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Frischer Wind weht E rn st-Herbert Pfleiderer lädt ein zur neuen Saison der " Konzertfreunde" Hereinspaziert Ernst-Herbert Ptleiderer, der Künstlerische Leiter der "Neumarkter Konzertfreunde", bittet zum Musikgenuss. Foto: Edgar Ptrogner Ernst- Herbert Pfleiderer, Kün s tle ri - scher L eite r der .,Neumarkter Konzert- freunde", macht die Tür auf: zum Pres- segespräch über den inzwischen 34 Jahre alten und erfolgsverwöhnten Verein sowie für die neue Saison 2014/1 5. Erster Eindruck: Da weht ein ziemlich frischer Wind. Herr Pfleiderer, die Konkurrenz schläft nicht, überall tauchen neue Konzert- und Festival-Pflänzchen auf. Wie positionieren sich da die eta- blierten "Neumarkter Konzertfreun- de"? Ernst -Herbert Pfleiderer: Wir müs- sen es immer wieder betonen: Wir machen keine Konzerte nur für feine Leute, wir sind als "Konzertfreunde" keine Schicki-Micki-Truppe. Das wa- ren wir von Anfang der .,Konzert- freunde" -G€schichte an nicht, son- dern wir bedienen eine inhaltsorien- tierte Gruppe, ein enthusiastisches Musikpublikum. Dieses Konzept und diese Konzerte wollen wir noch be- kannter machen in Nordbayern. Warum ist das Publikum für Sie so wichtig: außer, dass es kommt und Eintritt zahlt? Pfleiderer: Unser Publikum verfolgt die Konzerte überall die Jahre hin so konzentriert und kenntnisreich wie kaum sonst wo. Das schätzen auch unsere Künstler, und manche kom- men eigens deswegen nach Neumarkt: zum Beispiel der Countertenor Philip- pe J aroussky in der nächsten Saison zum dritten Mal. Und wenn jetzt gene- rationsbedingt ein paar Abo-Plätze neu vergeben werden können, auch mehr Einzelkarten zur Verfügung ste- hen oder es für neue Interessenten ein "Schnupper-Abo" gibt: Uns liegt an dem typischen, besonderen Reitsta - Konzertgenuss ist nicht Mangelware Nimmermüde "Neumarkter Konzertf reunde" wollen auch für Diskussionsstoff sorgen NEUMARKT - Mit dem Programm 2014/15 der "Neumarkter Konzert- freunde" ist nicht nur der Reitsta- del-Genussfaktor erneut garantiert, sondern es bringt Abonnenten und Einzelkartenkäufer auf die Höhe der aktuellen Kammermusikdiskussion und -szene. Man kann Eindrücke aus früheren Konzerterlebnissen festigen, neue Gruppierungen kennen lernen, die sich hier das erste Mal vorstellen, oder die gegenwärtig'aktuellen Super- stars hören. Da weht ein frischer Wind durch den Reitstadel, durch Besetzungslis- ten und Programme: auch mit einer Menge Musik aus der klassischen Moderne und zeitgenössischen Kom- ponistencomputern. Wovor sich nie- mand fürchten muss, denn an Pender- ecki oder Gorecki haben sich die Ohren längst gewöhnt, und Kurt Weill ist ein klassisches Vergnügen. Musiker klopfen an Die zehn Konzerte sind wieder das Ergebnis langer Feldforschung und intimer Kenntnis der Kammermusik- szene von heute. Musiker waren von ihren ersten Gastspiel en i,n Neumarkt begeistert und kommen mit Handkuss wieder- oder freuen sich, dass sie end- lich eingeladen, eingelassen werden. Die "Konzertfreunde" wagen auch mal ein Debüt mit unbekanntem Namen: Man ruht sich nicht auf den Lorbeeren der vergangeneu 34 Jahre aus. Sondern will für Diskussionsstoff sorgen. Denn nur bequeme Konzert- sessel will . eigentlich heute keiner mehr. Die Jungen sowieso nicht und auch nicht die Alteren. Oft sind Inter- preten sichtlich überrascht, wie viel Applaus es für Schnittke, Schostako- witsch oder Ligeti in Neumarkt gibt. Auch mit einer durchdachten Ein- trittspreis-Politikbauen die "Konzert- freunde" an ihrer "Konzertzukunft". Und die verspricht 2015/16 dann auch wieder Andräs Schiff oder Thomas Hengelbrock. UWE MITSCHING Solitäre sorgen für. Festspiel-Atmosphäre Zehn Konzerte zum Zungenschnal zen-Ein Wiederren mit Cou ntertenor Jaroussky VON UWE MITSCHING NEUMARKT - So sieht Ernst- Her- bert Pfleiderer die zehn Konzerte der Saison 2014/15: 25. September: Ein Klaviertrio mit bekannten Namen: Sergey und Lusine Khachatryan spielen mit dem Gewin- ner des Tschaikowsky-Wettbewerbs 2011, dem Cellisten Narek Hakhnaza- ryan, Beethoven, Rachmaninov und ein Trio des armenischen National- komponisten Babadjanian. Der erste Auftritt dieses Trios, bevor es in das Concertgebouw Amsterdam weiter- geht (Abos A und G). 