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sinfoniekonzert 03 First Global Partner György Ligeti Johannes Brahms Sally Matthews Sopran Krešimir Stražanac Bariton Schola Heidelberg (Einstudierung: Walter Nußbaum) Bach-Verein Köln (Einstudierung: Thomas Neuhoff) Gürzenich-Orchester Köln François-Xavier Roth Dirigent

sinfoniekonzert 03 - guerzenich-orchester.de · György Ligeti Johannes Brahms Sally Matthews Sopran Krešimir Stražanac Bariton ... Im »Requiem« können wir den Schmerz dieser

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sinfoniekonzert 03

First Global Partner

György Ligeti

Johannes Brahms

Sally Matthews Sopran

Krešimir Stražanac Bariton

Schola Heidelberg (Einstudierung: Walter Nußbaum)

Bach-Verein Köln (Einstudierung: Thomas Neuhoff)

Gürzenich-Orchester Köln

François-Xavier Roth Dirigent

György Ligeti»Lux aeterna« für 16-stimmigen gemischten Chor a cappella (1966) 8’

Johannes Brahms»Ein deutsches Requiem« für Sopran, Bariton, gemischten Chor und Orchester op. 45 (1865–1868) 68’

I. Selig sind, die da Leid tragenII. Denn alles Fleisch, es ist wie GrasIII. Herr, lehre doch michIV. Wie lieblich sind deine WohnungenV. Ihr habt nun TraurigkeitVI. Denn wir haben hie keine bleibende StattVII. Selig sind die Toten

Konzert ohne Pause

Sally Matthews SopranKrešimir Stražanac BaritonSchola Heidelberg (Einstudierung: Walter Nußbaum)Bach-Verein Köln (Einstudierung: Thomas Neuhoff)Gürzenich-Orchester KölnFrançois-Xavier Roth Dirigent

So 10 Uhr und Mo + Di 19 Uhr: Konzerteinführung mit Dr. Suzanne Josek

20. November 2016 11 Uhr21./22. November 2016 20 UhrKölner Philharmonie

sinfoniekonzert 03

Das Konzert in Kürze

Der Weltraum und das göttliche Licht. Nur auf den ersten Blick sind sie einander entgegengesetzt. Beide sind Projektionsflächen auf der Suche des Menschen nach dem Widerschein der Trans-zendenz.

Stanley Kubrick hat beide miteinander vereint, als er einen Ausschnitt aus Ligetis »Lux aeterna« für seinen Film »2001: A Space Odyssey« auswählte. Ligeti verwandelt den Text der lateini-schen Messe zu einem leuchtenden Band der Klangfarben. François- Xavier Roth stellt dieses kurze Chorstück dem »Deutschen Requiem« von Johannes Brahms voran. »Es ist ein wahrhaft menschliches Requiem«, urteilte Clara Schumann über das Werk und traf damit den Kern. Denn das vor 150 Jahren entstandene »Deutsche Requiem« nimmt statt der Toten die Lebenden in den Blick. »Wahrhaft menschlich« ist das zentrale Anliegen dieses großen Chorwerks: zu trösten. Brahms macht sein Werk jedem Gläubigen zugänglich – und selbst den Zweifelnden. »Nun bin ich wie ein Adler, der sich höher und höher schwingen kann«, emp-fand Brahms, nachdem er mit dem »Deutschen Requiem« nicht zuletzt selbst Trauerarbeit geleistet hatte.

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»Mehr Licht!« – Klangvisionen über die tröstende Wirkung von Licht in der Finsternis: György Ligetis »Lux aeterna« und »Ein deutsches Requiem« von Johannes Brahms

»Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein.« (Matthäus 6.22)

»Nicht nur das Licht, das scheint, und das Licht, das erkennen macht, gehen Menschen von Grund auf an, sondern mehr noch das Licht, das lebt, das Licht das erheitert und heilt.« In diesem Satz des Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk wird deutlich: Das Licht als Phänomen und Metapher trifft ins »Schwarze« der menschlichen Grundfragen. Licht ist Voraussetzung für Leben über-haupt. Es ist essentiell verwoben in unsere Vorstellungen von Geburt und Tod, Erkenntnis, Transzendenz, Ewigkeit, aber auch Heilung, Freude und Trost. Von je her haben die Menschen das Licht ver-ehrt, in fast allen Religionssystemen, Mythologien, rituellen Kultur-äußerungen spielt es eine, wenn nicht sogar die zentrale Rolle. »Die Untersuchung des Lichts hat zu Leistungen der Erkenntnis, Fantasie und Erfindungsgabe geführt, die auf keinem Gebiet geis-tiger Betätigung übertroffen wurden«, formulierte der britische Physiker und Nobelpreisträger Joseph John Thomson im Jahr 1925 – und Albert Einstein nahm sich 1917 vor, den Rest seines Lebens damit zu zubringen, »darüber nachzudenken, was Licht ist.«

Die Entdeckung des Lichtes ist ein spartenübergreifender Pro-zess, der noch längst nicht abgeschlossen ist. Der Physiker Arthur Zajonc hat darüber ein höchst spannendes Buch geschrieben, in welchem er uns nahelegt, die verschiedenen Anschauungen über das Licht wieder zusammenzudenken, und dabei auch unsere eigene Wahrnehmung ernst zu nehmen: »Während der letzten drei Jahrhunderte hat man die künstlerischen und religiösen Aspekte des Lichts streng von einer wissenschaft-lichen Untersuchung getrennt. Ich glaube, es ist an der Zeit, sie wieder zu berücksich tigen, damit wir ein vollständigeres Bild vom Licht gewinnen, als es eine einzelne Disziplin zu liefern vermag.«*

Dazu erhalten wir heute eine außergewöhnliche Möglichkeit: »Lux aeterna« von György Ligeti ist geradezu eine Einladung, kopf-über in ein Licht-Bad von eindrücklichster Intensität zu tauchen. Der Komponist Ligeti war darüber hinaus ein Zajoncscher »Zusammen-

* Arthur Zajonc, Lichtfänger. Die gemeinsame Geschichte von Licht und Bewusstsein, Stuttgart 2008

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Der Komponist György Ligeti, fotografiert im Jahr 1965.

denker« par excellence, ein kreativ Schaffender zwischen Physik und Metaphysik. Zeitlebens bezog er seine Inspirationen nicht nur aus Philosophie, Literatur und bildender Kunst, sondern auch aus den mathematisch-naturwissenschaftlichen Diskursen seines Jahrhunderts. Vor allem Chaostheorie und die fraktale Geometrie Benoît Mandelbrots hatten es ihm angetan; in seine Komposi-tionsklassen nahm er gerne auch Seiteneinsteiger aus anderen Bereichen der Wissenschaft auf.

Das 16-stimmige A-cappella-Chorwerk »Lux aeterna«, im November 1966 durch Clytus Gottwald und die Stuttgarter Schola Cantorum uraufgeführt, ist eine Vertonung der Bitte um das ewige Licht: »Lux aeterna luceat eis, Domine …«. Traditionell gehört diese Anrufung zur Communio der »Missa pro defunctis« der katholischen Kirche, der heiligen Messe für Verstorbene. Ligeti nahm es aus diesem liturgischen Zusammenhang heraus; mittlerweile ist es ein Fixstern am kompositorischen Himmel des 20. Jahrhunderts.

Der weltbekannte US-amerikanische Regisseur Stanley Kubrick erkannte die enorme Wirkkraft von »Lux aeterna« und benutzte es (sowie Teile aus dessen »Requiem« und das 1961 entstandene Orchesterwerk »Atmosphères«) kurzerhand – und ohne Ligeti um Erlaubnis zu bitten – als Soundtrack für seinen Filmklassiker »2001: A Space Odyssey« (1968). Dadurch wurde Ligeti quasi über Nacht einem breiteren Publikum bekannt, jedoch weder entspre-chend gewürdigt noch entlohnt; eine eher dunkle Nebengeschichte dieses sonst so hell erstrahlenden Werks.

