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dieZWIEBEL10/2013 gruß aus der küche
Und? Haben Sie Ihren Garten schon winterfest
gemacht? Es könnte in den nächsten Tagen
durchaus erste Nachtfröste geben. Sind die Som-
mer-T-Shirts und Bermudas schon weggeräumt
und stehen die Winterstiefel bereits im Schuh-
regal?
Oh, und denken Sie bloß an einen rechtzeitigen
Reifenwechsel – immerhin hat es dieses Jahr
noch im April geschneit, vielleicht möchte der
Oktober da ja mithalten? Bei aller Emsigkeit zum
Jahreszeitenwechsel: wenn der Sommer in den
Herbst übergeht, denken die Wenigsten daran,
auch ihren Körper winterfest zu machen. Dabei
stehen die Erkältungsviren längst in den Start-
löchern, erste Nasen laufen auf Hochtouren und
ein leichtes Kratzen meldet sich aus dem Hals.
Doch die dunkle Jahreszeit hat auch ihr Gutes:
Alles wird etwas ruhiger und kuscheliger, man
hat mehr Zeit zum Lesen, ins Kino oder Theater
gehen, Musik hören, mit Freunden kochen…
Lassen Sie sich inspirieren von den Ideen, Neuig-
keiten, Erlebnissen und Veranstaltungshinwei-
sen in der Oktober-ZWIEBEL – vor allem kuli-
narisch hat dieser Monat eine Menge zu bieten.
Deshalb wechseln Sie nicht nur Kleidung und
Autoreifen, auch Leib und Seele wollen auf den
Herbst eingestimmt werden.
Viel Abwechslung und ein paar warme Gedan-
ken für kalte Tage mögen Sie auf den folgenden
68 „Herbstblättern“ begleiten.
Ihre ZWIEBEL-Redaktion
Reifenwechsel für Leib & Seele
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Das Sams-Wunschpunktfest soll bleiben 8
Sommeroper Bamberg: die Oper aller Opern 16
Gelauscht: Musikneuheiten 22
Spaziergang durch die Romantik 24
Gelesen: Aktuelle Buchrezensionen 36
POrtraIt
(K)ein bisschen spießig 30
GEsunDhEIt&GEnuss
Hopfen und Malz, den Frauen gefallt‘s 49
Konsequent Bio – da gibts nichts zu meckern 56
Machen Sie Ihren Körper winterfest! 58
LEBEnsWErtEs
Scharlottes Welt 38
Zusammen ist man weniger allein 40
Zuhause … in der Sutte 47
Gerd Bauer: Cartoon 63
VEranstaLtunGEn
Kultur in Sicht 10
Erlebt: Kulturrezensionen 28
Ausgestellt: laufende Veranstaltungen im Oktober 2013 44
Ausgehen: Veranstaltungen im Überblick 64
aktuELLEsausBamBErG
Kurz & Knackig: was Bamberger bewegt 6
Impressum, Wichtige Adressen 66
Auslagestellen: hier gibt‘s die ZWIEBEL 67
Ist die Natur nicht doch
der größte Künstler?
Foto: svetlanna/
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Man hat es heute schon schwer, als Pro-testsänger. Nicht, dass es nicht genug zu besingen gäbe. Doch in der Kakophonie aus Radio, mp3-Player, Kaufhausmusik und Handygemurmel dringt man nur noch schwer durch. Und muss zu allem Übel seinen Protest auch noch anmelden und für ihn bezahlen. Moritz Rabe kann ein Lied davon singen. Nur tat er das zu oft unangemeldet, sang quasi schwarz, und eines Tages stand er ob der geschäftlichen Verbindlichkei-ten mit einem Bein im Knast. Doch nun wird alles gut: StadtOBerhaupt Andreas Starke verhandelte persönlich mit dem Interpreten. Dieser darf die vierstellige Summe nun abstottern, und über die Ge-genleistung kann man nur mutmaßen: soll Moritz Rabe vor dem SPD-geführten Rathaus nun öfter die Arbeiterlieder aus seinem beachtlichen Repertoire erklin-gen lassen? Vielleicht öffnen sich dann im Chefzimmer die Fenster, wenn die „Moorsoldaten“ oder „Wenn wir schrei-ten Seit‘ an Seit‘“ erklingen, wie es sonst nur noch auf Parteitagen der Fall ist. Möglicherweise mag der Reibeisen-Bar-de aber bald gar nicht mehr so offensiv
singen, nachdem unser aller Heimatblatt in einem seiner seltenen investigativen Momente herausfand, dass sich hinter Rabe der frühere „völkische Vagant“ Martin Rocktäschel verbirgt: ein NPD-Funktionär und Aktivist einer rechtsext-remen Burschenschaft.Vielleicht sollte Moritz Rabe sich am 25. mal in die Konzerthalle begeben. Denn dort singt Max Raabe. Mit den Einnah-men eines Abends im gut geheizten Saal wäre Moritz R. alle Sorgen los. Dabei hat der Bariton mit einem Kammerton mehr im Namen auch mit Protestsongs begonnen: aus dem Ärger darüber, dass ihn kein Schwein anrufe, entspann sich eine Weltkarriere. Freilich mit einer er-heblich einschmeichelnderen Stimme, und deutlich besser gekleidet.Max und Moritz haben beidehier im Leben ihre Freude:doch der eine machte Possen,die in Wirklichkeit verdrossen,wo der andre mit Gekicherlebte hochgeschätzt und sicher.Darum, das bedenke stets:Wie man‘s treibt, mein Kind, so geht‘s.
Keine Gnade kennt die Stadt hingegen mit Ambrosia. In der griechischen My-thologie hieß so die Speise der Götter, in der profanen heutigen Zeit sind es nur lästige Pflanzen. Diese sind aus Nordamerika zu uns eingewandert und machen Allergikern im Herbst durch ihre späte Blüte schwer zu schaffen. Die Aus-sicht, dass sie am 30.9.2014 freiwillig die Stadt verlassen, ist jedoch gering, wes-
halb das städtische Umweltamt schon heute erfolgreich an der Konversion der kontaminierten Flächen arbeitet.Eingeschmuggelt hat sich das „Beifuß-blättrige Traubenkraut“ nicht etwa über Datenleitungen, sondern durch verun-reinigte Futtermittel, auch Vogelfutter. Daher wird die Bevölkerung aufgerufen, Futterreste in den Restmüll zu entsorgen (nicht in die braune Tonne!) und die Fut-terplätze regelmäßig auf Ambrosie zu untersuchen. In hartnäckigen Fällen alarmieren Sie bitte die Nutzgarten-Säuberungs-Abtei-lung (NSA), am besten per E-Mail.
Freiwillige vor! Wenn dieser Ruf er-schallt, hat es meist nichts Gutes zu be-deuten. Außer am 5. Oktober. Denn das ist der 1. Bamberger Freiwilligen-Tag. Ausgerufen von der Caritas, bieten viele Institutionen die Möglichkeit, mit be-sonderen Aktionen einmal ins Ehrenamt hineinzuschnuppern. So sucht das Seni-orenzentrum Antonistift Helfer, die mit den Bewohnern spazieren gehen oder Karten spielen. Der SOPHIA-Förderverein möchte Busbegleiter gewinnen, die Hil-febedürftige im Bus unterstützen. Das Programm wellcome von Pro Familia
wünscht sich Helfer beim Basteln von Kinderspielzeug, der Don Bosco Zirkus braucht Menschen, die anpacken, um das Zelt winterfest zu machen, und für den Verkehrsclub VCD darf man herum-radeln und Autos fotografieren, die auf Geh- oder Radwegen parken. Und vieles weiteres mehr.Wer für sich nach einer Aufgabe sucht, die ihm selbst und anderen Freude bringt, kann sich am 5.10. einmal unver-bindlich ausprobieren. Zur Belohnung gibts im Anschluss eine Helferparty. Mehr unter www.aktiv-sozial-regional.de oder Telefon 8604-111.
Ihr tägliches Ehrenamt leisten 36 Stu-dierende der Uni Bamberg. Sie fanden mit Hilfe des Projekts „Wohnen für Hil-fe“ eine Wohnung – und bezahlen mit ihrem Engagement. Die Stadt Bamberg und das Studentenwerk Würzburg rie-fen die Aktion ins Leben, um Studenten Wohnraum zu geben und hilfebedürfti-gen Menschen Unterstützung. Nach der Faustregel „je Quadratmeter eine Stunde Arbeit im Monat“ tragen die Mitbewoh-ner Einkaufstaschen, arbeiten im Garten oder geben Nachhilfe und wohnen dafür nur zum Preis der anteiligen Nebenkos-ten.Die Nachfrage auf Studentenseite ist groß, daher werden weitere Vermieter gesucht, die ein Zimmer übrig haben und Hilfe gebrauchen können. Das kön-nen Privatpersonen, aber auch Vereine und Institutionen sein. 37 Hilfswillige warten derzeit auf ein Angebot. Unter
kurz & knackig dieZWIEBEL10/2013
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Lebensmittel aus der Region ins Be-wusstsein der Verbraucher zu rücken, dieser Aufgabe nimmt sich die Regio-nalkampagne „Region Bamberg – weil‘s mich überzeugt“ seit Jahren mit Erfolg an. Auch in dieser Ausgabe der ZWIEBEL wieder, auf Seite 56/57. Doch sind die regionalen Produkte nicht immer leicht zu finden, denn nur wenige der zahlreichen Bamberger Supermärkte pflegen dieses Sortiment. Darum gibt es
mit „Regiomino – besser von hier“ jetzt die logische Fortsetzung: mit dem prak-tischen Internetdienst können regionale Erzeugnisse online bestellt werden. Die Lieferung erfolgt gebündelt durch spezialisierte Lieferanten, so dass auch Bestellungen, die bei verschiedenen Er-zeugern getätigt werden, zusammen ins Haus kommen, selbstverständlich auch durchgängig gekühlt, wo nötig. Ein am-bitioniertes Projekt, das jetzt durch flei-ßige Besteller Erfahrung sammeln muss! Bezahlt werden kann entweder durch ein Guthabenkonto, auf das vorab ein-gezahlt wird, oder mit dem Bezahldienst Paypal, den viele von ihrem eBay-Konto kennen. Zu den Pionieren gehören un-ter anderem die Metzgerei Kalb aus der Theuerstadt, das Bauernlädla Lips aus Wildensorg, die Bäckereien Seel, Schüller
und Loskarn oder die Gärtnereibetriebe Eichfelder und Dechant. Man kann sich also mit allem Wichtigem versorgen und stärkt die Region. die ZWIEBEL meint: unbedingt mal reinschauen – www. regiomino.de
Kunstraum jetzt! Unter diesem Namen hat sich dieser Tage eine Initiative gebil-det, die die Etablierung des Kunstraums Kesselhaus als dauerhaften Ausstel-lungsort für die moderne Kunst voran-treiben will. Während die Politik zwar immerhin das Provisorium bereitstellt, ansonsten aber geneigt ist, einen Raum
für die Kunst auf die sehr lange Kon-versions-Bank zu schieben, werden die Bürger jetzt mit einer Vereinsgründung aktiv. Darüber hinaus stehen die För-derung regionaler und überregionaler zeitgenössischer Künstler, die Verbrei-tung von Informationen zur Kunstszene oder der Betrieb einer Artothek auf der Agenda der Initiative – alles mit dem Ziel, die Gegenwartskunst in Bamberg dauerhaft zu verankern. Mit dem Archi-tekturtreff Bamberg, dem Kunstverein und dem BBK Oberfranken steht das Projekt auf drei starken Säulen, und der neu zu gründende Verein freut sich auf zahlreiche Förderer und Mitglieder, die bereits für einen Jahresbeitrag von 12,00 Euro ihre Unterstützung für die moderne Kunst zum Ausdruck bringen können.www.kunstraum-jetzt.de [hb]
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dieZWIEBEL10/2013 bamberger kulturleben
Vergnügt präsentieren zwei junge Damen
ihre hübschen, ausgefallenen Papierhüte, die
sie selbst gebastelt haben. Interessiert beob-
achten sie den Zauberer in dem bunten Zelt,
der sie und die weiteren Zuschauer durch sei-
ne Zaubertricks verblüfft. Es ist der Nachmit-
tag des Wahlsonntags am 22. September und
auf der Jahnwiese neben dem TSG 05 auf der
Jahnhalbinsel herrscht fröhliches und buntes
Treiben. Es ist ein besonderes Familienspiel-
fest, zu welchem das Bamberger Spielmobil
von Chapeau Claque gemeinsam mit der
Familien- und der Seniorenbeauftragten der
Stadt Bamberg eingeladen hat. Erstmalig
feiern sie gemeinsam das SAMS-Wunsch-
punktfest unter dem Motto „Zusammenspiel
der Generationen“. „Es ist toll, wie viele Men-
schen sich hier ehrenamtlich engagieren.“
Anja Gunreben vom Bamberger Spielmobil,
die seit vielen Jahren das traditionelle Fami-
lienspielfest organisiert, freut sich über das
Engagement der rund zwanzig Gruppen und
Vereine aus der Kinder-, Jugend- und Senio-
renarbeit, die in dieser Form zum ersten Mal
zusammenarbeiten und ein abwechslungs-
reiches Programm anbieten.
Langeweile kommt an diesem Nachmittag
nicht auf: es gibt einen Wassererlebnisstand,
einen Lehrpfad für Füsse und wissenschaft-
lich Interessierte können sich auf die Fährte
von „Experimenten aus Natur und Technik“
begeben oder das Gehörlosen Fingeralphabet
erlernen. Kinderschminken und traditionelle
Spiele gehören ebenso dazu, wie Sackhüpfen,
Stelzenlauf oder Dosenwerfen. Von Anfang
an stark umringt ist der Stand des Vereins
„Tiere helfen Menschen e.V.“, wo Kinder Hun-
de hautnah erleben und sie auch spazieren
führen dürfen. Der Tierschutzverein erklärt
das Wesen des Igels und informiert über sei-
ne Aktivitäten; Terre des hommes bieten Kaf-
fe und Kuchen an.
Für dieses Fest gilt: Manchmal gehen Wün-
sche doch in Erfüllung, wenn sie bei der rich-
tigen Adresse abgegeben werden. Dies ist
im vergangenen Jahr dem 10-jährigen Mo-
ritz geglückt. Er drückte dem SAMS seinen
Wunsch nach einem „Generationenfest, bei
dem alt und jung zusammen Spaß haben“ in
die Hand. Das SAMS seinerseits reichte die-
sen mit zahlreichen weiteren Wunschpunk-
ten von Bamberger Schülerinnen und Schü-
lern an das Bamberger Spielmobil weiter
und so landete dieser Wunsch schließlich bei
Anja Gunreben sowie bei der Familienbeauf-
tragten Gisela Fillkorn und der Seniorenbe-
auftragten Stefanie Hahn. Daraus entstand
die Idee, das Familienspielfest erstmalig als
ein „Zusammenspiel der Generationen“ zu
gestalten. Die fröhliche Teilnahme an diesem
Fest bestätigt die Veranstalterinnen in ihren
Planungen. Ob sich dieses Familienfest im
nächsten Jahr wiederholen lässt, steht je-
doch noch nicht fest. Die finanzielle Decke
ist dünn, der Aufwand groß und ein Sponsor,
der einen Teil der Kosten übernehmen könn-
te, ist nicht in Sicht. Vielleicht hilft es, einen
Wunschpunkt beim SAMS abzugeben, damit
auch 2014 die Jahnwiese an einem Nachmit-
tag im September in eine bunte Spielweise
für Generationen verwandelt wird. [bp]
Buntes und fröhliches SAMS-Wunschpunktfest auf der Jahnwiese – Bam-berger Spielmobil von Chapeau Claque und die Familien- und Seniorenbe-auftragten der Stadt Bamberg laden zum „Zusammenspiel der Generatio-nen“ ein
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kultur in sicht dieZWIEBEL10/2013
Die Sandkerwa hat es wieder zu Tage gebracht: Tausende junger Menschen strömen in die Altstadt in Erwartung eines fröhlichen Abends, wie es Tradi-tion ist. Zur Tradition gehört natürlich die passende Kleidung, doch in Erman-gelung jeglicher Kenntnisse über frän-kische Trachten verkleiden sich die jun-gen Menschen mit Oberbayrischem. Sie wissen es halt nicht besser. Wer kann es ihnen verdenken, dass sie ihren Schmerz über den Verlust der eigenen Identität dann im Bierseidla ertränken?Die Stadtheimatpflegerin Stephanie Eiß-ing konnte das Elend der Jugend nicht länger mit ansehen. Darum bereichert sie den Volxtanz-Abend, den die IG In-teresSand und Antistadl wieder in den Haas-Sälen ausrichten, mit einem Vor-programm zur fränkischen Traditions-kleidung. Von 18 bis 20 Uhr informiert sie über Literatur zum Thema, über Näh-kurse und Bezugsquellen für geeignetes Material. Auch Trachtenschneider/-innen stellen sich vor. Das Vorprogramm kann unabhängig von der Tanzveran-staltung besucht werden, aber wenn
man schon mal da ist, kann man ja die Gelegenheit nutzen. Die Tanzschritte sind schnell erlernt, der Spaß steht im Vordergrund, wenn Boxgalopp aufspielt und zeigt, dass Tradition auch lebendig interpretiert werden kann. Wie beim Trachtengewand.
Es ist wohl das Volksmusikinstrument Nummer 1: das Akkordeon. Übrigens nicht nur im alpenländischen Raum, sondern auch in Finnland, Frankreich, Russland oder Argentinien spielt es in verschiedenen Varianten eine wichtige Rolle. In die sogenannte E-Musik dringt das Instrument jedoch nur langsam ein. Zwar gibt es beispielsweise Transskrip-tionen der Goldberg-Variationen für das Balginstrument, doch genuin dafür komponierte klassische Musik: kaum. Erst nach 1850 wurden brauchbare chromatische Instrumente gefertigt, in Orchesterwerken waren sie am ehesten noch bei Glinka oder Prokofiev zu hören.Das gibt Raum für die Neue Musik. Sergej Khismatov, derzeit Stipendiat in der Villa Concordia, hat den ukrainischen Akkor-deonisten Roman Yusipey (Foto) einge-laden, seine und andere Werke in der
Stephanskirche zu spielen. Ein Abend, der beweisen wird, dass das vielseitige Instrument eine Berechtigung weiter über die Volksmusik hinaus hat. Der Künstler studiert übrigens derzeit an der Musikhochschule Hannover. Sein Kurs: Neue Musik für Akkordeon.
