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233 Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2006 Aus-, Fort- und Weiterbildung 3 .4 Autoren: G. Graschew, T. A. Roelofs, S. Rakowsky, P. M. Schlag Titel: VEMH – Virtual Euro-Mediterranean Hospital für Evidenz basierte Medizin in der Euro-Mediterranen Region In: Jäckel (Hrsg.) Telemedizinführer Deutschland, Bad Nauheim, Ausgabe 2006 Seite: 233-236 1 Einleitung Das Hauptziel der Telemedizin ist ein gleichberechtigter Zugang zu me- dizinischer Expertise unabhängig vom geographischen Ort der Hilfe anfordern- den Person. Neue Entwicklungen in den Informations- und Kommunikationstech- nologien (ICT) haben die Übertragung medizinischer Bilddaten in solch hoher Qualität ermöglicht, dass ein Experte auf der Empfängerseite an Hand dieser Bild- daten eine zuverlässige Diagnose stellen kann. Gleichzeitig mit diesen explosiven Entwicklungen in der ICT geht jedoch das Risiko einher, eine digitale Teilung der Welt zu verursachen und zu verstärken [1-2]. In den vergangenen Jahren haben verschiedene Institutionen Euro-Medi- terrane Telemedizin-Projekte (EMIS- PHER - www.emispher.org/, BURNET - www.burnet.org/, PARADIGMA www.paradigmamed.org, EMPHIS -www.emphis.org/, EUMEDGEN www.eurogene.org, ODISEAME www.odiseame.org, EUMEDCON- NECT -www.eumedconnect.net/ und GALENOS- www.rrk-berlin.de/op2000/ Deutsch/projekte/galenos.html) gestartet, die eine Kooperation zwischen den eu- VEMH – Virtual Euro-Mediterranean Hospital für Evidenz basierte Medizin in der Euro-Mediterranen Region G. Graschew, T.A. Roelofs, S. Rakowsky, P.M. Schlag Surgical Research Unit OP 2000, Max-Delbrück-Centrum und Robert-Rössle-Klinik, Charité – Universitätsmedizin Berlin Verschiedene Euro-Mediterrane Telemedizin-Projekte haben gezeigt, dass die digita- le Teilung nur durch verstärkte Integration der verschiedenen Dienste und Techno- logien vermieden werden kann. Aufgrund der Erfahrungen wird der Aufbau eines Virtuellen Euro-Mediterranen Hospitals (VEMH), das auch die sozialen, humanen und kulturellen Unterschiede berücksichtigt, empfohlen. Das VEMH bietet medizinisches E-Learning zur verbesserten Qualifikation von Medizinstudenten, Krankenhausper- sonal, etc., Real-Time-Telemedizin (Second Opinion, Teletraining, etc.), medizinische Assistenz zum gemeinsamen Management von medizinischen Daten von Touristen und im Ausland Lebenden, sowie Fellowship-Programme für Nachwuchs-Mediziner an und kann als Basis für die Einführung von Evidenz basierter Medizin dienen. ropäischen EU-Mitgliedsstaaten und den Mediterranen Ländern fördern sollen [3- 4]. Alle diese Projekte haben gezeigt, dass die digitale Teilung Teil eines komplexen Problems ist und einer Integration entge- genwirken kann. Daher sollten dieselben fortschrittlichen Technologien für die europäischen EU-Mitgliedsstaaten, die Mediterranen Staaten und die neuen EU- Beitrittsstaaten bereitgestellt werden, um diese Integration zu beschleunigen. 2 Methoden Im Rahmen des EMISPHER Projekts (Euro-Mediterranean Internet-Satellite Platform for Health, medical Education and Research, EUMEDIS Pilot Projekt 110, siehe www.emispher.org, 9/2002-12/ 2004, kofinanziert durch die EC im Rah- men des EUMEDIS Programms) wurde bereits eine Internet-Satellitenplattform für Telemedizin in der Euro-Mediterra- nen Region bereitgestellt und in Betrieb genommen [5]. Das Netzwerk besteht zur Zeit aus 10 Partnern in Marokko, Alge- rien, Tunesien, Ägypten, Türkei, Italien, Griechenland, Zypern, Frankreich und Deutschland) und stellt Anwendungen im Bereich medizinisches E-Learning (Kurse für Undergraduates, Graduates, junge Ärzte, etc.; in Real-Time und asynchron), Real-Time-Telemedizin (Second Opinion, Demonstration und Verbreitung neuer Techniken, Telementoring, etc.) und eHealth (medizinische Assistenz für Tou- risten und im Ausland Lebende) bereit. Das EMISPHER Netzwerk dient als Basis für die Einführung eines Virtuellen Kran- kenhauses im Euro-Mediterranen Raum. Aufgrund der Erfahrungen aus der Aus- wertung vorangegangener Europäischer Telemedizin-Projekte und insbesondere von Aktivitäten im Rahmen des EUME- DIS-Programms schlägt ein offenes Euro- Mediterranes Konsortium eine Virtual Euro-Mediterranean Hospital (VEMH) Initiative vor. VEMH beabsichtigt, die gegenseitige Anbindung und Interopera- bilität der verschiedenen Dienste durch eine wirkliche Integration zu ermöglichen und zu beschleunigen. Diese Integration muss auch soziale, humane und kulturelle Dimensionen berücksichtigen, also bei al- len gemeinsamen Ansätzen auch kulturelle Unterschiede respektieren (multi-laterale Kooperation anstatt Hilfe). Kap_3_4_TMF_06 233 13.10.2005, 11:26:59 Uhr

