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Freitag, 29. Juni 2012 Bezahlte SonderBeilage tirol StarkeS land WiSSenSchaft & geSundheit VON WALTER WURZER M it dem erst kürzlich von den Landeshauptleuten abgesegneten Stabilitäts- pakt sieht Tirols Landeshaupt- mann Günther Platter eine neue Ära in der österreichischen Fi- nanzpolitik eingeläutet. Die Län- der haben sich verpflichtet, ge- meinsam mit dem Bund und den Gemeinden bis 2016 ein Nulldefi- zit zu erreichen. Durch diesen bindenden Vertrag (15a-Vereinba- rung) sollen in den nächsten vier Jahren rund 5,2 Mrd. Euro einge- spart werden. Herr LH Platter, welche Aus- wirkungen hat diese Einigung auf Ihr Bundesland? Müssen die Ti- rolerinnen und Tiroler mit wei- teren finanziellen Belastungen rechnen? LH Platter: Eines kann ich schon jetzt klarstellen, es wird kein weiteres Sparpaket geschnürt. Wir haben unsere Hausaufgaben ge- macht und bereits vor zwei Jah- ren, nach kostenintensiven Kon- junkturpaketen gegen die Wirt- schaftskrise, einen strikten Kon- solidierungskurs eingeschlagen. Schon 2011 konnten wir einen Überschuss von 17 Millionen Eu- ro erwirtschaften. Wir haben auch die Pro-Kopf-Verschuldung in den vergangenen Jahren wieder deut- lich nach unten geschraubt. Tirol war immer Vorbild für eine soli- de Finanzpolitik, daran halten wir auch in Zukunft fest! Wie kann gewährleistet wer- den, dass auch die anderen Bun- desländer diesem Beispiel folgen und teilweise auch unpopuläre Maßnahmen setzen, um dieses Ziel zu erreichen? LH Platter: Mit der paktierten Selbstverpflichtung marschie- ren alle in dieselbe Richtung. Bei künftigen Verstößen gegen den Stabilitätspakt ist überdies ein Sanktionsmechanismus vorgese- hen, den ich auch von Anfang an eingefordert habe: denn ein Pakt ohne Regeln ist nichts wert. Damit ist eine gegenseitige und strenge Kontrolle auf Augenhöhe sichergestellt. Gerade im Gesundheitsbereich kann man in den letzten Jahren in vielen Ländern geradezu von einer Kostenexplosion sprechen. Wie ist hier Tirol aufgestellt, wel- chen Weg hat das Land auf die- sem Gebiet eingeschlagen? LH Platter: Internationale Studien belegen, dass die Tiro- lerinnen und Tiroler zu den Ge- sündesten zählen. Das ist nicht nur auf die Berge und frische Luft zurückzuführen, sondern hat auch mit dem Angebot in der Gesundheitsversorgung zu tun. Wie bei den Finanzen haben wir auch im Gesundheitssystem schon sehr früh entsprechende Reformschritte eingeleitet. Es waren in diesem Prozess auch sehr schmerzhafte Schritte nö- tig, ich denke hier an die Schlie- ßung eines Bezirkskranken- hauses in Kitzbühel. Nun bli- cken wir aber nach vorne. In den nächsten 10 Jahren werden rund 700 Millionen Euro in die Modernisierung und den Aus- bau unserer Krankenhäuser in- vestiert. Wir haben in den letz- ten Jahren auch den Bereich der Reha-Versorgung massiv ausge- baut – mit 470 neuen Betten. Mussten die Tirolerinnen und Tiroler früher in andere Bundes- länder ausweichen, zählen wir jetzt zu den Vorreitern. Immer wichtiger wird in die- sem Zusammenhang auch der Bereich der Pflege. Welche Ak- zente wurden hier gesetzt? LH Platter: Dieses Thema ge- nießt in Tirol absolute Priorität. Wir sind es der älteren Genera- tion einfach schuldig, ihnen ein Altern in Würde zu ermöglichen. Neben den Pflege- und Altenhei- men forcieren wir aber insbeson- dere die häusliche Pflege. Indem wir bei der stationären Pflege eine Obergrenze von 12.000 Betten ein- ziehen und gleichzeitig Einrich- tungen wie Tagespflege, die Mo- bilen Dienste, Kurzzeitpflege, das Betreute Wohnen oder die Mo- bile Hospiz- und Palliativversor- gung ausbauen. Dafür braucht es auch die notwendigen Fachkräfte. Wir wollen hier in den nächsten 10 Jahren über 2.000 neue Pflege- rinnen und Pfleger ausbilden. Sie werden mit 1. Juli den Vor- sitz bei der Landeshauptleutekon- ferenz übernehmen. Was werden die Schwerpunkte sein? LH Platter: Es ist viel in Bewe- gung. Die Länder sind auch kei- ne Bremser, wie ihnen oft vorge- worfen wird. Das zeigt nicht zu- letzt die eingangs erwähnte Ei- nigung beim Stabilitätspakt. Ich verweise aber auch auf die ge- meinsam beschlossene Einrich- tung der Landesverwaltungsge- richte, die mehr Tempo bei Ver- fahren bringen werden, oder den nächsten Reform-Schritt bei der Exekutive mit der Einrichtung von neun Landespolizeidirekti- onen. Diesen positiven Schwung möchte ich nutzen. Derzeit fin- den intensive Verhandlungen für eine Reform im Gesundheitsbe- reich statt. Ziel ist es, die Gesund- heitsreform noch dieses Jahr ab- zuschließen. Und was sind die nächsten He- rausforderungen für Tirol? LH Platter: Mit dem Brenner- Basistunnel, der jetzt endlich auf Schiene ist, sowie der Einigung über den Klinischen Mehrauf- wand haben wir zwei große Tiro- ler Themen erledigt. Ein zentrales Gesunde Strukturen für ein gesundes Land Für Landeshauptmann Günther Platter hat Tirol in Sachen Stabilitätspakt seine Hausaufgaben bereits erledigt. Dringend notwendige Strukturreformen, vor allem auf dem Gesundheitssektor, seien umgesetzt worden. Das Land müsse daher kein weiteres Sparpaket fürchten. Tirols LH Günther Platter: „Wir haben im Gesundheitssystem schon sehr früh entsprechende Reformschritte eingeleitet.“ Foto: Land Tirol Anliegen ist der Ausbau des Wis- senschafts- und Forschungsstand- orts: Tirol als Land der Forscher! Das beginnt bei der Wieder-Zusam- menführung der beiden Universi- täten. Besonders am Herzen liegt mir darüber hinaus die Grün- dung einer „Medical School“ ge- meinsam mit Südtirol und dem Trentino. Diese soll eine länder- übergreifende Ärzteausbildung in Tirol zum Inhalt haben und dem Ärztemangel, vor allem in Süd- tirol, gegensteuern. Wir benöti- gen hier nur noch die Zustim- mung von Rom, bei uns steht die Ampel auf Grün. Diese Ein- richtung soll keineswegs als Kon- kurrenz zur Medizinuniversität Innsbruck verstanden werden, son- dern vielmehr als Ergänzung. Ich möchte auch das Haus der Physik in Innsbruck umsetzen. Hier geht es darum, die Exzellenz und das Know-how in Tirol zu halten. Das Land Tirol wird deshalb auch ei- nen finanziellen Beitrag leisten. Vielen Dank für das Gespräch! Auf dem Weg zum Vorzeigeland Das Land Tirol investiert in Kranken- hausausbau, Pflege und Reha, so LR Bernhard Tilg. Seite 2 Moderne Gesundheitsuniversität Die UMIT in Hall stärkt den Wissen- schaftsstandort Tirol, berichtet Rektorin Christa Them. Seite 3 Neues Arztverständnis Der neue Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger fordert weniger Bürokratie und mehr Patientennähe. Seite 6 Berufung Rechtsanwalt Markus Heis, Präsident der Tiroler Rechtsanwaltskammer, betont den ho- hen Ausbildungsstandard des Berufes. Seite 7 Inhalt Projektleitung: Tasso Astl Redaktion: Gloria Staud, Ernst Spreng, Walter Wurzer Anzeigen: Thomas Lindtner, Teresa Umlauft, Klaus Grabherr Bezahlte Sonderbeilage. Eine Kooperation von „Die Presse“ und Verlag Ablinger.Garber, GF Walter Garber Medienturm, 6060 Hall in Tirol, Tel. +43/5223/513-0 www.ablinger-garber.at Impressum: Tirol REGIONALISIERUNG IM MITTELPUNKT: Mit 1. Juli übernimmt LH Günther Platter von seinem steirischen Amtskollegen Franz Voves den Vor- sitz der Landeshauptleute-Konfe- renz. Gleichzeitig wird er als Regie- rungschef des Landes Tirol auch die Vorsitzführung bei der ARGE ALP übernehmen. Für die nächsten sechs Monate wird der Tiroler Landeshauptmann diesem wichtigen föderalistischen Gremium vorsitzen. Neben der Ge- sundheitsreform möchte hier Platter vor allem die Regionalisierung als zentrales Thema vorantreiben. Hier sei zwar schon viel geschehen, aber es gehe darum, diesen Schwung für die nächsten sechs Monate mitzu- nehmen. Die Arbeitsgemeinschaft Alpenlän- der (ARGE ALP) wurde 1972 in Ti- rol gegründet. Mitgliedsländer sind neben Bayern und Tirol, Vorarlberg und Salzburg noch Südtirol, Trentino und die Lombardei sowie die Kan- tone Graubünden, St. Gallen und Tessin. Beim Treffen der Regierungs- chefs im schweizerischen Bad Ra- gaz am 29. Juni wird Tirol den tur- nusmäßigen Vorsitz übernehmen. „Der Alpentransit wird dabei ein wesentliches Thema darstellen“, so LH Platter. Hier seien insbesondere Südtirol und Bayern gefordert, ent- sprechende Maßnahmen zu setzen. Einen weiteren Schwerpunkt wird die Ausarbeitung einer Alpenstra- tegie darstellen. „Tirol ist hier als Bundesland zu klein, um seine An- liegen durchzubringen“, setzt Platter auf Zusammenarbeit. Des- halb müssten sich Regionen, welche mit denselben Problematiken kon- frontiert seien, zusammenschließen und länderübergreifend agieren, so- zusagen ein Europa der Regionen. Der Auftakt dazu findet am 12. Oktober in Innsbruck statt.

WiSSenSchaft & geSundheit tirol StarkeS land · Wildschönau Tourismus, A-6311 Wildschönau, Tel. +43/5339/82550 [email protected], urlaub aktiV uND e NtspaNN ND i D kitZbüHler

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Page 1: WiSSenSchaft & geSundheit tirol StarkeS land · Wildschönau Tourismus, A-6311 Wildschönau, Tel. +43/5339/82550 info@wildschoenau.com, urlaub aktiV uND e NtspaNN ND i D kitZbüHler

Freitag, 29. Juni 2012B e z a h l t e S o n d e r B e i l a g e

tirol StarkeS landW i S S e n S c h a f t & g e S u n d h e i t

von Walter Wurzer

Mit dem erst kürzlich von den Landeshauptleuten abgesegneten Stabilitäts-

pakt sieht Tirols Landeshaupt-mann Günther Platter eine neue Ära in der österreichischen Fi-nanzpolitik eingeläutet. Die Län-der haben sich verpflichtet, ge-meinsam mit dem Bund und den Gemeinden bis 2016 ein Nulldefi-zit zu erreichen. Durch diesen bindenden Vertrag (15a-Vereinba-rung) sollen in den nächsten vier Jahren rund 5,2 Mrd. Euro einge-spart werden.

