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September 2011 Die internationale Zeitschrift für Siebenten-Tags-Adventisten Zukunft MIT DER Begegnung 12 Solchen gehört Himmelreich das Lehrer Der bleiben 24 entschied zu der sich 26 Entscheidung Nötigung oder Freie

AW German September 2011

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D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n

ZukunftMIT der

Begegnung

12 Solchen gehörtHimmelreichdas

LehrerDer

bleiben24

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Freie

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K I R C H E I N A K T I O N

Aus meiner Welt .................3

Aus aller Welt 3 Nachrichten und Meinungen10 Ein-Tag-Kapelle

Im Blickpunkt 8 Was macht einen Gottesdienst

„adventistisch“?

G E S U N D H E I T

Zwischenmahlzeiten und Hypoglykämie .........11Von Allan R. Handysides und Peter N. Landless

F R A G E N Z U R B I B E L

Freie Entscheidung oder Nötigung? ................26Von Angel Manuel Rodríguez

B I B E L S T U D I U M

Das Gebetsleben Jesu .....27Von Mark A. Finley

G E M E I N D E I M

A U S T A U S C H

29 Leserbriefe30 Gebetsanliegen31 Mit Gott erlebt

Leserforum ........................32

T I T e L T H e M A

Begegnung mit der ZukunftVon Kimberly Luste Maran ............... 16Vor etwas mehr als einem Jahr haben wir uns mit den jüngsten Delegierten der Generalkon ferenz-Vollversammlung zusammengesetzt und mit ihnen über ihre Träume für ihre Kirche gesprochen.

A N D A C H T

Solchen gehört das Himmelreich Von Addison Hudgins .................................................................. 12Unser ganzes Leben hindurch sollen wir einen kindlichen Glauben pflegen.

G E L E B T E R G L A U B E

Podcasts – Evangelium auf Nachfrage Von Dowell Chow ......................................................................... 14Heute wird das Evangelium schneller, billiger und leichter gesendet.

E L L E N W H I T E E N T D E C K E N

Die ganze Welt einhüllen Von Ellen G. White .................... 21Christi Gnade widerzuspiegeln ist das Vorrecht jedes Christen.

G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Wunderbare Worte des Lebens Von Paul Petersen .......... 22Erlösung ist mehr als ein Konzept, das man studiert, sie ist eine erfahrbare Wirklichkeit.

A D V E N T G E S C H I C H T E

Der Lehrer, der sich entschied zu bleiben Von Abner F. Hernández Fernández ............................................ 24Er musste mit Gefängnis und sogar dem Tod rechnen, doch es machte ihm nichts aus.

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■ Nach wie vor stehen Kirchenleiter der Siebenten-Tags-Adventisten ratlos vor dem Tod dreier Kirchenmitglieder in Huixtan, Chiapas. Sebastian Garcia, seine Frau Maria und ihr 14-jähriger Sohn Emi-lio wurden am Sabbat, den 25. Juni 2011, auf dem Weg zum Gottesdienst von unbe-kannten Tätern erschossen. Die fünfjähri-ge Tochter überlebte den Angriff mit einer Schussverletzung. Zur Zeit der Druckle-gung war das Mädchen noch in stationärer medizinischer Behandlung.

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„Bis jetzt wissen wir noch nicht, wes-halb der Familie das zugestoßen ist“, sagte Pastor Adriel Clemente, Präsident der Kir-che in Altos de Chiapas. Die Kirchenfüh-rung steht in engem Kontakt zu den loka-len Behörden, die ihre Untersuchungen des Anschlags noch nicht abgeschlossen haben.

Familie Garcia gehörte zur Adventge-meinde im Bezirk El Calvario, der an ein Gebiet grenzt, aus dem es immer wieder Berichte über schwere Konflikte wegen religiöser Intoleranz gab.

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Gewaltsamer Tod einer adventistischen Familie

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Die Karte zeigt Huixtan in Chiapas, Mexiko. Hier wurden drei Angehörige einer adventistischen Familie am Sabbatmorgen, den 25. Juni 2011, ermordet.

beunruhigtKirchenleiter

Die Zukunft ist jetzt„Sage jungen Menschen nicht voraus, welchen Ruhm sie eines Tages erlangen werden.“

Die Ermahnung des Dichters weist auf zwei der am häufigsten begangenen Fehler hin, wenn es darum geht, adventistische

Jugendliche und junge Erwachsene in den Auftrag unserer End-zeitbewegung einzubinden.

Erstens projizieren wir ihre Nützlichkeit in eine weit entfernte Zukunft, in der sie, wie wir auszudrücken scheinen, die passenden Fähigkeiten oder die richtige Einstellung haben werden, um fruchtbringende Jünger zu sein. Die Wahrheit ist jedoch, dass Jün-gerschaft nicht eine Erfahrung ausschließlich für Erwachsene ist – sie war es auch nie. Ellen White beschrieb Gottes große Familie einst mit folgenden Worten: „Auch wenn sie jung sind, können die Jugendlichen zur Familie der Gläubigen gehören und die kostbars-ten Erfahrungen haben … Sie können ihre Herzen in Zuversicht und Liebe zu Jesus ausstrecken und für den Heiland leben.“1

In vielen Teilen der Welt ist der Adventglaube in überwälti-gendem Ausmaß ein Glaube von Kindern, Jugendlichen und jun-gen Erwachsenen. In manchen Ländern liegt der Prozentsatz der getauften Gemeindeglieder in dieser Altersgruppe sogar über 60 Prozent. Bisher haben wir dieser Realität oft nur sehr zögerlich Rechnung getragen. Doch die Dringlichkeit der Aufgabe, die unsere Kirche erhalten hat, gestattet es nicht, dass wir die Gele-genheit, die unter Dreißigjährigen auf jeder Ebene der Führung

und des Dienstes mit einzubeziehen, noch ein Jahrzehnt – oder auch nur noch einen Tag – länger aufschieben.

Zweitens – und dieser Punkt ist vielleicht sogar der problema-tischere – untergraben wir das Talent und die Energie, die unsere begabten jungen Leute in die heute vor ihnen liegende Arbeit investieren sollten, wenn wir ihnen sagen, dass sie für angeblich „hohe“ und wichtige Führungspositionen in der Zukunft bestimmt sind. Auch hier sollten wir auf das hören, was die weise Mutter und Großmutter Ellen White sagte: „Ihr Leben vergeht, während sie auf große Gelegenheiten warten, in denen sie ihre angeblich großartigen Fähigkeiten unter Beweis stellen und damit ihren Ambitionen folgen können. Meine lieben jungen Freunde, tut die Arbeit, die direkt vor euch liegt. Lenkt eure Aufmerksam-keit auf einen bescheidenen Dienst in eurem Wirkungskreis.“2

Wenn ihr die Äußerungen der fähigen jungen Menschen lest, die ihre Kirche so gut bei der Generalkonferenz-Vollversammlung in Atlanta im Jahr 2010 vertraten, dann nehmt euch fest vor, Jugendliche und junge Erwachsene als die Führungskräfte von Heute zu ermutigen. Helft mit, Möglichkeiten zu schaffen, in denen sie die Gaben, die der Geist ihnen gegeben hat, einsetzen können, damit der Einfluss unseres Zeugnisses auf überwäl ti-gende Weise verstärkt werden kann – selbst wenn das bedeutet, dass ihr selbst vielleicht einen Schritt zurücktreten müsst.

— Bill Knott1 Ellen G. White, Counsels to Parents, Teachers, and Students, 169.2 Ellen G. White, Messages to Young People, 148, 149.

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„Wir sind angesichts dieser Tat ver-wundert“, fügte Clemente hinzu. Der Bezirk El Calvario ist immer ruhig und friedlich gewesen. In den drei Jahren, in denen ich Präsident bin, habe ich nie eine Klage von Pastoren oder Gemeindeglie-dern über Gewalt oder Opposition in der Gegend erhalten. Garcia und seine Familie waren treue Gemeindeglieder und in ihrem Umfeld als friedliebende Menschen bekannt. Es gibt keine Hinweise dafür, etwas anderes anzunehmen“, erklärte Clemente.

Laut Pastor Cesar Maya, Direktor für Religiöse Freiheit des Südmexikanischen Verbandes, hat die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in ähnlich gelagerten Fällen von Missbrauch oder Gewalt eine wichtige Rolle bei vermittelnden Verhand-lungen mit den Behörden gespielt.

„Gemeinsam mit Pastor Clemente haben wir den Behörden geholfen, die Verantwortung der Kirche, der Opferfami-lien und der Polizei bei der Lösung dieser Probleme klarer zu sehen“, so Maya. „Wir haben darauf gedrängt, dass den Opfern unabhängig von ihrer Konfession Gerech-tigkeit widerfährt.“

Die Kirchenleitung in Südmexiko bemüht sich um Glaubensrechte und reli-giöse Freiheit in Chiapas, insbesondere in Altos de Chiapas. In dieser Region leben 32.000 Siebenten-Tags-Adventisten.

IAD news

Brasilianische Studenten evangelisieren in Albanien

■ Neunundzwanzig junge Siebenten-Tags-Adventisten aus Brasilien führten zwei Wochen lang eine historische Evan-gelisationsveranstaltung in Korça, im Süd-osten Albaniens, durch. Die Auswirkungen dieser als internationale Version von Mis-sion Caleb durchgeführten Evangelisation waren beachtlich: Mehr als 15.000 Exem - plare des ins Albanische übersetzten Bu-ches Signs of Hope (Zeichen der Hoffnung) wurden verteilt. Junge Freiwillige besuch-

ten jede Familie der Stadt. Jeden Abend kamen etwa 80 Albaner zu den Evangelisa-tionsversammlungen.

Siebzehn Jahre zuvor war das in der Nähe zur Grenze nach Griechenland gele-gene Korça die Stadt, über die der Adven-tismus nach Albanien kam. Dort entstand die erste Adventgemeinde des Landes, das Werk des Missionars Pastor Oliveiros Fer-reira. Heute ist Ferreira Präsident der Kir-che der Siebenten-Tags-Adventisten in der Zentralregion von São Paulo. Er war der Hauptkoordinator der Evangelisation, die diesen Monat in dem europäischen Land stattfand.

Laut Pastor Oliveira Júnior waren die Menschen beeindruckt von den Bemü-hungen der jungen Brasilianer. Sie ver-pflichteten sich, mit den Einwohnern alba-nisch zu sprechen und verwendeten einen speziellen Sprachführer, um über die Evangelisationsabende und die verteilten Bücher zu reden.

Mithilfe eines Sprachkommunikati-onssytems hielt Pastor Oiveiros Júnior über das Internet Gottesdienste ab und führte Videokonferenzen mit den Leitern der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Zentralregion von São Paulo, Cam-

pinas, durch. Er gab einen Bericht und erzählte Erfahrungen von Menschen, die für die christliche Botschaft sensibilisiert wurden. Ein junger Mann, der jeden Abend zu den Vorträgen kam, meldete sich mit seiner Frau zu Bibelstunden an. Er möchte unbedingt in der Adventgemeinde getauft werden.

Ein anderer junger Mann, ein treuer Adventist in der albanischen Hauptstadt Tirana, arbeitete bei der Evangelisation mit den Brasilianern zusammen. Er hatte in einem Einkaufszentrum gearbeitet und war unter Druck geraten, am Samstag, dem biblischen Sabbat, zu arbeiten. An dem Tag, an dem der junge Mann seine Arbeit verlor, weil er treu den Sabbat halten wollte, beschlossen lokale Führungskräfte der Kir-che, ihn als Evangelisten anzustellen.

Heron Santana, ASN, Südamerikanische Division

Adventistische Archäologen graben jüdische Festung aus

■ Unter der Leitung von Professor Michael Hasel setzte eine Gruppe von Mitarbeitern und Studenten der Southern

Einige der 29 brasilianischen Adventisten, die bei einer Evangelisation in Korça, im südöstlichen Albanien, mithalfen.

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Adventist University – insgesamt 50 Perso-nen – die Ausgrabungen in Khirbet Qeiya-fa, dem biblischen Ort Schaarajim (1 Sam 17,52) fort. Die Ausgrabungsstätte liegt oberhalb des malerischen Elah Tals, etwa 30 Kilometer südwestlich von Jerusalem, zwischen Tell Socho im Süden und Tell Aseka im Westen (siehe 1 Sam 17,1–3), im Grenzgebiet zwischen dem antiken Israel und dem Land der Philister. Hier soll der historische Kampf zwischen David und Goliath stattgefunden haben.

Der Adventist Review hat bereits früher über diese wichtige Ausgrabungsstätte berichtet (siehe „Another Battle Over David and Goliath“, 25. Februar 2010). In

dem Bericht ging es um die bisher älteste hebräische Inschrift, die 2008 ausgegraben wurde. Die diesjährige Ausgrabungssaison beschließt ein dreijähriges Ausgrabungs-projekt, das die Southern Adventist Univer-sity in Partnerschaft mit der Hebräischen Universität Jerusalem unter der Leitung von Prof. Yosef Garfinkel, einem der füh-renden Archäologen des modernen Israel, durchgeführt hat.

Erst vor kurzem ist Khirbet Qeiyafa in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses gerückt worden. Dabei geht es um die Diskussion zwischen der so genannten minimalistischen Schule, die die historische Existenz des Königreiches Davids, wie es in der Bibel geschildert wird, leugnet, und bibelorientierten Wis-senschaftlern, die an der Historizität Davids und der vereinten Monarchie fest-halten. Der amerikanische Nachrichten-sender CNN strahlte kürzlich einen Bericht über diese Auseinandersetzung aus. In dem Bericht waren überwiegend Mitarbeiter und freiwillige Helfer der Southern Adventist University in der Saison 2011 bei Ausgrabungen auf dem Areal D zu sehen (http://bit.ly(mXVBef). Jeden Tag kommen bedeutende Bibelforscher und Gruppenreisen aus aller Welt an die Ausgrabungsstätte, um aus erster Hand einen Eindruck über die laufenden Gra-bungsarbeiten und ihre historische Bedeu-tung zu erhalten.

Garfinkel geht davon aus, dass Khirbet Qeiyafa neben Hebron und Jerusalem eine Schlüsselstadt für die Verwaltung des süd-lichen Teils von König Davids Reich war. Immer wieder werden Hinweise dafür zutage gefördert, dass der Ort während der archäologischen Eisenzeit IIA besiedelt und befestigt war. Diese Zeit entspricht dem zehnten Jahrhundert vor Christi Geburt, der Zeit Davids. Die Schichtfolge der Ausgrabungsstätte, die sich anhand von Tonwaren und anderen Funden nach-weisen lässt, ist zum größten Teil auf die Eisenzeit IIA (1031 – 971 v. Chr.) und die hellenistische Periode (332 – 63 v. Chr.)

beschränkt. Befürworter der minimalisti-schen Schule bestreiten nach wie vor die Datierung der Besiedlungsschichten in Khirbet Qeiyafa.

Eine Gruppe der Hebräischen Universi-tät Jerusalem führte Ausgrabungen in Areal C entlang des Ost-Tores durch. In Areal D, das am südwestlichen Tor angrenzt, waren 19 Mitarbeiter und 31 Freiwillige der Southern Adventist Univer-sity – überwiegend Studenten sowie einige Einheimische – mit Ausgrabungen beschäftigt. Zu den wichtigen Funden in Areal D in dieser Saison gehörten beschrif-tete Tonscherben, ein zerbrochener Skara-bäus, ein ägyptisches Siegel und eine Viel-falt von Münzen aus der Hellenistischen Periode. Außerdem wurden ein Amulett und eine bedeutende Anzahl rekonstruier-barer Gegenstände aus der Eisenzeit gefunden, darunter ein Trankopfergefäß mit einem Doppelkelch, das vierte, das bei archäologischen Ausgrabungen in Israel und Jordanien zutage gefördert wurde und das zweite von Khirbet Qeiyafa.

Bei der Interpretation des Ortes und der Funde ist man noch zurückhaltend. Für das Institut für Archäologie der Sou-thern Adventist University arbeiten dessen Direktor Michael Hasel, der stellvertre-tende Direktor Martin Klingbeil und der Museumskoordinator Justo Morales gemeinsam mit der Hebräischen Universi-tät Jerusalem an der Veröffentlichung eines ambitionierten Ausgrabungsberichts über die Saisons 2009 bis 2011 in der nahen Zukunft.

„Die Ausgrabungen in dieser Saison haben aufgrund der wichtigen Gebäude aus der Zeit Alexanders des Großen, die freigelegt wurden, und wegen der beson-deren Funde aus der Zeit [König] Davids große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Biblische Geschichte und Prophetie wer-den im 21. Jahrhundert greifbar und lebendig“, sagte Hasel.

Mitarbeiter von Adventist World mit zusätzlichen Informationen der

Southern Adventist University

Joliann Penn, Freiwillige und Studentin an der Southern Adventist University, mit dem Henkel eines Kruges aus der Zeit des Hellenismus.

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Beim Llangollen International Musical Eisteddfod Festival vom 4. bis 10. Juli 2011 in Wales, Großbritannien, gewann ein Chor der Adventist University of the Philippines (AUP) drei hohe

Auszeichnungen. Nach dem ersten Platz in den Kategorien gemisch-ter Chor und Kammerchor konnte der Chor am 9. Juli auch noch den renommierten Titel „Choir of the World“ (Chor der Welt) und die begehrte „Pavarotti Trophy“ erringen. Das Llangollen Eisteddfod Festival, dessen Präsident der anglikanische Geistliche Terry Waite ist, gehört zu den renommiertesten Chorwettbewerben der Welt.

