40
Die Branche wird zum Wirtschaftsmotor für die Deutschland AG. Mehr Effizienz durch Einsparungen und den richtigen Mix. www.visavis.de • Heft 2/2007 Die Wiederverwertung von Rohstoffen als profitables Geschäft. „Westliche Unter- nehmen müssen in Schwellen- ländern präsent sein, um zu partizipiren“, so Meinhard Miegel.

VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Regionale Zukunftsmärkte werden durch vielfältige Rahmenbedingungen beeinflusst. Der demografische Wandel schafft neue Probleme, bietet aber auch zahlreiche Chancen auf den internationalen Wachstumsmärkten.

Citation preview

Page 1: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Die Branche wird zumWirtschaftsmotor fürdie Deutschland AG.

Mehr Effizienz durchEinsparungen undden richtigen Mix.

www.visavis.de • Heft 2/2007

Die Wiederverwertungvon Rohstoffen alsprofitables Geschäft.

„Westliche Unter-nehmen müssen

in Schwellen-ländern präsent

sein, um zu partizipiren“, so

Meinhard Miegel.

Page 2: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Magazin 2Editorial; Wettbewerbsfaktor Nachhaltig-keit – Sustainability Congress; Wandeldurch Wertschätzung – Change Manage-ment, Kommunikation; Altersvorsorge imÜberblick – die bAV-Essentials.

Messen 4Sie gelten als Seimosgrafen der Wirtschaft,und die Messeetats der Unternehmen stei-gen im Vergleich zu den Vorjahren noch an.

SEPA 6Auf das Großprojekt eines einheitlichenEuro-Zahlungsverkehrsraums (SEPA) soll-ten sich die Unternehmen ausreichend

vorbereiten. Erforderliche Investitionenkönnten sich dann schnell rentieren.

Zukunftsmärkte 7Regionale Zukunftsmärkte werden durchvielfältige Rahmenbedingungen beeinflusst.Der demografische Wandel schafft neueProbleme, bietet aber auch zahlreicheChancen auf den internationalen Wachs-tumsmärkten.

Arbeitswelten 12Bedürfnisse der sich wandelnden Gesell-schaft bestimmen Trends und Produkte.Deutsche Mittelständler nehmen diese He-rausforderung an.

Recycling 13Ökologie – ein deutsches Vorzeigemodell?Das Duale System führt in Fachkreisen zuheftigen Diskussionen, zugleich eröffnen sichneue Geschäftsbereiche für Konkurrenten.

Biotechnologie 16Der diversifizierte Markt überzeugt mitüberdurchschnittlichen Wachstumsraten.Dabei wird die deutsche Biotech von derRoten Biotechnologie dominiert. Börsen-notierte Unternehmen rechnen für 2007mit steigenden Kursen.

Energie 23Nur eine deutliche Effizienzsteigerung, ge-paart mit dem richtigen Energiemix, bietetSicherheit und Nachhaltigkeit für Unterneh-men und private Verbraucher.

Industrieversicherung 26Die Branche ist in Bewegung. Der Wettbe-werb belebt das Geschäft, und die Kundender Industrie- und Gewerbeversicherungenkönnen auf leicht sinkende Prämien hoffen.

Facility Management 28Fein abgestimmte Kundenorientierung, ef-fektives Kostenmanagement und hohe Qua-litätsstandards bestimmen die Branche, dieeines der umfassendsten Dienstleistungs-pakete erbringt.

Qualität im Service 31Bei Dienstleistungen kommt es beson-ders auf gut geschulte Mitarbeiter an. DieVerleihung des internationalen Trainingsprei-ses erfolgt im März auf der Bildungsmessedidacta in Köln.

Call Center 31Die Schnittstelle zwischen Kunden und Fir-men bietet vielfältige Vorteile. Die Angebotegehen inzwischen weit über die Entgegen-nahme von Bestellungen oder Beschwer-den hinaus.

Factoring 33Mit ihrem Full-Service-Angebot helfenFactoringgesellschaften gerade kleinerenund mittleren Unternehmen. Drei Kompo-nenten bestimmen eine erfolgreiche Ko-operation: Vertrauen, Zuverlässigkeit undTransparenz.

Mittelstandsfinanzierung 34Durch die Kombination von Factoring undPrivate Equity können mittelständische Un-ternehmen einen etwaigen Finanzierungs-bedarf decken.

Wer sich für eine ethisch-ökologischeKapitalanlage interessiert, sollte sich den 3.und 4. Mai 2007 vormerken. Dann öffnetder dritte Sustainability Congress in Bonnseine Tore. Beim Branchenereignis für ver-antwortungsvolles Investment diskutierennamhafte Kapitalmarktvertreter gemeinsammit Experten aus Politik und Wissenschaftdas Thema Nachhaltigkeit als Innovations-und Zukunftsfaktor für den Finanzmarkt.Zum Programm des zweitägigen Top-Eventsgehören auch ein Workshop und verschie-dene Vorträge.

Ein weiteres Highlight der Veranstal-tung bildet die Award-Verleihung durchSchirmherrin Bärbel Höhn. Die Stellvertre-tende Vorsitzende der BundestagsfraktionBündnis 90 / Die Grünen prämiert die je-weils besten Vertreter aus den Kategorien„Nachhaltigstes Unternehmen“ und „Nach-haltige Innovation“. Vorjahressieger warendie Firma Henkel, die für ihr Umwelt- und

Sozialengagement gewürdigt wurde, und To-yota, dessen Modell Prius dank seiner weg-weisenden Hybridtechnologie einen Meilen-stein auf dem Weg in ein umweltschonendesVerkehrszeitalter darstellt. In einer drittenKategorie wird ein im Nachhaltigkeitsbe-reich engagierter Medienvertreter geehrt. Mar-tin Hesse von der Süddeutschen Zeitung er-hielt den Award im letzten Jahr.

Das breit angelegte Angebotsspektrumdes Kongresses soll es den Teilnehmern er-möglichen, sich über die ethisch-ökologischeThematik als Wettbewerbsvorteil zu infor-mieren, denn immer mehr Kunden fordernProduktkompetenz im nachhaltigen Bereich.

Veranstalter des Kongresses ist derVerein zur Förderung des Sustainability-Ge-dankens e. V., ein Zusammenschluss vonUnternehmen und Personen, die den Aus-bau einer nachhaltigen Finanzwirtschaft ak-tiv mitgestalten. Eigenwirtschaftliche Zielein Form einer Gewinnerzielungsabsicht wer-

den nicht verfolgt. Weitere Informationenunter: www.sustainability-congress.de

2 VISAVIS ECONOMY 2/07

INHALT

Vorgemerkt – Sustainability Congress 2007

NACHHALTIG Namhafte Kapitalmarktvertreter disku-tieren am 3. und 4. Mai 2007 mit Experten aus Politikund Wissenschaft über verantwortungsvolles Investment.

Page 3: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 3

Im Jahr 2030 werden Indien und China übereine Mittelschicht verfügen, die viermal größer istals die europäische Gesamtbevölkerung. DieseEmerging Markets bieten auch europäischen Pro-duzenten von Konsumgütern einen riesigen Ab-satzmarkt. Die westlichen Industrienationen müs-sen nicht zu Verlierern der Globalisierung wer-den, mit schlauen Strategien können Anleger undUnternehmen vom Wachstum profitieren.

Mit dem Titelthema „Zukunftsmärkte“ lie-fert diese Ausgabe realistische Marktbeobachtun-gen ohne wolkige Prognosen. Im Fokus stehenneben den aufstrebenden Schwellenländern auchEnergieeffizienz, Recycling, Wasser, Arbeitswel-ten und Nanotechnologie.

Als diversifizierter Zukunftsmarkt prä-sentiert sich die Biotechnologie. Neue Produkte,anstehende Börsengänge und ein gestärkter eu-ropäischer Markt bieten attraktive Investitions-chancen. Dem rasanten Wachstum der Branchewidmen wir eine gesonderte Reportage, da sichDeutschland bereits heute im Spitzenfeld allerSparten des Biotech-Sektors positioniert.

Viele Mittelständler sehen ihre Zukunft inder internationalen Etablierung ihres Know-hows.Finanzielle Liquidität ist hierbei eine Grund-

voraussetzung. Unsere Redaktion stellt in derFactoring-Reportage Finanzdienstleister vor, dienicht nur exportorientierte Unternehmen alsverlässliche Partner unterstützen.

Zukunftsorientierte Entwicklungen fin-den Sie ebenfalls in unseren Reportagen zumMessemarkt und zu Facility Management. Unddass Nachhaltigkeit auch in der Kundenkommu-nikation eine große Rolle spielt, veranschaulichtunser Call-Center-Report.

Die von uns vorgestellten Unternehmen be-weisen anschaulich, dass sie eine wirklich nach-haltige Gestaltung der Zukunft aktiv und dyna-misch angehen – Grund genug, zuversichtlichnach vorne zu schauen! Ihre Redaktion

Chancen der Zukunft

Verlagsanschrift: Auguststraße 19-29, 53229 Bonn; Tel.: 02 28/3 07 94-0, Fax: 02 28/ 3 07 94-10, Vanity: 07000/visavis, E-Mail:[email protected], Internet: http://www.visavis.de; Chefredaktion:Wolfgang Haselbauer; Schlussredaktion: Andreas Hodapp-Schneider; Redaktion: Bernhard Haselbauer, Christoph Blome,André Nowak, Frank Grootens, Melanie Sy, Ellen Drechsler, MartinaSauer, Oliver Hammel, Peter Hanser (Saarbrücken), Martina Bartlett-Mattis (Nürnberg), Ina Schmidt (London); Verlag: VISAVIS VerlagsGmbH; Layout: Andreas Schnittker, Eric Cieslik, Christian Albert;Bildmaterial teilweise: www.photocase.com; www.pixelquelle.deDruck: Weiss-Druck GmbH&Co.KG, Industriestraße 7, 52156 Mon-schau; Geschäftsführer: Bernhard Haselbauer. Verbreitete Auflage:135.000 Exemplare. 130.000 Exemplare liegen der FINANCIALTIMES DEUTSCHLAND bei. ISSN: 0942-8615; Konzeption undMarketing: newpublic communication KG, Bonn

Rund um die Uhr informieren wir Siemit topaktuellen Unternehmens-nachrichten unter visavis.de.

LiberalisierungExklusivinterview mit Dr. FlorianHaslauer, Geschäftsleiter vonA. T. Kearney und Leiter der Stu-die zur Strommarktliberalisierung.www.visavis.de/interviews

SchwellenländerProf. Dr. Meinhard Miegel überdie Emerging Markets: „Sie sindjung, hungrig, dynamisch undexpansiv.“www.visavis.de/interviews

EDITORIAL

Wandel durch wertschätzende KommunikationDer „richtige“ verbale und

nonverbale Umgang in der Zu-sammenarbeit ist ein entschei-dender Faktor für erfolgreicheChange Management-Prozesse.Führungskräfte, die das „Wie“ ih-rer Kommunikation reflektierenund weiterentwickeln, treten nichtnur aus Veränderungsphasen mitbesseren Resultaten hervor. Vorallem ein „kommunikatives Invest-ment“ in Vertrauen und Anerken-nung schafft einen Nährboden fürmessbaren wirtschaftlichen Erfolg.

Mit diesen Leitideen ent-wirft der Autor im ersten Teil desBuches ein klares Konzept von„wertschätzender Kommunika-tion“. Hier geht es nicht nur umden Einsatz von Lob und die Ge-nerierung von Vertrauen, son-

dern auch um eine Sensibilisie-rung für die Potenziale von Mit-arbeitern.Darauf aufbauend schil-dert der zweite Teil der Publika-tion, wie wertschätzende Kom-munikation im Change Manage-ment effektiv eingesetzt werdenkann. Es wird ausgeführt, welcheFunktionen externe und internesowie formelle und informelleKommunikation in Veränderungs-prozessen übernehmen. Ein run-der Abschluss der Gedankengän-ge erfolgt über die Beschreibungmöglicher Risiken wertschätzen-der Kommunikation.

Das Buch richtet sich anManager, die Wertschätzung nichtals „Motivations-Tool“, sondernals lebensnotwendige Ressour-ce für die Unternehmenskultur

verstehen und aktiv vorleben wol-len. Bezugsinformationen: AndréNowak:„Wertschätzende Kommu-nikation:Ressource in Change Ma-nagement-Prozessen“, VDM Ver-lag Dr. Müller, Saarbrücken 2006,ISBN-10: 3-86550-406-x

Für einen schnellen Überblick überden aktuellen Stand der Dinge im Bereichbetriebliche Altersvorsorge (bAV) könnenInteressenten auch in diesem Jahr wiederauf die bewährten bAV-Essentials der Del-ta Lloyd zurückgreifen. Der Ratgeber impraktischen Pocketformat informiert auf 50Seiten über grundlegende Daten und Faktenzur betrieblichen Altersversorgung mit demWichtigsten aus dem Steuer-, Sozialversi-cherungs- und Arbeitsrecht.

Eine für Arbeitgeber wichtige Neue-rung ist beispielsweise die Umstellung dessogenannten PSVaG-Beitragsverfahrens. Stattdes bisherigen Rentenwertumlageverfahrensgilt hier nun ein Kapitaldeckungsverfahren.Dies hat u. a. zur Folge, dass die Beiträgefür die Arbeitgeber erheblich steigen.

Die bAV-Essentials können kostenlosbei der Delta Lloyd angefordert werden.Weitere Infos unter: www.deltalloyd.de

Altersvorsorge imÜberblick

Page 4: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

E ndlich geht wieder etwas in Deutsch-land: Die Experten übertreffen sichmit ihren Prognosen für die ansprin-

gende Konjunktur. Für die Organisatorender großen Messen kommt die Entwicklungallerdings nicht unerwartet. Messen geltenals Seismografen der Wirtschaft, und sie do-kumentierten bereits im vergangenen Jahrrund 1,5 Prozent mehr Flächenvermietungen,einen Zuwachs bei den Ausstellern um knappein Prozent sowie rund 2,5 Prozent mehr Be-sucher als bei den Vorveranstaltungen. Leit-messen wie die Konsumgütermesse Ambien-te oder die Funkausstellung IFA profitierenhiervon im gleichen Maße wie kleinere Spe-zialmessen, etwa die Facility Management.

Auch dieses Jahr rechnet der Ausstel-lungs- und Messeausschuss AUMA in Ber-lin mit der Fortsetzung des Aufwärtstrends.An den 141 internationalen Messen, die die-ses Jahr hierzulande stattfinden, werden sichrund 160.000 Aussteller beteiligen. Das sindrund zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Dievermieteten Flächen dürften im Durchschnittum rund ein Prozent wachsen und insge-samt 6,5 Millionen Quadratmeter erreichen,während die Besucherzahl auf prognosti-zierte 10,2 Millionen zulegen soll.„Damit würde – bedingt durch dieZusammensetzung des Messepro-gramms – erstmals seit 2001 wiederdie magische Zehn-Millionen-Besu-cher-Marke überschritten“, stellt AUMA-Geschäftsführer Peter Neven zufrieden fest.

Dass die Messen sich auf weiteresWachstum einstellen können, zeigt aucheine Ausstellerbefragung, die der AUMA in

Seismografen Zuwachsraten deuten auf einen stabilen Aufschwunghin. Unternehmen profitieren von internationalen Marktplätzen.

Indikator für Business

von Markus Ridder

Rund 200.000 Besucher und 2.400 Ausstelleraus 100 Ländern zieht es vom 6. bis 10. März aufdas Frankfurter Messegelände. Dort treffen sie sichauf der alle zwei Jahre stattfindenden FachmesseISH. Die Weltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energie-,Klimatechnik und erneuerbare Energien ist mit ih-

rem einzigartigen Produktangebot in Breite und Tie-fe das wichtigste Branchenevent.

„Die diesjährige ISH ist die größte aller Zei-ten“, sagt Dr. Michael Peters, Geschäftsführer derMesse Frankfurt, zu Wachstum und Erfolg der inter-nationalen Fachmesse. Auf der ISH 2007 präsentie-ren sich alle Marktführer. Zudem ist die ISH die be-sucherstärkste Veranstaltung des Konzerns MesseFrankfurt, der weltweit rund 120 Messen organisiert.

Der Erfolg der Messe basiert auf dem Konzept,eine gemeinsame Plattform für die Gewerke Bad /Sanitär, Energie- und Gebäudetechnik sowie Klima-,Kälte- und Lüftungstechnik zu bieten. Damit erfülltdie Weltleitmesse die von Politik und Markt gefor-derte ganzheitliche Betrachtungsweise von Gebäu-den. Besucher erhalten auf der ISH einen umfassen-den Überblick über effiziente Systeme und moderneHeiztechnik in Kombination mit erneuerbaren Ener-gien, die tragfähige Lösungen für die Energieproble-me der Gegenwart und Zukunft versprechen. Dasgilt gleichermaßen für die Klimatisierung von Ge-bäuden, wo die Frage der Energie-Effizienz einensehr hohen Stellenwert besitzt.

Die Erlebniswelt Bad hebt sich bewusst vonden eher technisch orientierten Produktbereichenab. Im weltweit größten Showroom für Bäderweltenwerden Produktneuheiten und Trends in Komfort,Design und Wellness in eindrucksvoller Art undWeise präsentiert – faszinierende Wasserinstallatio-nen und andere stilvolle Badinszenierungen erwar-ten den Besucher. Die Erlebniswelt Bad ist damitauch für den Endverbraucher interessant. Am letz-ten Tag, Samstag, den 10. März, ist die Weltleitmes-se für Bad, Gebäude-, Energie-, Klimatechnik underneuerbare Energien (ISH) für Privatbesucher ge-öffnet. Rund 750 Hersteller aus dem In- und Aus-land zeigen dann für den Lebensraum Bad Lösun-gen, die auch wichtige aktuelle Themen wie zumBeispiel Barrierefreiheit aufgreifen.

„Die wachsende Ausstellerzahl deutet auf ei-ne optimistische Branchenstimmung hin: Die ISH2007 wird vielen Wirtschaftsbereichen wie Hand-werk, Industrie und Handel zusätzliche wertvolleWachstumsimpulse geben“, erklärt Dr. MichaelPeters. Weitere Informationen im Internet unter:www.ish.messefrankfurt.com

Weltleitmesse gibt WachstumsimpulseAuf der größten ISH aller Zeiten stehen Energieeffizienz und Badkomfort im Mittelpunkt.

MESSEN

SUPERLATIVE Der weltweit größte Showroom fürBäderwelten bietet dem Besucher einen eindrucks-vollen Einblick in Produktbereiche und Trends.

Page 5: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 5

Auftrag gegeben hat. Demnach soll derdurchschnittliche Messe-Etat der Unterneh-men für die Jahre 2007 und 2008 bei rund270.000 Euro liegen, das ist knapp ein Pro-zent mehr als in den beiden Vorjahren. Zu-dem ist die Bedeutung von Messen im Kom-munikationsmix der ausstellenden Unterneh-men weiterhin sehr groß: 79 Prozent der Un-

ternehmen betrachten Messen laut Umfra-ge als sehr wichtig oder wichtig – kein

anderes Kommunikationsinstrumentwurde so hoch eingestuft.

Damit auch junge Unter-nehmen von diesen Sprungbrettern

in den Markt profitieren können, hatdas Bundeswirtschaftsministerium jetzt ein

Förderprogramm für innovative Unternehmenan den Start gebracht, das diesen Sommeranläuft. Förderfähig sind Teilnahmen an Ge-meinschaftsständen, die von den Veranstalternauf ausgewählten internationalen Messen inDeutschland organisiert werden.

Die jungen Unternehmen befinden sichin bester Gesellschaft. Auf den Messen do-

miniert der Mittelstand, d. h. jeder zweiteausstellende Betrieb beschäftigt weniger als50 Mitarbeiter. Insgesamt engagieren sichrund 56.000 deutsche Unternehmen als Aus-steller von Fachmessen. Die Hauptziele derUnternehmen sind die Neukundengewinnung,die Pflege von Stammkundenkontakten unddie Steigerung des Bekanntheitsgrades. Hier-bei identifizieren sich die meisten Firmen mitihrer Messe und wollen, so Neven, „in dieWeiterentwicklung der Messen eingebundenoder zumindest regelmäßig über Verände-rungen der Konzeption informiert werden“.

Eine Veränderung, auf die sich dieMessen eingestellt haben, ist die Zunahmedes Internationalitätsgrads auf den Veran-

staltungen. So reisten etwa von den knapp200.000 Besuchern der ISH 2005 in Frank-furt rund 42.000 Besucher aus dem Auslandan den Main. Noch internationaler ist dieAusstellerstruktur: Mit 1275 internationalenUnternehmen beteiligten sich mehr auslän-dische als inländische Firmen (1072) an derWeltleitmesse für Bad, Gebäude-, Energie-,Klimatechnik und erneuerbare Energien.Im März dieses Jahres wollen die Frankfur-ter bei Ausstellern und Besuchern weiter zule-gen. „Die diesjährige ISH ist die größte allerZeiten“, freut sich Michael Peters, Ge-schäftsführer der Messe Frankfurt.

Ähnlich hochgesteckte Ziele hat manauch bei der Mesago Messe Frankfurt. Rund170 Aussteller erwartet Geschäftsführer Tho-mas Winkler bei seiner Gebäudetechnik-messe Facility Management im April diesesJahres. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren stell-ten erst 136 Firmen auf der Messe aus. „Wirschaffen mit der ‚Facility Management’, ei-nen Marktplatz für dieses Thema“, erklärtWinkler die Anziehungskraft der Messe. Aufdiese Weise könnten sich die Teilnehmer di-rekt informieren und darüberhinaus bleiben-de wirtschaftliche Beziehungen und Partner-schaften etablieren.

VISAVIS im Gespräch mit Thomas Winkler, Geschäfts-führer der Mesago Messe Frankfurt GmbH.

Was bietet die Mesago Messe Frankfurt?Mesago als führender Veranstalter internationalerSpecial-Interest-Messen und -Kongresse veranstal-tet seit dem Jahr 2001 die ‘Facility Management‘Messe und Kongress. Der GEFMA e.V. ist ideellerTräger der Veranstaltung.Was sind die Schwerpunktthemen der ‘FacilityManagement‘ und wie gehen Sie darauf ein?Im Fokus der ‘Facility Management‘ 2007 stehen alsTop-Themen FM-Lösungen für die Industrie, dasGesundheitswesen, die Immobilienwirtschaft und dieöffentliche Hand. Die ‘Facility Management‘ 2007 lie-fert spezielle Angebote für FM-Verantwortliche ausdiesen Branchen: praxisrelevante Vorträge im Kon-gress sowie hochkarätig besetzte Diskussionsrundenauf dem Messeforum. Verantwortliche für interneLeistungen finden auf der Veranstaltung Produkte,Dienstleistungen und Dialogmöglichkeiten. Entschei-der über das Outsourcing von FM-Leistungen treffenauf kompetente Lösungsanbieter, die sie umfassendüber die Benefits des Outsourcings informieren.Welche Angebote und Dienstleistungen bietenSie den Ausstellern und Besuchern der Messe? Mesago bietet Ausstellern und Besuchern modernsteund umfassende Marketing-, Networking- und Ser-vice-Programme. Und das Wichtigste: Wir schaffeneinen Marktplatz für das Thema FM und ermögli-chen es damit den Teilnehmern, sich eingehend zuinformieren und bleibende wirtschaftliche Beziehun-gen und Partnerschaften zu etablieren,die auch langenach der Veranstaltung Wirkung haben. Im Mittel-punkt steht der Erfolg der Veranstaltung für alle Be-teiligten. Die Basis für den Erfolg bildet unser opti-

maler Service. Ein Beispiel: Besucher können sichvorab unter www.fm-messe.de für einen kosten-freien Messebesuch qualifizieren und diesen planen.Wie sehen Ihre Erwartungen für die ‘Facility Ma-nagement‘ aus?Die ‘Facility Management‘ ist eine exzellente Platt-form für alle, die sich professionell mit dem ThemaFM beschäftigen. Über 170 Aussteller werden erwar-tet. Im Übrigen ist sie in Deutschland die einzige aufFM fokussierte und von Besuchern wie Ausstellerngleichermaßen angenommene Messe. Neben denvielen Highlights freue ich mich insbesondere aufdie Eröffnungsveranstaltung mit einem der führen-den Köpfe der Immobilienbranche, Prof. Dr. PeterLinneman, Linneman Associates USA., und mit demExperten zum Thema FM im Gesundheitswesen,Prof. Dr. C. Hartung, European Competence Center ofHealthcare Engineering. www.mesago.de

Positive Entwicklung in Frankfurt

QUALITÄT Thomas Winkler, Geschäftsführer der Me-sago Messe Frankfurt GmbH, veranstaltet die einzige aufFacility Management fokussierte Messe in Deutschland.

‘Facility Management‘ – Die Plattform für Facility Management.

ANZIEHUNGSKRAFT „Erstmals seit sechs Jahren über-winden die Messen die Zehn-Millionen-Besucher-Marke“,freut sich Peter Neven, Geschäftsführer der AUMA.

Page 6: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

6 VISAVIS ECONOMY 2/07

ADVERTORIAL

Der einheitliche Euro-Zahlungsverkehrs-raum (Single Euro Payments Area = SEPA),der am 1. Januar 2008 in Kraft treten soll,wird den nationalen und grenzüberschrei-tenden Euro-Zahlungsverkehr innerhalb derEU-Länder grundlegend verändern. Die Initia-tive der Europäischen Kommission wird ein-heitliche Zahlungsverkehrsinstrumente und-verfahren für Euro-Zahlungen schaffen, wel-che mittelfristig die vielfältigen nationalenVerfahren ablösen werden. Damit wird derzwischenstaatliche Handel in der EU verein-facht und ein wichtiger Beitrag für den ge-meinsamen Markt geleistet.

SEPA ist ein Großprojekt, dessen Umset-zung für Unternehmen erhebliche Verbesse-rungen im Zahlungsverkehr mit sich bringenwird. Auf dem Weg dorthin sind jedoch nocheinige Hindernisse zu überwinden. Die Diskus-sionen über die EU-Richtlinie zu Zahlungs-diensten im Binnenmarkt (Payments ServicesDirective = PSD) haben dazu geführt, dass dieVerabschiedung des neuen Rechtsrahmens fürSEPA von den EU-Institutionen nicht wie ge-plant Ende 2006 erreicht werden konnte. Dieslässt Stimmen laut werden, die den geplan-ten SEPA-Fahrplan, nach dem die Einführungder neuen Instrumente am 1.1.2008 stattfin-den soll, in Frage stellen. Es kann jedoch keinZweifel daran bestehen, dass zumindest derStartschuss für die neue SEPA-Überweisung

pünktlich erfolgen wird, da für dieses Instru-ment der bereits bestehende Rechtsrahmenausreicht. Es ist allerdings aus heutiger Sichtdenkbar, dass die Lastschrift erst nach Um-setzung des neuen Rechtsrahmens und da-mit etwas später von den Kunden eingesetztwerden kann. Die technischen Vorbereitungenwerden aber auf Bankenseite unverändert mitdem Zieltermin Januar 2008 fortgesetzt.

