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Stadien des Übergangs nach dem ersten Hochschulabschluss
Expertenworkshop zum Schwerpunktthema “Übergänge Schule-Berufsausbildung-Hochschulbildung-Arbeitsmarkt” des
Bildungsberichts 2008, 4.Dezember, Berlin
Prof. Dr. Ulrich Teichler und Dipl. Sozialwirt Harald Schomburg Internationales Zentrum für Hochschulforschung Kassel
(INCHER-Kassel)
Adresse: INCHER-Kassel, Universität Kassel, 34109 Kassel, Germany,
Tel. ++49-561-804 2422, FAX ++49-561-804 3301, e-mail [email protected]
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2 Wandel der Beziehungen von Hochschule und Beruf
Schlüsselqualifikationen, Zusatzqualifikationen, starke Beschäftigungsprobleme bei Ingenieuren, neue Tätigkeitsfelder und Berufe, neue Technologien und Managementstrategien, Differenzierung, Wettbewerb, Profilbildung, Globalisierung, Evaluation und QualitätssicherungRisiken und Chancen: Neuer Optimismus
90er Jahre
Neuer Bedarfsoptimismus, neue Unsicherheiten angesichts neuer Studiengangstrukturen, Employabilität, Individualierung, Entstandardisierung, Generation Praktikum – Risiken für Teilgruppen, neue Angebote der Hochschulen (Career)
Derzeit
Studienreform, stärkere Berufsorientierung, neue Studiengänge, Beschäftigungsprobleme von Geistes-und Sozialwissenschaftlerinnen sowie Lehrern und Lehrerinnen; Verdrängung? Gewöhnung – Diversifikation – Differenzierung
80er Jahre
Wachsende Beschäftigungsprobleme für HochschulabsolventenVersuch der quantitativ-strukturellen Steuerung, Bedarfsprognosen „Over-education“ - Akademisches Proletariat? Pessimismus
70er Jahre
Expansion der weiterführenden Bildung : Früher Optimismus (Chancengleichheit+Wirtschaftswachstum)
60er Jahre
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3 Grundfragen zur Analyse des Übergangs
1. Quantitativ-strukturelle Abstimmung(Balance von Angebot und Nachfrage, „Schweinezyklen“, vertikale Substitution, u. a.)
2. „Match“/„Mismatch“ von Kompetenzen und beruflichen Anforderungen(Nutzung von Qualifikationen, Spezialisierung vs. Generalisierung, Schlüsselqualifikationen, notwendige „Überqualifizierung“, Qualifizierung für unbestimmtes Handeln und Innovation,u. a.)
3. „Bildungsmeritokratie“(oder Credentialism, Belohnung von Privilegierten, Chancenausgleich, u. a.)
4. Hochschulexpansion und Einkommensspreizung(wachsende oder geringer werdende soziale Disparitäten unter Hochschulabsolventen, Ursachen)
5. Stadien des Übergangs(welche Stadien? Wieweit hat die Selektion bei einem frühen Stadium Folgen für die weiteren Stadien?)
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4 Beziehungen von Studium und Beruf - Fachkulturen
Affinität zu bestimmten beruflicher Positionen und Tätigkeiten
Hoch Mittel Gering(offener Berufsbezug)
1 2 3a) Beruf Ingenieure, Ökonomen
(Referendariat* o.ä.)
