39
Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative „Kritische Wissenschaft“ an der Uni Basel. 7. März 2011, Biozentrum. Prof. Ingo Potrykus, Emeritus Plant Sciences, ETH Zürich.

Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts.

Initiative „Kritische Wissenschaft“ an der Uni Basel. 7. März 2011, Biozentrum.

Prof. Ingo Potrykus, Emeritus Plant Sciences, ETH Zürich.

Page 2: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Die von Ihnen Vorgeschlagenen Themenbereiche:

Welchen forschungsexternen Einflüssen war ich persönlich ausgesetzt?

Wie bin ich damit umgegangen?

Hat dies Themenwahl, Fokus, Publikationen beeinflusst?

Welche Rolle spielte die finanzielle, politische, ideologische (Anti Gentechnik Populismus) Situation?

Welchen Einfluss hatte die Industrie auf die Forschung?

Wie stehe ich grundsätzlich zu Patenten?

Was müsste in der Wissenschaftspolitk geändert werden, dass nicht nur industrierelevante Erkenntnisse

zur Anwendung kommen?

Page 3: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

„Ratschläge.“

Welches sind die Bedingungen für „unabhängige Forschung“?

Worauf sollten wir uns wappnen?

Wie kann man seine „Unabhängigkeit“ als Forscher bewahren?

Welche Verantwortung haben wir?

Welche Bedeutung haben diese Zusammenhänge für Gesellschaft, Umwelt, Politik und die

Forschung?

Was für ein Wissenschaftsverständnis steckt hinter meinem Kampf für und dem der Gegner gegen

Golden Rice?

Page 4: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

The humanitarian Golden Rice Project – kein typisch akademisches Projekt –

aber sehr instruktiv im Zusammenhang mit den aufgeworfenen Fragen.

Details unter www.goldenrice.org

Page 5: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Rice as major staple does not contain any provitamin A.

The consequences:

400 million rice-depending poor suffer from vitamin A-deficiency. VAD impairs vision, epithelial integrity

against infections, immune response, haemopoiesis, skelettal growth, etc. It is the major cause for 500 000

blind children and two million death per year.

Page 6: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

The challenge for me as ‚scientist‘ was:

develop a vitamin A-rice.

The status quo: Rice plants have provitamin A in all green tissues exept for the starch-storing tissue we eat – the endosperm.

The alternatives:

a) Find a rice plant with ‚yellow‘ endosperm for a breeding programme.

b) Find the ‚switch‘ which inactivates the pathway.

c) Engineer the pathway into the endosperm.

Das ist nicht wirklich eine ‚wissenschaftliche

Fragestellung!

Korrekter wäre:

Wie sieht der Biosyntheseweg aus? Wie ist er eguliert?

Welches ist die beste Modellpflanze, dies zu

untersuchen?

Mein Ansatz ist der eines Ingenieurs: ‚Angewandte

Forschung‘

Page 7: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Die Fragen, die wir diskutieren wollen, sind vor allem relevant für die ‚angewandte‘ Forschung.

Aber:

Gibt es überhaupt noch ‚reine‘ Forschung? Wie steht es heute mit dem ‚Forschungsideal‘ des 19. Jahrhunderts?

Der heute alles bestimmende ‚forschungsexterne Faktor‘ ist die Finanzierung. Und wer finanziert bestimmt, was und wie

geforscht wird!

Aber zunächst zurück zum ‚Golden Rice‘.

Page 8: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Der Terpeniod-Stoffwechsel wurde Anfang der 90er Jahre mit einer Reihe von Modellpflanzen

geklärt. Der ‚Schalter‘, welcher ihn im Endosperm abschaltet wird seit 1991 gesucht.

Wir (mein Partner Peter Beyer, Uni Freiburg/Brsg.) entschieden uns für den Einsatz

der Gentechnik und das ‚engineering‘ des Provitamin A Biosyntheseweges.