Toi, toi, toi, Theater: die neue Spielzeit beginnt. Mit King Lear steht gleich ein Klassiker, eine Großproduktion am An-fang, doch wer sich erst einmal einen Überblick über die Saison verschaffen möchte, ist auf dem Theaterfest in und um das große Haus richtig. Mit einer kur-zen Szene, einer musikalischen Einlage oder einer Lesung macht das Ensemble neugierig auf die Theaterereignisse im zehnten Jahr nach dem großen Umbau.Draußen, jedenfalls wenn es das Wet-ter zulässt, gibt es derweil Kaffee und Kuchen, eine Liveband spielt und wie gefährlich das Leben auf der Bühne sein kann, das demonstrieren die Mimen mit einem Fecht-Schaukampf.
Die professionelle Aufführung Alter Musik ist eine Sache für Enthusiasten. Noten auflegen, Industrie-Instrument schnappen und los gehts: so einfach ist das nicht. Instrumentenkunde und ein
Gefühl für die Lebensumstände der Zeit sind einige der Grundvoraussetzungen, um den meist sehr gut durchhörbaren Kompositionen gerecht zu werden. In Bamberg oder genauer: auf Schloss Wernsdorf hat sich Prof. Wolfgang Spindler mit der Capella Antiqua Bam-bergensis einen hervorragenden Ruf als Interpret und Forscher dieser Epoche erspielt. Kein Wunder, dass auch andere Größen der Szene gern in Wernsdorf zu Gast sind.Der vielleicht derzeit Größte überhaupt kommt nun ins Schloss: Jordi Savall. Der Gambist und Musikwissenschaftler hat durch ein enormes Arbeitspensum wie kein zweiter zur Verbreitung der Musik aus Mittelalter und Renaissance beige-tragen. 140 Konzerte im Jahr mit drei Ensembles und solistisch, 170 bisher eingespielte CDs mit über 2 Mio. ver-kauften Tonträgern, dazu unermüdliche Forschungsarbeit machen den 72-Jähri-gen zu einer Ausnahmeerscheinung der Alten Musik. Zahllose Ehrungen bis hin zur französischen Ehrenlegion wurden ihm zuteil. Auf seiner siebensaitigen Bassviole von 1697 erklingen Werke vom Erfinder des Instruments de Sainte-Colombe, von Abel, Hume und Bach.
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Erinnern Sie sich noch an die selige Zeit des Transistorradios? Man fuhr mit dem Ford Transit (oder, im Falle günstiger Transaktionen auf dem Aktienmarkt, mit dem Trans-Europa-Express) trans-alpin in den Urlaub. Etwas später hing man transzendenten Philosophien nach, aber ist man jemals zur Transe trans-mutiert? Ein Phänomen der Neuzeit, das uns Figuren wie Hanuta Gonza-les beschert. Diese/r transportiert am 4. Oktober eine Botschaft auf die Bühne: dass nämlich das nana theater nun zwei Jahre im Club Kaulberg spielt. In völliger Transparenz gibt man zudem bekannt,
das Sybille Friz, Gertie Baumgärtel, Rolf Böhm und weitere Kleinkünstler zu einer Benefizgala auftreten, so auch mit Trans-skriptionen für Cello. Sic transit gloria mundi. Ach ja: später am Abend darf sicher auch getranst wer-den.
Die Beleuchtungsstärke einer Kerze beträgt 1 Lux. Um die Helligkeit einer Bühnenbeleuchtung zu erzielen, müsste man rein rechnerisch mehrere hundert Kerzen aufstellen. Und trotzdem wäre der Effekt nicht derselbe. Wieviel schö-
ner eine Konzertbühne bei reinem Ker-zenlicht sein kann, beweisen die Litzen-dorfer Kerzenlichtkonzerte, die Karlheinz Busch bereits seit 1975 veranstaltet. An drei Abenden erklingt in der von Johann Dientzenhofer erbauten Barockkirche festliche Musik. Den Anfang macht das Trio Aureum mit Marcos Fregnani als Ba-rockkonzert für den königlichen Hof.Am 5. Oktober zur selben Zeit geht das Duo Kirchhof noch etwas in der Zeit zu-rück und nimmt auch Kompositionen der Renaissance auf, die auf Laute und
Viola da Gamba erklingen. Insbesondere Werke von John Dowland stehen anläss-lich seines 450. Geburtsjahres auf dem Programm. Am 6.10. schließlich spielt das Bamberger Streichquartett, ergänzt um Natalia Solotych am Cembalo, Vival-dis Vier Jahreszeiten und Mozarts Kleine Nachtmusik.
Poetry Slam? Alter Hut! Das neue heiße Ding heißt Science Slam. Das Prinzip ist dasselbe: in einer begrenzten Zeit ein unwissendes Publikum für selbst verfasste Inhalte zu begeistern. Nur geht es dabei nicht um Literatur oder
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Poesie, sondern um Wissenschaft, hier: Sozialwissenschaft. Wer also testen will, wie sein Abstract zur Doktorarbeit „Das anthropologische Fundament des po-litischen Deutungs- und Ordnungswis-sens“ abends um 21 Uhr bei einem Club-publikum ankommt, sei an dieser Stelle herzlich ermuntert. Bessere Chancen auf den Sieg hat freilich, wer sein Thema unterhaltsam aufbereitet und zu diesem Zweck vielleicht in Reimform bringt oder mit kuriosen Beispielen aus dem Alltag anreichert.
Sie halten den Science Slam am Freitag für eine schräge Veranstaltung? Dann sollten Sie mal am Sonntag kommen. Dort treffen Sie – im Rahmen der 19. Interkulturellen Wochen – Rabbi Walter Rothschild. Das ist kein Künstlername, Walter Rothschild ist tatsächlich Lan-desrabbiner für Schleswig-Holstein und wohnt in Berlin, wohin er Ende der Neunziger nach einem beruflichen Um-weg über eine Gemeinde auf der Kari-bikinsel Aruba fand. Zunächst über eine Predigt gestolpert, die er mit Klopapier
und Kondom veranschaulichte, wechsel-te er von der orthodoxen auf die liberale Seite jüdischen Lebens. Hier kann der Engländer nicht nur seine Eisenbahnlei-denschaft ausleben, sondern auch noch mit einem exzellenten Jazzquartett auf-treten und in Liedern und Geschichten jüdischen Witz und britischen Humor mit einer für religiös Aktive erstaunlichen Entspanntheit mischen. Zum Thema
Antisemitismus sagte er dem Spiegel: „Es ist eine Art von Dummheit. Aber Gott muss die dummen Menschen sehr lieben, sonst hätte er nicht so viele von ihnen gemacht.“ Einer der Höhepunkte der Interkulturellen Wochen.
Verfluchte Schmuckstücke! In „Purpur-mond“, dem erfolgreichen Roman der aus Bamberg stammenden Autorin, legt die Protagonistin einen Kupferreif um den Hals und landet prompt im Bamberg des 17. Jahrhunderts. Eine ungünstige Zeit, wie wir wissen, denn es war die Epoche der „Hexen“verbrennungen. Im
neuen Roman „Die gestohlene Zeit“, aus dem Heike Eva Schmidt an diesem Abend liest, ist es ein Ring, den die Hauptperson findet. Natürlich nicht irgendeiner, son-dern eine Pretiose des Königs Laurin. Aus dem Fundjahr 1986 geht es diesmal 30 Jahre vorwärts, sie landet also in der na-hen Zukunft. Dort bestehen die Schergen aus Zwergen, die verständlicherweise gern den Ring wiederhätten. Kein Pro-blem, wenn nicht 30 Jahre dazwischen liegen würden. Nach dem Geschichtsro-man nun eine Fantasy-Geschichte, und man darf gespannt sein, ob unsere Stadt auch diesmal eine Rolle spielt. Vielleicht trinken die Reisenden Zwergla-Bier…
Die besten Nachwuchsdirigenten ha-ben die Symphoniker im Juni gekürt, nun kümmert sich Bad Kissingen um die Pianisten. Sechs Nachwuchskünstler treten vom 10. bis 13.10. an die Tasten. Allesamt schon Preisträger wichtiger Wettbewerbe, spielen sie anspruchsvolle Programme um den ersten Platz. Denn dieser berechtigt dazu, im nächsten Kissinger Sommer zum Klavierkonzert mit großem Orchester eingeladen zu werden. Sieger 2006 war übrigens Kit Armstrong. Die jüngste Teilnehmerin, Aurelia Shimkus aus Lettland, ist erst 15 Jahre alt und spielt sich mit Bach, Beet-hoven, Schumann und Liszt durch die Epochen. Der mit 25 Jahren älteste Pia-nist im Feld, Georgy Tchaidze, hat auch Schostakowitsch im Programm und ge-wann bereits eine anspruchsvolle kana-
dische Ausscheidung. Am 13.10. um 18 Uhr treten alle Musiker noch einmal zum Abschlusskonzert an und nehmen dann die Wertung der Fachjury und des Pub-likums entgegen. Karten unter www.badkissingen.de
Wo ist es hip? In Bamberg, naja, nicht so richtig. Nicht im Vergleich zur derzei-tigen Hauptstadt der Hipness, Berlin. Und am hipsten fühlen sich natürlich die Hipster vom Prenzlauer Berg. Dort geht Rainald Grebe vor der eigenen Haustür auf Motivjagd. Der Schauspieler, Sänger und (mit dem Wort muss man vorsichtig sein) Comedian dröselt uns auf ebenso spezielle wie unterhaltsame Weise den Alltag zwischen veganer Fertigpizza und dem ökologisch korrekten Kinder-wagen auf. Es ist ja auch eine Genera-tionenfrage: „Wir wollten nie wie unsre Eltern werden und sind es ja auch nicht geworden. Unsre Eltern sind ja älter und ziemlich provinziell. Roher Fisch auf kal-tem Reis mit Algen tun die doch in den Müll.“ Fein seziert liegen in diesem Lied die „Dreißigjährigen Pärchen“ auf dem Tisch, und die exakte Beobachtung ist die Kunst des Rainald Grebe, dem Witze über das Offensichtliche zu simpel sind. Die gezielte Pointe, auf die sich alle eini-gen können, wie sie ein Urban Priol oder Dieter Nuhr auf die Bühne bringen, lässt Grebe entspannt vorüberziehen, denkt noch einmal nach und schlägt dann mit subtilem Witz zu, wenn man nicht mehr damit rechnet. Humor für den Heimweg, und dabei beste Unterhaltung.
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dieZWIEBEL10/2013 kultur in sicht
Nicht nur Musiker brauchen Phantasie, bisweilen auch das Publikum. Nehmen Sie alle Vorstellungskraft zusammen und überlegen Sie, wie Musik klingen muss von Künstlern, die sich so charakterisie-ren: „Andreas Schaerer ist die fleischge-wordene Staatsoperette. Was anderen als lästige Fliegen um den Hut schwirrt, fängt Andreas Schaerer ein und orches-triert es.“ Oder: „Andreas Tschopp ist ein Vogel im Posaunenpelz. Wer ihn nicht liebt, liebt faulen Spinat.“ Oder: „Marco Müller spielt den Kontrabass nicht, er ist mit ihm verzwirbelt und verwachsen, ein buckliges Geknöt, das dampft und stampft, ein archaisches Wurzelgemü-se.“ Noch Fragen?An diesem Freitagabend erwartet den Jazzkeller Musik vom anderen Stern. Das brillante Sextett, dessen absurder Spiel-witz von Festival zu Festival gereicht wird und die ganze Welt bereist, wird das alte
Gemäuer umkrempeln. Eine Stilbezeich-nung finden zu wollen, ist vollkommen zwecklos, eine für diese Musik geeignete
Schublade passt in keinen Schrank. Hin-gehen und abdrehen.
Nicht der Meister persönlich, aber seine treuesten Fans, die Mitglieder der „Ge-sellschaft der Arno Schmidt-Leser“ be-suchen unsere Stadt an diesem Wochen-ende. Am Freitag findet Vereinsinternes statt, doch der Samstag gehört Vorträ-gen verschiedenster Art, zu denen Gäste herzlich willkommen sind. Den Anfang macht Jörg Petzel über Arno Schmidts Rezeption von E.T.A. Hoffmann, woran
sich ein Vortrag über Schmidts Verleger Ernst Krawehl anschließt. Dieser dürfte auch unter dem Aspekt interessant sein, dass dessen brieflicher Nachlass Ende 2013 freigegeben wird. Um 11.15 spricht Dieter Noering über „die große Verzet-telung“. Am Sonntag schließlich ein weiterer Termin für Literatur-Gourmets: Der Vortrag von Matthias Schleifer über „Fränkische Literatur für Arno Schmidt-Leser“.
Welch immobile Schätze verheißt nicht die Konversion? Den Flugplatz haben wir schon und reichen ihn als verbreiterte Extrawurst gleich weiter; in Aussicht stehen unter anderem ein Golfplatz, eine Luxussporthalle und vielleicht ja auch noch ein neuer Veranstaltungssaal? Audida, der Chor der Kreismusikschule schaut schon mal nach, und Sie dürfen mitschauen! Denn einen passenderen
Ort für das neue Konzertprogramm „I like to be in America“ hätte man kaum finden können als das Offizierskasino der Kaserne an der Zollnerstraße. Um das Programm mit Kompositionen von Bern-stein oder Barber, mit hawaiianischen und indianischen Volksliedern genießen zu dürfen, müssen Sie sich jedoch für die Gästeliste unserer wissbegierigen Freund aus Überseee bis spätestens 10. Oktober anmelden! Spontan kommen geht nicht! Ein Anruf bei der Musikschule unter 85-165 genügt, wenn Sie Ihre Rei-sepass- oder Personalausweis-Nummer bereithalten. Der Eintritt in das scharf bewachte Land der Freiheit ist – frei.
An diesem Abend wird die Stephans-kirche zum Kino: in Zusammenarbeit mit dem Odeon & Lichtspiel-Team zeigt die Stephansgemeinde den legendär-en Stummfilm „Die Passion der Jeanne d‘Arc“ von 1928. Das Werk war bis auf
Ihr Konzertbesuch beginnt bei uns…Ob Klassik, Rock-Pop, volkstümliche Musik oder Sport usw.
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kultur in sicht dieZWIEBEL10/2013
Fragmente für ein halbes Jahrhundert verschollen. Erst in den Neunzigern konnte eine wiederentdeckte Langfas-sung – mit 15 von der Kirche herauszen-sierten Minuten – restauriert werden. Der Film von Carl Theodor Dreyer galt dennoch seit Jahrzehnten als einer der zehn besten Filme aller Zeiten, der nach den Worten des Regisseurs „das innere Drama der menschlichen Seelen“ über die historische Authentizität stellt. Trotz-dem besteht der Text ausschließlich aus Zitaten der originalen Prozessakten aus dem 15. Jahrhundert.Wie in Stummfilmzeiten üblich, wird der Streifen live musikalisch untermalt. Dafür sorgen Ingrid Kasper an der Orgel und Ottfried Sperl am Klavier. Zu Beginn erfolgt eine Einführung.
Bläserkonzert in der Gartenstadt: in St. Kunigund treten Trumpet Voluntary auf. Das 15-Mann-Gebläse – davon allein zehn Trompeten – beherrscht schmet-ternde Fanfaren ebenso wie die Klänge des Ba- und des Jazzrock. An diesem Nachmittag stehen neben modernen Fanfaren auch klassische Melodien von Pergolesi, Händel, Mozart oder Verdi auf dem Programm, doch auch einen Ausflug in die Welt der Film- und Musi-
calmelodien wird es geben. Unterstützt werden die Blasmusiker durch Orgel und Pauke. Der Eintritt ist frei.
Er macht aber auch alles falsch, dieser König Lear: wenn man drei Töchter hat – und das kommt häufiger vor, als man denkt – ist es schon mal grundverkehrt, eine davon zu bevorzugen. Kein Wun-der, wenn die anderen beiden sich zum Biest entwickeln. Dann, kurz vor dem Ruhestand, einen Wettbewerb zu ver-anstalten, welche der Töchter den Vater wohl am meisten liebt – geht‘s noch? Und schließlich über die Schmeiche-leien der Zwei die Bescheidenheit der Dritten zu verkennen und sie daraufhin zu enterben: soviel Blödheit muss be-straft werden, fand auch Shakespeare. Prompt schicken die beiden Großen den Papa schutzlos in die Heide respektive den brausenden Sturm der englischen Südwestküste – da kann man schon mal wahnsinnig werden. Doch im Wahnsinn liegt auch Erkenntnis, und sei es die Erkenntnis, dass die Höf-linge den Prinzess chen an Intriganz in nichts nachstehen. Nichts wird wirklich besser in dieser Tragödie, und ein happy end ist auch nicht in Sicht, Hollywood war noch nicht erfunden. Aber bis dahin beleuchtet der englische Klassiker alle Abgründe menschlichen Verhaltens.Das personalintensive Werk mit Eckhart Neuberg in der Titelrolle kommt am 20. Oktober auf die Premierenbühne, insze-niert von Walter Weyers.
Ein Lob den 19. Interkulturellen Wo-chen! Die Programmmacher haben sich wirklich um Vielfalt bemüht und geben exotischen Künstlern selbst dann eine Chance, wenn die Aussicht auf sprach-liche Verständigung mit dem Publikum gering ist. So kommt am 21. Karin Rab-hansl aus Niederbayern mit ihrer Band auf die Bühne des Live Club, mit dem Programm „Mogst schmusn, mia wad‘s wurscht“ („Möchtest Du Zärtlichkeiten austauschen? Mir wäre es gleichgül-tig!“). Die junge Musikerin hat zunächst eine Banklehre absolviert, sich dann aber für eine solide Zweitausbildung an der Musikfachschule Dinkelsbühl ent-schieden und tourt jetzt solo und mit Band durch Altbayern und Franken.
