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1 Studienreise der Klasse 3d3 (April 2017) Kurzkrimis Literatur in Edinburgh Auf den Spuren von Ian Rankin, Maria Stuart, William McConagall und den drei Grossen Burns, Ste- venson und Scott

Studienreise der Klasse 3d3 Kurzkrimis - vond@csmfr · 2019. 12. 9. · Dank Murugans Beschreibung der Motorradfahrer, welche eine Lederjacke mit einem seltsa-men weissen Kreuz auf

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Studienreise der Klasse 3d3

(April 2017)

Kurzkrimis

Literatur in Edinburgh Auf den Spuren von Ian Rankin,

Maria Stuart, William McConagall und den drei Grossen Burns, Ste-

venson und Scott

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Inhaltsverzeichnis

DasSpiel....................................................................................................................................2

Dolche,RattenundWhisky.......................................................................................................3

HöhledesGrauens....................................................................................................................5

Blindgänger...............................................................................................................................6

EinFallfürWillMcGriffin:DieKöpfungMaryStewarts............................................................9

Paranoia..................................................................................................................................12

Hannibalismus.........................................................................................................................14

Herzlos.....................................................................................................................................15

DerSturzdesRächers..............................................................................................................16

DemTodgewidmet.................................................................................................................17

DerTäterstehtdirnäher,alsdudenkst..................................................................................19

DasSpielDetektiv Bover war nicht wirklich wach, als sein Gehilfe Buckner ihn in seinem Büro auf-suchte. Mit „Detektiv! Detektiv!“ versuchte er, ihn aus seinem Tagtraum zu holen. „Entschul-digung, was ist los?“, antwortete dieser sichtlich verschlafen. „Ein Toter im Fleshmarket Close, ein ca. 30-jähriger Mann mit einem Schal des Fussballklubs Hibernian FC und einem stark geschwollenen Auge. Offenkundig das Ergebnis einer Schlägerei zwischen zwei und drei Uhr in der letzten Nacht“, erklärte Buckner. „Das ist gut möglich; die Stimmung beim Derby gestern gegen den FC Heart of Midlothian war ausgesprochen feindlich und aggressiv, allen voran die beiden Fanlager beleidigten sich immer wieder aufs Übelste“, antwortete Bover, der das Spiel live im Stadion verfolgt hatte. So mach-ten sich die beiden gemeinsam mit der Spurensicherung auf den Weg zum Tatort. Bover hielt es nicht lange aus. Ein Grund war sicherlich der starke Wind und der Regen an einem sonst schon überaus kühlen und unfreundlichen Tag. Zudem hatte er Kopfschmerzen, da er den Sieg seiner Hearts (FC Heart of Midlothian) zu exzessiv gefeiert hatte. Nach einem war-men Tee in einem gemütlichen Café schien ihm plötzlich klar zu werden, wie er die Ermittlun-gen führen könnte. „Na sieh mal einer an: Bover, was machst du denn im Lokal der Casual Soccer Firm?“, be-grüsste der Anführer der wichtigsten Fangruppe der Hearts den Detektiv und seinen Gehilfen Buckner. Der Typ hiess Michael McGeady, war mindestens zwei Meter gross und fast ebenso breit. Seine bleiche Haut, gepaart mit seinem kahl rasierten Kopf und den unzähligen Narben, machten ihn nicht weniger furchteinflössend. „Ich bin hier wegen eines Mordes, geschehen in der letzten Nacht. Das Opfer ist ein Fan des mit euch verfeindeten Klubs Hibernian FC. Könnt ihr mir weiterhelfen?“ „Wir verhandeln nicht mit Cops. Verzieh dich, bevor es noch ein zweites Opfer gibt!“, erwiderte McGeady unter tosendem Applaus seiner Kumpels. Ohne grosse Hoffnung verliessen die beiden Kommissare das Lokal, als ihnen plötzlich ein junger Mann namens John Coleman folgte. Er bot ihnen Hinweise über das Tatgeschehen an, wenn ihm im Gegenzug sämtliche Einträge im Strafregister gelöscht würden. Bover lehnte um-

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gehend ab. „Komm schon Bover, wir müssen offen sein, um unsere Ermittlungen zu beschleu-nigen, vielleicht kann uns seine Aussage helfen“, überredete Buckner den Detektiv. Dieser war ganz blockiert, die Argumente schienen ihm zu fehlen und so stimmte er reflexartig zu. Sie einigten sich mit Coleman, die Akten soweit zu säubern, dass die Einträge für schwere Straftaten wegfallen würden. Nicht möglich sei es, alle Einträge zu beseitigen. Coleman ge-nügte dies und so trafen sich die drei in einem Pub an der Royal Mile. „Also, ich habe in dieser Nacht zu später Stunde einen Mann in die Fleshmarket Close abbiegen sehen. Zugegebener-massen, ich war ebenfalls nicht mehr ganz nüchtern, habe aber mit Sicherheit einen Mann von grosser Statur mit einem dunklen Kapuzenpullover erkennen können“, sagte Coleman aus. Für Bover war sofort klar: „Die Indizien weisen auf McGeady hin. Mir wird vieles klar, ja es ist naheliegend, er hat in dieser Sache keine weisse Weste.“ Während der Detektiv und Coleman Details zur Zeugenaussage besprachen und im Gespräch immer wieder in belanglose Fussball-Diskussionen abschweiften, schien Buckner tief in Ge-danken versunken zu sein. Auf einmal stockte sein Atem, eine schockierende Theorie kam in ihm auf! „Bover, ich möchte, dass du deinen Mund weit aufmachst“, forderte ihn sein Gehilfe auf. „Warum? Du weisst ja, dass ich mich für meine schwarzen Zähne schäme“, antwortete der ahnungslose Detektiv genervt. „Ich bitte dich, tu es.“ Bover blieb nichts anderes übrig, als dem Ansinnen zu entsprechen. Als Buckner eine Lücke in der oberen Zahnreihe entdeckte, nahm er den fehlenden Zahn aus seiner Hosentasche hervor und erklärte: „Du warst heute Morgen ziem-lich verkatert und hast, ohne zu zögern, die Hilfe eines möglichen Zeugen abgelehnt. Da dich McGeady im Lokal beim Namen nannte, war mir schnell klar, dass du Kontakte oder gar mehr zu dieser gewalttätigen Fanszene hast. Das hast du mir stets verschwiegen. Ist es nicht so, dass du dich mit dem Opfer, einem gegnerischen Fan, geprügelt und den jungen Mann im Rausch mit einem Faustschlag umgebracht hast? Der Zahn, lieber Bover, stammt vom Tatort, und es gibt wohl keinen eindrücklicheren und klareren Beweis, dass du mindestens sehr direkt in die Geschehnisse der letzten Nacht involviert bist. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als dich fest-nehmen zu lassen.“ (Dominik, Gabriel)

Dolche,RattenundWhisky«Whiskys, Whiskys für alle!» - Mit blutüberströmten Gesicht kehrte Robert von der Bar zurück, ein Tablet voll mit Gläsern in den Händen. Amos freute sich, Yasser starrte angewidert auf das braungoldene Getränk. DJ Tubél setzte gerade zu einem neuen Track an, welcher wahrschein-lich nicht besser werden würde, als die bisherigen «Lieder». Aufgrund der schlechten Musik wollte die Klasse eigentlich schon lange den Pub wechseln, aber die Drinks, welche Robert unablässig aufstockte, waren gut und draussen schüttete es in Strömen. Plötzlich wurde es dun-kel, die Musik setzte aus – Na Prima, Stromausfall. Unruhe brach aus, Gäste begannen, nach dem Ausgang zu tasten. Auch in der Klasse fühlte man die Anspannung. Amos jedoch, schien, jedenfalls den Geräuschen nach zu urteilen, seinen Whisky in aller Ruhe weiter zu schlürfen. Dann ging das Licht wieder an und die Situation beruhigte sich allmählich wieder. Ein guter DJ würde nach einem solchen Vorfall etwas beruhigende Musik spielen, von Tubél fehlte je-doch jede Spur. Vom Arthur’s Seat her wärmten die ersten Sonnenstrahlen seine Glatze, während er das rege Treiben in der Royal Mile mit noch etwas verschlafenen Augen verfolgte. Jeffrey Gardyloo, seines Zeichens zweiterfolgreichster Ermittler Schottlands, trank gerade seinen doppelten Ame-ricano, um für einen neuen Fall gewappnet zu sein. Im Büro angekommen ereilte ihn auch schon die Neuigkeit. In der Nacht geschah ein Mord. Ein Mann, Mitte 30 wurde tot aufgefun-den. Die Identifizierung des Opfers war noch im Gange. Draussen begann es zu regnen, was den Ermittler als die schlimmere Neuigkeit empfand. Gardyloo bestellte sich ein Taxi. Damit fuhr er zur Castle Wynd Street, wo das Opfer hinter einer Mülltonne aufgefunden wurde.

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Abgesehen von dem mittlerweile furchtbaren Wetter, bot auch die Leiche einen schauerlichen Anblick. Mit dem geübten Blick eines langjährigen Ermittlers erkannte Der Ermittler sofort den traditionellen schottischen Dirk, der tief im linken Oberschenkel des Toten steckte. Ausserdem befand sich eine eigenartige Apparatur an dessen Oberkörper angebracht. Ein von Brandspuren gezeichneter Blecheimer. Da die Spurensicherung ihre Arbeit bereits abgeschlossen hatte, war es dem Ermittler möglich, die Leiche genauer zu untersuchen. Vorsichtig löste er das Band, welches den Eimer auf dem Leichnam hielt. Zum Vorschein kam eine faustgrosse Wunde, wel-che im Brustkorb klaffte. Gardyloo wandte sich angewidert um, nahm einen schnellen Schluck aus seinem Flachmann, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung registrierte. «Whisky tut gut!» dachte er sich noch, als ihm auch schon eine blutüberströmte Ratte entgegensprang. Mit einem schrillen Geräusch verschwand das Mordwerkzeug, so schnell wie es aufgetaucht ist, in der Kanalisation. Gardyloo hat schon vieles gesehen, aber dies erschreckte ihn gleichermassen wie es ihn amüsierte. Diese Tat musste von einem äusserst grausamen, herzlosen, jedoch krea-tiven Mörder begangen worden sein. Selbstmord ist auszuschliessen. Am Mittag des darauffolgenden Tages, es war ein Mittwoch, nicht weniger regnerisch als der Grossteil des Vortages, erhielt die Polizei einen anonymen Anruf. Eine Person erklärte in ge-brochenem Englisch, dass sie in der Zeitung von dem Mord gelesen habe. Jemand den sie kenne, habe sich vor kurzem einen Dirk gekauft und soll diesen seit der Tatnacht nicht mehr haben. Eine halbe Stunde später fuhr ein Polizeiwagen beim Hotel Stay City vor und Robert wurde von den Beamten auf das Revier mitgenommen. Dort angekommen wurde er direkt von Jeffrey Gardyloo verhört. Robert bestritt die Tat jedoch, «Ja, ich habe getrunken und ja, ich weiss nicht mehr wo ich meinen Dirk liegen gelassen habe, doch umgebracht habe ich bestimmt niemanden. Wo sollte ich überhaupt die Ratte herhaben?». Der Ermittler war sich dieses Ver-halten bei Verbrechern jedoch gewohnt und er liess sich nicht überzeugen. «Alkohol macht Menschen zu Ungeheuern, ausserdem hat es in Edinburgh überall genügend Ratten», erwidert er bloss und Robert wurde aufgrund von dringendem Tatverdacht vorerst in Gewahrsam behal-ten. Hinter der verspiegelten Scheibe des Verhörsaales besprachen die Beamten währenddessen die von der Schweizer Botschaft zur Verfügung gestellten Akten des Tatverdächtigen. «Schau mal, der hat eine ganze Sammlung von antiken Hieb- und Stichwaffen zuhause, ausserdem kennt er sich bestens mit historischen Foltermethoden aus und verfügt über einen äusserst dunk-len Humor.» Derweilen besprachen die übrigen Schweizer die Sachlage. Es konnte sich jedoch keiner so recht an die Geschehnisse der Tatnacht erinnern. Aus welchen Gründen auch immer. Da kam Murugan gerade aus dem Fitnessstudio zurück und mischte sich in die Diskussion ein. «Robert hat seinen Dolch bei einer Wette verloren, hat das keiner von euch mitbekommen?» fragte er die erneut Verkaterten. Murugan war der Fitnessfreak der Klasse, trainierte täglich, trank kei-nen Alkohol und war stolz auf seine indische Abstammung. Erleichtert durch diese Information stellten die bis dato besorgten Lehrpersonen diskret die Whiskyflasche beiseite. Ihrem Beispiel folgend, tat dies die halbe Klasse. Lediglich Amos schien diesen Vorgang nicht zu bemerken und gurgelte weiterhin fröhlich mit seiner goldenen neuen Lieblingsflüssigkeit. Als Murugan gefragt wurde, weshalb er mit solcherlei wichtigen Wissen nicht schon vorher zu dieser wich-tigen Krisensitzung erschien, antwortete er lediglich mit der Aussage: «Never skip legday!» Dabei versuchte er einen schottischen Akzent zu imitieren. Dies gelang ihm schlecht. Bei der Polizei machte der, durch Ausbleiben seines reichhaltigen Proteingetränkes schlecht gelaunte Murugan, die entlastende Aussage. Ausserdem erinnerte er sich an weitere Details, da er als einziger der Klasse lediglich Mineralwasser mit Zitronenscheiben darin getrunken hat. Er erklärte, dass Robert sich im Black Bulls Pub mit einer Gruppe Motorradfahrern über Motor-räder und ähnlichen Unsinn unterhalten habe. Später hätten Yasser und Robert mit den Bikern ein Kopfnussduell veranstaltet. Ungläubig den Kopf schüttelnd, schrieb der Polizistenschrei-berling alles sorgfältig mit.

