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Ho Ho ch ch sc sc hu hu le le Lu Luze ze rn rn Da Da s s Ma Ma ga ga zi zi n n JUN JUNI I 20 2012 12 GESANGSTALENT Regula Mühlemann erobert Europas Bühnen INTERVIEW Carl Elsener, CEO Victorinox MANAGEMENT Familienunter- nehmen brauchen spezifische Lösungen HOCHWER HOCHWERTIGE TIGE VERDICHTUNG VERDICHTUNG

Das Magazin - Ausgabe 10

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Das Magazin der Hochschule Luzern, 10. Ausgabe (Juni 2012)

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Page 1: Das Magazin - Ausgabe 10

HoHochchscschuhulele LuLuzezernrnDaDass MaMagagazizinn

JUNJUNII 20201212

GESANGSTALENTRegula Mühlemannerobert EuropasBühnen

INTERVIEWCarl Elsener,CEO Victorinox

MANAGEMENTFamilienunter-nehmen brauchenspezifischeLösungen

HOCHWERHOCHWERTIGETIGE VERDICHTUNGVERDICHTUNG

Page 2: Das Magazin - Ausgabe 10

Unsere Muse

Die besten Ideen

für die Bekämpfung einer

Krankheit finden wir oft

im Verursacher selbst:

indem wir zum Beispiel einem

Virus auf den Grund gehen.

Unsere Innovationen

helfen Millionen Menschen,

indem sie Leid lindern und

Lebensqualität verbessern.

Wir geben Hoffnung.

Innovation für die Gesundheit

Konzertkarten Lucerne Festival 2012:

Studierende und Roche-Mitarbeitende

erhalten im Vorverkauf 50% Rabatt auf

ausgewählte Konzerte.

Details und Buchung auf:

http://commissions.roche.ch

3Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Lau

raJurt

(Illustration),Fa

bianBiasio,M

artinVoge

l

Liebe Leserin, lieber Leser

Seit 2004 fressen sich Jahr für Jahr 10’000neue Einfamilienhäuser in die Landschaft, werden rund35 Quadratkilometer Boden zubetoniert. Die Gründefür die Zersiedelung der Schweiz sind vielfältig: niedrigeHypozinsen, steigende Einwohnerzahlen, wachsenderPlatzbedarf eines jeden Einzelnen. Und die Gemeindenbuhlen mit ihrer Raumplanung um Zuzüger, getreu derebenso simplen wie falschen Gleichung «mehr Einfamili-enhausbesitzer = mehr Steuererträge». Als Verstärkerwirkt zudem die immer besser ausgebaute Infrastrukturfür den Individual- und den öffentlichen Verkehr.

Für ein so vielschichtiges Problem gibt es keine ein-fache und vor allem keine disziplinäre Lösung. Hoff-nungsvolle Ansätze bietet ein Projekt der DepartementeTechnik & Architektur und Soziale Arbeit (ab S. 16).Wissenschaftler untersuchten, wie sich die Wohnqualitätvon ressourcenintensiven Einfamilienhäusern aufMehrfamilienhäuser übertragen lässt. An acht Modellenzeigen sie, dass sich «verdichtetes Bauen» und derWunsch nach Privatsphäre und Behaglichkeit durchausmiteinander vereinbaren lassen – beste Voraussetzungendafür, dass sich der eine oder andere leichten Herzensverabschiedet vom «Traum vom eigenen Haus».

GEBÄUDE ALS SYSTEM08 Textiles Tragwerksystem: Patentiertes Pavillonkonzept11 Information zu Bauprojekten: Potenzial nutzbar machen12 Materialbibliothek für Kunst und Architektur:

Inspiration zum Anfassen14 Luftqualität in Räumen: Wichtig für die Gesundheit16 Mehrfamilienhäuser mit Einfamilienhausqualitäten:

Clevere Lösungen für den Landschaftsschutz22 Ambitioniert: Bewerbung für den Solar Decathlon 2014

Sigrid Cariola, Chefredaktorin Einfamilienhaus: Idyll auf Kosten der Landschaft seite 16

Mit Kreativität dieLandschaft schützen

editORial iNHalt

04 sPektRum

06 NameN

24 maNaGemeNt Familienunternehmen im Fokus26 taleNtieRt Regula Mühlemann singt sich nach oben30 sCHauPlatZ Musiktrouvaillen fürs Schulzimmer32 iNteRVieW Carl Elsener, CEO Victorinox37 PlädOyeR Markus Hodel38 studieNkOsteN Fachhochschulen lehren effizient40 umFRaGe Was braucht es für die Selbstständigkeit?42 WeRksCHau Der Kreativnachwuchs präsentiert sich44 staNdORtFöRdeRuNG Sportevents unter der Lupe45 exkuRs Soziokultur im ZentrumKarl der Grosse46 NaCHRiCHteN/WettbeWeRb

48 aGeNda

49 medieNeCHO

50 absOlVeNt Urs Traxel

Carl Elsener seite 32Im Raum der Farben seite 12

Page 3: Das Magazin - Ausgabe 10

Unsere Muse

Die besten Ideen

für die Bekämpfung einer

Krankheit finden wir oft

im Verursacher selbst:

indem wir zum Beispiel einem

Virus auf den Grund gehen.

Unsere Innovationen

helfen Millionen Menschen,

indem sie Leid lindern und

Lebensqualität verbessern.

Wir geben Hoffnung.

Innovation für die Gesundheit

Konzertkarten Lucerne Festival 2012:

Studierende und Roche-Mitarbeitende

erhalten im Vorverkauf 50% Rabatt auf

ausgewählte Konzerte.

Details und Buchung auf:

http://commissions.roche.ch

3Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Lau

raJurt

(Illustration),Fa

bianBiasio,M

artinVoge

l

Liebe Leserin, lieber Leser

Seit 2004 fressen sich Jahr für Jahr 10’000neue Einfamilienhäuser in die Landschaft, werden rund35 Quadratkilometer Boden zubetoniert. Die Gründefür die Zersiedelung der Schweiz sind vielfältig: niedrigeHypozinsen, steigende Einwohnerzahlen, wachsenderPlatzbedarf eines jeden Einzelnen. Und die Gemeindenbuhlen mit ihrer Raumplanung um Zuzüger, getreu derebenso simplen wie falschen Gleichung «mehr Einfamili-enhausbesitzer = mehr Steuererträge». Als Verstärkerwirkt zudem die immer besser ausgebaute Infrastrukturfür den Individual- und den öffentlichen Verkehr.

Für ein so vielschichtiges Problem gibt es keine ein-fache und vor allem keine disziplinäre Lösung. Hoff-nungsvolle Ansätze bietet ein Projekt der DepartementeTechnik & Architektur und Soziale Arbeit (ab S. 16).Wissenschaftler untersuchten, wie sich die Wohnqualitätvon ressourcenintensiven Einfamilienhäusern aufMehrfamilienhäuser übertragen lässt. An acht Modellenzeigen sie, dass sich «verdichtetes Bauen» und derWunsch nach Privatsphäre und Behaglichkeit durchausmiteinander vereinbaren lassen – beste Voraussetzungendafür, dass sich der eine oder andere leichten Herzensverabschiedet vom «Traum vom eigenen Haus».

GEBÄUDE ALS SYSTEM08 Textiles Tragwerksystem: Patentiertes Pavillonkonzept11 Information zu Bauprojekten: Potenzial nutzbar machen12 Materialbibliothek für Kunst und Architektur:

Inspiration zum Anfassen14 Luftqualität in Räumen: Wichtig für die Gesundheit16 Mehrfamilienhäuser mit Einfamilienhausqualitäten:

Clevere Lösungen für den Landschaftsschutz22 Ambitioniert: Bewerbung für den Solar Decathlon 2014

Sigrid Cariola, Chefredaktorin Einfamilienhaus: Idyll auf Kosten der Landschaft seite 16

Mit Kreativität dieLandschaft schützen

editORial iNHalt

04 sPektRum

06 NameN

24 maNaGemeNt Familienunternehmen im Fokus26 taleNtieRt Regula Mühlemann singt sich nach oben30 sCHauPlatZ Musiktrouvaillen fürs Schulzimmer32 iNteRVieW Carl Elsener, CEO Victorinox37 PlädOyeR Markus Hodel38 studieNkOsteN Fachhochschulen lehren effizient40 umFRaGe Was braucht es für die Selbstständigkeit?42 WeRksCHau Der Kreativnachwuchs präsentiert sich44 staNdORtFöRdeRuNG Sportevents unter der Lupe45 exkuRs Soziokultur im ZentrumKarl der Grosse46 NaCHRiCHteN/WettbeWeRb

48 aGeNda

49 medieNeCHO

50 absOlVeNt Urs Traxel

Carl Elsener seite 32Im Raum der Farben seite 12

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4 Hochschule Luzern 2 | 2012

sPektRum

2011

2010

2009

2008

Anzahl Studierende nach VZÄKosten pro Studierende/n(in 1’000 CHF)

4’233 (Personen: 5’164)25,85

26,52

29,48

29,95

4’034 (Personen: 4’859)

3’345 (Personen: 4’386)

2’932 (Personen: 3’662)

Studierendenzahlen gestiegen –Kosten gesunken

2011 waren an der Hochschule Luzern 5’164 Studierende für einVollzeit-, Teilzeit- oder berufsbegleitendes Studium eingeschrieben – soviele wie noch nie. Rechnet man diese Zahl in Vollzeitäquivalente um,entspricht dies 4’233 Studierenden. Gleichzeitig sanken die Kostenpro Person laufend und liegen 12% unter dem Mittelwert aller SchweizerFachhochschulen (Bundesamt für Berufsbildung und Technologie[BBT], Wert 2010: 29’320 CHF).

Enge Kooperationmit IBMDasDepartement Technik&Architekturund IBM, eines der weltgrössten IT-Un-ternehmen, haben die Swiss EnterpriseComputing Association gegründet. DerVerein will die Zusammenarbeit im Be-reich Unternehmens-IT stärken. BeidePartner profitieren von der Kooperation:IBM bietet etwa Praktikumsplätze undTeilzeitstellen für Studierende an, sodassdiese bereits während des Studiums Be-rufserfahrung sammeln können. Zudemstattet das Unternehmen die Hochschulemit einem Grossrechner aus und stelltSoftware für Lehre und Forschung zurVerfügung. IBMprofitiert von den frischenIdeen der Studierenden und knüpft ersteKontakte zu potenziellenMitarbeitenden.Auch bezüglich studentischer Projekt-undDiplomarbeiten sowie anwendungs-orientierter Forschung und Entwicklungist eine engere Zusammenarbeit geplant.

Scharfer Blick aufFussballheldenAuch zur bevorstehenden Europameis-terschaft in der Ukraine und in Polen er-scheint ein Tschuttiheftli. Die Mann-schaften wurden von 35 Grafikerinnenund Grafikern porträtiert. Mehr als dieHälfte von ihnen ist eng mit der Hoch-schule Luzern verbunden: Einige von ih-nen absolvierten hier ihre Ausbildung,andere studieren oder arbeiten heute ander Hochschule. Zum ersten Mal wirddas Sammelalbum auch in Deutschlandvertrieben. Die Bildli zeigen sämtlicheTeams und Stadien, aber auch die Schwei-zer Nationalmannschaft – die in der Vor-runde unterging. Herausgegeben wirddas Tschuttiheftli vom gleichnamigenLuzerner Verein.www.tschuttiheft.li

Fussballfiebertrifft Sammelwut:mitgestaltet vonGrafikern derHochschule Luzern.

5Hochschule Luzern 2 | 2012

Obwohl die Bahn auf dem Vormarsch ist, bleibt das Auto wichtigstes Verkehrsmittel.Fotos:Yvo

nneSc

hütz,iStock

photo

/Dav

idSu

csy,

Key

stone/Gae

tanBally

Motivation:Üben zu zweit fälltleichter

Soziale Stellung beeinflusst Mobilität

Während der Flötenunterricht in derGruppe Spass macht, üben die meistenKinder nur ungern allein im stillen Käm-merlein. Um die Musikbegeisterung desNachwuchses am Leben zu erhalten,entwickelte die Hochschule Luzern –Musik das Modell «Uebe-Coaching».Während des Praxistests an der Musik-schule Sarnen übte einmal pro Wocheein Jugendlicher mit einem Kind zuHause. Was die beiden einstudierten,hatte zuvor ein Musikpädagoge definiert.Fazit: Die Kinder warenmotivierter underreichten die Lernziele schneller alsallein. Aber auch der jugendliche Coachprofitiert: Er lernt, Verantwortung zuübernehmen. In Sarnen wird das Modellnun praktiziert, und auch die BaslerMusikschule beider Frenkentäler wen-det es an. Eine Anleitung für Musikschu-len findet sich unter:www.hslu.ch/musik-forschungspublikationen

Etwa einer halben Erdumrundung ent-spricht die Distanz, die ein SchweizerEinwohner im Durchschnitt jährlich zu-rücklegt: 20’500 Kilometer. Für den Mik-rozensus Mobilität und Verkehr 2010 un-tersuchten die Bundesämter für Statistikund Raumentwicklung das Verkehrsver-halten der Schweizer Bevölkerung. Faktist, dassmehrMenschen als früher den Zugnehmen, das wichtigste Verkehrsmittelaber das Auto bleibt. Befragt wurden63’000 Personen. An der Auswertungwaren auch Experten der HochschuleLuzern – Wirtschaft beteiligt. Sie verfei-

nerten das Auswertungssystem aus demJahr 2005 und nahmen die soziodemogra-fischen Kriterien genauer unter die Lupe.«Interessant ist, dass sich soziale Unter-schiede im Mobilitätsverhalten frappantzeigen», erklärt Helmut Schad, Projektlei-ter der Hochschule Luzern. Eine Personaus einem einkommensstarken Haushaltlegtmit über 12’344 Kilometern allein aufPrivat- undGeschäftsreisenmehr Kilome-ter zurück als eine Person aus einem ein-kommensschwachenHaushalt insgesamtüber das ganze Jahr. Weitere Informatio-nen: www.statistik.admin.ch

Kilowattstunden Strom verbrauchten die Departemente der HochschuleLuzern 2011. Das ist gleich viel, wie für die Beleuchtung des 16,9 Kilometerlangen Gotthard-Strassentunnels nötig ist. Mehr als die Hälfte desStroms beanspruchte das Departement Technik & Architektur in Horw mitseinen Labors und dem dort ansässigen Rechenzentrum. Alleinder Betrieb zentraler Server und Netzwerkkomponenten verschlang429’739 Kilowattstunden.

4’088’084

Musikschulen in Sarnen (OW) und Baselnutzen das «Uebe-Coaching» bereits.

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4 Hochschule Luzern 2 | 2012

sPektRum

2011

2010

2009

2008

Anzahl Studierende nach VZÄKosten pro Studierende/n(in 1’000 CHF)

4’233 (Personen: 5’164)25,85

26,52

29,48

29,95

4’034 (Personen: 4’859)

3’345 (Personen: 4’386)

2’932 (Personen: 3’662)

Studierendenzahlen gestiegen –Kosten gesunken

2011 waren an der Hochschule Luzern 5’164 Studierende für einVollzeit-, Teilzeit- oder berufsbegleitendes Studium eingeschrieben – soviele wie noch nie. Rechnet man diese Zahl in Vollzeitäquivalente um,entspricht dies 4’233 Studierenden. Gleichzeitig sanken die Kostenpro Person laufend und liegen 12% unter dem Mittelwert aller SchweizerFachhochschulen (Bundesamt für Berufsbildung und Technologie[BBT], Wert 2010: 29’320 CHF).

Enge Kooperationmit IBMDasDepartement Technik&Architekturund IBM, eines der weltgrössten IT-Un-ternehmen, haben die Swiss EnterpriseComputing Association gegründet. DerVerein will die Zusammenarbeit im Be-reich Unternehmens-IT stärken. BeidePartner profitieren von der Kooperation:IBM bietet etwa Praktikumsplätze undTeilzeitstellen für Studierende an, sodassdiese bereits während des Studiums Be-rufserfahrung sammeln können. Zudemstattet das Unternehmen die Hochschulemit einem Grossrechner aus und stelltSoftware für Lehre und Forschung zurVerfügung. IBMprofitiert von den frischenIdeen der Studierenden und knüpft ersteKontakte zu potenziellenMitarbeitenden.Auch bezüglich studentischer Projekt-undDiplomarbeiten sowie anwendungs-orientierter Forschung und Entwicklungist eine engere Zusammenarbeit geplant.

Scharfer Blick aufFussballheldenAuch zur bevorstehenden Europameis-terschaft in der Ukraine und in Polen er-scheint ein Tschuttiheftli. Die Mann-schaften wurden von 35 Grafikerinnenund Grafikern porträtiert. Mehr als dieHälfte von ihnen ist eng mit der Hoch-schule Luzern verbunden: Einige von ih-nen absolvierten hier ihre Ausbildung,andere studieren oder arbeiten heute ander Hochschule. Zum ersten Mal wirddas Sammelalbum auch in Deutschlandvertrieben. Die Bildli zeigen sämtlicheTeams und Stadien, aber auch die Schwei-zer Nationalmannschaft – die in der Vor-runde unterging. Herausgegeben wirddas Tschuttiheftli vom gleichnamigenLuzerner Verein.www.tschuttiheft.li

Fussballfiebertrifft Sammelwut:mitgestaltet vonGrafikern derHochschule Luzern.

5Hochschule Luzern 2 | 2012

Obwohl die Bahn auf dem Vormarsch ist, bleibt das Auto wichtigstes Verkehrsmittel.Fotos:Yvo

nneSc

hütz,iStock

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/Dav

idSu

csy,

Key

stone/Gae

tanBally

Motivation:Üben zu zweit fälltleichter

Soziale Stellung beeinflusst Mobilität

Während der Flötenunterricht in derGruppe Spass macht, üben die meistenKinder nur ungern allein im stillen Käm-merlein. Um die Musikbegeisterung desNachwuchses am Leben zu erhalten,entwickelte die Hochschule Luzern –Musik das Modell «Uebe-Coaching».Während des Praxistests an der Musik-schule Sarnen übte einmal pro Wocheein Jugendlicher mit einem Kind zuHause. Was die beiden einstudierten,hatte zuvor ein Musikpädagoge definiert.Fazit: Die Kinder warenmotivierter underreichten die Lernziele schneller alsallein. Aber auch der jugendliche Coachprofitiert: Er lernt, Verantwortung zuübernehmen. In Sarnen wird das Modellnun praktiziert, und auch die BaslerMusikschule beider Frenkentäler wen-det es an. Eine Anleitung für Musikschu-len findet sich unter:www.hslu.ch/musik-forschungspublikationen

Etwa einer halben Erdumrundung ent-spricht die Distanz, die ein SchweizerEinwohner im Durchschnitt jährlich zu-rücklegt: 20’500 Kilometer. Für den Mik-rozensus Mobilität und Verkehr 2010 un-tersuchten die Bundesämter für Statistikund Raumentwicklung das Verkehrsver-halten der Schweizer Bevölkerung. Faktist, dassmehrMenschen als früher den Zugnehmen, das wichtigste Verkehrsmittelaber das Auto bleibt. Befragt wurden63’000 Personen. An der Auswertungwaren auch Experten der HochschuleLuzern – Wirtschaft beteiligt. Sie verfei-

nerten das Auswertungssystem aus demJahr 2005 und nahmen die soziodemogra-fischen Kriterien genauer unter die Lupe.«Interessant ist, dass sich soziale Unter-schiede im Mobilitätsverhalten frappantzeigen», erklärt Helmut Schad, Projektlei-ter der Hochschule Luzern. Eine Personaus einem einkommensstarken Haushaltlegtmit über 12’344 Kilometern allein aufPrivat- undGeschäftsreisenmehr Kilome-ter zurück als eine Person aus einem ein-kommensschwachenHaushalt insgesamtüber das ganze Jahr. Weitere Informatio-nen: www.statistik.admin.ch

Kilowattstunden Strom verbrauchten die Departemente der HochschuleLuzern 2011. Das ist gleich viel, wie für die Beleuchtung des 16,9 Kilometerlangen Gotthard-Strassentunnels nötig ist. Mehr als die Hälfte desStroms beanspruchte das Departement Technik & Architektur in Horw mitseinen Labors und dem dort ansässigen Rechenzentrum. Alleinder Betrieb zentraler Server und Netzwerkkomponenten verschlang429’739 Kilowattstunden.

4’088’084

Musikschulen in Sarnen (OW) und Baselnutzen das «Uebe-Coaching» bereits.

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6 Hochschule Luzern 2 | 2012

NameN

Christoph LengwilerWirbelt seit 15 Jahrenfür das IFZ

Jennifer Perez FelixVerknüpft Tauschbörsemit Sensibilisierung«Ich shoppe gern», sagt Jennifer PerezFelix (23), «aber seit ichmich nähermit derKleiderproduktion befasst habe, binich eine kritischere Konsumentin gewor-den.» Die angehende Soziokulturelle

Maréchaux Elektro AGSempacherstrasse 66003 LuzernTel. 041 319 44 [email protected]

ElektroinstallationenTelefonanlagenEDV-VernetzungenAutomationProjektierungen24-Stunden Service

Mit Begeisterung unterstützen wir die Bildung

1997 ging Christoph Lengwiler im Auf-trag der Hochschule Luzern allein nachZug und baute das Institut für Finanz-dienstleistungen Zug IFZ auf. Heute bie-tet das Institut 70Mitarbeitenden und 300Studierenden in der Aus- und Wei-terbildung Platz. Es ist eine Anlaufstellefür Nachwuchsleute aus der Finanzbran-che geworden. «Diese Entwicklung warnurmöglich, weil bei uns immer alle amgleichen Strick zogen», sagt ChristophLengwiler. Der Krienser hat viele Talente:Als Dozent vermittelt er die komplexenInhalte der Finanzwelt, als Verwaltungs-rat der Luzerner Kantonalbank und einer

Investmentfirma bewegt er sich durchebendiese, für die CVP wirkt er auf dempolitischen Parkett. Der Bundesrat beriefihn kürzlich in den Bankrat der Schwei-zerischenNationalbank. Deshalb verlässtChristoph Lengwiler nun den LuzernerKantonsrat. Auftanken kann der 53-Jäh-rige mit seiner Frau Helen und den zweiBuben Leo und Beda im Goms beimWandern, Skifahren und Skaten.

7Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:AschiM

eyer,S

wissLUG,zVg

Luc BollFühlte den Gästen vonSAC-Hütten den PulsDomenico Catalano

Spielt in der ersten Liga «Meine Lieblingshütte ist die Medelser-hütte bei Disentis: eine von einemfreundlichen Team geführte, traditio-nelle SAC-Hütte», erzählt Luc Boll (33),derzeit im Master-Studium Tourismus,der für den Schweizer Alpen-Club (SAC)eine Gästeumfrage durchführte. Im Rah-men eines Praktikums befragte er über1’200 Hüttenbesucher, analysierte dieDaten und schlug darauf aufbauendMassnahmen vor. Die wichtigsten Ergeb-nisse: Über 50 Prozent der heutigen Hüt-tengäste sind keine «Rotsocken-Wande-rer» mehr: «Outdoor-Sport ist einLebensstil geworden», hält Boll fest. DieMehrheit der Gäste findet es zudem inOrdnung, dass nicht alle UnterkünfteDuschen oder Internet bieten. «Der SACnutzt die Umfrageergebnisse nun dazu,das Hüttenkonzept zu überarbeiten», sagt

Boll. Er selbst übernachtet pro Jahr vier,fünf Mal in SAC-Hütten, ist aber kein an-gefressener Berggänger: «Dass ich meinPraktikum beim SAC absolviert habe,war ein glücklicher Zufall.»

Noch vor seinemMaster-Abschluss erfülltesich für Domenico Catalano, wovon an-dere Musiker ein Leben lang träumen: ImSommer tritt er eine feste Stelle als Basspo-saunist beimZürcher Tonhalle-Orchesteran. «Diese begehrte Stelle so jung zu be-kommen, hat manchen Kollegen beein-druckt», so Catalano. Früher hätte er nie ge-dacht, dass man das Posaunenspiel zum

Elias ItenIst Herr der Lego-SteineWeil es zu kalt zum Snowboarden war,holte Maschinentechnik-Student EliasIten in den Ferien seine Lego-Technics-Sammlung vom Estrich mit dem Ziel,eine kuppelbare Miniatur-Seilbahn zubauen. «Ich habe schon als Kind gerneSachen gebaut, die der Lego-Kasten nichtvorsah», erklärt der 23-Jährige aus Diet-wil (AG). Nach 300 arbeitsintensivenStunden fuhr die Bahn perfekt. Sie be-steht aus 5’000 Einzelteilen, 16 Motorenund einer programmierten Steuerung.«Als ich das meinen Kollegen erzählte,glaubten sie mir keinWort», erinnert sichIten. Als Beweis stellte er ein Video aufYoutube. Darauf meldete sich der Lego-Verein SwissLUG und lud den jungenTüftler an eine Ausstellung ein. Es folg-ten weitere in der Schweiz und inDeutschland. Sogar der dänische Spiel-warenhersteller wurde auf ihn aufmerk-sam: Im Februar 2013 darf Iten am Lego-Kongress in Kopenhagen teilnehmen.

Animatorin hat mitWalk-in Closet eineTauschbörse geschaffen: Jeder darf Klei-der abgeben und gratis Stücke mitneh-men. Perez Felix wollte damit nicht ein-fach ein neues Konsumangebot schaffen,sondern für die Produktionsbedingun-gen von Billigmode sensibilisieren. «Ichmöchte z.B. zeigen, wie viel Wasser dieHerstellung eines Shirts verbraucht. ImWalk-in Closet findet jedes Stück eineneue Trägerin und wird so etwas nach-haltiger.» Ans erste Walk-in Closet ka-men rund 350 Leute. Nun finden dieAnlässe bereits in diversen SchweizerStädten statt, ein Verein ist gegründetworden und Perez Felix berät Mitglieder,die einWalk-in Closet durchführen wol-len. «Wichtig ist, dass die Kleider gut prä-sentiert werden: Wühltische sind tabu.»

Berufmachen könne: «Dies zeigtemir erstmeinMusiklehrer auf.» Auf das ProbespielAnfang Jahr bereitete sich der 24-Jährigevor wie auf einen Wettkampf. Die mehr-stündige Prozedur mit 23 Mitbewerbernaus aller Welt verlangte ihm musikalischund mental alles ab: «Wichtig ist die Kon-zentrationsfähigkeit», erklärt er. «MeinDo-zent hat mich gelehrt, mich auf den Mo-ment zu fokussieren und nicht ablenken zulassen.»Mit demStudiummöchte Catalanofür eineWeile pausieren, um sich ganz sei-ner neuenAufgabe zuwidmen. Sein ersterAuftritt ist am 22. August mit der Tschai-kowsky-Ouvertüre «Romeo und Julia».

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6 Hochschule Luzern 2 | 2012

NameN

Christoph LengwilerWirbelt seit 15 Jahrenfür das IFZ

Jennifer Perez FelixVerknüpft Tauschbörsemit Sensibilisierung«Ich shoppe gern», sagt Jennifer PerezFelix (23), «aber seit ichmich nähermit derKleiderproduktion befasst habe, binich eine kritischere Konsumentin gewor-den.» Die angehende Soziokulturelle

Maréchaux Elektro AGSempacherstrasse 66003 LuzernTel. 041 319 44 [email protected]

ElektroinstallationenTelefonanlagenEDV-VernetzungenAutomationProjektierungen24-Stunden Service

Mit Begeisterung unterstützen wir die Bildung

1997 ging Christoph Lengwiler im Auf-trag der Hochschule Luzern allein nachZug und baute das Institut für Finanz-dienstleistungen Zug IFZ auf. Heute bie-tet das Institut 70Mitarbeitenden und 300Studierenden in der Aus- und Wei-terbildung Platz. Es ist eine Anlaufstellefür Nachwuchsleute aus der Finanzbran-che geworden. «Diese Entwicklung warnurmöglich, weil bei uns immer alle amgleichen Strick zogen», sagt ChristophLengwiler. Der Krienser hat viele Talente:Als Dozent vermittelt er die komplexenInhalte der Finanzwelt, als Verwaltungs-rat der Luzerner Kantonalbank und einer

Investmentfirma bewegt er sich durchebendiese, für die CVP wirkt er auf dempolitischen Parkett. Der Bundesrat beriefihn kürzlich in den Bankrat der Schwei-zerischenNationalbank. Deshalb verlässtChristoph Lengwiler nun den LuzernerKantonsrat. Auftanken kann der 53-Jäh-rige mit seiner Frau Helen und den zweiBuben Leo und Beda im Goms beimWandern, Skifahren und Skaten.

7Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:AschiM

eyer,S

wissLUG,zVg

Luc BollFühlte den Gästen vonSAC-Hütten den PulsDomenico Catalano

Spielt in der ersten Liga «Meine Lieblingshütte ist die Medelser-hütte bei Disentis: eine von einemfreundlichen Team geführte, traditio-nelle SAC-Hütte», erzählt Luc Boll (33),derzeit im Master-Studium Tourismus,der für den Schweizer Alpen-Club (SAC)eine Gästeumfrage durchführte. Im Rah-men eines Praktikums befragte er über1’200 Hüttenbesucher, analysierte dieDaten und schlug darauf aufbauendMassnahmen vor. Die wichtigsten Ergeb-nisse: Über 50 Prozent der heutigen Hüt-tengäste sind keine «Rotsocken-Wande-rer» mehr: «Outdoor-Sport ist einLebensstil geworden», hält Boll fest. DieMehrheit der Gäste findet es zudem inOrdnung, dass nicht alle UnterkünfteDuschen oder Internet bieten. «Der SACnutzt die Umfrageergebnisse nun dazu,das Hüttenkonzept zu überarbeiten», sagt

Boll. Er selbst übernachtet pro Jahr vier,fünf Mal in SAC-Hütten, ist aber kein an-gefressener Berggänger: «Dass ich meinPraktikum beim SAC absolviert habe,war ein glücklicher Zufall.»

Noch vor seinemMaster-Abschluss erfülltesich für Domenico Catalano, wovon an-dere Musiker ein Leben lang träumen: ImSommer tritt er eine feste Stelle als Basspo-saunist beimZürcher Tonhalle-Orchesteran. «Diese begehrte Stelle so jung zu be-kommen, hat manchen Kollegen beein-druckt», so Catalano. Früher hätte er nie ge-dacht, dass man das Posaunenspiel zum

Elias ItenIst Herr der Lego-SteineWeil es zu kalt zum Snowboarden war,holte Maschinentechnik-Student EliasIten in den Ferien seine Lego-Technics-Sammlung vom Estrich mit dem Ziel,eine kuppelbare Miniatur-Seilbahn zubauen. «Ich habe schon als Kind gerneSachen gebaut, die der Lego-Kasten nichtvorsah», erklärt der 23-Jährige aus Diet-wil (AG). Nach 300 arbeitsintensivenStunden fuhr die Bahn perfekt. Sie be-steht aus 5’000 Einzelteilen, 16 Motorenund einer programmierten Steuerung.«Als ich das meinen Kollegen erzählte,glaubten sie mir keinWort», erinnert sichIten. Als Beweis stellte er ein Video aufYoutube. Darauf meldete sich der Lego-Verein SwissLUG und lud den jungenTüftler an eine Ausstellung ein. Es folg-ten weitere in der Schweiz und inDeutschland. Sogar der dänische Spiel-warenhersteller wurde auf ihn aufmerk-sam: Im Februar 2013 darf Iten am Lego-Kongress in Kopenhagen teilnehmen.

Animatorin hat mitWalk-in Closet eineTauschbörse geschaffen: Jeder darf Klei-der abgeben und gratis Stücke mitneh-men. Perez Felix wollte damit nicht ein-fach ein neues Konsumangebot schaffen,sondern für die Produktionsbedingun-gen von Billigmode sensibilisieren. «Ichmöchte z.B. zeigen, wie viel Wasser dieHerstellung eines Shirts verbraucht. ImWalk-in Closet findet jedes Stück eineneue Trägerin und wird so etwas nach-haltiger.» Ans erste Walk-in Closet ka-men rund 350 Leute. Nun finden dieAnlässe bereits in diversen SchweizerStädten statt, ein Verein ist gegründetworden und Perez Felix berät Mitglieder,die einWalk-in Closet durchführen wol-len. «Wichtig ist, dass die Kleider gut prä-sentiert werden: Wühltische sind tabu.»

