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Unverkäufliche Leseprobe 412 Seiten ISBN: 978-3-505-12563-8 Mehr Informationen zu diesem Titel: www.schneiderbuch.de Brandon Mull Belindas magische Bonbon-Bar © 2009 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.

Brandon Mull Belindas magische Bonbon-Bar...Unverkäufliche Leseprobe 412 Seiten ISBN: 978-3-505-12563-8 Mehr Informationen zu diesem Titel: Brandon Mull Belindas magische Bonbon-Bar

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Unverkäufliche Leseprobe

412 Seiten ISBN: 978-3-505-12563-8

Mehr Informationen zu diesem Titel:www.schneiderbuch.de

Brandon Mull

Belindas magische Bonbon-Bar

© 2009 Schneiderbuch verlegt durch EGMONT Verlagsgesellschaften mbH.

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DDie blauen Falken

Nate saß auf der unbezogenen Matratze und warf einen kleinen Gummiball immer wieder gegen die kahle Wand. Er zählte mit, wie oft er ihn hintereinander auffing. Schließlich prallte der Ball von ihm ab und rollte auf den leeren Schrank zu, bis er gegen einen Karton stieß und liegen blieb.

Nates neues Zimmer war größer als sein altes, aber es wirkte noch fremd und unpersönlich. Er konnte nur hoffen, dass sich das ändern würde, wenn alle Kartons ausgepackt waren.

Seine Mutter brachte jetzt einen Karton herein, auf dem in blauer Leuchtschrift sein Name stand. „Weit bist du aber noch nicht gekommen“, bemerkte sie.

„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll“, klagte Nate.„Damit“, sagte sie und stellte den Karton neben sein Bett.

„Räum das einfach mal ein, danach kannst du dann zum Spielen rausgehen.“

„Spielen? Und was? Robinson Crusoe vielleicht?“„Ich habe draußen ein paar Kinder Fahrrad fahren sehen.

Die müssten ungefähr in deinem Alter sein.“

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Nate rümpfte die Nase. „Das sind bestimmt alles Idioten.“„Stell dich nicht so an, Nate“, seufzte seine Mutter. „Seit

wann bist du schüchtern?“„Seit ich hier neu anfangen soll. Ich will zu meinen alten

Freunden zurück.“„Es nutzt ja nichts, Nate. Wir sind nun mal hier, und

wir bleiben auch hier. Such dir lieber schnell ein paar neue Freunde hier in der Nachbarschaft, dann hast du’s leichter, wenn die Schule anfängt.“

„Schade, dass Tyler nicht mitgekommen ist.“Nates Mutter ritzte mit einem Schlüssel das Klebeband

an dem Karton auf. „Du kannst ihm ja mailen. Und jetzt los, an die Arbeit!“ Damit verließ sie das Zimmer.

Nate beugte sich vor und riss den Karton auf, der einige seiner alten Sporttrophäen enthielt. Es waren ziemlich viele für einen Zwölfjährigen, denn Nate spielte seit sechs Jahren Fußball und seit fünf Jahren Baseball.

Er wickelte den größten Pokal aus, den er letztes Jahr mit seiner alten Fußballmannschaft gewonnen hatte. Er war während der ganzen Saison als Verteidiger aufgestellt ge-wesen und fast gar nicht zum Zug gekommen. Die Stürmer hatten den Ball die meiste Zeit im gegnerischen Feld gehal-ten, und seine Mannschaft war ungehindert von Sieg zu Sieg marschiert. Ihr brasilianischer Trainer, dessen Sohn der Star der Mannschaft war, hatte Nate die ganze Zeit zusammen-gestaucht. „Steh gefälligst auf“, hatte er ihn angebrüllt, „und hör auf, Gras zu zupfen.“ Dabei hätte Nate doch jederzeit schnell aufspringen können, falls der Ball sich ausnahmswei-

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se doch mal auf seine Seite verirrt hätte. Gras zu zupfen war ihm jedenfalls lieber gewesen, als gelangweilt herumzuste-hen und zuzusehen, wie seine Mannschaft auf der anderen Seite Tore schoss. Er hätte eher ein Fernglas gebrauchen können als seine Knieschützer.

