkte, da Messfehler durch
das Aufpumpen der Manschette und daraus resultierenden Aufwachreaktionen zu Fehldiagnosen führen können.
Durch die diskontinuierlichen Messungen können Blutdruckschwankungen und -spitzen gerade im REM-Schlaf
nicht erfasst werden.
Ein genaueres Bild ergibt sich durch eine kontinuierliche Messung des systolischen und diastolischen Blutdrucks,
die alle Minima und Maxima im Blutdruckverlauf genau abbildet. Die SOMNOtouch™ NIBP misst den Blutdruck
kontinuierlich, beat-to-beat, anhand der Pulswellenlaufzeit (Pulse transit time, PTT), die mittels eines EKGs und
des Fingerpulses bestimmt wird.
Das Verfahren ist patentiert und mehrfach klinisch validiert,
unter anderem nach dem Internationalen Protokoll der
Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH).
Die Vorteile dieser Messmethode liegen besonders für
nächtliche Messungen auf der Hand:
Sichere Diagnosen: Kontinuierliche Aufzeichnung
des Blutdrucks ohne Messfehler, die durch das Auf-
pumpen der Manschette entstehen. Somit entste-
hen keine Messwertverfälschungen nach Aufwach-
reaktionen.
Dank der Messung ohne Manschette, die die Pati-
enten beim Aufpumpen oft als sehr störend und
unangenehm empfinden, bietet die SOMNOtouch™
NIBP höchsten Komfort für die Patienten.
Kontinuierliche Messung: Deckt alle Maxima und Minima im Blutdruckverlauf ab und zeigt alle Informati-
onen über den Blutdruck im Schlaf. So lassen sich Aussagen zum Blutdruckverhalten während des REM-
Schlafs machen und auch Dipping/Non-Dipping sicher bestimmen.
NBPF (Nocturnal Blood Pressure Fluctuations) nach Schlafstörungen (z.B. Apnoen, periodischen Beinbe-
wegungen) als direkte Ursache von Bluthochdruck oder Non-Dipping können nachgewiesen werden.
Der hydrostatische Effekt bei Körperlagewechsel wird minimiert.
Neben der kontinuierlichen, rückwirkungsfreien Langzeit-Blutdruckmessung werden in einer Messung weitere
diagnostisch relevante Informationen erfasst: Holter EKG, Oximetrie, motorische Aktivität und die PWV (Pulse
Wave Velocity) als Maß für die Gefäßsteifigkeit.
Durch die parallele Aufzeichnung lassen sich die Messergebnisse direkt miteinander korrelieren, was einen ver-
tieften Einblick in das nächtliche Blutdruckverhalten ermöglicht.
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Buchvorstellung
Aus „der niedergelassene Arzt“ 5/2015
Diane Scinfilippo
Das große Buch der Paläo-Ernährung
432 Seiten, 24,99 Euro,
ISBN 978-3-86883-480-2
Riva Verlag
Das Prinzip ist einfach: Man vermeidet industriell verarbeitete Nahrungsmittel und Produkte wie Getreide, Hül-
senfrüchte und pasteurisierte Milch. Nichts anderes ist die Paläo- oder Steinzeiternährung.
„Das große Buch der Paläo-Ernährung" erklärt die zahlreichen Vorteile der Steinzeiternährung für die Gesundheit
und bietet neben ausführlichen Hintergrundinfos einen großen Rezeptteil. Es ist ein Standardwerk für alle, die
diese Ernährungsform für sich entdeckt haben oder noch entdecken wollen.
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Kassenärzte/"Vertragsärzte" müssen wieder einmal neue Bürokratie bewältigen, bei der Umsetzung von allen
möglichen "Stärkungsgesetzen"; schon die Formulierungen stellen eine Provokation dar! Zuletzt gipfelte das in
einem "Antikorruptionsgesetz", womit die Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie auf eine harte Probe gestellt
wird, nur weil es unrühmliche Ausnahmen (von normaler Zusammenarbeit/Unterstützung) gab. Bei uns Privatärz-
ten könnte ebenfalls ein rauher Wind wehen, wenn man erfährt, dass wieder einmal ganze Schwadrone von
Staatsanwälten im Hintergrund recherchieren gegen "Betrug bei der Laborabrechnung". Auch wenn Sie der Mei-
nung sind, dass sie niemanden schädigen: seien Sie auf der Hut! Die Leistungen extern erbrachter Speziallaborleis-
tungen nach §4 Absatz2, S.1 GOÄ stehen unter verschärfter Beobachtung.
Insgesamt gehen die meisten von uns mit einem "freien", guten Privatarztgefühl in die Ferien.
Wir, die Vorstandschaft, wünschen Ihnen einen erholsamen Urlaub. Wir freuen uns, Ihnen eine gute, erfolgreiche
Perspektive bei der Ausübung eines freien Berufes weiterhin bieten zu können, mit unseren Veranstaltungen so-
wie durch unsere ständige Bereitschaft, Ihnen mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen.
Dr. med. Heinz Oehl-Voss