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«Nach seinem dritten Sieg in Folge, weigerte sich der vierte Motorradfahrer seinen Helm aus-zuziehen. Obwohl Yasser dies für keine gute Idee hielt, gab Robert nicht auf und verlor so seinen Dolch.» ergänzte Murugan seine Aussage. Dank Murugans Beschreibung der Motorradfahrer, welche eine Lederjacke mit einem seltsa-men weissen Kreuz auf blauem Grund und Kilts trugen, war es dem Ermittler Gardyloo rasch möglich die wahren Täter zu überführen. Es stellte sich heraus, dass es sich um die «Brothers of Bannockburn» handelte, eine Biker Gang, welche sich für die traditionelle schottische Volks-musik einsetzte und jegliche anderen Genres verabscheute. Insbesondere hassten sie Künstler, welche den Dudelsack in elektronischer Musik missbrauchten, wie es DJ Tubél zu tun pflegte. Wie weiterführende Ermittlungen bestätigten, handelte es sich beim Opfer um eben diesen Künstler. Des Weiteren wurden bei der Untersuchung der zahmen Ratte des Anführers DNA-Spuren von Tubél gefunden, was den Fall endgültig auflöste. So konnte die Klasse schlussend-lich doch vollzählig in die Schweiz zurückreisen und Robert erhielt seinen Souvenir-trächtigen Dirk zurück. (Robin, Joël)

HöhledesGrauensInspektor Davidson und White schritten durch das Eingangstor des Greyfriars Kirkyard Fried-hofs. An ihnen vorbei wurden soeben zwei Männer der Stadtreinigung nach draussen begleitet, deren Gesichter, selbst für die eines Schotten, erschreckend bleich wirkten. Auf dem Friedhof angekommen, lief es Davidson eiskalt den Rücken hinunter. Die Absperrungen hatten die sonst üblichen Touristenmassen vom Betreten des Friedhofes abgehalten, wodurch dieser nun bei-nahe menschenleer war. Auch der wolkenverhangene Himmel, der kaum einen Sonnenstrahl durchliess, und der eisige Wind, der von allen Seiten zu kommen schien, liessen diesen Ort nur noch düsterer erscheinen, als er ohnehin schon war. Davidson und White waren inzwischen am anderen Ende des Friedhofes angekommen, wo sich der Fundort befand. Ein rechteckiges Gitter, welches als Absperrung zur Gruft gedient hatte, war aus der Halterung genommen worden und lag nun neben ihnen auf dem Boden. Inspektor Davidson atmete tief durch, nahm seinen ganzen Mut zusammen und stieg in die Gruft hinab. Die Luft darin war sehr stickig und es drang kaum Licht nach unten. Die Gruft hatte früher als Grab gedient, mit der Zeit waren die Besucher des Friedhofs jedoch vermehrt dazu übergegan-gen, ihre Abfälle durch das Gitter hindurch zu schmeissen, weshalb nun regelmässig der Müll entfernt werden musste. So kam es, dass auch diesen Morgens wieder zwei Männer der Stadt-reinigung nach hier unten geschickt worden waren und dabei plötzlich auf zwei leblose Körper stiessen. Die Leiche waren zwar vergraben worden, durch das abfliessende Regenwasser war jedoch eine Hand freigelegt worden. Inspektor Davidson trat näher an die Leichen heran, die inzwischen vollständig ausgegraben worden waren und inspizierte sie genauer. Die Körper waren noch sehr gut erhalten, weshalb man mit Sicherheit sagen konnte, dass es sich um zwei junge Frauen handelte. Beide waren zwar dreckbedeckt, dennoch konnte Davidson an Mund, Hand- sowie Fussgelenken Bluter-güsse erkennen, welche stark an Spuren von Fesseln erinnerten. Davidson wollte die Spuren genauer betrachten, als er plötzlich durch das Klingeln eines Handys hochschreckte. Inspektor White, der die ganze Zeit vor der Gruft gestanden hatte, bekam soeben einen Anruf von Inspek-torin Morrison, die ihn benachrichtigte, dass eine weitere Leiche im Cowgate Quartier entdeckt worden war. Inspektor White machte sich auf zum nächsten Fundort, weshalb Davidson, dem alleine ziemlich mulmig geworden war, beschloss, die Leichen für weitere Untersuchungen ins Labor zu geben. Gegen späten Nachmittag erreichte ihn ein Anruf von White; die Leiche aus dem Cowgate Quartier war von einer dort lebenden Studentin entdeckt worden, als diese gerade ihren Müll entsorgen wollte. Auch hier handelte es sich um den Körper einer jungen Frau, die genau die selben Blutergüsse aufwies, wie die Leichen aus der Gruft. Beide Inspektoren waren

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klaren Überzeugung, dass dies kein Zufall sein konnte und es sich um ein und den selben Mör-der handeln musste. Nach wenigen Tagen erreichten sie die Ergebnisse der Laboruntersuchun-gen. Bei den Opfern aus der Gruft handelte es sich um Blair Woldorf und Eryn Stuart, bei dem aus dem Müll um Kristen Brown. Alle drei waren hübsche Medizinstudentinnen der University of Edinburgh im Alter zwischen 21 und 23. Sie wurden alle ungefähr vier bis fünf Tage vor dem Fund mit der selben Waffe, vermutlich einem einfachen Küchenmesser, getötet. Unter den Fingernägeln von Eryn Stuart wurden Hautschuppen eines gewissen Ian McCall entdeckt, wel-cher ebenfalls Medizin an der selben Universität studierte und im Cowgate Qaurtier wohnhaft war. Beide Inspektoren machten sich sofort auf dem Weg dorthin und kurze Zeit später sassen sie dem Hauptverdächtigen zu einem Verhör gegenüber. Ian McCall war ca. 1,80 m gross, hatte dunkles kurzes Haar, trug eine riesige Hornbrille und war nicht sonderlich attraktiv. Auf seiner rechten Wange konnte man noch leicht Narben erkennen, welche stark an Kratzspuren erinner-ten. Als die Inspektoren ihn darauf ansprachen, brauchte es nicht lange, bis er mit seinem Ge-ständnis herausrückte. Er gab zu, alle drei Frauen ermordet zu haben, da sie ihm eine Abfuhr erteilet hatten und er es ihnen heimzahlen wollte. Er hätte ihnen abends auf ihrem Heimweg in einer Seitengasse aufgelauert, sie gefesselt und in seinem Keller gefangen genommen, bevor er sie mit seinem Küchenmesser umgebracht hätte. Kristen Brown war die letzte von allen, sie konnte er erst am nächsten Tag ausfindig machen, weshalb er sie als einzige im Müll entsorgt hätte. McCall wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und der Fall für gelöst erklärt. Mehrere Wochen vergingen und es war langsam wieder Ruhe im Revier eingekehrt. Doch an einem Freitagmorgen erreichte Davidson plötzlich ein Anruf von Inspektorin Morri-son, der alles auf den Kopf stellte. Sie hatte einige Nachforschungen angestellt und dabei her-ausgefunden, dass Ian McCall homosexuell war. Eine Abfuhr als Mordmotiv käme somit gar nicht in Frage, was bedeuten würde, dass vermutlich der Falsche hinter Gittern sass. (Marie, Melanie)

BlindgängerSAMSTAG ABEND „Noch ein letztes Foto mit Ihnen bitte, meine Kinder würden sich darüber sehr freuen.“ Das Edinburgh Castle hätte eigentlich bereits seit fünf Minuten schliessen sollen, doch wie jeden Tag hielten sich noch einige Touristen im Burggelände auf und Versuchten die besten Fotos zu ergattern. „Na gut, danach muss ich Sie aber bitten die Burg zu verlassen.“ Den Statisten störten die letzten Touristen nicht gross, denn für jedes Foto mit ihm in seiner Ritterrüstung und der Armbrust erhielt er zwei Pfund. Den gefährlichen Bolzen wollte der Tourist unbedingt an die eigene Brust legen und seinen eigenen Todesfall inszenieren. Einige Arbeitskollegen des Sta-tisten empfanden den Bolzen als zu spitzig und teilten dies ihrem Vorgesetzten bereits einige Male mit. Dieser meinte aber stets nur, dass die Verkleidung samt Equipment so realistisch wie möglich aussehen müsse. Der Statist selber sah, dass wie sein Vorgesetzter, bisher war schliess-lich noch nie etwas geschehen. Auch bei diesem Mal geschah glücklicherweise nichts, wie im-mer. Der Tourist bedankte sich und gab den Bolzen zurück. Obwohl der Statist seine Arbeit mit grosser Leidenschaft ausführte, freute er sich nun über seinen wohlverdienten Feierabend. Er sah sich um. Es war niemand mehr zu sehen und wenn sich trotzdem noch jemand auf dem Burggelände befand, war es nicht seine Aufgabe, diese ausfindig zu machen. Obwohl es in Strömen regnete blieb er trotzdem noch einige Minuten auf dem Areal und geniesste den Aus-blick auf die Stadt, schliesslich hatte nicht jeder einen solch schönen Arbeitsplatz, wie er ihn hatte. Ausserdem hatte er sich mit seinen Freunden erst in einer Stunde im „Beehive Inn“ ver-abredet, dort spielten nämlich die besten Livebands der Stadt, behauptete er immer. Er schaute sich nochmals um, es war immer noch niemand zu sehen. Er sah seine Armbrust an. Jeden Tag hantierte er damit herum, ohne diese tatsächlich jemals gebraucht zu haben. Sollte er es wagen?