Nate seufzte. Inzwischen waren alle Pokale auf dem Bü-cherregal aufgereiht, und auf dem Boden stapelte sich das Zeitungspapier. Unter den Pokalen kamen auch ein paar Bücher zum Vorschein und ein ganzer Stapel alter Comics. Nate stellte sie ins Regal und stopfte das Zeitungspapier wieder in den Karton.

Dann ging er in den Flur hinaus und quetschte sich zwi-schen den Kartons hindurch ins Badezimmer, um die Dru-ckerschwärze von seinen Händen abzuwaschen. Auch hier war alles voller Kartons. Er lebte in einem Lagerhaus.

Während er sich die Hände wusch, hatte er plötzlich eine Idee. Wenn sie alle leeren Kartons aufbewahrten, könnte er später eine tolle Burg daraus bauen. Übers Waschbecken ge-beugt, wälzte er seinen Plan im Kopf hin und her und starrte abwesend in den Spiegel. Eine richtige Burg mit einer Zug-brücke, Geheimgängen und einer Seilschwinge. Aber wie hoch sollte sie werden? Mehrere Stockwerke? Und wo soll-te er Stacheldraht hernehmen? Er überlegte, ob es möglich wäre, die Burg höher als das Haus zu bauen, sodass er mit seiner ganzen Familie dort einziehen konnte. Warum nicht? Er musste die Burg nur winterfest machen.

„Alles okay, Nate?“, fragte sein Vater und riss ihn aus sei-nen Gedanken.

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Nate wirbelte herum. „Kann ich die Kartons behalten, wenn sie ausgepackt sind?“

„Na ja, ein paar vielleicht. Warum?“„Ich will eine Burg bauen.“„Na gut, wir werden sehen.“„Kleb doch einfach ein paar Milchtüten drunter, dann

kannst du damit nach Hawaii segeln“, stichelte seine große Schwester und streckte den Kopf zur Tür herein. Das war eine boshafte Anspielung auf Nates missglückten Versuch, ein Floß aus Milchtüten zu bauen. Monatelang hatte er lee-re Milchtüten in der Garage gestapelt, weil er im Fernse-hen gesehen hatte, wie jemand ein Floß aus Milchkartons steuerte. Leider war es ein totaler Reinfall gewesen. Aus den Milchtüten ließ sich einfach nichts Brauchbares bauen, und irgendwann hatte er das Projekt stillschweigend aufgegeben.

„Putz lieber mal deine Zahnspange“, schoss er zurück. „Die sieht schon ganz verrostet aus.“

Cheryl wollte sich auf ihn stürzen, aber sein Vater hielt sie fest. „Keinen Streit“, befahl er und unterdrückte ein Grin-sen. „Willst du nicht rausgehen, Nate? Draußen sind ein paar Kinder, mit denen du spielen könntest.“

„Aber ich kenn doch keinen.“„Na und? Dann lernst du sie eben kennen. Als ich in dei-

nem Alter war, hab ich mich mit jedem angefreundet, der in unserem Viertel draußen gespielt hat.“

„Ja, genau“, brummte Nate. „Klingt nach einem guten Tipp, an einen Psychopathen zu geraten!“

„Du weißt schon, wie ich es meine.“

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„Ja klar. Ist mein Fahrrad in der Garage?“„Ja, es muss dort irgendwo in dem ganzen Gewühl stehen.

Ich hol es raus, wenn du willst.“

Summer trat wie verrückt in die Pedale und raste auf ihrem pinkfarbenen Barbie-Rad mit dem weißen Körbchen am Lenker die Straße entlang. Trevor war dicht hinter ihr. Wenn es bergauf ging, holte er immer ein bisschen auf. Oben ange-kommen fuhr Summer um die Kurve und trat dann wieder voll in die Pedale. Jetzt, wo der Weg wieder ebener war, konnte sie ihren Vorsprung vergrößern und Trevor gnaden-los abhängen, als sie den Monroe-Ring runtersausten.