Berufmachen könne: «Dies zeigtemir erstmeinMusiklehrer auf.» Auf das ProbespielAnfang Jahr bereitete sich der 24-Jährigevor wie auf einen Wettkampf. Die mehr-stündige Prozedur mit 23 Mitbewerbernaus aller Welt verlangte ihm musikalischund mental alles ab: «Wichtig ist die Kon-zentrationsfähigkeit», erklärt er. «MeinDo-zent hat mich gelehrt, mich auf den Mo-ment zu fokussieren und nicht ablenken zulassen.»Mit demStudiummöchte Catalanofür eineWeile pausieren, um sich ganz sei-ner neuenAufgabe zuwidmen. Sein ersterAuftritt ist am 22. August mit der Tschai-kowsky-Ouvertüre «Romeo und Julia».

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8 Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Mar

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Gebäude als system / KonstruKtion

WoÄsthetiksich entfaltetEin Architekt und eine Textildesignerin der HochschuleLuzern entwickelten ein Tragwerksystem aus Textil. Damitwerden ebenso leichte wie stabile Pavillons möglich, dieoptisch erst noch reizvoller wirken als klassische Eventzelte.

Zahllose Stangen, Spannseileunterschiedlicher Länge und ein unför-miges Stoffgebilde – ein Zelt aufzubauen,ist kein Vergnügen. Richtig aufwändigwird es bei grossen Festzelten.Weil Ver-anstalter von Messen oder kulturellenEvents nicht nur Wert auf Funktionali-tät legen, sondern auch ästhetischeAnsprüche haben, arbeiten Forschendeder Hochschule Luzern an einem neuenKonzept für Ausstellungs- und Event-pavillons. In einem Teilprojekt suchtenAlexander Lempke vomKompetenzzen-trum Material, Struktur & Energie inArchitektur und Tina Moor vom Kom-petenzzentrum Products & Textiles nacheinem Tragwerksystem aus Stoff, das alsErsatz für Grosszelte geeignet ist. Es solltematerialsparend sowie leicht zu hand-haben sein und dabei gleichzeitig höhereKomfortansprüche erfüllen.

Während Tina Moor für erste Modelleverschiedene Papierfalttechniken anwen-dete, arbeitete Alexander Lempke mitStoffen, auf die er Holzstäbe klebte. DieKombination aus beiden Ansätzen führtezur entscheidenden Erkenntnis: Gewebelässt sich mit der Platzierung von Stütz-stäben in nahezu jede beliebige Form «fal-ten». Die Grundidee eines textilen Trag-werks war geboren.

Von zwei- zu dreidimensional«Textilien lassen sich sehr einfach vonder Zwei- in die Dreidimensionalitätüberführen. Für unser Vorhaben wardies der interessanteste Ansatz», erläu-tert Tina Moor die Vorzüge des Materi-als. Zudem ist textiles Gewebe auf Zugbelastbar:Während bei herkömmlichenZelten Stäbe die Druckkräfte und Seiledie Zugkräfte aufnehmen, besteht das

neuartige Tragsystem aus einemGewebeund aus Stäben. Die Stäbe berühren sichnicht, sondern sind nur über das Textilverbunden. Es braucht weder Knotennoch Gelenke, Bolzen, Schrauben oderähnliche störungsanfällige Verbindungs-punkte. «Aus der Anordnung der Stäbeund dem Verhältnis zwischen Stab-abstand und Stabüberlappung ergibt sicheine Art Systemcode. Damit kann fürpraktisch jede geometrische Form diepassende Konstruktion errechnet wer-den», so Alexander Lempke.

Damit das Gefüge wirklich stabil ist,spielen weitere Faktoren eine Rolle: etwadie Festigkeit des Gewebes, das Materialder Stäbe und die Art, wie sie am Textilbefestigt werden. «Die Enden und Kan-ten der Stäbe dürfen das Textil im Laufeder Zeit nicht beschädigen», führt dieTextildesignerin aus. Der Pavillon solldie Menschen vor Wind und Wetterschützen, sich schnell aufbauen undplatzsparend lagern lassen und selbstnach hundertmaligem Auf- und Abbaunicht verschlissen wirken. Und bei all-dem soll er auch noch eine schöne Formhaben und einladend wirken.

Alexander Lempke und seine Kolle-gin nahmen in einem nächsten Schrittdie Materialeigenschaften verschiedenerStoffe unter die Lupe, sie testeten Artenund Platzierungen von Nähten, welchedie Stäbe später halten sollten, undbauten verschiedene kleine Modelle.

Praxistest an der SwissbauWas im Kleinen funktionierte, sollteschliesslich auch im grossen Massstabgetestet werden, und zwar als Teil einesPavillons an der Swissbau, der Messe derBau- und Immobilienwirtschaft. In die-ser Phase beteiligten sich auch Unterneh-men an dem Vorhaben: Das Gewebe,einen herkömmlichen Sonnenschutz-stoff, sponserte die Firma TersuisseMultifils AG aus Emmenbrücke (LU). Zu-sammengenäht wurde das Tragwerk beiHP Gasser, einem Membranbauer inLungern (OW). Das System sorgte an derMesse für viel Aufsehen: «Man könnte

Tina Moor zeigt,dass sich mitder unterschied-lichen Anordnungder Stäbe jedeForm konstruierenlässt.

Hoch hinaus: Daspatentierte Tragwerk-system von AlexanderLempke (Bild) undTina Moor ist weltweiteinzigartig.

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8 Hochschule Luzern 2 | 2012

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Gebäude als system / KonstruKtion

WoÄsthetiksich entfaltetEin Architekt und eine Textildesignerin der HochschuleLuzern entwickelten ein Tragwerksystem aus Textil. Damitwerden ebenso leichte wie stabile Pavillons möglich, dieoptisch erst noch reizvoller wirken als klassische Eventzelte.

Zahllose Stangen, Spannseileunterschiedlicher Länge und ein unför-miges Stoffgebilde – ein Zelt aufzubauen,ist kein Vergnügen. Richtig aufwändigwird es bei grossen Festzelten.Weil Ver-anstalter von Messen oder kulturellenEvents nicht nur Wert auf Funktionali-tät legen, sondern auch ästhetischeAnsprüche haben, arbeiten Forschendeder Hochschule Luzern an einem neuenKonzept für Ausstellungs- und Event-pavillons. In einem Teilprojekt suchtenAlexander Lempke vomKompetenzzen-trum Material, Struktur & Energie inArchitektur und Tina Moor vom Kom-petenzzentrum Products & Textiles nacheinem Tragwerksystem aus Stoff, das alsErsatz für Grosszelte geeignet ist. Es solltematerialsparend sowie leicht zu hand-haben sein und dabei gleichzeitig höhereKomfortansprüche erfüllen.

Während Tina Moor für erste Modelleverschiedene Papierfalttechniken anwen-dete, arbeitete Alexander Lempke mitStoffen, auf die er Holzstäbe klebte. DieKombination aus beiden Ansätzen führtezur entscheidenden Erkenntnis: Gewebelässt sich mit der Platzierung von Stütz-stäben in nahezu jede beliebige Form «fal-ten». Die Grundidee eines textilen Trag-werks war geboren.

Von zwei- zu dreidimensional«Textilien lassen sich sehr einfach vonder Zwei- in die Dreidimensionalitätüberführen. Für unser Vorhaben wardies der interessanteste Ansatz», erläu-tert Tina Moor die Vorzüge des Materi-als. Zudem ist textiles Gewebe auf Zugbelastbar:Während bei herkömmlichenZelten Stäbe die Druckkräfte und Seiledie Zugkräfte aufnehmen, besteht das

neuartige Tragsystem aus einemGewebeund aus Stäben. Die Stäbe berühren sichnicht, sondern sind nur über das Textilverbunden. Es braucht weder Knotennoch Gelenke, Bolzen, Schrauben oderähnliche störungsanfällige Verbindungs-punkte. «Aus der Anordnung der Stäbeund dem Verhältnis zwischen Stab-abstand und Stabüberlappung ergibt sicheine Art Systemcode. Damit kann fürpraktisch jede geometrische Form diepassende Konstruktion errechnet wer-den», so Alexander Lempke.

Damit das Gefüge wirklich stabil ist,spielen weitere Faktoren eine Rolle: etwadie Festigkeit des Gewebes, das Materialder Stäbe und die Art, wie sie am Textilbefestigt werden. «Die Enden und Kan-ten der Stäbe dürfen das Textil im Laufeder Zeit nicht beschädigen», führt dieTextildesignerin aus. Der Pavillon solldie Menschen vor Wind und Wetterschützen, sich schnell aufbauen undplatzsparend lagern lassen und selbstnach hundertmaligem Auf- und Abbaunicht verschlissen wirken. Und bei all-dem soll er auch noch eine schöne Formhaben und einladend wirken.

Alexander Lempke und seine Kolle-gin nahmen in einem nächsten Schrittdie Materialeigenschaften verschiedenerStoffe unter die Lupe, sie testeten Artenund Platzierungen von Nähten, welchedie Stäbe später halten sollten, undbauten verschiedene kleine Modelle.

Praxistest an der SwissbauWas im Kleinen funktionierte, sollteschliesslich auch im grossen Massstabgetestet werden, und zwar als Teil einesPavillons an der Swissbau, der Messe derBau- und Immobilienwirtschaft. In die-ser Phase beteiligten sich auch Unterneh-men an dem Vorhaben: Das Gewebe,einen herkömmlichen Sonnenschutz-stoff, sponserte die Firma TersuisseMultifils AG aus Emmenbrücke (LU). Zu-sammengenäht wurde das Tragwerk beiHP Gasser, einem Membranbauer inLungern (OW). Das System sorgte an derMesse für viel Aufsehen: «Man könnte

Tina Moor zeigt,dass sich mitder unterschied-lichen Anordnungder Stäbe jedeForm konstruierenlässt.

Hoch hinaus: Daspatentierte Tragwerk-system von AlexanderLempke (Bild) undTina Moor ist weltweiteinzigartig.

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GEFÜHL.

DAS

ABO-

Zum Beispiel mit unserem CHARTER-

ABO. Für junge Menschen bis 25 sowie

für Studierende/Auszubildende:

5 Vorstellungen nach freier Wahl für

CHF 50.– (CHF 10.– pro Vorstellung)

LUZERNERTHEATER...www.luzernertheater.ch

Neue

Website!

Gebäude als system / KonstruKtion

fast sagen, wir waren eine kleine Sensa-tion», erinnert sich Alexander Lempkelächelnd. Viele Besuchende, unter ihnenArchitekten und Bauherren, hättendarüber gestaunt, wie sich ein so leichtwirkendes Gebilde von selbst haltenkönne.

Suche beim Patentamt«Unser Ansatz, die Tragstruktur und dasschützende Element in eine Einheit zu

bringen, erschien mirso einfach wie genial»,so Lempke. Für denjungen Forscher wares deshalb kaum vor-stellbar, dass nicht be-reits andere auf die Ideegekommen sein soll-

ten. Im Internet fand er jedoch keinenHinweis auf derartige Systeme. Um Ge-wissheit zu haben, liess Lempke eineRecherche beim Eidgenössischen Insti-tut für Geistiges Eigentum in Bern ma-chen: «Wir sichteten über 2’500 Patenteweltweit, aber es gab noch nichts Ähnli-ches.» Und so meldete die HochschuleLuzern die optisch spannende und tech-nisch innovative Idee Anfang des Jahresunter demNamen «TexFold-System» zumPatent an. Simone Busch

Forschungsprojekt «Ausstel-lungs- und Eventpavillon»im interdisziplinären schwerpunkt«Gebäude als system» erarbeitendie departemente technik &architektur, Wirtschaft sowiedesign & kunst gemeinsam einkonzept für einen neuen ausstel-lungs- und eventpavillon. Zieldes Projektes ist es, einen Pavillonzu entwickeln, der höchsten an-sprüchen hinsichtlich Nutzung,design, architektur und energie-technik gerecht wird.

mehr zum texFold-system unter:www.hslu.ch/textiles-tragwerk

«Textil lässt sich sehreinfach in die Dreidimen-sionalität führen. Das

war für uns entscheidend.»Tina Moor, Textildesignerin

11Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Bau

des

Ban

khau

sesKro

chin

Leipzig(192

8).Q

uelle:C

hristophKau

fman

n,F

otoatelierHerman

n

Gebäude als system / BaustellenKommuniKation

Auf umfassendeInformation bauenJede Baustelle hat eine Bautafel, ihr Inhalt ist aber meistdürftig. Gerade die Nachbarschaft wüsste oft gerne genauer,was da entsteht. Ein Projekt der Hochschule Luzernzeigt Potenzial in der Kommunikation an Baustellen auf.

Ob neue Sportarena, Autobahn-abschnitt oder gleich ein ganzer Stadt-teil: In der Schweiz wird rege gebaut. DasBundesamt für Statistik beziffert die ge-samten Bauinvestitionen im Jahr 2010auf 57 Milliarden Franken. Egal, wo ge-baut wird, überall weisen Schilder dar-auf hin, was hier entstehen soll. «Obwohlviele Interessengruppen von grösserenBauprojekten betroffen sind und ein An-recht auf bestmögliche Information ha-ben, ist die Kommunikation vor Ort nichtzeitgemäss. Die Bautafeln erhalten kaumAufmerksamkeit», erklärt Simon Sant-schi von der Hochschule Luzern – De-sign & Kunst. Er leitet das Projekt «OnSite – Visualisierung von Entwurfs- undBauprozessen am Entstehungsort».

Santschi beobachtet, dass die Info-tafeln meistens aus den allernötigstenKennzahlen und einer Visualisierung be-stehen und sich vom Baubeginn bis zurFertigstellung kaum verändern. Diegesetzliche Regelung für die Beschrif-tungen ist rudimentär, nur gut sichtbarmüssen sie sein. Zu wenig, wie derDesignexperte findet: «Immerhin gehenBauprojekte oft mit weitreichendenVeränderungen der Umgebung einher.»Die Transformation eines Ortes wird sel-ten vermittelt. Dass es auch anders geht,zeigen prestigeträchtige Beispiele: etwader Gotthard-Basistunnel, wo aufgrunddes grossen InformationsbedürfnissesBesucherzentrenmit Ausstellungen undAnlässen eingerichtet wurden. Die In-formationsvermittlung bei solch gros-

sen Projekten kann durchaus als Vorbildfür mittlere Bauvorhaben dienen: «So-bald etwas fassbarer wird, weckt es mehrInteresse», erklärt Santschi.

Durch InformationÄngste nehmenUm die verschiedenen Ansprüche aneine Vor-Ort-Kommunikation an Bau-stellen zu sammeln, organisierten er undsein TeamWorkshopsmit Vertretern derBaubranche, Architektinnen und Archi-tekten sowie mit Personen aus Interes-sengruppen, etwa Quartiervereinen.Einer der Teilnehmer war Walter Graf,Bauökonom aus Luzern: «Öffentliche Ge-bäudemüssen schon beim Entstehungs-prozess bei den zukünftigen Nutzern

ankommen. Eine laufende, gut gestalteteBaustelleninformation ist hierfür am ef-fizientesten.» Bauherren werde immerbewusster, dass jede Baustelle ein Imagerepräsentiere. Die richtige Kommunika-tion kann Vorbehalte abbauen gegenüberLärm, Schmutz, Behinderung oder Kos-ten. Den künftigen Bau stärker zu visu-alisieren, ist auch ein grosses Anliegenvon Architekten: Anstelle von einfachenSchildern plädieren sie für dreidimensi-onale Umsetzungen, wenn möglich miteinem Blick in den Innenbereich. Vertre-ter öffentlicher Kreise wünschen sich ins-gesamt mehr Transparenz und Faktenzu einem Projekt.

Mit wenig Aufwandmehr NutzenAus Kostengründen kann nicht jede An-forderung erfüllt werden, mit wenigMühe liesse sich aber einiges herausho-len: Praktisch zu jedem Bauvorhaben gibtes ein architektonisches Modell oder einFassadenmuster, das gezeigt werdenkann. Eyecatcher sind auch grossflächigbedruckte Planen, die Optik und Dimen-sion des Baus vermitteln. Sie könntenzudem als Werbeplattform verkauftwerden. Und auch das einfache Baustel-lenschild hat Potenzial: So liessen sichetwa mehr Angaben zu Dauer, Bauauf-lagen, Materialien sowie zur Nutzungoder zur Integration ins Stadtbild ma-chen. «Ein Baustellenschild kostet meistunter 10’000 Franken. Würde man sichin der Entwurfsphase stärker mit den In-halten und der Gestaltung auseinander-setzen, käme es nicht viel teurer, hätteaber einen wesentlich höheren Nutzen»,so Santschi. Mit digitalen Schildern, diewechselnde Informationen präsentieren,liesse sich ebenfalls mehr Aufmerksam-keit für ein Bauvorhaben erzeugen.

Um die Verbesserungsmöglichkeitenund ihre Wirkung an einem konkretenBeispiel zu testen, plant das Projektteamnun die Umsetzung der Ideen in einemrealen Bauprojekt von grossem öffentli-chem Interesse und ist dafür bereitsmit verschiedenen Bauunternehmenim Gespräch. Simone Busch

Früher wie heute eher dürftig:die Vor-Ort-Information an Baustellen.

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Zum Beispiel mit unserem CHARTER-

ABO. Für junge Menschen bis 25 sowie

für Studierende/Auszubildende:

5 Vorstellungen nach freier Wahl für

CHF 50.– (CHF 10.– pro Vorstellung)

LUZERNERTHEATER...www.luzernertheater.ch

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Gebäude als system / KonstruKtion

fast sagen, wir waren eine kleine Sensa-tion», erinnert sich Alexander Lempkelächelnd. Viele Besuchende, unter ihnenArchitekten und Bauherren, hättendarüber gestaunt, wie sich ein so leichtwirkendes Gebilde von selbst haltenkönne.

Suche beim Patentamt«Unser Ansatz, die Tragstruktur und dasschützende Element in eine Einheit zu

bringen, erschien mirso einfach wie genial»,so Lempke. Für denjungen Forscher wares deshalb kaum vor-stellbar, dass nicht be-reits andere auf die Ideegekommen sein soll-

ten. Im Internet fand er jedoch keinenHinweis auf derartige Systeme. Um Ge-wissheit zu haben, liess Lempke eineRecherche beim Eidgenössischen Insti-tut für Geistiges Eigentum in Bern ma-chen: «Wir sichteten über 2’500 Patenteweltweit, aber es gab noch nichts Ähnli-ches.» Und so meldete die HochschuleLuzern die optisch spannende und tech-nisch innovative Idee Anfang des Jahresunter demNamen «TexFold-System» zumPatent an. Simone Busch

Forschungsprojekt «Ausstel-lungs- und Eventpavillon»im interdisziplinären schwerpunkt«Gebäude als system» erarbeitendie departemente technik &architektur, Wirtschaft sowiedesign & kunst gemeinsam einkonzept für einen neuen ausstel-lungs- und eventpavillon. Zieldes Projektes ist es, einen Pavillonzu entwickeln, der höchsten an-sprüchen hinsichtlich Nutzung,design, architektur und energie-technik gerecht wird.

mehr zum texFold-system unter:www.hslu.ch/textiles-tragwerk

«Textil lässt sich sehreinfach in die Dreidimen-sionalität führen. Das

war für uns entscheidend.»Tina Moor, Textildesignerin

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Gebäude als system / BaustellenKommuniKation

Auf umfassendeInformation bauenJede Baustelle hat eine Bautafel, ihr Inhalt ist aber meistdürftig. Gerade die Nachbarschaft wüsste oft gerne genauer,was da entsteht. Ein Projekt der Hochschule Luzernzeigt Potenzial in der Kommunikation an Baustellen auf.

Ob neue Sportarena, Autobahn-abschnitt oder gleich ein ganzer Stadt-teil: In der Schweiz wird rege gebaut. DasBundesamt für Statistik beziffert die ge-samten Bauinvestitionen im Jahr 2010auf 57 Milliarden Franken. Egal, wo ge-baut wird, überall weisen Schilder dar-auf hin, was hier entstehen soll. «Obwohlviele Interessengruppen von grösserenBauprojekten betroffen sind und ein An-recht auf bestmögliche Information ha-ben, ist die Kommunikation vor Ort nichtzeitgemäss. Die Bautafeln erhalten kaumAufmerksamkeit», erklärt Simon Sant-schi von der Hochschule Luzern – De-sign & Kunst. Er leitet das Projekt «OnSite – Visualisierung von Entwurfs- undBauprozessen am Entstehungsort».

Santschi beobachtet, dass die Info-tafeln meistens aus den allernötigstenKennzahlen und einer Visualisierung be-stehen und sich vom Baubeginn bis zurFertigstellung kaum verändern. Diegesetzliche Regelung für die Beschrif-tungen ist rudimentär, nur gut sichtbarmüssen sie sein. Zu wenig, wie derDesignexperte findet: «Immerhin gehenBauprojekte oft mit weitreichendenVeränderungen der Umgebung einher.»Die Transformation eines Ortes wird sel-ten vermittelt. Dass es auch anders geht,zeigen prestigeträchtige Beispiele: etwader Gotthard-Basistunnel, wo aufgrunddes grossen InformationsbedürfnissesBesucherzentrenmit Ausstellungen undAnlässen eingerichtet wurden. Die In-formationsvermittlung bei solch gros-

sen Projekten kann durchaus als Vorbildfür mittlere Bauvorhaben dienen: «So-bald etwas fassbarer wird, weckt es mehrInteresse», erklärt Santschi.

Durch InformationÄngste nehmenUm die verschiedenen Ansprüche aneine Vor-Ort-Kommunikation an Bau-stellen zu sammeln, organisierten er undsein TeamWorkshopsmit Vertretern derBaubranche, Architektinnen und Archi-tekten sowie mit Personen aus Interes-sengruppen, etwa Quartiervereinen.Einer der Teilnehmer war Walter Graf,Bauökonom aus Luzern: «Öffentliche Ge-bäudemüssen schon beim Entstehungs-prozess bei den zukünftigen Nutzern

ankommen. Eine laufende, gut gestalteteBaustelleninformation ist hierfür am ef-fizientesten.» Bauherren werde immerbewusster, dass jede Baustelle ein Imagerepräsentiere. Die richtige Kommunika-tion kann Vorbehalte abbauen gegenüberLärm, Schmutz, Behinderung oder Kos-ten. Den künftigen Bau stärker zu visu-alisieren, ist auch ein grosses Anliegenvon Architekten: Anstelle von einfachenSchildern plädieren sie für dreidimensi-onale Umsetzungen, wenn möglich miteinem Blick in den Innenbereich. Vertre-ter öffentlicher Kreise wünschen sich ins-gesamt mehr Transparenz und Faktenzu einem Projekt.

Mit wenig Aufwandmehr NutzenAus Kostengründen kann nicht jede An-forderung erfüllt werden, mit wenigMühe liesse sich aber einiges herausho-len: Praktisch zu jedem Bauvorhaben gibtes ein architektonisches Modell oder einFassadenmuster, das gezeigt werdenkann. Eyecatcher sind auch grossflächigbedruckte Planen, die Optik und Dimen-sion des Baus vermitteln. Sie könntenzudem als Werbeplattform verkauftwerden. Und auch das einfache Baustel-lenschild hat Potenzial: So liessen sichetwa mehr Angaben zu Dauer, Bauauf-lagen, Materialien sowie zur Nutzungoder zur Integration ins Stadtbild ma-chen. «Ein Baustellenschild kostet meistunter 10’000 Franken. Würde man sichin der Entwurfsphase stärker mit den In-halten und der Gestaltung auseinander-setzen, käme es nicht viel teurer, hätteaber einen wesentlich höheren Nutzen»,so Santschi. Mit digitalen Schildern, diewechselnde Informationen präsentieren,liesse sich ebenfalls mehr Aufmerksam-keit für ein Bauvorhaben erzeugen.

Um die Verbesserungsmöglichkeitenund ihre Wirkung an einem konkretenBeispiel zu testen, plant das Projektteamnun die Umsetzung der Ideen in einemrealen Bauprojekt von grossem öffentli-chem Interesse und ist dafür bereitsmit verschiedenen Bauunternehmenim Gespräch. Simone Busch

Früher wie heute eher dürftig:die Vor-Ort-Information an Baustellen.

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12 Hochschule Luzern 2 | 2012

Gebäude als system / HocHscHulinfrastruKtur

Weiss ist nichtgleichWeissDie Materialbibliotheken und das Materialarchiv fürangehende Künstler und Architekten wachsen immer weiter:Im Herbst eröffnet ein vielfarbiger Raum und macht einFarbuniversum von fast 2500 Tönen zugänglich.

Eierschalenweiss ist ein Alleskön-ner, es eignet sich für Öl-, Acryl-, Tem-pera-, Gouache-, Kalk-, Wasserfarben-und Freskomalerei. Bergkristall lässt sichschwer pulverisieren, Bleiweiss ist giftigund seit 1930 verboten, eignet sich also

nicht mehr als Malfarbe und erst rechtnicht für Theaterschminke. Nein, nichtnur in derWaschmittelwerbung, auch inder Malerei ist Weiss nicht gleichWeiss.Aber es kommt noch besser: «Kreide imBindemittel Öl erscheint leicht gelblich,

in wässriger Grundierung weisser», sagtAnita Wanner. Die selbstständige Res-tauratorin arbeitet für die HochschuleLuzern – Design & Kunst. Im «Raum derFarben» ist sie Herrin über 250 pulveri-sierte Pigmente in Flaschen und Fläsch-chen, Kanistern und Dosen. Studierendelernen hier, Farben herzustellen und zumischen. AnitaWanner zeigt ihnen, wiesie die Pigmente zu Öl- und Aquarellfar-ben verarbeiten können, welche Eigen-schaften sie haben, welche Farben sieergeben, wie viel satter die Öl-, wie mattdie Aquarellfarben sind. «Für fast alleStudierenden ist der Kontakt mit den Pig-menten völlig neu», sagtWanner. «Wennsie merken, wie viel schöner die selbst-gemachten Farben, wie interessant dieEffekte sind, die sie mit ihnen erzielenkönnen, sind sie total begeistert.»

Im «Raum der Farben» lernen Studierende des Departements Design & Kunst, Farben herzustellen und zu mischen.

13Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Michae

lLio,M

arkusKäc

h,JolandaFlubac

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Derungs

Das Angebot wird noch ausgebaut, dennim Nebenraum entsteht eine Material-bibliothek, die die Farbschattierungender Pigmente illustriert – je nachdem, obsie als Öl-, Acryl- oder Aquarellfarbeangerührt, ob sie auf Papier, Leinwandoder Glas und in welcher Intensität sieaufgetragen werden. Damit gebietetAnitaWanner jetzt auch über ein Regal,das in allen Farben des Regenbogensstrahlt und 136 Schubladen hat. Zwarsteht derzeit auf manchen noch «Frischgestrichen. Bitte nicht anlehnen», aberbis zur Eröffnung im Oktober soll jedeLade sechs Kartenmit Aufstrichen einesjeden Pigments als Öl-, Acryl-, Aquarell-,Eitempera-, Hinterglas- und Freskofarbeoffenbaren, jede Variante aufgetragen inein, zwei oder drei Schichten. Einen Teildieser Karten kann man jetzt schon be-wundern, nämlich unter www.material-archiv.ch. Dort findet sich jedes Materialin Bildern undmit einem Beschrieb, mitAngaben zu seinen Eigenschaften undBezugsquellen. Denn Anita WannersWerk ist Teil eines Verbundes, dem ne-ben dem Sitterwerk St. Gallen und demGewerbemuseumWinterthur verschie-dene Hochschulen an-gehören. Seit der erstenStunde mit dabei sinddie Luzerner Kollegenaus dem DepartementTechnik &Architektur.Jeder Partner hat dieAufgabe, spezielle Gebiete in der Daten-bank zu betreuen und ausgewählteMaterialien vor Ort zu präsentieren.

Architektur zumAnfassenDie Architekten sammeln all das, wasman zum Herstellen eines Gebäudesbraucht: Sie betreuen 250 Proben vonSteinen, Keramik, Glas, Metall, Holz, Pa-pier, Karton, Fasern, Textilien und Kunst-stoffen. Hellgrau, fast weiss, mit kleinenschwarzen Wolken liegt eine Platte ineiner Schublade, Abteilung «Stein undmineralischeWerkstoffe / metamorpheGesteine / Sedimente». Stecknadelkopf-grosse Punkte schimmern, als habe sich

der Stein mit Glimmer-Make-up be-stäubt. Der Brocken ist schwer und fühltsich rau an. «Soglio, geflammt» steht aufeinemAufkleber auf der Unterseite. EineSchublade darunter liegt eine Platte mitdemselben Muster, aber glatter, ge-schmeidiger: «Soglio, geflammt, gebürs-

tet» verrät das Schild.Darunter eine drittePlatte, wieder hellgraumit kleinen schwarzenWolken und Glimmer-punkten. «Soglio, po-liert»: Noch glatter, ver-

schlossen irgendwie, fast ein wenigkünstlich. Nicht zuletzt um diese hapti-schen Eindrücke geht es den Initiatorendes Projekts, um anwendungsorientierteMaterial- und Anwendungshinweise inden Datenblättern, die in der Bibliothekoder online abgerufen werden können.Denn die Luzerner haben festgestellt,dass ihre Studierenden zwar perfekt vir-tuell entwerfen können, ihnen aber dassinnliche Erlebnis der Materialien fehlt.Deswegen gibt es ab Herbst einen neuenobligatorischen Kurs im Curriculum: Ein-führung in die Materialbibliothek. DennWeiss ist nicht gleichWeiss, und Stein istnicht gleich Stein. Valeria Heintges

Anita Wanner baut für die HochschuleLuzern den «Raum der Farben» auf.

Das Materialarchiv Architektur machtBaumaterialien haptisch erfahrbar.

Materialwissen im Verbunddas schweizer materialarchiv wurde2009 gegründet und bietet mit mehre-ren materialsammlungen und einerOnline-datenbank einen breiten Zugangzu materialwissen und Werkstoffen.Gestalterische berufsgruppen finden hierkostenlos informationen zu traditionel-len und neuartigen materialien. ZumVerbund gehört neben dem sitterwerkst. Gallen, dem Gewerbemuseum undder ZHaW in Winterthur, der etH Zürichund der Zürcher Hochschule der künsteauch die Hochschule luzern mit denbeiden departementen technik & archi-tektur sowie design & kunst.

die materialbibliothek am depar-tement technik & architektur ist montagbis Freitag von 7 bis 21.30 uhr undam samstag von 7 bis 12 uhr geöffnet,jene des departements design & kunstnach Voranmeldung. Zur datenbank gibtes eine kostenlose iPhone-app, die viaitunes heruntergeladen werden kann.die jüngste sammlung wird am 4./5. Ok-tober im Rahmen der tagung «Pigmentund Farbe» offiziell eröffnet. Für anlässeund Vorträge: www.materialarchiv.ch

«Die Studierenden sindvon den selbstgemachtenFarben total begeistert.»AnitaWanner, Restauratorin

Page 13: Das Magazin - Ausgabe 10

12 Hochschule Luzern 2 | 2012

Gebäude als system / HocHscHulinfrastruKtur

Weiss ist nichtgleichWeissDie Materialbibliotheken und das Materialarchiv fürangehende Künstler und Architekten wachsen immer weiter:Im Herbst eröffnet ein vielfarbiger Raum und macht einFarbuniversum von fast 2500 Tönen zugänglich.

