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35 ZEITSCHRIFT MIT KINDERN SPIELEN I ENTDECKEN I LERNEN 1. QuartaI 2014 I BesteII-Nr. 12535 DIE Von der Reggio-Pädagogik lernen „Wie das leuchtet“

„Wie das leuchtet“ - Klett Kita · die sich den Kitas der norditalienischen Provinzhauptstadt Reggio Emilia ab den 1960er Jahren entwickelt hat?“ Unsere Ausgabe „Wie das leuchtet

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Page 1: „Wie das leuchtet“ - Klett Kita · die sich den Kitas der norditalienischen Provinzhauptstadt Reggio Emilia ab den 1960er Jahren entwickelt hat?“ Unsere Ausgabe „Wie das leuchtet

35ZEITSCHRIFT

M i t K i n d e r n s p i e l e n i e n t d e c K e n i l e r n e n

1. QuartaI 2014 I BesteII-Nr. 12535

DIE

Von der reggio-pädagogik lernen„Wie das leuchtet“

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Nr. 11. Quartal | 2014

Bestell-Nr. 1420001

GrundlagenBallspielfähigkeiten und -techniken entwickeln

Unterricht Prellen übenDie Ballkoordination schulenSpielanfänger fördernSpiele selbst entwickeln

Jonglieren lernenPräzise werfen übenIdeenkisteKleine Ballspielideen

Der KlassikerBrennball

EinwurfSport im Ganztag: Fluch oder Segen?

MaterialPoster10 Kunststücke mit dem BallKarteiKleine Ballspiele

Spiele(n) mit dem BallGS_Sport_01_14_U1.indd 1

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Ballspielfähigkeiten und -techniken entwickeln

UnterrichtPrellen übenDie Ballkoordination schulenSpielanfänger fördernSpiele selbst entwickeln

Jonglieren lernenPräzise werfen übenIdeenkisteKleine Ballspielideen

Der KlassikerBrennball

EinwurfSport im Ganztag: Fluch oder Segen?

MaterialPoster10 Kunststücke mit dem BallKarteiKleine Ballspiele

Spiele(n) mit dem Ball

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was ist Ihnen über die „Reggio-Pädagogik“ bekannt und welche Erfahrungen

verbinden Sie mit diesem pädagogischen Handlungskonzept?

Wir waren im Dialog mit Expertinnen und Experten, die sich seit vielen Jahren

mit der reggianischen Pädagogik in Theorie und Praxis beschäftigen. In Ge-

sprächen mit Erzieherinnen haben wir erfahren, wie sie diese reformpädago-

gische Erziehungsphilosophie in ihren Einrichtungen umzusetzen versuchen –

in Augsburg, Büchlberg, Günzburg, Hammelburg, Maintal, Waldkirchen …

und wie sie betonen „Deutschland ist nicht Italien!“. Das leuchtet ein, und

zugleich haben wir uns gefragt: „Was ist das Besondere dieser Pädagogik,

die sich den Kitas der norditalienischen Provinzhauptstadt Reggio Emilia ab

den 1960er Jahren entwickelt hat?“

Unsere Ausgabe „Wie das leuchtet – Von der Reggio-Pädagogik lernen“ mit

den dazugehörenden Materialkarten „Warum sind Spiegel so wichtig? Zehn oft

gestellte Fragen zur Reggio-Pädagogik und Antworten darauf“ möchte Gelegen-

heiten bieten, mehr über dieses beeindruckende Pädagogikkonzept zu erfahren,

das Selbsttätigkeit, Wissbegierde, Kreativität von

Kindern unterstützt, herausfordert, begleitet.

Vielleicht gelingt es uns auch, die Lust auf

„Noch-mehr-wissen-Wollen“ zu wecken?

Das Heft haben wir in Zusammenarbeit mit Prak-

tikerinnen reggio-inspirierter sowie reggio-zerti-

fizierter Kitas in Bayern und Hessen erarbeitet.

Besonders danken möchten wir Angelika von der

Beek, Hildegard Wies und Tassilo Knauf von Dialog Reggio Deutschland e.V.

sowie Barbara Bagic-Moser, der österreichischen Vertreterin des Internationalen

Netzwerkes von Reggio Children/Italien. Ein herzliches Dankeschön auch an

Maria Förster. Sie hat uns in der Erarbeitung der Heftkonzeption sehr unter-

stützt. In der „Lernwerkstatt für Kinder“ lebt und arbeitet sie mit Liebe, Lust

und Leidenschaft seit vielen Jahren nach den Prinzipien und der Philosophie

der Reggio-Pädagogik.

Viel Freude beim Schmökern in unserer Frühjahrsausgabe und einen wunder-

schönen Frühling wünscht Ihnen

Ihre

Liebe Leserin, Iieber Leser,

EDITORIAL

„Es gibt nichts, was nicht von

kindlichem Interesse ist.“

Loris Malaguzzi

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tung der Räume herbeizuführen. Schnell mussten wir jedoch erken-nen, dass die Architektur unserer Einrichtung nicht mit den architek-tonischen Konzepten reggianischer Kindertagesstätten Schritt halten konnte: Wir haben keine Piazza, keine tief heruntergezogenen Fens-terflächen, kein Kinderrestaurant, kein Atelier … Aber wir hatten das Glück, über einen längeren Zeit-raum von Professor Dr. Tassilo Knauf in unserem spannenden Weiterent-wicklungsprozess begleitet zu wer-den.

sie zumindest im Gruppenraum ver-wirklichen wollte. Ein Bewusstsein von der Wirksamkeit von Räumen war nur ansatzweise vorhanden.

Ein neues Raumkonzept entwickeln

Im Jahr 2001 begannen wir uns dann intensiv mit der Philosophie der Reggio-Pädagogik auseinander-zusetzen. Schnell wurde uns deut-lich, dass mit der Veränderung un-seres Bildes vom Kind sowie unserer Rolle auch ein Wandel unseres päd-agogischen Handelns folgen musste. Wir wünschten uns eine sichtbare Veränderung unserer pädagogischen Arbeit und fanden es für uns am ein-fachsten, diese durch die Umgestal-

D ie Gestaltung und Ausstattung der Räume begleitet uns seit

über dreißig Jahren in unserer Kin-dertagesstätte. Auf den Neubau un-seres Hauses 1985 folgte zehn Jahre später die Aufstockung des Gebäudes wegen steigender Kinderzahlen. Spä-ter öffneten wir uns für die Betreu-ung von Kindern unter drei Jahren und Schulkindern. Immer wieder mussten wir die Räume – entspre-chend dem Bedarf und den Bedürf-nissen der Kinder – anders und neu gestalten. Über viele Jahre gab es kein Gesamtkonzept, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen Ideen zur Gestaltung der Räume. Jede neue Mitarbeiterin hatte ihr persönliches Einrichtungskonzept im Kopf, das

VERonika BauER

Räumliche umgestaltung – ein langer, aber lohnender Weg

Gemäß dem hohen Stellenwert, den die Reggio-Pädagogik dem Raum als  „drittem Erzieher“ beimisst, widmen die Autorin und ihr Team der Raumgestaltung  viel Aufmerksamkeit und überdenken ihr Raumkonzept immer wieder neu.