Noch eine Biegung …„Auto!“, schrie Trevor von hinten.Summer legte eine Vollbremsung hin, aber Trevor hatte

sie nur reingelegt. Keuchend vor Anstrengung strampelte sie wieder los, um den verlorenen Schwung zurückzugewin-nen. Trevor fuhr jetzt fast neben ihr. Aus den Augenwinkeln sah sie sein Vorderrad. Dann verschwand es, und sie konn-te ihren Vorsprung wieder vergrößern. Ein fremder Junge stand mit seinem Fahrrad in einer Einfahrt und starrte ihr nach. Summer hatte Glück, dass es bergab ging. Der Wind pfiff ihr um die Ohren und peitschte ihre Haare ins Gesicht. In vollem Karacho zischte sie an dem Briefkasten vorbei, der ihnen als Ziellinie diente, und kurvte dann zum unteren Ende des Monroe-Rings.

Als sie zurückblickte, sauste Trevor gerade am Briefkasten vorbei, nur wenige Sekunden nach ihr. Der arme Pigeon da-

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gegen war noch kaum an dem fremden Jungen in der Ein-fahrt vorbei. Der Junge stieg jetzt auch auf sein Rad und fuhr hinter Pigeon die Straße hinunter. Er war ungefähr so alt wie sie, hatte rotblonde Haare und ein blaues T-Shirt. Sein Fahrrad sah nagelneu aus.

Summer wartete über ihr Rad gebeugt, bis Trevor und Pigeon auch endlich ins Ziel kamen, gefolgt von dem Jun-gen, der vor ihnen anhielt.

„Hi“, sagte der Junge zu Trevor. „Was macht ihr?“„Wir spielen Wasserpolo“, spottete Summer.„Sehr witzig“, sagte der Junge. „Du könntest als Zirkus-

clown auftreten.“Trevor und Pigeon lachten, und der Junge grinste.„Bist du neu hier?“, fragte Trevor.„Ja, wir sind gerade von Kalifornien hergezogen. Ich

heiße Nate.“„Ich bin Trevor.“„Summer.“„Pigeon.“„Was, du heißt Taube?“, fragte Nate. „So wie der Vogel?“„Ja.“„Und wieso?“Pigeon zuckte die Schultern. „Weiß nicht. Das ist seit

der zweiten Klasse mein Spitzname.“ Er warf Trevor und Summer einen flehentlichen Blick zu, um zu verhindern, dass sie die ganze Geschichte ausplauderten.

„Wie lange hast du dein Rad schon?“, fragte Summer.„Seit Weihnachten.“

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„Und bist du schon einmal damit gefahren?“„Wieso? Wie meinst du das?“„Es sieht so neu aus.“„Na ja, ich wasche es manchmal. Ich kann dir zeigen, wie

das geht, wenn du willst.“Pigeon und Trevor kicherten wieder. Summer starrte auf

ihr schmutziges Rad, weil ihr keine passende Antwort ein-fiel. „In welche Klasse gehst du?“, fragte sie stattdessen.

„In die siebte.“„Wir auch“, sagte Trevor.„In die Teufelsberg-Schule“, fügte Pigeon hinzu. „Das klingt nach Geisterbahn. Wohnt ihr schon lange

hier?“„Ich bin vor drei Jahren hergezogen“, sagte Trevor. „Aber

Summer und Pigeon wurden schon hier geboren.“„Und wo wohnt ihr?“„Ich da hinten“, sagte Trevor und deutete auf das letzte

Haus in der Straße. „Und Pigeon wohnt auf der anderen Seite vom Ring.“

„Und ich auf der anderen Seite des Bachs“, sagte Sum-mer.

An der unteren Kurve des Monroe-Rings standen keine Häuser. Ein gepflasterter Fußweg ging von der Straße ab und führte zu einem Hang, der auf der anderen Seite zu einem kleinen, mit Hecken und Sträuchern bewachsenen Bach abfiel. Dort, wo sie standen, konnte man Summers Hausdach sehen.

„Kannst du surfen?“, fragte Pigeon.

