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vv SBB-Dreistromlok Ae 4/6 III 10 851 semaphor Das Fahrzeugporträt: Die elf SBB-Speisewagen der Einheitsbauart I (EW I) «Zu meines Vaters Zeit»: unterwegs mit der Ce 6/8 I 14 201 als Bremsversuchslok Es war einmal: Die CFe 4/4 5–7 wechseln vom Glarner Sernftal ins Wallis zur AOMC Klassiker der Eisenbahnen CHF 26.50 / e 22.– Sommer 2015

semaphor · 2015. 6. 5. · Semaphor-Ausgabe «Frühling 2015», Seiten 13 bis 27. Jede Geschichte hat auch eine Vorgeschichte. Weil ab dem Frühjahr 1957 vormittags beide Gleichstrom-Pendelzüge

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Page 1: semaphor · 2015. 6. 5. · Semaphor-Ausgabe «Frühling 2015», Seiten 13 bis 27. Jede Geschichte hat auch eine Vorgeschichte. Weil ab dem Frühjahr 1957 vormittags beide Gleichstrom-Pendelzüge

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SBB-Dreistromlok Ae 4/6III 10851

semaphor

Das Fahrzeugporträt: Dieelf SBB-Speisewagen derEinheitsbauart I (EW I)

«Zu meines Vaters Zeit»: unterwegs mit der Ce 6/8 I 14 201 als Bremsversuchslok

Es war einmal: Die CFe 4/45–7 wechseln vom GlarnerSernftal ins Wallis zur AOMC

Klassiker der Eisenbahnen

CHF

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Als ich dem Kollegen einer Tageszeitung letzthin stolz davon erzählte, dass sich meine Leserschaft jeweils gleichermassen kompetent wie thematisch ergänzend zu den im «Semaphor» publizierten Beiträgen äussert, seufzte er und meinte: «Ist Dir eigentlich bewusst, was für ein Glückspilz Du bist? Von derartigen Rückmeldungen wagt mein Redaktionsteam nur zu träumen! Zwar erreichen auch uns oft gut gemeinte Briefe, Mails etc. Was deren Inhalt betrifft, tragen sie jedoch meist wenig bis nichts Erhellendes zum angesprochenen Sachver-halt bei – es sind primär Selbstbeweihräucherungen selbster-nannter ‹Besserwisser›.» Kein derartiger Besserwisser ist Rainer Siegenthaler, seines Zeichens renommierter, sowie seit vielen Jahrzehnten tätiger Eisenbahn-Fotograf und -Historiker. Seine Reaktion auf die Semaphor-Ausgabe «Frühling 2015» lautete wie folgt: «Mir ist auf dem wunderschönen ‹Zugschluss›-Bild auf Seite 56 etwas aufgefallen: Das kurze, zwischen ABDe 4/8 750-Führerstand und Holzbohlenübergang erkennbare Gleisstück weist einen Stuhlschienenoberbau auf. Die gusseisernen ‹Stühle› sind gut sichtbar und es wurden Doppelkopfschienen eingebaut, welche sich in der Hälfte ihrer ‹Lebenszeit› kehren liessen, also um 180° in der Längsachse: Was anfänglich unten lag, befand sich nach dem Kehren oben. 1913, im Eröffnungsjahr, war die ganze BLS mit solchen Geleisen ausgerüstet. In der Zwischenzeit hat man die Hauptgeleise allerdings auf Kopf-/Fussschienen umgerüstet, wie sie auf dem Bild im dahinter sichtbaren Durchgangsgleis erkennbar sind. Auf den Ne-bengeleisen bestand 1968 hingegen immer noch der alte Stuhlschienen-Oberbau. Dass diese Technik auf allen BLS-Geleisen im Jahr 1913 üblich war, sieht man gut auf einem anlässlich der Streckeneinweihung gedrehten Film, wie auch auf zahlreichen historischen Fotografien.»