14. November: "Das war eine schwe- re G€burt, aber jetzt ist es ein tolles Projekt" und für die Mezzosopranis- tin Angelika Kirchschlager wie ge- macht. Sie bringt Kurt Weills "Die sie- ben Todsünden der Kleinbürger" (nach Bertolt Brecht) und Auszüge aus der Oper "Der Silbersee". Dazu gibt es viel Instrumentalwitz von Dari- us Milhaud mit dem amarcord- Quar- tett und eine Begleitung durchs Swe- dish Chamber Orchestra (B und G). 24. November: "Kim Kashkashian ist eine der fünf besten Bratscherin- Finnische Revolution: O lli Mustonen spielt mit dem Streichquartett .,Meta4" unter anderem eine eigene Komposition - eme Erstaufführung. Foto: Fritz Etzold nen weltweit" und spielt mit der Flö- tistin Marina Piccinini (New York/Wi- en) und Si van Magen (Harfe) "se hr fei- ne Kammermusik" in der Mischung von Rameau, Ravel, Debussy, Gubai- dulina und Takemitsu (A und G). 19. Januar 2015: "Eine finnische Revolution" ist das "Meta 4"- Streich- quartett. Allein spielt es Haydn, zusammen mit ihrem Landsmann Olli Mustonen das Klavierquintett von Cesar Franck, noch dazu mit Ollis Frau Sole die Erstaufführung von Mustonens Quartett für Oboe, Violine, Viola und Klavier von 2010 (A und G). .,Grande Dame" am Piano 28. Januar: Klaviertrio klingt in der Reitstadel-Akustik am besten: auch wenn der Piano-Star Mitsuko Uchida mit der Geigerio Veronika Eberle und der Cellistin Marie-Elisabeth Hecker zusammen und zum ersten Mal Mozart und Schubert spielt: KV 542 und D 898. Die "grande dame" Uchi- da war bei ihren letztjährigen Aufnah- men im Reitstadel begeistert: "Das ist für mich der Schumann-Saal" - auch wenn sie jet zt Schubert spielt (Abos B undG). 12. Februar: "Dieser Trifonov ge- hört zu keiner Schule, er ist eine ein- malige Begabung, die von innen kommt", sagt Klavierlegende Mena- hem Pressfer über den Pianis- ten- Jungstar Daniil Trifonov. Der spielt die beiden Chopin-Klavierkon- zerte in einer Fassung für Streichor- chester. Das ist an diesem Abend die · Kremerata Baltica, die noch Pender- ecki und Gorecki beisteuern darf (A und Sonderkonzert). 6. März: "lgor Levit stand schon lan- ge auf meiner Liste: Ist er wirklich ein Jahrhunderttalent, Wie die FAZ meint?" Erst sollte er mit dem Würt- tembergischen Kammerorchester kom- men, jetzt kommt er zu einem Soloreci- tal und mit drei Beethoven-Sonaten plus Bach und Busoni (B und G). 15. April: Zu diesem Abend fällt Ernst- Herbert PHeiderer auch kein del-Publikum. Dem bieten wir weiter- hin künstlerische Qualität und sehen uns dabei in einer "Pole Position". Der Musikmarkt bringtja unaufhör- lich neue Namen hervor: schnell ge- pusht, dann auch wieder schnell ver- gessen. Wo sind 2014/15 die wirklich interessanten Namen? PHeiderer: Mit neuen Namen sind wir gut dabei, es gibt etliche Reitsta- del-Debüts. Gerade auf dem Klavier- markt ist das Angebot ja riesig - aber nur wenige sind wirklich auserwählt. Daniil Trifonov ist sicher ein Spitzen- angebot für unser Publikum. Bei den Streichquartetten sind wir in der kom- fortablen Situation, dass das Niveau DAS INTERVI EW insgesamt sehr gut ist. Aber auch hier nehmen wir nur die Allerengagiertes- ten. Große Teile des potentiellen Publi- kums wollen heute {Jeim Konzert auch ein Stück Event , Musikfest. Pfleiderer: Wenn damit . Musik- Show gemeint ist, mache ich dafür die Tür nicht auf. Aber wenn wirkliche künstlerische Qualität dazu kommt, wie bei Martin Grubinger oder Patri - cia Kopatchinskaja mit ihrer Familie, wo es ursprünglich und künstlerisch sauber ist, sind die "Konzertfreunde" dabei. Auch in der nächsten Saison, wenn Spitzenkräfte