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40 Jahre Altstadtschutz in Graz
Gestern – heute - morgen
Stadtbildverluste in Graz beginnen im 19. JahrhundertBeispiel: Herrengasse 18, heute GRAWE
Abbruch von 30 Objekten im dritten Sack um 1900zur Schaffung des Schloßberg-Kais
Stadtplanung 1946, Tummelplatz-Mehlgrubemehr Platz für fahrende Autos
Hans-Sachs-Gasse 2 1946 Stadtplanung verlangt Abbruch des Hauses zur Platzerweiterung
1944 durch Bomben beschädigt
Manche Gefährdung konnte abgewandt werden1962: nicht realisiertes Parkhaus Sackstraße 18 (Stadtmuseum):
1964 Entkernungspläne östliche Altstadtes wären sogar Arkadenhöfe geopfert worden!
Die Altstadt sollte ihr graues Aussehen verlieren: Färbelungsplan 1964 (hier: Sporgasse, Kapaunplatz)
1968: Erster Schutzzonenplaner hätte auch Villenviertel geschützt
1972 Im Landhaushof plant das Land eine TiefgarageHeftige Reaktionen - die Kleine Zeitung mobilisiert
Max Mayr und die Aktion in der Kleinen ZeitungStart am 1.10.1972
Aktionsbroschüre des Komitees 107.571 Unterschriften
Bedeutende Autoren unterstützen die Rettung von Altstadt und Vorstadt
Die Altstadt in schwarz-weiß (1974)
Die erhaltenswerte Vorstadt(1980)
1974: Altstadtschutz wird zum Gesetz1) erster internationaler Altstadtkongreß in Graz
2) Im selben Jahr: Landtag beschließt das Grazer Altstadterhaltungsgesetz
3) ASVK (Altstadt-Sachver-ständigenkommission) wird eingesetzt
4) Altstadterhaltungsfonds wird eingerichtet
5) Das Internationale Städteforum Graz wird gegründet
Erster Erfolg 1975: Projekt Frauengasse-SchmiedgasseNach Interventionen: Teilverkäufe und Revitalisierung
1998: Die Bürgerinitiative Schloßberg erreicht eine Volksabstimmung gegen das Kunsthaus im Berg
2003: Das von den Bürgern durchgesetzte Kunsthaus beim Eisernen Haus wertet das Viertel Mariahilf auf
Wichtige Voraussetzung für die Aufnahme von Grazin die Welterbeliste der UNESCO
Die Dokumentation des Bauerbes inner- halb der geplanten Welterbe-Zonen: Kunsttopographie 1997 (Wiltraud Resch)
Begründung für den Antrag zur Aufnahme von Graz in die Welterbe-Liste: Doku-mentation Graz 1999 (Astrid Wentner)
Der Erfolg der Bemühungen kompetenter Politiker: Graz wird UNESCO-Weltkulturerbe
• Am 1.12.1999 wird aus Marakesch der Beschluss gemeldet, dass die Innenstadt von Graz zum Welt-kulturerbe erklärt wurde.
• In der Stadt Graz herrscht große Begeisterung.• Das Städteforum Graz organisiert im Mai 2000 drei
Festtage und sechs Rundgänge.• Erst später wird erkannt, dass mit dem Prädikat auch
bestimmte Auflagen verbunden sind.
2000: Graz feiert offiziell, das Internationale Städteforum Graz organisiert Rundgänge
2002 ISG-Magazin:Erinnerung an 30 Jahre Altstadtschutz in Graz
Aber schon 2002 warnt der Verein Grazer Altstadt: „Weltkulturerbe in Gefahr“
November 2003 - Graz ist Kulturhaupstadt! Die Stadt Graz lässt das denkmalgeschützte
„Kommodhaus“ abbrechen
Eine Folge der wütenden Proteste: das GAEG 2008 enthält einige wichtige, z. T. neue Passagen
§ 1 Ziele des Gesetzes: … Erhaltung der Altstadt in ihrem Erscheinungsbild, ihrer Baustruktur und Bausubstanz sowie die Aktivierung ihrer vielfältigen urbanen Funktionen … Erhaltung der Altstadt von Graz als UNESCO-Weltkulturerbe
§ 4 Schutzwürdige Bauwerke: … sind jene Gebäude …, die in ihrer baulichen Charakteristik für das Stadtbild von Bedeutung sind. …. Höfe, Vorgärten und Einfriedungen
§ 5 Erhaltung: (3) Der Abbruch … bedarf einer Bewilligung … darf nur dann erteilt werden, wenn die technische Unmöglichkeit … oder die wirtschaftliche Unzumutbarkeit …. gegeben ist.
