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Sprachsensibler (Fach)Unterricht als Prämisse für Lernerfolg
Deutsch als Unterrichtsprinzip in allen Fächern
Forum Bad-Wildbad / 17.11.2014
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
1. Ausgangssituation / Problemerfassung
• Es beherrschen immer weniger Lernende die Bildungssprache
(Mündlichkeit und Schriftlichkeit)
• Dazu gehören:
Schüler/innen mit Migrationshintergrund, aber auch
deutschsprachige Kinder aus bildungsfernen Milieus
• Die Hinführung zur Bildungssprache und zur „Literacy“ ist Aufgabe aller
Fächer (Deutsch als Unterrichtsprinzip)
• Der Schulerfolg ist abhängig von (fach)sprachlichen und (fach)literalen
Kompetenzen
– für L1 (Erstsprachler – Deutsch als Muttersprache), aber auch
– für L2 (Deutsch als Zweitsprache-Lerner/innen)
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Was stellen Sie in Bezug auf die Sprach-
kompetenzen Ihrer Schüler/innen
(vermehrt) fest?
D-A-V - Modell
• DENKEN (3‘)
• AUSTAUSCHEN (5‘)
• VORSTELLEN (10‘)
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Die Komplexität und Abstraktion der Aufgaben /
Kompetenzen (=Kenntnisse, Fähigkeiten und Haltungen)
• steigern sich von der GS zur Sek I und Sek II – z. B:
fachliche Denkweisen entwickeln
Hypothesen formulieren
Voraussagen treffen
Analysen versprachlichen
Tabellen / Grafiken interpretieren etc.
• beinhalten: sowohl Deutsch- und Fachkenntnisse,
als auch die Fähigkeit, wie man bestimmte Lernaufgaben erfüllt
• setzen schon im Vorfeld eine Unterrichtsplanung aus sprachlicher Perspektive voraus
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Unterrichts-Interaktionen gelingen wenn:
bei mündlicher Kommunikation bestimmte Muster des Sprechens und Zuhörens verändert werden (Training)
bei schriftlicher Kommunikation Texte und Aufgaben an die Möglichkeit der Schüler/innen angepasst und Problembereiche wahrgenommen und erklärt /verdeutlicht werden
die multimodalen Texte (Bilder und Visualisierungen) als Unterrichtsgegenstand oder Lernhilfe im Textzusammenhang thematisiert und expliziert werden
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
2. Was bedeutet eigentlich „fachsensibler Sprachunterricht“?
• Josef Leisen definiert den fachsensiblen Sprachunterricht als „den bewussten Umgang mit Sprache beim Lehren und Lernen im Fach.“
• Sprache als Unterrichtsprinzip ist somit auch der Schlüssel für einen gelingenden Fachunterricht
• Aber: Fachunterricht ist kein Förderunterricht!
• Im Fachunterricht wird Sprache in Verbindung mit den Fachinhalten gelernt < Lernen an und mit der „Sache“
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Sprache im Unterricht / Kommunikation im Fach
• „Sprache (im Unterricht) ist wie ein Werkzeug, das man gebraucht, während man es noch schmiedet.“ (Butzkamm 1989, S. 110)
• „Kommunikation ist demnach das gesetzte Ziel und zugleich der Weg dahin.“(ebd., S 146)
• Fazit: Sprachförderung im Fach ist
wichtig (Kommunikation als Bildungsziel in jedem Fach)
sinnvoll (Fach- und Sprachlernen unterstützen sich gegenseitig)
unerlässlich (Unterricht basiert auf Sprache)
fachübergreifend (alle Fächer profitieren von der Sprachkompetenz)
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Sprachbezogener Fachunterricht oder
fachbezogener Sprachunterricht?
• Sinnvolle Mischung = Sprachsensibler Fachunterricht, der
Sprache im Unterricht „vereinfacht“
an und mit der (defizitären) Sprache arbeitet
Fach- und Sprachlernen sinnvoll kombiniert
Darstellungsformen variiert
mehrere Wahrnehmungskanäle nutzt
mit „Methoden-Werkzeugen“ arbeitet (nach Leisen / s. Handout)
„Gerüste“ auf- und abbaut (Scaffolding)
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Die „Sprachen“ des Fachunterrichts (Mündlichkeit und Schriftlichkeit)
• Alltagssprache (Alltagserfahrungen)
• Fachsprache (Fachbegriffe, Merksätze, Definitionen)
• Unterrichtssprache (in Lehrbüchern, Tafelbild)
• Symbolische und mathematische Sprache (Abstraktion, Formeln)
• Bildsprache (Fotos, Skizzen, Grafiken)
Diese spezifizieren die
Bildungssprache!
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Besonderheiten der Fachsprache (1)
• Morphologie < „Wortmonster“
Komposita: Zylinderkopfmutter, Auftriebskraftmessung
Mehrwortkomplexe: Flachkopfschraube mit Schlitz, elektronische
Datenverarbeitung
Abkürzungen: DGL für Differenzialgleichungen
Wortbildungen aus Eigennamen: röntgen, galvanisieren,
Bunsenbrenner, Ottomotor
etc.
