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20 Fragen zur Euro-Krise Argumentationsbroschüre des NPD-Parteivorstandes

20 Fragen zur Euro-Krise

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Eine Argumentationsbroschüre des NPD-Parteivorstandes.

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Page 1: 20 Fragen zur Euro-Krise

20 Fragenzur Euro-Krise

Argumentationsbroschüre des NPD-Parteivorstandes

Page 2: 20 Fragen zur Euro-Krise

Vorwort 4

Wieso hat Deutschland den Euro eingeführt? 61.

Warum gab es in Deutschland eigentlich nie eine Volksabstimmung

8

2.

über die Einführung des Euro oder die Wiedereinführung der D-Mark?

Lassen sich die Kosten des Euro für Deutschland beziffern? 93.

Die Problemländer der Euro-Zone sind alle verschuldet.

10

4.

Wie kann sich ein Staat überhaupt verschulden?

Welche Gründe hat die Euro-Krise. Ist sie nur eine

11

5.

Schuldenkrise oder hat sie auch andere Ursachen?

Welche Entstehungsgeschichte hat die Euro-Krise? 126.

Wieso ist die durch die Rettungsschirm-Politik hervorgerufene

14

7.

Verletzung der Haftungsklausel so gravierend?

Kann man die Euro-Krise als Bankenkrise 2.0 bezeichnen? 148.

Was hat es mit dem EFSF-Rettungsschirm auf sich? 159.

Was hat es mit dem permanenten Rettungsschirm ESM auf sich? 1710.

Page 3: 20 Fragen zur Euro-Krise

3

Inhaltsverzeichnis

Kann man davon sprechen, daß mit dem ESM

19

11.

der Weg in eine Finanzdiktatur beschritten wird?

2012. Warum kann die Euro-Krise durch den ESM nicht gelöst werden?

Wieso entstehen durch den Ankauf südeuropäischer Staatsanleihen durch21

13.

die Europäische Zentralbank neue Risiken für den deutschen Steuerzahler?

22

14. Was hat es mit den TARGET2-Krediten der Deutschen Bundesbank

an andere europäische Notenbanken auf sich?

2415. Was sind Euro-Bonds und was ist von ihnen zu halten?

Ist eine Wiedereinführung der D-Mark überhaupt möglich? 2516.

Gibt es Alternativen zur Einführung der D-Mark? 2617.

Würde die Umsetzung der NPD-Forderungen, insbesondere

die Wiedereinführung der D-Mark, nicht die Krise verschlimmern? 27

18.

Haben die Deutschen denn wenigstens einen ihrer hohen

29

19.

Ist es unsolidarisch, wenn man den Euro kritisiert? 3020.

Haftungssumme entsprechenden Einfluß?

Page 4: 20 Fragen zur Euro-Krise

„Stabilität“ war das meistgebrauchte Wort in den neunziger Jahren des vori-gen Jahrhunderts, als die Einführung der Einheitswährung Euro diskutiert wurde. Insbesondere die Deutschen konnten nur zur Aufgabe ihrer jahrzehntelang bewähr-ten Währung gebracht werden, indem ihnen gebetsmühlenartig versichert wur-de, daß der Euro so stabil wie die Mark sein werde. In Umfragen sprach sich zwar regelmäßig eine breite Mehrheit der Deutschen für die Beibehaltung der D-Mark aus, aber es gab nur wenige profi-lierte Euro-Kritiker, die es wagten, gegen die Einheitsfront der etablierten Parteien und der Massenmedien wissenschaftlich fundierte Kritik an der Einführung einer europäischen Einheitswährung zu üben. Ein gutes Jahrzehnt später stellt sich die Situation in Europa genau so dar, wie sie von den wenigen Warnern vorausgesagt worden war: Ein halbes Dutzend Län-der der Währungsunion steht vor dem Staatsbankrott, Griechenland und Italien werden von demokratisch nicht mehr le-gitimierten Expertenkabinetten regiert, die sogenannte „No-Bailout-Klausel“, nach der jedes Land nur für seine eigenen Schulden haftet, wurde in einem putsch-artigen Akt durch die Schaffung eines VORWORT

ARNESCHIMMER

Page 5: 20 Fragen zur Euro-Krise

5

„Rettungsschirmes“ außer Kraft gesetzt, und Griechenland wird von bürgerkriegs-artigen Krawallen erschüttert und muß mittlerweile mit dem Polizeiknüppel re-giert werden.Weitere schwere Rechtsbrüche sind ge-plant: Mit der Einführung eines perma-nenten Euro-Rettungsschirms droht nun endgültig die Schaffung einer EU-Finanz-diktatur, in der nicht mehr demokratisch legitimierte Parlamente, sondern ein zentraler „Gouverneursrat“ über die Ver-wendung der Staatsausgaben entschei-det, und die anziehenden Inflationsraten zeigen, daß der satzungswidrige direkte Ankauf von Staatsanleihen der südeuro-päischen Pleite-Staaten durch die Euro-päische Zentralbank eine zunehmende Geldentwertung nach sich zieht. Die gan-zen Not- und Zwangsmaßnahmen der EU vertiefen indessen die Krise, statt sie zu entschärfen: Die Schuldenproblematik der südeuropäischen Staaten wird auf „Rettungsschirme“ verlagert, für deren Kredite am Ende aber der deutsche Steu-erzahler einstehen muß, der durch diese unverantwortliche Politik tatsächlich in eine Art „Schuldknechtschaft“ gerät. Am Ende werden so die vielen überschulde-ten Staaten der Währungsunion die we-

nigen noch zahlungsfähigen Staaten wie Deutschland, Österreich, die Niederlande und Finnland mit in den Abgrund des Staatsbankrotts reißen.Trotz dieser Gefahr wird der mediale Alltag weiterhin von Propaganda beherrscht, wenn über die Euro-Krise berichtet wird. Es soll sich angeblich bloß um eine nor-male Schuldenkrise handeln, die keiner-lei tiefere strukturelle Ursachen hat und deshalb mit Einsparungen überwunden werden kann. Außerdem wird eine massi-ve Angstpropaganda betrieben, die nicht nur suggeriert, daß Deutschland ohne den Euro wirtschaftlich angeblich nicht existieren kann, sondern sogar die Angst vor neuen Kriegen schürt.Diese perfide Angstmacherei darf seitens der nationalen Opposition nicht unbe-antwortet bleiben. Die vorliegende Bro-schüre soll den nationalen Aktivisten das Verständnis der Euro-Krise erleichtern und eine argumentative Unterstützung in der sicherlich anhaltenden Debatte um die währungspolitische Zukunft Deutsch-lands bieten!