Die Met-Saison beginnt im CineStar-Kino – und sie enthält eine musikalische Rarität. Was tun, wenn die Nase läuft? Putzen, klar. Wenn aber die eigene Nase durch St. Petersburg läuft, zudem noch in der Uniform eines höheren Militärs, besteht durchaus Grund zur Verzweif-lung. Denn der rechtmäßige Eigentümer Kowaljow sieht sich mit der Nase auch seines Ansehens beraubt. Schostako-witsch komponierte diese erste Oper mit 22 Jahren, und man wäre geneigt, das Sujet als spätpubertäre Verwirrung abzutun, ginge die Handlung nicht auf eine durchaus anerkannte Novelle von
Nikolai Gogol zurück. Die Oper beginnt mit einem fulminanten Schlagzeugsatz und begleitet die surreale Handlung mit originellen Melodien ohne die typische russische Wuchtigkeit. Das selten auf-geführte Werk gibt auch Opernkennern die Gelegenheit, einmal etwas Neues zu hören.
Narrentreffen mit Paul Maar. Nasred-din Hodscha, der Till Eulenspiegel des Orients, begegnet im Buch des Kinder-buchautors einem im heutigen Berlin le-benden Gegenstück. Mit beiden Narren und ihren Geschichten von Weisheit und Witz begibt sich Paul Maar als Vorleser mit Murat Coskun und Ibrahim Sarialtin für den türkischen Part auf eine Reise zwischen Orient und Okzident. Musika-lisch begleitet von der Capella Antiqua Bambergensis und ihren Gästen, zwei der besten Daf-Virtuosen der Welt. Denn Hodscha lebte im 14. Jahrhundert, und so reist das Publikum nicht nur durch den Raum, sondern auch durch die Zeit.
Alors, diese drei jungen Männör mösch-ten sisch ein wenig ranschmeißén. Musique wie damals in die Achtzigör, natürlisch ein petit Schnürrbart und ein Blique, der will sagönn: Zieh Disch nischt an, es wird ’eiss! Erst kürzlisch ’aben sie gespielt pour Madame Merkel – und trotzdem sie kommen wiedör. Oh lá lá! [hb]
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bamberger kulturleben dieZWIEBEL10/2013
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Die Oper aller Opern
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Es hat durchaus Sinn, Mozarts „Don Giovanni“ in Bamberg auf die Bühne zu bringen. Die Sommer Oper Bamberg erinnert in diesem Oktober damit auch an E.T.A. Hoffmann, der Mozarts wegen seinen dritten Vornamen än-derte.
Zu den bekanntesten Bürgern der Domstadt
zählt zweifelsohne E. T. A. Hoffmann, der von
September 1808 bis April 1813 n Bamberg
weilte. Ein Gymnasium und, naturgemäß,
das Theater sind nach dem zeitweiligen
Bamberger benannt. Dort, im Großen Haus,
bringt die Sommer Oper Bamberg, die den
Kulturförderpreis der Stadt Bamberg 2013
erhält, Anfang Oktober den „Don Giovanni“
von Wolfgang Amadeus Mozart auf die Büh-
ne, der Hoffmann als „Oper aller Oper“ galt.
Vor zwei Jahren hatte Till Fabian Weser, Trom-
peter bei den Bamberger Symphonikern, aber
eben auch ein vorzüglicher Dirigent und Initi-
ator der Sommer Oper, die 2013 in die fünfte
Runde geht, Mozarts „Hochzeit des Figaro“
gemacht, der nun der „Don Giovanni“ folgen
wird. Und wie schon 2011 hat auch diesmal
Angelika Kirchschlager das Ensemble in ei-
nem Meisterkurs geschult. Auch die Zusam-
menarbeit mit der international gefeierten
Mezzosopranistin, aus Salzburg gebürtig, ist
ein Zeichen dafür, in welcher Liga die Som-
mer Oper Bamberg inzwischen spielt.
Entsprechend groß war auch das Interesse,
diesem Ensemble angehören zu dürfen. Für
die drei Frauen- und die fünf Männerrollen
der 1787 in Bambergs Partnerstadt Prag ur-
aufgeführten Oper hatten sich 325 Sopranis-
tinnen, Tenöre, Baritone und Bässe beworben.
Besonders begehrt war die Partie der Zerlina.
Den hohen Anforderungen dieses Koloratur-
Soprans stellte sich die aus Hirschaid stam-
mende Victoria Kunze. Sie studiert derzeit an
der Musikhochschule in Saarbrücken in der
Intensive Empfindungen schon in
der Probe: Ottavio (Hitoshi Hamada)
beklagt das Schicksal seiner Braut
Donna Anna (Julia Makarevich).
Donna Elvira (Hyunjin Park, re.) sinnt
derweil auf Rache an Don Giovanni.
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bamberger kulturleben dieZWIEBEL10/2013
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Klasse von Ruth Ziesa, die man von Konzerten mit den Bamberger
Symphonikern kennt. Die Vierundzwanzigjährige wird quasi ein
Heimspiel haben, denn schon als Kind, verriet sie munter parlie-
rend, sei sie häufig „in diesem Haus“, also im E. T. A.-Hoffmann-
Theater, gewesen. Kunze hat sich nicht nur dem Gesang verschrie-
ben, sondern studiert auch Musikpädagogik und Harfe. Kunze war
im Neujahrskonzert des Bamberger Kammerorchesters zu hören
und spielt Harfe im Orchester der Studienstiftung des Deutschen
Volkes. Mit Kunze teilt sich die Bulgarin Ralitsa Ralinova die Rolle
der Zerlina.
In der Titelrolle wird Jirí Rajnis zu erleben sein. Er kommt ursprüng-
lich aus Prag, wo er studiert und als Sänger gearbeitet hat. Sein
Studium absolvierte er am Prager Konservatorium und anschlie-
ßend an der Music Academy of Performing Arts in Prag (Opern-
gesang). In Bambergs Partnerstadt hatte er diverse Gastengage-
ments an der Oper inne. Im vergangenen halben Jahr hat er mit
Der „Don Giovanni“, nach „Le Nozze di Figaro“ und vor „Così fan tutte“ aus der Zusammenarbeit mit Lo-renzo da Ponte entstanden, wurde im Oktober 1787 im Gräflich Nos-titzschen Nationaltheater zu Prag uraufgeführt. Di Geschichte um den Lebemann und Frauenhelden Don Giovanni fand großen Beifall. Auch von Giacomo Casanova, der sich (vermutlich) eine der Auffüh-rungen in Prag angeschaut haben soll. Die „Melodien, die ein Engel erdacht zu haben scheint“ und die „von himmlischen Harmonien be-gleitet“ werden, wurden von Pu-blikum und Presse gleichermaßen gefeiert. . „Kenner und Tonkünstler sagen, daß zu Prag ihres Gleichen noch nicht aufgeführt worden“,
hieß es in der Prager Postamtszei-tung über die „von der italienischen Operngesellschaft“ gegebene und „mit Sehnsucht erwartete Oper des Meisters Mozard Don Giovanni oder das steinerne Gastmahl“. Die Urauf-führung des Don Giovanni im Gräf-lich Nostitzschen Nationaltheater zu Prag war ein Erfolg, ein Erfolg, der bis heute nicht abgerissen ist, sieht man einmal davon ab, dass – noch zu Lebzeiten Mozarts – sich ausgerechnet die Wiener nicht so recht an diesen doch genialischen Wurf gewöhnen wollten. So ist es nicht verwunderlich, dass Mozart sich lange mit dem Gedanken trug, nach Prag, also in Bambergs Part-nerstadt, überzusiedeln. [jg]
mOZartsGrOssErWurf
Voller Vorfreude auf die Aufführung: das Ensemble der
Sommeroper Bmaberg 2013 mit Till Fabian Weser (links) und
Angelika Kirchschlager (rechts)
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dieZWIEBEL10/2013 bamberger kulturleben
Professoren, Sängern und Korrepetitoren der
University of California, Los Angeles, der arg
renommierten Julliard School und der Metro-
politan Opera in New York City zusammenge-
arbeitet. Im kommenden Februar wird er im
Rahmen des ‚Seattle young artist program’
(gecoacht von der Met) an der University of
California in Los Angeles als Don Giovanni zu
erleben sein, in der Rolle, die er jetzt in Bam-
berg verkörpert. Die Proben unter Till Fabian
Weser bereiten dem Tschechen große Freude.
DErDOPPELtEDOnGIOVannI
Es ist Tradition, dass bei der Sommer Oper
alle Rollen doppelt besetzt sind. So wird auch
der Franzose Florian Bonneau den Titelhel-
den spielen. Er ist bereits, was ihn quasi für
Bamberg prädestiniert, in „Hoffmanns Er-
zählungen“ von Offenbach aufgetreten. Erst
vor kurzem wechselte er vom Bass-Bariton
(er sang mehrfach den Leporello) ins Bariton-
Fach. Don Giovannis Diener, den Leporello,
wird der Italiener Giuseppe Di Paola geben.
Er lebt und studiert derzeit in Bremen. In der
Saison 2009/2010 trat er erfolgreich in „Le
nozze di Figaro“ am Maggio Musicale Fioren-
tino in Florenz und in „La Traviata“ und „Ri-
goletto“ am Teatro Politeama di Palermo auf.
Aus Südkorea stammt Seo Kgwangmin, der
mit seinem Bass ebenfalls den Leporello
stimmlich ausfüllen wird. Er studiert an der
Musikhochschule Würzburg in der Klasse von
Cheryl Studer. Bislang war er nicht nur im
Bereich Oper, sondern auch auf der Musical-
bühne zu erleben, so zum Beispiel 2009 als
Antonius im Musical „Cleopatra“, oder 2010
als Frollo in „Notre Dame de Paris“ in seiner
Heimat. Auf der Opernbühne stand er bereits
2005 als Sparafucile in Verdis „Rigoletto“
(auch in Korea) und 2012 als Sprecher und
Zweiter Geharnischter in der „Zauberflöte“.
Julia Makarevich und Walda Wilson teilen
sich die Donna Anna. Makarevich studierte
Gesang an der Universität der Künste Berlin.
Die Sopranistin stand bislang etwa als Köni-
gin der Nacht (Die Zauberflöte) und Gretel
(Hänsel und Gretel) auf der Bühne. Anläss-
lich der Schlossfestpiele Sondershausen
2012 war sie als Konstanze (Entführung aus
dem Serail) zu hören. Makarevich ist auch im
Konzert- und Liedrepertoire zuhause. Wilson
kommt aus Australien und hat Meisterkurse
bei Edda Moser, Thomas Hampson und Hel-
mut Deutsch besucht, keine schlechten Kar-
ten!
Francisco Fernández-Rueda und Hitsoshi Ta-
mada geben Don Ottavio. Der Spanier hat in
seiner Heimatstadt Sevilla auch Klarinette
studiert und bei Naxos bereits eine CD veröf-
fentlicht. Der Tenor aus Japan hat in Stuttgart
studiert und versteht sich, neben der Oper,
auch auf Lieder, auf geistliche und auf Alte
Musik.
Hyunjin Park aus Südkorea ist als Donna El-
vira zu erleben, die ihre Ausbildung zur So-
pranistin in Wien genoss. Oksana Pollani
stammt aus der Ukraine und hat in Mann-
heim und Lübeck studiert, wo sie im „Parsi-
fal“ zu hören war. Den Masetto wird Hongyu
Chen darstellen, der in Weimar studiert und
breits mit Christian Thielemann zusammen-
gearbeitet hat. Auch der Pole Jan Szurgot ist
in dieser Bass-Rolle zu erleben, während der
Commendatore nur ein einziges mal besetzt
ist: mit dem Schweizer Daniel Mauerhofer,
von dem nicht nur Kirchschlager im Meister-
kurs begeistert war.
Ihre langjährige Erfahrung auf den Opern-
bühnen der Welt hat Kirchschlager mit
großem Engagement mit den Nachwuchs
geteilt. „Sie hat uns musikalisch geholfen,
bamberger kulturleben dieZWIEBEL10/2013
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Till Fabian Weser war es, der 2005 die Sommer Oper Bamberg ins Leben rief. Im Großen Haus des E.T.A.-Hoffmann-Theaters hatte damals Giacomo Puccinis „Tosca“ Premire, Regie führte der Prinzipal, Rainer Lewandowski, die Ausstattung stammte von Uwe Oelkers. Zwei Jahre später blieb man Puccini treu, brachte dessen „Il Tabarro“ und zudem „I Pgliacci“ von Puccinis dem Verismus zugetanen Landsmann Ruggiero Leoncavallo. Auch 2009 stand Puccini auf dm Programm des Europäischen Orchester- und Opernworkshops: „La Bohème“. Als vor zwei Jahren nach vielen Vorsingen und Probespielen ausgewähl-te Absolventen und junge Talente europäischer Mu-sikhochschulen an der Regnitz zu Gast waren, setzte Weser Wolfgang Amadeus Mozarts „Le Nozze di Fi-garro“ auf das Programm. Regie führte bei der von Publikum und Presse gefierten Inszenierung wiede-rum Lewandowski, die Ausstattung schuf abermals Uwe Oelkers. Beim „Don Giovanni“ jetzt wird sie von Jens Hübner stammen, während Lewandowski (Re-gie) und Weser (Dirigat und künstlerische Leitung) als Konstanten bleiben werden. [jg]
VOnPuccInIZumOZartin Sachen Phrasierung, und
auch was die Bühnenpräsenz
angeht“, sagt Makarevich. Ok-
sana Pollani ist glücklich dar-
über, dass Kirchschlager „gute
Ideen, um meine Technik zu
verbessern“, gehabt habe. Und
verärgert darüber, dass an der
Musikhochschule Mannheim,
wo sie studiert, Stellen und Stu-
diengänge gestrichen werden
sollen. Eine Schande, fürwahr.
Bei der Sommer Oper Bamberg
standen bereits einige in Mann-
heim ausgebildete Sänger auf
der Bühne. [jg]
Werkstattbesuch
Zwei Wochen Meisterkurs: man weiß gar nicht, wofür die
jungen Sängerinnen und Sänger dankbarer sind – für die
Chance, an der in der Fachwelt beachteten Inszenierung
des Don Giovanni unter „Praxisbedingungen“ teilneh-
men zu dürfen, oder an der Möglichkeit eines intensiven
Coachings durch einen internationalen Star wie Angelika
Kirchschlager? Im Meisterkurs geht es direkt zur Sache.
Für die einzelnen Arien und Rezitative wird die jeweilige
Besetzung auf die Bühne gerufen, und sofort muss die
Konzentration da sein. Auch das gehört zum Profi dazu:
auf den Punkt die Rolle in ihrer Situation einnehmen.
Wenn die Spannung nicht stimmt, bricht Kirchschlager
nach drei Tönen ab. Sofort die Korrektur: „nicht die Töne
verschleifen, das gibt es bei Mozart generell nicht!“oder
„entspannterer Ausdruck, Deine Figur ist selbstbewusst,
nicht aggressiv.“ Sie kennt Textbuch und Partitur in jedem
Detail und springt in jede Rolle, verdeutlicht mit ihrer Kör-
persprache die gewünschte Expression.
„Ich finde es schade, dass die Bewertung der Künstler
durch Publikum und vor allem auch die Presse so häufig
allein durch die technischen Fertigkeiten bestimmt wird,“
meint die Kammersängerin im späteren Gespräch. Ent-
dieZWIEBEL10/2013 bamberger kulturleben
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scheidend für den Erfolg einer Aufführung
sei, dass die Sänger die Figur, die sie spielen,
zum Leben erwecken und ihre Empfindung
auf die Zuschauer übertragen können. „Mein
persönlicher Maßstab für die Leistung ist
meine Gänsehaut“, verrät die Österreicherin
und empfiehlt, auch beim Zuschauen mehr
auf die Interpretation zu achten. Darum hält
sie auch gern öffentliche Meisterkurse ab
und wünscht sich dafür noch viel mehr Publi-
kum: „Für die Sängerinnen und Sänger ist es
gut, wenn Zuschauer da sind, die sehen, wie
die Aufführung entsteht. Sie erhalten eine
sofortige Bestätigung, wenn etwas gelingt.
Und verlieren die Scheu, vor Fremden Dinge
auszuprobieren.“ Gerade im Don Giovanni,
der für die Mezzosopranistin „ideal ist, um
die Komplexität menschlicher Empfindungen
zu zeigen.“
ZWEIEnsEmBLEsImkrEatIVEnWEttBEWErB
Zwei Ensembles hat das Team um Till Fabi-
an Weser zusammengestellt, die parallel am
Stück proben. Keiner verlässt den Saal, denn
auch die Hinweise, die der Kollege bekommt,
können für die eigene Arbeit nützlich sein.
Dass so auch eine gewisse Wettbewerbssi-
tuation entsteht, ist durchaus beabsichtigt,
doch der Ausgang ist offen. „Es gibt keine
Erst- und Zweitbesetzung, beide Gruppen
sind gleichberechtigt. Erst kurzfristig wird
entschieden, welches Team zur Premiere I an-
tritt, die am 4. Oktober auf die Bühne kommt.
Team II hat seine Premiere dann am 6.10.
Weitere Vorstellungen finden am 7., 9., 10.
und 12. Oktober statt.