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PRaXiS

zum genauen Hinschauen und Fra-gen anregen sollen, beispielsweise sind nicht alle Räume im rechten Winkel gebaut.

anbau kinderrestaurant

Im Rahmen einer weiteren Anbau-maßnahme konnten wir unseren langgehegten Raumwunsch – ein Kinderrestaurant – verwirklichen. Da wir den zunehmenden Stellen-wert des Essens als wichtigen Teil unseres Alltages erachten, setzten wir Prioritäten und leisten an ande-rer Stelle Verzicht. Die Kinder kön-nen nun täglich ihr Frühstück und Mittagessen in gemütlicher Runde im Kinderrestaurant einnehmen. In der ursprünglichen Teeküche berei-tet eine Köchin täglich ein frisches Mittagessen für zwanzig bis dreißig Kinder zu. Die köstlichen Gerüche, die beim Kochen durch unser Haus strömen, tragen einen wesentlichen Teil zu einer einladenden Gesamtat-mosphäre im Haus bei.

altersdifferenzierte Raumgestaltung

Seit September 2013 arbeiten wir in altersdifferenzierten Gruppen. Die Gestaltung der Räume – entspre-chend den Bedürfnissen der jeweili-

lange gibt es nicht mehr „alles in je-dem Raum“, entsprechend der He-rausforderung der räumlichen Viel-gestaltigkeit. Bei der Gestaltung achteten wir darauf, dass jeder Raum klare und eindeutige, jedoch nicht zu starre funktionale Akzentuierun-gen erhält. Beibehalten haben wir, dass jeder Gruppenraum einen Ar-beitstisch im Sinne eines „Miniate-liers“ hat. Dort stehen den Kindern Papier in verschiedenen Ausführun-gen und Größen, Schreibutensilien, Lineale, Zirkel, Stabilos, Kugelschrei-ber, Bleistifte … zur Verfügung.

anbau kinderkrippe

Mit dem Anbau der Kinderkrippe konnten wir unser Wissen über die Raumgestaltung bereits mit in die Planung einbringen. Die Kinder des Architekten hatten unsere Einrich-tung besucht und er war von unse-rer pädagogischen Arbeit überzeugt. Das Ergebnis sind helle, lichtdurch-flutete Räume, deren Transparenz sich bis zur Balkonbrüstung durch-zieht. Licht und Schatten und die Veränderung des Umfeldes im Lauf der Jahreszeiten sind für die Kinder jederzeit gut beobachtbar. Es gibt auch einige „architektonische Spie-lereien“, die Kinder und Erwachsene

Mein Raum, dein Raum, unsere Räume

Schritt für Schritt arbeiteten wir uns durch unser Haus, stets im Hinter-kopf, welche Ansprüche die Räume zu erfüllen haben. Eine wichtige Er-kenntnis war, dass Räume nicht iso-liert, sondern immer als Bereiche eines ganzen Hauses und Rauman-gebots betrachtet werden müssen. Dieses Vorhaben war eine große He-rausforderung für unser Team, weil alte Besitzstandwahrungen aufgege-ben werden mussten: weg von „mei-nem“ Gruppenraum hin zu „unse-ren“ Räumen.

Einladender Eingangsbereich

Zuerst wurden der Eingangsbereich und Vorplatz des Hauses so gestal-tet, dass sich alle Besucher eingela-den fühlen, unser Haus zu betreten. Die Informationsflut im Eingangsbe-reich versuchten wir zu ordnen und übersichtlich zu gestalten.

Gruppenräume

Als nächstes hieß es die vier Grup-penräume so einzurichten, dass sie Geborgenheit und Stimulation glei-chermaßen geben. Jeder Raum wur-de bewusst anders gestaltet. Schon

��  Neben den eigentlichen Funk- tionsräumen hat auch jeder der vier Gruppenräume  einen eigenen Schwerpunkt bekommen. Offen präsentierte, leicht  zugängliche Mate-rialien, eine klare, „aufgeräumte“ Gestaltung und freundliche Farben sind überall Grund-prinzip.

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mer wieder Eltern, die uns mit ihrem künstlerischen und handwerklichen Geschick unterstützen.

Rollenspielbereich und Verkleidungsecke

Auch für die Verkleidungsecke ha-ben wir einen für Kinder jederzeit zugänglichen Platz gefunden. Die in-tegrierte Bühne regt Kinder an, sich hinter dem Vorhang zu verkleiden und zu verwandeln, um sich dann in ihren Rollen zu zeigen und zu prä-sentieren.

außen- und naturräume

In einem langen Konzeptions- und Teamentwicklungsprozess haben wir sehr viel Neues gelernt und zu vielen Dingen eine veränderte Haltung und Einstellung entwickelt. Heute wissen wir, dass zu einem pädagogisch wirk-samen Raum, auch wenn er noch so anregend gestaltet ist, weitaus mehr gehört, nämlich der Ort selbst, das Umfeld und die angrenzenden Na-turflächen. Nirgendwo können Kin-der mehr sinnliche und physikalisch grundlegende Erfahrungen machen als beim Aufenthalt in der Natur.

Doku statt Deko

Unser Slogan heißt „Doku statt De- ko!“. Der Wandschmuck beziehungs-weise die Gestaltung verschiedener Bereiche lässt klar erkennen, was dort geschieht. So präsentieren wir auf Augenhöhe der Kinder beispiels-weise Architekturpläne im Baube-reich und Poster mit Gewürzen im Essbereich.

atelier und Holzwerkstatt

Über einen langen Zeitraum hin-weg haben wir immer und immer wieder die Nutzung der Nebenräu-me verändert. Nachdem wir die Räume radikal entrümpelt hatten, konnten wir Raum für ein Ateli-er und eine Holzwerkstatt schaffen. Mit diesem Raumangebot ermög-lichen wir es Kindern, ihre Eindrü-cke zum Ausdruck zu bringen und ihre „hundert Sprachen“ zu spre-chen. Wir haben jedoch festge-stellt, dass diese beiden Räume ei-ner pädagogischen Begleitung und erwachsenen Unterstützung be-dürfen. Werkstatt-Räume brauchen den Erwachsenen in der Rolle des Gastgebers. Unsere momentane Per-sonalsituation erlaubt es uns leider nicht, die Räume durchgängig mit „atelieristas“ (Atelierleitungen) zu besetzen. Zum Glück finden wir im-

gen Altersgruppe – ist eine neue He-rausforderung, der wir uns stellen. Wir bieten den Kindern eine gut durchdachte Auswahl an verschie-denen Materialien. Wir beobachten, ob wir den Kindern genügend Raum im Raum geben, um möglichst un-gestört spielen zu können. Und wir beobachten sehr genau, inwieweit das Angebot und die Präsentation der Materialien einen unmittelba-ren Aufforderungscharakter haben: Wie nehmen die Kinder die

Materialien an? Welche Materialien werden

intensiv genutzt und welche weniger?

Wie spielen und arbeiten die Kinder mit den Materialien?

kinder gestalten Räume

Kinder wollen und sollen ihre Räu-me mitgestalten. Sie dürfen mit ih-ren eigenen Werken vielfältige Spu-ren in den Räumen hinterlassen. Material darf verschieden interpre-tiert und Möbel dürfen umfunktio-niert werden. Am Ende eines Tages wandert alles wieder an seinen Platz zurück. Ausnahmen bestätigen die Regel: Wenn die Kinder planen, am nächsten Tag ihr Spiel fortzusetzen, können Materialien und Möbel auch mal stehen bleiben.

��  Bei Anbauten wie dem Krippen-bereich (links) und dem Kinderrestau-rant (rechts) konnte von vornherein nach den in Reggio entwickelten Vorstellungen zur Raumgestaltung geplant werden: Bis zum Boden reichende Fenster ermöglichen auch den Kleinen Aus-blicke und lassen viel Licht herein, innenliegende Fenster schaffen Verbindungen und Transparenz.

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PRaXiS

ge lautet: „Wie wirkt der Raum auf dich?“ Im zweiten Schritt analysie-ren wir, wie weit der Raum seinem Anspruch als dritter Pädagoge ge-recht wird. Wir haben den Stellen-wert des Raumes für uns und die Kinder erkannt. Der erste Pädagoge jedoch ist das Kind mit seinen Kom-petenzen und Potenzialen. Weil Kin-der soziale Wesen sind, brauchen sie den Erwachsenen, der ihnen (Bezie-hungs-)Sicherheit und Geborgenheit gibt. Daher sehen wir uns als zwei-ten und den Raum als dritten Päd-agogen.