Arne SchimmerWirtschaftspolitischer Sprecher des NPD-Parteivorstandes

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Die Einführung des Euro in Deutschland glich einem Staatsstreich. Die Bür-ger der untergegangenen DDR hatten sich gerade erst an ihr neues Geld, die Deutsche Mark, gewöhnt, als die Minister Theo Waigel und Hans-Dietrich Genscher im Dezember 1991 zusammen mit ihren europäischen Kollegen im niederländischen Maastricht ihre Unterschriften unter jenen Vertrag setz-ten, der das Schicksal der Deutschen Mark besiegelte.

Diese Entwicklung war überraschend und kam nur unter großem politischen Druck zustande, denn die Deutsche Bundesbank hatte schließlich noch 1989 unter ihrem sehr stabilitätsorientierten Präsidenten Karl Otto Pöhl einen Vor-schlag des britischen Finanzministers Nigel Lawson unterstützt, der eine Wäh-rungskonkurrenz innerhalb der Europäischen Gemeinschaft befürwortete. Die deutsche Bundesregierung lehnte diesen Vorschlag jedoch ab und bevorzugte den französischen Vorschlag einer einzigen Zwangsgeldwährung für Europa. Damit handelte die deutsche Regierung Kohl gegen die überwältigende Mehr-heit des deutschen Volkes, das die D-Mark behalten wollte. Die Bundesregie-rung setzte eine Werbekampagne in Gang und schaltete Zeitungsanzeigen, deren Aussage darin bestand, daß der Euro so stabil wie die DM sein werde. Als die Dänen gegen die Einführung des Euros stimmten, wurde das Budget der Werbekampagne von 5,5 auf 17 Millionen DM erhöht.

Diesem Verhalten der Regierung Kohl war eine klare französische Erpressung vorausgegangen. Der britische Autor David Marsh berichtet in seinem Buch

Wieso hat Deutschland den Euro eingeführt?

1.

Page 7: 20 Fragen zur Euro-Krise

7

„Der Euro – Die geheime Geschichte der neuen Weltwährung“, daß der damalige französische Staatspräsident François Mitterand die deutsche Regierung zu Verhandlungen über eine Währungsunion gezwungen haben soll. Andernfalls droh-te er Deutschland eine neue Koalition aus Frankreich, Großbritannien und der Sow-jetunion und damit eine neue Einkreisung Deutschlands an.

Laut bislang geheimer Dokumente aus dem Archiv des Auswärtigen Amtes warnte François Mitterand unverblümt, daß Deutschland bald so isoliert daste-hen könne wie im Jahr 1913, dem Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrie-ges.

Schon am 17. August 1988 hatte der französische Ministerpräsident François Mitterand vor dem Ministerrat erklärt: „Die Deutschen sind ein großes Volk, das gewisse Attribute der Souveränität entbehrt und einen verminderten diplo-matischen Status genießt. Deutschland gleicht seine Schwäche durch seine ökonomische Stärke aus. Die Deutsche Mark ist gewissermaßen ihre Atomstreit-macht.“

Daß die Abschaffung der DM auf eine fran-zösische Initiative zurückgeht, bestätigte auch die frühere britische Premierminis-terin Margaret Thatcher. In ihren Memoi-ren zitiert sie den französischen Staats-präsidenten François Mitterand wie folgt: „Ohne eine gemeinsame Währung sind wir alle – Sie und wir – dem Willen der Deutschen unterworfen. Wenn sie ihre Zinssätze anheben, müssen wir ihnen folgen, und Sie, die Sie nicht dem Wäh-rungssystem angehören, tun dasselbe. Mitreden können wir nur, wenn es eine Europäische Zentralbank gibt, wo ge-meinsam entschieden wird.“

Äußerst treffend kommentierte die fran-zösische Zeitung „le Figaro“ im Jahr 1992 dann auch: „Maastricht ist der Ver-trag von Versailles, nur ohne Krieg.“

Die Zustimmung Deutschlands zur Eu-ropäischen Währungsunion wurde also erpreßt. Es ist aber das eine, Opfer einer Erpressung zu werden, und etwas ande-res, einer solchen Erpressung dann auch nachzugeben. Helmut Kohl ließ sich je-denfalls leicht erpressen, weil er sich min-destens ebenso sehr als Europäer wie als Deutscher fühlte.

Page 8: 20 Fragen zur Euro-Krise

In Art. 20 des Grundgesetzes heißt es in Absatz 2:

„Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der voll-ziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“

Wenn man den Wortlaut dieses Artikels zum Maßstab nimmt, müßte es eigentlich auch in Deutschland Volksabstimmungen und wesentlich stär-ker im politischen System verankerte Möglichkeiten der Volksgesetzge-bung geben - eine Ansicht, die unter Juristen freilich umstritten ist, die aber bspw. von dem renomierten Staatsrechtler Professor Karl Albrecht Schachtschneider vertreten wird. Dies ist aber nicht der Fall, was von der politischen Klasse immer mit dem wenig überzeugenden Hinweis auf die deutsche Geschichte und eine angeblich erfolgte Destabilisierung der Wei-marer Republik durch Volksabstimmungen und die Direktwahl des Reichs-präsidenten sowie die Plebiszite im frühen Dritten Reich begründet wird. Eine vollkommen absurde Argumentationsfigur, denn die Weimarer Repu-

Warum gab es in Deutschland eigentlich nie eine Volksabstim-

mung über die Einführung des Euro oder die Wiedereinführung

der Deutschen Mark?

2.

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9

blik ist nicht an einem Übermaß an direk-ter Demokratie, sondern am Unvermö-gen der damaligen Politiker gescheitert, die Probleme zu lösen.

Dabei funktioniert eine direkte Demo-kratie ganz hervorragend, wie ein Blick über die Grenzen in unsere Nachbarlän-der zeigt. Nicht nur in der Schweiz und in Liechtenstein als zwei europäischen Ländern, in denen Formen direkter De-mokratie schon seit langem bestehen, auch in Großbritannien, Österreich, Schweden, Spanien, Dänemark, Irland, Italien, den Niederlanden und Frankreich gab es in den vergangenen Jahrzehn-ten Referenden auf nationaler Ebene zu wichtigen politischen Fragen.

Alle Vorurteile, die in Deutschland ge-gen die Volksgesetzgebung geschürt werden, haben sich übrigens nicht be-stätigt. Direktdemokratische Elemente erhöhen die Akzeptanz politischer Ent-scheidungen und führen zu einem höhe-ren politischen Bildungsniveau, da jeder gezwungen ist, sich auch die Argumente der Gegenseite anzuhören. Auch das Vorurteil, daß das Volk nicht mit Geld umgehen könne, wird durch die Praxis

widerlegt: Die Schweiz ist das einzige Land Europas mit einem ausgeglichenen Haushalt und vergleichsweise niedrigen Steuersätzen.