Herr LH Platter, welche Aus-wirkungen hat diese Einigung auf Ihr Bundesland? Müssen die Ti-rolerinnen und Tiroler mit wei-teren finanziellen Belastungen rechnen?

LH Platter: Eines kann ich schon jetzt klarstellen, es wird kein weiteres Sparpaket geschnürt. Wir

haben unsere Hausaufgaben ge-macht und bereits vor zwei Jah-ren, nach kostenintensiven Kon-junkturpaketen gegen die Wirt-schaftskrise, einen strikten Kon-solidierungskurs eingeschlagen. Schon 2011 konnten wir einen Überschuss von 17 Millionen Eu-ro erwirtschaften. Wir haben auch die Pro-Kopf-Verschuldung in den vergangenen Jahren wieder deut-lich nach unten geschraubt. Tirol war immer Vorbild für eine soli-de Finanzpolitik, daran halten wir auch in Zukunft fest!

Wie kann gewährleistet wer-den, dass auch die anderen Bun-desländer diesem Beispiel folgen und teilweise auch unpopuläre Maßnahmen setzen, um dieses Ziel zu erreichen?

LH Platter: Mit der paktierten Selbstverpflichtung marschie-ren alle in dieselbe Richtung. Bei künftigen Verstößen gegen den Stabilitätspakt ist überdies ein Sanktionsmechanismus vorgese-hen, den ich auch von Anfang an eingefordert habe: denn ein Pakt ohne Regeln ist nichts wert. Damit ist eine gegenseitige und strenge Kontrolle auf Augenhöhe sichergestellt.

Gerade im Gesundheitsbereich kann man in den letzten Jahren in vielen Ländern geradezu von einer Kostenexplosion sprechen. Wie ist hier Tirol aufgestellt, wel-chen Weg hat das Land auf die-sem Gebiet eingeschlagen?

LH Platter: Internationale Studien belegen, dass die Tiro-

lerinnen und Tiroler zu den Ge-sündesten zählen. Das ist nicht nur auf die Berge und frische Luft zurückzuführen, sondern hat auch mit dem Angebot in der Gesundheitsversorgung zu tun. Wie bei den Finanzen haben wir auch im Gesundheitssystem schon sehr früh entsprechende Reformschritte eingeleitet. Es waren in diesem Prozess auch sehr schmerzhafte Schritte nö-tig, ich denke hier an die Schlie-ßung eines Bezirkskranken-hauses in Kitzbühel. Nun bli-cken wir aber nach vorne. In den nächsten 10 Jahren werden rund 700 Millionen Euro in die Modernisierung und den Aus-bau unserer Krankenhäuser in-vestiert. Wir haben in den letz-ten Jahren auch den Bereich der Reha-Versorgung massiv ausge-baut – mit 470 neuen Betten. Mussten die Tirolerinnen und Tiroler früher in andere Bundes-länder ausweichen, zählen wir jetzt zu den Vorreitern.

Immer wichtiger wird in die-sem Zusammenhang auch der Bereich der Pflege. Welche Ak-zente wurden hier gesetzt?

LH Platter: Dieses Thema ge-nießt in Tirol absolute Priorität. Wir sind es der älteren Genera-tion einfach schuldig, ihnen ein Altern in Würde zu ermöglichen. Neben den Pflege- und Altenhei-men forcieren wir aber insbeson-dere die häusliche Pflege. Indem wir bei der stationären Pflege eine Obergrenze von 12.000 Betten ein-ziehen und gleichzeitig Einrich-

tungen wie Tagespflege, die Mo-bilen Dienste, Kurzzeitpflege, das Betreute Wohnen oder die Mo-bile Hospiz- und Palliativversor-gung ausbauen. Dafür braucht es auch die notwendigen Fachkräfte. Wir wollen hier in den nächsten 10 Jahren über 2.000 neue Pflege-rinnen und Pfleger ausbilden.

Sie werden mit 1. Juli den Vor-sitz bei der Landeshauptleutekon-ferenz übernehmen. Was werden die Schwerpunkte sein?

LH Platter: Es ist viel in Bewe-gung. Die Länder sind auch kei-ne Bremser, wie ihnen oft vorge-worfen wird. Das zeigt nicht zu-letzt die eingangs erwähnte Ei-nigung beim Stabilitätspakt. Ich verweise aber auch auf die ge-meinsam beschlossene Einrich-tung der Landesverwaltungsge-richte, die mehr Tempo bei Ver-fahren bringen werden, oder den nächsten Reform-Schritt bei der Exekutive mit der Einrichtung von neun Landespolizeidirekti-onen. Diesen positiven Schwung möchte ich nutzen. Derzeit fin-den intensive Verhandlungen für eine Reform im Gesundheitsbe-reich statt. Ziel ist es, die Gesund-heitsreform noch dieses Jahr ab-zuschließen.

Und was sind die nächsten He-rausforderungen für Tirol?

LH Platter: Mit dem Brenner-Basistunnel, der jetzt endlich auf Schiene ist, sowie der Einigung über den Klinischen Mehrauf-wand haben wir zwei große Tiro-ler Themen erledigt. Ein zentrales

Gesunde Strukturen für ein gesundes LandFür Landeshauptmann Günther Platter hat Tirol in Sachen Stabilitätspakt seine Hausaufgaben bereits erledigt.

Dringend notwendige Strukturreformen, vor allem auf dem Gesundheitssektor, seien umgesetzt worden. Das Land müsse daher kein weiteres Sparpaket fürchten.

Tirols LH Günther Platter: „Wir haben im Gesundheitssystem schon sehr früh entsprechende Reformschritte eingeleitet.“ Foto: Land Tirol

Anliegen ist der Ausbau des Wis-senschafts- und Forschungsstand-orts: Tirol als Land der Forscher! Das beginnt bei der Wieder-Zusam-menführung der beiden Universi-täten. Besonders am Herzen liegt mir darüber hinaus die Grün-dung einer „Medical School“ ge-meinsam mit Südtirol und dem Trentino. Diese soll eine länder-übergreifende Ärzteausbildung in Tirol zum Inhalt haben und dem Ärztemangel, vor allem in Süd-tirol, gegensteuern. Wir benöti-gen hier nur noch die Zustim-mung von Rom, bei uns steht die Ampel auf Grün. Diese Ein-richtung soll keineswegs als Kon-kurrenz zur Medizinuniversität Innsbruck verstanden werden, son- dern vielmehr als Ergänzung. Ich möchte auch das Haus der Physik in Innsbruck umsetzen. Hier geht es darum, die Exzellenz und das Know-how in Tirol zu halten. Das Land Tirol wird deshalb auch ei-nen finanziellen Beitrag leisten.

Vielen Dank für das Gespräch!

Auf dem Weg zum VorzeigelandDas Land Tirol investiert in Kranken-hausausbau, Pflege und Reha, so LR Bernhard Tilg. Seite 2

Moderne GesundheitsuniversitätDie UMIT in Hall stärkt den Wissen-schaftsstandort Tirol, berichtet RektorinChrista Them. Seite 3

Neues ArztverständnisDer neue Ärztekammerpräsident Artur Wechselberger fordert weniger Büro kratie und mehr Patientennähe. Seite 6

Berufung RechtsanwaltMarkus Heis, Präsident der Tiroler Rechtsanwaltskammer, betont den ho-hen Ausbildungsstandard des Berufes. Seite 7

Inhalt

Projektleitung: Tasso AstlRedaktion: Gloria Staud, Ernst Spreng, Walter Wurzer Anzeigen: Thomas Lindtner, Teresa Umlauft, Klaus GrabherrBezahlte Sonderbeilage. Eine Kooperation von „Die Presse“ und Verlag Ablinger.Garber, GF Walter Garber Medienturm, 6060 Hall in Tirol, Tel. +43/5223/513-0 www.ablinger-garber.at

Impressum: Tirol

ReGIoNALISIeRuNG IM MITTeLPuNkT:Mit 1. Juli übernimmt lH Günther Platter von seinem steirischen amtskollegen Franz voves den vor-sitz der landeshauptleute-Konfe-renz. Gleichzeitig wird er als regie-rungschef des landes tirol auch die vorsitzführung bei der arGe alP übernehmen. Für die nächsten sechs Monate wird der tiroler landeshauptmann diesem wichtigen föderalistischen Gremium vorsitzen. neben der Ge-sundheitsreform möchte hier Platter vor allem die regionalisierung als zentrales thema vorantreiben. Hier sei zwar schon viel geschehen, aber es gehe darum, diesen Schwung für die nächsten sechs Monate mitzu-nehmen. Die arbeitsgemeinschaft alpenlän-der (arGe alP) wurde 1972 in ti-rol gegründet. Mitgliedsländer sind neben Bayern und tirol, vorarlberg und Salzburg noch Südtirol, trentino und die lombardei sowie die Kan-tone Graubünden, St. Gallen und tessin. Beim treffen der regierungs-chefs im schweizerischen Bad ra-gaz am 29. Juni wird tirol den tur-nusmäßigen vorsitz übernehmen. „Der alpentransit wird dabei ein wesentliches thema darstellen“, so lH Platter. Hier seien insbesondere Südtirol und Bayern gefordert, ent-sprechende Maßnahmen zu setzen. einen weiteren Schwerpunkt wird die ausarbeitung einer alpenstra-tegie darstellen. „tirol ist hier als Bundesland zu klein, um seine an-liegen durchzubringen“, setzt Platter auf zusammenarbeit. Des-halb müssten sich regionen, welche mit denselben Problematiken kon-frontiert seien, zusammenschließen und länderübergreifend agieren, so-zusagen ein europa der regionen. Der auftakt dazu findet am 12. oktober in Innsbruck statt.

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tirol WiSSenSchaft & geSundheit2 Freitag, 29. Juni 2012

Starke Tipps – das Erlebnis Tirol

HocHgebirgs-Naturpark Zillertaler alpeNDer älteste Naturpark tirols ist die ruhezone im Zillertal, in der die Natur Vorrang hat. Entdecke das einmalige Naturerlebnis auf täglichen Wanderungen mit unseren Naturparkführer_innen. Ob auf der Kräuterwanderung mit Erika, der geologischen Tour im Tauernfenster mit Maria oder einer Wanderung mit Peter Habeler auf die Ahornspitze. Besuch uns auch im Naturparkhaus im Bergsteigerdorf Ginzling. Erwandere den Naturpark in sieben Tagen von Hütte zu Hütte mit der Berliner Höhenweg-Pauschale oder verbring eine erholsame Zeit in unseren zertifizierten Naturpark-Partnerbetrieben.