Der Kindergarten St. Anna in Büchl-berg ist seit 2007 reggio-zertifiziert und bietet Fachkräften die Möglich-keit zur Hospitation an.  Weitere Informationen unter  www.kindergarten-buechlberg.de.

Wir gehen deshalb wöchentlich in den Wald und sind im Rahmen un-serer Projekte sehr viel außerhalb der Einrichtung unterwegs.

Farbgestaltung

Abschließend möchte ich mich zu dem vielzitierten Satz der Reggio-Pä-dagogen „Die Farbe gehört den Kin-dern“ äußern. Dem Anspruch, dass Wände grundsätzlich weiß sein soll-ten, kann ich nicht völlig zustimmen. Ich habe mich mit der Wirkung von Farben intensiv befasst und bin überzeugt, dass eine zurückhaltende, harmonische Farbgebung eine posi-tive Auswirkung auf die Raumatmo-sphäre hat.

Erster, zweiter, dritter Pädagoge

Wenn wir im Haus räumliche Verän-derungen vornehmen wollen, bitten wir Kolleginnen uns gegenseitig, die Räume zu beurteilen. Die erste Fra-

Verändern sich konzepte, verändern sich Räume – der Beitrag verdeutlicht, wie sich konzeptionelle Veränderungen (z. B. Aufnahme von Schulkindern und Krippenkindern) auf  die Gestaltung der Räume und des Hauses auswirken.

Gibt es im Team konzeptionelle klarheit (Orientierung an der Reggio-Pädagogik), kann eine gewünschte Veränderung (u. a. beim Raumkonzept) zielorientiert herbeigeführt werden. 

Die Entwicklung eines profilierten Raumkon-zepts kann ein jahrelanger Prozess sein, der mit vielen kleinen Schritten (z. B. Entrümpeln, Umgestaltung) und manchmal auch großen Schritten (z. B. Neubau, Anbau) einhergehen kann.

Im Raum spiegeln sich das pädagogische Handlungskonzept und die Haltung zum kind wider. 

Eine fachliche Begleitung und Beratung von außen unterstützt die Fachkräfte in ihrer konzeptionellen Weiterentwicklung. 

WaS HiER PaSSiERT

�  Einige Räume und Bereiche haben eine neue Verwendung bekommen. So wurden eine Holz-werkstatt – in der auch Eltern mit den Kindern arbeiten – und ein Rollenspielbereich – für alle Kinder jederzeit zugänglich – eingerichtet. 

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¡ Wie werden die Kinder in ihren Themen und Fragen begleitet?

¡ Wie entwickelt sich die starke Motivation der Kinder?

¡ Welche Rolle spielen die Materialien?

¡ Welche Rolle haben die begleitenden Fachkräfte?

Reiseprogramm

Im Hotel erwarteten uns unsere bei-den Dolmetscher, die uns mit viel

Reiseziel

Ein wesentliches Ziel für uns war he-rauszufinden, wie es den Reggio-Päd-agoginnen und -pädagogen gelingt, mit Kindern unterschiedlichen Al-ters derart differenziert und tiefgrün-dig in Projekten zu arbeiten.

Im Oktober 2008 machten wir uns mit dem Frankfurter Nachtzug auf den Weg unserer lang geplanten Reise nach Reggio-Emilia. Reggio liegt in der Poebene zwischen Bologna und Mailand und gehört zur Region Emilia Romagna, einer von insge-samt einundzwanzig Regionen Ita-liens.

Das Team des Familienzentrums Ludwig-Uhland-Straße Maintal reiste vor einigen Jahren nach Italien, um die Reggio-Pädagogik in ihren Ursprüngen und die Projektarbeit an deren Geburtsort besser verstehen zu lernen.

GABI STELTNER

Ein Reisebericht

�� Typis e Elemente in Kitas in Reggio sind die „Verkleidungss ne� e“ (be� ehend aus zwei halbrunden Wänden, die si flexibel auf� ellen lassen) und o� ene Regale voller Materialien, die zu krea-tiver Bes ä¤ igung einladen.

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PRAXIS

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jekt ist wie ein Kunstwerk, es gibt kein wirkliches Ende, alles ist expe-rimentell. Es gibt keine Angebote, um Kinder etwas zu lehren, es geht um die Erfahrung und Wahrneh-mung der Kinder. Projekte sind im-mer prozesshaft.

Von der Erkenntnis zur Haltung

Die größte Hürde für unser Team war es, die Sicherheit von Programmen und Planungen aufzugeben und mit der Unsicherheit zu arbeiten. So war es der schwierigste Prozess in der Entwicklung der Projektarbeit, sich von unseren Planungsvorstellungen zu trennen. Viele Kolleginnen waren verunsichert. Es folgten intensive Diskussionen und eine lange Phase des Ausprobierens. Mit der Zeit wur-de uns deutlich, dass Projektarbeit eng mit der veränderten Rolle der Er-zieherin und dem besonderen Wert der Beobachtung als Grundlage des pädagogischen Handelns verbunden ist. Es dauerte über ein Jahr, bis wir eine für uns mögliche Form der Pro-jektarbeit und Haltung dazu entwi-ckeln haben:¡ Wir verstehen Projekte als

Forschungsaufgaben.¡ Wir verstehen Projekte als

Prozesse, die einen offenen Ausgang haben.

Reiserückkehr

Mit Säcken voller neuer Erkenntnisse, kreativer Ideen und wertvoller Im-pulse traten wir die Heimreise an. Unsere „Reisesouvenirs“ führten zu fruchtbaren Diskussions- und Re-flexionsprozessen in unserer Ein-richtung, von denen wir auch heu-te noch profitieren.

Reiseerkenntnis

Projekte gelten in den reggianischen Kindertagesstätten als zentrale Ak-tionsform. Einerseits gehen viele Projekte aus Spielhandlungen her-vor, andererseits durchdringen sich Spiel- und Projekttätigkeit. Ein Pro-

Engagement und Kompetenz eine Woche lang begleiteten. Auf unse-rem Programm standen Besuche verschiedener reggianischer Kinder-tagesstätten, Krippen und Schulen. Darüber hinaus besuchten wir die Remida, das städtische Dokumen-tationszentrum der Kitas, das His-torische Museum und diverse Aus-stellungen. Außerdem lernten wir Reggio als eine lebendige, histo-risch bemerkenswerte und familien-freundliche Stadt kennen. Wir sam-melten viele Eindrücke, schossen hunderte von Fotos, führten inter-essante Fachgespräche, genossen die italienische Küche und wuchsen als Team noch mehr zusammen.

� Eine wi tige Rolle in der Reggio-

Pädagogik haben Spiegel – zum Bei-

spiel das Spiegelzelt: Wer si hineinlegt,

sieht si unendli vervielfältigt.

� Überall anzutre� en: große Fen� er

und freie Wandflä en – wie hier in einem

„Kinderre� aurant“, dem Essensraum.

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PRAXIS

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Von der Haltung zur Praxis

Über viele Monate hinweg haben wir uns in der Projektarbeit und der Dokumentation geübt. Allmählich veränderte sich unser Selbstbild. Wir wurden immer mehr zu Begleiterin-nen und haben gelernt, mit wert-schätzender Distanz abzuwarten. Viele Diskussionen drehten sich um geeignete Beteiligungsformen von Kindern an Projekten und nicht zu-letzt um die praktische Umsetzung im Alltag. Wir haben viele verschiedene Möglichkeiten diskutiert und aus-probiert. Aktuell arbeiten wir mit

¡ Wir bereiten Räume so vor, dass Kinder in ihrem Forscherdrang stimuliert und ihre Sinne ange-sprochen werden.

