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Narren lassen die Puppen tanzen ESSlingEn: Karnevalsfreunde zünden auf der Prunksitzung in der Osterfeldhalle ein Feuerwerk aus Tanz und Musik

Von Sabine Försterling

Nach vielen Jahren im Exil sind die Esslinger Karnevalsfreunde wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. So standen am Samstagabend das Burggrafenpaar Julia I. und Pat-rick I. sowie die Gardemädchen statt in Denkendorf in Berkheim Spalier, um die Gäste wie den par-lamentarischen Staatssekretär Mar-kus Grübel (CDU) nebst Gattin und den Landtagsabgeordneten Wolf-gang Drexler (SPD) gebührend zu empfangen. „Wir sind nun mal ein Esslinger Verein und feiern daher in Esslingen“, meinte die frisch ge-kürte Präsidentin Elke Liebrich: Auch wenn man die Osterfeldhalle dafür technisch aufrüsten musste. Der neue Vorstand brachte frischen Wind in die mehr als drei Stunden dauernde, äußerst kurzweilige Prunksitzung.

Gleich zu Beginn tanzten alle Gruppen der Karnevalsfreunde ge-meinsam. Ein Novum, auf das die Präsidentin besonders stolz ist. Apro pos Tanz. Das ist ein Pfund, mit dem der Verein wuchern kann. So legte Liebrich beim Auftritt der „Schrägen Vögel und flotten Am-seln“ – den Eltern der Gardemäd-chen – zur Musik aus „Grease“ ei-nen fetzigen Rock’n’Roll auf die Bühne. Doch auch die Jüngsten, die Sternchen im Alter zwischen drei und sechs Jahren, waren mit Be-geisterung dabei. Julian Maier durfte sich beim Marschtanz der Tanzkinder als Hahn im Korb füh-len. Und der Neunjährige glänzte anschließend noch mit seiner gleichaltrigen Partnerin Ionna Ar-gyropoulou. Das Tanzpaar ist vor kurzem in Neuhausen Dritter bei den Württembergischen Meister-schaften geworden.

Wie bei einem Uhrwerk flogen die Beine der Mädels der Stadt-garde in die Höhe und das akroba-tische Können begeisterte das Pu-blikum. Die Jugendgarde ließ die Puppen tanzen. Sie hatte als quietschbunt gekleidete Marionet-ten bereits die Jury bei den Würt-tembergischen Meisterschaften überzeugt und reist nun zum Halb-finale der Deutschen Meisterschaft. Der Saal tobte, als die einstige Ju-gendgarde nochmals ihren furiosen Schautanz „Wir alle sind Deutsch-land“, mit dem sie 2008 und 2009 Deutsche Meister geworden sind, zum Besten gab.

Eine Auszeichnung der beson-deren Art haben die „Neckarhupf-dohlen“ erhalten: den „Bronzenen Stern des Sports“ des Württember-gischen Landessportbunds und der Esslinger Volksbank für hervorra-gende Inklusionsarbeit. Seit drei Jahren trainieren die Karnevals-freunde mit Behinderten und zeig-ten bei einem Medley, darunter der

Song „Cotton Eye Joe“ von der Band Rednex, dass Tanzen verbin-det und einfach Spaß macht. Die „Boschurle Boys“, zehn gestan-dene „Mafiosi“ im Nadelstreifen-anzug aus Binswangen bewiesen, dass sie es auch können: nämlich tanzen.

Hexen rocken ab Das konnten die Panre Hexen

und Burgwächter aus Esslingen nicht auf sich sitzen lassen und so rockten sie in Häs und Maske zu dem AC/DC-Kracher „Highway to hell“ so richtig ab. Das habe mit Brauchtum nichts mehr zu tun, be-merkte Gerhard Worbach, Vize-präsident des Landesverbandes der Württembergischen Karnevalsver-eine, am Rande. Doch wenn es au-genscheinlich dem Publikum so gut gefalle, wolle er mal nicht päpstli-cher als der Papst sein.

Die Guggenmusik, ursprünglich

aus der Schweiz, hat bereits seit vielen Jahren ihren festen Platz in der schwäbischen Fasnet. Von den mehr als 40 Bodenbachsymphoni-kern aus Wernau gab es in der Os-terfeldhalle wieder mal mächtig was auf die Ohren. Alois Gscheidle, alias Marcus Neuweiler, strapa-zierte nach einer gewissen Durst-strecke schließlich doch noch die Lachmuskeln mit seinem Blick in den Alltag eines schwäbischen Ehe-paars. Nadine und Klaus aus dem Publikum gab er den Ratschlag, die „Gosch“ zu halten, dann klappe die Ehe. Mehr als zehn Wörter pro Tag brauche man nicht. In die Bütt stieg auch noch Theo Pfeffinger von der Stuttgarter Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, der gemeinsam mit Peter Mende von den Karnevals-freunden die gesamte Prunksitzung moderierte.

Fasnets-Spezial im Internet: www.esslinger-zeitung.de/fasnet

Die Gardemädchen begeistern Publikum und Elferrat mit ihrem Können. Fotos: Bulgrin

Laut wird’s, wenn die Guggenmusiker den Saal erobern. Sie haben seit vie-len Jahren einen festen Platz in der schwäbischen Fasnet.

hbf
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