Um Volksentscheide, z.B. über den Ver-bleib Deutschlands in der Europäischen Union, auch aus verfassungsrechtlicher Sicht „wasserdicht“ zu machen, ist eine entsprechende Änderung des Grundge-setzes dringend geboten. Deutschland darf nicht länger „Entwicklungsland“ in Sachen direkter Demokratie bleiben.

Lassen sich die Kosten

des Euro für Deutschland

beziffern?

3.

Der frühere Vorstandschef der Thyssen AG, Dieter Spethmann, hat schon zu Beginn des Jahres 2011 die Kosten, die

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der Euro seit seiner Einführung für die Deutschen verursacht hat, auf 2,5 Billionen Euro beziffert. Der Hauptposten in Spethmanns Berechnung ist der Mehrzins, den deutsche Kreditnehmer seit der Einführung des Euro für ihre Kredite bezahlen müssen.

Als weitere verdeckte Leistung an das Euro-System führt Spethmann die von Deutschland erzielten Außenhandelsüberschüsse an, die seit der Euro-Einführung dazu verwendet werden müssen, die Außenhandelsde-fizite der südeuropäischen Länder zu decken. Spethmann bezeichnet die Euro-Einführung deshalb als „Euroshima“, als verheimlichten finanzpoli-tischen Super-GAU, der Deutschland jährlich mehr als zehn Prozent sei-nes Bruttoinlandproduktes kostet.

Die Problemländer der Euro-Zone sind alle stark verschuldet.

Wie kann sich ein Staat überhaupt verschulden?

4.

Ein Staat verschuldet sich durch die Ausgabe sogenannter Staatsanleihen, die unterschiedliche Laufzeiten aufweisen. In einer Art Auktion werden dann die Staatsschulden in der Form von Wertpapieren an die einzelnen Bieter „verkauft“, die sich gegenseitig durch höhere Zinsangebote überbieten. Oft ist die Nachfrage höher als das Angebot, aber das muß nicht immer so sein, vor allem, wenn der Staat nicht bereit ist, mehr als einen bestimmten

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11

Zinssatz zu zahlen oder wenn Zweifel an der Rückzahlung bestehen.

Ein Beispiel: Bei der Ausgabe der Staats-anleihen legt der Staat, der Schulden aufnehmen möchte, einen Zinssatz fest, den er für den Kredit und das einzelne Wertpapier bezahlen wird, beispiels-weise 5 Prozent. Wenn die Nachfrage nach einer Staatsanleihe im Vergleich zum Angebot sinkt, beispielsweise weil Zweifel an der Zahlungsfähigkeit die-ses Staates auftauchen, sinkt auch der Kurs dieses Wertpapiers, was wieder-um zur Folge hat, daß der Zinssatz die-ses Wertpapiers steigt. Wenn also eine Staatsanleihe zum Nennwert von 100 Euro bei einem Zinssatz von 5 Prozent herausgegeben wird und die Nachfrage nach diesem Wertpapier sinkt, so daß der Kurs auf 90 Prozent nachgibt, dann erhöht sich die Verzinsung auf 6 Pro-zent. Der Käufer zahlt also 90 Euro und erhält die vom Schuldner festgelegten Zinsen in Höhe von 5 Prozent des ur-sprünglichen Ausgabekurses, die auch als Nennwert bezeichnet werden. Die Käufer von Staatsanleihen sind meist Banken, Versicherungen oder Fondsge-sellschaften.

In den Medien argumentieren die poli-tischen und wirtschaftlichen Entschei-dungsträger oft, daß die Euro-Krise eine reine Staatsschuldenkrise sei. Dabei wird ausgeblendet, daß die Krise vor allem durch irreparable Konstruktionsfehler der Europäischen Währungsunion selbst ausgelöst wurde. Der wirtschaftliche Leistungsstand der europäischen Natio-nen ist sehr unterschiedlich, ganz gleich ob man die Struktur der Wertschöpfun-gen, die Höhe der Wachstumsraten, die Arbeitslosigkeit, die Produktivität, den Lebensstandard, das Investitionsniveau und die Kapazitätsauslastungen, die Er-

Welche Gründe hat die Euro-

Krise? Ist sie nur eine Schulden-krise oder hat

sie auch andere Ursachen?

5.

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werbs- und Selbständigkeitsquoten, die Einstellung zur Arbeit, die Men-talität, die Streikbereitschaft usw. betrachtet, so daß von einem einheitli-chen Wirtschaftsraum nicht gesprochen werden kann. Der wirtschaftlichen Zerklüftung Europas kommt eine ganz entscheidende Rolle für die nicht gegebene Funktionsfähigkeit einer gemeinsamen Geldpolitik zu. Je unter-schiedlicher die wirtschaftlich bedeutsamen Strukturen sind, desto weiter muß der Währungsanzug geschnitten sein, damit er den verschiedenen Strukturbedingungen in den jeweiligen Ländern und Regionen gerecht werden kann.

Welche Entstehungsgeschichte hat die Euro-Krise?

6.

Als Beginn der Krise kann der Oktober 2009 gelten, als die neue, von der sozialdemokratischen PASOK geführte Regierung einräumen mußte, daß das griechische Haushaltsdefizit nicht bei 6, sondern bei 13 Prozent lag.

Am 13. Februar 2010 berichtete die „New York Times“, daß die US-Invest-mentbank Goldman Sachs Griechenland dabei geholfen hatte, seine volks-wirtschaftliche Gesamtrechnung zu fälschen – so waren aufgenommene Kredite als Währungsgeschäfte verbucht worden –, und Griechenland auf der Basis dieser gefälschten Zahlen überhaupt erst in die Europäische Währungsunion aufgenommen wurde.

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13

Die Vertrauenskrise unter Käufern von griechischen Staatsanleihen führte dazu, daß die Zinsen für griechische Anleihen bis auf 20 Prozent stiegen und die grie-chische Regierung am 23. April 2010 Finanzhilfe beantragen mußte. Daraufhin einigten sich die EU und der IWF Anfang Mai 2010 erst auf ein Kreditprogramm für Griechenland in Höhe von 110 Milli-arden Euro.