aus Frankreich mit romantischen Liedern eine Art Crossover versuchen. Die Stadt Neumarkt musste sich um das überregionale Musikprofil selber nie viel kümmern, das haben die "Kon- zertfreunde" besorgt. Würden Siesich inzwischen mehr Unterstützung wün- schen? PHeiderer: Außer der kostenfreien Überlassung des Reitstadels bekom- men wir auch weiterhin keine öffentli- che Unterstützung. Und die will ich auch weiterhin nicht, weil ich im Pro- gramm unabhängig sein will. Die Kon- zertreihe ist ein G€schenk der "Kon- zertfreunde" an die Neumarkter Bür- ger: Dieses Konzept verfolgen wir wei- terhin. Vieles an Kultur ist in Neu- markt ja auch ohne Privatinitiative, das sieht man bei der Stadt manchmal allzu sehr als Selbstverständlichkeit an. Wo sehen Sie noch ungenütztes Pub- likumspotential? PHeiderer: Es gibt immer noch Leu- te, die uns nicht kennen. Die wollen wir für uns gewinnen. Die jüngere· Generation ist natürlich unser Nach- wuchs für später, deshalb wird es jetzt 50 Prozent Nachlass für Schüler und $tudenten geben, auch schon im Aber wir wissen genau, dass die Alteren Zeit, G€ld, Interesse, Sachverstand haben: Sie bilden letzt- lich den wichtigsten Teil unseres Pub- likumsstammes - und wir sind nicht unglücklich darüber. Was schreiben Sie als Motto über die neue Saison? Pfleider er: Zehn Konzerte, offene Programmatik, viel Moderne, die aucli für konservativere Ohren gut und interessant erlebbar ist. Und nicht zu vergessen: der neue Stein- way-Flügel als unser neues Parade- pferd. Da mussten wir ein neues Meis- terstück aus der aktuellen Produktion finden - und ich glaube, wir haben es gefunden. Interv.: UWE MITSCHING Gut zu wissen Die Neuigkeiten aus dem Karten- büro der "Neumarkter Konzert- freunde": Es keine Preiserhöhungen in der neuen Saison. Schüler und Studenten bekom- men 50 Prozent Ermäßigung auch schon im Vorverkauf. Es gibt . " Schnupper-Abos" für neue Interessenten in allen drei Abo-Reihen und Preiskategorien; für ein Jahr, mit 15 Prozent Nach- lass. Aus baurechtliehen Erwägungen heraus dürfen die "Neumarkter Konzertfreunde" im Reitstadel kei- ne Stehplät ze mehr vergeben. Dafür gibt es unten im Parkett so genann- te "Nischenplätze" zum Sitzen und mit festgelegter Nischennummer, beschränkt auf 18 Plätze. Der Preis weiterhin: zehn Euro, auch im Vor- verkauf erhältlich. Bei besonders nachgefragten Kon- zerten wird es auch Bühnenplätze geben. Einzelkarten in allen Kategorien sind für sämtliche Konzerte bereits von Beginn der Saison an erhält- lich. Noch in der Diskussion ist ein Preisnachlass für Abonnenten bei zusätzlichen Einzelkarten aus den anderen Reihen - so wie es bei den großen Münchner Orchestern prakti- ziert wird. UWE MITSCHING Der Countertenor Philippe Jaroussky kommt wieder. Am 15. April 2015 wird 1hn das Streichquartett Quattour Ebene 1m Reistadel begleiten. Foto: Etzo ld Superlativ mehr ein: Der "weltbeste" Countertenor Philippe Jaroussky lässt sich vom Pianisten Jerome Ducras begleiten und macht mit dem Streich- quartett Quattuor Ebene ein Crosso-" ver zum Thema "Melodies francai- ses". "Fetzige Zugaben" sind schon jetzt versprochen (A und G). Junge Cellistin aus Holland 8. Mai: "Die junge holländische Cel- listin Harrlet Krijgh haben wir bei den Mondsee-Musiktagen kennen gelernt", sagt PHeiderer und gibt zu: "und waren sofort begeistert". Mit Magda Amara am Klavier spielt sie Brahms, Beethoven, Rachmaninov. Mit ihren 22 Jahren hat sie auch schon ein eigenes Festival auf Burg Freistritz in Österreich: "Harriet & Friends" (A und G). 24. Juni: "Ein Streichquintett, das ganz schwierig zu bekommen war, noch dazu mit einem so schönen Pro- gramm": Baiba Skride, Gergana Ger- gova, Br ett Dean, Nils Mönkemeyer und Alban Gerhardt spielen zum Sai - sonschluss Mozart (KV 614) und Brahms (op. 111), dazu noch "Epi - taphs" von Brett: Der war 20 Jahre lang Bratscher bei den Berliner Phil- harmonikern (B und G).