Ganz besondere Bedeutung bekam die Auszeichnung für den Chor dadurch, dass die Festivalorganisatoren den Beginn des Wett-bewerbs auf Samstagabend verlegten, so dass der Chor, der den biblischen Sabbat hält, teilnehmen konnte. Nachdem die Sängerin-nen und Sänger in den ersten beiden Kategorien gewonnen und sich für den Einzug ins Finale qualifiziert hatten, hatten sie bereits beschlossen, während des Sabbats nicht an dem Wettkampf teilzu-nehmen. Sie beteten darum und waren hoch erfreut, als der Beginn des Wettbewerbs auf 21.30 Uhr verlegt wurde – weit nach Sonnen-untergang.

Das bedeutet jedoch nicht, dass sie den Sabbat ungenutzt ver-streichen ließen. Während des Festivals genossen sie die außerge-wöhnliche Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Walliser, die die Teilnehmer in ihren Familien aufgenommen hatten. Als Dankeschön für die herzliche Gastfreundschaft, organisierte der Chor am Sabbat ein Konzert für die Dorfbewohner. Während die anderen Chöre probten und sich auf den Wettbewerb vorbereiteten, bezeugten die Ambassadors – so der offizielle Name des Chors – den Dorfbewoh-nern ihren Glauben durch Wort und Lied. Sie beantworteten viele

Adventistisches Kranken­haus für Burundi geplant

■ Vor kurzem fand in Bujumbura der feierliche Spatenstich zur Errichtung des ersten adventistischen Krankenhauses in der burundischen Hauptstadt statt. Die Zeremonie war von dem Gefühl des Er-folgs und großer Zufriedenheit geprägt.

Das vierstöckige Gebäude wird eine Kapazität von 60 Betten haben und mit Ambulanzen, einem Diagnosezentrum, einer Zahnklinik sowie einer Entbindungs- und einer chirurgischen Station ausgestat-tet sein. Das geschätzte 750.000 US-Dollar kostende Krankenhaus ist die erste adven-tistische Einrichtung dieser Art in der Region.

65 Prozent der Mittel wurden durch die Sondersammlung der „13. Sabbat-schulgaben“ im Jahr 2010 von der Gene-ralkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gemeinsam mit der Ost-Zentralafrikanischen Division (ECD) und der adventistischen Gesundheitsversor-gung der ECD als Kapital bereitgestellt. Die verbleibenden 35 Prozent werden von den Gemeindegliedern der Kirche der Sie-benten-Tags-Adventisten in Burundi auf-gebracht.

Die Mitarbeiter der Ost-Burundi- Mission haben bereits die einem Monats-gehalt entsprechende Summe zu dem Bau-projekt beigesteuert. Viele Studenten, die die Gottesdienste besuchen, haben ver-sprochen, ihren ersten Gehaltsscheck zu spenden.

„Der ‚rechte Arm‘ des Evangeliums ist aktiv und funktioniert. Ich bete darum, dass wir die mitfühlende Liebe Gottes durch dieses Gesundheitspro-gramm und das neue Krankenhaus in Bujumbura City widerspiegeln“, sagte Pastor Blasious Ruguri, Präsident der Ost-Zentralafrikanischen-Division, wäh-rend der Zeremonie.

Mitarbeiter des adventistischen Pressedienstes der

Ost-Zentralafrikanischen Division.

Adventistischer Chor

wird in Wales

Choir Worldof the

Chor der Adventist Univer-sity of the Philippines gewinnt „Pavarotti Trophy“Von Girlie Mae Andrada, Ray Puen, BUC News

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Fragen über Adventisten, denn viele Einheimische hatten noch nie etwas von der Kirche gehört. Tenor Zhean Manalo berichtete, dass viele Leute sagten, es sei „das erste Mal, dass sie Leute wie uns getroffen hätten; dass wir ‚anders‘ seien und dass wir einen tiefen Eindruck bei den Menschen hinterlassen haben“.

Der Chor, unter der Leitung von Ramon Lijauco Jr., kam am 7. Juli, dem Abend vor dem ersten Auftritt in Großbritannien an. Trotz des Jetlags und der Müdigkeit nach einem 12-stündigen Flug traten die Sängerinnen und Sänger gegen Top-Chöre aus aller Welt an und gewannen den ersten Preis in den Kategorien Kammerchor und gemischter Chor. Da die Mindestanzahl für gemischte Chöre 30 Stimmen, die Höchstzahl für Kammerchöre jedoch nur 29 Stimmen beträgt, sang eine Altstimme freiwillig nicht mit, damit der Chor sich für den Bewerb in der Kategorie Kammerchor qualifizieren konnte.

In der Kategorie gemischter Chor trugen die Ambassadors „Agnus Dei“ von Krzysztof Penderecki sowie „Itako“, eine Kom-position ihres Dirigenten Lijauco, vor. Für den Wettbewerb der Kammerchöre sangen sie „Amor de mi alma“ von Z. Randall Stroope und „Bagbagto“ von Nilo Alcala. In dieser Kategorie setz-ten sie sich gegen den Mansfield University Concert Choir aus Mansfield, Pennsylvania, USA und den CF1 Chor aus Wales durch. Am Samstagabend lagen sie Kopf an Kopf mit fünf ande-ren Chören, als es um die höchste Auszeichnung ging, den Titel „Choir of the World 2011“ und die „Pavarotti Trophy“. In der Juryentscheidung heißt es: „Ohne Zweifel ist dies ein Chor von qualitativ sehr hohem Format, starke Einzelstimmen wurden zu einem klar verständlichen chorischen Klang geformt.“

Die AUP Ambassadors sind der offizielle Chor der Adventist University of the Philippines. Der Chor wurde 1957 vom amerika-nischen adventistischen Missionar Elton Wallace als reiner Män-nerchor gegründet. Ab 1971 begann der Chor unter der Leitung von Minerva Arit-Penaranda, auch Frauen aufzunehmen.

Der Chor wirbt bei seinen Konzerten in Gemeinden auf den Philippinen und anderen Ländern Asiens und den USA aktiv für adventistische Bildung. Im Jahr 2006 nahmen die Ambassadors an den World Choir Games in China teil und kehrten als Gewinner in der Kategorie Gospel und Spiritual nach Hause zurück. Das moti-vierte sie, an weiteren Chorwettbewerben wie zuletzt dem Llangol-len International Musical Eisteddfod Festival teilzunehmen – nicht nur um Preise zu gewinnen, sondern auch, um das Ansehen der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in der Musikwelt zu heben.

Die 80.000 US-Dollar für die Reisekosten der 32 Chormitglie-der aufzubringen, erwies sich als Herausforderung, doch das schmälerte ihre Begeisterung und ihren Glauben keineswegs. Seit dem Eisteddfod Festival haben sie weitere Gelegenheiten gehabt, ihren Glauben zu bezeugen – und Geldmittel aufzubringen. So erhielten sie eine Einladung, in der St. Chad’s Church in Wrex-ham zu singen. Danach gaben sie ein Konzert in der Ortsge-meinde der Siebenten-Tags-Adventisten in Stockport. Weitere Konzerte in Schottland wurden von dem Pastor einer Ortsge-meinde, Lorance Johnson, organisiert. Darauf folgten vier weitere Konzerte Mitte Juli in und um London.

Die Höhepunkte des Wettbewerbs sind online auf der TV-Website von Llangollen zu sehen (www.international-eisteddfod.co.uk). ■

Links: Die Sängerinnen und Sänger der Ambassadors von der Adventist University of the Philippines (AUP) beim dies-jährigen Llangollen International Musical Eisteddfod Festival in Wales, Großbritannien. Der Chor gewann in drei Kate-gorien den ersten Preis, einschließlich des Titels „Choir of the World“ mit der dazugehörigen „Luciano Pavarotti Trophy“. Rechts: Glückliche Gesichter der Mitglieder des AUP Chors Ambassadors nach der Verleihung der „Luciano Pavarotti Trophy“. Mit auf dem Bild ist auch Terry Waite, der Präsident des Festivals.

B A r r I e H A r w o o D , B A r r I e n e I l P H o t o g r A P H y

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I M B L I C K P U N K T

Dieses Interview ist eine Fortsetzung des Gesprächs, das Adventist World-Redakteur Bill Knott mit Ted N. C. Wilson führte. Der erste Teil erschien in der August-Aus-gabe von Adventist World unter dem Titel „Wahre Anbetung wiederentdecken“. – Die Redaktion

Du hast gesagt, dass „Anbetung – wahre, biblische Anbetung in Übereinstimmung mit den Geboten – im Mittelpunkt unserer Bewegung steht“. Außerdem hast du dich besorgt über die Richtung gezeigt, die einige in unseren Gemeinden im Hinblick auf Gottesdienstformen einschlagen. Was macht verschiedene Bestandteile des Got-tesdienstes – Musik, Gebete, Gaben, Pre-digt – unverwechselbar adventistisch und für einen adventistischen Gottesdienst angemessen?Zunächst einmal ist es wichtig festzuhal-ten, dass Jesus in vielen anderen Glaubens-gemeinschaften treue Nachfolger hat, die ihn den biblischen Prinzipien gemäß anbeten, wie sie sie verstehen. Mehr als alles andere wollen sie so leben und anbe-ten, dass sein Name geehrt wird. Durch die Kraft des Heiligen Geistes werden diese Menschen in die ganze biblische Wahrheit geführt werden und sich am Ende Gottes Endzeitgemeinde anschließen. Wir als Sie-benten-Tags-Adventisten haben mit diesen ernsten, suchenden Menschen den Wunsch gemeinsam, sowohl unsere per-sönliche Anbetung als auch unsere gemeinsame Anbetung im Gottesdienst auf die Anweisungen auszurichten, die Gott uns darüber gegeben hat, wie er angebetet werden möchte.

Doch Jesus hat auch ganz klar gemacht, dass er die Schafe, die seine

Stimme kennen, aus religiösen Systemen herausruft, die menschliche Traditionen und Vorlieben mit biblischer Anbetung vermischt haben. Ich bin überzeugt, dass Jesus Hunderttausende – vermutlich Millionen – von Nachfolgern hat, die ihn heute noch an einem anderen Tag anbeten als an dem von ihm eingerichteten Ruhe-tag (Sabbat). Sie halten sich vielleicht an eine bestimmte Liturgie oder Gottes-dienstform, die mehr mit ästhetischen Vorlieben zu tun hat als mit biblischen Prinzipien. Doch weil ihre Herzen in Wahrheit Gottes Ehre suchen, hört er nicht auf, sie zu sich, seiner Gemeinde der Übrigen, einem umfassenderen Ver-ständnis biblischer Wahrheit und Art und Weise der Anbetung zu ziehen, die ihn am meisten ehrt.

Es geht also nicht nur um den biblischen Tag, sondern um die biblische Art der Anbetung oder des Gottesdienstes?Genau. Im Herzen der drei Engelsbot-schaften in Offenbarung 14 heißt es: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre“ – und zwar im Zusammenhang mit der Zeit, in der wir leben, nämlich der Zeit des Untersuchungsgerichts. Adventistische Gottesdienste sollten von dem geprägt sein, was in Hebräer 11,7 „Gottesfurcht“ genannt wird (SLT) – von einer Feierlich-keit und Ehrfurcht, die sie von allem abhebt, was vom Wunsch nach Unterhal-tung getrieben ist oder kulturelle Trends nachahmt.

Diese „Gottesfurcht“ hat allerdings nichts mit Entsetzen oder düsterer Stim-mung zu tun. Das Buch Offenbarung beschreibt immer wieder, wie die Wesen um den Thron Gottes über seine Güte

jubeln und das Lamm mit lauten Stimmen preisen. Die Ältesten, die der Apostel Johannes in einer Vision sieht, sind ganz eindeutig fröhliche Leute! Adventistische Gottesdienste zielen darauf ab, Gott die Ehre zu geben und zwar dadurch, dass wir eine Einstellung an den Tag legen und Gottesdienstformen praktizieren, die davon zeugen, dass wir wissen, dass wir in den letzten Tagen der Weltgeschichte leben und verstehen, dass für leichtfertige, oberflächliche Dinge oder die Anbiede-rung an den Musikgeschmack der Zeit kein Raum ist. Wer Fragen über die Art der Anbetung hat, die im himmlischen Thron-saal geschieht, sollte sich einmal das groß-artige, gewaltige vierte Kapitel der Offen-barung durchlesen.

In einigen deiner letzten Artikel und Pre-digten hast du deine Sorge darüber zum Ausdruck gebracht, dass die Musik manch-mal eher eine Aufführung als ein heiliges Opfer zur Ehre Gottes ist.Das hat nichts mit Musikgeschmack zu tun oder damit, welchen Musikstil ich für einen Gottesdienst bevorzuge. Es hat damit zu tun, für wen wir singen und für wen wir unsere Talente einsetzen. Man kann mit einer Arie aus Händels Messias die Aufmerksamkeit der Zuhörer ebenso nur auf sich selbst lenken wie mit einem modernen Lied. In der Regel entscheidet die Einstellung der Person, die das Musik-stück vorträgt und damit ihr musikalisches

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Du hast auch deine Sorge über die Integri-tät adventistischer Predigten als Teil wah-rer Anbetung geäußert.Ich bin Gott dankbar für die Zehntausen-den, die Sabbat für Sabbat das Wort Gottes vor rund 20 Millionen Siebenten-Tags-Adventisten weltweit öffnen. Gottes Wort weitergeben – es lesen, erklären und Leh-ren für unser Leben daraus ziehen – ist ein wesentlicher Teil eines typisch adventisti-schen Gottesdienstes.

Und es sollte eigentlich selbstverständ-lich sein, dass der Inhalt der Verkündigung mit den großen Wahrheiten der Bibel über-einstimmt, wie sie Gottes Volk der Übrigen lehrt und auslebt. Wir sollten viel häufiger die wichtigen Botschaften hören, die Gott seinem Volk über den Sabbat, die Gerech-tigkeit aus Glauben, die Wiederkunft Jesu und das Vor-Wiederkunftsgericht gegeben hat; über das Vertrauen, das wir in die vom Heiligen Geist inspirierten Schriften von Ellen White haben sollten und über das geheiligte, gesunde Leben, das wir nach Gottes Willen führen sollen. Adventistische Prediger – ordinierte Pastoren wie Laien-glieder – müssen nicht aus Quellen anderer Glaubensrichtungen schöpfen, um den Menschen am Sabbat das Wasser des Lebens bringen zu können!

Eine für einen adventistischen Gottes-dienst angemessene Predigt ist auf die Bibel und eine der Wahrheiten ausgerich-tet, die Gott seinem Volk der Übrigen gege-ben hat. Sie zeugt davon, dass der Sprecher Zeit mit gründlichem Bibelstudium und Gebet vor dem Herrn verbracht hat und appelliert an die Herzen der Zuhörer, die ganze „Wahrheit, wie sie in Jesus ist,“ anzu-nehmen – um eine von Ellen Whites Lieb-lingsformulierungen zu verwenden.

Jemand hat über „Doxologie1-Predig ten“ geschrieben, wie er sie nennt, und dabei die Frage gestellt, ob sie wirklich Gott verherrlichen oder nur den Prediger.Wenn ich mit dem persönlichen Ziel auf der Kanzel einer Adventgemeinde stehe, meine Zuhörer mit meiner Rhetorik zu

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Talent ausübt, darüber, ob sie im Gottes-dienst für diesen Dienst eingesetzt werden sollte.

Pastoren, Gemeindeleiter und alle, die an der Planung der Gottesdienste beteiligt sind, müssen sich vergewissern – durch Gespräche, die sie im Vorfeld führen –, dass diejenigen, die gebeten werden, Gott durch musikalische Darbietungen zu ver-herrlichen, die demütige, auf Jesus ausge-richtete Haltung haben, die in der Anbe-tung im Himmel beschrieben wird. Ein musikalisches Talent allein – sei es die Stimme oder ein Instrument, das gespielt wird – reicht nicht aus, selbst wenn die Gottesdienstbesucher den Vortrag als sehr „bewegend“ beschreiben mögen. Ich habe in Gottesdiensten schon viele Musikbei-träge gehört, die manche als „gut“ oder

„weniger gut“ gelungen bezeichnen wür-den, bei denen sich die Musiker aber nie gefragt zu haben schienen, ob sie dieses Musikstück genau so in der Gegenwart dessen vortragen würden, der für sie gestorben ist. Auch wenn wir, was die Musik betrifft, viele verschiedene Kulturen und Ansichten haben, sollten wir nicht zulassen, dass zeitgenössische, nichtreligi-öse Musik in unsere Kirche eindringt, so dass man keinen Unterschied mehr erken-nen kann zwischen dem, was man im Radio oder in der Gemeinde hört. Musik sollte Gott und nicht die Menschen ver-herrlichen. Sie sollte Christus erheben und das Ich demütig machen. Offenbarung 4 ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Anbetung und Musik in der Gegenwart unseres himmlischen Vaters sein sollte.

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Ein-Tag-Kapelle

Die Adventgemeinde Philadelfie Carrefour liegt an einem Hügel in einem Vorort von Port-au-Prince, Haiti. Als Haiti im Januar 2011 von einem Erdbeben heimgesucht wurde, zerbarsten die

meisten Gebäude in der Umgebung, stürzten ein und rutschten den Hang hinunter – auch unsere Adventgemeinde.

Nach dem Erdbeben riefen die Leiter der Kirche bei Maranatha Volunteers International an und baten um einige „provisorische Gebäude“, um die Kapellen und Schulen zu ersetzen, die bei dem Erdbe-ben zerstört worden waren. Die Konstruktion der Ein-Tag-Kapellen schien die ideale Lösung zu sein. Also schickte Maranatha mehrere Con-tainer mit den Stahlkonstruktionen per Schiff auf die Insel.

Da das Bauteam wusste, dass Wetter und Privatsphäre in Haiti eine Herausforderung bilden würden, fügten sie provisorische „Wände“ aus Zeltstoff für die neuen Gebäude hinzu und schickten außerdem noch ein kleines Team von Experten für die Ein-Tag-Konstruktionen mit dem Stahl mit.