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Summer verdrehte die Augen. „Nur weil er aus Kalifor-nien kommt, muss er noch lange kein Surfer sein.“

„Ich hab’s mal versucht“, sagte Nate. „Aber ich bin immer vom Brett gefallen. Aber mein Onkel kann surfen. Und was macht ihr so, außer Rad fahren?“

„Wir haben einen Club“, sagte Pigeon.Summer funkelte ihn an.„Was für einen Club?“, fragte Nate.Pigeon schaute unsicher zu Trevor, und der sagte: „Wir

feilen noch daran.“„Zuerst hatten wir ein Detektiv-Büro“, erklärte Summer.

„Wir haben sogar Prospekte verteilt, aber niemand hat uns einen Auftrag gegeben. Dann haben wir uns als Schatz-sucher betätigt, aber das war auch nichts. Und jetzt sind wir der Club der Unbefugten.“

„Hä? Was ist das denn?“„Wir versuchen, uns irgendwo einzuschleichen“, sagte

Summer.„Wo denn?“„In eine Kläranlage zum Beispiel“, sagte Trevor.„Und einmal sind wir in den Schuppen von so einem rei-

chen Stinker eingebrochen“, fügte Pigeon hinzu.„Und habt ihr was geklaut?“„Spinnst du?“, sagte Summer. „Wir machen doch nichts

Kriminelles. Wir schleichen uns nur rein, spionieren alles aus und hauen wieder ab.“

„Und wir halten die Augen offen, falls irgendwo ein Schatz versteckt sein sollte“, sagte Pigeon.

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„Cool“, sagte Nate. „Was muss ich tun, damit ihr mich aufnehmt?“

„Weiß nicht“, sagte Summer. „Wir sind sehr wählerisch.“„Wer’s glaubt! Wahrscheinlich hat euch bisher noch nie-

mand gefragt.“„Na ja, kann sein“, gab Summer zu. „Wir haben noch kei-

ne festen Regeln. Aber wir können doch nicht einfach jeden x-beliebigen Neuen aufnehmen. Geh erst mal nach Hause, damit wir in Ruhe drüber reden können.“

„Und für wie lange?“, fragte Nate.Summer zuckte mit den Schultern. „So fünfzehn Minu-

ten.“„Okay.“

„Nanu? Schon wieder da?“, fragte Nates Mutter, als er aus der Garage in die Küche kam. Sie räumte gerade das Ge-schirr aus den Umzugskartons in die Spülmaschine ein.

„Ja.“„Warst du bei den anderen Kindern draußen?“„Ja. Die haben einen Club, aber sie wissen noch nicht, ob

sie mich aufnehmen können.“Seine Mutter stemmte die Hände in die Hüften. „Soll ich

mal mit ihnen reden?“„Nein!“, rief Nate entsetzt, aber seine Mutter wollte ihn

nur necken. „Ich glaube, sie denken sich eine Mutprobe für mich aus oder so.“

„Du liebe Güte – iss ja nichts Ekliges! Was ist das denn für ein Club?“

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„Hauptsächlich fahren sie Fahrrad“, sagte Nate und setzte sich auf einen Küchenstuhl. Er stieß einen Karton weg und spielte mit einem Geldstück, das er auf dem Tisch kreisen ließ. Alle paar Sekunden schaute er auf die Uhr an der Mi-krowelle.

„Sind die Kinder nett?“, fragte seine Mutter und schloss die Spülmaschine.

„Ja, schon. Einer heißt Pigeon, der ist ein echtes Weichei, glaube ich. Und der andere heißt Trevor, der ist ganz okay, und dann ist da noch ein Mädchen, Summer, die versucht immer, furchtbar witzig zu sein.“

„Fürchtest du ihre Konkurrenz?“, stichelte seine Mutter, während sie die Spülmaschine anstellte. „Und warum sitzt du jetzt hier?“

„Weil sie erst beratschlagen müssen. In fünfzehn Minu-ten soll ich wiederkommen, dann sagen sie mir, ob ich mit-machen darf.“

„Und wie heißt der Club?“„Hab ich nicht gefragt.“

Zehn Minuten später fuhr Nate zum anderen Ende des Monroe-Rings hinunter, wo die drei Freunde mit ihren Rä-dern warteten. Nate musterte sie diesmal etwas gründlicher. Summer hatte kurze braune Haare und ein verschorftes Knie. Trevor war schlank, braun und dunkelhaarig. Und Pigeon war ein kleiner, rundlicher Junge mit kurz gescho-renen Haaren. Wenn sogar diese Pfeife in ihrem Club war, warum stellten sie sich dann bei ihm so an?