»Lux aeterna« entstand in nahem Abstand zu Ligetis »Requiem« (1963–1965), welches er entgegen der Konvention lediglich 4-sätzig konzipierte (Introitus, Kyrie, De die judicii sequentia, Lacrimosa) und die Teile Offertorium, Sanctus, Agnus Dei und Communio aussparte. Die Besetzung des dramatisch anmutenden »Requiems« allerdings ist umfangreich: ein groß besetztes Orchester, zwei Solisten und zwei 5-stimmige Chöre, insgesamt »mindestens hundert Sänger« (Ligeti). Dagegen verkörpert das Nachfolge- (und vielleicht ergän-zende?) Werk »Lux aeterna« eine völlig konträre Klangwelt: Fragil und ätherisch taucht es fast wie eine akustische Lichtgestalt eige-ner Präsenz aus der Stille auf und geht wieder in diese ein. Die 16 jeweils voneinander unabhängigen Stimmen, in ihrer A-cappella- Nacktheit von eindringlicher Präsenz, weben einen polyphonen Klangstrom von zart-vibrierender Dichte, der uns geheimnisvoll angeht. Je nach Dichtegrad erscheinen einige Passagen lauter, leuchtender als andere, jedoch bewegt sich die Dynamik des rund 9-minütigen Werkes lediglich zwischen einfachem und dreifachem Piano. Durch sukzessives Einsetzen der Stimmen erwirkt Ligeti Klangimpressionen, die wie Licht aus einer immensen, interstellaren Ferne zu uns gelangen (»Lontano« heißt eines der direkten Folge-

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werke von »Lux aeterna« …). Andererseits erinnert ein simultanes Einsetzen der Stimmen an das plötzliche Hervorbrechen des Sonnen-lichts durch einen dicht verhangenen Wolkenhimmel, oder wie ein Lichtstrahl, der, – so empfand es bereits Augustinus –, »augen-blicklich, in einem Pulsschlag« durch die »weiten, grenzenlosen Räume« streift. Manche Sopranpassagen schmerzen ihrer Fragilität zum Trotz fast unser Ohr, nur sind wir durch unsere Unfähigkeit, mit den Ohren zu »blinzeln«, dem gleißenden Licht erbarmungslos ausgesetzt. Aber »keine Dissonanzen klingen schöner als diejenigen Ligetis«, so beschrieb es einmal ein Kritiker. Zwei homophone Basspassagen geben dem gesungenen Wort »Domine« eine gebüh-rende Gewichtigkeit und Klarheit. Im mikropolyphonalen Klang-strom jedoch verschmelzen Wort und Klang »clusterhaft« zu einer einzigen, sinnlich-ätherischen Licht-Farb-Klang-Atmosphäre. Ent-gegen dieser verschleierten Ästhetik wollte Ligeti uns damit nicht die »Sicht vernebeln«, wie es sein Schüler Manfred Stahnke rück-blickend formulierte: »(Ligeti) wollte immer Aktivität. Auch ›Atmos-phères‹: Das sollte kein Nebel sein, der uns die Sicht nimmt. Im Gegenteil: das Werk sollte das Denken anstacheln.« Als György Ligeti 1961 gebeten wurde, einen Vortrag über die »Zukunft der Musik« zu halten, schwieg er. »Lux aeterna« endet mit 7 Takten aktiv-bewegter Stille…

Bereits sehr früh musste sich Ligeti mit dem Tod auseinander-setzen. Sein Vater und auch sein jüngerer Bruder Gabor waren im KZ ermordet worden – Ligetis Mutter überlebte Auschwitz-Birkenau. Im »Requiem« können wir den Schmerz dieser Erfahrungen hören – »Lux aeterna« jedoch scheint uns noch etwas darüber hinaus zu offenbaren: klangliche Transzendenz, ein Übersteigen dieses Schmerzes in erstaunlich hell erleuchtete, tröstende Sphären:

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György Ligeti* 28. Mai 1923 in Târnaveni, Rumänien† 12. Juni 2006 in Wien

»Lux aeterna« für 16-stimmigen gemischten Chor a cappella Entstehungsjahr: 1966 Uraufführung: Am 02. November 1966 in Stuttgart mit der Schola Cantorum Stuttgart unter der Leitung von Clytus Gottwald.Erstmalige Aufführung im Rahmen der Konzerte des Gürzenich-Orchesters.

Lassen wir das vibrierende Leuchten von »Lux aeterna« als inneres Nachbild in uns nachwirken, entfaltet es womöglich weitere, freiere Dimensionen, deren Sinnhaftigkeit wir in unserer jetzigen Präsenz nur erahnen können. Ligetis suggestive Klangflächenkompositionen führen ins Offene, in die Weite, in den Weltaußen- und zugleich -innenraum.

So, wie sein Grabmal auf dem Wiener Zentralfriedhof: Es ist nicht in Stein gemeißelt, sondern ein minimalistischer Block aus durchscheinendem Glas. »Ligeti« steht darauf in eingravierten Buchstaben, die das (ewige) Licht hindurchlassen und den Blick hinter sich freigeben. Dr. Suzanne Josek

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Der Grabstein von György Ligeti auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Johannes Brahms »Ein deutsches Requiem«

Ebenfalls auf dem Wiener Zentralfriedhof befindet sich das Grab des Komponisten Johannes Brahms (1833–1897) – und rund hundert Jahre vor Ligeti war auch er mit der Komposition eines »Requiems« beschäftigt. Robert Schumann hatte den jungen Brahms bereits 1853 als »Berufenen« der Musikwelt schwärmerisch ange-kündigt: »Wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm die Mächte der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen«, prophezeite Schumann, »so stehen uns noch wunderbarere Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor«. Und er fügte hinzu: »Seine Mitgenossen begrüßen ihn bei seinem ersten Gang durch die Welt, wo seiner vielleicht Wunden warten werden, aber auch Lorbeeren und Palmen; wir heißen ihn willkommen als starken Streiter.«

Den »starken Streiter« mit »Zauberstab« erwarteten in der Tat zahlreiche »Lorbeeren« und sein Leben endete mitnichten so tra-gisch wie das seines Mentors Schumann. Als Brahms 1897 starb, war er ein gefeierter Pianist, Komponist und Dirigent. Dennoch blieben auch ihm Wunden und Schmerzen nicht erspart. Die ersten geistlichen Werke, etwa die Begräbnismusik op. 13 für Chor und Bläser (1860) oder die Marienlieder op. 22 (1859), die Brahms erst nach Schumanns Tod komponierte, erzählen bereits davon, weitere sollten folgen.

So begann Johannes Brahms 1861 ein weitaus größeres, geist-liches Projekt: Er stellte Texte für eine Totenmesse zusammen und komponierte zwei erste Teile. Doch erst der Tod seiner Mutter Johanna Henrike Christiane Brahms im Februar des Jahres 1865 und dessen tragischen Begleitumstände mögen ihn bewogen haben, das begonnene Werk wieder aufzunehmen. Tief erschüttert über diesen Verlust, komponierte Brahms im gleichen Jahr den vierten Satz, im direkten Anschluss, 1866, die Sätze III, VI und VII. Ob-gleich noch unvollendet, schrieb seine langjährige Vertraute Clara Schumann nach der Sichtung des Klavierauszugs, »dass ich ganz und gar erfüllt bin von Deinem Requiem, es ist ein gewaltiges Stück, ergreift den ganzen Menschen in einer Weise, wie wenig anderes. Der tiefe Ernst, vereint mit allem Zauber der Poesie, wirkt wunder-bar, erschütternd und besänftigend.« Eine vorläufige Gesamt -aufführung dieser sechs Sätze am Karfreitag des Jahres 1868 im Bremer Dom unter der Leitung des Komponisten war bereits ein

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Johannes Brahms mit Julius Stockhausen, der als Sänger bei der Uraufführung des »Deutschen Requiems« in Bremen mitwirkte.

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triumphaler Erfolg: »Seit Bachs h-Moll-Messe und Beethovens Missa solemnis«, so der Kritiker Eduard Hanslick, »ist nichts geschrieben worden, was auf diesem Gebiete sich neben Brahms’ deutsches Requiem zu stellen vermag!« Hierauf folgte dann noch der bemer-kenswerte fünfte Satz, dessen Sopransolo »Ihr habt nun Traurigkeit« nach Worten des Johannes (16,22) bald eine zentrale Stellung innerhalb des Werkes einnahm. Die endgültige Uraufführung des vollständigen, siebensätzigen Werkes fand dann schließlich am 18. Februar 1869 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Carl Reinecke statt. Von dort startete das »Deutsche Requiem« für Sopran- und Baritonsolo, Chor und Orchester op. 45 seine Karriere, bis heute ist sie ungebrochen. Für Brahms bedeutete dies damals, so der Musikwissenschaftler Malte Korff, »das Tor zum Ruhm«.

