16
Wachstumstreiber Internet Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland Wirtschaftsrat der CDU e.V. Luisenstraße 44, 10117 Berlin Telefon: 030 / 240 87 - 200 E-Mail: [email protected] DIE STIMME DER SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT www.wirtschaftsrat.de

Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Broschüre Wachstumstreiber Internet des Wirtschaftsrates der CDU e.V.

Citation preview

Page 1: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Herausgeber:Wirtschaftsrat der CDU e.V.Luisenstraße 44, 10117 BerlinTelefon: 030 / 240 87 – 200Telefax: 030 / 240 87 – 205E-Mail: [email protected]

Verantwortlich:Wolfgang Steiger, GeneralsekretärDr. Rainer Gerding, Bundesgeschäftsführer

Bearbeitung:RA Tobias Koppitz, FachgebietsleiterSven Harraß, Referent

Weitere Informationen unter:www.wirtschaftsrat.de

Stand: März 2012

Wachstumstreiber Internet

Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wirtschaftsrat der CDU e.V.Luisenstraße 44, 10117 BerlinTelefon: 030 / 240 87 - 200E-Mail: [email protected]

DIE STIMME DER SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT

ww

w.w

irtschaftsrat.de

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:38 Uhr Seite 16

Page 2: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wachstumstreiber Internet

1

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 2

Page 3: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Vorwort

Immer mehr entwickelt sich das Internet zum wichtigsten Wachs-tumstreiber für die Wirtschaft. Die Digitalisierung betrifft alleBranchen und sie wird alle Geschäftsprozesse verändern.

Die deutsche Wirtschaft nutzt diese Chancen. Doch wie der inter-nationale Vergleich zeigt, sind wir nicht so gut, wie wir seinkönnten. Um das volle Potential des Internets als Wachstums -motor auszuschöpfen, muss es zur Chefsache werden – in denUnternehmen, aber auch in den Ministerien.

Der Wirtschaftsrat hat deshalb die vorliegenden Empfehlungenzusammengestellt, um Deutschland zum Gewinner in SachenInternet zu machen.

Denn Netzpolitik ist nicht nur für Technik-Fans interessant. Netz-politik muss ins Zentrum wirtschaftlichen Handelns und Denkensrücken. Netzpolitik ist Wirtschaftspolitik.

Das Internet ist kein deutsches Medium, es ist global. Umso wich-tiger ist es, dass ein hoher Urheberrechts- und Patentschutz sicher-gestellt wird und auch durchgesetzt werden kann. Das ist ent-scheidend für die Innovationskraft der Wirtschaft.

Dem Datenschutz kommt eine zentrale Rolle zu, damit das Inter -net seine Rolle als Wachstumstreiber vollständig ausfüllen kann.Die föderale Struktur Deutschlands ist hierbei nicht hilfreich. DerDatenschutz muss europaweit einheitlich geregelt sein. Dabeibrauchen wir europaweit gesetzliche Mindestanforderungen,deren Einhaltung konsequent verfolgt wird.

Wir danken den Mitgliedern der Bundesarbeitsgruppe Netz- und Medienpolitik im Wirtschaftsrat für ihre freundliche Unter -stützung.

Berlin, im März 2012

Prof. Dr. Kurt J. Lauk Dorothee BelzPräsident Vorsitzende des Wirtschaftsrates der CDU e.V. der Bundesarbeitsgruppe

2

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 3

Page 4: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

I. Immer online: Warum Deutschland nicht so gut ist, wie wir sein könnten – und was nun getan werden muss

Wer träumt nicht von solchen Wachstumsquoten: Von 2010 bis2016 wird sich die Internet-Wirtschaft der G-20-Staaten nahezuverdoppeln. Die weltweite Zahl der Nutzer wird in diesen sechsJahren um rund eine weitere Milliarde auf dann drei MilliardenMenschen steigen.

Nutzen allerdings werden wir das Internet dann ganz anders alsnoch heute. Statt auf dem herkömmlichen PC gehen wir mobilüber unsere Smartphones in das Netz. Wer gestern passiv im Netzsurfte, wird sich übermorgen aktiv einbringen. Das Daten volumenwird explodieren: Allein für das Jahr 2015 wird es dreißig Mal sogroß sein wie im Jahr 2005.