Page 9: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

PP

PP PP

GGPP-Synthase

IPP DMAPP

GGPP

Lycopene cis/trans Isomerase

Phytoene

Phytofluene

-Carotene

Neurosporene

Lycopene

E1

E2

E3

E4

E5

E6

E7

-Carotene -Carotene

Phytoene Synthase

z-Carotene Desaturase

Phytoene Desaturase

… and the enzymes and corresponding genes leading to …

(Cis/trans Isomerase?)

E8 , -Lycopene Cyclase

The biochemical pathway…

… provitamin A.

Page 10: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

It was finally possible to engineer the biochemical pathway into rice such that provitamin A is synthesized and accumulates in the endosperm.

The „golden“ colour is a reflection of the presence of provitamin A. The intensity of the colour is a measure of the concentration.

Phytoene

Phytofluene

-Carotene

Neurosporene

Lycopene

PP

PP PP

IPP DMAPP

GGPP

Page 11: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

To engineer the pathway required intensive basic & applied research of two research

teams – I. Potrykus (ETHZ) & P. Beyer (Freiburg) over a total periode of nine years.

To develop a ‚normal‘ product requires additional three years.

To develop a GMO-product and to deregulate it, takes thirteen years.

Diese zusätzlichen zehn Jahre Arbeit und Kosten von ca $ 24 Millionen sind

alle ausschliesslich auf ‚forschungsexterne Faktoren‘

zurückzuführen.

Page 12: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Despite the many hurdles (and no support from Europe, WHO, or FAO), Golden Rice will grow - with 10 years of delay - in the farmers fields from 2012 onwards, and will substantially reduce vitamin A-malnutrition in rice-depending

societies.

However, Golden Rice is an exeptional case. If the humanitarian project would not have recieved free licenses for the technology, in-kind support from

Syngenta, generous funding from altruistic sources, and support from national governments and breeding institutions, it would have remained an academic

curiosity.

Page 13: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Golden Rice will reach the farmer soon. It will complement, not replace traditional interventions. It is, however, more cost-effective and therefore more sustainable. The trait is in the seed. Once a variety has been developed, there

are no further recurrent costs.

Seeds of agronomically optimized, locally adapted Golden Rice varieties will be provided to the farmer free of charge and limitations, within the framework of the humanitarian project. The farmer will use part of the harvest for the next

sowing and does not require any additional input.

Page 14: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Golden Rice will reach the farmers fields soon and will substantially reduce vitamin A-malnutrition in rice-depending poor societies. The expected timeline for release is: 2012 The Philippines, 2013 Bangladesh, 2014 India and Vietnam, 2015 China and Indonesia. Further countries in Asia, Africa, and Latin America will follow.

Page 15: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Golden Rice and the Development Goals

GOAL 1: ERADICATE EXTREME POVERTY & HUNGER

A Worldbank study from 2005 has calculated that use of ‚Golden Rice‘ technology would raise the income of developing Asia by $ 15.6 billion

p.a. due to increased productivity of unskilled workers.

GOAL 4: REDUCE CHILD MORTALITY

GOAL 5: IMPROVE MATERNAL HEALTH

GOAL 7: ENSURE ENVIRONMENTAL SUSTAINABILITY

Golden Rice has the capacity to save in India alone ca. 40 000 children lives p.a., hundreds of thousands world-wide.

Vitamin A-deficiency is the single most important cause for motherhood mortality for 19 million at risk.

Golden Rice will be used in the traditional agro-ecosystems, does not require any additional input, and no purchase of seed.

Page 16: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Wir sind mit dem ‚Golden Rice‘ weit, weit weg vom ‚Elfenbeinturm‘ der

‚reinen‘ Forschung,

Aber mitten drin in Ihren Fragen:

Denen wollen wir uns jetzt zuwenden.