Naturparkhaus, A-6295 Ginzling 239Tel. +43/664/1205405, [email protected], facebook.com/naturpark.zillertal

Naturpark Zillertaler alpeN

erleben sie sommerglücksmomente – 29.07.2012: ARLBERG Giro– 29.07.-12.08.2012: Rennradwochen– 11.08.2012: Arlberger Tag der

Volksmusik– 15.08.2012: 1. Arlberger Kräuterfest

am Senn WunderWanderWeg– 28.08.-01.09.2012: 18. Bergfilmfest – 14.-16.09.2012: Line Dance Festival

mit Weltrekordversuch

Tourismusverband St. Anton am Arlberg, Tel. +43/5446/[email protected], www.stantonamarlberg.com

18. FilmFest berge – meNscHeN – abeNteuer im spätsommer heißt es wieder „Film ab“ beim legendären bergfilmfest. Buchen Sie und eine unvergessliche Reise zu den schönsten Berggebieten der Erde kann beginnen. 5 Nächte inkl. Frühstück und 5x Eintritt zum FILMFEST bereits ab eur 130,-

im WiNter Weiss – im sommer grüN

Wildschönau Tourismus, A-6311 Wildschönau, Tel. +43/5339/[email protected], www.wildschoenau.com

urlaub aktiV uND eNtspaNNeND iN DeN kitZbüHler alpeN300 km Wege, gipfelerlebnisse, gondelbahnen und gemütliche almen für eine einkehr garantieren Wandergenuss pur. Für Familien gibt es in der Kundler Klamm oder auf der Schönangeralm viel zu entdecken. In der WildschönauCard sind die Bergbahnen, das Freibad, Wanderungen, Museen u. v. m. gleich schon inklusive. Die Card gibt es für jeden Übernach-tungsgast gleich bei der Anmeldung, und zwar umsonst. top angebote in allen kategorien sind zu fairen preisen buchbar bei:

WilDscHöNau tirolC a r d

aufregend entspannendG ä s t e E r l e b n i s C a r dCard16august2011:Layout 1 17.08.11 14:15 Seite 1

FasZiNatioN FestuNg kuFsteiN gescHicHte HautNaH erlebeN ...Die Festung kufstein blickt auf eine rund 900-jährige be wegte Historie zurück. Wir lassen diese Geschichte le bendig werden und nehmen unsere Gäste mit auf eine Reise zurück in die Vergangenheit. Entdecken Sie die stol ze Wehranlage bei einer Erlebnistour sowohl bei Tag als auch bei Nacht, werfen Sie einen Blick hinter die schwe ren Gefängnistüren im Kaiserturm oder genießen Sie ein gediegenes Burgherrenessen in der Festungswirtschaft.

Festung Kufstein, A-6330 Kufstein, Tel. +43/5372/[email protected], www.festung.kufstein.at

FestuNg kuFsteiN

Gesundheit im FokusMit dem Landeskrankenhaus und der seit letztem Jahr eingegliederten Psychiatrie sowie der Landespflegeklinik

etabliert sich die Salinenstadt Hall in Tirol als wesentlicher Standort für die Gesundheitsversorgung im Land. Die intensive Zusammenarbeit mit der UMiT stärkt diese Position zusätzlich.

von GlorIa StauD

Gut zehn Kilometer östlich von Tirols Landeshaupt-stadt Innsbruck setzt die Sa-

linenstadt Hall einen wesentlichen Akzent in der Gesundheitsversor-gung des Bundeslandes. Bereits im Jahr 1342 baute die Stadt für ihre Kranken ein Spital am Unteren Stadtplatz. Nach mehreren Über-siedlungen fand das Krankenhaus 1913 in der Milser Straße 10 sei-nen festen Standort. Das Kranken-haus wurde dann laufend erwei-tert und adaptiert. Auch die psy-chiatrische Behandlung hat in Hall lange Tradition: Im Septem-ber 1830 eröffnete die „Provincial Irrenanstalt zu Hall“ mit 80 Bet-ten, die neben der Universitätskli-nik für Psychiatrie in Innsbruck und der Anstalt in Pergine (heu-tiges Trentino) für die Betreuung der psychisch Kranken in Tirol zu-ständig war.

Fusion für breite VersorgungIm vergangenen Jahr wurden

das Allgemeine öffentliche Be-zirkskrankenhaus Hall und das gegenüberliegende Psychiatrische Krankenhaus zum Landeskran-kenhaus Hall fusioniert und in den Verbund der Tiroler Landes-krankenanstalten GmbH TILAK integriert. Mit den klinischen Ab-teilungen Anästhesie, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, In-nere Medizin, Radiologie, Unfall-chirurgie, Urologie sowie zwei Ab-

teilungen für Psychiatrie und Psy-chotherapie ist das Landeskran-kenhaus Hall für eine breite Ba-sisversorgung der Patienten aus dem Bezirk Innsbruck Land gerüs-tet. Mag. Stefan Deflorian, Vor-standsdirektor der TILAK, erklärt die Gründe und Vorteile der Fusi-

on: „Die Zusammenlegung ent-stand auf Wunsch der Bürgermeis-ter des Bezirkes Innsbruck Land und fand ein offenes Ohr bei Land Tirol und der TILAK. Schließlich ergeben sich durch die Fusion zahlreiche neue Möglichkeiten und Synergien sowie ein Einspa-rungspotential von rund 1 Million Euro. Die Vorteile haben sowohl wirtschaftliche wie auch medizi-

nische Aspekte. Im medizinischen Sinne sind nun gegenseitige kon-siliarärztliche Leistungen rasch und unbürokratisch möglich. Es gibt ein gemeinsames Labor, CT, kürzere Wege bei fächerübergrei-fenden Untersuchungen und Be-handlungen. Aber auch im orga-nisatorischen und EDV-Bereich konnten die Strukturen zusam-mengeführt und wirtschaftlich optimiert werden.“ Die Zusam-menlegung hat exemplarischen Charakter für die strategische Ent-wicklung der TILAK. Über ein Jahr lang dauerten die Vorberei-tungsarbeiten. Die neue kollegi-ale Führung des Landeskranken-hauses Hall setzt sich nun aus der ärztlichen Direktorin Prim. Univ.-Doz. Dr. Gabriele Kühbacher, Mag. DDr. Wolfgang Markl, M.Sc. als Verwaltungsdirektor und DPGKP Franz Hoppichler als Pflegedirektor zusammen. In der langfristigen Planung der TILAK nimmt Hall als breiter Versor-gungsleister auch künftig einen wesentlichen Platz ein. „In Hall ist sicherlich ein Ausbau möglich. Der Standort Hall hat gegenüber Innsbruck den großen Vorteil, dass hier noch Grund und Boden verfügbar ist, der sinnvoll verwen-det werden kann. Hall spielt als Grundversorgungsstandort für den Bezirk Inns bruck Land eine wichtige Rolle“, erklärt Deflorian. Dank mehrerer habilitierter Pri-marien kann das Landeskranken-haus Hall auch in der Forschung

und Lehre Akzente setzen. Eng zusammengearbeitet wird vor allem auch mit der Gesundheitsu-niversität UMIT, die dem Landes-krankenhaus gegenüber liegt. Bei-de Zentren für Gesundheit erfah-ren durch den regen Austausch von Wissen laufend neuen Input.

Langzeitpflege garantiertDer demografischen und gesell-

schaftlichen Entwicklung trägt der Standort Hall auch mit der derzeit einzigen Langzeitpflegeeinrich-tung für neurologische und psychi-atrische Erkrankungen in Tirol Rechnung. Die Landespflegeklinik stellt seit 1999 die Langzeitpflege bei Demenz sowie auch die Be-handlung und Betreuung von Wachkomapatienten, von Per-sonen mit schizophrenem Hinter-grund, MS-Erkrankten und Men-schen mit Chorea Huntington in den Mittelpunkt. „Die meisten un-serer Patienten werden von Akut-spitälern zu uns überwiesen, wo sie nach medizinischer Sicht über-therapiert sind. Dennoch benöti-gen sie weiterhin Behandlung und medikalisierte Pflege im Langzeit-bereich, die in der häuslichen Pfle-ge oder in anderen Pflegeeinrich-tungen nicht oder nur schwer möglich sind“, erklärt Mag. Tho-mas Peskoller, der wirtschaftliche Leiter der Landes-Pflegeklinik Ti-rol. Damit ergibt sich eine ganz spezielle Alters- und Krankheits-struktur der Patienten: Die Lan-despflegeklinik betreut heute

nämlich auch jüngere Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen, die früher in Alters- oder Pflege-heimen untergebracht wurden. „Die durchschnittliche Aufent-haltsdauer liegt bei etwa vier Jah-ren, allerdings betreuen wir viele Patienten, vor allem Unfallopfer im Wachkoma, über 10 und mehr Jahre“, so Peskoller. Aus der Ein-zigartigkeit ergibt sich allerdings ein massives Platzproblem. Der-zeit stehen über 70 Personen auf der Warteliste. Der Bedarf steigt. Um mit der demographischen und medizinischen Entwicklung Schritt zu halten, ist nun ein Zubau für die Landesklinik geplant. Bereits im Februar wurde der Spatenstich für ein zweites Gebäude gesetzt, in dem zwei zusätzliche Stationen zu je 27 Betten Platz finden.

Gesundheitsstandort Hall: Psychiatrie (1) und Bezirkskrankenhaus (2) wurden zum Landeskrankenhaus Hall zusammengelegt, die UMIT (3) ergänzt das Angebot im Ausbildungsbereich. Fotos: TILAK

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Kollegiale Führung des Landes-krankenhauses Hall: Mag. DDr. Wolfgang Markl, Prim. Univ.-Doz. Dr. Gabriele Kühbacher und Franz Hop-pichler.

GeSuNdheITSSTANdoRT hALL IN TIRoL:Landeskrankenhaus hall:537 Betten24.000 Stationäre Patienten177.000 ambulante Patienten

Landespflegeklinik hall:124 Betten135 Patienten

uMIT:19 Studiengänge1500 Studenten

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3 Freitag, 29. Juni 2012 tirol WiSSenSchaft & geSundheit

M o d e r n e G e s u n d H e i ts u n i v e r s i tät u M i t

uMIT entwickelte sich zu einer modernen Gesundheitsuniversität

Die Private Universität für Gesundheitswissenschaften, Medizinische informatik und Technik, UMiT, hat in den letzten zehn Jahren das Angebot auf 19 Studiengänge ausgebaut und schließt Lücken in der Gesundheitsausbildung.

oder Unternehmen aus dem Ge-sundheits- und Technikbereich.

ForschungskooperationenDa die UMIT im Vergleich zu

den staatlichen Universitäten eine relativ kleine Hochschule ist, sind nationale und internationale Koo-perationen mit anderen Hochschu-len, aber auch mit außeruniversi-tären Forschungseinrichtungen, mit Institutionen und Unterneh-men im Gesundheits- und Tech-nikbereich ein zentraler Erfolgs-faktor. „In Forschungsprojekten arbeiten unsere UMIT-Wissen-schaftler beispielsweise mit Kolle-ginnen und Kollegen von der Har-vard University, vom Austrian In-stitute of Technology, von der ETH Zürich, von der LMU München oder vom Georgia Institute of Technology zusammen“ so Them.