§ 7 Neubauten, Zubauten, Umbauten: (2) Eine Bewilligung darf nur erteilt werden, wenn sich …. - insbesondere auch durch seine baukünstlerische Qualität - in das Erscheinungsbild des betreffenden Stadtteils einfügt.
§ 15 Altstadtanwaltschaft (2) Die Behörde ist verpflichtet, den Altstadtanwalt … beizuziehen und zur Stellungnahme aufzufordern, wenn sie beabsichtigt, vom Gutachten der ASVK abzuweichen.
GAEG 2008 weist 16 Schutzzonen ausI Innenstadt (Welterbe)II PufferzoneIII GründerzeitviertelIV Vororte:1 St. Veit2 St. Gotthard3 Gösting4 Algersdorf5 Eggenberg6 Webling7 Straßgang8 Liebenau9 St. Peter [fehlerhaft!]10 St. Leonhard11 Mariagrün 12 Mariatrost13 Wenisbuch
Nach jahrelangen Bemühungen:2010 wird Schloss Eggenberg dem Welterbe angefügt
Schon im Sommer 2010: Protest in Eggenberggegen einen Neubau in der Welterbe-Pufferzone
Unpassender Neubau in in der Welterbe-Pufferzone: Baiernstraße 44
2010: Trotz neuem Altstadt-Gesetz wird der aus der Renaissance stammende „Castellhof“ abgerissen;
BDA und ASVK hatten jeden Schutz verweigert.
Hier wuchs der spätere Bischof von Triest und Laibach auf
Überfallsartiger Abbruch an einem Freitag Nachmittag
Oktober 2010: Grazer Bürger gründen SOKO Altstadt„Runder Tisch“ im Grazer Rathaus mit Stadtpolitikern:
es werden etliche Versprechungen abgegeben ….
Soko Altstadt
VERSCHLAMPT GRAZ SEIN BAUHISTORISCHES ERBE?
Aber kurz danach wird uns klar gemacht:
Aktivitäten von SOKO Altstadt
• ab Anfang 2011: Erstellung eines Schutz-Katasters, der laufend weitergeführt wird (derzeit rund 650 Objekte)
• Weiterleitung des Schutz-Katasters an alle betroffenen Stellen: Bau- und Anlagebehörde, Stadtbaudirektion, Stadtplanung, ASVK, BDA
• Vorschläge für das „Räumliche Leitbild“ an die Stadtplanung• Einwendungen gegen Dichte-Ausweisungen im STEK-Entwurf • Laufende Aktionen für gefährdete Objekte: Einwendungen
gegen Bebauungspläne, gegen Bauvorhaben usw.• Kommentare in: www.gat.st, facebook-Gruppe „Graz denkt!“• Internet seit Oktober 2011: www.grazerbe.at geht ins Netz• Juni 2013: Dossier an die UNESCO als Hilferuf
Vorschläge: Schutz-Zonen (Räumliches Leitbild), Bebauungsdichte (Flächenwidmung)
Dorfgebiete Villenviertel
Alte Dorfkerne erhaltenswert, aber nicht geschützt (1)
Dorf Oberandritz Weinbaudorf Kehlberg
Alte Dorfkerne erhaltenswert, aber nicht geschützt (2)
Wetzelsdorf - Steinbergstraße Waltendorf – Bäckerei Kotzbeck
Villenviertel (Beispiel Ruckerlberg): Räumliches Leitbild vs. Inhomogene Bebauungsdichten
Altstadt Graz – Bilanz in der Weltkulturerbe-Zone1972 - 2012
Wie die Grafik zeigt, sind die grünen, also eher positiven Markierungen zwar in der Überzahl, aber es gibt auch genug rote Einsprengsel. Bedenklich ist jedoch, dass an einigen markanten Stellen der Innenstadt Projekte vorbereitet werden (Wohnbau im Pfauen- garten, Bürobauten am Andreas-Hofer-Platz, Neubauten am Nikolaiplatz), die das jetzige Gleichgewicht noch erheblich stören könnten.