Nicht vergessen werden sollen an dieser Stel-
le die Musiker. Auch für das Orchester gab
es über 300 Bewerbungen in Bamberg, Linz,
Salamanca, Maastricht und Brünn, allein 70
Flöten wollten teilnehmen. Die ausgewähl-
ten Musiker/-innen bereiteten sich u.a. mit
John Holloway, einem Star der Alten Musik,
auf die Inszenierungen unter dem Dirigat von
Till Weser vor. In einem Kammerkonzert am
11. Oktober um 19 Uhr in der Villa Concordia
zeigen sie ihr Können außerhalb des Orches-
tergrabens. Zur Aufführung kommt dann un-
ter anderem eine Auftragskomposition von
Arash Safaian. [hb]
Voller Einsatz:
Angelika
Kirchschlager (rechts)
motiviert Julia
Makarevich
22
gelauscht dieZWIEBEL10/2013
Helena, Viola, Miss E und Scarlett sind nicht nur hübsch, sondern sie beherr-schen auch ihre Streichinstrumente. Und zwar so gut, dass das 2011 gegründete Quartett auf Anhieb mit dem Debütal-bum „A Night In Strings“ in die Charts kam. Der klassisch orientierte Vierer aus Deutschland erinnert in der Besetzung Bratsche, Cello und 2x Violine natürlich
stark an Apocalyptica, wenn er Welthits wie „Where The Wild Roses Grow“, Rock The Casbah“ oder „Sweet Dreams“ auf dem aktuellen Nachfolger „Electric Air“ eigenwillig interpretiert. Zwar wurden die insgesamt 14 Titel sehr Pop-lastig aufbereitet, aber die Sinnlichkeit und Eigenständigkeit der Damen ging dabei kaum verloren. Und vielleicht wagen sie sich ja zukünftig auch an die ein oder an-dere Eigenkomposition. [fk]
Das Instrumental-Quartett Quadro Nu-evo hat in seiner langjährigen Karriere zahlreiche Meilensteine gesetzt. Die Zusammenarbeit funktioniert auch des-halb so gut, weil die einzelnen Mitglie-der gelegentlich ihren eigenen Projekten nachgehen. Bassist D. D. Lowka tut dies jetzt mit Mini Jazz, entspannt unter-stützt von Trompete, Percussion und Piano. Herausgekommen sind dabei 15 Jazztitel, die bis auf „Mohn“ (Lowka) al-lesamt Coverversionen sind. Mit der von
Quadro Nuevo gewohnten Leichtigkeit agiert D. D. Lowka mit seinen Mitstrei-tern und den Gästen Stephan/Francel souverän zwischen dem Opener „Mante-ca“ (Gillespie) bis hin zum finalen „Blue in Green (Davis/Evans). Den Stil-Köchen gelingt eine feurige Liebeserklärung an den Jazz, die eine angenehme, des öf-teren traumhafte Atmosphäre erzeugt. [fk]
Seit 2006 gilt das Quintett aus Granada/Spanien als feste Größe im musikalischen Spannungsfeld zwischen Reggae und Soul. Mit „I Never Learn“ steht die Band um Sängerin Isabel Garcia nun mit dem zweiten Longplayer in den Startlöchern. Und erneut bestätigen die in Eigenregie
aufgenommenen und produzierten Titel das schlüssige Konzept der englischspra-chigen Gruppe. Kraftvolle Stücke Marke „The Day Has Come“ oder „You Keep Your Head Down“, musikalisch einwandfrei umgesetzt und durch Ausstrahlung und Stimme der Frontfrau perfektioniert. Neben den Eigenkompositionen gibt es auch ein Cover zu hören: „Spanish Bombs“, ein Lied über den spanischen Bürgerkrieg, das aus der Feder von Joe Strummer/The Clash stammt. Insgesamt darf man sicher sein, dass Red Soul Com-munity mit „I Never Learn“ international konkurrenzfähig sind. [fk]
Mastermind Andrew Spraggon und seine Allstar-Besetzung kommen aus Neuseeland. „Low And Behold, High And Beyond“ ist ihr mittlerweile fünftes Stu-
dioalbum. Zuhause längst ein etablierter Act, haben sich Sola Rosa mittlerweile mehr und mehr von Reggae- und Latin-Einflüssen abgewandt, während zwi-schen „Promise“ und „Loveless“ deutlich mehr Hip Hop, Soul und Funk dominiert. Auf jedem der insgesamt 11 Titel wird
ein Gastsänger/eine Gastsängerin prä-sentiert, was neben der ideenreichen Musik so auch stimmlich für genügend Abwechslung sorgt. In Sachen Produk-tion und Mastering stand Spraggon vor allem das Team Fuchs/Gutierrez zur Sei-te, die u.a. schon erfolgreich mit Public Enemy, Justin Timberlake und den Kings Of Leon gearbeitet haben. So klingt das Ergebnis dann auch frisch und hörens-wert. [fk]
Die auf den Seychellen geborene Sän-gerin blickt auf eine bewegte Biografie
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zurück. Als Mensch und Musikerin stetig auf Reisen, verbindet sie auf ihrem drit-ten Album „On A Journey“ das poppige Debüt „Sesel“ (2009) quasi mit dem zwi-schen Soul und Reggae angesiedelten
Nachfolger „So Happy“ (2011). Die Songs von „Protez Nou Langaz Kreol“ bis hin zu „Koz Laverite“ erzählen von persön-lichen Erlebnissen und Beobachtungen einer Weltbürgerin. „On A Journey“ ist das erste Album, für das sie selbst Songs geschrieben hat, nachdem sie zwischen-zeitlich auch gelernt hat Gitarre zu spie-len. Verstärkt afro-kreolisch ausgerich-tet, gibt die erste Singleauskopplung „Free As Can Be“ einen beschwingten Vorgeschmack auf den Rest des Albums. Bei der Produktion standen ihr in Zürich neben ihrer Band auch Jaquee und Blick Bassy kongenial zur Seite. Ihre kommen-de Tournee führt sie u.a. am 10. Okto-ber auch nach Fürth in die Kofferfabrik. [fk]
Hansjoern Brandenburg (Piano), Thomas Wydler (Schlagzeug, Percussion) und Andreas Henze (Kontrabass) bilden das
Berliner Tanger Trio. Die Musiker und Komponisten haben bereits langjährige Erfahrungen im Musikgeschäft gesam-melt, sie waren und sind u.a. erfolgreich mit Bands wie Felix de Luxe, Nick Cave & The Bad Seeds, Die Haut oder Herbert Grönemeyer. Auf der 13 Stücke dauern-den Reise von Berlin nach Tanger domi-niert der Mix aus Piano, Cinema Noir-Einflüssen und modernem Jazz. Die im Berliner Soulsheriff Studio entstandene CD wird aber erst zu einer hörenswer-ten Produktion durch die Zusammen-arbeit mit dem Ensemble Mondaine. Die acht berühmten MusikerInnen aus Ägypten, Deutschland, Frankreich und Griechenland beherrschen ihre Stim-men, Holzblas- und Streichinstrumente vorbildlich. Und so entsteht in kongeni-aler Zusammenarbeit ein anspruchsvol-les Potpourri zwischen europäischem und mediterranem Flair, das man dem verstorbenen Original-Bassisten Sirone Jones widmet. [fk]
dieZWIEBEL10/2013 gelauscht
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Mit dem, was Frauen unter „Ro-mantik“ verstehen, hat ein Ro-mantiker wenig am Hut. Obwohl: der Schauspieler Martin Neubauer trägt Hut. Auf der Bühne, der win-zig kleinen Brentano-Bühne, die in diesem Jahr in der Gartenstraße 7 ihr 20-jähriges Jubiläum feiert.
Haustür auf, vier Schritte durch den Flur, drei
durch die Garderobe und schon steht man
im Wohnzimmer des Schauspielers Martin
Neubauer. 32 Zuschauer haben hier Platz. Die
Bühne, zwei Quadratmeter groß und gezim-
mert aus schwarzen Brettern, füllt den Erker
des Raumes genau aus. Wenn Martin Neu-
bauer darauf steht, sieht und hört er jedes
Flüstern, jedes Husten und jedes Räuspern im
Publikum. Irgendwie. „Ich blende es aus. Aber
im Hintergrund nehme ich es wahr – wie eine
kleine Kontrolllampe im Kopf.“ Wenn dieses
Licht erlösche, laufe ein Schauspieler Gefahr,
die Kontrolle über und sich selbst in der Rol-
le zu verlieren. „Leise Schizophrenie“ nennt
Neubauer das.
Ob er selbst schon einmal in die Gefahr ge-
kommen sei? „Ganz am Anfang, bei meinem
ersten Engagement, als ich in die Rolle des
Brentano geschlüpft bin“, gibt Neubauer zu.
Foto
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bamberger kulturleben dieZWIEBEL10/2013
Mittlerweile habe er eine freundliche, aber
kritische Haltung zu dem Mann, der seinem
Theater den Namen gab. Clemens Brentano
ist dennoch allgegenwärtig: mit einer Büste
auf der Bühne, einem Scherenschnitt an der
einen und einer Totenmaske an der anderen
Wand.
Martin Neubauers Inspirator trieb eine exis-
tenzielle Angst und die Sehnsucht nach einer
höheren Ordnung durch das 19. Jahrhundert.
Er starb unglücklich, wurde von vielen miss-
verstanden. „Er war wohl, was man heute
manisch-depressiv nennt“, sagt Martin Neu-
bauer. Brentano, einsam und unverstanden
– und trotzdem ein Vorbild? „Ich kann vieles
nachfühlen, manches befremdet mich aber“,
erwidert Neubauer.
Wer Neubauer schon einmal auf der Bühne
erlebt hat, weiß, dass Intimität und Intensität
sein Spiel ausmachen. „Ich genieße das Privi-
leg, mich beruflich meinen persönlichen Inte-
ressen zu widmen“, sagt er. Wer so in die Welt
der Dichter abtaucht – läuft der nicht Gefahr,
die Bodenhaftung zu verlieren? „Es gibt zwei
Dinge die mich jeden Tag erden: Der Anruf-
beantworter und mein dreijähriger Sohn“,
antwortet er.
An manchen Tagen sieht man den Bamber-
ger leise vor sich hin rezitierend durch die
Stadt laufen. Darauf angesprochen, errötet
der 49-Jährige leicht. „Das ist wohl wirklich
etwas, was ich mit den Romantikern gemein-26
27
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sam habe. Die spazierten durch die Natur
und rezitierten. Ich habe für mich festgestellt,
dass ich Texte so am einfachsten lernen und
wieder abrufen kann. Manchmal vergesse
ich aufzuhören, wenn ich wieder in die Stadt
komme. Oder der Text ist noch nicht fertig
und ich mache einfach weiter.“
Weitermachen – das will Martin Neubauer
auch in Zukunft. Also auf die nächsten 20
Jahre? „20 Jahre kann man sich nicht vorneh-
men“, sagt er. Aber er wünsche sich, seine
Arbeit in den kommenden Jahren zu verdich-
ten und die Konzentration zu steigern. Dieses
mehr Wollen und die eigene, ständige Selbst-
reflexion, ja fast ein Zweifeln an sich selbst,
sind es, die Martin Neubauer antreiben. „Ich
bin vor jeder Aufführung aufgeregt und da-
von überzeugt, dass niemand kommen wird.
Aber bisher ist immer jemand gekommen
und dann freue ich mich“. [kk]
28
erlebt dieZWIEBEL10/2013
ErLEBt– IMAUGUST/SEPTEMBER 2013
hExEnBrEnnEr
Eine Veranstaltung zum Tag des offenen
Denkmals, Domherrenhof, 8.9.2013
Private Initiative wünscht sich in Zeiten
knapp gehaltener Kassen jede Kommune.
Aber private Initiative kann auch unbequem
sein – und so passte die Präsentation „Hexen-
brenner“ von Ralph Kloos, Thomas Göltl u.a.
ideal zum „Tag des unbequemen Denkmals“.
Recht kurzfristig hatte sich die Möglichkeit
für den auf Teneriffa lebenden Bamberger
ergeben, das markante Gebäude für seine
Multimediaschau (auch www.malefizhaus.
de) zu nutzen, die immerhin von der Deut-
schen Stiftung Denkmalschutz als „virtuelles
Denkmal“ anerkannt wurde. Da die Installati-
on erst tags zuvor erfolgte und anschließend
wieder abgebaut wurde, muss man den pro-
visorischen Charakter der Exponate entschul-
digen. Inhaltlich zogen die Ausstellungsma-
cher jedoch alle Register der Dramatisierung
– Lichteffekte, düstere Farben und natürlich
Orffs oft strapazierte Carmina Burana, um
der Wirkung willen.
Das Thema ist ernst, das Thema ist wichtig
und in Bamberg noch immer unterrepräsen-
tiert. Die Greueltaten Bamberger Fürstbischö-
fe sollten für ein vollständiges Geschichtsbild
im Welterbe ebenso präsent sein – bei Ein-
heimischen wie Touristen – wie Domreliqui-
en und Gärtner traditionen. Insofern volle
Zustimmung zu Kloos, wenn er meint „man
erbt entweder alles oder nichts, und dann
muss man auch dazu stehen.“
Allein: für eine fundierte Vermittlung ist
die Präsentation in dieser Form zu reiße-
risch. Die durchaus kompetent zusam-
mengetragenen Fakten verkommen
zum Fundament einer Gruselshow
mit ernstem Hintergrund. Glanzlich-
ter wie die aufwändige virtuelle
Rekonstruktion des Malefizhauses
oder der verlesene Juniusbrief
werden leider zum Mittel zum
Zweck degradiert. An die Stelle
seriöser Aufklärung rückt das
Bemühen, der katholischen Kir-
che eins überzubraten. Zudem
begeben sich die Initiatoren
durch den mehrfachen Ver-
gleich der Hexenverbren-
nung mit dem Holocaust
unnötig auf sehr dünnes
Eis. Weniger wäre mehr:
weniger Indoktrinati-
on, mehr Freiraum für
die Quellen. Dazu eine Er-
gänzung der Computeranimationen um
physische Exponate wie die Prozessakten,
die vor einem Jahr in der Staatsbibliothek zu
sehen waren: so könnte es was werden mit
der längst überfälligen Dokumentation ei-
nes dunklen Kapitels Bamberger Geschichte..
[hb]
dieZWIEBEL10/2013 erlebt
„BamBErGErmaLEr“
Vernissage zur Ausstellung, Katzheimer Stra-
ße 3, 13.9.2013
Katzheimer, Scheubel, Mattenheimer und
Treu sind die bekannten und berühmten
Bamberger Maler des 15. bis 19. Jahrhun-
derts. Jetzt versammeln sie sich in einem
Ausstellungsraum im Malerviertel, dessen
Straßen in den 1980er Jahren nach den Ma-
lerdynastien benannt wurden.
Während die Originale der Portraits, Stillle-
ben und Altarbilder in den Archivarien der
Museen der Stadt Bamberg oder der evange-
lischen Stephanskirche zu finden sind, gibt es
in der Ausstellung Fotokopien auf Pappkar-
ton und Kreide- bzw. Aquarell-Zeichnungen
auf buntem Papier, die Kinder von den jewei-
ligen Werken im Rahmen des Projekts „Muse-
um meets Malerviertel“ in Zusammenarbeit
mit der Volkshochschule Bamberg geschaf-
fen haben.
Insgesamt zehn Kinder haben über mehrere
Wochen hinweg an dem Projekt mitgear-
beitet, sind vom Domberg zum Malerviertel
mit Aquarellblock und Malfarben unter dem
Arm gepilgert und haben zusammen mit ih-
ren Müttern in der Volkshochschule ihre Ver-
sionen und Visionen der Gemälde zu Papier
gebracht. Herausgekommen sind Werke klei-
ner Künstler, die in jeder Hinsicht erfrischend
und farbenfroh auf den Betrachter wirken.
Wie intensiv sich die Kinder mit den Bildern
auseinandergesetzt haben, ist deutlich spür-
bar. In den Ecken des quadratischen Ausstel-
lungsraumes, der erstaunlich viele Exponate
beherbergt, befinden sich zudem Druckfah-
nen, die die Schaffensgeschichte der jeweili-
gen Malerfamilie erzählen.
Der Besucher erfährt einiges, was dem ei-
nen oder anderen bis dato relativ unbekannt
gewesen sein dürfte. Etwa, dass Wolfgang
Katzheimer im 15. Jahrhundert als einer der
bedeutendsten Maler in der Zeit vor dem
Nürnberger Albrecht Dürer galt oder dass
Catharina Treu im späten 18. Jahrhundert für
Ihre Stillleben auch außerhalb der Tore Bam-
bergs geschätzt wurde und mit ihren Bildern
schon damals ein ungewöhnlich gutes Salär
verdiente, was ihr zudem eine Stelle als Pro-
fessorin an der Kunstakademie Düsseldorf
einbrachte.
Auch Joseph Hemmerlein, der als Gründer
der Städtischen Kunstsammlung im aktu-
ellen Jubiläumsjahr der Museen der Stadt
Bamberg besonders gefeiert wird, ist als
Portrait-Reproduktion und Aquarell von Kin-
derhand zu vertreten. Hemmerleins Mutter
Maria Anna entstammte ebenfalls der Maler-
dynastie Treu.
Eine abgespeckte Variante der Ausstellung
soll künftig in der Sparkassen-Filiale neben-
an dauerhaft zu sehen sein. Auch wird die
Ausstellung in den Räumen der VHS gezeigt,
bevor die Bilder der Kinder ihren Weg ins Mu-
seum finden und dort neben den original
Gemälden der Bamberger Maler ausgestellt
werden – allerdings dann ebenfalls als Repro-
duktionen. [dp]
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1/27
578.
paarweise dieZWIEBEL10/2013
30
dieZWIEBEL10/2013 paarweise
(K)ein bisschen spießig
Seitdem Harry Luck in seinem Buch „Wie
spießig ist das denn?“ ein Loblied auf den Fil-
terkaffee geschrieben hat, bekommt er nur
noch frisch aufgebrühten Kaffee serviert. Die
Kurzarmhemden, die er in den letzten 17 Jah-
ren in München niemals in der Öffentlichkeit
getragen hätte, führt er in Bamberg mit Stolz
aus, und Dialoge aus seiner Derrick-DVD-
Sammlung zitiert er aus dem Stegreif. Fast
zeitgleich mit dem kurzweiligen Sachbuch
des 41-jährigen ist auch das Buch seiner Frau
Nadine erschienen. „Babyverrückt“ heißt es
und präsentiert hinter einem rosafarbenen
Einband witzige Episoden aus dem Leben
einer (werdenden) Mutter. Vielmehr noch:
Töchterchen Antonia, die im Oktober zwei
Jahre alt wird, kann darin später einmal ge-
nau nachlesen, wie das bei ihren Eltern war,
bevor sie auf die Welt gekommen ist: von der
Zeugung bis zur Geburt.
Die Detailfreude seiner Gattin macht Har-
ry Luck ein wenig verlegen. Doch auch ohne
dass die ihren „Schatz“ in dem Buch immer
wieder ihre Hand ergreifen lässt, merkt man
schnell, dass Harry Luck ein sehr freundlicher
Zeitgenosse ist. Überhaupt hätte man sich
einen Besuch bei einem Münchner Autoren-
ehepaar ganz anders vorgestellt: mehr schi-
ckimicki und weniger liebenswert. Die beiden
sind mindestens genauso aufgeregt wie ihr
Besucher. Nur Töchterchen Antonia hat die
Ruhe weg und schmiert sich zufrieden lä-
chelnd Pudding auf die Strumpfhose.