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Nein, der Bolzen könnte kaputtgehen, oder noch schlimmer, er könnte Inventar der Burg be-schädigen. Und wenn er nur in einen Strauch schoss? Wenn die Pflanze den Bolzen nicht auf-fing und er sich in die darunterliegende Erde bohrte, müsste er ihn lediglich reinigen. Einen Versuch könnte er doch wagen, schliesslich war er als Kind lange genug der brave, der nie etwas Verbotenes machte. Die Vorstellung etwas zu tun, das ihm Ärger einbringen könnte ge-fiel ihm plötzlich sehr gut, ausserdem bestand kaum die Gefahr, dass er dabei erwischt werden könnte. Mit seinem ganzen Vorstellungsvermögen versetzte er sich in die Rolle eines edlen Ritters des schottischen Distelordens, der die Prinzessin im Auftrag des Königs zu retten hatte. Er eilte Richtung Strauch und zielte. Noch während dem rennen schoss er den Bolzen ab. Zu hoch. Das Geschoss flog weit über die Pflanze drüber. Dass die Armbrust dermassen gut funk-tionierte, hätte er nie gedacht. Dem Statisten wurde komisch, er konnte den Ärger schon fast riechen. Er hoffte sehnlichst, dass er nichts beschädigt hatte. Er sah nur, dass der Bolzen über eine Mauer flog, was dahinter war, konnte er nicht sehen. Er wollte den Bolzen so schnell wie möglich finden und die möglichen Schäden beseitigen. Als er hinter der Mauer ankam fiel ihm sofort etwas am Boden auf. Er musste noch mal genauer hinschauen, da er nicht glauben konnte, was er da genau sah. Urplötzlich fiel es ihm schwer zu atmen. Vor seinen Augen flimmerte es und er schwitzte und fror gleichzeitig. Nein, das konnte nicht die Realität sein. Er kämpfte gleichzeitig gegen den Zusammenbruch und dagegen, was er da sah. Vor seinen Füssen lag ein toter Mann am Boden. Er lag in einer Blutlache, in seiner Brust steckte ein Bolzen. Nein, der Statist wollte es noch immer nicht glauben, was er da sah, er konnte nicht mal. Bald müsste er doch aus diesem Albtraum aufwachen und wieder in seinem normalen Leben sein. Als der brave Bürger, der er war. Er müsste sich aus dem Bett kämpfen, zuerst seinen geliebten schwarzen Kaffee trinken, Porridge und Haggis zum Frühstück essen, um zu Kräften zu kommen und schliesslich seinen Regenanzug anziehen, so wie jeden normalen Morgen eben. Danach müsste er gemütlich zur Arbeit gehen und dort Spass mit den Touristen haben. Er liebte seine Arbeit. Doch es geschah nichts. Er wachte nicht auf und es kam niemand der ihm sagte, dass das gerade alles ein schlechter Scherz war. Es war die bittere Realität. Zitternd nahm er sein Mobiltelefon hervor und versuchte eine Notfallnummer zu wählen. Der Regen machte das aber nicht mög-lich, das Wasser auf dem Display liess die Anzeige verrückt spielen. Im Schockzustand kam ihm plötzlich wieder der Gedanke, dass er doch die Schäden beseitigen wollte. War es vielleicht besser so, dass es noch niemand wusste? Das Gehirn des Statisten lief auf Hochtouren, wie könnte er am unauffälligsten die Leiche des asiatisch aussehenden Mannes beseitigen, ohne jegliche Spuren zu hinterlassen? Regentropfen liefen über seine Wangen, als er mit einem leeren Blick die Leiche anstarrte. Der Bolzen traf genau das Herz des armen Mannes. Durch den plötzlichen Regenguss lief das Blut langsam die Treppe runter. Überall war Blut. «Logan! Brauchst du noch lang? Ich muss das Tor abschliessen. » Die krächzende Stimme der alten Putzfrau warf Logan aus seinen Gedanken. «Mach dir keine Gedanken Kirstie, lass den Schlüssel ruhig vorne auf dem Tisch liegen, ich muss noch was erledigen. » Kirstie winkte ab und rief noch halblaut zu Logan, dass er es diesmal auch wirklich tun sollte, nicht wie das letzte Mal und lief in Richtung Ausgang. Logan rief ihr ein genervtes: «Jaja! » hinterher und fokus-sierte sich wieder auf das Problem, das er zu beseitigen hatte. Ein Gewitter zog sich auf über dem Meer. Logan zuckte zusammen und schaute in Richtung Osten auf das Gewässer. Wäh-renddessen er die Blitze bewunderte, schlich sich eine geniale Idee in Logans Gedanken. SONNTAG MORGEN Geräusche von Kameras überhallten die angenehme Brise, die an diesem, für schottische Ver-hältnisse, schönen Sonntagmorgen über die Burg wehte. Der Bereich um die Mons Meg war mit Polizeiband abgesperrt. In mitten von allen Polizisten fiel besonders ein Mann auf. Ein eher kleiner Mann, mit kurzen dunkeln Haaren, die verstrubbelt auf seinem Kopf lagen. Der Wind verschlimmerte dies nur. Aus diesem Grund, sieht man ihn normalerweise mit seinem geliebten

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grauen Homburg, den er von seinem deutschen Grossvater vererbt bekam. Sein Name war Ja-cobs McKenzie Chefinspektor der Specialist Crime Division der schottischen Polizei. Er legte viel Wert auf ein gepflegtes Aussehen. Aufgrund dessen war Jacobs ziemlich gereizt an diesem Morgen. «Geben sie mir eine kleine Zusammenfassung Sheila, ich bin erst vorher hier aufge-taucht. » Sheila ist einer der jüngeren Beamten des SCD, jedoch eine der ambitioniertesten. «Also Chef, heute Morgen bekam das lokale Polizeirevier einen Anruf.» Mit einer Handbewe-gung zeigte Jacobs an das Sheila sich beeilen sollte. «Kommen sie zu den Details Fräulein. » Ein kurzes nicken und Sheila erzählte weiter. «Ok, es wurden Blutspuren innerhalb dieser Ka-none entdeckt. » «Wer hat diese gefunden? » hakte Jacobs nach. «Die Putzfrau, als sie heute früh vor der Öffnung, noch ihren gewöhnlichen Rundgang machte. » Jacobs kratzte nachdenk-lich an seinem Bart während er darüber nachdachte warum zur Hölle Blut in diesem Kanonen-rohr war. Ihm fiel auf, dass es gut möglich war einen Körper darin zu verstauen. Die Kanone war enorm gross. In der Schule hatte er gelernt, dass diese fast sieben Tonnen schwere Kanone eine der gefürchtetsten Waffen im Mittelalter war. Mit ihr war es möglich eine Steinkugel bis zu zwei Kilometer weit zu feuern. Während McKenzie seine Packung Lucky Strikes aus der Jacke holen wollte, fiel sein Feuer-zeug aus der Jackentasche und die Treppe runter, neben der er stand. Gereizt schritt er die Treppe herab und dachte sich: « Dieser Tag kann ja nur besser werden…» Unten angekommen schaute er sich nervös um, jedoch sah er nicht wonach er suchte. Die Jacke des Chefinspektors wurde von einer Windböe aufgeweht als er einige Schritte nach vorne nahm, um den Rasen neben dem Weg zu untersuchen. Sein Blick schweifte umher, er wurde aber nicht fündig. Der kalte Wind liess ihn schaudern, er reagierte sofort, während seine Hände schnell das Ende der Jacke packten drehte er sich so um das ihm der Wind nicht mehr entgegenblies und er zog den Reisverschluss mit gesenktem Kopf zu. Seine Augen weiteten sich, als er auf der Rasenfläche, vor seinen Füssen einen verdächtigen Gegenstand erblickte. Das Herz des Inspektors nahm ei-nen Sprung als er sich bückte und ein Ding, das wie ein kleiner Pfeil aussah, betrachtete. An der Spitze klebte Blut. Instinktiv nahm er seine Plastikhandschuhe aus seiner rechten Jackenta-sche und hob das Beweisstück mit aller Vorsicht hoch und machte sich auf den Weg zu seinen Kollegen. Im selben Moment in dem er seinen Fund vorzuzeigen wollte, schaltete sich die Putz-frau ein. „Der Direktor bewahrt die bei sich im Büro auf!“ krächzte sie. Sofort machte sich Jacobs auf um den Direktor zu befragen. Aber um den Direktor schwirrten gerade mehrere Reporter umher, ein günstiger Moment um sein Büro zu untersuchen. Als Jacobs im Büro ankam, das eher einer Abstellkammer glich, fielen ihm sofort die Kiste mit den Bolzen auf. Sofort eilte er zum Direktor um diesen damit zu konfrontieren. „Aber ich ver-wende doch diese Bolzen nie“, verteidigte er sich, „ich protokolliere aber den Materialbestand und wer es benutzt hat.“ Gestern waren damit unsere Statisten Davidson und Logan im Einsatz. Davidson hat sie zurückgebracht, als ich noch da war, Logan habe ich nicht mehr gesehen. Aber auch er kann nichts damit zu tun haben, wo er doch so ein ruhiger und braver Zeitgenosse ist.“ „Ich möchte trotzdem gerne mit den beiden sprechen, geben Sie mir bitte deren Ad-resse.“ Antwortete Jacobs bestimmt. Der Direktor überreichte ihm ein Blatt mit den Angaben über die Statisten. „Logan werden Sie aber vielleicht nicht bei dieser Adresse auffinden. Er hat heute Morgen spontan Urlaub genommen...“, plötzlich stockte der Direktor. „Sie denken doch nicht dass Logan...?“ „Die stillsten sind oft die, die man am meisten unterschätzt“, sagte Logan während er seine Hände aus seinem Mantel zog und zum Dienstwagen eilte. „Warten Sie! Lo-gan hat Verwandte in der Nähe des Loch Oich, glaube ich“, rief der Direktor dem Inspektor hinterher. Mit Blaulicht rasten die Beamten über die holprigen Strassen von Edinburgh und den Highlands. „Zentrale, verständigen sie die Seepolizei. Gesucht wird ein Mann mit Gepäck in Form einer Leiche“, brüllte Shelia in das Funkgerät. Die unangenehmen Strassen schlugen Inspektor McKenzie auf den Magen. Er forderte Sheila auf nicht so hektisch zu fahren. Sie musste nur Grinsen als sie Jacobs bleiches Gesicht sah und gab noch mehr Gas. «Chef, dies ist ein Notfall. Wir müssen uns beeilen, sonst könnte es zu spät

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sein! » In diesem Moment setzte ein älterer dunkelgrüner Land Rover zum überholen an. Jacobs kommentierte Trocken, dass er ein toter Mann wäre, wenn er in diesem Gefährt mitfahren müsste. Einige Minuten nachdem der Land Rover die beiden überholt hatte kramte Jacobs die Angaben zu den Mitarbeitern hervor, die er vom Direktor erhielt. «Sheila! Drück aufs Gas sofort! » «Aber Boss ich dachte…» «Sofort! Der grüne Land Rover gehört einem gewissen Logan McMurtair. » «Oh, kontaktieren sie sofort die lokalen Behörden und vermitteln sie ihnen die Informationen! «Ist hier Jabocs McKenzie am Apparat? Ich habe wichtige Neuigkeiten im Bezug zu Logan McMurtair. » «Ja. Fahren sie fort ich höre ihnen zu. » Jacobs blickte gespannt auf das Handy, währenddessen Sheila konzentriert auf die Strasse blickte. «Wir haben ihren Mann während einer Polizei Kontrolle erwischt, als er in einen Radar geraten ist auf der A82, kurz vor dem Ort Laggan. » Zufrieden über das gute Resultat lächelte er Sheila an und bat sie, wieder wie ein normaler Mensch zu fahren. «Anscheinend gibt es gute Neuigkeiten?» «Ja, sie haben ihn. Er soll sogar in Tränen ausgebrochen sein und alles sofort gestanden haben, als sie die Leiche im Kofferraum gefunden haben. » «Und hat er auch mehr Details zum Tathergang preisgegeben? » Jacobs fragte dies noch den Herrn am Handy, dieser erzählte aus erster Hand, dass es alles ein Unfall gewesen sein soll und Logan in der Panik entschied die Leiche über Nacht in der Kanone zu deponieren, um sie in der Früh wieder zu holen und sie dann im Loch Oich für immer zu verschwinden zu lassen. (Mathieu, Leander)

