Sonderdruck Ausgabe Januar 2011
hifi& recordshochwertige Musikwiedergabe
Das Magazin für
Leema Stream/Pulse III
D I G I T A L
Ein gut gewähltes Symbol für einen HiFi-Hersteller: Die Wel-
le verbindet Technik und Klang – Musik breitet sich in
Schallwellen aus, und auch die Signalübertragung kann
man in Wellenform darstellen. Doch das Zeichen mit dem Bezug
zur Physik transportiert noch mehr: Lee Taylor und Mallory Nicholls
von Leema Acoustics verstehen sich wohl kaum als »Künstler« und
gehören auch nicht zu den manchmal überraschend genialen Auto-
didakten der Szene. Beide sind Toningenieure und waren vor ihrer
Selbständigkeit bei der seriösen BBC beschäftigt. Für ihren Beruf
ist das wohl immer noch eine Art »Ritterschlag«.
Der Mut, diesen exklusiven Club zu verlassen, wurde mit Erfolg
belohnt. Unsere Testgeräte stellen immerhin schon die dritte Ge-
neration der Spectrum-Serie von Leema Acoustics dar. Dabei fällt
am Stream III und Pulse III zuerst die neue, nun gewölbte Front-
platte auf, mit der sich die kleinste Produktlinie jetzt deutlicher von
der höherwertigen Constellation-Serie unterscheidet. Doch die
entscheidenden Veränderungen fanden unter dem Blechkleid der
beiden Komponenten statt. Apropos Blechkleid: Erwarten Sie von
Pulse III und Stream III alles, aber bitte keine beispielsweise mit
Geräten von Primare oder Sugden vergleichbare Bauqualität. Für
diesen CD-Spieler und Vollverstärker entscheidet man sich wegen
des Klangs – und wird dafür Details wie das etwas gewöhnlich wir-
kende multifunktionale Bedienelement aus Plastik auf der rechten
Frontplattenseite oder den auf meinen klopfenden Fingerknöchel
hell erklingenden Gehäusedeckel hinnehmen müssen.
Was ist »inhaltlich« neu? Leema spricht beim Stream III nicht
mehr von einem »CD-Player«, sondern von einem »CD-Player und
DAC«. Seine wirklich aufwendige Wandlersektion steht erstmals
auch externen Digitalquellen offen. Dafür halten sich etliche Digi-
taleingänge bereit – auch ein bei CD-Playern noch recht seltener
USB-Eingang, hinter dem mit 16 Bit / 48 Kilohertz gewandelt wird.
Man kann diesen USB-Eingang durchaus als Tor zur realen Welt
da draußen betrachten: Wer hätte keine Musikdaten
auf seinem Computer oder Laptop? Wer würde die-
se »Files« nicht gerne mal in HiFi-Qualität hören?
Und auch wenn man selbst vielleicht ausschließlich
CDs hört, wie sieht es mit den übrigen Familien-
mitgliedern aus? Der USB-Eingang macht die HiFi-
Anlage alltagstauglich und zukunftsfähig!
Prinzipbedingt findet die höher auflösende Wei-
terverarbeitung digitaler Signale allerdings hinter
dem digitalen S/PDIF-Eingang und zwei optischen
Digitaleingängen sowie, nicht zu vergessen, dem
CD-Laufwerk statt. Alle Daten werden von einem
Wolfson-Receiver WM8804 entgegengenommen,
dem Mallory Nicholls kaum noch messbare Jitter-
Werte attestiert. Anschließend durchlaufen sie eine
recht komplexe Wandler-Topologie, bei der vier
24 Bit / 192 Kilohertz-Stereo-Wandler von Crystal
parallel arbeiten. Im Ergebnis soll ein besonders
sauberes, zunächst symmetrisches Analogsignal
stehen, das in einer sich anschließenden Filterstu-
fe zu einem unsymmetrischen Signal zusammen-
gefasst und der Ausgangsstufe des Stream III zu-
geführt wird. Die Datenauslese von der CD erfolgt
in einem Slot-In-Laufwerk in Verbindung mit ei-
nem Steuerungsmodul von Stream Unlimited. Die
österreichische Firma ehemaliger Philips-Ingenieu-
re ist auf dem besten Wege, in diesem Bereich eine
vergleichbare Position zu bekommen wie, sagen
wir mal, Mundorf bei Kondensatoren. Das Modul
wird wiederum von Software gesteuert, die bei Lee-
ma Acoustics selbst entwickelt wurde, wie Mallory
Nicholls mir erläuterte. Dem insgesamt hohen Auf-
wand bei der Datenauslese und der Signalverarbei-
tung steht die Stromversorgung mit getrennten
Wicklungen auf einem kräftigen Ringkerntrafo
und überraschend großen Siebkapazitäten nicht
nach. Vielleicht spiegelt sich in diesem großen Netz-
teil ja wider, dass Mallory Nicholls und seine Kolle-
gen eben auch Verstärker bauen.