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„Willst du immer noch eintreten?“, fragte Summer.„Wie heißt euer Club eigentlich?“„Wir sind die Blauen Falken“, sagte Summer.„Pfff … das klingt ja wie ein Fußballverein.“„Willst du jetzt mitmachen oder nicht?“„Ja, schon.“„Dann komm mit.“Sie stiegen auf ihre Räder und fuhren ein Stück den Fuß-

weg entlang. Oben auf dem steilen, verwilderten Hang hiel-ten sie an. Ein gutes Stück weiter unten, in der Talsohle, war eine Rampe aufgebaut. „Da musst du in vollem Tempo rüberfahren“, sagte Summer.

„Tickt ihr noch ganz richtig?“, protestierte Nate. „Ich bin doch kein Stuntman. Was habt ihr vor? Wollt ihr meine Leiche ausrauben, oder was?“

„Ich hab’s auch schon gemacht“, behauptete Summer. „Und wir wollen wissen, ob du’s wirklich ernst meinst. Wenn du springst, glauben wir dir.“

„Ihr wollt euch doch nur auf meine Kosten amüsieren. Das ist die baufälligste Rampe, die ich je gesehen habe.“

„Die Rampe ist in Ordnung“, versicherte Summer. „Ich spring da einfach nur so zum Spaß drüber.“

Nate verdrehte die Augen. „Ja klar.“„Stimmt aber“, sagte Trevor. „Sie hat’s schon öfter ge-

macht.“„Und Pigeon wahrscheinlich auch, was?“„Braucht er nicht“, sagte Summer. „Er ist auch so in un-

seren Club reingekommen.“

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„Zum Glück für die Rampe. Aber wenn du so toll bist, dann spring du doch! Wenn du heil unten angekommen bist, dann spring ich auch.“

Alle starrten Summer an. Sie biss sich auf die Lippen und sagte dann: „Okay. Aber wenn du kneifst, wirst du niemals in unseren Club aufgenommen.“

„Gebongt.“Summer wendete ihr Fahrrad und radelte entschlossen

los. Nate runzelte die Stirn. Jetzt saß er in der Klemme. Was sollte er machen, wenn diese Irre auf ihrem bescheuerten rosa Fahrrad tatsächlich da runtersauste? Dann musste er auch springen, sonst würde er als der größte Feigling der Welt dastehen.

Summer raste auf dem holprigen Weg mit lautem Getöse auf die Rampe zu. Im letzten Moment scherte ihr Vorderrad scharf nach links aus, das Rad überschlug sich, und Sum-mer flog wie ein Mehlsack durch die Luft. Dann purzelte sie durch das Gestrüpp hinunter, bis sie neben der Rampe liegen blieb.

Die drei Jungen ließen ihre Räder fallen und stürzten den Hang hinunter. Nate und Trevor kamen gleichzeitig bei Summer an, die zu ihnen hochstarrte. Sie lag flach auf dem Rücken, ihr weißes T-Shirt war zerfetzt und mit Kletten gespickt, ihr Gesicht war mit Erde beschmiert und ihr zer-kratzter Ellbogen blutete. Aber sie weinte nicht.