Auch auf Unternehmensseite sind eini-ge Prozess- und Systemanpassungen notwen-dig, u. a. die Ersetzung der nationalen Konto-nummern und Bankleitzahlen in den Daten-banken durch IBAN (International Bank Ac-count Number) und BIC (Bank Identifier Code),die zukünftig die einzige Kontoidentifizierungdarstellen werden.

Die Transaktionsbanken, die bei der Ge-staltung von SEPA in ihren jeweiligen Län-dern führend sind, können aktiv das Interesseder Unternehmen an der geplanten Umstel-

lung der bereits bestehenden Verfahren aufSEPA fördern. Sie sollten ihren Firmenkun-den die Vorteile der Einführung von SEPA ver-mitteln und ihnen als kompetente Partnerwährend der Umstellung zur Seite stehen.Dies nützt allen Beteiligten, denn die Vor-teile von SEPA können die Kosten ausglei-chen und deutliche Effizienzsteigerungen imZahlungsverkehr bewirken. Die Einführungvon SEPA wird eine Harmonisierung der Zah-lungsverkehrsinstrumente, Formate und Re-gelungen für nationale und grenzüberschrei-tende Euro-Zahlungen herbeiführen. Dies wirdUnternehmen dabei helfen, ihre Prozesse undSysteme EU-weit zu rationalisieren, und eineweitgehende Zentralisierung von Zahlungs-verkehrskonten und Cash-Management-Funktionen ermöglichen. Auch für das Wor-king Capital Management werden sich durcherhöhte Transparenz und Effizienzgewinne po-sitive Effekte ergeben. www.db.com/gtb/sepa

Partner für das GrenzenloseSEPA Vorausschauend bereiten sich viele europäische Unternehmen schon jetzt auf die SEPA-Einführung im Jahr 2008 vor. Investitionen sind erforderlich, rentieren sich aber rasch.

KAMPAGNEWenn SEPA das Vertraueneuropäischer Unternehmengewinnen soll, ist der Ein-satz der Transaktionsban-ken gefordert. Mit News-lettern, Broschüren undeiner speziellen SEPA-Webs-eite informiert die Deut-sche Bank daher ihre Kun-den laufend über aktuelleEntwicklungen. Hinzukommt eine umfassendePrint-Kampagne, deren An-zeigenmotive seit August2006 bis zur Einführungvon SEPA auf das Themaaufmerksam machen. Fernerwerden die Kunden im Rah-men einer Roadshow zuSEPA-Foren in ganz Europaeingeladen, auf denen dieProzesse und Verfahrendargelegt werden und einFahrplan für die Umsetzungvorgeschlagen wird.

GROSSPROJEKT Karoline von Richthofen, DirektorinFirmenkundenzahlungen Deutsche Bank AG, mahntSystemanpassungen auf Unternehmensseite an.

TITELTHEMA

Page 7: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 7

D as 21. Jahrhundert stellt Wirtschaft,Wissenschaft und Politik vor strate-gische Herausforderungen, die weit

über kurz- oder mittelfristige Trends hinaus-gehen. Sie verlangen nach Antworten undEntscheidungen mit weitreichenden Folgenfür einzelne Unternehmen wie auch für diegesamte Volkswirtschaft.

Einerseits wird sich die Nachfrage nacheinzelnen Produkten unter den Bedingungender alternden westlichen Industriegesellschaf-ten revolutionär wandeln. Andererseits wer-den Bevölkerungswachstum und Energie-hunger der Wachstumsökonomien in Asien,Südamerika und Osteuropa die Kosten fürfossile Brennstoffe und sauberes Wasser indie Höhe treiben. Diese Entwicklung birgtnicht nur Gefahren, sondern auch Chancenfür innovative Unternehmen in den Berei-chen IT, Nano- und Biotechnologie, erneu-erbare Energien, Medizin, Entsorgung, Bil-dung, Mobilität, Wasseraufbereitung und Öko-logie. Der Erfolg mittelständischer Unterneh-

men aus Deutschland beruhte auch schon inder Vergangenheit auf Spitzentechnologie undErfindungsreichtum. Dies dürfen die verant-wortlichen Entscheider nicht aus den Augenverlieren.

Welche Indikatoren, Rahmenbedingun-gen und Voraussetzungen sind für die Ent-stehung regionaler Zukunftsmärkte nötig?Wo sind die Zukunftsregionen? Welche Un-ternehmen und Produkte geben bereits heu-te eine Antwort auf die Herausforderungender Zukunft? Wie können Anleger von Zu-kunftsmärkten profitieren, welche Entschei-dungen müssen Mittelständler heute treffen?

Innerhalb von drei Generationen hatsich die Lebenserwartung der Einwohner derwestlichen Industriestaaten um ein gutes Drit-tel erhöht. Die nächste Generation, die dasRentenalter erreicht, kann sich bereits überein im Vergleich zu ihren Eltern um 15 Jahrehöheres Lebensalter freuen. Was diese Ent-wicklung für die Gesundheitssysteme, die

Pharmaindustrie, den Wellness-Sektor, aberauch für die Unterhaltungselektronik und dieEinrichtungsbranche bedeutet, beginnen wirheute erst zu erahnen.

Allein im letzten Jahr schrumpfteDeutschland durch die niedrigste Geburten-zahl, die je ermittelt wurde, um 130.000 Ein-wohner. In den nächsten 40 Jahren wird diesdazu führen, dass auf 20 Mio. Menschenüber 65 Jahren nur noch fünf Millionen un-ter 20 Jahren kommen. Der Mangel an jun-gen Arbeitskräften, die gleichzeitige Alte-rung der Gesellschaft und das Sinken derEinwohnerzahl müssen zu einer massivenSteigerung von Produktivität und Innova-tionskraft führen, damit Deutschland im glo-balen Wettbewerb bestehen kann.

Die Auswirkungen auf die Arbeitsweltder Zukunft und die Nachfrage nach be-stimmten Konsumgütern wird ganze Bran-chen zu schmerzhaften Umwälzungen zwin-gen. Das altersgerechte Büro und neue For-men der finanziellen Altersvorsorge sind nurzwei Stichworte, welche die Vielfältigkeitder notwendigen Veränderungen umreißen.

von Andreas Hodapp-Schneider

„Demografischer Wandel“

Page 8: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Die Weltbevölkerung wird innerhalbder nächsten 25 Jahre von heute etwa 6,5Mrd. Menschen auf über acht Mrd. Men-schen wachsen. 97 Prozent dieses Wachs-tums wird in den Emerging Markets stattfin-den, was dazu führen könnte, dass weltweitder Anteil der arbeitenden Bevölkerung ander Gesamtbevölkerung von heute etwa 46Prozent auf 51 Prozent ansteigt. Gleichzeitigist von einem Anstieg des durchschnittli-chen Pro-Kopf-Einkommens in den EmergingMarkets auszugehen, welches 2006 bei rund5.000 US-Dollar lag. Bis zum Jahr 2030 istein Anstieg auf 12.000 USD denkbar, was inetwa dem derzeitigen Niveau in der Tsche-chischen Republik entspricht. Während dieSchwellenländer aktuell ca. 16 Prozent desEinkommens in Relation zu den Hochlohn-ländern auf sich vereinigen, könnte dieserAnteil bis 2030 auf 23 Prozent ansteigen.

Unter zehn Prozent der chinesischenBevölkerung zählten 2006 zur Mittelschicht(Jahreseinkommen 4.000 bis 17.000 US-Dol-lar) und Oberschicht (Jahreseinkommen >17.000 US-Dollar). Dieser Anteil wird biszum Jahr 2030 auf geschätzte 40 bis 50 Pro-

zent anwachsen. Bei 1,4 Mrd. Chinesen imJahr 2030 bedeutet dies eine konsumfreudi-ge Bevölkerungsschicht von etwa 650 Mio.Menschen. In Indien ist ebenfalls mit meh-reren hundert Millionen gesellschaftlichenAufsteigern zu rechnen, wenngleich mit ge-ringeren Zuwächsen als in China. Welt-weit wird in den Schwellenländern eine neueMittelschicht entstehen, die im Jahr 2030mit rund 1,2 Mrd. Menschen dreimal so großsein wird wie heute. Diese globale Mittel-schicht wird wesentlich schneller wachsenals die übrige Weltbevölkerung.

Immer mehr Menschen werden in denaufstrebenden Volkswirtschaften vom Landin die Stadt ziehen. So lebten 1981 in China21 Prozent der Bevölkerung in Städten. 2005waren es bereits 43 Prozent. Die zunehmen-de Urbanisation und die steigenden Einkom-men ändern auch das Konsumprofil derGesellschaft grundlegend. Der Aufstieg vonhunderten Millionen Einwohnern der Emer-ging Markets in die Mittelschicht wird dazuführen, dass in den Schwellenländern eineKonsumentengruppe entsteht, die eine im-mense Nachfrage nach dem Lebensstandard

und den dazugehörigen Produkten entwi-ckelt, der bisher den Einwohnern der Hoch-lohnländer vorbehalten war. Der Markt fürNon-Food-Produkte in China und Indien um-fasst heute addiert etwa 700 Mrd. US-Dol-lar mit großem Wachstumspotenzial, dennwährend sich in den USA der private Kon-sum auf nahezu 70 Prozent des BIP summiert,liegt dieser Wert in Schwellenländern wieChina noch bei unter 40 Prozent. In der Kon-sequenz werden die multinationalen Kon-zerne ihre globalen Markenprodukte einemwachsenden Kundenkreis anbieten können.

Als Gewinner dieser Entwicklung sehenwir die Unternehmen, die über starke Mar-ken, leistungsfähiges Marketing sowie inno-vative Forschungs- und Entwicklungsabtei-lungen verfügen und zudem die Kostenvor-teile der Produktion in Niedriglohnländernnutzen können. Vor allem weltweit agieren-de Unternehmen aus den Branchen Nah-rungsmittel, Konsumgüter, Einzelhandel undLuxusgüter wurden von den Fondsmana-gern der LBBW Asset Management GmbHals Profiteure der aufstrebenden Konsumen-ten der globalen Mittelschicht identifiziert.Beispielsweise erzielen international aufge-stellte Bierproduzenten wie Carlsberg oderInbev inzwischen über 60 Prozent ihres ope-rativen Ergebnisses in den Emerging Markets.

Wer sich also fragt, warum einige glo-bal agierende Unternehmen aus den zuvorgenannten Sektoren mit einer Prämie amMarkt bewertet werden, der findet in denSchwellenländern die Antwort: Wachstum,Wachstum, Wachstum. www.lbbw-am.de

Aufstrebende KonsumentenMarktpotenzial Das Entstehen einer breiten Mittelschicht in den Emer-ging Markets bietet Chancen für europäische Konsumgüterhersteller.

AUTOR Jochen Wolf, Fondsmanager von LBBW Asset Ma-nagement: „Die Mittelschicht in den Emerging Marketswächst wesentlich schneller als die übrige Weltbevölkerung.“

Erwartetes BIP-Wachstum

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

Ostasienund Pazifik

Südasien Osteuropaund Zentral-

asien

Latein-amerika

und Karibik

MittlererOsten und Nord-

amerika

Afrika(Sub-

Sahara)

IndienChina

2007 2008

0

WACHSTUM China und Indien werden in den nächsten Jahren voraussichtlich ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts(BIP) von über sieben Prozent erzielen. Die LBBW Asset Management GmbH sieht Potenziale für heimische Unternehmen.

Quelle: Weltbank

Wachstum in Prozent

8 VISAVIS ECONOMY 2/07

TITELTHEMA

Page 9: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 9

Wirtschafts- und Bevölkerungswachs-tum bescheren Ostasien eine explodierendeNachfrage bei Wasser und Energie. Nur 2,5Prozent des Wassers auf der Welt steht alsSüßwasser zur Verfügung, lediglich 0,28 Pro-zent ist für den menschlichen Gebrauch ver-fügbar. Dabei geht es nicht nur um Trink-wasser für immer mehr Menschen, sondernauch um den Wasserbedarf der Industrie.Noch sind deutsche Mittelständler Welt-marktführer in der Aufbereitung und Klä-rung von Wasser und Abwasser, in der Meer-und Brackwasserentsalzung sowie in derProduktion von reinem und ultrareinem Was-ser für industrielle Prozesse.

Der steigende Energiebedarf wird heu-te durch einen höheren Verbrauch fossilerEnergieträger gedeckt. Indien und China wer-den dadurch nicht nur zu Konkurrenten desWestens bei der Ausbeutung der Ressourcendes Mittleren Ostens, es droht auch eine Wie-derholung der Fehler Europas in Bezug aufden Schutz der Umwelt. Hier bietet sich einumfangreicher Markt für den Bau neuer unddie Umrüstung bestehender Kraftwerke, aberauch für kompetente Anbieter im Bereich dererneuerbaren Energien, wirksamen Filteran-lagen und der Energieeffizienzsteigerung.

Allein in Ostasien ist für die nächstenJahre der Bau von mehreren hundert Groß-kraftwerken geplant. Das bedeutet auf Jahr-zehnte volle Auftragsbücher für die „BrancheKraftwerksbau“, aber auch ausgelastete Ka-pazitäten und Probleme für europäische Na-tionen, die ebenfalls noch das eine oder an-dere Kraftwerk in Auftrag geben wollen. DieBoston Consulting-Studie 2005 warnt davor,dass Deutschland bis 2020 rund 40.000 Me-gawatt Kraftwerksleistung wegen Veraltungder Anlagen ersetzen muss. Das entsprichtder Leistung von 40 Atomkraftwerken. Zwi-schen 2015 und 2020 öffnet sich dadurcheine Kapazitätslücke, die bis 2025 auf etwa 40Prozent der Nachfrage in Deutschland an-wachsen kann.

Die Notwendigkeit, solchen Lücken vor-zubeugen, ist nur die eine Seite der Medaille,die andere Seite besteht in den Chancen, diesich für Deutschland in den Emerging Mar-

kets ergeben: kostengünstige Produktions-standorte, profitable Anlagemöglichkeitenund Absatzmärkte für Konsumgüter.

Jochen Wolf,Portfolio-Manager der As-set Management GmbH der Landesbank Ba-den-Württemberg (LBBW), weist darauf hin,dass in Indien und China eine riesige Mittel-schicht mit entsprechenden Konsumbedürf-nissen heranwächst: „Unter zehn Prozent derchinesischen Bevölkerung zählten 2006 zurMittelschicht und Oberschicht. Dieser Anteilwird bis zum Jahr 2030 auf geschätzte 40 bis50 Prozent anwachsen. Bei 1,4 Mrd. Chine-sen im Jahr 2030 bedeutet dies eine konsum-freundliche Bevölkerungsschicht von etwa650 Mio. Menschen.“ Ähnlich wird es dannin Indien und anderen Schwellenländern aus-sehen – eine Mittelschicht, die mit rund 1,2Mrd. Menschen insgesamt dreimal so großsein wird wie die europäische Gesamtbevöl-kerung. Neben den Chancen, die sich eu-

ropäischen Konsumgü-terproduzenten bieten,können auch Anlegervon hohen Wachstums-raten profitieren. DieDeutsche Börse starteteim Februar 2007 mit dem neuen IndexDAXglobal Asia: 40 der liquidesten undgrößten Aktienwerte aus zehn asiatischenLändern versprechen zweistelligen Wertzu-wachs pro Jahr. So zumindest sah die Ent-wicklung der Werte seit 2001 aus. In den In-dex aufgenommen wurden Papiere ausChina, Südkorea, Indien, Taiwan, Indone-sien, Hongkong, Thailand, Malaysia, Singa-pur und den Philippinen.

Nicht nur die „etablierten“ Tigerstaatenbieten Anlegern Chancen, auch sogenannte„kleine Tiger“ wie Vietnam locken mit hohenWachstumsraten, über sieben Prozent im letz-ten Jahr und 15 Prozent jährliches Wachstumbeim Energieverbrauch. Wichtig für die Po-sition als Zukunftsmarkt ist auch die Alpha-betisierungsquote von 90 Prozent. Das alleshaben die Deutsche Bank und die Landes-bank Berlin im Blick, wenn sie ihre Index-zertifikate Vietnam empfehlen.

Damit insbesondere Europa den An-schluss an die Konkurrenz nicht verliert, sindgrößere gemeinsame Anstrengungen nötig.Vieles hängt davon ab, wie reibungslos imBinnenmarkt mit über 490 Mio. Konsumen-ten der Handel abläuft. Ein Baustein ist derEuro, ein weiterer die rechtliche Angleichungder Zahlungssysteme.

Die Standardisierung der bargeldlosenZahlungen ist eine Notwendigkeit, die mit derEinführung der Single Euro Payments Area(SEPA) bewältigt werden soll. Bereits vorzwei Jahren legte die EU-Kommission einenVorschlag für einen einheitlichen Rechtsrah-

MAHNER „Den Vorsprung, den wir gegenwärtig haben,werden wir nicht halten können“, warnt Prof. Dr. MeinhardMiegel, Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft.

WASSERMANGEL Ein Großteil des globalen Süßwassers ist in den Gletschern der Polarkappen gebunden. 40Prozent der Weltbevölkerung lebt als Folge der ungleichen Verteilung mit unzureichender Wasserversorgung.

Globale Wasservorräte

www.visavis.de/interviews

@Das vollständige Interview mit Prof. Dr.Meinhard Miegel finden Sie unter:www.visavis.de/interviews

„Regionale Zukunftsmärkte“

Page 10: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

men vor, der von den Mitgliedsländern undInstitutionen bisher nicht verabschiedet wur-de. Dies gefährdet die pünktliche Einführungzum 1. Januar 2008. Karoline von Richtho-fen, Direktorin Firmenkundenzahlungen derDeutschen Bank, warnt eindringlich davor,den Startschuss zu verpassen.

Auch Prof. Dr. Meinhard Miegel, Leiterdes Instituts für Wirtschaft und Gesellschaftin Bonn, sieht im Gespräch mit VISAVIS „inspätestens einer Generation“ die ost- und süd-ostasiatischen Länder an der Spitze. Die künf-tigen Wirtschaftsriesen zeichne das Gleicheaus, was die heutigen Riesen früher ausge-zeichnet habe: „Sie sind jung, hungrig, dy-namisch und expansiv.“ Profitieren könnenwestliche Firmen vor allem dann, wenn sie„in diesen Märkten präsent sind“, so Miegel.Dann könnte auch die westliche Welt amWachstum und an der steigenden Nachfragenach Konsumgütern in den Schwellenländernpartizipieren. Miegel warnt allerdings in Be-zug auf den Bereich Forschung und Ent-wicklung: „Den Vorsprung, den wir gegen-

wärtig noch haben, werden wir sicher nichthalten können.“ Der Wissenschaftler hofft je-doch, dass der Westen wenigstens in einzel-nen Branchen die Nase vorn behalten wird.„Das aber erfordert erhebliche Anstren-gungen bei Bildung und Ausbildung, For-schung und Entwicklung.“

Forschungsinstitute sind als Partner derWirtschaft die Triebkraft der Innovation inDeutschland. Bei der Fraunhofer-Gesell-schaft und im Forschungszentrum Jülich for-schen Wissenschaftler an den Zukunftstech-nologien Kernfusion, Brennstoffzellen, Nano-technologie, Biotechnologie, Robotik – umnur einige wenige Bereiche zu nennen.

In Jülich entwickeln Forscher die Na-nodrähte der Zukunft. Die Computerchipsder nächsten Generation werden Strukturenbesitzen, die unter 45 Nanometern klein sind.Im Forschungszentrum gelang es, auf einerSiliziumoberfläche Drähte aus Silizium undGermanium aufzudampfen, die nur 3,3 Na-nometer oder 21 Atome breit waren.

Dabei arbeiten die Wissenschaftler desForschungszentrums Jülich und der Fraun-hofer-Institute keineswegs im akademischen„Elfenbeinturm“. Im Gegenteil: Bei vielenProjekten handelt es sich um konkrete Auf-tragsforschung der Wirtschaft. Damit neh-

TITELTHEMA

Inwieweit beeinflusst die Druckerland-schaft die Effizienz in den Unternehmen?Wir unterscheiden grundsätzlich zwei An-sätze: beim zentralen Ansatz versucht ein Un-ternehmen, möglichst alle Druck-, Kopier-und Faxvolumen auf ein Gerät zu lenken.Hier können zwar niedrige Seitenkosten er-reicht werden, aber durch lange Wege sinktdie Effizienz. Lexmark hingegen präferiertden dezentralen Ansatz. Dabei steht der Zu-gang der Mitarbeiter zu den benötigten Funk-tionen im Vordergrund, und es wird einschneller Zugriff auf die entsprechenden Do-kumente ermöglicht. Häufig genutzte Ge-räte stehen im direkten Zugriff, während manfür Geräte und Funktionen, die seltener ge-braucht werden, auch mal ein paar Metermehr in Kauf nimmt.Welchen Mehrwert kann ein Druckerher-steller zur Produktivitätssteigerung leisten?Wir unterstützen Unternehmen dabei, denMedienbruch zu überwinden. Ein Beispiel:Kundenanfragen erreichen Unternehmenheute in den verschiedensten Formen wie

E-Mail, Brief, Fax oder Telefon. Die für dieBeantwortung notwendigen Daten liegenebenfalls in unterschiedlichen Formen vor,müssen jedoch an das vom Kunden vorge-gebene Medium angepasst werden. DurchConsultingleistungen und den intelligentenEinsatz von Multifunktionsgeräten unter-stützt Lexmark Unternehmen dabei, Infor-mationen möglichst schnell und kostengüns-tig zu verteilen – unabhängig davon, ob diesedigital oder analog vorliegen. Das bietet dieChance zur Produktivitätssteigerung, da dieeigentlichen Einsparpotenziale nicht auf denSeitenkosten beruhen.Können Sie die Kosten beziffern, die Un-ternehmen jährlich für Drucken, Faxenund Kopieren ausgeben?Studien ergeben, dass viele Unternehmenihre Kosten für das Drucken und Kopierennicht kennen. Unsere Erfahrungen zeigen,dass sich die Outputkosten in Unternehmendurchschnittlich auf ein bis drei Prozent desUmsatzes belaufen – dies bestätigen auchMarktforschungsinstitute wie Gartner.

Effizienter DruckereinsatzPotenzial Mike R. Rüschenbaum, Lexmark, empfiehlt im Gespräch mitder Redaktion den intelligenten Einsatz von Multifunktionsgeräten.

WACHWECHSEL Prof. Achim Bachem wechselte imOktober 2006 von der Deutschen Zentrale für Luft- undRaumfahrt (DLR) zum Forschungszentrum Jülich.

10 VISAVIS ECONOMY 2/07

Forschung in Deutschland

Page 11: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

men diese Institute eine außergewöhnlicheRolle an der Schnittstelle von Wissenschaft,Wirtschaft und Politik ein. Prof. Dr. AchimBachem, seit Oktober 2006 der neue Vor-standsvorsitzende des ForschungszentrumsJülich: „Die deutsche Wissenschaft ist inter-national nur wettbewerbsfähig, wenn wir dieverschiedenen Säulen vernetzen bis hin zuvollkommen neuen Strukturen. Die Politikmuss Jülich als eine der ganz großen wissen-schaftlichen Einrichtungen in die Diskussioneinbinden, um solche neuen Strukturen zugestalten.“

Was bedeuten nun all diese Entwick-lungen für Wirtschaft und Gesellschaft? Ei-ne ganze Welle der Veränderung, einen re-volutionären Wandel und letztendlich auchein Umdenken der Menschen, wenn sie nichtunter die Räder der Globalisierung geratenwollen. Die Zukunft birgt nicht nur Gefah-ren, sie bietet auch große Chancen und Mög-lichkeiten für innovative Unternehmen undwache Anleger, die rechtzeitig aufstreben-de Märkte erkennen.

Die demografischen Probleme werdennicht nur einen Mangel an jungen Arbeits-kräften nach sich ziehen, sondern auch einUmdenken bei der Ausstattung der Arbeits-plätze. Eine längere Lebensarbeitszeit undein höherer Anteil an älteren Mitarbeiternbedeuten auch spezielle Anforderungen anMöbel und EDV. Gleichzeitig werden dieArbeitnehmer weitaus flexibler und mobilerarbeiten müssen.

Unternehmen wie Wini Büromöbel ha-ben das bereits erkannt. Carolina Schmidt-Karsch, Wini Möbel GmbH: „Das fängtschon bei der Ergonomie an: Ein Steh-/Sitz-Arbeitsplatz z. B. fördert nachweislich dieGesundheit der Mitarbeiter, und ein gerin-gerer Krankenstand und zufriedene Mitar-beiter sind sicher für jedes Unternehmenvon Nutzen.“ Freiwillig unterwirft sich derMittelständler höheren Qualitätsnormen, als

dies notwendig wäre, und bietet damit sei-nen Kunden die Chance auf größere Effi-zienz und höhere Produktivität. „Im Dschun-gel der Vereinsamung durch die digitale Ar-beitswelt ist alles gefordert, was dem Men-schen die direkte Kommunikation erleich-tert“, umreißt Carolina Schmidt-Karsch dieHerausforderungen, vor denen sich die Her-steller von Büromöbeln sehen.

„Die Qualität des Arbeitsumfeldes hatunmittelbare Auswirkungen auf die Qualitätder Arbeitsleistung“, erklärt Hendrik Hund,Vorsitzender des Verbandes Büro-, Sitz- undObjektmöbel (BSO). „So hat das Fraunho-fer-Institut für Arbeitswirtschaft und Orga-nisation (IAO) in Stuttgart ermittelt, dassdie durchschnittliche Produktivitätsrate indeutschen Büros erst bei 60,7 Prozent liegt“,macht er deutlich. Bei optimaler Gestaltungdes Arbeitsumfelds seien indes Produktivi-tätssteigerungen „von bis zu 36 Prozent mög-lich“. Sein Verband ist Mitherausgeber derLeitlinie „Quality Office“. Ziel dieses Stan-dards ist es, Qualitätskriterien für Büroar-beitswelten zu entwickeln, „um nicht nurKrankheitskosten zu reduzieren sondernauch das Leistungspotenzial in den Büroszu aktivieren“. Der so geschaffene Quali-tätsstandard geht weit über bestehende Qua-litäts- und Prüfsiegel für Büroarbeitsplätzehinaus. Geschaffen wurden die Kriterien vonder Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar-beitsmedizin (BAuA), der Verwaltungs-Be-rufsgenossenschaft (VBG), inqa buero, DINund der BSO.