Als die Märkte auch von dieser Maßnah-me nicht beruhigt werden konnten, wur-de in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 2010 in Brüssel ein „Rettungsschirm“ mit dem Namen „European Financial Stabi-lity Facility“ (EFSF) in Höhe von 750 Mil-liarden Euro vereinbart, womit die auch in den EU-Verträgen vereinbarte „No-Bailout-Klausel“, nach der kein Staat für die Schulden eines anderen haftet, gebrochen und der Weg in die Trans-ferunion geebnet wurde. Aus diesem EFSF-Rettungsschirm dürfen sich nun gleich alle EU-Staaten, die in Zahlungs-schwierigkeiten kommen, zum Schaden des deutschen Steuerzahlers nach Her-zenslust bedienen. Der deutsche Anteil beläuft sich auf haushaltsrelevante Ga-rantien von 123 Milliarden Euro, die dann

Ende September 2011 vom Deutschen Bundestag auf 211 Milliarden Euro er-höht wurden.

Seit dem Mai 2010 kauft die Europäi-sche Zentralbank auch massiv Staats-anleihen angeschlagener europäischer Länder direkt auf. Obwohl dies ganz klar dem EZB-Statut widerspricht, beteiligt sich die EZB seitdem an der direkten Fi-nanzierung von Staatsschulden. EU-Ko-ordinator Jean-Claude Juncker formu-lierte es einmal treuherzig: „Wir fangen Dinge erst mal vorsichtig an, und wenn kein großer Widerstand kommt, machen wir einfach weiter.“

Die Krise blieb in den Folgemonaten nicht – wie von der etablierten Politik vorher-gesagt – auf Griechenland beschränkt. Neben Griechenland haben auch Irland und Portugal sowie Italien und Spanien erhebliche Probleme, am Kapitalmarkt Schulden aufzunehmen und stehen kurz vor dem Staatsbankrott.

Page 14: 20 Fragen zur Euro-Krise

Wieso ist die durch die Rettungs-schirm-Politik hervorgerufene

Verletzung der Haftungsklausel so gravierend?

7.

Das in der wirtschaftspolitischen Berichterstattung oft auch als „No-Bailout-Klausel“ festgeschriebene Verbot der Haftung eines EU-Staates für die Schulden eines fremden EU-Staates sollte eigentlich vor allem die Steuer-zahler der wohlhabenderen Länder schützen. Nichtsdestotrotz wurde diese Klausel in fragwürdigen Geheimverhandlungen, unter massivem, epresseri-schen Druck west- und südeuropischer Regierungschefs wie Sarkozy und Berlusconi und ohne jede Miteinbeziehung der betroffenen Völker, die für die Schuden anderer Länder einstehen müssen, gebrochen, obwohl ohne diese Klausel der Euro in Deutschland nie hätte eingeführt werden können.

Kann man die Euro-Krise als Bankenkrise 2.0 bezeichnen?

8.

Ja, denn fast alle europäischen Banken haben einen beträchtlichen Teil ihres Eigenkapitals und ihrer Liquidität in europäische Staatsanleihen in-

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15

vestiert und strichen jahrelang große Ge-winne mit hochverzinslichen südeuropä-ischen Staatsanleihen ein. Insbesondere die französischen und Schweizer Ban-ken hatten massiv in griechische Staats-anleihen investiert und damit traumhafte Renditen erzielt.

Die Politik der „Rettungsschirme“ ver-folgt also in erster Linie den Zweck,den Banken Verluste bei den von ihnen selbst eingegangenen Investitionen zu ersparen und dient eben nicht – wie von der politischen Klasse suggeriert – der Solidarität unter den europäischen Völ-kern.

Bei einer Insolvenz müssen normaler-weise Schuldner und Gläubiger einen Beitrag zur Entschuldung leisten – der Schuldner durch Sparprogramme und Vermögensveräußerung und der Gläu-biger durch den Verzicht auf einen Teil seiner Forderungen. Dazu sind aber ausgerechnet die großen Banken und Versicherungskonzerne nicht bereit, die jahrelang Milliardengewinne durch die Spekulation mit Staatsanleihen einge-fahren haben und nun nicht einmal dazu bereit sind, einen kleinen Teil der Kosten

der auch von ihnen mitverursachten Kri-se zu übernehmen, die nun alleine am Steuerzahler hängenbleiben soll. Ge-rade das Verhalten der großen Banken und Finanzkonzerne zeigt, daß man das herrschende System als real existieren-de Finanzoligarchie bezeichnen kann, in der die Interessen des Finanzsektors über den Interessen der Völker und Men-schen stehen.

Was hat es mit dem EFSF–

Rettungsschirm auf sich?

9.

Zunächst muß vorausgeschickt wer-den, daß der Begriff des „Rettungs-schirms“ im Grunde genommen irrefüh-rend ist und nur dazu dient, eine Reihe von verfassungs- und vertragswidrigen Gesetzes- und Regeländerungen zu ka-schieren, mit denen zu Lasten der deut-schen Steuerzahler hunderte Milliarden

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Euro zugunsten von einigen überschuldeten Staaten, großen Banken und Vesicherungskonzernen und anderen Unternehmen der Finanzbranche mobiisiert werden.

Die Abkürzung EFSF steht für „European Financial Stability Facility“, was man in etwa mit „Europäische Behörde zur Stabilisierung der Finanzen“ übersetzen könnte. Für die Konstruktion der Rettungsschirme generell ist es bezeichnend, daß der EFSF eine Zweckgesellschaft nach luxem-burgischem Recht mit Sitz in der Stadt Luxemburg ist. Die wenigen noch zahlungsfähigen Länder der Europäischen Währungsunion wie Deutsch-land, die Niederlande, Österreich und Finnland treten als Bürgen für diesen EFSF auf, der wiederum Anleihen ausgibt, um damit Gelder am Kapitalmarkt aufzunehmen, die dann an Länder weitergegeben werden, die unter normalen Umständen keine Kredite zu günstigen Zinssätzen erhalten.

Theoretisch müssen alle Euro-Staaten jeweils für einen bestimmten Anteil der geliehenen Summe haften; Deutschland haftet dabei vertragsgemäß mit dem größten Betrag. Wenn das an die südeuropäischen Pleitestaaten verliehene Geld nicht oder nur teilweise zurückgezahlt wird, müssen die Bürgen einspringen, und dies können dann nur die solider wirtschaftenden Staaten sein, was zur Folge hat, daß deren Kreditwürdigkeit auch dadurch sinkt oder sie irgendwann den Staatsbankrott anmelden müssen.

Die ursprünglich vorgesehene Lösung, die auch millionenfach bei privaten Krediten üblich ist, nämlich das Verpfänden oder Hinterlegen von Sicher-heiten, in diesem Fall durch Einzahlung von Bargeld, konnten diese Länder offensichtlich umgehen, da Deutschland ohne jeden Grund bereitwillig de-ren Haftung übernehmen möchte.

Page 17: 20 Fragen zur Euro-Krise

17

Was hat es mit dem permanen-

ten Rettungs-schirm ESM

auf sich?

10.

