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Arbeitsrechtliche Probleme im Zusammenhang mit der
Arbeitszeit
Dr. Esko HornArbeitsgericht Hamburg
Arbeitszeit
„Grenzen“
Arbeitsvertrag
GesetzMitbestimmung
I. Individualrechtliche Grenzen
• Zeit, während derer AN der vertraglich geschuldeten Pflicht nachkommen müssen.
• Beginn bis Ende der Arbeitszeit abzgl. Pausen
Was ist Arbeitszeit?
• Wie viel Anstrengung ist geschuldet?
Unterschiedliche Beschäftigungsgrade
Vollarbeit • Der „Klassiker“
Arbeitsbereitschaft
• „Wache Achtsamkeit im Zustand der Entspannung“• Dauerhafte Bereitschaft, sofort tätig zu werden• Vergütung (+); ArbZG (+)
Bereitschaftsdienst
• AN muss sich an bestimmten Ort aufhalten, um unverzüglich Arbeit aufnehmen zu können
• Vergütung bei Tätigkeit (+), sonst verhandelbar; ArbZG (+)
Rufbereitschaft
• AN kann sich an einem Ort seiner Wahl aufhalten, um Arbeit „alsbald“ aufnehmen zu können
• Vergütung bei Tätigkeit (+), sonst verhandelbar; ArbZG bei Tätigkeit (+) , sonst (-)
Sonderfälle der Arbeitszeit
Umkleide-/Waschzeit
Grds. Sphäre des AN‘s(Jeder sollte sich selbst waschen und anziehen
wollen)
Arbeitszeit, wenn Teil der Tätigkeit
(Modell)
Besondere Arbeitskleidung /
-hygiene
Wenn sie zu Hause angelegt werden kann
Arbeitszeit (-)
Wenn sie im Betrieb angelegt werden muss
Arbeitszeit (+)
Reisezeiten
Arbeitsweg AN Dienstreise
Reisezeit ist Hauptleistung
(Busfahrer; Außendienstmitarbeiter
) Arbeitszeit (+)
Wenn während Reise gearbeitet wird Arbeitszeit (+)
Sonst (-), Ausnahme: abweichende Vereinbarung
Lage der Arbeitszeit
Vertraglich vereinbart?
Von minutengenau bis
Vertrauensarbeits-zeit
Im Übrigen § 106 GewO
Grenzen:
Kollektive Regelungen (insbes. BV)
Billiges Ermessen
Auch bei Unbilligkeit erst einmal
Bindungswirkung
Überstunden
• Nur aus § 106 GewO (-)• Anordnungsbefugnis aus ArbV, BV oder TV• Bei ArbV Problem der Bestimmtheit § 307 BGB!
Überstunden zulässig?
• Grds. § 612 BGB• Abgeltungsklausel im ArbV Hinreichend transparent? Nennung
einer genauen Anzahl erforderlich, die abgegolten sein sollen
Entgelt?
• Für EFZ? (-), § 4 Ia EFZG• Für Urlaub? (-), § 11 I 3 BUrlG
Weitere Bedeutung?
Schuldet AG Entgelt für Überstunde?
1. Geleistet?
Beginn je Tag
Ende je Tag
Pause je Tag (von bis?)
„Wer hat‘s gesehen“
2. Angeordnet?
Ausdrücklich(bloße Kenntnis
genügt nicht)
Obj. Notwendigkeit
II. Gesetzliche Grenzen
8 Stunden 10 Stunden Über 10 Stunden(Notfälle)
Dauer
8 Stunden
- 6 Monate/ 24 Wochen- Bei Nachtarbeit 1 Monat/ 4
Wochen- Abweichungen durch TV
möglich
Pausen
Ruhepausen
Arbeitsunterbrechung
Ruhezeit
Nach Arbeitszeitende
Abgrenzung
Pausenfragen
Pausendauer
> 6 h 30 min (min. 15 min)
> 9 h 45 min (min 15 min)
Mehr möglich (Problem geteilte Dienste)
Pausenlage
Muss bei Tagesbeginn feststehen
Jedenfalls nach 6 h
Pausenkorridor o.k.
Pausenqualität
AN muss machen können, was er will
Problem: Hygiene-vorschriften
Ruhezeit
Alles, was keine Arbeitszeit oder Pause
ist- Wegezeit- Rufbereitschaft- Wasch-/Umkleidezeit
11 h
Sonderregeln (10 h)
Wann?§ 5 ArbZG: „...nach
Beendigung der täglichen Arbeitszeit
eine Ruhezeit...“
Fall 1: A beginnt seine Arbeit am Montag um 8:00 Uhr. Er arbeitet bis 18:00 Uhr und hat um 12:00 Uhr eine Pause genommen.
Lösung 1: 1. Vorüberlegung: Wann beginnt Arbeitszeit? 8:00 Uhr2. Dauer der Arbeitszeit kein Problem3. Pause genommen? kein Problem4. Ruhezeit eingehalten kein Problem
Fall 2: Wie Fall 1.; am nächsten Morgen kommt er aber um 7:00 Uhr zur Arbeit
Lösung 2: 1. Vorüberlegung: Wann beginnt Arbeitszeit? 8:00 Uhr2. Dauer der Arbeitszeit über 10 h, da
Arbeitstag von 8:00 Uhr bis 8:00 Uhr geht
Fall 3: A beginnt seine Arbeit am Montag um 8:00 Uhr. Er arbeitet bis 16:00 Uhr und hat um 12:00 Uhr eine Pause genommen. Am nächsten Morgen kommt er um 7:00 Uhr zur Arbeit.