Lexmark setzt bei der Büroausstattungauf Produktivitätssteigerung durch kurzeWege. Auch hier hat man begriffen, dass sichdie Anforderungen an die modernen Büro-welten auf vielfältige Weise verändert haben.Heute stehen zunehmend Sicherheit und Ef-fizienz im Vordergrund. In der Vergangen-heit befanden sich die Geräte wie Drucker,Fax und Kopierer an unterschiedlichen Or-ten. „Durch das Zusammenwachsen mehre-rer Geräte ist heute ein zentraler Zugriff aufsämtliche Aufgabenbereiche eines Multi-funktionsgeräts möglich. Der intelligente Ein-satz von Multifunktionsgeräten führt so zueiner optimalen Auslastung und zu Kosten-einsparungen“, erläutert Mike R. Rüschen-baum, Geschäftsführer Lexmark Deutsch-land. Informationen: www.quality-office.org

VISAVIS ECONOMY 2/07 11

Welche Wettbewerbsvorteile generierenUnternehmen durch den Einsatz IhrerProdukte und Lösungen?Allein durch aktiv verwaltete Drucker kön-nen 10 bis 30 Prozent der Kosten gespartwerden. Lexmark unterstützt Unternehmendabei, weniger zu drucken, und bietet nebendem Flottenmanagement Branchenlösungenfür Unternehmen, die traditionell sehr vielmit Dokumenten in Papierform arbeiten wiezum Beispiel Versicherungen oder Banken.Der Markt für Multifunktionsgeräte istin den letzten Jahren stark gewachsen.Sehen Sie eine Trendwende?Nein, im Gegenteil. Immer mehr Unterneh-men nutzen die Möglichkeiten von Multi-funktionsgeräten. Bei Tintenstrahlproduktenwerden heute schon mehr Multifunktions-geräte verkauft als Drucker. Für Lasergeräteerwarten wir mittelfristig eine vergleichba-re Entwicklung.Beim Druck-Business ist vieles bereits„commodity“. Welche neuen Herausfor-derungen erwarten Sie in Zukunft?Die Technologie ist bereits sehr weit fortge-schritten. Dazu gehören wasserfeste und licht-echte Tinte sowie einfache Bedienbarkeittrotz hoher Funktionsvielfalt. Ein wichtigesThema für die Zukunft ist die Sicherheit.Die Verschlüsselung der Daten und das PIN-gestützte Drucken werden künftig einen ho-

hen Stellenwert einnehmen. Auch in punctoFarbdruck wird es Neuerungen geben. Wich-tig dabei ist vor allem der effiziente Einsatzvon Farbe. Wir bieten mit der „LexmarkColorCare“-Technologie eine Funktion, dieKunden beim Umgang mit Farbe unterstützt.Welche Ziele verfolgt Lexmark mittel-bis langfristig im Druckermarkt ?Wir konzentrieren uns auf den Ausbau un-serer Marktposition, vor allem bei Multi-funktionsgeräten und Farblaserdruckern. DesWeiteren sehen wir vor allem in den Berei-chen Services, Finanzierungskonzepte undConsulting ein hohes Wachstumspotenzial. Infos unter: www.lexmark.de

PRODUKTIV „Wir unterstützen Unternehmen dabei,den Medienbruch zu überwinden“, so Mike R. Rüschen-baum, Geschäftsführer Lexmark Deutschland GmbH.

Innovative Arbeitswelten

Page 12: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Seit der Orgatec 2006 präsentiert sich IhrUnternehmen mit einem neuen CorporateDesign unter dem Namen „Wini. MeinBüro“. Das verspricht große Kundennähe.Inwiefern gilt das auch für Ihre Pro-dukte? Welche Innovationen und Allein-stellungsmerkmale bieten diese? Wenn ein Kunde „Wini. Mein Büro“ sagt,dann impliziert das uneingeschränkte Zufrie-denheit – mit dem Produkt, unseren Fachhan-delspartnern, aber auch mit der damit verbun-denen Dienstleistung. Wir wollen unserenKunden eine hochwertige und maßgeschnei-derte Einrichtungslösung bieten, die demErreichen der Ziele des Unternehmens undseiner Mitarbeiter optimal begegnet. UnsereProdukte verbinden zweckgebundene Bü-roeinrichtung mit wohnlicher Arbeitsplatzge-staltung und bieten die passende Antwort auftechnische Entwicklungen ebenso wie aufdie funktionalen, qualitativen, gestalterischenund ergonomischen Anforderungen der Büro-welt. Beste Beispiele dafür sind unsere neuenProdukte: das Tischsystem Winea Focus, un-ser Stauraumsystem Winea Matrix oder unserSteh-Sitz-Profi Winea Active. Darüber hinausentstehen viele Produktinnovationen geradeaufgrund unserer großen Kundennähe, dennim Tagesgeschäft sehen wir uns oft mit ganzspeziellen Problemen konfrontiert, die nachspeziellen Lösungen verlangen. Hier kön-nen wir oft schneller und flexibler reagierenals Konzerne der Branche und maßgeschnei-

derte Produkte kurzfristig in Kleinserien fer-tigen. Auch dafür steht „Wini. Mein Büro“.Wie kann eine Optimierung der Büroein-richtung heute zu einer verbesserten Wirt-schaftlichkeit und Steigerung der Leis-tungsperformance beitragen? Das fängt schon beim Thema Ergonomie an:Ein Steh- /Sitz-Arbeitsplatz z.B. fördert nach-weislich die Gesundheit der Mitarbeiter, undein geringer Krankenstand und zufriedeneMitarbeiter sind sicher für jedes Unterneh-men von Nutzen. Ein anderer Ansatz ist bei-spielsweise das Bilden von Clustern für Bü-roarbeitsplätze, was Flexibilität für die Zu-kunft schafft und Kosten spart. Gleiches giltfür den Einsatz mobiler Möbel-Elemente:Neben Schulungseinrichtungen profitierenheute vor allem Projektteams von schnellenUmbaumöglichkeiten durch mobile Büromö-bel. Und nicht zuletzt fördert die Integrationvon „Meeting Points“ in die Bürolandschaftdie Kommunikation und den Ideenaustauschunter Kollegen – alles Faktoren, die Unter-nehmen zugutekommen.Welchen Herausforderungen stellen Siesich durch die Erfüllung der „Norm“Quality Office und welche Vorteile habenIhre Kunden dadurch?Bislang wurden unsere Produkte nachträg-lich zertifiziert, d. h. Wini produziert bereitsseit Jahren in einer Qualität, die weit überdie vorgeschriebenen Mindestnormen wieCEN, DIN und ISO hinausgeht. Künftig gilt

es, diesen Standard zu halten, wenn nicht so-gar noch zu übertreffen. Größter Vorteil fürden Kunden ist die Gewissheit, ein Produkterworben zu haben, das durch überdurch-schnittlich hohe Verarbeitungsqualität über-zeugt und bestehende Normen als Aufgaben-stellung ansieht. Dazu garantiert das Siegeleine konsequent ökologische Ausrichtung, dieModularität des Produktsystems, die Nach-lieferbarkeit, eine optimale Beratung sowiedie flexible Kombinierbarkeit mit unserenanderen Produktserien.Wie wird sich die Arbeitswelt in dennächsten Jahren entwickeln und wo se-hen Sie Ihre Produkte und Dienstleistun-gen in diesem Kontext?Ich denke, der Faktor „Mensch“ behält dengrößten Einfluss auf die Entwicklung derBürowelt. Seine individuellen Bedürfnissewerden auch künftig die allgemeinen Trendsund die Produkte der Büromöbelherstellerbestimmen. Im Dschungel der Vereinsamungdurch die digitale Arbeitswelt ist alles gefor-dert, was dem Menschen die direkte Kom-munikation erleichtert. Hinzu kommt, nebender emotionalen Forderung nach Design undIndividualisierung, sicherlich auch der ra-tionale Anspruch auf Nachhaltigkeit – imSinne von verlässlichen Leistungen. Wini hathier den richtigen Weg eingeschlagen: Wirhaben uns bereits in den letzten Jahren er-folgreich als Spezialist für kundenindivi-duelle Einrichtungslösungen am Markt eta-blieren können. Dazu bieten wir unserenKunden neben innovativen, designorientier-ten, hochwertigen Produkten einen umfassen-den verlässlichen Service rund um die Bü-roeinrichtung. Diesen Weg werden wir kon-sequent fortsetzen. Infos: www.wini.de

Qualität nach MaßErgonomie VISAVIS sprach mit Carolina Schmidt-Karsch, GeschäftsführerinWini Büromöbel GmbH, über Innovationen und die Zukunft der Bürowelt.

KUNDENORIENTIERT „Die Bedürfnisse des Men-schen bestimmen künftig die allgemeinen Trends undProdukte“, erklärt Carolina Schmidt-Karsch.

12 VISAVIS ECONOMY 2/07

TITELTHEMA

Page 13: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 13

RECYCLING

B ezeichnen Fachleute Deutschland alsVorbild in puncto Ökologie, erwäh-nen sie im nächsten Atemzug häufig

das getrennte Sammeln von Verpackungs-müll. Lange Jahre stand der Grüne Punkt alsSynonym für das separate Erfassen von Ver-kaufsverpackungen. Der Grüne Punkt ist dieMarke des Dualen Systems Deutschland(DSD), des langjährigen Monopolisten indiesem Segment. Doch inzwischen hat derWettbewerb Einzug gehalten. Allerdings be-fürchten Skeptiker, dass das System derhaushaltsnahen Erfassung von Verpackungs-abfällen kollabiert, wenn sich die rechtlichenRahmenbedingungen nicht schnell ändern.Eine Novelle der Verpackungsverordnung,die das Erfassen und Verwerten regelt, stehtdeswegen auf dem Plan.

Drohte Deutschland in den 80er-Jahrendes vergangenen Jahrhunderts noch einMüllnotstand, sind Rohstoffe heute weltweitknapp und teuer geworden. Wesentliche Ur-sache hierfür ist das Wachstum in Boomre-gionen, an erster Stelle steht hier China. Vordiesem Hintergrund sind aus Abfall gewon-nene Sekundärrohstoffe zum begehrten Wirt-

schaftsgut geworden. Was früher die Depo-nien überquellen ließ, wird nun in immergrößerem Maße verwertet – aus rein ökono-mischen Gründen. Dr. Stephan Harmening,Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandsder Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE):„Unsere Unternehmen sind immer wenigerEntsorger, stattdessen immer mehr Produ-zenten und Händler von Rohstoffen.“

Allerdings spielen gesetzliche Rahmen-bedingungen immer noch eine wesentlicheRolle bei der Wiederverwertung mancher Ar-ten von Abfall. Die derzeit kontrovers dis-kutierte Verpackungsverordnung zählt zudiesen Vorschriften.

Mit dem Begriff „Selbstentsorger“ be-zeichnet man Hersteller und Vertreiber vonVerkaufsverpackungen, die ihre abfallrecht-liche Produktverantwortung originär wahr-nehmen und sich von ihren Pflichten nichtdurch Teilnahme an einem System (dualesSystem) freistellen lassen.

Als zweiter Entsorgungsweg für leereVerkaufsverpackungen von Verbraucherndienen die sogenannten „dualen Systeme“.Der bei Weitem bekannteste und immer nochgrößte Spieler auf diesem Markt ist dasDuale System Deutschland.

Als einer von derzeit drei Anbietern be-treibt das DSD ein bundesweit zugelassenesduales System zur Sammlung und anschlie-ßenden Verwertung von Verpackungsabfäl-len. Die aktuell bundesweit agierenden Kon-kurrenten des DSD sind die Interseroh AGund die Landbell AG. Wolfgang Schertz, Vor-standsvorsitzender von Landbell, macht deut-lich: „Wir haben die in jeder Hinsicht star-ren Strukturen aufgebrochen. Das bedeutetklare Vorteile für Industrie und Handel beiPreis, Qualität und Service.“

Erkennungszeichen der beim DSD li-zenzierten Produkte ist der Grüne Punkt.Verpackungsabfälle mit diesem Kennzeichenkönnen per Gelben Sack oder Gelbe Tonneentsorgt werden. Unternehmen, die ihre Pro-dukte mit dem Grünen Punkt versehen, müs-sen dafür Lizenzgebühren abführen.

Aufgrund einer Entscheidung der EU-Kommission darf das Zeichen „Grüner Punkt“auch auf Verkaufsverpackungen von ande-ren dualen Systemen und von Selbstentsor-gern angebracht werden. Das schafft nachMeinung von Experten allerdings Unklarhei-ten und Probleme: Ob für eine Verpackungim Gelben Sack oder in der Gelben Tonnetatsächlich Lizenzgebühren bezahlt wur-den, ist auf diese Weise nämlich nicht er-kennbar. Mehr als ein Drittel der Verpackun-gen soll im Jahr 2005 in die Sammlungender dualen Systeme gelangt sein, ohne dassdafür bezahlt wurde. Diese sogenannteTrittbrettfahrerproblematik droht nachAuffassung von Fachleuten das gesamteSystem der haushaltsnahen Erfassung vonVerkaufsverpackungen zu gefährden.

Der Bundesverband der Selbstentsor-ger von Verkaufsverpackungen (BSVV)schätzt die Lage anders ein. Der langjährigeRechtsberater des DSD, Prof. Dr. Klaus-

ENTWICKLUNG „Wir sind immer weniger Entsorger, son-dern zunehmend Produzenten und Händler“, erläutert Dr.Stephan Harmening, Hauptgeschäftsführer des BDE.

Gebraucht Umweltschutz und Preisanstieg bei Rohstoffen machendas Recycling zu einem lohnenden Geschäft.

Wiederverwertung

von Andreas Stowasser

Page 14: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Infraserv Höchst plant eine Ersatzbrenn-stoffanlage mit einer Kapazität von675.000 Jahrestonnen. Ist der Energiebe-darf im Industriepark Höchst so starkgestiegen, dass der Bau dieser Anlage er-forderlich ist?In der Tat entwickelt sich der IndustrieparkHöchst sehr dynamisch, was sich durch diekontinuierlich hohen Investitionszahlen be-legen lässt. Allein 2006 haben die Standort-gesellschaften rund 370 Millionen Euro imIndustriepark investiert. Mit dem Bau derErsatzbrennstoffanlage, die 70 MW elektri-sche Leistung bzw. 250 Tonnen Dampf proStunde erzeugt, erhöhen wir unsere eigenenErzeugungskapazitäten und werden im Inte-resse unserer Standortkunden unabhängigervon den Entwicklungen auf dem Energie-markt. Wir wollen nämlich unseren Kundenlangfristig Energie zu international wettbe-werbsfähigen Konditionen anbieten, um alsStandort weiterhin attraktiv zu bleiben. Warum eine Ersatzbrennstoffanlage?Weil es einen Bedarf für solche Anlagen gibtund es sich um eine ressourcenschonende Artder Energieerzeugung handelt, die unter öko-nomischen und ökologischen Aspekten sinn-voll ist. Ersatzbrennstoffe dürfen seit dem1. Juni 2005 in Deutschland nicht mehr de-poniert werden, doch die Verwertungskapazi-täten reichen nicht aus. Wir schaffen die imRhein-Main-Gebiet erforderlichen Verwer-tungskapazitäten. Gleichzeitig erzeugen wir

auf einesehr effiziente und

umweltfreundliche WeiseEnergie, denn wir sparen durch die

Nutzung der Ersatzbrennstoffe fossile Brenn-stoffe wie Erdgas und Steinkohle ein. Ohne-hin sind Energieerzeugungsanlagen im In-dustriepark Höchst besonders effizient.Warum sind Ihre Anlagen effizienter alsandere?Weil wir am Standort neben der elektrischenLeistung auch die Wärme in Form von Pro-zessdampf direkt verwerten können. Vieleder Standortfirmen benötigen Prozessdampffür die Chemie- und Pharmaproduktion. Soerreichen wir mit unserem Kraftwerk einenEnergieausnutzungsgrad von über 90 Pro-zent. Kraftwerke, die primär der Strompro-duktion dienen, erreichen nur einen Ener-gieausnutzungsgrad von 40 bis 45 Prozent,da die Wärme ungenutzt entweicht. Energie-erzeugung im Industriepark Höchst ist also

immer besonders wirt-schaftlich und damit auch um-

weltfreundlich, da wir aus fossilenBrennstoffen oder auch aus Ersatzbrenn-

stoffen ein Maximum an Energie herausho-len und somit Ressourcen schonen. DiesesZiel, Energie auf umweltfreundliche Weisezu erzeugen, verfolgen wir auch mit demBau einer Co-Fermentationsanlage, die imJuli im Industriepark in Betrieb genommenwird. Hier wird Biogas aus Klärschlämmenund organischen Abfällen erzeugt. Infra-serv Höchst unterstützt auch das EU-Pro-jekt „Zero Regio“, in dessen Rahmen vorkurzem eine Wasserstoff-Tankstelle am In-dustriepark Höchst eröffnet wurde. Wie hoch ist das Investitionsvolumen?Das Projektbudget beläuft sich auf insge-samt rund 300 Millionen Euro. Es handeltsich somit um die größte Einzelinvestition,die bisher im Industriepark Höchst getätigtwurde. Zur Realisierung des Projekts wurdedie Betreibergesellschaft „Thermal Con-version Compound Industriepark HöchstGmbH“ gegründet, an der Infraserv Höchstmaßgeblich beteiligt ist. Als Finanzierungs-partner fungiert die HSH Nordbank, die übergroße Erfahrung bei der Durchführung in-ternationaler Großprojekte verfügt. Die ja-panische Firma Ebara, die im Bereich derzirkulierenden Wirbelschicht-Technologieerfahren ist, wird als Generalunternehmerden kompletten Bau der Anlage inklusiveder Anlagentechnik übernehmen. Woher werden die Ersatzbrennstoffestammen?Wir haben langfristige Verträge mit 14 seri-ösen und zertifizierten EBS-Lieferanten ab-geschlossen, sodass bereits eine weitgehen-de Besicherung der Anlage mit aufbereite-ten und qualitätsgesicherten Ersatzbrennstof-fen gewährleistet ist. Wann soll die Anlage in Betrieb gehen?Die Grundsteinlegung wird 2007 erfolgen,die Inbetriebnahme ist für 2009 vorgesehen.Informationen unter: www.infraserv.com

UMWELTBEWUSSTSEIN „Wir setzen auf effizienteund umweltfreundliche Energieerzeugungskonzepte“, er-klärt Dr. Roland Mohr, Geschäftsführer Infraserv Höchst.

Hocheffiziente ErsatzbrennstoffanlageEnergienutzung Mit einem Budget von 300 Millionen Euro wird die größte Einzelinvestition im hessischenIndustriepark Höchst geplant. Das Projekt war Hauptthema des VISAVIS-Gesprächs mit Roland Mohr.

14 VISAVIS ECONOMY 2/07

RECYCLING

Page 15: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 15

Peter Dolde, sieht in der Selbstentsorgungkeine Gefahr für die haushaltsnahe Getrennt-sammlung, da die Kapazität von Selbstent-sorgersystemen beschränkt sei.

Bund und Länder haben aber beschlos-sen, die Verpackungsverordnung mit einer5. Novelle zu ändern, um sicherzustellen,dass alle Verpackungen, die im Gelben Sackoder in der Gelben Tonne entsorgt werden, aneinem dualen System teilnehmen. Die No-velle soll außerdem die rechtlichen Rahmen-

bedingungen für fairen Wettbewerb verbes-sern. Dadurch soll die flächendeckende haus-haltsnahe Erfassung von Verpackungsabfäl-len auf Dauer gesichert werden.

Einen Wachstumsmarkt im Rahmender Entsorgungswirtschaft stellt die Gewin-nung von Energie aus Abfällen mithilfe so-genannter Ersatzbrennstoffe (EBS) dar. Un-ter Ersatzbrennstoffen versteht man alle ther-misch verwertbaren Brennstoffe, die dem Re-gelbrennstoff, zumeist ein fossiler Brennstoff,beigemischt werden. Das Marktforschungs-institut Prognos rechnet mit EBS-Kraftwerks-kapazitäten von rund drei Millionen Tonnen imJahr 2008. Derzeit werden laut Experten 6,7Millionen Tonnen Ersatzbrennstoffe jährlichaus Haus- und Gewerbeabfällen hergestellt.Die aktuell nicht verwertbaren EBS müssenzwischengelagert werden. Die hohen Energie-preise machen sie als Energiequelle immerinteressanter. Beispiele hierfür sind Werke derChemie-, Papier-, Hütten-, Nahrungsmittelin-dustrie und Gewerbeparks. Infraserv Höchstetwa plant eine Ersatzbrennstoffanlage mit675.000 Jahrestonnen Kapazität. Weitere In-dustrieanlagen werden folgen, wenn die Pri-märenergiepreise dauerhaft hoch bleiben.

Recycling hat eine große Zukunft vorsich. Mehrere Faktoren sprechen dafür: Derglobale Rohstoffbedarf wird künftig weiterwachsen. Daraus resultierende steigende Prei-se für Primärrohstoffe machen Sekundärroh-stoffe aus Abfall attraktiv. Außerdem nimmtdas Umweltbewusstsein weltweit zu, wie diederzeitige Diskussion um den Klimaschutzzeigt. Dies wird zu erhöhten Anforderungenan die Wiederverwertung von Abfällen füh-ren. Höhere Quotenvorgaben vom Gesetz-geber werden die Folge sein. Auch die Ener-giegewinnung aus Abfällen wird durch dieglobal knapper werdenden Primärressourcenbeflügelt. Unsicherheiten bestehen nur hin-sichtlich der Gesetzgebung wie im Fall derNovelle der Verpackungsverordnung. Auchdeswegen bleibt die Branche in Bewegung.Nicht zuletzt profitieren neben den Unterneh-men auch Umwelt und Menschen von Res-sourcenschonung und Nachhaltigkeit.

RESSOURCE Viele Verpackungen, die früher als Abfallentsorgt wurden, sind heute ein begehrter Rohstoff, vonKunststoffen über Metall bis hin zu Papier.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.bde.org

+ www.bsvv.de

+ www.recyclingmagazin.de

VISAVIS sprach mit Wolfgang Schertz, Vorstandsvor-sitzender des Entsorgungsspezialisten Landbell.

Wie wird der freie Wettbewerb im Markt derDualen Systeme von den Kunden aus Industrieund Handel angenommen?Die Unternehmen können jetzt frei wählen, welchemSystem sie ihre gesetzlichen Recyclingauflagen über-tragen – und sie nutzen diese Möglichkeit. Nachdemkeiner mehr gezwungen ist, mit der Duales SystemDeutschland GmbH (DSD) zusammenzuarbeiten, re-gistriert das Duale System von Landbell einen enor-men Zulauf. Das zeigt, dass die von Politik und Wirt-schaft geforderte Marktöffnung überfällig war.Welche Vorteile bringt der neue Wettbewerb?Wir haben die in jeder Hinsicht starren Strukturenaufgebrochen. Landbell ist unabhängig, kooperiertmit verschiedenen Entsorgungsunternehmen undbietet je nach Anforderung spezifische Recyclinglö-sungen. Das bedeutet klare Vorteile für Industrie undHandel bei Preis, Qualität und Service.Macht sich die Marktöffnung auch für die End-verbraucher bemerkbar?

Wie bei jeder Deregulierung wirkt sich der Wettbewerbauf die Preise aus, sprich die zum Beispiel in den Le-bensmittelpreisen enthaltenen Entsorgungskosten fürdie Verpackungen sind gesunken. Der Wettbewerbbringt neue Impulse, über alternative Erfassungsme-thoden wie die Gelbe Tonne Plus nachzudenken.Neben den Dualen Systemen wetteifern Selbst-entsorgersysteme um die Recyclingaufträge. Wiewird sich der Markt entwickeln?Vom Grundsatz her ergänzen sich die Dualen Systememit der haushaltsnahen Entsorgung und die Selbst-entsorgerlösungen,die das Recycling am Ort der Über-gabe abwickeln.Wettbewerb ist daher kontraproduk-tiv. Es muss vielmehr darum gehen, Richtlinien fürein faires Miteinander aller Marktteilnehmer zu defi-nieren. Dazu gehört mehr Transparenz bei der Vertei-lung des Recyclingvolumens auf die einzelnen Entsor-gungssysteme. Hier darf es keine Grauzone geben.Was erwarten Sie von der anstehenden 5. Ver-packungsnovelle? Welche Ziele hat Landbell fürdie Zukunft?Wir fordern klare Qualitäts- und Kontrollmechanismenbei den Schnittstellen für Duale Systeme und Selbst-

entsorger sowie präzise verifizierte Meldemengen. Nurso können Recyclingpreller und Falschmelder ge-stoppt werden.Das sichert langfristig die Institution derDualen Systeme. Unser Ziel ist, die Position als größ-ter Wettbewerber der DSD auszubauen, in neue Ge-schäftsfelder zu expandieren und unsere europäischenAktivitäten weiterzuentwickeln. www.landbell.de

Neue Spielregeln bei der AbfallentsorgungDie Landbell AG hat als Erste das DSD-Monopol bei der Verpackungsentsorgung geknackt.

KONKURRENZ Wolfgang Schertz, Vorstandsvorsitzen-der der Landbell AG, ist stolz, dass sein Unternehmen aufdem deutschen Entsorgungsmarkt so gut positioniert ist.

Page 16: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

16 VISAVIS ECONOMY 2/07

BIOTECHNOLOGIE

Das Krebsprodukt Avastin von Genen-tech zeigt deutlich, dass innovative Produk-te, die dem Patienten einen klaren therapeu-tischen Nutzen bringen, von den Ärzten ak-tiv angewendet werden. Nach unseren Schät-zungen dürften die Umsätze dieses Produk-tes bei rund fünf Mrd. Dollar liegen. Eben-falls erwarten wir, dass weitere Produkte inanderen Gebieten in den nächsten Jahrenerfolgreich lanciert werden können.

Ein gutes Beispiel für die erfolgreicheForschung und Entwicklung stellt die Thera-pie von Hepatitis dar. Wir erwarten, dass dieBehandlung von Hepatitis C innerhalb dernächsten sechs Jahre stark verbessert wird.Die neuen Produkte werden signifikant wirk-samer und weisen zudem weniger Neben-wirkungen auf. Der Hepatitis-C-Virus greiftdie Leberzellen an und repliziert sich. DieSymptome dieser Krankheit umfassen u. a.Fieber, Gelbsucht, Gelenk- und Muskel-schmerzen. Längerfristige Folgen könnenLeberzirrhose oder Leberkrebs sein. Nach-dem man das Genom, die Struktur und denLebenszyklus des Virus analysiert hat, ist esnun möglich, den Virus direkter und somiteffizienter zu bekämpfen. Die Protease-In-hibitoren erachten wir als eine der vielver-sprechendsten Produkteklassen. Sie verhin-dern die Entstehung eines wichtigen Enzyms,das für die Entwicklung des Virus wichtig ist.Zudem erhöhen diese Inhibitoren die Wir-

kung des Interferons, das für die Behandlungvon Hepatitis bereits eingesetzt wird. Das Pro-dukt VX-950 des Unternehmens Vertex hatin den klinischen Studien ausgezeichnete Re-sultate erzielt. Der antivirale Effekt ist sogroß, dass der Virus nicht mehr nachweisbarist. Dieses Produkt dürfte die Behandlung vonHepatitis revolutionieren. Johnson& Johnsonwird VX-950 gemeinsam mit Vertex in denUSA vermarkten. Zudem dürften weitere Pro-dukte wie z. B. Albuferon von Human Ge-nome Sciences Fortschritte in der Hepatitis-Behandlung mit sich bringen. Nach unserenSchätzungen könnte ein erfolgreiches Pro-dukt auf diesem therapeutischen Gebiet einenUmsatz von rund zwei Mrd. USD erzielen.