Die Adventgemeinde Philadelfie Carrefour erhielt zwei der neuen Gebäude. An den Enden zusammengefügt bieten sie Platz für die große Gemeinde, die sich auf dem Platz auf dem Hügel versammelt. Um für die rasch wachsende Gliederzahl Raum zu schaffen, öffnete die Gemeinde schon bald eine Wand und fügte ein schützendes, überhängendes Dach hinzu. Nachdem noch einige Ventilatoren aufgestellt wurden, ist das Gebäude nun ein gut belüftetes, dicht besetztes Gottesdienstzentrum, in dem viel Platz für Familien mit Kindern ist.

Achtzehn Monate nach dem Beben versammeln sich jeden Sabbat mehr als 10.000 Menschen in Ein-Tag-Kapellen zum Gottesdienst. Und obgleich sich viele Schulen immer noch in Behelfszelten oder zwischen zerbrochenen Mauern befinden, gehen mehr als 5.000 Kinder in „proviso-rische“ Ein-Tag-Schulen. All das begann sich zu ändern, als im Juni die ersten Schiffstransporte mit neuen, permanenten Ein-Tag-Schulen anka-men. Das erste dieser Gebäude wurde im Vorort Horem gebaut – mit einem Zementboden, Stahlwänden, einem Stahldach, Fenstern, Tafeln, und Stahltischen, je einen für drei Schüler.

Die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Haiti hat um weitere 836 permanente Ein-Tag-Schulen und mehr als 360 neue Kapellen gebeten.

Das Programm zum Bau von „Ein-Tag-Kapellen“ ist ein Gemeinschafts-projekt der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten, Adventist-Laymen’s Services and Industries (ASI) und Maranatha Volun-teers International. Diese Geschichten werden jeden Monat von Maranathas „Geschichtenerzähler“ Dick Duerksen erzählt.

beeindrucken, mich bei ihnen beliebt zu machen oder ihren Ohren mit lustigen oder rührenden Geschichten zu schmei-cheln, gebe ich nicht Gott die Ehre, und allein darum sollte es im Gottesdienst gehen.

Eine Predigt ist dann zur Ehre Gottes, wenn der Prediger sich immer bewusst ist, dass er die Predigt in der Gegenwart des Schöpfers des Universums hält. Die Bot-schaft sollte aus der Bibel entnommen sein, denn sie ist für uns das geschriebene Wort Gottes. Sie offenbart das lebendige Wort, Jesus Christus. Eine Predigt bringt dem Lamm Gottes Ehre, wenn sie aus einer regelmäßig mit Gott verbrachten Zeit heraus entsteht, so dass sein Wesen in der Predigt und im Leben des Predigers offenbart wird. Eine Predigt ehrt Gott, wenn sie Menschen hilft, sich auf die Wie-derkunft Jesu vorzubereiten.

Das sind die Grundsätze, an die ich mich zu erinnern versuche, wenn ich mich selbst auf eine Predigt vorbereite, und wenn ich an den wenigen Sabbaten, an denen ich in meiner Heimatgemeinde an einem Got-tesdienst teilnehmen kann, anderen zuhöre, wie sie weitergeben, was sie während der Woche aus der Bibel gelernt haben! Darü-ber hinaus sollte ein Prediger niemals pre-digen, ohne Gott darum zu bitten, dass die Worte, die er spricht, von Gott und nicht von ihm selbst kommen … er sollte Gott bitten, durch ihn zu sprechen, damit Gott und nicht der Mensch gehört wird.

Es scheint, dass du noch viel mehr über die Prinzipien für adventistische Gottes-dienste zu sagen hättest. Ganz sicher! Und so wie Gott mir das Geschick dazu gibt, gehe ich davon aus, dass ich in den kommenden Monaten – während wir uns bewusst werden, dass Jesu Wiederkunft immer näher rückt – weiter über diese Dinge reden und schrei-ben werde. ■

1 Doxologie: Ruhm der Herrlichkeit Gottes im Rahmen einer gottes-dienstlichen Liturgie.

I M B L I C K P U N K T

Philadelfie Carrefour

Kirche in Akti n

10 Adventist World | September 2011

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Ein niedriger Blutzucker oder Hypo-glykämie tritt nicht selten bei Men-schen auf, die unter Diabetes leiden

und ihren Blutzucker mit Medikamenten (Insulininjektionen oder Tabletten) sen-ken. Eine Hypoglykämie tritt besonders dann auf, wenn solche Patienten ihre Medikamente einnehmen und eine Mahl-zeit auslassen. Die beste und leichteste Art, diese Vorfälle zu vermeiden, besteht darin, regelmäßig zu essen und die Medikation anzupassen, wenn Mahlzeiten ausgelassen werden müssen.

Die echte Hypoglykämie kommt im Allgemeinen jedoch eher selten vor. Viele Krankheiten können die Ursache für nied-rigen Blutzucker sein, so zum Beispiel Herz-, Leber- oder Nierenversagen, schwere Infektionen und Hormonschwan-kungen. Bestimmte Medikamente, wie zum Beispiel Insulinspritzen oder Diabe-testabletten können Hypoglykämie her-vorrufen. Auch regelmäßiger Alkoholge-nuss lässt sich mit Hypoglykämie in Ver-bindung bringen.

Die Symptome der Hypoglykämie ent-stehen durch eine verminderte Versorgung der Hirnzellen mit Glukose. Wenn das Gehirn nicht genügend Glukose hat, um

zu arbeiten, kann das zu Verwirrtheit, Müdigkeit, Bewusstlosigkeit und Krampf-anfällen führen. Wenn ein Zustand schwe-ren Unterzuckers länger anhält, kann der Patient daran sterben. Weitere Symptome, die auftreten können, sind Herzklopfen, Zittern, Angstzustände, Schwitzen, Heiß-hunger und Kribbeln.

Dass Hypoglykämie bei grundsätzlich gesunden Personen nicht vorkommt, liegt zum Teil daran, dass der Körper die Nah-rung, die wir essen, abbaut und verdaut. Kohlehydrate werden am Ende als Glukose absorbiert. Der Zuckerspiegel in unserem Blut wird ständig von speziellen Zellen in der Bauchspeicheldrüse überprüft. Ist der Blutzuckerspiegel erhöht, produziert die Bauchspeicheldrüse das Hormon Insulin. Das Insulin sorgt dafür, dass der Zucker in die Zellen gelangt, wo die Glukose dazu verwendet wird, lebenswichtige Prozesse in unserem Leben aufrechtzuerhalten. Wenn der Blutzuckerspiegel fällt, werden die Insulin produzierenden Zellen „ausge-schaltet“, so dass der Blutzucker konstant auf einem gesunden Level gehalten wird. Bei Diabetes tritt entweder ein absoluter Insulinabfall auf (Diabetes Typ 1) oder das Gewebe ist resistent gegen das vor-handene Insulin, das heißt, es reagiert nicht darauf (Diabetes Typ 2). In bei- den Fällen steigt der Blutzuckerspiegel un kontrolliert an, was zu vielen Kom pli-kationen führt.

Das wichtigste Ziel ist, dein ideales Gewicht zu erreichen und zu halten. Iss regelmäßig zwei bis drei Mahlzeiten am Tag und vermeide Zwischenmahlzeiten (auch kleine Snacks). Meide raffinierte

Kohlehydrate, wie sie in Süßigkeiten, Keksen, weißem Brot und Limonaden enthalten sind. Nimm ein nahrhaftes Frühstück mit Vollkornflocken und Obst zu dir. Achte darauf, fünf bis sieben Porti-onen Gemüse und Obst am Tag zu essen. Eine pflanzenbasierte Ernährung bietet die gesundeste Grundlage; Milchprodukte und Eier sollten zur Versorgung mit aus-reichend Vitamin B

12 und Vitamin D spar-

sam verwendet werden. Zu einem gesun-den Vitamin D-Level trägt auch regelmä-ßiger angemessener Aufenthalt im Son-nenschein bei. Von den Mahlzeiten ist das Frühstück die wichtigste, das Mittagessen sollte ebenfalls nahrhaft und regelmäßig sein, das Abendessen sollte nur eine leichte Mahlzeit sein und bereits am frühen Abend eingenommen werden.

Wenn du diese allgemeinen Vorschläge befolgst und dich außerdem noch täglich bewegst, wirst du merken, dass sich dein allgemeiner Gesundheitszustand und dein Wohlbefinden verbessern, dein Gewicht abnimmt und du keine Probleme mehr mit Hypoglykämie hast. ■

Allan r. Handysides ist Leiter der Gesundheitsabteilung der Generalkonferenz der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten (GK).

Peter N. Landless ist geschäfts-führender Direktor des Internatio-nalen Komitees zur Prävention von Alkohol- und Drogenabhängigkeit (ICPA) und stellvertretender Leiter der Gesundheitsabteilung der GK.

Ich höre immer wieder Leute darüber sprechen, dass sie unter niedrigem Blutzucker leiden und deshalb kleine Zwischenmahlzeiten einnehmen. Um einem Blutzuckerabfall vorzubeugen, habe ich auch angefangen, zwischen den Mahlzeiten zu essen, doch dadurch habe ich zugenommen. Was soll ich tun? Im Großen und Ganzen fühle ich mich gut und bin gesund.

ZwischenmahlzeitenHypoglykämie

undVon Allan R. Handysides und Peter N. Landless

G E S U N D H E I T

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Kindliche Aben­teuerlust, Neugier und Intuition bewahren Von Addison Hudgins

Himmel- reich

Solchen

A N D A C H T

Das Bild war der Inbegriff des Friedens. Mutter und Kind glitten sanft durch das ruhige Wasser eines Schwimmbeckens. Die Mutter hielt ihr Baby an den Händen, ihre Haare waren im Wasser ausge-breitet, auf ihrem Mund lag ein breites Lächeln.

Das Baby machte einen ebenso glücklichen und zufriedenen Ein-druck. Ich fragte mich, wie dieses Baby – nicht einmal ein Jahr alt – sich so wohl in einem Element fühlen konnte, in dem viele 6- und 7-Jährige (und selbst einige 26-, 36- und 46-Jährige) verzwei-felt mit den Armen rudern und spritzen.

Dann hörte man den Sprecher in dem Video sagen, dass Kin-der mit dem Instinkt zur Welt kommen, unter Wasser den Atem anzuhalten. Etwa im Alter von einem Jahr fangen sie an, es unter Wasser gefährlich zu finden. An diesem Punkt müssen sie ihre natürliche Intuition neu erlernen.

Als ich das hörte, fragte ich mich, wie viele Instinkte Kinder wohl außerdem noch neu erlernen müssen, wenn sie älter werden. Vielleicht waren dieser Verlust von Instinkten und die daraus fol-gende Notwendigkeit, Dinge wieder neu zu lernen, im Grunde das, was Jesus meinte, als er sagte, dass das Himmelreich den Kin-dern gehört.1 Wir alle werden mit Intuitionen geboren, die wir nach der Absicht Jesu auch als Erwachsene erhalten sollen.

Kindliche Abenteuerlust Als kleines Mädchen habe ich mit meinen Freunden jeden Tag

ein anderes „Abenteuer“ erlebt. Ausgerüstet mit Spielzeugkom-passen, Landkarten und belegten Broten bereisten wir „die große weite Welt“, die sich in der Regel im Park oder einem kleinen Wäldchen in unserer Nähe befand. Dort wartete eine ganze Schatztruhe voll Fantasiewelten auf uns. Da waren wir zum Bei-spiel Forscher, die eine neue Welt entdeckten und sie vor irgendei-nem Übel oder vor dem Untergang retteten. Oder wir waren Zir-kuskinder, die auf der Straße lebten und jeden Abend eine Musik-vorstellung gaben. In unserer Fantasie konnten wir jede Gestalt annehmen, von der wir Kinder träumten.

Mit fünf Jahren hatte ich ein Notizbuch, in das ich Geschich-ten schrieb, die ich mir ausdachte und auch selbst illustrierte. Mit sieben entwarf und druckte ich meinen eigenen wöchentlichen Rundbrief, in dem ich über die Neuigkeiten in meiner kleinen Welt berichtete. Ich nannte ihn in Anlehnung an den Bezirk, in dem ich wohnte, The Good Harvest Gazette und verteilte ihn bei Nachbarn und Freunden. Mit 13 verbrachte ich meine Studierzeit in der Schule damit, meinen ersten Roman abzuschließen (eine Geschichte, die mir heute mit meinem „erwachsenen“ Denken recht dumm vorkommt). Ich hatte Energie und Leidenschaft. Ich suchte Abenteuer. Wenn ich etwas tun oder erreichen wollte, ergriff ich die Initiative und tat es.

Doch mit 18 fing ich plötzlich an, meine Abende damit zu verbringen, ziellos online mit Freunden zu chatten oder gedan-kenlos fernzusehen. Oh ja, ich hatte immer noch Ideen für

s P r I n g j o H n s o n / D I g I t A l B e A r B e I t e t

gehört das

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Geschichten. Ich hatte Visionen für Veränderungen. Aber ich hatte den Sinn für Dringlichkeit und Abenteuer verloren, den ich als Kind hatte. Als kleines Kind stand mir die ganze Welt offen. Doch mit meinem Eintritt ins Erwachsenenalter, bemerkte ich mehr und mehr die Tendenz der Erwachsenen, sich mit der Zeit von den Dingen abbringen zu lassen, die sie unbedingt tun wollen.

Kinder wissen, was sie wirklich begeistert, selbst wenn sie es nicht formulieren können. Kinder werden durch das motiviert, was sie begeistert, das sollten wir nicht zu leicht abtun. Von dem Autor Frederick Buechner stammt der Satz: „Der Ort, an den Gott dich ruft, ist der Ort, an dem sich deine tiefe Freude und die große Bedürftigkeit der Welt begegnen.“2

Erwachsene halten im Namen von Logik und Ordnung oft nicht sehr viel von Begeisterung. Sie belächeln die Fantasiewelt und die kreative Unternehmungslust von Kindern. Dabei übersehen sie den wahren Wert dieser Unternehmungslust. Wir alle – Erwachsene und Kinder – brauchen Zeit zum Träumen, Spielen und Kreativ-Sein, um das zu tun, was uns ein Gefühl des Lebens und Wohlbe-findens gibt. Wenn wir das tun, sind wir dem kindlichen Sinn für Abenteuer, den Jesus in uns sehen möchte, einen Schritt näher.

Kindliche NeugierKinder fragen mit Vorliebe „Warum?“. Warum muss man sich

vor dem Essen die Hände waschen? Warum gehen wir am Sabbat in die Gemeinde und nicht am Sonntag? Warum quaken Frösche? Warum ist die Sonne hell? Dieses Verlangen, Antworten zu bekommen, ist eine tiefe Sehnsucht des Menschen, die Kinder nicht unterdrücken. Von Geburt an haben sie die Überzeugung, dass es keine dummen Fragen gibt. Der Gedanke, dass die Frage nach dem Warum dumm sein könnte, liegt uns nicht von Natur aus nahe, er ist angelernt.

Als Jugendliche wird unser Fragen nach dem Warum häufig gebremst. Wir lernen, dass wir keine Fragen stellen sollten. Doch Jesus möchte, dass wir suchen.3 Wir finden ihn nicht, wenn wir uns zurücklehnen und nur passiv fragen. Wir müssen tief graben. Wie Archäologen bei Ausgrabungsarbeiten sollen wir immer neue Wahrheit aufdecken, Wahrheit, die wir manchmal vielleicht nicht einmal sofort verstehen. Damit wir sie verstehen, müssen wir das, was wir finden, „abstauben“ – was einiges an Zeit dauern kann –, bevor wir die Bedeutung des kostbaren Gegen-stands, den wir gefunden haben, richtig begreifen können.

Wie kleine Kinder zu werden, bedeutet, uns in einer finsteren, schlechten Welt unsere Freude und Reinheit zu bewahren. Es bedeu-

tet „in der Welt, aber nicht von der Welt“ zu sein.4 Es bedeutet, dieje-nigen, die versuchen, unsere angeborene Neugier und unseren Durst nach Antworten zu unterdrücken, nicht wahrzunehmen und uns nicht denen zu beugen, die uns vom Suchen abhalten wollen.

Kindliche IntuitionDie Autorin Madleine L’Engle, die Dutzende Bücher für Er -

wachsene und Kinder geschrieben hat, sagte, dass sie Aussagen, die zu schwer für Erwachsene waren, gern für Kinder schrieb.5

Kinder haben keine Vorurteile. Sie haben eine besondere Nei-gung zum Wachsen. Kinder versuchen nicht zu wachsen, sie wach-sen, weil sie gar nicht anders können. Ihr Sinn für Abenteuer und ihr unersättlicher Wissensdurst führen ganz selbstverständlich zu einem unvoreingenommenen Denken und zu einem wachsenden Verständnis.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich, als ich noch sehr klein war, oft bestimmte Menschen nicht mochte, ohne zu wissen weshalb. Mit Logik waren meine Gefühle nicht zu erklä-ren. Aber immer wieder stellte sich meine Intuition als wahr her-aus. Im Laufe der Wochen, Monate oder gar Jahre offenbarten die Menschen, in deren Gegenwart ich mich nicht wohl oder sogar in Gefahr fühlte, ihren wahren – unehrlichen und falschen – Cha-rakter. Dieses Vertrauen auf den inneren Kompass sollte nicht geringgeschätzt werden. Kindliche Aufgeschlossenheit erlaubt es Kindern, ihren Intuitionen zu folgen. Allzu oft argumentieren Erwachsene „logisch“ gegen die Stimme des Heiligen Geistes.

„Solchen gehört das Himmelreich“„Lasset die Kinder“, sagte Jesus, „und wehret ihnen nicht, zu

mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich.“6 Solchen – das heißt denen, die mutig, aufmerksam und aufgeschlossen forschen, suchen und zuhören.