Eierschalenweiss ist ein Alleskön-ner, es eignet sich für Öl-, Acryl-, Tem-pera-, Gouache-, Kalk-, Wasserfarben-und Freskomalerei. Bergkristall lässt sichschwer pulverisieren, Bleiweiss ist giftigund seit 1930 verboten, eignet sich also

nicht mehr als Malfarbe und erst rechtnicht für Theaterschminke. Nein, nichtnur in derWaschmittelwerbung, auch inder Malerei ist Weiss nicht gleichWeiss.Aber es kommt noch besser: «Kreide imBindemittel Öl erscheint leicht gelblich,

in wässriger Grundierung weisser», sagtAnita Wanner. Die selbstständige Res-tauratorin arbeitet für die HochschuleLuzern – Design & Kunst. Im «Raum derFarben» ist sie Herrin über 250 pulveri-sierte Pigmente in Flaschen und Fläsch-chen, Kanistern und Dosen. Studierendelernen hier, Farben herzustellen und zumischen. AnitaWanner zeigt ihnen, wiesie die Pigmente zu Öl- und Aquarellfar-ben verarbeiten können, welche Eigen-schaften sie haben, welche Farben sieergeben, wie viel satter die Öl-, wie mattdie Aquarellfarben sind. «Für fast alleStudierenden ist der Kontakt mit den Pig-menten völlig neu», sagtWanner. «Wennsie merken, wie viel schöner die selbst-gemachten Farben, wie interessant dieEffekte sind, die sie mit ihnen erzielenkönnen, sind sie total begeistert.»

Im «Raum der Farben» lernen Studierende des Departements Design & Kunst, Farben herzustellen und zu mischen.

13Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Michae

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Das Angebot wird noch ausgebaut, dennim Nebenraum entsteht eine Material-bibliothek, die die Farbschattierungender Pigmente illustriert – je nachdem, obsie als Öl-, Acryl- oder Aquarellfarbeangerührt, ob sie auf Papier, Leinwandoder Glas und in welcher Intensität sieaufgetragen werden. Damit gebietetAnitaWanner jetzt auch über ein Regal,das in allen Farben des Regenbogensstrahlt und 136 Schubladen hat. Zwarsteht derzeit auf manchen noch «Frischgestrichen. Bitte nicht anlehnen», aberbis zur Eröffnung im Oktober soll jedeLade sechs Kartenmit Aufstrichen einesjeden Pigments als Öl-, Acryl-, Aquarell-,Eitempera-, Hinterglas- und Freskofarbeoffenbaren, jede Variante aufgetragen inein, zwei oder drei Schichten. Einen Teildieser Karten kann man jetzt schon be-wundern, nämlich unter www.material-archiv.ch. Dort findet sich jedes Materialin Bildern undmit einem Beschrieb, mitAngaben zu seinen Eigenschaften undBezugsquellen. Denn Anita WannersWerk ist Teil eines Verbundes, dem ne-ben dem Sitterwerk St. Gallen und demGewerbemuseumWinterthur verschie-dene Hochschulen an-gehören. Seit der erstenStunde mit dabei sinddie Luzerner Kollegenaus dem DepartementTechnik &Architektur.Jeder Partner hat dieAufgabe, spezielle Gebiete in der Daten-bank zu betreuen und ausgewählteMaterialien vor Ort zu präsentieren.

Architektur zumAnfassenDie Architekten sammeln all das, wasman zum Herstellen eines Gebäudesbraucht: Sie betreuen 250 Proben vonSteinen, Keramik, Glas, Metall, Holz, Pa-pier, Karton, Fasern, Textilien und Kunst-stoffen. Hellgrau, fast weiss, mit kleinenschwarzen Wolken liegt eine Platte ineiner Schublade, Abteilung «Stein undmineralischeWerkstoffe / metamorpheGesteine / Sedimente». Stecknadelkopf-grosse Punkte schimmern, als habe sich

der Stein mit Glimmer-Make-up be-stäubt. Der Brocken ist schwer und fühltsich rau an. «Soglio, geflammt» steht aufeinemAufkleber auf der Unterseite. EineSchublade darunter liegt eine Platte mitdemselben Muster, aber glatter, ge-schmeidiger: «Soglio, geflammt, gebürs-

tet» verrät das Schild.Darunter eine drittePlatte, wieder hellgraumit kleinen schwarzenWolken und Glimmer-punkten. «Soglio, po-liert»: Noch glatter, ver-

schlossen irgendwie, fast ein wenigkünstlich. Nicht zuletzt um diese hapti-schen Eindrücke geht es den Initiatorendes Projekts, um anwendungsorientierteMaterial- und Anwendungshinweise inden Datenblättern, die in der Bibliothekoder online abgerufen werden können.Denn die Luzerner haben festgestellt,dass ihre Studierenden zwar perfekt vir-tuell entwerfen können, ihnen aber dassinnliche Erlebnis der Materialien fehlt.Deswegen gibt es ab Herbst einen neuenobligatorischen Kurs im Curriculum: Ein-führung in die Materialbibliothek. DennWeiss ist nicht gleichWeiss, und Stein istnicht gleich Stein. Valeria Heintges

Anita Wanner baut für die HochschuleLuzern den «Raum der Farben» auf.

Das Materialarchiv Architektur machtBaumaterialien haptisch erfahrbar.

Materialwissen im Verbunddas schweizer materialarchiv wurde2009 gegründet und bietet mit mehre-ren materialsammlungen und einerOnline-datenbank einen breiten Zugangzu materialwissen und Werkstoffen.Gestalterische berufsgruppen finden hierkostenlos informationen zu traditionel-len und neuartigen materialien. ZumVerbund gehört neben dem sitterwerkst. Gallen, dem Gewerbemuseum undder ZHaW in Winterthur, der etH Zürichund der Zürcher Hochschule der künsteauch die Hochschule luzern mit denbeiden departementen technik & archi-tektur sowie design & kunst.

die materialbibliothek am depar-tement technik & architektur ist montagbis Freitag von 7 bis 21.30 uhr undam samstag von 7 bis 12 uhr geöffnet,jene des departements design & kunstnach Voranmeldung. Zur datenbank gibtes eine kostenlose iPhone-app, die viaitunes heruntergeladen werden kann.die jüngste sammlung wird am 4./5. Ok-tober im Rahmen der tagung «Pigmentund Farbe» offiziell eröffnet. Für anlässeund Vorträge: www.materialarchiv.ch

«Die Studierenden sindvon den selbstgemachtenFarben total begeistert.»AnitaWanner, Restauratorin

Page 14: Das Magazin - Ausgabe 10

14 Hochschule Luzern 2 | 2012

Ist die Luftwirklich rein?In einer Feldstudie unter der Leitung der Hochschule Luzernwurden 100 Lüftungsanlagen unter hygienischen Aspektenuntersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass nicht das Alterder Anlagen, sondern die Wartung dafür massgeblich ist, wiesauber die Luft ist, die ins Gebäude gelangt.

Vom Büro mit dem Zug nachHause, dann für eine Stunde ins Fitness-center und anschliessend ins Kino: DiemeistenMenschenWesteuropas verbrin-gen 80 bis 90 Prozent des Tages in ge-schlossenen Räumen. IhrWohlbefindenhängt massgeblich davon ab, wie gut dieLuft in diesen Räumen ist.

Eine Schlüsselfunktion für die Luft-qualität haben raumlufttechnische An-lagen; sie regulieren nicht nur die Tem-peratur der Frischluft, sondern filtern sie.Der Menschmit seinen Ausdünstungenverschlechtert selbst die Raumluftquali-tät: Je mehr Menschen sich in einemRaum befinden, desto höher ist die

CO2-Konzentration.Für «dicke Luft» sorgenaber auch Emissionenvon organischen Ver-bindungen aus Teppi-chen undMöbeln, Luft-verunreinigungen ausBaustoffen sowie Ozon und Feinstäubevon Kopierern und Druckern. Raum-lufttechnische (RLT) Anlagen tragen we-sentlich dazu bei, die belastete Luft zu«verdünnen» und zu verbessern.

Gute Luft bedeutet Lebensqualität«Während die Versorgung der Innen-räumemit Frischluft vor 30 oder 40 Jah-

ren weitgehend aufnatürlichem Weg er-folgte – etwa durchFensterlüftung oderetwaUndichtigkeiten –,verfügen heute prak-tisch alle modernen

Gebäude übermechanische Lüftungsan-lagen. Denn die Gebäudehüllen werdenaus energetischen Gründen immer luft-dichter gebaut», erklärt Benoit Sicre. Derpromovierte Gebäudetechnik-Ingenieurarbeitet an der Prüfstelle des Zentrumsfür integrale Gebäudetechnik (ZIG) ander Hochschule Luzern, das strömungs-technischeMessungen vornimmt, Kom-

Aussen hui, innen pfui? Bakterien und Pilzsporen in der Lüftungsanlage können Frischluft auf dem Weg ins Gebäude verunreinigen.

«EinemangelhafteLüftungsanlage

kann zum Sick-Building-Syndrom führen.»

Benoit Sicre, Hochschule Luzern

15Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Sh

utterstock

/R.C

lassen

,zVg

GEBÄUDE ALS SYSTEM / Lufthygiene

ponenten prüft und im Bereich Heizung/Lüftung/Klima/Sanitär forscht. Einegut funktionierende Luftzufuhr seiein wichtiger Ansatz, um sogenannteninnenraumbezogenen Erkrankungenvorzubeugen, erklärt er. Typische Symp-tome des 1983 von derWorld HealthOr-ganization (WHO) definierten «Sick-Buil-ding-Syndroms» sind Kopfschmerzen,Ermüdung, Konzentrationsstörungen,Schleimhautreizungen sowie Geruchs-undGeschmacksstörungen, die sich beimAufenthalt im Freien bessern.

«Studien haben gezeigt, dass RLT-An-lagen inmanchen Fällen aber auch Aus-löser von Beschwerden sein können, etwawenn diese unzureichend gewartet wer-den», sagt Benoit Sicre. Hohe Feuchtig-keit und starke Verschmutzung könnenzu einem Keimbefall der Anlage führen.Wenn dieser Biofilmwächst, ist es mög-lich, dass Schimmelpilze, Bakterien oderihre Zerfallsprodukte, z.B. aufgrundfalsch platzierter Filter, in die Aufent-haltsräume gelangen.

Um ein Bild über den Hygiene-zustand von RLT-Anlagen zu gewinnen,wurde 2006 ein Projekt unter der Feder-führung der Hochschule Luzern – Tech-nik & Architektur lanciert, an dem sichein Konsortium aus Behörden und Ver-bänden beteiligte (siehe Kasten). Erfah-rene Inspektoren untersuchten 100Anlagen unterschiedlichen Alters undunterschiedlicher Bauweise. Das Spekt-rum reichte von Kom-fortanlagen in Wohn-häusern bis zu Indu-strieanlagen in Verwal-tungsgebäuden, Lädenoder Restaurants. Sieprüften die Zugäng-lichkeit der Anlage für eine Hygieneins-pektion oder Reinigung und ihre kor-rekte Montage, sie untersuchten siehinsichtlich Staubablagerung, Korrosi-onsspuren oder Kalkablagerungen. Er-gaben sich Auffälligkeiten, wurde einemikrobiologische Probe entnommen undan ein Labor geschickt. Teil der Hygie-neprüfung war jeweils auch eine Luft-

Breit abgestützte StudieDas 2006 lancierte Projekt zurHygiene von RLT-Anlagen wird vonfolgenden Partnern getragen:Bundesamt für Gesundheit (BAG),Staatssekretariat für Wirtschaft(SECO), Schweizerische Unfallversi-cherungsanstalt (Suva), Amt fürUmwelt und Energie Basel-Stadt,Schweizerischer Verein von Gebäu-detechnik-Ingenieuren (SWKI),Fachverband Proklima, Gruppe derSchweizerischen Gebäudetechnik-Industrie (GSGI) sowie Unifil AG.Es wurden 100 Anlagen untersucht.Vollständig repräsentativ kanndie Studie aber nicht sein, da nurAnlagen inspiziert wurden, derenBetreiber zu einer Kooperationbereit waren. Die Ergebnisse wer-den voraussichtlich Ende Juni2012 publiziert.

Experten untersuchten 100 raumlufttechnische Anlagen: Sie prüften u.a. dieZugänglichkeit, die korrekte Montage und den hygienischen Zustand.

keimmessung – zum einen ausserhalbdes Gebäudes, wo die Aussenluft ange-saugt wird, zum anderen direkt an denStellen im Raum, an denen die Luft wie-der austritt. «Die Inspektoren arbeitetensich an einer Checkliste von 1’000 Punk-ten entlang – das machte die statistischeAuswertung sehr anspruchsvoll und zeit-intensiver als amAnfang eingeplant», soSicre.

Neu bedeutet nicht besserErste Ergebnisse liegen nun vor. Interes-sant ist u.a., dass es keinen Zusammen-hang gibt zwischen dem Alter einerAnlage und ihrem Abschneiden. Sicre:«Entscheidend ist nicht das Alter derAnlage, sondern vielmehr die fachmän-nische Planung und Errichtung sowie

eine regelmässigeWar-tung.» Bei jenen Anla-gen, die Mängel auf-wiesen, waren dies amhäufigsten Schmutzund Korrosion (50%),gefolgt von fehlerhaf-

ter Planung, Ausführung oderWartung(38%) und sehr viel seltener Beschädi-gungen (8%), Feuchtespuren (5%) oderfehlerhafter Innendämmung (2%). 19 von100 Anlagen waren nur schwer oder garnicht zugänglich und somit auch nichteinsehbar. Die Gründe dafür sind unter-schiedlich: Es kann schlechte Planungsein, oder der Technikraum wurde aus

«Entscheidend sindPlanung, Errichtung und

Wartung einerAnlage, nicht das Alter.»Benoit Sicre, Hochschule Luzern

Platzmangel einfach als Lager benutzt.Der vollständige Bericht zur Hygienevon Schweizer Lüftungsanlagen ist EndeJuni zu erwarten. Bis dahin werden sichBenoit Sicre und seine Kolleginnen undKollegen weiter durch Datenberge kämp-fen und nach Korrelationen suchen –hoffentlich bei optimaler Raumluft-qualität. Sigrid Cariola

Page 15: Das Magazin - Ausgabe 10

14 Hochschule Luzern 2 | 2012

Ist die Luftwirklich rein?In einer Feldstudie unter der Leitung der Hochschule Luzernwurden 100 Lüftungsanlagen unter hygienischen Aspektenuntersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass nicht das Alterder Anlagen, sondern die Wartung dafür massgeblich ist, wiesauber die Luft ist, die ins Gebäude gelangt.

Vom Büro mit dem Zug nachHause, dann für eine Stunde ins Fitness-center und anschliessend ins Kino: DiemeistenMenschenWesteuropas verbrin-gen 80 bis 90 Prozent des Tages in ge-schlossenen Räumen. IhrWohlbefindenhängt massgeblich davon ab, wie gut dieLuft in diesen Räumen ist.

Eine Schlüsselfunktion für die Luft-qualität haben raumlufttechnische An-lagen; sie regulieren nicht nur die Tem-peratur der Frischluft, sondern filtern sie.Der Menschmit seinen Ausdünstungenverschlechtert selbst die Raumluftquali-tät: Je mehr Menschen sich in einemRaum befinden, desto höher ist die

CO2-Konzentration.Für «dicke Luft» sorgenaber auch Emissionenvon organischen Ver-bindungen aus Teppi-chen undMöbeln, Luft-verunreinigungen ausBaustoffen sowie Ozon und Feinstäubevon Kopierern und Druckern. Raum-lufttechnische (RLT) Anlagen tragen we-sentlich dazu bei, die belastete Luft zu«verdünnen» und zu verbessern.

Gute Luft bedeutet Lebensqualität«Während die Versorgung der Innen-räumemit Frischluft vor 30 oder 40 Jah-

ren weitgehend aufnatürlichem Weg er-folgte – etwa durchFensterlüftung oderetwaUndichtigkeiten –,verfügen heute prak-tisch alle modernen

Gebäude übermechanische Lüftungsan-lagen. Denn die Gebäudehüllen werdenaus energetischen Gründen immer luft-dichter gebaut», erklärt Benoit Sicre. Derpromovierte Gebäudetechnik-Ingenieurarbeitet an der Prüfstelle des Zentrumsfür integrale Gebäudetechnik (ZIG) ander Hochschule Luzern, das strömungs-technischeMessungen vornimmt, Kom-

Aussen hui, innen pfui? Bakterien und Pilzsporen in der Lüftungsanlage können Frischluft auf dem Weg ins Gebäude verunreinigen.

«EinemangelhafteLüftungsanlage

kann zum Sick-Building-Syndrom führen.»

Benoit Sicre, Hochschule Luzern

15Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Sh

utterstock

/R.C

lassen

,zVg

GEBÄUDE ALS SYSTEM / Lufthygiene

ponenten prüft und im Bereich Heizung/Lüftung/Klima/Sanitär forscht. Einegut funktionierende Luftzufuhr seiein wichtiger Ansatz, um sogenannteninnenraumbezogenen Erkrankungenvorzubeugen, erklärt er. Typische Symp-tome des 1983 von derWorld HealthOr-ganization (WHO) definierten «Sick-Buil-ding-Syndroms» sind Kopfschmerzen,Ermüdung, Konzentrationsstörungen,Schleimhautreizungen sowie Geruchs-undGeschmacksstörungen, die sich beimAufenthalt im Freien bessern.

«Studien haben gezeigt, dass RLT-An-lagen inmanchen Fällen aber auch Aus-löser von Beschwerden sein können, etwawenn diese unzureichend gewartet wer-den», sagt Benoit Sicre. Hohe Feuchtig-keit und starke Verschmutzung könnenzu einem Keimbefall der Anlage führen.Wenn dieser Biofilmwächst, ist es mög-lich, dass Schimmelpilze, Bakterien oderihre Zerfallsprodukte, z.B. aufgrundfalsch platzierter Filter, in die Aufent-haltsräume gelangen.

Um ein Bild über den Hygiene-zustand von RLT-Anlagen zu gewinnen,wurde 2006 ein Projekt unter der Feder-führung der Hochschule Luzern – Tech-nik & Architektur lanciert, an dem sichein Konsortium aus Behörden und Ver-bänden beteiligte (siehe Kasten). Erfah-rene Inspektoren untersuchten 100Anlagen unterschiedlichen Alters undunterschiedlicher Bauweise. Das Spekt-rum reichte von Kom-fortanlagen in Wohn-häusern bis zu Indu-strieanlagen in Verwal-tungsgebäuden, Lädenoder Restaurants. Sieprüften die Zugäng-lichkeit der Anlage für eine Hygieneins-pektion oder Reinigung und ihre kor-rekte Montage, sie untersuchten siehinsichtlich Staubablagerung, Korrosi-onsspuren oder Kalkablagerungen. Er-gaben sich Auffälligkeiten, wurde einemikrobiologische Probe entnommen undan ein Labor geschickt. Teil der Hygie-neprüfung war jeweils auch eine Luft-

Breit abgestützte StudieDas 2006 lancierte Projekt zurHygiene von RLT-Anlagen wird vonfolgenden Partnern getragen:Bundesamt für Gesundheit (BAG),Staatssekretariat für Wirtschaft(SECO), Schweizerische Unfallversi-cherungsanstalt (Suva), Amt fürUmwelt und Energie Basel-Stadt,Schweizerischer Verein von Gebäu-detechnik-Ingenieuren (SWKI),Fachverband Proklima, Gruppe derSchweizerischen Gebäudetechnik-Industrie (GSGI) sowie Unifil AG.Es wurden 100 Anlagen untersucht.Vollständig repräsentativ kanndie Studie aber nicht sein, da nurAnlagen inspiziert wurden, derenBetreiber zu einer Kooperationbereit waren. Die Ergebnisse wer-den voraussichtlich Ende Juni2012 publiziert.

Experten untersuchten 100 raumlufttechnische Anlagen: Sie prüften u.a. dieZugänglichkeit, die korrekte Montage und den hygienischen Zustand.

keimmessung – zum einen ausserhalbdes Gebäudes, wo die Aussenluft ange-saugt wird, zum anderen direkt an denStellen im Raum, an denen die Luft wie-der austritt. «Die Inspektoren arbeitetensich an einer Checkliste von 1’000 Punk-ten entlang – das machte die statistischeAuswertung sehr anspruchsvoll und zeit-intensiver als amAnfang eingeplant», soSicre.

Neu bedeutet nicht besserErste Ergebnisse liegen nun vor. Interes-sant ist u.a., dass es keinen Zusammen-hang gibt zwischen dem Alter einerAnlage und ihrem Abschneiden. Sicre:«Entscheidend ist nicht das Alter derAnlage, sondern vielmehr die fachmän-nische Planung und Errichtung sowie

eine regelmässigeWar-tung.» Bei jenen Anla-gen, die Mängel auf-wiesen, waren dies amhäufigsten Schmutzund Korrosion (50%),gefolgt von fehlerhaf-

ter Planung, Ausführung oderWartung(38%) und sehr viel seltener Beschädi-gungen (8%), Feuchtespuren (5%) oderfehlerhafter Innendämmung (2%). 19 von100 Anlagen waren nur schwer oder garnicht zugänglich und somit auch nichteinsehbar. Die Gründe dafür sind unter-schiedlich: Es kann schlechte Planungsein, oder der Technikraum wurde aus

«Entscheidend sindPlanung, Errichtung und

Wartung einerAnlage, nicht das Alter.»Benoit Sicre, Hochschule Luzern

Platzmangel einfach als Lager benutzt.Der vollständige Bericht zur Hygienevon Schweizer Lüftungsanlagen ist EndeJuni zu erwarten. Bis dahin werden sichBenoit Sicre und seine Kolleginnen undKollegen weiter durch Datenberge kämp-fen und nach Korrelationen suchen –hoffentlich bei optimaler Raumluft-qualität. Sigrid Cariola

Page 16: Das Magazin - Ausgabe 10

Hochschule Luzern 2 | 201216 17Hochschule Luzern 2 | 2012

Gebäude als system / Zersiedelung

Viele träumen vom eigenen Haus im Grünen. Einfamilienhäusertragen aber wesentlich zur Zersiedelung der Landschaftbei. Die Hochschule Luzern zeigt, wie Vorteile von Einfamilien- aufMehrfamilienhäuser übertragen werden können.

Intelligent bauen –Landschaft schützen

Illustrationen

:Lau

raJurt,A

bso

lven

tinder

Hoch

schule

Luze

rn

Ein eigener Garten, viel Platz undvor allem Privatsphäre – viele sehen imEinfamilienhaus die ideale Wohnform.Wer es sich trotz hoher Bodenpreise leis-ten kann, erfüllt sich den Traum vomHäuschen imGrünen: Der Anteil der Ein-familienhäuser am gesamten Gebäude-bestand der Schweiz hat mit demwach-sendenWohlstand stetig zugenommen.Lag er 1970 noch bei 40 Prozent, warenes im Jahr 2000 bereits 56 Prozent. Vonden seit dem Jahr 2000 gebauten Liegen-schaften waren fast drei Viertel Einfami-lienhäuser. Bis heute ist derWunsch nachdem eigenen Haus ungebrochen – tiefeHypothekarzinsen und steuerliche Vor-teile schaffen dafür zusätzliche Anreize.

Das Problematische an dieser Situa-tion: Der Bodenverbrauch ist bei einemEinfamilienhaus besonders hoch, weilauf der bebauten Fläche vergleichsweisewenige Personen wohnen. Einfamilien-häuser entstehen zudem bevorzugt inRandzonen von Städten und Gemeindenoder im ländlichen Raum, oft auf bisherunbebautem Kulturland. Der Bau vonEinfamilienhäusern trägt damit wesent-lich zur Zersiedelung der SchweizerLandschaft bei: Die Siedlungsgebietedehnen sich stetig aus, Gemeinden undStädte wachsen zu grossflächigen Agglo-

merationen zusammen. 2008 waren be-reits sechs Prozent des Schweizer Bodensverbaut. Bedenkt man, dass 60 Prozentder Schweizer Landesfläche unbebauba-res Berg- und Waldgebiet sind, ist diesviel, und die Zersiedelung könnte in dennächsten Jahren weiter fortschreiten. DieVoraussetzungen dafür sind gegeben: DieBevölkerung wächst, gleichzeitig steigtder Platzbedarf pro Person. Reichten 1980noch 34 QuadratmeterWohnfläche proPerson, müssen es heute durchschnitt-lich 50 Quadratmeter sein.

Gesetze greifen nichtAuch der Kanton Luzern hat mit der Zer-siedelung zukämpfen: «Der Landverbrauchist in den letzten Jahrzehntenungebremstfortgeschritten», sagt AndréDuss, Raum-planer an der Dienststelle für Raument-wicklung,WirtschaftsförderungundGeo-information (rawi). Erhat den Auftrag, densparsamenUmgangmitBoden durchzusetzen,dender Bund imRaum-planungsgesetz fordert.EinKampf gegenWind-mühlen: Die kantonalen Raumplanungs-behördenmüssen die Ortsplanungen derGemeinden zwar genehmigen, tiefgrei-

fendeKorrekturenwurden in derVergan-genheit aber nur selten verlangt. «Damitwürden wir zu stark in die Gemeinde-autonomie eingreifen», sagt RaumplanerAndréDuss. «Politisch ist das derzeit nochnicht denkbar.» Er ist deshalb froh, dassdurch die Landschaftsinitiative, die unteranderem ein Bauzonenmoratorium for-dert, Bewegung in die Diskussion kam.Duss verspricht sich vor allemvomGegen-vorschlag des Bundes, der derzeit laufen-denRevisiondesRaumplanungsgesetzes,

griffigere gesetzlicheRahmenbedingungen.Auch fiskalische Mass-nahmen, etwa steuerli-che Vergünstigungenfür Einfamilienhausbe-sitzer zu reduzieren

oder diese steuerlich gar zu belasten, wä-ren für Duss eine prüfenswerte Option.«Dochdafür ist dieZeit nochnicht reif», so

«EineWohnung kanndieselbenQualitäten bietenwie ein Einfamilienhaus.»Amelie Mayer, Hochschule Luzern

Page 17: Das Magazin - Ausgabe 10

Hochschule Luzern 2 | 201216 17Hochschule Luzern 2 | 2012

Gebäude als system / Zersiedelung

Viele träumen vom eigenen Haus im Grünen. Einfamilienhäusertragen aber wesentlich zur Zersiedelung der Landschaftbei. Die Hochschule Luzern zeigt, wie Vorteile von Einfamilien- aufMehrfamilienhäuser übertragen werden können.

Intelligent bauen –Landschaft schützen

Illustrationen

:Lau

raJurt,A

bso

lven

tinder

Hoch

schule

Luze

rn

Ein eigener Garten, viel Platz undvor allem Privatsphäre – viele sehen imEinfamilienhaus die ideale Wohnform.Wer es sich trotz hoher Bodenpreise leis-ten kann, erfüllt sich den Traum vomHäuschen imGrünen: Der Anteil der Ein-familienhäuser am gesamten Gebäude-bestand der Schweiz hat mit demwach-sendenWohlstand stetig zugenommen.Lag er 1970 noch bei 40 Prozent, warenes im Jahr 2000 bereits 56 Prozent. Vonden seit dem Jahr 2000 gebauten Liegen-schaften waren fast drei Viertel Einfami-lienhäuser. Bis heute ist derWunsch nachdem eigenen Haus ungebrochen – tiefeHypothekarzinsen und steuerliche Vor-teile schaffen dafür zusätzliche Anreize.

Das Problematische an dieser Situa-tion: Der Bodenverbrauch ist bei einemEinfamilienhaus besonders hoch, weilauf der bebauten Fläche vergleichsweisewenige Personen wohnen. Einfamilien-häuser entstehen zudem bevorzugt inRandzonen von Städten und Gemeindenoder im ländlichen Raum, oft auf bisherunbebautem Kulturland. Der Bau vonEinfamilienhäusern trägt damit wesent-lich zur Zersiedelung der SchweizerLandschaft bei: Die Siedlungsgebietedehnen sich stetig aus, Gemeinden undStädte wachsen zu grossflächigen Agglo-

merationen zusammen. 2008 waren be-reits sechs Prozent des Schweizer Bodensverbaut. Bedenkt man, dass 60 Prozentder Schweizer Landesfläche unbebauba-res Berg- und Waldgebiet sind, ist diesviel, und die Zersiedelung könnte in dennächsten Jahren weiter fortschreiten. DieVoraussetzungen dafür sind gegeben: DieBevölkerung wächst, gleichzeitig steigtder Platzbedarf pro Person. Reichten 1980noch 34 QuadratmeterWohnfläche proPerson, müssen es heute durchschnitt-lich 50 Quadratmeter sein.

Gesetze greifen nichtAuch der Kanton Luzern hat mit der Zer-siedelung zukämpfen: «Der Landverbrauchist in den letzten Jahrzehntenungebremstfortgeschritten», sagt AndréDuss, Raum-planer an der Dienststelle für Raument-wicklung,WirtschaftsförderungundGeo-information (rawi). Erhat den Auftrag, densparsamenUmgangmitBoden durchzusetzen,dender Bund imRaum-planungsgesetz fordert.EinKampf gegenWind-mühlen: Die kantonalen Raumplanungs-behördenmüssen die Ortsplanungen derGemeinden zwar genehmigen, tiefgrei-

fendeKorrekturenwurden in derVergan-genheit aber nur selten verlangt. «Damitwürden wir zu stark in die Gemeinde-autonomie eingreifen», sagt RaumplanerAndréDuss. «Politisch ist das derzeit nochnicht denkbar.» Er ist deshalb froh, dassdurch die Landschaftsinitiative, die unteranderem ein Bauzonenmoratorium for-dert, Bewegung in die Diskussion kam.Duss verspricht sich vor allemvomGegen-vorschlag des Bundes, der derzeit laufen-denRevisiondesRaumplanungsgesetzes,

griffigere gesetzlicheRahmenbedingungen.Auch fiskalische Mass-nahmen, etwa steuerli-che Vergünstigungenfür Einfamilienhausbe-sitzer zu reduzieren

oder diese steuerlich gar zu belasten, wä-ren für Duss eine prüfenswerte Option.«Dochdafür ist dieZeit nochnicht reif», so

«EineWohnung kanndieselbenQualitäten bietenwie ein Einfamilienhaus.»Amelie Mayer, Hochschule Luzern

Page 18: Das Magazin - Ausgabe 10

18 Hochschule Luzern 2 | 2012

Duss.Derzeit fehle der politischeWille, sostarkenDruck auszuüben.

Wie sonst aber motiviert man Men-schen, für die ein eigenes Haus die per-fekte Wohnform darstellt, freiwillig ineinMehrfamilienhaus zu ziehen? Mit die-ser Frage hat sich ein Forschungsprojektder Departemente Technik & Architek-tur und Soziale Arbeit der HochschuleLuzern befasst, an dem auch André Dussvom rawi als Projektpartner beteiligt war.Nach zwei Jahren Laufzeit wurde es vorkurzem abgeschlossen. «Wir konntenzeigen, dassWohnqualitäten, die vor al-lem dem Einfamilienhaus zugesprochenwerden, auch in Mehrfamilienhäusernrealisiert werden können», fasst Amelie-Theres Mayer, Leiterin des Projekts amDepartement Technik &Architektur, dieLeistung des Forscherteams zusammen.

Privatsphäre ist besonders wichtigZuerst führte das Institut für Soziokul-turelle Entwicklung amDepartement So-ziale Arbeit eine explorative Befragungbei 22 Bewohnenden von Einfamilien-häusern durch, die sich in den letztensechs Monaten für ein Einfamilienhausentschieden hatten. Bei der Auswahl derInterviewpartner waren Geschlecht, Al-ter, Familienstand und Wohnort ent-scheidend. Die meisten sind zwischen 26

und 45 Jahre alt, alle wohnen in periur-banen Gebieten und Agglomerationenin Luzern, Zürich und Basel.

Für die Mehrheit von ihnen stand derWunsch nach Privatsphäre beim Ent-scheid für ein Einfamilienhaus an ersterStelle. Besonders oft genannt wurden zu-dem räumliche Faktoren (etwa Grösseund Anzahl der Wohnräume, eine pri-vate Aussenfläche und Nähe zur Natur)und soziale Aspekte (etwa Spielmöglich-keiten für Kinder im Freien oder ein gu-

tes nachbarschaftliches Zusammenle-ben). Zudem spielten psychologischeAspekte wie der Schutz vor Lärmimmis-sionen durch Strassenverkehr oder Nach-barn und die Sicherheit der Kinder beimSpielen im Aussenraum eine wichtigeRolle.Weniger Einfluss auf den Entscheidhatten dagegen ökologische, rechtlicheund ökonomische Aspekte.