Die Biotechnologieunternehmen inves-tieren weiterhin kräftig in Forschung undEntwicklung. Nach unseren Schätzungen be-trifft das rund 25 Prozent der Umsätze in 2006(Pharmaunternehmen: 15 Prozent). Die Aus-gaben der Biotechnologiebranche liegen hö-her, weil sie in gering therapierbaren Krank-heitsbereichen tätig sind. Dies wiederumerlaubt eine flexiblere Preispolitik; überdiesbenötigen viele dieser Unternehmen nur ei-nen kleinen Außendienst. Zurzeit befindensich über 800 Produkte in klinischen Stu-dien – ein Drittel davon in Phase III, derletzten Phase vor der potenziellen Zulassungeines Produkts. Die FDA (Food & Drug Ad-ministration) wird in diesem Jahr voraus-

sichtlich über die Zulassung von 25 neuenProdukten entscheiden. Produkte mit hohemUmsatzpotenzial, die in der Lancierungspha-se stehen, sind Exubera von Nektar / Pfizer– das erste inhalative Insulin für Diabetes-Patienten – und Revlimid von Celgene, dasgegen Multiples Myelom eingesetzt wird.

Die profitablen Biotechnologieunter-nehmen haben mit sehr guten Quartalszah-len das überdurchschnittliche Wachstum desSektors bestätigt.

Das Potenzial künftiger Produktzulas-sungen ist groß, was die Gesamtperformancedes Sektors zusätzlich untermauern wird.Darüber hinaus bestehen gute Chancen,dass sich auch die positiven Umsatz- undGewinnzuwachstrends der bereits rentablenUnternehmen weiter fortsetzen werden. DieBewertungen liegen im historischen Durch-schnitt. Über das Gesamtjahr gesehen rech-nen wir mit einer Gewinnsteigerung derrentablen Biotechunternehmen um rund 20Prozent. Wir sind zuversichtlich, dass Bio-technologiefonds, die selektiv in eine Palettevon Unternehmen mit potenziellen und be-währten Therapien anlegen, in den kommen-den fünf Jahren attraktive Renditen erzielenwerden. Unsere Autoren Eric Bernhardt undNathalie Flury sind Analysten und Portfolio-Manager der Clariden Leu AG für Life Scien-ces beziehungsweise Biotechnologie. WeitereEinzelheiten unter: www.claridenleu.com

Attraktive Renditen im BlickPotenzial Viele Unternehmen der Biotechnologie-Sparte sind mittlerweile erfolgreich. Die Fondsmanager derClariden Leu AG erwarten für 2007 Gewinnsteigerungen von bis zu 20 Prozent.

EXPERTEN Die Fondsmanager Eric Bernhardt und Nathalie Flury investieren inlohnende Produkte, die nicht nur den Patienten einen klaren Nutzen bringen. Sie gebendarüber hinaus auch den interessierten Anlegern neue Perspektiven.

Page 17: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 17

Im letzten Jahrhundert hat vor allemdie Informationstechnologie der Weltwirt-schaft einen enormen Wachstumsschub be-schert. In diesem Jahrhundert, so glaubenviele Wissenschaftler und Wirtschaftsexper-ten, wird die Biotechnologie der wichtigsteWirtschaftsmotor werden. Dazu zählen nichtnur medizinische Anwendungen, also neueDiagnostika, Impfstoffe und Medikamente,sondern auch die sogenannte Grüne Biotech-nologie mit Anwendungen in der Landwirt-schaft und Lebensmittelindustrie sowie dieWeiße Biotechnologie, die den Einsatz nach-wachsender Rohstoffe und biologischer Ver-fahren in der chemischen Industrie vorantreibt.

Seit mehr als einem Jahrzehnt befindensich Bio- und Gentechnologie in einem ra-santen Aufbruch. 2006 wurden hier weltweiterneut überdurchschnittliche Wachstumsra-ten von mehr als 20 Prozent erzielt. Wich-tigstes Segment ist nach wie vor die medizi-nische, also die Rote Biotechnologie. NachAngaben der OECD sind weltweit 51 Pro-zent aller Biotechnologiefirmen auf diesemSektor aktiv, 19 Prozent in der Grünen und15 Prozent in der Weißen Biotechnologie.

Trotz des starken Wachstums in diesemSektor ist ein Ende nicht abzusehen, dennvom weltweiten Umsatz mit Medikamentenin Höhe von ca. 600 Milliarden Dollar im

Jahr 2005 entfielen nur neun Prozent auf bio-technologisch gewonnene Wirkstoffe. Die-ser Anteil wird in den kommenden Jahrenstetig steigen, weil heute immer mehr neueWirkstoffe mit biotechnologischen Metho-den entwickelt bzw. produziert werden.

Für das Jahr 2007 wird daher prognos-tiziert, dass der Biotechnologiesektor um ca.15 bis 16 Prozent und der Pharmamarkt umetwa fünf bis sechs Prozent wachsen wird.Bis 2010 sollen mehr als 60 Prozent der Um-

sätze mit biotechnologisch hergestellten Arz-neimitteln erzielt werden. In den USA stammtbereits heute mehr als die Hälfte der neuzugelassenen Medikamente von Biotech-Firmen.

Weltweit sind derzeit ungefähr 700 bis1.000 Produkte der Biotechnologie – neueMedikamente ebenso wie neue Impfstoffe,darunter fast die Hälfte gegen Krebserkran-kungen – in der klinischen Erprobung. DerMarkt wächst aus mehreren Gründen. Zumeinen ermöglicht die Biotechnologie erstmalseinen Zugang zum Verständnis und damitzur Therapie vieler Erkrankungen. Zum an-deren sind der Mangel an neuen Produktenin der Pharmaindustrie und die demografi-sche Entwicklung Wachstumstreiber.

Bei den großen Pharmafirmen fallen imZeitraum von 2005 bis 2008 Umsätze inHöhe von über 50 Mrd. Euro weg, weil fürdie entsprechenden Medikamente der Patent-schutz abläuft und sie daher von Generika-Herstellern angeboten werden. Diese Lückenversuchen viele Unternehmen durch Koope-rationen oder die Akquisition innovativerBiotech-Firmen bzw. vielversprechender Pro-dukte zu füllen.

Allein in Europa investieren die Phar-mafirmen derzeit rund ein Viertel ihres For-schungsbudgets in Kooperationen mit Bio-tech-Firmen. Die Berlin Noxxon AG z. B.konnte im letzten Jahr eine Kooperation mit

EXPERTE Prof. Dr. Detlef Weigel, Max-Planck-Institut,warnt vor einer Abwanderung der Forschung, falls sich dieAkzeptanz der Grünen Biotechnologie nicht verbessert.

Aufwind Patienten und Anleger profitieren von der Expansion der Biotechnologiebranche. Wachstums-treiber sind die demografische Entwicklung und das Ablaufen des Patentschutzes vieler Medikamente.

Gene mit Umsatzpotenzial

von Ullrich Niehoff

Page 18: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Pfizer eingehen, bei der Pfizer für die Rech-te an einem präklinischen Arzneimittelkan-didaten gegen Übergewicht bis zu 166 Mio.Euro zahlt. GlaxoSmithKline, der größtePharmakonzern Europas, erwarb vom dä-nischen Biotech-Unternehmen Genmab fürbis zu 1,6 Mrd. Euro die Rechte an einemLeukämiemedikament, das sich in der letz-ten Phase der klinischen Erprobung befin-det. Und die deutsche Merck übernahm imletzten Jahr das schweizerische Biotech-Un-ternehmen Serono für rund elf Mrd. Euro.

Große Nachfrage besteht auch nach Ser-viceleistungen, da weder Pharma- noch Bio-technologiefirmen sämtliche wissenschaft-lichen Aufgabenstellungen selbst bewältigenkönnen. Die Dortmunder Protagen AG etwabietet Firmen und ForschungseinrichtungenDienstleistungen wie Proteinanalytik, dieAufklärung von Wechselwirkungen verschie-dener Proteine im Stoffwechsel und die Iden-tifizierung unbekannter Eiweiße. Das Un-ternehmen plant aber auch, seine Expertiseauf den Diagnostiksektor auszuweiten. DieBoehringer Ingelheim GmbH wiederum hatsich auf die Entwicklung und Herstellungvon therapeutischen Proteinen spezialisiertund profitiert vom Boom dieser hochwirk-samen und gut verträglichen Wirkstoffklasse.

Die demografische Entwicklung sorgtebenfalls für steigende Umsätze, weil mitsteigender Lebensdauer auch die Zahl dege-nerativer und chronischer Erkrankungen zu-nimmt. Dazu zählen nicht nur Demenzerkran-

kungen, Arthritis und Osteoporose, sondernz.B. auch die Sarkopenie, ein altersbedingterMuskelschwund, den Dr. Andreas Schulze,Vorstandsvorsitzender der Schweizer Neu-rotune AG, als „demografisches Damokles-schwert“ bezeichnet. Zwar kann der Prozesswomöglich durch regelmäßige Bewegungund bewusste Ernährung verlangsamt wer-den, letztendlich aber ist eine Therapie nochnicht möglich. Neurotune hat die biochemi-

schen Hintergründe der Erkrankung aufge-klärt und arbeitet inzwischen bereits an ers-ten Medikamentenkandidaten.

Von dieser Entwicklung können nichtnur Patienten, sondern auch Anleger profi-tieren, denn die Zahl der börsennotierten Un-ternehmen ist in den letzten Jahren ebenfallssehr stark gestiegen. Während es in EuropaEnde 1996 nur 17 börsennotierte Biotech-Fir-men mit einer Marktkapitalisierung von ca.zwölf Mrd. US-Dollar gab, waren es Ende2006 bereits über 150 mit einem Wert von112 Mrd. US-Dollar. Allein im letzten Jahrgingen in Europa über 20 Firmen neu an dieBörse, davon fünf in Deutschland. Die Bör-sengänge spülten 670 Mio. Euro in die Kas-sen der Unternehmen (D: 93 Mio. Euro); wei-tere drei Mrd. Euro (D: 228 Mio. Euro) flos-sen 2006 über Risikokapitalunternehmen undneue Aktienplatzierungen in den Sektor.

Da sich die Kurse vieler börsennotierterBiotech-Unternehmen im letzten Jahr seit-wärts bewegt haben, liegen die Bewertun-gen auf historisch niedrigem Niveau. Damitist für dieses Jahr mit überdurchschnittlichsteigenden Kursen zu rechnen. Nathalie Fluryund Eric Bernhardt, Fondsmanager des Cla-riden Leu Biotechnology Equity Fund, be-scheinigen denn auch dem Biotechnologie-sektor überdurchschnittliche Wachstums-chancen und weisen darauf hin, dass mit zu-nehmender Reife der Industrie das Potenzialkünftiger Produktzulassungen groß ist. „Wir

BIOTECHNOLOGIE

„Sarkopenie, das ist eines der demografi-schen Damoklesschwerter, deren Schärfe wir heutenur erahnen können“, weckt Dr. Andreas Schulze,Vorstandsvorsitzender der Schweizer Neurotune AG,das Interesse seiner Zuhörer. Das vor zwei Jahrengegründete Biotech-Unternehmen hat sich ganz denErkrankungen des peripheren undzentralen Nervensystems gewid-met. Als Fokus kristallisierte sichder altersbedingte Muskelschwund,auch Sarkopenie (griechisch: sar-co = Fleisch, penia = Verlust) her-aus. Es handelt sich um eine durchden beschleunigten Verfall der Ver-bindungen zwischen den Nerven-und Muskelzellen verur-

sachte Erkrankung. Die Behandlungskosten der Be-troffenen häufiger Stürze sind schon heute ein dieGesundheitskassen belastender Milliardenfaktor.

Wenngleich mangelnde Bewegung, falscheErnährung und die altersbedingte Abnahme derSteroidhormone als Auslöser vermutet werden, ist

eine Therapie noch nicht möglich.Wissenschaftler von Neurotunehaben nun die biochemischen Zu-sammenhänge herausgefundenund das Protein Neurotrypsin alsÜbeltäter erkannt.Auf Basis der pa-tentierten Technologie hat Neuro-tune bereits erste Wirkstoffkandi-daten in der präklinischen Entwick-lung. www.neurotune.com

Gesundheit

Sarkopenie auf der Spur

18 VISAVIS ECONOMY 2/07

Biot

echn

olog

ie in

Deu

tsch

land

Die deutsche Biotechnologie wird ein-deutig von der Roten Biotechnologie domi-niert: Von den 480 Biotechnologie-Unterneh-men, die der biotechnologie.de-Report „Diedeutsche Biotechnologie-Branche 2006“ un-tersucht hat, arbeiten fast 80 Prozent auf die-sem Gebiet; der Rest verteilt sich vor allemauf Grüne und Weiße Biotechnologie.

Der Umsatz der deutschen Biotechnolo-gie-Branche liegt bei ca. 1,5 Mrd. Euro, der vonrund 24.000 Mitarbeitern erwirtschaftet wird.Für Forschung und Entwicklung wurden 714Mio. Euro aufgewandt. Nach Angaben desDeutschen Industrieverbands Biotechnologie(DIB) waren im Juni 2006 in Deutschland 119Biotech-Medikamente mit 85 verschiedenenWirkstoffen zugelassen, davon 17 aus deut-scher Produktion. Im Jahr 2005 wurden mit sol-chen Arzneimitteln rund 2,06 Milliarden Euroumgesetzt. Das entspricht zehn Prozent desdeutschen Arzneimittelmarktes.

Einzelne Bereiche der Biotechnologie ha-ben es hierzulande schwer. „Beispielsweiseexistieren in Deutschland kaum Chancen fürdie Grüne Biotechnologie“, beklagt Dr. UlrichMartin, Leiter der Leibniz-Forschungslabora-torien für Biotechnologie und künstliche Or-gane (LEBAO) sowie der klinischen Forscher-gruppe Lungentransplantation an der Medizi-nischen Hochschule in Hannover. „In anderenBereichen sieht das anders aus, so zum Bei-spiel in der Roten Biotechnologie. In meinemeigenen Bereich, der Stammzellforschung,sehe ich das allerdings deutlich kritischer, ins-besondere was die Verwendung embryonalerStammzellen angeht. Hier ist in Deutschlandzurzeit keine Kommerzialisierung denkbar,und ich sehe auch nicht, dass es diesbezüglichGesetzesänderungen geben wird. In Bezugauf embryonale Stammzellen ist meiner An-sicht nach in Deutschland eine große Chanceverpasst worden.“

Page 19: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Wie positioniert sich Ihr Unternehmenim Markt für Biotechnologie?Boehringer Ingelheim ist bereits seit mehrals 25 Jahren in der Entwicklung und Her-stellung von Biopharmazeutika im groß-technischen Maßstab tätig und auf diesemGebiet in Europa führend. Als „One-stop-Shop“ bietet Boehringer Ingelheim als Auf-tragshersteller die gesamte Prozesskette, be-ginnend mit der Zelllinien-Entwicklung überdie Fermentation und Proteinchemie biszum Medikament und seiner internationalenRegistrierung, an. Diese Technologie-Platt-form, die wir für die eigene Entwicklungund Produktion therapeutischer Proteine ausZellkulturen und Mikroorganismen etablie-ren, stellen wir im Auftragsgeschäft unse-ren Kunden zur Verfügung. Wir sind derzeitmit 47 Prozent Marktanteil der größte Auf-tragsproduzent für Biopharmazeutika ausZellkulturen und produzieren für zehn derTop-25-Pharmaunternehmen innovative Bio-pharmazeutika, darunter auch die vier „Block-buster“ Enbrel®, Synagis®, Betaferon® so-wie Erbitux®. Was sind aus Ihrer Sichtweise zurzeit dieinteressantesten Entwicklungen im Be-reich Biopharmazeutika?Hoch dosierte Antikörper-Therapeutika inder Onkologie und Immunologie sowie fürchronische Erkrankungen erfordern gerin-ge Herstellkosten als Voraussetzung für ak-zeptable Therapiekosten. Boehringer Ingel-

heim trägt dieser Herausforderung durchdie Entwicklung hoch exprimierender Zell-kulturen und Mikroorganismen Rechnung.Die vorhandenen großtechnischen Fermen-tationsvolumina sowie eine hohe Auslas-tung der Produktionsanlagen sind weitereFaktoren, mit denen wir die Herstellkostenminimieren. Im Downstream-Prozess soll-ten wenige Reinigungsschritte sowie alter-native Technologien der Kristallisation vonProteinen hohe Ausbeuten erzielen (>70 Pro-zent). All diese Maßnahmen dienen dazu,die Therapiekosten bei chronischen Erkran-kungen möglichst niedrig zu halten. Alterna-tiv zu den Antikörper-Immuntherapeutika ge-winnen Protein-Scaffolds zunehmend an Be-deutung. Sie sind relativ klein und zeich-nen sich durch hohe Temperatur- und pH-Stabilität aus, gleichzeitig sind sie kosten-günstig durch Mikroorganismen zu produ-zieren. Boehringer Ingelheim verfügt überentsprechende Plattformtechnologien zurProduktion. Bedingt durch die Proteinstruk-tur der Biopharmazeutika werden bis aufwenige Ausnahmen, wie inhalatives Insulin,Biopharmazeutika parenteral verabreicht.Hier ist es erstrebenswert, stabile, hochkon-zentrierte Flüssigformulierungen zu entwi-ckeln, die dem Patienten durch eine vorge-fertigte Spritze verabreicht werden können.Langfristig wird zudem angestrebt, für dieBehandlung chronischer Erkrankungen oraleApplikationsformen anzubieten.

Welche Rolle spielen die Produktionsstand-orte Biberach und Wien im Rahmen Ihrerinternationalen Biopharmazie-Strategie?Die für die Entwicklung und Produktionvon Biopharmazeutika erforderlichen Kern-

kompetenzen haben wir an unserenProduktionsstandorten in Bi-berach/Riss und Wien aufge-teilt. In Biberach fokussierenwir auf die Entwicklung undProduktion komplexer und gly-kosilierter therapeutischer Prote-ine, die sich ausschließlich durchZellkulturen produzieren lassen.

Für die wirtschaftliche Herstellung diesertherapeutischen Moleküle stehen zwölf groß-volumige Bioreaktoren im 15.000-Liter-Maßstab zur Verfügung, die wir mit hoherAuslastung kommerziell betreiben. Unsere„Produktpipeline“ wird mittelfristig eine wei-tere Investition in diese Zellkulturtechnolo-gie erforderlich machen. Am Standort Wienentwickeln und produzieren wir nichtglyko-silierte therapeutische Proteine und DNA-Pro-dukte. Im Mittelpunkt stehen Interferone, In-terleukine, Wachstumsfaktoren, Antikörper-fragmente, Protein-Scaffolds und DNA-Plas-mide. Für die Herstellung dieser Biopharma-zeutika stehen eigene hocheffiziente Expres-sionssysteme in E.coli und Hefen zur Verfü-gung. Mit unserer Franchise-Technologie fürdie Herstellung von DNA-Produkten verfü-gen wir über einen patentgeschützten Pro-zess mit Fermentationstitern von 2 g / L. Der-zeit werden zehn der weltweit in der Klinikbefindlichen Gentherapeutika und DNA-Vakzine bei uns entwickelt und produziert.www.boehringer-ingelheim.com/biopharm

CHANCEN Prof. Dr. Dr. h.c. Rolf G. Werner, Senior VicePresident of Corporate Division Biopharmaceuticals, Boeh-ringer Ingelheim GmbH: „Geringe Herstellkosten sind Vo-raussetzung für akzeptable Therapiekosten.“

Zelllinien auf ErfolgskursBiotechnologie Rolf G. Werner, Boehringer Ingelheim GmbH, erläutertim Gespräch mit VISAVIS die aktuellen Trends der Biopharmazie.

FUTURISTISCH Die internationale Unternehmens-zentrale des Konzerns in Ingelheim.

VISAVIS ECONOMY 2/07 19

Page 20: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Herr Dr. Zinke, was versteht man unterweißer Biotechnologie und womit beschäf-tigt sich diese?Schon seit Jahrhunderten werden bestimm-te biologische Prozesse zur fermentativenHerstellung von industriellen Rohstoffen ge-nutzt, das heißt man setzt Mikroorganismenzur großtechnischen Produktion ein. Heuteist es dank der Fortschritte der Molekular-biologie möglich, diese Organismen sehrviel eleganter und auch schneller und effi-zienter zu nutzen, sodass sie das gewünschteProdukt in kürzerer Zeit oder unter günsti-geren Bedingungen und mit größerer Aus-beute herstellen.Welche Bedeutung hat das für die heuti-ge Chemieindustrie?Hier sind mehrere Aspekte zu nennen. Zumeinen Kostenersparnis: Die chemische In-dustrie leidet heute vor allem unter der Ver-teuerung der petrochemischen Ressourcen.Deswegen sucht man nach Ersatzmethoden,um bestehende Chemikalien auf anderenWegen, z. B. fermentativ oder mithilfe vonBiokatalysatoren, herzustellen und das mög-lichst auf der Basis von nachwachsendenRohstoffen. Zum anderen können die Me-thoden der weißen Biotechnologie zu ganzneuen Produkten führen, z. B. in der Kos-metik- oder Nahrungsmittelindustrie. Letzt-lich steht die weiße Biotechnologie für dieTransformation etablierter Branchen, allen

voran natürlich der chemischen Industrie,zu einer Industrie, die vorwiegend biologi-sche Verfahren nutzt und dabei nachwach-sende Rohstoffe einsetzt und biologischeProdukte und Vorprodukte erzeugt.Wo liegen derzeit die interessantestenPerspektiven?Am spannendsten sind die sogenannten Bio-katalysatoren, d. h. Biomoleküle, die chemi-sche Reaktionen beschleunigen. Derzeit wer-den in der Industrie nur 130 verschiedeneBiokatalysatoren eingesetzt, eine verschwin-dend geringe Zahl verglichen mit den Mil-

lionen unterschiedlicher Biokatalysatoren,die viereinhalb Milliarden Jahre Evolutionhervorgebracht haben. Da steckt ein riesi-ges Potenzial, das erst jetzt erschlossen wer-den kann.Welche Rolle spielt die Brain AG bei derErschließung?Unsere Spezialität ist die sogenannte Me-tagenomtechnologie. Als Metagenom be-zeichnet man die Gesamtheit der geneti-schen Informationen in einer Probe. Ein Bei-spiel: In etwa einem Gramm Erde findensich etwa 5.000 verschiedene Mikroorganis-men, von denen jeder etwa 1.500 verschie-dene Gene hat. Früher musste man all dieseOrganismen zunächst einmal kultivieren,um sie untersuchen und einsetzen zu kön-nen. Das gelingt aber nur bei deutlich weni-ger als einem Prozent. Wir überspringendiesen Kultivierungsschritt, indem wir ge-netisches Material direkt aus einer Um-weltprobe isolieren und dann in industriellbewährte Mikroorganismen einsetzen. Wirlegen dabei eine Bibliothek des gesamten ge-netischen Materials einer Umweltprobe an.Wie kann man sich diese Bibliothek vor-stellen?Unsere Bibliotheken sind sowohl real als auchelektronisch vorhanden. Zum einen habenwir in etwa 60 Kühl- und Gefrierschränkensowie diversen Stickstofftanks Sammlungenvon real existierenden Mikroorganismen, dieFremd-DNA aus einer gegebenen Probe auf-genommen haben. Zum anderen haben wireine Datenbank, die all diese Organismen unddie darin enthaltene Fremd-DNA katalogi-siert und den gezielten Zugriff ermöglicht.Wie steht es um die Zukunftsaussichtender Brain AG?Wir sind seit unserer Gründung 1993 profi-tabel und haben unser Wachstum bislangselbst finanziert. Da aber der Markt zurzeitpro Jahr mit 20 oder 30 Prozent wächst undwir daran noch mehr partizipieren wollen,haben wir uns jetzt erstmals für die Aufnah-me von Kapital entschieden. Wir wollen näm-lich bioaktive Naturstoffe, Biokatalysatorenund Enzyme in Zukunft selbst herstellen,müssen also Produktions- und Vertriebska-pazität ausbauen. Investor ist die MiG AG,ein unternehmerisch geprägter Mittelstands-investor, der uns 12,5 Mio. Euro bereitstellt.Wir sind überzeugt, dass wir damit aucheinen wesentlichen Beitrag zum Ausbau derWettbewerbsvorteile der großen und tra-ditionsreichen deutschen Chemieindustrieleisten können. Infos: www.brain-biotech.de

Expansion mit PerspektiveMetagenomik VISAVIS sprach mit Dr. Holger Zinke, CEO der Brain AG,einem in Europa führenden Unternehmen der weißen Biotechnologie.

WACHSTUM Dr. Holger Zinke, CEO Brain AG: „Wir set-zen auf den Ausbau von eigenen Produktions- und Ver-triebskapazitäten für Enzyme und Biokatalysatoren.“

20 VISAVIS ECONOMY 2/07

BIOTECHNOLOGIE

Page 21: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

sind daher zuversichtlich, dass Biotechnolo-giefonds, die selektiv in eine Palette von Un-ternehmen mit potenziellen und bewährtenTherapien anlegen, in den kommenden fünfJahren attraktive Renditen erzielen wer-den“, so Flury und Bernhardt.

Allerdings raten Börsenexperten An-legern grundsätzlich von Einzelinvestmentsin der Biotechnologie ab. „Die Risiken derWirkstoffentwicklung sind einfach zu groß“,betont Prof. Dr. Thomas Szucs, Verwaltungs-rat der Schweizer BeteiligungsgesellschaftBB Biotech AG. Er weist darauf hin, dassgerade bei kleinen Firmen negative Nach-richten leicht zu Kursstürzen von 50 Prozentund mehr führen können. Anleger solltendaher besser in spezialisierte Fonds oder Be-teiligungsgesellschaften investieren, wo sichProfis um die optimale Anlage kümmern.