Gott hat uns allen grundsätzlich ermöglicht, Jesus zu finden. Allerdings scheinen Kinder diese Sehnsucht danach und dieses Vertrauen zu ihm noch viel intensiver zu erleben. Der Himmel gehört denen, die diese Sehnsucht Ernst nehmen und Gottes Angebot annehmen. ■

1 Siehe Mt 19,14.2 Frederick Buechner, Wishful Thinking: A Seeker’s ABC, überarbeitete und erweiterte Ausgabe,

(New York: HarperCollins, 1993), S. 119. 3 Jer 29,134 Vgl. Joh 15,195 Madeleine L’Engle, A Circle of Quiet (New York: HarperCollins, 1972), S. 198.6 Mt 19,14

Addison Hudgins studiert Englisch, Publizistik und Musik am Union College. Diesen Artikel schrieb sie während eines Praktikums bei Adventist World.

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G E L E B T E R G L A U B E

P O D C A S T S –

Evangeliumauf

Nachfrage

Das

AWR erreicht 100 Sprachgruppen

Von Dowell Chow

Nur wenige Entdeckungen haben die Welt so sehr verändert wie das Internet. In den vergangenen 25

Jahren haben wir Telegramm und Telex kommen und gehen gesehen, ebenso wie das zunehmende Schwinden von Fax, Luftpost und anderen Kommunikations-methoden. Was heute gefragt ist, ist die Möglichkeit, Verbindungen aufnehmen zu können – und zwar sofort. Seit dem Auf-kommen der Smartphones ist fast jeder mit jedem verbunden.

Einer Schätzung aus dem Jahr 2009 zufolge gehen etwa 247 Milliarden E-Mails jeden Tag kreuz und quer über den Glo-bus. Das sind mehr als 2,8 Millionen in der Sekunde! Selbst wenn viele davon Spam-Mails sind, werden täglich geschätzte 50 Milliarden „echte“ E-Mails ausgetauscht.1 Dauerte es früher Tage, Wochen oder gar Monate, um eine Bot-schaft per Post zu erhalten, geht es heute über Nacht; eingescanntes Material kön-nen wir innerhalb von Sekunden in jeden Teil der Welt senden. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Die ersten PodcastsBereits vor einem Jahrzehnt wurden

Podcasts von vielen Firmen verwendet.

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dowell Chow ist Präsi-dent von Adventist World Radio, dem Rundfunkwerk der Kirche der Siebenten-

Tags-Adventisten. Die Institution hat ihren Sitz an der Generalkonferenz der Kirche in Silver Spring, Maryland, USA.

P H o t o s c o u r t e s y o F A w r

Etwa ab 2004 begannen Entwickler die automatisierte Verbreitung von Inhalten auf tragbare Audiogeräte.

Die Inhalte, so genannte Episoden, wurden auf einem Server gespeichert, die Benutzer konnten mithilfe spezieller Soft-ware jederzeit darauf zugreifen.

Obwohl Podcasts zunächst nur mit dem iPod in Verbindung gebracht wurden, kann man sie eigentlich mit jedem Com-puter oder MP3-Player, der Audiodateien wiedergeben kann, nützen. Inzwischen wird sogar der Begriff netcast als präzisere Beschreibung für dieses Medium ins Spiel gebracht, um es von der Exklusivität des iPod von Apple loszulösen.

Die Vorsilbe „pod“ in Podcast war ursprünglich ein Akronym für „playable on demand“ (auf Wunsch spielbar). „Cast“ leitete sich vom englischen „broadcast“ (ausstrahlen, senden) ab. Heute wird die Bezeichnung „personal on demand broad-cast“ (persönliche Ausstrahlung auf Wunsch) von einigen als korrekte Be- schreibung für dieses Medium angesehen.

Die Botschaft vorantreibenPodcasts sind zu einem extrem wichti-

gen Medium geworden, mit dem das Evan-gelium ausgesprochen wirksam verbreitet werden kann. Der Podcast von Adventist World Radio beziehungsweise der Stimme der Hoffnung in französischer Sprache (die zu den ersten gehörte, mit der AWR experi-mentierte) wurde so beliebt, dass Hunderte von Abonnenten monatlich hinzukamen! „Abonnenten“ sind Personen, die bewusst ein Programm abonnieren. Das heißt, jede neue Episode wird automatisch auf das Gerät des Abonnenten geladen und der Benutzer hat jederzeit Zugriff darauf – im Unterschied zu jemandem, der nur gele-gentlich beim Surfen im Internet auf die Website zugreift.

Die massiven Migrationsbewegungen der Menschen führen zu einer neuen Dynamik in der Gesellschaft. Große Grup-pen von ethnischen Minderheiten haben sich in vielen Ländern niedergelassen. In manchen Fällen haben sie nicht so recht Anschluss an ihre Gastgesellschaft gefun-den. Durch die Verwendung von Podcasts

können wir nun jede ethnische Gruppe in Amerika (oder irgendwo auf der Welt) in ihrer eigenen Sprache erreichen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der Podcast auf Suaheli. Aufgrund des Zugangs zu modernen Technologien in den entwickel-ten und Schwellenländern laden Suaheli sprechende Menschen, die in Amerika, Australien und anderen Teilen der Welt leben, jeden Tag AWR-Podcasts herunter. Heute können wir jedes Stadtviertel, in dem zum Beispiel überwiegend Chinesen oder Ghanaer oder andere Volksgruppen leben, erreichen, auch wenn niemand bei AWR die Sprache spricht.

Adventist World Radio hat einen Medi-endaten-Manager, den Mediator 4, ange-schafft, der es möglich macht, die mehr als 100 Sprachen, in denen wir jeden Tag über Kurzwelle, UKW, Mittelwelle, Internet und Podcast senden, auf die AWR Website zu stellen. Jede Person, die eine dieser Spra-chen spricht, kann dann die Programme live hören oder herunterladen und zu einer beliebigen Zeit hören. Es gibt auch Bro-schüren in den verschiedenen Sprachen, die für diejenigen, die keine der Zielsprachen sprechen, von der AWR-Website herunter-geladen und ausgedruckt werden können. Außerdem sind Anleitungen auf Englisch erhältlich, wie man Nachbarn und Freunde einladen kann, um gemeinsam mit ihnen Sendungen in ihrer Sprache zu hören.

Erfüllte ProphetieEllen White schrieb: „Die Prophezeiun-

gen im 18. Kapitel der Offenbarung werden bald erfüllt werden. Während der Verkündi-gung der dritten Engelsbotschaft wird ‚ein anderer Engel herniederfahren vom Him-mel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz‘.“2

Das Kommen des „anderen Engels“ in Offenbarung 18,1 ist längst kein zukünf-tiges Ereignis mehr. Dieser Engel ist bereits da! Mit der Technologie, die uns heute zur Verfügung steht, können wir die ganze Welt mit Jesu Hoffnungsbotschaft „erleuchten“. Wir können das Wort Gottes rund um die Uhr für alle Nationen und Stämme und Sprachen und Völker überall auf der Welt ausstrahlen.

„Während des lauten Rufs wird die Gemeinde – unterstützt durch das gnädige Eingreifen ihres erhöhten Herrn – das Wissen um die Erlösung so überreichlich ausbreiten, dass jeder Ort und jede Stadt erleuchtet werden wird … Überall wird man das Licht der gegenwärtigen Wahrheit aufleuchten sehen … Gott wird auf wun-derbarste Weise eingreifen und Berge von Schwierigkeiten werden hinweggehoben und ins Meer geworfen. Die Botschaft, die den Bewohnern der Erde so viel bedeutet, wird gehört und verstanden werden … Die ganze Erde wird gewarnt werden. Und dann wird das Ende kommen.“3

Die Zeit, in der wir leben, passt genau zu dieser Ankündigung.

Adventist World Radio erreicht die am schwersten zu erreichenden Volksgruppen der Welt mit der Botschaft der Hoffnung – in ihrer Sprache. Das gilt nicht nur für Menschen in Ländern mit eingeschränkter Glaubensfreiheit, sondern auch für die Millionen in den schwer zugänglichen Hochhäusern in den Großstädten dieser Welt. In Mexiko-Stadt mit seinen 20 Milli-onen Einwohnern wie auch in Kalkutta, New York, Moskau, London, São Paulo, Johannesburg und anderen großen Städten leben und arbeiten unzählige Menschen in Gebäuden, die aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich sind. Doch Adventist World Radio mit seinem Motto „Keine Mauern, keine Schranken, keine Grenzen“ öffnet die Tore zu Orten wie diesen, zu denen Missionare keinen Zugang haben. ■

Mehr Informationen über AWR und seine Podcasts gibt es unter www.awr.org

1 http://nextincomputing.blogspot.com/2010/08/trace-sender- location-from-yahoo.html.

2 Ellen G. White, Maranatha, S. 218 (kursive Hervorhebung hinzugefügt).

3 Ebenda (kursive Hervorhebung hinzugefügt).

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Junge Delegierte bei der GK­Voll­versammlung reden offen über ihre Hoffnungen für ihre KircheZukunftMIT

der

Begegnung Au

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T I T e L T H e M AT I T e L

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„Aha-Erlebnis“ für junge Menschen, zu sehen, wie unsere Kirche organisatorisch strukturiert ist.

– Tshwanelo Bryan Sekwababe, Botswana

Warum haltet ihr es für wichtig, dass junge Delegierte zu einer GK-Vollversammlung eingeladen werden?

Wir sind die Führungskräfte von morgen, deshalb müssen wir von denen lernen, die mehr Erfahrung haben. Wir müssen die Sache gemeinsam angehen.

– Blessings Gonbwe, Malawi

Ich finde, es öffnet einem die Augen und hilft zu erkennen, dass unsere Kirche eine weltweite Glaubensgemeinschaft ist. Im eigenen Heimatland, in der eigenen begrenzten Umgebung vergisst man manchmal, dass die Entscheidungen, die getroffen werden, immer auch die Einheit der Siebenten-Tags-Adventisten betreffen. Aber wenn man hier ist, sieht man, aus wie vielen verschiedenen Ländern, Sprachgrup-pen und Kulturen die Menschen kommen. Da ist die Meinungsbildung etwas sehr Wichtiges. Es wird einem bewusst, dass jede Entscheidung, die man hier als Führungs-kraft (und als junger Mensch) trifft, nicht nur die Menschen in Indien betrifft, son-dern auch alle anderen in der Welt berührt.

– Deepak Boro, Indien

Ich wünsche mir sehr, dass die GK in Zukunft noch mehr junge Erwachsene als Delegierte einlädt. Wie wir wissen, können

Vor einem Jahr wartete ich nervös in einer Hotellobby in Atlanta, Georgia, USA. Es war Freitag und ich hatte ein Treffen mit einigen Delegierten während ihrer Mittagspause vereinbart. Ich überprüfte noch einmal die Angaben bezüglich Ort, Datum und Zeitpunkt auf meinem Notizzettel. Ohne es zu merken, rollte ich den Zettel in meiner Hand ein, als ich die vielen Leute beobachtete, die aus dem

Georgia Dome kamen – als könnte ich eines der unbekannten Gesichter erkennen, auf die ich wartete. Als die Leute ins Hotel strömten, schaute ich mir die Delegierten mit ihren Namensschildern genau an und schließlich bemerkte ich, dass einige sich mir gegenüber ähnlich verhielten. Schon bald konnte ich erleichtert fast alle der besonderen Delegierten, die ich eingeladen hatte, in die Lobby bitten.

Die zehn Delegierten, die neun verschiedene Länder bei der 59. Vollversammlung der Generalkonferenz (GK) vertraten, waren in der Tat etwas Besonderes, alle waren begeistert, ihrer Kirche in dieser offiziellen Funktion zu dienen und alle waren jünger als 35 Jahre.

Die zehn Delegierten waren: Thuy Tien le Tran aus Vietnam; Srey Neang aus Kambodscha; Blessings Gonbwe aus Malawi; Justin McNei-lus aus den USA; Alice Danla aus Indien; Emilia Rouhe aus Finnland; Samia Henriette von den Seychellen; Deepak Boro aus Indien; Rochael Shemali Perera aus Singapur und Tshwanelo Bryan Sekwababe aus Botswana.

Es folgt ein Auszug aus unserem einstündigen Gespräch. Von den vielen wertvollen Einsichten, die sie äußerten, können wir aus Platzgründen leider nur die herausragenden wiedergeben. Ich hoffe, dass ihr zu dem gleichen Schluss kommt wie ich: dass unsere Kirche in guten, fähigen Hän-den ist und bleibt. Nervöses Händeringen ist nicht notwendig. Hier sind die strahlenden Verantwortungsträger der Zukunft in unserer Kirche.

– Kimberly Luste Maran

Erste Frage: Wie seid ihr Delegierte geworden?

Für mich war es eine Überraschung. Ich hatte es mir als das größte Vorrecht vorge-stellt, zur GK-Vollversammlung zu kom-men. Es war immer mein Traum gewesen, daran teilzunehmen. Aber ich habe nie erwartet, als Delegierte ausgewählt zu wer-den. Die Gegend, aus der ich komme – der Nordosten von Manipur – ist sehr einfach. Mein Vater ist ein Wegbereiter [unserer Kirche], so war es auch immer sein Traum, hier zu sein.

Es ist wirklich etwas Besonderes, der größte Segen für einen Adventisten. Ich bin so glücklich, dass ich hier sein darf!

– Alice Danla, Indien

Ich hätte mir nie träumen lassen, auf eine GK-Vollversammlung zu kommen. Wo ich herkomme, waren die jüngeren Leute immer der Meinung, so etwas sei nur für die Älte-ren. Dann erhielt ich eines Sonntags einen Anruf von unserem Vereinigungsvorsteher. Er stellte sich vor und fragte mich: „Bist du gerade mit dem Auto unterwegs?“

Ich sagte: „Ja.“Darauf meinte er: „Okay, halte bitte

kurz am Straßenrand an.“ Ich fuhr an den Straßenrand und er sagte mir: „Du fährst zur Generalkonferenz-Vollversammlung!“

Ich glaubte es ihm erst, als er mich einige Wochen später in die Vereinigung einlud, um die Formalitäten zu erledigen. Ich dachte: Wow! Was werde ich dort tun? Worin besteht meine Verantwortung?

So bin ich also hierhergekommen und ich bin sehr aufgeregt. Es ist ein echtes

junge Menschen andere sehr gut motivie-ren, auf Gottes Wort zu hören.

– Srey Neang, Kambodscha

Was ist die größte Heraus - for derung, vor der die Kirche in eurem Teil der Welt steht?

Finnland ist heute ein sehr säkulares Land, Religion ist kein großes Thema. Es ist wirklich schwierig zu zeigen, dass man Christ ist. Es gibt nicht viele Adventisten und es ist eine Herausforderung, die Men-schen zu erreichen und das Evangelium zu verkündigen.

– Emilia Rouhe, Finnland

In unserem Land besteht die größte Her-ausforderung darin, dass manche adven-tistische Lehren in Frage gestellt werden. Es kostet so viel Zeit, diese ganzen Prob-leme auszudiskutieren … wir müssen die Botschaft von Jesus Christus verkündigen und dürfen uns nicht zu sehr von anderen Lehren ablenken lassen.

Eine weitere Herausforderung besteht in der AIDS-Epidemie. Viele unserer Jugendlichen sterben an dieser Krankheit. Aber wir preisen Gott dafür, dass jetzt zumindest Aufklärung geleistet wird.

– Blessings Gonbwe, Malawi

In Nordamerika ist es die Einbindung jun-ger Leute. Es gibt so wenig junge Leute, die mitarbeiten, leitende Funktionen überneh-men oder überhaupt noch begeisterte Adventisten sind. Unter Pastoren und Lei-tern unserer Glaubensgemeinschaft (nicht unbedingt unter Führungskräften in der

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Jugendarbeit) scheint die Meinung vorzu-herrschen, dass man graue Haare oder so etwas haben muss, bevor man Gemeinde-ältester werden kann oder bevor sie dich auf die Kanzel lassen, damit du auch etwas sagen kannst.

Aber wir müssen anfangen, die jungen Leute einzubinden. Natürlich ist das mit einem Risiko verbunden – wir werden Mist bauen, wir werden Fehler machen. Aber wer sich nicht in diesem Umfeld einbringt, wird einfach die Gemeinde verlassen.

Auf der anderen Seite denke ich aller-dings, dass Gott eine Generation braucht, die nicht selbstsüchtig nur auf ihre eigenen Vorteile bedacht ist. Eine Generation, die hervortritt und sagt: „Na gut, wir werden eine Gemeinde innerhalb unserer Glau-bensgemeinschaft finden, die uns aktiv sein und Führungsrollen übernehmen lässt.“ Ich glaube, das ist immer mehr im Kommen. Ich habe das Gefühl, dass immer mehr junge Leute in den USA begeistert von der Adventbotschaft sind und dass sie sich engagieren wollen. Deshalb glaube ich, dass, ganz unabhängig davon, was die Kirchenführung tut oder auch nicht, die jungen Leute bereit sind, Verantwortung und Führung innerhalb unserer Kirche zu übernehmen.

– Justin McNeilus, USA

Ich würde sagen, es ist wahrscheinlich die Tatsache, dass die jungen Leute das Gefühl haben, sie können sich nirgends vor dem Druck der Gesellschaft zurückziehen. Sie fühlen sich allein in den Problemen, vor denen sie stehen, und das hat sie von der Gemeinde weggezogen. Die Gemeinde sollte den Jugendlichen das Gefühl geben, dass sie dazugehören und sie an allem Anteil haben lassen – also auch an Proble-men und belastenden Dingen. Ich habe das Gefühl, dass zwischen der älteren und der jüngeren Generation eine Kluft besteht. Vielleicht hat jede ihre eigenen Probleme, die sie gemeinsam überwinden könnten, wenn sie sich gegenseitig helfen würden.