b) Fach, Disziplin Naturwissenschaftler
(sehr häufig Promotion)
*In Klammern Merkmale des Übergangs vom Studium in eine berufliche Tätigkeit
Basisorientierung des Studiums und Affinität zu bestimmten beruflichen Positionen und Tätigkeiten
Basisorientierung des Studiums
Mediziner, Lehrer, z.T. Juristen und Sozialarbeiter/pädagogen
(direkter Übergang in eine berufliche Tätigkeit)
Sozial und Geisteswissenschaftler
(häufig Promotion; lange Phase bis zur beruflichen Etablierung)
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5 Stadien des Übergangs nach dem ersten Hochschulabschluss
Berufliche Ausbildung für den Staatsdienst (zwei Stadien des Übergangs)
Ausbildung für Wissenschaft und Forschung (drei und mehr Stadien des Übergangs)
Berufliche Ausbildung für die Wirtschaft (überwiegend kein gesonderter Beschäftigungsstatus und Übergang)
Beschäftigungssuche Erste vorläufige/Such- Beschäftigung „Normale“ Beschäftigung Familienphase (Teilzeittätigkeit,
„Unterbrechung“ bei Frauen)
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Stadienmodell des Übergangs
Erster Hochschul-abschluss
Berufliche Ausbildung, Studium, Training
Suchphase, Praktika,Arbeits-losigkeit
Erste vorläufige
Such-Beschäftigung
„Normale“ Beschäftigung
Familien-phase
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Beschäftigungssuche
Vor oder nach dem Studium? Dauer (wie lange ist „normal“?) Strategien (begrenzte Rolle der
Arbeitsämter) Neue Angebote der Hochschulen (Career
centres o.ä.) Suche und Beschäftigung (Job, Praktikum) Regionale Mobilität Internationale Mobilität
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8 Beispiel: Übergang in „reguläre Erwerbstätigkeit“ FH - 1991-2002 (%)
Quelle: HIS Absolventenstudien
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9Beispiel: Übergang in „reguläre Erwerbstätigkeit“ Uni (1) - 1989-2001 (%)
Quelle: HIS Absolventenstudien
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10Beispiel: Übergang in „reguläre Erwerbstätigkeit“ Uni (2)- 1991-2002 (%)
Quelle: HIS Absolventenstudien
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11Beispiel: Übergang zu einem weiteren Studium/Promotion - Uni - 1989-2001 (%)
Quelle: HIS Absolventenstudien
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12 Beispiel: Sucharbeitslosigkeit bei Absolventen von Universitäten ausgewählter Studiengänge - 1989-2001 (%)
Quelle: HIS Absolventenstudien
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13 Weitere Ausbildungswege werden vielfältiger Formale Anforderung für den Staatsdienst
Referendariat (z.B. Lehrer und Juristen) Berufsanerkennungsjahr (Sozialarbeiter)
Weiteres Studium Master: FH oder Uni? Anschließend oder berufsbegleitend? Disziplinäre oder andere Spezialisierung?
Wissenschaftler Master Promotion Habilitation o.a. Temporäre Tätigkeiten in der Wissenschaft, danach
Übergang in andere Berufsbereiche
Problem: BA/MA Struktur – noch keine belastbaren Daten
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Beschäftigung in den ersten Jahren
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Unklar1-2 Wechsel in den ersten fünf Jahren nicht selten
Stellenwechsel
UnklarWenig verbreitetKombination mehrerer Tätigkeiten, Selbständigkeit
Nimmt abNicht mehr vorherrschendBeschäftigung im öffentl. Dienst
UnklarDominantAngemessene Position
UnklarDominantFachnahe Tätigkeit
UnklarHoch Einkommen
UnklarDominantVollzeit
Nimmt abNicht mehr vorherrschendUnbefristet
TendenzDerzeitige Befunde der Forschung
Indikator
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15 Ausgewählte Befunde des internationalen Vergleichs: Mindestens ein Stellenwechselin den ersten vier bis fünf Jahren nach Studienabschluss (%)
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52
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69 6761 63
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Quelle: Europäische Absolventenstudien CHEERS (1999) und REFLEX (2005) INCHER-Kassel
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16 Ausgewählte Befunde des internationalen Vergleichs: Dauer der Beschäftigungssuche nach Land und Studienfach (arithmetischer Mittelwert; Monat)
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10121416
1 2 3 4 5 6 7 8 9
DE
02468
10121416
1 2 3 4 5 6 7 8 9
UK
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1 2 3 4 5 6 7 8 9
ES
02468
10121416
1 2 3 4 5 6 7 8 9
Field of study: 1 Education; 2 Humanities; 3 Social sciences;4 Law; 5 Natural sciences; 6 Mathematics, Computer;
7 Engineering; 8 Health/Medicine, 9 TotalQuelle: Europäische Absolventenstudien CHEERS (1999) INCHER-Kassel
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17Ausgewählte Befunde des internationalen Vergleichs: Unbefristete Beschäftigung vier-fünf Jahre nach Studienabschluss (%)