Man kann sich gar nicht vorstellen, dass Har-
ry Luck noch vor eineinhalb Jahren bei Focus
online (mindestens) Zehn-Stunden-Schich-
ten geschoben hat und seine Familie kaum
sah. Die 37-jährige Nadine Luck wiederum
versprüht eine niederbayerische Herzlichkeit,
die ebenfalls nicht in das Bild einer Karriere-
frau passen mag.
Aber damit sind wir eigentlich schon beim
Thema: Harry Luck mag es nicht, wenn Men-
schen in bestimmte Schubladen gepresst
werden, nur weil sie diese und jene Eigen-
heiten besitzen. Darum hat er auch das Buch
„Wie spießig ist das denn?“ geschrieben.
Ein Autor in der Familie ist schon et-was Besonderes. Aber gleich zwei? Macht man sich da nicht gegensei-tig den Ruhm streitig? Das Auto-renehepaar Nadine und Harry Luck scheint sich die Lorbeeren aufzutei-len. Sie schreibt über Babybäuche, Schwangeren-Hysterie und Mut-terwerden. Er über Pauschalurlaub, Filterkaffee und Bausparverträge. Was so unterschiedlich klingt, passt prima zusammen. Harry und Nadi-ne Luck sind gemeinsam und als Au-toren – jeder für sich – erfolgreich.
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paarweise dieZWIEBEL10/2013
Denn spießig sein bedeute nicht automatisch kleinkarierte Lange-
weile. „Ich appelliere an ein neues Selbstbewusstsein, sich nicht von
Trends und Modepäpsten diktieren zu lassen, was für einen gut ist,
sondern das für sich selbst herauszufinden.“ Der Autor mag Stoffta-
schentücher, Zahnputzbecher, ist ein leidenschaftlicher Müll-Trenner
und mag süßen Wein und Likörchen. „Es ist toll, dass er auch so Mäd-
chen-Sachen mag. Das kannste nicht mit jedem machen“, sagt Nadine
Luck lachend.
sPIEssErBuchInELtErnZEIt
Wenn man so will, leben die beiden auch ein spießiges Familienmo-
dell. Papa Harry arbeitet Vollzeit als Pressesprecher des Erzbistums
Bamberg. Mama Nadine ist zuhause bei Antonia und arbeitet von
dort als freie Journalistin. Anfang 2014 erwarten sie ihr zweites Kind.
Nach Antonias Geburt hat Harry Luck fünf Monate Elternzeit genom-
men und in der Zeit, als seine zwei Frauen Mittagsschläfchen hielten,
sein Spießerbuch geschrieben. „Er ist eine Maschine“, sagt Nadine
Luck lächelnd mit einem Seitenblick auf ihren Mann. „Naja, ich habe
den Vorteil, dass ich mich hinsetzen und sofort losschreiben kann. Ich
brauche nicht erst Zeit, mich ins Thema hineinzufinden. So wie andere
den Keller aufräumen, schreibe ich ein paar Seiten“, erklärt der. Bei 21
Büchern in 15 Jahren war eine gewisse Zielstrebigkeit zu vermuten.
Die beiden reden oft über neue Ideen, suchen nach Themen oder feilen
gemeinsam an einem griffigen Buchtitel. Als Konkurrenten empfinden
sie sich dabei nicht. „Wir schreiben ja nicht beide Krimis, sondern ma-
chen verschiedene Sachen“, sagt Harry Luck. Seine Frau ergänzt: „Ich
finde gut, was er macht. Darum fällt es mir leicht, seine Kritik anzu-
nehmen.“ Die 37-Jährige hat schon immer am liebsten über das ge-
schrieben, was sie gerade beschäftigt. Erst über die Karriere, jetzt über
das Muttersein. Natürlich ist nicht alles, worüber sie in „Babyverrückt“
schreibt, 100 Prozent autobiografisch. Harry Luck hofft, dass das den
Lesern bewusst ist. Nadine Luck wiederum hat ein klitzekleines biss-
chen Angst vor der Reaktion ihrer Eltern (das Buch erschien erst am
30. September) – schließlich beginnt ihr Werk konsequenterweise mit
einem Kapitel über das Thema Zeugung. Aber keine Sorge: Intelligen-
ter Witz und die Auflösung so manchen gängigen Halbwissens halten
das Niveau konstant oben.
EInsPIEssErOhnEschrankWanD
Die kleine Familie ist vor kurzem vom Bamberger Markusplatz in ei-
nen der Neubauten auf der Erba-Insel gezogen. Dort musste Harry
Lucks geliebte Wohnzimmer-Schrankwand großen Fensterfronten
weichen. Seitdem er außerdem eine Elektrozahnbürste besitzt, hält
er auch den Zahnputzbecher für entbehrlich. Im Gegenzug versucht
seine Frau, eine ihrer „spießigen“ Attitüden abzulegen. „Ich klatsche
immer, wenn das Flugzeug gelandet ist“, gesteht sie. Bisher war Harry
Luck nie schnell genug, sie daran zu hindern. Apropos schnell: Kaum
sind die Bücher auf dem Markt, denken die beiden schon über neue
Projekte nach. Harry Luck hat die Arbeit an einem Thriller für einen
katholischen Jugendbuchverlag bereits so gut wie abgeschlossen.
Nadine Luck feilt an einer „Mutter-Kind-Idee“. Bisher hat sie aber aus-
gerechnet ihre Schwangerschaft daran gehindert, diese umzusetzen.
„Seitdem ich wieder schwanger bin, bin ich immer so müde“, stöhnt
die 37-Jährige. Ihr Mann kann sich ein Grinsen nicht verkneifen: „So-
lange Du schläfst, habe ich Zeit zu schreiben.“ [kk]
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dieZWIEBEL10/2013 paarweise
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Nadine Luck stammt aus Eggenfelden in Niederbay-
ern. Sie begann ihre journalistische Karriere beim
Münchner Merkur, wechselte später zur Münchner
Abendzeitung und war acht Jahre lang Chefredak-
teurin des Münchner Unimagazin Mayers. Bis zur
Geburt ihrer Tochter Antonia im Oktober 2011 be-
schäftigte sie sich vor allem mit den
Themen Karriere, Finanzen und Exis-
tenzgründung. Ihre Beiträge erschie-
nen unter anderem bei Focus Online
und in „Das Haus“. Bis sie ihrem Mann
nach Bamberg folgte, arbeitete die
Freie Journalistin von 2006 bis 2012
in Teilzeit als Pressebetreuerin einer
Münchner Kultureinrichtung.
Buchveröffentlichungen:
2013 „Babyverrückt“, Südwest Verlag
München
2011 „Selbstständig in Teilzeit“, Linde-
Verlag Wien
2005 „PraktikumsKnigge“, Clash-
Verlag München
harryLuck
Der Journalist und Autor Harry Luck ist in Remscheid
aufgewachsen. Nach einem Redaktionsvolontariat
beim Remscheider General-Anzeiger startete er sei-
ne Karriere in München. Dort war er unter anderem
Nachrichtenredakteur beim Bayerischen Rundfunk,
Korrespondent der Nachrichtenagentur AP und Lan-
desbüroleiter Bayern der ddp Nach-
richtenagentur. 2004 wurde er Res-
sortleiter der Abendzeitung, machte
danach noch einen Abstecher zur ddp
und fing 2006 in leitender Stellung
bei Focus Online an. Seit 2012 ist Har-
ry Luck Pressesprecher und Leiter der
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im
Erzbistum Bamberg.
1998 erschien mit der Politiksatire
„Das schwarze Parteibuch“ sein
Erstlingswerk als Autor. Es folgten
20 weitere Bücher. Seit 2005 liegt
der Schwerpunkt des eingefleischten
Derrick-Fans auf Krimis. Jetzt ist sein
Sachbuch „Wie spießig ist das denn?“
erschienen. Mehr unter harryluck.de
34
gelesen dieZWIEBEL10/2013
Schwerlich lässt sich dieses Buch ohne innere Anteilnahme lesen. Unweigerlich kommt der Gedanke, was ist wahr, was ist falsch? Und: wie viel Glauben dürfen wir den Medien, den Politikern und ihren Aussagen schenken? Der frühere Bun-destagsabgeordnete Jürgen Todenhöfer berichtet in „Du sollst nicht töten“ von seinen Erfahrungen und Erlebnissen in Kriegsregionen. Im Mittelpunkt stehen seine Besuche im Mittleren Osten in den Jahren 2011 bis 2013. Er verbrachte dort rund sieben Monate und verfolgte den fundamentalen Umbruch in diesen Staaten unmittelbar. Durch zahlreiche
Reisen kennt der Autor diese Länder, hat Verbindungen aufgebaut, enga-giert sich im humanitären Bereich. Er
fährt in Städte, die in der Weltpresse als „von zahllosen Panzern abgeriegelt“ beschrieben werden, führt Gespräche mit Zivilisten, Soldaten, Studenten und erlebt eine andere Alltäglichkeit als sie in den Medien dargestellt wird. Er gerät mit seinen Begleitern in lebensbedrohli-che Situationen und erlebt Augenblicke des Glücks und des Friedens. Bei allem, was ihm widerfährt, stellt sich der Autor die zentrale Frage: „ Warum ist das, was im eigenen Land ein schändliches Ver-brechen ist, außerhalb der Grenze eine Heldentat?“ und tritt damit vehement der Haltung der westlichen Staaten ent-gegen. [bp]
War es wirklich Selbstmord? Der Student Markus Nielson wird erhängt in seiner Wohnung gefunden, sein Abschiedsbrief lässt eigentlich keinen Raum für Zweifel – nur seine Mutter ist überzeugt davon, dass ihr Sohn ermordet wurde. Ihr zulie-be ermittelt Thomas Andreasson weiter und stößt dabei auf eines des düstersten Kapitel schwedischer Geschichte. Auf einmal überstürzen sich die Ereignisse, weitere Menschen werden ermordet. Was ist es, das die Toten miteinander ver-bindet? Dramatische Ereignisse der alten Militärbasis auf der Insel Korsö Anfang der 70er Jahre geraten immer mehr ins Zentrum der Ermittlungen. Doch Autorin Viveca Sten führt ihre Leser nicht allein in die tiefsten Abgründe der mensch-lichen Seele, ihr gelingt es ganz leicht und nebenbei zwischenmenschliche
Beziehungen und privates Liebesglück in die Handlung einfließen zu lassen. Und nicht zuletzt ihre stimmungsvolle Schilderung der Stockholmer Schären-inseln machen diesen fesselnden Krimi zu einem gelungenen Lesevergnügen. [sb]
Kenia 1926: Wie hatte sie jemals hoffen können, Bea zu übertrumpfen? Mit einer Mischung aus Liebe und Verzweiflung tritt Addie ihrer schönen Cousine in der afrikanischen Hitze entgegen. Dann fällt
ihr Blick auf Frederick – und sie erstarrt: fünf Jahre in fünf Minuten ausgelöscht. New York 1999 – Clementine sitzt am Sterbebett ihrer geliebten Großmutter, die sie auf einmal hartnäckig „Bea“ nennt. Wer war diese Bea? Für Clemen-tine beginnt eine faszinierende Spuren-suche in der Vergangenheit, sie stößt auf ein Familiengeheimnis, das 1906 auf
dem englischen Landsitz Ashford Park seinen Anfang nimmt. Autorin Lauren Willig gelingt eine spannende Zeitreise durch das 20. Jahrhundert: Geschickt verknüpft sie Pracht und Verfall des englischen Hochadels vor dem ersten Weltkrieg mit der abenteuerlichen Exo-tik Afrikas in den 20er Jahren bis hin zum modernen Großstadtdschungel New York kurz vor dem Jahrtausendwechsel. Eine wunderbare Familiensaga fürs Herz, die aber zu keiner Zeit in den Kitsch ab-driftet. [sb]
Jazz: Musik von unten. Die Anfänge des Blues auf den Baumwollfeldern, die Jazzclubs der Farbigen in Zeiten der Rassentrennung, und heute: da sind hauptberufliche Jazzmusiker noch im-mer ganz unten, kaum einer kann von seiner Musik leben. Das spiegelt sich in den Auftrittsorten wider: niemand baut eine Konzerthalle für den Jazz. Keine hochsubventionierten Paläste, sondern kleine, enge Räume, oft in Eigenarbeit ausgebaut, von Enthusiasten, die ihrer Musik Raum geben wollen. Vielerorts entstanden so kleine, intime Spielstät-ten, auch in Bamberg. Der Jazzkenner und Journalist Oliver van Essenberg erzählt in seinem aktuell erschienenen Buch die Geschichte des Jazzkellers zu dessen 40-jährigem Bestehen – und die des Jazz in Bamberg. Letzterer kam nach dem Krieg mit den Amerikanern in die Stadt, und junge deutsche Mu-siker, die nach neuen Wegen suchten, ihre Kreativität auszudrücken, sogen ihn
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GELEsEnOKTOBER 2013
35
dieZWIEBEL10/2013 gelesen
förmlich auf. Bamberger Pioniere wie Tex Döring und Max Kienastl kommen in dem lesenswerten Buch mit CD zu Wort und zu Ton, und der Rückblick auf die Gründungszeit ist eine liebevolle Senti-mental Journey. Ein engagiert geführter Jazzclub, wobei auch die Querelen, die es zeitweise gab, nicht ausgespart wur-den, ist auch für internationale Musiker attraktiv. Und die hatte man in den ver-gangenen Jahrzehnten reichlich, daher ist es nur logisch, dass Stammgäste wie Laco Deczi oder Tony Lakatos den beige-legten Tonträger bereichern. Sehenswert auch die Fotografien aus 40 Jahren Jazz-keller von Werner Kohn und weiteren. Bamberg-Bücher zeichnen sich häufig durch den großen Rundumschlag aller Sehenswürdigkeiten aus. Eine schöne
Abwechlsung, wenn mit dem Jazzkeller-Buch auch einmal ein Kleinod der Stadt angemessen gewürdigt wird. [hb]
Durch die Lüfte schwirren Gnome und pfeilschnelle Vogelwesen. Gemeinsam mit ihnen zieht Eberhard Sommerfeld in den Kampf gegen die russische und itali-enische Mafia. In Sommerfelds Kopf pas-sieren die seltsamsten Sachen – denn er sieht Dinge, die es gar nicht gibt. Eber-hard Sommerfeld leidet an einer Psy-
chose. In seinem Erstlingswerk „Wahn“ erzählt Christof Kessler, Neurologe und Spezialist für Hirnerkrankungen, Ge-schichten aus der Praxis mit echtem Gän-
sehautfaktor. Da wird aus einem seriösen und überaus höflichen Mann plötzlich ein hemmungsloser Busengrapscher – ein Hirntumor genau an dem Ort, wo normalerweise die niederen Instinkte im Zaum gehalten werden, ist Auslöser für die plötzliche Wesensveränderung. Kesslers Erzählungen sind erschütternd, anrührend und mitunter auch komisch. Vor allem aber wecken sie Verständnis für das, was passieren kann, wenn das Hirn plötzlich krank wird. [sb]
Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist der Umweg. Nach dieser Devise nutzt „der Interviewer“ die Chan-ce, zum Gespräch mit dem berühmten Filmproduzenten Helmut Erlenberg vorgelassen zu werden, zunächst über-haupt nicht. Keinen Ton bringt er heraus, keine Frage. Warum auch, der alte Mann
sprudelt ja von selbst. Nur erfährt der Reporter nichts von Bedeutung, schon gar nicht zu dem neuen, geheimnisum-witterten Weltkriegsprojekt mit Nicole Kidman. Die Redaktion ist verzweifelt, „der Interviewer“ auch. Doch die Geduld zeichnet ihn aus und öffnet das Herz des Befragten millime-terweise. Wie einen Sohn nimmt der den jungen Mann mit auf eine Reise durch seine Geschichte in Hollywood, die auch unsere ist, die wir seit Jahrzehnten durch dessen Produkte unterhalten und ge-prägt werden. Und plötzlich ist der Fra-gesteller ganz nah dran am alten Profi.Ein spannender Dialogroman, eine Le-benserzählung aus erster Hand von Mat-thias Göritz, aktueller Stipendiat der Villa Concordia. [hb]
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Astrid Rosenfeld liestAm 25. Oktober um 19.30 Uhr liest Astrid Rosenfeld
aus ihrem lang ersehnten
zweiten Roman
Elsa UngeheuerEin Ensemble unvergesslicher
Figuren, eine Geschichte voller
Tragik, Humor und Liebe
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scharlotte dieZWIEBEL10/2013
Scharlottes WeltZWIEBELmustErPLauEnErsPItZE
Unlängst hat der TTL- Fachmarkt in Hallstadt
seine Neueröffnung gefeiert: mit einem gro-
ßen Fest und einer noch größeren Attraktion
– einer Gardinenmodenschau. Ja, Sie haben
richtig gelesen. Die Damen und Herren auf
dem Laufsteg trugen tatsächlich am Körper,
was normalerweise vor den Fenstern hängt.
Egal ob Trachtenmode, klassisch-elegant
oder Dirndl-Scheibengardinen: Die Unikate
wurden von TTL-Näherinnen selbst angefer-
tigt und im Anschluss versteigert. Mir per-
sönlich hat das Hochzeitskleid aus Plauener
Spitze am besten gefallen. Zum einen, weil
ich an diesem Nachmittag selbst Weiß getra-
gen habe. Zum anderen, weil es diese Spitze
auch mit Zwiebelmuster gibt.
Ich hatte mich an diesem Nachmittag extra
aufgezwirbelt, um als Stargast über den Cat-
walk zu rollen. Aber das Wetter spielte nicht
mit. Ich weiß, bei nass-kaltem Herbstwetter
kann man sich das kaum vorstellen. Aber
„damals“ (vor wenigen Wochen) brannte die
Sonne so heiß auf den Laufsteg, dass sich die
Models bei einem Probedurchlauf die Füße
verbrannten. Statt Druckblasen von zu unbe-
quemen Schuhen gab es Hitzebläschen, weil
die Schönen ihre Füße beim Barfußlauf scho-
Die Welt sieht anders aus, wenn man sie mit den Augen einer Zwiebel betrachtet. Aber hat eine Zwiebel überhaupt Augen? Scharlotte schon – und mit denen sieht sie das Leben in unserer Stadt aus einem ganz eigenen Blickwinkel.
nen wollten. Das ging nach hinten los. Aber
immerhin endete ich nicht vor aller Augen als
Röstzwiebel. Und eine Modenschau mit Mo-
dels in flachen Riemchensandalen statt High
Heels sieht man ja auch nicht alle Tage.
