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Landtag Mecklenburg-Vorpommern Protokoll Nr. 43 7. Wahlperiode Sozialausschuss
K U R Z P R O T O K O L L
der 43. Sitzung des Sozialausschusses am Mittwoch, dem 29. August 2018, 09:00 Uhr,
in Schwerin, Schloss, Plenarsaal
Vorsitz: Abg. Torsten Koplin EINZIGER PUNKT DER TAGESORDNUNG
Öffentliche Anhörung zu
Soziale Integration von Migrantinnen und Migranten in Mecklenburg-
Vorpommern im Allgemeinen sowie von Schutzsuchenden im Besonderen
Torsten Koplin Vorsitzender
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EINZIGER PUNKT DER TAGESORDNUNG
Öffentliche Anhörung zu
Soziale Integration von Migrantinnen und Migranten in Mecklenburg-
Vorpommern im Allgemeinen sowie von Schutzsuchenden im Besonderen
Ulrike Seemann-Katz (Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern e. V.) führt aus,
dass das Thema sich als sehr komplex und umfangreich darstelle, trotz der
einfachen Fragestellungen des Ausschusses. In der Präambel der allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte heiße es: „Da die Anerkennung der angeborenen
Würde und der gleichen und unveräußerlichen Rechte aller Mitglieder der
Gemeinschaft der Menschen die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden
in der Welt bildet … jeder Mensch das Recht, in eine Gesellschaft aufgenommen zu
werden und zugleich die Verpflichtung, in diese sich einzubringen.“ Dieses Recht
gelte für alle Menschen und somit betreffe das Themenfeld Integration nicht nur
Personen mit Bleiberecht, sondern alle Menschen unabhängig von ihrem
Rechtsstatus. Gleiche Rechte seien entscheidend dafür, ob Menschen sich integriert
fühlten oder nicht. Allerdings gehörten für den Flüchtlingsrat zu den gleichen Rechten
auch gleiche Pflichten. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Wikipedia und
die Wissenschaft böten jeweils verschiedene Definitionen für den Begriff der
Integration an, insofern falle es schwer, sich in einer Diskussion auf einen
einheitlichen Begriff zu verständigen. Das Land Mecklenburg-Vorpommern verstehe
Integration als dauerhafte Aufgabe, die zusammen mit den anderen Bundesländern,
den Kommunen, dem Bund und der Zivilgesellschaft erfüllt werde. Innerhalb des
Landes solle der Dialog ausgebaut werden. Dies sehe man als aktiven
wechselseitigen Prozess zwischen aufnehmender Gesellschaft und den Migrantinnen
und Migranten. Die Frage, wie eine bestmögliche Integration gelingen könne, lasse
sich nicht pauschal beantworten, da sie von vielen gesellschaftlichen wie auch
individuellen Faktoren abhänge. Insofern brauche man differenzierte
Integrationsangebote entsprechend der jeweiligen Voraussetzungen. Auch seien
verschiedene Phasen der Integration zu unterscheiden. Sowohl die Einbindung in die
Gesellschaft als eine strukturelle Integration unter Beachtung der Bildungsbeteiligung
als auch die Interaktion im Sinne der sozialen Integration und Identifizierung mit der
Gesellschaft spielten eine wichtige Rolle. Die angestrebten Ergebnisse einer
Integration seien in einer demokratischen Gesellschaft immer wieder auszuhandeln,
da neue Kulturen auch Veränderungen der Gesellschaft bedingten. Bei
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Integrationsmaßnahmen seien verschiedene Handlungsfelder zu unterscheiden. Dies
seien Themen wie Bildung, Wohnen, Kultur, Sport, politische Partizipation und
Gesundheit. Die Kommunen verfolgten unterschiedliche Strategien mit oder ohne
Integrationskonzept. Das Handlungsfeld Schule und Bildung sei ein zentrales Thema
der Integration. Derzeit würden Kinder im schulpflichtigen Alter in der
Erstaufnahmeeinrichtung in Stern Buchholz oder in Nostorf-Horst nicht nach Lehrplan
und nicht durch ausgebildete Lehrkräfte beschult. Vielmehr werde dieses durch
ehrenamtliche Helfer übernommen. Dies sei der Rechtsauffassung des Landes
geschuldet, dass nur Kinder, die ihren gewöhnlichen Aufenthalt in Mecklenburg-
Vorpommern hätten, der Schulpflicht unterliegen. Es seien Fälle bekannt, bei denen
Kinder in den Erstaufnahmeeinrichtungen über 18 Monate nicht regulär beschult
würden. Das widerspreche aber der von Deutschland seit 2010 ohne weitere
Vorbehalte anerkannten UN-Kinderrechtskonvention, die ein Recht auf Bildung
vorsehe. Hierbei sei insbesondere auf den Artikel 28 der Konvention verwiesen, der
ein Recht auf unentgeltlichen Grundschulbesuch der Kinder ohne Ansehen der
Nationalität oder des Aufenthaltsstatus betone. Andere Bundesländer beschulten
diese Gruppe von Kindern regulär. Im Übrigen schreibe auch die EU-
Aufnahmerichtlinie in der Neufassung von 2013 die Beschulung von Kindern
spätestens drei Monate nach Antragsstellung für einen Schutzstatus vor. Ergänzend
verweise sie auf die schriftliche Stellungnahme (Adrs. 7/332-7).
Hans-Kurt van de Laar (Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern e. V.) führt
ergänzend zur schriftlichen Stellungnahme (Adrs. 7/332-3) aus, dass die Integration
von den Landkreisen als Querschnittsaufgabe begriffen werde, welche langfristige
Bemühungen bedürfe. Hierzu brauche es dauerhafte Strukturen auf ehren- und
hauptamtlicher Ebene, einschließlich einer entsprechenden Finanzierung. Es komme
auf eine gute Zusammenarbeit der verschiedenen Ebenen an. Hier sei eine Stärkung
der Landkreise sinnvoll, zum Beispiel bei der Koordination von Aktivitäten und
Angeboten im Bereich der Sprach- und Integrationskurse. Der Landkreistag strebe
an, den Austausch zwischen den Integrationsbeauftragten der Landkreise zu
intensivieren. Zunächst sei ein Treffen der Beauftragten vorgesehen. Auch ein
dauerhafter Austausch sei denkbar. Die Landkreise bestätigten die Aussage des
Flüchtlingsrates, dass es sinnvoll sei, möglichst frühzeitig den Menschen
Teilhabemöglichkeiten wie eine Beschulung und insbesondere den Erwerb der
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Sprache unabhängig vom Stand des Verfahrens zu ermöglichen. Dies hätten die
Landkreise Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Greifswald sehr deutlich
hervorgehoben. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald habe mit vielen Akteuren
über einen längeren Zeitraum ein umfängliches Integrationskonzept erarbeitet, mit
ganz konkreten und nachprüfbaren Zielen. Der Landkreis Rostock betone das Prinzip
des Förderns und Forderns. Im Rahmen des Asylverfahrens würden Angebote
gemacht, welche aber mit der Erwartung an Migrantinnen und Migranten verknüpft
seien, eigene Bemühungen wie die regelmäßige Teilnahme an den Sprachkursen zu
zeigen. Die Landkreise hätten bei der Frage des Wohnumfeldes angesprochen, dass
es für die Integration von Migrantinnen und Migranten hinderlich sei, sie in
problematischen Wohnvierteln unterzubringen. Hier brauche es bei der Verteilung
des Wohnraumes mehr Augenmaß. Der Landkreis Vorpommern-Greifswald habe
angeregt, ein frühzeitiges gemeinsames Lernen insbesondere bei jungen Menschen,
verbunden mit einem praxisbezogenen Spracherwerb, zu ermöglichen.
Simone Schmülling (Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern e. V.) ergänzt aus
Sicht des Landkreises Ludwigslust-Parchim, dass man dort einen runden Tisch zur
Frage der Integration organisiert habe, der vierteljährlich tage. Dieses Instrument
vereine alle Akteure des Handlungsfeldes Integration von der Trägerlandschaft über
die Kirche bis zur Wirtschaft. Es gehe darum, festzustellen, was im Landkreis gut
oder nicht so gut laufe. Auch führe man eine Verweisberatung durch, an der es
ansonsten mangele. Besonders hervorgehoben gehöre, dass die Stadt Ludwigslust
nun einen Integrationsbeirat habe. Dies sei wichtig, da Ludwigslust zusammen mit
der Stadt Parchim die Mehrzahl der Migrantinnen und Migranten, auch aufgrund der
vorhandenen Gemeinschaftsunterkünfte, im Landkreis aufnehme. Die
Integrationsbeiräte unterstützten wesentlich die ehrenamtlichen Strukturen vor Ort,
zusammen mit den Mitmachzentralen.
Iman-Jonas Dogesch (MIGRANET Mecklenburg-Vorpommern) erklärt unter Hinweis
auf die schriftliche Stellungnahme (Adrs. 7/332-5), dass die Integration immer ein
beidseitiger Prozess zwischen Migrantin und Migrant und der Aufnahmegesellschaft
sei. Man müsse aber feststellen, dass sich der Migrations- und Integrationsprozess
zwischen Ost- und Westdeutschland unterscheide. Es gebe in den neuen
Bundesländern ein Nachholbedarf. Man könne von den Fehlern lernen, die in
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anderen Bundesländern gemacht worden seien. Trotz aller Schwierigkeiten sei man
jedoch in Mecklenburg-Vorpommern auf dem richtigen Wege. Ein wichtiges Problem
bleibe aber die Bekämpfung des Rechtsextremismus, insbesondere im ländlichen
Raum, da dieser eine Integration erschwere. Ebenso zu erwähnen sei die mangelnde
Bleibeperspektive von geduldeten Flüchtlingen, die einen Ausbildungsplatz besäßen
und sich u. a. durch Spracherwerb integriert hätten. Auch werde vor allem in
Westdeutschland die Frage von Migration und das Leben im Alter diskutiert.
