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Akzente Oktober 2008 ··· Neues aus der Nordzucker-Welt Danisco Sugar – Brückenschlag nach Norden Seite 4 „Effizienter sein als die Wettbewerber“ Seite 9 Interview mit Dr. Martin Wienkenhöfer Rohstoffkonzept: Neue Zeiten, neue Verträge Seite 16 Raffinationsstart in Chełmza Seite 23

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Danisco Sugar – Brückenschlag nach Norden Seite 4 „Effizienter sein als die Wettbewerber“ Seite 9 Rohstoffkonzept: Neue Zeiten, neue Verträge Seite 16 Raffinationsstart in Chełmza Seite 23 Oktober 2008 ··· Neues aus der Nordzucker-Welt Interview mit Dr. Martin Wienkenhöfer

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AkzenteOktober 2008 ··· Neues aus der Nordzucker-Welt

Danisco Sugar – Brückenschlag nach Norden Seite 4

„Effizienter sein als die Wettbewerber“ Seite 9Interview mit Dr. Martin Wienkenhöfer

Rohstoffkonzept: Neue Zeiten, neue Verträge Seite 16

Raffinationsstart in Chełmza Seite 23

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Editorial 3 Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre

Aktuell 4 Brückenschlag nach Norden

6 Danisco Sugar ist der beste Partner für Nordzucker

8 Kommentar Isermeyer: „Der Norden ist uns nahe“

8 Erstes Quartal 2008

9 Interview Dr. Martin Wienkenhöver

11 Kampagnestart in den Nordzucker-Werken

11 Nordzucker verabschiedet Uve Bonneß

12 Explosion der Energie- und Hilfsstoffkosten

14 Hauptversammlungen 2008

Rübe 16 Rohstoffkonzept: Neue Zeiten, neue Verträge

20 Aus der Restrukturierung das Beste herausgeholt

20 Ganzjahresrüben: Geringere Zuckergehalte bei deutlich höheren Rübenerträgen

22 Nachgefragt. Rübenanbauer im Gespräch

Markt und Kunde 23 Raffinationsstart im polnischen Werk Chełmza

24 Eurosugar Markt-Telegramm

25 Rohrzucker erweitert das SweetFamily-Sortiment

26 SweetFamily: Feiner Zucker im Kleinformat

26 Bioenergie vor Ort: Mit E85 Kosten sparen

Treffpunkt 28 Beraterwissen zum Anfassen – Rübentage in Polen,

Slowakei und Serbien

30 Zu Gast bei Ministerpräsident Wulff

Ehemalige Standorte 30 Königslutter: Standortvorteil Bahnanschluss

Das süße Rezept 32 So genießt Frankreich: Crème Brulée

INHALT

ImpressumHerausgeber:Nordzucker AGKüchenstraße 9 … 38100 BraunschweigTelefon 0531 / 24 11 - 314 … Telefax 0531 / 24 11 - 106E-Mail [email protected] (r):Helmut Bleckwenn, Susanne Dismer-Puls (textesse.de), Bianca Deppe-Leickel verantw., Rolf Hoffmann, Simone Nickel, Tanja Schneider-Diehl, Marion Stumpe, Dr. Ulf WegenerMitarbeit an dieser Ausgabe:Susanne Brakebusch, Claus-Friso Gellermann, Nora Umlauff, Stefanie WolffLayout und Satz:KLOCKE-Werbeagentur, HildesheimDruck:CWN - Druck, Hameln

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... zeigt im Hintergrund eine Ansicht der Storebælt-Brücke (dänisch Storebæltsbroen), die seit 1998 die dänischen Inseln Fünen und Seeland verbindet und zur Querung des Großen Belts gehört. Sie besteht im östlichen Abschnitt aus der mit 2.694 Metern längsten Hängebrücke Europas mit einer Spannweite von 1.624 Metern. Anfang September wurde der Staatsvertrag zwischen Dänemark und Deutschland zum Bau der Fehmarnbeltbrücke unterzeichnet. Die neue, rund 20 Kilometer lange Straßen- und Eisenbahnbrücke soll die deutsche Ostseeinsel Fehmarn (Puttgarden) mit der dänischen Insel Lolland (Roedby) verbinden. Mit dem Bau der geplanten Schrägseilbrücke soll 2011 begonnen werden. Ab 2018 wird sich damit die Fahrzeit von Hamburg nach Kopenhagen um rund eine Stunde verkürzen.

Unser Titelbild ...

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die Konsolidierung unserer Branche

hat Fahrt aufgenommen. Der euro-

päische Zuckermarkt ist nicht nur in

Bewegung gekommen. Mehr noch:

Die europäische Zuckerindustrie wird

sich nachhaltig verändern.

Die Initialzündung dafür hat Nord-

zucker gegeben: Mit der Unterzeich-

nung der Vereinbarung

über den Erwerb von

Danisco Sugar, Europas

fünftgrößtem Zuckerunternehmen.

Inzwischen haben auch die Aktionäre

von Danisco A/S als Eigentümer dem

Verkauf an Nordzucker zugestimmt

und damit unsere Pläne für eine

gemeinsame Zukunft der beiden Un-

ternehmen positiv bewertet.

Wir investieren damit zielgerichtet in

die Zukunft unseres Unternehmens.

Dem Erhalt des Rübenanbaus kommt

dabei eine maßgebliche Rolle zu.

Zugleich kommen wir dem in unserer

Strategy Map fixierten Ziel und An-

spruch, führendes Zuckerunternehmen

Europas zu werden, einen großen

Schritt näher.

Denn mit der am 14. Juli in Kopen-

hagen unterzeichneten Vereinbarung

avancieren wir – vorbehaltlich der

Genehmigung durch die zuständigen

Wettbewerbsinstanzen – zur unange-

fochtenen Nummer zwei in Europa.

Nordzucker wird dann einen Markt-

anteil von rund 16 Prozent halten.

Die mit dem Erwerb

einhergehende geogra-

phische Markterweiterung

trägt nicht nur dazu bei, unsere Zu-

kunftsfähigkeit zu sichern, sondern sie

eröffnet uns zugleich neue unterneh-

merische Gestaltungsmöglichkeiten.

Denn wir können den Marktherausfor-

derungen unabhängig und aus einer

Position der Stärke heraus begegnen.

Wir reagieren nicht,

sondern können aktiv

gestalten.

Mit Danisco Sugar haben wir einen

leistungsfähigen Partner gewonnen.

Mehr noch: Danisco Sugar ist für

Nordzucker der bestmögliche Partner!

Denn das Unternehmen passt strate-

gisch und geographisch hervorragend

zu uns. Ich bin deshalb fest davon

überzeugt, dass wir am Beginn einer

unternehmerisch fruchtbaren Verbin-

dung stehen.

Gleichzeitig müssen und werden

wir weiter konsequent

und zielstrebig daran

arbeiten, Nordzucker

in allen Unternehmens-

bereichen noch leistungsfähiger zu

machen. Denn nur so stellen wir

sicher, dass wir auf die vielfältigen

Herausforderungen unseres Marktes

bestens vorbereitet sind.

Ihr Hans-Gerd Birlenberg

EditorialSehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, liebe Leserinnen und Leser,

„Die Initialzündung

hat Nordzucker gegeben.“

„Danisco Sugar ist für

Nordzucker der bestmögliche

Partner!“

Kopenhagen, 14. Juli 2008 – ein historischer Tag für die Zuckerwelt der EU: Die Vereinbarungen über dern geplanten Erwerb von Danisco Sugar werden unterzeichnet. (v.l.n.r.) Mogens Granborg – CEO Danisco Sugar, Hans-Gerd Birlenberg – Nordzucker-CEO, Søren Bjerre-Nielsen – CFO Danisco. Im Hintergrund Nordzucker-Vorstand Dr. Martin Wienkenhöver (r.) und Projektleiterin Tanja Tamara Dreilich (l.)

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Nachdem die Vereinbarung über

den geplanten Erwerb von Danisco

Sugar am 14. Juli in Kopenhagen

unterzeichnet worden war, stimmten

Mitte August auch die Aktionäre des

verkaufenden Unternehmens, Danisco

A/S, der Transaktion mit sehr großer

Mehrheit zu. Exakt 99,17 Prozent

der Anteilseigner befürworteten die

Nordzucker-Pläne für eine gemein-

same Zukunft beider Unternehmen.

Damit wird deutlich, dass die im

Vorfeld von Nordzucker-CEO Hans-

Gerd Birlenberg stets hervorgehobene

strategische Logik der Partnerschaft

und die daraus resultierenden Perspek-

tiven rundum überzeugen konnten.

Birlenberg sagte im Anschluss an die

Unterzeichnung der Verkaufsverein-

barung: „Dies ist ein ganz besonderer

Tag für unser Unternehmen. Denn der

geplante Erwerb von Danisco Sugar

trägt wesentlich dazu bei, dass unser

Unternehmen auch den zukünftigen

Marktherausforderungen erfolgreich

begegnen kann. Danisco Sugar ist für

uns der bestmögliche Partner.“

Gefestigte Position im Konsolidierungs­

prozess

Mit dem Erwerb von Europas fünft-

größtem Zuckerunternehmen festigt

Nordzucker die eigene Marktposition

nachhaltig. Der Marktanteil steigt

auf insgesamt rund 16 Prozent. Die

gewachsene unternehmerische Größe

und damit auch Marktbedeutung

versetzt Nordzucker gleichzeitig in die

Lage, den weiteren Konsolidierungs-

prozess nicht nur aus einer gefestigten

Position zu begleiten, sondern ihn

maßgeblich mit zu gestalten.

Markt mit 30 Millionen Einwohnern

Ein weiteres wichtiges Argument, das

die Logik der Transaktion unterstreicht:

Mit Danisco Sugar gewinnt Nordzu-

cker ein unmittelbar angrenzendes,

zusammenhängendes Marktgebiet

hinzu, das bereits heute attraktiv ist

und auch für die Zukunft interessante

Potenziale eröffnet. Zu nennen sind

in diesem Zusammenhang zum einen

natürlich Vorteile im Transport- und

Logistikbereich. Zum anderen ist der

Zuckerverbrauch im skandinavischen

Raum im EU-Vergleich überdurch-

schnittlich hoch. Und schließlich bie-

ten insbesondere das Nicht-EU-Land

Norwegen sowie Island interessante

Entwicklungschancen.

Danisco Sugar ist mit eigenen Produk-

tionsstätten in Dänemark, Deutsch-

land, Schweden sowie Finnland und

Litauen aktiv. Die Produkte werden

unter dem Markennamen Dan Sukker

vertrieben.

Erfahrungen im Raffinationsgeschäft

gemeinsam nutzen

Sehr vielversprechend sind weiterhin

die Engagements beider Unterneh-

men im Bereich der Raffination von

Rohrrohzucker. Danisco Sugar ist als

sogenannter „Traditional Refiner“

eines der wenigen europäischen

Unternehmen, die hier bereits ope-

rativ tätig sein können und betreibt

zwei Raffinationsanlagen. Nordzucker

hat in diesem Sommer im polnischen

Chełmza eigene Aktivitäten gestartet.

Vertriebsorganisation von Danisco

Sugar etabliert und erfolgreich

Nordzucker profitiert bereits heute von

der Leistungsfähigkeit der europä-

ischen Vertriebsplattform Eurosugar,

die seit Oktober 2007 gemeinsam mit

Cristal Union (Frankreich) und ED&F

Man (Großbritannien) erfolgreich

betrieben wird. Die Vertriebsstruk-

turen von Danisco Sugar im skandi-

navischen und baltischen Raum sind

sehr gut aufgestellt. Eine Integration

in die Strukturen von Eurosugar ist aus

aktueller Perspektive allerdings nicht

vorgesehen.

Brückenschlag nach NordenMit Danisco Sugar die Zukunft gestalten

Hans-Gerd Birlenberg, Nordzucker-CEO, (l.) und Mogens Granborg, CEO Danisco Sugar, besiegeln die erfolgreichen Verhandlungen zwischen Nordzucker und Danisco mit einem kräftigen Händedruck.

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Miteigentümerschaft angeboten

Nordzucker setzt auch im Umfeld

von Danisco Sugar auf eine enge und

partnerschaftliche Zusammenarbeit

mit den Rübenanbauern. Daher wurde

ihnen angeboten, sich an der zukünf-

tigen Einheit, in der die heutigen Akti-

vitäten von Danisco Sugar gebündelt

werden sollen, mit bis zu 49 Prozent

zu beteiligen. Die entsprechenden

Gespräche sollen zeitnah geführt

werden.

Zustimmung der Wettbewerbs­

instanzen notwendig

Nach der Zustimmung der Danisco-

Aktionäre ist abschließend nun noch

eine Freigabe der Transaktion durch

die zuständigen Wettbewerbsinstanzen

erforderlich. Die dazu notwendigen

Vorarbeiten haben bereits begonnen.

„Grünes Licht“ der Wettbewerbshüter

ist aus heutiger Sicht im Laufe der

nächsten Monate zu erwarten.

Bereits jetzt bereitet Nordzucker –

soweit juristisch möglich und sinnvoll

– den unmittelbar nach dem „Closing“

beginnenden Integrationsprozess auf

das Sorgfältigste vor. Der Nordzucker-

CEO: „Nur so können wir gewährlei-

sten, dass der Übergang reibungslos

verlaufen wird und es uns gelingt, die

sich mit der Partnerschaft bietenden

Potenziale wirklich zu erschließen und

zu nutzen.“

Auf Marktherausforderungen weiter

entschlossen vorbereiten

Die Bündelung der Stärken beider

Part ner ist ein wesentlicher Beitrag,

Nordzucker und Danisco Sugar best-

möglich auf die anstehenden Markt-

herausforderungen vorzubereiten.