Der „Europäische Stabilitätsmechanis-mus“ (ESM) soll ab Mitte 2012 den EFSF ablösen. Der ESM hat einen aus den Fi-nanzministern der Euro-Länder bestehen-den sogenannten Gouverneursrat, dem die Finanzminister der Euro-Länder an-gehören und ein Direktorium mit je einem Mitglied aus den Euro-Ländern sowie ei-nen geschäftsführenden Direktor, der vom Gouverneursrat berufen wird und weder dem Gouverneursrat noch dem Direkto-rium angehört, sowie weitere Mitarbeiter.

Verschiedene Klauseln des ESM-Vertra-ges sind nicht vereinbar mit dem Grund-gesetz (die folgenden Angaben basieren auf dem Stand des ESM-Vertragsent-wurfes im Februar 2012):

Das Grundkapital des ESM, das sich auf eingezahlte und abrufbare An-teile verteilt, soll sich auf 700 Milliarden Euro belaufen, wovon nach dem offiziel-len Finanzschlüssel 27,15 Prozent (also ca. 190 Milliarden Euro) auf Deutschland entfallen. Geführt werden soll dieser ESM von einem demokratisch nicht legitimier-ten Gremium, nämlich eben jenem aus den EU-Finanzministern geführten Gou-verneursrat, der im Falle der Ratifizierung des ESM-Vertrages mit Kompetenzen ausgestattet sein wird, die eigentlich nur einer gewählten und damit demokratisch legitimierten Regierung zukommen. So kann der Gouverneursrat genehmigtes, aber noch nicht eingezahltes Kapital je-derzeit abrufen, weshalb es im Grunde genommen auch keine Rolle spielt, daß sich der anfängliche Gesamtnennwert der eingezahlten Anteile vorerst nur auf 80 Milliarden Euro beläuft. Artikel 10 des Vertragsentwurfs enthält außerdem die Bestimmung, daß der Gouverneurs-rat beschließen kann, das genehmigte Stammkapital zu verändern.

Falls die vom ESM an den Kapi-talmärkten aufgenommenen Kredite von den Nehmerländern nicht zurückgezahlt

Page 18: 20 Fragen zur Euro-Krise

werden können und deshalb Abschreibungen auf das Grundkapital des ESM notwendig werden, kann der Gouverneursrat des ESM mit einfacher Mehrheit Kapitalabrufe der Mitgliedsländer des ESM beschließen, die in-nerhalb einer extrem kurzen Frist von nur sieben Tagen geleistet werden müssen, um das geminderte Grundkapital des ESM wieder auszugleichen.

Der Gouverneursrat soll mit einer Mehrheit von nur noch 85 Pro-zent statt der ursprünglich im Entwurf über den ESM-Vertrag eigentlich vorgesehenen Einstimmigkeit Kreditvergaben an Schuldenstaaten der Eu-ropäischen Währungsunion beschließen. So können Staaten mit Regie-rungen, die einer grenzenlosen Bürgschaftspolitik kritisch gegenüberste-hen, wie beispielsweise die Regierung der Slowakischen Republik, einfach überstimmt werden.

Eine Gefahr für die Haushaltssouveränität der nationalen Par-lamente resultiert auch aus Artikel 25 des ESM-Vertrages (Deckung von Verlusten), denn wenn ein Land dem Kapitalabruf des Gouverneursrates nicht folgt, entsteht für die noch zahlungsfähigen Länder die Pflicht, einem revidierten erhöhten Kapitalabruf eigener Gelder Folge zu leisten.

In den Artikeln 32 und 35 des ESM-Vertrages wurde die strafrecht-liche Immunität des gesamten Personals des ESM festgeschrieben, das sich damit in einer Art rechtsfreiem Raum bewegt. So ist im ESM-Vertrag festgeschrieben, daß nicht nur der ESM, sein Eigentum, seine Mittelaus-stattung und seine Vermögenswerte Immunität von gerichtlichen Verfahren jeder Art genießen, sondern daß das gleiche auch für den Vorsitzenden des Gouverneursrats, die Mitglieder des Gouverneursrats, die stellvertretenden Mitglieder des Gouverneursrats, die Mitglieder des Direktoriums, die stell-vertretenden Mitglieder des Direktoriums sowie den Geschäftsführenden Direktor und alle anderen Bediensteten des ESM gilt.

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19

Laut dem ESM-Vertrag sind auch die Geschäftsräume und Archive des ESM „unverletzlich“ und damit jeder Kontrolle und ordentlichen Gerichtsbar-keit entzogen.

Kann man davon sprechen, daß mit dem ESM

der Weg in eine Finanzdiktatur

beschritten wird?

11.

Ja, denn der ESM hebelt im Ergebnis das Budgetrecht der nationalen Parla-mente und damit auch den Kernbereich der nationalen Verfassungen aus. In der Demokratie muß der Grundsatz gel-ten, daß alle Zwangsabgaben wie bei-spielsweise Steuern, in ihrer Höhe und Struktur auch von den Bürgern beein-flusst werden können müssen. Dieser

Grundsatz, „No taxation without repre-sentation“, stand schon am Beginn der amerikanischen Revolution gegen das englische Mutterland. Der ESM verstößt gegen dieses Prinzip, denn durch den ESM können Zahlungsverpflichtungen ausgelöst werden, die durch die Bür-ger in den Staaten, die die Zahlungen leisten sollen, nicht beeinflußt werden können.

Wenn beispielsweise ein Nehmerland einen über den ESM aufgenommenen Kredit nicht zurückführen kann, dann muß er abgeschrieben werden. Dies wiederum vermindert das Eigenkapital des ESM und verpflichtet die Anteilseig-ner zum Nachschuß des fehlenden Kapi-tals. Das Haftungsprinzip, nach dem je-der Staat nur für seine eigenen Schulden verantwortlich ist, wird damit aufgeho-ben – und das Demokratieprinzip eben-falls, denn die Bürger können nicht mehr über Parlamentswahlen das Ausgabe-verhalten der Regierungen beeinflussen. Im ESM-Vertragsentwurf ist nicht einmal eine Ausstiegsoption vorgesehen, was den Zwangscharakter des ESM noch unterstreicht.