EinFallfürWillMcGriffin:DieKöpfungMaryStewartsDer Arthur's Seat befand sich im Holyrood Park, östlich des Edinburgh Castle. Man konnte die Spitze nur zu Fuss erreichen. Dies setzte voraus, dass ich einen langen und beschwerlichen Weg auf mich nehmen musste, der mindestens eine ganze halbe Stunde dauerte. Dies bedeutete weiterhin, dass ich mich körperlich betätigen musste. Ich hasste laufen; ich hatte es schon immer gehasst. Wenigstens musste ich dies nicht allein tun. Hauptkommissarin Elly Braun war fit wie ein Turnschuh und joggte voraus. Möchtegern Gerichtsmediziner Paolo Brunetti versuchte mit ihr mitzuhalten, um zu beweisen wie sportlich er doch war, ich, Chef Detektiv Will McGriffin, versuchte einfach irgendwie Oben anzukommen, während mir der kalte Wind, der auf dem Arthur's Seat besonders stark wehte, zum gefühlten tausendsten Mal meine Krawatte ins Gesicht blies. Kaum war ich heute Morgen um 07:00 Uhr im Büro angekommen, stürzte ein Jogger ins Gebäude herein und berichtete, dass er eine Leiche auf der Spitze des Arthur's Seat gefunden habe. Jetzt war es noch nicht einmal 08:00 Uhr morgens und ich musste Profisportler spielen. Mein armer Kaffee war alleine im Büro zurückgelassen worden. Zum Erkalten verdammt, was meine Laune nicht gerade besserte. Nun waren wir auf der Spitze des Arthur's Seat angekommen. „Endlich!“, dachte ich mir nur. Die Leiche fiel mir sofort ins Auge. Die gesamte Leiche bestand nur aus einem Kopf. Der Aufenthaltsort des Körpers war unbekannt. Der Kopf war aber entsprechend in Szene gesetzt worden. Auf einer Art Steinvorrichtung, die die Spitze markierte war der Kopf aufgestellt worden, so dass er einem ansah. Die Tote war eine junge Frau mit langen, roten, geraden Haaren und grünen Augen. Ich betrachtete den Kopf genau und der Wind blies mir erneut die Krawatte ins Gesicht. Jetzt reichte es! Ich fragte Brunetti, der bereits am analysieren war, was die Todesursache und die Tatwaffe war, ob er mir schnell seinen Tacker geben könnte, den er aus mir unbegreiflichen Gründen immer dabei hatte und tackerte damit meine Krawatte an meinem Hemd an. So, jetzt war Ruhe. Brunetti richtete sich auf um uns stolz zu verkünden, dass die Frau durch einen scharfes Objekt sozusagen geköpft worden war und das es höchstwahrscheinlich in den letzten 48 Stunden passiert worden war. „Dann müssen wir ja jetzt nur noch die Guillotine finden“, antwortete ich schnippisch. Brunetti verzog keine Miene. Ich hatte es nie gemocht wie er solche Sachen verkündete. Er tat immer so als hätte er die Erfindung

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des Jahrhunderts gemacht. Das es mindestens tausende weitere Personen auf dieser Welt gibt, die den selben Beruf wie er haben, schien ihm völlig entgangen zu sein. Ich hasste Brunetti, ich hatte ihn schon immer gehasst. Elly, die inzwischen auf der Wache die Informationen durchgegeben hatte, sagte uns, dass die Beschreibung des Aussehens der Person auf eine gewisse Mary Stewart zutraf. Ich liess meinen Blick über die Landschaft streifen und bemerkte plötzlich, dass in dem kleinen See unterhalb der Spitze etwas merkwürdiges war. Ich stieg hinab und lief zu dem kleinen See hin. Und damit war auch das Rätsel um den Körper der Leiche gelüftet. Dieser schwamm am Ufer fröhlich vor sich her und war aufgrund des blauen Jogginganzugs, den die Frau anhatte, zuerst nicht zu erkennen gewesen. Die Stadt Edinburgh war schon immer etwas besonderes für mich gewesen. Nicht nur der Fakt, dass ich hier aufgewachsen war verleitete mich dazu diese Stadt zu mögen. Ich liebte die alten Häuser, das Schloss das über allem thronte, die verwinkelten und speziellen Gassen, sogar den Friedhof mochte ich, da es ein Ort war an dem die Menschen auch mal ruhig sein konnten und vor allem liebte ich die Pubs, die ich als gebürtiger Schotte natürlich angemessen zu würdigen wusste. Das einzige was ich nicht mochte war die Kälte und der Wind. Zwar hatte ich meinen Trench Coat immer dabei, aber kalt war es letztendlich trotzdem. Die Wache war nicht weit vom Herzen der Stadt entfernt. Kaum hatte ich es mir mit einem neuen Kaffee gemütlich gemacht, kam Elly herein und teilte mir mit, dass der Jogger, der die Leiche gefunden habe nicht verdächtig sei, da er ein gutes Alibi hatte, dass von vielen Zeugen bestätigt werden konnte. Des Weiteren habe man den Freund der Toten ausgemacht und ihn befragt. Er benehme sich ziemlich verdächtigt und mit dem Alibi, dass er allein zuhause gewesen sei, könne man nicht viel anfangen. Er müsse vorerst für Beobachtungszwecke auf der Wache bleiben. Elly fügte hinzu, dass er aber erwähnt habe, dass Mary Streit mit ihrer Cousine Lizzy, kurz für Elizabeth, gehabt habe. Elly kramte einen Zettel hervor auf dem die Adresse der Bank stand, auf der diese Cousine arbeitete. Ich hatte den Hinweis verstanden. Grummelnd stand ich auf und nahm ihr den Zettel aus der Hand, um mich auf den Weg zu machen. Wieder wurde ein heisser Kaffee seinem Schicksal überlassen. Die Bank in der diese Lizzy arbeitete, war die uns allen bekannte „Bank of Scotland“. Ich passierte die Eingangstür, worüber der Schriftzug „Bank of Scotland“ prangerte, der mit einem blau geschrieben worden war, dass dem Kunden Vertrauen und Sicherheit geben sollte. Als ich nach ihr fragte, wurde ich sofort zu ihrem Büro geführt, wo sie mich dann auch empfing. Als ich ihr mitteilte, dass die Leiche, die die Polizei gefunden hatte ihre Cousine sei, reagierte sie ziemlich geschockt. Sie musste sich hinsetzen und liess sich von ihrem Sekretär ein Wasser bringen. Ich sprach ihr mein Beileid aus und konfrontierte sie dann mit der Anschuldigung, dass sie durch den Streit den sie mit Mary gehabt hatte eine Tatverdächtige sein könnte. Sie zeigte sich ziemlich empört über diese Anschuldigung. Sie versicherte mir, dass sie zum Todeszeitpunkt im Büro gearbeitet hatte und holte ihren Sekretär herein, auf dessen Namensschild nur „John Doe“ stand, der das Alibi dann auch bestätigte. Sie versicherte mir ebenfalls, dass der Streit den sie gehabt hatten kein ernstes Thema war, sonder dass es sich nur um belanglose Sachen gegangen sei. Ich gab ihr meine Visitenkarte nur für alle Fälle und verabschiedete mich. Zwar hatte diese Frau ein Alibi, trotzdem schien mir die Sache nicht ganz koscher zu sein. Entweder hatte ich recht oder der Kaffeeentzug der letzten Stunden hatte mein Beurteilungsvermögen getrübt. Ich wollte mir gerade einen neuen Kaffee aus der Büroküche holen, als ich von Brunetti aufgehalten wurde. Er sagte mir, dass man mich erwartete. Obwohl ich noch so gerne meinen Kaffee geholt hätte, musste ich mal wieder auf diesen verzichten und mich meiner Arbeit widmen. Im Verhörraum angekommen, ging ich direkt auf die Person zu. Es war Marys Freund, Ryan Hide. Er sah mich mit müden Augen an. Man sah ihm förmlich an, dass er die letzte Nacht kaum ein Auge zugedrückt hatte. Ich setzte mich ihm gegenüber hin. Kaum hatte ich mich hingesetzt, begann er los zureden. Als ich ihn selbst nach seinem Alibi fragen wollte, erzählte er mir, dass Lizzy in dieser Nacht bei ihm gewesen sei. Und als ich ihn nach dem Streit zwischen

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den zwei Cousinen fragen wollte, bestritt er dies und beteuerte mir, dass sie immer gut ausgekommen wären und dass dieser Streit nie existiert hatte. Ich musste schmunzeln und war auch etwas verwirrt, weil er bei Elly etwas vollkommen anderes behauptet hatte, jedoch liess ich ihn fürs erste ihn Ruhe und ging. Ich konnte ihn in diesem Zustand nicht verhören. Er brauchte Ruhe und ich beschloss ihm diese Ruhe zu geben. Brunetti, Elly und ich beschlossen aufgrund seines verdächtigen Verhaltens eine Hausdurchsuchung anzuordnen. Bei Ryan angekommen, liessen wir uns die Tür von den anderen Polizisten öffnen. Wir gingen ins Haus hinein. Im Haus hingen viele Bilder von Mary und Ryan. Man konnte die Liebe, die er zu Mary hatte förmlich spüren. Ich lief umher und begutachtete alle Dinge im Haus, um mir ein Bild vom Ganzen zu machen. Das Haus sah sehr alt aus und bestand fast nur aus Holz. Der Boden bestand aus einem Teppichboden und die Wände waren mit verschiedensten schottischen Symbolen verziert. Ich ging in die Richtung des Flurschrankes und sah mir alles genauer an. Dort bemerkte ich, dass der Flurschrank oft hin und hergeschoben wurde, was man an den Kratzern auf dem Holzboden sehen konnte. Hinter dem Schrank befand sich eine Tür. Diese Tür war offen und das Licht im Zimmer brannte. Das Zimmer war voller Bilder von Ryan und Lizzy. Das ergab keinen Sinn. Zuerst lenkte er den Verdacht auf Lizzy und dann nahm er sie ihn Schutz. Hatten die Beiden die ganze Zeit über eine Affäre gehabt? In meinen Gedanken versunken, bemerkte ich zunächst nicht, dass das Telefon im Flur klingelte. Als ich abnehmen wollte, war es schon zu spät und der Anrufbeantworter ging schon an. Die Person am anderen Ende war höchstwahrscheinlich Ryans Psychiater. Er bat ihn aufgrund seines schlechten Zustandes schnellstens in die Klinik zurückzukehren oder er würde ihn holen lassen. Seine zwiegespaltene Persönlichkeit wechselte zu häufig und zu unkontrolliert. Kaum ging der Anrufbeantworter aus, dämmerte mir ein Licht. Ryan hatte wohl beide Male beim Verhör die Wahrheit gesagt und wie es aussah hatte wohl eine Seite von ihm eine Beziehung mit Mary, während die andere eine mit Lizzy hatte. Somit hätte Lizzy ein gutes Motiv für den Mord: nämlich Eifersucht. Plötzlich hörte ich einen riesen Lärm, der aus der Küche kam. Elly, Brunetti und ich machten und schnellstens auf den Weg dorthin. Dort angekommen, sahen wir Lizzy, die versuchte über das Küchenfenster zu entkommen. Wir rannten ihr nach. Elly und Brunetti dicht hinter ihr und ich war wieder irgendwo ganz weit hinter ihnen und versuchte sie nicht aus den Augen zu verlieren. Wir rannten durch enge Gassen, die dreckig und dunkel waren. Lizzy rannte über den berühmten Friedhof Edinburghs. Ich war froh, dass es noch nicht dunkel war, sonst hätte ich sie vielleicht aus den Augen verloren, bei dem Abstand den ich zu Elly und Brunetti hatte, die sportlich voraus preschten. Ich war zwar ein Detektiv, doch sportlich war ich nie gewesen. Ach, wie ich Sport hasste, ich hatte es schon immer gehasst. Auf dem Friedhof gab es viele schiefe Gräber und manche waren sogar vergittert, um vor Grabräubern zu schützen. Die Gräber waren alt und grau. Genau so alt, wie die Leute, die in diesen Gräbern lagen. Als ich um eine Ecke rannte, sah ich, dass die anderen Lizzy bereits eingefangen hatten. Erleichtert lag ich auf den Boden. In einem Anfall aus Hass und Wut gestand Lizzy uns alles. Sie erzählte uns wie sehr sie Mary hasste und wie eifersüchtig sie gewesen sei. Sie hatte von Ryans zwiegespaltener Persönlichkeit gewusst und liebte ihn dennoch, was für sie der Beweis war, dass sie ihn mehr liebe als Mary es jemals könnte. Sie liebte Ryan und er liebte sie. Sie würde alles für ihn tun. Wir nahmen Lizzy fest und brachten sie auf die Wache und gaben sie den Kollegen ab. Dieser ganze Fall hatte mich verwirrt zurückgelassen und Elly hatte dies natürlich bemerkt. Sie fragte mich und Brunetti, ob wir nicht in ein Pub einen Whisky trinken gehen wollten. Wir stimmten beide zu, jedoch beschloss Brunetti ein Glas Wasser zu trinken, weil der Whisky seiner Figur schaden würde. Elly und ich hingegen nahmen den guten alten schottischen Bowmore Whisky. Im Pub brannten nur zwei kleine Lampen, die dem Raum diese Gemütlichkeit und Ruhe gaben. Hier fühlte ich mich wohl. Die grünen Ledersitze machten es noch gemütlicher. Ich genoss diese Ruhe, denn wer weiss, vielleicht musste ich morgen plötzlich den Mount Everest besteigen, weil sich dort unbedingt jemand hatte ermorden lassen