„Die Marktsituation wird künftig sicher

nicht einfacher werden“, so Hans-Gerd

Birlenberg. „Nur Zuckerhersteller, die

strategisch vielversprechend positio-

niert sind, zugleich aber auch im ope-

rativen Bereich kontinuierlich an sich

arbeiten und sich verbessern, werden

mittel- und langfristig zu den Gewin-

nern gehören. Insofern ist der Erwerb

von Danisco Sugar ein ganz wichtiger

Baustein für unsere Zukunftsfähig-

keit, jedoch nicht der einzige. Parallel

werden wir unsere Anstrengungen,

uns in allen Belangen immer wieder zu

verbessern, konsequent fortsetzen.“

Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations

Nordzucker und Danisco Sugar im Vergleich – und das zukünftige Profil

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Werke

Marktanteil (in Prozent)

Mitarbeiter

Zuckerproduktion (in Millionen t)

Rübenanbauer

EBIT (in Millionen EUR)

Umsatzgröße (in Millionen EUR)

Nordzucker

Gemeinsam

DaniscoSugar

* alle Länder Stand: Geschäftsjahr 2007/08

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Page 6: 2008-10_Akzente

Nicht nur als Hoflieferant sehr erfolgreichDanisco Sugar ist der beste Partner für Nordzucker

Die Kopenhagener Unternehmenszentrale des Mutterkonzerns Danisco A/S befindet sich in den historischen Gebäuden der ehemaligen Zuckerfabrik.

Gegründet als „De Danske Sukker-

brikker“, produziert Danisco Sugar

seit 1872 Zucker aus „Sukkerroe“

– dänisch für Zuckerrübe. Ebenso

tra ditionsreich wie Nordzucker,

entwickelte sich das dänische Unter-

nehmen von seinen frühen Anfängen

zum führenden Zuckerproduzenten in

Skandinavien und fünftgrößten Euro-

pas. Doch es ist nicht allein die Größe,

die den Hoflieferanten des dänischen

Königshauses für Nordzucker attraktiv

macht.

Sieben Prozent Marktanteil

Gut 35 Jahre nach dem Start der Rü-

benzuckerproduktion in Deutschland

– 1838 in Klein Wanzleben – führte der

dänische Investor und Firmengründer

C.F. Tietgen diese nach deutschem

Vorbild in Dänemark ein. Heute

beliefern rund 8.000 Rübenanbauer

Danisco Sugar mit jährlich 6,4 Millio-

nen Tonnen Rüben. Daraus produziert

das Unternehmen gut eine Million

Tonnen Zucker. So kommt der nord-

europäische Zuckerproduzent auf gut

sieben Prozent Marktanteil in Europa.

Auf dieser Grundlage erwirtschaftete

Danisco Sugar im Geschäftsjahr

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Danisco Sugar Standorte 2008

2007/08 einen Umsatz von 918 Mil-

lionen Euro und ein EBIT in Höhe von

78 Millionen Euro. Nordzucker erwirbt

damit einen attraktiven Partner. „Beide

Unternehmen passen strategisch

hervorragend zueinander, und auch

kulturell sehen wir sehr viele Gemein-

samkeiten. Kurzum: Danisco Sugar ist

für Nordzucker der beste Partner“, so

Hans-Gerd Birlenberg.

Im Markt fest etabliert

Danisco Sugar ist Marktführer

in einem attraktiven Markt mit

rund 30 Millionen Einwoh-

nern. Mit Dan Sukker besitzt

das Unternehmen eine in

ganz Nordeuropa bekannte

Verbrauchermarke. Rund

17 Prozent der Einnahmen

stammen aus dem Verkauf an

Endverbraucher und 61 Prozent aus

dem Verkauf an industrielle Kunden,

vornehmlich aus der Lebensmittel-

und Getränkeindustrie. Die übrigen

22 Prozent entfallen auf den Verkauf

von Futtermitteln und sonstigen Pro-

dukten. Rund 80 Prozent der Einnah-

men werden in den nordeuropäischen

und baltischen Ländern erzielt.

Sechs Zuckerfabriken in fünf Ländern

Danisco Sugar ist mit sechs Zuckerfa-

briken in Dänemark (Nakskov, Nykø-

bing), Schweden (Örtofta), Deutsch-

land (Anklam), Finnland (Säkylä) und

Litauen (Kedainiai) aktiv. Die Mehrzahl

der Werke (Nakskov, Nykøbing sowie

Arlöv und Porkkala als Raffinerien) ver-

fügt über eine Produktionsleistung von

jeweils rund 200.000 Tonnen Zucker

pro Jahr. Die übrigen Werke (Kedainiai,

Säkylä und Anklam) liegen mit zirka

46.000, 101.000 und 136.000 Tonnen

pro Jahr teils deutlich darunter. Die mit

Abstand höchste Leistung erbringt das

schwedische Werk Örtofta mit einer

Produktion von 353.000 Tonnen pro

Jahr.

„Traditional Refiner“

Auch mit der Raffination von Rohr-

rohzucker hat das Unternehmen als

„Traditional Refiner“ in seinen zwei

Raffinerien in Schweden (Arlöv) und

Finnland (Porkkala) bereits umfassende

Erfahrungen gesammelt. Mit der Ein-

fuhr von Rohrrohzucker aus den LDC-

und AKP-Ländern ab Ende 2009 wird

die Rohrrohzuckerraffination weiter

erheblich an Bedeutung gewinnen. Sie

wird somit zu einem eminent wich-

tigen Standbein auch für Nordzucker

werden.

Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations

Page 8: 2008-10_Akzente

„Ich freue mich über

diesen historischen,

ausgesprochen

wichtigen Verhand-

lungserfolg und

den gelungenen ersten Schritt in die

Zusammenarbeit von Nordzucker und

Danisco Sugar. Im Namen des gesam-

ten Aufsichtsrats danke ich dem er-

folgreichen Nordzucker-Team für gute,

zum Ziel führende Arbeit. Wichtig ist,

dass dieser Weg auch weiterhin erfolg-

reich beschritten wird – da haben wir

die größere Wegstrecke noch vor uns.

Erst mit den erwar-

teten wirtschaftlichen

Erfolgen in der Zukunft

wird sich erweisen, dass

dieser strategisch richtige Schritt für

die Nordzucker auch in der Praxis ein

Erfolg wird. Das bedeutet für alle Be-

teiligten noch ein hartes Stück Arbeit.

Diese Transaktion ist ein wichtiger

Schritt für die Zukunft der Zucker-

wirtschaft und des Rübenanbaus in

Norddeutschland und in Skandinavien

gleichermaßen. Sie trägt ganz we-

sentlich dazu bei, dass Nordzucker in

die Lage versetzt wird, das Heft des

Handelns – auch auf lange Sicht –

sicher in den Händen zu

behalten. Wir wollen die

derzeit stattfindenden

Markt umbrüche nach

der EU-Zuckerreform als

ein führender Zucker-

hersteller der EU hinter

uns lassen. Diesem

gemeinsamen Ziel bringt uns Danisco

Sugar entschieden näher: Von allen

Alternativen ist Danisco

Sugar sicher der beste

Partner für uns. Der

Norden ist uns „nahe“:

Nicht nur „inhaltlich“, im Kernge-

schäft Zucker aus Rübe. Natürlich auch

räumlich und klimatisch, im EU-Kern-

markt. Und last but not least – für ein

reibungsarmes Zusammengehen nicht

zu unterschätzen – auch kulturell.

Eine gemeinsame Kultur der Nach-

haltigkeit, Verlässlichkeit und Verant-

wortung wird in Zukunft – und das

wünsche ich mir sehr – auch die Be-

ziehung zu den 8.000 Landwirten der

Danisco Sugar prägen. Ihnen bietet

Nordzucker eine Betei-

ligung am Grundkapital

von Danisco Sugar an.

Ziel ist auch in Skandi-

navien eine dauerhafte,

kalkulierbare und tragfä-

hige, für marktpolitische

Wechselfälle gewappnete

Partnerschaft mit der Landwirtschaft.

Nordzucker pflegt diese Unternehmer-

partnerschaft mit den Landwirten

in Norddeutschland in Form einer

historisch gewachsenen Beteiligung

am Unternehmenskapital. Angesichts

schwankender Märkte für Agrarroh-

stoffe hat eine solche stabile Bindung

auch für die Zukunft eine herausra-

gende Bedeutung: Und zwar gleicher-

maßen für den Unternehmenserfolg

von Rübenanbauern und Zuckerher-

stellern.“

„Der Norden ist uns nahe“Von Dr. Harald Isermeyer, Aufsichtsratsvorsitzender Nordzucker AG

Erstes Quartal 2008: Nordzucker weiter auf KursDer Überschuss der Nordzucker AG zum Ende des ersten

Quartals am 31. Mai 2008 lag mit 24,1 Millionen Euro

über dem Ergebnis der Vorjahresperiode (7,7 Millionen

Euro). Dank der stabilen Marktlage konnte in den ersten

drei Monaten des Geschäftsjahres ein Umsatz von 277,2

Millionen Euro erwirtschaftet werden. Die Umsatzerlöse

bewegen sich damit in etwa auf dem Niveau des Vor-

jahres (280,1 Millionen Euro).

Die Effekte aus der Quotenrückgabe der

zweiten Rückgabewelle zum 31. März 2008

haben den Abschluss zum ersten Quartal

stark beeinflusst. Sowohl die erwarteten

Zahlungen der Umstrukturierungsbeihilfe

der EU wie auch der Aufwand für die Werk-

schließungen in Ungarn sind im vorlie-

genden Abschluss bereits berücksichtigt.

Die Quotenrückgabe ist damit abgeschlossen. Es ist da-

von auszugehen, dass sich die Märkte zunächst deutlich

stabilisieren werden. Allerdings befindet sich die gesamte

Branche weiterhin in einer Phase der Veränderung und

Konsolidierung. Mit der angestrebten Akquisition von

Danisco Sugar wurden die Weichen für die nachhaltige

Entwicklung der Nordzucker gestellt.

Bianca Deppe-Leickel, Manager Investor Relations

Den vollständigen Quartalsbericht der Nord-

zucker AG finden Sie als Online-Ausgabe unter

www.nordzucker.de – Investor Relations – im

Downloadcenter.

„Wir haben die größere

Wegstrecke noch vor uns.“

„Ziel ist auch in Skandinavien

eine dauerhafte, kalkulier-

bare und tragfähige, für

markt politische Wechselfälle

gewappnete Partnerschaft

mit der Landwirtschaft.“

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Page 9: 2008-10_Akzente

„Wir müssen effizienter sein als unsere Wettbewerber“Interview mit Dr. Martin Wienkenhöver, Vorstand Produktion und Technik (COO)

Seit April 2008 ist Dr. Martin Wien­

kenhöver (52) Vorstandsmitglied der

Nordzucker AG. Zuständig für das Res­

sort Supply Chain mit den Bereichen

Einkauf, Produktion und Technik,

Qualitätsmanagement sowie Logi­

stik, verantwortet der

promovierte Chemiker

zentrale Bereiche des

Unternehmens. Die

ersten Monate hat der

gebürtige Westfale genutzt, um sich

mit Aufgaben, Herausforderungen und

Zielen und natürlich mit den Menschen

in der neuen Organisation vertraut zu

machen. Den Aktionären stand der

neue Vorstand auf den Hauptversamm­

lungen im Juli bereits persönlich Rede

und Antwort. Zu seinen Eindrücken,

Kernaufgaben und Zielen befragte ihn

Tanja Schneider­Diehl.

Herr Dr. Wienkenhöver, Ihre ersten

Monate bei Nordzucker sind vorüber.

Wie würden Sie Ihre ersten Eindrücke

beschreiben – speziell im Hinblick auf

Ihre Kernaufgaben?

Zuallererst möchte ich mich bei dieser

Gelegenheit bei allen Kollegen und

Kolleginnen von Nordzucker bedan-

ken, die mich sehr freundlich emp-

fangen und tatkräftig meinen Einstieg

unterstützt haben. Ich erlebe Nordzu-

cker aus den vielen, vielen Gesprächen

in den ersten Monaten als ein starkes,

traditionelles, in der Region verwur-

zeltes Unternehmen, das sich seit

einigen Jahren auf den Weg gemacht

hat, noch stärker marktwirtschaftlich,

innovativ und international zu agieren.

Was manche von Ihnen vielleicht nicht

wissen: Ich bin auf einem Nebener-

werbsbauernhof aufgewachsen und

habe somit durchaus einen engen

Bezug zu natürlich nachwachsenden

Ressourcen. Aber unter betriebswirt-

schaftlichen Aspekten hat mich die

große Abhängigkeit unseres Rohstoffs

Rübe vom Wetter doch überrascht und

ist sicher eine besondere Herausfor-

derung auch in meinem

Verantwortungsbereich.

Zum anderen faszinieren

mich die Besonderheiten

des Kampagnebetriebes

unserer Werke. Solch deutlich aus-

geprägte Spezifika habe ich in dieser

Konsequenz in meinen bisherigen Auf-

gaben so noch nicht erlebt. In drei bis

vier Monaten produzieren wir „volle

Pulle“, sprich „aus allen Rohren“. Die

sich anschließende Phase wiederum

dient nach einer Ruhe- und Urlaubs-

phase der Vorbereitung

der neuen Kampagne,

um dann wieder bereit

zu sein, wenn die

nächsten Rüben ver-

arbeitet werden. Das

ist für mich wirklich eine ganz neue

Erfahrung, die umso interessanter und

spannender ist.

Welches sind für Nordzucker als

europa weit agierendes Unternehmen,

das sich auf Wachstumskurs befindet,

die größten Herausforderungen für das

Ressort Supply Chain?

Im Operativen sind es erst einmal

keine spektakulär neuen Dinge. Re-

duzierte Preise innerhalb einer neuen

Zuckermarktordnung, deutlich stei-

gende Aufwendungen für Energie und

weiter erhöhte Arbeitskosten – dieses

Szenario heißt für uns: Wir müssen

effizienter sein als unsere Wettbewer-

ber. Dazu sind schlankes Kostenma-

nagement und intelligente Prozessfüh-

rung sehr wichtig.

Und dann habe ich ja das große Glück,

in meinen ersten Monaten bei Nord-

zucker bei der größten Akquisition der

Unternehmensgeschichte gestaltend

mitzuwirken. Bei der bevorstehenden

Integration von Danisco

Sugar ist ein gegenseitiger

Blick über den Teller-

rand sehr wichtig. Denn

von den Ideen und dem

Know-how, die in beiden

Unternehmen vorhanden sind, können

wir alle nur profitieren. Da ich schon

die eine oder andere Fusion in un-

terschiedlichen Ausprägungen erlebt

habe, wünsche ich uns allen Offenheit

und keine Berührungsängste. Dadurch

kann eine positive Kreativität entste-

hen, die uns über bekannte Prozesse

und Arbeitsabläufe ganz neu nachden-

ken lässt.

Das klingt nach großen Projekten. Was

werden Sie tun, um die Aktionäre, aber

nicht zuletzt natürlich die Mitarbeiter

im In­ und Ausland für Ihre Ziele zu

begeistern und mitzunehmen?