Page 20: 20 Fragen zur Euro-Krise

Der ESM ist nur eine Zwangsmaßnahme zur Zementierung ausgerechnet der Ungleichgewichte, die erst zur heutigen Euro-Krise geführt haben. Erst der auf den Euro übergehende Stabilitäts-Bonus der DM versetzte die tra-ditionellen südeuropäischen Schwachwährungsländer in die Lage, kräftig über ihre Verhältnisse zu leben, da ihre Zinsen in der ersten Phase nach der Euro-Einführung stabilitätswidrig auf das alte DM-Niveau fielen. Erst dies bot den südeuropäischen Ländern die Gelegenheit, sich über alle Maßen zu verschulden. Durch die sogenannte „Rettungsschirmpolitik“ und den ESM wird dieses volkswirtschaftliche Ungleichgewicht nun zwangsweise aufrechterhalten, denn ein Kredit des ESM erhält ein überschuldetes Land zu günstigen Konditionen, die unter den Marktkonditionen liegen. Der na-türliche Mechanismus zur Eingrenzung von Schulden, nämlich der bei zu-nehmender Überschuldung erfolgende Zinsanstieg, wird also durch den ESM ausgeschaltet.

Durch die Politik der Rettungsschirme wird eine negative Anreizstruktur ge-schaffen, die am Ende zum Zusammenbruch der Europäischen Währungs-union führen muß. Durch die Politik der Rettungsschirme müssen die noch zahlungsfähigen Staaten für die Schulden der nicht mehr zahlungsfähigen Staaten aufkommen. Im Laufe der Zeit wird das Verhältnis der solventen zu den insolventen Staaten immer ungünstiger und bringt am Ende auch den zahlungskräftigsten Staat zu Fall. Gerade die sogenannte „Rettungs-

Warum kann die Euro-Krise durch den ESM nicht gelöst werden?

12.

Page 21: 20 Fragen zur Euro-Krise

21

schirmpolitik“ mit ihrer negativen Anreiz-struktur ist der sichere Garant dafür, daß am Ende ein Staat nach dem anderen fallen muß.

Wieso entstehen durch den Auf-kauf südeuro-

päischer Staats-anleihen durch

die EZB neue Risiken für den

deutschen Steuerzahler?

13.

Als in der Nacht vom 9. Auf den 10. Mai 2010 ein Brüsseler Sondergipfel zur Euro-Krise die Schaffung eines ersten Rettungsschirms beschloß, wurde die Unabhängigkeit der Europäischen Zen-tralbank gleich mit über Bord geschmis-sen, die seit diesem Mai 2010 Staats-

anleihen angeschlagener europäischer Länder direkt aufkauft. Dies widerspricht nicht nur dem EZB-Statut, sondern auch dem Artikel 123 des AEUV-Vertrag (Vertrag über die Arbeitsweise der Eu-ropäischen Union), der die direkte Fi-nanzierung von Staatsschulden durch die Zentralbank eigentlich ausschließt. Durch den fortgesetzten Ankauf öffentli-cher Schuldtitel von de facto bankrotten Staaten wird die EZB zunehmend selbst zu einem maroden Institut, das auf der Aktiv-Seite seiner Bilanz die Ramsch-Anleihen von faktisch zahlungsunfähigen südeuropäischen Staaten stehen hat und diese dann auch noch als Deckung für den Euro verwenden möchte.

Im Falle einer dann auch offiziell erklär-ten Staatsinsolvenz würden sich die-se Anleihen zum größten Teil als nicht werthaltig erweisen und die EZB müßte die entsprechende Differenzsumme ab-schreiben. Die EZB-Anteilseigner – der größte davon ist Deutschland mit einem Anteil von fast 28 Prozent am Grund-kapital der Europäischen Zentralbank – müßten in einem solchen Fall umge-hend diese Verlustsumme an die EZB überweisen.

Page 22: 20 Fragen zur Euro-Krise

Was hat es mit den TARGET2-Krediten der Deutschen Bundes-

bank an andere europäische Notenbanken auf sich?

14.

Ausgerechnet in den Bilanzen der Deutschen Bundesbank schlummert eine Bombe, die den deutschen Staatshaushalt im Falle ihres Hochgehens endgültig in den Abgrund reißen würde. Zwar ist die Bundesbank seit der Euro-Einführung eine eigentlich weitgehend machtlose Operetteninstituti-on, als Geldtankstelle für südeuropäische Pleitestaaten und deren marode Geschäftsbankensysteme scheint sie allemal noch zu taugen. Das in der Bundesbankbilanz angehäufte Risiko versteckt sich hinter dem sehr fi-nanztechnisch klingenden Begriff „Target2“, der für „Trans-European Auto-mated Real-time Gross Settlement Express Transfer System“ steht und ein Verrechnngssystem innerhalb des Verbundes der nationalen Notenbanken des Euro-Raumes bezeichnet. Durch dieses Verrechnungssystem können Forderungen und Verbindlichkeiten unter den nationalen Notenbanken ent-stehen, wobei – so zumindest die Theorie beim Start des Systems – immer ein schneller Saldenausgleich vorgenommen werden sollte. Dies hat in den Jahren zwischen 2003, als „Target2“ eingeführt wurde, und 2006 auch noch funktioniert, denn in dieser Zeit schwankte der Saldo der Forderun-gen beziehungsweise Verbindlichkeiten in einer Bandbreite von maximal 15 Milliarden Euro.

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Seit dem Beginn der Finanzkrise im Jahr 2007 stiegen die Forderungen der Deut-schen Bundesbank gegenüber anderen europäischen Notenbanken immer stär-ker an, ohne daß nach einer gewissen Zeit der eigentlich fällige Saldenausgleich vorgenommen wurde. Im Zuge der Zu-spitzung der Euro-Krise nach dem ers-ten Griechenland-Rettungspaket vom Mai 2010 explodierte der Forderungs-posten der Bundesbank gegenüber an-deren europäischen Notenbanken bis auf fast 500 Milliarden Euro – Geld, das vor allem an Zentralbanken von Ländern verliehen wurde, die wie Griechenland, Irland und Italien kurz vor dem Staats-bankrott stehen.

Hans-Werner Sinn, der Präsident des Münchner ifo-Instituts für Wirtschafts-forschung, hat in mehreren Aufsätzen nachgewiesen, daß es sich bei der Tar-get2-Problematik eben nicht um eine Verrechnungsproblematik handelt, son-dern daß Deutschland weitere Kredite in einem Volumen, das selbst die offiziellen Rettungspakete übertrifft, insbesondere an südeuropäische Pleitestaaten ver-geben hat – und das alles ganz ohne Kabinettsbeschluß oder Parlamentsent-

scheid. Die Kredite, die die Deutsche Bundesbank beispielsweise an die grie-chische Notenbank weitergegeben hat, wurden von dieser in das marode und von Insolvenzen bedrohte Geschäfts-bankensystem des Landes weiterge-leitet, das dadurch in die Lage versetzt wurde, weitere Gelder an griechische Kreditnehmer auszuleihen, die im Nor-malfall nicht mehr kreditwürdig gewesen wären. In Griechenland wurden mit die-sen Krediten also weiterhin Maschinen, Rohstoffe, sowie weitere Konsum- und Investitionsgüter gekauft, die dem Land ein fortdauerndes Leben über die eige-nen Verhältnisse und die eigene Wirt-schaftskraft ermöglichte, während diese Gelder in Deutschland fehlen und dort zu einer Schrumpfung der wirtschaftlichen Aktivität führen.