Aufgrund der Erkenntnisse aus derBefragung entwickelte das Kompetenz-zentrum für Typologie und Planung desDepartements Technik & Architekturexemplarisch acht «Mehrfamilienhaus-typen mit Einfamilienhausqualitäten»(siehe Box), die einen schonenden Um-gang mit dem Boden ermöglichen, aberdie Wohnqualität von Einfamilienhäu-sern bieten. Dies gelang zum Beispieldurch grosszügige, offene Wohnungs-grundrisse, eine an die verschiedenenLebensphasen der Bewohnendenanpassbare Raumaufteilung, die indi-viduelle Erschliessung einzelner Woh-nungen über eigene Eingänge sowieAussenräume, die Privatsphäre garan-tieren. «Es ist erstaunlich, wie nahe dieEntwürfe an das Wohnerlebnis in ei-nem Einfamilienhaus herankommen»,sagt Architekt Daniel Birrer, der dasProjekt als Partner bei der GKS Archi-

IdealtypischeMehrfamilienhäuserZentrales Ergebnis des Forschungsprojekts ist eine Typologie vonacht exemplarischen Mehrfamilienhäusern, welche die Wohnqualität vonEinfamilienhäusern bieten:

Punkthaus II(mit versetztenWohnungen)

Cluster

Block

Blockrand

DachaufbauKammstruktur

Hofhaus

– vierseitigerAusblick

– Privatsphäredurch lediglichdrei Parteienund versetzteBalkone

– Anpassung desWohnraums nachLebensphasenmöglich

– Garten für jedeWohnung, inoberen Stockwer-ken auf Garageund Dach

Beispiel:Punkthaus I(mit Geschoss-wohnungen)

19Hochschule Luzern 2 | 2012

Illustrationen

:Lau

raJurt,A

bso

lven

tinder

Hoch

schule

Luze

rn,iStock

photo/B

ronxg

ebiet,zV

g

Gebäude als system / Zersiedelung

tekten + Partner AG in Luzern beglei-tete. «Manche setzen aber auch eine ge-wisse Aufgeschlossenheit gegenüberunkonventionellen Lösungen voraus.»So lassen sich beispielsweise privateGärten auch für Wohnungen in oberenStockwerken realisieren, wenn dafürdie Dächer von angrenzenden Gebäu-den genutzt werden.

Amelie-Theres Mayer betont denn auch,dass es sich bei den acht Typen nicht umuniverselle Musterlösungen handle, son-dern jeder Standort und jeder Bauherrnach einer individuellen Lösung ver-lange. «Die eigenen vier Wände mitzu-gestalten, ist vielen Befragten sehr wich-tig», so Mayer weiter. Diesem Punkt beider Planung von Mehrfamilienhäusern

Rechnung zu tragen, ist allerdingsschwierig. Die Hausgemeinschaft müsstesich vor Baubeginn zusammenfindenund sich über die gewünschte Architek-tur einigen. Verbreitetere Praxis ist des-halb, dass Investoren und Architektendie äussere Form und die Grundstrukturdes Hauses definieren und die Stockwerk-eigentümer über die Raumaufteilung und

Wohnen im Einfamilienhaus ist fürviele ein Ideal. Warum?Unsere Befragung im Rahmen des Pro-jekts «Transfer vonWohnqualitäten vomEinfamilienhaus auf das Mehrfamilien-haus» hat gezeigt, dass die Gründe dafürsehr unterschiedlich sind –mehrWohn-raum, mehr Privatsphäre, Nähe zur Na-tur, grössere Freiheit und Unabhängig-keit. Oft fällt der Entscheid für einEinfamilienhaus jedoch mit der Famili-engründung zusammen. Überraschendwar für uns, dass ökonomische Gründefast keine Rolle spielen.Wenn jeder mehr Freiheit und Unab-hängigkeit, gleichzeitig aber auch mehrRuhe und Privatsphäre will – kommtman nicht zwangsläufig seinen Nach-barn in die Quere?Es besteht tatsächlich Konfliktpotenzial.Wer sich für ein Einfamilienhaus ent-scheidet, wünscht sich Abstand zumNachbarn und privaten Aussenraum, woer tun und lassen kann, was er will. Wich-tig ist den Befragten deshalb die Zusam-mensetzung der Nachbarschaft.Bei einigen ist die emotionale Bindungans Einfamilienhaus so stark, dassfür sie keine andereWohnform in Fragekommt. Wie erklären Sie sich das?

enhaus spielen. Demonstriert wird dieseher sich selbst gegenüber, im Sinne desStolzes auf Erfolg im eigenen Leben.Gibt es so etwas wie die «Psychologiedes Einfamilienhausbesitzers»?In der Literatur lassen sich tatsächlichzahlreiche psychologische Komponen-ten finden, etwa die Gewissheit, es zu et-was gebracht zu haben, oder derWunschnach Heimat. In unserer Studie standenaber die Aspekte Privatheit und Selbst-verwirklichung klar im Vordergrund.Hohe Erwartungen ... kann einHaus immer halten, was sich die Leutedavon versprechen?Es kann viele Erwartungen erfüllen, eskommt aber auch zu Ernüchterungen.So ist ein eigenes Haus als Wohnformwährend der Familienphase ideal. Wenndie Kinder ausfliegen oder es zu einerScheidung kommt, passt es plötzlichnicht mehr. Die Bewohner fühlen sichdann beispielsweise schnell einsam undisoliert.Verschiedene gesellschaftliche Trends,etwa die demographische Entwicklungoder die Erwerbstätigkeit beiderPartner, führen die Menschen zurückin die Zentren. Kommt das Einfamili-enhaus aus der Mode?Jein. Es gibt diese Trends tatsächlich. Zu-demwar während der letzten zehn Jahreeine sogenannte Reurbanisierung zu be-obachten, das städtische Leben ist wie-der interessanter geworden. Aber Einfa-milienhäuser sind in der Peripherie nachwie vor sehr gefragt, das sieht man an derungebrochen hohen Bautätigkeit in die-sem Segment. Interview: Simona Stalder

«Die emotionale Bindung ans eigeneHaus ist nicht bei allen gleich stark»Der Entscheid für ein Einfamilienhaus hängt auch mit der Identität zusammen.In manchen Fällen spielt aber der Zufall die entscheidende Rolle, erklärt Prof. AlexWillener, Dozent und Projektleiter an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit.

Welche Wohnform man wählt, hängtauch mit der Identität und dem Selbst-konzept eines Menschen zusammen.Manwill so wohnen, wie man sich selbstsieht oder sich anderen präsentieren will.Unsere Befragung hat aber gezeigt, dasses manchmal ein Zufall ist, dass man sichfür das Einfamilienhaus entscheidet,

manche könnten sich durchaus auch eineandere Form vorstellen.Also ist ein Haus auch ein Mittel,um gesellschaftlichen Statuszu demonstrieren?Obwohl symbolische Gründe in unsererBefragung kaum explizit genannt wur-den, kannman davon ausgehen, dass sieneben den rationalen Argumenten eineRolle beim Entscheid für ein Einfamili-

Alex Willener, Dozent und Projektleiter ander Hochschule Luzern – Soziale Arbeit.

Page 19: Das Magazin - Ausgabe 10

18 Hochschule Luzern 2 | 2012

Duss.Derzeit fehle der politischeWille, sostarkenDruck auszuüben.

Wie sonst aber motiviert man Men-schen, für die ein eigenes Haus die per-fekte Wohnform darstellt, freiwillig ineinMehrfamilienhaus zu ziehen? Mit die-ser Frage hat sich ein Forschungsprojektder Departemente Technik & Architek-tur und Soziale Arbeit der HochschuleLuzern befasst, an dem auch André Dussvom rawi als Projektpartner beteiligt war.Nach zwei Jahren Laufzeit wurde es vorkurzem abgeschlossen. «Wir konntenzeigen, dassWohnqualitäten, die vor al-lem dem Einfamilienhaus zugesprochenwerden, auch in Mehrfamilienhäusernrealisiert werden können», fasst Amelie-Theres Mayer, Leiterin des Projekts amDepartement Technik &Architektur, dieLeistung des Forscherteams zusammen.

Privatsphäre ist besonders wichtigZuerst führte das Institut für Soziokul-turelle Entwicklung amDepartement So-ziale Arbeit eine explorative Befragungbei 22 Bewohnenden von Einfamilien-häusern durch, die sich in den letztensechs Monaten für ein Einfamilienhausentschieden hatten. Bei der Auswahl derInterviewpartner waren Geschlecht, Al-ter, Familienstand und Wohnort ent-scheidend. Die meisten sind zwischen 26

und 45 Jahre alt, alle wohnen in periur-banen Gebieten und Agglomerationenin Luzern, Zürich und Basel.

Für die Mehrheit von ihnen stand derWunsch nach Privatsphäre beim Ent-scheid für ein Einfamilienhaus an ersterStelle. Besonders oft genannt wurden zu-dem räumliche Faktoren (etwa Grösseund Anzahl der Wohnräume, eine pri-vate Aussenfläche und Nähe zur Natur)und soziale Aspekte (etwa Spielmöglich-keiten für Kinder im Freien oder ein gu-

tes nachbarschaftliches Zusammenle-ben). Zudem spielten psychologischeAspekte wie der Schutz vor Lärmimmis-sionen durch Strassenverkehr oder Nach-barn und die Sicherheit der Kinder beimSpielen im Aussenraum eine wichtigeRolle.Weniger Einfluss auf den Entscheidhatten dagegen ökologische, rechtlicheund ökonomische Aspekte.

Aufgrund der Erkenntnisse aus derBefragung entwickelte das Kompetenz-zentrum für Typologie und Planung desDepartements Technik & Architekturexemplarisch acht «Mehrfamilienhaus-typen mit Einfamilienhausqualitäten»(siehe Box), die einen schonenden Um-gang mit dem Boden ermöglichen, aberdie Wohnqualität von Einfamilienhäu-sern bieten. Dies gelang zum Beispieldurch grosszügige, offene Wohnungs-grundrisse, eine an die verschiedenenLebensphasen der Bewohnendenanpassbare Raumaufteilung, die indi-viduelle Erschliessung einzelner Woh-nungen über eigene Eingänge sowieAussenräume, die Privatsphäre garan-tieren. «Es ist erstaunlich, wie nahe dieEntwürfe an das Wohnerlebnis in ei-nem Einfamilienhaus herankommen»,sagt Architekt Daniel Birrer, der dasProjekt als Partner bei der GKS Archi-

IdealtypischeMehrfamilienhäuserZentrales Ergebnis des Forschungsprojekts ist eine Typologie vonacht exemplarischen Mehrfamilienhäusern, welche die Wohnqualität vonEinfamilienhäusern bieten:

Punkthaus II(mit versetztenWohnungen)

Cluster

Block

Blockrand

DachaufbauKammstruktur

Hofhaus

– vierseitigerAusblick

– Privatsphäredurch lediglichdrei Parteienund versetzteBalkone

– Anpassung desWohnraums nachLebensphasenmöglich

– Garten für jedeWohnung, inoberen Stockwer-ken auf Garageund Dach

Beispiel:Punkthaus I(mit Geschoss-wohnungen)

19Hochschule Luzern 2 | 2012

Illustrationen

:Lau

raJurt,A

bso

lven

tinder

Hoch

schule

Luze

rn,iStock

photo/B

ronxg

ebiet,zV

g

Gebäude als system / Zersiedelung

tekten + Partner AG in Luzern beglei-tete. «Manche setzen aber auch eine ge-wisse Aufgeschlossenheit gegenüberunkonventionellen Lösungen voraus.»So lassen sich beispielsweise privateGärten auch für Wohnungen in oberenStockwerken realisieren, wenn dafürdie Dächer von angrenzenden Gebäu-den genutzt werden.

Amelie-Theres Mayer betont denn auch,dass es sich bei den acht Typen nicht umuniverselle Musterlösungen handle, son-dern jeder Standort und jeder Bauherrnach einer individuellen Lösung ver-lange. «Die eigenen vier Wände mitzu-gestalten, ist vielen Befragten sehr wich-tig», so Mayer weiter. Diesem Punkt beider Planung von Mehrfamilienhäusern

Rechnung zu tragen, ist allerdingsschwierig. Die Hausgemeinschaft müsstesich vor Baubeginn zusammenfindenund sich über die gewünschte Architek-tur einigen. Verbreitetere Praxis ist des-halb, dass Investoren und Architektendie äussere Form und die Grundstrukturdes Hauses definieren und die Stockwerk-eigentümer über die Raumaufteilung und

Wohnen im Einfamilienhaus ist fürviele ein Ideal. Warum?Unsere Befragung im Rahmen des Pro-jekts «Transfer vonWohnqualitäten vomEinfamilienhaus auf das Mehrfamilien-haus» hat gezeigt, dass die Gründe dafürsehr unterschiedlich sind –mehrWohn-raum, mehr Privatsphäre, Nähe zur Na-tur, grössere Freiheit und Unabhängig-keit. Oft fällt der Entscheid für einEinfamilienhaus jedoch mit der Famili-engründung zusammen. Überraschendwar für uns, dass ökonomische Gründefast keine Rolle spielen.Wenn jeder mehr Freiheit und Unab-hängigkeit, gleichzeitig aber auch mehrRuhe und Privatsphäre will – kommtman nicht zwangsläufig seinen Nach-barn in die Quere?Es besteht tatsächlich Konfliktpotenzial.Wer sich für ein Einfamilienhaus ent-scheidet, wünscht sich Abstand zumNachbarn und privaten Aussenraum, woer tun und lassen kann, was er will. Wich-tig ist den Befragten deshalb die Zusam-mensetzung der Nachbarschaft.Bei einigen ist die emotionale Bindungans Einfamilienhaus so stark, dassfür sie keine andereWohnform in Fragekommt. Wie erklären Sie sich das?

enhaus spielen. Demonstriert wird dieseher sich selbst gegenüber, im Sinne desStolzes auf Erfolg im eigenen Leben.Gibt es so etwas wie die «Psychologiedes Einfamilienhausbesitzers»?In der Literatur lassen sich tatsächlichzahlreiche psychologische Komponen-ten finden, etwa die Gewissheit, es zu et-was gebracht zu haben, oder derWunschnach Heimat. In unserer Studie standenaber die Aspekte Privatheit und Selbst-verwirklichung klar im Vordergrund.Hohe Erwartungen ... kann einHaus immer halten, was sich die Leutedavon versprechen?Es kann viele Erwartungen erfüllen, eskommt aber auch zu Ernüchterungen.So ist ein eigenes Haus als Wohnformwährend der Familienphase ideal. Wenndie Kinder ausfliegen oder es zu einerScheidung kommt, passt es plötzlichnicht mehr. Die Bewohner fühlen sichdann beispielsweise schnell einsam undisoliert.Verschiedene gesellschaftliche Trends,etwa die demographische Entwicklungoder die Erwerbstätigkeit beiderPartner, führen die Menschen zurückin die Zentren. Kommt das Einfamili-enhaus aus der Mode?Jein. Es gibt diese Trends tatsächlich. Zu-demwar während der letzten zehn Jahreeine sogenannte Reurbanisierung zu be-obachten, das städtische Leben ist wie-der interessanter geworden. Aber Einfa-milienhäuser sind in der Peripherie nachwie vor sehr gefragt, das sieht man an derungebrochen hohen Bautätigkeit in die-sem Segment. Interview: Simona Stalder

«Die emotionale Bindung ans eigeneHaus ist nicht bei allen gleich stark»Der Entscheid für ein Einfamilienhaus hängt auch mit der Identität zusammen.In manchen Fällen spielt aber der Zufall die entscheidende Rolle, erklärt Prof. AlexWillener, Dozent und Projektleiter an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit.

Welche Wohnform man wählt, hängtauch mit der Identität und dem Selbst-konzept eines Menschen zusammen.Manwill so wohnen, wie man sich selbstsieht oder sich anderen präsentieren will.Unsere Befragung hat aber gezeigt, dasses manchmal ein Zufall ist, dass man sichfür das Einfamilienhaus entscheidet,

manche könnten sich durchaus auch eineandere Form vorstellen.Also ist ein Haus auch ein Mittel,um gesellschaftlichen Statuszu demonstrieren?Obwohl symbolische Gründe in unsererBefragung kaum explizit genannt wur-den, kannman davon ausgehen, dass sieneben den rationalen Argumenten eineRolle beim Entscheid für ein Einfamili-

Alex Willener, Dozent und Projektleiter ander Hochschule Luzern – Soziale Arbeit.

Page 20: Das Magazin - Ausgabe 10

20 Hochschule Luzern 2 | 2012

D r u c k e r e i O D e r m a t t a G

Dorfplatz 2 • 6383 Dallenwil • Fon 041 629 79 00 • Fax 041 629 79 01

www.dod.ch • [email protected]

Druckerzeugnisse,die obenauf schwimmen

21Hochschule Luzern 2 | 2012

den Innenausbau ihrer Wohnung ent-scheiden. Bei Mietwohnungen ist einesolche Mitbestimmung selten.

Insgesamt stehen die Chancen nichtschlecht, dass sich bald wieder mehrMenschen für ein Mehrfamilienhausentscheiden. Dem Landschaftsschutzspielen derzeit unter-schiedliche gesellschaft-liche Entwicklungen indie Hände: Nach einerStadtflucht in den 80er-und 90er-Jahren hat dasurbane Leben wieder anReiz gewonnen. Junge Paare, bei denenbeide Partner arbeiten, schätzen eine zen-trale Lage und kurzeWege, etwa zur Kin-derkrippe. Auch immermehr ältere Men-schen ziehen zudem aus praktischenGründen vom Einfamilienhaus in der Pe-ripherie in eine Wohnung im Zentrum.Nicht zuletzt ist eine Eigentumswohnungüber den Lebenszyklus betrachtet meistgünstiger als ein Haus, weil sich die Er-stellungskosten sowie die Betriebs- undUnterhaltskosten auf mehrere Parteienverteilen. Eigentumswohnungen an zen-traler Lage werden deshalb wieder stär-ker nachgefragt und sind ein lohnendesGeschäft: «Weil für Stockwerkeigentumhohe Preise erzielt werden, ist es auch fürInvestoren und Bauherren attraktiv»,weiss Raumplaner André Duss.

Verdichtung bringt mehr SteuernDie Sensibilisierung für die Zersiede-lungsproblematik setzt sich auch bei Ge-meinden immermehr durch. «Noch gibtes grüne Korridore, die Horw von denIl

lustration:L

aura

Jurt,A

bso

lven

tinder

Hoch

schule

Luze

rn

umliegendenOrtschaften trennen. Diesewollen wir für die Wildwanderung undals Naherholungsgebiete erhalten», er-klärt Gianmarco Helfenstein, Gemein-derat und Finanzvorsteher der LuzernerGemeinde, der sich ebenfalls am Projektbeteiligte. «Bei der Totalrevision unserer

Ortsplanung war unsdeshalb wichtig, dassHorw vor allem in dieHöhe wächst, nicht indie Breite», erklärt erweiter. Es gibt abernoch immer zahlrei-

che Gemeinden, die Einfamilienhausbe-sitzer gerne willkommen heissen, weilsie sich von ihnen hohe Steuererträgeversprechen. Ein Trugschluss: Untersu-chungen zeigen, dass bei einer Mehrfa-milienhausbebauung die Steuererträgepro Quadratmeter Parzellenfläche etwadoppelt so hoch sind wie in Einfamilien-hausgebieten. Einerseits können Einfa-milienhausbesitzer steuerliche Vergüns-tigungen geltend machen, andererseitsfallen bei einem grösseren Gemeindege-biet zusätzliche Kosten an, etwa beim öf-fentlichen Verkehr. Es ist also auch im In-teresse von Städten und Gemeinden, eineverdichtete Bauweise zu fördern.

UmGemeinden, aber auch Anbietervon qualitativ hochwertig verdichtetemWohnraum dabei zu unterstützen, po-tenzielle Bewohnende von Mehrfamili-enhäusern mit Einfamilienhausqualitä-ten anzusprechen, haben Amelie-TheresMayer und ihr Team einen Kommunika-tionsleitfaden entwickelt. Und auch beiRaumplaner André Duss fliessen die

Erkenntnisse aus dem Projekt in die Pra-xis ein: «Wenn ich Gemeinden bei derOrtsplanung berate, kann ich ihnen nunkonkrete Alternativen zum Einfamilien-hausbau aufzeigen, für die auch eineNachfrage besteht. Damit hat das For-schungsprojekt der Hochschule Luzerneinen wertvollen Beitrag geleistet, derZersiedelung Einhalt zu gebieten.»

Simona Stalder

Forschung im Auftrag der KTIim Forschungsprojekt «transfervon einfamilienhausqualitäten aufmehrfamilienhäuser» arbeitetendie departemente technik & archi-tektur und soziale arbeit derHochschule luzern eng zusammen.Zu den Projektpartnern gehörtendas bundesamt für Wohnungs-wesen, die dienststelle für Raum-entwicklung, Wirtschaftsförderungund Geoinformation (rawi) deskantons luzern sowie GianmarcoHelfenstein, Gemeinderat vonHorw (lu) und Präsident der bau-genossenschaft Pilatus. Vertreterder Gks architekten + Partner aG(luzern), der markimo aG (Zürich),der allgemeinen baugenossen-schaft luzern und der marazzi Ge-neralunternehmung aG (luzern)brachten die Perspektive der bau-und immobilienbranche ein.das Projekt wurde durch die kom-mission für technologie und inno-vation des bundes (kti) gefördert.

«Mehrfamilienhäusersind auch für

Investoren attraktiv.»André Duss, Raumplaner

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Dorfplatz 2 • 6383 Dallenwil • Fon 041 629 79 00 • Fax 041 629 79 01

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den Innenausbau ihrer Wohnung ent-scheiden. Bei Mietwohnungen ist einesolche Mitbestimmung selten.

Insgesamt stehen die Chancen nichtschlecht, dass sich bald wieder mehrMenschen für ein Mehrfamilienhausentscheiden. Dem Landschaftsschutzspielen derzeit unter-schiedliche gesellschaft-liche Entwicklungen indie Hände: Nach einerStadtflucht in den 80er-und 90er-Jahren hat dasurbane Leben wieder anReiz gewonnen. Junge Paare, bei denenbeide Partner arbeiten, schätzen eine zen-trale Lage und kurzeWege, etwa zur Kin-derkrippe. Auch immermehr ältere Men-schen ziehen zudem aus praktischenGründen vom Einfamilienhaus in der Pe-ripherie in eine Wohnung im Zentrum.Nicht zuletzt ist eine Eigentumswohnungüber den Lebenszyklus betrachtet meistgünstiger als ein Haus, weil sich die Er-stellungskosten sowie die Betriebs- undUnterhaltskosten auf mehrere Parteienverteilen. Eigentumswohnungen an zen-traler Lage werden deshalb wieder stär-ker nachgefragt und sind ein lohnendesGeschäft: «Weil für Stockwerkeigentumhohe Preise erzielt werden, ist es auch fürInvestoren und Bauherren attraktiv»,weiss Raumplaner André Duss.

Verdichtung bringt mehr SteuernDie Sensibilisierung für die Zersiede-lungsproblematik setzt sich auch bei Ge-meinden immermehr durch. «Noch gibtes grüne Korridore, die Horw von denIl

lustration:L

aura

Jurt,A

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Luze

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umliegendenOrtschaften trennen. Diesewollen wir für die Wildwanderung undals Naherholungsgebiete erhalten», er-klärt Gianmarco Helfenstein, Gemein-derat und Finanzvorsteher der LuzernerGemeinde, der sich ebenfalls am Projektbeteiligte. «Bei der Totalrevision unserer

Ortsplanung war unsdeshalb wichtig, dassHorw vor allem in dieHöhe wächst, nicht indie Breite», erklärt erweiter. Es gibt abernoch immer zahlrei-

che Gemeinden, die Einfamilienhausbe-sitzer gerne willkommen heissen, weilsie sich von ihnen hohe Steuererträgeversprechen. Ein Trugschluss: Untersu-chungen zeigen, dass bei einer Mehrfa-milienhausbebauung die Steuererträgepro Quadratmeter Parzellenfläche etwadoppelt so hoch sind wie in Einfamilien-hausgebieten. Einerseits können Einfa-milienhausbesitzer steuerliche Vergüns-tigungen geltend machen, andererseitsfallen bei einem grösseren Gemeindege-biet zusätzliche Kosten an, etwa beim öf-fentlichen Verkehr. Es ist also auch im In-teresse von Städten und Gemeinden, eineverdichtete Bauweise zu fördern.

UmGemeinden, aber auch Anbietervon qualitativ hochwertig verdichtetemWohnraum dabei zu unterstützen, po-tenzielle Bewohnende von Mehrfamili-enhäusern mit Einfamilienhausqualitä-ten anzusprechen, haben Amelie-TheresMayer und ihr Team einen Kommunika-tionsleitfaden entwickelt. Und auch beiRaumplaner André Duss fliessen die

Erkenntnisse aus dem Projekt in die Pra-xis ein: «Wenn ich Gemeinden bei derOrtsplanung berate, kann ich ihnen nunkonkrete Alternativen zum Einfamilien-hausbau aufzeigen, für die auch eineNachfrage besteht. Damit hat das For-schungsprojekt der Hochschule Luzerneinen wertvollen Beitrag geleistet, derZersiedelung Einhalt zu gebieten.»

Simona Stalder

Forschung im Auftrag der KTIim Forschungsprojekt «transfervon einfamilienhausqualitäten aufmehrfamilienhäuser» arbeitetendie departemente technik & archi-tektur und soziale arbeit derHochschule luzern eng zusammen.Zu den Projektpartnern gehörtendas bundesamt für Wohnungs-wesen, die dienststelle für Raum-entwicklung, Wirtschaftsförderungund Geoinformation (rawi) deskantons luzern sowie GianmarcoHelfenstein, Gemeinderat vonHorw (lu) und Präsident der bau-genossenschaft Pilatus. Vertreterder Gks architekten + Partner aG(luzern), der markimo aG (Zürich),der allgemeinen baugenossen-schaft luzern und der marazzi Ge-neralunternehmung aG (luzern)brachten die Perspektive der bau-und immobilienbranche ein.das Projekt wurde durch die kom-mission für technologie und inno-vation des bundes (kti) gefördert.

«Mehrfamilienhäusersind auch für

Investoren attraktiv.»André Duss, Raumplaner

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22 Hochschule Luzern 2 | 2012

Will mit einem Solarhaus der HochschuleLuzern nach Versailles, in die Stadt desSonnenkönigs: Hanspeter Bürgi.

GEBÄUDE ALS SYSTEM / InternatIonaler WettbeWerb

Die Hochschule Luzern bewirbt sich für den SolarDecathlon 2014. Bei diesem Zehnkampf unter Hochschulengilt es, das Haus der Zukunft zu entwerfen undzu bauen. Hanspeter Bürgi, Dozent und Projektleiter,berichtet über die Vorbereitungen.

«Gut unterwegs»

Was ist das Besondere am SolarDecathlon?Hier lassen sich Lehre und Forschung in-tensiv miteinander verknüpfen. Ich kennekaum ein Projekt, das pädagogisch-di-daktisch so viel bietet. Beim Solar Dec-athlon sind nicht nur Konzepte oder Mo-delle gefordert, die Häuser werdentatsächlich gebaut. Kommt hinzu, dassstark disziplinübergreifend gearbeitetwird. Neben architektonischen und bau-technischen Anforderungen werden etwaKomfort und Behaglichkeit konkret ge-messen, aber auchWirtschaftlichkeit undKommunikationsaktivitäten bewertet.WelcheVoraussetzungen bringt dieHoch-schule Luzern für eine Teilnahmemit?Wir arbeiten seit Jahren unter dem Leit-motiv «Gebäude als System». Deshalbdenke ich, dass wir für eine Teilnahmeprädestiniert sind. Auf dem Campus inHorw kooperieren die vier Studiengängedes Bereichs Bau intensiv. In den letztenJahren hat in der Forschung zudem eineÖffnung hinsichtlich sozialer, gestalte-rischer und wirtschaftlicher Aspektestattgefunden. So können neben Tech-nik &Architektur weitere Departementein das Projekt eingebunden werden.Im internationalen Vergleich istunsere Hochschule nicht sehr gross,ist das ein Nachteil?Im Gegenteil. Wir können eine gewisseÜbersichtlichkeit der interdisziplinärenTeams sicherstellen und den Solar Dec-athlon vermutlich sogar einfacher in diebestehenden Lehrpläne integrieren, alswennman einen riesigen Apparat in Be-

wegung setzenmuss.Wir möchten einegewisse Agilität behalten, auch wennwirmit vielen weiteren Partnern aus derWirtschaft und mit Forschungsinstitu-ten zusammenarbeiten werden.Eine Teilnahme kostet zwischenein und zwei Millionen Franken. Wiesoll sie finanziert werden?Zum grössten Teil über das im Aufbaubefindliche Netzwerk und Sponsoring.Zu den ersten Partnern gehören das Bun-desamt für Energie, die Dienststelle fürUmwelt und Energie des Kantons Luzern,der Schweizer Ingenieur- und Architek-tenverein (SIA) sowie aus derWirtschaft

die Renggli AG und die Gruner Ingeni-eure AG. Man muss allerdings unter-scheiden: In der Bewerbungsphase fallenetwa zehn Prozent der Kosten an, dergrösste Teil wird erst fällig, wenn wir indie Endausscheidung kommen und un-ser Haus auch tatsächlich bauen können.Wie viele Länder werden teilnehmenund wann fällt der Entscheid, ob dieHochschule Luzern dabei ist?DerWettbewerb wird immer bekannterund inzwischen auf verschiedenen Kon-tinenten ausgetragen: 2011 fand der So-lar Decathlon in den USA statt, in die-sem Jahr inMadrid, danach in China und2014 wieder in Europa. Teilnehmen kön-nen Hochschulen aus allerWelt, bislangwaren dies jeweils etwa 20. Wer am So-lar Decathlon 2014 teilnehmen darf, ent-scheidet sich spätestens Anfang 2013.Sind Sie mit dem Stand der Vorberei-tungen zufrieden?Wir sind gut unterwegs: Wir haben his-torische undmoderne Gebäude hinsicht-lich gestalterischer, energetischer undkonstruktiver Aspekte untersucht unddaraus eine Art «Werkzeugkasten» zu-sammengestellt, der als Inspiration die-nen soll, Bekanntes mit zukunftsfähigenInnovationen zu verknüpfen. Bis Semes-terende werden 20 Studierende aus demMaster in Architektur – unterstützt vonangehenden Gebäudetechnik- undWirt-schaftsingenieuren – ihre Visionen vonwettbewerbstauglichen Häusern erarbei-ten. Eine Jury wählt das beste Projekt aus,das anschliessend weiter entwickelt wird.Was denken Sie, wird zur grösstenHerausforderung?Auf der materiellen Seite das Sicherstel-len der Sponsorengelder. Auf der ideel-len Seite geht es darum, die Motivationund die Identifikation der Studierendenüber einen relativ langen Zeitraum kon-stant hoch zu halten und den rotenFaden nicht zu verlieren. Es geht umTeamspirit, gerade weil von der Bewer-bungsphase bis zum Decathlon in Ver-sailles immer wieder neue Studierendeaktiv mitwirken werden.

Interview: Sigrid Cariola Foto:A

lexa

nder

Lem

pke

InformIeren SIe SIch.

STUDenTIScheArBeITenJedes Jahr erstellen unsere Bachelor- und Master-Studierenden verschiedene Arbeiten: zum Abschlussdes Studiums, Projektarbeiten oder Businesspläne. Sierecherchieren, führen Umfragen durch oder entwickelnKonzepte. Die Studierenden in Technik & Architektur,Wirtschaft und Soziale Arbeit übernehmen dabei gerneProjekte für Unternehmen und öffentliche Institutionen.