Lösung 3: 1. Vorüberlegung: Wann beginnt Arbeitszeit? 8:00 Uhr2. Dauer der Arbeitszeit kein Problem3. Pause genommen? kein Problem4. Ruhezeit eingehalten wohl (-), da am Ende
der täglichen Arbeitszeit zu nehmen
Nach vorn rollierende Arbeitszeiten unzulässig!?
Nachtarbeit
Beschäftigte können sich alle 3 Jahre
untersuchen lassenAb 50 jedes Jahr
Anspruch auf Tagesarbeitsplatz, wenn
- Gesundheitsgefährdung- Kind < 12 Jahre und zu
betreuen- Schwer pflegebedürftige
Angehörige
Keine entgegenstehenden betriebliche Belange Falls doch, ist
Betriebsrat anzuhören
Ausgleich
- Freie Tage oder- Zuschlag
23 Uhr bis 6 Uhr (grds.)
Sonntags-/ Feiertagsarbeit
Grds. 0-24 Uhr frei
Verschiebung um bis zu 6 h geht, wenn auf Beginn der Ruhezeit 24 h Betriebsruhe
§ 10 ArbZG: Ausnahmen mit Einschränkungen
Ersatzruhetag nach § 11 ArbZG
Sonderformen
Job-sharing
(AG vereinbart mit mind. 2 AN getrennt, dass diese sich gemeinsam einen AP teilen)
Jeder AN schuldet nur Teilzeit
Vertretung: - Nur nach Vereinbarung im
Einzelfall!!! - Grds. Vertretung nichtig- Es sei denn dringendes betriebliches Erfordernis
Job-paring(min. 2 Mitarbeiter als
Gruppe vereinbaren mit AG die Teilung eines
AP‘s)
AN schulden als Gruppe die
Arbeitsleistung
Vertretung:- AN haben sich als Gruppe
verpflichtet
Job-splitting(AG wandelt einen VZ-AP in mind. 2 Teilzeit-APe um)
Arbeit auf Abruf
Vereinbarung muss tägliche oder
wöchentliche AZ beinhalten, sonst
10 h/Woche
Lage min. 4 Tage vorher mitzuteilen
Dokumentation der Arbeitszeit
§ 16 Abs. 2 ArbZG
Erfassung der Arbeitszeit über
8 h
§ 21a ArbZG
Kraftfahrer
§ 17 MiLoG
Bestimmte Branchen
„§ 2 MiLoG“
Nachweis, dass Mindestlohn
gezahlt
Haben Sie ArbZG eigentlich
ausgehängt?
• Behörde soll Einhaltung des ArbZG überprüfen können• Zu erfassen ist die Arbeitszeit, die über 8h täglich hinausgeht• Zu erfassen ist Arbeit an Sonn- und Feiertagen• Problem: Auch Ausgleichszeiträume Auch Minderstunden!• Keine besondere Form erforderlich• Aufbewahrungspflicht 2 Jahre
§ 16 ArbZG
• Gilt z.B. für folgende Beschäftigten: • 450 € Jobber• Übliche Befristung auf 50 Tage oder 2 Monate• Baugewerbe• Speditionsgewerbe• Gebäudereinigung
• Auch Entleiher• Beginn, Ende, Dauer der Arbeitszeit• Aufzeichnung nach spätestens 7 Tagen.
§ 17 MiLoG
• Letztlich beinhaltet § 2 MiLoG keine Aufzeichnungspflicht, aber:• AG muss nachweisen können, dass der Stundenlohn von 8,5 € gezahlt wurde
§ 2 MiLoG
III. Mitbestimmungsrechtliche Grenzen
Bedeutung der Mitbestimmung
Sog. „Theorie der Wirksamkeitsvoraussetzung“
Angeordnete Maßnahme ist ohne Zustimmung des Betriebsrats unwirksam
Grenzen der Mitbestimmung
Gesetzliche Regelung
Tarifvertragliche Regelung
Problem des Eilfalls
Nur, wenn a) nicht wieder gut zu machende Schädenb) Nicht vorhersehbar
Kein gänzlicher Verzicht möglich
§ 87 Abs. 1 Nr. 2
Beginn und Ende(Nicht Dauer!!)
Pausen Verteilung der Arbeitszeit
„Arbeitszeit“
§ 87 Abs. 1 Nr. 3
Häufiges Problem kollektiver Bezug Überstunden „Abbummeln“
„Überstunden/ Verkürzung“
Abschließendes Beispiel
Lässt der ArbV Anordnung zu?
Grenzen des ArbZG eingehalten?
Hat der Betriebsrat mitbestimmt?
AG will bei einem Mitarbeiter in der
Abteilung Überstunde anordnen Geht das?
Noch einen schönen Abend