Im Gegensatz zu Ligetis Klangtexturen, in denen die lateinischen Worte quasi zu reiner Klangfarbe eingeschmolzen sind, soll der Text im »Requiem« von Brahms klar und deutlich verstanden werden. Deshalb erklingen die vertonten Worte hier auf deutsch; sie richten sich darüber hinaus nicht nach dem katholischen Messetext. Vielmehr stellte Brahms Passagen aus dem Alten und Neuen Testa ment in der Übersetzung Martin Luthers zusammen, unortho-dox und individuell, tiefreligiös und »heidnisch« (Brahms) zugleich.

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Johannes Brahms* 07. Mai 1833 in Hamburg† 03. April 1897 in Wien

»Ein deutsches Requiem« für Sopran, Bariton, gemischten Chor und OrchesterEntstehungsjahre: Erste Vorarbeiten ab 1861 (Sätze I und II), Weiterar-beit am Werk zwischen 1865 und 1869.Uraufführung: Am 18. Februar 1869 im Leipziger Gewandhaus unter der Leitung von Johannes Brahms.Vom Gürzenich-Orchester Köln zuletzt gespielt am 26. Februar 1989 mit den Solisten Elizabeth Richards, Peter Lika und dem Philharmonischen Chor Köln unter der Leitung von Philipp Röhl.

Die Sekundärliteratur stellt immer wieder heraus, dass Brahms dieses Requiem in erster Linie als Trost für die Hinterbliebenen, also mehr für die Lebenden denn für die Toten, geschrieben habe: »Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden« (Matthäus 5,4). Der biografische Hintergrund, der oben erwähnte Tod seiner Mutter, und die zu bewältigende Trauer könnten dies bestätigen: »Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet …« (Jesaja 66, 13a), so singt der Chor in Satz V.

Mit dem Wort »selig« beginnt und endet das Werk – und es scheint fast, als würde Brahms durch diese Einrahmung die Zuhörer sanft umarmen. Die Geste des Trostes durchzieht die gesamte Grund-stimmung des Requiems. Bei näherer Betrachtung enthüllt sich die symmetrische Struktur des Werks. Eine Art »stabilen Mittelpunkt« bildet der zentrale vierte Satz, das Herz des Werkes: In durchgän-gigem ¾-Takt (mäßig bewegt) verklanglicht Brahms hier die »lieb-lichen Wohnungen (…) des Herrn« in Es-Dur, der Tonart, die der Dichter und Komponist Christian Friedrich Daniel Schubart in sei-nen »Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst« (1784/1785) als »Ton der Liebe, der Andacht, des traulichen Gesprächs mit Gott; durch seine drey B, die heilige Trias [Dreifaltigkeit] ausdrückend« be-schrieben hatte. Darum gruppieren sich die übrigen Sätze, die sich inhaltlich mit den Themen der Vergänglichkeit, der Nichtigkeit des menschlichen Bemühens, der Auferstehung und immer wieder mit dem Trost auseinandersetzen.

Hier werden wir auch noch als heutige Konzertbesucherinnen und -besucher, lange nach der Entstehungszeit des »Deutschen Requiems«, direkt angesprochen. Die etymologische Herkunft des Wortes »Trost« führt zurück zur indogermanischen Wurzel »deru« (auch »dreu«, »dru«), was ursprünglich »Baum« bzw. »Eiche« bedeutete (wir finden es noch im englischen »tree«). Festigkeit (eines Baumes) entwickelte sich daraus, im übertragenen

Sinne dann Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht. Wer sehnt sich nicht danach? »Das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revo-lutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravsten Fromm-gläubigen«, beschwerte sich der Psychoanalytiker Sigmund Freud, der sich oftmals (widerwillig) zum Trost-Spenden gezwungen sah.

Vielleicht liegt hier eine Verbindung zwischen den beiden muti-gen Werken des heutigen Abends. Während das engmaschige Klanggewebe Ligetis ein All(es) durchdringendes, hoffnungsvolles Licht offenbart, weist uns das »Deutsche Requiem« von Brahms hin auf die einzelnen Fäden dieser Gewebestruktur: Schließlich sind es unsere menschlichen Verbindungen, unser gegenseitiges Vertrauen und unsere Liebe, die das Netz zusammenhalten. Kehren wir zurück zum Lichtforscher Zajonc: »Nicht Mondsüchtigkeit, son-dern Mut ist erforderlich, um unsere Welt als ein Ganzes zu sehen, um zu begreifen, dass Liebe und Erkenntnis ein gemeinsames Zentrum haben müssen.«

Die letzten Worte des großen Dichters, Naturwissenschaftlers und interdisziplinären »Zusammendenkers« Johann Wolfgang Goethe bringen es auf die einfache Formel: »Mehr Licht!«

Dr. Suzanne Josek

Anfang des Autographs des »Deutschen Requiems« von Brahms mit den Worten »Selig sind, die da Leid tragen«.

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Gesangstexte

György Ligeti»Lux aeterna«Text: »Communio« aus der liturgischen Totenmesse

Lux aeterna luceat eis, Domine, cum sanctis tuis in aeternum, quia pius es. Requiem aeternam dona eis, Domine.et lux perpetua luceat eis.

Deutsche Übersetzung: Das ewige Licht leuchte ihnen,

o Herr: Bei deinen Heiligen in Ewigkeit, denn du bist mild.

Herr, gib ihnen die ewige Ruhe,

und das ewige Licht leuchte ihnen.

Johannes Brahms»Ein deutsches Requiem« Text: Kompilation von Bibelstellen, ausgewählt vom Komponisten

I. Selig sind, die da Leid tragen (Chor)Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Matthäus 5.4

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben. Psalm 126.5–6

II. Denn alles Fleisch, es ist wie Gras (Chor)Denn alles Fleisch es ist wie Gras und alle Herrlichkeit des Menschen wie des Grases Blumen. Das Gras ist verdorret und die Blume abgefallen. 1. Petrus 1.24 – nach Jesaja 40.6–8

So seid nun geduldig, lieben Brüder, bis auf die Zukunft des Herrn. Siehe, ein Ackermann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und ist geduldig darüber, bis er empfangeden Morgenregen und Abendregen. Jakobus 5.7

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Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. 1. Petrus 1.25 – nach Jesaja 40.6–8

Die Erlöseten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird weg müssen. Jesaja 35.10

III. Herr, lehre doch mich (Bariton solo, Chor)Herr, lehre doch mich, daß ein Ende mit mir haben muß, und mein Leben ein Ziel hat, und ich davon muß. Siehe, meine Tage sind einer Hand breit vor dir, und mein Leben ist wie nichts vor dir. Ach, wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben. Sie gehen daher wie ein Schemen, und machen ihnen viel vergebliche Unruhe; sie sammeln und wissen nicht, wer es kriegen wird. Nun Herr, wes soll ich mich trösten?Ich hoffe auf dich. Psalm 39.5–8

Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand, und keine Qual rühret sie an. Weisheit 3.1

IV. Wie lieblich sind deine Wohnungen (Chor)Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar. Psalm 84.2–3.5

V. Ihr habt nun Traurigkeit (Sopran solo, Chor)Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will Euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Johannes 16.22

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Sehet mich an; ich habe eine kleine Zeit Mühe und Arbeit gehabt und habe großen Trost funden. Sirach 51.35

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. Jesaja 66.13

VI. Denn wir haben hie keine bleibende Statt (Bariton solo, Chor)Denn wir haben hie keine bleibende Statt, sondern die zukünftige suchen wir. Hebräer 13.14

Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und dasselbige plötzlich in einem Augenblick, zu der Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Dann wird erfüllet werden das Wort, das geschrieben steht: Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel?Hölle, wo ist dein Sieg? 1. Korinther 15.51–52, 54b–55 – auch nach Jesaja 25.8 und

Hosea 13.14

Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge erschaffen, und durch deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen. Offenbarung 4.11