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müssen. Als Detektiv hat man es wirklich nicht einfach. (Nadja, Qendresa)

ParanoiaEr sollte langsam nach Hause gehen, dachte sich Harry mittlerweile etwas ausgenüchtert. Den ganzen Abend sass er schon im Mash Tun Pub an der Easter Road und hatte versucht sich, einen schönen Abend zu machen. Doch durch seinen Job als Inspektor hatte er über die Jahre eine äussert lästige Paranoia entwickelt. Egal wie viele Whiskey Flaschen schon über den Tresen gegangen waren, er konnte einfach nicht aufhören, den Besuchern des Pubs irgendwelche Ver-brechen anzudichten. Gerade eben hatte er einen braungebrannten, mysteriös lächelnden Mann mit Glatze beobachtet, der sicher drauf und dran war, einen Mord an seiner Frau zu begehen. Oder einen dicklichen Rugbyfan, der nur kurz im Pub vorbeischaute, als ob er nach seinem Opfer suche, dass abgehauen ist. Dieser Besucher mit seinem Edinburgh Rugby-Team T-Shirt fiel Harry besonders auf, da er eine einprägsam kleine Nase hatte. In Gedanken versunken über kleine Nasen und deren Auswirkung auf die Weltpolitik, ging er taumelnd nachhause und liess sich ins Bett fallen. Als er am nächsten Morgen im Polizeiposten dabei war, eine Aspirin Tablette in seinem Irn-bru aufzulösen, kam ein junger Polizist vollkommen ausser Puste, in sein Büro gestürmt. „In-spektor McCoo, die Leiche eines Mannes wurde vom Edinburgh Castle hängend gefunden“, sagte er, nach Luft schnappend, „Sie werden sofort am Tatort verlangt“. Immer noch leicht verkatert, wurde er zum Castle kutschiert und von den dort wartenden Poli-zisten begrüsst. Harry staunte nicht schlecht, als er die Leiche sah und den Rugbyfan mit kleiner Nase von gestern Nacht wiedererkannte. „Sie kennen den Mann?“, fragte der leitende Polizist, Frank Doyle. „Nein, nicht wirklich, er war gestern aber im gleichen Pub wie ich.“, antwortete er, immer noch staunend. Die Leiche war schrecklich zugerichtet. Der Polizist bemerkte den Blick und erklärte: „Der Mörder hat das Opfer, Argyle Miller, mit einem langen Seil um den Hals über die Brüstung der Burg geworfen. Dieses abrupte Aufhängen und das Gewicht des Mannes hatten dazu geführt, dass der Kopf fast vom Rumpf getrennt wurde. Heute Morgen war im Ross Theatre ein spezial Sonnenaufgang-Konzert des New Edinburgh Orchestra. Die Besu-cher dieses Konzertes sassen genau gegenüber der aufgehängten Leiche und haben die Polizei alarmiert.“, erzählte ihm der Polizist. „Ich will eine Liste aller Besucher dieses Konzerts, dieser Mord war eindeutig eine geplante Präsentation.“, antwortete Harry daraufhin und sah sich den Tatort noch einmal an. Als er wieder im Revier war, wurde er darüber informiert, dass die Frau des Opfers, Katie Miller, im Publikum des Konzerts war und nach Aussage von anderen Besuchern die einzige sei, die nicht in Panik verfiel und nur lächelnd sitzen geblieben sei. Frau Miller sei in U-Haft und würde bereits vom Leitenden Polizisten verhört. Als Harry den Verhörsaal erreichte, kam Frank gerade raus und sagte: „Die Ehe mit ihrem Mann lief scheinbar nicht so gut, wie sie es versucht vorzugeben. Ich überlasse Ihnen denn die Dame Harry.“, „sonst noch etwas?“ fragte Harry noch einmal nach. „Nein“, antwortete Frank, „sie ist ein richtiges Engelchen.“ Im Ver-hörsaal war es stickig und Frau Miller war gerade dabei, sich eine neue Schicht Lippenstift aufzutragen. Sie war eine gut gekleidete Blondine, mit hohen Wangenknochen. McCoo setzte sich gegenüber hin und stellte sich vor: „Guten Tag, Harry McCoo, ich bin der leitende Inspek-tor am Fall ihres Mannes.“ Sie nickte ihm lächelnd zu, aber sagte sonst nichts. „Der Tod ihres Mannes ist offensichtlich ein Mord. Wir werden alles Nötige tun, um den Mörder Ihres Mannes zu finden. Doch dazu möchte ich Ihnen noch gerne einige Fragen stellen… Wenn das für Sie in Ordnung geht natürlich.“ Sie nickte ihm wieder nur zu und er ging das Standard Protokoll durch. Zum Zeitpunkt des Mordes, war sie alleine zuhause wobei sie allerdings keinerlei Alibi hatte, da es niemand bestätigen konnte. Von den Nachbarn wusste Harry, dass es in den letzten Monaten oft laut wurde im Haus des Paars. Der nähere Freundeskreis meinte auch, dass die Beziehung sowieso nicht mehr lange gehalten hätte. Ständig gab es Streit und Argyle hätte die

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ganze Zeit das Gefühl gehabt, dass sie ihn hinter seinem Rücken betröge. Sie hatte das natürlich immer heftig abgestritten. Die Vorwürfe hätten sie anscheinend immer zur Weissglut gebracht. McCoo sass wieder in seinem Büro und zündete sich die Pfeife an, paffte 3-mal an ihr bis sie die Glut richtig aufnahm und versank in Gedanken. Er hatte den ganzen Tag alle die je etwas mit dem Opfer zu tun hatten befragt und ist auf kein Ergebnis gekommen. Die Frau konnte es nicht sein, denn beim Gewicht ihres Mannes hat es eine ziemlich kräftige Person gewesen sein müssen. Aber sie hätte alle Motive und sie hat kein Alibi, ausser dem Gewicht ihres Mannes. Was ihn auch störte war das Salz im Seil. Der Gerichtsmediziner sagte, das Seil müsste ir-gendwo in der Nähe vom Meer gewesen und auch damit in Berührung gekommen sein. Am Abend ging er wieder in sein Stamm Lokal. Er bestellte wie immer seinen Whiskey wäh-rend er tief in seinen Gedanken versunken war, wie so oft auch. Plötzlich, wurde er von einem angerempelt, der wohl schon zu viel Whiskey hatte. Zwei seiner Kollegen kamen um ihn fort zu schleppen, da er sich gar nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Er erkannte den Besof-fenen, es war wieder dieser braungebrannte mit dieser Glatze. Am nächsten Morgen, ging Harry in den Laden der frischgebackenen Witwe, er wollte ihr noch ein paar fragen stellen. Doch was er in diesem Laden sah, war nicht das was er erwartet hatte. Die Glatze vom vorigen Abend war da und die beiden umarmten sich innigst und schmusten rum. Harry räusperte sich und die beiden drehten sich erschrocken um. Katie Miller wurde leichenblass und fing an etwas zittrig zu lächeln. Der Mann grinste breit. Er stellte sich als Allen Brown vor und gab ihm die Hand. Harry stellte sich vor und sagte er hätte nur ein zwei Fragen an Frau Miller gehabt, aber diese Fragen würden sich in diesem Moment gerade exponentiell vervielfachen und da Allen ja hier sei, würden die Fragen wohl auch ihm gelten. Sie setzten sich hin und Harry holte sein Protokollbüchlein heraus, wo er zu einem Fall all seine Notizen reinschrieb. Allen war mitte 40 und Fischer er hatte seinen Laden gerade neben an. Die Umar-mung von vorhin wäre nur aus Beileid gewesen… Harry fragte dann aber, wofür der Kuss dann gewesen sei, Katie antwortete schnell, dass sie etwas verwirrt und verzweifelt gewesen sei, und dass es eben halt einfach so passiert ist. Harry bedankte sich und ging zurück zum Revier. Er schrieb alles, was er zum Fall wusste, noch ins offizielle Protokoll, denn heute muss ja alles auf PC gemacht werden, da brauchte er immer etwas länger, mit seiner Adlertechnik über der Tastatur. Und da war es tatsächlich schon wieder Abend, er ging ein Stockwerk runter, zu den Polizisten und nahm auch gleich zwei mit. Er steckte sich seine Pfeife an und die drei gingen forschen Schrittes, im Gänsemarsch aus der Tür. Sie stiegen ins Polizeiauto und gingen zum Mash Tun Pub an der Easter Road. Er befahl den zwei Polizisten vor dem Eingang zu warten und Falls jemand mit einer Glatze raus rennen würde, würden sie ihn doch bitte festhalten. Er ging rein bestellte sich einen Whiskey und ging zu Allen der wie gewohnt, auch wieder im Pub sass. Der begrüsste ihn herzlich mit „Ahh der Inspektor!“ aber leichter Sarkasmus war auch zu hören. Der Inspektor begrüsste ihn seinerseits auch und setzte sich neben ihn hin. „Guten Abend Herr Brown <ein Schluck Whiskey und ein räuspern> Sie haben das Recht zu schweigen. Sie haben das Recht auf einen Anwalt. Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, kann ihnen einer gestellt werden. Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Sie sind des Mordes an Argyle Miller angeklagt.“ Allen schaut verdutzt den Inspektor an und auch der ganze Raum war plötzlich totenstill. Harry hatte ziemlich laut gesprochen, aber das kümmerte ihn kein Stück, denn er wollte das schon immer mal laut sagen. Allen fragte nach:“Aber wie haben Sie das herausgefunden?“ Harry sagte schon fast spöttisch „ Das war ziemlich einfach. Nachdem ich sie mit Frau Miller gesehen habe, musste ich nur noch eins und eins zusammen-zählen. Das Seil stammt von ihrem Laden, Sie haben einige Seile die salzverkrustet sind und da Sie stark genug sind um Jemanden über die Zinnen des Schlosses zu werfen, passt alles ziemlich gut zusammen. Sie sind auch der einzige Fischer der wirklich ein Motiv hatte: Sie taten es aus Liebe.“ Allen kam ohne Fluchtversuch mit. Als die Beiden aus dem Pub kamen, warteten die zwei Polizisten stolz auf den Inspektor, sie hatten einen anderen glatzköpfigen Mann festgehalten. Harry der ein bisschen erstaunt die Polizisten anstarrte, befreite den armen