Michael Hugo (MIGRA e. V.) schickt voraus, dass er zwar aus Rostock komme, aber
die ersten zwei Jahrzehnte seines Lebens in Chemnitz verbracht habe. Für ihn stelle
sich die Frage, wie sich die Stadt von dem Makel der negativen Ereignisse der
vergangenen Tage befreien könne. Bezüglich der Frage der sozialen Integration sei
es von größter Bedeutung, dass bei Geflüchteten eine schnellstmögliche Klärung des
Aufenthaltsstatus erfolge. Dies sei die Voraussetzung, um über Zukunftsperspektive
zu sprechen, sowohl aus Sicht der Migranten als auch der Gesellschaft. Die
bestmögliche Integration sei die Zusammenführung der einheimischen Bevölkerung
mit Menschen, die zugewandert seien, besonders im ländlichen Raum. Hier sei der
Hinweis auf das Jahr 1945 angezeigt, wo knapp die Hälfte der Bevölkerung in
Mecklenburg-Vorpommern Flüchtlinge und Vertriebene gewesen seien. Hier gehe es
darum, diese Erfahrungen mit den jetzigen Flüchtlingen auszutauschen. Ebenso sei
die Frage der Religionsausübung zu beachten. Hier seien zwei Religionen besonders
genannt, die bei den Flüchtlingen selten vorkämen. Zum einen die Bahai und zum
anderen die Christen, die aus Syrien und dem Irak geflohen seien. Es gebe in
Schwerin und Rostock interreligiöse Gesprächskreise. Die Fortsetzung des
interreligiösen Dialogs sei wesentlich, um ein friedliches Zusammenleben zu
gewährleisten. Soziale Integration könne aber nur gelingen, wenn es eine berufliche
Integration gebe. Hierbei sei eine Verbesserung des Arbeitsmarktzuganges für
Zugewanderte mit Flüchtlingsstatus erforderlich. Dies werde zurzeit unter dem
Stichwort Spurwechsel diskutiert. Man müsse akzeptieren, dass es in den nächsten 5
bis 10 Jahre schwierig bleibe, Menschen in den Irak, Syrien oder die Ostukraine
abzuschieben. Zudem gebe es einen Mangel an Arbeits- und vor allem Fachkräften.
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Thomas Letixerant (Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Nord) stellt heraus,
dass ein Aspekt der Integration in Arbeit und Ausbildung von geflüchteten Menschen
die Schlüsselkompetenz des Spracherwerbs sei. In Mecklenburg-Vorpommern gebe
es ein breites und ausdifferenziertes Spektrum an beruflichen Sprachkursen, die man
im Laufe der vergangenen drei Jahre auch immer weiter angepasst habe. Schaue
man auf die Wartezeiten in Hinblick auf die Grundbildung Sprache, also dem
Integrationskurs, so könne man festhalten, dass 54 Prozent der angemeldeten
Menschen innerhalb von 6 Wochen den Zugang dazu erhielten. Dieser Wert
entspreche ungefähr dem Bundesniveau. Allerdings könne diese statistische
Aussage die individuelle Situation einzelner Personen nicht beschreiben. So könne
es passieren, dass einige sehr viel schneller Zugang erhielten und andere wiederrum
müssten viele Monate und damit auch aus Sicht der Bundesagentur zu lange auf
ihren Kurs warten. Dieses sei teilweise den zurückgegangenen Bedarfszahlen
geschuldet, die dazu führten, dass die Zahl der angebotenen Kurse aus
Wirtschaftlichkeitserwägungen der Träger zurückgegangen sei. So brauche es
15 Kursteilnehmer, um eine Wirtschaftlichkeit sicherzustellen. Auch stelle die
Erreichbarkeit von Sprachangeboten insbesondere im ländlichen Raum für die
geflüchteten Menschen ein Problem dar. Die berufsbezogene Sprachförderung, die
mittlerweile die ESF-Sprachförderung abgelöst habe, werde in Mecklenburg-
Vorpommern ordentlich angenommen und bewege sich in den Größenordnungen,
welche die Jobcenter und Agenturen für Arbeit nach ihrer Bedarfsanalyse
vorgesehen hätten. Bei dieser Sprachförderung handele es sich um Module, welche
die Lebenswelten Arbeit und Ausbildung verzahne. Auch würden spezielle Kurse zur
Anhebung des Sprachniveaus angeboten, beispielsweise von der Stufe B1 auf B2.
Das Grundniveau, welches nach einem Integrationskurs vorliege, solle die Stufe B1
umfassen. Diese Stufe werde allerdings zurzeit nur von der Hälfte der
Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreicht. Aus Sicht der Berufsberatung der
Bundesagentur für Arbeit lasse sich beim Übergang von Schule in Ausbildung
aussagen, dass die Jugendlichen an Beratung interessiert seien. Allerdings müsse
man feststellen, dass das Wissen über das Bildungs- und Ausbildungssystem in
Deutschland bei diesem Personenkreis unzureichend sei. Die Chancen der
beruflichen Integration seien aber sehr stark von einem beruflichen Abschluss
abhängig. So seien Menschen ohne beruflichen Abschluss fünfmal so stark von
Arbeitslosigkeit betroffen wie Menschen mit einer solchen Ausbildung. Daher sei das
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Wissen über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem mit entsprechender
Akzeptanz des Systems ein entscheidender Faktor der beruflichen Integration. Die
Bereitschaft in Ausbildung zu gehen, sei bisher nur unzureichend vorhanden. Diese
Bereitschaft müsse erhöht werden, hier bedürfe es auch der verstärkten Anstrengung
der anderen Netzwerkpartner. Ebenso brauche es natürlich auf der anderen Seite
einen Arbeitgeber, der diese Ausbildung zur Verfügung stelle. Grundvoraussetzung
sei dafür Rechtssicherheit in Bezug auf die Bleibeperspektive des jungen Menschen,
damit sich die Investition auf lange Sicht für den Arbeitgeber rentiere. Schaue man
auf das laufende Berufsberatungsjahr, so habe man 178 Abgänge in Ausbildung von
Jugendlichen aus den acht Hauptherkunftsländern, die den Schwerpunkt von Flucht
und Asyl ausmachten. Hinzu kämen 104 Langzeitpraktika, die sogenannte
Einstiegsqualifizierung. Ordentliche Zahlen, die aber noch steigerungsfähig seien.
Bei der Qualifizierung und Aktivierung von geflüchteten Menschen sei der Ansatz der
Agentur für Arbeit, Sprache und Arbeit respektive Arbeitsumfeld frühzeitig unmittelbar
miteinander zu verzahnen. Es sei nicht zielführend, vormittags einen Integrationskurs
zu besuchen, um dann am Nachmittag wieder in seinem bisherigen Umfeld zu
verbleiben. Dies böte keine Chance, die neue Sprache zur Anwendung zu bringen.
Dieser Ansatz könne aber auch zu Überforderungen führen, wenn am Vormittag fünf
Stunden Sprachunterricht und am Nachmittag drei bis vier Stunden Arbeit zu leisten
seien. Betrachte man die geflüchteten Menschen in Mecklenburg-Vorpommern, so
könne man festhalten, dass der typische Flüchtling erstens männlich (drei Viertel der
Gesamtgruppe), zweitens jung (drei Fünftel der Gesamtgruppe seien unter 35 Jahre)
und drittens ohne formalen Abschluss nach deutschen Kriterien sei. Diese Zahlen
legten nahe, dass es sich lohne, in Qualifizierung zu investieren, da bei einer
Bleibeperspektive ein noch sehr langer Verweilzeitraum in unseren Systemen zu
erwarten sei. Idealerweise sollten diese Menschen ein integrierter und beitrags- und
steuerzahlender Bestandteil unserer Gesellschaft werden. Bezüglich der Frage nach
den Hemmnissen bei der Integration in Arbeit stelle man zunächst fest, dass man bis
Juli dieses Jahres bereits ca. 950 Abgänge bei den geflüchteten Menschen in
sozialversicherte Beschäftigung vorweisen könne. Das Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung habe herausgefunden, dass im ersten Jahr nach Ankunft ca. zehn
Prozent der geflüchteten Menschen eine Arbeit finden könnten, nach weiteren fünf
Jahren liege der Wert bei 50 Prozent. Nach zehn Jahren könne bei der
Beschäftigung der Durchschnitt der einheimischen Bevölkerung erreicht werden.
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Schaue man die bisherigen Erfahrungswerte und tatsächlichen Zahlen an, die man
bereits habe, so sei man auf einem vernünftigen aber nicht herausragenden Weg,
der sich mit den wissenschaftlich erwarteten Zahlen decke. Die Hemmnisse seien
unterschiedlich. Zu nennen sei als erstes die Erreichbarkeit von Arbeitsstellen. Dies
gelte allerdings nicht nur für die geflüchteten Menschen. Bei der Kinderbetreuung
seien auch kulturelle Hemmnisse zu erkennen, wie zum Beispiel die fehlende
Akzeptanz von Kinderbetreuung gerade auch im Familienumfeld. Dieses
Akzeptanzproblem müsse in den Netzwerken vor Ort bearbeitet werden. Defizite in
der interkulturellen Kompetenz ließen sich sowohl bei den Geflüchteten als auch auf
der Arbeitgeberseite identifizieren. Helfen könnten Betreuungsstrukturen innerhalb
der Betriebe, welche diesen besonderen Rahmenbedingungen angepasst seien.
Peter Todt (Industrie- und Handelskammer zu Schwerin) betont ergänzend zur
schriftlichen Stellungnahme (Adrs. 7/332) als Schwerpunkt, dass man Fachkräfte
benötige. Für jeden Menschen sei es eine schlimme Erfahrung, sein Land verlassen
zu müssen. Dabei spiele es keine Rolle, ob es zeitlich begrenzt oder für einen sehr
langen Zeitraum sei. Es gelte also entweder eine Zeit zu überbrücken oder für sich
selbst eine neue Zukunft aufzubauen. Dazu brauche man allerdings die
Sprachkompetenz, um sich in seinem Gastland entsprechend bewegen zu können.