– Samia Henriette, Seychellen

Immer mehr Jugendliche verlassen die Gemeinde. Eines der Probleme, die wir zu lösen haben, besteht darin, sie zu halten. Als ich nach Singapur zog, gab es hier Jugendliche, jetzt sieht man sie nicht mehr

Blessings Gonbwe

Alice Danla

Tshwanelo Bryan Sekwababe

Rochael Shemali Perera, Srey Neang, und Thuy Tien le Tran

Srey Neang

Justin McNeilus

18 Adventist World | September 2011

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in der Gemeinde. Deshalb müssen wir etwas tun, damit sie interessiert und enga-giert bleiben.

– Rochael Shemali Perera, Singapur

Mir ist bewusst geworden, dass wir an einem Punkt angelangt sind, wo es sich um die Frage dreht: Was war zuerst da, die Henne oder das Ei? Die älteren Gemeinde-glieder sagen uns: „Zeigt uns, dass ihr es tun könnt“ und die jungen Leute beklagen, dass sie keine Gelegenheit bekommen, es

ihnen zu zeigen! Und Gott ist – besonders für die jungen Leute – etwas Gewöhnliches geworden. In die Gemeinde zu gehen ist Tradition. Man kommt einfach aus Gewohnheit am Sabbat zur Gemeinde, füllt seinen Platz, hört dem Prediger zu – und das war’s.

So ist eine der größten Herausforde-rungen, die jungen Leute tatsächlich zu motivieren, damit sie sich aufmachen und sagen: „Lasst es uns anpacken. Wir können das tun. Wir haben eine Plattform bekom-men.“ In unserem Land haben wir die

Freiheit, fast alles zu tun; trotzdem sitzen wir immer noch nur da. Wir brauchen Motivation.

– Tshwanelo Bryan Sekwababe, Botswana

Was hat euch an der GK-Voll-versammlung am meisten beeindruckt?

Mich beeindruckt am meisten, dass man einen besonderen Gebetsraum eingerichtet hat.

– Samia Henriette, Seychellen

Die wichtigste Aus-wirkung der GK-

Vollversammlung für mich hat gerade ihren

Höhepunkt erlebt: Ich habe gerade (Juni 2011) einen jungen Mann aus Minnesota, USA, ge-heiratet, der jetzt auf dem Newbold College lebt und arbeitet. Wir haben uns bei dem Abend-essen kennengelernt, das das Newbold College während der Zeit der Vollversammlung für alle Ehemaligen organisiert hat. Wir waren über-rascht zu sehen, wie Gott die Liebesgeschich-te, die er für uns geplant hatte, im vergangenen Jahr enthüllt hat. Sein Handeln ist wunderbar und oft unerwartet!

Wir sind wirklich überzeugt, dass Gott uns füreinander bestimmt hat und werden nicht aufhören, über seine Güte und Liebe zu uns zu staunen! Natürlich bin ich nach England gezogen!

Andere bleibende Eindrücke von der Vollversammlung haben damit zu tun, dass ich ein weiteres Verständnis und eine grö-ßere Offenheit für die Zusammenarbeit mit Adventisten in der ganzen Welt entwickelt habe. Eine multikulturelle Erfahrung wie die einer Vollversammlung stärkt die Toleranz und das ganzheitliche Verständnis der kulturellen Unterschiede, die wir in unserer weltweiten Glaubensgemeinschaft erleben. Das hilft uns, uns über den Segen der Vielfalt zu freuen und

Was drei der jungen Delegierten von der Vollversammlung mitgenommen haben

zugleich den damit verbundenen Herausforde-rungen zu begegnen.

– Emilia Rouhe, Finnland

Durch Gottes Gnade geht es mir gut. Im Mo-ment arbeite ich in meiner Gemeinde als

Kindersabbatschultante mit (in der Gruppe der 0- bis 2-Jährigen und 3- bis 6-Jährigen zusammen). Außerdem bin ich stellvertretende Jugendleite-rin, leite einen Gebetskreis und bin Diakonin.

Die GK-Vollversammlung ist mir immer noch in lebhafter Erinnerung – und wird es auch immer sein. Sie hat mich mit großer Dankbarkeit erfüllt. Es gibt viele bleibende Eindrücke, aber ein paar sind besonders herausragend. Dazu gehört zum Beispiel das unbeschreibliche Gefühl, so viele Siebenten-Tags-Adventisten aus aller Welt mit einem gemeinsamen Ziel versammelt zu sehen. Ich war so stolz darauf, zu Gottes Familie zu ge-hören und Freunde Jesu kennen zu lernen.

Auch bei den Geschäftssitzungen dabei sein zu können, die verschiedenen Meinungen und Argumente der Delegierten während der Geschäftssitzungen zu erleben (und dennoch in Einheit und Liebe zu einer Lösung zu kommen), ist bemerkenswert.

Es war auch wunderbar, die Lieder und die Instrumentalmusik zu hören. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwo anders auf der Welt Musik mit einem so melodischen Klang gibt, so feierliche Musikinstrumente – ohne Schlagzeug

– die einen den Geist so stark spüren lassen. Nicht zu vergessen die großartigen Verkündiger jeden Morgen und Abend, die Berichte der Divisionen, die jeden Abend von den Delegierten in ihren jeweiligen Landestrachten präsentiert wurden. Weithin bekannte Sprecher wie Doug Batchelor, Mark Finley und viele andere zu erle-ben, war eine besondere Erfahrung.

Ein weiterer bleibender Eindruck waren die Antrittsrede des neuen GK-Präsidenten und seine Sabbatpredigt über Erweckung und Reformation, die wir in unserer Kirche wirklich brauchen.

– Alice Danla, Indien

Im vergangenen Jahr konnte ich eine kleine selbstunterhaltende Organisation gründen,

die Musikevangelisationen unterstützt. Sie ist Stück für Stück gewachsen und jetzt haben wir noch Evangelisation über neue Medien, ein-schließlich Internet-Bibelstunden in unserem Programm aufgenommen. Diese Projekte führe ich auf meine Teilnahme an der GK-Vollver-sammlung zurück, denn dort habe ich gesehen, auf welch vielfältige Weise die Menschen das Evangelium verbreiten und wie entschlossen und engagiert sie ihre Projekte verfolgen. Ich hoffe, dass der gleiche Geist auch in den anderen jungen Leuten zu wirken beginnt und sie motiviert, sich an solchen Projekten zu beteiligen. Aufgrund der Musikprojekte ist mir jetzt die Verantwortung für die Musikabteilung unserer Vereinigung übertragen worden, zu der mehr als 15 Städte und viele Dörfer gehören. Ich bete darum, dass wir erleben können, dass immer mehr Menschen eine Begeisterung für das Werk des Herrn entwickeln und ihr Bestes geben, um mit den Gaben und Fähigkeiten, die sie haben, das Evangelium zu verkünden.

– Tshwanelo Bryan Sekwababe, Botswana

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He Ein Jahr danach

September 2011 | Adventist World 19

Page 20: AW German September 2011

Für mich ist es die Musik, die geistlichen Lieder, die Chöre, die Vortragenden – und wie sie singen! In meiner Gemeinde höre ich die Leute nur murmeln. [Hier] erfahre ich in mir einen echten Geist der Anbetung – 100 Prozent –, wenn ich diese Musik höre.

– Thuy Tien le Tran, Vietnam

Mir gefällt, dass ich fast jederzeit in den Gebetsraum gehen kann. Und – o ja – noch etwas: Ich habe Mark Finley schon so oft gesehen [in Satellitenprogrammen] und jetzt habe ich ihn in Natura gesehen! Das war für mich wirklich aufregend und bewegend. Er gehört zu meinen Lieblings-verkündigern. Ein sehr aufregender Moment war für mich auch, als man uns heute Morgen den neuen GK-Präsidenten vorstellte. Meistens hören wir von vielen Leuten große Versprechungen über alles Mögliche, aber Ted Wilson verwendete in seiner Antrittspredigt viele Zitate von Ellen

Gefühl, dass die jungen Leute die Gemeinde verlassen, das ist ziemlich entmutigend. Ich fühle mich allein gelassen. Aber hier kann man sehen, dass wir eine große, weltweite Kirche haben, und dass es ihr gut geht.

– Emilia Rouhe, Finnland

Ihr scheint den Eindruck zu haben, dass die Leitung unserer Kirche in guten Händen ist. Was läuft in unserer Kirche eurer Meinung nach gut? Was könnte besser gemacht werden?

Ich finde, wir müssen aufpassen, wie wir unsere Gemeindeglieder darauf vorberei-ten, Adventisten zu werden und wann wir sie taufen. Wenn wir neue Gemeindeglieder gewinnen wollen, muss es um mehr gehen als nur um Zahlen. Sie müssen wissen, wer wir als Kirche sind und wofür wir stehen.

Ich habe vor kurzem Folgendes bei einem Missionseinsatz meiner Heimatge-

in eine Atmosphäre der Gnade

ten haben. Wenn dann ein heftiger Regen-schauer einsetzt, wird alles gestört. Aber wenn eine Ein-Tag-Kapelle gebaut wird, wissen die meisten Christen, dass es Hilfe gibt, Menschen, die sich um uns kümmern – dass unsere Glaubensgemeinschaft wirk-lich wie eine Familie ist.

– Blessings Gonbwe, Malawi

Ich bin der Ansicht, dass unsere Kirche in die richtige Richtung geht und die richtige Geisteshaltung hat. Die Berichte aus aller Welt sind so spannend. Manchmal ist man so sehr in seiner Ortsgemeinde einge-spannt, dass man vergisst, dass wir eine weltweite Bewegung sind, die von Gott geführt wird. Unsere Kirche geht in die richtige Richtung, nämlich unseren Auf-trag zu erfüllen, der Welt zu verkünden, dass Jesus bald wiederkommt, um uns zu sich in den Himmel zu holen.

Es ist nicht genügend Vertrauen vor-handen, damit junge Leute sich weiterent-wickeln können. Das habe ich auch aus einigen der anderen Antworten herausge-hört. Unsere Kirche muss eine Kultur ent-wickeln, in der es heißt: „Wir vertrauen den jungen Leuten. Sie dürfen ruhig auch mal Fehler machen, aber wir lassen sie pre-digen, wir lassen sie hinausgehen, wir las-sen sie Initiativen starten. Wir wählen sie in den Exekutiv-Ausschuss der Generalkonfe-renz. Wir hören auch tatsächlich auf das, was sie zu sagen haben und fangen an, das in unsere Planungen mit einzubeziehen.

Wenn man betrachtet, wie unsere Glaubensgemeinschaft ins Leben gerufen wurde, dann waren daran überwiegend junge Menschen beteiligt. Ellen White schreibt, dass die jungen Leute, richtig ausgebildet, das Werk abschließen werden. Wenn man also diese Begeisterung in die jungen Leute hineinlegt, wird das Werk abgeschlossen werden. Ich glaube tatsäch-lich nicht, dass es ohne die jungen Leute überhaupt möglich sein wird.

– Justin McNeilus, USA

Die Gemeinde sollte den Jugendlichen das Gefühl geben, dass sie dazugehören und sie an allem Anteil haben lassen – also auch an Problemen und belastenden Dingen.

Kimberly Luste Maran arbeitet als Redakteurin für Adventist World.

White. Wir haben einen geistlich gesinnten Mann an der Spitze unserer Kirche.

– Alice Danla, Indien

Die Pastorin Tara Vin Cross hat eine der Andachten gehalten. Das war für mich eine sehr große Freude, denn früher habe ich immer gesagt: „Wenn ich ein Junge gewor-den wäre, hätte ich Pastor werden wollen.“ Normalerweise erhalten wir Frauen nicht die Gelegenheit, uns an der Leitung unserer Kirche zu beteiligen, aber wir können auch leiten, so wie jeder andere auch.

– Blessings Gonbwe, Malawi

Für mich ist es sehr ermutigend gewesen, zu hören, wie es unserer Kirche in den ver-schiedenen Teilen der Welt geht. Es gibt so viel Wachstum. In Europa hat man das

meinde erlebt: Wir haben einige Medika-mente an Notleidende verteilt. Ich schrieb gerade den Namen einer Frau auf. Meine Freundin, die neben mir stand, fragte die Frau freundlich: „Und wie hast du Jesus kennengelernt?“ Die Frau erwiderte: „Wer ist Jesus?“ Sie wusste es wirklich nicht – aber sie war gerade erst getauft worden! Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand, der getauft ist, nichts weiß. Aber so war es.

– Alice Danla, Indien

Ich möchte gern das [Maranatha] Pro-gramm der Ein-Tag-Kapellen unserer Kirche besonders erwähnen. Darin liegt eine sehr große Motivation für Christen – für Christen aus ländlichen Gebieten, die früher in Strohhütten, unter einem Baum oder ähnlichem ihre Gottesdienste gehal-

20 Adventist World | September 201120 Adventist World | September 2011

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Was die Welt am dringendsten braucht, ist ein geheiligter Ein-satz für die Erlösung von Men-

schen. Christus möchte seine Nachfolger durch die Fülle seiner Kraft so stärken, dass durch sie die ganze Welt in eine Atmo-sphäre der Gnade gehüllt wird. Wenn sein Volk sich von ganzem Herzen Gott hingibt und in Demut und Glauben vor ihm lebt, wird er durch sie seinen ewigen Plan aus-führen. Er wird sie befähigen, sich in Har-monie an die Arbeit zu machen, der Welt die Wahrheit zu vermitteln, wie sie in Jesus ist. Er wird alle gebrauchen – Männer, Frauen und Kinder –, um das Licht in der Welt erstrahlen zu lassen und ein Volk her-auszurufen, das seine Gebote hält …

Wahres GlückDiejenigen, die ihr Leben dem Dienst

für Christus weihen, wissen, was es heißt, wirklich glücklich zu sein. Ihr Interesse und ihre Gebete reichen weit über sich selbst hinaus. Ihre eigene Persönlichkeit wächst, indem sie sich bemühen, andere zu erreichen. Sie werden vertraut mit den

umfassendsten Plänen, den spannendsten Unternehmungen. Wie können sie etwas anderes tun als wachsen, wenn sie sich dem Einfluss von Licht und Segen aussetzen? Sie identifizieren sich immer mehr mit Chris-tus und seinen Plänen. Geistiger Stillstand hat keine Chance. Egoistische Ambitionen und Selbstsucht werden durch den bestän-digen Einfluss der faszinierenden Interes-sen zurechtgewiesen, die mit hohen und heiligen Bestrebungen verbunden sind.

Alle, die sich Gott in selbstlosem Dienst für die Menschen hingeben, arbei-ten mit dem Herrn der Herrlichkeit zusammen. Dieser Gedanke versüßt alle Mühen, er stärkt den Willen und wappnet die Seele für alles, was uns widerfahren mag. Gottes Mitarbeiter sind mit einem selbstlosen Herzen tätig; sie werden ver-edelt, indem sie bereit sind, mit Christus zu leiden, und geben seine Anteilnahme weiter. So helfen sie mit, den Strom seiner Freude anschwellen zu lassen; sie ehren und preisen seinen erhabenen Namen.

Die Wahrheit auslebenEs könnte sehr viel mehr für Christus

getan werden, wenn alle, die das Licht der Wahrheit haben, die Wahrheit auch ausle-ben würden. Ganze Familien könnten Missionare sein, die sich persönlich einset-zen, fleißig arbeiten und neue, erfolgreiche Methoden für das Werk Gottes ersinnen. Ernsthafte, umsichtige, warmherzige Män-ner und Frauen könnten viel für Christus tun, wenn sie sich Gott anvertrauen, in enger Verbindung mit ihm leben und ihn von ganzem Herzen suchen würden …

Gemeindeglieder sollen in den Häu-sern ihrer Nachbarn, die noch nicht die ganze Wahrheit für unsere Zeit kennen,

E L L E N W H I T E E N T D E C K E N

1. Wie können wir mithelfen, die Welt in eine Atmosphäre der Gnade einzuhüllen?

2. Inwiefern führt der Dienst, den Christen ausüben, zu wahrem Glück?

3. Wie können Familien ganz praktisch als „Missionare in ihrer Nachbar-schaft“ tätig sein?

evangelistisch tätig sein. Die Wahrheit vol-ler Liebe und Mitgefühl von Haus zu Haus zu tragen, entspricht dem, was Jesus seinen Jüngern auftrug, als er sie auf ihre erste Missionsreise aussandte. Durch Loblieder für Gott, durch einfache, von Herzen kom-mende Gebete, durch eine einfache Darle-gung biblischer Wahrheiten im Familien-kreis lassen sich viele erreichen. Engel Got-tes werden gegenwärtig sein, um Herzen zu überzeugen. Jesus verspricht: „Ich bin immer bei euch, jeden Tag.“ Mit der Gewissheit der beständigen Gegenwart solch eines Helfers können wir voller Hoffnung, Vertrauen und Mut arbeiten.

Menschen für Christus erreichen

Diejenigen, die die Wahrheit schon lange kennen, müssen den Herrn ernsthaft suchen, damit ihre Herzen mit der Ent-schlossenheit erfüllt werden, für ihre Mit-menschen zu arbeiten. Meine Brüder und Schwestern im Glauben, gebt euch dem Herrn hin, um ihm zu dienen. Lasst keine Gelegenheit ungenutzt vorübergehen. Besucht eure Nachbarn und versucht durch Freundlichkeit und Mitgefühl Zugang zu ihren Herzen zu bekommen. Besucht die Kranken und Leidenden und zeigt Interesse an ihnen. Wenn möglich tragt etwas dazu bei, dass es ihnen besser geht. So könnt ihr ihre Herzen erreichen und etwas von Christus erzählen. Erst in der Ewigkeit wer-den wir erfahren, wie weit der Einfluss sol-cher Bemühungen reichen kann. ■

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 21. November 1907 unter dem Titel „A Call to Consecration“ (Ein Aufruf zur Weihe) in der Zeitschrift Review and Herald. Siebenten-Tags-Adventisten sind der Überzeugung, dass Ellen G. White (1827-1915) während ihres mehr als siebzigjährigen öffentlichen Wirkens die biblische Gabe der Prophetie ausübte.