Page 17: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Ja, ganz entscheidend. Ich habe bewusst auf die Arbeit mit „Modellpflanzen“ verzichtet und mich auf Grundnahrungspflanzen konzentriert, mit dem Ziel, einen Beitrag zur Ernährungssicherung

in Entwicklungsländern zu leisten.

Das Entscheidende: Ich habe diese Einschränkung meiner akademischen Freiheit selbst gewählt.

Welchen forschungsexternen Einflüssen war ich persönlich ausgesetzt?

Der ausschlaggebende Einfluss war meine persönliche Einstellung zur „akademischen Freiheit“. Für mich haben Wissenschaftler eine

akademische und eine soziale Verantwortung.

Wie bin ich damit umgegangen?

Ich wollte mich beidem stellen. Dies bedeutete ein radikale Entscheidung gegen „reine“ Forschung.

Hat dies Themenwahl, Fokus, Publikationen beeinflusst?

Page 18: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

1. Phase: Grundlagenforschung.

Experimentelle Arbeit kostet viel Geld. Wer finanziert bestimmt, was gemacht wird. Als ETH Professor konnte

ich das Projekt starten. Unterstützung für die ‚Grundlagenforschung von Rockefeller Foundation,

Eidgenossenschaft, ETH, EU (Konsequenzen!).

Die politiche Lage der 90er Jahre erlaubte noch positive Arbeiten mit Gentechnologie. Die ETH Leitung

unterstützte unser Projekt.

Die ideologische Situation war bereits in den 90er Jahren sehr angespannt: Investition in eine

„Handgranaten-sicheres“ Gewächshaus; Protestaktionen; Diebstahl des ersten fürs IRRI

entwickelten Bt-Reis.

Welche Rolle spielte die finanzielle, politische, ideologische (Anti Gentechnik Populismus) Situation?

Page 19: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Prof. Dr. Peter Beyer, Freiburg, ‚Principle Investigator‘ Gates Foundation follow up project.

Acknowledgement 1

Peter Beyer war mein Partner von Beginn des Projektes 1991 an und ist es noch heute. Wir waren ein perfektes Team; er war der „Wissenschaftler“ und ich der „Ingenieur“. Das Zusammenspiel zwischen beidem Arbeitsgruppen war essentiell für den Erfolg. Und Peter Beyer stand von Anfang an voll mit hinter dem Konzept des „humanitären Golden Rice“ Projekts.

Page 20: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

„Es genügt, gute Wissenschaft zu machen!“

Oft gehörte und repräsentative Meinung. „Akademia“ funktioniert im „Elfenbeinturm“. Die akademische Karriere baut auf diese Situation. Aufgabe der Wissenschaftler ist Fortschritt der

Wissenschaft.

Unsere Arbeit war anerkannter Massen ‚gute Wissenschaft‘: in der der Publikation folgenden 3-

Jahresperiode war sie die zweithäufigst zitierte Pflanzenpublikation.

WennWenn wir uns mit ‚guter Wissenschaft‘ zufrieden gegeben hätten, gäbe es keinen ‚Golden Rice‘ und

damit keine Hilfe für jene, die unter Vitamin A-Mangel leiden.

Page 21: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Welche Rolle spielte die finanzielle, politische, ideologische (Anti Gentechnik Populismus) Situation?

Nachdem das wissenschaftliche Problem gelöst war, gab es keine einzige öffentliche Institution, die die notwendigen

Arbeiten für die Anwendung finanzieren konnte oder wollte.

Der ‚öffentliche Sektor‘ finanziert zwar in Hinblick auf ‚scientific novelty‘ auch Forschung mit angewandtem Ziel. Er überlässt

und erwartet aber ‚alles Weitere‘ vom privaten Sektor.

Das funktioniert in Fällen, wo es sich für den privaten Sektor finanziell lohnt, ein Produkt zu entwickeln.

Das funktioniert jedoch nicht in Bezug auf Problemlösungen im öffentlichen Interesse. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass der

„public sector“ die Verantwortung für das „public good“ hat.