VEMH – Virtual Euro-Mediterranean Hospital für Evidenz ... · VEMH – Virtual Euro-Mediterranean Hospital für Evidenz basierte Medizin in der Euro-Mediterranen Region G. Graschew,

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233Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2006

Aus-, Fort- und Weiterbildung

3.4

Autoren: G. Graschew, T. A. Roelofs, S. Rakowsky, P. M. SchlagTitel: VEMH – Virtual Euro-Mediterranean Hospital für Evidenz basierte Medizin in der Euro-Mediterranen RegionIn: Jäckel (Hrsg.) Telemedizinführer Deutschland, Bad Nauheim, Ausgabe 2006Seite: 233-236

1 Einleitung

Das Hauptziel der Telemedizin ist ein gleichberechtigter Zugang zu me-dizinischer Expertise unabhängig vom geographischen Ort der Hilfe anfordern-den Person. Neue Entwicklungen in den Informations- und Kommunikationstech-nologien (ICT) haben die Übertragung medizinischer Bilddaten in solch hoher Qualität ermöglicht, dass ein Experte auf der Empfängerseite an Hand dieser Bild-daten eine zuverlässige Diagnose stellen kann. Gleichzeitig mit diesen explosiven Entwicklungen in der ICT geht jedoch das Risiko einher, eine digitale Teilung der Welt zu verursachen und zu verstärken [1-2].

In den vergangenen Jahren haben verschiedene Institutionen Euro-Medi-terrane Telemedizin-Projekte (EMIS-PHER - www.emispher.org/, BURNET - www.burnet.org/, PARADIGMA www.paradigmamed.org, EMPHIS -www.emphis.org/, EUMEDGEN www.eurogene.org, ODISEAME www.odiseame.org, EUMEDCON-NECT -www.eumedconnect.net/ und GALENOS- www.rrk-berlin.de/op2000/Deutsch/projekte/galenos.html) gestartet, die eine Kooperation zwischen den eu-

VEMH – Virtual Euro-Mediterranean Hospital für Evidenz basierte Medizin in der Euro-Mediterranen Region

G. Graschew, T.A. Roelofs, S. Rakowsky, P.M. SchlagSurgical Research Unit OP 2000, Max-Delbrück-Centrum und Robert-Rössle-Klinik, Charité – Universitätsmedizin Berlin

Verschiedene Euro-Mediterrane Telemedizin-Projekte haben gezeigt, dass die digita-le Teilung nur durch verstärkte Integration der verschiedenen Dienste und Techno-logien vermieden werden kann. Aufgrund der Erfahrungen wird der Aufbau eines Virtuellen Euro-Mediterranen Hospitals (VEMH), das auch die sozialen, humanen und kulturellen Unterschiede berücksichtigt, empfohlen. Das VEMH bietet medizinisches E-Learning zur verbesserten Qualifi kation von Medizinstudenten, Krankenhausper-sonal, etc., Real-Time-Telemedizin ( Second Opinion, Teletraining, etc.), medizinische Assistenz zum gemeinsamen Management von medizinischen Daten von Touristen und im Ausland Lebenden, sowie Fellowship-Programme für Nachwuchs-Mediziner an und kann als Basis für die Einführung von Evidenz basierter Medizin dienen.

ropäischen EU-Mitgliedsstaaten und den Mediterranen Ländern fördern sollen [3-4]. Alle diese Projekte haben gezeigt, dass die digitale Teilung Teil eines komplexen Problems ist und einer Integration entge-genwirken kann. Daher sollten dieselben fortschrittlichen Technologien für die europäischen EU-Mitgliedsstaaten, die Mediterranen Staaten und die neuen EU-Beitrittsstaaten bereitgestellt werden, um diese Integration zu beschleunigen.