VII. Selig sind die Toten (Chor)Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. Offenbarung 14.13

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Sally Matthews studierte u. a. an der Guildhall School of Music and Drama und war Mitglied des Royal Opera Vilar Young Artist Programme. 1999 gewann sie den Kathleen Ferrier Award. 2001 gab sie ihr Debüt am Royal Opera House Covent Garden in London als Nannetta in Verdis »Falstaff« und sang dort seither Iris (»Semele«), Sifare (»Mitridate«), Pamina (»Die Zauberflöte«) und Sophie (»Der Rosenkavalier«). Weitere Engagements führten sie u. a. an die Wiener Staatsoper, die Staatsoper Unter den Linden, das Theater an der Wien und die Nederlandse Opera Amsterdam. Neben den großen Opernpartien ihres Fachs widmet sich Sally Matthews auch dem Konzert- und Oratorienrepertoire: So musizierte sie Mendelssohns »Elias« mit den Münchner Philharmonikern, den »Lobgesang« mit dem Mahler Chamber Orchestra und Schumanns »Das Paradies und die Peri« mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle. Höhepunkte dieser Spielzeit 2016/2017 beinhalten Auftritte als Blanche in Poulencs »Dialogues des Carmélites« an der Dutch National Oper sowie als Donna Anna in Mozarts »Don Giovanni«; an der Bayerischen Staatsoper München wird Sally Matthews die Rolle der Jenufa in Janáceks gleichnamiger Oper singen. Im Theater an der Wien ist sie als Governess in Benjamin Brittens »The Turn of the Screw« zu erleben. Darüber hinaus wird sie an die Royal Opera Covent Garden in London zurückkehren und an der Metropolitan Opera Ney York debütieren. Beim Glyndebourne Festival sang sie die Konstanze in Mozarts »Die Entführung aus dem Serail« sowie die Gräfin in »Le nozze di Figaro«. Liederabende führten sie mit Simon Lepper ans Brüsseler Opernhaus »La Monnaie«, zum Concertgebouw Amsterdam und in die Londoner Wigmore Hall. Mit diesem Konzert debütiert Sally Matthews beim Gürzenich-Orchester Köln.

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Krešimir Stražanac studierte bei Dunja Vejzovic (Gesang) und Cor-nelis Witthoefft (Liedgestaltung) an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart sowie privat bei Hanns-Friedrich Kunz und Jane Thorner Mengedoht. Von 2007 bis 2014 war er festes Ensem-blemitglied des Opernhauses Zürich und dort u. a. als Baron Tusenbach in Anton Tschechows »Drei Schwestern«, als Ping in Giacomo Puccinis »Turandot«, als Harlekin in »Ariadne auf Naxos« von Richard Strauss und als Don Fernando in Beethovens »Fidelio« zu erleben. Dabei musizierte er unter der Leitung von Dirigenten wie Nello Santi, Peter Schneider, Franz Welser-Möst, Bernard Haitink, Placido Domingo und vielen anderen. Besonders gerne widmet sich Krešimir Stražanac dem Kunstlied- und Konzertrepertoire. So sang er zahlreiche Liederabende in Konzerthäusern wie der Bayreuther Stadthalle, beim Dubrovnik Sommerfestival, im Grand Théâtre de Dijon sowie in Lienz, Périgueux, Stuttgart, Venedig und Japan. Zu den Höhepunkten der vergangenen Spielzeiten gehörten Debüts u. a. beim WDR Sinfonieorchester Köln, beim Bayerischen Rundfunk, bei den Bamberger Symphonikern und dem Tokyo Symphony Orchestra. In dieser Spielzeit 2016/2017 stehen Debüts mit dem Collegium Vocale Gent und dem Orchestre du Champs-Elysées, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Hessi-schen Rundfunk und dem Royal Flemish Orkest auf dem Programm. Krešimir Stražanacs Diskografie umfasst mehrere DVD-Aufnahmen, darunter Bizets »Carmen«, eine BBC-Produktion von Beethovens »Fidelio« und eine Live-Produktion von Wagners »Die Meistersinger von Nürnberg«. Im Januar 2016 erschien eine Einspielung von Bachs »Johannes passion« mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und Concerto Köln unter der Leitung von Peter Dijkstra. Krešimir Stražanac ist heute erstmals zu Gast beim Gürzenich-Orchester Köln.

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Das Vokalensemble Schola Heidelberg unter der Leitung von Walter Nußbaum schlägt seit seiner Gründung die Brücke zwischen Alter Musik und Neuer Vokalmusik. Die bis zu 16 Solisten des Ensembles beherrschen unterschiedlichste Stile und Vokaltechniken bis hin zu mikrotonaler Intonation, Stimm- und Atemgeräuschen und lassen die Werke des 16./17. und des 20./21. Jahrhunderts einander be-fruchten – so entsteht eine neue Interpretationskultur. In engem Kontakt mit führenden Komponisten der Gegenwart, wie u. a. Heinz Holliger, Helmut Lachenmann, Caspar Johannes Walter, Peter Eötvös und Hans Zender erarbeitet die Schola Heidelberg ein umfangreiches Repertoire, präsentiert aber auch regelmäßig eigene Kompositions-aufträge, etwa die Werkreihen des Projekts Netzwerk Madrigal oder des Projekts Prinzhorn. Außerhalb der eigenen Heidelberger Konzert-reihe gastiert die Schola Heidelberg international auf Festivals wie der Biennale Salzburg, den Wittener Tagen für Neue Kammermusik, dem Musikfest Berlin, den Salzburger Festspielen, dem Milano Musica und dem Lucerne Festival und arbeitet u. a. mit dem Ensemble Modern, dem WDR Sinfonieorchester Köln, dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden Freiburg, den Bamberger Symphonikern und der Deutschen Radio Philharmonie zusammen. Die Diskografie der Schola Heidelberg umfasst u. a. eine international mehrfach ausgezeichnete Aufnahme mit Werken von Helmut Lachenmann; die Einspielung von Gérard Griseys »Les Chants de l’amour« beim Label KAIROS wurde 2008 mit dem »Diapason d’Or« ausgezeichnet. 2009 erschien eine Porträt-CD mit Werken von Carola Bauckholt; eine Aufnahme mit Werken von René Leibowitz ist seit 2013 erhältlich. Aktuell ist ein CD-Kompen-dium mit 21 Auftragskompositionen renommierter Komponistinnen und Komponisten zum Thema Prinzhorn erschienen.

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Walter Nußbaum studierte Kirchenmusik und Dirigieren in Heidel-berg und Trossingen und war bis 1992 Kirchenmusiker an der Johanneskirche Heidelberg. Im gleichen Jahr gründete er die Schola Heidelberg und das ensemble aisthesis und lehrte bis 2015 Chorleitung und Dirigieren an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Walter Nußbaums Schwerpunkte umfassen das Repertoire von der frühen Vokalmusik bis zu Vokal- und Instrumentalwerken von zeitgenössischen Komponisten. Durch Programme, die wie hörbare Labyrinthe den Hörer von Musik vergangener Epochen zur Musik der Gegenwart und wieder zurück-führen, macht er Zusammenhänge der musikalischen Wahrnehmung ebenso wie kontrastierende Konstellationen sprechend. Sein be-sonderes Interesse gilt den Veränderungen von Interpretation in Abhängigkeit von der Geistesgeschichte. Walter Nußbaum leitet regelmäßig Uraufführungen u. a. am Nationaltheater Mannheim und dirigiert u. a. bei der Biennale Venedig, den Luzerner Fest-spielen, der Salzburg Biennale, dem Festival »Steirischer Herbst«, der Milano Musica, der Musica viva München, dem Festival Ultra-schall Berlin, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, den Schwetzinger Festspielen und beim Tongyeong Festival. Zudem war er an der Wiederentdeckung des komposito rischen Œuvres von René Leibowitz beteiligt und veröffentlichte 2013 eine Dop-pel-CD, die mit dem Diaposon d’or ausgezeichnet wurde. 2009 erhielt Walter Nußbaum den Preis der deutschen Schallplatten-kritik für eine Einspielung von Werken Helmut Lachenmanns in Kooperation mit dem WDR Sinfonieorchester Köln; 2001 wurde die CD »Nuits – Weiß wie Lilien« mit dem »Choc du Mois« prämiert.