2. Phase: Produktentwicklung; 3. Phase: Deregulation; 4. Phase: Social Marketing; 5. Phase: Anwendung; etc., etc.

Page 22: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Dr. Adrian Dubock, Arlesheim, Golden Rice project manager &

Executive Secretary to the board.

Acknowledgement 2.

Adrian Dubock wurde unser Partner als Mitglied des privaten Sektors. Er war derjenige, der unser humanitäres Konzept verstand, und alles daran setzte, einschliesslich seine Karriere in der Privatwirtschaft, uns zu helfen, dieses Konzept zu verwirklichen. Entscheidend sind Persönlichkeiten, nicht „Institutionen“. Er war die treibende Kraft zur Lösung aller angewandten Probleme.

Page 23: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

„Wie sind wir mit diesem Problem umgegangen?“

Im Gegensatz zum „Normalfall“hatten wir unsere Begründung für unsere wissenschaftliche Arbeit „ernst“ gemeint. Wir

wollten nicht aufgeben, sondern eine Lösung trotz des totalen Fehlens jeder Unterstützung durch den Verantwortung

tragenden „öffentlichen“ Sektor (e.g WHO).

1. Public-Private-Partnership (Unterstützung durch Industrie!).

2. Intellectuel Property Rights (Patente).

3. Strategisches Leitungsorgan (Humanitarian Board).

4. 16 öffentliche Partnerinstitute (Golden Rice Network).

5. Finanzierung: Altruistische Stiftungen.

6. Regulation: Bestimmungen und Dossier.

Page 24: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Public-Private-Partnership.

‚The public sector is unwilling and incompetent to develop a public good GMO-product.‘

Suche nach Industriepartnern, die unser humanes Anliegen verstanden.

Bedingungen für die Zusammenarbeit.

Unser Angebot: Unsere Erfindung für kommerzielle Nutzung gegen Unterstützung unseres humanitären Projekts: Sub-sub-license agreement.

Stellte sich als entscheidender erster Schritt heraus.

Muster für weitere Public-Private-Partnerships.

Page 25: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Wie stehe ich grundsätzlich zu Patenten?

Es wäre schön, wenn es im Bereich der GMOs keine Patente gäbe. Es wäre aber völlig unbegründbar, diesen Bereich selektiv vom Patentieren auszuschliessen.

Unser ‚Golden Rice‘ Patent hat uns die Möglichkeit eröffnet, Unterstützung für ein ‚public good‘ Projekt durch die Industrie zu bekommen.

Patente behindern nicht die ‚Forschung‘, sondern entscheiden über die Anwendung.

Patente machen wichtiges Wissen öffentlich.

Es macht keinen Sinn, selektiv Patentierung im Bereich Biologie zu bekämpfen. Es macht Sinn, sich für eine faire Nutzung von Patenten für ‚public good‘ einzusetzen.

Page 26: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Welche Rolle spielte die finanzielle, politische, ideologische (Anti Gentechnik Populismus) Situation?

Die politische Situation hat dazu geführt, dass praktisch keine Forschung mit konkreten „public good“ Projekten mehr finanziert werden. Sämtliche von der öffentlichen Hand finanzierten GMO-verwandte Projekte seit Mitte der 90er Jahre beschäftigen sich mit „Biosicherheit“: Eine gigantische Verschwendung finanzieller Ressourcen, da seit langem publiziert ist, dass dies kein spezifisches GMO-Problem ist.

Die ideologische Situation hat, dank politischer Opportunität, dazu geführt, dass wegen der astronomischen Regulations-kosten und dem erforderlichen Zeitaufwand, Nutzung der GMO-Technologie für „public good“ und durch „public institutions“ nicht möglich ist. Die Folge des Gentechnik Populismus ist ein de-facto Monopol zugunsten einiger „Multis“.

Page 27: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Welchen Einfluss hatte die Industrie auf die Forschung?