Als dieses undatierte Bild beim Feschfluh-Tunnel (zwischen Blausee-Mitholz und Kandersteg) entstand, fuhr die Ae 6/8 203, bis 1939 Be 6/8 203, noch über Doppel-kopfschienen aus der BLS-Anfangszeit. Foto Friedrich Volmar/Slg. CZ

Ich wünsche wiederum viel Lese- und Betrachtungsvergnügen

Redaktor und Herausgeber

EditorialInhaltsverzeichnis

Semaphor-Ausgabe Nr. 43

Ae 4/6 III 10851: Die einzige Dreisystemlok der SBB Seite 3

Es war einmal: Die CFe 4/4 5–7 der Sernftalbahn Seite 18

Damals und heute:Bahnhof Le Muids Seite 27

Poster Seiten 28 und 29

Die Speisewagen der Einheits-bauart EW I Seite 30

SemaForum Seite 42

Zu meines Vaters Zeit: Ce 6/8 I14201 als Bremsversuchs-lokomotive Seite 44

Das besondere Bild Seite 54 Vorschau Seite 55 Impressum Seite 55 Zugschluss Seite 56

Semaphor im Internet

Beachten Sieunsere Homepage www.semaphor.ch mitsamt den Rubriken:- Aktuelle historische Bahnen- Inhaltsverzeichnis 2005–2014

Was, Wann, Wo?

• www.voev.ch/Service/ Agenda/öV-Agenda

• www.sbbhistoric.ch,«Events»• www.rhb.ch, «Reisen»/

«Erlebnisfahrten»• www.sgeg.ch

Titelbilder

(Farbige) Betriebsbilder der SBB-Ae 4/6 III 10851 sind rar, stand die Lok doch nur selten im Einsatz – deutlich häufiger begegnete man ihr auf einem Abstellgleis. Alltag auf der SBB-Linie von Genève nach La Plaine waren demgegenüber die beiden SNCF-«Klassiker» CC-7100 und BB-8100. Unser Bild entstand im Bahnhof La Plaine, am 30. Juli 1964 – also in der Anfangszeit des SBB-Einzelgängers Nr. 10851. Foto Karl Meyer

Die drei kleinen Bilder stam-men von Gérald Hadorn, Hans Schneeberger und SBB Historic.

Poster, Seiten 28/29

Am 4. Oktober 1977 stand den SBB keiner ihrer beiden BDe 4/4 II-Gleichstrom-Pendel-züge zur Verfügung, weshalb als «Retter in der Not» die Ae 4/6 III 10851 einspringen musste. Mit einem Personen-zug nach La Plaine erreicht sie hier soeben die Haltestelle Bourdigny – diese hob man im Herbst 1994 auf.Foto Christian Zellweger

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Ae 4/6III 10851: Die einzige Dreisystemlok der SBB

Eng zur Geschichte der BDe 4/4 II-Pendelzüge, s. Semaphor-Ausgabe «Frühling 2015», gehört auch die zeitlebens in Genf stationierte SBB-Lok Ae 4/6 III 10851. Nachfolgend setzt sich Daniel Ammann mit diesem in mehrfacher Hinsicht speziellen Ein-zelstück auseinander.

Bisher ist zum Thema Ae 4/6 III praktisch immer das gleiche Typenbild der Fa. BBC publi-ziert worden – dasjenige hier gelangt hingegen wohl erstmals zum Abdruck. Entstanden ist es am 10. Juli 1961 im Gelände der Hauptwerkstätte (HW) Zürich.Foto SBB HW Zürich/Slg. CZ

Ende September 1956 erfolgte auf der SBB-Linie Genève–La Plaine die Einführung des elektrischen Betriebes mit 1500 Volt Gleichstrom nach SNCF-Normen, und zwar gemäss dem nachstehend aufgelisteten «Fahrplan»:– Am Donnerstag, 27. September 1956, fand die offizielle

Einweihung des elektrischen SNCF-Betriebes bis Genève statt. Den Extrazug bespannte die festlich geschmückte französische CC-7121

– Am Samstag, 29. September 1956, wurde der normale elektrische Betrieb aufgenommen

– Am Sonntag, 30. September 1956, vollzog man den Wechsel vom «Sommer»- auf den «Winter»-Fahrplan.