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Der Bach-Verein Köln besteht seit 85 Jahren und feierte sein Jubiläum mit »Mass« von Leonard Bernstein unter Mitwirkung des Gürzenich-Orchesters Köln, mit dem der Bach-Verein seit 2010 immer wieder gemeinsam auftritt. Einen Schwerpunkt des Program-mes bilden Werke des 20. und 21. Jahrhunderts. So erklangen in den letzten Jahren Kompositionen u. a. von Hermann Schroeder, Arvo Pärt, Benjamin Britten und Iannis Xenakis sowie die Oratorien »Das Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt und »Belshazzar’s Feast« von William Walton, die beide erstmalig in Köln aufgeführt wurden. Für 2017 steht mit Elgars »The Kingdom« eine weitere Erstaufführung auf dem Programm. Durch Gesprächskonzerte und kontinuierliche Jugendarbeit hat der Bach-Verein Köln weitere Facetten in seinen Spielplan eingebracht. Bis heute bildet die Beschäftigung mit dem kompositorischen Œuvre Johann Sebastian Bachs einen Schwerpunkt der musikalischen Arbeit des Chores, der seit 2002 von Thomas Neuhoff geleitet wird. Auch über die Grenzen Kölns hinaus hat sich das Ensemble einen Namen gemacht. So gastierte es jüngst bereits zum zweiten Mal in der Leipziger Thomaskirche. Am 4. Dezember 2016 (2. Advent) steht dann in Köln mit Bachs Weihnachtsoratorium jenes Werk auf dem Pro-gramm, das der Bach-Verein kurz nach seiner Gründung durch den Orgellehrer und Chordirigenten Heinrich Boell im Jahr 1931 erst-mals aufführte. Seither gehört dieses Meisterwerk zum festen Repertoire des Chores, dem sich im Laufe seiner Geschichte alle bisherigen zehn künstlerischen Leiter, darunter Hermann Schroeder, Kurt Thomas, Wolfgang Gönnenwein und Winfried Toll regelmäßig gewidmet haben.

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Stilistische Vielfalt, Neugier auf Unbekanntes und die Vermittlung von Musik – das sind die Markenzeichen des Chorleiters des Bach-Vereins Köln Thomas Neuhoff. Dabei ist er mit der gesamten Bandbreite der abendlän dischen Vokalmusik – von Monteverdis »Marienvesper« bis zu »Nuits« von Xenakis, von der Renaissance bis zur Romantik Gustav Mahlers – bestens vertraut. Die Werke Johann Sebastian Bachs und ihre historische Aufführungspraxis bilden für den Gardiner-Schüler den roten Faden seines musikalischen Lebenswegs. Seit er 2002 zum künstlerischen Leiter des Bach-Vereins Köln berufen wurde, hat er die großen Vokal schöpfungen des Thomaskantors immer wieder neu erarbeitet. Für den studierten Kirchenmusiker ist es eine Herzensangelegenheit, Jugendliche mit Musik vertraut zu machen. Seit Jahren führt er Projekte zur musikalischen Nachwuchsförderung durch. In der rheinischen Chorszene hat er sich durch zahlreiche Erst-aufführungen profiliert: Neben Uraufführungen wie der »Bonner Messe« von Christophe Looten (2003) leitete Thomas Neuhoff regionale Erstauffüh rungen wichtiger chor sinfonischer Werke der Spätromantik und des 20. Jahrhunderts, darunter »Eine Messe des Lebens« von Frederick Delius und einen Zyklus der Oratorien Edward Elgars. Dessen selten aufgeführtes Oratorium »The Kingdom« wird in dieser Saison auch erstmals in Köln zu hören sein. Auch in der Kölner Philharmonie dirigierte Thomas Neuhoff mehrfach Werke des 20. Jahrhunderts, u. a. »Das Buch mit sieben Siegeln« von Franz Schmidt und – am Pult des Gürzenich- Orchesters Köln – »In Terra Pax« von Frank Martin sowie »Belshazzar’s Feast« von William Walton. Einen weiteren Höhepunkt in Neuhoffs beruflicher Laufbahn stellte die gefeierte Aufführung von Leonard Bernsteins »Mass« dar, das Abschlusskonzert des Festivals »ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln«.

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François-Xavier Roth, geboren 1971 in Paris, gehört zu den charisma-tischsten und mutigsten Dirigenten seiner Generation. Sein Repertoire reicht von der Musik des 17. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Werken und umfasst alle Gattungen: sinfonische Musik, Oper und Kammermusik. Im Jahr 2003 gründete er das innovative Orchester Les Siècles, das sowohl auf neuen wie auf alten Instrumenten musiziert, je nach Werk und oftmals im Wechsel während des gleichen Konzertes. Von 2010 bis 2016 war François-Xavier Roth Chefdirigent des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg; seit dem 1. September 2015 ist er Gürzenich-Kapellmeister und Generalmusikdirektor der Stadt Köln. Roth ist für seine ungewöhnliche Programmgestaltung bekannt, und sein geradliniger Ansatz und seine Überzeugungskraft werden in aller Welt geschätzt. Er arbeitet mit führenden Orchestern zusammen, darunter die Berliner Philharmoniker, das Royal Concertgebouw orkest Amsterdam, das Boston Symphony Orchestra und das London Symphony Orchestra. In seiner zweiten Spielzeit an der Kölner Oper dirigiert François-Xavier Roth Ravels »L’enfant et les sortilèges / L’heure espagnole«, die Wiederaufnahme von Berlioz’ »Benvenuto Cellini« sowie Mozarts »Le nozze di Figaro«. Zu seinem Opernrepertoire gehören u.a. Offenbachs »Les Brigands« und »Lakmé« von Delibes an der Opéra-Comique in Paris und Morton Feldmans »Neither« an der Berliner Staatsoper. Seine zahl-reichen CD-Einspielungen, u.a. mit Les Siècles (mit dem er 2016 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik für Strawinskys Ballett-musiken erhielt), dem London Symphony Orchestra und dem SWR Sinfonie-orchester genießen hohe Wertschätzung. Mit dem Gürzenich-Orchester führt er die Zusammenarbeit mit Philippe Manoury als »Komponist für Köln« mit Uraufführungen weiter und leitet darüber hinaus die Asien-tournee 2017 des Orchesters. Kinder- und Mitmachkonzerte, wie in der letzten Spielzeit »Planeten« mit jungen Tänzern und dem Orchester der Rheinischen Musikschule und grenzüberschreitende Projekte wie »City-Life« mit den Künstlern des Kölner Elektro-Labels Kompakt, gehören zu den festen Bestandteilen seiner Arbeit. François-Xavier Roth leitet das wegweisende LSO Panufnik Young Composer Scheme und gründete gemeinsam mit dem Festival Berlioz und Les Siècles die Orchester-akademie Jeune Orchestre Européen Hector Berlioz, die über eine eigene Sammlung historischer Instrumente verfügt. Für das französische Fern-sehen konzipierte er mit Les Siècles die Serie Presto, die während ihrer dreijährigen Laufzeit wöchentlich ein Publikum von durchschnittlich drei Millionen Zuschauern erreichte.

François-Xavier Roth

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schola heidelbergDie Schola Heidelberg singt in den Konzerten am 20., 21. und 22. November 2016 in folgender Besetzung:

SOPRAN Claudia EhmannJuliane DennertPeyee ChenKarolina Eurich

ALT Julika BirkeEsther WeigoldBarbara OstertagAndra Wildgrube

TENOR Matthias KlosinskiJohannes MayerJörg DeutschewitzSebastian Franz

BASS Luciano LodiChristian JanzSteffen SchulteMartin Backhaus

EINSTUDIERUNGWalter Nußbaum

Stand: 10. November 2016

bach-verein kölnDer Bach-Verein Köln singt in den Konzerten am 20., 21. und 22. November 2016 in folgender Besetzung:

SOPRAN Natalia EngelClaudia FügLeonie GallerMaria GanseforthBrigitte HalfUte HarthConstanze HaubrichSusanne Heydasch-LehmannSilvia HochIsabel IruretaJulia Mok-RussoDorothea MüllerSabine MüllerKatrin NollAnnett Reischert-BruckmannMaren RennochMaria Schorn-KuenenBrigitte SchwadererLarissa StelzerNicole VölkerEllen WagnerMaria WeberAnke WohlfahrtUlrike Wolff Metternich

ALT Kristina AuerswaldDoris BrinkmannLisa CoppackChristina DörschelGundula GrütznerDorothee HeinzelmannSophia HerberAnja HermesMargret KleinFrauke KnifflerBeate LeberCharlotte PutzerAlmut SolzbacherAngela SteideleSilke SteinkeSofie TaubertLisa VogelsangNathalie WeberCornelia Zehle