Die Industrie hatte keinen Einfluss auf den wissen-schaftlichen Teil der Forschung. Ich hatte bewusst jede finanzielle Beteiligung vermieden, um die Ergebnisse an Entwicklungsländer verschenken zu können.

Am anwendungsbezogenen Teil hatte die Industrie einen grossen und positiven Anteil! Ohne die Unterstützung durch den „private sector“ wäre wohl der anwendungs-bezogene Teil gescheitert.

Public-Private-Partnerships scheinen die geeignetste Strategie für „public good“ Projekte.

Voraussetzung: beide Seiten müssen einen Nutzen davon haben.

Page 28: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Was müsste in der Wissenschaftspolitk geändert werden, dass nicht nur industrierelevante Erkenntnisse zur Anwendung kommen?

Ein „grosses“ Thema!

Wissenschaftspolitik müsste (ehrlich!) anerkennen, dass die „öffentliche Hand“ die Verantwortung für Problem-lösungen im Interesse des „Gemeinwohls“ trägt.

Es ist unredlich, diese Lösungen vom privaten Sektor zu erwarten.

Wissenschaftspolitik müsste finanzielle Mittel bereit stellen, die es ermöglichen, neue Erkenntnisse in Produkte im Interesse des Gemeinwesens zu entwickeln.

Sie müsste entsprechendes Engagement von wissenschaftlichem Personal anerkennen und entsprechende Karrieremöglichkeiten schaffen.

Page 29: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Sie müsste Anträge auf Forschungsmittel auf die Ehrlichkeit der Begründung durchleuchten, darauf bestehen, dass die „angewandten“ Ansprüche konsequent über die Publikation hinaus verfolgt werden. Dies setzt jedoch voraus, dass entsprechende Mittel bereit gestellt werden.

Sie müsste ein Ende machen mit dem unaufrichtigen und unrealistischen Anschein, dass Forschung generell, und direkt dem Gemeinwohl dient.

Sie müsste mit der Unsitte brechen, dass Forschungsanträge nur Aussicht auf Erfolg haben, wenn die Anwendung der erwarteten Ergebnisse definiert und Industriepartner gewonnen sind.

Sie müsste dringend Raum geben für freie Forschung, aber gleichzeitig denen, die ehrlich motiviert sind, ihre wissen-schaftliche Kapazität in den freiwilligen Dienst am Gemein-wohl zu stellen, die Möglichkeit dafür schaffen.

Page 30: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Sie müsste bei Hochschul-Industrie Kooperationen Sie müsste bei Hochschul-Industrie Kooperationen darauf achten, dass nicht die gesamte wissenschaftliche darauf achten, dass nicht die gesamte wissenschaftliche Kapazität der Hochschule im Industrieinteresse arbeitet Kapazität der Hochschule im Industrieinteresse arbeitet und kein Potential mehr übrig ist für auf das Gemeinwohl und kein Potential mehr übrig ist für auf das Gemeinwohl ausgerichtete wissenschaftliche Arbeit.ausgerichtete wissenschaftliche Arbeit.

Sie müsste das herausragende Gewicht „wissenschaft-Sie müsste das herausragende Gewicht „wissenschaft-licher Daten“ verteidigen gegen die mehr oder weniger licher Daten“ verteidigen gegen die mehr oder weniger „esoterische Meinung“ von Aktivisten und Medien.„esoterische Meinung“ von Aktivisten und Medien.

