Das gerichtliche Mahnverfahren
Christian Kreipe & Sebastian Maffert
Allgemein Mahnverfahren dient der vereinfachten Durch-
setzung von Geldforderungen (§ 688 ff ZPO) Wird von Rechtspfleger / automatisiert durch-
geführt (ohne Prüfung von Zahlungsanspruch) Nicht zu verwechseln mit außergerichtlichen
Mahnungen von Unternehmen, Rechtsanwälten oder Inkassobüros
Schnell und Kosten sparend Am Ende des Mahnverfahrens steht der
Vollstreckungsbescheid
Zweck / Voraussetzungen Ermöglicht Vollstreckung einer
Geldforderung ohne Klageerhebung (ohne Urteil)
Ziel: Zahlung des Schuldners Mahnverfahren ist nur für
Ansprüche auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme zulässig
Anspruch darf nicht von einer noch nicht erbrachten Gegenleistung abhängen
Umgehung von Gütestellen Mahnverfahren kann eine (u.a. in NRW)
erforderliche außergerichtliche Streitschlichtung umgehen (§ 15a Abs. 2 Nr. 5 ZPO)
„Durch Landesgesetz kann bestimmt werden, dass die Erhebung der Klage erst zulässig ist, nachdem (…) versucht worden ist, die Streitigkeit beizulegen“
Außergerichtliche Streitschlichtung Bei Ansprüchen bis 750 Euro Wert In privaten Streitigkeiten über Ansprüche aus
Nachbarrecht sowie landesgesetzl. Vorschriften Bei Streit wegen Verletzung der Ehre In Streitigkeiten des Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetzes
Mahnverfahren sehr häufig: Einleitung von 80% der Anspruchs-durchsetzungen mit Mahnverfahren
Rechtsmittel Auf Antrag des Gläubigers erlässt Gericht nach
formeller Prüfung einen Mahnbescheid Kein Widerspruch des Schuldners: Antrag des
Gläubig. auf Erlass von Vollstreckungsbescheid Verteidigt sich Schuldner während
Mahnverfahren: Verfahren vor Prozessgericht Erkenntnisverfahren
Bei Einspruch gegen Vollstreckungsbescheid: Sache von Amts wegen zu Prozessgericht
Verfahren
In Deutschland gibt es zwei Verfahren:
Automatisiertes, zentrales Mahnverfahren bei zentralen Mahngerichten
und
manuelles, dezentrales Verfahren bei örtlichen Amtsgerichten (Thüringen)
Unterscheidung durch Antragsvordruck Automatisiertes Verfahren einfacher
Zentrales Mahnverfahren Verfahrensdurchführung bei zuständigem
zentralen Mahngericht unter Verantwortung eines Rechtspflegers
Zuständiges zentrales Mahngericht: Antrag auf Kennziffer und Speicherung der hinterlegten Daten
Automatische Übernahme der Daten in Mahnbescheid / Vollstreckungsbescheid bei Angabe der Kennziffer
Antragstellung per Post & Internet
Inhalt des Antrags Datum des Antrags Antragsteller + Antragsgegner, ggf. mit
Vertreter und mit Angabe der Geschäftsform Angaben zur Vorsteuerabzugsberechtigung Bezeichnung des Anspruchs / Forderung Ggf. Verzinsung der Hauptforderung + Nebenf. Ort des Verfahrens bei Widerspruch/Einspruch Adresse des zuständigen Mahngerichts Ggf. Angaben zum Prozessbevollmächtigten
des Antragstellers, dortiges Aktenzeichen Unterschrift
Zustellung Ist Mahnbescheid erlassen, stellt
Landesjustizkasse eine Kostenrechnung aus, die Antragsteller per Postweg übermittelt wird
Parallele Zustellung des Mahnbescheids zu Antragsgegner
Zwei Wochen Zeit für Empfänger Widerspruch einzulegen
Vollstreckungsbescheid Kein (rechtzeitiger) Widerspruch gegen
Mahnbescheid von Antragsgegner: Erlassung von Vollstreckungsbescheid durch Amtsgericht auf Antrag des Gläubigers
Stellung des Antrags frühestens 2 Wochen und spät. 6 Monate nach Zustellung des Mahnbescheids beim zuständigen Gericht
Antrag muss Erklärung über geleistete Zahlungen enthalten
Durch Vollstreckungsbescheid Zwangsvollstreckung möglich
Vollstreckungsbescheid Vollstreckungsbescheid wird wahlweise vom
Gericht automatisch oder durch Gerichtsvollzieher zugestellt
GV ist Zeit sparend, da zeitgleiche Vollstreckung möglich
Antragsgegner kann binnen zwei Wochen gegen Vollstreckungsbescheid Einspruch einlegen
Kein Einspruch: Vollstreckungsbescheid rechtskräftig Antragsgegner kann sich nur in Ausnahmefällen gegen Forderung wehren, selbst wenn Forderung „unberechtigt“ ist (!)
Streitiges Verfahren Einspruch gegen Vollstreckungsbescheid:
Durchführung eines streitigen Verfahrens zur Überprüfung des Vollstreckungsbescheids
Gegenstand des Verfahrens ist Zulässigkeit des Einspruchs
Ist Einspruch zulässig untersucht Gericht, ob der mit dem Vollstreckungsbescheid gemachte Anspruch begründet ist
Das streitige Verfahren findet auch dann statt, wenn Antragsgegner gegen Mahnbescheid Widerspruch einlegt und eine Partei die Durchführung des Verfahrens beantragt
Hemmung der Verjährung Bereits der Eingang des Antrags auf Erlass
eines Mahnbescheides bei Gericht hemmt gem. § 167 ZPO die Verjährung, wenn Zustellung „demnächst“ erfolgt
Wichtig: Verzögerung im gerichtlichen Geschäftsbetrieb oder im Verhalten des Antragstellers (z.B. falsche Adresse) ?
GebührenBeispiel 100 Euro Forderungsbetrag
GebührenBeispiel 1000 Euro Forderungsbetrag
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit!
Lösung Frage 1
Der Antrag auf Vollstreckung ist nicht rechtens, da der Antrag frühestens 2 Wochen nach Zustellung des Mahnbescheids gestellt werden kann.
Lösung Frage 2
- Antragsteller/Antragsg./Vertreter/Geschäftsform- Angaben zur Vorsteuerabzugsberechtigung- Bezeichnung des Anspruchs / Forderung- Ggf. Verzinsung der Hauptforderung + Nebenf.- Ort des Verfahrens/Adresse des Mahngerichts- Prozessbevollm. des Antragst./Aktenzeichen- Datum/Unterschrift
Lösung Frage 3
Herr Smaul kann den Antrag per Internet / Post beim zuständigen zentralen Mahngerichtstellen.Automatisches Verfahren, da NRW.