2 Methoden

Im Rahmen des EMISPHER Projekts (Euro-Mediterranean Internet-Satellite Platform for Health, medical Education and Research, EUMEDIS Pilot Projekt 110, siehe www.emispher.org, 9/2002-12/2004, kofi nanziert durch die EC im Rah-men des EUMEDIS Programms) wurde bereits eine Internet-Satellitenplattform für Telemedizin in der Euro-Mediterra-

nen Region bereitgestellt und in Betrieb genommen [5]. Das Netzwerk besteht zur Zeit aus 10 Partnern in Marokko, Alge-rien, Tunesien, Ägypten, Türkei, Italien, Griechenland, Zypern, Frankreich und Deutschland) und stellt Anwendungen im Bereich medizinisches E-Learning (Kurse für Undergraduates, Graduates, junge Ärzte, etc.; in Real-Time und asynchron), Real-Time-Telemedizin (Second Opinion, Demonstration und Verbreitung neuer Techniken, Telementoring, etc.) und eHealth (medizinische Assistenz für Tou-risten und im Ausland Lebende) bereit. Das EMISPHER Netzwerk dient als Basis für die Einführung eines Virtuellen Kran-kenhauses im Euro-Mediterranen Raum.

Aufgrund der Erfahrungen aus der Aus-wertung vorangegangener Europäischer Telemedizin-Projekte und insbesondere von Aktivitäten im Rahmen des EUME-DIS-Programms schlägt ein offenes Euro-Mediterranes Konsortium eine Virtual Euro-Mediterranean Hospital (VEMH) Initiative vor. VEMH beabsichtigt, die gegenseitige Anbindung und Interopera-bilität der verschiedenen Dienste durch eine wirkliche Integration zu ermöglichen und zu beschleunigen. Diese Integration muss auch soziale, humane und kulturelle Dimensionen berücksichtigen, also bei al-len gemeinsamen Ansätzen auch kulturelle Unterschiede respektieren (multi-laterale Kooperation anstatt Hilfe).

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234 Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2006

Aus-, Fort- und Weiterbildung

3.4

3 Ergebnisse und Diskussion

VEMH stellt eine heterogene inte-grierte Plattform bestehend aus einem Satelliten-Link und einem terrestrischen Link für die Anwendung verschiedener telemedizinischer Dienste zur Verfügung.

E-Learning

In dem Projekt wird eine Mediterrane Medizinische Universität entwickelt. Die führenden medizinischen Zentren im Netzwerk stellen pädagogisches Material in ihren jeweiligen Spezialdisziplinen zur Verfügung: Endoskopische Chirurgie, Gynäkologie – Geburtsmedizin, Infekti-onskrankheiten, Leber- und Multiorgan-Transplantationen, etc. Der Austausch zwischen den Partnern aus verschiedenen Ländern erlaubt verbesserte Qualifi kation von Medizinstudenten, Krankenhausper-sonal, frei praktizierenden Ärzten, etc. (siehe Abb. 1).

Real-Time Telemedizin

VEMH bietet Second Opinion, Tele-Teaching und Tele-Training sowie Tele-Mentoring zur Optimierung der Lernkur-ve an. Diese Real-Time telemedizinischen

Applikationen tragen zu verbesserter Qualität der Patientenversorgung und beschleunigter Qualifi kation der Ärzte bei. Auf diese Weise trägt das internatio-nale Netzwerk verteilter aber integrierter Kompetenz zur Verbesserung des Gesund-heitswesens bei (siehe Abb. 2-3).

Medizinische Assistenz

Da der Tourismus in der Mediterranen Region einen beträchtlichen ökonomi-schen Faktor darstellt und die Bevölke-rung immer mobiler wird, kommt der Kontinuität der Versorgung durch verbes-serte medizinische Assistenz eine beson-dere Bedeutung bei der Verbesserung des Gesundheitswesens zu. Die Einführung standardisierter Prozeduren, die Integra-tion der Plattform in verschiedene lokale und nationale Kommunikationssysteme und das Training des für die medizinische Assistenz zuständigen Personals erlauben ein gemeinsames Management der medi-zinischen Daten (medizinische Bilddaten, Diagnosen, Workfl ow, etc.).