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Besonderheiten der Fachsprache (2)
• Syntax < „Satzmonster“
Verbgefüge: in Angriff nehmen, Anwendung finden
Nominalisierungen: der Überführungsvorgang, die Instandsetzung der Maschine
Komplexe Attribute (statt Attributsätze): das auf der Achse festsitzende Stirnrad, der vorfristig beendete genehmigungspflichtige Vorgang
Konditional- (damit . . .), Final- (um . . . zu) und (eingeschobene) Relativsätze
Passivkonstruktionen mit „werden“
Unpersönliche Ausdrucksweisen: mit dem Festzurren erübrigt sich die Kontrolle
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Mündlichkeit versus Schriftlichkeit
Mündlichkeit geprägt durch:
• Wiederholungen
• Gedankensprünge
• unvollständige Sätze
• gramm. Fehler
• unpräzisen Wortgebrauch
• zirkuläre Argumentation
• Füllwörter
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Schriftlichkeit geprägt durch:
• wenig Wiederholungen
• keine Gedankensprünge
• komplexe Sätze
• keine gramm. Fehler
• präzisen Wortgebrauch
• lineare Argumentation
• keine Füllwörter
3. Hilfen, Vorschläge und Tipps für die
Umsetzung im Unterricht
• Voraussetzung ist eine Veränderung
– im Lehr-Lern-Prozess
– in der Aufgabenkultur
z. B. durch Scaffolding als Unterstützungssystem:
neue Begriffe und Sprachstrukturen werden immer in einen Fachkontext eingebunden (nie isoliert behandelt)
die Lerner/innen nutzen anfangs ihre aktuellen Sprachressourcen
erlernen in späteren Phasen neue sprachliche Mittel dazu
die Lehrperson baut sprachliche Gerüste auf und
baut sie wieder ab, wenn sie beherrscht werden (Beispiele im Handout: „Methoden-Werkzeuge“ nach Leisen)
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Beispiele zur Unterstützung durch
„Vereinfachung“
Von „schwierig“
• Binnenschiffsverkehrslotsen-ausbildung
• In einer mit einem Gummistopfen verschlossenen und mit Wasser gefüllten Flasche soll ein teilweise mit Luft gefülltes Fläschchen, das mit dem offenen Ende nach unten steht, gerade eben schwimmen. Durch Drücken des Stopfens kann das Fläschchen zum Sinken, Schweben oder Steigen gebracht werden.
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
zu „einfach“ (Lesbarkeit)
• Ausbildung zum Lotsen im
Binnen/schiffs/verkehr
• Wir füllen eine Flasche mit
Wasser. Dann füllen wir ein
Fläschchen teilweise mit Luft. Wir
legen es mit dem offenen Ende
nach unten in die Flasche. Danach
verschließen wir diese mit einem
Gummistopfen. Wenn wir den
Stopfen . . . , dann sinkt das
Fläschchen. Wenn . . . , dann . . .
Wörterbücher sind wichtige „Werkzeuge“
• Bildwörterbücher
• Bilinguale Wörterbücher
• Rechtschreib- und Bedeutungswörterbücher
• Umgang erklären
• Benutzung im Unterricht tolerieren
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
4. Umsetzung in die Praxis Viel
Erfolg
• Wählen Sie einen Text aus den verschiedenen Bereichen aus.
• Verschaffen Sie sich einen (kurzen) Überblick über die „sprachsensiblen Hilfen“ aus dem „Methoden-Paket“.
• Besprechen Sie in der Gruppe, welche Hilfsmittel Sie bei Ihrem Text anwenden würden.
• Halten Sie die Ergebnisse fest und stellen diese vor.
5. Präsentation und Reflexion
Ziele des Sprachsensiblen Unterrichts
• Auf Schülerseite - Befähigung
Unterrichtsinhalte zu verstehen
diese anzuwenden Chancen geben!
darüber zu reflektieren
• Auf Lehrerseite
Fragekultur etablieren Gefühl
Teamkultur stärken etwas Gutes
Fachteams bilden zu tun!
Entlastung im Unterricht
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
Literatur
• Leisen, Josef, Handbuch Sprachförderung im Fach,
Sprachsensibler Fachunterricht in der Praxis, Klett, 2013
• Gretsch, Petra, Prof. Dr. / Kniffla, Gabriele, Prof. Dr.,
Workshop „Deutsch“, Sprachsensibler Unterricht, Beitrag zur
Jahrestagung der Fachberater/innen Unterricht, Pädagogische
Hochschule Freiburg, 2014
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG
6. Abschluss-Blitzlicht
• Bitte beenden Sie die Sätze:
o Besonders hilfreich war . . .
o Wichtig ist . . .
o Mir hat gefallen . . .
o Nicht gut fand ich . . .
o Was ich noch sagen wollte . . .
o . . .
Elfriede Kato, Fachberaterin am SSA OG