Die Grüne Biotechnologie gewinntebenfalls immer mehr an Bedeutung. 2005

wurden weltweit auf rund 90 Millionen Hek-tar gentechnisch veränderte Pflanzen ange-baut. Von dieser Fläche entfielen 55 Prozentauf die USA, 19 Prozent auf Argentinien undzehn Prozent auf Brasilien.

Im selben Jahr stammten knapp 70 Pro-zent der Sojaernte von gentechnisch veränder-ten Pflanzen, außerdem etwa 28 Prozent derBaumwollernte sowie 18 Prozent der Raps-und 14 Prozent der Maisernte. Die Umsätzemit gentechnisch veränderten Pflanzen er-reichten weltweit ca. 5,3 Milliarden Dollar.

In Deutschland gibt es demgegenüberlediglich Anbauflächen von 950 Hektar, aufdenen gentechnisch veränderter Mais ange-baut wird. Dies liegt zum Teil an der nochimmer vorherrschenden Skepsis in weitenTeilen der Bevölkerung und bei vielen Politi-kern, zum Teil aber auch daran, dass die ent-sprechenden Pflanzen bzw. Eigenschaftenin Mitteleuropa nur geringe Bedeutung haben.

Die deutsche Forschung zählt indessensowohl im industriellen als auch im akade-mischen Bereich der Grünen Biotechnologiezur Weltspitze, meint Prof. Dr. Detlef Weigel,Direktor der Abteilung für Molekularbio-logie am Max-Planck-Institut für Entwick-lungsbiologie in Tübingen. Er glaubt, dass dieGrüne Biotechnologie in den nächsten Jah-ren erheblich an Bedeutung gewinnen wird.„Zum einen werden immer mehr Produkteauf den Markt kommen, die einen klar er-kennbaren Vorteil nicht nur für die Produ-zenten, sondern auch für den Endverbraucherhaben. Ich denke dabei an functional Foods,d.h. gesündere Nahrungsmittel, die zum Bei-spiel höhere Mengen an Antioxidantien ent-halten. Zum anderen werden biologischeEnergieträger eine wichtige Rolle spielen.“

Allerdings, so Weigel weiter, besteht dieGefahr, dass sich der Trend zur Verlagerungindustrieller Forschungslabore in das Auslandfortsetzen wird, wenn sich die Akzeptanz derGrünen Biotechnologie nicht verbessert. Dieskönnte langfristig dazu führen, dass interna-tionale Konzerne zwar die wertvollen For-schungsergebnisse aus Deutschland nutzen,die Wertschöpfung allerdings ins Auslandund sogar außerhalb Europas verlegen – zumSchaden der deutschen Volkswirtschaft.

Die oft geäußerten Bedenken gegenGrüne Biotechnologie teilt Weigel nicht:„Der weitaus überwiegende Teil der Befürch-tungen, die öffentlich geäußert werden, istunberechtigt. Gesundheitsgefahren, die überdas hinausgehen, was auch bei Pflanzen ausder konventionellen Züchtung zu befürch-

VISAVIS ECONOMY 2/07 21

SCHWERPUNKT Deutsche Biotech-Unternehmen haben sich im Jahr 2005 hauptsächlich auf den Bereich Gesundheitund Medizin konzentriert. Die übrigen Forschungsgebiete spielten hingegen nur eine untergeordnete Rolle.

Biotechnologie-Segmente

Die Protagen AG ist auf Proteinespezialisiert und zählt zu den techno-logisch führenden Unternehmen im Be-reich Protein Biochips. Bisher sind dieDortmunder fast nur dem Fachpubli-kum bekannt und das obwohl sie am5. November 2007 im Rahmen der Ini-tiative „Deutschland – Land der Ideen“ihr zehnjähriges Jubiläum feiern.

Anfangs ein Spin-off der Ruhr-Universität Bochum, konzentrierte sichdas Gründerteam auf hochwertigeDienstleistungen für Forschungsinsti-tute und Unternehmen. Was einst mitProteomics-Schwerpunkt begann, bil-det nun die Basis eines soliden Unter-

nehmens der Nanobiotechnologie. Heu-te agiert Protagen auf den drei Geschäfts-feldern Protein Biochips, Protein Ana-lytik und Bio-Informationstechnologie,bedient weltweit zahlreiche renommier-te Kunden und kooperiert mit namhaf-ten Partnern. Mit der Bruker Daltonik,einem Spezialisten für Massenspektro-metrie, entstanden Branchenstandardssetzende Produkte. Heute ist es die ersteGeneration der eigenen Proteinbiochip-Produktfamilie UNIchip® zur beschleu-nigten Entwicklung neuer Medikamen-te durch standardisierte Analysen.

Mit dem im Mai des vergange-nen Jahres von der S-Venture Capital

Dortmund GmbH, einer 100%igenTochter der Sparkasse Dortmund, undden Fonds 1 und 3 der MIG AG ausMünchen eingeworbenen Eigenkapitalwappnet sich das 33 Mann starke Un-ternehmen für den Markt. So wird dieim September 2006 in Chester /NewJersey gegründete Protagen, Inc. denVertrieb in den USA ausbauen. „Wir sindsehr froh, auf eine kontinuierliche Un-ternehmensentwicklung gesetzt zu ha-ben und sehen uns heute gut positio-niert, bald auch den wachsenden Dia-gnostikmarkt zu bedienen“, prognosti-ziert Vorstandsvorsitzender Dr. ChristophHüls zuversichtlich. www.protagen.com

Biochips

SOLIDE „Langfristige Kundenbeziehun-gen sichern ein nachhaltiges Geschäft“,so die Überzeugung von Christoph Hüls.

Mit Proteinen auf der Überholspur

Quel

le:w

ww

.bio

tech

nolo

gie.

de

Page 22: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

ten ist, gibt es nicht und sind auch nicht zuerwarten. Ökologische Bedenken sollten je-doch ernst genommen werden. Bei Arten,die sich leicht mit nah verwandten heimi-schen Wildpflanzen kreuzen, sollte man ge-nau analysieren, welche Konsequenzen derTransfer von Transgenen in das Erbgut derWildpflanzen nach sich ziehen könnte.“

Die Weiße Biotechnologie ist mit Wachs-tumsraten von 20 bis 30 Prozent derzeit deram stärksten wachsende Sektor der Biotech-nologie. Dabei geht es darum, chemischeGrundstoffe durch nachwachsende Rohstoffezu ersetzen und chemische Produktionsver-

fahren durch den Einsatz von Enzymen undMikroorganismen billiger und effizienter zumachen. In Deutschland sollen in den nächs-ten fünf Jahren als Teil der neuen Hightech-Strategie der Bundesregierung bis zu 60 Mio.an Fördermitteln in diesen Sektor fließen.

Die Entwicklung, so Dr. Holger Zinke,CEO der Brain AG, wird letztlich zu einerTransformation der chemischen Industrie hinzu nachwachsenden Rohstoffen und biotech-nologischen Verfahren führen; getrieben wirdder Umbruch von stark steigenden Rohstoff-preisen. Zinke sieht darin eine große Chan-ce für die chemische Industrie in Deutschland

bzw. Europa. „Die chemische Industrie isteigentlich eine europäische Industrie, undwir sind nach wie vor sehr stark aufgestellt.In der Liste der zehn umsatzstärksten globa-len Chemieunternehmen finden Sie alleinvier deutsche Unternehmen“, so Zinke. „Ichmeine daher, dass Europa eine sehr guteChance hat, im Bereich der Weißen Biotech-nologie eine Führungsrolle zu übernehmen.“Wirtschaftsexperten schätzen, dass bis zumJahr 2010 rund 20 Prozent der Umsätze dergesamten Chemieindustrie (derzeit rund 300Milliarden Dollar) auf die Nutzung WeißerBiotechnologie zurückzuführen sein werden.

Nach Jahren der Marktbereinigung gehtes mit dem Biotech-Sektor seit einiger Zeitwieder aufwärts. Branchenkenner rechnenmit einer Fortsetzung dieses Trends und er-warten für das laufende Jahr lukrative Über-nahmen und Kooperationen.

Denn noch immer ist die Pharmaindus-trie auf der Suche nach innovativen Produk-ten und neuen Blockbustern, d. h. Medika-menten mit einem Umsatzpotenzial von übereiner Milliarde Euro pro Jahr. Diese Nach-frage lässt die Preise steigen. Während dieBiotechnologiefirmen im Jahr 2000 für neueProdukte Prämien in Höhe von 30 Prozentauf den Marktpreis erzielen konnten, stiegendie Aufschläge Ende 2006 bereits auf 50 Pro-zent. Zudem sind weiterhin Börsengänge undZulassungen neuer Medikamente – vor al-lem aus deutscher Produktion – zu erwarten.Risikofreudigen Anlegern bieten sich damitinteressante Investitionsmöglichkeiten.

22 VISAVIS ECONOMY 2/07

BIOTECHNOLOGIE

Thomas Szucs, Verwaltungsrat der Schweizer Be-teiligungsgesellschaft BB Biotech AG informierte dieVISAVIS-Redaktion über Anlagechancen in der Bio-technologie.

Was können Anleger in diesem Jahr von derBiotech-Branche erwarten?Die Industrie hat bereits im letzten Quartal 2006durch positive Nachrichten von sich reden gemacht.Dennoch sind die Anleger nach wie vor skeptisch:Der wichtigste Leitindex der Branche, der NasdaqBiotech Index, bewegt sich seit einiger Zeit seitwärts.Die Biotech-Industrie hat jedoch für 2006 erneuteine Umsatz- und Gewinnsteigerung von mehr als20 Prozent ausgewiesen. Das hat dazu geführt, dassdie Bewertungen vieler Gesellschaften auf historischniedrigem Niveau liegen. Wir rechnen damit, dass

diese Unterbewertung im laufenden Jahr zu über-durchschnittlich steigenden Kursen führt – gute Ge-winnchancen also für Anleger.In letzter Zeit haben einige große Übernahmendie Anleger aufhorchen lassen. Wie sehen Siediese Entwicklung?Die Pharmaindustrie leidet großen Mangel an neuenProdukten, gleichzeitig fallen Umsätze in Höhe vonüber 50 Mrd. Euro im Zeitraum von 2005 bis 2008weg. Diese Lücken versuchen viele Unternehmendurch Akquisitionen innovativer Biotech-Firmen mitvollen Produkt-Pipelines zu füllen. In den USA stammtbereits mehr als die Hälfte der neu zugelassenenMedikamente von Biotech-Firmen. Daher werden dieEntwicklungen der Biotech-Branche auch in 2007auf reges Interesse der Pharmaindustrie stoßen. DieÜbernahmetätigkeit dürfte zunehmen, zumal dieKassen der Pharmafirmen randvoll mit Cash sind.Die meisten Deals werden eher kleine Akquisitionenin der Spannweite von ein bis fünf Mrd. USD sein.Sollten Anleger also in diesem Jahr in der Hoff-nung auf Übernahmegewinne auf die kleinerenBiotech-Werte setzen?Wir raten Anlegern grundsätzlich von Einzelinvest-ments in der Biotechnologie ab. Die Risiken der Wirk-stoffentwicklung sind einfach zu groß. NegativeStudienergebnisse oder Verzögerungen in der klini-schen Entwicklung kommen immer wieder vor, füh-ren aber gerade bei kleineren Unternehmen mit nurwenigen Produkten zu Kursstürzen von 50 Prozentund mehr. Besser fahren Anleger mit Indexfonds odereinem Instrument wie der BB Biotech. Übrigens bie-tet die BB Biotech langfristig orientierten Anlegerndie Möglichkeit, über unseren Aktienplan regelmä-ßig Beträge zu investieren und so das Risiko noch-mals zu minimieren. www.bbbiotech.com

Weiterer Kursschub erwartet

AUSRICHTUNG „Wir nutzen die Chancen einzelnerUnternehmen, statt uns dem Zwang des Index-Inves-tierens auszusetzen“, erläutert Prof. Dr. Thomas Szucs.

Aktie der BB Biotech legt in zwölf Monaten um 16 Prozent zu.

VIELFÄLTIG Tätigkeitsbereiche deutscher Biotechnolo-gieunternehmen in Prozent (Mehrfachnennungen mög-lich). Genomik und Proteomik waren 2005 führend.

DNA/RNA

Proteine

Zell- undGewebekultur

Bioverfahrens-technik

SubzelluläreOrganismen

Systembiologie/Bioinformatik

Nano-Biotechnologie

Andere

0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 %

58,2 %

68,9 %

46 %

29,3 %

11,5 %

24,2 %

18,3 %

17,6 %

Schwerpunkte Biotech

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.biotechnologie.de

+ www.lebao.de

+ www.weigelworld.org

Quel

le:w

ww

.bio

tech

nolo

gie.

de

Page 23: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 23

ENERGIE

E nergieeffizienz hat viele Facetten. Siekann durch neue Technik erzielt wer-den, etwa wenn Kraftwerke mehr

Energie aus dem Brennstoff herausholen.Sie kann aber auch auf Optimierung einerSteuerung beruhen, z. B. wenn Heizungenbedarfsgerecht heruntergefahren werden. UndWirtschaftlichkeit hat auch schlicht mit Gripszu tun: Ein klug konstruiertes Gebäude spartschon allein durch die Architektur viel Ener-gie. So wird auch auf der ISH, der Weltleit-messe für Gebäude- und Energietechnik, dieAnfang März in Frankfurt stattfindet, Effizi-enz das entscheidende Thema sein.

Im Bausektor nämlich schlummern diegrößten Effizienzpotenziale: Durch kluge Sa-nierungen lässt sich oft bis zu 90 Prozent derHeizwärme einsparen. Das demonstriert dieWohnungsbaugesellschaft GBG in Mann-heim, die ein Wohnhaus aus den Dreißiger-jahren mittels Wärmedämmung zu einem so-genannten Drei-Liter-Haus machte. Jetztbraucht es pro Quadratmeter nur noch so vielWärme wie in drei Litern Heizöl steckt – dassind nur noch zehn Prozent des früheren Ver-brauchs. Sparen kann man auch mit der Mo-dernisierung von Fußbodenheizungen. „Sa-nieren statt ersetzen“ heißt daher das Motto

von Karim Kudsi, Geschäftsführer der TGAAnlagenbau GmbH. Das Unternehmen sichertmit seinem propagierten „HAT“-System dieErneuerung von Fußbodenheizungen ohnejedweden baulichen Eingriff zu und saniertenergiefressende Kunststoffrohre mit einerSpezialbeschichtung nach einem patentier-ten Schweizer Verfahren.

Noch einfacher lassen sich natürlichNeubauten auf Effizienz trimmen. In Passiv-häusern sind Jahresverbräuche von 1,5 Li-tern Heizöl pro Quadratmeter, also 15 Kilo-wattstunden Wärmeenergie, keine Seltenheitmehr. Es gibt sogar schon Häuser, die mit-

tels Solaranlage mehr Energie erzeugen alssie an Strom und Wärme verbrauchen. Plus-energiehäuser werden sie auch genannt.Wirtschaftlicher gehts wirklich nicht mehr.

Enorme Einsparpotenziale schlum-mern auch in Nutzbauten, vor allem in Bü-rogebäuden. Das Darmstädter Institut Woh-nen und Umwelt hat festgestellt: Der Ener-giestandard moderner Verwaltungsgebäudebleibt oft sogar hinter dem Niveau des 19.Jahrhunderts zurück. Die Wissenschaftlerermittelten jährliche Energieverbräuche von300 bis 700 Kilowattstunden je Quadratme-ter, im Einzelfall sogar 1000 Kilowattstun-den – das sind pro Quadratmeter 100 LiterHeizöl jährlich. Zum Vergleich: Bei Wohn-gebäuden lässt das geltende Recht maximalsieben Liter zu.

Gegen die Möglichkeiten des Energie-sparens im Bausektor wirken die erzielba-ren Fortschritte in der Kraftwerkstechnik be-scheiden. Wichtig sind sie gleichwohl. In denvergangenen 20 Jahren ist der Wirkungs-grad neuer Steinkohlekraftwerke von 37 auf46 Prozent gestiegen. Bei Braunkohlemeilernwurde er von 31 auf 43 Prozent gesteigert.Für erdgasbefeuerte Kraftwerke, die heutebereits bis zu 58 Prozent erreichen, sollenkünftig gar 65 Prozent möglich werden.

Doch wer an Wirtschaftlichkeit im Strom-markt denkt, muss auch die Strukturen imBlick haben. Denn effizienter als die alleini-ge Erzeugung von Strom ist stets die gleich-zeitige Erzeugung von Strom und Nutzwär-me. Ob das mit Brennstoffzelle oder eineranderen Form der Kraft-Wärme-Kopplung(KWK) geschieht, ist zweitrangig.

Unter den europäischen Staaten hatDeutschland bei der KWK noch erheblichenNachholbedarf. Ihr Anteil an der gesamtenStromerzeugung liegt hierzulande gerade beielf Prozent. Dänemark hingegen erreicht 53Prozent, die Niederlande kommen auf 38Prozent, und auch Finnland ist mit 36 Pro-zent erheblich weiter. Studien zeigen, dass daswirtschaftlich erschließbare KWK-Potenzialin Deutschland mit diesen Ländern vergleich-bar ist. Große Chancen bei der Energieein-sparung versprechen in diesem Zusammen-hang auch die stromerzeugenden Heizungen.Das können Brennstoffzellen für den heimi-schen Keller sein, aber auch Mikrogasturbi-nen oder Stirling-Motoren.

Effizienz gewinnt man manchmal aberauch schlicht durch gute Ideen. Ein Beispieldafür ist ein Instrument, das sich Einsparcon-tracting nennt: Unternehmen sanieren auf

Nachholbedarf Deutschland liegt bei der Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung noch im unteren Mittelfeld.

Mehr Energieeffizienz

von Bernward Janzing

DEVISE „Sanieren statt ersetzen“ lautet das Motto vonTGA-Geschäftsführer Karim Kudsi, dessen HAT-Systemaus der Welt der Heizung nicht mehr wegzudenken ist.

Page 24: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Was unternimmt RWE Power, um denCO2-Ausstoß bei der Stromerzeugungnachhaltig zu senken? Das Thema CO2-Emissionen ist eine globaleHerausforderung, der wir uns alle stellenmüssen. Das gilt natürlich auch für RWEPower als einem der größten europäischenEnergieerzeuger. Wir haben deshalb ein Kli-maschutzprogramm aufgelegt, in das wir bis2014 rund zwei Milliarden Euro investieren.Dieses Programm ruht auf drei Säulen: Ers-tens wollen wir im konventionellen Kraft-werksbereich durch den Einsatz modernsterTechnik Steigerungen der Effizienz errei-chen und dadurch die CO2-Emissionen nach-haltig senken. Unser Leuchtturmprojekt indiesem Sektor ist der Bau des weltweit ers-ten großtechnischen CO2-freien Kohlenkraft-werks mit integrierter Kohlenvergasung so-wie CO2-Abtrennung und -Speicherung.Zweitens investieren wir massiv in den Aus-

bau erneuerbarer Energien und zwar dort,wo es ökologisch und ökonomisch sinnvollist. Deshalb haben wir Standorte und Pro-jekte überall in Europa im Blick. Die dritteSäule sind JI / CDM-Maßnahmen, also Ins-trumente des Kyoto-Protokolls. Die Idee, diedahintersteckt: ein Unternehmen wie RWEPower investiert in Entwicklungs- undSchwellenländern in Klimaschutzprojekteund kann sich die daraus gewonnenen CO2-Zertifikate für den Handel mit Emissions-rechten anrechnen lassen. Das ist sinnvoll, dain diesen Ländern mit weniger Aufwand vielmehr für den Klimaschutz getan werden kannals in hoch entwickelten Industriestaaten. Können Sie ein Beispiel nennen?Aktuell haben wir in Ägypten beim welt-größten Hersteller für Düngemittel die Fi-nanzierung eines Lachgas-Katalysators über-nommen. Dieses Klimagas ist um ein Vielfa-ches schädlicher als CO2. Durch die Maß-nahme ist die Anlage mit einem Schlag eineder weltweit saubersten ihrer Art geworden. Was haben Sie im Bereich der erneuer-baren Energien vor?Wir wollen in den nächsten vier Jahren rund700 Millionen Euro in die Stromerzeugungaus Wasser, Wind und Biomasse investie-ren. Auch hier ein aktuelles Beispiel: unse-re Mehrheitsbeteiligung, die Radag, baut für70 Millionen Euro am Hochrhein zwischenBodensee und Basel ein neues Laufwasser-kraftwerk.Welche Rolle trauen Sie den regenerati-ven Energien zukünftig zu?Bis 2020 soll der Anteil der regenerativenEnergieerzeugung bei 20 Prozent liegen.Das ist ein ehrgeiziges Ziel, das wir unter-stützen. Auch wenn das gelingt, muss der

ganz überwiegende Teil unserer Stromver-sorgung weiterhin durch fossile Energiengedeckt werden. Das bedeutet: Die ehrgei-zigen Klimaschutzziele werden wir nur er-reichen, wenn wir mit Wirkungsgradsteige-rungen Ressourcen schonen und den CO2-Ausstoß deutlich verringern. In den kom-menden Jahren will RWE Power weit mehrals elf Milliarden Euro in hochmoderneKraftwerke investieren. Damit würden wirpro Jahr – im Vergleich zu Altanlagen –über 13 Millionen Tonnen CO2 einsparen.Das ist ein wichtiger Beitrag in SachenKlimaschutz. Um diese Projekte realisierenzu können, brauchen wir jedoch verlässli-che energiepolitische Rahmenbedingungen. Haben Sie einige dieser Neubauprojekteschon in Angriff genommen oder liegendie Pläne dafür noch in der Schublade?Keineswegs. Wir bauen! So entsteht zurzeitin Grevenbroich-Neurath für 2,2 MilliardenEuro das modernste Braunkohlenkraftwerkder Welt, mit dem sechs Millionen TonnenCO2 pro Jahr im Vergleich zu Altanlageneingespart werden. Darüber hinaus errich-ten wir in der Nähe von Köln eine Wirbel-schichttrocknungsanlage zur Vortrocknungvon Braunkohle. 50 Millionen Euro habenwir für die Anlage vorgesehen, die von un-seren Ingenieuren selbst entwickelt wordenist. Sie wird den Wirkungsgrad in der Braun-kohlenverstromung um weitere vier Prozent-punkte anheben und ist ein wichtiges Ele-ment bei der Realisierung des CO2-freienKohlenkraftwerks. Wir wollen aber nochweitere hocheffiziente Kraftwerke bauenund damit auch Schrittmacher des wirt-schaftlichen Aufschwungs in Deutschlandsein. Infos unter: www.rwe.com

ALTERNATIVE Jan Zilius, Vorstandsvorsitzender RWEPower AG: „Die Reduzierung von CO2-Emissionen ist eineglobale Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen.“

Engagement für den KlimaschutzEnergie Jan Zilius erläutert im Gespräch mit der Redaktion die Klimaschutzstrategie von RWE Power,die CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung erheblich reduzieren kann.

AUSBLICK RWE Power plant das weltweit erste groß-technische CO2-freie Kohlenkraftwerk mit integrierter Koh-lenvergasung sowie CO2-Abtrennung und -Speicherung.

24 VISAVIS ECONOMY 2/07

ENERGIE

Page 25: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 25

eigene Rechnung ein fremdes Gebäude. Da-für fließt der überwiegende Teil der eingespar-ten Energiekosten über einen festgelegtenZeitraum in die Kassen des Investors. So pro-fitieren am Ende alle Beteiligten: der Eigen-tümer des Gebäudes (häufig die Kommu-ne), der Investor und obendrein die Umwelt.

Hauptstadt des Einsparcontractings istBerlin. Weit über 1.000 Gebäude hat dieStadt inzwischen in solchen „Energiespar-partnerschaften“ unter Vertrag. Es sindSchwimmbäder, Schulen, Hochschulgebäu-de, aber auch andere Einrichtungen wie etwadie Justizvollzugsanstalt. Mitunter lässt sichder Energieverbrauch der Objekte damit um30 Prozent senken – und das auch nochwirtschaftlich hochprofitabel. Auftragneh-mer sind oft namhafte Unternehmen wiedie Siemens-Tochter SBT, die MannheimerMVV Energie AG oder Vattenfall Berlin.

Wie ein roter Faden zieht sich das The-ma Effizienz durch alle Zweige der Wirt-schaft. Auch für die erneuerbaren Energienist eine Steigerung der Ausbeute ein wichti-ges Thema. Dabei sind die Fortschritte deut-lich: Vor 25 Jahren kamen Solarmodule nochauf eine magere Ausbeute von acht Prozent,

heute sind Module auf dem Markt, die be-reits 19,3 Prozent erreichen. Unterdessen stehtauch der Biogassektor vor einem Effizienz-sprung. Statt das Gas am Ort der Erzeugungzu verstromen, soll es zunehmend aufberei-tet und ins Gasnetz eingespeist werden. Einesder ersten Beispiele dieser Art ist eine Bio-gasanlage im bayerischen Pliening, geplantvon der Aufwind Schmack GmbH. Seit De-zember 2006 speist die Anlage Gas mit einemEnergiewert von 43 Millionen Kilowattstun-den jährlich ins Erdgasnetz der StadtwerkeMünchen.

Damit wird ein Manko vieler heutigerBiogasanlagen behoben. Sie nutzen die an-fallende Wärme nur unzureichend, weil oftnicht genügend Abnehmer vor Ort vorhan-den sind. Wird das Gas jedoch über das Erd-gasnetz zu einem Verbraucher geleitet, derdie anfallende Wärme komplett nutzen kann,dann ist die Gesamtausbeute deutlich höher.

Wohin man auch schaut, längst ist ab-sehbar, dass Energieeffizienz für die globaleWirtschaft in den kommenden Jahren einesder wichtigsten Themen überhaupt werdendürfte. Effiziente Technologien werden näm-lich entscheidende Wettbewerbsvorteile brin-

gen – ob im Strommarkt, im Wärmemarktoder auch im Verkehr. Davon werden auchInvestoren profitieren. „Aus meiner Sichtwerden die Werte für den Bereich nach-haltige Geldanlagen insgesamt an Attrakti-vität gewinnen“, unterstreicht Thomas Jor-berg, Vorstandssprecher der sozial-ökolo-gisch orientierten GLS GemeinschaftsbankeG in Bochum. Effizienzstrategien habennämlich einen starken Verbündeten: steigen-de Energiepreise.

VISAVIS sprach mit Dr. Michael Peters, Geschäfts-führer der Messe Frankfurt, über die internationaleLeitmesse ISH.

Vom 6. bis 10. März präsentiert die FachmesseISH erstmals erneuerbare Energien als Schwer-punktthema. Warum gerade jetzt?