Vorverka.~. - Neumarkter Konzertfreunde

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Frischer Wind weht he~rein Ernst-Herbert Pfleiderer lädt ein zur neuen Saison der " Konzertfreunde"

Hereinspaziert Ernst-Herbert Ptleiderer, der Künstlerische Leiter der "Neumarkter Konzertfreunde", bittet zum Musikgenuss. Foto: Edgar Ptrogner

Ernst- Herbert Pfleiderer, Künstleri­scher Leite r der .,Neumarkter Konzert­freunde", macht die Tür auf: zum Pres­segespräch über den inzwischen 34 Jahre alten und erfolgsverwöhnten Verein sowie für die neue Saison 2014/15. Erster Eindruck: Da weht ein ziemlich frischer Wind.

Herr Pfleiderer, die Konkurrenz schläft nicht, überall tauchen neue Konzert- und Festival-Pflänzchen auf. Wie positionieren sich da die eta­blierten "Neumarkter Konzertfreun­de"?

Ernst-Herbert Pfleiderer: Wir müs­sen es immer wieder betonen: Wir machen keine Konzerte nur für feine Leute, wir sind als "Konzertfreunde" keine Schicki-Micki-Truppe. Das wa­ren wir von Anfang der .,Konzert­freunde" -G€schichte an nicht, son­dern wir bedienen eine inhaltsorien­tierte Gruppe, ein enthusiastisches Musikpublikum. Dieses Konzept und diese Konzerte wollen wir noch be­kannter machen in Nordbayern.

Warum ist das Publikum für Sie so wichtig: außer, dass es kommt und Eintritt zahlt?