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Mann und entschuldigte sich im Namen der Polizei. Allen Brown wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Später kam heraus, dass Frau Miller auch davon gewusst hatte, sie bekam 5 Jahre, weil sie wichtige Informationen verschwiegen hatte. (Frederik, Amon)

HannibalismusEine dunkle Gestalt bückte sich über das frische Grab. Erstaunt öffnete ich das Fenster und fragte mich was jemand nach Mitternacht auf dem Greyfriars Kirkyard Friedhof treiben könnte. Als ich begriff was die Person für eine Tat verübte, erstarrte ich vor Schreck. Sie war dabei die Leiche zu verspeisen. Abrupt drehte sich der Täter zu mir um, ohne dass ich sein Gesicht er-kennen konnte. Im gleichen Augenblich humpelte die unbekannte Person hastig in die Richtung des Grabes von William McGonagall davon. Diese Gangart erinnerte stark an den Glöckner von Notre Dame. Die einzige Person mit besagter Gangart war Mrs. Bradleigh. Es konnte nur sie sein. Instinktive rannte ich die Treppe runter und stiess die Türe auf, welche direkt zum Friedhof führte. Ich wohnte nämlich in einem Haus, das direkt an den Greyfriars Kirkyard grenzte. Der Täter war wie vom Erdboden verschluckt. Daraus schloss ich, dass er den Ort sehr gut kennen musste. Da ich Edinburghs berühmtester Profiler war, juckte es mich in den Fingern gleich mit der Untersuchung des geschändeten Grabes anzufangen. Von der Leiche waren nur noch der Kopf und das Skelett übriggeblieben. Bei diesem Anblick und dem grauenhaften Lei-chengestank drehte sich mein Magen um. Nichtsdestotrotz hatte ich den Drang die Leiche und den Täter zu identifizieren. Beim Betrachten des Kopfes der Leiche musste ich erstaunt fest-stellen, dass Mrs. Bradleigh nicht die Täterin, sondern das Opfer war. Erschrocken trat ich einen Schritt zurück. Dabei stiess ich mit dem Fuss an einen kleinen Gegenstand. Ich hob ihn auf. Es handelte sich um einen Schlüsselanhänger mit der Aufschrift: „I love Hannibal Lecter.“ Als Profiler hatte ich gelernt, auf Grund kleiner Hinterlassenschaften des Täters am Tatort, seine Psyche zu ergründen. Um den Gegenstand besser zu untersuchen, begab ich mich in meine Wohnung. Jemand, der imstande war, so eine schlimme Tat zu begehen, hatte mich Sicherheit ein schweres Kindheitstrauma erlitten. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit Kannibalismus. Der Hanni-bal-Lecter-Fanartikel und die Tatsache, dass der Täter die Leiche vertilgt hat, deuten darauf hin, dass der Täter sich mit dem Bösewicht aus Schweigen der Lämmer identifiziert. Alles deutete darauf hin, dass das Motiv eine starke psychische Störung war. Daraus kann man schliessen, dass das Opfer nur auf Grund seiner Frische ausgesucht worden war. Plötzlich kam mir in den Sinn, dass der Friedhofsgärtner Hannibal Lecter Fan war. Aber war dieser fähig, eine solch schreckliche Tat zu begehen? Dies musste ich morgen überprüfen. Er-schöpft glitt ich in einen traumlosen Schlaf. Am nächsten Tag hatte ich einige Untersuchungen mit meinem Team angestellt. Wir sind aber zu keinem Ergebnis gekommen. Allerdings vermutete ich, dass der Täter in der Nacht zum Tatort zurückkommen würde, um seinen Gegenstand zurück zu holen. Ich legte mich vor mei-nem Fenster auf die Lauer. Dort hatte ich einen Ausblick auf den ganzen Friedhof. Diesmal würde er mir nicht durch die Lappen gehen. Gerade in dem Moment als ich aufgeben wollte, humpelte eine dunkle Gestalt über den Fried-hof. Es handelte sich zweifellos um den Täter. So schnell ich nur konnte rannte ich die Treppen hinunter. Wie ich aus der Türe trat, war der Unbekannte schon wieder verschwunden. Ich är-gerte mich grün und blau. Frustriert drehte ich noch eine Runde auf dem Greyfriars Kirkyard. Es war neblig, windig und eine schaurige Atmosphäre hing in der Luft. Dies war keine Aus-nahme in Edinburgh. Wie ich so daher lief, sah ich etwas beim geschändeten Grab aufblitzen. Der Täter musste erneut etwas verloren haben. Neugierig hob ich es auf. War rund, verschnörkelt und aus Metall. Zwei Initialen zierten die mir wohlbekannte Brosche. Sie gehörte dem Friedhofpfarrer. (Olivia, Anna)

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HerzlosMit starken Kopfschmerzen verliess Alison den Hive Nachtclub und machte sich um vier Uhr morgens auf den Heimweg. Sie zündete ihre letzte Zigarette an, um den Geschmack der Wodka-Lemons zu schwächen. Der Rave hatte sie von den gescheiterten Uniprüfungen abgelenkt. Durch den Regen wirkte in der Ferne das Edinburgh Castle wie eine bedrohliche Festung aus dem zwölften Jahrhundert. Orientierungslos und schwach auf den Beinen bog sie in die Old Fishmarket Street ein. In der Seitenstrasse erschienen zwei Scheinwerfer von einem Taxi. Ali-son gab ihm ein Zeichen. Es war ein Austin FX4 in klassisch schwarzer Lackierung. Das Taxi bog in die Gasse ein und blieb neben ihr stehen. Flüchtend vor dem Wetter stieg sie in das Taxi ein, ohne den Fahrer zu fragen. “George Square, Universität“, befahl sie ihm. Während der Fahrt waren beide still. Ihr fiel aber auf, dass man das Gesicht des Taxifahrers im Rückspiegel nicht erkennen konnte, weil sein schwarzer Hut bis tief in sein Gesicht hinab ragte. Doch Alison dachte sich nichts weiter dabei, denn bei ihr machte sich langsam die Müdigkeit bemerkbar. “Hhhmm, wo bin ich?” Sie war für einen Bruchteil einer Sekunde eingenickt, ehe die holprige Strasse sie wieder wac rüttelte. “Wie lange noch, bis wir dort sind?” Alison wurde ungeduldig, sie wünschte sich sehnlichst, jetzt bereits in ihrem Bett zu liegen. Doch sie erhielt keine Antwort. Stattdessen herrschte eine unangenehme Stille. Sie erkundigte sich ein zweites Mal, vergebens. Mehr als das Quietschen der Reifen und das Rattern des Motors war nicht zu hören. “Dann schaue ich halt selbst nach!” Verärgert, versuchte sie durch die Scheiben etwas zu erkennen, Anhaltspunkte zu finden, an denen sie sich orientieren könnte. Durch die getönten Scheiben erkannte sie nur mit Mühe, im spärlichen Licht einer Strassenlaterne, die Rosslyn Kapelle. Sie wusste, dass Rosslyn ein Quartier war, welches 30 Minuten ausserhalb des Stadt-zentrums lag. Panisch versuchte sie die Hintertür zu öffnen, jedoch vergebens. Aus dem Nichts stieg vom Wagenboden her grauer Dampf in der Taxikabine auf. Im Adrenalinrausch erkannte sie den Geruch von Chloroform, der ihr aus dem Chemielabor bekannt war. Benommen richtete sie ihren Blick zum Chauffeur und sah kurz vor der Bewusstlosigkeit die Umrisse einer Gas-maske. Am nächsten Morgen regnete es in Strömen, was im Vorfrühling in Edinburgh durchaus nicht selten ist. Kommissar Gordon Mackey sass verdrossen an seinem Pult und schaute missmutig durchs Fenster. Er war Leiter der Mordkommission der Scotland Police, deren Hauptsitz in Edinburgh an der St. Leonards Street, in einem tristen Altbau zwischen der Universität und dem Holyrood Park untergebracht war. Der Telefonanruf erreichte ihn kurz vor zehn Uhr morgens. Ein Jogger hatte eine weibliche Leiche im Roslin Glen Country Park gefunden. Gordon alar-mierte seine beiden Inspektoren Viktor O’Brian und Andrew Stewart. Im Polizeiauto mit auf-geschalteter Sirene fuhren sie in rasantem Tempo zum Fundort. Sie sperrten die Umgebung der Leiche mit Bändern ab und Gordon bot unverzüglich Callum Ramsey, den Gerichtsmediziner, auf. Dieser traf 45 Minuten später bei ihnen ein. In der Zwischenzeit hatten die beiden Inspek-toren Victor und Andrew den Jogger befragt. Dieser war jedoch vollkommen geschockt und konnte keine nützlichen Auskünfte geben. Für Gordon, welcher die Leiche der Frau näher in-spiziert hatte, natürlich ohne sie zu berühren, war klar, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handeln musste. Die Frau war ganz übel zugerichtet, der Brustkorb war aufgerissen und blutverschmiert, ein Bild, das selbst Gordon, der in seiner Laufbahn als Kommissar schon viel Schreckliches gesehen hat, unter die Haut ging. Der Gerichtsmediziner Callum Ramsey hatte sich nach seiner Ankunft unverzüglich an die Un-tersuchung der Leiche gemacht. Er stellte fest, dass der Frau ganz offensichtlich verschiedene innere Organe herausgerissen worden sind. Der Täter war so brutal vorgegangen, dass zumin-dest ein Teil der Organe dabei beschädigt sein mussten. Daher musste ein mögliches Motiv, nämlich, dass die Organe gestohlen wurden, um sie teuer zu verkaufen, ausgeschlossen werden. Es schien eher das Werk eines Sadisten zu sein. Für Kommissar Gordon blieb somit das Motiv im Dunkeln. “Haben sie irgendetwas gefunden?” : erkundigte sich Gordon bei seinen beiden

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Inspektoren. “Wir haben nicht viel. Doch wir haben nicht weit von hier einen Reifenabdruck entdeckt.” Andrew überreichte Gordon die Fotografie des Abdruckes. Wieder zurück im Polizeipräsidium wurde der Reifenabdruck mit den verschieden Reifenpro-filen abgeglichen. Die Untersuchung ergab, dass der Abdruck nur zu einem spezifischen Auto-typ passte, nämlich zum typisch englischen Taxi. Die beiden Inspektoren Victor und Andrew verloren keine Zeit und kontrollierten sämtliche Taxibetriebe der Stadt, konnten jedoch keine eindeutige Übereinstimmung mit dem Reifenprofil, des verdächtigen Fahrzeuges feststellen. Zwei Tage später, nach einem Film und einem gemütlichen Zusammensein mit einigen Freun-den, fuhr Kommissar Gordon kurz vor Mitternacht beim Royal Edinburgh Hospital vorbei. Zu seinem Erstaunen sah er den Gerichtsmediziner Callum Ramsey am Strassenrand stehen. Gor-don hielt an und kurbelte das Fenster hinunter. “Hey Doc, was machst du hier um diese Zeit?” “Du kommst gerade recht, mein Auto springt nicht an.”“Kein Problem ich fahre dich nach Hause. Komm steig ein.”Während der Fahrt bohrte Gordon nach: “Also was ist los? Was machst du so spät noch im Spital? Ist jemand aus deiner Familie krank?”Callum war gezwun-gen ihm eine Antwort zu geben. “Weisst du, meine Frau ist schwer herzkrank und wartet seit vielen Monaten vergebens auf ein Spenderherz. Es ging ihr immer schlechter und wir hatten schon alle Hoffnung verloren. Glücklicherweise haben wir einen Spender gefunden. Mein guter Freund Jack ist der Chefarzt in diesem Spital und konnte die Operation heute Abend durchfüh-ren. Ich habe ihm dabei assistiert.” Beim Haus des Gerichtsmediziners angekommen, sah Gordon auf dem Vorplatz ein schwarzes Taxi stehen. Zum Spass fragte er Callum: “Verdienst du zu wenig, dass du nebenbei noch Taxi fahren musst?”“ Nein nein, das gehört meinem Sohn, er studiert an der Universität und finan-ziert sein Studium mit den Taxifahrten. Er ist allerdings momentan in den Ferien.” Auf der Heimfahrt stoppte Gordon plötzlich und hielt am Strassenrand an. “Da stimmt doch etwas nicht! Das sind doch zu viele Zufälle! Eine Frau wird ermordet, ihre Organe fehlen, kurz darauf erhält Callums Frau ein neues Herz, mitten in der Nacht, und vor seinem Haus steht ein Taxi.” Gordon hatte seinen Verdächtigen gefunden. (Gian, Sandro)