Diese Vorgänge werfen auch ein ernüch-terndes Licht auf das deutsche „Export-wunder“: Die Target2-Forderungen sind Zahlungsverkehrspositionen und damit der Gegenposten zur deutschen Leis-tungsbilanz, die jedes Jahr wegen des deutschen Exports hohe Überschüsse aufweist. Diese Überschüsse werden dann dazu genützt, Kredite an Länder

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wie Griechenland zu vergeben, die damit dann wieder deutsche Waren kaufen können. Dieser Kreislauf führt aber dazu, daß in Deutschland selbst wiederum zu wenig investiert wird und zu wenige Arbeitsplätze geschaf-fen werden und das Exportwunder den Deutschen selbst gar nicht zugute kommt. Klar ist nur eines: Wenn die Deutsche Bundesbank ihre Forderun-gen gegenüber anderen europäischen Notenbanken nicht einholen kann, dann haftet auch hier wieder der deutsche Steuerzahler, denn das Grund-kapital der Bundesbank befindet sich im Besitz des Bundes.

Was sind „Euro-Bonds“ und was ist von ihnen zu halten?

15.

Das Instrument dazu sollen Euro-Bonds sein, also Anleihen, bei denen die Euro-Staaten gemeinsam Kredite am Finanzmarkt aufnehmen und gesamtschuldnerisch für Rückzahlung und Zinsen haften würden. So wie die Einführung einer bundesweiten Einkommenssteuer in den USA im Jahr 1913 der Regierung in Washington ungeheure Macht über die bis dato noch einigermaßen unabhängigen Einzelstaaten verschaffte, wür-den Euro-Bonds das endgültige Aus jeder finanziellen Autonomie der EU-Mitgliedsstaaten bedeuten. Die EU kann dann also endlich Schulden machen, und zwar direkt auf deutsche Kosten, denn der europaeinheitli-che Zinssatz wird natürlich deutlich höher liegen als der jetzige deutsche, da natürlich auch alle südeuropäischen Bankrotteure miteingepreist wer-den.

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Diese höheren Zinsen werden in Deutschland die Finanzierung mittel-ständischer und kleiner Unternehmen erschweren und natürlich Firmen- und Kundenkredite verteuern. Gerade der Kleinunternehmer und der Bauherr müs-sen dann noch mehr Zinsen bezahlen, so daß am Ende wir alle in Deutschland für den Rest Europas zahlen werden. Allein die Finanzierung der deutschen Staatsschuld würde sich nach Berech-nungen von ifo-Chefvolkswirt Kai Cars-tensen um 47 Milliarden Euro pro Jahr verteuern. Bei den Euro-Bonds geht es im Grunde genommen nur darum, Geld an Kreditnehmer auszuleihen, die bei genauer Prüfung nicht kreditwürdig sind, diese dann in ein Paket mit Kre-ditnehmern mit guter Bonität zu ver-schnüren und das Ganze dann als Triple A zu verkaufen. Dumm nur, daß dieser versuchte Jahrhundertbetrug eine so offensichtliche Mogelpackung ist, daß wohl niemand darauf hereinfallen wird. So hat die Ratingagentur Standard & Poor‘s schon klargestellt, daß sich die Bonitätsbewertung von gemeinsamen Anleihen der Euroländer an der Rating-note des schlechtesten Mitgliedslandes, also Griechenlands, orientieren würde.

Ist eine Wieder-einführung der D-Mark über-

haupt möglich?

16.

Ja, eine Währungsumstellung wäre mög-lich. Die Deutsche Bundesbank könnte das deutsche Geschäftsbankensystem problemlos mit Liquidität versorgen. Auf die deutsche Volkswirtschaft käme ein einma-liger Umstellungsbetrag von 60 Milliarden Euro zu, um Kassen und Geldautomaten umzustellen. Dies ist weit preiswerter, als dauerhaft in einer Euro-Transferunion zu verharren, zu deren Stabilisierung mindes-tens hohe dreistellige Milliardensummen notwendig sein werden.

Eine Rückkehr zur Deutschen Mark kann über folgende Schritte erfolgen:

Ausstieg aus den Rettungspa-keten und der Griechenlandhilfe durch ein permanentes Veto Deutschlands bei künftigen Hilfeanträgen der EU.

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Deutschland gibt sich nach Artikel 146 GG eine vom Volk beschlos-sene Verfassung, in der die nationale Währungssouveränität und die Rückkehr zur D-Mark beschlossen werden. Alternativ ist nach Artikel 50 EUV ein Austritt aus der Europäischen Union und eine Rückübertragung der Währungssouve-ränität nach Artikel 88 GG denkbar. Die NPD befürwortet die saubere Lösung einer vom deutschen Volk beschlossenen nationalen Verfassung.

Eine unabhängige nationale Notenbank übernimmt die Versor-gung der deutschen Banken mit Liquidität und die Steuerung der deut-schen Geldpolitik.

Zur Deckung der D-Mark werden die deutschen Goldreserven aus dem Ausland zurückgeholt und nach Deutschland verbracht.

Da die Produktion und Auslieferung fälschungssicherer D-Mark-Banknoten und -münzen einen längeren Zeitraum in Anspruch nimmt, könn-ten derweil gestempelte Euro-Noten als Übergangsbargeld dienen.

Deutschland verhindert durch die Einführung von Kapitalverkehrs-kontrollen spekulative Attacken auf die Deutsche Mark.

Gibt es Alternativen zur Einführung der D-Mark?

17.

Alternativ zur Wiedereinführung der Deutschen Mark wäre auch die Schaf-fung eines „Nord-Euro“ denkbar, der Länder mit einer ausgeprägten Sta-

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bilitätskultur und Wirtschaftskraft, mit ähnlich hoher Produktivität und ähnli-chem Verschuldungsverhalten und mit ähnlichen Mentalitäten zu einem Wäh-rungsraum zusammenfaßt. Zu denken wäre hier an Deutschland, die Schweiz, Österreich, die Niederlande und die skandinavischen Länder. Die Schaffung einer „Nordmark“ oder eines „Nordeu-ros“ könnte ein Europa freier Völker im Wettbewerb der Großräume mit den Vereinigten Staaten, China und Indien stärken.