Pfleiderer: Unser Publikum verfolgt die Konzerte überall die Jahre hin so konzentriert und kenntnisreich wie kaum sonst wo. Das schätzen auch unsere Künstler, und manche kom­men eigens deswegen nach Neumarkt: zum Beispiel der Countertenor Philip­pe J aroussky in der nächsten Saison zum dritten Mal. Und wenn jetzt gene­rationsbedingt ein paar Abo-Plätze neu vergeben werden können, auch mehr Einzelkarten zur Verfügung ste­hen oder es für neue Interessenten ein "Schnupper-Abo" gibt: Uns liegt an dem typischen, besonderen Reitsta-

Konzertgenuss ist nicht Mangelware Nimmermüde "Neumarkter Konzertfreunde" wollen auch für Diskussionsstoff sorgen

NEUMARKT - Mit dem Programm 2014/15 der "Neumarkter Konzert­freunde" ist nicht nur der Reitsta­del-Genussfaktor erneut garantiert, sondern es bringt Abonnenten und Einzelkartenkäufer auf die Höhe der aktuellen Kammermusikdiskussion und -szene. Man kann Eindrücke aus früheren Konzerterlebnissen festigen, neue Gruppierungen kennen lernen, die sich hier das erste Mal vorstellen, oder die gegenwärtig' aktuellen Super­stars hören.

Da weht ein frischer Wind durch den Reitstadel, durch Besetzungslis­ten und Programme: auch mit einer Menge Musik aus der klassischen

Moderne und zeitgenössischen Kom­ponistencomputern. Wovor sich nie­mand fürchten muss, denn an Pender­ecki oder Gorecki haben sich die Ohren längst gewöhnt, und Kurt Weill ist ein klassisches Vergnügen.

Musiker klopfen an Die zehn Konzerte sind wieder das

Ergebnis langer Feldforschung und intimer Kenntnis der Kammermusik­szene von heute. Musiker waren von ihren ersten Gastspielen i,n Neumarkt begeistert und kommen mit Handkuss wieder- oder freuen sich, dass sie end­lich eingeladen, eingelassen werden. Die "Konzertfreunde" wagen auch

mal ein Debüt mit unbekanntem Namen: Man ruht sich nicht auf den Lorbeeren der vergangeneu 34 Jahre aus. Sondern will für Diskussionsstoff sorgen. Denn nur bequeme Konzert­sessel will . eigentlich heute keiner mehr. Die Jungen sowieso nicht und auch nicht die Alteren. Oft sind Inter­preten sichtlich überrascht, wie viel Applaus es für Schnittke, Schostako­witsch oder Ligeti in Neumarkt gibt.

Auch mit einer durchdachten Ein­trittspreis-Politikbauen die "Konzert­freunde" an ihrer "Konzertzukunft". Und die verspricht 2015/16 dann auch wieder Andräs Schiff oder Thomas Hengelbrock. UWE MITSCHING

Solitäre sorgen für. Festspiel-Atmosphäre Zehn Konzerte zum Zungenschnalzen-Ein Wiederhören mit Countertenor Jaroussky

VON UWE MITSCHING

NEUMARKT - So sieht Ernst-Her­bert Pfleiderer die zehn Konzerte der Saison 2014/15:

25. September: Ein Klaviertrio mit bekannten Namen: Sergey und Lusine Khachatryan spielen mit dem Gewin­ner des Tschaikowsky-Wettbewerbs 2011, dem Cellisten Narek Hakhnaza­ryan, Beethoven, Rachmaninov und ein Trio des armenischen National­komponisten Babadjanian. Der erste Auftritt dieses Trios, bevor es in das Concertgebouw Amsterdam weiter-

geht (Abos A und G). 14. November: "Das war eine schwe­

re G€burt, aber jetzt ist es ein tolles Projekt" und für die Mezzosopranis­tin Angelika Kirchschlager wie ge­macht. Sie bringt Kurt Weills "Die sie­ben Todsünden der Kleinbürger" (nach Bertolt Brecht) und Auszüge aus der Oper "Der Silbersee". Dazu gibt es viel Instrumentalwitz von Dari­us Milhaud mit dem amarcord-Quar­tett und eine Begleitung durchs Swe­dish Chamber Orchestra (B und G).

24. November: "Kim Kashkashian ist eine der fünf besten Bratscherin-

Finnische Revolution: O lli Mustonen spielt mit dem Streichquartett .,Meta4" unter anderem eine eigene Komposition - eme Erstaufführung. Foto: Fritz Etzold

nen weltweit" und spielt mit der Flö­tistin Marina Piccinini (New York/Wi­en) und Sivan Magen (Harfe) "sehr fei­ne Kammermusik" in der Mischung von Rameau, Ravel, Debussy, Gubai­dulina und Takemitsu (A und G).