Health & Life Sciences-TreffEin Meilenstein für die Entwick-

lung der UMIT sei der Umzug an das Eduard-Wallnöfer-Zentrum für medizinische Innovation im Herbst 2004 gewesen. „In Hall in Tirol finden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die Studierenden der Universität opti-male Rahmenbedingungen für ih-re Arbeit vor. Der Universitätscam-pus hat sich seit Bestehen zu einem Treffpunkt für Wissen-schaftler aus den Health & Life Sciences entwickelt und ist inzwi-schen beliebter Kongressort für Fachgesellschaften und Instituti-onen geworden“, betont dazu die UMIT-Führung.

nischen Universität Innsbruck an. So ist die UMIT beispielsweise Teil von ONCOTYROL, dem größten Krebsforschungsprojekt in Öster-reich. Sehr wichtig sei für die UMIT aber auch die Forschungs-zusammenarbeit mit anderen Ein-richtungen des Landes wie bei-spielsweise der TILAK, den Tiroler Sozial- und Gesundheitssprengeln

Zehn Jahre UMIT feiert die Salinenstadt Hall heuer. „Wir können uns über eine

erfreuliche Entwicklung der UMIT – Private Universität für Gesund-heitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik in den ver-gangenen zehn Jahren freuen. Wir sind im Herbst 2001 mit 19 Studie-renden als kleine Universität mit dem Fachbereich Medizinische In-formatik an den Start gegangen und haben uns zu einer modernen Universität für das Gesundheitswe-sen und die Technik mit inzwi-schen 1500 Studierenden entwi-ckelt. Seit Bestehen der Universität haben bereits mehr als 1100 Stu-dierende ein Studium bei uns ab-geschlossen. Das Studienangebot wurde in dieser Zeit von zwei Stu-diengängen auf 19 ausgebaut. Uni-versitätslehrgänge und Zertifikats-kurse, die auf den wachsenden Be-darf an Fachpersonal im Gesund-heitswesen zugeschnitten sind, er-gänzen unser Studienan gebot opti-mal. Inzwischen arbeiten rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Forschung, Lehre und Verwal-tung an der UMIT“, sagt das Rek-torenteam der UMIT, Rektorin Univ.-Prof. Dr. Christa Them und Vizerektor Philipp Unterholzner im Gespräch mit „Tirol starkes Land“.

Gesundheitsstandort stärkenDie UMIT sei 2002 mit dem Ziel

gegründet worden, das hochwer-tige Angebot in Forschung und Ausbildung, welches von den Uni-versitäten und Fachhochschulen

in Tirol bereits angeboten wurde, zu ergänzen. „Dieses Ziel, das auch dem ausdrücklichen Wunsch des Landes Tirol entsprochen hat, haben wir in den vergangenen Jahren konsequent verfolgt. Wir haben mit unseren Fachbereichen Lücken geschlossen und damit den Wissenschafts- und Gesund-heitsstandort Tirol gestärkt. Als

Universität für das Gesundheits-wesen und die Technik sind wir heute eine internationale Top-Adresse. Als sichtbares Zeichen für die Stärkung des Standortes Tirol führten die Rektoren Koope-rationen mit der Leopold-Fran-zens-Universität Innsbruck, etwa beim gemeinsamen Mechatronik-Studium, oder mit der Medizi-

UMIT-Rektorin Christa Them: „Wir verstehen uns nicht als Wissen-schaftler im Elfenbeinturm, sondern als solche, die den Praxisbezug stets im Auge haben.“

Am weitläufigen Universitätscampus der UMIT in Hall in Tirol finden die Mitarbeiter innen und Mitarbeiter, aber auch die Studierenden der Universi-tät optimale Rahmenbedingungen für ihre Arbeit vor.

Pflegewissenschaft im Alltag umsetzenDas Landeskrankenhaus Hall ist „Pflegewissenschaftliches Ausbildungskrankenhaus

der UMIT“ und gibt wesentliche Impulse durch verstärkten Erfahrungsaustausch.

uni für Gesundheitswissenschaften, Medizinische Informatik und Technik

Die UMIT spezialisiert sich auf die aktuellen Herausforderungen in Gesundheitswesen und Technik.

Als moderne Gesundheitsu-niversität hat sich die UMIT in Hall in Tirol auf

die neuen Berufs- und Forschungs-felder und damit auch auf die ak-tuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen und der Tech-nik spezialisiert. Mit den The-menschwerpunkten Biomedizi-nische Informatik, Mechatronik, Psychologie, Physio therapie, Pu-blic Health, Gesundheitswissen-schaften, Health Technology As-sessment (HTA), Ernährungswis-senschaften, Pflegewissenschaft und Gerontologie, ergänzt durch Universitäts- und Zertifikatslehr-

gänge, bietet die UMIT ein quali-tativ hochwertiges universitäres Bildungs- und Weiterbildungsan-gebot in jenen Bereichen an, die sich im modernen Gesundheits-wesen und in der Technik als von zunehmend größerer Bedeutung erwiesen haben.

KontaktUMIT – The Health & Life Sciences UniversityEduard Wallnöfer-Zentrum 1 A-6060 Hall in Tirol Tel. +43/50/[email protected]

krankenhaus der UMIT“, was ei-nen verstärkten Erfahrungsaus-tausch zwischen der Pflegewissen-schaft und der Pflegepraxis garan-tiert. Diese Zusammenarbeit von Nachbarn am Gesundheitscampus unterstreicht die Philosophie des Departments für Pflegewissen-schaft und Gerontologie, dass pfle-

Dass die Zusammenarbeit am Gesundheitscampus Hall zwischen Universität

UMIT und Landeskrankenhaus Hall intensiv gepflegt wird, zeigt sich ganz wesentlich in der Koope-ration im Bereich der Pflegeaus-bildung. So ist das LKH Hall „Pfle-gewissenschaftliches Ausbildungs-

Topadresse für Gesundheitswesen und Technik: die UMIT in Hall. Das Studienangebot wurde in den letzten zehn Jahren von zwei Studiengängen auf 19 ausgebaut. Fotos: UMIT

gewissenschaftliche Erkenntnisse nicht akademischer Selbstzweck sein dürfen, sondern auch perma-nent in den Praxisalltag einfließen müssen. „Wir am Department ver-stehen uns nicht als Wissenschaft-ler im Elfenbeinturm, sondern als solche, die den Praxisbezug stets im Auge haben“, sagt dazu die De-partmentleiterin UMIT-Rektorin Univ.-Prof. Dr. Christa Them. Auch der Pflegedirektor des Landes-krankenhauses Hall, DPGKP Franz Hoppichler, glaubt, dass durch die Kooperation des Landeskranken-hauses mit der UMIT die zukünf-tige Entwicklung der pflege-rischen Behandlungsqualität am LKH positiv beeinflusst wird. „Es lag auf der Hand, dass wir unseren Standortvorteil – Seite an Seite mit einer universitären Einrich-tung, in der Pflegewissenschaft unterrichtet wird – nutzen. Als pflegewissenschaftliches Ausbil-dungskrankenhaus sind wir direkt am Puls der aktuellen pflegewis-senschaftlichen Erkenntnisse, gleichzeitig können wir aus der Praxis wesentliche Inputs für die Wissenschaft geben“, erklärt Hoppichler.

Das Landeskrankenhaus Hall ist eines von vier Pflegewissenschaft-lichen Ausbildungskrankenhäu-sern der UMIT. Weitere Ausbil-dungskrankenhäuser sind das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, das Kranken-haus der Barmherzigen Brüder in Wien und das Bezirkskrankenhaus Kufstein.

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tirol WiSSenSchaft & geSundheit4 Freitag, 29. Juni 2012

Tirol im Jahr 2030. Wenn die Bevölkerungsentwicklung den derzeitigen Prognosen

entspricht, sinkt der Anteil der 0- bis 15-Jährigen von derzeit et-wa 15,3 Prozent auf 14,3 Pro-zent. Gleichzeitig wächst der An-teil der über 65-Jährigen von 16,2 Prozent im Jahr 2010 auf 23,7 Prozent. Auch über Tirol hängt das demographische Damokles-schwert der Überalterung der Be-völkerung mit seinen zu erwar-tenden Problemen und zwingt die Politik zu Programmen, die diesen Anforderungen gerecht werden. „Die Themen Gesund-heit und Pflege werden immer dringender, schließlich wird 2030 rund ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein“, betont Ti-rols Gesundheitslandesrat Univ.-Prof. Dr. Bernhard Tilg. „Daher setzt das Land Tirol in den kom-menden Jahren intensive Maß-nahmen, um die Altersmedizin zu stärken: Krankenhausausbau, Reha und Pflege stehen im Mit-telpunkt.“

Investitionen in GesundheitRund 700 Millionen Euro wer-

den in den nächsten zehn Jah-ren in die Gesundheitsversorgung und in den Ausbau bzw. die Mo-dernisierung der Krankenhäuser investiert. Beim Krankenhaus St. Vinzenz in Zams, das bis 2019 um 85,5 Millionen Euro ausgebaut wird, erfolgte heuer der Spaten-stich für die Gesundheits- und Krankenpflegeschule Zams. Dort werden die Diplomkräfte und Pflegehelfer ausgebildet, die im Krankenhaus, aber auch in den Altenheimen im Tiroler Oberland benötigt werden. Für die optima-le Patientenversorgung im Ambu-lanzbereich entstand am Landes-krankenhaus Hall das modernste Ambulanzzentrum Tirols. 25 Mil-lionen Euro wurden investiert, in den nächsten Jahren sollen die

Patientenzimmer, die Funktions-räume und die Besucherzonen im Südtrakt adaptiert werden. Au-ßerdem sind aufgrund der ständig steigenden Patientenzahlen auch die Erneuerung und Erweiterung der OP-Kapazitäten und der in-tensivmedizinischen Betreuungs-einrichtungen geplant. Auch das Bezirkskrankenhaus Kufstein ver-größert seine Ambulanzen: ein 15 Mio. Euro teurer Zu- und Umbau bringt bis ins Jahr 2013 die Zu-sammenlegung der Schlaganfall-Einheit, moder-nisierte Ambu-lanzen sowie ei-nen neunten OP-Saal. Beim Be-zirkskrankenhaus St. Johann konn-te Ende 2011 der Erweiterungsbau in Betrieb gehen. Mit dem Projekt „Südtrakt“ wur-de auch das BKH Schwaz weiter ausgebaut. Am BKH Reutte wer-den zeitgemäße tagesklinische Strukturen geschaffen. Das BKH Lienz wird im Rahmen der be-stehenden Strukturen derart um- und ausgebaut, dass die im Ti-roler Krankenanstaltenplan ent- haltenen Vorgaben vollständig erfüllt werden können. Am LKH Innsbruck stehen die Großpro-jekte „Kinderklinik – 2. Bauab-schnitt“ und „Neubau Innere Me-dizin Südtrakt“ knapp vor der Re-alisierung.