Dies betreffe den Alltag, die Schule, die Ausbildung, die berufliche Tätigkeit sowie
den Umgang mit den Ämtern. Es brauche auch ein Grundverständnis der deutschen
Kultur beziehungsweise der deutschen Geschichte, um die Strukturen der
Gesellschaft, Demokratie und öffentlichen Einrichtungen verstehen zu können. Die
wirtschaftliche Entwicklung verlaufe momentan sehr positiv. 75 Prozent der
Unternehmen sagten, dass sie Fachkräfte benötigten. Dies bedeute, dass es
vonseiten der Wirtschaft eine sehr hohe Bereitschaft gebe, zugewanderte Flüchtlinge
in die Ausbildung, in die Wirtschaft, in die berufliche Tätigkeit aufzunehmen. Bei
qualifizierten Flüchtlingen und jungen Menschen gebe es vonseiten der Wirtschaft
eine hohe Bereitschaft, sie über eine Berufsausbildung fachlich zu qualifizieren. Es
müssten immer wieder Zugeständnisse gemacht werden. Die Kunden der
Unternehmen müssten ebenfalls mitmachen. Die Wirtschaft stelle in großem Umfang
Praktikums- und Ausbildungsplätze zur Verfügung. Dafür brauche die Wirtschaft
dann aber die Sicherheit, dass die Investition auch gesichert sei. Es brauche dafür
klare und transparente gesellschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen. Man
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verweise in diesem Zusammenhang auf die 3 + 2-Regelung1 oder die aktuelle
Diskussion zum sogenannten Spurwechsel2. Die IHK zu Schwerin habe auf ihren
Internetseiten die rechtlichen Grundlagen zum Themenkreis „Aufnahme einer
Berufsausbildung“ zusammengestellt. Bei einem klaren Status sei es unkompliziert.
Dieses Wissen habe sich mittlerweile in der Unternehmerschaft verbreitet. Hier
reiche ein Blick in die Papiere des Aspiranten. Dies ändere sich bei einem unklaren
Status und es ergebe sich dann die Frage: Kann man einen Vertrag abschließen und
was muss man gegebenenfalls dabei beachten? Hingewiesen sei an dieser Stelle
noch auf die Meldepflicht des Ausbildungsbetriebes bei Abbruch der Ausbildung oder
dreitägigen unentschuldigten Fehlens des Jugendlichen. Unterlasse der
Ausbildungsbetrieb dies, könne diese Ordnungswidrigkeit mit einer Geldbuße in
Höhe von bis zu 30.000 Euro belegt werden. Wichtig sei, dass der Geflüchtete sich
mindestens genauso stark einbringe wie der Ausbildungsbetrieb. Die eigenen
Erfahrungen der IHK mit einem Flüchtling in der Ausbildung seien positiv. Bei älteren
Flüchtlingen reiche oft die Sprachkompetenz nicht aus. Jüngeren hingegen falle es
erheblich leichter, die neue Sprache zu erlernen. Die Bereitstellung von
Sprachförderung sei in Mecklenburg-Vorpommern ausreichend, aber die Flüchtlinge
sollten ihre neuen Sprachkenntnisse auch häufiger nutzen. Man habe als Industrie-
und Handelskammer im Jahr 2012 eine bundesweite Einrichtung zur Anerkennung
ausländischer Abschlüsse „Foreign Skills Approval (FOSA)“ eingerichtet. Im Jahr
2018 wurden von Flüchtlingen aus Syrien 2.595 Anträge auf Feststellung der
Qualifizierung gestellt. In der Regel könnten 50 Prozent der Anträge positiv
beschieden werden, während bei der anderen Hälfte ein Qualifizierungsbedarf
bestehe. In den drei Industrie- und Handelskammern des Landes habe man zum
neuen Ausbildungsjahr 252 Ausbildungsverträge mit ausländischen Jugendlichen
verzeichnet. Für das Kammergebiet Schwerin gebe es über alle Ausbildungsjahre
hinweg 236 Ausbildungsverträge, davon 86 Verträge mit derzeit 20 Nationalitäten für
das neue Ausbildungsjahr. Man stelle zum Thema Arbeits- und Ausbildungsangebot
auf Messen aus und führe Informationsveranstaltungen vor allem mit Unternehmen
durch. Hier stellten sich dann sehr lebensnahe und praktische Fragen.
1 Aufenthaltsrecht für eine dreijährige Ausbildung und anschließend zwei Jahre Berufstätigkeit. 2 Wechsel vom Asylverfahren zur Arbeitsmigration.
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Christian Rosenkranz (Institut für Berufsbildung und Umschulung GmbH) erklärt,
dass er aus Neustadt-Glewe komme, einer für Mecklenburg-Vorpommern typischen
Kleinstadt mit 6.800 Einwohnern, geprägt von landwirtschaftlichen Betrieben im
Umkreis. Dort habe ein Durchschnittsbetrieb 190 Mitarbeiter, aus insgesamt
27 Nationen kommend. Das Institut ist seit 27 Jahren in der Erwachsenenbildung
tätig und seit 2015 Träger der Jugendhilfe und betreibe ein Wohnheim für
unbegleitete minderjährige Jugendliche im Auftrag des Fachdienstes Jugend des
Landkreises. Man müsse in Neustadt-Glewe beim Thema Migration und Integration
deutlich unterscheiden zwischen den geflüchteten Menschen, die ab 2015
gekommen seien, und den EU-Bürgern und Nicht-EU-Bürgern, die in unserer Region
lebten, sozialversicherungspflichtig arbeiteten, Steuern zahlten und ihre Freizeit dort
gestalteten. Man habe in Neustadt-Glewe 855 gemeldete Mitbürgerinnen und
Mitbürger anderer Nationalität, von denen 661 einer sozialversicherten Tätigkeit
nachgingen beziehungsweise EU-Bürger seien. In diesem Jahr seien Kinder aus
24 Nationen in der Stadt eingeschult worden. Man habe in der Stadt kein Problem mit
Migration respektive Ausländern. Dies liege zum einen daran, dass man eine
niedrige Arbeitslosenquote habe und zum zweiten an einem breiten Konsens
zwischen den politischen Parteien, der Kirche und der Verwaltung, dass man
Integration bejahe. Das verlange von allen, sich zu verändern. Ohne diese
Bereitschaft gehe es nicht. Man habe in dem Wohnheim seit 2015 85 Kinder betreut.
Die zugelassene Kapazität betrage 16 Minderjährige. Die hohe Zahl an Kindern sei
dem Umstand geschuldet, dass mit dem Erreichen der Volljährigkeit die jungen
Menschen nicht mehr dem deutschen Jugendschutzgesetz unterlägen und somit die
Einrichtung verlassen müssten. Diese Kinder hätten alle ihre Geschichte und
gehörten nicht zu den Schwächsten, weder mental, intellektuell noch körperlich.
Jedes Kind in der Einrichtung habe von Anfang an einen Schulplatz gehabt. Morgens
um 05:30 Uhr werde aufgestanden und gefrühstückt. Mit dem öffentlichen
Personennahverkehr werde die Schule besucht. Es werde, so es gehe, gemeinsam
Mittagessen eingenommen. Dann nehme man an den Nachmittagsaktivitäten teil.
Vom Schulsport sei man befreit. Man habe seit zwei Jahren einen aus Teherean
stammenden Mitarbeiter, der ausgebildeter Sportlehrer sei. Man nutze dafür die
Sportstätten der Stadt. Die Jugendlichen hätten nach dem Sportprogramm keinen
Impuls mehr, abends in der Stadt noch unbedachte Dinge zu tun. Es gelte das
Jugendschutzgesetz. Um 22:00 Uhr habe sich daher jeder innerhalb des Hauses
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aufzuhalten. Wenn die Jugendlichen neu in die Einrichtung kämen, wären sie zum
Teil schon kriminalisiert, zum Beispiel wegen illegaler Benutzung von öffentlichen
Verkehrsmitteln. Der Landkreis werde dann als Vormund durch ein Inkassobüro der
Deutschen Bahn in Haftung genommen. Hier habe man Kosten zu tragen, die den
Wert der Fahrkarte überstiegen und das werde den Kindern vom Taschengeld
abgezogen. Zwar werde es nicht auf null reduziert, aber sie spürten sehr klar die
finanzielle Einschränkung. Auch diese Kinder hätten Bedürfnisse. Es gehe nicht
darum, das falsche Verhalten der Kinder zu tolerieren, gerade dies wolle man nicht.
Es brauche klare Regeln und deren Durchsetzung. Hilfreich sei die geplante
Einführung kostenloser Bustickets für Schülerinnen und Schüler im Landkreis. Denn
es bedeute, dass die Jugendlichen nicht mehr nur an einen Ort gebunden seien und
dass für sie das attraktive Schwerin erreichbar sei. Mobilität sei ein wichtiger Punkt
für junge Menschen. Daher sollte sich der Landtag überlegen, entsprechende Mittel
zur Verfügung zu stellen, für eine kostenfreie Schülerbeförderung im öffentlichen
Personennahverkehr. In Parchim gebe es die Gaststätte „Zum kaiserlichen Postamt“
in der ab dem 1. September eine junge Albanerin im Servicebereich arbeite. Diese
junge Frau habe zuvor einen Ausbildungsplatz gehabt, aber den Anforderungen der
Berufsschule nicht genügt und musste ihre Ausbildung abbrechen. Daraufhin habe
sie Deutschland verlassen müssen. Bei der Unterzeichnung des
Ausbildungsvertrages hatte zuvor ihr Vormund, also der Fachdienst Jugend, es
unterlassen, die Ausländerbehörde einzubeziehen und eine Zustimmung einzuholen.
In Albanien habe sie ein schwieriges soziales Umfeld erwartet. Man habe dann von
Neustadt Glewe aus mit persönlichem und finanziellem Einsatz erfolgreich für ihre
Rückkehr gearbeitet. So habe man zunächst die Schulden beglichen, die durch ihren
SGB II-Bezug vom Jobcenter in Deutschland entstanden seien. Auch habe man ihr
den Flug nach Tirana bezahlt, um die Einreise nach Deutschland beantragen zu
können. Auf diese bürokratischen Hindernisse im Bundesrecht wolle er in der
Diskussion über Fachkräftemangel hinweisen.
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Prof. Dr. Hannes Schammann (Universität Hildesheim) führt aus, dass Integration
im Wortsinne die Herstellung des gesellschaftlichen Zusammenhalts bedeute. Es
gehe daher nicht um die Prozesse einzelner Personen. Das sei dann erfolgreich,
wenn möglichst alle Gruppen innerhalb einer Gesellschaft über ihr Leben selbst
bestimmten. Erst dann entwickele sich eine positive Haltung zum gesamten System.