19. Januar 2015: "Eine finnische Revolution" ist das "Meta 4"-Streich­quartett. Allein spielt es Haydn, zusammen mit ihrem Landsmann Olli Mustonen das Klavierquintett von Cesar Franck, noch dazu mit Ollis Frau Sole die Erstaufführung von Mustonens Quartett für Oboe, Violine, Viola und Klavier von 2010 (A und G).

.,Grande Dame" am Piano 28. Januar: Klaviertrio klingt in der

Reitstadel-Akustik am besten: auch wenn der Piano-Star Mitsuko Uchida mit der Geigerio Veronika Eberle und der Cellistin Marie-Elisabeth Hecker zusammen und zum ersten Mal Mozart und Schubert spielt: KV 542 und D 898. Die "grande dame" Uchi­da war bei ihren letztjährigen Aufnah­men im Reitstadel begeistert: "Das ist für mich der Schumann-Saal" - auch wenn sie jetzt Schubert spielt (Abos B undG).

12. Februar: "Dieser Trifonov ge­hört zu keiner Schule, er ist eine ein­malige Begabung, die von innen kommt", sagt Klavierlegende Mena­hem Pressfer über den Pianis­ten-Jungstar Daniil Trifonov. Der spielt die beiden Chopin-Klavierkon­zerte in einer Fassung für Streichor­chester. Das ist an diesem Abend die · Kremerata Baltica, die noch Pender­ecki und Gorecki beisteuern darf (A und Sonderkonzert).

6. März: "lgor Levit stand schon lan­ge auf meiner Liste: Ist er wirklich ein Jahrhunderttalent, Wie die FAZ meint?" Erst sollte er mit dem Würt­tembergischen Kammerorchester kom­men, jetzt kommt er zu einem Soloreci­tal und mit drei Beethoven-Sonaten plus Bach und Busoni (B und G).

15. April: Zu diesem Abend fällt Ernst-Herbert PHeiderer auch kein

del-Publikum. Dem bieten wir weiter­hin künstlerische Qualität und sehen uns dabei in einer "Pole Position".

Der Musikmarkt bringt ja unaufhör­lich neue Namen hervor: schnell ge­pusht, dann auch wieder schnell ver­gessen. Wo sind 2014/15 die wirklich interessanten Namen?

PHeiderer: Mit neuen Namen sind wir gut dabei, es gibt etliche Reitsta­del-Debüts. Gerade auf dem Klavier­markt ist das Angebot ja riesig - aber nur wenige sind wirklich auserwählt. Daniil Trifonov ist sicher ein Spitzen­angebot für unser Publikum. Bei den Streichquartetten sind wir in der kom­fortablen Situation, dass das Niveau

DAS INTERVIEW insgesamt sehr gut ist. Aber auch hier nehmen wir nur die Allerengagiertes­ten.

Große Teile des potentiellen Publi­kums wollen heute {Jeim Konzert auch ein Stück Event, Musikfest.

Pfleiderer: Wenn damit . Musik­Show gemeint ist, mache ich dafür die Tür nicht auf. Aber wenn wirkliche künstlerische Qualität dazu kommt, wie bei Martin Grubinger oder Patri­cia Kopatchinskaja mit ihrer Familie, wo es ursprünglich und künstlerisch sauber ist, sind die "Konzertfreunde" dabei. Auch in der nächsten Saison, wenn Spitzenkräfte aus Frankreich mit romantischen Liedern eine Art Crossover versuchen.

Die Stadt Neumarkt musste sich um das überregionale Musikprofil selber nie viel kümmern, das haben die "Kon-

zertfreunde" besorgt. Würden Siesich inzwischen mehr Unterstützung wün­schen?

PHeiderer: Außer der kostenfreien Überlassung des Reitstadels bekom­men wir auch weiterhin keine öffentli­che Unterstützung. Und die will ich auch weiterhin nicht, weil ich im Pro­gramm unabhängig sein will. Die Kon­zertreihe ist ein G€schenk der "Kon­zertfreunde" an die Neumarkter Bür­ger: Dieses Konzept verfolgen wir wei­terhin. Vieles an Kultur ist in Neu­markt ja auch ohne Privatinitiative, das sieht man bei der Stadt manchmal allzu sehr als Selbstverständlichkeit an.