Reha ausbauenEinen wesentlichen Schwer-

punkt legt das Land Tirol auf den Ausbau der Rehabilitations-Einrichtungen. Bereits im letzten Jahr wurden mit der Eröffnung des Reha-Zentrums Münster 250 Betten und mit der psychosozi-alen Einrichtung „Sonnenpark“

in Lans rund 100 Plätze neu ge-schaffen. Anfang 2012 erfolgte zudem der Spatenstich für das 120-Betten-Reha-Zentrum in der Sportstadt Kitzbühel. In einer Bauzeit von zwei Jahren wird in Kitzbühel um rund 22 Millionen Euro ein Zentrum für Reha in den Bereichen Orthopädie und Unfallchirurgie geschaffen. Posi-tiver Zusatzeffekt: Rund 70 quali-fizierte Arbeitsplätze werden ent-stehen. „Insgesamt werden für

den Bereich Kur- und Rehazen-tren rund 100 Millionen Euro in-vestiert“, berichtet LR Tilg. Auch die ambulante Nachsorge steht vor dem Ausbau. Im Bezirk Lan-deck läuft derzeit ein Projekt zur Ambulanten Reha nach Schlag-anfällen, das ein Netzwerk zwi-schen niedergelassenen Ärzten, Sozialsprengeln und Betroffenen webt. Das Modell soll nun in Tirol weiter ausgebaut werden, auch im kardiovaskulären Bereich und bei psychischen Erkrankungen setzt das Land Tirol auf den ra-schen Ausbau der mobilen Reha-bilitation. „Krankenhaus- und Re-ha-Ausbau sorgen einerseits für ei-ne Optimierung der Gesundheits-versorgung in unserem Land und schaffen zum anderen gut 1000 neue Arbeitsplätze. Davon entfal-len allein auf das KH Zams ca. 300 neue Stellen. Außerdem be-

lebt der Ausbau der Versorgung die heimische (Bau)wirtschaft“, betont der Gesundheitslandesrat den zusätzlichen volkswirtschaft-lichen Nutzen. „In Tirol haben wir immer sorgsam und gut gewirt-schaftet. Weitgehend schulden-freie Krankenhäuser, eine schlan-ke Verwaltung und ausgezeichne-te MitarbeiterInnen erlauben uns die Investitionen in die Gesund-heit der TirolerInnen. Aber auch in Zukunft gilt der Grundsatz: Wir werden nicht mehr Geld ausge-ben, als wir uns leisten können“, so Landesrat Tilg.

Vorzeigeland für HospizDas Älterwerden der Bevölke-

rung erfordert nicht nur im Kran-kenhausbereich neue und erwei-terte Konzepte. Auch in der Pfle-ge braucht Tirol neue Lösungen. Nach wie vor möchte der Groß-teil der älteren Menschen bis zum Schluss zu Hause leben, weist LR Tilg auf die Wünsche der Bevöl-kerung hin. „Die Leute wollen Sicherheit.“ Einen wesentlichen Bereich im Gesundheitskonzept stellt daher die Palliativ- und Hos-pizversorgung dar. Tilg möchte Tirol zu einem „Vorzeigeland“ in diesem Bereich machen. Der pal-liative Bereich ist bereits im neu-en Bettenplan für das Land fest-gelegt. Dazu kommen zwei Pilot-projekte für die ambulante Pal-liativ- und Hospizversorgung in Reutte und Osttirol. Rund 90 Per-sonen werden hier von den beste-henden Hospizeinrichtungen und den Sprengeln betreut. „Es geht um einen würdevollen Umgang mit den Menschen“, betont Tilg. „Ziel ist, das Konzept in den kom-menden zwei Jahren auf ganz Ti-rol umzulegen.“

Pflege verstärkenDen massiven Ausbau der mo-

bilen Pflege legt der Strukturplan Pflege 2012 bis 2022 fest. „Tirol

verfügt damit erstmals über ei-nen soliden Versorgungsplan für die Pflege“, so Tilg. Die mobilen Dienste sollen um rund 40 bis 50 Prozent ausgebaut werden. Hier hat das Land auch den Ausbau der „schweren Pflege“ in den Fo-kus gerückt. Seit dem Jahr 1999 bietet die Landespflegeklinik in Hall qualitativ hochwertige Pfle-ge in Verbindung mit einer me-dizinischen Basisversorgung und einem umfassenden Therapiean-gebot für schwer und schwerst Pflegebedürftige. Derzeit werden Patienten aus ganz Tirol aufge-nommen. Um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, inves-tiert das Land Tirol kräftig in den Ausbau der Pflegeklinik. So wird der Erweiterungsbau Platz für 54 neue Betten bieten. Es werden zwei Stationen mit je 27 Langzeit-Pflegeplätzen auf insge-samt 4.700 m² Nutzfläche neu errichtet. Dabei werden rund 60 neue Arbeitsplätze geschaffen. Geplant sind zudem weitere Ver-sorgungsstationen nach dem glei-chen Konzept im Osten und Wes-ten des Bundeslandes sowie in Osttirol.

Gesamtkonzept des LandesUm die notwendigen Fachkräf-

te für die zusätzlichen Pflege- und Versorgungsleistungen im Land bereitstellen zu können, wird auch die Ausbildung für die Pflege aus-gebaut. So wird beabsichtigt, dass die bestehenden sieben Kranken-pflegeschulen ihre Kapazitäten um je eine Klasse aufstocken, so-dass ca. 210 zusätzliche Ausbil-dungsplätze geschaffen werden. „Mit unserer Strategie legen wir ein Gesamtkonzept für Gesund-heit und Pflege vor. Es ist wichtig, dass langfristig geplant wird und zeitgemäße Strukturen geschaf-fen werden“, sieht Bernhard Tilg die Versorgung für die kommende Generation gesichert.

Spatenstich zum Reha-Zentrum in Kitzbühel: Das Land Tirol setzt auf den Ausbau der Reha-Einrichtungen. Im Bild: Luis Patsch (VAMED), Bgm. Klaus Winkler, Gottfried Koos (VAMED), LRin Beate Palfrader, LR Bernhard Tilg und Walter Troger (VAMED).

„Tirol stärkt die Alters medizin: Krankenhausaus-bau, Reha und Pflege stehen im Mittelpunkt.“

Univ.-Prof. Dr. Bernhard Tilg, Gesundheitslandesrat

Fotos: Land Tirol

L a n d t i r o L

Auf dem Weg zum Gesundheits-BundeslandDen demografischen Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte stellt das Land Tirol klare Strategien und Strukturen zu Gesundheit und Pflege entgegen. Rund 700 Millionen Euro sollen in den kommenden

zehn Jahren in die Stärkung der öffentlichen Tiroler Krankenanstalten fließen.

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5 Freitag, 29. Juni 2012 tirol WiSSenSchaft & geSundheit

Beispiel für moderne interdisziplinäre Therapie bei Lebermetastasen bei Darmkrebs: Bild A: Gesamte Leber mit Meta-stasen befallen (*, dunkel); Bild B: Nach operativer Entfernung der halben Leber zeigen sich noch einige Restmetastasen (*, gleich wie in Bild A), allerdings nach Chemotherapie deutlich kleiner; Bild C: Nach einer weiteren Operation konnten alle Metastasen entfernt werden. Foto: MUI/Lackner

M e d i z i n i s c H e u n i v e r s i tät i n n s b r u c k

onkologisches Referenzzentrum für TirolDurch die professionelle Abstimmung verschiedener Disziplinen in der Behandlung von Krebskranken

trägt die innsbrucker Chirurgie wesentlich zum besseren Patientinnenüberleben bei.

da zu wenig Lebergewebe zurück-geblieben wäre. Durch scho-nendere Operationsmethoden, ge-naues Monitoring der Leberfunk-tion sowie Verbesserungen in In-tensivmedizin und Narkosefüh-rung ist heute auch bei älteren Pa-tientInnen eine Therapie oft mög-lich. Zudem kann die Leber selber besser auf die kommende Operati-on vorbereitet werden.

Obwohl Tirol im EU-weiten Vergleich eine niedrige Neuerkrankungsrate bei

bösartigen Tumoren aufweist, er-kranken etwa 1500 Frauen und 1700 Männer pro Jahr an einem Malignom. In den letzten Jahren ist es gelungen, die Sterblichkeit kontinuierlich zu senken. Um der Bevölkerung einen möglichst brei-ten Zugang zu optimalen Thera-pien zu ermöglichen, wurden Leistungsanforderungen und die

dafür notwendigen Einrichtungen genau definiert. Bei bösartigen Tumoren, deren Therapie die Ab-stimmung verschiedener Diszipli-nen (Chirurgie, Onkologie, Inten-sivmedizin, Radiologie, Strahlen-therapie u. a.) erfordert, hat sich seit langem ein besseres PatientInnen überleben bei Be-handlung in großen und auf diese Erkrankung spezialisierten Kli-niken gezeigt. So entstand eine Staffelung der Krankenhäuser

stellt sie das Zentrum der maxi-malen Versorgung für die Bevöl-kerung Westösterreichs dar und ist als Referenzzentrum definiert. Als solches werden an der Inns-brucker Chirurgie Therapien, die aufgrund ihrer Komplexität, der Anzahl der beteiligten Behand-lungspartnerInnen sowie auch des apparativen Aufwandes andern-orts oft nicht durchführbar sind, den PatientInnen angeboten. Durch die Durchführung eigener sowie die Teilnahme an internati-onalen Studien können den Pati-entInnen auch neueste, zum Teil sonst noch nicht verfügbare The-rapien angeboten werden. Ein Bei-spiel stellt die Behandlung von bösartigen Erkrankungen der Le-ber dar. Neben in der Leber ent-stehenden Tumoren ist sie beim Darmkrebs in bis zu 40 Prozent der PatientInnen mit betroffen. Durch alleinige Operation können zwar bis zu zwei Drittel der Leber operativ entfernt werden, jedoch galten bis vor einigen Jahren Pati-entInnen mit Metastasen in bei-den Leberlappen als inoperabel,

nach Kompetenz, Anzahl der be-handelten Patient Innen sowie der engen Verzahnung mit der onko-logischen Grundlagenforschung.

Neue OPs und Therapien Die Universitätsklinik für Visce-

ral-, Transplantations- und Tho-raxchirurgie ist mit fast 50 spezia-lisierten ChirurgInnen eine der größten chirurgischen Abtei-lungen im deutschsprachigen Raum. Als chirurgische Klinik

Mit dem neuen Centrum für Biomedizin, Chemie und Pharmazie wurde in Inns-bruck ein starker Forschungscluster geschaffen, in dem unter anderem neue Ideen für Medikamente entwickelt werden. Foto: MUI/Lackner

Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber, Direktor des Biozentrums. Foto: MUI/Lackner

Univ.-Prof. Dr. Dorothee von Laer von der Sektion Virologie der MUI. Foto: MUI

Chemie trifft Medizin: Forschung an neuen Therapien im CCB Innsbruck

Vor wenigen Wochen wurde das neue Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB) in Innsbruck eröffnet. Auf 36.000 m2 Laborfläche sind

die Fakultät für Chemie und Pharmazie der Leopold-Franzens-Universität und das Biozentrum der Medizin-Universität vereint.

Viren gegen krebsMit dem VSV-GP hat die Sektion Virologie der Medizi-nischen Universität Innsbruck ein hochpotentes neues

onkolytisches Virus entwickelt – eine vielverspre-chende Alternative zu herkömmlichen Tumortherapien.

Obwohl Krebs in der Früh-phase häufig noch heilbar ist, können herkömmliche

Krebstherapien zwar die Lebens-qualität und Lebenserwartung von KrebspatientInnen mit Fern-metastasen verbessern, den Krebs jedoch nicht vollständig besiegen. In den letzten Jahren bekam die Forschung an Viren, die Krebszel-len zerstören können, sogenannte onkolytische Viren, durch erste Berichte zur Wirksamkeit am Menschen Aufwind. Diese onko-lytischen Viren sind für den Men-schen harmlos, vermehren sich aber sehr effizient in Tumorgewe-be und zerstören dadurch den Tu-mor. So sind sie eine vielverspre-chende Alternative zu herkömm-lichen Tumortherapien. Bislang ist jedoch kein onkolytisches Vi-rus als Arzneimittel zugelassen.