Dreh- und Angelpunkt ist für mich

die Frage, wie wir es schaffen werden,

nach dem hoffentlich bald abzu-

schließenden Erwerb von Danisco

„Von den Ideen und dem

Know-how, die in

beiden Unternehmen vor-

handen sind, können wir alle

nur profitieren.“

„Die große Abhängigkeit

unseres Rohstoffs Rübe

vom Wetter hat mich doch

überrascht“

Dr. Martin Wienkenhöver ist seit April 2008 neues Vorstandsmitglied der Nordzucker AG.

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Sugar zwei große Zuckerunternehmen

unter einem gemeinsamen Dach zu

führen. Zunächst einmal müssen wir

im Vorstand und in der Geschäftslei-

tung und mit allen maßgeblich Betei-

ligten den endgültigen Abschluss des

Kaufs gestalten und

managen. Dann gilt

es, zwei Unternehmen

schnell und zugleich

behutsam zu integrieren, die dann

den Markt Hand-in-Hand bedienen

können und damit für alle Beteiligten

– Kunden, Lieferanten, Aktionäre und

Mitarbeiter – einen Mehrwert schaffen.

Mein wesentlicher Part besteht darin,

die besten technischen Lösungen aus-

zuwählen, umzusetzen und diese allen

Beteiligten in Sachen Chancen, aber

auch Risiken verständlich und nach-

vollziehbar nahezubringen. Wie immer

geht es am Ende darum, organisato-

risch und wirtschaftlich ein optimales

Ergebnis zu erzielen.

Mit Ihrem noch frischen Blick von au­

ßen auf die Nordzucker: Wo sehen Sie

konkret Potenzial für Veränderungen?

Meine erste Kampagne, auf die ich

mich sehr freue, steht endlich vor der

Tür. Diese möchte ich natürlich nutzen,

um aus der Erkenntnis, wie

wir arbeiten, Rückschlüsse

für meine Arbeit zu ziehen.

Prozesse und Mechanis-

men sind bei Nordzucker über Jahre

optimiert worden und laufen sehr gut

und erfolgreich. Dennoch möchte

ich – und ist es meine Pflicht gerade

vor dem Hintergrund der verschärf-

ten Bedingungen der

neuen Zuckermarkt-

ordnung – sämtliche

Abläufe erneut auf den

Prüfstand stellen. Denn

unser zukünftiger Erfolg hängt von der

Positionierung unseres Unternehmens

gegenüber dem Wettbewerb ab. Da-

hinter stehen auch Überlegungen, was

wir uns in Zukunft noch leisten können

und wollen. Für technologische Frage-

stellungen bedeutet das: noch intelli-

gentere Lösungen durch reduzierten

Einsatz von wertvollen Ressourcen.

Zum Schluss eine Frage an den Men­

schen Dr. Wienkenhöver – wofür begei­

stern Sie sich privat und wo schalten

Sie ab?

Heute bin ich zwar in erster Linie

als Manager tätig, aber technische

Lösungen faszinieren mich nach wie

vor, wenn sie gut funktionieren oder

eine ungewöhnliche Idee dahinter

steckt. Daran habe ich viel Freude.

Spaß machen mir auch Dinge, die gut

laufen, weil Menschen

engagiert an einer Sache

arbeiten. Dann lasse ich

diesen auch ihren Lauf

und kann gut loslassen.

Privat verbringe ich am liebsten die

Zeit mit meiner Familie. Montags kön-

nen Sie mit mir über Fußball diskutie-

ren. Und richtig abschalten kann ich

bei einem guten Buch.

Dr. Winfried A. Adam (46) ist seit dem 1. Juli neuer Leiter des Corporate Council der Nord-zucker. Als Chefsyndikus / Chief Legal Officer und Mitglied der Ge-schäftsleitung berichtet er direkt an den Vorstandsvorsitzenden.

Der Jurist erwarb umfangreiche Erfahrungen als Rechtsanwalt, geschäftsführender Gesellschafter / Managing Partner, Aufsichtsrat / Aufsichtsrats-vorsitzender, Vorstandsmitglied, Geschäftsfüh-rer, Bereichsleiter und Unternehmer. In seiner bisherigen Berufslaufbahn führte Winfried Adam über 100 komplexe Unternehmenstransaktionen und Projekte weltweit erfolgreich durch. Er war stellvertretender Vorstandsvorsitzender eines welt-weit tätigen börsennotierten Konzerns (IBS), Chief

Financial Officer des Teilkonzerns eines Hochtech-nologie-Milliardenkonzerns (Heraeus) und General Counsel und Leiter des gesamten weltweiten Beteiligungsmanagements dieses Konzerns mit über 150 Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Als Aufsichtsratsmitglied / Board of Directors von Unternehmen war Winfried Adam insbesondere in den USA, Japan (u. a. Panasonic), China, Brasilien, Italien, Niederlande, Spanien, Frankreich und der Schweiz aktiv. Ferner war er in der EU-Kommission in Brüssel sowie als Rechtsanwalt international füh-render Großsozietäten (u.a. Linklaters) in Europa und den U.S.A. tätig.Winfried Adam studierte Rechts- und Wirtschafts-wissenschaften im In- und Ausland, ist Dr. jur. der Universität Heidelberg, Master of Laws (LL.M., Washington, D.C.) und Harvard-Absolvent.

Stefan Mühl (43), zuletzt tätig als Manager Cor-porate Council und Mitglied der Geschäftsleitung, ist auf eigenen Wunsch aus dem Unternehmen ausgeschieden. Seit 2003 war er zunächst als Assistent des Vorstands für die Nordzucker tätig. 2006 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung und in dieser Funktion Chefjustiziar des Unterneh-mens. 2007 schließlich war er für den Aufbau des Bereichs Corporate Council zuständig. In seine Zeit als Justiziar fielen zahlreiche strategische Projekte, u. a. die Gründung der Eurosugar S.A.S, an der er maßgeblichen Anteil hatte. Eine schwere Erkrankung führte zu seinem Rückzug aus dem Unternehmen.

Personalnotizen

„Spaß machen mir Dinge,

die gut laufen, weil Menschen

engagiert an einer Sache

arbeiten.“

„Dennoch ist es meine Pflicht

sämtliche Abläufe erneut

auf den Prüfstand zu stellen.“

10

Akzente O

ktober 2008 • A

ktuell

Page 11: 2008-10_Akzente

Hannover BerlinPosen Warschau

Belgrad

Bratislava

11

Akz

ente

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ktob

er 2

008

Akt

uell

Stand 18. August 2008

Nordzucker verabschiedet Uve BonneßJörg Egert übernimmt das Immobilienmanagement

Uve Bonneß (64), Manager Immo-

bilien, geht nach über 39 Jahren bei

Nordzucker und deren Vorgänger-

gesellschaften in den Ruhestand. Als

Bauingenieur begann Bonneß seine

Laufbahn 1969 in der Zuckerfabrik

Genthin. Eine Reihe unterschied-

licher Aufgaben ließ ihn bereits zu

DDR-Zeiten vielfältige Erfahrungen

im Bereich „Grundfondswirtschaft“

sammeln. Mit der Wende 1989 eröff-

neten sich ihm und seinen Kollegen

und Mitarbeitern neue Perspekti-

ven. Nachdem er bereits zwei Jahre

zuvor die Leitung der Zuckerfabrik

Genthin übernommen hatte, wurde

Bonneß auch Geschäftsführer der

neuen GmbH. 1993 wechselte er als

Abteilungsleiter Liegenschaften nach

Braunschweig. Über 40 Altstandorte

und ehemalige Annahmestellen

sowie rund 600 Werkswohnungen

waren in eine vernünftige Nach-

nutzung zu überführen. Nachnut-

zungskonzepte und noch viel mehr

entwickelte der Immobilienexperte

mit seinem Team nach und nach.

Im Laufe der Jahre gelang es ihm,

Altstandorte mit Potenzial, aber auch

viele Problemstandorte in verkaufs-

fähige Objekte zu verwandeln, alle

Standorte zu katalogisieren und

Grenzen und Eigentumsverhältnisse

auf der Basis von nicht immer ganz

einfachen historischen Entwicklungen

zu klären. Einige Altstandorte wie

Lehrte, Meine, Fallersleben, Rethen,

Wismar oder Königslutter nahmen so

mit dem Rückbau der Fabriken eine

äußerst positive neue Entwicklung.

Zahlreiche Teichgelände und Auf-

landeflächen der ehemaligen Fabri ken

überführte Bonneß gemeinsam mit

Vertretern von Naturschutzorganisati-

onen und Gemeinden in eine sinnvolle

naturnahe Nachnutzung. Seine Nach-

folge tritt der langjährige Mitarbeiter

und Teamkollege Jörg Egert an.

Tanja Schneider-Diehl, Manager Public Relations

Die Nordzucker-Kampagne 2008/09

begann am 3. September 2008 mit

der Rübenlieferung im serbischen

Werk Vrbas. Wenn alles nach Plan

läuft, werden die elf Nordzucker-

Werke am 6. Januar zusammen rund

zehn Millionen Tonnen Rüben verar-

beitet haben.

Kampagnestart in den Nordzucker­Werken

Axel Aumüller, Mitglied der Geschäftsleitung,Produktion, Einkauf, Logistik

Deutschland

1. Clauen2. Nordstemmen3. Schladen4. Uelzen5. Klein Wanzleben

Lieferbeginn

23.09.0823.09.0823.09.0819.09.0816.09.08

Kampagne-ende

06.01.0906.01.0906.01.0906.01.0906.01.09

Verarbeitungin t Rüben

1.100.0001.600.0001.100.0002.100.0001.700.000

Serbien

9. Kovacica10. Pecinci11. Vrbas

Lieferbeginn

06.10.0809.09.0803.09.08

Kampagne-ende

01.11.0830.11.0829.11.08

Verarbeitungin t Rüben

130.000450.000480.000

Polen

6. Chelmza7. Opalenica

Lieferbeginn

03.10.0806.10.08

Kampagne-ende

17.12.0818.12.08

Verarbeitungin t Rüben

450.000430.000

Slowakei

8. Trecianska

Lieferbeginn

25.09.08

Kampagne-ende

18.12.08

Verarbeitungin t Rüben

440.000

12

3

4

5 6

8

91011

7

Page 12: 2008-10_Akzente

Die Energiepreise erreichen immer

neue Höchststände. Diese Hiobsbot-

schaft ist seit dem vergangenen Jahr

an der Tagesordnung. Die Rekordjagd

des Ölpreises und das Nachziehen an-

derer Primärenergieträger wie Erdgas

oder Kohle belasten auch die Zucker-

produktion in dramatischer Weise. Die

Preise für Öl stiegen im Vergleich zum

Vorjahr um rund 90 Prozent, die für

Strom um etwa 30 Prozent und die

für Gas um zirka 80 Prozent. Wenn

auch in den vergangenen Wochen

eine leichte Erholung festzustellen war,

kann nur von einer Verschnaufpause

die Rede sein, die Preisrallye wird

weitergehen.

Öl als spekulatives Anlageobjekt

Seit den Asienkrisen suchen interna-

tionale Finanzanleger nach einem

sicheren Hafen. Sie steuerten zuerst

die Internet-Branche an. Nach dem

Zusammenbruch floss das Kapital in

den US-Immobiliensektor, und nach

Ausbruch der Subprime-Krise1 gilt Öl

als neues spekulatives Anlageobjekt.

Eine Rolle für Preiserwartungen spielen

möglicherweise weitere erwartete Ab-

wertungen des Dollars sowie eventuell

zunehmende Knappheit des Rohöls.

Da die beiden großen Notenbanken

der Weltwirtschaft, die Federal Reserve

Bank der USA und die Europäische

Zentralbank (EZB) in Europa eine

gegensätzliche geldpoli tische Strate-

gie verfolgen, hat sich ein Zinsgefälle

eröffnet, das auf den Dollar drückt. Da

aber Rohölkontrakte in Dollar gehan-

delt werden, muss der Ölpreis steigen,

wenn die Ölproduzenten ihre Kaufkraft

in Euro sichern möchten. Durch die

Kopplung von Öl- und Gaspreis steigt

letzterer ebenfalls kontinuierlich.

Kohle ist insbesondere in den asia-

tischen Ländern als Primärenergieträ-

ger zur Stromerzeugung im Einsatz.

Da hier Nachholbedarf besteht und

das ungebremste Wirtschaftswachstum

für Mengenbedarf sorgt, entwickeln

sich die Preise entsprechend. Außer-

dem führen die Mengenbewegungen

auf den Weltmeeren zu stetig steigen-

den Frachtkosten, die die Preisentwick-

lung zusätzlich negativ beeinflussen.

Für Kohle stiegen die Preise um rund

100 Prozent in Vergleich zum Vorjahr.

Stahlpreise folgen

Auch für Stahl sind die Preise gestie-

gen. Kostete eine Tonne Flachstahl zu

Energiepreise auf Rekordniveau Markt­Know­how und richtiger Kaufzeitpunkt entscheiden

Energiepreissteigerungen 2008 (Stand 12. August)

1 Subprime-Markt heißt der Teil des Hypothekendarlehenmarkts, der überwiegend aus Kreditnehmern mit geringer Bonität besteht.

Gas Rohöl

51

46

41

36

31

26

21

16Jun07 Aug07 Okt07 Dez07 Feb08 Apr08 Jun08 Aug08

ERG cg AP 1ERG EGT VP APTTF

ERG cg AP 2Zeebrügge

ERG incl. Erdgassteuernachlass

Akzente O

ktober 2008 • A

ktuell

12

150

140

130

120

110

100

90

80

70

60

1.350

1.250

1.150

1.050

950

850

750

650

550

450Jun07 Aug07 Okt07 Dez07 Feb08 Apr08 Jun08 Aug08

Brent CAL08Brent CAL09Brent CAL10Gasoil CAL08Gasoil CAL09Gasoil CAL10

Gasoil, USD/tBrent, USD/bl

Page 13: 2008-10_Akzente

Jahresbeginn noch weniger als 500

Euro, waren es im April bereits 600

Euro. Für Lieferungen ab September

verlangen die Stahlhersteller bereits

770 Euro. Dass Stahl teurer geworden

ist, hat mehrere Ursachen:

1. Teurere Primärenergie: Für das Elek-

trostahlverfahren, bei dem Schrott und

Eisenschwamm eingeschmolzen wird,

werden große Mengen an elektrischer

Energie benötigt. Die Energieträger für

den Hochofen (Kokskohle) und für die

Reduktionsanlage (Erdgas) sind auch

deutlich teurer geworden. So verdop-

pelte sich der Kokskohlepreis innerhalb

des letzten Jahres.