DerSturzdesRächersEs ist eine dunkle und kalte Nacht und ich laufe der Princess Street entlang. Ich beeile mich, da es regnet und William bestimmt schon auf mich wartet. Er wollte sich mit mir um Mitternacht beim Scott Monument treffen, weil er sich anscheinend mit mir versöhnen will. Ich steige die rutschigen Treppen zum Monument hinauf. Oben angekommen sehe ich eine dunkle Gestalt, es muss William sein. Er kommt auf mich zu und drückt mir einen schottischen Whisky in die Hand. Er sagt: „Guten Abend Harry. Lass uns die Vergangenheit vergessen und in die Zukunft blicken.“ Erstaunt willige ich ein und nehme einen grossen Schluck von dem Whisky. Wir plaudern ein wenig und trinken noch ein paar Gläser Whisky, bis mir plötzlich schwindelig und schwarz vor Augen wird. Ich spüre, wie ich langsam nach hinten falle. Ich wache auf und ein helles Licht blendet mich. Ich höre tiefe Stimmen und als sich meine Augen vom grellen Licht erholt haben, erkenne ich, dass ich auf einer Polizei Station bin. Lang-sam erinnere ich mich, dass ich gestern mit William auf dem Scott Monument war, doch jetzt bin ich hier und frage mich, was in dieser Zeit passiert ist. Ein Polizist erklärt mir, dass William heute Morgen tot am Fusse des Scott Monuments aufgefunden wurde. Ich hingegen wurde be-wusstlos auf der Plattform des Scott Monument gefunden. Sie haben mich auf die Wache mit-genommen, um mich zu befragen. Er fragt mich, wieso ich bewusstlos am Tatort war. Ich sage, dass ich mich dort mit William getroffen habe, weil er sich mit mir versöhnen wollte. Wir tranken zusammen Whisky und das ist das Letzte, an was ich mich erinnern kann. Er sagt mir, dass meine Freundin Catherine, die Ex-Freundin von William, schon hier war und ihnen das kritische Verhältnis zwischen mir und William erklärt hat. Der Polizist fordert mich auf, selbst

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über unser Verhältnis zu sprechen. Ich sage ihm, dass vor einem Jahr Catherine noch mit Wil-liam zusammen war. Doch als wir uns an einer Party kennenlernten, verliebten wir uns schnell ineinander. Wir führten eine Affäre hinter Williams Rücken, doch eines Tages hatte William uns im Bett erwischt und sie trennten sich. Seitdem führen wir eine glückliche Beziehung. Je-doch kam William immer wieder zu Catherine und wollte sie zurück erobern. „Hat das ständige Eingreifen von William ihre Beziehung mit Catherine belastet?“, fragt der Polizist. Ich ant-worte: „Ja manchmal war es schon hart für mich, weil ich Angst hatte, dass er ihr etwas antut. Er war wirklich verrückt nach ihr.“ Darauf fragte der Polizist: „Wäre dies nicht ein Grund für sie, William aus dem Weg zu schaffen?“. Langsam verstehe ich, dass der Polizist mich als Mörder verdächtigt. Ich brülle entsetzt:“ Klar wollte ich, dass er uns in Ruhe lässt, aber dies ist für mich noch lange kein Grund, ihn zu töten! Ich habe eher das Gefühl, dass William von selbst gesprungen ist, da er ein Leben ohne Catherine nicht wollte. Er lockte mich dort hin, um mir alles in die Schuhe zu schieben. Es war bestimmt etwas im Whisky, dass mich bewusstlos machte.“ Plötzlich kommt meine Freundin in den Raum hineingestürzt und unterbricht mich. “Ich habe eine Zeugin“, schreit sie:“ du bist unschuldig.“ Die Zeugin ist eine alte Dame, die in einer hochgelegenen Wohnung mit Sicht auf das Scott Monument wohnt. Kurz bevor sie ges-tern Nacht schlafen gehen wollte, sah sie, wie ein Mann Selbstmord gemacht hat und vom Scott Monument sprang. Somit ist meine Unschuld bewiesen und Catherine und ich können nach Hause gehen. Nun können wir eine glückliche und sorgenlose Beziehung führen. (Sabrina, Seraina)

DemTodgewidmet„On the edge of arthur seat - new novel is coming out on june 23.“ Detective Wallace schlug die Zeitung zu und liess seine Gedanken wieder der hübschen Kell-nerin zukommen, die ihn täglich in seinem Lieblingspub Blue Blazer in der Bread Street be-diente. Sie gefiel ihm, doch trotzdem hatte er sich bisher nicht getraut, sie anzusprechen. Er beobachtete sie jedoch gerne und stellte sich vor, was sie wohl von ihm halten würde. Sie hatte lange rote Haare, die meist zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren und trug dazu eine hübsche kurze Schürze. Sie brachte ihm seinen Lieblingswhiskey „Highland Park“, den er jeden Abend zum Abschluss seines langen Arbeitstages genoss. Am nächsten Morgen machte Detective Wallace seinen täglichen Morgenspaziergang am Wa-ter of Leith. Es war ein typisch wechselhafter Aprilmorgen, regnerisch und windig. Er war in Gedanken wieder einmal bei der Kellnerin, die ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. In Träumen versunken, stolperte er plötzlich und fiel um. Er drehte seinen Kopf und eine weisse Gestalt starrte ihn mit einem gefrorenen Blick an. Er sprang auf und sah unter sich eine Leiche liegen. Das Gesicht kam ihm bekannt vor, doch er konnte es nicht einordnen. Die Leiche sah aus, als ob sie schon über längere Zeit am Rande des Flusses gelegen hätte. Sofort rief er seine Kollegen vom Revier an, die kurz darauf eintrafen. Beim Todesopfer handelte es sich um den erfolgreichen schottischen Autoren John Burnside, der selbst in Edinburgh gelebt hatte. Alles deutete auf einen Suizid hin, denn oberhalb des Flus-ses, etwas weiter nördlich, befand sich die Forth Bridge, bei der schon einige Menschen ihrem Leben ein Ende gesetzt hatten. Einige Stunden später, als Detective Wallace im Präsidium eintraf, erwartete ihn eine unerwar-tete Nachricht. Der Autopsiebericht ergab nämlich, dass der Autor keinen Selbstmord begangen hatte, sondern stattdessen von der Brücke gestossen worden war, was für Detective Wallace die Aufklärung eines neuen Mordfalles bedeutete. Am nächsten Tag erstattete Detective Wallace dem Bruder des Opfers einen Besuch ab. Der Bruder wohnte in bescheidenen Verhältnissen im historischen Stadtkern in der Nähe des Kirch-hods Greyfriars Kirkyard. Um in seine Wohnung zu gelangen, musste man durch ein modriges, enges, heruntergekommenes Treppenhaus eine enge Wendeltreppe hinaufsteigen. Die Tür war

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leicht zu übersehen und mit einer kaputten Klingel versehen. Als Detective Wallace geklingelt hatte, hörte er ein genervtes „ja, ich komme ja schon“, ein Geraschel und eilige Schritte hinter der Tür. Kurz darauf ging die Tür auf und so ungepflegt wie der Wohnungseingang, sah auch der Mann, der die Tür öffnete, aus. Lange, fettige, herunterhängende Haare, ein ungepflegter langer Bart und Kleider, die er bestimmt schon einige Tage lang getragen hatte, bestimmten seine Erscheinung. Durch die geöffnete Türe kam ihm ein muffiger Gestank aus der Wohnung entgegen. „Guten Tag, Detective Wallace vom Polizeiamt Edinburgh, ich würde ihnen gerne ein paar Fragen zu ihrem Bruder stellen“, sagte Wallace. „Das musste ja noch kommen. Als ob dieser Geizkragen mir nicht schon genug Aufwand hinterlassen würde. Wenn’s sein muss, kommen Sie herein“, fauchte der Mann. Wallace trat zur Tür herein und setzte sich auf einen alten, verstaubten Sessel, der im Wohn-zimmer stand. „Darf ich fragen“, fing Wallace an, „wieso Sie ihn als Geizkragen bezeichnen? Hatten Sie kein gutes Verhältnis zu ihrem Bruder?“ „Das ist noch untertrieben.“, entgegnete der Mann. „Mein Bruder war ein egoistischer Schweinehund, der in seiner Villa in George Bridge seinen Erfolg alleine genoss. Seine Familie war ihm egal, sonst hätte er mir zumindest geholfen, meine Schulden loszuwerden. Stattdessen lässt er mich jetzt noch auf seinen Beerdi-gungskosten sitzen und vererbt mir keinen Pound.“ „Der Tod ihres Bruders war kein Selbstmord.“, unterbrach Wallace, „Herr Burnside, ihr Bruder wurde ermordet. Wir nehmen an, dass er von der Forth Bridge hinuntergestossen wurde.“ Burn-side schwieg. Das hatte ihn wohl unerwartet getroffen. „Wissen Sie vielleicht, ob ihr Bruder irgendwelche Feinde hatte, die ihm Böses wollten?“, fragte der Detective den immer noch schweigenden Bruder des Opfers. „Naja, John hatte viele Feinde“, antwortete Burnside. Das lag wohl auch daran, dass er seinen Erfolg mit niemandem teilte, ihn jedoch allen unter die Nase rieb. Konkret fallen mir jedoch keine Namen ein, denn, wie gesagt, hatte ich schon länger keinen Kontakt mehr zu meinem Bruder.“ „Verstehe“, sagte Wallace, „wo waren Sie am 11.April morgens?“ „Das ist ja bereits eine Woche her, das weiss ich doch nicht mehr“, antwortete der Mann genervt. „Dann denken Sie doch nochmals darüber nach“, fuhr Wallace fort, „denn ohne Alibi zur bestimmten Tatzeit sind Sie leider ein Verdächtiger.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich der Kommissar und verliess die Wohnung und war heilfroh, wieder an die frische Luft zu kommen. Zwei Tage später fand die Beerdigung von John Burnside auf dem Greyfriars Kirkyard Friedhof in der Nähe der berühmten Bobby Bar statt. Wallace hatte sich entschieden selber auf die Be-erdigung zu gehen. Der Friedhof, auf dem sich viele Grabsteine berühmter verstorbener Auto-ren befanden, vermittelte in dieser Jahreszeit eine düstere Stimmung. Wallace schaute sich um. Erstaunlicherweise waren nicht besonders viele Leute bei der Beerdigung anwesend, was Wallace darauf zurückführte, dass der Verstorbene angeblich mehr Feinde als Freunde gehabt hatte. Viele Gesichter waren ihm aufgrund der Befragungen, die er die letzten Tage geführt hatte, bekannt. Jedoch hatten all diese Leute ein wasserdichtes Alibi und kamen deshalb als Mörder kaum in Frage. Als die Beerdigung zu Ende war und die Abenddämmerung eintraf, verweilte Wallace noch etwas auf dem Friedhof. Als er Richtung Ausgangstor lief, sah er beim Grab des verstorbenen Schriftstellers eine junge Frau, die einen Blumenstrauss in der Hand hielt. „Kannten Sie ihn gut?“, fragte er sie. Die Frau drehte sich erschrocken um und liess den Blumenstrauss fallen. „Wer sind Sie?“, fragte sie mit zittriger Stimme. Sie kam ihm bekannt vor, doch er wusste nicht, woher er sie kannte. „Ich bin Detective Wallace und ermittle im Falle des Mordes von John Burnside“, antwortete er. Die Frau wurde blass und hatte es plötzlich eilig. Als Wallace an diesem Abend wieder in seinem Pub sass und über den Tag nachdachte, kam ihm die Situation auf dem Friedhof merkwürdig vor. Wieso hatte die junge Frau es so eilig gehabt und wieso war sie nicht an der Beerdigung gewesen? Er trank wie gewöhnlich seinen Highland Park Whiskey und lass dazu wie immer die Tageszeitung. Plötzlich blieb sein Blick

