LandeshauptstadtMünchen
Kreisverwaltungsreferat
Informationen für die Medien | Freitag, 5. Juli 2019
Kommunaler Außendienst (KAD) – Bilanz nach dem ersten Jahr
mit Kreisverwaltungsreferent Dr. Thomas Böhle und KAD-Leiter Günter Huber
Seit dem 2. Juli 2018 sind die uniformierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
Kommunalen Außendiensts (KAD) in ihrem Einsatzgebiet unterwegs.
Der KAD zeigt Präsenz, ist Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger, verfolgt
Ordnungsstörungen und wirkt präventiv.
Die Resonanz von Anwohnern und Geschäftsleuten nach dem ersten Jahr ist positiv, die
Polizei betont ausdrücklich die sehr gute Zusammenarbeit mit den KAD-Streifen.
Zügiges Eingreifen verbessert die Sicherheitslage
Nach Beurteilung des Polizeipräsidiums München bringt der Kommunale Außendienst eine
Verbesserung der Sicherheitslage am Hauptbahnhof und dessen Umfeld. Durch die sichtbare
Präsenz sowie das eigenständige Einschreiten bei niederschwelligen Ordnungs- und
Sicherheitsstörungen entlastet der Kommunale Außendienst die Polizei. Gerade bei
Ordnungswidrigkeiten und Störungen unterhalb der Grenze zu Straftaten trägt das zügige
Eingreifen laut Polizei wesentlich zur Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls bei.
Aufgabe des KAD ist es, in seinem Einsatzgebiet rund um den Hauptbahnhof Anwohner,
Passanten und Geschäftsleute vor Beeinträchtigungen und Belästigungen zu schützen – vernetzt
und im Dialog mit den sozialen Einrichtungen im Viertel. Nur bei etwa 4% aller Maßnahmen
mussten die Streifenkräfte des KAD die Polizei zur Verstärkung hinzuziehen. Bei den insgesamt
1.312 Ordnungswidrigkeiten, die der KAD im ersten Jahr aufgenommen hat, mussten die
Streifenkräfte in weniger als 3% der Fälle die Polizei hinzuziehen.
Der Kommunale Außendienst im täglichen Einsatz
aktuell ist der KAD mit 63 Streifenkräften präsent
sie sind in Dreier- und Vierer-Streifen im Einsatzgebiet unterwegs
dazu kommen weitere 10 Streifenkräfte in Einarbeitung
9 Personen im Innendienst sind für Organisation und Disposition zuständig
der KAD arbeitet in drei überlappenden Schichten von 9 Uhr bis 6:30 Uhr des Folgetages
Der KAD erwartet aufgrund der Ausweitung des Alkoholverbots am Hauptbahnhof auf 24
Stunden ab dem 1. August einen Anstieg der Verstöße gegen die Alkoholverbotsverordnung.
Gegen die Verstöße wird der KAD zunächst, sofern möglich, kommunikativ vorgehen. Alle
erforderlichen Schulungen und die Abstimmungen mit der Polizei zum Umgang mit dem neuen
24h-Alkoholverbot sind derzeit vor dem Abschluss.
Ordnungsstörungen meldet der KAD an die Allgemeine Gefahrenabwehr und die Bußgeldstelle
des Kreisverwaltungsreferats. Dort werden weitere rechtliche Überprüfungen vorgenommen und
Bußgeldbescheide erlassen. Je nach Art, Schwere und Häufigkeit von Verstößen können
örtliche Aufenthalts- und Betretungsverbote ausgesprochen werden. Deren Einhaltung
kontrollieren wiederum KAD und Polizei.
Anfang September zieht der KAD von der Hackenstraße in eine neue Dienststelle um. Das
Dienstgebäude befindet sich an der Marsstraße nahe der Kreuzung zur Seidlstraße und liegt
somit direkt im Einsatzgebiet, nur jeweils rund 300 Meter vom Hauptbahnhof und vom Alten
Botanischen Garten entfernt.