Wo sehen Sie noch ungenütztes Pub­likumspotential?

PHeiderer: Es gibt immer noch Leu­te, die uns nicht kennen. Die wollen wir für uns gewinnen. Die jüngere· Generation ist natürlich unser Nach­wuchs für später, deshalb wird es jetzt 50 Prozent Nachlass für Schüler und $tudenten geben, auch schon im Vorverka.~. Aber wir wissen genau, dass die Alteren Zeit, G€ld, Interesse, Sachverstand haben: Sie bilden letzt­lich den wichtigsten Teil unseres Pub­likumsstammes - und wir sind nicht unglücklich darüber.

Was schreiben Sie als Motto über die neue Saison?

Pfleiderer: Zehn Konzerte, offene Programmatik, viel Moderne, die aucli für konservativere Ohren gut und interessant erlebbar ist. Und nicht zu vergessen: der neue Stein­way-Flügel als unser neues Parade­pferd. Da mussten wir ein neues Meis­terstück aus der aktuellen Produktion finden - und ich glaube, wir haben es gefunden. Interv.: UWE MITSCHING

Gut zu wissen

Die Neuigkeiten aus dem Karten­büro der "Neumarkter Konzert­freunde":

Es gi~t keine Preiserhöhungen in der neuen Saison.

Schüler und Studenten bekom­men 50 Prozent Ermäßigung auch schon im Vorverkauf.

Es gibt . "Schnupper-Abos" für neue Interessenten in allen drei Abo-Reihen und Preiskategorien; für ein Jahr, mit 15 Prozent Nach­lass.

Aus baurechtliehen Erwägungen heraus dürfen die "Neumarkter Konzertfreunde" im Reitstadel kei­ne Stehplätze mehr vergeben. Dafür gibt es unten im Parkett so genann-

te "Nischenplätze" zum Sitzen und mit festgelegter Nischennummer, beschränkt auf 18 Plätze. Der Preis weiterhin: zehn Euro, auch im Vor­verkauf erhältlich.

Bei besonders nachgefragten Kon­zerten wird es auch Bühnenplätze geben.

Einzelkarten in allen Kategorien sind für sämtliche Konzerte bereits von Beginn der Saison an erhält­lich.

Noch in der Diskussion ist ein Preisnachlass für Abonnenten bei zusätzlichen Einzelkarten aus den anderen Reihen - so wie es bei den großen Münchner Orchestern prakti­ziert wird. UWE MITSCHING

Der ~eniale Countertenor Philippe Jaroussky kommt wieder. Am 15. April 2015 wird 1hn das Streichquartett Quattour Ebene 1m Reistadel begleiten. Foto: Etzold

Superlativ mehr ein: Der "weltbeste" Countertenor Philippe Jaroussky lässt sich vom Pianisten Jerome Ducras begleiten und macht mit dem Streich­quartett Quattuor Ebene ein Crosso-" ver zum Thema "Melodies francai­ses". "Fetzige Zugaben" sind schon jetzt versprochen (A und G).

Junge Cellistin aus Holland 8. Mai: "Die junge holländische Cel­

listin Harrlet Krijgh haben wir bei den Mondsee-Musiktagen kennen gelernt", sagt PHeiderer und gibt zu: "und waren sofort begeistert". Mit Magda Amara am Klavier spielt sie

Brahms, Beethoven, Rachmaninov. Mit ihren 22 Jahren hat sie auch schon ein eigenes Festival auf Burg Freistritz in Österreich: "Harriet & Friends" (A und G).

24. Juni: "Ein Streichquintett, das ganz schwierig zu bekommen war, noch dazu mit einem so schönen Pro­gramm": Baiba Skride, Gergana Ger­gova, Brett Dean, Nils Mönkemeyer und Alban Gerhardt spielen zum Sai­sonschluss Mozart (KV 614) und Brahms (op. 111), dazu noch "Epi­taphs" von Brett: Der war 20 Jahre lang Bratscher bei den Berliner Phil­harmonikern (B und G).