Die Studentinnen und Studenten in Design & Kunstpräsentieren ihre Abschlussarbeiten an der Werkschau,Musikerinnen und Musiker ihr Können an Konzerten.

www.hslu.ch/studentische-arbeiten

Flyer nicht mehr vorhanden? Bestellen Sie ihn unterwww.publikationen.hslu.ch > Ausbildung

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22 Hochschule Luzern 2 | 2012

Will mit einem Solarhaus der HochschuleLuzern nach Versailles, in die Stadt desSonnenkönigs: Hanspeter Bürgi.

GEBÄUDE ALS SYSTEM / InternatIonaler WettbeWerb

Die Hochschule Luzern bewirbt sich für den SolarDecathlon 2014. Bei diesem Zehnkampf unter Hochschulengilt es, das Haus der Zukunft zu entwerfen undzu bauen. Hanspeter Bürgi, Dozent und Projektleiter,berichtet über die Vorbereitungen.

«Gut unterwegs»

Was ist das Besondere am SolarDecathlon?Hier lassen sich Lehre und Forschung in-tensiv miteinander verknüpfen. Ich kennekaum ein Projekt, das pädagogisch-di-daktisch so viel bietet. Beim Solar Dec-athlon sind nicht nur Konzepte oder Mo-delle gefordert, die Häuser werdentatsächlich gebaut. Kommt hinzu, dassstark disziplinübergreifend gearbeitetwird. Neben architektonischen und bau-technischen Anforderungen werden etwaKomfort und Behaglichkeit konkret ge-messen, aber auchWirtschaftlichkeit undKommunikationsaktivitäten bewertet.WelcheVoraussetzungen bringt dieHoch-schule Luzern für eine Teilnahmemit?Wir arbeiten seit Jahren unter dem Leit-motiv «Gebäude als System». Deshalbdenke ich, dass wir für eine Teilnahmeprädestiniert sind. Auf dem Campus inHorw kooperieren die vier Studiengängedes Bereichs Bau intensiv. In den letztenJahren hat in der Forschung zudem eineÖffnung hinsichtlich sozialer, gestalte-rischer und wirtschaftlicher Aspektestattgefunden. So können neben Tech-nik &Architektur weitere Departementein das Projekt eingebunden werden.Im internationalen Vergleich istunsere Hochschule nicht sehr gross,ist das ein Nachteil?Im Gegenteil. Wir können eine gewisseÜbersichtlichkeit der interdisziplinärenTeams sicherstellen und den Solar Dec-athlon vermutlich sogar einfacher in diebestehenden Lehrpläne integrieren, alswennman einen riesigen Apparat in Be-

wegung setzenmuss.Wir möchten einegewisse Agilität behalten, auch wennwirmit vielen weiteren Partnern aus derWirtschaft und mit Forschungsinstitu-ten zusammenarbeiten werden.Eine Teilnahme kostet zwischenein und zwei Millionen Franken. Wiesoll sie finanziert werden?Zum grössten Teil über das im Aufbaubefindliche Netzwerk und Sponsoring.Zu den ersten Partnern gehören das Bun-desamt für Energie, die Dienststelle fürUmwelt und Energie des Kantons Luzern,der Schweizer Ingenieur- und Architek-tenverein (SIA) sowie aus derWirtschaft

die Renggli AG und die Gruner Ingeni-eure AG. Man muss allerdings unter-scheiden: In der Bewerbungsphase fallenetwa zehn Prozent der Kosten an, dergrösste Teil wird erst fällig, wenn wir indie Endausscheidung kommen und un-ser Haus auch tatsächlich bauen können.Wie viele Länder werden teilnehmenund wann fällt der Entscheid, ob dieHochschule Luzern dabei ist?DerWettbewerb wird immer bekannterund inzwischen auf verschiedenen Kon-tinenten ausgetragen: 2011 fand der So-lar Decathlon in den USA statt, in die-sem Jahr inMadrid, danach in China und2014 wieder in Europa. Teilnehmen kön-nen Hochschulen aus allerWelt, bislangwaren dies jeweils etwa 20. Wer am So-lar Decathlon 2014 teilnehmen darf, ent-scheidet sich spätestens Anfang 2013.Sind Sie mit dem Stand der Vorberei-tungen zufrieden?Wir sind gut unterwegs: Wir haben his-torische undmoderne Gebäude hinsicht-lich gestalterischer, energetischer undkonstruktiver Aspekte untersucht unddaraus eine Art «Werkzeugkasten» zu-sammengestellt, der als Inspiration die-nen soll, Bekanntes mit zukunftsfähigenInnovationen zu verknüpfen. Bis Semes-terende werden 20 Studierende aus demMaster in Architektur – unterstützt vonangehenden Gebäudetechnik- undWirt-schaftsingenieuren – ihre Visionen vonwettbewerbstauglichen Häusern erarbei-ten. Eine Jury wählt das beste Projekt aus,das anschliessend weiter entwickelt wird.Was denken Sie, wird zur grösstenHerausforderung?Auf der materiellen Seite das Sicherstel-len der Sponsorengelder. Auf der ideel-len Seite geht es darum, die Motivationund die Identifikation der Studierendenüber einen relativ langen Zeitraum kon-stant hoch zu halten und den rotenFaden nicht zu verlieren. Es geht umTeamspirit, gerade weil von der Bewer-bungsphase bis zum Decathlon in Ver-sailles immer wieder neue Studierendeaktiv mitwirken werden.

Interview: Sigrid Cariola Foto:A

lexa

nder

Lem

pke

InformIeren SIe SIch.

STUDenTIScheArBeITenJedes Jahr erstellen unsere Bachelor- und Master-Studierenden verschiedene Arbeiten: zum Abschlussdes Studiums, Projektarbeiten oder Businesspläne. Sierecherchieren, führen Umfragen durch oder entwickelnKonzepte. Die Studierenden in Technik & Architektur,Wirtschaft und Soziale Arbeit übernehmen dabei gerneProjekte für Unternehmen und öffentliche Institutionen.

Die Studentinnen und Studenten in Design & Kunstpräsentieren ihre Abschlussarbeiten an der Werkschau,Musikerinnen und Musiker ihr Können an Konzerten.

www.hslu.ch/studentische-arbeiten

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Page 24: Das Magazin - Ausgabe 10

24 Hochschule Luzern 2 | 2012

Exponiert: Stephan (links) und DanielBloch von Chocolats Camille Bloch.

Luzerner Securitas-Truppe mit Direktor(Mitte) um 1910.

maNaGemeNtFORsCHuNG

FamilienbandeFamilienunternehmen galten lange als Subtyp derKMU. Sie haben jedoch eine ganz eigene Dynamik und stehenvor spezifischen Herausforderungen. Die HochschuleLuzern baut ihre Kompetenzen in diesem Bereich aus, sinddoch fast 90 Prozent der Schweizer Unternehmen inFamilienhand.

«Familienunternehmen sind so-zialer als andere Firmen.» «Familien-unternehmen sind klein und wenig in-ternational tätig» … Die meisten habenein bestimmtes Bild im Kopf, wenn vonFamilienunternehmen die Rede ist. Clau-dia Binz weiss, was Mythos und wasWahrheit ist. Die wissenschaftliche Mit-arbeiterin und Dozentin an der Hoch-schule Luzern – Wirtschaft befasst sichvon Berufs wegenmit Familienunterneh-men. «Internationale Studien zeigen, dassdie erste Behauptung zutrifft, die zweitehingegen nicht», erklärt sie. «Über 30 Pro-zent der börsenkotierten Firmen sindFamilienunternehmen. Und es gibt vieleBeispiele, die belegen, dass Familienbe-triebe durchaus erfolgreich über dieGrenzen hinaus wirtschaften: Schindleretwa oder Schurter.»

Familienunternehmen beschäfti-gen zwei Drittel der ArbeitskräfteIn einer Umfrage zum Image von Fami-lienunternehmen, die Binz 2010 durch-geführt hat, bezeichneten fast 80 Prozentder 163 befragten Personen Familien-unternehmen als sympathischer als Pu-blikumsgesellschaften. Dennoch gibtes Familienunternehmen, die die Tatsa-che, dass sie ein solches sind, nicht insSchaufenster stellen, so zum Beispiel dieSecuritas AG. Auch den Gründen füreinen solchen Entscheid geht Binz mitInteresse nach, denn Familienunter-nehmen sind ein starker Wirtschafts-

faktor. In der Schweiz befinden sich88 Prozent der Unternehmen in Famili-enbesitz. Diese beschäftigen rund zweiDrittel aller Schweizer Arbeitskräfteund erwirtschaften etwa 60 Prozentdes Schweizer Brutto-inlandprodukts. «In derVergangenheit betrach-tete die Forschung Fa-milienunternehmen oftals blossen Subtyp vonkleinen undmittelgros-

sen Unternehmen», so Binz. «Heute weissman, dass Familienbetriebe charakteris-tischen Herausforderungen gegenüber-stehen, die sich mit klassischen Lö-sungsansätzen der KMU-Forschung nichtbewältigen lassen.» Die Forschung zuFamilienunternehmen befasst sich ge-zielt mit diesem Phänomen und versucht,praxistaugliche Instrumente für diesenOrganisationstyp zu entwickeln. ZweiBeispiele: Wie kann die Nachfolge ambesten geregelt werden? Oder wie erhal-ten talentierte Mitarbeiter, die nicht zurFamilie gehören, attraktive Karriere-chancen? Mit solchen Themen setzt sichauch das «Forum für Familienunterneh-men» auseinander, das die HochschuleLuzern – Wirtschaft 2012 zum zweitenMal durchgeführt hat.

«Familie» ist auchWerbeargumentWerner Hug, Spross der bekannten In-nerschweizer «Guetslidynastie», ist nebstanderen Firmen wie Bernina oder Trisaeiner der Beiräte des Forums. Sein Bru-der und er gehören zu den Unterneh-mern, die sehr offensiv mit dem Wert«Familie» werben. «Wir haben in unsererFirma schon immer das Persönlichegepflegt und dies Mitte der 80er-Jahreauch in dieWerbung aufgenommen. ZuBackwaren passt dies gut», erklärt Hug.Er schätzt die Möglichkeit, sich als Bei-rat bei der Hochschule Luzern aktiv ein-zubringen. Umgekehrt öffnet er mit sei-nem Netzwerk viele Türen. «DieUnternehmen helfen uns, die richtigenFragen zu stellen und unsere Arbeit aufdie Praxis auszurichten», sagt Binz.

Das Forschungsgebiet «Familienun-ternehmen» bietet viele Facetten. So hatClaudia Binz im Rahmen einer Fallstudieauch näher beleuchtet, was es für eineFamilie bedeuten kann, wenn sie in

ihrer Werbestrategiehervorhebt, dass dasUnternehmen einer Fa-milie gehört. «Die Fa-milienmitglieder müs-sen es auch aushaltenkönnen, als Privatper-

«Die klassische KMU-Forschungwird

Familienunternehmennicht gerecht.»

Claudia Binz, Hochschule Luzern

25Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Key

stone/Sa

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Compardo,z

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Neuer Forschungsschwerpunktder themenschwerpunkt «ma-nagement von Familienunterneh-men» der Hochschule luzern wirdvon drei instituten des departe-ments Wirtschaft getragen: deminstitut für betriebs- und Regional-ökonomie ibR, dem institut für Fi-nanzdienstleistungen Zug iFZsowie dem institut für kommunika-tion und marketing ikm. ein For-schungsprojekt befasst sich mitdem arbeitgeberimage von Famili-enunternehmen. die Wissenschaf-ter untersuchen die spezifischen er-wartungen, die Führungskräftean arbeitgeber stellen, deren un-ternehmen sich in Familienbesitzbefindet. die Resultate werden vor-aussichtlich im Herbst vorliegen.

«Wir müssen es aus-halten können, als

Privatperson im Schau-fenster zu stehen.»

Daniel Bloch, CEO Camille Bloch

son im Schaufenster zustehen», sagt der Scho-koladehersteller DanielBloch, dessen FirmaCamille Bloch im Jahr2003 entschied, ver-stärkt auf den Brand«Familienunternehmen» zu setzen. Da-vor hatte das Westschweizer Unter-nehmen vor allem hauseigene Markenwie Ragusa oder Torino ins Zentrum ge-rückt. Dies hatte nicht zuletzt auch his-torische Gründe, denn in den Jahren nachder Firmengründung 1929 war es für einejüdische Familie nicht ratsam, sich in denVordergrund zu stellen.

Auch Vorurteile einbeziehenUnd hat es sich für Camille Bloch gelohnt,stärker auf den Aspekt «Familie» zu set-zen? Laut Daniel Bloch ja. Seit Einfüh-rung der Dachmarke seien sie um 50 Pro-

zent gewachsen, unddies in einem stagnie-rendenMarkt. Das ent-scheidende Argumentfür die Einführung die-ser Strategie sei jedochnicht das Wachstum

gewesen, welches auch dank diverser In-novationen zustande gekommen sei, son-dern das Vertrauen, das ein Familien-brand ausstrahlen könne.

Ob dies für alle Familienunterneh-men Gültigkeit hat, werden weitere Un-tersuchungen zeigen, denn es gibt lautBinz durchaus auch negative Vorurteile.Ein Teil der von ihr befragten Personenschätzt Familienunternehmen eher als«konservativ» und «nicht sehr innovativ»ein. Solche Assoziationen gelte es beimEntscheid für eineWerbestrategie eben-falls im Auge zu behalten.

Mirella Wepf

Werner (links) und Andreas Hug setzen in der Kommunikation bereits seit den 80er-Jahren bewusst auf den Wert «Familie».

Page 25: Das Magazin - Ausgabe 10

24 Hochschule Luzern 2 | 2012

Exponiert: Stephan (links) und DanielBloch von Chocolats Camille Bloch.

Luzerner Securitas-Truppe mit Direktor(Mitte) um 1910.

maNaGemeNtFORsCHuNG

FamilienbandeFamilienunternehmen galten lange als Subtyp derKMU. Sie haben jedoch eine ganz eigene Dynamik und stehenvor spezifischen Herausforderungen. Die HochschuleLuzern baut ihre Kompetenzen in diesem Bereich aus, sinddoch fast 90 Prozent der Schweizer Unternehmen inFamilienhand.

«Familienunternehmen sind so-zialer als andere Firmen.» «Familien-unternehmen sind klein und wenig in-ternational tätig» … Die meisten habenein bestimmtes Bild im Kopf, wenn vonFamilienunternehmen die Rede ist. Clau-dia Binz weiss, was Mythos und wasWahrheit ist. Die wissenschaftliche Mit-arbeiterin und Dozentin an der Hoch-schule Luzern – Wirtschaft befasst sichvon Berufs wegenmit Familienunterneh-men. «Internationale Studien zeigen, dassdie erste Behauptung zutrifft, die zweitehingegen nicht», erklärt sie. «Über 30 Pro-zent der börsenkotierten Firmen sindFamilienunternehmen. Und es gibt vieleBeispiele, die belegen, dass Familienbe-triebe durchaus erfolgreich über dieGrenzen hinaus wirtschaften: Schindleretwa oder Schurter.»

Familienunternehmen beschäfti-gen zwei Drittel der ArbeitskräfteIn einer Umfrage zum Image von Fami-lienunternehmen, die Binz 2010 durch-geführt hat, bezeichneten fast 80 Prozentder 163 befragten Personen Familien-unternehmen als sympathischer als Pu-blikumsgesellschaften. Dennoch gibtes Familienunternehmen, die die Tatsa-che, dass sie ein solches sind, nicht insSchaufenster stellen, so zum Beispiel dieSecuritas AG. Auch den Gründen füreinen solchen Entscheid geht Binz mitInteresse nach, denn Familienunter-nehmen sind ein starker Wirtschafts-

faktor. In der Schweiz befinden sich88 Prozent der Unternehmen in Famili-enbesitz. Diese beschäftigen rund zweiDrittel aller Schweizer Arbeitskräfteund erwirtschaften etwa 60 Prozentdes Schweizer Brutto-inlandprodukts. «In derVergangenheit betrach-tete die Forschung Fa-milienunternehmen oftals blossen Subtyp vonkleinen undmittelgros-

sen Unternehmen», so Binz. «Heute weissman, dass Familienbetriebe charakteris-tischen Herausforderungen gegenüber-stehen, die sich mit klassischen Lö-sungsansätzen der KMU-Forschung nichtbewältigen lassen.» Die Forschung zuFamilienunternehmen befasst sich ge-zielt mit diesem Phänomen und versucht,praxistaugliche Instrumente für diesenOrganisationstyp zu entwickeln. ZweiBeispiele: Wie kann die Nachfolge ambesten geregelt werden? Oder wie erhal-ten talentierte Mitarbeiter, die nicht zurFamilie gehören, attraktive Karriere-chancen? Mit solchen Themen setzt sichauch das «Forum für Familienunterneh-men» auseinander, das die HochschuleLuzern – Wirtschaft 2012 zum zweitenMal durchgeführt hat.

«Familie» ist auchWerbeargumentWerner Hug, Spross der bekannten In-nerschweizer «Guetslidynastie», ist nebstanderen Firmen wie Bernina oder Trisaeiner der Beiräte des Forums. Sein Bru-der und er gehören zu den Unterneh-mern, die sehr offensiv mit dem Wert«Familie» werben. «Wir haben in unsererFirma schon immer das Persönlichegepflegt und dies Mitte der 80er-Jahreauch in dieWerbung aufgenommen. ZuBackwaren passt dies gut», erklärt Hug.Er schätzt die Möglichkeit, sich als Bei-rat bei der Hochschule Luzern aktiv ein-zubringen. Umgekehrt öffnet er mit sei-nem Netzwerk viele Türen. «DieUnternehmen helfen uns, die richtigenFragen zu stellen und unsere Arbeit aufdie Praxis auszurichten», sagt Binz.

Das Forschungsgebiet «Familienun-ternehmen» bietet viele Facetten. So hatClaudia Binz im Rahmen einer Fallstudieauch näher beleuchtet, was es für eineFamilie bedeuten kann, wenn sie in

ihrer Werbestrategiehervorhebt, dass dasUnternehmen einer Fa-milie gehört. «Die Fa-milienmitglieder müs-sen es auch aushaltenkönnen, als Privatper-

«Die klassische KMU-Forschungwird

Familienunternehmennicht gerecht.»

Claudia Binz, Hochschule Luzern

25Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Key

stone/Sa

ndro

Compardo,z

Vg

Neuer Forschungsschwerpunktder themenschwerpunkt «ma-nagement von Familienunterneh-men» der Hochschule luzern wirdvon drei instituten des departe-ments Wirtschaft getragen: deminstitut für betriebs- und Regional-ökonomie ibR, dem institut für Fi-nanzdienstleistungen Zug iFZsowie dem institut für kommunika-tion und marketing ikm. ein For-schungsprojekt befasst sich mitdem arbeitgeberimage von Famili-enunternehmen. die Wissenschaf-ter untersuchen die spezifischen er-wartungen, die Führungskräftean arbeitgeber stellen, deren un-ternehmen sich in Familienbesitzbefindet. die Resultate werden vor-aussichtlich im Herbst vorliegen.

«Wir müssen es aus-halten können, als

Privatperson im Schau-fenster zu stehen.»

Daniel Bloch, CEO Camille Bloch

son im Schaufenster zustehen», sagt der Scho-koladehersteller DanielBloch, dessen FirmaCamille Bloch im Jahr2003 entschied, ver-stärkt auf den Brand«Familienunternehmen» zu setzen. Da-vor hatte das Westschweizer Unter-nehmen vor allem hauseigene Markenwie Ragusa oder Torino ins Zentrum ge-rückt. Dies hatte nicht zuletzt auch his-torische Gründe, denn in den Jahren nachder Firmengründung 1929 war es für einejüdische Familie nicht ratsam, sich in denVordergrund zu stellen.

Auch Vorurteile einbeziehenUnd hat es sich für Camille Bloch gelohnt,stärker auf den Aspekt «Familie» zu set-zen? Laut Daniel Bloch ja. Seit Einfüh-rung der Dachmarke seien sie um 50 Pro-

zent gewachsen, unddies in einem stagnie-rendenMarkt. Das ent-scheidende Argumentfür die Einführung die-ser Strategie sei jedochnicht das Wachstum

gewesen, welches auch dank diverser In-novationen zustande gekommen sei, son-dern das Vertrauen, das ein Familien-brand ausstrahlen könne.

Ob dies für alle Familienunterneh-men Gültigkeit hat, werden weitere Un-tersuchungen zeigen, denn es gibt lautBinz durchaus auch negative Vorurteile.Ein Teil der von ihr befragten Personenschätzt Familienunternehmen eher als«konservativ» und «nicht sehr innovativ»ein. Solche Assoziationen gelte es beimEntscheid für eineWerbestrategie eben-falls im Auge zu behalten.

Mirella Wepf

Werner (links) und Andreas Hug setzen in der Kommunikation bereits seit den 80er-Jahren bewusst auf den Wert «Familie».

Page 26: Das Magazin - Ausgabe 10

Erst mit der richtigenTechnik kann sichdie Musikalität entfal-ten: Regula Mühlemannim Unterrichtbei Barbara Locher(hinten).

27Hochschule Luzern 2 | 2012

Foto:M

artinVoge

l

ausNaHmetaleNt

Mein Instrument,die StimmeOb Regula Mühlemann später wie Edith Mathis oderRamon Vargas den Ruf der Hochschule Luzern in die Welthinausträgt, steht in den Sternen. Diese Sterne jedochstehen gut: Die Studentin, die während der nächstenWochenihr Diplom ablegt, singt an den Salzburger Festspielen.

Man fühlt sich nicht wie in einerUnterrichtsstunde, in der für ein bevor-stehendes Konzert in Hannover geprobtwird. Noch weniger spürt man etwasvon jener Angespanntheit, die man beieiner Studentin erwarten könnte, die imJuni ihr Schlussexamen als Sopransän-gerin ablegt. Regula Mühlemann gibt zu:«Gemäss Studienordnung bin ich nochStudentin, aber ich stehe vor meinemSolistendiplom nicht nurmit einem, son-dern fast mit beiden Beinen im Beruf.Es ist wunderbar, keine Angst davor zuhaben, wie es nach dem Studiumweiter-geht.» Und der Preis dafür? Die locker-leichten Seiten der Ausbildungszeit habesie nur selten geniessen können. Ohnedass sie es darauf angelegt hätte, hatRegula Mühlemann an der HochschuleLuzern einen Sonderstatus. «Neid habeich nie gespürt, eher Interesse. Für einigeMitstudierende habe ich eine Vorbild-funktion. Sie fragen mich um Rat, undich gebe ihnen gerne Auskunft.»

Die Unbeschwertheit, mit der die26-Jährige mit ihrer klaren Stimmedas Frühlingslied von Schubert vorträgt,hat etwas Ansteckendes.Währendmanim Übungszimmer an der Obergrund-strasse 9 in Luzern zuhört und zuschaut,spürt man, dass ausser dem Talent nochetwas anderes entscheidend ist: diewarmherzige, persönliche Beziehungzwischen der Studentin und ihrer Pro-

fessorin. «Man hätte mir keinen besserenRat geben können, als mich bei BarbaraLocher einzuschreiben. Sie war und istwie der Sechser im Lotto», sagt RegulaMühlemann.

Intelligenz und BodenhaftungVor sechs Jahren, als sie das erste Mal beiBarbara Locher vorsang, ahnte diesenicht, dass sie eine besonders begabteSchülerin begleiten und betreuen würde.Die Professorin für Sologesang, die selbstals freischaffende Konzert- und Opern-sängerin auftritt, erzählt in breitemBerner Dialekt, was sie bei der Auf-

nahmeprüfung dachte: «Mau, mau, dienämmer uf; da liit öppis dinn.» Seitherhaben sie zusammen gearbeitet, zum Bei-spiel an der Technik, die das Werkzeugist, damit die Musikalität sich entfaltenkann. Eine Lehrerin könne keine Sänge-rin machen, erläutert Barbara Locher undschaut über den Brillenrand. NebstTalent brauche es eine belast- und aus-baubare Stimme. Hinzukommenmüss-

ten Einsatz,Wille, Intelligenz, Standfes-tigkeit und Bodenhaftung. «Eigenschaf-ten, die Regula von zu Hausemitbrachteund die unser gemeinsames Arbeitenerleichterten.»

Singen als MissionBevor die Arie für den Auftritt in Han-nover geprobt wird, singt sich RegulaMühlemann ein. Mit der rechten Handgibt Barbara Locher auf dem Klavier eineTonfolge nach der anderen vor, mit derlinken zeichnet sie in die Luft, wie ihreSchülerin den Atem aus demKörper füh-ren soll. Regula Mühlemann singt dieTonleiter hinauf und hinunter. «DerKörper darf sich nicht immer synchronzumAtem bewegen», mahnt die Profes-sorin, die schliesslich lobt: «Wunderbarlocker. Schön siehst du aus. Die Ästhe-tik auf dem Gesicht widerspiegelt dieharmonische Konzentration in deinemInnern.» Das typische Bild der Sopranis-tin als füllige Fraumit tremolowogenderBrust, aufgerissenem Mund und her-vorstehenden Halsadern straft RegulaMühlemann Lügen.

Ihren ersten Gesangsunterricht hattesie mit 15 Jahren an der MusikschuleAdligenswil, wo sie aufwuchs; danachwechselte sie zu Eberhard Rex, demLeiter der Kantorei. Er riet ihr, sich nachder Matura an der Hochschule Luzern –Musik einzuschreiben.Welches Stimm-potenzial sie hat, erfasste die junge Frauerst, als sie als einzige Studentin desDepartements zu einem Wettbewerbgeschickt wurde und es in den Finalschaffte. Da stand für sie das Opernfachfest. Sie bekamAngebote: Rollen auf derBühne des Luzerner Theaters im UG; vorgut einem Jahr das Ännchen im Film «DerFreischütz/The Hunter’s Bride», was denKulturjournalisten der NZZ zur hymni-schen Bemerkung veranlasste, RegulaMühlemann sei eine Entdeckung ersterGüte. Bald danach überzeugte sie im Lu-zerner Musiktheater als Papagena in der«Zauberflöte» und am Zürcher Opern-haus als Gianetta in «L’elisir d’amore». Esfolgte ein glanzvoller Auftritt im Teatro

«Ich kann keineSängerinmachen. Nebst

Talent braucht eseine belast- und ausbau-

bare Stimme.»Barbara Locher, Gesangsdozentin

Page 27: Das Magazin - Ausgabe 10

Erst mit der richtigenTechnik kann sichdie Musikalität entfal-ten: Regula Mühlemannim Unterrichtbei Barbara Locher(hinten).

27Hochschule Luzern 2 | 2012

Foto:M

artinVoge

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ausNaHmetaleNt

Mein Instrument,die StimmeOb Regula Mühlemann später wie Edith Mathis oderRamon Vargas den Ruf der Hochschule Luzern in die Welthinausträgt, steht in den Sternen. Diese Sterne jedochstehen gut: Die Studentin, die während der nächstenWochenihr Diplom ablegt, singt an den Salzburger Festspielen.

Man fühlt sich nicht wie in einerUnterrichtsstunde, in der für ein bevor-stehendes Konzert in Hannover geprobtwird. Noch weniger spürt man etwasvon jener Angespanntheit, die man beieiner Studentin erwarten könnte, die imJuni ihr Schlussexamen als Sopransän-gerin ablegt. Regula Mühlemann gibt zu:«Gemäss Studienordnung bin ich nochStudentin, aber ich stehe vor meinemSolistendiplom nicht nurmit einem, son-dern fast mit beiden Beinen im Beruf.Es ist wunderbar, keine Angst davor zuhaben, wie es nach dem Studiumweiter-geht.» Und der Preis dafür? Die locker-leichten Seiten der Ausbildungszeit habesie nur selten geniessen können. Ohnedass sie es darauf angelegt hätte, hatRegula Mühlemann an der HochschuleLuzern einen Sonderstatus. «Neid habeich nie gespürt, eher Interesse. Für einigeMitstudierende habe ich eine Vorbild-funktion. Sie fragen mich um Rat, undich gebe ihnen gerne Auskunft.»

Die Unbeschwertheit, mit der die26-Jährige mit ihrer klaren Stimmedas Frühlingslied von Schubert vorträgt,hat etwas Ansteckendes.Währendmanim Übungszimmer an der Obergrund-strasse 9 in Luzern zuhört und zuschaut,spürt man, dass ausser dem Talent nochetwas anderes entscheidend ist: diewarmherzige, persönliche Beziehungzwischen der Studentin und ihrer Pro-

fessorin. «Man hätte mir keinen besserenRat geben können, als mich bei BarbaraLocher einzuschreiben. Sie war und istwie der Sechser im Lotto», sagt RegulaMühlemann.

Intelligenz und BodenhaftungVor sechs Jahren, als sie das erste Mal beiBarbara Locher vorsang, ahnte diesenicht, dass sie eine besonders begabteSchülerin begleiten und betreuen würde.Die Professorin für Sologesang, die selbstals freischaffende Konzert- und Opern-sängerin auftritt, erzählt in breitemBerner Dialekt, was sie bei der Auf-

nahmeprüfung dachte: «Mau, mau, dienämmer uf; da liit öppis dinn.» Seitherhaben sie zusammen gearbeitet, zum Bei-spiel an der Technik, die das Werkzeugist, damit die Musikalität sich entfaltenkann. Eine Lehrerin könne keine Sänge-rin machen, erläutert Barbara Locher undschaut über den Brillenrand. NebstTalent brauche es eine belast- und aus-baubare Stimme. Hinzukommenmüss-

ten Einsatz,Wille, Intelligenz, Standfes-tigkeit und Bodenhaftung. «Eigenschaf-ten, die Regula von zu Hausemitbrachteund die unser gemeinsames Arbeitenerleichterten.»

Singen als MissionBevor die Arie für den Auftritt in Han-nover geprobt wird, singt sich RegulaMühlemann ein. Mit der rechten Handgibt Barbara Locher auf dem Klavier eineTonfolge nach der anderen vor, mit derlinken zeichnet sie in die Luft, wie ihreSchülerin den Atem aus demKörper füh-ren soll. Regula Mühlemann singt dieTonleiter hinauf und hinunter. «DerKörper darf sich nicht immer synchronzumAtem bewegen», mahnt die Profes-sorin, die schliesslich lobt: «Wunderbarlocker. Schön siehst du aus. Die Ästhe-tik auf dem Gesicht widerspiegelt dieharmonische Konzentration in deinemInnern.» Das typische Bild der Sopranis-tin als füllige Fraumit tremolowogenderBrust, aufgerissenem Mund und her-vorstehenden Halsadern straft RegulaMühlemann Lügen.

Ihren ersten Gesangsunterricht hattesie mit 15 Jahren an der MusikschuleAdligenswil, wo sie aufwuchs; danachwechselte sie zu Eberhard Rex, demLeiter der Kantorei. Er riet ihr, sich nachder Matura an der Hochschule Luzern –Musik einzuschreiben.Welches Stimm-potenzial sie hat, erfasste die junge Frauerst, als sie als einzige Studentin desDepartements zu einem Wettbewerbgeschickt wurde und es in den Finalschaffte. Da stand für sie das Opernfachfest. Sie bekamAngebote: Rollen auf derBühne des Luzerner Theaters im UG; vorgut einem Jahr das Ännchen im Film «DerFreischütz/The Hunter’s Bride», was denKulturjournalisten der NZZ zur hymni-schen Bemerkung veranlasste, RegulaMühlemann sei eine Entdeckung ersterGüte. Bald danach überzeugte sie im Lu-zerner Musiktheater als Papagena in der«Zauberflöte» und am Zürcher Opern-haus als Gianetta in «L’elisir d’amore». Esfolgte ein glanzvoller Auftritt im Teatro

«Ich kann keineSängerinmachen. Nebst

Talent braucht eseine belast- und ausbau-

bare Stimme.»Barbara Locher, Gesangsdozentin

Page 28: Das Magazin - Ausgabe 10

28 Hochschule Luzern 2 | 2012

vom Einfamilienhaus bis zum Grossprojekt

Leuenberge AGCentralstrasse 43 6210 Sursee

r ArchitektenTelefon 041 459 72 00 www.leuenberger-architekten.ch• • •

Das ist ein Leuenberger!Erweiterungsbau Verwaltungsgebäude Centralschweizerische Kraftwerke AG, Rathausen/Emmen

Aller guten Dinge sind drei!