Und ein solcher spielt mit dem Pulse III zur Zeit
in meiner Anlage. Doch was heißt hier Verstärker?
Eine regelrechte HiFi-Zentrale hat Leema da auf die
Surfer suchen ein Leben lang nach der perfekten
Welle. Leema Acoustics hat sie immer dabei – im
Firmenlogo und auf der Frontplatte.
Test: Leema Acoustics Stream III + Pulse III
Surfin’ USB
Beine gestellt: Von
MM- und MC-Ton-
abnehmern bis zur
Sony-Playstat ion
findet jedes nur ir-
gendwie vorstellba-
re Gerät Anschluss.
Links auf der Front-
platte entdecke ich
sogar Buchsen für
den 3,5 Millimeter-
K l i n k e n s t e c k e r
eines Kopfhörers
und MP3-Players.
Dem Digitalboard
des Pulse III merkt
man eine gewisse
Ve r wa ndt sc ha f t
zum Stream III an; hier arbeiten (eben-
falls) ein Wolfson-Receiver und (jedoch
nur) ein 24 Bit / 192 Kilohertz-Stereo-
Wandler von Crystal. Die digitalen Signa-
le werden über zwei optische, einen
S/PDIF- und einen USB-Eingang ange-
nommen. Damit dürfte der Pulse III im
Moment zu den Vollverstärkern mit den
breitesten Einsatzmöglichkeiten gehören.
Darüber haben die Entwickler ihre
Hauptaufgabe aber nicht vernachlässigt:
einen kräftigen, vor allem dem guten
Klang verpflichteten Verstärker zu bauen.
Von den Eingangsrelais mit Gold-/Silber-
kontakten bis zu den Darlington-Transi-
storen von Sanken in der Leistungsstufe,
vom dicken Ringkerntrafo bis zum mas-
siven Kühlkörper ist das ein weit mehr
als nur ordentlicher Inte-
grierter. Das war aller-
dings auch der Vorgänger
schon (hifi & records
1/2009), und der Sprung
zur dritten Gerätegenera-
tion war beim Kraftwerk
wohl nicht so gewaltig wie
beim Player.
Würde ich persönlich
die Kombination aus
Stream III und Pulse III
mein Eigen nennen,
dann käme das Digital-
board des Vollverstärkers
selten zum Einsatz.
Klanglich hat die Wand-
ler-Sektion im CD-Player
nämlich die Nase vorn.
Ich hatte den Stream III
eine Zeitlang sowohl ana-
log (also als CD-Player) als
auch über S/PDIF (also
wie ein Laufwerk) mit
dem Pulse III verbunden,
regelmäßig zwischen beiden Varianten
hin- und hergeschaltet und meine, dass
die Digitalabteilung des Stream III noch
etwas feiner auflöst und eine Spur offe-
ner klingt als die eine Nuance stämmi-
ger tönende Digitalkarte des Pulse III.
Davon abgesehen können die beiden
Geräte ihre gemeinsame Herkunft nicht
leugnen – und das ist erfreulich. Stream
und Pulse klingen – jede Komponente
für sich genommen, aber auch im Zu-
sammenspiel – zuverlässig und neutral,
wie man es erwartet, wenn Toninge-
nieure etwas konzipiert haben. Sie ten-
dieren dabei aber niemals zur Strenge,
sondern gehen eher in die spielfreudig-
musikalische Richtung. Bei einem zur
Überprüfung des Auflösungsvermögens
immer wieder gerne herangezogenen
Madrigal von Johann Grabbe positionier-
te der Stream den Chor vom Consort of
Musicke schön zwischen den Lautspre-
chern. Es machte Spaß zu verfolgen, wie
klar und engagiert Sängerinnen und
Sänger »I chiome erranti« artikulierten.