TENORJosé Augusto Amgarten QuitzauWalter BässlerPeter BreilPeter BüssersMartin FügChristian Große RüschkampMichael HahnOliver HeisterAndreas KarnathPeter KerteszChristian LeberMarkus MarmonAchim OttoMarkus PetermannRaphael Schneider

BASS Martin AsiáinMartin BergRalph BrünkerDirk JanßenNorbert KnipprathMark LenkewitzLeh-Qiao LiaoStefan LihsThomas MöllerLothar NieswandtJanis RentropAndreas RöhserSimon RuschMichael SchmidtBernd WeberKarl Josef WürthTobias Zampich

EINSTUDIERUNGThomas Neuhoff

Stand: 02. November 2016

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orchesterbesetzung

I. VIOLINEN Torsten Janicke, Jordan Ofiesh, Alvaro Palmen, Chieko Yoshioka-Sallmon, David Johnson, Andreas Bauer, Rose Kaufmann, Adelheid Neumayer-Goosses, Demetrius Polyzoides, Elisabeth Polyzoides, Judith Ruthenberg, Colin Harrison

II. VIOLINEN Minhea Evian*, Christoph Rombusch, Andreas Heinrich, Marek Malinowski, Stefan Kleinert, Liz Macintosh, Sigrid Hegers-Schwamm, Joanna Becker, Julia Greve*, Lucas Barr*

BRATSCHEN Bernhard Oll, Susanne Duven, Bruno Toebrock, Annegret Klingel, Antje Kaufmann, Ina Bichescu, Eva-Maria Wilms-Mühlbach, Veronika Weiser*

VIOLONCELLI Bonian Tian, Joachim Griesheimer, Ursula Gneiting-Nentwig, Daniel Raabe, Sylvia Borg-Bujanowski, Katharina Apel-Hülshoff

KONTRABÄSSE Slawomir Grenda*, Henning Rasche, Jason Witjas-Evans, Krasen Zagorski*

HARFEN Antonia Schreiber, Saskia Kwast

FLÖTEN Alja Velkaverh, Irmtraud Rattay-Kasper, Christiane Menke

OBOEN Horst Eppendorf, João Miguel Silva*

KLARINETTEN Blaž Šparovec, Hyunsang Yoon**

FAGOTTE Constantin Gerstein- Ichimescu, Felix Samuel Parlasca**, Klaus Lohrer

HÖRNER Egon Hellrung, Willy Bessems, Jens Kreuter, David Neuhoff

TROMPETEN Matthias Jüttendonk, Matthias Kiefer

POSAUNEN Aaron Außenhofer-Stilz, Jan Böhme, Matthias Lampl*

TUBA Karl-Heinz Glöckner

PAUKE Carsten Steinbach

ORGEL Peter Dicke*

* Gast** Orchesterakademie des Gürzenich-Orchesters Stand: 11. November 2016

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Maurice Ravel »Alborada del gracioso« »Rapsodie espagnole«»Tzigane« – Rhapsodie für Violine und Orchester»Valses nobles et sentimentales«»Boléro«

Renaud Capuçon Violine François-Xavier Roth Dirigent

Erster Advent27. Nov 16, 11 UhrKölner Philharmonie

Zugunsten von »wir helfen« sowie »help alliance«

Kartenbestellung (0221) 280 282guerzenich-orchester.de

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orchesteraktuell

»Es siegten die Klatscher!« Zur Voraufführung des »Deutschen Requiems«

Nur drei von heute sieben Sätzen des »Deutschen Requiems« von Johannes Brahms wurden am 01. Dezember 1867 im Rahmen eines Konzertes der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgeführt. Zum einen, weil das Notenmaterial erst für die ersten drei Sätze verfügbar war und zum anderen, weil der Wiener Hofkapellmeister Johann Herbeck seinem Publikum die vollständige Aufführung eines solch »ernsten als [auch] umfangreichen Tonwerkes« nicht zumuten wollte. Daher entschied sich Herbeck dazu, den ersten Teil des »Deutschen Requiems« von Brahms mit Franz Schuberts Bühnen-musik zu »Rosamunde« zu kombinieren. Die Bühnenversion von »Rosamunde« war zuvor am Theater an der Wien zwar »durchgefallen«, doch lag Herbeck die erstmalig vollständige Aufführung der Musik von Franz Schubert am Herzen. An einer solchen Konzertzusammen-stellung schienen sich die Besucher nicht zu stören, man kommen-tierte nur, dass Konzert bestünde eben aus »zwei musikalischen Cyklen sehr verschiedenen Charakters«.

Trotz anfänglicher Bedenken Herbecks, dem Publikum könne das Requiem zu schwer »im Magen liegen«, waren die Hörer vom neuen Brahms-Werk begeistert. So bemerkte der Musikpapst Eduard Hanslick, es sei ein Stück von »ungewöhnlicher Bedeutung und großer Meister-schaft«. Nur der dritte Satz löste gemischte Reaktionen auf Publikums-seite aus, da ein »[dahinbrausender Orgelpunkt]« und »die Brutalität des Paukenschlägers eine erschreckende akustische Wirkung« hatten. Dies war allerdings dem Pauker geschuldet, der versehentlich die Dynamikangabe »fp« übersehen hatte und sich stattdessen, parallel zum Orgelpunkt, in der Schlussfuge über 36 Takte in einem beherzten Forte bis ans Ende des Satzes trommelte. Doch trotz dieses Fauxpas müsse sich bei jedem Besucher eine »Ahnung von Größe und Respect« einstellen, so Hanslick. Glücklicherweise war dem dann auch so und ein Konzertbesucher schilderte: »Das Zischen und Klatschen wurde zur förmlichen Leidenschaft, es war ein Kampf der Parteien, endlich siegten die Klatscher!«

Dem Testlauf in Wien folgte eine Aufführung im Bremer Dom am 10. April 1868, in der alle bis dato existierenden sechs Sätze gespielt wurden. Doch hier war die Sachlage ganz anders: Hielt man das

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Requiem in Wien für zu »ernst«, so sah man es in Bremen für das Karfreitagskonzert als nicht »religiös« genug an: Es fehle die explizite Erwähnung von Jesus und seinem erlösenden Tod. Was tun? Ähnlich wie in Wien kam man auf die Idee, das Requiem durch andere Stücke zu ergänzen, um diesem Mangel Abhilfe zu schaffen. Notgedrungen stimmte Brahms zu: »In Bremen wird mein Requiem jährlich im Dom gesungen. Aber da der Name Christus gar nicht darin vorkommt, wird die Erlaubnis der Benutzung der Kirche nur unter der Bedingung erteilt, dass diesem Mangel durch eine Einlage abgeholfen werde.« So durften die 2500 Konzertbesucherinnen und -besucher im Anschluss an den dritten Satz des Requiems der Sopran-Arie »Ich weiß, dass mein Erlöser lebt« aus Georg Friedrich Händels Oratorium »Der Messias« lauschen, vorgetragen durch Amalie Joachim. Auch die »Messias«-Chorstücke »Seht, das ist Gottes Lamm« und »Hallelujah« wurden eingefügt. Um den christlichen Anstrich abzurunden, begleitete zudem Joseph Joachim, einer der ältesten Freunde von Brahms, seine Frau Amalie beim Sopran-Solo »Können Tränen meiner Wangen« aus Johann Sebastian Bachs »Matthäus-Passion«. So hatte man das Problem der »Christless Crisis«, die einige Zeitgenossen beim »Deutschen Requiem« sahen, elegant gelöst und auch die Sätze IV bis VI konnten widerspruchslos aufgeführt werden.

Nur einen Monat später, im Mai 1868 entstand der 5. Satz des Requiems in Hamburg. Zwei Tage vor der offiziellen Uraufführung des 7-sätzigen Requiems im Leipziger Gewandhaus machte man am 16. Februar 1869 in Köln die Probe aufs Exempel und markierte so die tiefe Verbundenheit des Komponisten zu Köln: Das Gürzenich- Orchester spielte unter der Leitung des damaligen Kapellmeisters Ferdinand Hiller, der Brahms bereits 22-jährig kennenlernte und förderte, die Vorpremiere des vollendeten »Deutschen Requiems«.

Patricia Knebel

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Portrait Blaz Šparovec

Wir möchten Ihnen ein neues Mitglied des Gürzenich-Orchesters vorstellen: Der 1994 in Slowenien geborenen Blaz Šparovec ist seit dem 31. August 2015 als Solo-Klarinettist tätig. Am 13. März 2016 bekam er die Bestätigung zu dem »mit Bravour« bestandenen Probejahr.