2. Schrott: Der Einkaufspreis für Stahl-

schrott hat sich innerhalb eines Jahres

verdoppelt. Massive Preissteigerungen

beim Stahlschrott auf 380 Euro je

Tonne führen zu atemberaubenden

Verkaufspreisen für Stahlendprodukte

wie Betonstahl, Träger und Stab-

stahl. Der Schrottzuschlag für Träger

stieg seit April von 166 Euro auf 241

Euro. Für Juli war bereits eine weitere

Erhöhung um etwa 70 Euro pro Tonne

angekündigt.

3. Erzminen: Bei den Erzminen liegen

fast oligopole Zustände vor. Markt-

macht führt zu weiter steigenden

Preisen. Die durchschnittlichen Verteu-

erungen beim Eisenerz liegen bei über

40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

4. Legierungen: Auch die Legierungen

wie Chrom, Nickel, Mangan, Vanadi-

um haben bereits massive Preissteige-

rungen hinter sich.

Über allem steht auch hier die massive

Nachfrage aus Asien, dort besonders

aus China und Indien.

Der „richtige Zeitpunkt“ entscheidet

Was unternimmt Nordzucker, um die-

se Preisspirale abzufedern? Wichtiger

denn je ist die intensive und zeitnahe

Beobachtung der Energiemärkte. In

diesen volatilen Märkten ist der rich-

tige Kaufzeitpunkt entscheidend. Ein

ausgewogener Mix zwischen langfri-

stigen Verträgen und der probaten

Salami-Taktik – sukzessiver Einkauf von

Teilmengen bei günstigen Bestellzeit-

punkten zur Minimierung von Risiken

exzessiver Preisentwicklungen – ist

das Gebot der Stunde. Dabei müssen

für das Heizöl S (schwerflüssig) unsere

Bevorratungsmöglichkeiten und der

Direktverbrauch in der Kampagne

berücksichtigt werden. Darüber hinaus

ist auch der Einsatz von Instrumenten

zur Preisabsicherung in ständiger

Prüfung.

Den günstigsten Mix finden und

Energieeffizienz weiter ausbauen

Zusammen mit der Produktion

werden die Möglichkeiten der bi-

oder sogar trivalenten Fahrweise der

Primärenergie träger genutzt, um den

günstigsten Energiemix für die Kam-

pagne festzulegen. Bei den Investiti-

onen in ihren Werken legt Nordzucker

besonderes Augenmerk auf Energieef-

fizienz und die Flexibilität einzusetzen-

der Primärenergie. Die Pflege und

der weitere Ausbau von Know-how in

Sachen Energieeffizienz sind daher von

elementarer Bedeutung, damit Nord-

zucker weiter vom neuesten Stand der

Technik profitieren kann.

Kohle Strom

Henning Sander, CPO, Manager Einkauf

Dr. Harald Powitz, Manager Einkauf Investitionen und Energie

13

Akz

ente

O

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008

Akt

uell

Jun07 Aug07 Okt07 Dez07 Feb08 Apr08 Jun08 Aug08

EUR/t140

130

120

110

100

90

80

70

60

50

API#2 CAL08API#2 CAL09API#2 CAL10

250,00

240,00

230,00

220,00

210,00

200,00

190,00

180,00

170,00

160,00

150,00Juni Juli Aug Sept Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Juni Juli

Quelle: VIK

163,46164,76

162,49

161,89

179,00

183,15 183,20

188,49 190,64

192,54

195,29

210,42

229,43

236,49

VIK­Strompreisindex für MittelspannungStand: Juli 2008 (Januar 2002 = 100)

Page 14: 2008-10_Akzente

Ganz im Zeichen von Wachstum stand

die Hauptversammlung der Nordzucker

AG in Braunschweig. Aufsichtsrats-

vorsitzender und Versammlungsleiter

Dr. Harald Isermeyer führte durch die

Veranstaltung und hob hervor: „Nord-

zucker ist aktiv in Bewegung und hat

gute Zahlen vorgelegt. Das ist für

die zukünftige Positionierung beson-

ders wichtig.“ Vorstandsvorsitzender

Hans-Gerd Birlenberg unterstrich vor

den versammelten Aktionären, dass

Nordzucker mit der strategischen Kon-

zentration auf das Kerngeschäft Zucker

aus Rüben und dem europäischen

Vertrieb auch unter den neuen Markt-

bedingungen ein insgesamt sehr über-

zeugendes Konzernergebnis erreicht

habe. „Nordzucker ist nachhaltig

profitabel und investiert zudem gezielt

in zusätzliche Wachstumsfelder“, sagte

Birlenberg.

So übertraf das Unternehmen im

Geschäftsjahr 2007/08 mit einem Kon-

zernumsatz von 1,3 Milliarden Euro

das Vorjahr (1,2). Der Konzernjahres-

überschuss lag zwar mit 80 Millionen

Euro (115) unter dem herausragenden

Ergebnis des Vorjahres. Im Kontext

härterer Marktbedingungen bildet es

dennoch die Grundlage einer kontinu-

ierlich attraktiven Dividendenpolitik.

Wie im Vorjahr nahmen die Aktionäre

den Vorschlag an, eine Dividende von

0,48 Euro (0,48) je Aktie auszuschüt-

ten.

„Wachstum ist und bleibt unser Weg

zum Erfolg“, hob der Unternehmens-

chef hervor. Neue Geschäftsfelder

wie der Einstieg in den Energiesektor

mit Bioethanol und Biogas oder die

Rohrrohzuckerumarbeitung eröff-

neten neue Wachstumsperspektiven

für das Unternehmen. Die Aktionäre

bestätigten eindrucksvoll den Kurs

des Unternehmens. Für eine weitere

Amtsperiode wurden die Landwirte

Hans Jochen Bosse, Ohrum und Hel-

mut Meyer, Betheln in den Aufsichtsrat

gewählt. Aus dem Aufsichtsrat schied

der ehemalige Gesamtbetriebsratsvor-

sitzende Hans-Dieter Paschwitz aus.

Nordzucker Holding AG setzt auf

Chancen im Rübenanbau

„Jeder Rübenanbauer bemerkt den

riesigen Umbruch in der Zuckerwelt.

Erfolgreicher Zuckerrübenanbau kann

mittelfristig nur auf hohem Ertrags-

niveau unter minimalen Kosten für den

landwirtschaftlichen Betrieb erfolgreich

sein“, unterstrich der Vorstandsvor-

sitzende der Nordzucker Holding AG,

Hans-Heinrich Prüße, anlässlich der

Hauptversammlung in Braunschweig.

Prüße: „Rübenanbau attraktiv halten,

Aktienwert steigern“

Er bekräftigte, dass nur eine starke

Nordzucker AG den Rübenanbauern

und Aktionären eine Perspektive für

die Zukunft aufzeigen kann. Dazu ge-

höre die Zahlung einer angemessenen

Dividende und eines guten Rüben-

geldes. Um das zu erreichen, müsse es

der Nordzucker AG gelingen, sich in

der neuen Zuckerwelt auf die verän-

derten Marktbedingungen einzustellen

und diese erfolgreich zu nutzen.

Die Nordzucker Holding AG, die als

Mehrheitsaktionärin 76,22 Prozent der

Anteile an der Nordzucker AG hält,

hat als Ziel formuliert, langfristig eine

Mehrheitsbeteiligung aller Holdings

von über 50 Prozent an der Nord-

zucker AG zu halten und zu sichern.

Hauptversammlungen 2008: Nordzucker­Kurs bestätigtWachstum im Kerngeschäft sichert attraktive Dividende

Nordzucker-Hauptversammlung 2008: Gute Zahlen vorgelegt Dr. Harald Isermeyer verabschiedete den ehema-ligen Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Hans-Dieter Paschwitz aus dem Aufsichtsrat

Freundlicher Empfang in der Braun-schweiger Stadthalle

14

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Page 15: 2008-10_Akzente

„Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat

die Nordzucker Holding das Restruk-

turierungsprogramm der EU als eine

Chance begriffen, sich für die Zukunft

eine gute Startposition zu sichern“,

sagte Prüße. Die Entscheidungen, die

die Nordzucker AG zur Werkstruktur

getroffen hatte, habe die Holding ein-

vernehmlich mitgetragen. Prüße: „Das

Risiko, eine unkalkulierbare Zwangs-

kürzung der Zuckerquote im Jahr 2010

zu erfahren, war für uns Rübenanbauer

und Aktionäre nicht akzeptabel.“ Im

Zuge der Restrukturierung habe die

Holding den Lieferrechtspool als Mög-

lichkeit, jährlich Lieferrechte zusätzlich

zu nutzen oder abzugeben, unter-

stützt. „Das ist eine Chance für den

Einzelbetrieb, flexibel und individuell

Flächenanpassungen für den Anbau

von Zuckerrüben vorzunehmen.“

Abstimmungsergebnisse

Die Versammlung stimmte mit sehr

großer Mehrheit für die Zahlung einer

Dividende von 0,44 Euro (Vorjahr

0,44) pro Aktie. Mit überzeugenden

Mehrheiten wurden Vorstand und

Aufsichtsrat entlastet.

Für eine weitere Periode in ihren

Ämtern bestätigt wurden mit sehr ho-

her Zustimmung Dr. Ortrud Moshake,

Eilum, Rainer Knackstedt, Dedeleben,

Andreas Scheffrahn, Cramme, Fritz

Segger, Cremlingen, Wolfgang Täger-

Farny, Groß Twülpstedt und Jürgen

Winter, Bohlsen. Neu in den Aufsichts-

rat der Nordzucker Holding AG wählte

die Versammlung mit überzeugenden

Ergebnissen Eckhard Clausen, Rögen

und Eckhard Hinrichs, Wieren.

Ausgeschieden sind Hans-Konrad

Fennel, Heringsand sowie Michael

Pahlow, Zülow.

Zwei zuvor gestellte Gegenanträge hat

die Versammlung mit großer Mehr-

heit abgelehnt. Es handelte sich dabei

um Anträge, das ausgeschiedene

Aufsichtsratsmitglied Michael Pahlow,

Zülow, wieder in den Aufsichtsrat der

Gesellschaft zu wählen sowie die Ent-

lastung von Vorstand und Aufsichtsrat

der Nordzucker Holding AG wegen

eines noch schwebenden Verfahrens

zu verweigern.

Tanja Schneider-Diehl, Manager Public Relations

Wolfgang Täger-Farny (2.vl) im Gespräch mit Mitarbeitern des Nordzucker-Rübenmanagements

Dr. Andreas Windt (l) und Heinrich-Joachim Liehe informierten über den Zuckerrüben-Lieferungsvertrag 2009

15

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Akt

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stand nicht zur Abstimmung

Hauptversammlungen 2008 – Alle Abstimmungsergebnisse auf einen Blick

Nordzucker AG Nordzucker Union-Zucker Nordharzer Holding AG Südhannover Zucker AG GmbHAbstimmung über (in %)

Gewinnverwendung

Entlastung Vorstand/Geschäftsführung

Entlastung Aufsichtsrat

Wahl des Abschlussprüfers

Änderung der Lieferrechtsgarantie

Einziehung von Geschäftsanteilen

Wahlen zum Aufsichtsrat / Geschäftsführung

Anwesendes Kapital

99,98

99,96

99,96

99,97

99,97 - 99,98

95,82

99,01

73,33

88,22

97,91

29,07 - 97,94

32,63

100,00

100,00

100,00

100,00

100,00

100,00

61,6

93,59

97,47

96,76

96,77

95,95 - 95,96

31,68

Page 16: 2008-10_Akzente

Die Senkung der Zuckerrübenpreise

im Rahmen der EU­Zuckermarktreform

und die seit Mitte 2007 massiv gestie­

genen Erzeugerpreise für Getreide und

Ölsaaten haben den Wettbewerbsvor­

teil der Zuckerrübe gegenüber den

alternativen Ackerkulturen europaweit

verringert.

Die Nordzucker AG hat die neue Wett­

bewerbssituation für die Zuckerrübe

sehr früh zum Thema gemacht und

arbeitet kontinuierlich an einer sicheren

und finanziell tragbaren Rohstoffver­

sorgung. Die Herausforderung besteht

darin, den Anbau von Zuckerrüben für

den Landwirt wirtschaftlich interessant

zu gestalten, die sichere Erfüllung der

Vertragsmengen zu erreichen und

gleichzeitig die Industrierübenerzeu­

gung für die Nordzucker AG marktge­

recht und steuerbar zu akquirieren.

Für die Akzente­Leser stellen Volker

Bückmann und Dr. Gerd Jung das neue

Rohstoffkonzept der Nordzucker AG vor.

Neue Zeiten, neue Verträge ROHSTOFFKONZEPT:

16

Akzente O

ktober 2008 • R

übe

Page 17: 2008-10_Akzente

In Deutschland haben Nordzucker AG

und der Dachverband Norddeutscher

Zuckerrübenanbauer e.V. (DNZ) mit

dem neuen Zuckerrüben-Lieferungs-

vertrag 2009 einen Meilenstein für

die Sicherung der Rohstoffversorgung

gesetzt. Mit den vier Kernelementen

• Versand und Abschluss im Sommer

des Vorjahres,

• Treuebonus,

• Verbindlichkeit und

• Lieferrechtspool

bietet der neue Vertrag gleich mehrere

Anreize für den Landwirt, auch künftig

auf den Zuckerrübenanbau zu setzen.

Besser planen durch frühzeitigen Ab­

schluss des Vertrages

Der Versand des Zuckerrüben-Liefe-

rungsvertrages mit der dazugehörigen

Anbauempfehlung im Sommer des

Vorjahres ermöglicht es dem Landwirt,

noch vor der Herbstbestellung seine

Anbauplanung auf die Zuckerrüben-

fläche abzustimmen. Die Nordzucker

AG bekommt mit der Rücksendung

der Verträge bis Ende August im

Gegenzug schon im Spätsommer des

Vorjahres einen Überblick über die

zu erwartende Zuckerrübenmenge

der nächsten Kampagne und kann

gegebenenfalls frühzeitig Kontrakte

mit (Industrie-) Zuckerkunden schlie-

ßen und die Rohstoffversorgung der

Bioethanolanlage der fuel 21 planen.