Weil wir jetzt handeln müssen, wenn wir die Ener-gieprobleme der Zukunft lösen wollen. Klimawandel,politische Vorgaben wie die EU-Direktive „EnergyPerformance of Buildings“ und der Markt forderneine gesamtenergetische Betrachtung des Gebäu-des. Genau das bietet die Messe mit ihrem Verbund-konzept, einem einzigartigen Angebot, das alle rele-vanten Gewerke miteinander verbindet. Und sie prä-sentiert moderne Heiztechnik in Kombination mit er-neuerbaren Energien, also tragfähige Lösungen, dieheute umsetzbar sind. Deshalb ist die ISH eine inter-nationale Leitmesse mit rund 200.000 Fachbesuchernund zugleich die Plattform für das Thema erneuer-bare Energien. Da das Thema auch für den Endver-braucher höchst interessant ist, möchte ich kurz da-rauf hinweisen, dass die ISH am letzten Messetag –also am 10.März – auch für Privatbesucher geöffnet ist.Was erwartet den Besucher der Messe konkret?Zugespitzt formuliert: Wege aus der Energiekosten-falle. Rund 300 Hersteller aus Europa zeigen Syste-me zur Nutzung erneuerbarer Energien und bietendamit das umfassendste und neueste Produktange-bot des Weltmarktes – zum Beispiel Technologien

zur Nutzung von Pellets und Biomasse oder Solar-thermie und Fotovoltaik. Erneuerbare Energien allei-ne werden aber unsere Zukunftsprobleme nicht lö-sen. Energieeffizienz spielt eine ebenso große Rolle.Besonders stark können die Energiekosten gesenktwerden durch einen Mix aus Gas- /Ölbrennwerttech-nik und erneuerbaren Energien. So können Energie-einsparungen von bis zu 40 Prozent erreicht wer-den. Das Herstellerangebot wird ergänzt durch einumfassendes Rahmenprogramm, das sich in Foren,Vorträgen und speziellen Präsentationen dem Schwer-punktthema widmet – etwa das ISH Technologie-und Energieforum oder speziell für Architekten undPlaner das Event Outlook – Integrating Energy.Entwickelt sich die ISH zu einer „Solarmesse“?Wir verfolgen weiter den Weg der Verbund- und Welt-leitmesse für Bad, Gebäude-, Energietechnik sowiedie Klima-, Kälte- und Lüftungstechnik. Aber genau-so sicher gehören die erneuerbaren Energien zur ISH.Rund 80.000 der insgesamt 200.000 Fachbesucherkommen aus dem Installationshandwerk, also ge-nau diejenigen, die die Produkte und Technologienim Markt umsetzen. www.ish.messefrankfurt.com

Nachhaltige Wege aus der EnergiekostenfalleISH präsentiert rund 200.000 Fachbesuchern eine zukunftsorientierte Energie- und Gebäudetechnik.

ANPASSUNG Michael Peters: „Wir präsentieren moder-ne Heiztechnik in Kombination mit erneuerbaren Ener-gien, also tragfähige Lösungen, die heute umsetzbar sind.“

ÖKOLOGISCH „Nachhaltige Geldanlagen gewinnen ins-gesamt an Attraktivität“, verspricht Thomas Jorberg, Vor-standssprecher der GLS Gemeinschaftsbank eG.

Page 26: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

W as das Jahr 2006 angeht, sorgtenweniger Elementarschäden als einheftig tobender Wettbewerb in der

Branche für Bewegung. In den Jahren nachdem 11. September 2001, als sich mit dermenschlichen Ausnahmetragödie auch ver-sicherungstechnisch einer der größten Versi-cherungsschäden aller Zeiten ereignete, ist fürdie Assekuranz etwas mehr Ruhe eingekehrt.

Jetzt belebt vor allem der Wettbewerbdas Geschäft. Die Kunden der Industrie- undGewerbeversicherungen können sich für dasJahr 2007 auf leicht sinkende Prämien ein-

stellen. Weltweit tätige Versicherungsmak-ler, die vornehmlich die Vermittlung und Be-ratung im Industrieversicherungsgeschäft be-treiben, berichten, dass sich der Markt im drit-ten Jahr in Folge nachgiebig zeigt und damitauch die Preise aufweicht. Durch Ausschrei-bungen in der Sachversicherung seien sogarNachlässe bis zu 30 Prozent drin. Die Versi-cherer seien heutzutage bereit, günstige Kon-ditionen für drei Jahre zu gewähren.

In der Haftpflichtsparte ist der Markthärter und weniger nachgiebig. Die immenskostspieligen Hurrikan-Schäden, die 2005vor allem in den USA auftraten, und auchder enger werdende Markt, in dem große Un-

ternehmen fusionierten (z. B. die Übernah-me des Industrieversicherers Gerling durchden Konkurrenten HDI), konnten den welt-weiten Abwärtstrend aufhalten.

„Trotzdem waren die Ergebnisse der In-dustrieversicherer in den letzten Jahre infol-ge der geringen Schadenlast gut“, unter-streicht Prof. Dr. Stefan Materne, der amLehrstuhl für Risk Management und Rück-versicherung an der Fachhochschule Köln

26 VISAVIS ECONOMY 2/07

Ausblick In der Versicherungsbranche kommt es zu Fusionen undÜbernahmen. Der harte Wettbewerb belebt das Geschäft.

Markt in Bewegung

von Ellen Bocquel

VERSICHERUNGEN

Für multinationale Unternehmen ge-winnt der Aspekt der Sicherheit im Zusam-menhang mit der Versicherungssteuerthe-matik aus Compliance-Gründen zunehmendan Bedeutung. Besitzt und versichert ein Un-ternehmen Niederlassungen in verschiede-nen Ländern Europas oder weltweit, musses in der Lage sein, die folgenden Fragen zuseinen Versicherungspolicen zu klären: Wer-den in allen Ländern die ausländischen Steu-ervorschriften korrekt befolgt? Wer muss dieSteuern für diese Versicherungspolicen be-gleichen: der Makler, die Versicherung oderetwa das Unternehmen? Und zuletzt: Wiehoch sind diese für jede einzelne Versiche-rungssparte?

Die Komplexität nationaler Versiche-rungssteuern im Zusammenhang mit multi-nationalen Policen wurde im Jahre 2001durch ein Urteil des Europäischen Gerichts-hofs hervorgehoben. Im Fall „Kvaerner plcgegen Staatssecretaris van Financien“ wurdefestgehalten: „Ein Mitgliedstaat kann Versi-cherungssteuern auf eine Versicherungsprä-

mie für eine Tochtergesellschaft erheben, diesich in seinem Territorium befindet, und zwarauch dann, wenn die Versicherungsprämie ineinem andern Land durch die Muttergesell-schaft beglichen wurde.“

Kritisch bleibt aber weiterhin die Frage,wer für die Abrechnung und Bezahlung derlokalen Versicherungssteuern und -abgabenverantwortlich ist. Wesentlich ist, ob derVersicherer auch in dem Land eine Lizenz

besitzt, in dem der „Risikostandort“ oder dieNiederlassung des Unternehmens liegt.

Zeichnet der Versicherer die Policeohne eine gültige Lizenz, wird die Behördedie ihr zustehenden Steuern (wie im FallKvaerner) vom Versicherungsnehmer einfor-dern. Hinzu kommt, dass der Begriff „Risi-kostandort“ in den meisten Ländern außer-halb der EU zugleich als der Standort der ver-sicherten Niederlassung definiert wird, dochdie damit verbundenen Lizenzierungs- oderSteuervorschriften müssen nicht zwangsläu-fig denen der EU entsprechen und werden so-gar innerhalb desselben Landes für einzelneVersicherungssparten verschieden geregelt.

Wenn man nun noch bedenkt, dass esweltweit fast 200 Länder mit entsprechen-

Nachhaltige ProgrammeGastbeitrag Neuer systematischer Ansatz der Zurich bietet Lösungenfür eine grenzüberschreitende Versicherungsdeckung.

Page 27: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

doziert. Der Wissenschaftler verweist darauf,dass die Erinnerung an die noch länger zu-rückliegenden Verlustzeiten in den Neunzi-gerjahren inzwischen verblasst sei: „Somitist mit einem weiteren Abrieb der Prämienvor allem in der Sachsparte zu rechnen undauch mit einem leichten Prämienrückgangin der Haftpflichtsparte.“

Unterm Strich verdienen die Industrie-versicherer heute wieder Geld. Ihr Beitrags-

volumen für das vergangene Jahr wird aufrund elf Milliarden Euro geschätzt, die Scha-denquote auf unter 30 Prozent. Und auch dieSchaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) lagin den letzten drei Jahren bei rund 90 Pro-zent. Man geht davon aus, dass die Industrie-versicherer 2006 einen Gewinn zwischen700 und 800 Mio. Euro eingefahren haben.

Genauere Angaben wird es auch nachder Fertigstellung der Unternehmensbilan-zen für das Jahr 2006 nicht geben, weil dazukeine Vergleichsstatistiken existieren. Dasliegt daran, dass die Industrieversicherungkein einheitlicher Versicherungszweig ist. Un-ter dem Oberbegriff werden verschiedeneDeckungskonzepte und -arten industriellerRisiken geführt, die in den Versicherungsver-bänden nicht einheitlich oder extra erfasstwerden. Es geht hier um Feuer-, Feuer-Be-triebsunterbrechungsversicherung, Haft-pflicht-, Transport- und technische Versiche-rungen. In der Haftpflichtsparte werden anoffizieller Stelle beispielsweise auch die Pri-vathaftpflicht, die Managerhaftpflicht, die In-

dustriehaftpflicht und die Autohaftpflicht„in einen Topf geworfen“. Für die Industrie-versicherer und ihre Kunden ist eine Tren-nung zwischen den einzelnen Segmentenohnehin wenig aussagekräftig. Die sehr er-fahrenen Risikomanager prüfen in jedem Ein-zelfall in den Industriebetrieben, wo der He-bel anzusetzen ist, das heißt auch, wo mitPräventivmaßnahmen der Super-GAU ver-mieden werden könnte. So werden indivi-duelle Tarifbündelungen konzipiert.

Der Stellenwert von Betriebsunterbre-chungs- (BU) und Feuerversicherung im Ge-samtkonzept der Industrieversicherung isthoch. Darauf weist auch Hartmuth Kremer-Jensen vom weltweit tätigen Industriemakler-büro Willis hin. Seine Markteinschätzung:„Die Wahrscheinlichkeit, von einem existenz-bedrohenden Ereignis betroffen zu werden,ist in keiner Versicherungssparte so ausge-prägt wie in Sach und BU. Man muss sich vondem Gedanken lösen, dass derartige Ereig-nisse nur auf einige schadendisponierte Risi-ken entfallen. Im Gegenteil. Der Trend der Er-weiterung von Gefahren auf Basis von soge-nannten ‚All Risks‘-Verträgen hält weiter an.Die Kunden nutzen die Chancen des weichenMarktes und sichern sich, im Zusammenhangmit den zunehmenden Risiken im Bereich derNaturgefahren, entsprechend hohe Limite.“

Eine der großen Herausforderungen fürdie Industrieversicherer wird im Bereich derRückrufaktionen gesehen, wenn vermeint-lich defekte „Ware“ ins Werk zurückbe-ordert wird. Hier wird sich die technischeKompetenz der Industrieversicherer bewei-sen. Immer mehr Versicherer bieten nämlichüber die reine Versicherung hinaus Service-und Beratungskomponenten sowie separateZusatzleistungen an.

VISAVIS ECONOMY 2/07 27

AUFSCHWUNG „Inzwischen sind die Verlustzeiten derNeunzigerjahre verblasst“, erklärt Prof. Dr. Stefan Materne,Lehrstuhl Risk Management, Fachhochschule Köln.

den Versicherungssteuergesetzen gibt unddiese sich in Ländern wie den USA oder Ka-nada sogar von Staat zu Staat bzw. Provinzunterscheiden und auch in Europa keine ein-heitlichen Regelungen für Versicherungs-steuern gelten, kann man sich vorstellen, wieschwer es ist, den Überblick zu behalten.

Vielfältig wie die einzelnen Gesetzge-bungen sind auch die daraus resultierendenKonsequenzen bei Verstößen. Diese könnenStrafen beinhalten oder gar dazu führen, dassVersicherungsleistungen nicht wie erwarteterbracht werden. Unnötig zu erwähnen, dassein Verstoß nicht nur teuer werden, sondernauch das Verhältnis aller Beteiligten zu denBehörden und das Image in der Öffentlich-keit nachhaltig schädigen kann.

Zurich Financial Services Group (Zu-rich) hat sich der oben beschriebenen Pro-blematik spartenübergreifend angenommenund als führender Versicherer von interna-tionalen Programmen mit der MultinationalInsurance Proposition (MIP) einen syste-matischen Ansatz erarbeitet. MIP beinhalteteine Reihe von Underwriting-Prozessen und-Produkten, die es Zurich erlauben, bei je-der einzelnen Transaktion die Verpflichtun-gen für Kunden und Makler weltweit zuimplementieren und zu administrieren.

Dazu gehört ein globales Informations-system, das anwendbare Gesetze und Steu-

ervorschriften für nahezu 200 Länder um-fasst und permanent aktualisiert wird. Fürmultinationale Deckungen, die außerhalbdes Heimlandes vereinbart und unterzeich-net werden, fertigt dieses System für denKunden Dokumente an, die sämtliche ein-gezogenen bzw. überwiesenen Versicherungs-steuern ausweisen. In enger Zusammenar-beit mit Maklern und Kunden erarbeitetZurich somit nachhaltige Versicherungs-programme, welche die Compliance unter-stützen, indem sie den weltweiten Versi-cherungsaufsichts- und Steuergesetzen Rech-nung tragen. www.zurich.com

VIELFÄLTIG „MIP wird der Komplexität ausländischerLizenzierungs- und Steuervorschriften gerecht“, erklärtZurich-Vorstand Andreas Bruckner.

Page 28: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

W er Facility Management (FM) alsModewort für Hausmeistertätig-keiten ansieht, hat eine der faszi-

nierendsten Entwicklungen der letztenJahre bestenfalls am Rande miterlebt. FMist eines der umfassendsten Dienstleistungs-pakete, die ein Unternehmen überhaupt er-bringen kann. Für ein wirkliches Verständ-nis von FM muss das englische „Facilities“die Grundlage bilden. Danach umfasst FM dieVerwaltung und Bewirtschaftung von Ge-bäuden, Anlagen und Einrichtungen wäh-rend ihrer gesamten Nutzungsphase. Und dasist ein Markt von beeindruckender Größe: ImJahr 2005 erwirtschafteten die zehn größtenFM-Unternehmen in Deutschland einen

Gesamtumsatz von 5,64 Mrd. Euro, das sind2,5 Prozent des gesamten Bruttoinlandspro-dukts. Und dabei decken diese führenden Un-ternehmen nicht einmal zehn Prozent des ge-samten deutschen Marktes ab!

Europaweit wird der Markt für internesund externes FM auf bis zu 100 Mrd. Eurogeschätzt. Trotz dieser zahlenmäßigen Be-deutung ist FM in den seltensten Fällen dasKerngeschäft eines Unternehmens, sodassvielerorts der Fehler begangen wird, diesensogenannten „Sekundärprozessen“ nur ge-ringe Aufmerksamkeit zu schenken. DiesesVorgehen rächt sich spätestens, wenn es ir-gendwo „brennt“. Durch den zunehmendenKostendruck sind Unternehmen nämlich im-mer weniger in der Lage, die geforderten Qua-litätsstandards aus eigener Kraft zu sichern.

Der Trend zum Outsourcen wenig profitab-ler Unternehmensfunktionen trägt dazu bei,dass im FM zunehmend Professionalisierunggefragt ist. Damit beantwortet sich dieFrage nach dem „Selbermachen oder Ein-kaufen“ von selbst. Da der Erfolg eines Un-ternehmens entscheidend vom reibungslo-sen Funktionieren und dem optimalen Ein-satz seiner „Facilities“ abhängt und die Im-mobilie als gewichtiger Bilanzposten eineneigenen Erfolgsbeitrag leisten soll, ist einzentrales Management dieser Aufgaben durchkompetente Dienstleister oberstes Gebot.

Differenzierung Neben Komplettdienstleistern finden sich mittel-ständische Unternehmen, die spezifische FM-Module offerieren.

Ganzheitlicher Ansatz

von Stephanie von Keudell

DeTeImmobilien stellt als Komplettdienst-leister den wirtschaftlichen Betrieb und das pro-fessionelle Management von Immobilien sicher.Das Leistungsspektrum umfasst alle Bereiche desReal Estate Management vom Property Manage-ment über das kaufmännische Management bishin zur Nutzerakquisition. Hinzu kommt ein aus-geprägtes Know-how im technischen FacilityManagement und im Management infrastruk-tureller Dienstleistungen.

„Die Entwicklungen der letzten Monate ha-ben auch Einfluss auf die Strategie, die große Im-mobiliendienstleister wie wir verfolgen“, erläu-tert Detlef Breitzke, Leiter Real Estate Manage-ment bei DeTeImmobilien. „Aufgrund der Zukäufegroßer Portfolios durch Investoren ergeben sichfür die Dienstleistungsunternehmen zahlreicheneue Chancen. Die Investoren müssen profes-sionell begleitet und beraten werden“, so Breitzkeweiter. Das heißt konkret: Bereits vor dem Erwerbneuer Immobilien ist eine Due Diligence zu erstel-len, die Verkaufsunterlagen sind vorzubereiten.Nach dem Erwerb der Portfolios müssen die Ge-

bäude kaufmännisch betreut sowie Bestände undMietverträge analysiert werden. Im Vorteil ist,wer hier ein qualitativ hochwertiges und proak-tives Property Management für den Eigentümerleistet. DeTeImmobilien bietet mit dem Real Es-tate Management eine reibungslose und engmiteinander verzahnte Leistung zwischen der Im-

mobilien-, Markt- und Nutzerkompetenz. Für dieKunden aus den Bereichen Corporate Real Estateund Finance bietet DeTeImmobilien als Dienst-leister damit genau die Kernkompetenzen, die derImmobilienmarkt zukünftig fordert.

Neben Real-Estate-Management-Produk-ten und technisch hochwertigen Dienstleistun-gen bekommt zudem die Übernahme kompletterGeschäftsprozesse einen höheren Stellenwert. Esgeht dann nicht mehr nur um die Dienstleistungin einem oder mehreren Gebäuden, sondern umdie Übernahme ganzer Abteilungen oder Gesell-schaften, die Dienstleistungen wie Property Ma-nagement erbringen.

Für Detlef Breitzke steht fest: „Die Entwick-lung zum proaktiven Property Management wirdauch das Geschäft von DeTeImmobilien prägen.Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischendem Eigentümer und dessen Assetmanager aufder einen Seite und dem proaktiven Property Ma-nager auf der anderen Seite sowie das Definierenund Verfolgen gemeinsamer Ziele stehen für unsdabei im Mittelpunkt.“ www. deteimmobilien.de

KOMPETENT „Die Investoren müssen professionellbegleitet und beraten werden.“ So lautet das Erfolgs-rezept von Detlef Breitzke, DeTeImmobilien.

Neue Chancen in der ImmobilienbrancheDer Immobilienmarkt braucht Komplettdienstleister, die den neuen Anforderungen gerecht werden.

Advertorial

28 VISAVIS ECONOMY 2/07

FACILITY MANAGEMENT

Page 29: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 29

Bei der Suche nach dem „richtigen“ An-bieter zeigen sich schnell die unterschied-lichen Strukturen auf dem deutschen Markt:Komplettanbieter, ob sie nun als Tochterge-sellschaften aus großen (Bau-) Konzernenstammen oder aus eigener Kraft im Marktgewachsen sind, liefern im Idealfall bundes-weit qualitativ hochwertigen Service in Sa-chen Gebäudemanagement, Sicherheit undInstandhaltung. Selbstständige mittelständi-sche Unternehmen konkurrieren in diesemMarktsegment mit großen Konzerntöchtern.Für Großunternehmen bieten sie bundesweitweitreichende Services aus einer Hand. DieAngebotspalette reicht vom Infrastruktur-Facility-Management bis zu einem umfas-senden strategischen Portfoliomanagementinklusive einem modernen und innovativenImmobiliencontrolling, unterstreicht DetlefBreitzke, Leiter Real Estate Managementbei DeTeImmobilien. Insbesondere die Ge-bäudetechnik nimmt einen immer breiterenRaum ein. Neben diesen großen Anbieternfinden sich auch spezialisierte Unterneh-men, die einzelne modulare FM-Leistungenfür spezifische Problemlösungen offerieren.

Der dynamische Markt des FM ver-langt den Anbietern einiges ab: Konsequen-te Kundenorientierung, rigoroses Kostenma-nagement und einheitliche Qualitätsstandardswerden in Zukunft nicht nur deutschland-weit, sondern auch über Ländergrenzen hin-weg gefragt sein. Die zunehmende Globali-sierung verlangt von einer derart zentralenDienstleistung wie dem FM eine umfassen-de Begleitung und Unterstützung der Kern-prozesse des Kundenunternehmens.

FM-Anbieter stehen vor einer Struktur-veränderung, wie sie beispielsweise die Zu-lieferer der Automobilindustrie schon hintersich haben. Nur eine integrierte Leistungser-stellung mit stringenten Qualitätssicherungs-maßnahmen wird diesen gestiegenen Anfor-

derungen gerecht. Der Markttrend wird des-halb auch in Zukunft mehrere Richtungenaufweisen: auf der einen Seite ausgeglieder-te Konzerntöchter, die ihre Management-Ex-pertise auch auf dem externen Markt verwer-ten möchten, auf der anderen Seite Mittel-ständler mit gewachsenem Kundenstammund hoher Problemlösekompetenz.

„Durch die bundesweite Niederlassungs-struktur sichern wir unseren Kunden eineneinheitlichen Qualitätsstandard in jeder Re-gion“, betont Arnulf Piepenbrock, VorstandTechnik und Vertrieb der Piepenbrock-Grup-pe aus Osnabrück. Quantitatives Wachstum

allein ist in diesem Umfeld jedoch keine sinn-volle Strategie. Vielmehr muss ein Anbieterin der Lage sein, die Bedürfnisse des Kun-den zu handelbaren Projekten zu bündeln undin integrierten Leistungspaketen deutlicheKosten- und Effizienzvorteile darzustellen.Allerdings ist in Zukunft mit weiteren Akqui-sitionen durch die Branchenriesen zu rech-nen. Am anderen Rand des Spektrums wer-den sich hoch spezialisierte Nischenanbieteraber auch weiterhin halten können, solangesie überlegene Kompetenz mit Markt- undKundennähe sowie innovativen Problemlö-sungen vereinen können.

Mit über 24.000 Mitarbeitern in 60 Hauptnie-derlassungen an 800 Standorten sorgt die Piepen-brock Service GmbH&Co. KG als bundesweit markt-führender Gebäudedienstleister für Sauberkeit,Wert-erhalt und Sicherheit in den Gebäuden und Liegen-schaften seiner Kunden. 2006 erzielte das Unter-nehmen eine Umsatzsteigerung von 343 MillionenEuro auf 360 Millionen Euro.

„Basis für unseren Erfolg sind die innovati-ven, qualitätsorientierten Lösungskonzepte und dieflexiblen Managementstrukturen, mit denen Piepen-brock Marktentwicklungen aufgreift und in Kunden-nutzen umwandelt“, so Arnulf Piepenbrock, VorstandTechnik und Vertrieb. „Wir haben die marktführendeStellung in unserer Kernkompetenz – dem infrastruk-turellen Gebäudemanagement – flächendeckend aus-gebaut, die Geschäftsfelder Sicherheit und Industrie-Instandhaltung strategisch weiterentwickelt und dieVernetzung des Leistungsportfolios für die Ausführungvon Komplettaufträgen im Gebäudemanagementgezielt vorangetrieben.“

Immer mehr Kunden entscheiden sich beimGebäudemanagement für Piepenbrock, weil sie er-kennen, dass der Dienstleister mit der längsten Wert-schöpfungskette die Steuerungs- und Kontrollfunk-tion erhalten muss. Arnulf Piepenbrock: „Mit durch-schnittlich 70 Prozent macht das Segment des in-frastrukturellen Gebäudemanagements den Großteildes durch Dienstleister verantworteten Leistungs- undUmsatzvolumens aus. Piepenbrock bietet seinen Kun-den dabei mit seiner Marktführerschaft in der Ge-bäudereinigung die Garantie für Kosteneffizienz, Qua-lität und Zuverlässigkeit in der Dienstleistung. Im tech-nischen und kaufmännischen Gebäudemanagementarbeitet Piepenbrock projektbezogen und vertrauens-voll mit leistungsfähigen Partnern zusammen. Durch

die Flexibilität dieser Zusammenarbeit schaffen wirfür unsere Kunden die jeweils optimale Lösung.“

Einen bundesweit einheitlichen Qualitäts-standard gewährleistet Piepenbrock. Durch eine in-tensive Kooperation mit Forschungsinstitutionen, Ver-bänden und Herstellern wird der Einsatz modernsterVerfahren, Maschinen und Materialien garantiert.Das Qualitätsmanagementsystem „QM-Vital“ defi-niert kundenorientierte Prozesse und ist durch sei-ne Zertifizierung nach DIN EN ISO 9001:2000 einGütesiegel bei der Leistungserbringung.

Durch die bundesweite Niederlassungsstruk-tur des Unternehmens bietet Piepenbrock seinenGroßkunden einen einheitlichen Qualitätsstandardin jedem Gebäude.Anspruchsvolle Aufträge werdenvon zentraler Stelle gesteuert. Das sichert den Kun-den die Erschließung bisher ungenutzter Synergie-und Einsparpotenziale. www.piepenbrock.de

Gütesiegel für beste Leistungen

VERTRAUEN Arnulf Piepenbrock,Vorstand Technik undVertrieb, erläutert die Bedeutung von optimalen Facility-Management-Lösungen nach einheitlichen Standards.

Garantie für Kosteneffizienz, Qualität und Zuverlässigkeit.

Page 30: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

30 VISAVIS ECONOMY 2/07

CALL CENTER

Gerade bei den Dienstleistungen machtdie Mitarbeiterqualität häufig den entschei-denden Unterschied aus. Deshalb hat dasUnternehmen Vivento Customer Services(VCS), vor drei Jahren als Tochtergesell-schaft der Deutschen Telekom gegründet,von Beginn an die Führungskräfte aus demeigenen Personalstamm heraus entwickeltund intern qualifiziert.

Dabei war die VCS erfolgreich, wie dieNominierung für die Finalrunde des dies-jährigen Internationalen Deutschen Trai-ningspreises zeigt: Anfang März wird aufder Bildungsmesse didacta in Köln über denGesamtsieger entschieden.