Dieser Sachverhalt gelte nicht nur für Zugewanderte, sondern für alle Menschen.
Gesellschaften stünden daher grundsätzlich auch ohne Migration vor der
Herausforderung der Integration. Wenn Menschen Arbeit und positive soziale
Beziehungen hätten, sowie das Gefühl vorhanden sei, dass ihre Stimme gehört
werde und eine politische Teilhabe möglich sei, dann könne sich eine Bindung zum
Großen und Ganzen entwickeln. Daher gingen Forderungen nach Identifikation, die
an Menschen adressiert seien, die sich faktisch noch außerhalb der Gesellschaft
befänden, auch fehl. Diese Menschen müssten erst in der Gesellschaft ankommen
und dann entwickele sich eine Bindung an das System. Deswegen seien
Maßnahmen gut und sinnvoll, die Menschen helfen, ihr Potenzial im Land frei zu
entfalten. Dazu gehörten Sprachkurse und der Abbau von behördlichen Hürden. Man
sollte Migranten frühzeitig gesellschaftliche Teilhabe auch im politischen Bereich
ermöglichen. Integration sei vor Ort zu gestalten. Integration sei Aufgabe aller
anwesenden Personen unabhängig vom Aufenthaltsstatus und nicht nur für eine
Teilgruppe der Gesellschaft. Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass Städte und
Gemeinden bei der Integration eine wichtige Rolle einnähmen, etwa beim Wohnen
oder sozialraumorientierten Projekten. Das müsse man auch bei der Umsetzung
übergeordneter Regelungen beachten, zum Beispiel der Ausbildungsduldung. Denn
wenn auf der kommunalen Ebene die Umsetzung nicht erfolge, blieben
übergeordnete Regelungen wirkungslos. Gerade im ländlichen Bereich hätten
Kommunen über Integration vieles gelernt und sich stark professionalisiert, auch
habe man vor Ort Strukturen aufgebaut. Hier gelte es, dieses als Dauerprojekt zu
begreifen. Dafür brauche es den politischen Willen. Man müsse sich über die
Zuwanderungszahlen Gedanken machen und überlegen, welche Zahlen künftig zu
erwarten seien. Die Annahme, dass die bereits erfolgte Zuwanderung ein einmaliges
Ereignis sei, erscheine unwahrscheinlich. Dies bedeute, dass weiterhin Menschen
nach Deutschland kämen. Gleichzeitig müsse man das Ankommen und mögliche
Schwankungen der Ankunftszahlen immer berücksichtigen. Studien hätten gezeigt,
dass es bei dem Zusammenwirken in der Integrationsarbeit von Landkreisen und den
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angehörigen Kommunen nicht immer reibungslos laufe. Es brauche klare
Zuständigkeiten. Der Austausch guter Praxis in der Integrationsarbeit in der
kommunalen Ebene, aber auch darüber hinaus, mit dem Ziel einer insgesamt
kohärenten Anwendung, sei sinnvoll. Ein wesentliches Hemmnis für Integration sei
eine Kluft zwischen dem, was Verwaltung und Politik als wichtige Felder der
Integration ansehen, nämlich Arbeit, Bildung und Ähnliches und dem, was ein Teil
der Bevölkerung als Schwerpunkt der Integration empfinde. Hier werde das Feld der
Identität als problematisch wahrgenommen, insbesondere die Punkte Kultur und
Religion. Dies sei insofern besonders interessant, da sich keine empirische Studie
finde, die etwa den sunnitischen Islam als Integrationshindernis identifiziere. Trotz
anderer Wahrnehmungen habe Religion relativ wenig mit Integrationsprozessen zu
tun. Politik müsse sich trotzdem diesen Bereichen der Kultur und Religion seriös und
überlegt zuwenden.
Steffen Bockhahn (Städte- und Gemeindetag Mecklenburg-Vorpommern e. V.)
erklärt, dass Integration Motivation brauche. Für das Engagement benötige man
einen Grund. Ein positiver Punkt sei dabei das Gefühl des Willkommenseins und
hierzu gehöre eine Bleibeperspektive. Es gehe auch um die Nachvollziehbarkeit von
Abschiebegründen. Nicht einmal 2.000 Menschen seien aufgrund von Flucht in
diesem Jahr nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Bezogen auf die
1,6 Millionen Einwohner, die in unserem Bundesland lebten, bedeute dies eine
Anzahl, die uns nicht überfordere. Zudem lebten in den Erstaufnahmeeinrichtungen
nur 500 Menschen aus den acht Hauptherkunftsländern mit einer Bleibeperspektive.
Für Rostock könne man sagen, dass es alleine im Jahr 2017 über 160 Vermittlungen
von Flüchtlingen, die nach 2015 eingereist seien, in den ersten Arbeitsmarkt gegeben
habe. Schaue man sich an den Grundschulen und den weiterführenden Schulen um,
könne man erkennen, dass die Kinder mit Fluchthintergrund, die von Anfang an in
der Krippe oder dem Kindergarten waren, mit großer Motivation und Erfolg die
Schulen besuchten. Überall dort, wo man gute Begleitung und gute soziale
Strukturen im Umfeld anbiete, könne man positive Effekte erzielen. Hier genau sehe
man die Stärken der gemeindlichen Arbeit, also in einer Arbeit im Sozialraum mit
individualisierter Beratung. Erweitere man den Fokus und beziehe die Inklusion in die
Betrachtung mit ein, so müsse man sich davon lösen, die Migrantinnen und
Migranten nur von ihrer Herkunft aus zu beurteilen. Vielmehr müsse man nach
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zusätzlichen Hilfebedarfen zum Beispiel in den Bereichen Sprache, Ausbildung oder
auch sozialer Kompetenz fragen. Diese Begleitung müsse unabhängig von einem
Aufenthaltsstatus erfolgen. Hier brauche es Hilfen vom Land, damit die Begleitung
auch nach dem Asylverfahren weiterlaufen könne und die Kommunen nicht alleine
mit den Kosten blieben. Leider wüssten die Kommunen bis heute noch nicht, wie
hoch die Unterstützung des Landes für 2019 ausfalle, da die gesonderten
Vereinbarungen Ende 2018 ausliefen. Diese Unsicherheit in Bezug auf die
Finanzierung gefährde bestehende Strukturen. Insbesondere betreffe das die
finanzschwachen Kommunen. Insgesamt sollte bedarfsorientiert gefördert werden.
Man erlebe Abwanderung aus kleineren Gemeinden hin zu größeren Städten in
Mecklenburg-Vorpommern. Auch brauche es beim Rückbau der Strukturen eventuell
Hilfebedarf. Ebenso müsse man über die Zielgenauigkeit der vom Land
ausgegebenen Mittel nochmals sprechen. Integration und Inklusion seien keine
Einbahnstraßen. Hier müsse auch die Aufnahmegesellschaft etwas leisten. Genau
dafür brauche es zum Beispiel Gemeindezentren und soziale Arbeit und
Begegnungen in den Quartieren.
Bernd Rosenheinrich (Landesseniorenbeirat Mecklenburg-Vorpommern e. V.)
verweist auf die schriftliche Stellungnahme (Adrs. 7/332-4) und stellt klar, dass der
Landesseniorenbeirat bisher nur wenig Berührungspunkte zu Migrantinnen und
Migranten gehabt habe. Man gehe aber davon aus, dass, wie auch schon hier im
Ausschuss ausgeführt, diese Thematik zum Beispiel im Bereich der Pflege bald
erkennbar werde. Unabhängig davon müsse man festhalten, dass viele Seniorinnen
und Senioren sich bei der ehrenamtlichen Betreuung von geflüchteten Menschen
engagierten. In dieser Gruppe gebe es Zweifel am Willen der Behörden zur
Integration. In Neubrandenburg wurden Personen ausgewiesen, die bereits seit drei
Jahren hier im Land lebten und einen Arbeitsplatz gehabt hätten. Auch die
Ausweisung von jungen Menschen, die hier einen Ausbildungsplatz gehabt hätten,
stoße auf großes Unverständnis. So werde nicht zur Integration motiviert. Man habe
zusammen mit dem Landesjugendring einen Generationendialog mit Migrantinnen
und Migranten durchgeführt. Dabei sei deutlich geworden, dass viele junge
Menschen schwere Kriegs- und Fluchterfahrungen mitgebracht hätten. Hier brauche
es eine bessere Betreuung für die jungen Menschen zur Bewältigung dieser
Erlebnisse, etwa entsprechend der Betreuung von Bundeswehrangehörigen nach
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deren Einsatz in Afghanistan. Im Übrigen pflichte er Michael Hugo in Sachen
Chemnitz bei. Er habe selbst in der damaligen Karl-Marx-Stadt an der dortigen
Technischen Universität studiert und Tür an Tür mit ausländischen Studierenden
gelebt. Das, was man dort heute erlebe, könne er nicht verstehen. Noch weniger
Verständnis habe er aber für eine Partei, die die Situation dort ausnutze, um eine
Pogromstimmung zu erzeugen. Dies erinnere ihn an Ereignisse unserer Geschichte.
Abg. Prof. Dr. Ralph Weber reagiert auf die Äußerungen von Herrn Rosenheinrich
und Herrn Hugo. Das Geschimpfe über die Geschehnisse in Chemnitz entziehe sich
völlig dem, was er an Realität wahrnehme. Wenn endlich ein Teil der Bevölkerung
auf die Straße gehe, um deutlich zu machen, dass es ein Ende haben müsse mit der
Gewalt der angeblichen Schutzbefohlenen gegen die deutschen Bürger, dann sei
dies dringend notwendig und könne nur unterstützt werden. Warum sage keiner hier:
“Integration – nehmt denen erst die Messer weg“. Den Satz habe er noch nie gehört.