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an einem Foto hängen. War das nicht die Frau vom Friedhof? „On the edge of arthur seat by Janice Galloway.“ Unter dem Bild stand der Titel ihres neuen Buches, das im Juni veröffentlicht werden sollte. Jetzt wusste er wieder woher er sie kannte: Sie war ebenfalls eine bekannte schot-tische Autorin. Wallace entschied sich am nächsten Tag bei Mrs.Galloway vorbeizuschauen und ihr einige Fragen zu stellen. Als er bei der Villa der Schriftstellerin eintraf, öffnete ihr Butler die Tür. Er führte den Kom-missar ihn in Mrs.Galloway’s Arbeitszimmer. Diese sass bereits auf einem roten Sessel und trank Kaffee. Sie schien nicht besonders verblüfft darüber zu sein, den Kommissar wieder zu sehen. „Guten Tag Detective. Kann ich ihnen einen Kaffee anbieten?“, begrüsste sie Wallace. „Nein danke“, entgegnete dieser, „Ich möchte diesen Besuch so kurz wie möglich halten. Wie ich höre, haben Sie alle Hände voll zu tun mit ihrem neuen Werk.“ „Ehrlich gesagt, bin ich bereits fertig damit.“, fiel sie ihm ins Wort, „es müssen nur noch einige wenige Korrekturen angebracht werden. Wollen Sie vielleicht einen Blick darauf werfen? Sie wären die erste aussenstehende Person, die sich das Manuskript anschauen dürfte.“ Wallace setzte sich auf den gegenüberlie-genden Sessel und sagte geschmeichelt: „Das wäre mir eine grosse Ehre.“ Mrs. Galloway lief zu ihrem Schreibtisch, schloss eine Schublade mit einem winzigen Schlüssel auf und nahm ihr Manuskript hervor, um es dem Detective zu überreichen. Burnside überflog einige Seiten, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Plötzlich fiel ihm auf der letzten Seite eine von Hand geschriebene Widmung auf: „Dieses Buch widme ich meinem Bruder Charles.“ Irgendetwas an der Widmung kam dem Detective merkwürdig bekannt vor und er bemerkte: „Ich wusste gar nicht, dass sie Geschwister haben.“ „Doch“, sagte die Schriftstellerin, „ich habe eine ältere Schwester, doch sie wohnt schon länger nicht mehr in Edinburgh.“ „Aber ansonsten haben sie keine Geschwister?“, hackte Wallace misstrauisch nach. „Nein, wie kommen sie denn darauf?“, entgegnete Galloway sichtlich irritiert. Wallace winkte mit einer gleichgültigen Geste ab, obwohl er sich insgeheim Gedanken darübermachte, wieso sie ihr Buch einem nichtexistie-renden Bruder widmen sollte. Als der Kommissar am nächsten Morgen wie gewohnt am Fluss entlang spazieren ging, kam ihm plötzlich ein Gedanke. Was stand nochmals auf der kaputten Klingel, an der herunterge-kommenen Wohnungstür von John Burnsides Bruder? „Charles Burnside!“, schoss es ihm durch den Kopf. Er wusste es doch, dieser Name war ihm bekannt vorgekommen. Charles Burnside war der Name des Bruders des Mordopfers, den er zuerst verdächtigt hatte. Mit dieser Widmung rückte Janice Galloway in den Kreis der Verdächtigen. Weitere Ermittlungen ergaben, dass das Ma-nuskript von Janice Galloway gestohlen worden war und sie es skrupellos als ihres ausgeben wollte. Dazu kam, dass die Autorin zur besagten Tatzeit kein Alibi hatte. Im Verhör gestand Galloway, dass sie John Burnside aus blankem Neid von der Brücke gestossen hatte um seinen literarischen Erfolg zu ernten. Zur Feier des Tages und aufgrund seines erfolgreich abgeschlossenen Falls ging Wallace an diesem Abend wieder in seinen Lieblingspub „Blue Blazer“. Insgeheim hoffte er, die hübsche Bedienung wieder zu sehen. Er setzte sich an seinen Stammplatz und bevor er seinen täglichen Whiskey bestellen konnte, kam die attraktive Kellnerin auf ihn zu und brachte ihm, ohne dass er darum gebeten hätte, ein Glas Highland Park. Mit einem mysteriösen Lächeln auf dem Ge-sicht sagte sie: “Geht aufs Haus“, und verschwand hinter der Theke. Beglückt nahm Wallace einen kräftigen Schluck – und fiel augenblicklich vom Stuhl. (Tamara, Tabitha)

DerTäterstehtdirnäher,alsdudenkstHeute ist meine Tante gestorben. Letzte Woche meine Cousine und vor einem Monat mein Bruder. Etwas stimmt hier nicht. Ich bin vom Unglück verfolgt und weiss nicht recht, wie ich damit umgehen soll. Ich denke, dass mir jemand das Leben zur Hölle machen will. Doch wer

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könnte das sein? Vielleicht ein Anhänger jenen, die ich schon eingesperrt habe. Das müssten viele sein. Oder mein Nachbar Fletcher, der hasst es, dass ich am Sonntag rasenmähe. Er scheint eigentlich alles zu hassen was man tut, das mehr Lärm macht als eine Fliege. Ausserdem gehen Gerüchte um, er sei ein Psychopath, der nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Möglicher-weise aber auch der Inspektor Blackwood, der sieht in mich sowieso eine Konkurrenz, weil ich schon viel mehr Fälle gelöst habe als er, obwohl er schon zehn Jahre länger im Geschäft ist als ich. Er scheint mir nie wirklich trauen zu können und wartet nur darauf, mich zu überragen. Ich muss herausfinden wer hinter all dem steckt. In Gedanken versunken, schenkt er sich ein Glas mit Schottischem Whisky ein, sitzt auf seinem Lieblingssessel und trinkt seinen Whisky wäh-rend dem er das Gewitter draussen beobachtet. Es ist bereits 23 Uhr, windig und düster, er denkt nach. Das Telefon klingelt. Gregor Gibson wacht in seinem Sessel auf, noch immer mit dem Whis-kyglas in seiner Hand. Er geht ans Telefon wo eine bekannte Stimme mit ihm spricht: „Hey Gibson, wir brauchen dich für die neuen Fälle.“ „Bin in 5 Minuten da Officer Blackwood“, seufzt er und erhebt sich aus dem Sessel. Auf dem Weg ins Leichenschauhaus wo Blackwood auf ihn wartete, grübelt Gregor wieder nach. Wer könnte nun wieder der Täter gewesen sein? Ihm kommen Bilder hoch vom grimmi-gen Fletcher, der immer eine spitze Schaufel mit sich trägt, ohne dass er sie in jener Hinsicht gebrauchen würde. Er habe sie als Alternative für seine Waffen, die er früher besass. Er war nämlich ein begabter Schiesser, dem doch Waffen schlussendlich entnommen wurden, weil er einen Teenager, der eine Abkürzung durch seinen Garten gemacht habe, damit bedrohte. War es, dass Gregor ihn nicht leiden konnte, dass er ihn immer verdächtigt? Die holprigen Strassen ziehen Gregor wieder aus seinen Gedanken. Es ist immer noch stock-dunkel und er hört wie der Regen gegen die Scheiben peitscht. Bei der St. Leonards Police Station, wo er normalerweise hinfahren würde um seiner Arbeit nachzugehen, fährt er weiter bis er vor der Leichenhalle ankam. Die Halle war eigentlich ein Gebäude voller Gängen mit nummerierten Türen. Gregor mochte den Ort nicht, nicht wegen den Leichen (obwohl er die auch nicht sehr schmeichelhaft findet), doch wegen der unnatürlichen Helligkeit die überall herrscht und der Kühlen Temperatur. Zim-mer 29, dort muss er hinein. Drinnen wartet schon Blackwood mit dem Autopsiebericht in sei-ner Hand. Der Raum war recht klein und in der Mitte stand ein eiserner Tisch mit einer über-deckten Leiche, die drauf lag. «Sie sind da, gut. Sie wurde erst heute in ihrem Apartment auf-gefunden.», berichtet ihm Blackwood, mit seinem strengen Blick noch auf dem Autopsiebe-richt. Gregor nimmt die Decke in die Hände und zieht sie von der Leiche weg doch hält abrupt inne, als er das Gesicht erkennt. Ihm war nicht klar, dass er bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht realisiert hatte, dass sie wirklich tot war. Nun lag seine Tante da, mit ihren langen, braunen Haaren, die nach hinten gekämmt wurden und ihrer bleichen, etwas bläulichen Haut, die ihre Seele hinterliess. Wenn man es nicht wüsste würde man fast denken, sie schlafe. Unfassbar, aber in der Rolle bleibend, wirft Gregor einen Blick auf dem Bericht. Todesursache: Ermor-dung durch Erstechen. «Sie scheint schon etwas länger als 24 Stunden tot zu sein» Blackwood zeigt auf die Resultate der Bluttests, «hier siehst du’s». Gregor zieht die Decke ganz ab und sieht eine grosse Narbe die ihren Bauch zierte. «Irgendwelche Spuren oder Zeichen des Täters? Er muss doch wenigstens Fingerabrücke hinterlassen haben.», das erste Mal heute, dass Gregor ihn anspricht. Ein Grinsen Blackwoods Gesicht doch er sagt ihm nur «lies weiter». Hinweise des Täters, DNA entnommen aus aufgefundenem Objekt/Waffe: Schweizer Taschenmesser, 8cm. «Du hast diesen Fall so schnell schon so gut wie gelöst, wozu brauchtest du mich?», verwirrt aber gleichzeitig etwas zornig sieht Gregor ihn das erste Mal in die Augen und sieht nur pure Zufriedenheit. «Gibson, du kannst mir nichts vormachen, hör auf mit diesem Theater, der Fall ist gelöst.», Gregor schaut ihn nur an mit Furore als Blackwood die Handschellen aus seiner Gürteltasche nimmt. «Es wird es viel einfacher für uns machen, wenn du dich einfach ergibst.»

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Ratlos wirft Gregor nochmals einen Blick auf den Bericht. Am Schluss stand ein Name, der ihm bekannt war. DNA-Träger: Gregor Gibson. Bestürzt will sich Gregor wehren, doch die Unfassbarkeit nahm ihm den Atem weg, so dass er nur noch kopfschüttelnd dastand. «Nein», er glaubt nicht was passiert. «Nein, ich war es nicht! Blackwood hör auf mit deinen Scherzen, so sehr musst du mich nun auch wieder nicht hassen so etwas zu tun!» «Zwing mich nicht die anderen zu rufen. Du hast Ms. Allison Gibson erstochen, so wie ihre Tochter die Woche vorher und deinen Bruder. Fiel dir nie etwas auf? Du warst blind vor Erfolg Gibson, gib doch auf. Es ist vorbei und wage es nicht mir zu widersprechen, wir haben Beweise gegen dich. Du bist danach komischer Weise immer irgendwo im Nirgendwo aufgewacht. Versuch mir ja nicht weiss zu machen eine andere Person hätte die Kontrolle über dich genommen!», Lacht Black-wood und legt ihm die Handschellen an. «Lang may yer lum reek!» (Nadine, Zoé)