Bei der Führungskräfteentwicklungsteht die umfassende Qualifizierung derTeamleiter als Vorgesetzte der Serviceagen-ten im Mittelpunkt, denn sie spielen dieSchlüsselrolle an der Schnittstelle zum Kun-den. Um zu verstehen, weshalb die VCS ge-rade in ihre Teamleiterausbildung besondersinvestiert, ist es wichtig zu wissen, welcheAufgaben der Teamleiter ausübt und welcheTätigkeiten seinen Alltag bestimmen. Erführt als erster Ansprechpartner sein Teamvon in der Regel 15 Agenten fachlich unddisziplinarisch, stellt Qualität und Produkti-vität sicher, überwacht und steuert die Leis-tungen jedes Einzelnen, coacht und moti-

viert individuell und in der Gruppe. Dem Po-sitionsinhaber muss täglich neu der Spagatzwischen „Führung und Kollegialität“ ge-lingen.

Der Karriereschritt zum Teamleitersteht allen interessierten und geeignetenAgenten offen. Mit ihrem siebenstufigenFührungskräfteprogramm vom Agenten zumzertifizierten Teamleiter hat die VCS bun-desweit Maßstäbe gesetzt und neue Wegebeschritten. Das durchgehende integrierteGesamtkonzept besteht im Einzelnen aussieben verschiedenen Stufen: 1. Identifizie-rung des Potenzials für den Führungskräfte-nachwuchs; 2. ein viermonatiges Programmmit Präsenzseminaren zur Vermittlung vonTheorie und Praxis; 3. kommissarische Über-nahme einer Leitungsfunktion; 4. ein inten-sives Transfer-Coaching mit regelmäßigemFeedback; 5. Ableistung eines Lehrgangs iminternen Assessment Center; 6. einjährigeBegleitung in der Praxis, um die erworbe-nen Kenntnisse zu festigen und diese mit derberuflichen Erfahrung zu verbinden; 7.besonders leistungsstarke und motivierteTeamleiter können sich anschließend durchdie IHK Saarland zum „Call CenterTeamleiter (IHK)“ zertifizieren lassen.

Die VCS hat gemeinsam mit der Call-Center-Akademie Saarland ein Verfahren

entwickelt, bei dem erstmals in Deutschlandbetriebsinterne Elemente der Personalquali-fizierung in ein offizielles Zertifizierungs-verfahren integriert werden. Die Absolven-ten zeigen sich dadurch motiviert, dass ihreFähigkeiten offiziell bescheinigt und weite-re berufliche Karrierepfade eröffnet wer-den. Mit Aufbaulehrgängen, die vor allembetriebswirtschaftliches Wissen vermitteln,werden sie auf weitere Aufgaben vorberei-tet. Einige von ihnen haben inzwischen dienächste Stufe zum Abteilungsleiter erreicht.

Neben den Führungskarrieren siehtdie VCS auch Fachlaufbahnen vor. Diesestehen ebenfalls allen Mitarbeitern offen undbieten den Agenten Perspektiven im Trai-ningsbereich, aber auch als Supportkräfteim Sektor IT oder im Reporting. Fachtrainerdurchlaufen ähnlich wie Teamleiter einQualifizierungsprogramm; ihre offiziellePrüfung erfolgt durch die Deutsche Gesell-schaft für Qualität (DGQ).

Die Mitarbeiter sollen nach dem Ver-ständnis der VCS transparent und strikt nachQualität ausgewählt, sämtliche Auswahlent-scheidungen neutral, objektiv und fair ge-troffen werden. Aus diesem Grund wurdensowohl der Personalauswahlprozess als auchalle hausinternen Beobachter, Assessoren undPersonalentwickler nach DIN 33430 zertifi-ziert. Diese Norm für berufsbezogene Eig-nungsbeurteilung ist unter maßgeblicher Be-teiligung der Deutschen Psychologenverei-nigung entwickelt worden und wird immerhäufiger den Branchenmaßstab für die Per-sonalauswahl in Unternehmen darstellen. Mitder erstmaligen vollständigen Anwendungder Norm übernimmt das Unternehmen bun-desweit eine Vorreiterrolle. Weitere Infor-mationen unter: www.vivento-cs.de

Service mit QualitätQualifizierung Der Dienstleister Vivento Customer Services setzt aufeine ganzheitliche und zielgerichtete Schulung seines Personals.

KOMPASS Mit der Broschüre „Kundenservicecenter“beleuchten das FAZ-Institut und Vivento Customer Ser-vices die strategischen Aspekte des Servicegeschäfts.

Page 31: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 31

I n Zeiten, in denen die Ansprüche anSupport und Erreichbarkeit auf eineRund-um-die-Uhr-Betreuung hinaus-

laufen, kommt den Call Centern eine immergrößere Bedeutung zu, sei es, dass der Com-puter streikt oder eine Bestellung am Wo-chenende aufgegeben werden muss, ein Er-satzteil fehlt oder ein Tarif nachgefragt wer-den soll. Demzufolge befindet sich die Bran-che seit Jahren in einem stetigen Wachstum

und wird auch weiter zulegen – vielleichtnicht mehr ganz so schnell, aber dafür mitmehr Qualität sowohl hinsichtlich der Be-treuung der Kunden als auch bezüglich derTechnologie. Alles in allem zählte man En-de 2006 in Deutschland circa 400.000 Be-schäftigte in rund 5.600 Call Centern.

Während große Unternehmen bereitsauf die Vorteile von Call Centern setzen,kämpft die Branche bei kleinen und mittlerenUnternehmen noch um Akzeptanz. Geradehier können sich die Dienstleister jedoch

durch spezifischen Kundenservice einenWettbewerbsvorteil verschaffen. Ein Bei-spiel ist der Smart Service der PTV AG, derneben einer vollautomatischen Einsatzpla-nung von Servicetechnikern auch einen Über-blick über die geografische Position vonKunden und Mitarbeitern bietet.

Wer die Investition für ein Call Centerscheut, kann bei BT Germany zum ContactCenter on Demand (CCoD) greifen, das alleFunktionen aus dem Netz bereitstellt. Unter-nehmen, insbesondere solche mit einem starkschwankenden Aufkommen, können damitihr Call Center über ein Web-Interface voll-ständig selbst administrieren, konfigurierenund an den jeweiligen Bedarf anpassen. DieAgents benötigen nur ein herkömmlichesTelefon und einen Internet-fähigen PC.

Eine gute Gelegenheit für kleinere undmittlere Unternehmen, sich über Neuheitenund Angebote der Call-Center-Branche zu in-formieren, stellen Messen wie die CallCenterWorld dar, die vom 27. Februar bis zum 1.März in Berlin stattfindet. Unter dem Motto„Zentraler Motor für Erfolg“ hilft sie denBesuchern, die Trends für Call Center aus-zumachen. Diese liegen laut Helga Haag,Kongress-Managerin der CallCenterWorld,beispielsweise in der steigenden Industriali-sierung der Call Center sowie in einer Zu-nahme verkaufsaktiver Call Center. Kom-plettiert wird das Messeprogramm erstmaligan zwei Tagen durch „ein Live-Call-Centervor Ort, das die neuesten Entwicklungen inAkustik, Ergonomie und Technik hautnahzum Anfassen präsentiert“, so Helga Haag.

Kommunikation Die Nutzung eines Call Centers als Schnittstellezwischen Kunden und Firma bietet vielfältige Vorteile.

Erfolg am Telefon

von Brigitte Kasper

Die Telenet GmbH Kommunika-tionssysteme ist mit ihrer 25-jährigenErfahrung und ihrem geballten Know-how einer der führenden Spezialistenim deutschsprachigen Raum für Sprach-dialoglösungen sowie Testlösungen fürVoIP, Voice,Video, Sprachanwendungenund Contact Center.

Sprachanwendungen von Tele-net finden in allen Branchen ihren Ein-satz, um kundenfreundliche Teil- oderVollautomatisierung telefonischer An-rufservices zu gewährleisten.

Ihre Testlösungen garantierenUnternehmen mit hohem Anrufvolu-men einen gesicherten und störungs-

freien Betrieb, da der komplette Lebens-zyklus von Komponenten, Anwendun-gen, Diensten und Funktionen von derersten Entwicklungsphase über die In-tegration bis zum Betrieb abgedecktwird. Telenet begleitet zudem seineKunden in allen Projektphasen. Ange-fangen bei der Konzeption über Sys-temaufbau und Integration bis zumEchtzeitbetrieb, stehen sie auch beiWartung und Support zur Seite.

Egal wie hoch die Anforderungensind, individuelle Lösungen werden zumFestpreis entwickelt. Der Kunde trägtdabei kein Risiko. Die Vorteile, die auto-matisierte Sprachportale mit sich brin-

gen, liegen auf der Hand. Unternehmenbieten ihren Kunden besseren Serviceund senken ihre Kosten. Unabhängigvon Öffnungszeiten sind sie jederzeiterreichbar. Gewünschte Informationenwerden schnell und effektiv vermittelt,ganz ohne Wartezeiten seitens des An-rufers. Agenten werden frei für hoch-wertige Beratungsleistung. Die indivi-duellen Sprachdialoge, deren Qualitätdurch die Testlösungen gesichert wird,sorgen im Sinne der Corporate Identityfür ein positives Unternehmensimageund eine hohe Kundenzufriedenheit.Weitere Informationen im Internet un-ter: www.telenet.de

Kompetenz

KUNDENZUFRIEDENHEIT „Der Kundeträgt bei unseren Lösungen kein Risiko“, er-klärt Jörg Emonts, Geschäftsführer Telenet.

Durchgängiger Service in allen Phasen

Page 32: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Enormes Verbesserungspotenzial stecktbeispielsweise in der meist mangelhaftenE-Mail-Bearbeitung. Obwohl die E-Mail alsKommunikationsinstrument auch im Call-Center-Bereich weiter an Bedeutung gewinnt,wird sie oft noch nicht genügend zur Kun-denbindung herangezogen. Selbst lernendeE-Mail-Response-Managementlösungenkönnen hier für mehr Transparenz im Um-gang mit den eingehenden E-Mails und fürderen schnellere Bearbeitung sorgen. „Ein-satzszenarien belegen, dass mit ihrer Hilfedie doppelte bis dreifache Menge von Kun-denanfragen bearbeitet werden kann“, be-stätigt Bernd Kraft, Director Retail Sales undCountry Manager bei Verizon Business.

Andererseits sind für die Sicherung derServicequalität Testlösungen außerordentlichwichtig, da sie die Betreiber mit wichtigenDaten zu den Kommunikationsabläufen be-liefern. Insbesondere „das Testen aus Kunden-sicht mit der Nachbildung von virtuellen An-rufern bietet Qualitätssicherung vom erstenSchritt bis zum laufenden System“, erläutertMarkus Kesting, Account Manager bei der Te-lenet GmbH Kommunikationssysteme. „Ne-ben dem positiven Effekt, dass neue Services

schneller und qualitativ hochwertiger integ-riert und dem Kunden zur Verfügung gestelltwerden können, wird gleichzeitig die Kun-denzufriedenheit und -akzeptanz gesteigert.“

Neben dem Einsatz neuer Technologienund Lösungen gilt es, sich für das allgemei-ne Ansehen der Branche in der Gesellschaftstark zu machen. Der Anfang 2006 für Call-Center-Betreiber als verbindliche Grundla-ge ihrer Arbeit beschlossene Ehrenkodex

könnte ein guter Ausgangspunkt sein. Dabeigeht es laut Manfred Stockmann, Präsidentdes Branchenverbandes Call Center ForumDeutschland e.V., „nicht nur um das Anse-hen der Call Center, sondern vielmehr umdas deutliche Abgrenzen der redlich arbei-tenden Call Center von den schwarzen Scha-fen, die sich nicht an Regeln, Standards undGesetze halten“. Zudem werde in Europa einegemeinsame Norm für Call und Contact Cen-ter diskutiert, so Stockmann weiter.

Außerdem orientieren sich die Auf-traggeber bei der Auswahl ihres Servicepart-ners immer häufiger an der Qualifikation desPersonals. Dem trägt zum einen der neu ge-schaffene Ausbildungsberuf Call-Center-Agent Rechnung. Zum anderen darf die stän-dige Weiterqualifizierung der Mitarbeiter nichtvernachlässigt werden. So bietet z.B. der Ser-vice-Dienstleister Vivento Customer Servi-ces für jede seiner Mitarbeitergruppen eineigenes Qualifizierungsprogramm an.

32 VISAVIS ECONOMY 2/07

CALL CENTER

Die elektronische Kommunikation per E-Mailgehört seit Jahren zum Alltag eines Call Centers undwird laut aktuellen Studien des Marktforschungs-instituts IDC auch in Zukunft enorm zunehmen. Umso überraschender ist es, dass dieser Kommunika-tionskanal nicht intensiver zur Kundenbindung ge-

nutzt wird. „Bedenkt man, dass jede fünfte E-Mailunbeantwortet bleibt oder mit tagelanger Verspä-tung beantwortet wird, zeigt sich der dringendeHandlungsbedarf für Call-Center-Betreiber“, so BerndKraft, Director Retail Sales und Country Manager beiVerizon Business.

Die Forderung nach intelligenten Lösungen zurErhöhung der Transparenz im E-Mail-Management-Prozess liegt nahe. E-Mail-Response-Management-Lösungen, wie sie von Verizon Business-Koopera-tionspartner ITyX Solutions AG entwickelt werden,analysieren als selbst lernendes System die einge-henden Kundenmitteilungen automatisch, ordnensie Call-Center-Agents zu und liefern auf Grund vonvorangegangener Kommunikation bereits Vorschlä-ge für deren Beantwortung. Dass sich das Manage-ment von E-Mails und Anrufen im Call Center sohervorragend ergänzen lässt, belegen Einsatzszena-rien, in denen die doppelte bis dreifache Menge vonKundenanfragen bearbeitet wurde.

Die Erfüllung der Kundenanforderungen stelltCall-Center-Betreiber jedoch nicht nur vor die kom-plexe Aufgabe, das steigende Aufkommen der An-

fragen steuern zu müssen. Gleichzeitig sollen auchKosten gesenkt und Prozesse optimiert werden. Mit-hilfe von Outsourcing-Modellen wie Dialer-On-De-mand-Lösungen kann die Effizienz eines Call Cen-ters ohne hohen Aufwand gesteigert werden. Hierbeiwerden die Technologie, deren Betrieb und Wartungausgelagert, während das performante IP-Backboneund das Sprachnetz des Netzbetreibers die Grund-lage bieten. In der Outsourcing-Variante liefert bei-spielsweise der Partner itCampus GmbH die Dialer-Technologie und Verizon Business die Infrastruktur.Je nach Bedarf und Auslastung des Call Centerskann die Lösung „direkt aus dem Netz“ bezogen wer-den. Dabei variiert die Ausbaustufe des Outsourcingsnach den individuellen Anforderungen.

Neben der reinen Infrastruktur sind es eigeneSprach- und Datenlösungen von Verizon Business,wie beispielsweise „Hosted IVR“, die das Produkt-portfolio speziell für Call Center abrunden. CallCenter konzentrieren sich so auf ihr Kerngeschäft –die Kundenbindung und Dienstequalität – währendgleichzeitig dem Investitions- und Innovationsdruckbegegnet wird. www.verizonbusiness.com/de

Intelligente Call-Center-TechnologienDreifache Arbeitsmenge durch richtiges Kommunikationsmanagement.

LÖSUNGEN Effizienz, Kostensenkung und Prozess-optimierung sind die Ziele von Bernd Kraft, DirectorRetail Sales und Country Manager, Verizon Business.

MESSE „Steigende Industrialisierung und verkaufsak-tive Call Center liegen im Trend“, erklärt Helga Haag,Kongress-Managerin der CallCenterWorld.

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.callcenterworld.de

+ www.call-center-forum.de

Page 33: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 33

FACTORING

W enn Rechnungen nicht oder nurmit Verzögerung bezahlt werden,wenn die Hausbank unter Hinweis

auf die Eigenkapitalrichtlinien nach Basel IIrestriktiver handelt oder wenn der Firmenchefnur wenige Informationen über den neuenHandelspartner im Ausland besitzt, kanneine Factoringgesellschaft mit ihrem Full-Service-Angebot helfen, vor allem kleinerenund mittleren Unternehmen. Zum einen ist dersofortige Mittelzufluss durch den Ankauf of-fener Forderungen von Nutzen, zum anderenwird das Management von vielen adminis-trativen Aufgaben entlastet und bei seinen Ge-schäftsbeziehungen ins Ausland begleitet.

Kein Grund also für den Mittelständler,angesichts der breiten Palette von Proble-men und Herausforderungen zu resignieren.Der Factor wird ein auf die individuellenBedürfnisse des Kunden zugeschnittenes Ser-vicepaket ausarbeiten, das neben dem For-derungsankauf meist das Debitorenmanage-ment sowie den Delkredereschutz umfasst.Das Risiko des Forderungsausfalls über-nimmt der Factor, oft in vollem Umfang.

Da die offenen Forderungen in die Bi-lanz des Factoringinstituts übergehen, ver-bessert sich die Bilanzstruktur und damitauch die Voraussetzung für die Bonitätsprü-

fung des Mittelständlers. Er wird zudem vonzeitraubender Büroarbeit entlastet, kann sichdaher auf sein Kerngeschäft konzentrierenund auf diese Weise einen wichtigen Wettbe-werbsvorteil am Markt erlangen. Die Daten-übertragung findet mittlerweile meist onlinestatt, wobei ein hoher Sicherheitsstandard be-achtet wird. Der Kunde wird dadurch in dieLage versetzt, jederzeit seine aktuellen Kon-tendaten abzurufen.

Als Lösungsweg für bereits in Schwie-rigkeiten befindliche oder gar von der Insol-venz bedrohte Firmen darf Factoring abernicht verstanden werden. „Es eignet sich fürsolide Unternehmen, die sich im Idealfall ineiner Wachstumsphase befinden und derenLiquiditätslage durch ein Factoringkonzeptverbessert werden kann“, betont RainerStockhausen, Inhaber und Geschäftsführervon ZAG Plus medicalFinance und WestFactoring FinancialServices in Troisdorf.„Das effiziente und kontinuierliche Monito-ring ist generell unverzichtbar und beschränktsich nicht auf die Debitoren, deren Bonitätgeprüft wird. Auch der neue Factorkundeselbst muss einer fortlaufenden Beobach-tung unterzogen werden.“

Vorteil Für Unternehmen mit solidem Debitorenbestand bietet die Kooperation mit einemFactoringinstitut auch im Außenhandel die Möglichkeit eines raschen Liquiditätszuflusses.

Der schnelle Weg zum Geld

von Jürgen Hermann

Exportfactoring ist bereits in denvergangenen Jahren für international tä-tige mittelständische Unternehmen einwichtiger Baustein in ihrer Außenhan-delsfinanzierung geworden. Bei demVerkauf von Auslandsforderungen gehtes häufig nicht nur um die Finanzie-rung und Bilanzentlastung wie bei in-ländischen Forderungen, sondern auchum die Absicherung von Ausfallrisiken.

Die Postbank Factoring hat ihrAngebot im Exportfactoring nun um denAnkauf von APG-gedeckten Forderun-gen (APG = Ausfuhr-Pauschal-Gewähr-leistung) erweitert. Über die Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistung können For-

derungen mit Laufzeiten bis maximalzwölf Monate in allen Ländern außer-halb der EU und der OECD sowie in Ko-rea, Mexiko und der Türkei gegen poli-tische und wirtschaftliche Risiken ab-gesichert werden. PB Factoring kauftden gesicherten Teil und finanziert die-sen zu 100 Prozent. ExportorientierteUnternehmen können damit ihre sons-tigen Exportforderungen und ihre APG-gedeckten Forderungen innerhalb einesFactoringvertrages verkaufen.

Die komplette Finanzierung derAuslandsforderungen kann über einenPartner erfolgen, der Abwicklungsauf-wand reduziert sich durch eine Verein-

heitlichung der Prozesse. Daraus resul-tieren niedrigere Kosten und die Mög-lichkeit, aufgrund eines größeren Volu-mens attraktivere Konditionen zu erhal-ten. Nicht nur Finanzierungen in Euro,sondern auch in US-Dollar und engli-schen Pfund sind möglich. Ein weite-rer Vorteil, APG-gedeckte Forderungenim Rahmen eines Factoringvertrages zufinanzieren, liegt im IT-Know-how desFactors. Die PB Factoring verfügt überErfahrung im Umgang mit großen Rech-nungsmengen, sodass auch eine hö-here Anzahl mit kleineren Beträgenproblemlos verarbeitet werden kann. In-fos: www.postbank.de/factoring

International

SERVICE Monika Loock-Weber, Ge-schäftsführerin Postbank Factoring stelltFinanzierungsalternativen vor.

Baustein der Außenhandelsfinanzierung

Page 34: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Die zunehmende Aktivität von Private-Equity-Firmen in Deutschland macht einesdeutlich: Größe sichert allemal mediale Auf-merksamkeit, denn nur die spektakulärenTransaktionen sind Schlagzeilen wert. DassPrivate Equity auch für mittelständische Be-triebe eine wichtige, oftmals sogar Existenzsichernde Rolle spielt, ist weniger bekannt.Dabei bringen gleich drei kraftvolle Moto-ren das Private-Equity-Geschäft auf Tou-ren. Große Firmen haben den Weg zurückzum Kerngeschäft eingeschlagen; die öffent-liche Hand veräußert immer mehr Unter-nehmen; und für mittelständische Betriebestellt Private Equity eine attraktive Formder Finanzierung dar.

Nicht selten handelt es sich dabei so-gar um die einzige Möglichkeit, überhauptZukunftsinvestitionen vornehmen zu kön-nen, da Bankdarlehen immer restriktiver ver-geben werden und für den Mittelstand dieMöglichkeit begrenzt ist, Liquidität direkt amKapitalmarkt zu erhalten. Private-Equity-Engagements bieten sich in dieser Situationals willkommene Alternative an. Das giltauch, wenn in Familienunternehmen dieheikle Nachfolgefrage nicht geklärt werdenkann und die Firma einer ungewissen Zu-kunft entgegengeht.

Die zunehmende Bedeutung von Pri-vate Equity im Mittelstand mag bislang nur

wenigen bekannt sein. Noch mehr überra-schen dürfte die Tatsache, dass bei einigendieser Transaktionen Factoringinstitute mit imBoot sind. Wie geht das zusammen? Facto-ring, also der Ankauf von Forderungen beischneller Liquidität des Kunden, erfreut sichim Mittelstand deutlich höherer Nachfrage,und der Umsatz der führenden deutschenFactoringgesellschaften stieg im Jahr 2005um 21,6 Prozent auf über 55 Mrd. Euro.

Doch wie kompatibel ist dieses Instru-ment mit der dynamischen Private-Equity-Branche? Wie lassen sich beide alternative

Finanzierungsformen miteinander kombi-nieren? Die Erfahrung der Mainzer HellerBank, eine 100-prozentige Tochter von GECommercial Finance (General Electric), zeigtals eines der größten deutschen Factoringins-titute: Die Zusammenarbeit mit einem Fac-tor kann sich für alle Beteiligten als Vorteilerweisen. Schon im Jahr 2002 entschied sichdie Heller Bank für die erste derartige Trans-aktion, der zahlreiche weitere Deals folgten,teilweise mit europäischen Partnern. DennPrivate-Equity-Gesellschaften sind daran in-teressiert, ihre Akquisitionen zum Großteilmit Fremdkapital zu finanzieren, um aufdiese Weise vom Leverage-Effekt zu profi-tieren. Das Prinzip ist einfach: Je geringerder Anteil an eigenen Mitteln, welchen diePrivate-Equity-Gesellschaft in eine Übernah-me investieren muss, desto mehr Engage-ments kann das Unternehmen eingehen.

Für solche Leveraged-Buy-outs brauchtdas Beteiligungsunternehmen Finanzierungs-partner. Bei Übernahmen mit hohen Finan-zierungsvolumina stellen meist Großban-ken, Versicherungen oder Pensionsfonds dienötigen Mittel zur Verfügung. Anders beimittelständischen Private-Equity-Aktivitäten:Hier kann sich der Factor als gefragter Fi-nanzierungspartner positionieren. Er ver-fügt über mittelständisches Know-how undist aufgrund seiner im Vergleich zu großenInvestmentbanken günstigen Kostenstrukturin der Lage, auch mittelgroßen Finanzie-rungsbedarf erfolgreich zu bedienen.

Aus Sicht des Beteiligungsunternehmenssprechen weitere gute Gründe für die Zu-sammenarbeit mit einem Factor. Dazu ge-hört der Aspekt der Nachhaltigkeit der Fi-nanzierung. Stellt ein Factoringinstitut Mit-tel für den erfolgreichen Abschluss einesPrivate-Equity-Deals zur Verfügung, so han-delt es sich in den meisten Fällen um eindauerhaftes Engagement. Der Factor ist überdie wirtschaftliche Entwicklung seines Kun-den stets auf dem Laufenden, und das kon-tinuierliche Monitoring durch einen erfah-renen Partner ist sichergestellt. Kurzum:Private Equity und Factoring ergänzen sichbei der Akquisition von Unternehmen mitt-lerer Größe optimal. Und aus den eingangserwähnten Gründen dürfte die Zahl der Pri-vate-Equity-Aktivitäten im Bereich des Mit-telstands in den nächsten Jahren weiter stei-gen, wobei aus Sicht des Factors vor allemdie Branchen Konsumgüter, Elektronik, Che-mie, Kunststoffe und leichter Maschinenbauin Betracht kommen. www.heller-bank.de

EXPERTE Joachim Secker, Vorstandsvorsitzender derHeller Bank AG in Mainz, zählt die Vorteile einer Kombi-nation von Factoring und Private Equity auf.

Sinnvolle PartnerschaftMittelstandsfinanzierung Mit dem Verkauf von Forderungen verschaffensich Private-Equity-Investoren einen größeren Handlungsspielraum.

34 VISAVIS ECONOMY 2/07

FACTORING

Page 35: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Ebenso wie WestFactoring verzeichnetdie gesamte Branche im deutschsprachigenRaum eine seit Jahren anhaltende Nachfra-ge nach Factoringlösungen. Immer mehrFirmenchefs überwinden einstige Vorbehal-te, und immer mehr Branchen zählen zu denKlienten. Dabei werden ein bestimmter Jah-resumsatz sowie Forderungen aus vollstän-dig erbrachten Leistungen vorausgesetzt.Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, istdie Grundlage für eine lange Zusammenar-beit gegeben, bei welcher das Unternehmenin seinem Wachstum meist durch einen um-satzkongruenten Liquiditätszufluss unter-stützt wird. Vorbei ist die Zeit, als man mitdem Rückgriff auf ein Factoringkonzept zö-gerte, da in der Außenwirkung ein Liquidi-tätsproblem des Unternehmens vermutet wer-den konnte. Und beim „stillen Factoring“werden die Debitoren ohnehin nicht über dieKooperation mit einem Factor in Kenntnisgesetzt. Am häufigsten findet sich inDeutschland jedoch das „offene Factoring“,bei dem der Schuldner den Rechnungsbe-trag direkt an den Factor überweist.