Dass wiederum der Vollverstärker seine
Kraft mit Präzision zu verbinden weiß,
zeigte er bei einem ebenfalls oft als
»Prüfstein« genutzten Klarinettenkon-
zert von Cartellieri: Wie sich da ein Pau-
kenwirbel im Raum entfaltet, wie deut-
lich das Holzblasinstrument im Raum
steht, wie strukturiert der Streicherklang
des Orchesters über die Lautsprecher
D I G I T A L
kommt – hätte für den Pulse III nicht
gerade der gewaltige AVM SA 8 den Platz
räumen müssen, dann geriete ich jetzt
gewiss ins Schwärmen. So bin ich ein-
fach nur rundum zufrieden.
Einen Tipp möchte ich in dem Zusam-
menhang geben: Stream III spielt detail-
reich und Pulse III hat Kraft, aber man
sollte ihnen »passende« Lautsprecher zur
Seite stellen. Anfangs hatte ich die beiden
mit der Piano Diacera von Tidal Audio
verbunden – und sie mit dieser »akusti-
schen Lupe« ein wenig überfordert. Ein
umso schöneres Musikerlebnis stellte
sich mit der Elite SX
von Neat ein!
Sind Analog-Hörer
unter uns? Vor dreißig
Jahren war der Phono-
zweig noch ein ent-
scheidendes Quali-
tätskriterium bei
Verstärkern. Heute set-
zen viele Hörer auf se-
parate Lösungen. Beim
Pulse III ist das nicht
unbedingt nötig. Über
den MC-Eingang spiel-
te mein Transrotor
Merlo (von Goldring)
durchaus schön. Bei ei-
ner nun wirklich gut
vertrauten LP wie »So-
litude Standing« von
Suzanne Vega konnte
er absolut überzeugen:
mit einer guten Fokus-
sierung der Stimme,
einer ordentlichen Sor-
tierung der Instrumente und einer flie-
ßend-lebendigen Spielweise. Dass mei-
ne SAC Entrata Disco, die alleine mehr
als der Pulse III kostet, zusätzliche Tiefe
herauskitzelt und mehr Autorität nicht
zuletzt im Bass besitzt – geschenkt.
D I G I T A L
Labor-Report
Frequenzgang: Leema Acoustics Stream III
Klirrspektrum: Leema Acoustics Stream III
Störspektrum: Leema Acoustics Stream III
Leema Acoustics Stream III
Klirrfaktor (THD+N) 0,0017%IM-Verzerrungen (SMPTE) 0,0024%IM-Verzerrungen (CCIF) 0,0034%Fremdspannung (20/250kHz-Filter) -90,9/-68,1dB Geräuschspannung (A-bewertet) -94,2dBWandlerlinearität:-50 / -60 / -70dB 0,003 /0,003 /0,015dB-80 / -90dB 0,1 /0,09dBKanaldifferenz 0,023dBAusgangsspannung 2,37VAusgangswiderstand (1kHz) 43,9ΩDC-Ausgangs-Offset <0,5mVLeerlauf-Leistungsaufnahme 6W
Da sich am Vollverstärker gegenüber
den Vorgängern nicht viel getan
hat, haben wir uns im Labor auf den CD-
Player Stream III konzentriert. Und der
gab sich keine Blöße: Der Klirrfaktor, die
IM-Verzerrungen und die Störabstände
sind wieder voll okay, bei der Wandler-
linearität ist der Stream III sogar besser
als sein Vorgänger. Die Kanaldifferenz ist
vernachlässigbar gering, der Analogaus-
gang ist wieder schön niederohmig aus-
gelegt – da kann man nicht meckern.
Leema AcousticsStream III / Pulse III
BxHxT 43 x 8 x 32 cm
Garantie 5 Jahre
Preis je 2.100 Euro
Vertrieb F.O.M. Roland Appel
Bahnhofstraße 32
64380 Roßdorf
Telefon 06071 - 737475
Mit Stream III und
Pulse III lässt sich auf
der perfekten musi-
kalischen Welle surfen. Sie bilden op-
tisch wie klanglich eine stimmige Kom-
bination, könnten sehr wohl aber auch
einzeln mit ihrem detailreichen, leben-
digen, glaubwürdigen und involvieren-
den Klangbild überzeugen. Einem
Klangbild, bei dessen Beschreibung
man auch ruhig noch einmal den Be-
griff des guten »Timings« strapazieren
darf. Hinzu kommt die Funktionsviel-
falt der beiden Geräte – von der Phono-
karte bis zum USB-Eingang bleiben bei
Leema Acoustics keine Wünsche uner-
füllt. Solche zukunftssicheren und ver-
lässlichen Anlageformen sind doch heu-
te gefragt, oder? Heinz Gelking
Fazit
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