Für den Lokalverkehr stand dazu ab Herbst 1956 ein neu-er, speziell für diese Linie gebauter SBB-Pendelzug BFe 4/4 II + ABt4 zur Verfügung, von Mitte März 1957 an auch eine zweite derartige Komposition – siehe Semaphor-Ausgabe «Frühling 2015», Seiten 13 bis 27.

Jede Geschichte hat auch eine VorgeschichteWeil ab dem Frühjahr 1957 vormittags beide Gleichstrom-Pendelzüge genutzt wurden, ertönte umgehend der Ruf nach einem elektrischen Reservefahrzeug. Ganz neu war diese Idee allerdings nicht mehr, existiert dazu doch eine Vorgeschichte: Bereits 1955 keimte nämlich die Idee, den seit Herbst 1954 abgestellten SBB-Gasturbinen-Einzel-gänger Am 4/6 1101 in eine Mehrspannungslokomotive

Die 1961 gelieferte Ae 4/6 III 10851 entstand aus der anno 1941 gebauten Gasturbinen-lokomotive Am 4/6 1101.Foto Hans Schneeberger

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Nachdem die Sernftalbahn (SeTB) ihren Betrieb per 31. Mai 1969 einstellte, ging der Abtransport aller drei BDe 4/4 in die Westschweiz zügig über die Bühne. Bereits im Juni 1969 wurden die erst 20-jährigen Triebwagen in Schwanden auf Normalspurgüterwagen verladen und nach Monthey spediert. Dort gelangte das Trio zum Depot der Privatbahn Aigle–Ollon–Monthey–Champéry (AOMC), wo Handwerker umgehend die wenigen wirklich notwendigen Anpassungen durchführten. Aussen wurde dabei lediglich die Anschrift «Sernftalbahn» durch das AOMC-Signet ersetzt. Zu kommerziellen Einsätzen eines ehemaligen SeTB-Triebwagens im alten «Glarnerland-Kleid» kam es allerdings nur ein einziges Mal, und zwar deshalb, weil anlässlich eines Grossanlasses einer der bisherigen AOMC-Motorwagen ausfiel – siehe Bilder auf den Seiten 20 und 21.

Im Dienste der AOMC von 1969 bis 1985/86Mit den weiteren Arbeiten, welche in erster Linie den Umbau von der +GF+-Kupplung auf das Mittelpuffersystem betrafen, liess sich die AOMC dann aller-

In der Ausgabe «Frühling 2015» standen die anno 1949 für die Sernftalbahn gebauten CFe 4/4 5–7 im Fokus unserer Berichter-stattung. Nun gehen wir auf das Zeitfenster «1969 bis Mitte 1980er-Jahre» ein, in der die Triebwagen bei der Privatbahn Aigle–Ollon–Monthey–Champéry (AOMC) aktiv waren.

Es war einmal: Die CFe 4/4 5–7 der Sernftalbahn

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Ohne irgendwelche Fahrgäste ist der BDe 4/4 111 am 19. September 1970 bei St-Triphon unterwegs nach Aigle – also in Fahrtrichtung links. Weil im Archiv meh-rere sehr ähnliche, an der gleichen Stelle entstandene Diapositiv vorhanden sind, liegt die Vermutung nahe, dass es ein Fotohalt gewesen ist. Und auch die im hinteren Führerstand tätigen zwei Werkstättemitarbeiter lassen darauf schliessen, dass sich der Triebwagen auf einer Probefahrt befunden hat. Foto Karl Meyer