Therapieeinsatz erforschtDie Sektion Virologie an der

MUI hat unter der Leitung von Prof. Dr. Dorothee von Laer ein hochpotentes neues onkolytisches Virus, das ‚VSV-GP‘, entwickelt. VSV-GP kann potentiell bei je-dem soliden Tumor eingesetzt

werden. Im Tiermodell gelang der Wirksamkeitsnachweis bislang für bösartige Hirntumoren, für das Ovarialkarzinom und für das Me-lanom. Bei bösartigen Hirntumo-ren führten nur 1-2 Injektionen von VSV-GP zur Heilung. VSV-GP zeigte auch bei hoher Dosierung keinerlei Toxizität in der Maus. Die Gruppe von D. v. Laer er-forscht jetzt, wie VSV-GP optimal zur Therapie eingesetzt werden kann und wie eine effektive Im-munreaktion gegen den Krebs mit Hilfe von VSV-GP ausgelöst wer-den könnte. Hier kooperiert die Gruppe mit Profs. N. Romani und Prim. M. Schmuth von der Der-matologie mit dem Ziel, eine kom-binierte onkolytische Virus- und Immuntherapie gegen das Mela-nom zu entwickeln. Zur VSV-GP-Behandlung das Eierstockkrebses arbeitet die Virologie mit Prof. Prim. C. Marth und seinen Mitar-beiterInnen zusammen, und beim Prostatakrebs mit Profs. Prim. W. Horninger und Z. Culig von der Urologie. In den nächsten 2-3 Jahren strebt die Virologie gemeinsam mit ihren klinischen Kooperati-onspartnerInnen an, die Wirksam-keit und Verträglichkeit von VSV-GP in klinischen Studien für die krebskranken PatientInnen zu un-tersuchen.

Das onkolytische Virus VSV-GP (grün) vermehrt sich nur im Tumorgewebe (rot), breitet sich aber nicht in das nor-male Gewebe (blau) aus. Foto: A. Muik

et al., Journal of Molecular Medicine, 2011

mente schneller umsetzen zu kön-nen“, meint Professor Lukas Hu-ber, Direktor des Biozentrums. Mit dem CCB wurde ein starker Forschungscluster im Westen Ös-terreichs geschaffen mit internati-onal großer Sichtbarkeit. Das CCB liegt in Fußnähe zur Klinik direkt neben dem Kompetenzzentrum für personalisierte Krebsmedizin, Oncotyrol. So forscht am Biozen-trum die Arbeitsgruppe von Lukas Huber zum Beispiel an der mole-kularen Entstehung eines Kno-chenmarktumors, dem Multiplen Myelom.

ForschungsverbundZusammen mit ForscherInnen

der Leopold-Franzens-Universität, der Arbeitsgruppe von Professor Guen ther Bonn, werden neue ana-lytische Verfahren zur Diagnose und für das Therapie-Monitoring beim Multiplen Myelom entwi-ckelt. Im benachbarten Oncotyrol werden diese Erkenntnisse dann zusammen mit PartnerInnen aus der Biotechnologie und pharma-zeutischen Industrie in Medika-mente umgesetzt. Basierend auf den Erkenntnissen der Uni-For-

Diese in Österreich einzigar-tige Zusammenführung von Fachbereichen liest

sich wie die Wertschöpfungskette bei der Entwicklung neuer Medi-kamente und Therapeutika.

Die in genetischen Modellsyste-men am Biozentrum entwickelten Krankheitsmodelle eignen sich hervorragend für die Erforschung und Entwicklung neuer che-mischer Substanzen. „Die jetzt auch räumliche Nähe zu Chemie und Pharmazie wird es uns er-möglichen, Ideen für Medika-

Univ.-Prof. Dr. Johann Pratschke, Direktor Univ.-Klinik f. Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie. Foto: MUI/Lackner

Das in Innsbruck entwickelte Zellkul-tursystem mit den Tumorzellen, die in direktem Kontakt oben auf den Kno-chenmarkszellen sitzen. Foto: Kristian Pfaller, Medizin-Universität IBK

scherInnen wurde in Oncotyrol ein neues Zellsystem entwickelt, das es erlaubt, menschliches Kno-chenmark nachzustellen, in dem der Tumor wie in Wirklichkeit wachsen kann. Die in diesem Sys-tem aufgefundenen Medikamente werden wiederum in klinischen Studien getestet werden. Einge-bettet ist dieser multidisziplinäre Forschungsverbund in das inter-nationale EU-Projekt OPTATIO, koordiniert von Dr. Wolfgang Wil-lenbacher von der Inneren Medi-zin, in dem alle führenden Mye-lom-Kliniken Europas und zahl-reiche pharmazeutische Firmen vertreten sind.

„Das ist nur möglich, weil wir uns täglich mit den ÄrztInnen der onkologischen Kliniken austau-schen können und wertvolles Pro-benmaterial untersuchen können. Diese räumliche Nähe und die im CCB technisch herausragende In-frastruktur ist ein gewaltiger Standortvorteil für Innsbruck im Europäischen Wettbewerb um die besten Köpfe“, meint Dir. Lukas Huber, der mit dem Bioinformati-ker Zlatko Trajanoski und dem Strukturbiologen Klaus Scheffzek zwei prominente Neuzugänge am Biozentrum verbuchen konnte.

Kontakt: Medizinische Universität Innsbruck, Christoph-Probst-Platz, Innrain 52, A-6020 Innsbruck, Tel. +43/5127/9003-0, www.i-med.ac.at

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tirol WiSSenSchaft & geSundheit6 Freitag, 29. Juni 2012

Patientenwohl und Arztberuf in den Mittelpunkt stellen

Der neue Österreichische Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger im Gespräch über Ärzteausbildung, Work-Life-Balance, ELGA und Gesundheitsreform.

von GlorIa StauD

Der Milser Dr. Artur Wech-selberger steht seit ver-gangener Woche der ös-

terreichischen Ärzteschaft als Präsident für die kommenden fünf Jahre vor. Sein Ziel: die At-traktivität des Arztberufes wieder steigern, indem Bürokratie abge-baut wird. Im Interview unter-streicht er, dass sich die Medizin in erster Linie um den Patienten kümmern soll und nicht um die Absicherung vor Haftungsfragen.

Herr Dr. Wechselberger, welche Themen stehen für Sie als Vertre-ter der österreichischen Ärzte-schaft jetzt dringend an?

dr. Wechselberger: Ich wür-de unser Programm unter den Titel „Attraktivität Arbeitsplatz Ärzte“ stellen. Zunächst müs-sen wir die Ausbildung unserer Ärzte nach der Studienzeit ver-bessern. Sie sollen viel mehr ärzt-liche Tätigkeiten übernehmen und nicht, wie derzeit, weitge-hend administrative Tätigkeiten ausführen. In der Umsetzung be-deutet das, dass unser Gesund-heitssystem dringend nach unnö-tigen bürokratischen und admi-nistrativen Hürden durchforstet werden muss. Der Großteil der ärztlichen Dokumentation dient heute nur mehr zur Beweissiche-rung bei Haftungsfragen, unsere Tätigkeit hat sich zu einer „Ab-sicherungsmedizin“ entwickelt.

Die Turnusärzte sollen in erster Linie „by doing“ im ärztlichen Handeln ausgebildet werden. Gleichzeitig müssen wir für die angehenden Ärzte Möglichkeiten der Teilzeitausbildung schaffen, es muss für sie Zeit bleiben, eine Familie zu gründen und oder wis-senschaftlich in der Forschung zu arbeiten.

Die „Work-Life-Balance“ für die Ärzte gehört grundsätzlich zu Ihren wesentlichen Themen, die Sie auch als Tiroler Ärztekam-merpräsident oft ansprechen.

dr. Wechselberger: Ja, wir können von den Ärzten – vor allem auch von den niedergelas-senen – heute zum einen nicht mehr verlangen, dass sie Tag und Nacht verfügbar sind. Das heißt, wir brauchen bessere Möglich-

keiten für die Zusammenarbeit von niedergelassenen Ärzten in den Praxen, etwa dass sich zwei Ärzte Kassenverträge teilen, dass ein Arzt beim anderen angestellt werden kann und Teilzeitmodel-le. Zum anderen muss man den Ärzten die Chance geben, ihren Beruf auszuüben und nicht in betriebswirtschaftlichen Ange-

legenheiten zu ersticken. Heu-te besteht die Arbeit der Ärzte schon teils bis zu 40 Prozent aus nichtärztlichen Tätigkeiten. Da-rüber beklagen sich auch die Pa-tienten.

Wie können diese Möglich-keiten finanziert werden?

dr. Wechselberger: Die Kran-kenhäuser und Ambulanzen for-dern schon jetzt eine vermehrte

Auslagerung der Patienten zu den niedergelassenen Ärzten. Nach dem Prinzip „Geld folgt Leis-tung“ müssen hier aber gleich-zeitig auch die Finanzen und Res-sourcen in den niedergelassenen Bereich verlagert und neue Stel-len geschaffen werden.

Welche Erfahrungen möchten Sie als Tiroler in die gesamtöster-reichische Ärzteschaft einbrin-gen?

dr. Wechselberger: Tirol und Vorarlberg sind beispielgebend im Bereich der Prävention. Ich möchte vor allem auch die Pri-märprävention unter dem Mot-to „Gesund leben“ österreichweit forcieren. Zudem geht es beson-ders für unsere ältere Bevölke-rung darum, die Anzahl der ge-sund erlebten Jahre im Alter zu steigern.

Zwei weitere heiße Themen in Ihrem Programm sind ELGA und die Gesundheitsreform. Wie po-sitioniert sich die Ärztekammer hier?

dr. Wechselberger: Das Pro-gramm ELGA wird schon seit 2005 betrieben, ohne richtig vom Fleck zu kommen. Wir Ärzte wol-len, nicht zuletzt aus verfassungs-rechtlichen Gründen, die Festle-gung der Freiwilligkeit. Zudem ist ELGA derzeit schlecht kon-zipiert, es schüttet den Arzt mit Daten zu, die er gar nicht benö-tigt und raubt ihm damit die Zeit,

die er für die Patientenbehand-lung dringend bräuchte. Ein Bei-spiel aus der e-Medikation: Im Pi-lotversuch benötigte das System vier bis acht Minuten, um ein Rezept zu erstellen. Wenn ich in meiner Praxis 50 – 100 Pati-enten pro Tag habe, können Sie sich ausrechnen, wie viel Zeit da liegenbleibt. Auch die Finan-zierung ist derzeit vollkommen spekulativ, die tatsächlichen Auf-bau- und Folgekosten liegen noch im Dunkeln. Wir brauchen aber das Geld dringend für die Be-handlung unserer Patienten und nicht für die Administration. Das-selbe gilt für die Gesundheitsre-form. Sozialversicherungen, Län-der und Bund sehen derzeit ei-ne Deckelung der Kosten und ei-ne Einsparung von insgesamt 11 Milliarden Euro bis 2020 vor. Um das zu erreichen, sollen die Aus-gaben und Kostensteigerungen ans BIP angepasst werden. Eine Unverfrorenheit bei der derzei-tigen Wirtschaftslage und den er-warteten Entwicklungen im Ge-sundheitswesen! Wir müssen pri-mär beim Patienten und seinen Bedürfnissen ansetzen, nicht bei den Finanzen. Bisher wurden die Ärzte nicht in die Konzeption der Gesundheitsreform eingebunden, wir wollen uns hier dringend ein-bringen – zum Wohl der Pati-enten. Letztlich geht es wieder um die Frage: Wozu sind Ärzte und ein Gesundheitssystem da? Zum Behandeln und Heilen!