97%
3%
Geschlechteranteile bei Ordnungswidrigkeiten
MännerFrauen
Die einzelnen Maßnahmen des ersten Einsatzjahres in Zahlen
Art des Einschreitens Anzahl
Ermahnungen und Ansprachen
etwa wegen Nächtigen im Alten Botanischen Garten, Entsorgen von Unrat,
Lärmbelästigung, Belehrung über erlaubte und unerlaubte Bettelformen1.431
Hilfeleistungen für Bürgerinnen und Bürger
etwa Erste Hilfe, Unterstützung von Sanitätern, Prüfen der Vitalfunktion bei
regungslosen Personen, Fundsachen ans Fundbüro weitergeben813
Ordnungswidrigkeiten-Anzeigen
etwa Betteln in der Fußgängerzone, aggressives Betteln, wildes Urinieren,
Pöbeln, Verstoß gegen Ladenschlusszeiten, Verstoß Alkoholverbot HBF1.312
Platzverweise
etwa Personen ohne Kinder auf Spielplatz, Trinker in der Fußgängerzone
oder am HBF, aggressive Lärmbelästigung, unerlaubtes Betteln334
andere Tatmaßnahmen
etwa benutzte Spritzen einsammeln und entsorgen, Sicherung von
Gefahrenstellen125
Unterstützung von anderen Sicherheitsakteuren
zum Beispiel Begleiten von Fußballfans vom Hauptbahnhof zum Stachus
gemeinsam mit Bundespolizei und DB-Sicherheit
80
Auskünfte an Bürger und Touristen
Erteilen von Informationen als deutlich erkennbare Ansprechpartner der
Landeshauptstadt und Entgegennehmen von Hinweisen
16.116
Die zehn häufigsten Einsatzgründe im ersten Jahr Anzahl
1. Alkoholbedingte Störungen 682
2. Wildes Urinieren 557
3. Überprüfen der Vitalfunktion 492
4. Betteln 438
5. Personen ohne Kinder auf Spielplatz 350
6. Erste Hilfe oder sonstige Hilfe 281
7. Verschmutzung (Müll, Kippen, Unrat) 239
8. Blockieren von Gehwegen (Gastronomie, Gewerbe, Bettelnde) 174
9. Belästigung der Allgemeinheit (zum Beispiel Pöbeln) 94
10. Lärm 90
1718
1920
2122
2324
2526
2728
2930
3132
3334
3536
3738
3940
4142
4344
4546
4748
4950
5152
5354
5556
5758
5960
6162
6364
6566
6768
6970
7172
7374
75
0
5
10
15
20
25
30
Alter der Störerinnen und Störer
Lebensalter
An
zah
l
Ordnungswidrigkeiten, Verwarn- und Bußgelder
Für die aufgenommenen Ordnungswidrigkeiten hat der KAD bisher Verwarn- und Bußgelder in
Höhe von rund 74.000 Euro veranlasst.
Das Bußgeld für wildes Urinieren beträgt zum Beispiel in der Regel etwa 100 Euro, konkret ist
das von Ort, Situation und Ausmaß abhängig. Je nach Uhrzeit und der Art und Weise, wie sich die
Person während des unerlaubten Handelns verhält, kann das Bußgeld erhöht werden.
Personen, die auf öffentlichen Straßen Zigarettenkippen oder sonstigen Unrat wegwerfen,
kann der KAD ansprechen und gegebenenfalls Verwarnungen mit und ohne Verwarngeld
aussprechen. Durch das erhobene Verwarngeld erhält die verursachende Person sofort eine
Reaktion auf ihr falsches Verhalten, was eventuell eine künftige Verhaltensänderung bewirken
kann, wenn ein Dialog nicht mehr hilft. Das Verwarngeld kann bis zu 55 Euro betragen.
Beispielhafte KAD-Einsätze des ersten Jahres
Der KAD verfolgt in seinem Einsatzgebiet Ordnungsstörungen auf öffentlichem Grund. Er kann
keine Aufgaben der Verbrechensbekämpfung übernehmen – das ist und bleibt Aufgabe der
Polizei. Folgende Einsätze des ersten Jahres sind typisch für das Aufgabenspektrum des KAD.
Am späten Abend wird am Hauptbahnhof eine Frau sexuell belästigt. Eine KAD-Streife wird
darauf aufmerksam und kommt zu Hilfe. Der Täter flüchtet. Der KAD begleitet die Frau zur
Polizeiinspektion, um Anzeige zu erstatten. Während der Anzeigenaufnahme kommt eine
andere KAD-Streife mit einem Mann zur Wache, der Passanten bespuckt hatte. Die Frau
identifiziert ihn sofort als den Täter der vorangegangen Belästigung. Er wird vorläufig
festgenommen.
Eine Shisha-Bar im Bahnhofsviertel wird überfallen und ausgeraubt. Gleichzeitig mit der
Polizei kommt eine KAD-Streife zum Tatort. Es ist noch eine tätliche Auseinandersetzung zu
Gange. Der KAD folgt den Polizisten ins Lokal, um sie bei Bedarf unterstützen zu können.
Zwei der vier Tatverdächtigen sind zu diesem Zeitpunkt noch vor Ort. Der geschädigte
Ladenbesitzer gibt an, dass der Überfall unter Androhung von Gewalt mit Messern
durchgeführt wurde und es zu Körperverletzungen kam. Polizei und KAD überwältigen
gemeinsam die beiden Männer. Die KAD-Streife bleibt bis zum Eintreffen weiterer
Polizeikräfte vor Ort und unterstützt die Polizei.