¡ Wir beobachten Kinder und analysieren ihre Fragen und Themen. Die Ergebnisse fließen in die Projektplanung ein.

¡ Wir nehmen uns Zeit für eine intensive Planungsphase.

¡ Wir reflektieren die Themen der Kinder vor dem Hintergrund philosophischer, wissenschaft-licher, sozialer, sprachlicher und kultureller Gesichtspunkte.

¡ Wir verstehen uns als neugierige Forscher.

¡ Wir folgen den Forscher- und Erkenntniswegen der Kinder.

¡ Wir versuchen weniger zu belehren, sondern in einen ko-konstruktiven Dialog mit Kindern zu treten.

¡ Wir reflektieren unsere Projekt-erfahrungen regelmäßig in Teamsitzungen.

¡ Wir dokumentieren gemeinsam mit Kindern unsere Projekte prozesshaft.

verschiedenen Systemen. Es gibt Projekte innerhalb einer Gruppe, Projekte mit Kindern aus unterschied-lichen Gruppen und Hausprojekte. Es entstanden Projekte mit zwei, zehn, zwanzig und vierzig Kindern. Projekte dauern bei uns von einer Woche bis zu einem Jahr oder länger –je nachdem wie weit und verzweigt sich das Projekt entwickelt. Wenn wir unser Konzept leben möchten, dürfen Zeit und Raum keine Rolle spielen.

Unser letztes großes Projekt fand zum Thema „Veränderungen“ statt. Wegen der Grundsanierung unse-rer Einrichtung waren wir mit unse-ren Kindern lange Zeit ausquartiert. Das Thema wurde von nahezu allen Gruppen in unterschiedlicher Wei-se bearbeitet. Daran konnten wir erkennen, dass es uns zunehmend gelingt, den Wegen der Kinder zu folgen und sie darin feinfühlig zu begleiten.

WAS HIER PASSIERT

¡ Das Team ist nach Italien gereist, um sich vor Ort zu dem Thema „Reggio-Pädagogik“ gemeinsam weiterzubilden.

¡ Ein Ziel des Teams war es, mehr über die Projektarbeit der reggianischen Kindertageseinrichtungen zu erfahren.

¡ Der Austausch mit den italienischen Kolleginnen führte zu neuen Überlegungen, konstruktiven Diskussionen und Weiter-entwicklungsprozessen.

¡ Die neuen Erkenntnisse wurden für die eigene Praxis modifi-ziert und es wurde eine kita-spezifische Struktur entwickelt.

�� Immer wieder in den Kitas in Reggio zu fi nden: der bewus� e Ein-sa ́ von Li t, zum Beispiel mi¶ els Overheadprojektoren oder Leu ¶ is en, und das Arbeiten mit Dingen aus der Natur.

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IDEENMARKT

Der „wiedererfundene Name“Mit den Buchstaben ihres eigenen

Namens spielen die Kinder mit Pinsel

oder Stift auf einem Blatt Papier:

Wie eine Collage, wie ein Bild oder

wie eine erzählte Geschichte erfinden

die Kinder ihren Namen neu. Sie hor-

chen in sich hinein: Welche Farbe?

Welche Komposition? Wer bin ich?

Und was ist mein Name auf dem Papier?

Spuren legen, die immer weiter gehenAuf einem Papierblatt und einer Schicht Ton, Model-

liermasse oder Knete (z. B. mit einer Teigrolle ausge-

rollt) zeichnen die Kinder eine Spur, die nie aufzuhören

scheint: Steckt dort ein Stück Unendlichkeit?

Und jede für sich ist geheimnisvoll und individuell.

Kratzer und LöcherMit spitzen Gegenständen (z. B. Steine mit

scharfen Kanten, Kronenkorken, Draht,

Büroklammern …) kratzen, bohren und

durchlöchern die Kinder unterschiedliche

Papiere: Wieviel Kratzen lässt ein Papier zu?

Wie hoch erscheint das Relief der Kratzer?

In welche Richtungen laufen sie?

Und was sind das für Löcher?

Formen und Kompositionen im RaumAus Draht sowie gesammelten Materialien

(z. B. Garnspulen, Papierstückchen, Knöpfen,

Kronenkorken, Verpackungsmaterialien, Alu-

folien …) erfinden Kinder Objekte, die mit

dem Raum um sie herum spielen, ihn füllen

und in ihn hineinragen. Foto

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„Alle Kinder dieser Erde sind eine riesige Familie“Was erzählen Fenster über Pädagogik, Professionalität und

Profil einer Kita? Fenster sind immer auch „Schaufenster“.

Sie kommunizieren in den öffentlichen Raum. Überlegen Sie des-

halb sorgfältig und kritisch, wie Sie sich mit Ihren Fenstern nach au-

ßen präsentieren: Wie wollen Sie von Eltern und Öffentlichkeit gesehen werden?

Wo wohnen und leben wir?Ein großer Stadtplan bietet interessante Informationen und

vielfältige Gesprächsanlässe:¡ Wo wohne ich und wo wohnst du? ¡ Wo wohnen die Kinder meiner Gruppe? ¡ Wo ist meine Kita?¡ Wie sind die Wege von zu Hause in die Kita? ¡ Wo gehst du lang und wie laufe ich? ¡ Welchen Weg kennst du ganz genau?

Machen Sie mit den Kindern einen Spaziergang durch das Wohnquartier.

Fotografieren Sie jedes Kind vor seiner Haustür. Mit Fotos und Fäden

lassen sich auf dem Stadtplan die Wege verbinden und darstellen.

SchattenplatzWählen Sie eine sonnige Fläche im Außenbereich, an der

Kinder beobachten können, wie sich ihr Schatten zu ver-

schiedenen Tageszeiten verändert. Sehr deutlich werden

die Veränderungen, wenn die Schattenumrisse mit Stra-

ßenmalkreide umrandet werden. Alternativ können die

Schatten aus einem gleichbleibenden Blickwinkel fotogra-

fiert und später nebeneinander geklebt werden.

Transparente BauwerkeIm Großhandel können transparente Becher (mit Deckeln) in

großen Mengeneinheiten kostengünstig eingekauft werden. Die

durchsichtigen Becher sind ein beeindruckendes Baumateri-

al, mit dem sich auf Leuchttischen und Spiegeln besonders wir-

kungsvoll arbeiten lässt. Erfahrungsgemäß gehen die Kinder mit

den Bechern sehr vorsichtig und behutsam um.

SchattenforscherWenn Licht auf ein Objekt fällt, entsteht Schatten.

Schatten ist ein faszinierendes „Forschungsmaterial“,

da es sich nicht so einfach „be-greifen“ lässt. Ein

Schattenforscherbereich ermöglicht Kindern vielfältige

„Schattenerfahrungen“. Wie könnte ein solcher

Forscherbereich ausgestattet sein? ¡ Diaprojektor (mit alten Diarähmchen zum Auf-

klappen)¡ Leuchttische mit Röntgenbildern und Lege-

materialien (z. B. Glasnuggets, Muschelscheiben)¡ Schattentheater mit Stabschattenfiguren¡ Fotos von Handschattenbildern¡ Overhead-Projektor¡ weiße Wand¡ Schattenwand

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Die Kindergartenzeitschrift 35 I   2014 29

IDEENMARKT

Velkommen, Benvenuti und Serdecznie witamy!Es drückt Wertschätzung

aus, wenn Kinder und ihre

Familien in ihren Herkunfts-

sprachen willkommen

geheißen werden.