Dies wäre auch ein Akt aktiver Integration. Er habe große Hochachtung vor den
Bürgern, die in Chemnitz endlich Zivilcourage zeigten, auf die Straße gingen und
sagten, es reiche. Er möchte Frau Seemann-Katz fragen: Warum solle man die
knappen Mittel, die für Integration zur Verfügung stünden und auch nicht beliebig
erweiterbar seien, wenn man unsere Bevölkerung nicht weiter schröpfen wolle, für
Personen ausgeben, die keine Bleibeperspektive bei uns hätten? Das Gegenteil
erscheine ihm richtig nach dem Motto: „Fit for Return“. Man müsse die Kinder
schulen, ihre Muttersprache zu beherrschen in Wort und Schrift, damit sie dies bei
ihrer Rückkehr in die Gesellschaft, in die sie gehörten und in die sie irgendwann auch
zurückkehren müssten, weil sie keine Bleibeperspektive hätten, auch anwenden
könnten. Die vorhandenen Mittel für Integration solle man für die verwenden, die bei
uns bleiben dürften. Bezüglich der Aussage von Peter Todt, dass 50 Prozent der
Sprachkursteilnehmer das B1 Zertifikat schafften, habe er andere Zahlen und zwar
liege danach die Erfolgsquote nur bei 40 Prozent. Hier stelle sich die Frage, warum
so ein hoher Anteil diese Sprachkurse nicht erfolgreich abschließe.
Ulrike Seemann-Katz betont, dass als erstes die Rechtsfrage stehe. Kinder seien
nach internationalem und EU-Recht zu beschulen. Diese Beschulung müsse man
aus Mitteln des Bildungsbereiches und nicht aus Integrationsmitteln finanzieren. Der
Aufwand für diesen Bereich sei zudem insgesamt betrachtet relativ gering. Man
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müsse anerkennen, dass Asylverfahren unterschiedlich lange bräuchten und man
könne bei den Kindern nicht mit der Einschulung warten, bis über den Bleibestatus
entschieden sei. Diese Entscheidung erfolge zum Teil erst nach Jahren. Falls dann
am Ende des Verfahrens die Rückkehr in das Herkunftsland stehe, sei die in
Deutschland erlangte Bildung ganz sicher auch im Herkunftsland hilfreich.
Peter Todt stellt klar, dass es sich bei der genannten Zahl um die Quote der
Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse handele. Im Ergebnis könne man
nach einem aufwendigen Prüfverfahren etwa 50 Prozent der Abschlüsse
anerkennen. In Bezug auf die Ergebnisse der Sprachkurse mit dem Ziel des
Sprachniveaus B1, müsse man bei Kursen an beruflichen Schulen feststellen, dass
die Erfolgsquote unter 40 Prozent liege.
Prof. Dr. Hannes Schammann ergänzt in Bezug auf die Gründe, warum es bei den
Sprachkursen zum Nichterfolg komme, dass zu dieser Thematik das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge eine Studie bei McKinsey und Rambøll in Auftrag gegeben
habe. Hier stelle man fest, dass es Probleme bei der Erreichbarkeit der Kursorte
gerade im ländlichen Bereich gebe. Ebenso hätten Kinderbetreuung, parallele
Arbeitsaufnahme oder auch psychische Probleme als Hemmnisse identifiziert werden
können. Teilweise liege es am System, zum Beispiel Lehrkräftemangel, und teilweise
an den Personen selbst.
Abg. Maika Friemann-Jennert erklärt, dass man sich integrationspolitisch im Land
nicht verstecken müsse. Man habe gute Netzwerke und nicht solche Probleme wie
andere Bundesländer. Allerdings gebe es sicher Einzelschicksale, bei denen die
Abschiebung nur schwer erklärbar sei. Klar sei, dass Sprachvermittlung unabhängig
von der Bleibeperspektive wichtig sei, ebenso wie der Wille und die Bereitschaft der
Migranten, die neue Sprache zu lernen. Man habe heute gehört, dass sich die
Landkreise vorstellen könnten, selbst Sprachangebote anzubieten. Dem gegenüber
gebe es die Aussage, dass es Mindestgrößen in Bezug auf die Kursteilnehmer gebe.
Es komme daher durchaus zur Konkurrenz um die Teilnehmer zwischen den
Kursanbietern. Es stelle sich die Frage, ob es nicht Sinn mache, diese
Mindestgrößen zu verändern. Hinsichtlich der Migration und Alten- und Pflegeheime
stelle sich die Frage an Imam-Jonas Dogesch und Bernd Rosenheinrich, ob es für
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den Bereich konkrete Vorstellungen gebe und ob bestimmte Bedarfe, wie zum
Beispiel das Dolmetschen, erkennbar seien. Bisher sei dies nämlich noch nicht
formuliert worden. Die Frage, an welcher Stelle die berufliche Beratung der jungen
Menschen angesiedelt werden solle, sei an Thomas Letixerant gerichtet.
Hans-Kurt van de Laar führt aus, dass sich der Deutsche Landkreistag dafür
ausgesprochen habe, dass die Landkreise sich stärker bei der Koordinierung der
Sprachkurse engagieren sollten, zunächst zur Erprobung als Modellversuch. Gerade
in ländlichen Regionen erscheine es sinnvoll, die Angebote für den Spracherwerb
passgenauer zu gestalten. Dazu gehöre, die Zielgruppenansprache zu verbessern im
Hinblick auf eine berufliche Orientierung der Sprachangebote. In Mecklenburg-
Vorpommern scheine die Zusammenarbeit mit den Kursträgern nicht
hundertprozentig zu klappen. In dem Fall, dass es mehrere Kursträger gebe, könne
der Landkreis eine Koordinierungsfunktion übernehmen, die bis zu einer Zuweisung
bestimmter Migrantinnen und Migranten in Kurse reichen könne.
Ulrike Seemann-Katz stellt heraus, dass es gut sei, wenn es verschiedene Träger
für Sprachkurse gebe, da Konkurrenz das Geschäft belebe. Von Vorteil sei es, wenn
es Regelgemeinschaften vor Ort gebe, die die organisatorische, inhaltliche und
terminliche Abstimmung gewährleisteten, sodass Beratungsstellen entsprechend
zuweisen könnten. Sie bevorzuge in der Integrationsarbeit das Case-Management,
um einen individuellen und zielgenauen Weg möglich zu machen. Es gebe sehr wohl
Beispiele im Land für eine fremdsprachige Seniorenbetreuung und -unterbringung,
nämlich für den Bereich der russischsprachigen Migrantinnen und Migranten. Bei
anderen Sprachgruppen seien die Alterskohorten noch nicht groß genug.
Iman-Jonas Dogesch erklärt, dass man als Selbsthilfeorganisation versuche, sich
auf die Situation vorzubereiten und entsprechend auch nach Erfahrungen aus den
alten Bundesländern, wie zum Beispiel interkulturelle Unterbringung, schaue. Diese
interkulturelle Unterbringung gelte es positiv zu gestalten. Insgesamt sehe man aber
für Mecklenburg-Vorpommern durch das Angebot an Integrations- und Sprachkursen
keinen großen Bedarf an Dolmetschern für die Altersheime.
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Christian Rosenkranz stellt heraus, dass nicht jeder, der zu uns komme, sich
gesellschaftlich integrieren möchte. Es gebe Menschen, die einfach Schutz suchten.
Ihre Perspektive sei die Rückkehr in die Heimat. Dieses solle man berücksichtigen,
gleichwohl natürlich der deutsche Spracherwerb zur Kommunikation unerlässlich
bleibe. Gesetzliche Vorgaben zum Schulbesuch seien umzusetzen. Es gebe
momentan die Initiative in Ludwigslust, Arabischkurse anzubieten mit dem Ziel, auf
die Rückkehr in die Heimat vorzubereiten. Es gehe insbesondere um die Kinder, die
besser Deutsch als Arabisch sprächen. In Ludwigslust gebe es noch drei oder vier
regionale Bildungsträger für Deutschkurse, die mit dem Bundesamt
zusammengearbeitet hätten. Durchgesetzt habe sich aber ein bundesweit agierender
Bildungsträger. Der verwaltungstechnische Aufwand sei sehr hoch und das
Bundesamt gehe nicht auf die Gegebenheiten vor Ort ein, sondern setze einen
bundesweiten Standard um, einschließlich der Gehaltssätze der Dozenten. Hier solle
man es besser der Bundesagentur mit ihrer Expertise überlassen, diese Kurse zu
verwalten und nicht dem Bundesamt.
Bernd Rosenheinrich führt aus, dass man die Betreuung in Pflegeheimen auf
kulturelle, religiöse Besonderheiten, die die Migration mit sich bringe, vorbereiten
müsse. Es sei hier an den Beitrag des Lesben- und Schwulenverbandes anlässlich
des 10. Altenparlaments erinnert, aus dem deutlich geworden sei, dass es für Lesben
und Schwule zu wenig passende Angebote in den Betreuungseinrichtungen gebe.
Auf der anderen Seite müsse man aber auch bei den Menschen in den
Pflegeeinrichtungen Vorbehalte abbauen, die auf Pflegekräfte mit
Migrationshintergrund angewiesen seien. Insbesondere gebe es die Sorge bezüglich
sprachlicher Defizite der Pflegekräfte. Zu den Ausführungen von Prof. Dr. Ralph
Weber sei angemerkt, dass er es nicht als normale Demonstrationskultur akzeptiere,
wenn man Menschen durch Städte hetze.
Thomas Letixerant ergänzt zum Thema Akzeptanz des Ausbildungssystems und
beruflicher Bildung, dass man schauen müsse, wer am meisten Einfluss auf die
jungen Menschen habe. Untersuchungen bezüglich der einheimischen Bevölkerung
identifizierten hier das Elternhaus als maßgebend. Ebenso der Freundeskreis sowie
soziale Medien seien wichtig. Speziell zu geflüchteten Menschen sei ihm keine
Studie bekannt. Man gehe auch neue Wege, zum Beispiel engagierte man als
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Bundesagentur bei einer Messe einen bekannten YouTuber mit dem Auftrag, für
berufliche Ausbildung zu werben. Dieser habe dann auch tatsächlich die größte
Aufmerksamkeit erziehlt. Insgesamt sei das Feld noch sehr neu. Aber entscheidend
sei, in den neuen Medien einheitliche Botschaften zu senden, sonst stifte man
Verwirrung und Unsicherheit. Grundsätzlich müsse man festhalten, dass in
wirtschaftlich guten Zeiten auf dem Arbeitsmarkt für Personen ohne Ausbildung
immer der Anreiz bestehe, Arbeit anzunehmen, die kurzfristig mehr Geld erbringe als
eine Ausbildung. Langfristige Perspektiven überzeugten oft nicht, auch wenn über
Jahrzehnte erheblich mehr durch einen Ausbildungsberuf verdient werden könne.