Zu Ostern, im Sommer und am Piano erlebst Du mitLUCERNE FESTIVAL einzigartige Musikerlebnisse im undausserhalb des Konzertsaals. Von jungen aufstreben-den Künstlern zu weltberühmten Stars, von klassischenKonzerten zu neuen Klängen und aussergewöhnlichenKonzertformen. LUCERNE FESTIVAL freut sich auf Dich!

Studierende erhaltenTickets zu CHF 20 für ausgewählte Konzerte.

LUCERNE FESTIVAL IM SOMMER8. August – 15. September 2012

LUCERNE FESTIVAL AM PIANO19. – 25. November 2012

LUCERNE FESTIVAL ZU OSTERN16. – 24. März 2013

29Hochschule Luzern 2 | 2012

Foto:O

pernhau

sZürich

/Su

zanneSc

hwierz

La Fenice in Venedig. Lang ist auch dieListe ihrer Konzerte. «Musik trägt michdurch alles», sagt sie, «ich lebe in der unddurch die Musik. Selbst in jenenMomen-ten, die sich anfühlen, als ob ich durcheine zäheMasse watenmüsste.» Vielleichtmeint sie, dass sie im Laufe ihrer Ausbil-dung die Erwartungen an sich selbst im-mer mehr hochgeschraubt hat und bis-weilen mit sich selbst ungeduldig wird.

Sosehr ihr die Filmrolle Spassmachte,die Bühne ist ihr doch lieber. «Wenn ichsinge, habe ich eine Mission. Ichmöchteüber den Inhalt und die Ästhetik Kulturvermitteln, mit dem Publikum interagie-ren. Ich hoffe, dass ich auch junge Leutedavon überzeugen kann, dass eine Opernichts Verstaubtes für ältere Menschenist.» Jung ist sie und erfolgreich, daskönnte übermütig machen. Nicht RegulaMühlemann. «Höhepunkte mit Glücks-gefühlen werden einem nicht geschenkt.Sie sind hart erarbeitet, setzen Sorg-falt und Respekt voraus. Die bestenChancen, erfolgreich zu sein, habe ich,wenn ich meinen stimmlichen und per-sönlichen Radius beachte. Ich denke,ich habe eine gute Selbsteinschätzung.Darum beschränke ichmich vorerst aufdas leichte Mozartfach.»

Diesen Sommer wird sie an den Salz-burger Festspielen auftreten. Unter Ale-xander Pereira, der nach Zürich nun In-tendant in Salzburg ist, wird sie die Rolleder jungen Papagena singen. «Ich binglücklich und dankbar, dass ich ein sotolles Angebot bekommen habe.»

Kathrin Zellweger

AUSNAHMETALENT

Regula Mühlemann als Gianetta in «L’elisir d’amore» im Zürcher Opernhaus.

Solistenkonzert im KKL LuzernAm 19.6.2012 geben Solistinnen undSolisten der Hochschule Luzern – Musikihre Abschlusskonzerte, unter ihnen istauch Regula Mühlemann.

Sie haben Regula Mühlemann aufder Bühne erlebt. Ist sie eineüberdurchschnittlich begabteGesangsstudentin?Regula Mühlemann hat ein ausser-gewöhnliches Gesangstalent. Sie hatein schönes Timbre, Fantasie und Intu-ition sowie einen gesunden Ehrgeiz.Entsprechend ihrem Alter und ihrerAusbildung ist alles bestens eingefädelt.Aber damit ist noch nicht gesagt, dassihr eine grosse Karriere bevorsteht.Warum nicht?Eine Sängerin ist nie angekommen; siemuss ihre Persönlichkeit fortwährendweiterentwickeln. Eine gelungene Kar-riere braucht einen klugen, sorgfältigenAufbau. Eine sehr gute Stimme ist daseine, musikalische Qualität und Natür-lichkeit auf der Bühne sind das andere.Daran muss kontinuierlich und eigen-verantwortlich weitergearbeitet wer-den. Trotz Fleiss undWille muss RegulaMühlemann auch erkennen, wo ihreGrenzen liegen.

Wie wichtig sind gute Lehrpersonen?Ich zitiere den Tenor Julius Patzak: «Esgibt keine guten Gesangslehrer, sondernnur gute Schüler, die wissen, was sie beiwelchem Lehrer lernen können.» NachAbschluss des Studiums heisst das, dasssich eine Sängerin beispielsweise inMeisterkursen weiterbildenmuss. NeueTüren kannman sich nur selbst aufstos-sen. Natürlich gehört auch Glück dazu,dass jemand die Gelegenheit bekommt,sich zu steigern und zu zeigen.Die Hochschule Luzern hat keineOpernschule. Ist das der Grund für dieZusammenarbeit mit dem LuzernerTheater?Ja. Wir haben eine exemplarische Zu-sammenarbeit, die es nirgends sonst gibtund für die wir viel Zeit und Energie auf-wenden. Wir bieten sozusagen dieBühne für die Bühnenerfahrung. So kön-nen Studierende herausfinden, ob sieschauspielerisches Talent haben und sichim Opernfach wohlfühlen.

Interview: Kathrin Zellweger

Neue Türenmuss man sichselbst aufstossenDominique Mentha, Künstlerischer Leiter des Musiktheaters Luzern, überdie Voraussetzungen für eine aussergewöhnliche Karriere und die einzigartigeZusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Musik.

«Musik trägt michdurch alles, ich lebe in der

und durch dieMusik.»RegulaMühlemann, Studentin

Page 29: Das Magazin - Ausgabe 10

28 Hochschule Luzern 2 | 2012

vom Einfamilienhaus bis zum Grossprojekt

Leuenberge AGCentralstrasse 43 6210 Sursee

r ArchitektenTelefon 041 459 72 00 www.leuenberger-architekten.ch• • •

Das ist ein Leuenberger!Erweiterungsbau Verwaltungsgebäude Centralschweizerische Kraftwerke AG, Rathausen/Emmen

Aller guten Dinge sind drei!

Zu Ostern, im Sommer und am Piano erlebst Du mitLUCERNE FESTIVAL einzigartige Musikerlebnisse im undausserhalb des Konzertsaals. Von jungen aufstreben-den Künstlern zu weltberühmten Stars, von klassischenKonzerten zu neuen Klängen und aussergewöhnlichenKonzertformen. LUCERNE FESTIVAL freut sich auf Dich!

Studierende erhaltenTickets zu CHF 20 für ausgewählte Konzerte.

LUCERNE FESTIVAL IM SOMMER8. August – 15. September 2012

LUCERNE FESTIVAL AM PIANO19. – 25. November 2012

LUCERNE FESTIVAL ZU OSTERN16. – 24. März 2013

29Hochschule Luzern 2 | 2012

Foto:O

pernhau

sZürich

/Su

zanneSc

hwierz

La Fenice in Venedig. Lang ist auch dieListe ihrer Konzerte. «Musik trägt michdurch alles», sagt sie, «ich lebe in der unddurch die Musik. Selbst in jenenMomen-ten, die sich anfühlen, als ob ich durcheine zäheMasse watenmüsste.» Vielleichtmeint sie, dass sie im Laufe ihrer Ausbil-dung die Erwartungen an sich selbst im-mer mehr hochgeschraubt hat und bis-weilen mit sich selbst ungeduldig wird.

Sosehr ihr die Filmrolle Spassmachte,die Bühne ist ihr doch lieber. «Wenn ichsinge, habe ich eine Mission. Ichmöchteüber den Inhalt und die Ästhetik Kulturvermitteln, mit dem Publikum interagie-ren. Ich hoffe, dass ich auch junge Leutedavon überzeugen kann, dass eine Opernichts Verstaubtes für ältere Menschenist.» Jung ist sie und erfolgreich, daskönnte übermütig machen. Nicht RegulaMühlemann. «Höhepunkte mit Glücks-gefühlen werden einem nicht geschenkt.Sie sind hart erarbeitet, setzen Sorg-falt und Respekt voraus. Die bestenChancen, erfolgreich zu sein, habe ich,wenn ich meinen stimmlichen und per-sönlichen Radius beachte. Ich denke,ich habe eine gute Selbsteinschätzung.Darum beschränke ichmich vorerst aufdas leichte Mozartfach.»

Diesen Sommer wird sie an den Salz-burger Festspielen auftreten. Unter Ale-xander Pereira, der nach Zürich nun In-tendant in Salzburg ist, wird sie die Rolleder jungen Papagena singen. «Ich binglücklich und dankbar, dass ich ein sotolles Angebot bekommen habe.»

Kathrin Zellweger

AUSNAHMETALENT

Regula Mühlemann als Gianetta in «L’elisir d’amore» im Zürcher Opernhaus.

Solistenkonzert im KKL LuzernAm 19.6.2012 geben Solistinnen undSolisten der Hochschule Luzern – Musikihre Abschlusskonzerte, unter ihnen istauch Regula Mühlemann.

Sie haben Regula Mühlemann aufder Bühne erlebt. Ist sie eineüberdurchschnittlich begabteGesangsstudentin?Regula Mühlemann hat ein ausser-gewöhnliches Gesangstalent. Sie hatein schönes Timbre, Fantasie und Intu-ition sowie einen gesunden Ehrgeiz.Entsprechend ihrem Alter und ihrerAusbildung ist alles bestens eingefädelt.Aber damit ist noch nicht gesagt, dassihr eine grosse Karriere bevorsteht.Warum nicht?Eine Sängerin ist nie angekommen; siemuss ihre Persönlichkeit fortwährendweiterentwickeln. Eine gelungene Kar-riere braucht einen klugen, sorgfältigenAufbau. Eine sehr gute Stimme ist daseine, musikalische Qualität und Natür-lichkeit auf der Bühne sind das andere.Daran muss kontinuierlich und eigen-verantwortlich weitergearbeitet wer-den. Trotz Fleiss undWille muss RegulaMühlemann auch erkennen, wo ihreGrenzen liegen.

Wie wichtig sind gute Lehrpersonen?Ich zitiere den Tenor Julius Patzak: «Esgibt keine guten Gesangslehrer, sondernnur gute Schüler, die wissen, was sie beiwelchem Lehrer lernen können.» NachAbschluss des Studiums heisst das, dasssich eine Sängerin beispielsweise inMeisterkursen weiterbildenmuss. NeueTüren kannman sich nur selbst aufstos-sen. Natürlich gehört auch Glück dazu,dass jemand die Gelegenheit bekommt,sich zu steigern und zu zeigen.Die Hochschule Luzern hat keineOpernschule. Ist das der Grund für dieZusammenarbeit mit dem LuzernerTheater?Ja. Wir haben eine exemplarische Zu-sammenarbeit, die es nirgends sonst gibtund für die wir viel Zeit und Energie auf-wenden. Wir bieten sozusagen dieBühne für die Bühnenerfahrung. So kön-nen Studierende herausfinden, ob sieschauspielerisches Talent haben und sichim Opernfach wohlfühlen.

Interview: Kathrin Zellweger

Neue Türenmuss man sichselbst aufstossenDominique Mentha, Künstlerischer Leiter des Musiktheaters Luzern, überdie Voraussetzungen für eine aussergewöhnliche Karriere und die einzigartigeZusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Musik.

«Musik trägt michdurch alles, ich lebe in der

und durch dieMusik.»RegulaMühlemann, Studentin

Page 30: Das Magazin - Ausgabe 10

30 Hochschule Luzern 2 | 2012

Homosexualität am Beispiel vonElton John und seiner Popmusik behan-deln? Für Andrea Schmid und TimoLarentis an den Haaren herbeigezogen.Sie legen das Lehrmittel weg und blät-tern durch einige Liedsammlungen. Diebeiden gehören zu einer Klasse von Ba-chelor-Studierenden der PädagogischenHochschule Zentralschweiz, die an die-sem Morgen mit ihrem FachdidaktikerPirmin Lang für einen ersten Augen-schein an die Zentralstrasse 18 in Luzerngekommen sind. Ihr Auftrag: «SuchenSie anhand der abgegebenen Liste Lehr-mittel für die Schulmusik und bewertenSie diese.» Das Urteil über die Lehrmit-tel kommt frisch von der Leber weg:«Läck, sahen die Typen damals doof aus.»Bei einem anderen Heft finden sie: «Vier-stimmig kann heute niemandmehr sin-gen, der keine Chorerfahrung hat.» Dannentscheiden sie sich für ein Lehrmittel,«das bei jedem Lehrer im Regal stehensollte, weil es gute Abbildungen fürkleine Unterrichtssequenzen enthält undauch gleich die Stilrichtungen vorstellt».

Das Didaktische Zentrum (DZM) istschweizweit die einzige Medienstelle mitdem FokusMusik. Seit 1999 ist es Teil derMusikbibliothek der Hochschule Luzern.Bernadette Rellstab, die seit 1987 in derBibliothek arbeitet und sie seit 1999 lei-tet, kann bloss kurz streifen, was hier zufinden ist: von Noten über Fachliteraturund Zeitschriften bis zu Ton- und Film-aufnahmen fast alles, was im Schulzim-mer nützlich sein könnte. Visionen, wieeine Lehrperson für Schulmusik zu seinhat, haben die jungen Leute nicht; be-scheiden hoffen sie, mit anregenden Lek-tionen etwas Gegensteuer zu geben zumstumpfen Musikkonsum aus der Kon-serve. Ob der Musikunterricht auf derSekundarstufe I nicht ein Kampf gegenWindmühlen sei? Die Frage scheint denbegeisterten Didaktiker Pirmin Lang zubefremden: «DenWert der Musikmit ih-rem integrativ-sozialen Potenzial darfman nicht unterschätzen; auch der neueLehrplan 21 legt daraufWert. Musikun-terricht ist nicht einfach ‹nice to have›.»

sCHauPlatZ

Schatzkammer zuentdeckenDie Bibliothek des Departements Musik bietet Profis,Laien und geneigten Hörern, was ihr Herz begehrt: CDs,Platten, Noten, Filmdokumente und ja – auch Bücher.

Viel zu entdecken: Andrea Schmid undTimo Larentis stöbern im Bibliotheksbestand.

31Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Bea

tBrech

bühl

Die Klasse ist verschwunden, gebliebenist die raschelnde Ruhe, wie sie Biblio-theken eigen ist.

Draht zur NationalphonothekVon Jahr zu Jahr würden mehr Medienausgeliehen, erklärt Rellstab, letztes Jahrüber 53’000 aus einem Bestand von rund80’200. Zwei Drittel der Besuchendensind Studierende der Hochschule Luzern,der Rest verteilt sich auf Lehrpersonenund die Öffentlichkeit. Die Musikbiblio-thek ist auf vier verschiedene Standorteverteilt (Zentralstrasse, Obergrund, Drei-linden, Mariahilf ). Ein Kurier sorgt

dafür, dass das Gewünschte an den rich-tigen Ort kommt; 2011 spedierte er15’700 Medien hin und her.

An drei Stationen kann in die Ton-aufnahmen der Schweizerischen Natio-nalphonothek hineingehört werden; neuauch in Aufnahmen aus dem Privatarchivvon Niklaus Troxler. Unvergessen istBernadette Rellstab der Tag, als der Grün-der des JazzfestivalsWillisau der Musik-bibliothek seinenmusikalischen Vorlassübergab. Das Konvolut, zusammenge-kommen zwischen 1975 und 2009, um-fasst Magnetbänder, Digital Audio Tapes,

Programmhefte und Presseberichte; dazuTroxlers Kunstplakate. Kurz: sehr vieleunterschiedliche Medien, was einekonservatorische Herausforderung ist.Die Musikbibliothek arbeitet daher mitder Zentral- und Hochschulbibliothek(ZHB) sowie der Nationalphonothekzusammen. Letztere übernimmt die Di-gitalisierung und technische Beschrei-bung der Tonträger, die formale Er-schliessung wird in Luzern erledigt. «EinArchivmuss die Bestände nicht nur hor-ten», so Rellstab, «sondern für die For-schung erschliessen.» Mirella Wepf

Bernadette Rellstab mit Stücken aus der Sammlung von Niklaus Troxler, die derGründer des Jazzfestivals Willisau der Bibliothek vermachte.

Hochschulbibliotheken: Bücher,Karten, Online-Katalogealle departemente der Hochschuleluzern verfügen über bibliotheken.sie sind öffentlich zugänglich undumfassen gemeinsam einenbestand von über 173’000 medien.Neben sammlungen in ihrem Fach-gebiet weist jede bibliothek beson-derheiten auf: im departementtechnik & architektur etwa sind allelandkarten des bundesamts fürlandestopografie zugänglich – aufPapier und elektronisch. am neuenbibliotheksstandort der Hochschuleluzern – Wirtschaft gibt es seitende mai neben mehr Platz für bü-cher auch 90 arbeitsplätze. diemitarbeitenden der mediothek dersozialen arbeit archivieren alle stu-dentischen abschlussarbeiten aufdem dokumentenserver der Zent-ral- und Hochschulbibliothekluzern. das interesse daran istgross, 2011 wurden fast 13’000 Zu-griffe verzeichnet. die mit 200Quadratmetern Fläche kleine, aberfeine bibliothek des departementsdesign & kunst baut ihr Online-angebot aus. bis zum Herbst wirdder Präsenzbestand der bibliothekdes kunstmuseums luzern imids-katalog erfasst.

Page 31: Das Magazin - Ausgabe 10

30 Hochschule Luzern 2 | 2012

Homosexualität am Beispiel vonElton John und seiner Popmusik behan-deln? Für Andrea Schmid und TimoLarentis an den Haaren herbeigezogen.Sie legen das Lehrmittel weg und blät-tern durch einige Liedsammlungen. Diebeiden gehören zu einer Klasse von Ba-chelor-Studierenden der PädagogischenHochschule Zentralschweiz, die an die-sem Morgen mit ihrem FachdidaktikerPirmin Lang für einen ersten Augen-schein an die Zentralstrasse 18 in Luzerngekommen sind. Ihr Auftrag: «SuchenSie anhand der abgegebenen Liste Lehr-mittel für die Schulmusik und bewertenSie diese.» Das Urteil über die Lehrmit-tel kommt frisch von der Leber weg:«Läck, sahen die Typen damals doof aus.»Bei einem anderen Heft finden sie: «Vier-stimmig kann heute niemandmehr sin-gen, der keine Chorerfahrung hat.» Dannentscheiden sie sich für ein Lehrmittel,«das bei jedem Lehrer im Regal stehensollte, weil es gute Abbildungen fürkleine Unterrichtssequenzen enthält undauch gleich die Stilrichtungen vorstellt».

Das Didaktische Zentrum (DZM) istschweizweit die einzige Medienstelle mitdem FokusMusik. Seit 1999 ist es Teil derMusikbibliothek der Hochschule Luzern.Bernadette Rellstab, die seit 1987 in derBibliothek arbeitet und sie seit 1999 lei-tet, kann bloss kurz streifen, was hier zufinden ist: von Noten über Fachliteraturund Zeitschriften bis zu Ton- und Film-aufnahmen fast alles, was im Schulzim-mer nützlich sein könnte. Visionen, wieeine Lehrperson für Schulmusik zu seinhat, haben die jungen Leute nicht; be-scheiden hoffen sie, mit anregenden Lek-tionen etwas Gegensteuer zu geben zumstumpfen Musikkonsum aus der Kon-serve. Ob der Musikunterricht auf derSekundarstufe I nicht ein Kampf gegenWindmühlen sei? Die Frage scheint denbegeisterten Didaktiker Pirmin Lang zubefremden: «DenWert der Musikmit ih-rem integrativ-sozialen Potenzial darfman nicht unterschätzen; auch der neueLehrplan 21 legt daraufWert. Musikun-terricht ist nicht einfach ‹nice to have›.»

sCHauPlatZ

Schatzkammer zuentdeckenDie Bibliothek des Departements Musik bietet Profis,Laien und geneigten Hörern, was ihr Herz begehrt: CDs,Platten, Noten, Filmdokumente und ja – auch Bücher.

Viel zu entdecken: Andrea Schmid undTimo Larentis stöbern im Bibliotheksbestand.

31Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Bea

tBrech

bühl

Die Klasse ist verschwunden, gebliebenist die raschelnde Ruhe, wie sie Biblio-theken eigen ist.

Draht zur NationalphonothekVon Jahr zu Jahr würden mehr Medienausgeliehen, erklärt Rellstab, letztes Jahrüber 53’000 aus einem Bestand von rund80’200. Zwei Drittel der Besuchendensind Studierende der Hochschule Luzern,der Rest verteilt sich auf Lehrpersonenund die Öffentlichkeit. Die Musikbiblio-thek ist auf vier verschiedene Standorteverteilt (Zentralstrasse, Obergrund, Drei-linden, Mariahilf ). Ein Kurier sorgt

dafür, dass das Gewünschte an den rich-tigen Ort kommt; 2011 spedierte er15’700 Medien hin und her.

An drei Stationen kann in die Ton-aufnahmen der Schweizerischen Natio-nalphonothek hineingehört werden; neuauch in Aufnahmen aus dem Privatarchivvon Niklaus Troxler. Unvergessen istBernadette Rellstab der Tag, als der Grün-der des JazzfestivalsWillisau der Musik-bibliothek seinenmusikalischen Vorlassübergab. Das Konvolut, zusammenge-kommen zwischen 1975 und 2009, um-fasst Magnetbänder, Digital Audio Tapes,

Programmhefte und Presseberichte; dazuTroxlers Kunstplakate. Kurz: sehr vieleunterschiedliche Medien, was einekonservatorische Herausforderung ist.Die Musikbibliothek arbeitet daher mitder Zentral- und Hochschulbibliothek(ZHB) sowie der Nationalphonothekzusammen. Letztere übernimmt die Di-gitalisierung und technische Beschrei-bung der Tonträger, die formale Er-schliessung wird in Luzern erledigt. «EinArchivmuss die Bestände nicht nur hor-ten», so Rellstab, «sondern für die For-schung erschliessen.» Mirella Wepf

Bernadette Rellstab mit Stücken aus der Sammlung von Niklaus Troxler, die derGründer des Jazzfestivals Willisau der Bibliothek vermachte.

Hochschulbibliotheken: Bücher,Karten, Online-Katalogealle departemente der Hochschuleluzern verfügen über bibliotheken.sie sind öffentlich zugänglich undumfassen gemeinsam einenbestand von über 173’000 medien.Neben sammlungen in ihrem Fach-gebiet weist jede bibliothek beson-derheiten auf: im departementtechnik & architektur etwa sind allelandkarten des bundesamts fürlandestopografie zugänglich – aufPapier und elektronisch. am neuenbibliotheksstandort der Hochschuleluzern – Wirtschaft gibt es seitende mai neben mehr Platz für bü-cher auch 90 arbeitsplätze. diemitarbeitenden der mediothek dersozialen arbeit archivieren alle stu-dentischen abschlussarbeiten aufdem dokumentenserver der Zent-ral- und Hochschulbibliothekluzern. das interesse daran istgross, 2011 wurden fast 13’000 Zu-griffe verzeichnet. die mit 200Quadratmetern Fläche kleine, aberfeine bibliothek des departementsdesign & kunst baut ihr Online-angebot aus. bis zum Herbst wirdder Präsenzbestand der bibliothekdes kunstmuseums luzern imids-katalog erfasst.

Page 32: Das Magazin - Ausgabe 10

32 Hochschule Luzern 2 | 2012

iNteRVieW

Wie alt waren Sie, als Sie daserste Mal ein Sackmesser in die Handnehmen durften?Ich war im Kindergartenalter. Und derStolz, den jeder Junge fühlt, wenn er einTaschenmesser bekommt und das ersteMal einen Stecken spitzen darf, um eineWurst zu grillieren, wurde bei mir nurnoch dadurch übertroffen, dass ichwusste, dass mein Vater mein Taschen-messer hergestellt hatte.Victorinox hat etwa 350 Taschen-messermodelle, welches ist Ihr Lieblings-stück?Mein Lieblingsmodell heisst «Traveller»und enthält neben den praktischen Stan-dard-Werkzeugen auch eine digitaleAnzeige. Es weckt mich, wenn ich aufReisen bin, hat mich aber auch schon aufden Kilimandscharo begleitet, weil esu.a. einen Höhenmesser enthält, einenBarometer und eine Temperaturanzeige.Kam für Sie je eine Laufbahnausserhalb des Familienunternehmensin Frage?Nein. Ich bin ganz allmählich und natür-lich in die Rolle als Nachfolger meinesVaters hineingewachsen. Unternehme-rische Entscheide waren Teil unseresFamilienlebens. Unsere ersten «Kunden-kontakte» bildeten die Vertreterbesucheaus den USA oder Japan. Wenn wir am

Mittwoch frei hatten, durften wir diesenPartnern «Guten Tag» sagen und spürtendabei, wie wichtig diese Leute für unsereFirma waren.Muss man Unternehmertum im Bluthaben, oder kann man es lernen?Wenn man in einem Unternehmen auf-wächst, bekommt man einen ungeheu-ren Erfahrungsschatz mit, aber es musseinem liegen, diesen aktiv zu erweitern,undmanmuss eine gewisse Faszinationfür die Produkte mitbringen. Die Som-merferien habe ich oft im Betrieb oderin der Lehrlingsabteilung verbracht undvieles von der Pike auf gelernt, auch dasHerzstück der Messerproduktion – dasSchärfen…In den über 125 Jahren Unternehmens-geschichte stand Victorinoxmehrmals vor existenziellen Heraus-forderungen. Was war die jüngste?Das war 2001. Nach den Terroranschlä-gen in New York wurden die Sicherheits-bestimmungen für den Flugverkehrdrastisch verschärft. Von einem Tag aufden anderen konnten wir imDuty-free-Bereich keine Sackmesser mehr verkau-fen. Der Umsatz sank um 30 Prozent –das war ein Schock.Wir begannen sofort,die Uhrenproduktion, die wir 1989aufgenommen hatten, massiv auszu-bauen, und diversifizierten weiter. Dank

Reserven und der Flexibilität unserer Mit-arbeitenden konnten wir diese schwie-rige Zeit ohne Entlassungen überstehen.Sie produzieren heute nebenMessernund Uhren auch Bekleidung,Reise- und Camping-Equipment sowieein Parfüm – wie stellen Sie sicher, dassdie Marke konsistent bleibt?Das Taschenmesser ist das Herz unsererMarke, es steht für höchste Qualität,Innovationsfähigkeit, starkes Designund Funktionalität. Alle weiteren Pro-dukte müssen dieseWerte widerspiegelnund verlässliche Begleiter sein.Wie wichtig ist die Messerproduktionheute noch für Victorinox?Die Taschen-, Haushalts- und Berufsmes-ser machen 55 Prozent des Umsatzes aus,die Uhren etwa 20, das Reisegepäck 15,Parfüm und Bekleidung je 5 Prozent.Das Sackmesser hat Kultstatus …Unsere Kunden tragen uns immer wie-der spannende Geschichten zu, in denendie Messer zum Einsatz kamen. AnDramatik unerreicht bleibt aber wohl einEreignis aus dem Jahre 1969, als ein Arztauf einem Pazifikflug bei einem Kindeinen Luftröhrenschnitt machenmusste,weil es sonst erstickt wäre. An Bord fandsich kein Skalpell, aber ein Schweizerhatte unser Sackmesser bei sich ... Nach-dem die Not-OP positiv verlaufen war,

Wennman schwereZeiten durchsteht,gibt das KittDie Taschenmesser von Victorinox sind weltbekannt.Carl Elsener, CEO und Urenkel des Unternehmensgründers,erklärt, warum er auf traditionelle Werte setzt – auchoder gerade dann, wenn der Unternehmenserfolg auf MessersSchneide steht.

Zur PersonCarl elsener wurde am 4. Juli 1958als zweites von elf kindern in ibach (sZ)geboren. er besuchte das kollegiummaria Hilf, die heutige kantonsschulekollegium schwyz. Nach der maturatrat er in das elterliche unternehmenein und bildete sich in der schweiz undden usa in management und unter-nehmensführung weiter. 2006 über-nahm er die Geschäftsführung vonVictorinox. das unternehmen erhieltanfang des Jahres den swiss award2011 in der kategorie Wirtschaft.Carl elsener lebt mit seiner Frau undseinen drei kindern in schwyz.

Fotos:Fa

bianBiasio

Carl Elsener hatmit Victorinox auchTiefs durchlebt:Etwa als Taschen-messer nach 9/11aus dem Duty-free-Sortiment vonFlughäfenverschwanden.

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32 Hochschule Luzern 2 | 2012

iNteRVieW

Wie alt waren Sie, als Sie daserste Mal ein Sackmesser in die Handnehmen durften?Ich war im Kindergartenalter. Und derStolz, den jeder Junge fühlt, wenn er einTaschenmesser bekommt und das ersteMal einen Stecken spitzen darf, um eineWurst zu grillieren, wurde bei mir nurnoch dadurch übertroffen, dass ichwusste, dass mein Vater mein Taschen-messer hergestellt hatte.Victorinox hat etwa 350 Taschen-messermodelle, welches ist Ihr Lieblings-stück?Mein Lieblingsmodell heisst «Traveller»und enthält neben den praktischen Stan-dard-Werkzeugen auch eine digitaleAnzeige. Es weckt mich, wenn ich aufReisen bin, hat mich aber auch schon aufden Kilimandscharo begleitet, weil esu.a. einen Höhenmesser enthält, einenBarometer und eine Temperaturanzeige.Kam für Sie je eine Laufbahnausserhalb des Familienunternehmensin Frage?Nein. Ich bin ganz allmählich und natür-lich in die Rolle als Nachfolger meinesVaters hineingewachsen. Unternehme-rische Entscheide waren Teil unseresFamilienlebens. Unsere ersten «Kunden-kontakte» bildeten die Vertreterbesucheaus den USA oder Japan. Wenn wir am

Mittwoch frei hatten, durften wir diesenPartnern «Guten Tag» sagen und spürtendabei, wie wichtig diese Leute für unsereFirma waren.Muss man Unternehmertum im Bluthaben, oder kann man es lernen?Wenn man in einem Unternehmen auf-wächst, bekommt man einen ungeheu-ren Erfahrungsschatz mit, aber es musseinem liegen, diesen aktiv zu erweitern,undmanmuss eine gewisse Faszinationfür die Produkte mitbringen. Die Som-merferien habe ich oft im Betrieb oderin der Lehrlingsabteilung verbracht undvieles von der Pike auf gelernt, auch dasHerzstück der Messerproduktion – dasSchärfen…In den über 125 Jahren Unternehmens-geschichte stand Victorinoxmehrmals vor existenziellen Heraus-forderungen. Was war die jüngste?Das war 2001. Nach den Terroranschlä-gen in New York wurden die Sicherheits-bestimmungen für den Flugverkehrdrastisch verschärft. Von einem Tag aufden anderen konnten wir imDuty-free-Bereich keine Sackmesser mehr verkau-fen. Der Umsatz sank um 30 Prozent –das war ein Schock.Wir begannen sofort,die Uhrenproduktion, die wir 1989aufgenommen hatten, massiv auszu-bauen, und diversifizierten weiter. Dank

Reserven und der Flexibilität unserer Mit-arbeitenden konnten wir diese schwie-rige Zeit ohne Entlassungen überstehen.Sie produzieren heute nebenMessernund Uhren auch Bekleidung,Reise- und Camping-Equipment sowieein Parfüm – wie stellen Sie sicher, dassdie Marke konsistent bleibt?Das Taschenmesser ist das Herz unsererMarke, es steht für höchste Qualität,Innovationsfähigkeit, starkes Designund Funktionalität. Alle weiteren Pro-dukte müssen dieseWerte widerspiegelnund verlässliche Begleiter sein.Wie wichtig ist die Messerproduktionheute noch für Victorinox?Die Taschen-, Haushalts- und Berufsmes-ser machen 55 Prozent des Umsatzes aus,die Uhren etwa 20, das Reisegepäck 15,Parfüm und Bekleidung je 5 Prozent.Das Sackmesser hat Kultstatus …Unsere Kunden tragen uns immer wie-der spannende Geschichten zu, in denendie Messer zum Einsatz kamen. AnDramatik unerreicht bleibt aber wohl einEreignis aus dem Jahre 1969, als ein Arztauf einem Pazifikflug bei einem Kindeinen Luftröhrenschnitt machenmusste,weil es sonst erstickt wäre. An Bord fandsich kein Skalpell, aber ein Schweizerhatte unser Sackmesser bei sich ... Nach-dem die Not-OP positiv verlaufen war,

Wennman schwereZeiten durchsteht,gibt das KittDie Taschenmesser von Victorinox sind weltbekannt.Carl Elsener, CEO und Urenkel des Unternehmensgründers,erklärt, warum er auf traditionelle Werte setzt – auchoder gerade dann, wenn der Unternehmenserfolg auf MessersSchneide steht.