Herzlich willkommen!Wo viele Kinder unter einem Dach zusammen-

leben, ist Leben im Haus! Stellen Sie mit Fotos

die große Kinder-Gemeinschaft dar. Für Kinder

und Eltern ist eine solche Präsentation beein-

druckend interessant: ¡ Zeig mir doch mal deinen Freund!¡ Wer ist deine beste Freundin?¡ Wer gehört zu meiner Gruppe?¡ Welche Kinder kommen mit mir in die Schule?

„Guten Tag, guten Tag. Buenos dias! Wir fangen an …“Dieses interkulturelle Begrüßungslied ist auf

der CD „Kanons mit Swing“ von Karl Haus zu

finden. Fragen Sie die Eltern nach typischen

Begrüßungsliedern und nutzen Sie die Vielfalt

bei gemeinsamen Festen.

InstrumentenbauAus Gartenschläuchen,

Gießkannen, Trichtern,

Pappröhren, Bechern …

können – mit viel Klebe-

band und Fantasie – in-

teressante Instrumente

entstehen. Ideenreichtum

und Improvisationstalent

sind gefragt!

Klangforscher im GartenBefestigen Sie verschiedene Klangkörper wie Konserven-

dosen, Deckel, Tontöpfe, Metall- oder Bambusstäbe

(gut gesichert versteht sich) an einem Baum – der Wind

oder die Kinder können sie zum Klingen bringen.

BechermusikMit Plastikbechern lassen sich

unterschiedliche Klänge er-

zeugen: Wie klingen die Be-

cher, wenn wir sie reiben, mit

den Fingern bespielen, wenn

wir an ihnen kratzen, sie an-

tippen, anschlagen, schieben,

rollen oder fallen lassen …?

Eine besondere Herausforde-

rung für ältere Kinder ist es,

ihre Musik aufzuschreiben.

Die eigenen Kompositionen

können als Wanddokumenta-

tion im Flur allen präsentiert

werden.

Klingende StadtWelche typischen Geräusche und Klänge kann ich in meiner Stadt,

meinem Dorf oder dem Wohnviertel, in dem ich lebe, täglich hören?

Kirchturmglocken, Verkehrsgeräusche, Straßenmusikanten oder

Vogelgezwitscher, Hundegebell, Kinderlachen? Ohren gespitzt und

Aufnahme läuft!

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Die Kindergartenzeitschrift 35 I   201430

TageszeitungWas geschieht in unserer Welt? Und was

passiert in meiner Stadt oder meinem Dorf?

Kinder interessieren sich für das Weltge-

schehen. Sie blättern gern in Zeitungen,

schauen sich die Bilder an und bitten Er-

wachsene, aus der Zeitung vorzulesen. Und

bevor die Zeitungen endgültig ins Altpa-

pier wandern, haben die Kinder mindes-

tens hundert Ideen, was sie mit dem Papier

sonst noch so alles tun können.

Bücherschatz – SchatzbücherEine gute sortierte Kinderbibliothek,

mit Bilderbüchern in unterschied-

lichen Sprachen, ist ein großer

Gewinn für Kinder und Familien.

In Zusammenarbeit mit Eltern und

Ehrenamtlichen kann das Spektrum

der Literacy-Erfahrungen um wert-

volle Angebote erweitert werden: ¡ gemütliche Vorlesestunden in

verschiedenen Sprachen,¡ Grundschulkinder lesen in der Kita,¡ das Ausleihen von Büchern

für Zuhause,¡ Besuche in der Stadtbibliothek,¡ den Kauf neuer Bilderbücher

im Buchladen,¡ eine Autorenlesung für Kinder.

„Wem hast du einmal eine Botschaft geschickt?“

Für das Verschicken von Nach-

richten braucht jedes Kind un-

bedingt einen persönlichen

Kita-Briefkasten. Welche Freu-

de, andere Kinder mit einem

selbstgemalten Bild zu überra-

schen! Wie aufregend, eine ge-

heime Botschaft im Postfach

vorzufinden!

Spiegelmuster legenMit Übereck-Spiegeln und Legematerialien (Glas-

nuggets, Muggelsteine, Legeplättchen) lassen sich

schöne Muster legen. Nehmen sie zwei einfache

Spiegelkacheln und stellen diese über Eck an die

Wand. Die Kinder können davor Muster legen und

werden über die Wirkung ihres Tuns erstaunt sein.

Unsere Kita als PlanZeichnen Sie den Grundriss des

Gruppenraums auf einen großen

Papierbogen. Zeigen Sie dies den

Kindern. Wer kann jetzt einzeich-

nen, wo sich Tische, Bauecke oder

das Sofa befinden? Angeregt durch

dieses Spiel können die Kinder

selbst Grundrisse zeichnen oder

die Kita nachbauen.

Messen, Wiegen und VergleichenWie lang ist eigentlich ein Tisch, wie hoch ist es

bis zur Decke und wie viel Schritte sind es bis zur

Küche? Vermessen Sie die Kita mit den Kindern.

Stellen Sie Maßbänder, Seile, Zollstöcke und andere

Materialien zur Verfügung. Sammeln Sie die Fragen

der Kinder und gehen Sie diesen nach.

SonnenuhrDazu brauchen Sie einen Stock (ca. 15 cm lang) und große Steine.

Suchen Sie mit den Kindern im Außengelände einen geschützten

sonnigen Platz. Befestigen Sie den Stock in der Erde und ziehen

Sie einen Kreis drumherum. Nun legen die Kinder einen Stein an

die Stelle des Kreises, auf die der Schatten des Stocks fällt. Über

den Tag verteilt beobachten die Kinder die Veränderung und

ergänzen neue Steine. Die Bewegung des Schattens können die

Kinder vergleichen mit dem großen Zeiger einer Uhr.

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Die Kindergartenzeitschrift 35 I   2014 31

IDEENMARKT

SchattenrätselMit einem straff gespannten weißen

Bettlaken und einer starken Beleuch-

tung von hinten (z. B. mittels Diapro-

jektor) lässt sich ein Schattentheater

konstrurieren. Wer verbirgt sich gera-

de hinter der Leinwand? Dies zu ra-

ten ist ein spannender Zeitvertreib.

Ausgeprägte Körpermerkmale kom-

men dabei zur Geltung und können

dem Ratenden hilfreich sein – eine

strubbelige Frisur, eine kleine Statur,

die Stupsnase, abstehende Ohren …

Was tut der Wind, wenn er nicht weht?Aus dieser Frage im Buchtitel von Annette Dreiers gleichna-

migen Buch zur Reggio-Pädagogik lässt sich ein kleines Bewe-

gungsspiel entwickeln. Die Kinder überlegen sich auf die Frage

„Was tut der Wind, wenn er nicht weht?“ verschiedene Ak-

tionsmöglichkeiten, beispielweise „Der Wind schaukelt auf

den Meereswellen“ – die Kinder legen sich auf den Rücken

und beginnen zu schaukeln, oder „Der Wind balanciert über

die Wolken“ – die Kinder stellen sich auf ein Bein. Während

sich die Kinder frei im Raum bewegen, wiederholt die Erzie-

herin die Frage „Was tut der Wind, wenn er nicht weht?“

und gibt eine Antwort: „Er rüttelt an den Fensterläden …“.

Die Kinder führen die Tätigkeit aus.

SchattenfangenBei diesem Fangenspiel wird nicht die Person,

sondern ihr Schatten gefangen. Gelingt es dem

Fänger, auf den Schatten eines Kindes zu treten,

gilt es als gefangen und scheidet aus oder wird

zum Fänger. Dabei erleben die Kinder: Ohne Sonne

oder starke Lichtquelle kein Schatten.

Naturwissenschaftund Technik

Körper und Bewegung

Kommunikation,Sprache undMedien

Mathematische Grunderfahrungen

Kunst

Soziale, kulturelle und religiöse Umwelt

Musik

Der IDEENMARKT wurde zusammengestellt von HALKA BREYHAN (Kunst), IRMGARD BURTSCHER (Naturwissenschaft und Technik), MARGIT FRANZ (Soziale, kulturelle und religiöse Umwelt; Kommunikation, Sprache und Medien und Verschiedenes), BRIGITTE HEINZ (Musik und Mathe-matische Grunderfahrungen), PETRA STELLWAG (Körper und Bewegegung).