Deutschland und die hier ansässigen Unternehmen sind bei dieserEntwicklung dabei. Doch wir sind nicht so gut, wie wir seinkönnten. Und wir nutzen das Potential des Internets nicht so, wiewir es könnten. Allein durch den Fachkräftemangel gehen derdeutschen Wirtschaft jährlich mehr als eine Milliarde Euro anUmsatz verloren.

Wie Firmen ihre IT-Infrastruktur nutzen, wird sich grundlegendverändern. Das ermöglicht deutliche Effizienzsteigerungen undKostensenkungen. Keine Branche ist davon ausgenommen. DieZusammenarbeit mit Zulieferern und Kunden muss neu über -dacht werden, neue Geschäftsmodelle werden sich entwickeln.Das alles ist eine gewaltige Chance für Deutschland.

Doch wie kann es sein, dass Länder wie Südkorea und Großbritan-nien in der Internetdurchdringung deutlich vor uns liegen? Umden Entwicklungsstand eines Landes hinsichtlich der Nutzung undDurchdringung des Internets zu messen, hat die Boston Con -sulting Group den e-Intensity IndexTM entwickelt: Er misst ent-schei dende Faktoren wie die Verfügbarkeit und Nutzung des Inter-nets und die zugehörigen privaten und gewerblichen Ausgaben1.

Deutschland spielt hier allenfalls im oberen Mittelfeld. Zwar liegenwir bei den Ausgaben im und für das Internet an dritter Stelle der

Wachstumstreiber Internet

3

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 4

Page 5: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

e-Intensity IndexTM

Quelle: The Boston Consulting Group

4

SüdkoreaDänemarkSchweden

GroßbritannienIsland

NiederlandeJapan

NorwegenFinnland

USALuxemburg

HongkongDeutschland

SchweizFrankreichAustralien

SingapurKanadaBelgien

NeuseelandÖstereich

IrlandSpanien

SlowenienTschechien

Ver. Arab. EmirateEstland

IsraelPortugal

PolenItalien

UngarnGriechenland

SlowakeiRusslandBrasilien

TürkeiMalaysia

Saudi-ArabienArgentinien

ChileKolumbien

ChinaVenezuela

MexikoSüdafrikaMarokko

IndienÄgypten

Indonesien

0 50 100 150 200

Punktwert, geometrisches Mittel = 100

1 Der Index setzt sich aus 31 Einzelindikatoren aus den folgenden Kategorien zu -sammen: Verfügbarkeit des Internets mit einer Gewichtung von 50 Prozent, privateund gewerbliche Ausgaben für und über das Internet mit einer Gewichtung von25 Prozent und dem Grad, in dem die Wirtschaft, der öffentliche Sektor und die Kon-sumenten das Internet nutzen (Gewichtung 25 Prozent).

G-20-Länder, doch sowohl bei der Verfügbarkeit als auch bei derNutzung fallen wir deutlich ab.

Das hat Konsequenzen: So liegt der Anteil der Internetökonomieam Bruttoinlandsprodukt in Deutschland mit drei Prozent deut -

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 5

Page 6: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

II. Neues zulassen: Wer das Internet in der Firma intensiv nutzt, wächst schneller

Die Zahlen sind eindeutig: Je internetaffiner kleine und mittel-große Unternehmen sind, desto schneller wachsen sie. Wie dieStrategieberatung Boston Consulting Group festgestellt hat, konn-ten Unternehmen mit hoher Internetnutzung ihren Umsatz in denvergangenen drei Jahren um 18 Prozent steigern. Wer das Netz nurdurchschnittlich nutzt, konnte im gleichen Zeitraum ein Umsatz-plus von nur acht Prozent verzeichnen.

Das Problem dabei ist, dass nur 14 Prozent aller hier ansässigenUnternehmen sich selbst als Nutzer mit hoher Intensität bezeich-

Wachstumstreiber Internet

5

lich unter dem Anteil in den G-20-Staaten mit 4,1 Prozent. Undauch die 27 Länder der EU liegen im Schnitt mit einem Internet-Anteil von 3,8 Prozent weit über Deutschland.