Rettungsaktion

Der Verein Sernftalbahn bittet um Unter-stützung für die Rückführung eines ehema-ligen SeTB-Triebwagens aus Österreich ins Glarnerland. Das Spendenkonto lautet:GRB Glarner RegionalbankIBAN: CH22 0680 7042 0456 4180 9; Vermerk «Rückholaktion Triebwagen»Weitere Informationen finden sich auf der Homepage: www.sernftalbahn.ch

Sernftalbahn-Museum

Die Geschichte der Sernftalbahn wird vom gleichnamigen Verein im Güterschuppen der einstigen SeTB-Station Engi Vorderdorf dar-gestellt. Auf dem überdachten Museumsgleis erinnern zudem restaurierte Originalfahrzeu-ge an den früheren Bahnbetrieb.Das Museum ist jedes dritte Wochenende der Monate Mai bis Oktober von 10–16 Uhr geöffnet, jeweils am Samstag und am Sonn-tag. Bei trockener Witterung fährt jeweils die neue Gartenbahn.

dings ziemlich viel Zeit – es sollte 1970 werden, bis alle drei Fahrzeuge ihr Sernftalbahn-Äusseres verloren hatten. 1969 betraf es die– Ex SeTB-Nr. 5, neu AOMC 111– Ex SeTB-Nr. 7, neu AOMC 1131970 dann die – Ex SeTB-Nr. 6, neu AOMC 112Primär ins Auge stach dabei der neue weinrot/hellgraue AOMC-Anstrich, den die jetzt als BDe 4/4 111–113 bezeichneten Triebwagen trugen.

Bis 1976 sah das Betriebskonzept der AOMC wie folgt aus: In Aigle über-nahm ein «Taltriebwagen» die Anhängelast nach Monthey-Gare, wobei der Zug in Monthey-Ville die durchgehenden Wagen nach Champéry zurückliess. Letztere fuhren dann nach einem Richtungswechsel hinter einem der Bergtrieb-wagen BDeh 4/4 11–14 weiter südwestwärts, bis zur Endstation der Strecke in Champéry. In der Gegenrichtung wurden die durchgehenden Wagen an den Schluss des Zuges von Monthey-Gare angehängt. Fortsetzung auf Seite 26

Es war einmal: Die CFe 4/4 5–7 der Sernftalbahn

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Damals und heute: Bahnhof Le Muids

Am Dienstag, 15. Juli 1969, verlässt Personenzug 56 der Privat-bahn Nyon–St.Cergue–Morez (NStCM) den malerisch gelege-nen Bahnhof Le Muids mit Ziel La Cure (seit Herbst 1958 ist der Abschnitt La Cure–Morez aufgehoben). Die Komposition setzt sich zusammen aus dem ABDe 4/4 6, dem K 30 und dem Bi 24, auf dessen hinterster Plattform sich junge Reisende gemütlich

Modernisieren liess sich die NStCM erst nach dem Entscheid der Aufrechterhaltung des Bahnbetriebs – Letzterer ist mittler-weile richtiggehend «aufgeblüht». Allerdings fiel das für den unteren Streckenteil typische Bahnhofsgebäude von Le Muids 1986 einer Brandstiftung zum Opfer und musste ersetzt wer-

installiert haben – sogar auf dem Übergangsblech! Das Bild strahlt «Eisenbahnstimmung» vergangener Zeiten aus: Holz-masten mit einfacher Fahrleitung, wellendes Gleis, hölzernes Bahnhofgebäude und ein mobiles Viehgatter im hohen Gras auf der Güterverladerampe. Abgesehen von den Bekleidungen könnte das Bild ein halbes Jahrhundert früher entstanden sein.

den. Zur gleichen Zeit entstand an Stelle der Verladerampe ein Stumpengleis. Im heutigen Taktfahrplan dient Le Muids als Kreuzungsstation: Am Montag, 11. Mai 2015, fährt Zug 129, be-stehend aus BDe 4/4 211 und Bt 305, als erster hier ein.Fotos Marc Dietschy, Daniel Ammann Text Daniel Ammann