Abg. Torsten Koplin erklärt, dass er die Definition von Prof. Dr. Schammann, dass
Integration gesellschaftlichen Zusammenhalt darstelle, als wichtig erachte, da es ja
hier im Parlament Parteien gebe, die sich gegen Integration stellten und sich damit
gegen den gesellschaftlichen Zusammenhalt wendeten, ja seine Zerstörung in Kauf
nähmen oder herbeiführen wollten. Er bitte Prof. Dr. Schammann daher um weitere
Ausführungen bezüglich der Kluft zwischen den von der Politik als wichtig erachteten
Integrationsbereichen Arbeit und Bildung und dem von Teilen der Bevölkerung als
wichtig erachteten Bereich der Identität.
Prof. Dr. Hannes Schammann erklärt, der US-amerikanische Politikwissenschaftler
James Hollifield habe schon Anfang der 90er Jahre vom liberalen Paradoxon der
westlichen Demokratien gesprochen. Denn auf der einen Seite wolle man die
Grenzen öffnen in Bezug auf den wirtschaftlichen Austausch sowie Menschenrechte.
Zum anderen funktionierten bestimmte demokratische Errungenschaften, wie zum
Beispiel Wahlen, nur in geschlossenen Gebieten, gleiches gelte für den Bereich der
Wohlfahrt. Diese beiden Dynamiken strebten auseinander und erzeugten Zweifel.
Man könne als Politik keine eindeutigen Lösungen finden, trotzdem fordere man sie.
Daher werde Migrationskritik schnell zur Systemkritik. Mit der einseitigen Forderung
nach geschlossenen oder offenen Grenzen verlasse man das politische System.
Dies bedeute das Ende des demokratischen freiheitlichen Systems, wie wir es
kennen.
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Abg. Karen Larisch führt aus, dass jeder Mensch eine eigene Vorstellung von seiner
Identität und seiner Kultur habe. Dies müsse man allen Menschen zugestehen. Man
solle auch nicht von Menschen, die vor Not und Bürgerkrieg geflüchtet seien,
erwarten, ihre Heimat und Identität zu verleugnen. In Bezug auf die Integrationsarbeit
frage sie die Vertreter des Städte- und Gemeindetages, inwieweit sie Vorschläge und
Ideen dazu dem Land vorgestellt hätten. Diese Frage sei dringend, da die
Kooperationsvereinbarungen mit dem Land ausliefen und es unklar erscheine, wie
stabile Strukturen in diesem Bereich aufrecht zu erhalten seien, einschließlich der
Sozialarbeit. Darüber hinaus bittet sie um eine Bewertung des Städte- und
Gemeindetages zu den Maßgaben des Innenministeriums, bei Ausschreibungen im
Integrationsbereich nur die billigsten Angebote zu wählen. Dies führe dazu, dass bei
der Integrationsarbeit reihenweise erfahrenes Personal und auch die
Trägerlandschaft wegbreche.
Steffen Bockhahn betont, dass sowohl der Städte- und Gemeindetag als auch der
Landkreistag sich im regelmäßigen Austausch mit dem Land befänden. Bisher sei es
so gewesen, dass die Landesmittel für den Integrationsfonds sich aus Bundesmitteln
speisten, die aber nicht komplett an die Kommunen durchgereicht worden seien. In
2018 seien vom Bund für diese Aufgaben 38 Millionen Euro an das Land geflossen.
Unklar sei bisher, ob die Bundesmittel für die nächsten Jahre wieder zur Verfügung
stünden. Deshalb sei vom Land bisher keine Aussage getroffen worden, mit welchem
Mittelansatz die Kommunen rechnen könnten. Gleichwohl brauche es hier eine
Entscheidung, weil bisher mit diesen Mitteln in den Kommunen Personalstellen
finanziert worden seien, die als freiwillige Leistungen zu bezeichnen seien. Die
Auswahl bezüglich der Kursträger im Integrationsbereich liege bei den Kommunen
und dort müsse man entscheiden, wie man die Möglichkeiten des Vergaberechts
nutze. Man befürworte für den Integrationsbereich wie Ulrike Seemann-Katz das
Fallmanagement und die Erarbeitung von individuellen Bedarfsplänen. Leider sei
dies bisher nicht vorgesehen. Daher hätten für das Fallmanagement die
Voraussetzungen und Ressourcen gefehlt. Man müsse in Bezug auf die niedrigen
Erfolgsquoten festhalten, dass nach 2015 sehr schnell ein Integrationsangebot
aufgebaut werden musste und zum Teil scheine die Angebotsqualität nicht immer
zufriedenstellend gewesen zu sein. Auch sei der Standard B1 beim Spracherwerb in
diesem kompakten Format nur mit großen Anstrengungen zu erreichen. Eine große
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Rolle spiele daher die Motivation der Kursteilnehmer. In Bezug auf die
Bleibeperspektive gelte es zu überprüfen, ob man die derzeitige Rechtslage nicht
humanitärer gestalten solle.
Abg. Jörg Heydorn wundert sich darüber, dass Prof. Dr. Ralph Weber die
Geschehnisse in Chemnitz begrüße. Bisher habe dieser im Parlament immer
behauptet, jegliche Form von Gewalt abzulehnen. Dies gelte wohl nicht mehr. Denn
man müsse festhalten, dass in Chemnitz blanke Gewalt ausgeübt worden sei.
Schaue man insgesamt auf den Sachverhalt, dann sei in Chemnitz auf bedauerliche
Art und Weise ein Mensch zu Tode gekommen. Die mutmaßlichen Täter seien von
zuständigen Stellen verhaftet worden. Der Rechtsstaat habe nicht versagt. Insofern
habe das Geschehen mit Selbstjustiz gegen Rechtsstaatsversagen nichts zu tun.
Vielmehr erlebe man in Chemnitz einen gewalttätigen Rassismus. Diejenigen, die
von den Gewalttätern verfolgt werden, seien zudem keine Tatbeteiligten gewesen.
Von diesen Ausschreitungen müsse sich jeder klar und deutlich distanzieren. Auch
erscheine die Forderung von Prof. Dr. Ralph Weber, den Migranten die Messer
abzunehmen, wenig hilfreich. Viele Personen in Deutschland hätten Messer. Auch
höre man von Prof. Dr. Ralph Weber keine Forderung, die Rassisten in Chemnitz zu
entwaffnen. Man müsse es deutlich sagen, dass die AfD bereit sei, solche
Vorkommnisse wie in Chemnitz zu instrumentalisieren, um davon politisch zu
profitieren, weil man in allen politischen Feldern keine Lösungen aufweise. In Bezug
auf Sprachkurse höre man, dass diese zu wenig und zu kurz angeboten würden. Es
wurde mit Beginn der Flüchtlingswelle gesagt, dass es für ein Gelingen der
Integration eine gute Verwaltung brauche. Dies könne Blockaden und Friktionen
verhindern, zum Beispiel bezogen auf Kita-Plätze oder Schulen. Jetzt müsse man
aber feststellen, dass dies genau eingetreten sei, so fehlten Kita-Plätze und es gebe
Probleme beim Thema Einschulung. Es gebe Vorschläge, diese Bereiche der
Integration zu verbessern, zum Beispiel durch eine Standardsenkung im Bereich der
Kinderbetreuung, da es unwahrscheinlich erscheine, in großer Zahl neue Kita-Plätze
zu schaffen. Diese Probleme müsse man bearbeiten. Dazu bitte er um Vorschläge
für das Handeln auf Landes- und Bundesebene. Bezogen auf die Ausführungen von
Herrn Rosenkranz sei angemerkt, dass man auch bei Personen, die in Deutschland
nur Schutz suchten, nicht sagen könne, wie lange sie dann tatsächlich blieben. Für
die Kinder könne es dann nicht richtig sein, diese über Jahre aus dem normalen
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Bildungssystem herauszuhalten und sie nur im Arabischen zu unterrichten. In
Schwerin könne man erleben, dass Migranten, die gute Voraussetzungen für den
Arbeitsmarkt hätten, die Stadt verließen, um in anderen Teilen Deutschlands zu
arbeiten. Auch erscheine die Bereitschaft und das Engagement auf Arbeitgeberseite
in anderen Regionen in Deutschland größer, diese Arbeitskräfte zu werben und zu
integrieren. Die Frage an die IHK sei daher, ob in diesem Bereich unsere
Unternehmen besser werden müssten. Schaue man auf die Gastronomie, so könne
man erkennen, dass der Anteil an Mitarbeitenden mit Migrationshintergrund sehr
groß sei.
Steffen Bockhahn erklärt, dass man im Bereich der Sprachkurse eine Systematik
vorfinde, die es erschwere, reibungslos zu arbeiten. Mittlerweile könnten die
Sozialarbeiter vor Ort besser einschätzen, welche Kurse für bestimmte Personen
geeignet seien. Grundsätzlich müsse man überlegen, ob man die vom Bund
angebotenen Sprach- und Integrationskurse nicht durch ein eigenes Angebot
ergänze. Hier könne man sich das Instrument einer Integrationsvereinbarung
vorstellen. Allerdings brauche es dafür die Unterstützung vom Land. Die
Bundesagentur für Arbeit könne nur Angebote mit Berufsbezug fördern. Es helfe,
sich im Zusammenhang mit der sozialen Infrastruktur klar zu machen, dass im Jahr
2016 ca. 6.000 Menschen nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen seien. In
diesem Jahr sei mit einer Zahl von ca. 3.000 zu rechnen. Ein Ausbau der
Infrastruktur von Kita und Schule sei ausgeschlossen. Es gehe also um die Suche
nach flexiblen Lösungen, um mit der vorhandenen Infrastruktur bestehen zu können.