Um die volle Wachstumskraft des Internets zu realisieren, musses zur Chefsache werden. Für die Bundesregierung muss gelten,dass Netzpolitik Wirtschaftspolitik ist. Und um international mit-halten zu können, brauchen wir einheitliche Regeln in Europa imUmgang mit dem Netz.

Wussten Sie, dass 35 Millionen Deutsche jeden Tag mehr alsdrei Milliarden Seiten im Internet aufrufen?

Wussten Sie, dass 38 Millionen Deutsche online einkaufen –und dafür schon jetzt 24 Milliarden Euro im Jahr ausgeben?

Wussten Sie, dass über 50 Prozent der Deutschen bereits Mit-glied in einem sozialen Netzwerk sind?

Wussten Sie, dass das Internet das Fernsehen und die Zeitungals Informationsquelle Nummer Eins überholt hat?

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 6

Page 7: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

So werden im verarbeitenden Gewerbe bei allen Unternehmens-größen bislang erst 19 Prozent des Umsatzes online gemacht, wieeine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft feststellt. Nurein Viertel der Unternehmen ist bereits stark im Internet aktiv, beieinem weiteren Viertel spielt das Internet noch gar keine Rolle.Und das, obwohl der Bereich mit 7,2 Millionen Beschäftigten undeinem Gesamtumsatz von 2.134 Milliarden Euro zu den wich -tigsten in Deutschland zählt.

Etwas besser sieht es im Kreditwesen und bei den Versicherungenaus. Gut eine Million Beschäftigte erwirtschaften hier 118 Milliar -den Euro Umsatz – und immerhin 70 Prozent sprechen einenGroßteil ihrer Kunden über das Internet an. Die Hälfte wickelt ihreBeschaffung so ab.

Echte Internet-Flaute hingegen herrscht im Baugewerbe mitimmerhin 1,5 Millionen Mitarbeitern und einem Gesamtumsatzvon 219 Milliarden Euro. Nur bei jedem fünften spielt das Interneteine zentrale Rolle.

Internetnutzung und Umsatzwachstum

Quelle: The Boston Consulting Group

6

20

18

16

14

12

10

8

6

4

2

0

HoheInternetnutzung

MittlereInternetnutzung

NiedrigeInternetnutzung

KeineInternetnutzung

8 %

0 %

5 %

% Umsatzwachstum in den letzten 3 Jahren

% der Befragten

18 %

14 % 57 % 7 % 21 %

nen. Mit 57 Prozent stuft sich die weit überwiegende Mehrheit indie Klasse der Durchschnittsnutzer ein – und vergibt damit klarWachstumschancen.

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 7

Page 8: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wachstumstreiber Internet

Die Firmen stehen in Sachen Internetnutzung vor großen Ver-änderungen. Mit moderner IT-Infrastruktur werden Unterneh-men effizienter: Cloud Computing verändert die IT-Landschaft unddie unternehmensinternen Prozesse. Dabei werden Daten externauf den Servern eines Internetproviders gelagert und sind so vonjedem Ort der Welt zugänglich.

Wenn Rechnerkapazitäten, Speicherplatz und Software über dasInternet bezogen werden, so liegt darin nicht nur eine enorme Effi-zienzsteigerung, da Zeit und Kosten für die Wartung einzelner PCsentfallen. Vor allem werden auch interne Prozesse optimiert: CloudComputing ermöglicht das zeitgleiche Arbeiten an einem Doku -ment und den Zugriff auf alle Daten von jedem Endgerät, sei es inder Firma oder am heimischen Arbeitsplatz. Die Kosten für großeHardware- und IT-Infrastrukturen werden tendenziell in dem Maßezurückgehen, wie die IT-Ressourcen nach außen verlagert werden.Bedienbarkeit und Kompatibilität werden bei der Kaufent schei dungim Vordergrund stehen, genauso wie der Service des Anbieters.

