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Editorial
12|2006
ortimentsmanagement ist und
bleibt die Königsdisziplin. Aus die-
ser Kompetenz entsteht ein Großteil
der Handelswertschöpfung. Das Zu-
sammenstellen überzeugender Sorti-
mente ist eine komplexe Aufgabe.
Denken Sie nur an unser Ess- und Ver-
zehrverhalten. Wir essen heute un-
regelmäßiger, während immer kürzeren
Pausenzeiten und immer seltener zu
Hause. Permanent stellt sich da für
Handel und Hersteller die Sortiments-
frage neu. Die Antworten von gestern
bedürfen in der Regel einer „zeitgemä-
ßen“ Anpassung. Immer ausgefeiltere
Tools wie zum Beispiel Category
Management, Space Management und
vor allem der hoch gelobte ECR-Ansatz
versprechen Besserung. Ziehen wir
Bilanz nach zehn Jahren ECR im
deutschsprachigen Raum, so fällt diese
ernüchternd aus. ECR hat zweifellos in
der ersten Dekade geholfen, die Effi-
zienz der Supply Chain zu verbessern.
Gleichzeitig hat jedoch zwischen
etlichen Unternehmen – möglicher-
weise gerade wegen der einheitlich zum
Einsatz kommenden ECR-Methoden –
eine Sortimentsharmonisierung statt-
gefunden. Lean Management und Busi-
ness Process Reengineering-Ansätze
haben eine Angleichung der Geschäfts-
prozesse und Organisationsstrukturen
bewirkt. Schließlich gleichen auch
Marketingaktivitäten wie ein Ei dem
anderen. Die Folge erleben wir Konsu-
menten täglich: Der Preis rückt immer
stärker ins Zentrum der Marketingakti-
vitäten. Diese Entwicklung ist gefähr-
lich. Für Hersteller und Handel sinkt
die Wertschöpfung um Milliardenbe-
träge. Um diese Down Trading-Spirale
zu brechen, muss das „E“ des ECR-
Ansatzes eine neue Interpretation
erhalten. Neben der Effizienz müssen
Sortimente „effektiver“ Kundenbedürf-
nisse ansprechen. Nicht nur Sortimente
noch effizienter machen, sondern Sor-
timente werthaltiger gestalten, sollte
zur Maxime aller Nicht-Discounter
werden. So gehen effektive Sortimente
erstens proaktiv auf den Bedürfniswan-
del ein. Effektive Sortimente sind zwei-
tens überschaubar und bilden das
Ergebnis einer zielgruppengerechten
Vorselektion. Drittens basieren effekti-
ve Sortimente auf Innovationen, die
aus Kundensicht einen wahrnehmbaren
Mehrwert ausstrahlen.
Die Autoren dieser Thexis-Ausgabe
vermitteln Denkanstöße für den Auf-
bau werthaltiger Sortimente. Die Bei-
träge geben einen Ausblick auf die
Hauptaufgabe der zweiten ECR-Deka-
de, nämlich der Aufbau profilierter Sor-
timente.
Werthaltige Sortimente schaffen
Prof. Dr. ThomasRudolphInhaber des Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhlsfür internationales Han-delsmanagement an derUniversität St. Gallen,Direktor des Institutsfür Marketing und Handel sowie Mit-herausgeber von Thexis,St. Gallen (CH)
S
Fachzeitschrift für Marketing des
Instituts für Marketing und Handel an
der Universität St. Gallen
23. Jahrgang, Nr. 2
Erscheint viermal jährlich