„Wir brauchen das Geld im Gesundheits-system für die Behandlung unserer Patienten und nicht für die Administration.“

Dr. Artur Wechselberger, Präsident der Österreichischen Ärztekammer

Foto: Österreichische Ärztekammer

Universität Innsbruck und MCI Innsbruck gemeinsam verfügen derzeit über rund

3500 Forscher und Forscherinnen. Eine Zahl, die es für Unterneh-men oft unübersichtlich macht. Gerade mittelständische Firmen ohne eigene Entwicklungs- und Forschungsmöglichkeiten wissen nicht, wo der richtige universitäre Partner zu finden ist. Seit 2002 gibt es für diese Vermittlungs-funktion zwischen Wirtschaft und Forschung eine Wissens- und Technologietrans fereinrichtung, die am Technikcampus der Uni-versität Innsbruck angesiedelt ist. Uni Innsbruck, dem MCI Inns-bruck und der Standort agentur Tirol gelingt es mit der „transidee“, eine Brücke zwischen Forschung und Unternehmen zu schlagen.

Verschiedene ErwartungenDass diese Vermittlung nicht

immer einfach ist, beschreibt trans idee-Geschäftsführerin Sa-ra Matt-Leubner. „Unternehmen wenden sich mit ganz unter-schiedlichen Problemen an uns. Die Kunst ist es, den richtigen For-scher zu finden, der dieses Pro-blem lösen kann.“ Für Matt-Leu-bner ist eine ihrer wesentlichen Rollen eine Übersetzungsfunkti-on. „Für die Wirtschaft zählen Faktoren wie Zeit, Geld, prak-tische Umsetzung oder Fragen der Patentrechte. Für den For-scher zählt primär das Problem an sich. Unsere Aufgabe ist es, die unterschiedlichen Erwartungshal-tungen zu einer sinnvollen Ein-heit zu verschmelzen“, erklärt Matt-Leubner ihre Aufgabe.

Netzwerk zwischen Forschung und WirtschaftUnternehmer suchen Lösungen aus der Forschung. Forscher suchen Unternehmen für ihre ideen.

An der Uni innsbruck vermittelt zwischen diesen Welten eine eigene Einrichtung – die transidee.

Der Service geht dabei weit über die Vermittlungsfunktion hinaus. Unterstützt werden sol-che Projekte von transidee auch in Richtung Förderungsmög-lichkeiten. Schlussendlich wird das Projekt vom Beginn bis zum Schluss umfassend betreut.

Kein ElfenbeinturmEntstanden sind dabei in den

vergangenen Jahren viele inte-ressante Projekte, die der Tiroler Wirtschaft geholfen haben. Von der idealen Software für die Be-rechnung eines harmonischen

Glockenspiels bis hin zum mobi-len Prüfgerät, ob eine Obstsorte wirklich aus Tiroler Herkunft kommt, entstehen durch die Ver-mittlung der transidee pro Jahr rund fünf bis sechs größere For-schungsprojekte, die praktische Anwendung finden. Dazu kommt eine Vielzahl kleinerer Projekte, die oft sehr rasch und unkompli-ziert verwirklicht werden.

„Uns ist wichtig, dass die Uni-versität für die Wirtschaft kein unerreichbarer Elfenbeinturm ist. Eine Universität bietet ne-ben der bahnbrechenden Grund-

lagenforschung unglaublich viele Möglichkeiten, vom Potenzial der Forscher zu profitieren“, er-zählt Matt-Leubner. Die Anfra-gen an die transidee sind dabei meist technische Probleme, wo-bei Matt-Leubner betont, dass man in jede Richtung offen ist: „Forschung kann beispielsweise auch ein neues Marketingkonzept sein.“ Vor allem mittelständische Unternehmen profitieren von die-ser Einrichtung, da sie meist selbst nicht über die Ressourcen ver-fügen, eigenständig in der Ent-wicklung tätig zu sein. Deshalb

ist ein zentraler Punkt der trans-idee auch, umfassend über Förde-rungsmöglichkeiten zu informie-ren und Finanzierungswege für solche Projekte aufzuzeigen.

Sicherheit gebenEin zentraler Punkt der trans-idee-Arbeit ist, für Forschung und Wirtschaft Sicherheit zu bieten. Sicherheit in Rechts- und Patent-fragen, aber auch im gegensei-tigen Verständnis für die Bedürf-nisse. Dazu gehört im Vermitteln zwischen diesen Welten für Matt-Leubner vollständige Ehrlichkeit. „Nachdem wir die potenziellen Partner gefunden haben, ist im-mer die erste Frage: Wer will was erreichen?“, erklärt die transidee-Geschäftsführerin. „Anhand die-ser Bedürfnis-Analyse suchen wir gemeinsam einen Weg, wie solche Projekte für den Forscher und das Unternehmen zu einer Erfolgs-bilanz werden.“

Gerade in Richtung Wirtschaft ist für das Team der transidee wichtig, dass man keine Scheu hat, sich mit Fragen an sie zu wenden. Universität und MCI haben nicht für alle Probleme eine Lösung pa-rat, aber mit 3500 Forschern ein Potenzial, das gerade mittelstän-dische Unternehmen gar nicht überblicken können. Den auch der umgekehrte Weg funktioniert gleich: Forschende wenden sich mit ihren Ideen immer öfter an die transidee, um über diese Ver-mittlungsstelle einen Wirtschafts-partner zu finden, für den diese Idee spannend ist und im Idealfall nachhaltigen wirtschaftlichen Er-folg bringt. (es)

Sara Matt-Leubner (r.) vernetzt an der Uni Innsbruck Forscher und Unternehmen, die Lösungen für ihre Probleme suchen. Die transidee ist eine Technologie-Transfer-Einrichtung der Universität und des MCI Innsbruck. Foto: transidee

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7 Freitag, 29. Juni 2012 tirol WiSSenSchaft & geSundheit

von ernSt SPrenG

Wanderangebot und –nachfrage sind in den vergangenen Jahren

gleichsam gestiegen. Neue The-menwanderwege werden auch in Tirol laufend präsentiert – von der Verschmelzung von Kultur und Natur bis hin zu speziellen Kinderwanderungen. Ein neu-er touristischer Trend ist, das ei-gene Wanderangebot auch den kritischen Blicken von Experten zu stellen und sie zertifizieren zu lassen. Im Tiroler Ötz- und Lechtal ist das bereits geschehen.

Wasserläufer seinIm Ötztal hat man sich heuer

dazu entschieden, die neu kon-zipierten Wasserläuferwege vom bekannten Deutschen Wanderin-stitut überprüfen zu lassen. Als erste Wanderwege in ganz Öster-reich wurden zwei Wanderungen im Ötztal mit dem Zertifikat „Pre-miumweg“ ausge-zeichnet. „Bei die-sen Wegen zum Thema Wasser ist es gelungen, viele spezielle Naturer-lebnisse hinterei-nander zu setzen, die das Thema Wasser und Berg kombinieren. Di-ese Wege bieten Abenteuerliches, sind gut markiert und geben damit jenen Tausenden Wanderern Si-cherheit, die sich an unserer Ein-stufung orientieren“, erklärt Jo-

Wandern auf zertifizierten WegenDas Naturerlebnis Wandern liegt im Trend. Wie man aus der Masse der neuen Wander-Angebote

herausstechen kann, zeigen das Tiroler Ötz- und Lechtal.

chen Becker, Geschäftsführer des deutschen Wanderinstituts.

Jene zwei Wanderwege, die das Qualitätssiegel „Premiumweg“ tragen, sind die Wasserläufer-Wanderung „Piburger See“ sowie eine besondere Wanderung ent-lang des Stuibenfalls, dem höch-sten Wasserfall Tirols. 159 Meter stürzt der Horlachbach in der Nähe von Umhausen im vorde-ren Ötztal über die Felsen. Umge-ben ist der Wasserfall von einem dichten Nebel, der auch der Na-mensgeber für den Stuibenfall ist („Stuiben“ = „Staub“). Angenehm für alle Besucher des Stuiben-falls: Fünf Aussichtsplattformen bringen den Wanderer in unmit-telbare Nähe zu den tosend he-rabstürzenden Wassermassen.

Lechweg als ModellfallVor wenigen Tagen feierte im

Tiroler Lechtal ein neuer Wan-derweg seine Feuertaufe. Der Lechweg führt entlang eines der

letzten unverbauten Wildflüsse Europas länderübergreifend von Vorarlberg, über Tirol bis nach

Füssen. Dieser Weg soll in Zu-kunft als Modellfall für alle eu-ropäischen Weitwanderwege die-nen. Als erster Weitwanderweg überhaupt wird der Lechweg ein europäisches Qualitätssiegel be-kommen, das von einer europä-ischen Kommission von Wande-rexperten vergeben wird. Eine Gruppe dieser Experten hat be-reits im vergangenen Jahr den Lechweg genau unter die Lupe genommen und bei der Konzep-tion unterstützend mitgewirkt. Die Eindrücke aus den Wande-rungen flossen direkt in die Be-sprechungen zu europaweit ein-heitlichen Kriterien für Wander-wege ein. Vor allem Sicherheits-aspekte sollen zukünftig im eu-

ropäischen und deutschen Krite-rienkatalog für Qualitätswander-wege eine größere Rolle spielen. „Der Lechweg ist ein sehr gutes Modell für die Bandbreite der Anforderungen an zeitgemäßes Weitwandern in ganz Europa“, ist sich Lis Nielsen, die dänische Vor-sitzende der Europäischen Wan-dervereinigung, sicher.

Abenteuer mit SicherheitWie überhaupt das Thema des

Abenteuergefühls mit hohem Si-cherheitsfaktor für Wanderer ein zentrales Anliegen ist. Seit Anfang der 1990er-Jahre beschäftigt sich das deutsche Wanderinstitut in-tensiv mit dem Thema Wandern und Bergerlebnis. Jährlich werden

von dem Institut über 1000 Wan-derer zu ihren Motiven befragt. „In einer Gesellschaft, die sehr von der Natur entrückt ist, braucht es eine Portion Abenteuer“, erklärt Jochen Becker. „Unseren langjäh-rigen Untersuchungen nach sind es bei den meisten Menschen lieb-liche Landschaften, in denen sich Wanderer wohl fühlen. Abenteu-er ist gut, aber viele Menschen brauchen die Gewissheit, sagen zu können: Das kann ich mir zu-trauen.“ Gerade dieser Wunsch nach dem „sicheren Abenteuer“ macht die Zertifizierung und Ein-stufung von Wanderwegen für die Zukunft bedeutsam. Das Ötz- und das Lechtal sind hier österreich-weite Vorreiter.

Wasser und Abenteuer: die Wanderwege im Ötz- und Lechtal setzen auf Themen. Foto: Verein Lechwege

„Der Wanderer wünscht sich Naturabenteuer, die er für sich als sicher und machbar einstufen kann.“

Jochen Becker, GF deutsches Wanderinstitut

Foto: Ötztal Tourismus

t i r o L e r r e c H ts a n Wa Lts k a M M e r

Von der Berufung, ein Rechtsanwalt zu werden

Denn nur wenige Berufsgrup-pen durchlaufen eine ähn-lich anspruchsvolle Ausbil-

dung wie Rechtsanwälte. Warum das so sein muss und wieso das auch gut für die Klienten ist, er-klärt der neue Präsident der Tiro-ler Rechtsanwaltskammer, Rechts-anwalt Dr. Markus Heis.