Auch zeigt sich, dass die Gruppe der Unternehmen mit besondersinternetabhängigen Geschäftsmodellen über einen deutlich höhe-ren Umsatzanteil mit neuen Produkten und Dienstleistungen ver-fügt. Wissen breitet sich deutlich schneller im Unternehmen aus,wenn das Internet gezielt als Rechercheinstrument genutzt wird.Derartige internetaffine Firmen stehen meist auch Servicedienst-leistungen wie Cloud Computing positiv gegenüber. 7

Wussten Sie, dass es eher die kleinen Unternehmen sind, dieihre Beschaffung im Internet erledigen? 32 Prozent der kleinenUnternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern beschaffeneinen großen Teil ihrer Güter über das Internet, bei den grö-ße ren sind es nur 13 Prozent. Auch jüngere Unternehmen (Exis -tenz bis zu fünf Jahre) kaufen ihre zu beschaffenden Güter eherim Internet.

Wussten Sie, dass internetaffine Unternehmen deutlich mehrhöher qualifizierte Mitarbeiter haben? Dies spricht für eine grö-ßere Komplexität in der Geschäftstätigkeit und unterstreichtdie Querschnittsfunktion des Internets. In immer mehr Produk-ten sind internetbasierte Informations- und Kommunikations-technologien integriert.

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 8

Page 9: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Damit diese Effizienzgewinne realisiert werden können, muss derMarkt transparent werden. Die Qualität der Angebote und derDatensicherung muss auf den ersten Blick erkennbar sein.

Der Wirtschaftsrat fordert deshalb europaweit einheitliche Min-deststandards, die in einem europäischen Binnenmarkt fürRechtssicherheit in der Cloud sorgen. Sie müssen so bemessensein, dass jedes Unternehmen sicher im Internet arbeiten kannund die Wirtschaftlichkeit gewährleistet bleibt.

Es wird Unternehmen geben, die ihren Kunden darüber hinauszusätzliche Sicherheitsleistungen garantieren möchten. Damit siedas tun können, wäre eine Zertifizierung der Angebote wün-schenswert, die über die gesetzlichen Regeln hinaus gehen. So kön-nen Premium-Angebote für all jene entstehen, die das wünschen.Die Zertifizierung garantiert, dass sie exakt das an Qualität undLeistung bekommen, was ihnen im Angebot versprochen wird.Oder frei nach dem Motto: Drin ist, was drauf steht.

8

Wussten Sie, dass Unternehmen zwischen 20 und 50 Prozentihrer Ausgaben für Hard- und Software durch einen Wechselzum Cloud Computing einsparen könnten?

Wussten Sie, dass die Unternehmensberatung Roland Bergerdie wirtschaftlichen Effekte von Cloud Computing zwischen2010 und 2015 in den fünf größten europäischen Volkswirt-schaften auf bis zu 763 Milliarden Euro schätzt?

Wussten Sie, dass dennoch 34 Prozent der Unternehmen glau-ben, dass das Internet kein sicherer Ort für die Aufbewahrungder Firmendaten oder den Verkauf der eigenen Produkte ist?

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 9

Page 10: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wachstumstreiber Internet

9

III. Branchen aufmischen: Wie internetbasierte Geschäftsmodelle den technologischen Wandel vorantreiben

Keine Lust mehr, im Regen an der Straße zu stehen und ein Taxinach dem anderen vorbeifahren zu sehen? Seit März 2010 ist dasnicht mehr notwendig: Die App von MyTaxi runterladen, Knopfdrücken, im Warmen bleiben und auf dem Smartphone verfolgen,wie das gewünschte Taxi angefahren kommt.

Über 800.000 Mal wurde die App bereits heruntergeladen, gut7.000 Taxifahrer beteiligen sich an dem neuen Weg, ein Taxi zuordern. Für Taxifahrer ist das neue System billiger, für Taxinutzerkomfortabler.