Fellowship-Programme

VEMH wird Stipendien für Nach-wuchs-Mediziner bereitstellen, die einem Studienaufenthalt an klinischen und wis-

Abbildung 1: E-Learning Session mit Übertragung von Live-Ultraschallvideos von Charité (Berlin) nach Ain Shams University (Cairo), Agence Nationale de Sante (Algiers), Faculte de Medecine et de Pharmacie (Casablanca) und University of Cyprus (Nicosia)

Abbildung 2: Interaktive Multipoint Telekonsultation während Laparoskopie (Charité (Ber-lin), Ain Shams University (Cairo) und University of Cyprus (Nicosia))

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235Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2006

Aus-, Fort- und Weiterbildung

3.4

senschaftlichen Einrichtungen des Netz-werks dienen. Die Implementierung eines Fellowship-Programms erlaubt Erfah-rungen in einem multidisziplinären und multikulturellen Umfeld zu erwerben.

Die Verbesserung der Methodologie des VEMH Kompetenz-Netzwerks ba-siert auf dem Management der klinischen Ergebnisse sowie auf der Integration ver-schiedener telemedizinischer Lösungen in einer Plattform, um möglichst viele

verschiedene medizinische Anwendungen zu unterstützen. Die individuellen Anfor-derungen der Nutzer können als „Spalten“ und die einzelnen Applikationen mit in-tegrierten technologischen Lösungen als „Zeilen“ einer Matrix dargestellt werden, wobei als Auswahlkriterium möglichst niedrige Zugangskosten gelten. Es wird ein modulares Netzwerk zur Integration und Optimierung verschiedener Applika-tionen geschaffen. Die neu entwickelten

Methodologien sollen für mehr als eine Erkrankung anwendbar sein. Als Kriteri-um für die Optimierung gilt die Ausrich-tung weg von Technik-orientierten hin zu medizinisch benötigten Lösungen.

Bei der Realisierung der identifi zierten telemedizinischen Dienste müssen folgen-de Anforderungen berücksichtigt werden:

– Anwendungen mit hohem Bandbrei-tenbedarf wie Telekonsultation, Tele-diagnose, Teletraining erfordern Real-Time Interaktivität des Audio- und Video-Streams

– Hohe Qualität der medizinischen Bild-daten- und Video-Übertragung erfor-dern eine Bandbreite von 384 kbps bis 1 Mbps

– Garantierte Bandbreite: die Übertra-gung medizinischer Daten darf nicht durch Verzögerung oder Qualitätsver-lust beeinträchtigt werden

– Garantierte Vertraulichkeit der Patien-tendaten sowie die „Privacy“ müssen gewährleistet sein

Daher stellen Satelliten basierte Netz-werke, besonders wenn die terrestrische Infrastruktur nicht fl ächendeckend vor-handen ist, die am besten geeignete Infra-struktur für die geplanten VEMH Dienste dar. Da bereits installierte Terminals ver-wendet werden und die Prozeduren für die Netzwerk-Adaption und Konfi guration bereits defi niert sind, wird es möglich sein, die VEMH Aktivitäten bereits zu Beginn des Projekts zu starten.

Die Berechtigung der verschiedenen

Abbildung 3: Second Opinion bei telepathologischer Konsultation zwischen Charité (Ber-lin) und Faculte de Medecine et de Pharmacie (Casablanca)

Criteria

Evaluation of Service or Application

Variables Safety Reliability Acceptability Design Effetiveness Effi ciency Cost Impact

Clinical ¸ ¸ ¸ ¸ ¸

Economic ¸ ¸ ¸ ¸

Business ¸ ¸ ¸ ¸

Technical / Standards ¸ ¸ ¸ ¸ ¸

Organisational ¸ ¸ ¸ ¸ ¸

Social / Political ¸ ¸

Medicolegal/ ¸ ¸

Ethical ¸ ¸

Tabelle 1: Kriterien für die Bewertung der VEMH Dienste/Applikationen

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236 Telemedizinführer Deutschland, Ausgabe 2006