Zur PersonCarl elsener wurde am 4. Juli 1958als zweites von elf kindern in ibach (sZ)geboren. er besuchte das kollegiummaria Hilf, die heutige kantonsschulekollegium schwyz. Nach der maturatrat er in das elterliche unternehmenein und bildete sich in der schweiz undden usa in management und unter-nehmensführung weiter. 2006 über-nahm er die Geschäftsführung vonVictorinox. das unternehmen erhieltanfang des Jahres den swiss award2011 in der kategorie Wirtschaft.Carl elsener lebt mit seiner Frau undseinen drei kindern in schwyz.

Fotos:Fa

bianBiasio

Carl Elsener hatmit Victorinox auchTiefs durchlebt:Etwa als Taschen-messer nach 9/11aus dem Duty-free-Sortiment vonFlughäfenverschwanden.

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34 Hochschule Luzern 2 | 2012

Pilatusstrasse 186003 LuzernTel. 041 248 50 70

Kapellgasse 166004 LuzernTel. 041 544 28 40

Erleben Sie das neue iPad.Es ist einfach brillant. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Das neue iPad kommt mit dem beeindruckenden Retina Display, A5X Chip mit Quad-Core Grafik,einer 5-Megapixel iSight Kamera und superschnellen Netzwerkverbindungen.

Machen Sie den Schritt ins Zeitalter des digitalen Lernens. Rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne.

Weiterkommen mit SIA-Form —

der führenden Weiterbildungsinstitution

für Architekten und Ingenieure

schweizerischer ingenieur- und architektenverein

société suisse des ingénieurs et des architectes

società svizzera degli ingegneri e degli architetti

swiss society of engineers and architects

Leadership in GebäudeerneuerungZürich, ganztags 27.8., 3.9., 17.9., 24.9., 1.10.2012

Bei der Gebäude-Erneuerung ist praxisgerechte Kom-petenz gefordert. Der Kurs zeigt Zusammenhänge undMethoden auf und informiert über aktuelle Entwicklungenbei der Gebäudehülle und der Gebäudetechnik.

International ManagementZürich, ganztags 10./11. und 13.12.2012

Der Lehrgang für Architekten, Ingenieure und Designervermittelt Kompetenzen und Methoden zur internationa-len Marktbearbeitung und liefert eine fundierte Basis fürplanerische Tätigkeiten im Ausland.

Informationen, Kursprogramm und Anmeldung: [email protected], www.sia.ch/form

35Hochschule Luzern 2 | 2012

sorgte diese Geschichte für ungeheurePublizität.Sie haben Kunden aus aller Welt –unterscheiden sich deren Präferenzen?Bei den Messern weniger, aber bei denUhren entscheiden sich die Amerikanereher für Quarz-, die Asiaten eher fürmechanische Uhren. Eine grosse Heraus-forderung sind die unterschiedlichenQualitätsansprüche. Während in denUSA ein winziger Kratzer auf einemMessergriff kein Thema ist, sind Japanerund Chinesen in diesem Punkt äusserstanspruchsvoll.Sie haben verschiedene Produktions-standorte –wie viel «Swiss made» stecktnoch in Ihren Produkten?Unsere Taschenmesser, Haushalts- undBerufsmesser sowie das Parfüm und dieUhren werden in der Schweiz produziert,wowir 1’200Mitarbeitende beschäftigen.Der Nationalrat fordert für das «Swissmade»-Label einen SchweizerWert-schöpfungsanteil von 60 Prozent. Wieist Ihre Meinung dazu?Bei den Messern machen wir praktischalle Komponenten selbst. Weil das Roh-material aber aus dem Ausland kommt– der Stahl etwa aus Frankreich undDeutschland –, müssen wir uns sehranstrengen, 60 Prozent zu erreichen.Zudem sind viele Prozesse automatisiert,damit wir konkurrenzfähig bleiben.Für die einheimische Industrie könnenüberhöhte Anforderungen ein Nachteilsein. Für mich wäre eine Grenze von50 Prozent in Ordnung.Sie bringen regelmässig Innovationenauf den Markt, suchen Sie in diesemBereich den Kontakt mit Hochschulen?Wir haben schon studentische Arbeitenvon der Hochschule Luzern begleitetsowie ein Projekt verfolgt, bei dem es umdie Integration bestimmter Technologienin einMesser ging. Aber hier gäbe es nochPotenzial, und ich bin sehr offen fürIdeen, wie sich Synergien nutzen lassen.Kann unser Bildungssystem sicher-stellen, dass die Schweiz in den nächs-ten zehn Jahren konkurrenzfähigbleibt?

Das duale System, das Zusammenspielvon Theorie und Praxis, ist entscheidendfür die Konkurrenzfähigkeit. Für uns istdas Lehrlingswesen von zentraler Bedeu-tung – wir bilden 40 junge Leute aus undkönnen aus diesen wertvolle Berufsleuteund später auch einen Teil unseresKaders rekrutieren.2008 wurde Ihr Unternehmenmitdem Fairness-Preis ausgezeichnet. Wielautet Ihr Credo?Unsere Kultur ist stark geprägt vongegenseitigem Vertrauen und Respekt.Wir haben in den letzten 80 Jahren niejemandem aus wirtschaftlichen Überle-gungen gekündigt. Nach den Terroran-schlägen haben wir kreative Lösungengesucht und u.a. Mitarbeitende für einigeMonate an Firmen aus der Umgebung«ausgeliehen». So konnten wir etwa 60Leute halten.Wir erwarten aber auch vonunserenMitarbeitenden eine gewisse Fle-xibilität. Wenn man schwierige Zeitengemeinsam durchsteht, gibt das Kitt.Welche Rolle spielt es bei derBewältigung von Krisen, dass Victo-rinox ein Familienunternehmen ist?Eine wichtige.Wir leisten uns eine lang-fristige Strategie. Seit 1980, seit wir eine

AG sind, hat die Familie nie Dividendenbezogen, sondern in guten Jahren Re-serven gebildet oder investiert. Damitkönnen wir uns antizyklisch verhaltenund Geld in Innovationen und neueMärkte investieren, wenn das wirtschaft-liche Umfeld eher schlecht ist. Für dieMitarbeitenden ist es wichtig, dassFührungskräfte sichtbar und auch er-fahrbar sind und dass es hier eine Konti-nuität gibt – das stärkt das Vertrauen.2006 haben Sie das Zepter von IhremVater übernommen. Reibungslos?Das war ein fliessender Prozess.Wir wa-ren nicht immer der gleichen Meinung,aber weil wir von den gleichen Wertengeprägt sind, haben wir immer einenKompromiss gefunden. Ein wichtigerUnterschied ist, dass ich mich aus demoperativen Geschäft schon etwas mehrzurückgezogen habe als mein Vater, dasDelegieren fiel ihm nicht immer leicht.Zu Ihren Abnehmern zählen vieleProminente, u. a. diverse amerikani-sche Präsidenten. Wen würdenSie gerne noch als Kunden gewinnen?Roger Federer – er ist, wie unser ausge-klügeltes Taschenmesser, eine Ikone derSchweiz. Interview: Sigrid Cariola

INTERVIEW

Carl Elsener: «Das Taschenmesser ist dasHerz unserer Marke. Alle weiteren Produktemüssen ebenso verlässliche Begleiter sein.»

Berge oder Meer?Berge – ich verbringe mit meinerFamilie viel freie Zeit im Engadin.Bratwurst oder Sushi?Letzteres – je natürlicher undweniger verarbeitet, desto besser.Tango oder Walzer?Wenn ich mit meiner Frau tanze, amliebstenWalzer. Ich schätzedie harmonischen Bewegungen.Abenteuer- oder Liebesfilm?Es war ein Glücksfall, dass dererfindungsreiche MacGyver unserHuntsman-Messer bekanntmachte. Solche Abenteuerfilmegefallen mir.

Was sind Sie fürein Typ?

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Pilatusstrasse 186003 LuzernTel. 041 248 50 70

Kapellgasse 166004 LuzernTel. 041 544 28 40

Erleben Sie das neue iPad.Es ist einfach brillant. Im wahrsten Sinne des Wortes.

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Leadership in GebäudeerneuerungZürich, ganztags 27.8., 3.9., 17.9., 24.9., 1.10.2012

Bei der Gebäude-Erneuerung ist praxisgerechte Kom-petenz gefordert. Der Kurs zeigt Zusammenhänge undMethoden auf und informiert über aktuelle Entwicklungenbei der Gebäudehülle und der Gebäudetechnik.

International ManagementZürich, ganztags 10./11. und 13.12.2012

Der Lehrgang für Architekten, Ingenieure und Designervermittelt Kompetenzen und Methoden zur internationa-len Marktbearbeitung und liefert eine fundierte Basis fürplanerische Tätigkeiten im Ausland.

Informationen, Kursprogramm und Anmeldung: [email protected], www.sia.ch/form

35Hochschule Luzern 2 | 2012

sorgte diese Geschichte für ungeheurePublizität.Sie haben Kunden aus aller Welt –unterscheiden sich deren Präferenzen?Bei den Messern weniger, aber bei denUhren entscheiden sich die Amerikanereher für Quarz-, die Asiaten eher fürmechanische Uhren. Eine grosse Heraus-forderung sind die unterschiedlichenQualitätsansprüche. Während in denUSA ein winziger Kratzer auf einemMessergriff kein Thema ist, sind Japanerund Chinesen in diesem Punkt äusserstanspruchsvoll.Sie haben verschiedene Produktions-standorte –wie viel «Swiss made» stecktnoch in Ihren Produkten?Unsere Taschenmesser, Haushalts- undBerufsmesser sowie das Parfüm und dieUhren werden in der Schweiz produziert,wowir 1’200Mitarbeitende beschäftigen.Der Nationalrat fordert für das «Swissmade»-Label einen SchweizerWert-schöpfungsanteil von 60 Prozent. Wieist Ihre Meinung dazu?Bei den Messern machen wir praktischalle Komponenten selbst. Weil das Roh-material aber aus dem Ausland kommt– der Stahl etwa aus Frankreich undDeutschland –, müssen wir uns sehranstrengen, 60 Prozent zu erreichen.Zudem sind viele Prozesse automatisiert,damit wir konkurrenzfähig bleiben.Für die einheimische Industrie könnenüberhöhte Anforderungen ein Nachteilsein. Für mich wäre eine Grenze von50 Prozent in Ordnung.Sie bringen regelmässig Innovationenauf den Markt, suchen Sie in diesemBereich den Kontakt mit Hochschulen?Wir haben schon studentische Arbeitenvon der Hochschule Luzern begleitetsowie ein Projekt verfolgt, bei dem es umdie Integration bestimmter Technologienin einMesser ging. Aber hier gäbe es nochPotenzial, und ich bin sehr offen fürIdeen, wie sich Synergien nutzen lassen.Kann unser Bildungssystem sicher-stellen, dass die Schweiz in den nächs-ten zehn Jahren konkurrenzfähigbleibt?

Das duale System, das Zusammenspielvon Theorie und Praxis, ist entscheidendfür die Konkurrenzfähigkeit. Für uns istdas Lehrlingswesen von zentraler Bedeu-tung – wir bilden 40 junge Leute aus undkönnen aus diesen wertvolle Berufsleuteund später auch einen Teil unseresKaders rekrutieren.2008 wurde Ihr Unternehmenmitdem Fairness-Preis ausgezeichnet. Wielautet Ihr Credo?Unsere Kultur ist stark geprägt vongegenseitigem Vertrauen und Respekt.Wir haben in den letzten 80 Jahren niejemandem aus wirtschaftlichen Überle-gungen gekündigt. Nach den Terroran-schlägen haben wir kreative Lösungengesucht und u.a. Mitarbeitende für einigeMonate an Firmen aus der Umgebung«ausgeliehen». So konnten wir etwa 60Leute halten.Wir erwarten aber auch vonunserenMitarbeitenden eine gewisse Fle-xibilität. Wenn man schwierige Zeitengemeinsam durchsteht, gibt das Kitt.Welche Rolle spielt es bei derBewältigung von Krisen, dass Victo-rinox ein Familienunternehmen ist?Eine wichtige.Wir leisten uns eine lang-fristige Strategie. Seit 1980, seit wir eine

AG sind, hat die Familie nie Dividendenbezogen, sondern in guten Jahren Re-serven gebildet oder investiert. Damitkönnen wir uns antizyklisch verhaltenund Geld in Innovationen und neueMärkte investieren, wenn das wirtschaft-liche Umfeld eher schlecht ist. Für dieMitarbeitenden ist es wichtig, dassFührungskräfte sichtbar und auch er-fahrbar sind und dass es hier eine Konti-nuität gibt – das stärkt das Vertrauen.2006 haben Sie das Zepter von IhremVater übernommen. Reibungslos?Das war ein fliessender Prozess.Wir wa-ren nicht immer der gleichen Meinung,aber weil wir von den gleichen Wertengeprägt sind, haben wir immer einenKompromiss gefunden. Ein wichtigerUnterschied ist, dass ich mich aus demoperativen Geschäft schon etwas mehrzurückgezogen habe als mein Vater, dasDelegieren fiel ihm nicht immer leicht.Zu Ihren Abnehmern zählen vieleProminente, u. a. diverse amerikani-sche Präsidenten. Wen würdenSie gerne noch als Kunden gewinnen?Roger Federer – er ist, wie unser ausge-klügeltes Taschenmesser, eine Ikone derSchweiz. Interview: Sigrid Cariola

INTERVIEW

Carl Elsener: «Das Taschenmesser ist dasHerz unserer Marke. Alle weiteren Produktemüssen ebenso verlässliche Begleiter sein.»

Berge oder Meer?Berge – ich verbringe mit meinerFamilie viel freie Zeit im Engadin.Bratwurst oder Sushi?Letzteres – je natürlicher undweniger verarbeitet, desto besser.Tango oder Walzer?Wenn ich mit meiner Frau tanze, amliebstenWalzer. Ich schätzedie harmonischen Bewegungen.Abenteuer- oder Liebesfilm?Es war ein Glücksfall, dass dererfindungsreiche MacGyver unserHuntsman-Messer bekanntmachte. Solche Abenteuerfilmegefallen mir.

Was sind Sie fürein Typ?

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36 Hochschule Luzern 2 | 2012

Wo Sie uns am wenigsten erwarten!

SandvikSandvik CoromantCoromant istist derder weweltwltweiteit führendeführende HerHerstellersteller vonvon

ZerZerspanungswspanungswererkzeugenkzeugen undund WeWerkrkzeugsystemenzeugsystemen fürfür diedie MetallbearbeitungMetallbearbeitung..

WirWir produzierenproduzieren HochtechnologieprodukteHochtechnologieprodukte fürfür ververschiedensteschiedenste

AnwAnwendungsbereicheendungsbereiche undund sindsind einzigareinzigartigtig inin derder BereitstellungBereitstellung vonvon

GesamtlösungspakGesamtlösungspaketeneten fürfür KuKundennden durchdurch unserunser NetzwNetzwererkk vonvon IngenieurenIngenieuren

imim berberühmtenühmten gelbengelben Kittel.Kittel.

SandvikSandvik CoromantCoromant ininvestiervestiertt jährjährlichlich mindestensmindestens doppeltdoppelt soso vielviel inin

FoForsrschungchung undund EntwicklungEntwicklung wiewie inin derder MetallbearbeitungsbrancheMetallbearbeitungsbranche

durchschnittlichdurchschnittlich üblichüblich ist.ist.

MitMit seinemseinem HauptsitzHauptsitz inin SchwSchwedeneden undund VeVertrtretungenretungen inin überüber 130130 LänderLändernn

bietetbietet SandvikSandvik vielfältigevielfältige KarKarrieremöglichkrieremöglichkeiteneiten aufauf derder ganzenganzen WeWelt.lt.

ImIm MittelpunktMittelpunkt unsererunserer GeschäftsprinzipienGeschäftsprinzipien stehenstehen unsereunsere zentralenzentralen WeWertrte:e:

OpenOpen Mind,Mind, FaFairir PlaPlay,y, TeTeamam Spirit.Spirit.

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energy

surgery

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Gast

National Instituteof Design, NIDIndien

Vernissage

22.6./19 Uhr

Messe Luzern

WerkschauDesignKunst

23.6.—1.7.

Fokus Zug

Kunst im öffentlichenRaum in Zug ab21.6./18 Uhr

www.hslu.ch/werkschau

37Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:JolandaFlubacher

Derungs

PLÄDOYER

Das künftige Hochschulförderungs- undKoordinationsgesetz des Bundes geht von einem Hoch-schulraum Schweiz aus und umfasst alle Hochschulen:Universitäten, Fachhochschulen und PädagogischeHochschulen. Das Gesamtsystem soll von Bund undKantonen gemeinsam gesteuert werden, gleichwohl ste-hen die Hochschulen miteinander imWettbewerb – umgute Studierende und Dozierende und um Fördergelder.

In den letzten zehn Jahren haben die Marktkräftein der Bildung und im Hochschulbereich stark an Bodengewonnen und die Bereiche Ausbildung, Forschung,Weiterbildung und Dienstleistungen bilden attraktiveMarktsegmente für die Hochschulen und ihre Träger,Bund und Kantone. Letztere erwarten von den Hoch-schulen, dass sie mehr eigene Mittel akquirieren undqualitativ hochwertige Bildungsangebote entwickeln, dieder Nachfrage entsprechen.

Dieser Systemlandkarte folgen die einzelnenHochschulen mehr oder weniger zwangsläufig. Sie rich-ten ihre Strategien darauf aus, die eigene Marktpositionbeständig zu verbessern und attraktive Nischen zubesetzen. Und auf dieser Grundlage suchen sie interes-sensgetriebene Kooperationen mit anderen Hochschulenund Forschungseinrichtungen. Allianzen und Kooperatio-nen werden dann eingegangen, wenn man sichgemeinsam einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denMitbewerbern verspricht.

Kooperation kann deshalb den einzelnen Hoch-schulen auf Dauer nicht «von oben» verordnet werden.Sie muss, wenn sie Bestand haben soll, von den Hoch-schulen je selber validiert und eingegangen werden – mitPartnern in der Region, national und international.Dieser unternehmerische Gestaltungsfreiraum gehörtzur Autonomie von Hochschulen. Damit tragfähigeKooperationen überhaupt zustande kommen, müssen imVorfeld gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sein: einesaubere Analyse des Portfolios, beide Partner müssen ei-nen Gewinn aus der Zusammenarbeit ziehen, sie müssenberechenbar sein und ihre Absichten transparent halten.

Von Konkurrenz und Kooperation war in den vergange-nen Wochen und Monaten auch auf dem HochschulplatzLuzern im Zusammenhang mit einer neu zu schaffendenWirtschaftsfakultät an der Universität viel die Rede. Ba-sierend auf der regionalen Steuerung des Hochschulsys-tems und der Interessenlage der jeweiligen Hochschulensind Kooperationen zwischen Pädagogischer Hoch-schule, Universität und Fachhochschule möglich undwünschbar. Sind die bereits erwähnten Rahmenbedin-gungen gegeben, kann auf der Grundlage einer Portfolio-analyse nachvollziehbar geklärt werden, wo beispiels-weise im Fachbereich Wirtschaft Synergien zwischenUniversität und Fachhochschule gesucht und wo Über-lappungen vermieden werden sollen. Unsere Hochschulegeht davon aus, dass gemeinsam Lösungen gesucht undgefunden werden können. Die Hochschule Luzern istbereit für diesen Prozess und offen für strategisch durch-dachte, innovative Lösungen.

Kooperation ist mehr alsmiteinander reden

Markus Hodel, Rektor der Hochschule Luzern, weistdarauf hin, dass Kooperationen dann Früchtetragen, wenn beide Partner von der Zusammenarbeitprofitieren und sie sich zu Transparenz verpflichten.

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36 Hochschule Luzern 2 | 2012

Wo Sie uns am wenigsten erwarten!

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SandvikSandvik CoromantCoromant ininvestiervestiertt jährjährlichlich mindestensmindestens doppeltdoppelt soso vielviel inin

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durchschnittlichdurchschnittlich üblichüblich ist.ist.

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Gast

National Instituteof Design, NIDIndien

Vernissage

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23.6.—1.7.

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Kunst im öffentlichenRaum in Zug ab21.6./18 Uhr

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37Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:JolandaFlubacher

Derungs

PLÄDOYER

Das künftige Hochschulförderungs- undKoordinationsgesetz des Bundes geht von einem Hoch-schulraum Schweiz aus und umfasst alle Hochschulen:Universitäten, Fachhochschulen und PädagogischeHochschulen. Das Gesamtsystem soll von Bund undKantonen gemeinsam gesteuert werden, gleichwohl ste-hen die Hochschulen miteinander imWettbewerb – umgute Studierende und Dozierende und um Fördergelder.

In den letzten zehn Jahren haben die Marktkräftein der Bildung und im Hochschulbereich stark an Bodengewonnen und die Bereiche Ausbildung, Forschung,Weiterbildung und Dienstleistungen bilden attraktiveMarktsegmente für die Hochschulen und ihre Träger,Bund und Kantone. Letztere erwarten von den Hoch-schulen, dass sie mehr eigene Mittel akquirieren undqualitativ hochwertige Bildungsangebote entwickeln, dieder Nachfrage entsprechen.

Dieser Systemlandkarte folgen die einzelnenHochschulen mehr oder weniger zwangsläufig. Sie rich-ten ihre Strategien darauf aus, die eigene Marktpositionbeständig zu verbessern und attraktive Nischen zubesetzen. Und auf dieser Grundlage suchen sie interes-sensgetriebene Kooperationen mit anderen Hochschulenund Forschungseinrichtungen. Allianzen und Kooperatio-nen werden dann eingegangen, wenn man sichgemeinsam einen Wettbewerbsvorteil gegenüber denMitbewerbern verspricht.

Kooperation kann deshalb den einzelnen Hoch-schulen auf Dauer nicht «von oben» verordnet werden.Sie muss, wenn sie Bestand haben soll, von den Hoch-schulen je selber validiert und eingegangen werden – mitPartnern in der Region, national und international.Dieser unternehmerische Gestaltungsfreiraum gehörtzur Autonomie von Hochschulen. Damit tragfähigeKooperationen überhaupt zustande kommen, müssen imVorfeld gewisse Rahmenbedingungen erfüllt sein: einesaubere Analyse des Portfolios, beide Partner müssen ei-nen Gewinn aus der Zusammenarbeit ziehen, sie müssenberechenbar sein und ihre Absichten transparent halten.

Von Konkurrenz und Kooperation war in den vergange-nen Wochen und Monaten auch auf dem HochschulplatzLuzern im Zusammenhang mit einer neu zu schaffendenWirtschaftsfakultät an der Universität viel die Rede. Ba-sierend auf der regionalen Steuerung des Hochschulsys-tems und der Interessenlage der jeweiligen Hochschulensind Kooperationen zwischen Pädagogischer Hoch-schule, Universität und Fachhochschule möglich undwünschbar. Sind die bereits erwähnten Rahmenbedin-gungen gegeben, kann auf der Grundlage einer Portfolio-analyse nachvollziehbar geklärt werden, wo beispiels-weise im Fachbereich Wirtschaft Synergien zwischenUniversität und Fachhochschule gesucht und wo Über-lappungen vermieden werden sollen. Unsere Hochschulegeht davon aus, dass gemeinsam Lösungen gesucht undgefunden werden können. Die Hochschule Luzern istbereit für diesen Prozess und offen für strategisch durch-dachte, innovative Lösungen.

Kooperation ist mehr alsmiteinander reden

Markus Hodel, Rektor der Hochschule Luzern, weistdarauf hin, dass Kooperationen dann Früchtetragen, wenn beide Partner von der Zusammenarbeitprofitieren und sie sich zu Transparenz verpflichten.

Page 38: Das Magazin - Ausgabe 10

38 Hochschule Luzern 2 | 2012

Was kostet ein Studium? Sicherist: nicht den Betrag, den die Studieren-den als Studiengebühren berappen. Anden Schweizer Universitäten und Fach-hochschulen decken die Gebühren, diesich in der Regel zwischen 1’000 und1’500 Franken pro Jahr bewegen, nur

einen kleinen Teil der tatsächlichenKosten des Studiums. Ein Hochschulstu-dium wird zu annähernd 100 Prozentdurch öffentliche Mittel finanziert.Dabei kosten nicht alle Studienrich-tungen gleich viel: Während gemässBundesamt für Statistik zumBeispiel ein

Studienplatz in Rechtswissenschaftenunter 14 ’000 Franken kostet, können esim Fachbereich Land- und Forstwirt-schaft bis zu 51’000 Franken sein.

Davon bemerken die Studierendenbeim Bezahlen der Studiengebühr abernichts, denn diese unterscheidet sich nichtnach gewählter Fachrichtung. Welchenprozentualen Anteil siemit der Studien-gebühr an ihre Ausbildung bezahlen,ist also unterschiedlich. Der «Bildungs-bericht Schweiz 2010» der Schweizeri-schen Koordinationsstelle für Bildungs-forschung (SKBF) nennt folgendesBeispiel: Ein Student der Sozialwissen-schaften an der Uni Zürich trägt rund ei-nen Zehntel seiner jährlichen Studien-kosten über die Studiengebühr selbst,während eine Zürcher Zahnmedizinstu-dentin nur etwa zwei Prozent selber zahlt.

Teure Infrastruktur, intensive Betreuung: Zahnmedizin gehört zu den kostenintensiven Studiengängen.

Investition in dieeigene ZukunftWas ein Hochschulstudium kostet, hängt vom Studienfach,von der Art der Hochschule und der Dauer des Studiumsab. Etwas aber haben alle Hochschulstudien gemeinsam: Siewerden überwiegend von der Allgemeinheit finanziert.

studieNPlatZkOsteN

39Hochschule Luzern 2 | 2012

Hörsälen durchgesetzt habe. Das Bild der«günstigen» Universitäten kehrt sich insGegenteil, wennman den Kostenindika-tor II betrachtet, der auch die Forschungs-kosten einbezieht und der Tatsache Rech-nung trägt, dass Forschungsergebnissedie Ausbildung bereichern.

Vergleicht man den KostenindikatorII von Universitäten und Fachhochschu-len, weisen die Universitäten höhereKosten aus, weil die Forschungskostenan den Fachhochschulen tiefer sind. DerKostenindikator II der Fach- und Päda-gogischen Hochschulen belief sich imJahr 2009 auf das 1,09- bis 1,56-Fache desKostenindikators I. Der KostenindikatorII der Universitäten machte 2009 in denmeisten Fachrichtungen das 1,5- bis2-Fache des Kostenindikators I aus;bei forschungsintensiven Fächern wieNaturwissenschaften oder Maschinen-und Elektroingenieurwesen verdreifachtesich das Verhältnis sogar.

Ebenfalls kostenrelevant ist die Stu-diendauer. Fachhochschulstudien sind inder Regel kürzer als Universitätsstudien,

da der Regelabschluss der Bachelor- undnicht der Master-Abschluss ist.

Effizienzvorteil für FHsDies illustrieren die folgenden Zahlen,die das Bundesamt für Statistik in seinerAbsolventenbefragung 2009 erhoben hat:91,5 Prozent der Bachelor-Absolventin-nen und -Absolventen der Universitätenführten ihr Studium im Jahr nach demBachelor-Abschluss fort. Bei den Bache-lor-Absolventen und -Absolventinnender Fachhochschulen betrug die Über-trittsquote ins Master-Studium hinge-gen bloss 15,5 Prozent. Prof. Dr. StefanC.Wolter, Direktor der SchweizerischenKoordinationsstelle für Bildungsfor-schung, hält fest: «Dass die Fachhoch-schulabsolventen und -absolventinnenihren Regelabschluss bei praktisch glei-chen Einstiegslöhnen rund zwei Jahreschneller erzielen als die Absolventin-nen und Absolventen der universitärenHochschulen, kann als Effizienzvorteilder Fachhochschulen gewertet werden.»

Eva Schümperli-KellerFoto:K

eystone/SteffenSc

hmidt

Kostenunterschiede gibt es jedoch nichtnur zwischen den Studiengängen, son-dern auch zwischen den verschiedenenHochschultypen: Fachhochschulen, Pä-dagogische Hochschulen und Universi-täten. Das Bundesamt für Statistik ziehtbei der Berechnung zwei verschiedeneKostenindikatoren heran: Während In-dikator I die Kosten pro Studierenden füralle Aktivitäten im Rahmen der Lehrefür die Grundausbildung (Bachelor, Mas-ter, Diplom, Lizenziat) erfasst, also dieKosten für die Lehrveranstaltungen, Prü-fungen, aber auch die Administration,bezieht Indikator II auch die Forschungs-kosten mit ein.

Art der Betreuung schlägt zu BucheBetrachtet man allein den Kostenindika-tor I, sind die Studienplätze an den Fach-und Pädagogischen Hochschulen teurerals an den Universitäten. Schaut man in-des auf die Gesamtkosten (Indikator II),welche Lehre und Forschung zusammen-zählen, sind die Studienplätze an denUniversitäten teurer.

Ein Blick auf die unterschiedlicheAusrichtung der Institutionenmacht dieDifferenzen nachvollziehbar: Einen we-sentlichen Faktor im Rahmen der Lehrestellt die Betreuung der Studierenden dar.Der Bildungsbericht Schweiz 2010 hältfest, dass die Betreuung der Studieren-den an Fachhochschulen und Universi-täten ähnlich intensiv sei. «Doch erfolgtdie Betreuung an den Fachhochschulenin erster Linie durch Professoren und Pro-fessorinnen, was einen grundlegendenUnterschied zur Betreuungsstruktur anden universitären Hochschulen darstellt.»An den Universitäten gebe es mehr – re-lativ niedrig besoldete – Assistierende,die die Professorinnen und Professorenin Lehre und Forschung unterstützten.

Zudem hätten sich an den beidenHochschultypen ganz unterschiedlicheUnterrichtsformen etabliert: An denFachhochschulen finde die Ausbildungoft in kleinen Gruppen statt, währendsich in vielen Fächern an den Universi-täten der Frontalunterricht in grossen

lesebeispiel: ein studienplatz in maschinen- und elektroingenieurwesen an einer universitären Hochschulewird pro Jahr mit 86’998 Franken veranschlagt, ein Jahr technik und it an einer Fachhochschule mit 52’037 Franken.

diese Gegenüberstellung bietet einen anhaltspunkt. ein 1:1-Vergleich ist jedoch nicht zulässig, da derFächermix der Fachbereiche an universitären Hochschulen resp. Fachhochschulen/Pädagogischen Hochschulen nichtexakt identisch ist.

90 000

80 000

70 000

60 000

50 000

40 000

30 000

20 000

10 000

0 Maschinen-und

Elektroingenieurwesen

8699

8.–

5454

8.–

3881

9.–

1883

8.–

Bauw

esen

undGeodäsie

Theologie

Wirtschaftswissenschaften

Gesam

tkostenproStud

ierend

enun

dJahr

(Kostenind

ikator

II;201

0)

TechnikundIT

5203

7.–

4234

6.–

3028

8.–

1777

8.–

Architektur,Bau-und

Planungswesen

Lehrkräfteausbildung

WirtschaftundDienstleistungen

Universitäre Hochschulen Fachhochschulen /Pädagogische Hochschulen

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38 Hochschule Luzern 2 | 2012

Was kostet ein Studium? Sicherist: nicht den Betrag, den die Studieren-den als Studiengebühren berappen. Anden Schweizer Universitäten und Fach-hochschulen decken die Gebühren, diesich in der Regel zwischen 1’000 und1’500 Franken pro Jahr bewegen, nur

einen kleinen Teil der tatsächlichenKosten des Studiums. Ein Hochschulstu-dium wird zu annähernd 100 Prozentdurch öffentliche Mittel finanziert.Dabei kosten nicht alle Studienrich-tungen gleich viel: Während gemässBundesamt für Statistik zumBeispiel ein

Studienplatz in Rechtswissenschaftenunter 14 ’000 Franken kostet, können esim Fachbereich Land- und Forstwirt-schaft bis zu 51’000 Franken sein.