Der 22-jährige Musiker studierte zunächst am Konservatorium für Musik und Ballett in Ljubljana bei Andrej Zupan, bevor er an die Universität der Künste Berlin zu François Benda wechselte. Für seine ausgezeichnete Studienleistungen bekam er den Škerjanceva-Preis und den DAAD-Preis. Als Solist und Kammermusiker errang Šparovec bei nationalen Wettbewerben vier goldene Preise, gleich siebenmal wurde er international mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Er vertrat Slowenien 2012 beim Wettbewerb »Euro vision Young Musicians« in Wien, ein Jahr zuvor wurde ihm ein Sonderpreis beim Internationalen Radiowettbewerb Concertino Prag verliehen. 2014 gewann Blaž Šparovec den 1. Preis beim hülsta woodwinds Wettbewerb und den 1. Preis als auch den Publikumspreis beim »Aeolus«-Bläserwettbewerb.

Der ausgezeichnete Klarinettist gab als Solist Konzerte u. a. mit der Slowenischen Nationalphilharmonie, den Düsseldorfer Symphonikern,

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dem Göttinger Symphonieorchester, der Akademischen Staatskapelle St. Petersburg und dem Symphonieorchester RTV Slowenien. So hat der junge Musiker schon mit einigen namhaften Orchestern konzer tieren dürfen. Wir haben ihn gefragt, mit welchen Ensembles er gerne einmal zusammenarbeiten würde: »Natürlich als Solist mit dem Gürzenich-Orchester Köln«, antwortete Blaz Šparovec schmunzelnd, »es würde mich aber auch sehr reizen, einmal im Orchester der Wiener Philharmoniker spielen zu dürfen!«

Mittlerweile ist Blaz Šparovec schon ein gutes Jahr Teil des Gürzenich-Orchesters. Köln gefällt ihm gut, dieses Jahr hat er sogar das erste Mal beim Karneval mitgefeiert. Manchmal vermisst er allerdings seine Heimat Slowenien: »Vor allem die Berge und die Sonne dort fehlen mir hier …« Trotzdem hat sich der neue Solo-Klarinettist bereits gut ein-gelebt: »Dank meiner Orchester-Kollegen fühlte ich mich von Anfang an wie zu Hause. Die Arbeitsatmosphäre und das Zwischenmensch-liche im Orchester fand ich sofort sehr angenehm. Ich denke aber auch, dass ich von meiner Persönlichkeit her ganz gut in die Gruppe passe, was mir bei meiner Eingewöhnung sicher geholfen hat.« An zwei Momente seiner bisherigen Zeit beim Gürzenich-Orchester erinnert sich Blaz Šparovec besonders gern: »Zum einen an meine erste ›Tosca‹. Die wunderschöne Oper ist für die Klarinette ein Highlight. Ich freue mich, dass ich sie schon in meiner ersten Spielzeit spielen durfte! Aber auch unser Sinfoniekonzert Nr. 7 mit der 6. Sinfonie von Ludwig van Beethoven unter der Leitung von François-Xavier Roth war ein super Erlebnis!« Dann wollten wir auch noch gerne wissen, ob Blaz Šparovec eigentlich ein persönliches Lieblingsstück der klassischen Musik hat? »Nein, das habe ich tatsächlich nicht, meine tägliche Laune diktiert auch meinen musikalischen Geschmack.«

Wenn der Klarinettist nicht beim Gürzenich-Orchester eingeplant ist, spielt er Kammerkonzerte in ganz Deutschland, der Schweiz, in Italien, Russland und Slowenien und ist regelmäßig zu Gast bei wichtigen Festivals wie dem Musical Olympus, den Fränkischen Musiktagen oder dem Festival Ljubljana. Der junge Musiker kommt viel herum. Uns hat daher interessiert, welches wohl sein liebster Ort in seiner neuen Heimat Köln ist. Die Antwort war einfach: »Zu Hause!«

Patricia Knebel

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orchesteraktuell

Frag FXR

Wussten Sie schon, dass Sie auf der Internetseite des Gürzenich-Orchesters seit der Saison 2016/2017 eine Konzerteinführung der besonderen Art erhalten?

Zu jedem Sinfoniekonzert präsentieren wir Ihnen spätestens eine Woche vor dem Konzert ein kurzes Video, in dem ich Ihnen das Programm und unsere Gäste vorstelle. Zusätzlich beantworte ich Ihre ganz persönlichen Fragen. Im Video zum heutigen Konzert verrate ich Ihnen, warum wir Ligeti und Brahms in einem Konzert hören und wie es ist, einen Chor a cappella zu dirigieren.

Wenn auch Sie Ihre Frage einreichen wollen, senden Sie eine E-Mail an: [email protected] Ich freue mich darauf!

Im nächsten Video erzähle ich Ihnen etwas über unser sinfoniekonzert04

www.guerzenich-orchester.de

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Ton-Bilder [3]

Chargesheimer (1924–1971)Reflexion musicale, 1949Experimentelle Fotografie, 39,7 x 48,6 cmMuseum Ludwig Köln, Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05112261

1949 experimentierte der Fotograf Chargesheimer in der Dunkel-kammer mit Fotonegativ-Material. Es entstanden abstrakte »Licht-grafiken« in Schwarzweiß. Dafür erwärmte er ein Negativ, bis sich die Chemikalien in der lichtempfindlichen Schicht verflüssigten. Die Vergrößerung auf Fotopapier zeigt dann Schlieren und amorphe Formen. So entsteht aus bewährtem Material eine neue Dimension des Fotografischen: kein Abbild, sondern eine abstrakte Neuschöp-fung aus Licht und Schatten. Ein »universelles Mysterium« wurde diesen Arbeiten bescheinigt. Dass Chargesheimer tatsächlich aber weniger Mysterien als Musik bei solchen Experimenten begleitete ist bekannt.

Das Bild ist Teil der umfangreichen Sammlung Fotografie des Museum Ludwig und kann gegen Anmeldung im Studienraum vor-gelegt werden.

Mit GO PLUS bieten wir Ihnen eine neue Möglichkeit, Konzerte des Gürzenich-Orchesters im Internet zu erleben – unabhängig vom Ort, von der Tageszeit und mit ungeahnten Per s pektiven. GO PLUS prä-sentiert Ihnen ausgewählte Konzerte als hochauflösende Videos und als Audiostreams, live aufgenommen in der Kölner Philharmonie.

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Werke von Beethoven | Berlioz | Boulez | Brahms | Bruckner | Delius | Elgar | Eötvös | Manoury | Mozart | Ravel | Schönberg | Strauss GO PLUS ist kostenlos. Besuchen Sie uns unter guerzenich-orchester.de/go-plus

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vorschau

Karten erhalten Sie bei der Gürzenich-Orchester-Hotline: Tel (0221) 280 282, beim Kartenservice der Bühnen Köln in den Opernpassagen, im Internet unter: www.guerzenich-orchester.de sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

florakonzert01Sonntag, 04. Dezember 2016 11 Uhr

Flora Köln, Festsaal

Karl Weigl »Ein Stelldichein« (1904) für hohe Stimme und Streichsextett auf ein Gedicht von Richard DehmelArnold Schönberg »Verklärte Nacht« (1899) Streich sextett nach dem Gedicht von Richard DehmelJohannes Brahms Streichsextett Nr. 2 G-Dur (1864/1865)

Talia Or SopranDylan Naylor, Toshiko Tamayo ViolineMaria Scheid, Alvaro Palmen ViolaBonian Tian, Georg Heimbach Violoncello

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Dr. Suzanne Josek studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Slavische Philologie an der Univer sität zu Köln und absolvierte zusätzliche Auslandssemester in St. Petersburg und Moskau. Gleichzeitig ist sie ausgebildet in Klassischem Ballett und als Yogalehrerin. Sie arbeitet als freie Autorin, Musik- und Kunstwissenschaftlerin, lehrt an der Universität zu Köln und lebt mit ihren drei Söhnen in Köln. »Jonathan Harvey: … towards a Pure Land« ist ihr zweites Buch und gleichzeitig ihre Dissertation im Fach Musikwissenschaft.