Statt Ruhm habe ich als Erinnerung nur ein
Gruppenfoto behalten – umringt von den
Schwestern Nadine, Nicole und Isabell Zugel-
der und der schönen Vilma. Die hätten mich
bestimmt nicht so charmant angelächelt,
wenn ich selbst gelaufen werde. Wer will sich
schon von einer Zwiebel in den Schatten stel-
len lassen. [kk] Foto
: Kat
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dieZWIEBEL10/2013 lebenswertesFo
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Klein Venedig in Hof359 Tage im Jahr fristet Hof eher ein Mauerblümchenda-sein ganz im Nordosten Oberfrankens – doch Ende Ok-tober steht die Kleinstadt für ein paar Tag in einer Reihe mit den großen Filmfestspielstädten Venedig, Cannes oder Locarno.
Vom 22. bis 27. Oktober jähren sich zum
47. Mal die Internationalen Hofer Filmtage:
Dann geben sich wieder Filmproduzenten,
Regisseure und Schauspieler aus aller Welt
die Klinke in die Hand. Auftakt der Veranstal-
tung ist der Film „Die Frau, die sich traut“ von
Marc Rensing mit Steffi Kühnert („Das weiße
Band“, „Halt auf freier Strecke“) in der Haupt-
rolle. Damit fällt zugleich der Startschuss für
den sechstägigen Filmmarathon – echte Pro-
fis schaffen locker vier, fünf Streifen am Tag.
Wichtig ist nur, sich rechtzeitig einen Über-
blick zu verschaffen, die entsprechenden Kar-
ten zu besorgen und sich einen Sitz- bzw. zur
Not auch Stehplatz zu ergattern. Und keine
Panik, hier macht keiner schlapp: vor den Ki-
nos kann man sich jederzeit mit einer fränki-
schen Bratwurst und einem Seidla Bier stär-
ken. Das ist dann halt doch der kleine, aber
feine Unterschied zu Venedig und Co. [sb]
Aktuelle Infos und Spielpläne unter
www.hofer-filmtage.com
lebenswertes dieZWIEBEL10/2013
Der Innenhof der Villa Kunigunde atmet Ruhe. Die Türen der Balkone sind weit geöffnet. Von hier oben sieht man den Garten – eine Pracht aus Blumen, Kräutern und Gemüse. Hier wird es also gelebt, das generationenübergreifen-de Wohnen. Ein hohes Ziel, das viele Wor-te und noch mehr Geduld braucht, um den Traum der Bewohner zu leben.
Präambel:
„Wir wollen einen Weg gehen, der es
uns erlaubt, in Würde alt zu werden,
und unseren Kindern, in Geborgenheit
und menschlicher Nähe aufzuwachsen.
Wir wollen alternativ zur traditionellen
Familienstruktur so leben, dass die Härten
des Alltags abgemildert und drohende
Isolation sowohl von alten als auch von
jungen Menschen verhindert werden.“
Zusammen ist man weniger allein
Renate Rupprecht führt
Besucher gerne über das
Gelände. An der Tür zu den
Wohnungen ist aber Schluss.
„Unsere Privatsphäre ist uns
heilig“, sagt Rupprecht.38 Foto
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dieZWIEBEL10/2013 lebenswertes
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Die Selbst-Beschreibung der Villa Kunigunde
als „gemeinschaftliches Wohnprojekt“ lässt
an eine Art Kommune denken. Warum auch
nicht: Gemeinschaftseigentum, demokrati-
sche Abstimmungen und eine ökologische
Lebensweise sind durchaus Dinge, nach de-
nen die Bewohnerinnen der Villa Kunigunde
(teilweise) streben.
Allerdings auf einer sehr alltagstauglichen
Ebene. Die Hausgemeinschaft nutzt gemein-
sam Waschmaschinen, teilt sich Gartengerät
und Werkzeug und ist stolz darauf, bei zehn
Wohneinheiten nur drei Autos zu besitzen.
Wer ein Auto braucht, fragt beim Nachbarn.
Die Bewirtschaftung des hauseigenen Ge-
müse- und Kräutergartens ist zwar Pflicht,
kann aber kaum als Selbstversorgung durch-
gehen. Außerdem sind den Bewohnerinnen
(in der Villa Kunigunde leben keine Männer,
aber dazu später) ihre Privatsphäre und Ei-
genständigkeit sehr wichtig. Jede führt ihren
eigenen Haushalt. Wer Gesellschaft möchte,
findet sie. Wer seine Ruhe braucht, lässt die
Tür zu.
„Keine von uns will in einer großen WG leben.
Jeder braucht eine Rückzugsmöglichkeit“,
sagt Ille Bintig. Die geborene Rheinländerin
ist neugierige Fragen über ihre ungewöhnli-
che Lebensform gewohnt. „Ich finde es klasse,
wenn man einfach nach nebenan gehen und
fragen kann, ob jemand Zeit für einen Kaffee
oder ein Schwätzchen hat“, erzählt sie. Davor
erst lange rumzutelefonieren oder durch die
Gegend zu fahren, sei nicht ihr Ding. „Spon-
tan ist am besten“, meint die Grafikerin. Die
55-Jährige hatte sich seit dem Ende ihres Stu-
Ille Bintig (links) und Renate Rupprecht haben
einen riesigen und wunderschönen Garten vor der
Haustüre. Die Zeit für ein Pläuschen im Grünen
finden sie aber viel zu selten.
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lebenswertes dieZWIEBEL10/2013
diums gewünscht, wieder in einer Art Stu-
dentenwohnheim zu leben. Mit dem Einzug
in die Wohnanlage am Mittleren Kaulberg im
Sommer 2006 ging dieser Traum in Erfüllung.
amanfanGstanDEInVErEIn
Die Initiatorin des Projekts ist Renate
Rupprecht. 2000 schied die heute 68-Jährige
aus dem Berufsleben aus. 2002 begann sich
die Bankerin mit Gleichgesinnten zu treffen,
um nach Alternativen zum isolierten Leben
in der Kleinfamilie, der Single-Wohnung oder
im Altenheim zu suchen. Sie wollte eine Form
des Gemeinschaftlichen Wohnens finden, in
der man nicht nebeneinander her, sondern
miteinander lebt. Mitte 2003 gründete sie
mit ihren Mitstreitern den gemeinnützigen
Vereine „WEGE Bamberg e.V. Verein für Ge-
meinschaftliches Wohnen“. WEGE steht für
Wohnen – Eigenständig – Gemeinschaftlich
– Engagiert. Die Aufgabe des Vereines ist
es, zu informieren und Mut zu machen, sich
den Herausforderungen der Zeit zu stellen
und sinnvolle Alternativen zu den üblichen
individualistischen Wohnformen und zu den
gängigen Alten- und Pflegeheimen oder Seni-
orenresidenzen zu schaffen.
Ihre Position als Sprecherin des WEGE-Ver-
eins bringt Renate Rupprecht in die unange-
nehme Lage, für etwas zu werben, das sich
bislang kein zweites Mal in Bamberg verwirk-
lichen ließ. „Viele Menschen sind begeistert
und wollen ein ähnliches Projekt machen.
Aber es findet sich in Bamberg einfach kei-
ne geeignete Immobilie“, erzählt Rupprecht.
Davon abgesehen sei es ein Full-time-job, ein
solches Großprojekt zu organisieren. Ende
2003 erhielt der WEGE-Verein das Angebot,
das ehemalige Senioren- und Pflegeheim
„Kunigundenstift“ zu kaufen. Damit begann
die konkrete Planungsphase. Bis die Finan-
zierung stand und die Baupläne endgültig
waren, vergingen eineinhalb Jahre, in denen
sich die Zusammensetzung der Gruppe der
künftigen Bewohner mehrfach änderte.
„Viele hatten Interesse und wollten mitma-
chen, aber als es dann um die Finanzierung
ging, waren nur noch wenige übrig“, sagt
Renate Rupprecht. Es ist das eine, theore-
tisch eine Rechtsform zu befürworten, die
es Menschen aller Einkommensschichten
ermöglicht, sich je nach ihren Möglichkeiten
und Fähigkeiten mit finanziellen Mitteln oder
Selbsthilfeleistungen einzubringen. „Die Villa
Kunigunde ist die Eigentümerin, die Mieter
sind gleichzeitig Gesellschafter der Kom-
manditgesellschaft. Das funktioniert so ähn-
lich wie eine Genossenschaft“, sagt Renate
Rupprecht. In der Praxis aber braucht es viel
soziale Verantwortung und Vertrauen, um
sich nicht zu fragen, ob es gerecht ist, dass
man selbst mehr zahlt als der andere.
kEInPfLEGEPrOGramm
Renate Rupprecht klingt jetzt streng. Es hat
sie geärgert, dass viele Rentner die Vision der
Villa Kunigunde als Pflegeprogramm inter-
pretieren wollten. „Wir wollen füreinander
da sein und aufeinander achten. Aber keiner
kann hier erwarten, dass er von der Gemein-
schaft betreut und gepflegt wird“, sagt Rena-
te Rupprecht. Ähnliche Erwartungen hatten
viele der alleinerziehenden Interessentinnen,
die in die Villa einziehen wollten. „Natürlich
wollen wir alleinerziehende Mütter unter-
stützen. Es ist immer jemand da, der nach
den Kindern schaut oder bei den Hausauf-
gaben hilft. Aber das soll nicht der einzige
Grund sein, hier zu wohnen.“ Vier Mütter mit
sechs Kindern waren es schließlich, die einzo-
gen.
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Elf Erwachsene und vier Kinder leben hier
gemeinsam. Die Altersspanne reicht von 13
bis 76 Jahre. Renate Rupprecht ist die Zweit-
älteste. Manchmal findet sie es anstrengend,
ständig um Kompromisse ringen zu müssen.
„Wir haben uns lieb und dann wieder nicht“,
sagt sie und möchte dann lieber wieder über
Grundsätzliches sprechen. „Gemeinsam
meistert sich das Leben leichter“, sagt sie we-
niger später. Der Großteil der Frauen ist zwi-
schen Ende 40 und Ende 50. Warum eigent-
lich nur Frauen und keine Männer? Renate
Rupprecht zuckt mit den Schultern und sagt:
„Die einen haben sich nicht getraut. Die an-
deren haben erwartet, dass man sich um sie
kümmert und sie bemuttert.“
Beides sind keine guten Voraussetzungen für
ein Leben in der Villa. Hier muss jede(r) mit
anpacken. Zu den Pflichten gehören das Put-
zen der gemeinsam genutzten Räume und
das Schneeräumen. An der Bewirtschaftung
und Pflege des Gartens mit seinem Hühner-
gehege und Gemüse- und Kräuterbeeten
sollte sich jeder beteiligen. Genauso an der
monatlichen Versammlung. Noch wichtiger:
Jede Entscheidung zur Nutzung des Gar-
tens wird gemeinsam getroffen. „Da rumst
es schon mal“, sagt Ille Bintig. Doch wäh-
rend man unliebsamen Nachbarn in einem
„normalen“ Mietshaus aus dem Weg gehen
kann, muss man sich in der Villa Kunigunde
miteinander auseinandersetzen – so lange,
bis ein Kompromiss gefunden ist. Mit dem
Einzug verpflichtet man sich zu einem guten
nachbarschaftlichen Miteinander. „Das Pro-
blem ist, das wir nie gelernt haben, struktu-
riert zu streiten“, sagt Renate Rupprecht und
ein kleiner Seufzer schleicht sich zwischen
ihre Worte. „Es ist ein unendliches Lernfeld.“
Trotzdem: So wie ihre Nachbarinnen ist sie
eingezogen, um in der Villa Kunigunde alt zu
werden. „Alles in allem läuft es nämlich er-
staunlich gut.“ [kk]
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dieZWIEBEL10/2013 ausgestellt
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bamberger kulturleben dieZWIEBEL10/2013
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„IchGEhEEInstückmItDIr“
Hospiz heißt Gastfreundschaft – man wird ein Stück auf seiner Reise freundlich aufgenommen und begleitet. Auch wenn es der letzte Weg sein sollte…
Anlässlich des Welthospiztages lädt der Hospizverein Bamberg
e.V. am 16. Oktober zu einem Kinotag im Odeon ein. Unter dem
Motto „Lebenswege ... ich gehe ein Stück mit Dir“ laufen die
zwei Filme „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ (10 Uhr,
kostenfrei, mit Anmeldung v.a. für Schulgruppen) und „Liebe“
(18 Uhr, Eintritt 3 Euro). Beide zeigen sensibel und vorurteils-
frei den Umgang mit Alter, Krankheit, Sterben und Tod. Gerade
weil dies so elementare Themen für jeden Menschen sind, bie-
tet der Hospizverein jeweils im Anschluss eine Gesprächsrunde
mit seinen Seelsorgern, Mitarbeitern und Trauerbegleitern so-
wie erfahrenen Medizinern an. Beim regen Austausch soll Mut
gemacht werden, den Blick auf hilfsbedürftige Mitmenschen
zu richten – oft sind es ja nur kleine Gesten, die aus einem
schlechten Tag einen guten Tag machen. Weiteres Thema ist
die Unterstützung der engsten Angehörigen, denn die Pflege
und Begleitung eines sterbenden Menschen ist eine unglaub-
liche psychische und physische Belastung. Was das für die Be-
troffenen wirklich bedeutet, dürfte der oskarprämierte Film
„Liebe“ den Gästen an diesem Abend besonders einfühlsam
mit auf den Weg geben. [sb]
stErBEnBEVOrmanLEBt
Wenn man ein Kind verliert, verliert man auch ein Stück Zukunft. Die unsagbare Leere und Fas-sungslosigkeit von Eltern fehl- und totgeborener Kinder lässt sich nicht in Worte fassen. Der Tod zu Beginn des Lebens trifft mit voller Wucht, völlig unerwartet. Er provoziert Schuldgefühle, Fragen und Vorwürfe – er ist einfach nicht (be-)greifbar.
Unter dem Motto „Wenn Leben und Tod zusammenfallen“ ver-
sucht eine Austellung im Bistumshaus St. Otto vom 1.10. bis
23.11.2013, sich diesem Thema anzunähern. Begleitet wird die
Ausstellung von einem umfangreichen Programm für betrof-
fene Eltern, aber auch Seelsorger, Betreuer und Angehörige.
Beispielsweise der Film „Mein kleines Kind“ von Katja Baum-
garten – die Dokumentarfilmerin und Hebamme erzählt ihre
eigene, ganz persönliche Geschichte: wie festgestellt wurde,
dass ihr Sohn schwerstbehindert sein würde, sie sich gegen
eine Abtreibung entscheidet und ihr Kind dann kurz nach der
Geburt verliert. Ein anderer Abend widmet sich den trauern-
den Vätern, die ihre Gefühle oft verdrängen und deren Schmerz
dennoch tief in ihrer Seele verwurzelt ist. Darüber hinaus gibt
es Fortbildungen für die Leitung von Selbsthilfegruppen oder
für Trauerbegleiter. [sb]
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Foto
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dieZWIEBEL10/2013 lebenswertes
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Zuhause in der
Die Sutte im Bamberger Westen verläuft pa-
rallel zur Maternstraße und bildet mit ihr zu-
sammen die Hauptverbindungsstraße vom
Kaulberg über das Knöcklein zum Jakobs-,
Michaels- und Domberg. Während die Ma-
ternstraße zu St. Jakob, St. Michael und dem
Domberg hinaufführt, gelangt man über die
Sutte wieder hinunter. Eine schmale, aber be-
liebte Straße, die im Mittelalter als Zufahrt
zur Domburg von großer Bedeutung war und
bis heute rege genutzt wird.
Mit freundlicher Unterstützung des Stadtar-
chivs war herauszufinden, dass die Herkunft
der ungewöhnlichen Namensgebung bis
heute nicht geklärt ist. So werden dem Wort
„Sutte“ im Mittelalter verschiedene Bedeu-
tungen zugesprochen: etwa, eine siedende
Flüssigkeit oder Salzlauge, ein Sumpfwasser
in tief gelegenem Gelände oder auch eine
Krankenstube.
Vieles deutet darauf hin, dass die letzte Be-
deutung zutreffend ist. So wird bei der Ma-
ternkapelle ein früheres Spital vermutet, das
zum Karmelitenkloster gehörte. Die Kranken-
stube des Klosters befand sich in unmittel-
barer Nähe der Straße anstelle der heutigen
Maternkapelle. Eine Sutte war damals kein
beliebter Ort, da es auf Grund der Arbeit der
Wundärzte und Bader dort schmutzig zuging.
Aber auch die Feuchtigkeit des Geländes, das
von drei Bächen durchzogen wird, könnte für
den Namen eine Rolle gespielt haben.
Zu Zeiten des Mittelalters galt die Sutte als
Arme-Leute-Gegend mit kinderreichen Fami-
lien. Im Früh- und Hochmittelalter lag zwi-
schen Sutte und Domberg zudem der Hals-
graben, der zu dieser Zeit den Domberg vom
Jakobsberg schied. Im 16. Jahrhundert wurde
die Sutte von vielen Geistlichen bewohnt,
was auch im 17. Jahrhundert und später noch
der Fall war. Fürstbischof Johann Georg Fuchs
von Dornheim hat 1672 die Sutte 10 kurzer-
hand zum Hundshaus umfunktioniert. Nach-
dem sich die Anwohner wegen des Geheuls
und Gestanks beschwert hatten, musste der
fürstbischöfliche Jägermeister die Hunde des
Kurfürsten in den Koppenhof bringen. Später
ging das alte Hundshaus in der Sutte in den
Besitz des fürstbischöflichen Leibarztes über.
Auch im 18. Jahrhundert wurden einige der
Häuser von Bediensteten des fürstbischöf-
lichen Hofes bewohnt. So fanden der Hof-
zimmermeister, der Hofmusicus, der fürstbi-
schöfliche Trompeter, der Miniaturenmaler,
der Fasanenmeister auf Schloss Seehof, wie
auch der fürstbischöfliche Leibkutscher und
der Chorherr in der Sutte ihre Bleibe.