Aus-, Fort- und Weiterbildung

3.4

VEMH Dienste und Applikationen wird durch eine umfangreiche Bewertungs-Me-thodologie beurteilt. Es werden vor allem die verschiedenen klinischen, organisa-torischen und ökonomischen Ergebnisse untersucht. Die Kriterien, nach denen solche Dienste bewertet werden können, sind in Tab. 1 dargestellt und basieren auf der Arbeit von Bashshur [6]. Zu dieser Methodologie führen Überlegungen, dass die Dienste oder Applikationen in der Lage sein sollen, einen sofortigen positi-ven Einfl uss auf die Patientenversorgung in der VEMH Region zu haben. Jeder Dienst wird einer geeigneten quantitati-ven / qualitativen Kosten-Nutzen- und Kosten-Effektivität-Analyse unterzogen. Die Kosten-Nutzen-Analyse vergleicht die zukünftigen Ströme des inkrementel-len Nutzens für das Programm mit den inkrementellen Service- oder Applika-tions-Kosten. Die Differenz der beiden Ströme stellt den sozialen Netto-Nutzen des Services oder der Applikation dar. Das Ziel der Untersuchung ist es, festzu-stellen, ob der Nutzen eines Services oder einer Applikation ihre Kosten übersteigt. Die Kosten-Effektivität-Analyse ist so gestaltet, dass sie die minimalen Kosten eines gegebenen Zieles ermittelt. Anders als in der Kosten-Nutzen-Analyse wird bei der Kosten-Effektivität-Analyse kein Versuch unternommen, den Nutzen zu bewerten. Beide Instrumente sind für eine vernünftige Bewertung der verschiedenen Services oder Applikationen nötig. Ein Vernachlässigen dieser Analysen kann zu einer Verschwendung von humanen oder fi nanziellen Ressourcen führen und schließlich eine negative Auswirkung auf die Patientenversorgung haben.

4 Zusammenfassung

VEMH wird durch Schaffung einer permanenten medizinischen und wissen-schaftlichen Verbindung eine Kooperation zwischen den führenden medizinischen Zentren der teilnehmenden Länder im Mediterranen Raum begünstigen. Durch den Betrieb einer integrierten Satelliten und terrestrischen interaktiven Kom-munikationsplattform wird VEMH den im medizinischen Bereich Tätigen im gesamten Euro-Mediterranen Raum Zu-gang zu medizinischen Diensten in der erforderlichen Qualität schaffen. Die An-wendungen auf den Gebieten E-Learning, Real-Time-Telemedizin und verbesserter medizinischer Assistenz tragen zu einer verbesserten Gesundheitsversorgung im Euro-Mediterranen Raum bei und bilden die Basis für die Einführung einer Evidenz basierten Medizin.

5 Literatur

1. G. Graschew, S. Rakowsky, T.A. Roelofs, P.M. Schlag, Telemedicine as a Bridge to Avoid the Digital Divide World, 8. Fortbildungsveranstaltung und Arbeitstagung Telemed 2003, Ber-lin, 7.-8. November 2003, Tagungs-band p. 122-127.

2. G. Graschew, T.A. Roelofs, S. Rakows-ky, P.M. Schlag, Interactive Telemedici-ne as a Tool to Avoid a Digital Divide of the World. In: L. Bos, (ed.) Medical Care and Compunetics 1, IOS Press, Amsterdam, 2004, p. 150-156.

3. G. Graschew, T.A. Roelofs, S. Ra-kowsky, P.M. Schlag, Telepresence over Satellite, Proceedings of the 17th International Congress Computer As-sisted Radiology and Surgery, London, 25.-28.6.2003, International Congress Series, Vol. 1256, ed. H.U. Lemke et al., p. 273-278, 2003.

4. Graschew G., T.A. Roelofs, S. Ra-kowsky, P.M. Schlag, OP 2000 – Er-probung von telemedizinischen Netz-werken (GALENOS, MEDASHIP, WEBLINC, DELTASS). In : A. Jäckel (Hrsg.) Telemedizinführer Deutsch-land, Ober-Mörlen, Ausgabe 2002, p. 234-237.

5. G. Graschew, T.A. Roelofs, S. Rakows-ky, P.M. Schlag, Überbrückung der digitalen Teilung in der Euro-Medi-terranen Gesundheitsversorgung – das EMISPHER-Projekt. In: A. Jäckel (Hrsg.) Telemedizinführer Deutsch-land, Ober-Mörlen, Ausgabe 2005, p. 231-236.

6. R.L. Bashshur, On the defi nition and evaluation of telemedicine, Telemedici-ne Journal 1995, 1, p. 19-30.

KontaktG. GraschewCharité Universitätsmedizin BerlinLindenberger Weg 8013125 BerlinTel.: 030 / 9417-1630Fax: 030/ [email protected]

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