Energiewirtschaft Smart Grids■ Intelligente Stromnetze zur Integration, Produktion,

Speicherung, Management und Verbrauch vonEnergie

■ Hilft, die Anforderungen der Energiewende anStromnetze zu bewältigen

Gesundheit Telemedizin■ Nutzung des Internets, um örtliche und zeitliche

Distanzen zwischen Patienten und Ärzten zu über-brücken

■ Hilft, Lebensqualität zu steigern und Kosten im Gesundheitssektor zu reduzieren

Automobil Telematik■ Übertragung, Sammlung und Auswertung von

Verkehrsdaten, um Transport- und Verkehrsströmeeffizient zu steuern

■ Hilft, Staus zu vermeiden und die Verkehrssicher-heit zu erhöhen

Bildung Digitale Bücher und eLerning■ Digitale Schulbücher und eLearning-Konzepte zur

Ermöglichung einer interaktiven Auseinanderset-zung mit Lerninhalten

■ Hilft, die Bildungsqualität zu erhöhen und gleich-zeitig Kosten zu senken

Banken und Versicherungen

Mobile Bezahlsysteme■ Nutzung von Handys zur bargeldlosen Bezahlung■ „Es ist einfacher, eine Bezahlung mit dem Handy in

Kenia zu machen als in Kansas“

Quelle: Wirtschaftsrat

INDUSTRIE TECHNOLOGISCHER WANDEL DURCH DAS INTERNET

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 10

Page 11: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

MyTaxi ist nur eines von vielen Beispielen, wie internetbasierteGeschäftsmodelle in etablierte Branchen einbrechen und dentechnologischen Wandel vorantreiben.

Im Gesundheitssektor beläuft sich der Markt für internetbasier-te Gesundheitsdienstleistungen (eHealth) nach Zahlen der Unter-nehmensberatung Deloitte bereits auf 6,5 Milliarden Euro. Mit derTelemedizin haben Patienten auch an abgelegenen Orten Zugangzu den besten Spezialisten weltweit. Sie wächst jährlich um rund20 Prozent und könnte im Jahr 2016 ein Volumen von bis zu vierMilliarden Euro erreichen. Obwohl sich damit die Leistungen ent-scheidend verbessern, können sie zu niedrigeren Kosten erbrachtwerden. So gewinnen alle: Patienten, Leistungserbringer und So -zialversicherungsträger.

Auch der Bildungssektor wird sich dramatisch verändern: Überdas Internet sind die besten Bildungsprogramme weltweit ver-fügbar. Das gilt für die gesamte Kette der Bildungseinrichtungenvon der Grundschule bis hin zur Weiterbildung für Fachkräfte.

Viele dieser Geschäftsmodelle sind abhängig von einem schnellenInternet, das überall und vor allem mobil verfügbar ist. Bei dieserso genannten Bandbreite aber hapert es noch in Deutschland. Nurin den Unternehmen werden Daten schon so schnell transportiert,dass Deutschland hier im G-20-Vergleich immerhin den sechstenPlatz einnimmt.

Schlechter sieht es bei der Breitband-Durchdringung im Haus-haltsbereich aus, wo Deutschland nur auf Platz Sieben und immobilen Bereich noch einen Platz schlechter liegt.

Trotz der „Breitbandstrategie der Bundesregierung“ gibt es hieralso noch einiges zu tun, um das volle wirtschaftliche Potentialdes Internets auszuschöpfen.

Der Wirtschaftsrat regt deshalb an, den Breitbandausbau tech-nologieneutral voranzutreiben: Es geht nicht darum, Kilometeran Datenkabeln zu legen, sondern möglichst Vielen möglichstschnellen und möglichst mobilen Zugang zum Internet zu ver-schaffen – egal mit welcher Technik.

10

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 11

Page 12: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wachstumstreiber Internet

Es ist abzusehen, dass ein verbesserter Zugang zu noch schnel-lerem Internet auch die Nutzung in Deutschland noch einmaldeutlich erhöhen würde. Dies wird offensichtlich von der werbe -treibenden Wirtschaft erwartet: Deutschland liegt hier bereits aufdem dritten Platz im G-20-Ranking, was den Anteil der Online- ander Gesamtwerbung angeht.