Eine Frau verliert ihre 82 Jahre alte Mutter beim Einsteigen in die U-Bahn. Sie kommt noch
hinein, ihre Mutter bleibt am Bahnsteig Fraunhoferstraße zurück. Am Hauptbahnhof wendet
sich die Frau an eine KAD-Streife. Der KAD führt Mutter und Tochter wieder zusammen. Sie
bedankt sich mit einem Brief: „Die ruhige und besonnene Art hat sich auf mich übertragen und
nach einem lang erhofften und ersehnten Anruf meiner Mutter führten mich die drei netten
Herren zu McDonalds, wo meine Mutter auf mich wartete. Wir haben einen guten Eindruck
von Ihrem Hilfsdienst und danken aufrichtig für diese für uns großartige Unterstützung.“
Am frühen Abend fällt einer KAD-Streife im Nußbaumpark ein Mann auf. Er steht in
unmittelbarer Nähe des Kinderspielplatzes. Als sich die Streife nähert, stellt sich heraus, dass
der Mann an seinem Geschlechtsteil manipuliert. Der KAD zieht eine Polizeistreife hinzu, der
Mann wird festgenommen. Die weiteren Ermittlungen übernimmt die Münchner
Kriminalpolizei.
Bei einer nächtlichen Personenkontrolle der Polizei an der Schillerstraße leistet ein Mann
massiv Widerstand und greift die Streife tätlich an. Noch vor Eintreffen polizeilicher
Unterstützungskräfte kommt eine Streifenbesatzung des KAD zufällig zum Geschehen hinzu
und greift unterstützend ein. Der hoch aggressive Beschuldigte kann durch das Mitwirken des
KAD unter Kontrolle gebracht werden. Bei der Auseinandersetzung wird die polizeiliche
Bodycam abgerissen. Ein KAD-Mitarbeiter nimmt sie an sich und filmt weiter das Geschehen.
Die Polizei bedankt sich in einem Schreiben für die Unterstützung und das außerordentlich
professionelle Verhalten.
In der Schützenstraße sieht eine KAD-Streife eine Kellnerin, die einem Paar hinterher rennt
und ruft „Stehen bleiben! Ruft die Polizei!“. Es stellt sich heraus, dass das Paar eine hohe
Rechnung in der Weinbar eines Hotels offen gelassen hat. Die Streifenkräfte rennen dem
Paar hinterher und stellen es. Die beiden werden der parallel alarmierten Polizei übergeben.
Eine KAD-Streife bemerkt nachmittags einen Mann, der auf dem Gehsteig an der
Bayerstraße liegt und nicht ansprechbar ist. Daneben liegt eine blaue Glas-Pfeife, mit der er
vermutlich Betäubungsmittel konsumiert hat. Bei Ansprache zeigt sich, dass er Erbrochenes
im Mund hat. Der KAD leistet Erste Hilfe. Der Mann krampft, muss sich mehrfach übergeben
verliert immer wieder das Bewusstsein. Nach Eintreffen des Rettungswagens wehrt er sich
gegen die Rettungskräfte und muss von der KAD-Streife gehalten werden. Der KAD
unterstützt bis zum Eintreffen von Notarzt und Polizei.
An der Sonnenstraße wird eine KAD-Streife auf einen Mann aufmerksam, der im
Außenbereich eines Restaurants Gäste anbettelt. Er bleibt direkt vor ihnen stehen und streckt
ihnen wiederholt einen Becher hin. Es handelt sich eindeutig um aggressives Betteln. Auf
Ansprache durch den KAD reagiert der Mann nicht, deshalb folgt eine Anzeige. Ungeachtet
dessen setzt der Mann sein Verhalten während der Anzeigenaufnahme fort. Dem Betroffenen
wird nochmals erklärt, dass er die Gäste belästigt. Erst als der KAD die Polizei verständigen
will, stellt er sein Verhalten ein.
Im Alten Botanischen Garten wendet sich ein Elternpaar hilfesuchend an eine KAD-Streife.
Die Touristen vermissen ihren 5 Jahre alten Sohn, der sich in der Grünanlage selbständig
gemacht hatte. Der KAD zieht alle zu diesem Zeitpunkt verfügbaren Streifenkräfte zusammen
und beginnt umgehend mit der Suche. Kurze Zeit später konnte der kleine Junge gut einen
halben Kilometer entfernt, an der Kreuzung von Seidlstraße und Marsstraße, gefunden und
zu seinen Eltern gebracht werden.
www.muenchen.de/kad
Pressekontakt:
KVR-Sprecher
Johannes Mayer
089 233 45004
Diese Pressemitteilung als PDF: www.t1p.de/kad-jahresbilanz