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Die Kindergartenzeitschrift 35 I   201444

Die             der Reggio-Pädagogik

AngelikA von der Beek

1. eine Pädagogik des Zuhörens – das Bild vom kind Die Reggio-Pädagogik will jedem Kind eine Stimme geben, zuhö-ren, was es zu sagen hat, nach dem Sinn des Gesagten fragen, den individuellen Reichtum des Erlebens, Handelns, Denkens und Fra-gens wahrnehmen und ihm Ausdruck verleihen. Kinder entwickeln sich, indem sie neugierig und forschend Erfahrungen mit der Welt machen. Sie sind aktive Konstrukteure ihres eigenen Lebens. Für diese „Selbstkonstruktionen“ bedienen sich Kinder der Möglich-keiten, die sie in ihrem sozialen und kulturellen Umfeld vorfinden. Ihre Bildungsprozesse vollziehen sich immer in einem sozialen Rahmen. Im Beisein von anderen Menschen gleicht die „Selbst- konstruktion“ eher einem Ping-Pong-Spiel gegenseitigen Neh-mens und Gebens. Es gibt keine „Selbstkonstruktion“ ohne „so-ziale Konstruktion“.

2. Partizipatorische didaktik – das pädagogische Selbstverständnis der erzieherinnen und ihre Zusammenarbeit im Team

Erzieherinnen nehmen einerseits aufmerksam wahr, was Kinder erfahren und wie sie es deuten. Andererseits lenken sie die Kin-der immer wieder auf die Sache zurück, indem sie zum Beispiel durch den Wechsel von Materialien, eine Frage oder einen Vor-schlag die Kinder dazu bringen, sich mit veränderten Perspektiven neu auf ihre Sache einzulassen. Wie in einem Wechselspiel wird ein Gedanke oder eine kindliche Initiative aufgenommen und so mit einer Wendung zurückgegeben, dass das Kind sie mit seinen Möglichkeiten erreichen kann. Deshalb gleicht das Zusammen-spiel von Erzieherin und Kind dem Ping-Pong-Spiel. Es bringt ei-nen Prozess des ständigen Gebens und Nehmens in Gang, in dem jedes Geben und Nehmen eine Antwort auf ein vorausgegange-nes Geben und Nehmen enthält. Der Lernprozess verändert sich mit jedem „Ballwechsel“. Die Orientierung an einem festen Plan von Lern- oder Kompetenzzielen wird durch viele kleine „Ball-wechsel“ ersetzt.

Die Erzieherinnen arbeiten miteinander und lernen voneinan-der. Sie reflektieren ihre Arbeit regelmäßig im Team. Sie erhalten Praxisberatung und können an Fortbildungen teilnehmen. Regi-onaler, nationaler und internationaler Austausch wird angestrebt.

3. Miteinander lernenDie Reggio-Pädagogik will die Kinder miteinander ins Gespräch bringen. Sie sieht im gemeinsamen Gespräch der Kinder einen ent-scheidenden Multiplikator kindlicher Gedanken und stellt das Ler-nen in Gruppen und Projekten in den Mittelpunkt ihrer Didaktik.

Die Pädagogen bemühen sich, den individuellen Reichtum der Er-fahrungen und Gedanken der Kinder so wahrzunehmen und zu strukturieren, dass sich daraus weitreichende Lern- und Bildungs-prozesse entwickeln können. Im Mittelpunkt der Reggio-Pädago-gik steht nicht mehr das Lehren der Erwachsenen, sondern das Selbst-Lernen der Kinder, das durch die Kindergruppe und durch die Erwachsenen unterstützt, reguliert oder herausgefordert wird.

Für den Aufbau von Beziehungen zwischen den Kindern sind Altersstruktur und Gruppengröße wichtige Komponenten. Kin-der brauchen Unterstützung für die Bildung kleiner Gruppen und die Möglichkeit, sowohl Beziehungen mit Gleichaltrigen einzu-gehen als auch Kontakt zu Kindern auf anderen Entwicklungs-stufen zu pflegen.

4. die „100 Sprachen“ der kinderDie verschiedenen Möglichkeiten der Sinneserfahrung bilden die Grundlage für die vielen Sprachen der Kinder. Damit ihre Sinnes-erfahrungen zu einer Sprache werden können, brauchen Kinder sowohl Materialien und Werkzeuge als auch symbolische Struk-turen. Dabei sind sie auf Erzieherinnen und Erzieher angewie-sen, die ihnen zuhören und mit ihnen sprechen. Die Metapher von den „hundert Sprachen der Kinder“ besagt, dass Handeln, Denken, Vorstellen, Empfinden und Fühlen als Werkzeuge des Geistes gleichwertig behandelt werden. Sie macht anschaulich, dass jedes Ausdrucksmittel dafür benutzt werden kann, „Sprache“ zu werden. Es gibt kein minderwertiges Denkwerkzeug und kei-ne Ausdrucksmöglichkeit, die man ausschließen sollte. Gerade in der Vielfalt von Werkzeugen und Ausdrucksmöglichkeiten er-schließt sich der Reichtum im Umgang mit der Welt. Die Theorie der „hundert Sprachen“ stärkt die Idee der Demokratie gegenüber gesellschaftlichen und ökonomischen Kräften, die versuchen, ihre Macht zu befestigen, indem sie nur zwei Sprachen zulassen, näm-lich die gesprochene und die geschriebene.

5. Beobachtung und dokumentationBeobachtung und Dokumentation sind Weisen des professionellen Handelns. Sie dienen der Ideensammlung, als kollektives Gedächt-nis sowie als Möglichkeit zur Selbst-Evaluation. Beobachtung und Dokumentation sind die Grundlage einer Pädagogik des Zuhörens und der Partizipation der Kinder. Sie machen Lernen sichtbar. Ei-nerseits helfen sie damit den Erzieherinnen und Erziehern. Sie sind die Basis, um Bildungsprozesse zu rekonstruieren. Andererseits hel-fen sie den Kindern, ihre Lernprozesse zu überdenken, zu struktu-rieren und ihre eigenen Lernstrategien zu verbessern.

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WiSSenSWerTeS

45Die Kindergartenzeitschrift 35 I   2014

6. Architektur und raumgestaltung – der raum als 3. erzieherEine ästhetisch befriedigende Architektur und Räumlichkeit ist kein Selbstzweck, sondern das Ergebnis eines permanenten Un-tersuchungsprozesses. In diesem Prozess spielt die Beobachtung der Aktivitäten der Kinder und der Erwachsenen eine ebensol-che Rolle wie die Auseinandersetzung mit der Sprache der Raum-gestaltung und der Architektur. Es muss der Beziehung zwischen der Qualität des Raums und der Qualität von Lernprozessen Rech-nung getragen werden. Als reichhaltige, vorbereitete Umgebung ist der Raum der 3. Erzieher. Funktional eingerichtet unterstützt er das pädagogische Handeln der Erzieherin als 2. Erzieher. Als Werkstatt für forschendes Lernen dient er den Kindern als 1. Erzie- her.

Die Krippen und Kindergärten sind zwar individuelle Bauten. Ihre Architektur und Inneneinrichtung wird jedoch von immer wiederkehrenden Merkmalen bestimmt. Die wichtigsten sind: der Eingang als „Visitenkarte“ und Wände, die „sprechen“; die Piazza; die Küche als „Bauch der Einrichtung“

und das Kinderrestaurant; die Gruppenräume mit „Räumen im Raum“; die Sanitärräume als Körpererfahrungsräume; das Atelier und die Mini-Ateliers; Transparenz; die Bedeutung „weicher Eigenschaften“ (soft qualities)

wie Licht, Farbe, Materialien, Akustik, Geruch und Raumklima für die Architektur und die Gestaltung der Innenräume.