Die Osterweiterung der EU und dieSuche nach neuen – auch weit entfernten –Absatzmärkten jenseits der Grenzen machendie Kooperation mit einem Factoringinstitutzusätzlich attraktiv: In vielen Fällen wird derFactor die Forderungen übernehmen, wel-che aus dem Exportgeschäft resultieren, dieBonität des ausländischen Kunden prüfenund in Bezug auf die Rechtslage sowie dieUsancen in dem Drittland beraten. Dabeiwird oft auf ein eigenes Netzwerk zurückge-griffen oder – im Rahmen des Zwei-Factor-Systems – mit einem ausländischen Institutkooperiert. Auf diese Weise ist die Gefahrgebannt, dass die viel versprechende Zusam-

menarbeit mit dem neuen Auslandskundenin die Liquiditätsfalle führt.

Über die unverändert hohen Wachs-tumsraten der Branche berichtet der Deut-sche Factoring-Verband, der vor kurzem einHauptstadtbüro in Berlin eröffnet hat. Es wirdvon dem Juristen Dr. Alexander Moseschusgeleitet. „Die deutsche Factoringbrancheblickt auf sehr gute Jahre zurück, doch be-trachtet man das Factoringgeschäft im Aus-land oder das Wachstum beim Leasing, sowird das hohe Nachholpotenzial deutlich“,erläutert Moseschus im Gespräch mit VISAVIS.„Die Verbandsmitglieder erhoffen sich von

dem neuen Hauptstadtbüro vor allem einewirksame Öffentlichkeitsarbeit. Hinzu kommtdie Erwartung, dass das gesetzliche Umfeldfür das Factoringgeschäft verbessert und derForderungsverkauf erleichtert wird.“ Der vonDr. Ulrich Brink geleitete Verband mit Sitzin Mainz umfasst mittlerweile 22 Factoring-institute als Mitglieder; sie weisen einen ak-kumulierten Jahresumsatz von weit mehrals 50 Milliarden Euro aus.

Am deutschen Markt ist mittlerweileeine große Zahl von Factoringinstituten tä-tig. Mit der zunehmenden Akzeptanz dieserFinanzierungsform steigt auch die Vielfalt

Der Kunde zahlt nicht – jedes Unternehmensah sich schon mit diesem Problem konfrontiert.Außenstände und uneinbringliche Forderungen sindteuer. Sie beeinflussen die Liquidität, die Wettbe-werbsfähigkeit und damit letztlich das Betriebser-gebnis. Laut der Frühjahrsumfrage 2006 des Bun-desverbandes Deutscher Inkassounternehmen ist ei-ne Verbesserung der Zahlungsmoral nicht in Sicht.Der beste Weg, Außenstände zu vermeiden, ist eindauerhaft effizientes Kredit- und Forderungsma-nagement. Inkassounternehmen als Drittdienstleis-ter bieten eine umfassende Betreuung im BereichKredit- und Forderungsmanagement.

Welche Anforderungen stellen Unternehmenan ein Inkassounternehmen? Auf welche Kriterienlegen Unternehmen bei der Auswahl des richtigenInkassopartners Wert? Fachkompetenz und lösungs-orientiertes Vorgehen sollten das Aushängeschildeines jeden Inkassounternehmens sein. Faktorenwie Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Vertrauen,verbunden mit einer flexiblen und kundenorientier-ten Arbeitsweise, sind nach Erfahrung der EOS KSIfür die meisten Unternehmen ebenso unverzicht-bar wie schnelle und kostengünstige Realisierungder offenen Forderungen.

Mittlerweile wünschen Unternehmen mehrals nur das klassische Beitreiben. Ganzheitlichkeitwird eine Anforderung, auf die sich Inkassounter-nehmen einstellen müssen. Forderungsmanagementbeginnt in diesem Verständnis nicht erst mit demBeitreiben offener Forderungen. Dienstleistungen rundum das Finanzwesen werden verlangt. Je nach Un-ternehmensausrichtung zählen dazu u. a. Debitoren-und Kreditmanagement, Erfahrungen im Auslands-inkassoverfahren und Consultingleistungen sowieein umfassendes Angebot an Technologie.

Debitorenmanagement hilft, Ausfallrisikendurch qualifizierte Maßnahmen, wie beispielsweisekontinuierliche Stammdatenpflege und eine umfas-sende Kontobearbeitung, zu reduzieren. Ein syste-matisches Kreditmanagement unterstützt die Ver-gabe von Kreditlimiten bei Neukunden und beob-achtet die Entwicklung von Bestandskunden. Dasfrühzeitige Ausbuchen von Auslandsforderungenkann durch ein kompetentes Inkassoverfahren auf-gefangen werden.

Eine innovative und kundenorientierte Tech-nologie vereinfacht und optimiert die Prozesse imDebitoren-, Kredit- und Forderungsmanagement. DieBeratungsleistung umfasst demnach alle Phaseneiner Geschäftsbeziehung. Ein effektives und effi-zientes Forderungsmanagement darf sich also heutenicht mehr nur auf das Beitreiben offener Forderun-gen konzentrieren. Infos unter: www.eos-ksi.de

Schlechte Zahlungsmoral

ENTLASTUNG Jürgen Fischer, Geschäftsführer EOS KSIInkasso Deutschland GmbH, erläutert die Anforderungenan effektives Kredit- und Forderungsmanagement.

Dienstleistungen rund um das Finanzwesen zunehmend gefragt.

RECHT Caroline Philipp, PricewaterhouseCoopers: „DerFactor kann seine Rechtsposition durch Abtretung desHerausgabeanspruchs durch seinen Kunden stärken.“

VISAVIS ECONOMY 2/07 35

Page 36: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

36 VISAVIS ECONOMY 2/07

FACTORING

der Anbieter, und immer mehr wenden sichdem klassischen Mittelstand zu, der einenJahresumsatz ab 250.000 Euro aufweist, wo-bei einzelne Institute auch geringere Umsatz-volumina akzeptieren. Viele der kleinerenAnbieter sind im Bundesverband Factoringfür den Mittelstand (BFM) zusammenge-schlossen.

Die Coface Finance GmbH hat sich inden letzten Jahren als feste Größe im Marktetabliert und bietet vor allem im Exportfac-toring einen umfassenden Service an. Durchdie Nutzung der Coface-Gruppe werden For-derungen aus Auslandsgeschäften mit rundzwei Dutzend Staaten übernommen, zu de-nen viele wachstumsstarke Schwellenländergehören. Zu den renommiertesten Anbie-tern zählt die Deutsche Factoring Bank inBremen, die bereits seit 1971 im Markt tätigund als Mitglied der Sparkassen-Finanzgrup-pe traditionell auf die Interessen des Mittel-stands ausgerichtet ist. Die Heller Bank inMainz kann ebenso wie SüdFactoring inStuttgart, PB Factoring in Bonn und FortisCommercial Finance in Düsseldorf auf eineerfolgreiche Tätigkeit im deutschen Facto-ringmarkt zurückblicken. Andere Institute wie

die activ factoring AG in München – eineTochter der Raiffeisenlandesbank Oberöster-reich – haben erst vor wenigen Jahren ihreTätigkeit in Deutschland aufgenommen, abereine solide Marktstellung erreicht. „Für jedeSituation das passende Konzept“ bietet ABCFactoring in Köln an, ein Mitglied der Wer-hahn-Gruppe. Das Factoringkonzept des

Instituts wird detailliert an den Liquiditäts-und Sicherheitsbedarf des Kunden ange-passt und beinhaltet viele wichtige Service-leistungen wie das Debitorenmanagement.

Natürlich ist die Gestaltung des Facto-ringvertrags von großer Bedeutung, stellt erdoch die Grundlage für die langjährige Zu-sammenarbeit zwischen Factor und Kundendar. Dr. Caroline Philipp, Steuerberaterin beiPricewaterhouseCoopers in München, weistim Gespräch mit VISAVIS auf die relevantenPunkte in dem Dokument hin: „In den Fac-toringvertrag sollte eine Vertragsklausel in-tegriert werden, wonach der Factorkunde allebestehenden und zukünftigen Forderungenaus seinem Geschäftsbetrieb an den Factorabtritt. Die Abtretung sollte unter der auf-schiebenden Bedingung erfolgen, dass diejeweiligen Forderungen vom Factor ange-kauft werden.

Vertraglich ist klarzustellen, dass beidem nur teilweisen Ankauf der Forderungendurch den Factor die betreffende Forderungzunächst nur in Höhe des Teilbetrags als ab-getreten gilt. Ferner sollte zwischen Factorund Factorkunde vereinbart werden, dassauch Forderungen, die zunächst Gegenstand

Factoring wird für international tätige Unter-nehmen als Baustein ihrer Außenhandelsfinanzie-rung weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Ansichtvertritt der Geschäftsführer der Coface Finanz GmbH,Franz Michel. Er sieht dabei zwei Grundrichtungen:

„Zum einen geht es weiter darum, den Export derUnternehmen zu unterstützen, indem die in der Re-gel notwendige Finanzierung durch den Verkauf vonForderungen unterstützt oder überhaupt erst mög-lich wird.“ Zum anderen, so Michel, suchten Unter-nehmen, die in Auslandsmärkten mit Niederlassun-gen oder Tochtergesellschaften präsent seien, auchnach Möglichkeiten, ihr dortiges Binnengeschäft mitFactoring zu unterlegen (= multinationale Finanzie-rungslösungen).

Die Coface Finanz GmbH ist das einzige Fac-toringinstitut in Deutschland, das auf globaler Ebe-ne im internationalen Factoring eine Rolle spielt. BisEnde 2007 werden Factoringlösungen über die Co-face-Gruppe weltweit in 28 Ländern angeboten wer-den. Aktuell bietet die Coface-Gruppe in elf Ländernihre Factoringlösungen an, unter anderem in denUSA, Kanada, Polen und Chile.

Die aktuellen positiven Entwicklungen in derdeutschen Konjunktur führen zu einer vermehrtenNachfrage nach internationalen Factoringkonzep-ten, die weit über eine reine Exportfinanzierungund -absicherung hinausgehen.

So bietet die Coface Finanz ihren Kunden überneue Finanzierungslösungen einen „true-sale“ zugünstigen All-in-Margen an. Die Spezialfinanzierun-gen PLAF, Inhouse-S und M2ABS gewinnen zuneh-mend an Bedeutung und zeichnen sich durch einfa-ches Handling aus.

Die Produktvariante coface SMART 100 bringtinteressierten Unternehmen einen hundertprozen-tigen Schutz vor debitorischen Forderungsausfäl-len. Mit Reverse-Factoringkonzepten bietet Facto-ring neue Möglichkeiten und Vorteile für die Kun-den auf der Lieferantenseite. Über eine Invest-Fac-toringlösung (Single Risk Finance) können die Kun-den der Coface Finanz aus mittelfristigen Forde-rungen (bis 36 Monate Laufzeit) kurzfristige Liqui-dität schöpfen.

Alle diese Entwicklungen zeigen, dass inno-vative Finanzierungslösungen rund um den regress-losen Forderungsankauf auch im Exportgeschäftverstärkt bei den Unternehmen nachgefragt wer-den. Das Profil der Coface Finanz GmbH: interna-tional, individuell und innovativ. Weitere Informatio-nen im Internet unter: www.coface.de

Weltweites Finanzierungsnetzwerk ausgebautForderungen können durch Coface international, individuell und innovativ finanziert werden.

WELTUMSPANNEND Franz Michel, Geschäftsführerder Coface Finanz GmbH, erläutert die internationaleFactoringstrategie des Mainzer Unternehmens.

JURIST „Wir erwarten eine Verbesserung des gesetzli-chen Umfeldes für das Factoringgeschäft“, betont Dr. Ale-xander Moseschus vom Deutschen Factoringverband.

Page 37: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

Wie stellt sich die aktuelle Geschäftsent-wicklung Ihres Unternehmens dar?Wir sichern mit unseren Dienstleistungendie finanzielle Unabhängigkeit unserer Kun-den. Dieser Service wird von immer mehrFirmen angenommen, sodass wir im zwei-ten Halbjahr 2006 eine Umsatzsteigerungum rund 50 Prozent verbucht haben. Inner-halb des Deutschen Factoring-Verbands lie-gen wir nach der Übernahme der AtradiusFactoring GmbH und mit unserem dynami-schen organischen Wachstum auf dem sechs-ten Platz – Tendenz steigend. Wir greifenauf das Netzwerk des belgisch-niederländi-schen Finanzkonzerns Fortis zurück, der1990 entstanden ist. Heute zählt die Fortis-Gruppe mit 58.000 Mitarbeitern und Akti-vitäten in mehr als 50 Ländern zu den zwan-zig größten Finanzkonzernen in Europa.Welche Vorteile bietet die Kooperationmit Ihrem Haus?Unsere mittelständischen Partner könnenweder durch eine schleppende Zahlungs-moral noch durch unterschiedliche interna-tionale Zahlungsmodalitäten ins Schlingernkommen. FCF ist seit 1981 auf dem deut-schen Factoringmarkt aktiv, und schon früh-zeitig haben wir uns für den Mittelstand ge-öffnet. Wir arbeiten mit Unternehmen ab ei-nem Jahresumsatz von fünf Mio. Euro zu-sammen, wobei wir uns zum Ziel setzen,mit individuell zugeschnittenen Lösungen

die Basis der Unternehmen zu verbreitern.Einzige Voraussetzung für die Kooperationist die Bonitätsprüfung der Bestandskundenund die von vornherein richtige Einschät-zung neuer Geschäftskontakte.Welchen Serviceumfang bieten Sie IhrenKunden an?Wir versichern sie sozusagen gegen jedeUnwägbarkeit und gehen für sie das Risikoein. Mit ihrer fundierten Kenntnis der Eigen-heiten vieler Branchen können unsere Mit-arbeiter sehr schnell jede Forderung bewer-ten und so die Liquidität ihrer Kunden nach-haltig verbessern. Das Ausfallrisiko über-nehmen wir dabei zu 100 Prozent, indemwir die offenen Forderungen kontinuierlichankaufen. Bereits 24 Stunden nach abge-schlossener Lieferung oder Leistung undÜbermittlung der Rechnungsdaten könnenFortis-Kunden über das Guthaben auf ihrenAbrechnungskonten verfügen. Bis zu 90Prozent der Rechnungssumme stehen sofortbereit, der Rest nach Bezahlung durch denDebitor. Die Vorteile übertreffen die an-fallende Delkredereprovision deutlich, denndurch die höhere Liquidität können Unter-nehmen flexibler im Einkauf agieren undVorteile nutzen, sobald sich diese anbieten.Zusätzlich ist es ihnen möglich, die Forde-rungen aus der Bilanz zu nehmen und soihre Eigenkapitalquote zu steigern. Generelllässt sich sagen, dass einstige Vorbehalte

gegen das Factoring erkennbar an Bedeu-tung verloren haben. Vor allem die jüngereGeneration deutscher Unternehmer, Ge-schäftsführer und Finanzvorstände zeigt sichsehr aufgeschlossen: Ihnen können wir un-sere Lösungsansätze erfolgreich vorstellenund unsere Konzepte anschließend umset-zen. Allenfalls bei sehr traditionsbezogenenFirmen beobachten wir noch Bedenken. Hiermachen wir deutlich, dass Factoring ein sinn-voller Service zu attraktiven Preisen ist.Unterstützen Sie Ihre Kunden auch beimExport?Wir kaufen natürlich auch Forderungen ausdem Auslandsgeschäft an, denn hier kannschon eine einfache Banküberweisung wo-chenlang unterwegs sein. FCF ist als AssetBased Service Provider grenzüberschrei-tend in 15 Ländern aktiv und bietet länder-übergreifende Dienste aus einer Hand: dasMulti-local Factoring. Bei einer Zusammen-arbeit mit uns zahlen die Kunden unsererKlienten den Gegenwert fälliger Rechnun-gen vor Ort in der jeweiligen Landeswäh-rung auf ein Konto der Fortis Bank ein. ViaInternet erfährt unser Kunde in Deutschlandsofort vom Eingang des Geldes und kannbereits am nächsten Tag darüber verfügen.Maßgeschneiderte Lösungen und die indi-viduelle Betreuung der einzelnen Gesell-schaften vor Ort sind hierbei wesentlicheErfolgsgaranten. Damit unterscheiden wiruns deutlich von unseren Wettbewerbern.FCF ist zudem Mitglied der Factors ChainInternational, eines Netzwerks von über 200Factoringgesellschaften in mehr als 60 Län-dern, und neben unserem Kernmarkt Europasind wir auch in Asien mit seinen boomen-den Märkten präsent. www.fortiscomfin.de

LIQUIDITÄT Thorsten König, Geschäftsführer der For-tis Commercial Finance GmbH, erläutert, wie das Un-ternehmen seine Kunden in Europa unterstützt.

Nach 24 Stunden bezahltDynamisch VISAVIS erfuhr von Geschäftsführer Thorsten König das Erfolgs-rezept der Fortis Commercial Finance: exakt zugeschnittene Lösungen.

VISAVIS ECONOMY 2/07 37

Page 38: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

einer Vorausabtretung waren, im Falle vonderen Unwirksamkeit dem Factor zum Kaufangeboten werden. Außerdem ist es ratsam,die Abtretung offenzulegen. Dies kann inder Form erfolgen, dass der Factorkunde denFactor unwiderruflich bevollmächtigt, fürihn die Abtretungsanzeige gegenüber Debi-toren abzugeben. Damit wird sichergestellt,dass die Debitoren ihre Zahlungen direkt anden Factor leisten.“

Zu beachten ist auch die Rechtsklauseldes Eigentumsvorbehalts, denn mit dem An-kauf der Forderung erwirbt das Factoring-institut auf der Grundlage von § 401 BGBgrundsätzlich alle akzessorischen Neben-rechte wie die Bürgschaft und die Pfand-rechte. „Dazu gehören jedoch nicht die selbst-ständigen Sicherungsrechte wie das Siche-rungs- und Vorbehaltseigentum. Folglich be-darf es hierzu einer gesonderten vertragli-chen Vereinbarung zwischen den Parteien:Factor und Factorkunde einigen sich über denEigentumsübergang, und der Factorkundetritt zudem seinen Herausgabeanspruch ge-genüber den Debitoren an den Factor ab.Dies ist aus Sicht des Factors zu empfehlen,da dadurch seine Rechtsposition gestärkt wird.Im Fall der Insolvenz des Debitors dient dieEigentumsvorbehaltsware dem Factor alsSicherheit“, so Philipp.

Veränderungen haben sich durch dieseit 1999 geltende neue Insolvenzordnungergeben, denn diese Rechtsnorm schwächtdie Position des gesicherten Gläubigers, in-dem sie die umfassende Anfechtung vonRechtsgeschäften des Schuldners vor undwährend einer Liquiditätskrise zulässt. „NeueKonsequenzen für das Factoringgeschäft unddessen Vertragsgestaltung ergeben sich dar-aus jedoch nicht“, erläutert Caroline Philipp.„Der Forderungsverkauf an den Factor istnicht als (vorsätzliche) Benachteiligung desInsolvenzgläubigers zu qualifizieren. AlsBegründung dafür wird in der Literatur der‚Zug-um-Zug-Charakter‘ des Factoringge-schäfts angeführt.“

Zur Sanierung der Firmenkasse kön-nen weitere Finanzierungsformen als Alter-native bzw. Ergänzung zum klassischen Kre-dit der Hausbank genutzt werden. Hierzu

38 VISAVIS ECONOMY 2/07

FACTORING

Im Jahr 2006 hat sich die deutscheWirtschaft – getragen von einer verstärk-ten Inlandsnachfrage sowie einer erneuthohen Exportquote – wesentlich besserentwickelt als ursprünglich angenommen.Mittelständische Betriebe, die häufig Ex-portquoten zwischen 20 und 50 Prozentaufweisen, sind allerdings besonders vonSchwankungen im Auslandsgeschäft be-troffen und müssen sämtliche Möglichkei-ten ausschöpfen, um Einbußen beim Ex-port zu vermeiden. Andere Mittelständlerstehen nunmehr vor dem Beginn von Aus-landsaktivitäten, weil die Inlandsnachfragekeine nennenswerten Zuwachsraten ver-spricht. Beiden Gruppen bietet das Export-factoring eine hervorragende Möglichkeit,ihre Ziele zu verwirklichen.

Die noch weit verbreitete Unwissen-heit veranlasst die Factoringinstitute, in ver-stärktem Maß auf den Exportfactoring-Service hinzuweisen und zu verdeutlichen,dass nicht nur Forderungen aus dem In-landsgeschäft angekauft werden können.Das Exportfactoring – in Deutschland mitjährlichen Wachstumsraten von zuletzt rund20 Prozent – lässt die Exportgeschäfte qua-si zu Inlandsgeschäften werden und ähneltin seinem Ablauf dem Inlandsfactoring.

SüdFactoring wickelt die Exportge-schäfte grundsätzlich direkt mit den infra-ge kommenden Ländern und ohne Ein-

schaltung eines Importfactors ab. Sie führtselbst die Bonitätskontrolle der Abnehmerdurch und bedient sich hierbei nationalerund internationaler Auskunfteien, Rückver-sicherungsgesellschaften und Banken. Dasbedeutet kurze und schnelle Wege, die demExporteur zugutekommen. In Fällen, indenen der Factor keine Limitzusage erteilt,sollte der Exporteur von Lieferungen Ab-stand nehmen, da er sich sonst der Gefahrdes Forderungsausfalls aussetzen würde.

Im Rahmen der vom Exportfactor ge-nehmigten Warenkreditlimiten kann der Ex-porteur hingegen bedenkenlos liefern, daderartige Forderungen vom Exportfactorzu 100 Prozent gegen Ausfall abgesichertsind. In der Folge braucht sich der Expor-teur auch über Zahlungsziele keine allzugroßen Gedanken zu machen, weil der Ex-portfactor nach Auslieferung der Waren 90Prozent der Forderungen vorfinanziert. Da-mit verfügt der Unternehmer ständig überausreichende Liquidität, die es ihm ermög-licht, seinen Abnehmern branchen- und lan-desübliche Zahlungsziele einzuräumen.

Auf die Forderungsübergabe folgt derForderungseinzug durch den Exportfactor.Sollte der Abnehmer nicht bezahlen, über-nimmt der Exportfactor das Mahnwesenunter Beachtung der landes-, branchen- undgesetzesüblichen Gepflogenheiten. Dabeibedient er sich eines weltweit ausgebautenNetzes renommierter Anwaltskanzleien so-wie der guten Beziehungen zu den jeweili-gen ausländischen Banken. Mit Exportfac-toring ist der Unternehmer also von admi-nistrativem Ballast befreit, und die anfal-lenden Kosten – zwischen 1,0 und 2,5 Pro-zent des Umsatzes und im Einzelfall kon-kret zu ermitteln – sind als vergleichsweisegering zu bezeichnen. Weist die Mehrheitder Auslandskunden eine schlechte Boni-tät auf, sollte sich der Mittelständler um ei-nen neuen Repräsentanten vor Ort bemü-hen. Die langjährige Erfahrung der Export-factoring-Institute zeigt nämlich, dass dieExportgeschäfte so gut sind wie die in dementsprechenden Land eingesetzten Vertre-ter. Weitere Infos: www.suedfactoring.de

Wachstum mit ExportfactoringBeratungsbedarf SüdFactoring sieht ein erhebliches Informationsdefizit beiexportorientierten mittelständischen Unternehmen in Deutschland.

SICHERHEIT Hans Volker Mayer, Geschäftsführer SüdFactoring betont: „Exportfactoring befreit Unternehmervon administrativem Ballast zu geringen Kosten.“

WEITERE INFORMATIONEN UNTER:

@+ www.factoring.de

+ www.pwc.de

+ www.bundesverband-factoring.de

+ www.bdiu.de

Page 39: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets

VISAVIS ECONOMY 2/07 39

zählt das mittlerweile populäre Leasing, beidem ebenfalls ein individuelles Konzept er-arbeitet, die Liquidität geschont und längstnicht mehr nur der Firmenwagen gemietetwird: Maschinen, Möbel, Computeranlagenund Firmengebäude sind längst im Sorti-ment renommierter Anbieter vertreten. BeimRückgriff auf die Angebote der Finanzmärk-te sollten auch Mezzaninekapital, ABS-Kon-zepte oder – allerdings nur bei optimalenRahmenbedingungen – der Börsengang in

Erwägung gezogen werden. Immer häufigerarbeiten übrigens Private-Equity-Firmenmit Factoringinstituten zusammen; sie redu-zieren auf diese Weise das Volumen eigenerFinanzmittel bei ihren Transaktionen undnutzen über den Leverage-Effekt faktischeinen Hebeleffekt.

Offene Forderungen können schließ-lich auch durch die Einschaltung von Inkas-sounternehmen beigetrieben werden. Zuihnen zählt die EOS KSI Inkasso Deutsch-

land GmbH in Bad Rappenau, ein Unter-nehmen der EOS Gruppe, das auf die Fol-gen hoher Außenstände sowie uneinbringba-rer Forderungen verweist und auch das Aus-landsinkasso übernimmt. Nicht wenige Mit-telständler haben aufgrund der sinkendenZahlungsmoral erhebliche Wettbewerbsnach-teile erlitten oder sind in die Insolvenz gera-ten. Ein effizientes und intelligentes Forde-rungsmanagement ist demnach sinnvoll, dadas Monitoring der Schuldner zu einem frü-hen Zeitpunkt einsetzt. Parallel hierzu findetdie umfassende Beratung der Kunden durchein Team kompetenter Mitarbeiter statt.

Vertrauen, Zuverlässigkeit und Trans-parenz – diese drei Komponenten zeichnendie erfolgreiche Kooperation zwischen Inkas-sogesellschaft und Kunden aus. Inzwischenhaben sich viele Anbieter – darunter dieEOS KSI Inkasso Deutschland GmbH – imBundesverband Deutscher Inkassounterneh-men (BDIU) mit Sitz in Hamburg zusam-mengeschlossen. Sie sorgen für die rascheBeitreibung offener Forderungen, bieten ei-nen Katalog begleitender Dienstleistungenan und weisen in zunehmendem Maß Erfah-rung im Auslandsgeschäft auf.

MARKTLAGE Die vier größten Factoringanbieter Deutschlands teilen sich mehr als 50 Prozent des Marktes. ZumStichtag 02.01.2006 schuldeten insgesamt 1,9 Millionen Debitoren den Factoringinstituten Geld.

Der deutsche Factoringmarkt

Quel

le:D

euts

cher

Fac

torin

g-Ve

rban

d

Page 40: VISAVIS Economy 02/2007 - Future Markets