So ist es z.B. unveranwortlich (ja unmoralisch), entgegen So ist es z.B. unveranwortlich (ja unmoralisch), entgegen einer überwältigenden Fülle an Fakten, die alle einer überwältigenden Fülle an Fakten, die alle nachweisen, dass die GMO-Technologie weitaus sicherer nachweisen, dass die GMO-Technologie weitaus sicherer ist als alle bisher verwendeten Technologien zur ist als alle bisher verwendeten Technologien zur Gewinnung genetisch modifizierter Pflanzen, diese als Gewinnung genetisch modifizierter Pflanzen, diese als „Hochrisiko Organismen“ zu verteufeln and damit eine „Hochrisiko Organismen“ zu verteufeln and damit eine lebensrettende Technologie daran zu hindern, Leben zu lebensrettende Technologie daran zu hindern, Leben zu retten und die Gesundheit von Millionen zu verbessern.retten und die Gesundheit von Millionen zu verbessern.

Page 31: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

An OECD publication An OECD publication ((„Recombinant DNA Safety „Recombinant DNA Safety Considerations: Safety considerations for industrial, agricultural Considerations: Safety considerations for industrial, agricultural

and environmental applications of organisms derived from and environmental applications of organisms derived from recombinant DNA recombinant DNA techniquestechniques) stated already in 1986 that ) stated already in 1986 that

‚there is no scientific basis for specific legislation to ‚there is no scientific basis for specific legislation to regulate the use of recombinant DNAorganisms‘regulate the use of recombinant DNAorganisms‘

Numerous academies have published that ‚GMO‘s are at least as safe as traditionally developed non-GM-varieties, e.g.

Pontifical Academy of Sciences 2010

European Commission‘s Scientific Advisory Panel 2008

International Union of Food Science and Technology. 2005

Royal Society London, US Natl. Acad. Sciences, Brazilian Acad.Sci., Chinese Acad.Sci., Indian Acad.Sci., Mexican

Acad.Sci., Third World Acad.Sci. 2004.

GM Science Review Panel UK, 2003.

etc., etc. etc.

Page 32: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Welche Bedeutung haben diese Zusammenhänge für Gesellschaft, Umwelt, Politik und die Forschung?

Die Gesellschaft braucht unabhängige Forschung zur Erhaltung und Förderung ihres Wohlstands. Sie hat die

Verantwortung deren Ergebnisse ideologiefrei zu werten und zu nutzen.

Umweltprobleme löst die Gesellschaft besser und effizienter mit Hilfe wissenschaftlichen und technischen

Fortschritts. GMOs bedeuten keinerlei neuartige und riskante Gefahr für die Umwelt. Das Gegenteil ist der Fall.

Die Politik sollte ihrer Verantwortung für eine ideologie-freie Beurteilung wissenschaftlichen Fortschritts

nachkommen und vermehrt in freie Forschung investieren.

Forschung muss sich freiwillig und konsequent auch ihrer sozialen Verantwortung stellen.

Page 33: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Was für ein Wissenschaftsverständnis steckt hinter meinem Kampf für und dem der Gegner gegen Golden Rice?

Hinter meinem Wissenschaftsverständnis steckt 1) das Hinter meinem Wissenschaftsverständnis steckt 1) das Vertauen in experimentell verifizierte Fakten, 2) die soziale Vertauen in experimentell verifizierte Fakten, 2) die soziale

Verantwortung als Wissenschafter, 3) das Wissen, dass Verantwortung als Wissenschafter, 3) das Wissen, dass GMOs ausschlaggebend zur Rettung von Leben und GMOs ausschlaggebend zur Rettung von Leben und Gesundheit unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen Gesundheit unterprivilegierter Bevölkerungsgruppen

beitragen können, und 4) die Überzeugung, dass die GMO-beitragen können, und 4) die Überzeugung, dass die GMO-Technologie die sicherste und effektivste zur Lösung von Technologie die sicherste und effektivste zur Lösung von

Ernährungs- und Umweltproblemen darstellt. Ernährungs- und Umweltproblemen darstellt.