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Die Speisewagen der Einheitsbauart EW I

Am 7. Juni 2014 lief im Extrazug 31113 Erstfeld–Göschenen einer von zwei EW I-Speisewagen der Stiftung SBB Historic mit: Hier rollt der WR 50 85 88-33 702 (ursprünglich Dr4ü 10131) über die untere Meienreussbrücke in Richtung Wassen. Geführt wurde die Komposition von der Be 4/7 12504 (Zuglok) und dem «Krokodil» Ce 6/8 II 14253 (Vorspann). Foto Christian Zellweger

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Zwischen Lengnau und Grenchen Nord, Oktober 1972: Der durch zwei Häuser begrenzte Blick auf den 285 m langen Mösliviadukt zeigt einen Schnellzug, dessen EW I-Speisewagen mit einem 1. Kl.-EW II gekuppelt ist. Foto SBB Historic

Die Geschichte der SBB-Speise-wagen ist bis heute erst teil- weise aufgearbeitet worden, u. a. im Buchklassiker «Die Leicht- stahlwagen der SBB» von Karl Emmenegger (Pharos-Verlag, Basel, 1997). Unser Beitrag wendet sich den etwas jüngeren Speisewagen vom Typ EW I zu.

Gegen Ende der 1950er-Jahre musste die Schweizerische Speisewagen-Gesellschaft (SSG) ihre letzten Speisewagen der Bauart «Ringhofer, Prag» – sie stammten noch aus der Gründerzeit und besassen Holzkasten – ersetzen. Der Auftrag ging an die Schweizerische Wagons- und Aufzügefabrik AG, Schlieren (SWS) bei Zürich, welche zwischen 1958 und 1961 elf fabrikneue Speisewagen lieferte. Der damaligen SBB-Philosophie entsprechend gehörten sie dem Einheitswagentyp Typ I (EW I) an. Im Laufe der Zeit wurden sie mehrfach umgebaut und verkehrten während rund 40 Jahren auf den meisten normalspurigen schweizerischen Schnellzugs- linien. Wir blicken somit auf einen Teil der wechselvollen Geschichte der klassi-schen SBB-Speisewagen mit Küche zurück.

Weiterentwicklung der LeichtstahlspeisewagenDas Grundkonzept und die Raumaufteilung entspricht den 1944–1953 gebauten Speisewagen der Leichtstahlbauart, also mit Abwaschraum, Küche, Office und getrennte Gasträume für Raucher und Nichtraucher mit 52 Sitzplätzen, aufge-teilt auf Vierertische – siehe Typenskizze auf Seite 40. Ebenso wurde das damals typische Merkmal eines SBB-Speisewagens, der Dachstromabnehmer mit Transfor-mator für die Energieversorgung, von den Leichtstahlwagen übernommen. Diese Einrichtung ermöglichte einerseits die Inbetriebnahme der Küche schon vor der Bereitstellung des Schnellzuges, also noch auf dem Abstellgleis, und andererseits

Reger Nummernwechsel

Mehrere der elf EW I-Speisewagen trugen im Laufe der Zeit bis zu vier unterschiedli-che Fahrzeugnummern. Detailliert darauf ein geht unsere Tabelle im Teil 2 dieses Beitrags – in der Semaphor-Ausgabe «Herbst 2015». CZ

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Zu meines Vaters Zeit: Ce 6/8 I 14201 als Bremsversuchslokomotive

Hans Schneeberger stand sozusagen eine «eigene» Lokomotive für Bremsversuche zur Verfügung – die Ce 6/8 I 14 201. Für den Unter-halt seiner Maschine musste er auch Mittel und Wege ausserhalb seines Dienstbereiches «anzapfen». So konnte beispielsweise dank der Feierlichkeiten für das Jubiläum «125 Jahre Schweizer Bahnen» die Lok 1972 neu lackiert werden.