NachdenkenFragen zum

ganze Welteinhüllen

Die

in eine Atmosphäre der Gnade

Von Ellen G. White

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G L A U B E N S Ü B E R Z E U G U N G E N

Die Bibel verwendet eine Reihe ver-schiedener Formulierungen, um zu beschreiben, wie Gott Men-

schen rettet. Dieser Artikel beschäftigt sich in aller Kürze mit diesen wichtigen Gedanken aus der Sicht der Bibel.

Vergebung und ErlösungNur eine Bitte im Vaterunser enthält

eine Bedingung. „Denn wenn ihr den Men-schen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.“ (Mt 6,14.15)

Als Nietzsche diese Worte hörte, rief er voller Ironie aus: „Wie unchristlich!“ Gewährt Gott Vergebung wirklich nur unter Bedingungen?

Im Gleichnis vom unbarmherzigen Knecht („Schalksknecht“) in Matthäus 18,21–35 betont Jesus genau den gleichen Punkt und lässt uns mit der bohrenden Frage zurück: Haben wir Vergebung oder nicht? Sind wir schon gerettet oder noch nicht?

Die Spannung geht tief, denn die Alternativen haben ernste Konsequenzen. Wenn wir ein für allemal erlöst sind, löst sich die Verantwortung des Menschen in Luft auf. Gesetzlosigkeit gewinnt allzu

leicht die Oberhand und die Erlösung wird zu einem rein mechanischen Vor-gang. Wenn die Erlösung andererseits jedoch noch nicht vollendet ist, verlieren wir womöglich unsere Heilsgewissheit und entwickeln eine gesetzliche Haltung.

Gibt es einen Mittelweg ohne diese unangenehmen Extreme? Ich denke, ja. Ein richtiges Verständnis der biblischen Verwendung einiger Schlüsselbegriffe trägt zur Klärung bei.

Zunächst allerdings gilt es zu beden-ken, dass echte Vergebung keine unpersön-liche Sache ist, sondern Teil einer persön-lichen Beziehung ist. Es gibt sie nur, wenn es Jesus in unserem Leben gibt und sie ist nur dann meine Erfahrung, wenn ich mit ihm verbunden bin.

Durch die Verwendung theologischer Begriffe erhält man allzu oft den Eindruck, die Erlösung sei etwas Mechanisches. Wir sprechen dann vielleicht über Vergebung als wäre es ein Objekt, so ähnlich wie bei den Anhängern der New Age-Bewegung, die einen Vergebungsstein kaufen und dann angeblich Vergebung spüren und erleben, wenn sie den Stein in ihrer Hand drücken. Beim Verwenden von abstrakten Ausdrücken könnten wir am eigentlichen Wesen der Vergebung vorbeigehen: Wir empfangen nur deshalb Vergebung, weil

jemand, eine andere Person, uns vergibt. Vergebung geschieht immer (und aus-schließlich) in persönlichen Beziehungen.

Rechtfertigung und HeiligungAuch bei den Ausdrücken „Rechtferti-

gung“ und „Heiligung“ besteht die Ten-denz, zentrale Aspekte des Christenlebens in völlig abstrakte Begriffe zu verwandeln. Die Begriffe sind biblisch, aber im Laufe der Geschichte hat sich ihre Bedeutung zeitweise verändert. Und so ist es möglich, dass wir uns den biblischen Begriffen mit dem Ballast späterer Definitionen nähern und der Gefahr erliegen, in die biblische Botschaft unsere kulturellen Vorstellungen hineinzulesen.

In einigen Sprachen (wie zum Beispiel in Englisch und Spanisch) entstehen wesentliche Missverständnisse hinsichtlich dieser Begriffe (justification, sanctification) durch die lateinischen Wörter, aus denen sie abgeleitet werden. Auf Lateinisch setzen sie sich zusammen aus den Adjektiven iustus („gerecht“) beziehungsweise sanctus (heilig) und dem Verb facio (tun, machen). So verschob sich die Bedeutung in der westlichen Christenheit schon bald zu einem „gerecht/heilig machen“. Und unter der Betonung des inneren Menschen, die seit Augustinus so typisch für das westliche

WorteWunderbare

N U M M E R 1 0

Die Erlösung verstehen

(und leben) des ebensVon Paul Petersen

22 Adventist World | September 2011

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Denken ist, verwenden Theologen die Begriffe Rechtfertigung und Heiligung als Teile eines fortlaufenden Erlösungsprozes-ses, in dem die Heiligung der Rechtferti-gung folgt.

Doch in der Bibel beschreiben diese Begriffe viel mehr bestimmte Aspekte unserer anhaltenden persönlichen Bezie-hung mit Jesus als einen psychologisch-ethischen Prozess. Lasst mich das am Begriff Heiligung illustrieren.

Im Licht späterer Diskussionen und der heutigen Verwendung des Begriffes mag die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Heili-gung überraschen. Im Neuen Testament hat das Verb heiligen (vom griechischen hagi-ozo) ausschließlich Personen als Objekt (wie zum Beispiel in Joh 17,17.19; 1 Ths 5,23; Hbr 13,12). Auch im Alten Testament wird es überwiegend in dieser Form ver-wendet (wie zum Beispiel in Jos 3,5; 1 Sam 16,5; Joel 2,16). Im Zusammenhang mit dem Heiligtumsdienst heiligt Gott kultische Objekte oder beauftragt Personen, dies zu tun (wie zum Beispiel den Altar in 2 Mo 29,36.37). Es gab natürlich auch heilige Zeiten wie zum Beispiel Feste und Sabbate. Der wöchentliche Sabbat ist in der Ära der Christenheit als Gedenktag der Schöpfung als heilige beziehungsweise geheiligte Zeit erhalten geblieben. Aber der Heiligtums-dienst mit seinen Opfern und Festen ist durch die Wirklichkeit des himmlischen Heiligtums ersetzt worden, die sich auf das Opfer Jesu auf Golgatha bezieht.

Gott hat in seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit Christus, „der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht“, damit wir durch ihn vor Gott gerecht werden. Durch den Heiligen Geist verspüren wir unsere Not, erkennen unsere Sündhaftigkeit, bereuen unsere Verfehlungen und glauben an Jesus als Herrn und Erretter, der sich stellvertretend für uns hingab und unser Vorbild ist. Dieser Glaube, der zum Heil führt, entsteht durch die Kraft des Wortes Gottes und ist das Geschenk seiner Gnade. Durch Christus sind wir gerechtfertigt, von Gott als Söhne und Töchter angenommen und von der Herrschaft

Der Punkt, um den es geht, ist klar: Gott heiligt Menschen. Man kann das als ein Ereignis in der Vergangenheit beschreiben. Der Bibel zufolge hat der Heilige Geist die Gläubigen in Christus geheiligt (1 Ptr 1,2; vgl. 1 Kor 6,11). Die Bedeutung lässt sich mit einer Hochzeitszeremonie vergleichen. Durch die Taufe wird der Gläubige in Jesus Christus geheiligt und diese Heiligung wird von da an eine tägliche, andauernde Erfah-rung, so wie ein Ehepartner sich jeden Tag seinem Partner verpflichtet oder zugehörig ist. Diese Heiligung führt zu einem Leben der Heiligkeit. In 1. Thessalonicher 4,3–7 gebraucht Paulus eine gute Illustration für die Verwendung des Begriffs im Zusam-menhang mit einer Ehebeziehung. In die-sen Versen kommt das griechische Haupt-wort für Heiligung, hagiasmos, das im gan-zen Neuen Testament insgesamt zehnmal verwendet wird, drei Mal vor. Im folgenden Vers sind die entsprechenden Wörter fett gedruckt:

„Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehr-erbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen. Nie-mand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung.“

Somit ist Heiligung ein lebenslanger Prozess, denn unsere Hingabe an Jesus kommt niemals an ein Ende. Sie gehört zu unserer beständigen Glaubensbeziehung zu Jesus. Sie ist also kein psychologischer Prozess, der eines Tages beendet sein wird. Selbst in der Ewigkeit werden wir in die-sem Sinne in Jesus Christus für Gott geheiligt werden. Für wen sollten wir sonst geheiligt werden?

Also: Gibt es einen Mittelweg bei der Beschreibung der Erlösung, bei dem ich nicht auf zwei unangenehme Extreme reduziert bin? Die Antwort lautet: Ja. Die-ser Weg ist Jesus. Nur wenn wir mit ihm leben, ist die Vergebung Wirklichkeit. In ihm erfahren wir Erlösung und haben die Garantie der zukünftigen Wiederherstel-lung. Wenn ich Jesus vertraue, behandelt mich Gott in seiner Gnade so, als wäre ich Jesus, als wäre das Urteil am Tag des Gerichts bereits gesprochen worden. Das ist Rechtfertigung, wie sie mir jeden Tag durch das Wort Gottes offenbart wird. Wenn ich mich im Glauben darauf ein-lasse, heiligt der Heilige Geist mich in Jesus. ■

Paul Petersen, Ph.d., ist Leiter der Abteilung Religion and Biblical Languages an der Andrews-Universität.

der Sünde befreit. Durch den Geist sind wir wiedergeboren und geheiligt. Der Geist erneuert unser Denken, schreibt Gottes Gesetz der Liebe in unser Herz und gibt uns die Kraft zu einem heiligen Leben. Wer in Christus bleibt, wird Teilhaber der gött-lichen Natur und hat die Gewissheit des Heils jetzt und im Gericht. (2 Kor 5,17–21; Joh 3,16; Gal 1,4; 4,4–7; Tit 3,3–7; Joh 16,8; Gal 3,13.14; 1 Ptr 2,21.22; Röm 10,17; Lk 17,5; Mk 9,23.24; Eph 2,5–10; Röm 3,21–26; Kol 1,13.14; Röm 8,14–17; Gal 3,26; Joh 3,3–8; 1 Ptr 1,23; Röm 12,2; Hbr 8,7–12; Hes 36,25–27; 2 Ptr 1,3.4; Röm 8,1–4; 5,6–10)

Erfahrung ErlösungderDie

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A D V E N T G E S C H I C H T E

Pastor Virgilio Zaldívar Marrero unterrichtete an der Theo-logischen Fakultät des Colegio Adventista de las Antillas in Santa Clara, Kuba, als die Kommunistische Partei Kubas

nach ihrem Wahlsieg im Jahr 1967 den College-Campus und alle Gebäude konfiszierte.1 Als der öffentliche Druck zunahm, schienen das Gefängnis oder der Gang ins Exil die einzigen Alternativen zu sein. Pastor Zaldívar jedoch beschloss, auf der Insel zu bleiben, um Generationen von Predigern für die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Kuba auszubilden. Seine Studenten übernahmen später die gefahrvolle Aufgabe, die Gemeinden in den schwierigs-ten Jahren, als sogar jeglicher Kontakt mit der weltweiten Kirche abriss, zu betreuen und ihr Wachstum zu fördern.

Mit ganzer Seele dabeiVirgilio Zaldívar Marrero wurde 1918 in Holguín, Kuba gebo-

ren. Seine Eltern waren aufrichtige Menschen, die ihm von frü-hester Kindheit an christliche Werte einpflanzten und keine Mühe scheuten, um ihm die beste Erziehung zukommen zu lassen, die es in ihrer Gegend gab. Schon bald zeigte Virgilio ein außerge-wöhnliches Talent für Sprachen, Literatur und Geschichte.

Seine wahren Fähigkeiten sollten jedoch zum Vorschein kom-men, als er beschloss, sein Leben Gott zu weihen. Schon seine Bekehrung wurde ein Vorgeschmack seines zukünftigen Erfolgs im Studium und der Verkündigung des Wortes Gottes als Pastor.

Virgilio war erst 14, als er eines Tages an einer Adventge-meinde vorbeiging und hörte, dass dort eine Predigt gehalten wurde. Er blieb stehen, um zuzuhören. Die Worte des Predigers beeindruckten ihn tief. Die biblische Wahrheit, die er an jenem Tag hörte, machte solch einen großen Eindruck auf ihn, dass er beschloss, sein Leben Jesus zu übergeben und sich am darauf-folgenden Tag taufen zu lassen. Virgilio suchte den Prediger und brachte seinen festen Wunsch zum Ausdruck, so bald wie möglich getauft zu werden.

Als Antwort gab der Prediger dem Jungen eine für einen 14-Jährigen scheinbar unlösbare Aufgabe: „Wenn du bis morgen alle Glaubenspunkte aus der Gemeindeordnung auswendig kannst, taufe ich dich.“

Der Prediger dachte, er hätte das Problem gelöst, bis Virgilio am folgenden Tag kam und tatsächlich jede Frage beantworten konnte und jeden Glaubensgrundsatz mit den entsprechenden Bibeltexten kannte. An jenem Tag im Dezember 1932 wurde er getauft. Von diesem Moment an weihte er sein ganzes Leben Gott und der Verkündigung seines Wortes. Er gab die selige Hoffnung von Jesu Wiederkunft an andere weiter.

Virgilio beschloss, sofort damit zu beginnen, anderen weiter-zugeben, was er gelernt hatte. Er war erst 15 Jahre alt, als er seine ersten Evangelisationen organisierte, in denen sich Hunderte dafür entschieden, Jesus nachzufolgen.

Seine erste offizielle Arbeitsstelle für die Gemeinde fand er 1940 im Verlag, wo er mit solch einem Einsatz und einer Hingabe wirkte, dass er eingeladen wurde, auf dem Colegio Adventista de las Antillas Theologie zu studieren.

Mit der Erfahrung einiger Jahre des Selbststudiums begann Virgilio schon vor seinem Studienabschluss 1943, andere Studen-ten zu unterrichten.

Ein erfolgreicher Pastor und LehrerDie nächsten 20 Jahre nach Abschluss seines Studiums ver-

brachte Virgilio Zaldívar mit Seelsorge, predigen und dem Aufbau neuer Gemeinden und Schulen in verschiedenen Orten und Städ-ten der Insel. Zugleich wurde er 1947 gerufen, als Sekretär und Schatzmeister der West-Kuba-Vereinigung und Leiter des Verlags zu dienen. Im Jahr 1955 wurde er zum Dienst eingesegnet und war nun offiziell Pastor Zaldívar.

Von 1963 bis zu seiner Pensionierung 1991 widmete er seine volle Aufmerksamkeit und Energie dem adventistischen Seminar auf dem Antillen-College in Kuba, wo er als Dozent und Dekan tätig war.

Als das Antillen-College 1967 durch die kommunistische Regierung konfisziert wurde, war die Ausbildung der Prediger vor-übergehend unterbrochen. Zwei Jahre später eröffnete Pastor Zaldívar ein kleines Zentrum für die Ausbildung von Predigern in einem Kindersabbatschulraum der Adventgemeinde in Santa Clara, knapp zehn Kilometer vom geschlossenen Antillen-College entfernt. Später zog das noch junge Seminar an einen besser aus-gestatteten Ort im ersten Stock des ehemaligen Sitzes der Inter-Amerikanischen-Division und des Antillen-Verbandes. Hier gab es

DerVon Abner F. Hernández Fernández

BLEIBENUnter kommunistischer Herrschaft unterrichten

LEHRERder sich entschied zu

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In seiner Zeit als Pastor und Professor im Seminar erhielt er zahlreiche Anerkennungen. Einige führende Kirchenverantwortli-che im Bereich Erziehung und Predigtamt beschlossen jedoch zusätzlich, Zaldívars langjährigen Einsatz für das Werk der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Kuba zu würdigen. Im Jahr 1988 wurde ihm von der Montemorelos-Universität, einer adven-tistischen Hochschule in Mexiko, die Ehrendoktorwürde der Erziehungswissenschaften verliehen.

Nie zu altPastor Zaldívars Begeisterung dafür, anderen die Botschaft

Gottes weiterzusagen, verlosch nie, nicht einmal im hohen Alter. Nach seiner Pensionierung wurde sein Haus in Santa Clara ein dynamisches, fruchtbares evangelistisches Zentrum. Dort fanden sogar zahlreiche Professoren und Studenten der nahegelegenen Universidad Central, einer öffentlichen Universität in Santa Clara, den Gott der Bibel. Der alte Pastor gab ihnen Ratschläge aus sei-nem reichen Erfahrungsschatz und studierte mit ihnen Lehren aus dem Wort Gottes, die neu für sie waren. Einige der jungen Leute, die die Adventbotschaft annahmen, sind heute Pastoren in Kuba, so auch Luis A. Morales, der inzwischen auch Pastor und Dozent des Adventistischen Theologischen Seminars in Kuba ist.

Das letzte Mal, als ich Pastor Zaldívar traf, war er bereits bett-lägerig. Wir sprachen nicht viel, doch er gab mir eine ermutigende Botschaft weiter, die mir hilft, in meinem Glaubensleben nicht müde zu werden. „Der Herr kommt bald“, sagte er voller Begeiste-rung. Pastor Zaldívar starb am 22. November 2007. Jetzt wartet er auf den Auferstehungsmorgen, an dem er endlich seinem Freund und Retter, Jesus Christus, begegnen wird. Pastor Zaldívar war ein „Fürst in Israel“, ein Vorbild mit einem Vermächtnis für die jün-gere Generation von Siebenten-Tags-Adventisten in Kuba. ■

1 Die Informationen für diesen Artikel stammen zum Teil aus Berichten von Virgilio Zaldívars selbst sowie von der Website der Adventgemeinde in Santa Clara, Kuba (http://iasdsc.netadvent.org). Weitere Quellen sind unter anderem: Angel Aramís de Armas, “La obra educativa en Cuba, su historia y el nuevo establecimiento” (Master-These, Montemorelos University, Montemorelos, Nuevo Lein, México, 1993), S. 52, 53; sowie persön-liche, schriftliche und mündliche Kommunikation mit mehreren derzeitigen Führungskräften und pensio-nierten Mitarbeitern der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Kuba.