Herr Dr. Heis, Sie sind seit dem Frühjahr neuer Präsident der Ti-roler Rechtsanwaltskammer. Herz-liche Gratulation. Welche Schwer-punkte haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?

dr. Heis: Vielen Dank. Als neu-er Präsident möchte ich vor allem das große Vertrauen, das die Be-völkerung den Rechtsanwälten entgegenbringt, erhalten und stär-ken. Wir werden uns daher gegen jeden Eingriff in die Verschwie-genheitspflicht des Anwalts – die ja ein Recht des Mandanten auf Geheimhaltung ist – entschieden zur Wehr setzen. Gleichzeitig wol-len wir den Ausbildungsstand un-serer Rechtsanwälte erhalten, weil jeder Rechtsanwalt am besten durch die Qualität seiner Leistung für seinen Stand wirbt.

Ausbildung ist ein gutes Stich-wort. Wir möchten gerne mehr über die Aus- und Weiterbildung von Rechtsanwälten von Ihnen erfahren. Gestatten Sie uns aller-dings zuvor eine persönliche Fra-ge: Wollten Sie eigentlich immer schon Anwalt werden?

dr. Heis: Ja, schon in der Sand-kiste (lacht). Aber Scherz beiseite: Ich wusste schon früh, eigentlich bereits in meiner Schulzeit, dass ich später an der Uni einmal Jus studieren und dann Rechtsanwalt werden wollte. Eine wichtige Rol-le hat dabei sicher auch mein Va-ter gespielt, der selbst Anwalt war und mir das quasi vorgelebt hat.

Wie wird man eigentlich von Beruf Rechtsanwalt?

dr. Heis: Zuerst einmal muss man das Studium der österrei-

chischen Rechtswissenschaften an einer Universität absolviert haben; das dauert mindestens vier Jahre. Danach muss man als Rechtsanwaltsanwärter bei Ge-richt, in Anwaltskanzleien oder ähnlichen Stellen fünf Jahre lang Berufserfahrung sammeln. Zusätzlich ist noch eine stren-ge Rechtsanwaltsprüfung abzule-gen. Und dann prüft die Rechts-anwaltskammer auch noch die Vertrauenswürdigkeit eines jeden Rechtsanwaltsanwärters. Erst da-nach darf man den Beruf des

Rechtsanwalts überhaupt aus-üben. Die Ausbildung zum Rechtsanwalt dauert also alles in allem etwa neun Jahre.

Das klingt anspruchsvoll. Wozu eine so strenge und umfassende Ausbildung?

dr. Heis: Dank der hohen Ausbil-dungsstandards in Österreich kön-nen wir gewährleisten, dass unsere Rechtsanwälte auf die Bedürfnisse und Anforderungen ihrer Man-danten bestens vorbereitet sind. Egal ob bei der Errichtung eines

Vertrags oder als Vertreter vor Ge-richt, es ist die oberste Aufgabe eines Rechtsanwalts, Lösungen für rechtliche Probleme zu finden und die Anliegen seiner Mandanten er-folgreich zu vertreten. Das geht nur mit einer guten Ausbildung.

Wie sieht es mit der Fortbil-dung von Rechtsanwälten aus?

dr. Heis: Schauen Sie, das Um-feld, in dem wir Rechtsanwälte uns bewegen, befindet sich in ständigem Wandel. Man braucht sich nur die Fülle an gesetzlichen Neuerungen und Änderungen an-zusehen. Hier gilt, wie auch sonst im Leben: Wer rastet, der rostet. Es ist daher absolut notwendig, dass wir das Ausbildungsniveau durch Fort- und Weiterbildung weiter hochhalten.

Abschließende Frage: Wie steht es eigentlich um die Frauenquote unter den Rechtsanwälten in Tirol? Ist der Rechtsanwaltsberuf nach wie vor eine Männerdomäne?

dr. Heis: Von 533 Rechtsanwäl-ten in Tirol sind 94 Frauen, das sind 17,6 Prozent. Etwas anders sieht es schon bei den Rechtsan-waltsanwärtern aus. Hier haben wir einen Frauenanteil von et-wa 40 Prozent. Der Frauenanteil steigt also, wenn auch nur lang-sam.

Vielen Dank für das Gespräch!

www.tirolerrak.at

„Per aspera ad astra“ lautet ein altes lateinisches Sprichwort und bedeutet frei übersetzt so viel wie: über die Mühsal zu den Sternen. Kaum treffender lässt sich die Ausbildung zum Rechtsanwalt umschreiben.

„Dank der hohen Ausbildungsstandards in Österreich können wir gewährleisten, dass unsere Rechtsanwälte auf die Bedürfnisse und Anforderungen ihrer Mandanten bestens vorbereitet sind. “

Dr. Markus Heis, Präsident der Tiroler Rechtsanwaltskammer

Foto : Blickfang Photographie

Page 8: WiSSenSchaft & geSundheit tirol StarkeS land · Wildschönau Tourismus, A-6311 Wildschönau, Tel. +43/5339/82550 info@wildschoenau.com, urlaub aktiV uND e NtspaNN ND i D kitZbüHler

tirol WiSSenSchaft & geSundheit8 Freitag, 29. Juni 2012

reißt Mayr das internationale Ge-schäftsfeld.

KontaktMontavit – Pharmazeutische Fabrik Montavit Ges.m.b.H.Salzbergstraße 96, A-6067 AbsamTel. +43/5223/57926Fax +43/5223/[email protected]

Montavit bekennt sich zum Standort Tirol mit 125 Mitarbeitern. Fotos: Montavit

M o n tav i t

Medizin zum wieder WohlfühlenDas Absamer Familienunternehmen Montavit positioniert sich seit 1945 als erfolgreicher Produzent

von Arzneimitteln und damit verwandten Produkten. Eigenentwicklung nimmt einen besonderen Stellenwert im Produktportfolio ein.

Das national und internatio-nal erfolgreiche Tiroler Fami l ienunternehmen

Montavit in Absam, das 1945 ge-gründet wurde, hat sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Arzneimitteln und damit verwandten Produkten für die Gesundheit sowie Lohn-herstellung und den Vertrieb von Kosmetika spezialisiert.

Breite Produktpalette Das Produktportfolio umfasst Produkte für Allergien, Atem-wegsinfekte, Blutfettwerte, Gynä-kologie, Harninkontinenz, Reise-krankheiten, Schlafstörungen, Schmerzen, Urologie, vaginale Trockenheit, Verdauung und Wundheilung. „Die Schwer-punkte und Stärken liegen in der Urologie, Gynäkologie und Aller-gietherapie sowie im Bereich der pflanzlichen Arzneimittel“, erläu-tert Dr. Oswald Mayr, Inhaber und Geschäftsführer des Unter-nehmens. Ein wesentlicher Ge-schäftsbereich sind Produkte pflanzlichen Ursprungs wie bei-spielsweise Cynarix und Nivelip (ein Artischocken-Extrakt zur Fettverdauung) sowie das schleimlösende Tavipec zur An-wendung bei Bronchitis und Si-nusitis (gewonnen aus Spik-La-vendel). Eine Reihe von Antihis-taminprodukten runden das frei verkäufliche Produktprogramm

in der Apotheke ab: zur topischen Anwendung Dermodrin oder auch Neo-Emedyl zur Vorbeu-gung der Reisekrankheit. Beson-ders erfreulich für die Tiroler Fir-ma: Calmaben, ein frei verkäuf-liches Schlafmittel, wurde im Konsument 3/2012 mit der Best-note ausgezeichnet.

Forschung und EntwicklungEinen besonderen Stellenwert

im Produktportfolio nehmen die Eigenentwicklungen ein. „Aus diesem Grund ist Nachhaltigkeit die Basis unseres Wirtschaftens sowie starke eigene Marken, die die Bindung an unsere Kunden fördern“, so Mayr. Die Bedürf-nisse der Kunden geben Montavit die Anstöße für neue Entwick-lungen: Verbesserung der Gale-nik, sicherere Handhabung der Produkte oder genauere Kennt-

den bald nach der Öffnung eige-ne Vertriebsniederlassungen ge-gründet und konsequent ausge-baut. Ein erheblicher Teil der Ka-pazitäten bei Montavit wird für die Herstellung von Arzneimit-teln namhafter Firmen bean-sprucht. „Die Vielfalt dieser Arz-neiformen ist eine ständige Ent-wicklungsherausforderung und ein reicher Erfahrungsschatz, den Montavit gerne mit seinen Lohn-herstellungs-Auftraggebern teilt. Als besondere Stärke sieht die Montavit dabei die Geschwindig-keit bei der Neuerstellung einer solchen Länderausstattung“, um-

nis der Wirkungsweise eines Phy-toarzneimittels. „Als Ergebnis steht immer ein unverwechsel-bares Montavit-Produkt mit klarem, dokumentiertem Wir-kungsversprechen, das zum Wachstum unseres Unterneh-mens am Heimatmarkt wie auch international entscheidend bei-trägt“, unterstreicht der Firmen-inhaber.

Eigen- und LohnfertigungAufgrund des teilweise zwei-

stelligen Wachstums werden heu-er und im kommenden Jahr rund 10 Millionen Euro in die zukünf-tige Geschäftsentwicklung inves-tiert. Je ein Drittel flossen in For-schung & Entwicklung, in Bau-maßnahmen für Labore, Produk-tion, Logistik und in Maschinen zur dringend benötigten Kapazi-tätserweiterung und Automati-sierung.

Montavit vertreibt heute Pro-dukte in 60 Ländern weltweit. In den meisten Ländern nutzt das Unternehmen strategische Part-nerschaften mit in den Märkten etablierten Unternehmen. In fünf Ländern in Osteuropa wur-

Familienunternehmen: Oswald und Maria-Regina Mayr.

VoLL VoM STANdoRT TIRoL üBeRzeuGT:

Herr Dr. Mayr, die Montavit ist seit über 60 Jahren ein international täti-ges unternehmen. Was macht die Fir-ma so erfolgreich?“

Dr. Oswald Mayr: „In den letz-ten Jahren haben wir einerseits un-ser Produktprogramm gestrafft und andererseits die technik und die Wissenschaft auf den neuesten Stand gebracht. zudem schätzen unsere Partner, dass wir sämtliche Produkte – auch die für den welt-weiten export – ausschließlich am Standort absam/tirol produzieren.“

Gab es nie die Überlegung, die Pro-duktion ins ausland zu verlegen?Dr. Oswald Mayr: „nein – wir sind von der Standort-Qualität ti-rols vollends überzeugt. zudem be-schäftigen wir hier mittlerweile über 125 Mitarbeiter und sind damit ein wichtiger arbeitgeber für die regi-on und tragen da ja auch verant-wortung.“

Wie sieht die zukunft für Montavit aus?Dr. Oswald Mayr: „unsere her-vorragende Marktposition im In- und ausland möchten wir noch wei-ter ausbauen. Wir haben jetzt schon beispielsweise mit Cathejell einen Marktanteil von 80 Prozent und trotz des enormen Mitbewerbes bei erkältungspräparaten belegen wir mit tavipec Platz 9. aber Platz nach oben, den gibt es immer.“

Wesentliches Standbein: die Entwicklung von Eigenprodukten.

In der Lohnfertigung sieht Montavit eine ständige Herausforderung. Schwerpunkte von Montavit: Urologie, Gynäkologie, Allergietherapie sowie pflanzliche Arzneimittel.