2013 wird der Masterplan evaluiert; die Kritik der Bürger bleibt ungehört.
So werden weiterhin die Abhänge des Schloßbergs östlich (beim Volkskunde-Museum) und westlich (zwischen Schloßbergplatz und der Wickenburggasse) ebenso wie der Platz vor der Franziskanerkirche als „Gestaltungsgebiete“ ausgewiesen. „Interventionen auf hohem gestalterischen Niveau“ sehen die Bürger jedoch als gefährliche Einladung zu weiteren Eingriffen.
Dank an das Landeskonservatorat:Das alte Winzerhaus in Gösting wurde 2013 geschützt!
Wie sehen wir von SOKO Altstadt die Realität?
• Wenig Rücksichtnahme auf das bauliche Erbe.• Planungsinstrumente, wie das „Räumliche Leitbild“,
werden nicht ausreichend genutzt.• Die gesetzlichen Spielräume werden fast immer zu
Lasten von Umwelt und Bewohnern ausgereizt.• Die Stadtentwicklung wird von Investoren bestimmt.• Die Schutz-Institutionen (Denkmalamt, Altstadt-
Kommission) halten dem Druck nicht stand.• Die Bürgermeinung wird völlig ignoriert. • Bürgerbeteiligung ist in Altstadtfragen unerwünscht.
Ausgewählte Beispielesiehe auch Bausünden in www.grazerbe.at
Am Damm 53: besonders dramatischer Abstieg des Stadtviertels um die Wiener Straße
Mauthaus, Mustralhof und Pestsäule
um 1910
Containerstadt
2012
Körösistraße 46: hässlicher Neubau verdeckt DenkmalUnd das einer Altstadt-Schutzzone!
Lazarettgasse 23 - Stallungen der vorherdenkmalgeschützte Lazarettkaserne werden abgerissen
Triesterstraße 287: Villa der Puntigam-GründerSchreiner macht Platz (für wessen Zukunft?)
Auersperggasse 17 – Abriss der „Froschkönig-Villa“ – und das im geschützten Villenviertel!
Rosenberggasse 6Wohnungeheuer hinter denkmalgeschützter Villa
Grabenstraße 56Wohnungetüm hinter denkmalgeschütztem Edelsitz
Pfauengarten: die Lage ist tatsächlich einzigartig, aber: ist diese Gestaltung wirklich dem Welterbe würdig?
2013 Altstadtschutz in Graz heuteDachausbau Kastner & Öhler – welterbegerecht?
Der Blick vom Kunsthaus zum Uhrturm: neue Qualität der Dachlandschaft?
Der denkmalgeschützte Admonterhof – mitten in der Weltkulturerbe-Zone – ein trauriger Anblick!
Aktuell: Neubau gefährdet denkmalgeschütztes Glasatelier in der Körösistraße 6
Was kommt anstelle des Alten?
Was blüht Graz? (trotz Dachlandschaftsverordnung: Wiener Auswüchse)
Dabei haben wir schon….(Penthäuser für Reiche)
Altstadtschutz in GrazDarf es wirklich so weitergehen?
Wir Bürger wollen, dass Graz Welterbestadt bleibt!
Wir wollen, dass Graz sein Bauerbe bewahrt!
Wird alles dafür getan?
Was tragen Sie dazu bei?
Denken Sie daran: Was immer Sie jetzt tun oder lassen, die Welt schaut auf Graz! Wie?
Im Internet: www.grazerbe.at