Abner F. Hernández Fernández ist Doktorand in Kirchengeschichte an der Andrews-Univer-sität in Berrien Springs, Michigan, USA. Zuvor war er Pastor und Theologiedozent in Kuba

und Mexiko. Er ist mit Keila Díaz verheiratet; gemeinsam haben sie zwei wunderbare Söhne, Jasiel, 13, und Josías, 11.

sogar drei Schlafräume – zwei für Männer und einen für Frauen – sowie ein Klassenzimmer. Die fortgesetzte Ausbildung von Predi-gern war eine offene Herausforderung für die kubanische Obrig-keit durch die Gemeindeführung in Kuba und Pastor Zaldívar.

Zaldívar selbst bereitete das Unterrichtsmaterial vor – hun-derte von Seiten, die in seinem Unterricht verwendet wurden. Vor der Revolution in Kuba hatte er einige Bücher gekauft, die er immer noch hatte, darunter auch Bücher von Ellen G. White und Daniel and the Revelation von Uriah Smith. Darüber hinaus war es dank der Bemühungen einiger Lehrer und Studenten möglich, eine Reihe Bücher, alter Texte und Kursbeschreibungen, die in der Theologischen Fakultät des Antillen-Colleges verwendet worden waren, zurückzuerhalten. Das waren zwar nur wenige Bücher, doch sie dienten 35 Jahre lang als einzige Bibliothek, zu der die Theologiestudenten Zugang hatten.

Pastor Zaldívars Studenten bezeugen seinen beständigen christozentrischen Zugang zum Unterrichten und seine Begeiste-rung für christologische Themen. Das ging so weit, dass ihm, wenn er über die Bibel sprach, oft Tränen in die Augen traten, wenn er über Jesu Liebe und Gnade für die verlorene Menschheit nachdachte. Ein weiterer Aspekt, der einen tiefen und bleibenden Eindruck bei seinen Studenten hinterließ, war sein intensives, beständiges Gebetsleben. Und schließlich seine Gewohnheit, jeden Abend nach der Andacht noch bis etwa 22.00 Uhr in seinem Büro zu lesen und zu studieren.

Oben: Pastor Virgilio Zaldívar (zweite Reihe, ganz rechts) mit Leitern des Kuba-Verbandes und Absolventen des Adventis tischen Theologischen Seminars in Kuba. Unten: Von links nach rechts: Francisco Hernández (Dekan des Adventistischen Theologischen Seminars in Kuba), Clara María del Castillo Pineda (Zaldívar’s Ehefrau), Pastor Zaldívar (im Alter von 90 Jahren) und der Autor des Arti-kels, Abner Hernández (zur Zeit der Aufnahme Dekan am Seminar).

Unter kommunistischer Herrschaft unterrichten

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Warum verhärtete Gott das Herz des Pharaos?

Den meisten Menschen fällt es schwer zu verstehen, warum Gott das Herz des Pharaos verhärtete oder verstockte. Die Aussage legt den Gedanken nahe, dass die persönliche

Freiheit zumindest zeitweise aufgehoben wird und Gott Entschei-dungen und Handlungen von Menschen steuert. Das wirft natür-lich die Frage nach der Verantwortlichkeit des Menschen auf. Wenn Gott das Herz des Pharaos verhärtete, war dann der König überhaupt verantwortlich für sein Handeln?

1. Klärung der Bedeutung: In einigen Sprachen bezieht sich die Phrase „das Herz ver-härten“ zur Beschreibung der Einstellung eines Menschen auf die Emotionen des Men-schen. Meist ist damit gemeint, dass solch ein Mensch gefühl-los, ja sogar grausam anderen gegenüber ist. Im Hebräischen bezieht sich der Ausdruck „das Herz verhärten“ nicht auf die emotionale, sondern eher auf die rationale, willensmäßige Seite des Menschen. Das Herz wird in der Bibel primär als Zentrum des rationalen Denkens und der Entscheidungsfindung gesehen. In diesem Sinne bedeutet „das Herz verhärten“ oder „verstocken“, dass Menschen ihre rationalen Kapazitäten nicht richtig nutzen. Anders ausgedrückt: Sie lassen sich selbst von eindeutigen Fakten oder Beweisen nicht zu einer Meinungsänderung bewegen. Wir bezeichnen solche Menschen auch als verstockt. Wenn die Bibel also davon spricht, dass der Pharao sein Herz verhärtete oder verstockte, heißt das ganz ein-fach, dass er starrköpfig war, das heißt, er hielt trotzig an seiner Position fest, obwohl es genügend Argumente und Gründe für das Gegenteil gab. Er handelte irrational.

2. Gebrauch des Ausdrucks: Die Ausdrücke „das Herz versto-cken“ oder „verhärten“ werden in der Geschichte vom Auszug aus Ägypten etwa 20 Mal verwendet. Zehnmal ist Gott der Han-delnde, das heißt Gott verhärtete das Herz des Pharaos, und zehn-mal ist Pharao selbst explizit oder implizit der Handelnde (das heißt, sein Herz wird verstockt). Um die Verwendung des Aus-drucks zu verstehen, dürfen wir nicht vergessen, dass die Plagen den Zweck hatten, dem Pharao zu demonstrieren, dass der Herr Gott ist. Die Auseinandersetzung findet also zwischen Gott, dem Pharao und den Göttern Ägyptens statt. Sie wird durch die Aussage des Pharaos entfacht: „Wer ist der HERR, dass ich ihm gehorchen müsse und Israel ziehen lasse? Ich weiß nichts von

dem HERRN, will auch Israel nicht ziehen lassen.“ (2 Mo 5,2) Daraufhin beschließt Gott, Wunder zu wirken, damit die Ägypter und der Pharao „erkennen, dass ich der HERR bin“ (2 Mo 7,5.17 GNB; siehe auch 2 Mo 8,6).

Der Pharao jedoch lehnt die überwältigende Beweislage ab – er „verhärtete sein Herz“. Seine Verstocktheit besteht darin, dass er sich weigert, Jahwe als Herrn anzuerkennen. Diese Haltung drückt sich in seiner Weigerung aus, Israel aus Ägypten ziehen zu lassen.

3. Die Rolle Gottes: Gott spricht mit Mose und offenbart ihm seinen Plan: „Ich will das Herz des Pharao verhärten.“ (2 Mo 7,3;

siehe auch 2 Mo 4,21). Der Ablauf der Ereignisse in dieser Geschichte erklärt, was er damit meint. Zunächst einmal macht die Erzählung deutlich, dass der Pharao sein Herz ver-stockte beziehungsweise ver-härtete (2 Mo 7,13.22; 8,11.15.28; 9,7.34.34; 13,15). Dass der Pharao hier sein Herz selbst verhärtet, macht ihn für sein Handeln verantwortlich.

Zweitens steigert sich die Verstocktheit bis zu dem Punkt, wo nicht nur der Pha-rao, sondern auch seine Beam-ten und Berater ihre Herzen in

Opposition Gott gegenüber verhärten. Anders ausgedrückt: Bei den ersten fünf Plagen verhärtete der Pharao sein Herz, während der letzten fünf Plagen wird das Verhärten vor allem Gott zuge-schrieben (2 Mo 9,12; 10,1.20.27; 11,10; siehe auch 14,4.8.17), nur gelegentlich dem Pharao (13,15).

Das bedeutet offensichtlich, dass Gott zunächst versuchte, den Pharao zu überzeugen und ihn dazu zu bewegen Gottes Selbstof-fenbarung anzuerkennen. Doch seine beständige Weigerung führte zu einer zweifachen Kausalität: Die Verstocktheit des Pha-raos wurde nur dadurch bestätigt, dass Gott sein Herz verhärtete. Gottes Handeln war eine Reaktion darauf, dass der Pharao nicht bereit war, sich überzeugen zu lassen. Von diesem Punkt an war der Pharao nicht mehr in der Lage, sich gegen seine eigene Ver-stocktheit zu sträuben. Er war unabänderlich in seinem Verhalten gefangen. Gott jedoch erreichte letztlich sein Ziel. Einige Völker Kanaans fürchteten Gott, als sie hörten, was er in Ägypten getan hatte (zum Beispiel Jos 2,8–11). ■

Angel Manuel rodríguez ist vor kurzem als Direktor des Biblischen Forschungsinstituts der Generalkonferenz in den Ruhestand getreten.

Von Angel Manuel Rodríguez

FreieEntscheidung

Nötigung?oder

F r A G e N Z U r B I B e L

26 Adventist World | September 2011

Page 27: AW German September 2011

Das Gebetsleben Jesu zeigt, wie eng und tief er mit seinem himmlischen Vater verbunden war. In den Zeiten, die er allein im Gebet verbrachte, lag für Jesus die Quelle seiner Kraft, seines Mutes und seines Glaubens. Sein Gebetsleben ist ein Vorbild für jeden von uns. Es ruft uns aus der Hektik unseres Lebens in die stille Gemeinschaft mit Gott. Die vier Evangelien – Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – beinhalten für jeden von uns wichtige Lektionen im Hinblick auf Jesu Beziehung zu seinem Vater.

1. Wo war für Jesus die Quelle seiner geistlichen Kraft? Was war für ihn eine regelmäßige Gewohnheit? Was war für ihn lebenswichtig?„Am nächsten Morgen stand Jesus vor Tagesanbruch auf und zog sich an eine einsam gelegene Stelle zurück, um dort allein zu beten.“ (Mk 1,35 Hfa)„Aber Jesus zog sich zurück und hielt sich in einsamen Gegenden auf, um zu beten.“ (Lk 5,16 GNB)„Und es begab sich, als Jesus allein war und betete und nur seine Jünger bei ihm waren, da fragte er sie und sprach: Wer, sagen die Leute, dass ich sei?“ (Lk 9,18)

Was sagen uns diese Bibelstellen über Jesu Gebetsleben? Suche vier Wörter oder Satzteile heraus, die JesuGebetsleben charakterisieren.

1.

2.

3.

4.

2. Welche konkrete Gebetserhörung erhielt Jesus auf dem Berg der Verklärung?„Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.“ (Mt 17,1–3)„Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm; das waren Mose und Elia. Sie erschienen verklärt und redeten von seinem Ende, das er in Jerusalem erfüllen sollte.“ (Lk 9,30.31)

Auf dem Verklärungsberg wurde Jesus im Gebet gestärkt, um die Prüfungen bestehen zu können, die vor ihm lagen. Mose und Elia erschienen, um ihn zu ermutigen. Mose, der von den Toten auferstanden, und Elia, der verwandelt worden war, ohne zu sterben, sprachen Jesus Mut zu: Sein Tod am Kreuz würde nicht vergeblich sein, sondern für alle, die glauben, die Erlösung erwirken.

3. Was sagt uns Hebräer 5,7 über das Gebetsleben Jesu?„Und er hat in den Tagen seines irdischen Lebens Bitten und Flehen mit lautem Schreien und mit Tränen dem dargebracht, der ihn vom Tod erretten konnte; und er ist auch erhört worden, weil er Gott in Ehren hielt.“ (Hbr 5,7)

Von Mark A. Finley

DasGebetslebenJesu

B I B E L S T U D I U M

September 2011 | Adventist World 27

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In den Evangelien und an dieser Stelle im Hebräerbrief ist die Rede davon, dass Jesus laut betete. Das ist für manche Menschen neu. Ellen White machte im Buch Our High Calling eine interessante Bemerkung: „Übt laut zu beten, wenn nur Gott euch hören kann.“ (S. 130) Laut zu beten hilft uns, konzentriert zu bleiben und bewahrt uns davor, mit unseren Gedanken abzuschweifen.

4. Welchen Rat gab Jesus seinen Nachfolgern hinsichtlich der Dringlichkeit des Gebets?„Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten.“ (Lk 18,1)

Dass sie [die Menschen] und nicht sollten.

Dieser Vers leitet das Gleichnis von der bittenden Witwe ein, in der Jesus die Bedeutung anhaltenden Gebets betont. Gott ist nicht wie der Richter, der droht, die Frau abzuweisen; die Geschichte offenbart vielmehr Gottes Liebe für die Ohnmächtigen und Hilflosen, die ihn immer wieder anrufen.

5. Was sagte Jesus zu Petrus im Zusammenhang mit zukünftigen Ereignissen in dessen Leben?„Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder.“ (Lk 22,31.32)

Jesus sagte zu Petrus: „Ich habe für dich .”

Das muss für Petrus eine unglaublich gute Botschaft gewesen sein. Jesus betete für ihn. Es ist auch für uns eine gute Botschaft.

6. Was sichert Jesus jedem von uns zu? Schreib auf, was das für dich persönlich bedeutet.„Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein.“ (Joh 17,9)„Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort an mich glauben werden.“ (Vers 20)

Jesus betete nicht nur für seine Jünger, er betet vor dem Thron Gottes für dich und mich. Das sollte uns große Sicherheit und Zuversicht vermitteln.

7. Warum hat gemeinsame Fürbitte einen so starken Einfluss? Welche Verheißung gab Jesus denen, die ihn in kleinen Gebetskreisen anrufen, in denen zwei oder drei zusammenkommen? Schreibe die beiden deiner Meinung nach wichtigsten Aussagen im folgenden Abschnitt auf.„Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,19.20)

1.

2.

Jesu Gebetsleben zeigte seine innige Beziehung zu seinem himmlischen Vater. So wie er gestärkt wurde, wenn er betete, werden auch wir gestärkt, wenn wir beten. So wie sein Gebetsleben Jesus

Hoffnung und Zuversicht gab, werden auch wir durch unser Gebetsleben über Zeit und Raum erhoben und in das Reich der ewigen Wirklichkeiten versetzt. Im Gebet kommen wir in die

Gegenwart Gottes und empfangen neue Kraft für unser Glaubensleben.

28 Adventist World | September 2011

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August 2011

Glück und Zufriedenheitoder Zweifel?

Glück 14 GemeinsamerDienst

Gemeinsamer22

Leben27Geisterfülltes

Wunder

D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - T a g s - A d v e n t i s t e n

Dasvon

L e S e r B r I e F e

Auf der Wunschliste: Adventist WorldHeute ist es zwei Jahre her, seit ich zum ersten Mal eine Ausgabe von Adventist World in den Händen hielt.

Ich lernte die Zeitschrift kennen, als ich die Adventgemeinde in Koror, in der Republik Palau besuchte. Ich habe mich wirklich gesegnet gefühlt. Die Informationen in der Zeitschrift sind wirklichkeitsnah, praktisch und lebensspendend – mit keiner anderen religiösen Zeitschrift, die ich gelesen habe, zu vergleichen.

Ist es möglich, Exemplare der Zeit-schrift an meine Privatadresse geschickt zu bekommen?

Gott segne Adventist World! Hört nicht auf, diese großartige Arbeit zu tun, stellt die anderen in den Schatten.

Koila LalakatoFidschi

Unser Rat an diesen und andere Leser mit dem gleichen Anliegen ist, sich an die entsprechende Dienststelle (Ver-einigung, Verband/Union oder Divi-sion) der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten in

eurer Gegend der Welt zu wenden. Außer-dem können alle, die Zugang zum Internet haben, Adventist World auf www.adventistworld.org (in deutscher Spra-che: http://de.adventistworld.org) lesen. Wir sind dankbar, dass die Zeitschrift wichtige Bedürfnisse erfüllt.

Die Redaktion.

Depressionen bei FrauenIch möchte Allan R. Handysides und Peter N. Landless von Herzen für ihre Kolumne über Depressionen bei Frauen im Juni 2011 danken. Ich hoffe, jeder liest diesen Artikel. Ich hatte die längste Zeit meines Lebens mit Depressionen zu kämpfen, schon seit meiner frühen Jugendzeit. Aber ich wusste nicht wirklich, was eigentlich mit mir los war. Die Botschaften, die ich aus der Gemeinde erhielt, weckten bei mir das Gefühl, es sei eine Sünde, dass ich die Dunkelheit nicht verbannen konnte.

Nach fast 50 Jahren, in denen ich mich als Versagerin fühlte, erhielt ich endlich professionelle Behandlung. Seit 17 Jahren nehme ich ein Antidepressivum und ich kann gar nicht beschreiben, wie positiv sich mein Leben verändert hat. Gott sei Lob und Dank, er versteht uns!

Der Name ist der Redaktion bekannt

Vielen Dank, dass ihr ein Thema ange-sprochen habt, dass Adventisten normaler-weise nicht beachten. Die Gesundheitsko-lumne war ausgezeichnet geschrieben (Ich sage das als eine wegen Depression/Stim-mungslabilität in Behandlung stehende Frau und Adventistin, die etwas kritisch – na ja, im Grunde sehr kritisch – ist, wenn Adventisten den Anspruch erheben, etwas über diese Krankheit zu wissen).

All die netten, wohlmeinenden Chris-ten haben mir gegenüber ganz genau die

Kommentare gemacht, die im Artikel erwähnt wurden, und noch andere wie zum Beispiel: „Lächle einfach und du wirst sehen, dass alles ganz schnell wieder gut wird.“ Deshalb habe ich innerlich gehofft, dass ihr es dem Fragesteller so richtig geben würdet, aber mir wurde klar, dass das nicht wirklich christlich war. Die Stel-lungnahme der Ärzte war perfekt. Danke.

Danke noch einmal für die Sensibi lität, mit der ihr ein schwieriges Thema ange-gangen seid. Gott segne euch weiterhin.

Rebecca Whited Escondido, Kalifornien, USA

FamilienbandeDanke für Bill Knotts Leitartikel in der Juni Ausgabe von Adventist World: „Das nenne ich gesegnet“. Mabel Vreeland war wirklich alles, was er geschrieben hat – und noch mehr. Sie war Bibelarbeiterin in meiner Heimatvereinigung und war immer sehr beschäftigt – ganz sicher hat sie dabei nicht viel verdient. Und sie hat niemals ihren Status in Frage gestellt noch sich für die Ordination [von Frauen] stark gemacht.