Treuebonus – Überrüben werden wirt­

schaftlich interessant

Der Treuebonus beginnt bei 101

Prozent Lieferrechtserfüllung mit

0,15 Euro je Tonne Rüben (bei einem

Zucker gehalt von 16 Prozent). Er

erhöht sich je Prozentpunkt Liefer-

rechtserfüllung um weitere 0,15 Euro

je Tonne Rüben bis 1,50 Euro je Tonne

Rüben bei 110 Prozent Lieferrechts-

erfüllung erreicht sind. Der Treuebo-

nus bietet damit einen finanziellen

Anreiz für den Landwirt, nicht nur sein

Quotenlieferrecht sicher zu erfüllen,

sondern auch noch zehn Prozent

Überrüben zu erzeugen. Das Treue-

bonussystem sichert die Bereitstellung

der für fuel 21 und die Industrie-

zuckerkontrakte notwendigen Indus-

trierübenmengen.

Lieferrechtspool – Rübenanbau flexibler

an Schlagstrukturen anpassen

Außerdem haben die Landwirte in

Zukunft die Möglichkeit, ihren Zucker-

rübenanbau flexibler zu gestalten.

Hierzu hat Nordzucker für das Rüben-

anbaujahr 2009 den so genannten

Lieferrechtspool geschaffen. Liefer-

rechtsinhaber können einen Teil ihres

Lieferrechts für die Dauer eines Jahres

in den Pool abgeben. Das Lieferrecht

wird dann „neutralisiert“, das heißt es

wird „geparkt“.

Landwirte, die ihren Rübenanbau

ausdehnen wollen, können in einem

Bieterverfahren die dem geparkten

Lieferrecht entsprechende Vertrags-

menge zur einjährigen Nutzung

ersteigern. Der durchschnittliche

Gebotspreis pro Tonne Lieferrecht ist

gleichzeitig der Preis, den diejenigen

Lieferrechtinhaber bekommen, die

Lieferrecht in den Pool abgegeben

Rübenanbauer und Nordzucker gewinnen mehr Sicherheit und FlexibilitätNeue Anreize für Zuckerrübenanbau in Norddeutschland

Zuckerrüben-Lieferungsvertrag 20091.000 t

Anbau des vollen Lieferrechts1.000 t

­ 300 t

­ 300 t

300 t

300 t

Festlegung derLiefermenge

Neutralisierung für 1 Jahr

Einjährige ReduzierungBieterverfahren

Bieterverfahren

Reduzierter AnbauErweiterter Anbau

Einjährige Vertragsmenge

Einjährige Vertragsmenge

Lieferrechtspool

Regelfall

Abgabe in Lieferrechtspoolfür 1 Jahr

Der neue Lieferrechtspool hilft Landwirten in Norddeutschland, den Rübenanbau flexibler als bisher an Schlagstrukturen anzupassen.

Ab 2009 kann Rübenlieferrecht geparkt werden

17

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008

Rüb

e

Page 18: 2008-10_Akzente

Auch in den mittel- und osteuropä-

ischen Ländern (MOEL) waren die

Vertragsverhandlungen vom gestie-

genen Wettbewerbsdruck zwischen

den Ackerkulturen geprägt. Neben

einem Rübenpreis, der sowohl eine

rentable Rübenproduktion als auch

eine wirtschaftliche Zuckerproduktion

gewährleisten soll, waren aus Anbauer-

wie auch aus Nordzucker-Sicht sichere

Planbarkeit und hohe Verlässlichkeit

die wichtigsten Verhandlungsziele.

Langjährige Lieferverträge garantieren

Planbarkeit

Sowohl in Polen als auch in der Slo-

wakei garantieren langjährige Liefer-

verträge seit dem Anbaujahr 2008 eine

sichere Mengen- und Finanzplanung

für beide Seiten. Die neuen Verträge

bringen viel Verlässlichkeit in die

Planungen, denn im Gegensatz dazu

zeigte sich im spekulativen Umfeld der

Rohstoffpreise in den letzten Monaten,

dass „Wohl und Wehe“ hier oft dicht

beieinander liegen.

Der verlässlich kalkulierbare Geldfluss

in Bezug auf die Auszahlungshöhe,

den Auszahlungstermin sowie die

haben. Der Vorteil für den Landwirt

besteht darin, dass sich das Lieferrecht

den Schlagstrukturen anpasst. Wenn

beispielsweise ein Schlag, auf dem

Zuckerrüben angebaut werden sollen,

größer ist als die für den Anbau des

Lieferrechts notwendige Fläche, dann

hat der Rübenanbauer die Option,

entweder das zur „Auffüllung“ des

Schlages notwendige Lieferrecht aus

dem Lieferrechtspool zu ersteigern,

oder das „überhängige“ Lieferrecht in

den Lieferrechtspool abzugeben. Unter

dem Strich bleibt das von der Gesamt-

heit der Landwirte für die Nordzucker

AG angebaute Lieferrecht gleich, wäh-

rend der einzelne Rübenanbauer die

für ihn nach seinen Schlagstrukturen

optimierte Lieferrechtsmenge anbauen

kann.

Beide Seiten gewinnen

Insgesamt bieten die mit dem Zucker-

rüben-Lieferungsvertrag 2009 einge-

führten Neuerungen ausschließlich

Vorteile – sowohl für den Rübenanbau-

er als auch für die Nordzucker AG.

Rohstoffsicherung bleibt im Fokus

Die Kernelemente des Liefervertrages

sind neu formuliert. Die Rohstoff-

sicherung bleibt für Nordzucker aber

auch nach der Einführung des neuen

Zuckerrüben-Lieferungsvertrages

weiter im Fokus, damit die Zucker-

rübe als Rohstoff für die Zucker- und

Energieproduktion dauerhaft attraktive

„Königin der Feldfrüchte“ für den

Landwirt bleibt.

Anbauberatung intensivieren

Aus diesem Grund intensiviert

Nordzucker die Anbauberatung. Im

vergangenen Jahr wurden zusätzliche

Anbauberater eingestellt. Die gesamte

Anbauberatung wird sich künftig noch

näher am Rübenanbauer ausrichten.

Neben der Anbauberatung ist Nord-

zucker in diversen Forschungs- und

Versuchsvorhaben bestrebt, neue Ver-

fahren zu entwickeln, die die Zuckerrü-

be für den Landwirt noch ertragreicher

machen. Als Beispiele seien hier das

Schlitzsaatverfahren (siehe Akzente,

Ausgabe Mai 2008), die Langzeitlage-

rungsversuche und die Versuche zur

ganzjährigen Rohstoffversorgung von

Biogasanlagen mit Zuckerrüben (Jähr-

lingsrüben, siehe Ausgabe Mai 2008)

zu nennen.

Insgesamt unternehmen wir damit

einen bunten Strauß an Aktivitäten

und konzeptioneller Arbeit zur Roh-

stoffsicherung in Deutschland, der

zuversichtlich in die

neuen Zeiten

blicken lässt.

Volker Bückmann,Mitglied der Geschäftsleitung,

Rohstoffbeschaffung Deutschland

MOEL: Langjährige Rübenlieferverträge mit interessanten Konditionen Nordzucker profitiert vom Image als verlässlicher Partner

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Dr. Gerd Jung,Mitglied der Geschäftsleitung,

Rohstoffbeschaffung International

Auszahlungssicherheit des Rüben-

geldes durch die Nordzucker AG ist

in den MOEL für die Beziehung zum

Rohstofflieferanten von herausragender

Bedeutung.

Interessante Konditionen der Lieferver­

träge für den Rübenanbau

Die Anbau- und Liefertreue, ausge-

drückt über die individuelle Liefer-

rechtserfüllung, ist für Nordzucker

ein weiteres wichtiges Kriterium

bei der jährlichen Mengenplanung.

Vor diesem Hintergrund wurde eine

Quotener füllungsprämie als neues

Prämien element in den langjährigen

Lieferverträgen verankert. In Anleh-

nung an dieses Modell ist der Treuebo-

nus im deutschen Liefervertrag 2009

entwickelt worden.

Liefertreue wird besonders honoriert

In Serbien, also außerhalb des EU-

Quotensystems, wird die individuelle

Anbau- und Liefertreue der Rübenan-

bauer mit einer früheren Auszahlung

des Rübengeldes honoriert, was für die

teilweise angespannte Liquiditätssitu-

ation der Betriebe erhebliche Vorteile

bringt.

Chancen und Risiken teilen

Zentrales neues Element der Verträ-

ge in der Slowakei ist die Kopplung

einer Prämie beim Rübenpreis an

den Zuckerverkaufspreis. Mit diesem

System partizipiert der Anbauer von

hohen Erlösen auf der Zuckerseite.

Auf der anderen Seite bedingt dieses

System, dass der Zuckerhersteller

fairerweise nur dann prämiert, wenn

die Rahmenbedingungen entspre-

chend positiv sind.

In ähnlicher Weise sind die Industrie-

rübenpreise über eine Formel an den

Verkauferlös des daraus erzeugten

Zuckers gekoppelt, so dass Chance

und Risiko einer Überproduktion zwi-

schen Rübenanbauer und Zuckerindu-

strie geteilt werden.

„Weiche Komponenten“ mit großer

Wirkung

Auch in den MOEL gilt wie in Deutsch-

land, dass das Rohstoffsicherungs-

konzept der Zukunft nicht nur aus

monetären Anreizen besteht. So hat

die Nordzucker AG in Zusammenarbeit

Nicht nur monetäre Anreize zählen

Terminnotiz Norddeutscher Zuckerrübentag am 9. Oktober 2008

„Energie aus Zuckerrüben“ steht im Mittelpunkt des 3. Norddeut-schen Zuckerrübentages am 9. Oktober 2008 auf dem Klostergut Mönchehof in Kolenfeld (A2 Abfahrt Kolenfeld). Vorgestellt werden die Vorzüge der Zuckerrübe als Rohstoff für Zucker, Futtermittel, Bioethanol und Biogas sowie neueste Technik zu Zuckerrübenaussaat, Zuckerrüben-ernte, Mietenpflege, Aufbereitung,

Laden&Reinigen sowie Transport. In der Ausstellungshalle können sich Besucher außerdem über Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel sowie zu Forschung und Beratung rund um die Zuckerrübe informieren. Für Rückfragen: Dr. Clemens Becker, Zuckerrübenanbauerverbände, Tel: 05121/ 206466, E-Mail: [email protected]

mit der ARGE-Nord und dem Institut

für Zuckerrübenforschung in Göttin-

gen (IfZ) in den MOEL ein eigenes

Versuchswesen aufgebaut. Die dort er-

arbeiteten Ergebnisse und Erkenntnisse

werden als Grundlage für produktions-

technische Beratungen herangezogen.

Die kostenlose Anbauberatung setzt

schwerpunktmäßig auf vegetations-

abhängige Beratungsansätze und

Entscheidungshilfen. Monitoring von

Insektenkalamitäten und Blattkrank-

heiten sowie intensive Feldkonsultati-

onen und Informationsübermittlung

per SMS sind die Bestandteile einer

möglichst direkten Beratung mit hoher

Intensität. Weiteren Nutzen ziehen die

Rübenanbauer aus einem von Nordzu-

cker zentral organisierten Einkauf von

Saatgut, Pflanzenschutzmitteln und

Dünger.

Vom Austausch profitieren

So wie einige Ansätze zur Rohstoff-

beschaffung, wie beispielsweise das

Versuchswesen von Deutschland, in

abgewandelter Form auf die MOEL

übertragen worden sind, kann die

Rohstoffbeschaffung in Deutschland

auch von den Erfahrungen und Ideen

in den MOEL, wie zum Beispiel bei der

Quotenerfüllungsprämie (Treuebonus

in Deutschland), profitieren. Die Roh-

stoffbeschaffung hat zwar nationale

und regionale Besonderheiten, sie darf

aber vom Grundsatz her nie national

oder gar regional isoliert betrachtet

werden. In der Nordzu-

cker AG wird dieser

Austausch zwischen

den Regionen und

Ländern gepflegt

und intensiv genutzt.

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Wie alle Zuckerunternehmen der EU

hat auch Nordzucker die Reform des

EU-Zuckermarktes und die damit ver-

bundene Rückgabe von Zuckerquote

und Lieferrechten umgesetzt.

Nord zucker hat die Chancen der

unausweichlichen Restrukturierung

genutzt und ihre Strukturen für die

Rohstoffbeschaffung weiter optimiert.

Deutschland:

Verringerte Frachtentfernung,

erhöhter Durchschnittsertrag

Anstatt die Lieferrechte linear – also

für alle Rübenanbauer anteilig gleich –

zurückzunehmen, hat Nordzucker in

Deutschland auf die freiwillige Liefer-

rechtsrückgabe gesetzt. Mit einem

lukrativen Angebot waren besonders

frachtfern arbeitende Landwirte ange-

sprochen worden, aus dem Rübenan-

bau auszusteigen, um den Anbau zu

konzentrieren. So wurde Landwir-

ten, die weiter als 80 Kilometer von

der nächsten 2008 produzierenden

Zuckerfabrik entfernte Anbaustand-

orte hatten und ganz auf den Zucker

rübenanbau für die Nordzucker AG

verzichtet haben, zusätzlich zu der

gesetzlich festgelegten Entschä-

digung ein Frachtbonus

gezahlt. Die freiwillige

Lieferrechtsrückgabe

war ein Erfolg. Unterm

Strich konnte Nord-

zucker die mittlere

Frachtentfernung von

59 auf 48 Kilometer

senken. Künftig sparen wir

dadurch in erheblichem Maße

Frachtkosten.

Zweites wichtiges Ergebnis ist der An-

stieg der durchschnittlichen Rübener-

träge von 57 auf 59 Tonnen je Hektar,

nachdem vorwiegend Anbauer mit

unterdurchschnittlichen Rübenerträgen

Lieferrechte zurückgegeben haben.

Polen und Slowakei – Rübenanbau rückt

enger an die Werke

In Polen und in der Slowakei hat Nord-

zucker die Restrukturierung ebenfalls

dazu nutzen können, die Rübenlogis-

tik zu optimieren. Auch hier haben

im Wesentlichen die weiter

entfernt wirtschaftenden

Landwirte ihr Rübenlie-

ferrecht abgegeben. In

Polen sank die mittlere

Frachtentfernung von 39

auf 35 Kilometer und in

der Slowakei von 73 auf 66

Kilometer. Wie in Deutsch-

land sind auch in diesen Ländern

überwiegend Betriebe mit geringem

Ertragsniveau aus dem Rübenanbau

ausgestiegen. In Ungarn wurde die

Zuckerproduktion und damit auch der

Rübenanbau ganz ein-

gestellt (Akzente,

Mai 2008).

