Pathologie Daniel Baumhoer
Kopf-Hals-Pathologie Teil I
PathoBasic 15.04.14
Kieferpathologie - nicht-neoplastisch
Infektiös • Osteomyelitis
Reaktiv • Tori
• Osteonekrose
• Zentrale Riesenzellläsion
• Ossäre Dysplasien
• (FD, OF)
(Pseudo-)Zysten • Einfache Knochenzyste
• Radikuläre Zyste
• Follikuläre Zyste
Osteonekrose des Kiefers
• Bisphosphonate (= BRONJ) / RANKL-Antagonisten
– Apoptoseinduktion sowie Ausreifungshemmung von
Osteoklasten → reduziertes bone remodelling
– Anti-angiogener Effekt
– Hemmung der Zellmigration (u.a. Wundheilung)
– Schädigender Effekt auf bedeckendes Weichteilgewebe
– ca. 2% aller Patienten (nach 4-30 Monaten)
• Strahlentherapie (= Osteoradionekrose)
– Unmittelbare Schädigung normalen Gewebes durch die
Bestrahlung (Hypoxie, u.a. durch Endothelschädigung)
– verschiedenste Theorien zur Ätiologie
– ca. 5% aller Patienten
Makrophagen Multinukleärer
Osteoklast
Prä-Fusions
Osteoklast
Osteoblasten
RANKL
Aktivierter
Osteoklast RANK
Knochenbildung
Knochenresorption
gehemmte
Knochen-
resorption
Knochenbildung
RANKL-AK
Bisphosphonate
Osteonekrose des Kiefers
• i.d.R. zusätzlicher Trigger erforderlich
– 62% der Patienten hatten zuvor eine Zahnextraktion
– 48% der Patienten hatten eine synchrone orale Infektion
– höheres Risiko für Patienten unter Steroidtherapie
– höheres Risiko für Patienten mit schlechter Mundhygiene,
schlecht sitzenden Füllungen / Kronen und fortgeschrittener
Peridontitis
• Protektiv wirken
– prophylaktische Antibiose vor zahnärztlichen Eingriffen
– prophylaktische Zahnsanierung vor Therapiebeginn
Osteonekrose des Kiefers
• Pathogenese (Theorie)
– initial Störung der Mukosa-Integrität
– Exponierung des Knochens
– Infektion, Osteomyelitis und sek. Nekrose
• Therapie
– keine prospektiven Studien
– z.Zt. eher Shift in Richtung konservative Therapie mit
lokalisiertem Debridement, Antibiotika und Mundspülungen
(Ausheilung in 30-60% der Fälle)
– Absetzen der Medikation umstritten (Bisphosphonate
reichern sich im Knochen an)
Ossäre (zementale) Dysplasie
• Ätiologie unklar, 3.-5. Dekade
• Periapikale, fokale und floride Subtypen
• Starke weibliche Prädilektion, vitale Zähne
• Zufallsbefund, asymptomatisch, keine Expansion des
Kieferknochens
• Fusionieren mit dem ortsständigen Knochen
• Mineralisieren in ihrem Verlauf
• Keine spezifische Therapie notwendig
Einfache Knochenzyste
• Keine epitheliale Auskleidung (= Pseudozyste)
• Unklare Ätiologie
• V.a. 2. Dekade, v.a. (prä-)molare Mandibula
• Vitale Zähne, i.d.R. asymptomatisch
• Unilokuläre Osteolyse, teils mit skleros. Randsaum,
selten multifokal
• Intraoperativ blutig gefüllt oder komplett leer
• Prognose exzellent, praktisch keine Rezidive
3 (1.3%)
64 (28.3%)
1 (0.4%)
15 (6.6%)
2 (0.9%) 1 (0.4%)
2 (0.9%)
2 (0.9%)
61 (27.0%)
50 (22.1%)
6 (2.7%)
5 (2.2%)
14 (6.2%)
Relative Häufigkeit KTRZ (n = 226)
SR
S,D
L
AS
IS
P
M
OB
AB S
D
SI
P
F
L: Zahnleiste
S,D: Schmelz und Dentin
SR: Stratum reticulare
SI: Stratum intermedium
AS: Äusseres Schmelzepithel
IS: Inneres Schmelzepithel
P: Pulpa/Ectomesenchym
OB: Odontoblasten
AB: Ameloblasten
M: Mundschleimhaut
F: Zahnfollikel
Radikuläre Zyste
• Häufigste Kieferzyste (65-70% der Fälle)
• Am häufigsten zwischen 20. und 60. Lebensjahr
• Maxilla 3x häufiger betroffen als Mandibula
• Langsam wachsende schmerzlose Schwellung
• Kann bei Superinfektion Schmerzen verursachen
• Im Röntgenbild scharf begrenzte apikale Osteolyse in
Kontakt zu avitalem Zahn (per definitionem vorhanden,
ggfs. Kliniker danach fragen!)
Radikuläre Zyste
• Entwickelt sich auf dem Boden einer Pulpitis
• Über einen apikalen Abszess oder ein apikales
Granulom kommt es entzündungsbedingt zur
Proliferation von Malassez
schen Epithelresten
• Histologie
– Mehrschichtiges proliferierendes Plattenepithel mit
Ausbildung von Retezapfen (teils mit Becherzellmeta-plasie)
– Breiter bindegewebiger Zystenbalg mit
Entzündungsinfiltraten und Cholesterinkristallen
– Knochenresorption möglich
Radikuläre Zyste
• Radikuläre Zysten können nach Extraktion des
verursachenden Zahnes persistieren → Residual-
zyste
• Radikuläre Zysten können selten auch lateral der
Zahnwurzel (durch Eröffnung in diesem Bereich)
liegen → laterale radikuläre Zyste
• Therapie
– Zahnextraktion oder Wurzelbehandlung und Zahnerhalt
– Zystenenukleation (früher auch Marsupialisation)
– I.d.R. keine Rezidive
Follikuläre Zyste
• Zweithäufigste Kieferzyste (15-18%)
• Am häufigsten zwischen 20. und 50. Lebensjahr
• Am häufigsten an Eckzähnen und Weißheitszähnen
• Langsam wachsende schmerzlose Schwellung
• Kann bei Superinfektion Schmerzen verursachen
• Im Röntgenbild scharf begrenzte Osteolyse, i.d.R. mit
sklerotischem Randsaum, um Zahnkrone eines noch
nicht durchgebrochenen (teils verlagerten) Zahns
Follikuläre Zyste
• Entsteht durch Flüssigkeitsansammlung zwischen
der Krone eines noch nicht durchgebrochenen
Zahns und dem reduzierten Schmelzepithel
• Hat immer Kontakt zur Krone – umgibt die Krone haubenförmig
– seltener: haftet randständig an der Schmelz-Dentin-Grenze
• Histologie
– 2-3 Zelllagen breites Epithel ohne basale Pallisadenstellung
– Zystenbalg aus lockerem Bindegewebe
– Ggfs. Epithelnester aus Resten der Zahnleiste (Serres-
Reste)