7. Projektarbeit – gestaltung von

Bildungsprozessen In der Projektarbeit verbinden sich alle wesentlichen Elemente der Reggio-Pädagogik: das Bild vom Kind, das Lernverständnis, der Einsatz von Beobachtung und Dokumentation, die didaktische Funktion der Reflexion, die Bedeutung einer anregenden Umwelt, der Materialien und Werkzeuge sowie der „hundert Sprachen“ der Kinder. Projekte nehmen ihren Anfang aus Beobachtungen, Erleb-nissen, Gesprächen und Impulsen ebenso von Kindern wie von Erwachsenen. Für das Lernen in Projekten brauchen Kinder Zeit, Raum, Materialien und dialogbereite Erzieherinnen. Projektlernen ist Lernen in Zusammenhängen.

8. Bildungspartnerschaft mit elternMütter und Väter werden als Dialog- und Erziehungspartner an-gesehen, an deren Sichtweise die Pädagogen interessiert sind und die ihrerseits in vielfältiger Art und Weise informiert werden. Ih-nen wird die pädagogische Arbeit durch Dokumentation trans-parent gemacht. Dadurch werden sie an den Denk- und Hand-lungsprozessen der Kinder beteiligt. Ihre Kompetenzen werden so weit wie möglich einbezogen. Die Lebenslage der Familie und ihre Kultur sind wichtige Bezugspunkte des pädagogischen Han-delns.

9. demokratische erziehung – Partizipation, interkultu-ralität, geschlechtersensibilität, inklusion

Kinder haben ein Recht darauf, sich als eigenständige Teilnehmer im gesellschaftlichen Prozess wahrnehmen zu können (Partizipa-tion). Das schließt die Förderung ihrer interkulturellen Kompeten-zen ebenso ein wie eine geschlechtssensible Erziehung von Jungen und Mädchen und die Berücksichtigung von Kindern mit besonde-ren Bedürfnissen. Erwachsene und die Gesellschaft müssen dafür sorgen, dass die Stimme der Kinder im Kommunikationsprozess gehört wird. Lernen ist nicht mehr eine Konsequenz des Lehrens, sondern das Lehren stellt sich in den Dienst individuellen Lernens. Es steht nicht mehr im Vordergrund, ob ein Kind, das erfolgreich gelernt hat, was gelehrt wurde, sondern ob die Erwachsenen alles – und vor allem das Richtige – getan haben, dass das Kind lernen konnte. Die Hauptverantwortung für den Bildungserfolg trägt nicht mehr individuell das Kind, sondern die Gemeinschaft, die sich fragen muss, welche Möglichkeiten sie dem Kind zur Verfü-gung stellt, sein eigenes Handeln und Denken so weiterzuentwi-ckeln, dass es ein produktives Mitglied seiner Kultur sein kann.

10. gemeinwesenorientierung und remidaIm Bildungsverständnis der Reggio-Pädagogik sind Kinder zwar die eigentlichen Schöpfer ihres Könnens und Wissens. Aber ebenso stark sind sie in zwischenmenschlichen Beziehungen verankert – und in einem sozialen Umfeld, das sie in ihrer eigenwilligen Ent-wicklung unterstützt. Deshalb ist die Kita offen für das Gemein-wesen und kooperiert mit den für sie relevanten Institutionen. Und deshalb ist Öffentlichkeitsarbeit auch integraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Denn nur in einem Zusammenspiel, an dem sich viele Menschen direkt und indirekt beteiligen, entsteht eine Kultur des Lernens.

Die Offenheit der Kita gegenüber Eltern, Nachbarn und Ex-perten erstreckt sich auf vielfältige gesellschaftliche Felder. Auch um Erfahrungen der Kita-Kinder mit dem Gemeinwesen zu ver-knüpfen, wurde in Reggio das Konzept der „Remida“ entwickelt. Dies ist ein Ort, an dem Material gesammelt wird, das in Hand-werk, Handel, Gewerbe, Industrie abfällt und von Kindertagesstät-ten und Schulen abgeholt werden kann.

11. konzeptionelle Weiterentwicklung – Prinzip der nachhaltigkeitDurch die institutionellen Rahmenbedingungen der Kitas in Reggio, das heißt durch die Begleitung durch das „Pädagogische Zentrum“, in dem „pedagogiste“ (Fachberaterinnen) und „ate-lieriste“ (Werkstattleiterinnen) zusammenarbeiten, ist die ständi-ge Reflexion der Praxis gesichert. Dadurch können Erzieherinnen ihre Praxis im Hinblick auf die Umsetzung der oben genann- ten Punkte überprüfen und notwendige Veränderungen vorneh-men.

QuelleRegolamento SCUOLE NIDI D‘INFANZIA del Comune di Reggio Emilia, marzo 2009

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FRANZ HITZE

Die Geschwindigkeit kommt einfach von alleineLust am Lernen: Dokumentation über Reggio-Projekte in KindergärtenDVD, Laufzeit 34 Minuten, € 18,00

(bei privater Nutzung), Vertrieb über

www.filmwerkstatt.muenster.de

2008 wurden in Münster (NRW) reggiani-sche Projekte aus deutschen Kitas im Rah-men einer Ausstellung präsentiert. Der Film stellt vier Projekte vor. Die Erzieherin-nen erzählen von den eigensinnigen Lern-wegen der Kinder und beschreiben ihre Er-fahrungen. Eindrücke aus der Ausstellung, Kommentare von Besuchern und Erläute-rungen von Fachleuten geben interessante Einblicke in das pädagogische Konzept der Reggio-Pädagogik.

WOLFGANG ULLRICH I FRANZ-J. BROCKSCHNIEDER

Reggio-Pädagogik auf einen BlickEinführung für Kita und KindergartenFreiburg, Basel, Wien: Herder 2009

96 Seiten, € 12,95

Dieses lesenswerte Buch bietet eine kom-pakte und sehr gute Einführung in Histo-rie, Erziehungsphilosophie, Bildungsver-ständnis, Strukturelemente und zentrale Aspekte der Reggio-Pädagogik. Das letzte Kapitel gibt dem Leser zudem Hinweise zu weiterführender Literatur, Videos, Diaserien und Adressen.

Für Erwachsene

GERD E. SCHÄFER I ANGELIKA VON DER BEEK

Didaktik in der frühen KindheitVon Reggio lernen und weiterdenkenWeimar, Berlin: verlag das netz, 220 Seiten,

€ 28,00

Das Buch gibt fundierte Einblicke in Theo-rie und Praxis der Reggio-Pädagogik in Ita-lien und Deutschland. Im ersten Teil „Wie wir Reggio-Pädagogik verstehen“ beschrei-ben Angelika von der Beek und Gerd E. Schäfer ihr Verständnis der Reggio-Päda-gogik. Der zweite Teil mit der Überschrift „Reggio weiterdenken“ bietet interessante Informationen über kommunikative Pro-zesse der Kooperation, wahrnehmendes Be-obachten, vielfältige Formen des Denkens, Partizipation, Raum- und Beziehungsge-staltung. Im dritten Teil dokumentieren zwei deutsche Kitas, wie sie Projektarbeit gestalten, welche Rolle die Pädagoginnen dabei einnehmen und wie sie sich von den „hundert Sprachen“ der Kinder begeistern lassen. Ein absolut empfehlenswertes Fach-buch mit vielen inspirierenden Praxisfotos.