Aus der Restrukturierung das Beste herausgeholtErgebnisse der freiwilligen Lieferrechtsrückgabe

Dr. Henrik Einfeld, Vorstand Rohstoffbeschaffung (CAO)

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Ganzjahresrüben: Geringere Zuckergehalte bei deutlich höheren RübenerträgenGute Ergebnisse bei Versuchen mit überwinterten Rüben

Nach den guten Erfahrungen im

vergangenen Jahr ist die Arbeitsge-

meinschaft zur Förderung des Zucker-

rübenanbaus in Norddeutschland e.V.

(ARGE Nord) auch im Winter 2007/08

der Frage nachgegangen, ob Zucker-

rüben unter hiesigen Witterungs-

verhältnissen im Boden ohne größere

Verluste überwintern können (Akzente,

Mai 2008).

Andere Qualitätsansprüche

Die mehrjährigen Erfahrungen mit

langzeitgelagerten, eingemieteten

Rüben zeigen, dass die Lagerverluste

ab Februar – je nach Winterwitterung

– erheblich zunehmen können. Spät

gerodete Rüben interessieren jedoch in

erster Linie als Rohstoff für ganzjährig

arbeitende Biogasanlagen. Hier sind

die Qualitätsansprüche anders, als sie

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Page 21: 2008-10_Akzente

bei der Zuckerproduktion gelten. Nicht

die Minimierung des Zuckerverlustes,

sondern der Erhalt, gegebenenfalls die

Zunahme der organischen Trockensub-

stanz über Winter, sind für die Bio gas-

anlagen wichtig.

Im Umkreis von Schellerten und

Groß Munzel standen rund 40 Hektar

Zuckerrüben auf sechs Schlägen, die

für die Versorgung der Biogas-Pilot-

anlage Groß Munzel vorgesehen

waren (Abb. 1). Hierzu wurde eine

Reihe von Beobachtungen über den

Lagerzeitraum bis April 2008 gemacht.

Deutliche Abnahme der Blattmasse

Vergleicht man den Blattapparat Mitte

Januar mit dem Blatt zum Ende des

normalen Rodeablaufs Mitte Novem-

ber, fällt eine deutliche Abnahme der

Blattmenge ins Auge. Die Reihen sind

wieder geöffnet (Abb.2). In vielen

Fällen waren die noch bei wärmeren

Bedingungen im Herbst mit Cerco-

spora und Ramularia infizierten Blätter

komplett abgestorben. Der zweite

Grund für die geringe Blattmasse ist

die natürliche Alterung der Blätter.

Darüber hinaus reduzieren Frost-

temperaturen unter minus fünf Grad

Celsius den Blattapparat (Abb. 3) .

Alle Schläge waren mit Fungiziden

behandelt worden, allerdings mit

unterschiedlicher Intensität.

Sortenunterschiede

Sowohl bei der Frostempfindlichkeit

als auch im Blatt-Neuaustrieb zeigten

sich deutliche Sortenunterschiede

(Abb. 4). Bei den milden Win-

tertemperaturen waren die Rü-

benkörper auf allen Schlägen

gesund geblieben. Lediglich

auf einem Schlag konnte man

ab März bis zu 10 Prozent faulende

Rüben beob achten, was durch Wasser

im Hohlkörper des Kopfes und nach-

folgende Fäulnisbildung zu erklären ist

(Abb. 5). Rübenschädigende Insekten

waren nicht in den Beständen. Eine

Absaugung der Bestände durch Mit-

arbeiter der Landwirtschaftskammer

Niedersachsen förderten Anfang März

keine Blattläuse zu Tage. Moosknopf-

käfer schädigen alte Rüben nicht (Abb. 6).

Deutliche Zuwächse beim Rübenertrag

Ende April 2008 wurden die überwin-

terten Rüben gerodet. Nach Meinung

einiger der beteiligten Landwirte

waren die Rodebedingungen besser als

im Herbst 2007. Wie bereits im Vorjahr

zeigte sich, dass der Rübenertrag über

den Winterzeitraum leicht gestiegen

und der Zuckergehalt um 0,5 bis 0,75

Prozent gefallen war. Der durchschnitt-

liche Rübenertrag betrug 83 Tonnen

je Hektar bei Zuckergehalten von 15,5

bis 19 Prozent.

Insgesamt können wir von positiven

Erfahrungen mit überwinternden

Rüben aus den vergangenen beiden

Jahren berichten. Sicherlich auch ein

Effekt der milden Winter 2006 und

2007.

Franz Hesse, Manager Rübenbeschaffung, Nordstemmen

Gero Schlinker, Geschäftsführer ARGE Nord, Braunschweig

Mehr Informationen und Ergebnisse über

weitere Rübenanbauversuche der ARGE

Nord finden Sie unter www.arge-nord.de

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Page 22: 2008-10_Akzente

NachgefragtRübenanbauer im Gespräch: Maciej Rosolski, Ruchocice, Polen

Mit seinen Kollegen im Rübenbüro des

Nordzucker­Werks Opalenica berät

und betreut Adam Kostrzewski etwas

mehr als die Hälfte von insgesamt

3.300 Landwirten, die in Polen im

zehnten Jahr erfolgreich Zuckerrüben

für Nordzucker anbauen. Die Zucker­

marktreform und Preissprünge bei

Alternativfrüchten haben auch hier

eine intensive Diskussion

um künftige Faktoren

für den erfolgreichen

Rübenanbau in Gang

gesetzt. Für Akzente hat

Kostrzewski den Landwirt Maciej Rosol­

ski aus Ruchocice (17 Kilometer südlich

von Opalenica) besucht.

Warum ist die Zuckerrübe jetzt und in

Zukunft eine interessante Frucht für

Ihren Betrieb?

„Für uns wichtig ist der sichere Preis

für Zuckerrüben, der im Anbauvertrag

noch vor der Rübensaat

festgelegt wird. Eben-

falls sehr wichtig ist,

dass wir uns auf eine termingemäße

und fest kalkulierbare Rübenbezahlung

verlassen können. Kalkulierbare Ein-

nahmen also, die für die Rückzahlung

eines konkreten Kredits eingeplant

werden können.

Zuckerrüben ermöglichen uns eine

gesunde und betriebswirtschaftlich

interessante Fruchtfolge. Außerdem

reduzieren wir mit dem Rübenanbau

das Missernterisiko bei

ungünstigen Wetterver-

hältnissen. Die Rübe hat

arbeitswirtschaftliche

Vorteile für uns, weil sich

die Feldarbeiten mit Rübenanbau ins-

gesamt günstiger verteilen lassen.

Speziell in unserem Betrieb setzen wir

außerdem Zuckerrüben-Pressschnitzel

als Viehfutter ein. Die Zuckerfabrik

stellt dazu die neuesten Technologien

der Pressschnitzel-Silierung zur Ver-

fügung, so dass wir ein sehr hochwer-

tiges Futter bekommen.

Die Rübenabnahme, aber

auch die Rück lieferungen

der Schnitzel zu meinem Betrieb

sind durch Nordzucker hervorragend

organisiert. Außerdem schätze ich

den guten Direktkontakt zu meinem

Anbauberater, der bei

Anbau- oder Organi-

sationsproblemen

schnell Lösungen

garantiert.“

Maciej Rosolski (27) aus Ruchocice, 174 Hektar Ackerfläche, davon 25 Hektar Zuckerrüben

Adam Kostrzewski,Rohstoffdirektor, Werk Opalenica

Betriebsspiegel Maciej Rosolski, Ruchocice in PolenLandwirtschaftliche Nutzfläche: 174 ha

ha Ertrag t/ha

Zuckerrüben 25 58

Weizen 23 7

Wintergerste 14 7

Sommergerste 30 5,5

Tritikale 13 7

Roggen 12 4,5

Hafer 6 4

Mais (Silomais) 9 45

Raps 34 3,5

Wiesen und Weiden (Heu) 8 12

Tierproduktion Stück

Mastrinder 140

Schweine – Mastschweine 240

„Für uns ist der sichere

Preis für Zuckerrüben wichtig,

der noch vor der Rübensaat

festgelegt wird.“

„Mit dem Rübenanbau das

Missernterisiko senken.“

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Page 23: 2008-10_Akzente

Die Reform der Zuckermarktordnung

zwingt alle EU-Zuckerhersteller zur

Anpassung ihrer Rohstoffbasis an neue

Marktgegebenheiten. Dies geschieht

durch Maßnahmen im Bereich des

traditionellen Rohstoffs Zuckerrübe

und den Einsatz von aus Übersee

importiertem Rohrrohzucker, der den

fehlenden EU-Rübenzucker ersetzt.

Rohrrohzucker ist in verschiedenen

Sorten und Handelsqualitäten auf dem

Markt erhältlich. Er muss in der Regel

weiter aufbereitet werden, bevor er

den Anforderungen von EU-Kunden in

Industrie und Handel entspricht.

Nach eingehender Analyse der geo-

graphischen Lage und der Erzeugungs-

kosten hatte die Nordzucker AG die

Entscheidung für Bau und Inbetrieb-

nahme einer Anlage für die Raffination

des Rohrrohzuckers im polnischen

Werk Chełmza getroffen. Die Geneh-

migung wurde vom Aufsichtsrat der

Nordzucker AG im September 2007

erteilt. Zunächst sollte die Anlage

hochreinen Zucker mit hohem Zucker-

gehalt und niedrigen Farbwerten,

sogenannten vhp-Zucker (very high

polarisation), verarbeiten. Wegen der

Beschaffenheiten des auf dem Markt

verfügbaren, über Eurosugar vermit-

telten Rohstoffs wurde die Anlage um

eine Entfärbungsstation erweitert.

Im Juni legte das erste Zuckerschiff in

Danzig an

Anfang Juni traf der erste Rohrroh-

zucker in Danzig ein. Dank der Be-

mühungen aller Mitarbeiter, die am

Bau der Anlage mitgewirkt haben,

wurde die Anlage bereits im Juli be-

triebsbereit fertig gestellt. Am 21. Juli

2008 gab der Vorstand der Nordzu-

cker AG grünes Licht für den histo-

rischen Start der Verarbeitung. Die

erste Raffinations-Kampagne begann

am 24. Juli und wird bis Mitte Septem-

ber laufen.

Großes Interesse bei den Kunden

Obwohl es keinen Unterschied zwi-

schen Weißzucker aus Zuckerrohr und

Weißzucker aus Zuckerrüben gibt,

beobachten wir ein großes Interesse

der Kunden an dem „neuen Produkt“.

Die Kunden kaufen den „neuen“ Zu-

cker gern und besuchen unser Werk in

Chełmza, um dort den Herstellprozess

sowie die Maßnahmen zur Sicherung

der hohen Qualität kennen zu lernen.

Der im Danziger Hafen angelieferte

Rohrrohzucker wird zum Teil im Hafen

selbst gelagert und teilweise sofort in

das Lager in Chełmza transportiert. Für

die Zuckerlagerung wurde das ehe-

malige Pelletlager eingerichtet. Neu

errichtet wurde eine LKW-Entladung

sowie ein Fördersystem. Aus dem

Lager wird der Zucker zur Affinations-

maische transportiert und dann weiter

zu den Affinationszentrifugen, wo

der an der Kristalloberfläche haftende

Sirup teilweise abzentrifugiert wird.

Anschließend durchfließt die Kläre die

Reinigung, die Filtration und Entfär-

bung. Danach wird sie eingedickt und

in sechs Stufen kristallisiert. Am Ende

erhält man Weißzucker zwei (WZ 2).

Raffinationsstart im polnischen Werk ChełmzaGroßer Schritt in eine gute Zukunft

Werk Chełmza, Polen: Ein ehemaliges Lager für Trockenschnitzelpellets wurde zum Rohrroh-zuckerlager für den Raffinationsbetrieb umfunk-tioniert

Rohrrohzucker in Chełmza: Vor der Raffination und nachher

Werk Chełmza, Raffination: In Kontizentrifugen verliert der Rohrrohzucker nach der Affination einen Teil der Farbe.

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Erste professionelle Raffinationsanlage

in Polen

Obwohl in Polen bereits in den 80er

Jahren Rohrrohzucker aus Kuba

verarbeitet wurde, ist die Anlage in

Chełmza die erste voll professionelle

Linie nur für diesen Zweck. Mit der

ersten Raffinationskampagne hat die

Nordzucker AG einen großen Schritt in

eine gute Zukunft gemacht.

Der Unterzeichnende bedankt sich bei

allen Kollegen und Mitarbeitern, die

zum schnellen und effektiven Bau der

Anlage sowie zur logistischen Organi-

sation der Rohstofflieferungen beige-

tragen haben.

Vielen Dank.

Dr. Piotr Wawro, Vorstandsmitglied Produktion und

Personal, Polska S.A.Werk Chełmza, Raffination: Raffinierter Rohrroh-zucker passiert in Chełmza eine Entfärbungsan-lage, um den hohen Qualitätsstandards sicher zu genügen. Beim Kunden gibt es schließlich keinen Unterschied mehr zwischen Zucker aus Rohr oder Rübe.

Markt­Telegramm

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Der Zuckermarkt der EU-27 bleibt

auch im September 2008 von erheb-

lichen Preisunterschieden auf den

regionalen Märkten geprägt. Zwischen

den osteuropäischen Mitgliedsländern

und den Ländern der so genannten

Alt-EU verläuft derzeit noch eine

unsichtbare Preisgrenze, an der die

Preise teilweise erheblich differieren.

Im Westen der EU haben sich die

Preise – auch aufgrund guter Nachfra-

ge der Zucker verarbeitenden Indus-

trie – mittlerweile auf gutem Niveau

stabilisiert. Im Ostteil der EU realisiert

man dagegen bisher noch zögerlich

die künftige Unterversorgung aus

heimischer Produktion, nachdem

etablierte Zuckerhersteller 2008 ihre

Erzeugung ganz oder teilweise ein-

gestellt haben. Wir gehen davon aus,

dass der heute partiell noch heftige

regionale Preiswettbewerb im Ostteil

der EU kurzfristig auch ruhigeres Fahr-

wasser erreicht.

