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8/10/2019 Trennung von Planung und Bauausfhrung in Deutschland Segen oder Fluch?
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www.brz.eu/forum2014
Partnerschaft oder
Partikularinteressen?
Prof. Dr. Ralf-Peter Oepen,
BWI-Bau GmbH - Institut der Bauwirtschaft
Trennung von Planung und Bauausfhrung
Segen oder Fluch?
Von den Marktkonstellationen hngt es ab, mit welcher Ge-
schwindigkeit sich BIM in Deutschland durchsetzen wird. Davon
ist BWI-Bau-Geschftsfhrer Ralf-Peter Oepen berzeugt. Denn
BIM sei vor allem ein Managementansatz, der auf einer partner-
schaftlichen Zusammenarbeit beruhe und nicht auf der Durch-
setzung von Partikularinteressen.
8/10/2019 Trennung von Planung und Bauausfhrung in Deutschland Segen oder Fluch?
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Anhand zweier fiktiver Projektentwickler skiz-ziert Oepen beispielhaft die reale Marktkon-
stellation der deutschen Bauwirtschaft und
eine optimale Konstellation fr BIM.
Ist-Situation: Wettbewerb
Projektentwickler 1 setzt auf Wettbewerb. Die
unterschiedlichen Phasen der Projektrealisa-
tion von Entwurfsplanung ber Ausfhrungs-
planung bis hin zur Ausfhrung lsst er von
unterschiedlichen Akteuren voneinander
losgelst erarbeiten und umsetzen. In der
Regel erhlt jeweils der billigste Anbieter denZuschlag. Hier steht nicht die optimale Pro-
jektrealisation im Vordergrund. Die Partikular-
interessen der einzelnen Akteure dominieren
das Projekt. Ein schlechter Nhrboden fr die
Methode BIM, die auf frhzeitige Zusammen-
arbeit aller Beteiligten ausgelegt ist, konsta-
tiert Oepen.
Ideal-Situation: Partnerschaft
In einer fr die Methode BIM optimalen
Marktkonstellation ist die Grundannahme von
Projektentwickler 2, dass die Rendite umsobesser sein wird, je frher und intensiver
Planung und Bauausfhrung miteinander
verzahnt sind. Planungsbro, Architekturbro
und Bauunternehmen sitzen von Anfang an
gemeinsam am Tisch. Effiziente und genaue
Planung gewhrleistet eine reibungslose
Bauausfhrung. Eine klare Vertragsstruktur
schafft zudem Sicherheit bezglich Leistung
und Vergtung.
Realitten der Bauwirtschaft
Im Vergleich mit den Mrkten anderer Lnderliegt die deutsche Bauwirtschaft in puncto
partnerschaftlicher Haltung zurck. Das
Bauen heute ist in vielen Fllen eher von
konfrontativen Haltungen als gemeinschaft-
lichen Zielvorstellungen geprgt. Dies war
nicht immer so. Noch vor 20 Jahren war die
deutsche Bauwirtschaft in puncto Planung
und Bauausfhrung vorbildlich. Der rechtliche
Rahmen, betrachtet man VOB und HOAI,
war damals wie heute der gleiche.
nderung des RollenverstndnissesAnders war vor allem das Selbstverstndnis
der am Bau Beteiligten. Planer, Architekten
und Ingenieure nahmen neben der fachlichen
BRZ-Mittelstandsforum 2014Trennung von Planung und Bauausfhrung Segen oder Fluch?
Bauherrenvertretung noch die Rolle desMediators ein und vermittelten bei Konflikten
zwischen Auftraggeber und Auftragneh-
mer. Ziel war es, im Sinne des Projektes
eine Lsung zu erwirken, die fr alle Seiten
akzeptabel war. Heute nimmt dieser Per-
sonenkreis jene entscheidende Mittlerrolle
nicht mehr wahr, um nicht den Verdacht der
Untreue gegenber dem Auftraggeber auf
sich zu ziehen. Das Klima hat sich gewan-
delt, aus gemeinsamen Projektzielen sind
Partikularinteressen geworden. Differenzen
werden vor Gericht ausgetragen, was sich in
einem massiven Anstieg der Baustreitigkeiten
ausdrckt. Baustellenstopps, Kostensteige-
rungen und Qualittseinbuen sind die Folge.
BIM kommt, nur: wie schnell?
Dass BIM kommen wird, ja schon Gegenwart
ist, scheint unbestritten. Die entscheidende
Frage ist, welche Marktkonstellationen es
braucht, damit sich die Methode bestmglich
etablieren kann. Oepen konstatiert, dass die
isolierte Betrachtung von Bauobjekt und
Ausfhrung erst aus den Kpfen verschwin-
den msse, damit BIM gelebte Realitt
werden knne.
Anpassung der Regelwerke
Auch wenn BIM heute schon in Bauvertrge
eingebunden werden kann, erscheint es un-
erlsslich, VOB und HOAI auf ihre Konformi-
tt hinsichtlich BIM anzupassen. Die ffent-
liche Hand ist besonders in der Pflicht, sich
der neuen Methode zu ffnen. Initiativen des
Bundesministeriums fr Verkehr und digitale
Infrastruktur sind hier vorbildlich.
Fr Oepen hat BIM das Potenzial, das
Zusammenspiel von Planen, Bauen und
Betreiben wieder in effiziente und geordnete
Bahnen zu lenken. Planungsqualitt und
partnerschaftliche Zusammenarbeit knnen
gesteigert werden. Die Digitalisierungder Wertschpfungskette Bau wirdkommen.
Heilmittel, wenn alle wollen
BIM ist fr Oepen kein Allheilmittel, allenfalls
ein Heilmittel. Denn BIM kann helfen, dieidentifizierten Probleme zu lsen, wenn die
Akteure das wollen.
Prof. Dr. Oepen legt der Bauwirtschaft nahe,
ich auf die alten Werte der partnerschaftli-
hen Zusammenarbeit zurckzubesinnen.
Partnerschaftliches Bauen mit BIM
BIM hat das Potenzial, die ganze Prozesskette
der Bauwirtschaft von der Entwicklung ber
das Planen und Bauen bis hin zum Betreiben
ransparent und mit Informationsgewinn fr
alle Beteiligten abzubilden. Dieser Mehrwert
werde sich auch in den Margen niederschla-
en, ist sich Oepen sicher.
Durch die Verzahnung von Planen, Bauen und
Betreiben knnen Details exakt geplant werden.
Nachtrge werden zur Ausnahme.
Optimierte Abstimmung der Detailplne
Mehr Informationen finden Sie unter: www.brz.eu/forum2014