Legte man wirklich darauf wert, den Be-griff „Euro“ beizubehalten, könnte man damit, so der Vorschlag des bekannten Euro-Kritikers Professor Wilhelm Hankel, nach der Rückkehr zu nationalen Wäh-rungen in einer Wechselunion (wie sie mit dem EWS bis 1999 bestand) auch die neue Wechselkurseinheit bezeichnen - so wie früher die „European Currency Unit“ (ECU). Oder aber man führt, so ein anderer Alternativvorschlag Hankels, ein Parallelgeld-System mit nationaler Wäh-rung und Euro ein, bei dem dann jeder entscheiden kann, in welcher Währung er anlegt oder seine Rechnungen stellt. Einen solchen Währungswettbewerb

bezeichnet Volkswirt Hankel als „die si-cherste Inflationsbremse.“

Würde die Umsetzung

der NPD-Forderungen,

insbesondere die Wiedereinfüh-

rung der D-Mark, nicht die Krise

verschlimmern?

18.

Die wirksamste Angstpropaganda der etablierten Euro-Parteien besteht ja im Schüren der Furcht vor einem angebli-chen Exporteinbruch bei einer Wieder-einführung der D-Mark. Fakt ist aber, daß das sogenannte deutsche „Export-wunder“ darauf beruht, daß die Expor-te Deutschlands in die aufstrebenden

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Staaten Asiens und Lateinamerikas – und hier insbesondere in die neuen Wirtschaftssupermächte Brasilien, Indien und China – in den vergangenen zehn Jahren explodiert sind, während der deutsche Exportanteil in die Län-der der Europäischen Währungsunion seit der Einführung des Euro gleich-geblieben ist. Die deutschen Exporterfolge sind also auf die klassischen Stärken der deutschen Wirtschaft zurückzuführen, die sich seit dem Kai-serreich entwickelt haben, also darauf, daß es viele deutsche mittelständi-sche Unternehmen gibt, die insbesondere in technologiebasierten Nischen Weltmarktführer sind, und darauf, daß Deutschland immer noch ein Land der Ingenieure und Erfinder ist und deshalb in wissensbasierten Industrien wie dem Maschinen- und Fahrzeugbau und der chemischen Industrie sehr wettbewerbsfähig ist.

Nicht vergessen werden darf auch, daß der Nachteil einer Verteuerung von deutschen Exportgütern durch die Wiedereinführung der DM teil-weise dadurch wieder wettgemacht würde, daß Rohstoffe und impor-tierte Vorleistungen für die Exporteure deutlich preiswerter würden. Da mittlerweile 42 Prozent der deutschen Exporte aus importierten Vor-leistungen bestehen, könnten die deutschen Unternehmen gravierende Bezugsnachlässe realisieren. Von den sinkenden Preisen für Importgü-ter würde aber insbesondere Otto Normalverbraucher profitieren, der vielleicht endlich einmal wieder mit einer sinkenden Ölrechnung kon-frontiert wäre oder sich vielleicht wieder einen Griechenlandurlaub leis-ten könnte. Der frühere SPD-Wirtschaftsminister Karl Schiller sprach deshalb bei einer steigenden DM sogar von einer „Aufwertungsdividen-de“, die gerade seine einkommensschwächeren Landsleute realisieren konnten.

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Haben die Deutschen denn

wenigstens einen ihrer hohen Haftungssumme entsprechenden

Einfluß?

19.

Nein. Schon bei der Konzeption der Europäischen Zentralbank wurde der deutsche Einfluß minimiert. Das oberste Beschlußorgan der Europäischen Zen-tralbank ist der sogenannte „EZB-Rat“, dem alle Mitglieder des EZB-Direktori-ums sowie zusätzlich alle Präsidenten der nationalen Zentralbanken des Euro-Raumes angehören. Die Stimme von Malta, das einen winzigen Bruchteil der Wirtschaftsleistung Deutschlands er-bringt, hat also das gleiche Gewicht wie die Stimme des Präsidenten der Deut-schen Bundesbank. Der EZB-Rat trifft

die meisten Entscheidungen mit einfa-cher Mehrheit, wobei jedes Mitglied eine Stimme hat. Er legt die Richtlinien der Geldpolitik und die Leitzinssätze fest und stellt Zentralbankgeld bereit. Tatsächlich wird das oberste Gremium der europä-ischen Währungspolitik von Vertretern der südeuropäischen Inflations- und Schuldenländer beherrscht, die in einer geldpolitischen Tradition direkter Staats-finanzierung durch Anleihenkäufe und der Schuldenreduzierung über Inflation stehen.

Eine ähnliche Machtstruktur weist der so-genannte „permanente Rettungsschirm“ ESM auf. Auch hier wird das oberste Organ, der sogenannte Gouverneursrat, aus den Finanzministern aller Euro-Län-der gebildet, so daß sich die Vertreter der Hartwährungsländer Deutschland, Österreich, Finnland und die Niederlande in einer hoffnungslosen Minderheitenpo-sition befinden und jederzeit überstimmt werden können. Deutschland trägt zwar die Hauptlast der Haftung und soll alles bezahlen, hat aber in den entscheiden-den Gremien der Geld- und Umvertei-lungspolitik praktisch keinen Einfluß und kann jederzeit überstimmt werden.

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Ist es unsolidarisch, wenn man den Euro kritisiert?

20.

Nein, ganz bestimmt nicht. Von dem Geld, daß über die sogenannten Rettungsschirme bereitgestellt wird, profitiert weder Europa noch das griechische Volk noch die Geberländer, die selbst eine immer höhere Ver-schuldung anhäufen. Das Geld dient in erster Linie dazu, die Anleihenfor-derungen der Großbanken und Finanzkonzerne zu bedienen und so den Zusammenbruch großer Banken zu verhindern. Außerdem ist die gesamte sogenannte „Rettungspolitik“ schon im Ansatz verfehlt, denn die Krisen-ursachen werden nicht behoben, sondern verstärkt: Indem die Schwach-währungsländer über die „Rettungsschirme“ weiterhin in die Lage versetzt werden, verbilligte Kredite aufzunehmen, werden die volkswirtschaftlichen Ungleichgewichte, durch die die Euro-Krise ausgelöst wurde, mit einer ganzen Reihe von Zwangsmaßnahmen zementiert. Die einzig nachhaltige Lösung für die traditionellen südeuropäischen Schwachwährungsländer wäre aber die Wiedereinführung nationaler Währungen, um so über Ab-wertungen Tourismus und Export ankurbeln zu können.

Die EU entscheidet, Deutschland zahlt! Diesem Muster folgt die gesamte Europapolitik schon seit der Unterzeichnung der Römischen Verträge und der Gründung der EWG im Jahre 1957, und die meisten Deutschen haben nicht einmal eine annährende Vorstellung davon, in welchem Ausmaß sie als Zahlmeister für die Brüsseler Bonzokratie herhalten müssen.

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