Preisgefälle fördert „Zuckertourismus“

Die in der EU nicht zu vermarktenden

Überschüsse an Quotenzucker werden

derzeit mit Exportlizenzen der EU in

Drittländer außerhalb der EU verkauft.

Mit ihrer restriktiven Lizenz-Vergabe

hat die EU dafür gesorgt, dass dieses

Vermarktungsinstrument für kleinere

Marktteilnehmer zunehmend un-

interessant wurde. Exportlizenzen

„kosten“ inzwischen so viel, dass viele

Hersteller es vorziehen, in angren-

zenden Märkten anzubieten, um

kurzfristig Liquidität zu gewinnen. Je

größer die Preisunterschiede, um so

attraktiver ist der „Zuckertourismus“,

der Dumping-Preisen Vorschub leistet.

Handelshäuser ohne langfristige Stra-

tegie mit kurzfristigem Profitinteresse

verstärken diese Effekte.

Lichtblicke in der Mittelmeerregion

Neben den eher kurzfristigen Absatz-

strategien kommen inzwischen die

langfristigen Vermarktungsstrategien

ins Spiel. Die großen Zuckerhersteller

Europas versuchen ausnahmslos, sich

in den neuen Defizitländern der EU am

Mittelmeer „in Stellung zu bringen“.

Dahinter steht die Erwartung, dass der

hier nahezu vollständig eingestellte

Rübenanbau und die daraus folgende

Neue Balance und ruhigeres Fahrwasser in Sicht

Page 25: 2008-10_Akzente

Ab Oktober 2008 gibt es Rohr zucker

im Handel auch in SweetFamily-

Qualität. Mit dem neuen, qualitativ

hochwertigen Produkt erweitert

SweetFamily das Sortiment und profi-

tiert von der wachsenden Nachfrage

nach Rohrzucker, der unter anderem

gerne für Caipirinha verwendet wird.

Die besondere Verpackung und das

naturbelassene Papier unterstreichen

die Natürlichkeit sowie die hohe Qua-

lität des Rohrzuckers. Ein Sicht fenster

zeigt die goldbraune Farbe und der

schützende Innenbeutel bewahrt die

Qualität des Produktes.

SweetFamily Rohrzucker ist geeig-

net für die ganzjährige Verwendung

zum Kochen, Backen und Süßen von

Speisen und Getränken. Er unterschei-

det sich damit von den gängigen

Produkten, die die saisonale Verwen-

dung für Cocktails auf der Verpackung

betonen. SweetFamily Rohrzucker ist

in der Ein-Kilogramm-Verpackung zu

einem Preis von 1,99 Euro im Handel

erhältlich.

Rohrzucker erweitert das SweetFamily­Sortiment

Anika Ernst,Junior Produktmanager Handel

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Unterversorgung zu den höchsten

Zuckerpreisen der EU führen werden.

Preislimits im Markt setzen derzeit vor

allem noch italienische Interventions-

bestände, während sich die Preise in

Spanien bereits deutlicher erholen.

Preisanstieg durch hohe Energie­

kosten Durch den Wegfall von rund

5,7 Millionen Tonnen EU-Zucker nach

den Quotenrückgaben kommt der

Zuckermarkt insgesamt zur Ruhe.

Angebot und Nachfrage sehen wir in

neuer Balance. Regional beobachten

wir jedoch erhebliche Unterschiede

zwischen überversorgten und defizi-

tären Regionen. Weiter offen bleibt,

ob die ab 2009 möglichen Importe

aus LDC-Ländern in den dann erfor-

derlichen Mengen und Qualitäten

lieferbar sein werden. In den laufenden

Gesprächen mit unseren Kunden

müssen wir nach dem starken Anstieg

der Energiepreise höhere Produktions-

kosten geltend machen und entspre-

chende Marktprämien erzielen. Dabei

profitieren wir vom positiven Marktauf-

tritt des Gemeinschaftsunternehmens

Eurosugar, das von unseren Kunden

als sicherer, starker Partner wahrge-

nommen und

respektiert

wird.

Dr. Rahel Buczys (44), hat am 1. Juli ihre Arbeit als Quality Manager der Eurosugar S.A.S. aufgenommen. Sie berichtet in dieser Funktion an den Manager, Quality & Customer Service, Dr. Volker Diehl.

Ausgehend von ihrer Forschungstätigkeit im Bereich Zuckertechnologie war sie für Nordzucker in Projekten des Qualitätsmanagements, der Produktentwicklung sowie der Produktionsopti-mierung tätig und arbeitete als Qualitätsmana-gerin für die InnoSweet GmbH. Rahel Buczys hat Lebensmittelchemie studiert und am Institut für Technologie der Kohlenhydrate (Zuckerinstitut) promoviert.

Bernd Lingelbach (36) ist seit 1. Juli als Marketing Manager für Eurosugar in Deutschland tätig. Er ist in dieser Position für das In-dustrie- und Endverbrauchermar-keting sowie für Marktforschung und Category Management

verantwortlich. Seine berufliche Laufbahn startete er bei Unilever mit einem Traineeprogramm Sales/Marketing und war dort im Anschluss in mehre-ren Marketing-Funktionen tätig. Zuletzt arbeitete er bei Eckes-Granini und betreute dort die Marke granini für den Bereich Lebensmitteleinzelhandel. Lingelbach hat Betriebswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Anglistik an der Universität Mann-heim studiert.

Achim Lukas (51) verlässt nach mehr als 15-jähriger Tätigkeit den Nordzucker-Konzern zum 30. September. Seine Stationen bei Nordzucker waren Leiter Controlling, Leiter Geschäftsbe-reich Zucker International der

Nordzucker AG und zuletzt CFO der Eurosugar S.A.S.

Personalnotizen

Manfred Steffen, CEO Eurosugar S.A.S, Paris

Page 26: 2008-10_Akzente

Anhaltend hohe Benzin­ und Diesel­

preise und kaum Aussichten auf deut­

liche Senkung führen dazu, dass sich

immer mehr Autofahrer mit möglichen

Kraftstoff­Alternativen beschäftigen.

Eine sparsamere Alternative zu Benzin

oder Super ist der Ethanolkraftstoff

E85. Wie denken Tankstellenbetreiber

über E85? Für Akzente hat Dr. Andreas

Schwarz mit Ronald Westphal gespro­

chen. Westphal ist Geschäftsführer

der Agro Bördegrün GmbH & Co.

KG in Niederndodeleben. Zu seinem

Unternehmen gehört neben einem

landwirtschaftlichen Betrieb das Bioöl­

werk Magdeburg und die Tankstelle in

Niederndodeleben, die neben anderen

Biokraftstoffen E85 verkauft.

Herr Westphal, warum engagieren Sie

sich im Bereich Biokraftstoffe?

Speziell E85?

Weil wir hier wirkliche Kreislaufwirt-

schaft haben: Die Rohstoffe werden

lokal erzeugt, das Ethanol wird lokal

produziert und lokal verbraucht. Das

schont die Umwelt, senkt CO2-Emissi-

onen und spart fossile Brennstoffe.

Für wen ist E85 interessant?

Unsere E85-Kunden sind nicht nur Be-

sitzer von FFV-Fahrzeugen. Wir haben

auch viele E85-Kunden, deren Autos

herkömmliche Ottomotoren haben.

Diese werden mit selbst zusammen-

gestellten Mischungen von bis zu

30 Prozent Bioethanolanteil offenbar

problemlos betrieben. 1

Welche Chancen und Risiken sehen Sie

für E85?

Wünschenswert ist, dass sich die posi-

tiven ökologischen und ökonomischen

Vorteile dieses Kraftstoffes mit Hilfe

einer langfristigen Politik auf breiter

Ebene in der Bevölkerung durchsetzen.

Im Wesentlichen sehe ich zwei Risiken:

Zum einen gibt es keine gesicherte

Preisstabilität, wenn die notwen-

dige Steuerentlastung des Kraftstoffs

2015 endet. Ein weiteres Risiko ist

die öffentliche Vor verurteilung des

Bioethanols durch die unsachliche

„Tank-Teller-Diskussion“. Bei Bioethanol

müssen Sie kritisch auf die Herkunft

schauen. Wussten Sie: Auf einem

Hektar Ackerfläche wachsen etwa 60

Tonnen Zuckerrüben. Daraus werden

6,5 Kubikmeter Bioethanol gewonnen

sowie die wertvollen Futtermittel Pel-

lets, Pressschnitzel und Vinasse. Diese

Futtermittel brauchen also nicht extra

angebaut werden, was wiederum

Ackerfläche einspart.

Bioenergie vor Ort: Interview mit Ronald WestphalMit E85 jährlich bis zu 500 Euro Spritkosten sparen

1 Anmerkung der Redaktion: Bitte informieren Sie sich vor dem Betanken von Ottomotorfahrzeugen mit höherem Ethanolanteil in Ihrer Fachwerkstatt.

Das wichtigste Produkt im Handel hat

Nachwuchs bekommen: Feinen Zucker

gibt es ab Oktober auch in der kleinen,

handlichen 250-Gramm-Packung.

Mit dem neuen „Mini Pack“ folgt

SweetFamily dem Trend zu Kleinver-

packungen. Die kleinere Packung setzt

im Zuckerregal Akzente und spricht

neue Zielgruppen an. Sie ist ideal für

alle, die selten Zucker verwenden, wie

zum Beispiel Singles oder Senioren,

für unterwegs im Urlaub oder auf dem

Campingplatz. Für den kleinen Bedarf

eignet sich der Feine Zucker zum Sü-

ßen von Speisen und Getränken, sowie

zum Kochen und Backen.

Feiner Zucker im „Mini Pack“ ist ab

0,49 Euro im Handel erhältlich.

Anika Ernst, Junior Produktmanager Handel

SweetFamily: Feiner Zucker im Kleinformat

Ronald Westphal, Agro Bördegrün GmbH & Co.KG

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Page 27: 2008-10_Akzente

E85-Tankstellen im Großraum Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (Stand August 2008)

Warum ist die Rübe ein guter Rohstoff

für die Bioethanolproduktion?

Die Rübe hat per se einen hohen

Energiegehalt. Der Hektarertrag liegt

weit über dem von Konkurrenzfrüch-

ten. Parallel zur Bioethanolgewinnung

fallen Futtermittel an. Zudem ist die

Rübe ein wichtiges Glied in der Frucht-

folge.

Was wäre aus Ihrer Sicht notwendig,

um E85 als Kraftstoff zu etablieren?

Es sollten mehr Werkstätten den

Umrüstungsservice auf FFV-Betrieb

anbieten. Von Seiten der Automobil-

hersteller sollte ein klares Bekenntnis

zu FFV-Fahrzeugen in Deutschland und

Europa kommen. In Brasilien verkaufen

neben VW fast alle namhaften Auto-

mobilhersteller seit etwa 25 Jahren

Ethanolfahrzeuge. Die Blockierung

von E85 durch die großen Tankstel-

lenmarken muss aufhören, damit eine

deutliche Ausweitung des E85-Tank-

stellennetzes erreicht wird.

Warum gibt es in Sachsen­Anhalt bisher

so wenig E85­Tankstellen?

Weil in Sachsen-Anhalt die geltenden

Vorschriften für Errichtung und Betrieb

von E85-Tankstellen von den Behörden

offenbar strenger ausgelegt werden als

in anderen Bundesländern.

Herr Westphal, wir

danken Ihnen recht

herzlich für das

Gespräch!

Dr. Albrecht Schaper (45) hat im Juni die Geschäftsführung der fuel 21 GmbH & Co KG zusammen mit Sven Buhrmann übernom-men. In dieser Funktion ist er für die Bereiche Vertrieb, Finanzen und Public Affairs zuständig.

Bereits seit Januar 2007 baute er den Vertrieb der fuel 21 federführend auf. Schaper ist seit November 2000 in verschiedenen Positionen für Nordzucker und ihre Tochtergesellschaften tätig. Er führte das Controlling der ehemaligen Tochter Syral in Marckolsheim und war am erfolgreichen Aufbau der InnoSweet federführend beteiligt. Der Chemiker begann seine berufliche Laufbahn

in der europäischen Stärkeindustrie. Sechs Jahre verbrachte er in Frankreich, wo er Funktionen in Process Engineering, Produktionsleitung, Instand-haltung und Investitionen innehatte.

Anne­Katrin Rohde ist seit Juni neue Betriebsleiterin der fuel 21 GmbH & Co KG. Sie leitet das operative Geschäft und berichtet an den Technischen Geschäfts-führer, Sven Buhrmann. Rohde ist verantwortlich für die Bereiche

Produktion, Technik und Personal.Ihre Nordzucker-Laufbahn begann im April 1991 in der Zuckerfabrik Lehrte. Nach der Stilllegung

wechselte die Technikerin im März 1999 in den Bereich Umwelt und Genehmigungen der Unter-nehmenszentrale in Braunschweig. Seit August 2000 war sie persönliche Assistentin des Vorstands Produktion und Technik (COO). Von 2000 bis 2004 übernahm sie zusätzlich die Aufgaben der Konzern-Beauftragten für die Nordzucker Ideenbörse. Seit Januar 2004 war sie außerdem als Referentin Verbraucherzufriedenheit für den Be-reich Vertrieb/Kundenservice tätig. Von Januar bis Mai 2008 war Anne-Katrin Rohde als Managerin im Bereich Strategische Projekte tätig, betreute intensiv die fuel 21 und führte sie erfolgreich zum ersten Zertifizierungsaudit.

Personalnotizen

Dr. Andreas Schwarz, Projektmanager E85, fuel 21 GmbH & Co. KG

E85 ist an immer mehr Tankstellen in Deutschland erhältlich. Zurzeit gibt es bundesweit etwa 200 Tank-stellen. Das heißt, derzeit bieten 1,3 Prozent aller Tankstellen E85 an. Jedoch wächst das deutsche Netz kontinuierlich. Ende 2007 gab es erst rund 100 E85-Tankstellen in Deutschland.

fuel 21 prüft, wie der Ausbau des E85-Tankstellennetzes – insbesondere im Nordzucker-Kerngebiet – unterstützt werden kann. In dem Zusammenhang freuen wir uns über die Eröffnung einer E85-Tankstelle in Salzgitter-Salder im April 2008 sowie über die Eröffnung einer E85-Tankstelle in Hildesheim, Steuer-walder Straße im Februar 2008.