Oron, 26. Juni 1969: Laut Zirkular bestand der Brems-versuchszug 81104 F Bern–Palézieux aus der Zuglok Ce 6/8 I 14201, den Bremsversuchswagen X 51 85 9933 000 und 001, dem fabrikneuen Versuchs-objekt A 51 85 1980 005 sowie dem RIC A 2066.

Rosé, 25. Oktober 1967: Ein Kurzschluss am Stufenschal-ter hatte die Ce 6/8 I ausser Gefecht gesetzt. Mit Hilfe der aus Bern herbeigeeilten Ae 3/5 10213 wurde die defekte Lok vorerst in Gleis1 zur Seite gestellt. Während diesem Manöver überholt Schnellzug 119, bespannt mit der Re 4/4 II 11114 (Ab-nahmedatum «10.10.1967»).Fotos Hans Schneeberger

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Impressum

«Semaphor» – Klassiker der Eisenbahnen; 11. Jahrgang 2015

Erscheint 5x: März, Juni, August, Oktober und Dezember

Herausgeber Christian Zellweger

Verlag/Redaktion Semaphor GmbH Falkenriedweg 37, CH-3032 Hinterkappelen Homepage: www.semaphor.ch Mail: [email protected] Telefon: +41 (0)31 901 31 76

Redaktion Christian Zellweger Mail: [email protected]

Abonnemente Dietschi Print&Design AG Ziegelfeldstrasse 60, CH-4601 Olten Telefon: +41 (0)62 205 75 75 (Zentrale) Mail: [email protected]

Grafik Peter Merz

Layout, Satz, Bild Walter Hunn

Druck Dietschi Print&Design AG, Olten

Abonnementspreis Schweiz CHF 99.–; Europäische Union e 82.–

Einzelnummer Schweiz CHF 26.50; Europäische Union e 22.– ISSN-Nr. 1661-576X

Filme, Dias und Fotos altern je nach Produkt und Lagerung unterschiedlich. Wir korrigieren die Farben lediglich dann, wenn das Sinn macht – und nur sanft. Aus Gründen der Authentizität belassen wir in der Regel auch alterungsbedingte Fehler wie rote Punkte in der Filmschicht u.ä.

Nachdrucke, Reproduktionen oder sonstige Vervielfältigungen – auch aus-zugsweise und mit Hilfe elektronischer Datenträger – sind nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung der Redaktion sowie des Autors oder Inhabers der Sammlung, aus der das Dokument stammt, möglich.

Zudem bitten wir um Verständnis dafür, dass wir keine Originalabzüge oder digitale Daten der abgedruckten Bilder oder die Adressen des Fotografen/Sammlers liefern können.

Vorschau auf Semaphor- Sonderausgabe 2015 Erscheint in der zweiten Augusthälfte 2015

Über lange Zeit gehörten sie zum Alltagsbild der Gotthardstrecke: Die Lebensmittelzüge aus Italien, welche die Schweiz als Ganzzüge im Schnellzugstempo durchquer-ten.Wichtiges «Bestandteil» waren die italienischen Spitzdachwagen verschiedener Bauarten und Far-ben, welche fast hundert Jahre lang als urtypisch galten. Diese Züge und Fahrzeuge üben selbst heute noch eine grosse Faszina-tion aus – nicht zuletzt auf die Modelleisenbahner-«Gemeinde».

Genügend Gründe also für Semaphor-Mitarbeiter Daniel Ammann, einerseits Geschichte und Laufwege dieser Züge darzu- stellen, sowie anderseits die ver-schiedenen Wagentypen und ihre Einsätze zu dokumentieren. Ähnlich unserer Sonderausgabe vom Herbst 2013 zum Thema MOB liegt der Schwerpunkt auch 2015 bei den zahlreichen Fotos und dazugehörenden Legenden.

Unser Bild vermittelt einen «Vorgeschmack» und zeigt die im Herbst 1961 noch hellgrüne Ae 8/14 11801 vor einem Süd–Nord-Lebensmittelzug im Dazio Grande. Foto SBB Historic