IMPRESSUM Herausgeber Gürzenich-Orchester Köln, Geschäftsführender Direktor Patrick Schmeing Redaktion Tilla Clüsserath (verantwortlich), Ben Duven, Patrick Hahn, Patricia Knebel Textnachweis Der Text von Dr. Suzanne Josek ist ein Originalbeitrag. Bildnachweis Titel: Vadimsadovski – Fotolia.com, S. 7, S. 13, S. 15, S. 31: AKG-images, S. 9: flickr (Alfred Diem), S. 20: Johan Persson, S. 21: Patrick Vogel, S. 22: Florian Müller, S. 23: KeskinArts, S. 24: Bach-Verein Köln, S. 25: Thilo Schmülgen, S. 33: Bonian Tian, S. 34: Blaz Šparovec, S. 37: Rheinisches Bildarchiv Gestaltung, Satz parole gesellschaft für kommunika tion mbh Druck Köllen Druck + Verlag GmbHWir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Euro 2,-

sinfoniekonzert04Sonntag, 11. Dezember 2016 11 UhrMontag, 12. Dezember 2016 20 Uhr

Dienstag, 13. Dezember 2016 20 UhrKölner Philharmonie

KonzerteinführungSo 10 Uhr, Mo u. Di 19 Uhr

Dieses Konzert wird für GO PLUS aufgezeichnet.

Camille Saint-Saëns»Danse macabre« g-Moll (1874)Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 F-Dur (1896) – »Ägyptisches Konzert«Sinfonie Nr. 3 c-Moll »Orgelsinfonie« (1885–1886)

Jean-François Heisser KlavierDaniel Roth OrgelGürzenich-Orchester KölnFrançois-Xavier Roth Dirigent

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Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung.

Ehrenmitglieder des KuratoriumsHenriette Reker I Oberbürgermeisterin der Stadt Köln

Jürgen Roters I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.

Dr. h.c. Fritz Schramma I Oberbürgermeister der Stadt Köln a. D.

Vorstandsvorsitzender der Concert-Gesellschaft Köln e.V.Olaf Wegner

KuratorenBechtle GmbH I IT Systemhaus, Waldemar Zgrzebski

Ebner Stolz Partnerschaft mbB I Dr. Werner Holzmayer

Excelsior Hotel Ernst AG I Henning Matthiesen

Generali Investments Deutschland Kapitalanlagegesellschaft mbH I Dr. Ulrich Kauffmann

HANSA-REVISION Schubert & Coll. GmbH I Wirtschafts prüfungs- und Steuerberatungs gesellschaft,

Dipl.-Kfm. Bernd Schubert

ifp I Personalberatung und Managementdiagnostik, Jörg Will

Kirberg GmbH Catering Fine Food I Jutta Kirberg

Kölner Bank eG I Bruno Hollweger

Koelnmesse GmbH I Gerald Böse

Kreissparkasse Köln I Alexander Wüerst

Gerd Lützeler I Dipl.-Kaufmann – Wirtschafts prüfer – Steuerberater

Sal. Oppenheim jr. & Cie. AG & Co. KGaA I Dr. Wolfgang Leoni

Privatbrauerei Gaffel Becker & Co. OHG I Heinrich Becker

ROLEX Deutschland GmbH I Peter Streit

TÜV Rheinland AG I Prof. Dr. Bruno O. Braun

Firmen l Verbände l VereineAugust Hülden GmbH & Co. KG I Dr. Paul Kellerwessel

Henze & Partner I Jürgen Henze

Freie Volksbühne I Astrid Freudenberger

Freytag & Petersen I Prof. Dr. Hugo Heinrich Best

Kölner Bank eG I Bruno Hollweger

Kreissparkasse Köln I Dr. Klaus Tiedeken

Philharmonischer Chor e.V. I Prof. Horst Meinardus

Richard-Wagner-Verband Köln I Gerhard Idolski

Sparkasse KölnBonn I Dr. Christoph Siemons

Theatergemeinde Köln I Norbert Reiche

ifp Will und Partner GmbH & Co. KG I Jörg Will

Das Gürzenich-Orchester Köln dankt Lufthansa und der Concert-Gesellschaft Köln e.V. für ihr kulturelles Engagement und ihre großzügige Unterstützung.

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MitgliederKonrad und Petra Adenauer I Claudia und Joachim von Arnim I Erika Baunach I Helge und Thekla Bauwens

I Matthias Berg und Dieter Eimermacher I Dr. Regine Blaß I Barbara Blumberg I Wolfgang und Ellen

Böttcher I Birgit Boisserée I Dr. Rudolf von Borries I Sabine Bourry I Andreas Braun I Ursula Breunig I

Prof. Dr. Gerhard Brunn I Prof. Dr. T. Brusius I Dr. Michael und Marita Cramer I Anna Dünnebier-

von Paczensky I Klaus und Hella Dufft I Brigitte Eldering I Dr. Ben und Sigrun Elsner I Heinz Christian

Esser I Maria-Hildegard Falderbaum I Brigitte Feierabend I Dr. Klaus Fleischmann und Krista Scheepers-

Fleischmann I Christoph Gallhöfer und Katrin Preuß-Neudorf I Hubertus von Gallwitz I Dr. Marie-Louise

Gaul I Hans und Dr. Helga Gennen I Jutta Geyr I Erwin und Heidi Graebner I Bernd und Gisela Grützmacher

I Hans-Georg und Ursula Gülke I Dr. Klaus und Theodora van Haag I Christa Hackenbruch I Dr. Rolf-D.

Halswick I Bernd Hannemann I Hermann Hauke I Monika und Michael Hegel I Doris und Dieter Heithecker

I Prof. Dr. Klaus Heubeck I Markus Hilgers I Ulrike Höller I Gerd und Ursula Hörstensmeyer I Prof. Dr.

Rolf Huschke-Rhein und Dr. Irmela Rhein I Prof. Dr. Rainer Jacobs I Klaus und Dagmar Jaster I Prof. Dr.

Hermann Kämmerer und Dr. Mireya Schmickler I Prof. Michael und Rose Kaufmann I Werner und Gisela

Kiefer I Prof. Dr. Hans-Friedrich Kienzle und Dr. Sabine Staemmler-Kienzle I Hildegard Kilsbach I Dirk

Klameth I Hans-Josef Klein I Dres. Marlies und Jobst Jürgen Knief I Hermann und Ute Kögler I Cornelia

und Gerald Köhler I Dr. Peter Konner I Dr. Klaus Konner I Bernd Krükel I Dr. Bernd Küppers I Dr. Arnd

Kumerloeve I Dr. Lydia Kunze I Dr. Anke Leineweber I Ute Linack I Susanne Lührig I Dres. Andreas und

Henriette Madaus I Dr.-Ing. Heinz und Rosemarie Mathiak I Johanna von Mirbach-Reich I Hermann-Reiner

Müller I Christian Münster und Bianca Schönemann I Dr. Jochen und Astrid Nacken I Theo und Leni

Nettekoven I Dr. Günther Ocker I Annemarie Opitz I Margarethe Parseghian I Dr. Jürgen Pelka I Manfred

und Christine Pfeifer I Dr. Wolfgang und Doris Postelt I Dres. Hans-Michael und Elisabeth Pott I Julia

Priemer-Bleisteiner I Dr. Reiner I Ingeborg Richter I Prof. Dr. Ulrich Richter I Jacqueline Ritter I Ulrich

Rochels I Axel Rodert und Hedwig Rodert-Rutt I Andreas Röhling I Dr. Dirk Sagemühl I Dr. Bernd Schäfer

und Ulrike Schäfer-Trüb I Dr. Bernhard Schareck I Margarete Schönenborn I Prof. Dr. Ulrich Schröder I

Bernd und Marianne Schubert I Gerd-Kurt und Marianne Schwieren I Siegfried Seidel I Burkhard

Sondermeier I Dr. Angelika Sprüth I Rolf Stapmanns I Gabriele Stroß I Hans Jürgen und Edelgard Thiel

I Peter und Monika Tonger I Anita und Dr. Reiner Tredopp I Hans-Ulrich und Gisela Trippen I Dr. Detlef

Trüb I Markus Ulrich I Heinz-Peter und Andrea Verspay I Peter Egon Wagner I Helmut Wexler I Michael

Wienand I Gabriele Wienhenkel-Pfeiffer I Lotte Wiethoff I Hans-Peter Wolle und Brigitte Bauer