Man müsse über Ausnahmegenehmigungen für einen bestimmten Zeitraum
nachdenken, um Kapazitäten zu erhöhen, ausdrücklich verbunden mit einer
zusätzlichen Fachkräfteausstattung, am besten mit Sprachkompetenz. Man brauche
eine Antwort darauf, wie man Elternarbeit leisten könne in Kitas und Schulen, in
denen eine hohe Konzentration an Flüchtlingen vorliege. Denn man könne häufig
beobachten, dass die Kinder die Träger der Integration seien und die Eltern dabei
außen vor blieben. Dies seien aber zusätzliche Leistungen. Eine andere
entscheidende Frage sei die der Mobilität, denn nicht jedes Angebot könne
wohnortnah gemacht werden. Letztlich sei eine individualisierte Hilfe die beste
Methode. Ein Blick nach Skandinavien zeige, dass dort die Kommunen nach einer
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Fallanalyse und Besprechung Integrationsvereinbarungen mit den Flüchtlingen
abschlössen, um zielgenau helfen zu können. Dies führe zu hohen Akzeptanzwerten.
Christian Rosenkranz betont, dass er mit Jörg Heydorn einer Meinung sei, dass die
Schulpflicht der Kinder mit Migrationshintergrund im Vordergrund stehe. Man müsse
hier im Land Deutsch lernen. Dies sei eine Qualifikation und auch ein Schutz für die
Kinder. Kommunikation sei der Schlüssel zur Teilhabe. Es sei wichtig, dass Frauen
die Sprachkurse besuchten. Daher brauche es reine Frauenkurse, um kulturelle und
familiäre Hemmnisse abzubauen. Entscheidend sei die Kinderbetreuung im Rahmen
des Kurses, einschließlich der Frage, wer die Kosten zu tragen habe. Zudem sei zu
prüfen, ob man bei dieser temporären Betreuung das kostenintensive
Fachkräftegebot beibehalten müsse.
Ulrike Seemann-Katz erklärt zu den Sprachkursen, dass das Land schon jetzt aktiv
bei den Erstorientierungskursen für Personen mit prekärem Aufenthalt sei. Es gebe
teilweise eine Fahrtkostenübernahme durch das Land, dies sei unabdingbar bei
Kursen in der Fläche. Insgesamt solle man als Land gerne weitere ergänzende
Sprachkurse anbieten. Insgesamt könne man im Bereich der Integration viel positiver
über die vielen gelungenen Beispiele berichten, die täglich im Alltag stattfänden. Ein
solches Beispiel sei der Handwerker aus Dabel, der einen jungen geduldeten
Afghanen zum Metallbauer ausbilde. Sonst wäre die Ausbildungsstelle unbesetzt
geblieben. Der junge Afghane wohne bei ihm mit Familienanschluss. Der
Unternehmer sei sehr froh, weil er nach eigener Auskunft noch nie einen so
talentierten Auszubildenden gehabt habe. Diese guten Beispiele seien viel stärker zu
kommunizieren. Arabischunterricht werde auch in Schwerin angeboten, jedoch nur
auf ehrenamtlicher Basis und außerhalb des Lehrplans. Die Beherrschung der
eigenen Muttersprache helfe beim Erlernen einer Fremdsprache. Dazu gebe es
vielfältige interessante Untersuchungen.
Peter Todt hebt die gute wirtschaftliche Entwicklung der Region Schwerin in den
vergangenen Jahren hervor. Es falle ihm sehr schwer, aus der Gruppe der
Geflüchteten jemanden zu finden, den man entsprechend seiner Qualifikation sofort
im Arbeitsprozess hier in Deutschland einsetzen könnte. Der Bereich Recycling
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werde gegenwärtig in Schwerin verstärkt aufgebaut und erweitert. Fachkräfte für
Abfallwirtschaft würden dringend gesucht. Vergleichbare Qualifikationen bei den
Flüchtlingen seien kaum zu finden. Die Beispiele ließen sich fortsetzen, erwähnt sei
nur der zunehmende Bedarf an Berufskraftfahrern. Minimalanforderung sei jedoch in
diesem Fall der Nachweis eines in der EU gültigen Führerscheins. Einfache
Lösungen gebe es nicht. Das Augenmerk sei auf die Qualifizierung zu legen.
Schwerin sei nicht mit anderen Standorten zu vergleichen, sondern zeichne sich
durch eine spezifische Wirtschaftsstruktur aus. Diese sei allen
Qualifizierungsmaßnahmen in der Region zugrunde zu legen. Der Bedarf an
ungelernten Beschäftigten sei sehr gering. Er geht in diesem Zusammenhang
nochmals auf die Möglichkeiten von Praktika im Umland von Schwerin ein, zum
Beispiel in Wismar oder in Gallin. Diese scheiterten jedoch in der Regel an den
Unzulänglichkeiten des ÖPNV. Darüber sei zu reden. Schwerin verfüge über
genügend Angebote, über eine funktionierende Wirtschaftsstruktur und über die
Bereitschaft, das konzentriert einzubringen. Gleichwohl passe all dies nicht
zusammen. Die notwendige Passgenauigkeit sei konsequent anzustreben. Die
Berufsausbildung sei darüber hinaus eines der wichtigen Betätigungsfelder der IHK.
Beginnend bei den 7. Klassen würden in diesem Kontext unwahrscheinlich hohe
Anstrengungen unternommen. Als Beispiel führt er die BVJA-Klassen (Bildung für
geflüchtete Jugendliche an beruflichen Schulen) an. Zwei Jahre Deutschausbildung
und zwei Jahre Berufsorientierung führten dazu, dass sich lediglich zwischen 10 und
15 Prozent der Teilnehmenden für eine Berufsausbildung interessierten. Das
Augenmerk der Jugendlichen liege vielmehr auf einem guten allgemeinbildenden
Schulabschluss, der den Zugang zu einem Studium eröffne.
Imam-Jonas Dogesch bedankt sich eingangs bei Jörg Heydorn für sein klares
Statement. Kriminalität und Hetze seien in jedem Fall zu bekämpfen. Integrations-
und Sprachkurse in Rostock basierten vielfach auf Lehrmaterial für Abiturienten.
Teilnehmer an solchen Kursen mit einer geringeren schulischen Bildung benötigten
viel mehr Zeit. Das Mittel der Wiederholung habe für diese Zielgruppe eine ganz
andere Bedeutung. Dies sei bei der Zusammensetzung und Ausrichtung der Kurse
stets zu beachten.
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Abg. Christel Weißig führt aus, dass Asyl Hilfe auf Zeit bedeute. Schulpflicht
bestehe grundsätzlich für jedes Kind. Von Unternehmern sei ihr gegenüber erklärt
worden, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund während ihrer Berufsausbildung
wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt würden. Sie fragt nach, ob es hierzu
Richtlinien gebe, die den Status dieser Zielgruppe im Vornherein festlegten.
Peter Todt geht auf den Status des anerkannten Flüchtlings ein. Diese Gruppe
mache den weitaus größten Anteil aus. Dann könne eine Ausbildung aufgenommen
werden. Liege dieser Status nicht vor, bestehe akuter Handlungsbedarf. Im Regelfall
setze sich der Ausbildungsbetrieb mit der IHK in Verbindung, um kurzfristig eine
Lösung anzustreben. Im Detail beinhalte diese die Prüfung des Ausbildungsvertrages
durch die IHK. Entspreche dieser dem geltenden Recht, werde er sofort an die
zuständige Ausländerbehörde weitergeleitet. Werde die Rechtmäßigkeit des
Ausbildungsvertrages durch die Ausländerbehörde bestätigt, greife zu 98 Prozent die
3+2 Regelung. Damit verfüge der Auszubildende über eine Bleibeberechtigung für
die Ausbildungszeit sowie zusätzlichen zwei Jahren. Bis auf lediglich eine Ausnahme
sei so stets im Einzugsgebiet der IHK zu Schwerin verfahren worden. Auch die Frage
der finanziellen Unterstützung sei eindeutig geregelt. Es sei eine vertraglich fixierte
Ausbildungsvergütung zu zahlen, die in der Regel der Tarifbindung unterliege. Bei
tariflich nicht gebundenen Unternehmen dürfe Vergütung nicht unter 80 Prozent des
aktuellen Branchentarifs liegen. Herkunft oder Nationalität spielten hier keine Rolle.
Bei auswärtiger Unterbringung komme ein Aufstockungsbetrag vom Jobcenter in
Frage.
Steffen Bockhahn weist eingehend auf die Ausführungen von Peter Todt zu nach
wie vor bestehenden starken Verunsicherungen hin. Oft kämen Ausbildungsverträge
aufgrund des nicht geklärten Aufenthaltsstatus nicht zustande. Die Duldung gelte in
der Regel für sechs Monate. Eine Ausbildungsduldung bedürfe der Zustimmung von
relativ Vielen. Diese Barriere führe dazu, dass Ausbildungsbetriebe dann Abstand
nähmen. Das sei aus Sicht der Betriebe nachvollziehbar. Er könne verstehen, dass
Betriebe vor einer Ausbildung zurückschreckten, wenn sie damit rechnen müssen,
dass die jungen Facharbeiter ihnen dann nur für ein oder zwei Jahre zur Verfügung
stehen. Es bedürfe einer Diskussion, die Integrationswilligen die Hoffnung und
Zuversicht gibt, Teil unserer Gesellschaft zu sein und ihnen die Möglichkeit eines
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dauerhaften Aufenthaltes in Deutschland einräumt. Wenn man wolle, dass sich
Flüchtlinge einbringen und für die Gesellschaft etwas tun, bedürfe es einer Motivation
für diesen Personenkreis. Nur mit Aufenthaltsperspektive gebe es gute Chancen auf
eine Ausbildung und eine Wohnung. Das sei wichtig für die Integration. Ansonsten
komme es dazu, dass der Eine oder Andere auf dumme Gedanken komme. In
diesem Fall habe man die Möglichkeit der Strafverfolgung auf Grundlage der
Rechtsstaatlichkeit.
Abg. Christel Weißig zitiert Imam-Jonas Dogesch hinsichtlich der
Wohnungsproblematik für Asylbewerber, wonach Menschen in
Gemeinschaftsunterkünften ein Recht auf eigenen Wohnraum hätten. Bei solchen
Aussagen schüttelten die Rostocker den Kopf. Der Wohnungsleerstand in Rostock
liege unter einem Prozent. Viele stünden auf der Warteliste und könnten
Bevorzugungen nicht akzeptieren. Preiswerte Wohnungen gebe es so gut wie gar
nicht mehr, weil Zugezogene teilweise oder überwiegend bevorzugt worden seien.
Imam-Jonas Dogesch betont, er fordere insgesamt mehr bezahlbaren Wohnraum.