Die Präferenzen der Konsumenten ändern sich schnell. 70 Prozentwürden bereits lieber für ein Jahr auf die gedruckte Zeitung ver-zichten als auf das Internet, immerhin noch 63 Prozent auf Kino-filme. Nur Fernsehen und Bücher sind (noch) beliebter als dasInternet: Derzeit würden 47 Prozent lieber auf Fernsehen ver -zichten als aufs Internet und 46 Prozent auf Bücher.

11

Wussten Sie, dass 89 Prozent der Menschen lieber ein Jahr aufFast Food verzichten würden als auf das Internet?

Wussten Sie, dass wir das Internet durchschnittlich 20 Stundenin der Woche nutzen?

Wussten Sie, dass sich der aggregierte Nutzwert des Internetsfür jeden von uns bereits auf rund 2.900 Euro pro Jahr beläuft?

100 %

80 %

60 %

40 %

20 %

0 %

89 %

77 % 77 %

70 %

55 %

45 %

23 %

16 %

10 %

Fastfood Navi-gations-system

Alkohol Schoko-lade

Kaffee Sport Auto Sex Duschen

Konsumenten, die eher die jeweilige Kategorie als das Internet aufgeben würden

Quelle: The Boston Consulting Group

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 12

Page 13: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

12

IV. Gewinner schaffen: Was nun getan werden muss, damit alle profitieren

Das Internet wird immer noch zu sehr nach seinen Risiken und zuwenig nach seinen Chancen beurteilt. Die Versessenheit, mit derder deutsche Gesetzgeber jedes kleinste Detail bereits im Vorausregeln will, verhindert viele innovative Ideen in ihrem Früh -stadium. Im internationalen Vergleich, insbesondere mit der Her-angehensweise angloamerikanischer Unternehmen, fällt diesesstrukturelle Problem ins Gewicht.

Das Internet ist kein deutsches Medium. Der Mangel an inter-nationalem Denken führt häufig dazu, dass die globalen Möglich-keiten, die sich durch die Vermarktung guter Geschäftsmodelleergeben könnten, nicht ausgeschöpft werden.

Über 30.000 offene Stellen können in den IKT-Branchen nichtbesetzt werden. Mit einer Ausbildung an der Internetwirtschaftvorbei werden zahlreiche Anforderungsprofile gar nicht oder nurunzureichend abgedeckt. Es fehlen den Bedürfnissen der Internet-wirtschaft entsprechende Ausbildungsangebote.

Auch die Einführung neuer Dienste und Technologien wird inDeutschland deutlich kritischer als in anderen europäischen Staa-ten oder den USA begleitet. Die mangelnde Akzeptanz neuerMedien ist dabei ein übergreifend wirtschaftliches, gesellschaft-liches und politisches deutsches Phänomen!

Der Wirtschaftsrat fordert: 1. Internet muss zur Chefsache werden2. Netzpolitik ist Wirtschaftspolitik3. Neue Ausbildungsangebote für die

Internetwirtschaft schaffen

Der Breitbandausbau erreicht trotz der „Breitbandstrategie derBundesregierung“ nicht alle „Weißen Flecken“. Der Breitbandaus-bau wird noch zu wenig unter technologieneutralen Aspekten vor-angetrieben.

Deutschland fehlen geeignete Finanzierungsmodelle, um inno-vativen Start-Ups das weitere Wachstum zu ermöglichen. Inter-

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 13

Page 14: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wachstumstreiber Internet

national wurden Geschäftsideen zu Global-Playern der Internet-wirtschaft, weil Risikokapitalgeber daran geglaubt und diese lang-fristig mit Ihrem Know-How und finanziellen Mitteln unterstützthaben.

Für innovative Geschäftsfelder z.B. im eHealth-Bereich bilden For-schung und Entwicklung (FuE) die Voraussetzungen für die erfolg-reiche Entwicklung. Die im internationalen Vergleich fehlendesteuerliche Absetzbarkeit von FuE-Kosten bremsen die Investitio -nen in dieser dynamischen Branche.