Unter www.lab-biokraftstoffe.de finden

Sie das aktuelle E85-Tankstellennetz für

Deutschland sowie viele weitere interes-

sante Informationen rund um Bio ethanol

und E85.

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Im Mai und Juni 2008 hatte Nord-

zucker zu Rübentagen in Polen, der

Slowakei und in Serbien eingeladen.

Hohe Besucherzahlen zeigten das

große Interesse der Rübenanbauer an

den Veranstaltungen, die reichlich Ge-

legenheit für Begegnung mit Kollegen

und den fachlichen Austausch mit den

Nordzucker-Anbauberatern boten.

Gute Resonanz bei den Landwirten

Auch 2008 bewiesen die vielen interes-

sierten Besucher die fachliche Qualität

Beraterwissen zum Anfassen Nordzucker­Rübentage in Polen, der Slowakei und Serbien

Nordzucker-Rübentag 2008 in Celarevo, Serbien

Was ist E85? Ein genormter, sauberer Hochleis-tungskraftstoff aus rund 85 Prozent Bioethanol und 15 Prozent Superbenzin. Sauber heißt: E85 verursacht im Vergleich zu fossilen Brennstoffen weniger CO2-Emissionen und einen geringeren Schadstoffausstoß. E85 ist ein Hochleistungskraftstoff. Das heißt, er hat eine Oktanzahl (ROZ) von 109; im Vergleich dazu Superbenzin: 98. Das macht eine höhere effektive Verdichtung und somit eine Mehrlei-stung bis zu 25 Prozent möglich.

Wer kann E85 tanken? Während im Dieselbe-reich Biodiesel eine biogene Alternative ist, gilt entsprechendes im Ottokraftstoffbereich für den Ethanolkraftstoff E85.E85 ist ein Kraftstoff für sogenannte FFV‘s (flexible fuel vehicles), also für speziell für den Ethanol-betrieb ausgerüstete PKWs. Flexibel steht für wahlweise E85 oder Superbenzin, wobei nur ein Tank notwendig ist. Die Umrüstung von Fahrzeu-gen mit konventionellen Ottomotoren ist möglich und wird von Fachwerkstätten ab 790 Euro je Fahrzeug angeboten.

Ein FFV-Fahrzeug kostet zum Beispiel bei Ford rund 300 Euro mehr als ein vergleichbares Fahr-zeug mit Ottomotor. Durch den geringeren Heiz-wert des Ethanols im Vergleich zu Superbenzin ergibt sich ein Mehrverbrauch für E85 von rund 25 bis 30 Prozent gegenüber Superbenzin.

Steckbrief Ethanolkraftstoff

Lohnt sich die Investition in ein FFV-Fahrzeug? Vergleicht man ein Ottomotorfahrzeug mit einem Ver-brauch von acht Liter Superkraftstoff auf 100 Kilometer mit dem entsprechenden FFV-Modell ergeben sich je nach Jahresfahrleistung und Preisunterschied zwischen Super und E85 trotz des Mehrverbrauchs teilweise große finanzielle Vorteile für den E85-Betrieb.

Preisvorteil in Euro/Jahr bei einem Preisabstand von Super zu E85 von 40 ct/l Kraftstoff

Preisabstand von 50 ct/l Preisabstand von 60 ct/l

Mit E85 bis zu 500,– Euro pro Jahr Spritkosten sparenPreisvorteil in Euro pro Jahr bei unterschiedlichenPreisabständen und Kilometerleistungen

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500

400

300

200

100

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Jahresfahrleistung (km/Jahr)

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und die Bedeutung der Veranstal-

tungen. In Polen konnte Nordzucker

mehr als 1.800 Besucher am Stand-

ort Trzcianka bei Opalenica (Polen)

begrüßen. Auch in der Nove Sady

(Slowakei) und in Celarevo (Serbien)

war die Besucherresonanz so gut, dass

die präsentierten Versuchsflächen kaum

Platz für alle Besucher ließen.

Beratung sichert Anbauerfolg

Schwerpunkte der präsentierten

Beratungsthemen waren Mulchsaat,

Unkrautbekämpfung, Sorten, Düngung

und Blattkrankheitenkontrolle, die bei

Führungen entlang eines Parcours mit

Felddemonstrationen und Exaktver-

suchen hervorragend vor Ort gezeigt

werden konnten. In Zusammenarbeit

mit den Zuckerrübenzüchtern sowie

Vertretern aus Düngemittel-, Pflan-

zenschutzmittel- und Landmaschinen-

industrie konnten kostenoptimierte

Anbauverfahren demonstriert werden,

die die Rentabilität der Rübenprodukt-

ion weiter erhöhen.

Gute Erträge sichern Vorzüglichkeit

Thema waren außerdem wichtige

agrarpolitische Fragen wie der Stand

der Reform der EU-Zuckermarkt-

ordnung sowie aktuelle Entwicklungen

bei Nordzucker, die den Gästen in

Referaten vorgestellt wurden. Haupt-

thema der Diskussionen war die

Zukunft des Rübenanbaus im refor-

mierten Marktumfeld. Dabei wurde

deutlich, dass die relative Vorzüglich-

keit der Zuckerrübe gegenüber den Al-

ternativfrüchten unter den veränderten

Marktbedingungen zwar gesunken,

aber bei regional erreichbarem hohem

Ertragsniveau nach wie vor gegeben

ist. Der Schlüssel zum Erfolg liegt wei-

ter in der Nutzung vorhandener Poten-

ziale. Je nach Land und Anbauregion

liegen sie zum Beispiel in natürlichen

Vorzügen bei Boden und Witterung

oder in niedrigeren Arbeitserledigungs-

kosten in Großbetriebs- und Groß-

flächenstrukturen.

Nordzucker-Rübentag 2008 in Nove Sady in der Slowakei

Nordzucker-Rübentag 2008 in Polen: 1.800 Besucher kamen nach Trzcianka

Dr. Ulf Wegener,Manager Rübenbeschaffung International

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Standortvorteil Bahnanschluss In Königslutter arbeiteten 73 Jahre lang zwei Zuckerfabriken

Im November 1849 baten die Kauf-

leute August Rühland und Hermann

Jürgens aus Königslutter bei der

herzoglichen Domänenkammer in

Braunschweig um die Erlaubnis, eine

Rübenzuckerfabrik in Königslutter zu

gründen. Damit waren sie keineswegs

die ersten, die sich in Königslutter

um die Zuckerherstellung aus Rüben

bemühten. Bereits 1787 hatte der

Stadtphysikus Johann Dedekind hier

Zucker aus Runkelrüben hergestellt.

Weder in Braunschweig noch in

Berlin fand Dedekind Gehör für seine

Entdeckung. „Offizieller“ Erfinder der

Zuckerfabrikation wurde der Berliner

Franz Carl Archard, der ab 1802 die

erste Zuckerfabrik in Cunern betrieb.

1850 holten die Kaufleute Versäumtes

nach und starteten in der Zuckerfabrik

Königslutter C.S. Rühland, Jürgens &

Co. eine Probekampagne, in der 250

Zentner Rüben verarbeitet wurden.

In den ersten Jahren war der Aktionär

Amtsrat Cleve der größte Rüben-

lieferant. Anfangs bewirtschaftete

die Fabrik eigene Felder. Innerhalb

weniger Jahre stellten die Landwirte

vermehrt auf Rübenanbau um. Voraus-

setzung war der Ausbau der Chaussee-

straßen, der den Transport der Rüben

im Herbst erst ermöglichte.

Zwei Zuckerfabriken an einem Ort

Nur sechs Jahre später, 1856, gründe-

ten 70 Aktionäre eine zweite Zucker-

Um die Höhenunterschiede der Gelände auszugleichen, benutzten beide Zuckerfabriken Seilbahnen für den Materialtransport

Der niedersächsische Ministerpräsident

Christian Wulff würdigte Nordzucker in

einem Gespräch mit dem Vorsitzenden

des Nordzucker-Gesamtbetriebsrats,

Wolfgang Wiesener, dessen Stellver-

treter Dieter Woischke und dem für

Public Affairs verantwortlichen Mit-

glied der Geschäftsleitung, Christian

Kionka, als bedeutendes Unternehmen

für Niedersachsen. Das Unternehmen

sei mit der Zentrale in Braunschweig

und vier Zuckerfabriken in Niedersach-

sen ein wichtiger Arbeitgeber und

für viele tausend Rübenanbauer ein

verlässlicher Partner. Der Ministerprä-

sident begrüßte den Wachstumskurs

der Nordzucker nach der Reform der

Zuckermarktordnung. Er sagte die

Unterstützung der niedersächsischen

Landesregierung zu, um durch Erhö-

hung des Marktanteils der Nordzucker

in Europa die heimischen Standorte zu

sichern und zu stärken.

Im Gespräch mit Wolfgang Wiesener

und Dieter Woischke interessierte sich

der Ministerpräsident insbesondere für

die Themen Sozialpartnerschaft, Euro-

päischer Betriebsrat sowie Arbeitszeit-

regelungen im Kampagnebetrieb. Er

äußerte sich kritisch zum Vorhaben des

Bundeslandwirtschaftsministers, eine

Ampelkennzeichnung für Lebensmittel

einzuführen. Christian Kionka bot die

Unterstützung der Nordzucker bei der

sachgerechten Information der Ver-

braucher über Zucker als Bestandteil

einer ausgewogenen Ernährung an. r

Ministerpräsident Wulff begrüßt Wachstumskurs

Christian Kionka, Wolfgang Wiesener und Dieter Woischke folgten der Einladung von Ministerpräsident Christian Wulff (2. von rechts) nach Hannover

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fabrik in Königslutter: Die Aktien-

Zuckerfabrik Königslutter. Während

bei kontinuierlicher Steigerung die

Rühländische Fabrik stets etwa 5.000

Tonnen mehr verarbeiten konnte, lag

die Aktien-Zuckerfabrik Königslut-

ter verkehrsgünstiger. Bereits 1872,

nach der Eröffnung der Bahnstrecke

Helmstedt-Braunschweig, erhielt sie

ein eigenes Anschlussgleis. Ebenso

wichtig wie die beständige Steigerung

der Verarbeitung war das Vertrauen der

Aktionäre in ihre Fabriken. Besonders

deutlich wurde das in den beiden Kam-

pagnen der Rühländischen Zuckerfa-

brik von 1917 bis 1919.

Liquidation nach negativen Ergebnissen

Nach zwei Negativergebnissen in

Folge, verursacht durch Kohlemangel

in der einen Kampagne und einen

vierwöchigen Maschinenschaden in

der anderen, liquidierten die Aktionäre

die Fabrik kurzer Hand. Die Fabrik lief

dennoch auf Probe weiter und wurde

1920 neu gegründet. Im gleichen Jahr

erhielt auch sie einen eigenen Bahnan-

schluss. Damit war der Standortvorteil

der Aktien-Zuckerfabrik aufgehoben.

Überlegungen über eine Fusion gab es

lange, sprach doch vieles dafür. 1929

erfolgte der Beschluss, die Rühlän-

dische Zuckerfabrik, die bereits 1872 in

Zuckerfabrik Königslutter AG umbe-

nannt worden war, als die technisch

modernere und kapazitätsstärkere

weiter auszubauen und die Aktien-

Zuckerfabrik am Bahnhof zu schließen.

Die durchschnittliche Tagesverarbei-

tung stieg auf 690 Tonnen. Bis 1996

konnte sie auf 7.200 Tonnen gesteigert

werden. 1930 erwarb die Fabrik das

Rühländische Gut, von dem sie prak-

tisch umschlossen war.

Kriegszerstörung

und Wiederaufbau ab 1949

Während eines Bombenangriffs im

Januar 1944 wurden nicht nur Rüben-

keller, Anschlussgleis und Kesselhaus

zerstört. Schwerwiegender war der

Tod von sieben Mitarbeitern. Der

Wiederaufbau ab 1949 war ein Kraftakt

und erforderte großes Vertrauen der

Rübenlieferanten und Aktionäre, die ihr

Rübengeld der Fabrik als Darlehen zur

Verfügung stellten, um die Erneuerung

von Dampfturbine, Kesselhaus und

Kalkofen zu finanzieren. 1951 folgte

die Umstellung auf Weißzucker mit der

Abgabe von 500-Gramm- und Ein-

Kilogramm-Packungen. Den Verkauf

übernahm ab 1965 die „Norddeutsche

Zucker GmbH“.

Fusionen und Übernahmen

bis zur Schließung 1998

Trotz der positiven Entwicklung auf

dem Zuckermarkt nach dem Krieg

nahm der Konkurrenzdruck weiter zu

und förderte Zusammenschlüsse der

norddeutschen Zuckergesellschaften.

Bereits 1925 übernahm Königslutter

die Rübenlieferungen der Zuckerfa-

brik Trendelbusch. Ihre Blättertrock-

nung kam nach Königslutter, wurde

1957 aufgekauft und geschlossen. Im

gleichen Jahr übernahmen die Zucker-

fabriken Königslutter, Schöppenstedt

und Watenstedt je zu einem Drittel

die Zuckerfabrik Söllingen, die wegen

Auslastungschwierigkeiten schließen

musste. 1972 erfolgte die Fusion

mit der Zuckerfabrik Watenstedt, die

1975 stillgelegt wurde und schließlich

fusionierten Twülpstedt und Königslut-

ter 1985. Nur fünf Jahre später wurde

Twülpstedt geschlossen. Erst 1992

schloß sich die Königslutter-Twülpstedt

AG der Zucker Aktiengesellschaft

Uelzen-Braunschweig an. Zeitgleich

wurden die Rübenannahmestellen in

Watenstedt und Twülpstedt geschlos-

sen. 1998 endete mit der Stilllegung

der Zuckerfabrik die lange Geschichte

der Zuckerfabrikation in Königslutter.

Heute erinnern Straßennamen an

das frühere Fabrikgelände, das sich

als Wohn- und Gewerbegebiet in das

heutige Stadtbild integriert.

Manuela Obermeier, freie Journalistin

Birgit Rothe, Archiv Werk Uelzen

Gemälde der Rühlandischen Zuckerfabrik, etwa um 1940

Aktie nach der Fusion der beiden Königslutter Zuckerfabriken 1929

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Deutsche PostEntgelt bezahlt (ZL)

38100 Braunschweig

Deutschland

Nordzucker AG, Küchenstraße 9, 38100 Braunschweig