Sein Verein schließe keine Zielgruppe aus. Gleichwohl sei auf die Situation in den
Gemeinschaftsunterkünften hinzuweisen. Auch die angemessene Wohnsituation sei
Voraussetzung für Integration.
Steffen Bockhahn merkt an, dass er die Verhältnisse in Rostock diesbezüglich
relativ gut kenne. Die offizielle Leerstandsquote auf dem Wohnungsmarkt in Rostock
betrage knapp drei Prozent. Deutlich niedriger sei der Leerstand aber bei KdU-
fähigen Unterkünften, also bei Ein- oder Zweiraumwohnungen, deren Kosten das
Jobcenter übernehme. Weder von Imam-Jonas Dogesch, der Stadtverwaltung oder
ihm persönlich könne Christel Weißig gehört haben, dass Menschen bevorzugt
werden sollten. Das Problem sei in der Tat der Mangel an bezahlbarem Wohnraum.
Sowohl in Rostock als auch in Schwerin sei eine Verdichtung von sozial
Benachteiligten in bestimmten Quartieren festzustellen. Das sei
integrationshemmend und nicht -fördernd. Dieser Punkt sollte die Diskussion nicht
überlasten. Das Land müsse sich jedoch intensiv Gedanken machen, wie mit diesem
Phänomen umzugehen sei. In Rostock lebten gegenwärtig knapp 700 Menschen mit
Anerkennungsstatus noch immer in Gemeinschaftsunterkünften. Wer so über Jahre
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leben müsse, dem gehe nachvollziehbar eine die für die Teilhabe in der Gesellschaft
abhanden. Bezugnehmend auf die Obdachlosensituation in Rostock stellt er fest,
dass in Rostock niemand obdachlos sein müsse. Die wenigen Obdachlosen hätten
diesen Weg selbstbestimmt gewählt.
Ulrike Seemann-Katz weist darauf hin, dass es landesweit noch die
Gemeinschaftsunterbringung von Asylsuchenden und Geduldeten gebe.
Zwischenzeitlich habe es eine Phase der dezentralen Unterbringung gegeben, was
aus Sicht des Flüchtlingsrates die bessere Variante gewesen sei. Das Unterbringen
hinter Stacheldrähten und Zäunen sei eine Form der Ausgrenzung aus der
Gesellschaft. Die geplante Einrichtung der Ankerzentren führe Deutschland in eine
falsche Richtung, weg von einem Integrations- und hin zu einem Ausgrenzungsland.
Dem sei durch das Land nach Auffassung des Flüchtlingsrates energisch zu
widersprechen.
Abg. Thomas de Jesus Fernandes bedankt sich bei allen Anzuhörenden für deren
Ausführungen, insbesondere bei Christian Rosenkranz für dessen kritische
Sichtweise auf die Dinge. Er stellt fest, dass man hier zusammensitze, um an den
Symptomen der Politik der vergangenen Jahrzehnte herumzudoktern. Es sei nicht
die AfD gewesen, die das Land gespalten habe, sondern die CDU, die alle habe
kommen lassen und die SPD, die das stillschweigend geduldet habe, über die Köpfe
der Bevölkerung hinweg, in einem luftleeren Raum. Es sei logisch, dass ein Vakuum
immer ausgefüllt werde. Auch in der heutigen Anhörung habe sich wiederum gezeigt,
dass auf Kritik seitens der AfD stets mit dem Vorwurf einer rechtsradikalen
Gesinnung reagiert werde. Man werde als Nazi und Rassist verunglimpft. Das gehe
zu weit. Prof. Dr. Ralph Weber habe die tausenden friedlichen Demonstranten in
Chemnitz angesprochen. Selbstverständlich distanziere sich die AfD von Gewalt,
egal von welcher Seite sie komme. Das sei auch in allen Reden im Landtag
nachzuvollziehen. Und das wüssten auch die anderen Fraktionen im Landtag.
Deshalb lüge Herr Heydorn, wenn er anderes behaupte. Karen Larisch habe
richtigerweise erklärt, dass die Leute, die zu uns kommen, über eine eigene Identität
und Kultur verfügten. Die Wahrheit sei doch aber, dass beide Seiten etwas von ihrer
eigenen Kultur, von ihrer Heimat aufgeben müssen, oder zumindest eine Seite. Ulrike
Seemann-Katz habe erklärt, dass sich die Gesellschaft in Deutschland verändern
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werde. Das sei so. Aber vielen Menschen gefalle diese Entwicklung nicht, weshalb
sie auf die Straße gingen. Die Parteien hätten die Möglichkeit gehabt,
gegenzusteuern, und das seit Jahren. Wenn jemand, wie in Chemnitz, zu Tode
komme, wehrten sich Bürger, weil sie nicht gehört wurden und nach wie vor nicht
gehört, sondern beschimpft würden. Ulrike Seemann-Katz habe während einer stillen
Mahnwache auf dem Marktplatz in Schwerin getrommelt und skandiert: „Nazis raus!“
Er habe die vorbeigehenden Menschen genau beobachtet. Man müsse die AfD nicht
mögen. Aber angesichts dieses Verhaltens von Frau Seemann-Katz hätten viele nur
mit dem Kopf geschüttelt. Er sehe ein Grundproblem gegenwärtig darin, dass der
Status der Asylbewerber über einen sehr langen Zeitraum nicht geklärt werde. Die
Asylverfahren beanspruchten definitiv viel zu viel Zeit. Eine Duldung sei auch kein
Bleiberecht. Diese Ungewissheit erzeuge bei den Betroffenen wiederum ein Vakuum,
dass zu den angesprochenen Motivationsschwierigkeiten und einem mangelndem
Integrationswillen führe. Die Verfahren müssten beschleunigt werden. Er geht weiter
auf den vielfach angesprochenen Lehrermangel ein. Er könne nicht nachvollziehen,
dass es aus dem arabisch sprechenden Raum nicht genügend geeignete Kräfte
gebe. Diese könnten Kinder und Jugendliche auch auf eine Rückkehr vorbereiten.
Ulrike Seemann-Katz geht auf die Einschätzung von Thomas de Jesus Fernandes
ein, dass über die Köpfe der Bevölkerung hinweg Entscheidungen getroffen würden.
Sie frage sich, welcher Kopf das sein solle. Es gebe nicht den einen Kopf, sondern
viele. Die Gesellschaft verändere sich. Sie begrüße grundsätzlich das
Demonstrationsrecht. Sie verwahre sich aber gegen die durch Thomas de Jesus
Fernandes vorgebrachten Unterstellungen hinsichtlich ihres Auftretens am Rande der
angesprochenen Mahnwache in Schwerin. Sie habe weder getrommelt noch „Nazis
raus!“ gerufen und werde das auch in Zukunft nicht tun, weil sie gar nicht wisse, wo
die Nazis denn hinsollten. Leute abzuschieben liege generell nicht in ihrem Sinne.
Sie würde Thomas de Jesus Fernandes zwar manchmal gerne auf den Mond
schießen, aber das sei ja nicht möglich. Des Weiteren verweise sie auf die durch die
Caritas und das Diakonische Werk angebotene Rückkehrberatung für Flüchtlinge.
Diese sei jedoch nicht Bestandteil der Integration, weil es nichts mit dem
Zusammenhalt in der Gesellschaft zu tun habe. Die angesprochene
Lehrerproblematik sei in der Tat ein wichtiges Thema und habe sehr viel mit der
Schulgesetzgebung in unserem Land, speziell mit der Anerkennung von in anderen
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_______________________________ Sozialausschuss – 29. August 2018
Ländern abgeschlossenen Bildungs- und Studiengängen, zu tun. Der in Schwerin
angebotene Arabischunterricht sei ein zusätzliches Angebot, an den eine
Aufwandsentschädigung geknüpft sei.
Christian Rosenkranz merkt an, dass er mit Selbsthilfegruppen überhaupt nicht
glücklich sei. Das Bildungsmonopol habe das Land, auch was das Fach Arabisch
betreffe. Er möchte nicht, dass etwas unterrichtet werde, was er persönlich
möglicherweise aus dogmatischen, religiösen oder anderen Gründen nicht mittragen
könne. Er plädiere dafür, dass sich der Landtag in geeigneter Form dieses Themas
annehme. Die Lerninhalte seien genau zu definieren und die Qualifikation derer, die
unterrichten, sei festzulegen. Es müsse sich um zusätzlichen Unterricht handeln.
Abg. Sebastian Ehlers merkt an, dass in einer öffentlichen Anhörung auch manches
Gesagte geradegerückt werden müsse. Es seien nicht alle Demonstrierenden in
Chemnitz als Rechtsextremisten bezeichnet worden. Er verweise auf den
Ministerpräsidenten von Sachsen, Michael Kretschmer, der gesagt habe, dass die
Sorgen der Bürger ernst zu nehmen seien. Er erwarte von allen, die sich ernsthaft
sorgten, auch von den Abgeordneten der AfD, dass man nicht gemeinsame Sache
mit Neonazis und Hooligans mache und auch verbal abrüste. Von „Messermigranten“
zu sprechen, sei geistige Brandstiftung. Er nehme zur Kenntnis, dass es hierzu auch
in der AfD-Fraktion eine differenzierte Haltung gebe. Wer die Bilder von Chemnitz
gesehen habe, müsse feststellen, dass die große Mehrheit der Demonstrierenden
deutlich der rechtsextremistischen Szene zuzuordnen sei. Er warne davor, zu
pauschalisieren und alle in einen Topf zu werfen. Gemeinsamer demokratischer
Konsens, auch für die AfD-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern, müsse
aber sein, keinen Raum für Rechtsextremismus zuzulassen.
Abg. Karen Larisch geht auf die Äußerungen von Thomas de Jesus Fernandes ein.
Er meine nicht Integration, sondern Assimilation. Er wolle, dass sich die Menschen,
die nach Deutschland kommen, total anpassten und sich veränderten. Die eigene
Identität zu behalten impliziere auch, die Kultur des anderen Landes leben zu
können. Sie hebt hervor, dass sich niemals zuvor so viele Menschen ehrenamtlich
engagiert und geholfen hätten wie bei der Aufnahme von Geflüchteten in
Deutschland in den Jahren 2015/16. Sie sei fest davon überzeugt, dass die Mehrzahl
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