„Alles okay?“, fragte Trevor.„Ja klar, ich wollte mich nur etwas bräunen.“„Das war ein irrer Crash“, prustete Trevor los. „Schade,

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dass wir keine Videokamera dabeihatten. Du bist mindestens drei Meter durch die Luft geflogen.“

Summer setzte sich auf und zupfte die Kletten von ihrem T-Shirt. „Ja, Mann, das war wirklich krass. Aber ich glaube, ich habe mir nichts gebrochen.“

„Du brichst dir nie was“, sagte Pigeon.Summer schaute zu Nate auf: „Und jetzt du.“„Aber du bist doch gar nicht heil unten gel…“Bevor Nate seinen Satz beenden konnte, traf ihn etwas

im Nacken, und er wurde mit einer riesigen Staubwolke zu Boden gerissen. Das Wurfgeschoss konnte nicht von Trevor, Pigeon oder Summer kommen. Er war direkt vor ihnen ge-standen, mit dem Rücken zum Bach.

Hinter ihm ertönte schadenfrohes Gelächter.„Mist, Denny ist im Nest!“, rief Trevor, als ein zweiter

Dreckklumpen die Rampe traf und in einer Staubwolke zer-barst.

„Er hat unsere Munition“, rief Pigeon.Nate fuhr herum und strich sich die Erde aus den Haaren.

Drüben am Bach standen drei Jungen, halb im Gestrüpp verborgen. Einer war schwarzhaarig und trug eine viele zu große, abgewetzte Armeejacke, der zweite war groß und dick und hatte blonden Locken. Und der dritte hatte ein rundes, flaches Gesicht, das mit Sommersprossen übersät war.

Nate zögerte keinen Augenblick. Mit geballten Fäusten stürmte er durchs Gestrüpp, um den Angreifern eine Lek-tion zu erteilen.

Damit hatten sie nicht gerechnet. Schnell bückten sie

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sich, um noch mehr Munition aufzulesen. Plattnase, der Junge mit den Sommersprossen, warf einen Dreckklumpen, der an Nate vorbeizischte. Sein Freund mit der Armeejacke schleuderte die nächste Ladung, die aber auch daneben ging.

Jetzt waren nur noch ein paar Büsche zwischen Nate und seinen Feinden. Er wollte sich zuerst auf die Armeejacke stürzen, den größten der drei Angreifer. Insgeheim hoffte er, dass Trevor ihm in die Schlacht folgen würde.

Plötzlich traf ihn etwas hart ins Gesicht, und er stürzte zu Boden. Dreck knirschte zwischen seinen Zähnen. Benom-men lag er da, vielleicht hatte er sogar für einen Augenblick das Bewusstsein verloren. Diese Idioten mussten einen Stein nach ihm geworfen haben, das konnte keine Erde gewesen sein. Nate fühlte sich, als ob ihn ein Pferd auf den Mund ge-treten hätte.

„He, du hast ihn umgenietet, Denny“, sagte eine ernste Stimme.

„Ach komm“, antwortete eine andere Stimme, und dann ertönte unterdrücktes Gekicher.

Man hörte einige Äste krachen, und dann stürzten Nates Feinde davon. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass man ihnen einen versuchten Totschlag anhängen würde.

Nach einer Weile schlug Nate die Augen auf. Er lag auf der Seite, und nachdem er vorsichtig seinen Mund betas-tet hatte, hatte er Blut an seinen Fingern. Er spuckte und würgte, um den Erdgeschmack loszuwerden. Vielleicht war der Stein, der ihn getroffen hatte, in einem Dreckklumpen versteckt gewesen.

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„Bist du okay?“, fragte Trevor und kniete sich neben ihn.„Weiß nicht. Wie sehe ich denn aus?“„Deine Lippe blutet, und dein Gesicht ist aufgeschürft.“Nate betastete seine Oberlippe, die sich auf einer Seite

geschwollen anfühlte.Jetzt tauchte auch Pigeon auf und hockte sich neben ihn.

„Du musst verrückt sein“, sagte er kopfschüttelnd.„Ich lass mich doch nicht von diesen Blödmännern terro-

risieren“, protestierte Nate.„Na ja“, sagte Summer, die immer noch voller Kletten

war. „Jetzt bleibt dir jedenfalls die Rampe erspart. Das hier war noch viel besser.“

„Willkommen im Club“, fügte Pigeon hinzu.