Im 19. Jahrhundert stieg die Gunst der Sutte
bei den Handwerkermeistern, die sich dort
niederließen: Tüchner, Schreiner, Zimmerer,
Dachdecker, Maurer, Häfner, Büttner, Schiffer,
Bäcker, Metzger – sie ließen die Sutte und das
Gebiet rund um die Matern erblühen. Von
Sumpf konnte fortan keine Rede mehr sein.
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bambergerkulturleben dieZWIEBEL10/2013
In trauter Verborgenheit
Ade, ihr Sommertage,
Wie seid ihr so schnell enteilt,
Gar mancherlei Lust und Plage
Habt ihr uns zugeteilt.
Wohl war es ein Entzücken,
Zu wandeln im Sonnenschein,
Nur die verflixten Mücken
Mischten sich immer darein.
Und wenn wir auf Waldeswegen
Dem Sange der Vögel gelauscht,
Dann kam natürlich ein Regen
Auf uns hernieder gerauscht.
Die lustigen Sänger haben
Nach Süden sich aufgemacht,
Bei Tage krächzen die Raben,
Die Käuze schreien bei Nacht.
Was ist das für ein Gesause!
Es stürmt bereits und schneit.
Da bleiben wir zwei zu Hause
In trauter Verborgenheit.
Kein Wetter kann uns verdrießen.
Mein Liebchen, ich und du,
Wir halten uns warm und schließen
Hübsch feste die Türen zu.
[Wilhelm Busch]
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Von Quelle zu Quelle
Wenn die Tage kühler werden und es im Alltag etwas ruhiger zugeht, bleibt mehr Zeit für das, was man im heißen, hektischen Sommer nicht geschafft hat: Wandern auf dem 13-Brauereien-Weg durch die „Fränkische Toskana“ zum Beispiel. Für Wanderfreunde und Bierkenner gleichermaßen ein Genuss.
Im Juni dieses Jahres wurde der 13-Brauerei-
en-Weg durch die „Fränkische Toskana“ der
Gemeinden Litzendorf, Memmelsdorf und
Strullendorf eröffnet und erfreut sich seither
wachsender Beliebtheit. Rund 50 Wanderer
zieht die von engagierten Bürgern konzipier-
te neue Bierroute wöchentlich in ihren Bann.
Auf dem 32 Kilometer langen Wanderweg
kommen sowohl Wanderfreunde als auch
Bierkenner auf ihre Kosten: zum einen wegen
der reizvollen, sanft-hügeligen Landschaft
am Übergang vom Regnitztal zum Fränki-
schen Jura, zum anderen wegen einer Bier-
vielfalt, wie es sie in den kleinen, meist über
Generationen hinweg geführten Brauereien
entlang des Weges nur hier in Franken gibt.
Der 13-Brauereien-Weg führt von Strullen-
dorf über Roßdorf am Forst, Geisfeld, Melken-
dorf, Lohndorf, Tiefenellern, Schammelsdorf,
Drosendorf, Merkendorf bis nach Memmels-
dorf. Urige Gasthäuser entlang des Weges
lassen manches Bierliebhaber-Herz höher
schlagen: Vom Pils über Lager bis hin zu
Weiß- und Rauchbier – die Vielfalt auf so en-
gem Raum ist einzigartig. Und saisonal gibt
es so manches Schmankerl: Beispielswei-
se das stärkende Bockbier im Herbst. Dazu
schmeckt ein leckeres Schäuferla mit Kloß,
eine deftige Brotzeit oder Hausmannskost
wie bei Muttern und als Abschluss ein selbst-
gebrannter Bierschnaps – hier wird man kuli-
narisch verwöhnt.
Schloss Seehof, Schloss Wernsdorf, die Dient-
zenhofer-Pfarrkirche St. Wenzeslaus in Lit-
zendorf und zahlreiche Skulpturen laden den
Wanderer ein, innezuhalten und eine Zeit-
lang zu verweilen. Auf zahlreichen Infotafeln
des sehr gut ausgeschilderten Weges findet
der Wanderer zudem allerhand Wissenswer-
tes über seinen aktuellen Standort und die
Vorzüge der Fränkischen Toskana.
Doch nicht nur für Wanderer, auch für Rad-
fahrer ist der 13-Brauereien-Weg interessant.
Wer schattige Bierkeller liebt, dem sei auch
die „Strullendorfer Bierkellerrunde“ durch
das Zeegenbachtal nach Amlingstadt, Werns-
dorf, Roßdorf am Forst, Leesten, Mistendorf
und Geisfeld ans Herz gelegt.
Brauereienvielfalt auf engstem Raum bietet
ein Tipp des Verkehrsverbunds Großraum
Nürnberg (VGN): Wer von Strullendorf nach
Tiefenellern wandert oder radelt, schlägt
immerhin „7 auf einen Streich“, also sieben
Brauereien auf 16 Kilometern (www.vgn.de/
wandern). Der VGN bietet auch an Sonn- und
Feiertagen bis zum 1.11. Busverbindungen in
die Fränkische Toskana an. [dp]
Weitere Infos zum Übernachtungsangebot
und anderen, auch barrierefreien Wanderwe-
gen und Radtouren in der „Fränkischen Tos-
kana“ gibt es unter Tel. 09505/8064106, tou-
[email protected] oder im Internet unter
www.fränkische-toskana.com
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dieZWIEBEL10/2013 genuss
Das Glas ist zart, es hat einen schlanken Fuß, goldfarben schimmert sein Inhalt und der formschöne Kelch dient der Entfaltung feinster Geruchs- und Aromastoffe: ein Hauch von Koriander, eine Prise Ingwer und auf jeden Fall auch eine prickelnde Cassis-Note.
Hopfen und Malz, den Frauen gefallt’s
Klingt ganz nach einem Gläschen Kir Roy-
al – stilvoll genossen an der Seite von Baby
Schimmerlos in irgend einer Münchner Schi-
ckeria-Bar! Weit gefehlt. Um mich herum
platziert ist vielmehr ein gutes Dutzend fröh-
licher Frauen, wir befinden uns im Bamberger
Café Abseits und trinken: Bier.
Bier? Nun, vielleicht ist das ein wenig un-
tertrieben. Denn wenn das zarte Geschlecht
schon einmal eine oft (und wie sich heraus-
stellen wird – zu unrecht) als Männerdomäne
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genuss dieZWIEBEL10/2013
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dieZWIEBEL10/2013 genuss
gepriesene Alkoholspezialiät verkostet, dann hat das wenig mit
Stammtischgesprächen bei deftiger Brotzeit und dicken Bierkrü-
gen zu tun.
Der Tisch ist eingedeckt mit feinsten Schokoladenspezialiäten:
weiß, Vollmilch, Zartbitter mit Chili, Himbeer- und Rumtrüffel.
Das Sommelierglas schimmert im Kerzenschein und ausgefallene
Bierflaschen – durchaus auch versiegelt mit Champagner-Korken
– warten auf ihren großen Auftritt.
Gastgeberinnen dieses Frauenabends der anderen Art sind Marion
Munz-Krines (Texterin und Produktmanagerin) und Lisa Luginger
(Journalistin und Biersommelière) – die beiden Damen repräsen-
tieren die Barley’s Angels in Bamberg, einen internationalen Frau-
enverein, der seiner Leidenschaft für Bier frönt. Wer nun vermutet,
auf eine feucht-fröhliche Variante von Tupper-Abend und Dessous-
Party zu treffen, sollte hiermit vorgewarnt werden: Bier verkosten
ist harte Arbeit.
Alle Teilnehmerinnen erhalten ein Arbeitsblatt, auf dem akribisch
Farbe, Geruch und Geschmack der einzelnen Biersorten festge-
halten werden. Nummer 1 auf der Liste ist HolladieBierfee – pas-
send für den heutigen Abend – ein weibliches Bier, kreiert von vier
fränkischen Nachwuchsbrauerinnen. Das Etikett verspricht einen
betörenden Duft nach Mandarinen, Ananas und Bitterorangen,
der „Körper“ sei wie weiße pralle Trauben mit einem Hauch von
Caramel und bittersüß. Wenn diese vier Braukünstlerinnen nicht
wissen, wie Frauen ihr Bier lieben! Also, los geht’s: Farbe betrach-
ten („leicht rötlich“), Geruch („etwas beerig, eine Spur Salbei und
Schafgarbe“) und dann langsam über die vier Geschmacksfelder
(süß, sauer, salzig, bitter) der Zunge gleiten lassen. Sorry, liebe Foto
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Fan Shop - Malz & MoreÖffnungszeiten: Mo - Do: 10.00 - 12.00 Uhr + 13.00 - 16.00 Uhr und Fr: 10.00 - 12.00 Uhr + 13.00 - 15.00 Uhr
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Bierfeen, aber bei mir dominiert eindeutig das bittere Geschmacks-
element – doch das lässt sich schnell ändern: mit der weißen oder der
Vollmilch-Schokolade schmeckt der edle Trunk gleich viel sanfter. Käl-
ter könnte es sein, finde ich. Biersommelière Luginger belehrt mich ei-
nes Besseren: beim Verkosten sollte die Temperatur zwischen 11 und
12°C betragen – dann können sich die Aromen und Geschmackstoffe
besser entfalten.
Weiter geht’s mit dem Kräutertrunk – klingt jedenfalls ziemlich ge-
sund. Und schmeckt auch so – bitter und leicht medizinisch erschme-
cke ich eine deutliche Minznote in Kombination mit Salbei. Mein Gott,
ich habe doch keinen Husten – also her mit der süßen Schokolade.
Ganz anders das folgende Andechser Doppelbock mit der hohen
Stammwürze: warm und dunkelfarben lockt der Inhalt des Glases,
malzig-hopfig perlt das Bier über meine geschmacksgeschärfte Zun-
ge – lecker, dazu ein Stückchen herbe Schokolade. Mmmh, ich kom-
me langsam im Stimmung. Gerade rechtzeitig, denn jetzt erhält die
Damenrunde doch noch männlichen Zuwachs: David Hertl, 23 Jahre
jung, frisch gebackener Braumeister und Special Guest an diesem
Abend. „Eigentlich dürfen nur Frauen bei den Barley’s Angels mitma-
chen“, erklären Luginger und Munz-Krines. „Es sei denn, sie sorgen für
das leibliche Wohl oder halten einen Vortrag.“ Nun, der junge David
tut beides und das mit feurigem Eifer: „Imperial Pumpkin Ginger Ale“
heißt das ungewöhnliche Produkt aus seiner Schlüsselfelder „Brau-
manufaktur“: Mir schmeckt es scharf, durch den beigefügten Ingwer
fast ein wenig pfeffrig, ich erahne etwas Koriander und staune über
beigefügten Hokkaido-Kürbis. Der Mann hat wirklich Fantasie. Zu
Harte Arbeit oder
fröhliche Party? Eine
Bierverkostung hat von
beidem etwas.
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dieZWIEBEL10/2013 genuss
dem immerhin 8,6%-igen Bier ein Stückchen
Chili-Zartbitter, und ich schwebe im siebten
Hopfenhimmel. Das liegt natürlich nicht zu-
letzt an der ausgefallenen Flasche: beiges
Steingut mit rotem Wachssiegel, handnum-
meriert („Die ganze Familie musste mitma-
chen“), und vor allem – wie auf dem orange-
schwarzem Etikett zu lesen ist – abgefüllt
unter Mithilfe des japanischen Fernsehteams
NHK. Das ganze für 8 Euro die Flasche. Als
Frau schätze ich die Geschichte im Glas und
schließlich trinkt das Auge auch noch mit –
ich kann nicht umhin, sofort eine Flasche von
dem goldenen Trunk zu erstehen: für den
Göttergatten daheim, damit auch er weiß,
welches Bier Frauen glücklich macht. [sb]
GanZhEIssaufBIEr?
Koriander, Ingwer und praller Traubenkörper mit Zitrusnoten. Wer hat da noch Lust auf ein schnödes „Normal-Bier“? Unser Tipp: Brauen Sie doch mal am hei-mischen Herd einen köstlichen Bier-Punsch. Positver Nebenef-fekt: Gerade wenn’s draußen kälter wird, wärmt es Körper und Seele.
Rezept Bierpunsch:
Zutaten (pro Portion):
1 frisches Ei
2 Eßlöffel brauner Zucker
1 Eßlöffel Zitronensaft
je 1 Prise Zimt und Ingwer
1 kleine Flasche helles Bier
je 1 Schnapsglas Sahne und Rum
Ei, Zucker, Zitronensaft und Gewürze unter
ständigem Rühren langsam erhitzen bis
eine dicke Creme entstanden ist. Nun das
Bier langsam hinzufügen, weiterrühren
bis der Sud heiß ist. Dann Rum und Sahne
beimengen, den fertigen Punsch in Gläser
füllen und genießen.
Lust auf mehr Bier? Einfach
zum nächsten Treffen der
Barley-Angels ins Cafè Abseits
gehen. Ein Tasting kostet 10
Euro, die Jahresmitgliedschaft
25 Euro. Anmeldung und
Kontakt: Lisa Luginger, rechts
([email protected]) oder
Marion Munz-Krines, links
anzeige dieZWIEBEL10/2013
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Mehr Platz für den
WirschingRaus aus der Innenstadt und näher am Feld: die Gärtnerei Eichfelder ist von der Egelseestraße in die Gundelsheimer Stra-ße umgezogen. Die erntefrischen Pro-dukte gibt es künftig auch im neuen Hof-laden. Wie etwa jetzt im Herbst Wirsing – aber natürlich nicht irgendeinen.
Der original Bamberger Spitzwirsing ist
eine von 25 verschiedenen Kulturen, dar-
unter auch die birnenförmige Bamberger
Zwiebel, die von der Gärtnerei Eichfelder
je nach Saison in der Gemüsetheke ver-
schiedener Lebensmittelmärkte in der
Stadt sowie am eigenen Stand auf dem
Bamberger Wochenmarkt zu haben sind.
Im Juli ist die traditionsreiche Gärtnerei
von der Egelseestraße in die Gundelshei-
mer Straße 76 umgezogen. „Vor allem aus
Platzgründen“, sagt Inhaber Hans-Jürgen
Eichfelder. Der Gemüseladen in der Egel-
seestraße bleibt aber weiter bestehen. Er
wird von Bruder Christian geführt.
Ganze 24 Hektar Feld bewirtschaftet
Gärtnermeister Hans-Jürgen Eichfelder
zusammen mit seiner Frau Michaela und
bis zu 20 Beschäftigten in der Hauptsai-
son. Auf dem 11.000 m2 großen neuen
Firmengelände in unmittelbarer Nähe
zu den Feldern gibt es jetzt zudem einen
Hofladen, in dem die Kunden die ernte-
frischen Gemüseerzeugnisse direkt vor
Ort kaufen können. Er wird im Oktober
eröffnet.
Ihren neuen Hofladen statten Eichfelders
nicht nur mit Salat, Kohl, Kürbis, Kartof-
feln, Kraut und Wurzel- und Saisonge-
müse aus. Auch Zusatzprodukte wie
Eier und Nudeln von anderen Erzeugern
aus der Region stehen hier im Regal. Die
Auswahl ist groß und die tägliche Frische
versteht sich von selbst.
„Momentan ist unser Wirsing besonders
gefragt“, sagt Ehefrau Michaela. Die be-
liebte Beilage zu Geflügel-, Rinder- oder
Schweinebraten wird derzeit für den
Winter eingekocht. Dem Bamberger
Spitzwirsing, einer verfeinerten Form des
runden Wirsingkopfes, wie es sie nur hier
in der Region gibt, wird eine luftig-zarte
und fein-weiche Geschmacksnote zuge-
sprochen. Er gilt als Spezialität und ist
eine der berühmtesten Gemüsesorten,
deren Anbau über Generationen hinweg
überliefert wurde. Bis heute züchtet die
Familie den Wirsing-Samen selbst und
jedes Jahr aufs Neue. Aus Tradition für
den Genuss. [dp]
rEZEPt-tIPPWIrsInGGEmüsE:
Alle Wirsingblätter (auch die äußeren) waschen,
vom Stiel in der Mitte lösen und in Salzwasser
kochen. Für den Farberhalt in sattem Grün etwas
Natron hinzugeben. Zerfallen die Blätter nach
10 bis 15 Minuten beziehungsweise lassen sie
sich zwischen den Fingern zerreiben, können sie
durch ein Sieb gedrückt oder püriert werden.
Je nach Geschmack mit etwas Brühe würzen
und für die typisch fränkische, cremige Variante
eine Einbrenne mit gedünsteten Zwiebeln
hinzuzugeben. Fertig. Guten Appetit!
Familienbetrieb in Bamberger Tradition: die
Gärtnerei Eichfelder, die mit dem Umzug in die
Gundelsheimer Straße einen Hofladen eröffnet.
Marktstand am Anfang der
Fußgängerzone in der Hauptwachstraße Foto
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In allen guten Getränke- und Lebensmittelmärkten erhältlich!
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ObstgroßmarktFränkische Schweiz e.G.Trattstraße 791362 Pretzfeld
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Kren, Grien oder Pfefferwurzel – der Meerrettich hat viele Namen. So vielseitig wie die Bezeichnungen ist auch die scharfe Wurzel selbst.
Ob als Beilage, im Brotaufstrich oder im Des-
sert – das jahrhundertealte Gewächs hat
einiges zu bieten. Deshalb widmet sich die
beliebte Tourismusregion Fränkische Schweiz
dem Meerrettich zur Erntezeit im Oktober ei-
nen ganzen Monat lang und lädt Gäste herz-
lich zum gemeinsamen Genießen der Kren-
Gerichte ein.
Zum 13. Mal veranstaltet die Tourismus-
zentrale Fränkische Schweiz das alljährliche
Feinschmecker-Ereignis „Scharfe Wochen“.
Gastronomen der Region kreieren für den
gesamten Monat Oktober eine eigene „Kren-
Speisekarte“, auf der mindestens drei Meer-
rettich-Hauptgerichte täglich angeboten
werden. Damit sich Besucher einen genauen
Überblick darüber verschaffen können, wel-
cher Gasthof welche Speisen anbietet, gibt
es auch in diesem Jahr wieder einen Sonder-
prospekt, in dem alle beteiligten gastrono-
mischen Betriebe der Fränkischen Schweiz
mit kompletter Adresse verzeichnet sind. Für
alle, die die schmackhaften Gerichte auch
zuhause nachkochen wollen, gibt es unter
www.fraenkische-schweiz.com/kren tolle Re-
zeptideen und alle weiteren Informationen
zu den Scharfen Wochen.
kOchkursEZumkrEn
Für alle, die endlich mehr über die scharfe
Wurzel und ihre Zubereitung wissen wollen,
bietet die Volkshochschule Forchheim au-
ßerdem spezielle Kochkurse an. Im Gasthaus
Sponsel in Kirchehrenbach kann man am 11.