REGGIO-CHILDREN

Reggio TuttaWie Kinder ihre Stadt ko-konstruierenWeimar, Berlin: verlag das netz 2012

52 Seiten, € 27,90

Der „Reggio Tutta“ ist ein beeindruckender Stadtführer, den drei- bis sechsjährige Kin-der aus Reggio (über einen langen Projekt-zeitraum) mit ihren Pedagogistas ko-kon-struktiv erarbeitet und gestaltet haben. Er ist kein Stadtführer im klassischen Sinne. Vielmehr interpretieren die Kinder den Reichtum ihrer Stadt. Sie erzählen mit ihren Ideen, Bildern und Theorien deren Geschichte auf ihre Weise. Zugleich doku-mentiert der „Reggio Tutta“ die Einstellung einer Kommune gegenüber ihren jüngs-ten Bürgern, die „Nutznießer wie Schöpfer der Lebenserfahrung der Stadt“ sind (S. 10). Der Reiseführer gibt nicht nur Einblicke in das Leben in Reggio Emilia, er verdeutlicht auch die sozialkonstruktivistische Arbeits-weise reggianischer Kindergärten. Sehr in-teressant sind zudem die Essays verschie-dener Persönlichkeiten wie beispielsweise der Stadträtin für Kultur und Bildung oder des Direktors des Departments für Bildung in der Stadt Reggio Emilia. Das Forschungs-projekt wird, in aller Kürze, zudem von den Pedagogistas des Koordinationsteams für die städtischen Kindergärten der Stadt Reggio Emilia erläutert. Lesenswert!

Literatur- und Medientippszusammengestellt von MARGIT FRANZ

Die Kindergartenzeitschrift 35 I 2014

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MAGAZIN

RAIMUND POUSSET

Handwörterbuch für Erzieherinnen und ErzieherBerlin: Cornelsen Verlag 2011 (3. Auflage)

512 Seiten, € 41,50

Von A wie „Abweichendes Verhalten“ bis Z wie „Zwillinge“ – das umfassende Register und die Lis-te der Autoren dieses absolut empfehlenswerten Nachschlagewerks sind beeindruckend. In über 150 Fachartikeln erläutern kompetente Psycholo-gen, Soziologen, Pädagogen, Theologen, Ärzte … auf der Basis neuester Erkenntnisse grundlegende Themen und Fragen. Dieses wissensreiche und äu-ßerst praktikable Handwerkszeug ist allen Pädago-ginnen und Pädagogen sehr zu empfehlen.

Für Kinder

PHILIPPA LEATHERS

SchwarzhaseStuttgart, Wien: Gabriel (Thienemann) 2013

40 Seiten, € 12,95, ab vier Jahre

Irgendwie beschleicht Hase das Gefühl, er wird verfolgt. Auf Schritt und Tritt ist Schwarzhase hin-ter ihm her und lässt sich einfach nicht abschüt-teln. Als ihn dann auch noch der Wolf bedroht, wird die Situation langsam ungemütlich. Aber Schwarzhase gelingt es, den bösen Wolf zu vertrei-ben. Wie gut es doch ist, einen Schatten bei sich zu haben, der manchmal auch riesengroß und zum Fürchten schrecklich aussehen kann.

Die Kindergartenzeitschrift 35 I 2014 47

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48 Die Kindergartenzeitschrift 35 I 2014

ANNETTE ROEDER

Wie süß das Mondlicht auf dem Hügel schläft!München, London, New York: Prestel 2013

160 Seiten, € 19,99, ab vier Jahre

Kunst, Gedichte, Reime, Zungenbrecher, Rezepte, Kurztexte … erzählen vom Zau-ber der Nacht und der Poesie der Träume. In diesem liebevoll und wunderschön illus-trierten Buch trifft (u. a.) Josef Guggenmos auf Caspar David Friedrich und Mascha Ka-léko auf Henri Rousseau. Ein bezaubernd-poetischer Augenschmaus sowie Lese- und Vorlesespaß für Kinder und Erwachsene.

Prestel Kunst MemoMünchen, London, Prestel: New York 2013

€ 12,99, ab vier Jahre

Die 36 Paare des (im wahrsten Sinne des Wortes) „kunstvollen“ Memos zeigen klei-ne Ausschnitte aus weltberühmten Werken von Künstlern wie Max Liebermann, Carl Spitzweg, Edgar Degas, Gustav Klimt und Leonardo da Vinci. Ein jedes Paar bildet sich jedoch aus zwei verschiedenen Bild-ausschnitten eines Kunstwerkes. Sehr inte-ressant die kleine Broschüre, die mit weni-gen Sätzen knappe Informationen zu den Kunstwerken gibt. Das Memospiel fördert nicht nur Konzentration, Gedächtnis, Hin-schauen, sondern auch den Sinn für Kunst.

MIES VAN HOUT

FreundeZürich: aracari 2012

32 Seiten, € 13,90, ab drei Jahre

Spielen, rumhängen, sich ärgern, kämpfen, heulen, schmollen, sich schämen, zwei-feln, verzeihen, vertrauen, lachen, knud-deln … Alles das – und noch viel mehr – können Freunde miteinander erleben. Mies van Hout hat für sein „Freundschafts-buch“ großformatige und farbenfrohe Bil-der in der bekannten und beliebten Kratz-technik (auf schwarzem Hintergrund) gestaltet. Akteure sind dieses Mal nicht Fische (wie in „Heute bin ich“), sondern liebenswerte kleine Monster.

DORIS KUTSCHBACH

Mein großes Buch der FarbenIch sehe was, was du nicht siehstMünchen, London, New York: Prestel

48 Seiten, € 19,99, ab vier Jahre

Dieses Werk ist wahrlich ein beeindru-ckend „großes Buch“ – nicht nur durch sein ansehnliches Format (40 x 30 cm)! Auf jeder Doppelseite ist ein farbenfrohes Kunstwerk zu sehen (z. B. von August Ma-cke, Franz Marc, Max Liebermann, Gus-tav Klimt), das es näher zu erkunden gilt. Für diese Entdeckungsreise geben Fragen, Suchbilder, Rätsel interessante Impulse. Ein ausklappbares Scherenschnittkunstwerk von Henri Matisse in XXL-Größe versetzt Kinder und Erwachsene gleichermaßen ins Staunen und regt möglicherweise zur krea-tiven Nachahmung an.

SABINE LOHF

Zitronengelb und FeuerrotFrankfurt am Main: Moritz 2013

106 Seiten, € 12,95, ab zwei Jahre

Lippenstiftrot, Radieschenrot, Erdbeer-rot, Tomatenrot, Mohnblumenrot, Kirsch-rot, Feuerwehrrot, Hexenhaarrot ... Rot ist nicht einfach nur rot, genauso wenig wie grün nur grün oder gelb nur gelb ist. Sabi-ne Lohf mischt Farbtöne mit Wörtern und fantasievollen Bildern. Herausgekommen ist ein kompaktes, kunterbuntes Pappbil-derbuch, das zum genauen Hingucken und zum Erfinden weiterer Wortkreationen ein-lädt.

INGRID GODON I TOON TELLEGEN

Ich wünschteMünchen: mixtvision 2011

92 Seiten, € 29,90, ab sechs Jahre

Beim Betrachten dieses außergewöhnli-chen Bildbandes blicken und starren uns Babys, Kinder, Jugendliche und Erwachse-ne unverblümt an. Die Künstlerin Ingrid Godon hat 33 eigenwillige Porträts gemalt. Toon Tellegen erfand zu jeder Porträtper-sönlichkeit kurze „Ich-wünschte-Texte“. Sie erzählen von Sehnsüchten, Hoffnungen und Gefühlen: „Ich wünschte, ich wür-de nie wieder rot werden. Ich hasse es, rot zu werden …“. Das Buch ist wie eine Ein-ladung zum Schmökern, Nachdenken und Träumen.

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