Ich kann mich noch gut an Vreeland auf unseren Campmeetings erinnern. Sie war immer schon vor der festgesetzten Zeit da, während sich viele andere Prediger um pünktliches Erscheinen „herumdrück-ten“ oder Ausreden fanden, gar nicht zu kommen. Vreeland lief herum wie eine junge Frau und achtete darauf, dass die

Ich hatte die längste Zeit meines Lebens mit Depressionen zu kämpfen, schon seit meiner frühen Jugendzeit. Aber ich wusste nicht wirklich, was eigentlich mit mir los war. Die Botschaften, die ich aus der Gemeinde erhielt, weckten bei mir das Gefühl, es sei eine Sünde, dass ich die Dunkelheit nicht verbannen konnte.

Der Name ist der Redaktion bekannt

Gemeinde im AustauschW rldExchange

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L e S e r B r I e F e

Frauenunterkünfte in Ordnung waren und den Bedürfnissen entsprachen. Als ich sie zum letzten Mal sah, hatte sie Hautkrebs im Gesicht und ich war aus New York weggezogen.

Aus dem Artikel habe ich erfahren, welche Rolle sie in Knotts Familienge-schichte spielte. Wir lebten nördlich von Syracuse, als Knotts Vater begann, in Syracuse als Gemeindeschullehrer zu arbeiten. Dort lernte er auch Rosemary Galey kennen. Später heiratete er die „Nachtigall“ der Adventgemeinde Syra-cuse. Knotts Vater und ich waren gemein-sam am Atlantic Union College in Massa-chusetts, ich kann mich noch daran erin-nern, wie er jeden Tag in einem ölbefeuer-ten Fahrzeug zum Unterricht kam.

Ich war dankbar zu lesen, dass an jenem großen Tag der Heimkehr zwei wei-tere Sterne auf Vreeland warten! Sie war wahrhaftig eine Predigerin des Wortes –

und zwar mit Begeisterung. Danke noch einmal für den wunderba-ren Artikel.

Jerry Lastine

Metcalf, Illinois, USA

Was wir von zwei Missions-stationen lernen könnenBeim Lesen des Artikels „Was wir von zwei Missionsstationen lernen können“ (von Nancy Weber Vyhmeister), der in der April-Ausgabe von Adventist World erschien, fühlte ich mich in die Zeit zurückversetzt, als ich bei Vyhmeister im Unterricht saß und hörte, wie sie ihre Position zur globalen Mission erklärte. Der Unterricht atmete Mission! Von ihren schockierenden Erfah-rungen in der Mission in vielen Teilen der

Erde zu erfahren, ermutigte uns, hinauszu-gehen und die Mission unserer Kirche zu erfüllen. Die Geschichten, die in dem Artikel erwähnt wurden, waren ein Teil der „Last“, die Vyhmeister trug – ebenso wie diejenigen, die mit der Geschichte dieser Mission und ihren bescheidenen Anfängen in Südame-rika verbunden sind.

Wir waren sehr gesegnet, bei solch einer hervorragenden, netten Frau studieren zu dürfen. Ich bin immer noch dankbar für den Augenblick, als Vyhmeister mir am Ende eines Kurses die Ehre gab, sich mit mir fotografieren zu lassen..

Oscar E. GonzálezVillavicencio, Meta, Kolumbien

Durch Gottes Gnade suche ich noch immer nach einer Gelegenheit, ins Ausland zu gehen, um als Studenten-Buchevangelist zu arbeiten. Für mich ist die Buchevangeli-sation die beste Möglichkeit, das Geld zu verdienen, damit ich mein Theologiestu-dium abschließen und meinen Lebensun-terhalt finanzieren kann (siehe 1 Mo 28,20–22). Bitte betet für mich.

Asa, Kenia

Ich habe mich erst vor kurzem selbständig gemacht und die Zeiten in Großbritannien sind im Moment schwierig. Betet, dass der Herr meine Ohren und Augen öffnet, damit ich hören und sehen kann, wohin er mich führt, dass er mich dahin führen kann, wo ich ihm erfolgreich dienen kann.

Eugene, Großbritannien

Bitte betet dafür, dass unsere Pfadfinder sich in ihrer Gruppe engagieren.

Lawrence, Simbabwe

Ich freue mich sehr, euch mitteilen zu kön-nen, dass der Herr mein Gebet um eine Arbeitsstelle erhört hat. Mein Freund, der krank war, ist nun wieder gesund und konnte sein Studium dieses Jahr fortsetzen. Allerdings habe ich immer noch Eheprob-leme. Ich bete, dass Gott mir einstweilen genügend Kraft gibt.

Julie, Frankreich

Bitte betet darum, dass wir in einem bestimmten Bezirk in Buenos Aires eine Gemeinde gründen können. Seit 15 Jahren haben wir dort eine kleine Gruppe, Men-schen haben sich bekehrt und sind getauft worden. Danke.

Rafael, Susana und Silvia, Argentinien

Ich bitte euch freundlichst, dafür zu beten, dass die Behörden von Maui County uns die Erlaubnis erteilen, eine adventistische Schule in Kihei, Hawaii zu bauen. Momen-

tan befindet sich die Schule in einem klei-nen Klassenzimmer einer lokalen Grund-schule. Wir sind zwar bis jetzt noch eine kleine Gruppe, doch ich weiß, dass unsere Gemeinde in der nächsten Zukunft mit dem Segen Gottes wachsen wird.

Liezl, USA

Ich habe mich einer kleinen Jugendevan-gelisationsgruppe in meiner Gemeinde angeschlossen. Bitte betet für uns, wenn wir hinausgehen, um Menschen für Gott zu gewinnen, dass wir bedenken, dass wir am Ende nicht einschlafen.

Lewis, Simbabwe

G e B e T S A N L I e G e N

Gemeinde im AustauschW rldExchange

Gebetsanliegen sowie Lob und Dank für erhörte Gebete bitte an [email protected] schicken. Anliegen bitte kurz und präzise formulieren, höchstens 75 Wörter. Kürzung und Präzisierung vorbehalten. Wir beten in unserer wöchentlichen Mitarbeiterbesprechung auch für die Anliegen, die wir nicht veröffentlichen können. Bitte Namen und Land nicht vergessen. Gebetsanliegen können auch gefaxt oder per Post geschickt werden. Fax: 1-301-680-6638. Postanschrift: Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600 USA.

Leserbriefe bitte an [email protected] schicken. Bitte klar und zum Punkt schreiben; höchstens 250 Wörter. Titel des Artikels, Ausgabe und Seitenzahl angeben; Namen und Wohnort (Stadt und Land) nicht vergessen. Redaktionelle Bearbeitung (Kürzung und Präzisierung) vorbehalten. Nicht alle Zuschriften können veröffentlicht werden.

30 Adventist World | September 2011

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G e B e T S A N L I e G e N

M I T G O T T e r L e B T

Ich kann mir vorstellen, dass die Verheißung, bei der Wiederkunft Jesu einen herrlichen neuen Körper zu bekommen, uns ältere Menschen mehr anspricht als die jungen, die in der Regel faltenfreie Haut und geschmeidige, schlanke Körper haben. Zu den herrli-

chen Dingen, die uns erwarten, wenn Jesus wiederkommt – zum Beispiel zu gehen, ohne je zu ermüden, den endlosen Weltraum zu erforschen, jeden Tag neue Geheimnisse zu ergründen, in der Musik der himmlischen Chöre zu schwelgen und vor allem unseren Heiland, unseren Schutzengel und unsere Lieben wiederzusehen – wird auch gehören, dass wir mit einem neuen Körper ausgestattet werden, der nie altern wird!

Vor noch nicht allzu langer Zeit, als ich mit Schrecken auf meine alternden Glieder sah, kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht doch etwas tun könnte, um mich zu ver-jüngen. Ich erinnerte mich an das Schild über einem Fitnesscenter in unserer Nähe, auf dem die bezwingende Botschaft zu lesen war: „Keine Ausreden mehr.“ Vor unserem inne-ren Auge sahen mein Mann und ich uns schon mit einem frischen, jüngeren Körper, als wir einen Vertrag unterschrieben, der uns unbegrenzten Zugang zum Fitnesscenter ermöglichte. Unsere Trainerin zeigte uns, wie ein Laufband funktionierte und wies uns besonders auf eine Sicherheitsvorrichtung hin. „Klemmen Sie sich dies an ihre Kleidung“, sagte sie. „Das ist eine Abreißsicherung, die das Gerät sofort anhält, wenn es nötig ist. Am besten ist es, wenn Sie zunächst langsam beginnen und dann die Geschwindigkeit so weit steigern, wie es für sie am Angenehmsten ist.“

Tags darauf waren wir schon früh im Fitnesscenter, wir brannten darauf unser Training zu beginnen, um einen fitteren Körper zu bekommen. Ich stellte mich auf das Laufband, das am nächsten zu mir war und griff nach dem Sicherheitsklipp, der allerdings kaputt war. Das machte jedoch nichts, ich brauchte ihn sowieso nicht. Wie gefährlich konnte solch ein Laufband denn schon sein? So schnell fiel man da schon nicht hinunter, oder?

Ich drückte auf einen Knopf, auf dem „2“ stand und begann langsam. Dann drückte ich auf einen anderen Knopf, auf dem „4“ stand – an das, was danach geschah, kann ich mich nur verschwommen erinnern. Lasst mich lediglich sagen, dass meine Beine nicht mehr mir gehörten, sie rasten außer Kontrolle und einen Augenblick später schoss ich vom Laufband und landete wie ein Häufchen Elend auf dem Fußboden. Eine Trainerin lief sofort herbei, um mir zu helfen, eine andere holte den Erste-Hilfe-Koffer. Eine wei-tere Mitarbeiterin wischte den Boden auf, auf dem ein dunkelroter Fleck war, der immer größer wurde. Jemand reichte mir ein Glas Wasser. „Seltsam, dass die Sicherheitsklemme nicht funktioniert hat“, sagte sie. „Sie haben sie doch angeklemmt gehabt, oder?“

Ja, der herrliche neue Körper ist jetzt sogar noch begehrenswerter. Wir können jetzt nur wenig dagegen tun, dass unser Körper altert, aber wir können mit all unserem Ein-satz danach streben, in die ewige Stadt zu kommen, in der wir einen neuen Körper bekommen werden – wie der auferstandene Jesus.

Amen, ja komm bald, Herr Jesus. ■ Edna Olsen Regester, Boiling Springs, South Carolina, USA

KörperneuerDiesen Monat berich­tet eine Leserin über eine Erfahrung in einem Fitnesscenter

r A m A s A m y c H I D A m B A r A m

„Siehe, ich komme bald …“Unser Auftrag ist es, Jesus Christus zu erhöhen und Siebenten-Tags-Adventisten überall im Glauben und Leben, in ihrer Hoffnung und Mission zu einen.

Herausgeber: Adventist World ist eine internationale Zeitschrift der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten. Sie wird herausgegeben von der Generalkonferenz, Nordasien-Division der Siebenten-Tags-Adventisten.

Geschäftsführender Herausgeber: Bill Knott

Mitherausgeber: Claude Richli

Internationaler Verlagsleiter: Chun Pyung Duk

Herausgeberausschuss: Ted N. C. Wilson, Vorsitz; Benjamin D. Schoun, stellvertretender Vorsitzender; Bill Knott, Sekretär; Lisa Beardsley; Daniel R. Jackson; Robert E. Lemon; Geoffrey G. Mbwana; G. T. Ng; Juan Prestol; Michael Ryan; Ella S. Simmons; Mark Thomas; Karnik Doukmetzian, Rechtsberater

Koordinationsausschuss: Lee, Jairyong, Vorsitz; Akeri Suzuki; Kenneth Osbom; Guimo Sung; Glenn Mitchell; Chun, Pyung Duk

Chefredakteur: Bill Knott

V. i. S. d. P. (deutschsprachige Ausgabe): Elí Diez-Prida, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Redakteure in Silver Spring, Maryland, USA: Lael Caesar, Gerald A. Klingbeil (stellvertretende Chefredakteure), Sandra Blackmer, Stephen Chavez, Mark A. Kellner, Kimberly Luste Maran

Redakteure in Seoul, Korea: Chun, Jung Kwon; Choe, Jeong-Kwan

Redakteur der Online­Ausgabe: Carlos Medley

Technische Koordination: Merle Poirier

Assistentin des Chefredakteurs: Rachel J. Child

Redaktionsassistenten: Marvene Thorpe-Baptiste, Alfredo Garcia-Marenko

Leserservice: Merle Poirier

Layout und Design: Jeff Dever, Fatima Ameen

Berater: Ted N. C. Wilson, G T Ng, Robert E. Lemon, Delbert W. Baker, Guillermo E. Biaggi, Lowell C. Cooper, Daniel R. Jackson, Geoffrey G. Mbwana, Armando Miranda, Pardon K. Mwansa, Michael L. Ryan, Blasious M. Ruguri, Ella S. Simmons, Alberto C. Gulfan jr, Erton Köhler, Jairyong Lee, Israel Leito, John Rathinaraj, Paul S. Ratsara, Barry D. Oliver, Benjamin D. Schoun, Artur A. Stele, Bruno Vertallier, Gilbert Wari, Bertil A. Wiklander

Verlag der deutschsprachigen Ausgabe: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent-Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg

Übersetzung ins Deutsche: Frauke Gyuroka, Graz

Layoutanpassung der deutschsprachigen Ausgabe: Ingo Engel, München

Druck der deutschsprachigen Ausgabe: Thiele & Schwarz GmbH, Werner-Heisenberg-Str. 7, D-34123 Kassel Rötzerdruck, Mattersburgerstr. 25, A-7000 Eisenstadt

Autoren: Wir freuen uns über Beiträge. Unsere Anschrift: 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD 20904-6600, USA. E-Mail: [email protected], Website: www.adventistworld.org

Die Bibelzitate sind – falls nichts Anderes vermerkt ist – der Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers (revidierter Text 1984), durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart, entnommen.

Adventist World erscheint monatlich und wird in Korea, Brasilien, Indonesien, Australien, Argentinien, Deutschland, Österreich und den USA gedruckt.

7. Jahrgang, Nr. 9

Ein

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Page 32: AW German September 2011

W O I N A L L E R W E L T I S T D A S ?S C H R E I B T U N S !

Wir suchen kurze Texte zu den folgenden Kategorien:ADvEnTISTISCHE ZITATE (tiefgründig oder spontan)AUS DEM LEBEn GEGRIFFEn (kurze Anekdoten, besonders aus der Erwachsenenwelt)GOTTES KInDER (JPEG-Fotos von Gemeindegliedern bei ge-meinnütziger Arbeit, beim Gottesdienst, beim Singen etc.)

Schickt eure Beiträge an: The People’s Place, Adventist World, 12501 Old Columbia Pike, Silver Spring, MD20904-6600, Fax: 301-680-6638; E-Mail: [email protected]. Bitte Telefonnummer nicht vergessen. Einsendungen werden nicht bestätigt und nicht zurückgesandt.

Gott entfernt hatte. Glücklicherwei-se erhielt er weiterhin jeden Monat Adventist World, weil er immer noch auf der Mitgliederliste der Lincoln Adventgemeinde stand. Die Gemeindeglieder dieser Gemeinde versuchten, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Doug wusste, er sollte zu Gott und zur Gemeinde zurückkeh-ren, doch irgendwie kam er nie dazu.

Aus irgendeinem Grund fragte sich Doug, was wohl aus einem bestimmten Gemeindeglied der Lincoln-Adventgemeinde geworden war, mit dem er Jahrzehnte zuvor befreundet gewesen war. Als er eines Sabbatsmorgens an der Wickford-

… Doug Harris? Doug Harris wurde nach einer Evangelisation von David Baron, dem Gemeindeältesten der Johnston-Adventgemeinde in Rhode Island, USA, getauft. Doug war in einer adventistischen Familie auf-gewachsen und galt immer noch als Gemeindeglied, obwohl er sich von

Adventgemeinde vorbeifuhr, fühlte er sich gedrungen, hineinzugehen, obwohl er abgetragene Arbeitsklei-dung trug. Er war erschüttert, als er seinen alten Freund Joe Ewing-Chow auf der Kanzel sah. Als Gemeinde-ältester leitete er den Gottesdienst! Im folgenden Jahr kümmerte sich Joe besonders um Doug. Joes Gebete und ermutigende Besuche und Adventist World brachten Doug zu-rück zu Gott und zur Gemeinde. Am 9. Juli 2011 wurde Doug in der Taufe reingewaschen und zu einem neuen Leben wiedergeboren!

Eingesandt von Pastor Bill Warcholik, Coventry, Rhode Island

Z I T A T D E S M O N A T S

„Der Adventismus ist die älteste religiöse Bewegung der Welt.“Eingesandt von Graeme Quick, Queensland, Australien. Er sagt: „Ich habe dieses Zitat schon mehrere Male in Referaten

ver wendet … Ich beanspruche nicht die Urheberschaft für den Spruch, aber ich finde, dass er es wert ist, verbreitet zu werden.“

e I n g e s A n D t v o n D A n I e l s I l v e I r A u n D m A r I o s u A z o

K E N N T I H R S C H O N …

ANTWORT: In Honduras. Betsy Silveira ist mit Kindern einer abgelegenen Stadt im Zentrum des Landes, um die sie sich kümmert, im Auto unterwegs. Silveira ist eine Missionarin aus Brasilien. Sie gehört der Organisation VIDA Internacional an (www.vidaprojects.org). Die Kinder haben auch von der Arbeit einer Gruppe der Organisation GYC INTERmissions im Juni und August dieses Jahres schon großen Nutzen gehabt.

LESERF RUM