Der Wirtschaftsrat fordert: 4. Technologieneutraler Ausbau des Breitbandnetzes5. Geeignete Finanzierungsmodelle für Start-Ups6. Forschungs- und Entwicklungskosten müssen

steuerlich absetzbar sein

Ein hoher Urheberrechts- und Patentschutz muss auch in der Inter-netwelt sichergestellt werden, um die Innovationskraft zu stärken.Er muss kontinuierlich modernisiert werden, um den sich laufendverändernden Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Das istauch für eine wirksame Durchsetzung notwendig.

Fehlende politische Entscheidungen zu wichtigen Themen wie derVorratsdatenspeicherung führen zu Planungsdefiziten bei denUnternehmen der Internetwirtschaft. Durch ein Hinauszögern vonEntscheidungen beschädigt Deutschland seine Wettbewerbspo-sition im europäischen und globalen Wettbewerb.

Der finanzielle und personelle Aufwand für bürokratische Auf-gaben bremst das Wachstumstempo der Internetwirtschaft. Un-ternehmen der Internetwirtschaft, die ihre Produkte und Leistun-gen deutschlandweit und international vertreiben und anbietenwollen müssen sich allein in Deutschland mit den Vorschriftenund Interpretationen von 16+1 Datenschutzbehörden auseinan-dersetzen.

Die geplante EU-Datenschutzverordnung darf nicht zu einem wei-teren Wettbewerbsnachteil für Deutschland führen. Der „Flicken-teppich“ aus nationalen Regelungen und eine mangelnde, zu min-dest europäische Harmonisierung erschweren das Anbieten von

13

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:52 Uhr Seite 14

Page 15: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

innovativen Geschäftsmodellen, z.B. im Cloud Computing. Wirbrauchen europaweite gesetzliche Mindestanforderungen, derenEinhaltung konsequent verfolgt wird.

Der Wirtschaftsrat fordert: 7. Wichtige regulatorische Fragen wie die Vorrats-

datenspeicherung und die Novellierung des Urheberrechts müssen endlich entschieden werden

8. Die föderale Struktur in Deutschland mit 16+1 Datenschutzbehörden ist insbesondere in der Inter-netwirtschaft ein struktureller Nachteil. Wir müssendeshalb nach Lösungen suchen, die Entscheidungs-strukturen im Sinne der Nutzer zu vereinfachen,ohne den Datenschutz zu verwässern.

9. Der Datenschutz muss europaweit einheitlich gewährleistet sein.

14

Quellen:■ The Boston Consulting Group (2012): The Connected World: The Digital

Manifesto – How Companies and Countries Can Win in the Digital Economy

■ Institut der Deutschen Wirtschaft (2011): Wirtschaft digitalisiert. Wie viel Internet steckt in den Geschäftsmodellen deutscher Unternehmen

■ Roland Berger Strategy Consultants (2011): Survival of the Fittest. Wie Europa inder Cloud eine führende Rolle übernehmen kann

■ Deloitte (2011): Telekommunikationsdienste von morgen – Vertikale Wachstums-strategien auf dem Prüfstand

WR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:53 Uhr Seite 15

Page 16: Wachstumstreiber Internet - Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Herausgeber:Wirtschaftsrat der CDU e.V.Luisenstraße 44, 10117 BerlinTelefon: 030 / 240 87 – 200Telefax: 030 / 240 87 – 205E-Mail: [email protected]

Verantwortlich:Wolfgang Steiger, GeneralsekretärDr. Rainer Gerding, Bundesgeschäftsführer

Bearbeitung:RA Tobias Koppitz, FachgebietsleiterSven Harraß, Referent

Weitere Informationen unter:www.wirtschaftsrat.de

Stand: März 2012

Wachstumstreiber Internet

Chancen für Bürger und Unternehmen in Deutschland

Wirtschaftsrat der CDU e.V.Luisenstraße 44, 10117 BerlinTelefon: 030 / 240 87 - 200E-Mail: [email protected]

DIE STIMME DER SOZIALEN MARKTWIRTSCHAFT

ww

w.w

irtschaftsrat.deWR_Internet_16_8.3.12:Layout 2 13.03.2012 20:38 Uhr Seite 16