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83 84
7471
60
8479
7680
83
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86 86
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Quelle: Europäische Absolventenstudien CHEERS (1999) und REFLEX (2005) INCHER-Kassel
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„Normale“ Beschäftigung
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UnklarWenig verbreitetHäufiger Stellenwechsel
Nimmt zuWenig verbreitetKombination mehrerer Tätigkeiten, Selbständigkeit
UnklarNicht mehr vorherrschend
Beschäftigung im öffentl. Dienst
UnklarDominantAngemessene Position
UnklarDominantFachnahe Tätigkeit
UnklarHoch Einkommen
UnklarDominantVollzeit
Nimmt abDominantUnbefristet
TendenzBefunde der ForschungIndikator
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19Ausgewählte Befunde des internationalen Vergleichs: Vollzeit-Beschäftigung vier-fünf Jahre nach Studienabschluss (%)
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9287 85 84
9396
86
96
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81 80 81 81 79
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87 85 8588
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20 Ausgewählte Befunde des internationalen Vergleichs: Kein Hochschulabschluss erforderlich vier-fünf Jahre nach Studienabschluss (%)
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6 7 73 1
8 812
1712 10
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21Ausgewählte Befunde des internationalen Vergleichs: Hohe Berufszufriedenheitvier bis fünf Jahre nach Studienabschluss (%)
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5965
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72
57
7378
74
66
5863
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69 6865 65
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Quelle: Europäische Absolventenstudien CHEERS (1999) und REFLEX (2005) INCHER-Kassel
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Familienphase
Partnerschaft und Kinder haben kaum Bedeutung für die berufliche Entwicklung von Männern
Karrierewege von Frauen sind stark durch die Versorgung von Kindern beeinflusst Übergang zu Teilzeittätigkeit oder
Unterbrechung der beruflichen Tätigkeit häufig nach ca. 3-5 Jahre nach Studienabschluss
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23 Implikationen des Bologna-Prozesses (1)
Bachelor: Einstiegsqualifikation zu allen hochqualifizierten Berufen oder nur zum „gehobenen“ Dienst o.ä.
Problem der „Employability“ der universitären Bachelor
Zunahme von „Hochschulreife“ – Quoten
„Bachelorisierung“ der höheren beruflichen Bildung?
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24 Implikationen des Bologna-Prozesses (2)
Erleichterung des Zugangs zum Hochschulstudium für Personen ohne traditionelle Hochschul- und Fachhochschulreife?
Übergangsquoten vom Bachelor-Abschluss zum Master-Studium (unmittelbar oder später)
Zunehmende Bedeutung der Promotion für Tätigkeiten außerhalb der Wissenschaft
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Implikationen der Internationalisierung
Temporäres Auslandsstudium (ein Sechstel) und andere temporäre studienbezogene Auslandserfahrungen (ein Sechstel)
Studienabschluss im Ausland (ca. 3-4%) Berufstätigkeit im Ausland (ca. 3%; etwas
häufiger kurz nach Studienabschluss) Längere beruflich veranlasste
Auslandsaufenthalte (mehr als 10%) Beschäftigungssuche erfolgreicher bei
international erfahrenen und fremdsprachlich qualifizierten Absolventen
Im Laufe der Zeit „diminishing return“ von temporärem Auslandsstudium
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26 Implikationen der Hochschulexpansion (1)
Deutschland hat eine der geringsten Hochschulabsolventenquoten unter den OECD-Mitgliedsstaaten
Vor 1994 galt die international geringe Absolventenquote als normal – seit 1994 als besorgniserregend
Alternativen der Steigerung Mehr „Abiturienten“ „Upgrading“ der höheren beruflichen Bildung Mehr Zugang von Berufserfahrenen ohne Abitur
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27 Implikationen der Hochschulexpansion (2)
Übergang zum Beruf für wachsende Zahl von Bachelors Weiter Kopplung an fachliche/berufliche
Spezialisierung? Zunehmende Bedeutung genereller
Kompetenzen, Schlüsselqualifikationen? Kompetenzniveau (Noten oder Ranking
der Institutionen)
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28 Implikationen für die Hochschulen
Wachsende Bedeutung von Übergang und Verbleib bei Evaluation und Akkreditierung
Zunahme und Funktionserweiterung von Career Centres (u.a. Information und Training zum Übergang)
Zunahme der Absolventenstudien einzelner Hochschulen; Zusammenarbeit der Beteiligten in Netzwerken
Zunehmendes Interesse der Hochschulen an Kontakten zu „Alumni“