Gentechnikgegner bekämpfen Golden Rice nicht mit Gentechnikgegner bekämpfen Golden Rice nicht mit wissenschaftlichen Argumenten. Es gibt vielfältige, nicht-wissenschaftlichen Argumenten. Es gibt vielfältige, nicht-

wissenschaftliche Motivationen. Man ist grundsätzlich wissenschaftliche Motivationen. Man ist grundsätzlich gegen die Technologie, weil man gegen die „Multis“ ist, gegen die Technologie, weil man gegen die „Multis“ ist, gegen die „Ausbeutung der Entwicklungsländer“, gegen gegen die „Ausbeutung der Entwicklungsländer“, gegen den Eingriff in die „Integrität von Lebewesen“, und gegen den Eingriff in die „Integrität von Lebewesen“, und gegen

das Eindringen in den „Schöpferbereich Gottes“. das Eindringen in den „Schöpferbereich Gottes“.

Page 34: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

The participants represented the following scientific

disciplines:

Theology, Philosophy, Law, Sozial sciences,

development, economy, Evolution, ekology, plant

sciences, Agronomy, Biotechnology, Molekular

biology, Biochemistry, Biosafety, food safety,

Regulation.

At the end all participants agreed that there is no unusual

risk from GMOs, that regulation must be changed,

and hat there is a moral imperative to make them available, as efficiently as

possible, to the poor in developing countries.

‚open-source‘ information from: www.askforce.org/web/Vatican-PAS-Studyweek-Elsevier-publ.20101130/Press-Release-PAS-Studyweek-20101127.pdf

Page 35: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

The public opinion about GMO‘s differs, however dramatically from that of those academies and public institutions:

GMOs are …

…totally unpredictable and therefore

…of high risk to the environment and the consumer.

…unnecessary and expensive.

… of benefit for multinationals only.

They destroy small farm holdings,

…promote the monopoly of agbiotech giants,

…enhance globalisation

and exploitation of developing countries.

…are un-natural and intrude the realm of God.

It is the duty of every responsible citicen to fight them.

Page 36: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

‚GMOs are of benefit for multinationals only‘.

GMOs benefit the poor, especially if they are not prevented to be used for public good by regulation .

‚GMOs are unpredictable and of high risk to the environment and the consumer‘.

GMOs are by far better predictable than any traditional variety in use and pose a by far smaller

risks to the consumer and the environment.

The analysis of the Pontifical Academy of Sciences demonstrates that the public opinion on GMO‘s is

unjustified and damaging for public good.

Page 37: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

‚GMOs are un-necessary and expensive‘.

They are neither un-necessary nor expensive. Expensive is their regulation. Numerous urgent problems of public

interest can be solved only with the help of GMO‘s.

‚They destroy traditional, small holder farms‘.

GMOs are scale-neutral. They can, as any traditional variety, be used in any agro-ecosystem.

‚GMOs promote a monopoly for a few agbiotech giants‘.

There is indeed a de-facto monopoly, but the cause is not the technology, but their regulation, which makes

products so expensive, that they can be exploited by big companies only. A change in regulation would enable the

public sector and small companies to compete.

Page 38: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

‚GMOs enhance globalisation and exploitation of developing countries‘.

In combination with a de-facto monopoly this is a real danger; again a change in regulation would prevent that.

‚GMOs are un-natural and an intrusion into the realm of God‘. Every crop plant is un-natural. Without them we would not

survive. ‚Denying the development, evaluation and deployment of this technology may be considered

incompatible with the gift of knowledge and enquiry that God gave to man.’

‚It is the duty of every responsible citicen to fight them‘.

To the contrary: it is the duty to support there use for public good. ‚These scientific findings constitute a moral imperative, to make the benefits of GM-technology generously available

to the poor.‘

Page 39: Wissenschaftsexterne Einflüsse auf die Forschung am Beispiel eines humanitären Projekts. Initiative Kritische Wissenschaft an der Uni Basel. 7. März 2011,

Welches sind die Bedingungen für „unabhängige Forschung“?

Worauf sollten wir uns wappnen?

Wie kann man seine „Unabhängigkeit“ als Forscher bewahren?

Welche Verantwortung haben wir?