Oktober 2013 bei einem Krenmenü mit einer
Lesung und musikalischer Umrahmung von
den Egloffsteiner Burgspatzen mit allen Sin-
nen genießen.
Informationen rund um Geschichte, Anbau,
Verarbeitung und Verwendung des schärfs-
ten und gesündesten aller regionalen Gewür-
ze gibt es im Meerrettich-Museum in Baiers-
dorf. Im schärfsten Museum der Welt erleben
Gäste die Welt der „magischen Wurzel“ als
ein Stück fränkisch-bayerischer Kultur- und
Wirtschaftsgeschichte.
Der Herbst ist scharfInDErfränkIschEn
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Konsequent Bio – da gibts nichts zu meckern
genuss dieZWIEBEL10/2013
Unsere Milch: wird pasteurisiert und im Fettgehalt na-
turbelassen, dadurch bleiben die wert-vollen Vitamine, Eiweiß und Calcium erhalten und die Milch und Milchpro-dukte, die wir daraus herstellen, haben einen vollmundigen Geschmack.
Unser Service: Frische Milchprodukte direkt vom Hof
auf den Tisch Direkter Kontakt zúm Erzeuger Qualitätsprodukt aus Ihrer Region Eier, Ziegenmilch und Ziegenmilchpro-
dukte in Bioqualität Amtliche Überwachung Garantierte Herkunft (artgerechte
Tierhaltung im Aussenklimastall)
Sollten Sie Fragen haben, geben wir Ihnen gerne Auskunft.
Ziegenhof StährEggolsheim/UnterstürmigTelefon: 0 95 45 / 50 90 22Email: [email protected]
Wenn der Sohn von seinem Kom-muniongeld Ziegen statt Compu-terspiele kauft, sollten die Eltern ihr Landwirtschaftskonzept überden-ken. Familie Stähr in Unterstürmig hat das getan und sich als regiona-ler Anbieter von Bio-Ziegenmilch-produkten etabliert.
Wer den Milch- und Ziegenhof Stähr in Un-
terstürmig bei Eggolsheim sucht, findet ihn
über einen schmalen Feldweg am Ortsende.
Der Aussiedlerhof, der dort seit 1974 besteht,
hat sich im Jahr 2007 auf Ziegen spezialisiert
und trägt seit 2009 für seine Erzeugnisse die
Bio-Plakette. Rund 60 Milchziegen leben hier,
dazu 30 bis 40 kleine Ziegen zur Nachzucht
sowie seit letztem Jahr auch 3000 Hühner,
die mit ihren Eiern die Palette aus Milchpro-
dukten ergänzen.
Alle zwei Tage wird die Milch der Ziegen in
der hauseigenen Molkerei verarbeitet. So
entstehen trinkfertige Ziegenmilch in der
Flasche, Frischkäse mit verschiedenen Kräu-
tern und „Ziegenfrüchtchen“ im Becher, ein
Naturfrischkäse mit Sauerkirschauflage als
Dessert. Der Ziegenschnittkäse wird unter
dem Namen „Stürmiger Bio-Heumilch-Käse“
in einer Käserei in Bayreuth hergestellt. Hin-
zu kommen Produkte aus Kuhmilch, die dem
Hof zugeliefert wird. Stährs produzieren da-
raus Frischmilch und je nach Jahreszeit ver-
schiedene Quark- und Joghurtsorten.
Die Ziegen sind dennoch Schwerpunkt des
Milchhofs. „Unsere Ziegen bekommen nur
Gras und Heu“, sagt Bettina Stähr, „da Heu-
milch die qualitativ hochwertigste Milch von
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dieZWIEBEL10/2013 genuss
Die gute Adresse für regionale Produkte und Dienstleistungen im Internet!
» www.genuss-landkreis-bamberg.de» www.region.bamberg.de
raDELnInDErrEGIOn
Die Regionalkampagne lädt zum Radeln
ein: am Sonntag, 6. Oktober gehts um 9
Uhr am Maxplatz los. Ziel ist das hübsche
Mürsbach, frischer Bundessieger im Wett-
bewerb der schönsten Dörfer. Auf dem
Weg dorthin wird in der Schlossbrauerei
Reckendorf Halt gemacht, diese besichtigt
und sich mit einer kleinen Verkostung ge-
stärkt. In Mürsbach wartet der „Goldene
Adler“ mit einem leckeren Mittagessen
auf. Natürlich aus regionalen Lebensmit-
teln – Ehrensache! Weitere Köstlichkeiten
hält ein kleiner Markt im Innenhof feil. In
Bamberg zurück ist die Gruppe von maxi-
mal 25 Radlern gegen 17 Uhr. Kosten ent-
stehen nur für das Mittagessen. Anmel-
dung unter Telefon 87-1718.
der Ziege ist.“ Zusammen mit ihrem Mann
Roland führt die gebürtige Schwäbin den
Milchhof seit nunmehr 25 Jahren. Für die
Söhne Maximilian und Felix, die inzwischen
beide die landwirtschaftliche Laufbahn ein-
geschlagen und sich für die Bewirtschaftung
des elterlichen Betriebes entschieden haben,
haben Stährs ihren Hof nahezu vollautomati-
siert: so gehen die Ziegen durch eine Melkan-
lage und die Eier der Hühner gelangen über
ein Förderband in die Sortiermaschine, bevor
sie im passenden Eierkarton landen. Die Mol-
kerei ist in „Pasteurisieren“ und „Veredeln“, in
zwei verschiedene Gebäude mit hochtech-
nisierten Anlagen unterteilt. Denn wo Bio
draufsteht, muss auch Bio drin sein. „Die Auf-
lagen sind hoch“, meint Bettina Stähr, die in
ihrem früheren Beruf einmal Zahnarzthelfe-
rin war, aber heute jede EU-Vorschrift für Le-
bensmittelerzeuger mit Bio-Zertifikat kennt.
rEGELmässIGErLIEfErsErVIcE
Rund 1000 Privatkunden sowie die Le-
bensmittelmärkte der Region beliefert der
Milchhof mit seinen Erzeugnissen ein- bis
zweimal pro Woche. Der Lieferservice ist vor
allem bei Kunden beliebt, die nicht gerne
auf den Aussiedlerhof rausfahren möchten.
Sie bestellen direkt telefonisch, per Fax, per
E-Mail oder über den neuen Regionaldienst
www.regiomino.de ihre Lieblingsprodukte
und bekommen die regionalen Erzeugnisse
pünktlich und mit Frischegarantie frei Haus.
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Glückliche Hühner dürfen jederzeit nach
draußen – der Hahn passt auf
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Schniefnase: wer sich für den
Winter fit macht, kann der
Erkältungsgefahr entgehen.
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dieZWIEBEL10/2013 gesundheit
Machen Sie Ihren Körper winterfest
Da gibt es gar nicht viel schön zu reden: dieser Sommer war kurz und heftig. Zwei Monate Sonnen-schein und Hitze, der Rest fiel mehr oder weniger ins Wasser. Selbst ein paar Tage Altweibersommer kön-nen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die kalte Jahreszeit bereits vor der Tür steht. Deshalb: Rüsten Sie sich schon mal gegen Viren, Bakte-rien & Co., in dem Sie Ihr Immun-system rechtzeitig auf Trab bringen.
Die Tage werden kürzer, das Aufstehen fällt
morgens schwerer, man fühlt sich müde und
schlapp – und dabei hat der Winter noch gar
nicht richtig angefangen. „Schuld“ daran ist
eine Erhöhung des Schlafhormons Melanto-
nin, das den Körper bedingt durch Mangel an
natürlichem Tageslicht in den „Winterschlaf“
versetzt: Stoffwechsel und Kreislauf werden
heruntergefahren. Zugleich wird die Produk-
tion des Glückshormons Serontonin vermin-
dert, so dass auch noch die gute Laune in den
Keller geht.
sOnnEBrInGtVItamInD
Unter zu wenig Sonne leidet auch der Vita-
min-D-Haushalt: Schätzungsweise 60 Pro-
zent der Bundesbürger haben ohnehin einen
zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel (lässt sich
über das Blutbild bestimmen) – nach dem
kurzen Sommer 2013 dürften es noch viel
mehr sein. Hinzu kommt, dass die meisten
Menschen aus Sorge vor Hautkrebs Sonnen-
cremes mit hohem Lichtschutzfaktor ver-
wenden, so dass nur wenige der für die Vit-
amin D-Bildung notwendigen UVB-Strahlen
bis auf die Haut vordringen können.
Vitamin D dient in erster Linie der Gesunder-
haltung von Knochen und Zähnen, soll aber
neueren Erkenntnissen zufolge auch vor In-
fekten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabe-
tes, Nierenleiden, Depressionen und sogar
Krebs schützen. Deshalb: Tanken Sie, wann
immer möglich, Sonne oder ergänzen Sie Ih-
ren Speiseplan um Vitamin D-haltigen fetten
Fisch wie Lachs, Makrele oder Hering – genau
wie die Eskimos, die ja viele Monate ohne
Sonnenlicht auskommen müssen. Alternativ
besorgen Sie sich hochwertiges Vitamin D als
Nahrungsergänzung aus der Apotheke.
Soviel Zeit wie möglich an der frischen Luft
und in der Sonne zu verbringen, das hebt
nicht nur die Stimmung und den Vitamin
D-Spiegel: Der ganze Körper wird bis in die
kleinsten Zellen besser mit Sauerstoff ver-
sorgt. Am besten klappt das mit regelmäßi-
ger Bewegung, denn die erhöhte Puls- und
Atemfreqenz „schaufelt“ zusätzlich Sauer-
stoff in die Blutbahn.
auchImWIntEr:GEnuGtrInkEn!
Und auf noch etwas sollte man achten: sowie
es draußen kälter wird, verspüren die meis-
ten Menschen weniger Durst. Dabei benö-
tigt der Körper auch im Winter ausreichend
Flüssigkeit. Allein die warme und trockene
Heizungsluft lässt Haut und Schleimhäute
austrocknen – Viren und Bakterien haben ein
deutlich leichteres Spiel. Zudem können bei
mangelnder Wasserzufuhr die Nieren nicht
so gut ausleiten, das Blut wird dicker, und-
Herz und Kreislauf werden zusätzlich belas-
tet.
gesundheit dieZWIEBEL10/2013
Apropos Wasserhaushalt: Vor allem in der kal-
ten Jahreszeit härtet ordentliches Schwitzen
ab und hält gesund. Optimal sind regelmäßi-
ge Saunagänge – über den Schweiß werden
nämlich wunderbar Giftstoffe ausgeleitet,
und der Wechsel zwischen Hitze und Kälte
stärkt zudem das Immunsystem. Wichtig ist
es auch hier, die ausgeschwitzte Flüssigkeit
wieder zu ergänzen.
VItamInrEIchEWIntErküchE
Immer wertvoll ist natürlich eine ausgewo-
gene Ernährung – im Sommer fällt es den
meisten Menschen viel leichter, ausreichend
Obst und Gemüse zu sich zu nehmen. Doch
auch die Winterküche hält jede Menge vi-
taminreicher Nahrungsmittel parat: Emp-
fehlenswert sind alle Kohlsorten (enthalten
Vitamin A, C und K, aber auch Magnesium,
Calcium, Kalium, Folsäure und Eisen) und
natürlich Zitrusfrüchte, die mit ihrem hohen
Vitamin C-Gehalt ordentlich Power für die
Infektabwehr liefern. Wichtig sind aber auch
Ballaststoffe, damit der Darm nicht in den
Winterschlaf gerät. Kleiner Tipp: Rettich und
Radieschen enthalten jede Menge schwefel-
haltiger ätherischer Öle, die sich wohltuend
auf die Aktivität von Magen, Galle, Leber und
Darm auswirken. Ergänzen Sie eine deftige
Brotzeit also möglichst oft mit diesen kleinen
scharfen Begleitern – und schon ist Ihr Essen
viel bekömmlicher.
JEtZtEInchEck
Darüber hinaus ist jetzt auch ein guter Zeit-
punkt, mal wieder ein Check-up sämtlicher
Blutwerte zu machen. Lassen Sie neben den
üblichen Cholesterin, Leber- und Zuckerwer-
ten auch mal ihren Mineral- und Vitamin-
haushalt prüfen. Nicht selten liegt es z.B. am
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dieZWIEBEL10/2013 gesundheit
Massage mit vier HändenVier Hände, die sanft Spannungen lösen und den Atem ins Fließen bringen: Bei einer Energie Massage des In Balance Teams genießt der Gast den Luxus, von zwei Masseuren synchron massiert zu werden. Die Massage beginnt mit einer belebenden Behandlung der Füße, geht weiter über die Beinrückseiten und schließlich zum Rücken. Die inten-sive Berührung vierer Hände lindert Rückenschmerzen und regt die körpereigenen Heilkräfte an. Ein besonderes Erlebnis, das bestimmte Akkupressurpunkte anspricht und den Körper ins Gleichgewicht bringt.Es braucht viel Fingerspitzengefühl und Übung, um die Energie im Gleichtakt fließen zu lassen. Doch Ricarda und Wolfram Geiszler sind ein eingespieltes Team. Das Ehepaar leitet das „In Balance Team“ in Bayreuth. Ge-meinsam mit sieben MitarbeiterInnen arbeiten sie dort in der Lohengrin Therme. Da sich die Kooperation mit dem Thermalbad in diesem Jahr zum 15. Mal jährt, feiert das
In Balance Team das Jubiläum mit monatlich wechseln-den Angeboten. Im Oktober bietet das In Balance Team die vierhändige Energie Massage (40 Minuten für 50 Euro zzgl. Thermeneintritt) an. Das „In Balance Team“ ist sieben Tage die Woche an 350 Tagen im Jahr vor Ort, um täglich mit Spezial-Kursen und besonderen Anwendungen für die Gesundheit zu sorgen. Sie alle orientieren sich an den Meridianverläufen und Akupressur-Punkten der Traditionellen Chinesischen Me-dizin (TCM). Das macht die Anwendungen nachhaltig und effektiv. [kk]
Lohengrin Therme, 95448 Bayreuth. Buchung unter Telefon 0921/8710600.
www.inbalance-team.de
Mangel von Spurenelementen wie Zink
oder Selen, das man sich schlapp und
ausgepowert fühlt. Gleiches gilt für den
Hormonstatus: Nicht erkannte Störun-
gen von Schilddrüse oder Nebennieren
können den gesamten Stoffwechsel
entgleisen lassen.
Glücklicherweise lassen sich die meis-
ten Störungen und Mangelerscheinun-
gen leicht beheben. So dürfte einem ge-
sunden, infektfreien Herbst und Winter
eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Und außerdem: der nächste Frühling
mit vielen Gute-Laune-Sonnenstrahlen
kommt ganz bestimmt. [sb]
Die Autorin Syke Brandt ist Journalistin
und Heilpraktikerin in Bamberg
…ist der ideale Zeitpunkt für Fitness im Doppelpack: Denn zu keiner Zeit lassen sich Bewegung an der fri-schen Luft und gesundes Essen so gut miteinander ver-einbaren wie beim Pilze sammeln. Gerade jetzt – wenn die Blätter sich langsam bunt färben – sind die meisten „Schwammerl“ zu finden: Vor allem in Mischwäldern - bei feuchter Erde und im schattigen Unterholz gedeihen sie besonders prächtig. Deshalb sollte man auf jeden Fall zu Fuß unterwegs sein, um richtig tief in den Wald eindringen zu können. Ansonsten empfiehlt es sich, einen großen luftdurchläs-sigen Korb, ein scharfes Messer und sicherheitshalber auch ein Pilzbestimmungsbuch dabei zu haben – oder jemanden, der die essbaren von den giftigen Sorten zu unterscheiden weiß.
Doch egal ob Stein- und Maronenpilze, Pfifferlinge, Champignons oder andere Speisepilze – sie alle sind fett- und kalorienarm, aber reich an Vitaminen, Mine-ralien und Ballaststoffen. Eine Portion Steinpilze etwa deckt den gesamten Tagesbedarf am „Sonnen-Vitamin D“, Champignons enthalten vor allem die nervenstär-kenden Vitamine aus der B-Gruppe – und nicht zu vergessen: Pilze haben einen deutlich höheren Eiweiß-anteil als die meisten anderen Gemüsesorten. Wenn Sie also nach der Pilzwanderung ausgehungert heimkom-men, langen Sie hemmungslos zu: gesünder können Sie Ihre Energiespeicher kaum auffüllen.
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Immunpower aus der Küche LachsfILEtInOranGEnsaucEmItkartOffEL-BrOkkOLI-PürrEE
Gesundes Essen kann so einfach sein, zum Beispiel Lachsfilet (Vita-min D) geschmort in Olivenöl (un-gesättigte Fettsäuren) und verfei-nert mit Zitronen- und Orangensaft (Vitamin C). Klingt doch nach ech-ter Superpower fürs Immunsystem. Zubereitung für 4 Portionen:
4 Lachsfilets à 200 g mit Zitronensaft mari-
nieren und in Olivenöl von jeder Seite knusp-
rig braten.
Für die Sauce 1/4 l Orangensaft, Orangen-
schale und Kräuterbutter in einem Topf erhit-
zen.
Fisch und Sauce mit Salz und Pfeffer ab-
schmecken und servieren.
Als Beilage eignet sich grüner Salat, aber
auch ein Kartoffel-Brokkoli-Püree (Vitamin B6
und C sowie Kalium und Zink). Hierfür benö-
tigen Sie ca. 750 g mehlige Kartoffeln, einen
Brokkolikopf, 1 kleine Zwiebel, etwas Butter
und 1/4 l Sahne.
Die Kartoffeln, den Brokkoli und die kleinge-
schittene Zwiebel in Salzwasser weich ko-
chen, fein pürieren und mit Butter und Sahne
abschmecken. [sb]
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dieZWIEBEL10/2013 cartoon – gerd bauer
illustriert die ZWIEBEL jeden Monat mit einem seiner typischen
Cartoons, die das fränkische Lebensgefühl auf den Punkt bringen.
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