Davon bemerken die Studierendenbeim Bezahlen der Studiengebühr abernichts, denn diese unterscheidet sich nichtnach gewählter Fachrichtung. Welchenprozentualen Anteil siemit der Studien-gebühr an ihre Ausbildung bezahlen,ist also unterschiedlich. Der «Bildungs-bericht Schweiz 2010» der Schweizeri-schen Koordinationsstelle für Bildungs-forschung (SKBF) nennt folgendesBeispiel: Ein Student der Sozialwissen-schaften an der Uni Zürich trägt rund ei-nen Zehntel seiner jährlichen Studien-kosten über die Studiengebühr selbst,während eine Zürcher Zahnmedizinstu-dentin nur etwa zwei Prozent selber zahlt.

Teure Infrastruktur, intensive Betreuung: Zahnmedizin gehört zu den kostenintensiven Studiengängen.

Investition in dieeigene ZukunftWas ein Hochschulstudium kostet, hängt vom Studienfach,von der Art der Hochschule und der Dauer des Studiumsab. Etwas aber haben alle Hochschulstudien gemeinsam: Siewerden überwiegend von der Allgemeinheit finanziert.

studieNPlatZkOsteN

39Hochschule Luzern 2 | 2012

Hörsälen durchgesetzt habe. Das Bild der«günstigen» Universitäten kehrt sich insGegenteil, wennman den Kostenindika-tor II betrachtet, der auch die Forschungs-kosten einbezieht und der Tatsache Rech-nung trägt, dass Forschungsergebnissedie Ausbildung bereichern.

Vergleicht man den KostenindikatorII von Universitäten und Fachhochschu-len, weisen die Universitäten höhereKosten aus, weil die Forschungskostenan den Fachhochschulen tiefer sind. DerKostenindikator II der Fach- und Päda-gogischen Hochschulen belief sich imJahr 2009 auf das 1,09- bis 1,56-Fache desKostenindikators I. Der KostenindikatorII der Universitäten machte 2009 in denmeisten Fachrichtungen das 1,5- bis2-Fache des Kostenindikators I aus;bei forschungsintensiven Fächern wieNaturwissenschaften oder Maschinen-und Elektroingenieurwesen verdreifachtesich das Verhältnis sogar.

Ebenfalls kostenrelevant ist die Stu-diendauer. Fachhochschulstudien sind inder Regel kürzer als Universitätsstudien,

da der Regelabschluss der Bachelor- undnicht der Master-Abschluss ist.

Effizienzvorteil für FHsDies illustrieren die folgenden Zahlen,die das Bundesamt für Statistik in seinerAbsolventenbefragung 2009 erhoben hat:91,5 Prozent der Bachelor-Absolventin-nen und -Absolventen der Universitätenführten ihr Studium im Jahr nach demBachelor-Abschluss fort. Bei den Bache-lor-Absolventen und -Absolventinnender Fachhochschulen betrug die Über-trittsquote ins Master-Studium hinge-gen bloss 15,5 Prozent. Prof. Dr. StefanC.Wolter, Direktor der SchweizerischenKoordinationsstelle für Bildungsfor-schung, hält fest: «Dass die Fachhoch-schulabsolventen und -absolventinnenihren Regelabschluss bei praktisch glei-chen Einstiegslöhnen rund zwei Jahreschneller erzielen als die Absolventin-nen und Absolventen der universitärenHochschulen, kann als Effizienzvorteilder Fachhochschulen gewertet werden.»

Eva Schümperli-KellerFoto:K

eystone/SteffenSc

hmidt

Kostenunterschiede gibt es jedoch nichtnur zwischen den Studiengängen, son-dern auch zwischen den verschiedenenHochschultypen: Fachhochschulen, Pä-dagogische Hochschulen und Universi-täten. Das Bundesamt für Statistik ziehtbei der Berechnung zwei verschiedeneKostenindikatoren heran: Während In-dikator I die Kosten pro Studierenden füralle Aktivitäten im Rahmen der Lehrefür die Grundausbildung (Bachelor, Mas-ter, Diplom, Lizenziat) erfasst, also dieKosten für die Lehrveranstaltungen, Prü-fungen, aber auch die Administration,bezieht Indikator II auch die Forschungs-kosten mit ein.

Art der Betreuung schlägt zu BucheBetrachtet man allein den Kostenindika-tor I, sind die Studienplätze an den Fach-und Pädagogischen Hochschulen teurerals an den Universitäten. Schaut man in-des auf die Gesamtkosten (Indikator II),welche Lehre und Forschung zusammen-zählen, sind die Studienplätze an denUniversitäten teurer.

Ein Blick auf die unterschiedlicheAusrichtung der Institutionenmacht dieDifferenzen nachvollziehbar: Einen we-sentlichen Faktor im Rahmen der Lehrestellt die Betreuung der Studierenden dar.Der Bildungsbericht Schweiz 2010 hältfest, dass die Betreuung der Studieren-den an Fachhochschulen und Universi-täten ähnlich intensiv sei. «Doch erfolgtdie Betreuung an den Fachhochschulenin erster Linie durch Professoren und Pro-fessorinnen, was einen grundlegendenUnterschied zur Betreuungsstruktur anden universitären Hochschulen darstellt.»An den Universitäten gebe es mehr – re-lativ niedrig besoldete – Assistierende,die die Professorinnen und Professorenin Lehre und Forschung unterstützten.

Zudem hätten sich an den beidenHochschultypen ganz unterschiedlicheUnterrichtsformen etabliert: An denFachhochschulen finde die Ausbildungoft in kleinen Gruppen statt, währendsich in vielen Fächern an den Universi-täten der Frontalunterricht in grossen

lesebeispiel: ein studienplatz in maschinen- und elektroingenieurwesen an einer universitären Hochschulewird pro Jahr mit 86’998 Franken veranschlagt, ein Jahr technik und it an einer Fachhochschule mit 52’037 Franken.

diese Gegenüberstellung bietet einen anhaltspunkt. ein 1:1-Vergleich ist jedoch nicht zulässig, da derFächermix der Fachbereiche an universitären Hochschulen resp. Fachhochschulen/Pädagogischen Hochschulen nichtexakt identisch ist.

90 000

80 000

70 000

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Elektroingenieurwesen

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Architektur,Bau-und

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Lehrkräfteausbildung

WirtschaftundDienstleistungen

Universitäre Hochschulen Fachhochschulen /Pädagogische Hochschulen

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40 Hochschule Luzern 2 | 2012

umFRaGe

Eine gute Idee, Kampfgeistund SelbstmanagementFünf ehemalige Studierende der Hochschule Luzern beschreiben ihrenWeg in die Selbstständigkeit und sagen, was es braucht, um als Unternehmerinund Unternehmer zu bestehen.

Kräfte aufteilen und dann denSprungwagen«Ich habe das Lehrdiplom als Cellistingemacht und anschliessend den MasterinMusic Contemporary Art Performance2011. Als Musikerin bin ich schon jahre-lang selbstständig und spiele in diversenFormationen. Parallel dazu führe ichmitmeinemMann die Booking- undManage-mentagentur musicbox.

Bis vor kurzem hatte ich einen Brötli-job, 20 Prozent im BereichMarketing undKommunikation. Es war ein gutes Ge-fühl, mit einem fixen Einkommen imMo-nat rechnen zu können. Ichmusste meineKräfte jedoch gleichmässig zwischen dendrei Tätigkeitsfeldern aufteilen. Es wartäglich ein Spagat, alles unter einen Hutzu bringen. Nun bekommt unsere kleineFirma immer grössere Aufträge. Das er-laubt mir, ganz selbstständig zu sein.Mein Tipp für alle, die dies ebenfalls an-streben: MeinMaster-Studium inMusik-management war dafür bestimmt einegute Voraussetzung, wichtig ist aberauch, einfach den Sprung zu wagen.»Céline-Giulia Voser (27) ausHorw (LU), Absolventin der HochschuleLuzern – Musik

Für die eigene Überzeugungkämpfen«Inmeinem früheren Job als Eventmana-gerin in einemHotel musste alles immernoch pompöser werden. Die Emotionengingmehr undmehr verloren. Ich wollteso nicht weiterarbeiten und machtemich als Hochzeitsplanerin selbststän-dig. Echte Gefühle statt blosser Effektha-scherei sollten inmeiner FirmaWeddingà la carte einen hohen Stellenwert haben.Hochzeiten habenmich schon immer tiefbeeindruckt, und bei meiner eigenen habeich sehr vonmeinem Job als Eventmana-gerin profitiert. DiesesWissen wollte ichan Paare weitergeben, die sich den Stressvor der Hochzeit sparen wollen.

Die grösste Herausforderung beimStart war, die Leute davon zu überzeu-gen, dass mein Konzept ‹Mehr Gefühlstatt Show› Erfolg garantiert. Das ist mirgelungen. Eines darf man aber nichtvergessen: Ich kämpfe jedes Jahr um neueKunden, als Hochzeitsplanerin kannmankeine Stammklientel aufbauen. MeineKunden heiraten hoffentlich nur einmal.»Caterina Pelosato (40) aus Altendorf(SZ), Absolventin Fachbereich Tourismusder Hochschule Luzern – Wirtschaft

Lernen, sich gut zu verkaufen«Nachmeiner Lehre zumHochbauzeich-ner leistete ich Zivildienst in der OffenenJugendarbeit und konnte kurz darauf einProjekt als Freelancer leiten. Diese Erfah-rungen prägten mich: Ich trat eine Fest-anstellung in diesemArbeitsfeld an undbegann ein berufsbegleitendes Studiumder Soziokulturellen Animation.

Mir war schnell klar, dass ich aufeigenen Beinen stehen will. So habe icheinen grösseren Spielraum, kann mehrbewirken und meine eigene Marke kre-ieren. Mit meinem Soziokulturbüro Stutzentwickle und realisiere ich heute Stra-tegie- und Massnahmenpläne für Ge-meinden, berate Kommissionen oderbegleite Non-Profit-Organisationen bei-spielsweise im Bereich Qualitätsmanage-ment. Ich durfte schon mit drei Aufträ-gen in die Selbstständigkeit starten. Dasgabmir finanzielle Sicherheit undmoti-vierte mich.Was ich lernenmusste, war,meine Tätigkeit zu beschreiben undmichbesser zu verkaufen. Viele wissen garnicht, worum es in der SoziokulturellenAnimation geht.»Markus Stutz (28) aus Kölliken (AG), Absol-vent Hochschule Luzern – Soziale Arbeit

41Hochschule Luzern 2 | 2012

Illustrationen

:Korn

elStad

ler,Abso

lven

tder

Hoch

schule

Luze

rn

Eine gute Idee allein reicht nicht«Freiberufler in der Kulturszene – das warmein Traum im Sommer 1991, als ichdie damalige Kunstgewerbeschule alsTextildesigner verliess. Erste wertvolleBerufserfahrung sammelte ich aber alsAngestellter, unter anderem beim Textil-hersteller Jakob Schlaepfer. 1998 erhieltich zusammen mit einer Kollegin einenAuftrag für die Gestaltung einer drei-dimensional illustrierten Werbe-kampagne für einen Tabakkonzern. Dersicherte mir ein Jahreseinkommen, undso machte ich mich selbstständig.

Heute arbeite ich als Kostümbildnerund Szenograf für Theater undMuseen.Bei Grossprojekten bin ich Projektleiterund Gestalter in einem. Etwas, das ich inder Praxis und nicht in Kursen gelernthabe: Die perfekte Idee allein genügtnicht, sie macht nur etwa einen Vierteldes Projekterfolges aus, der Rest istgutes Management.

Heute gibt es an der HochschuleLuzern Module, die den StudierendenKnow-how für den Start in die Selbst-ständigkeit mitgeben. Sie sollten sie nut-zen, denn der Gestalter-Alltag verlangtgrosse Flexibilität. Nach einigen Jahren100-prozentiger Selbstständigkeit bin ichnun wieder zwei Tage die Woche bei Ja-kob Schlaepfer angestellt.»Bernhard Duss (42) aus Luzern,Textildesign-Absolvent HochschuleLuzern – Design & Kunst

Seine Stärken und seineGrenzen kennen«Als ich vor drei Jahren mit meinemUnternehmen startete, war die Entwick-lung von iPhone-Apps brandneu. Heutesind bald eine Million davon auf demweltweitenMarkt. Gut, dass meine Firmainzwischen etabliert ist.

Ich wollte immer selbstständig sein,einen Plan B hatte ich nicht. Der Startschien einfach, gegen Ende des Studiumserhielt ich einen grossen Auftrag, der mirauch die Gründung der Ahrina GmbHmit einem Startkapital von 20’000 Fran-ken ermöglichte. Trotzdem ging allesdrunter und drüber, nicht beimAuftrag,sondern bei der Organisation. Die kom-plizierte Buchhaltung habe ich in mei-nem ersten Geschäftsjahr noch selbst er-ledigt, dann aber ausgelagert, um michstärker auf meine Kernaufgaben konzen-trieren zu können.

Als Selbstständiger ist geschicktesSelbstmanagement wichtig. Man musswissen, was man kann und was nicht.Übermut schadet ebenso wie Angst.Wenn hochkarätige Aufträge reinkom-men, die die Kapazität übersteigen, mussman sie ablehnen, selbst wenn das Geldgelegen kommt. Nein zu sagen, brauchtmanchmal auch Mut.»Simon Wehrli (28) aus Luzern,Informatik-Absolvent der HochschuleLuzern – Technik & Architektur

Hochschule unterstütztFirmengründungenJede Firmengründung ist einÜberlebenskampf. drei von zehnJungunternehmen scheitern vordem dritten Geschäftsjahr. GuteChancen zu bestehen hat, wer sichin einer Nische positioniert oderein Produkt mit geringen investiti-onskosten anbietet.

alle departemente der Hoch-schule luzern greifen das themaselbstständigkeit in lehrmodulenauf. Für Wirtschaftsstudierendebeispielsweise ist «startup businessPlan» fixer bestandteil des studi-ums, und studierende des masterof science in engineering belegenein modul in «unternehmensfüh-rung und entrepreneurship».studierende der soziokultur berei-ten sich in «unternehmerischesHandeln in der soziokultur»vor, musikstudierende in «musikund beruf» oder «Getting into busi-ness», und textildesign-studieren-den steht das modul «stellensucheund selbstständigkeit» offen.

Weiter bietet der Careers serviceder Hochschule luzern ein «erste-Hilfe-Paket» für Firmengründeran. und im interdisziplinären modul«unternehmer/in für ein Jahr»haben studierende die Chance,durch die Zusammenarbeit mit ei-nem CeO eines unternehmensFührungserfahrung auf höchsterebene zu sammeln. als Hochschul-partner unterstützt der technoparkluzern ebenfalls bei Firmen-gründungen, beispielsweise mitdem Jungunternehmer-event am30. august. das thema lautet:«Risiken gekonnt angehen».

www.careers.hslu.chwww.technopark-luzern.chwww.isa-campus.ch

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40 Hochschule Luzern 2 | 2012

umFRaGe

Eine gute Idee, Kampfgeistund SelbstmanagementFünf ehemalige Studierende der Hochschule Luzern beschreiben ihrenWeg in die Selbstständigkeit und sagen, was es braucht, um als Unternehmerinund Unternehmer zu bestehen.

Kräfte aufteilen und dann denSprungwagen«Ich habe das Lehrdiplom als Cellistingemacht und anschliessend den MasterinMusic Contemporary Art Performance2011. Als Musikerin bin ich schon jahre-lang selbstständig und spiele in diversenFormationen. Parallel dazu führe ichmitmeinemMann die Booking- undManage-mentagentur musicbox.

Bis vor kurzem hatte ich einen Brötli-job, 20 Prozent im BereichMarketing undKommunikation. Es war ein gutes Ge-fühl, mit einem fixen Einkommen imMo-nat rechnen zu können. Ichmusste meineKräfte jedoch gleichmässig zwischen dendrei Tätigkeitsfeldern aufteilen. Es wartäglich ein Spagat, alles unter einen Hutzu bringen. Nun bekommt unsere kleineFirma immer grössere Aufträge. Das er-laubt mir, ganz selbstständig zu sein.Mein Tipp für alle, die dies ebenfalls an-streben: MeinMaster-Studium inMusik-management war dafür bestimmt einegute Voraussetzung, wichtig ist aberauch, einfach den Sprung zu wagen.»Céline-Giulia Voser (27) ausHorw (LU), Absolventin der HochschuleLuzern – Musik

Für die eigene Überzeugungkämpfen«Inmeinem früheren Job als Eventmana-gerin in einemHotel musste alles immernoch pompöser werden. Die Emotionengingmehr undmehr verloren. Ich wollteso nicht weiterarbeiten und machtemich als Hochzeitsplanerin selbststän-dig. Echte Gefühle statt blosser Effektha-scherei sollten inmeiner FirmaWeddingà la carte einen hohen Stellenwert haben.Hochzeiten habenmich schon immer tiefbeeindruckt, und bei meiner eigenen habeich sehr vonmeinem Job als Eventmana-gerin profitiert. DiesesWissen wollte ichan Paare weitergeben, die sich den Stressvor der Hochzeit sparen wollen.

Die grösste Herausforderung beimStart war, die Leute davon zu überzeu-gen, dass mein Konzept ‹Mehr Gefühlstatt Show› Erfolg garantiert. Das ist mirgelungen. Eines darf man aber nichtvergessen: Ich kämpfe jedes Jahr um neueKunden, als Hochzeitsplanerin kannmankeine Stammklientel aufbauen. MeineKunden heiraten hoffentlich nur einmal.»Caterina Pelosato (40) aus Altendorf(SZ), Absolventin Fachbereich Tourismusder Hochschule Luzern – Wirtschaft

Lernen, sich gut zu verkaufen«Nachmeiner Lehre zumHochbauzeich-ner leistete ich Zivildienst in der OffenenJugendarbeit und konnte kurz darauf einProjekt als Freelancer leiten. Diese Erfah-rungen prägten mich: Ich trat eine Fest-anstellung in diesemArbeitsfeld an undbegann ein berufsbegleitendes Studiumder Soziokulturellen Animation.

Mir war schnell klar, dass ich aufeigenen Beinen stehen will. So habe icheinen grösseren Spielraum, kann mehrbewirken und meine eigene Marke kre-ieren. Mit meinem Soziokulturbüro Stutzentwickle und realisiere ich heute Stra-tegie- und Massnahmenpläne für Ge-meinden, berate Kommissionen oderbegleite Non-Profit-Organisationen bei-spielsweise im Bereich Qualitätsmanage-ment. Ich durfte schon mit drei Aufträ-gen in die Selbstständigkeit starten. Dasgabmir finanzielle Sicherheit undmoti-vierte mich.Was ich lernenmusste, war,meine Tätigkeit zu beschreiben undmichbesser zu verkaufen. Viele wissen garnicht, worum es in der SoziokulturellenAnimation geht.»Markus Stutz (28) aus Kölliken (AG), Absol-vent Hochschule Luzern – Soziale Arbeit

41Hochschule Luzern 2 | 2012

Illustrationen

:Korn

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Eine gute Idee allein reicht nicht«Freiberufler in der Kulturszene – das warmein Traum im Sommer 1991, als ichdie damalige Kunstgewerbeschule alsTextildesigner verliess. Erste wertvolleBerufserfahrung sammelte ich aber alsAngestellter, unter anderem beim Textil-hersteller Jakob Schlaepfer. 1998 erhieltich zusammen mit einer Kollegin einenAuftrag für die Gestaltung einer drei-dimensional illustrierten Werbe-kampagne für einen Tabakkonzern. Dersicherte mir ein Jahreseinkommen, undso machte ich mich selbstständig.

Heute arbeite ich als Kostümbildnerund Szenograf für Theater undMuseen.Bei Grossprojekten bin ich Projektleiterund Gestalter in einem. Etwas, das ich inder Praxis und nicht in Kursen gelernthabe: Die perfekte Idee allein genügtnicht, sie macht nur etwa einen Vierteldes Projekterfolges aus, der Rest istgutes Management.

Heute gibt es an der HochschuleLuzern Module, die den StudierendenKnow-how für den Start in die Selbst-ständigkeit mitgeben. Sie sollten sie nut-zen, denn der Gestalter-Alltag verlangtgrosse Flexibilität. Nach einigen Jahren100-prozentiger Selbstständigkeit bin ichnun wieder zwei Tage die Woche bei Ja-kob Schlaepfer angestellt.»Bernhard Duss (42) aus Luzern,Textildesign-Absolvent HochschuleLuzern – Design & Kunst

Seine Stärken und seineGrenzen kennen«Als ich vor drei Jahren mit meinemUnternehmen startete, war die Entwick-lung von iPhone-Apps brandneu. Heutesind bald eine Million davon auf demweltweitenMarkt. Gut, dass meine Firmainzwischen etabliert ist.

Ich wollte immer selbstständig sein,einen Plan B hatte ich nicht. Der Startschien einfach, gegen Ende des Studiumserhielt ich einen grossen Auftrag, der mirauch die Gründung der Ahrina GmbHmit einem Startkapital von 20’000 Fran-ken ermöglichte. Trotzdem ging allesdrunter und drüber, nicht beimAuftrag,sondern bei der Organisation. Die kom-plizierte Buchhaltung habe ich in mei-nem ersten Geschäftsjahr noch selbst er-ledigt, dann aber ausgelagert, um michstärker auf meine Kernaufgaben konzen-trieren zu können.

Als Selbstständiger ist geschicktesSelbstmanagement wichtig. Man musswissen, was man kann und was nicht.Übermut schadet ebenso wie Angst.Wenn hochkarätige Aufträge reinkom-men, die die Kapazität übersteigen, mussman sie ablehnen, selbst wenn das Geldgelegen kommt. Nein zu sagen, brauchtmanchmal auch Mut.»Simon Wehrli (28) aus Luzern,Informatik-Absolvent der HochschuleLuzern – Technik & Architektur

Hochschule unterstütztFirmengründungenJede Firmengründung ist einÜberlebenskampf. drei von zehnJungunternehmen scheitern vordem dritten Geschäftsjahr. GuteChancen zu bestehen hat, wer sichin einer Nische positioniert oderein Produkt mit geringen investiti-onskosten anbietet.

alle departemente der Hoch-schule luzern greifen das themaselbstständigkeit in lehrmodulenauf. Für Wirtschaftsstudierendebeispielsweise ist «startup businessPlan» fixer bestandteil des studi-ums, und studierende des masterof science in engineering belegenein modul in «unternehmensfüh-rung und entrepreneurship».studierende der soziokultur berei-ten sich in «unternehmerischesHandeln in der soziokultur»vor, musikstudierende in «musikund beruf» oder «Getting into busi-ness», und textildesign-studieren-den steht das modul «stellensucheund selbstständigkeit» offen.

Weiter bietet der Careers serviceder Hochschule luzern ein «erste-Hilfe-Paket» für Firmengründeran. und im interdisziplinären modul«unternehmer/in für ein Jahr»haben studierende die Chance,durch die Zusammenarbeit mit ei-nem CeO eines unternehmensFührungserfahrung auf höchsterebene zu sammeln. als Hochschul-partner unterstützt der technoparkluzern ebenfalls bei Firmen-gründungen, beispielsweise mitdem Jungunternehmer-event am30. august. das thema lautet:«Risiken gekonnt angehen».

www.careers.hslu.chwww.technopark-luzern.chwww.isa-campus.ch

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42 Hochschule Luzern 2 | 2012

Der grosse Auftrittzum SchlussAn der diesjährigen Werkschau Design & Kunst sindunter den rund 170 Abschlussarbeiten zum ersten Mal auchjene der jungen Studienrichtungen Material- undObjektdesign zu sehen.

Simone Kälin ist dem Leder aufdie Pelle gerückt, hat es bearbeitet – mitHitze,Wasserdampf und Lasercutter. «Ichwollte wissen, welches Potenzial derWerkstoff für mögliche Anwendungenhat», sagt die Materialdesign-Studentinaus Lachen (SZ). «Wir haben alles überdie Grundmaterialien gelernt, über Glas,Holz, Papier, Kunststoffe, Keramik und

Metall», erklärt Kälin. «DasWissen überLeder hat mir gefehlt, und im Internetgibt es viel weniger dazu, als man denkt.»So hat sich die 29-Jährige daran gemacht,eine Art Archiv der Lederbearbeitungaufzubauen. Ihre Proben will sie in einerOnline-Bibliothek auch der Öffentlich-keit zugänglich machen. Zu sehen undzu berühren sind sie erstmals an der

Werkschau, die die Hochschule Luzernvom 23. Juni bis 1. Juli für den Fach-bereich Design & Kunst in der MesseLuzern organisiert.

Bewährtes mit Neuem vereinen«Ich habe mit Gerbern gesprochen, mitSchuhmachern, Buchbindern und Res-tauratoren», erzählt Simone Kälin, «undversucht, ihre Methoden nachzuahmenund auch neueWege zu gehen. Aber ichmuss sagen: Die traditionellenMittel derBearbeitung durch Hitze und Feuchtig-keit waren die besten.» Dennoch hat ihreLederbegeisterung noch kein Ende ge-funden: «Ich versuche jetzt, neue und alteVerfahren zu kombinieren. Aber amwichtigsten ist ohnehin, dass ichmeineneigenenWeg gehen konnte.»

Für die Material- und die Objekt-designer ist der Auftritt an der Werk-schau eine Premiere, da es ihre Studien-richtungen erst seit drei Jahren gibt. Das

Simone Kälin prüft das Ergebnis ihrer Arbeit: Für die Werkschau soll alles perfekt sein.

43Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:BeatBrech

bühl,AndriStad

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WERKSCHAU

«Feuerwerk am Ende des Studiums», wieFrédéric Dedelley, Leiter der Studienrich-tung Objektdesign, dieWerkschau nennt,verunsichert sie noch etwasmehr als dieübrigen Studierenden. «Ihnen fehlen Vor-bilder, wie man die Arbeiten am bestenpräsentiert», stellt Dedelley fest. «Bishergab es uns und gab es uns doch nicht»,beschreibt Doris Kurzmeyer, Leiterin derStudienrichtungMaterialdesign, treffendden bisherigen Zustand. Kurzmeyer istfroh, dass sich die Studierenden nun derÖffentlichkeit stellen können. Ihre Ar-beiten sind äusserst vielfältig: Einige Ab-solventen erklären in ihren Arbeiten dieFehler in den Werkstoffen zur Tugend,andere arbeitenmitWasser undmitWas-serstrahlen, zerstören Teller und setzensie mit auf Vakuum basierendenMetho-den wieder zusammen. «DieWerke sindsehr von traditionellen Materialien ge-prägt», erläutert Kurzmeyer. Sie willkünftig den Fokus vermehrt auf neueMa-terialien und Fertigungsverfahren legen.Das Studium rüstet die jungen Leute mitWissen umWerkstoffeigenschaften undHerstellungsmethoden aus und vermit-telt ihnen Einsichten in Konstruktions-prinzipien und Modellbau. Kenntnisseüber Präsentation und Selbstvermark-tung dürfen auch nicht fehlen.

Während die Materialdesigner vomMaterial her denken, nähern sich dieObjektdesigner vom Endprodukt her. «Unsinteressieren Form, Funktion und Konst-ruktion, aber natürlich ist dasMaterial dasvierte Rad amAuto», erklärt Frédéric De-delley. «Wir pendeln zwischen analogenund digitalenMethoden, zwischenAnfer-

Im Objekt vonJacquelineAmacher (oben)lassen sichStücke zeigen,aber auchverbergen.

Simone Kälin beim Herstellen einer Probefür ihr Archiv der Lederbearbeitung.

tigen von Unikaten und serieller Produk-tion.» Für einen ungewöhnlichen Zugangzum Objekt entschied sich JacquelineAmacher aus Buochs (NW). Die 23-Jäh-rige entwickelte kleine Möbelstücke fürdas Aufbewahren von Erinnerungen,kleine Schatztruhen gewissermassen, diejeden Umzug überdauern. Umdie Inhalte,die «Schätze», zu zeigen, sie teilweise oderganz zu verbergen, tüftelte sie an drei vonder Pflanzenwelt inspirierten Mechanis-men. Mit ihrer Arbeit liegt sie gut imZeit-plan, aber ein wenig angespannt ist siedieser Tage doch. Für die Werkschau, ander über 5’000 Zuschauer erwartetwerden, soll alles perfekt sein. JacquelineAmacher: «Natürlich habe ich mir auchbei früheren Aufgabenstellungen Mühegegeben, gute Resultate zu erzielen, aberbei der Abschlussarbeit gilt es, noch etwasobendrauf zu setzen – was ich an derWerkschau zeigen kann, ist meineVisitenkarte.» Valeria Heintges

Werkschau: 23.6.–1.7.Der Kreativnachwuchs stellt sich vorRund 170 Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten aus den Berei-chen Design und Kunst sindan der Werkschau 2012 zu sehen.Die Ausstellung wird am 22. Junimit einer Vernissage in derMesse Luzern eröffnet und ist an-schliessend bis zum 1. Juli fürdas breite Publikum zugänglich.Zeitgleich präsentieren die Absol-ventinnen und Absolventendes Master of Arts in Fine Arts ihreArbeiten im öffentlichen Raumder Stadt Zug.

Im Rahmen der Werkschau wer-den Förderpreise der Max vonMoos-Stiftung, der Zeugin Design-Stiftung und der Hochschule Luzernverliehen. Weiter finden zwei Bran-chenanlässe in der Messe Luzernstatt (Kunst: 27. Juni; Produkt-design: 28. Juni). Der Eintritt ist frei,geöffnet ist die Werkschau jeweilsvon 10 bis 20 Uhr. Samstagsund sonntags gibt es kostenloseFührungen.

Partnerschule aus Indien zu GastWie in den vergangenen Jahrenstellt das Departement Design &Kunst an der Werkschau einePartnerschule vor. Diesmal ist esdas National Institute of Design(NID) aus Indien. Das NID istmit seiner mehr als 50-jährigenTradition eines der ältesten Design-institute der Welt. Seine Gründunggeht auf die aktive Zusammen-arbeit mit Charles und Ray Eameszurück. Heute ist das NID wegwei-send in der Verbindung undWeiterentwicklung von aktuellenDesign-tendenzen und traditionel-lem Kunsthandwerk.

Weitere Informationen:www.hslu.ch/werkschau

Page 43: Das Magazin - Ausgabe 10

42 Hochschule Luzern 2 | 2012

Der grosse Auftrittzum SchlussAn der diesjährigen Werkschau Design & Kunst sindunter den rund 170 Abschlussarbeiten zum ersten Mal auchjene der jungen Studienrichtungen Material- undObjektdesign zu sehen.

Simone Kälin ist dem Leder aufdie Pelle gerückt, hat es bearbeitet – mitHitze,Wasserdampf und Lasercutter. «Ichwollte wissen, welches Potenzial derWerkstoff für mögliche Anwendungenhat», sagt die Materialdesign-Studentinaus Lachen (SZ). «Wir haben alles überdie Grundmaterialien gelernt, über Glas,Holz, Papier, Kunststoffe, Keramik und

Metall», erklärt Kälin. «DasWissen überLeder hat mir gefehlt, und im Internetgibt es viel weniger dazu, als man denkt.»So hat sich die 29-Jährige daran gemacht,eine Art Archiv der Lederbearbeitungaufzubauen. Ihre Proben will sie in einerOnline-Bibliothek auch der Öffentlich-keit zugänglich machen. Zu sehen undzu berühren sind sie erstmals an der

Werkschau, die die Hochschule Luzernvom 23. Juni bis 1. Juli für den Fach-bereich Design & Kunst in der MesseLuzern organisiert.

Bewährtes mit Neuem vereinen«Ich habe mit Gerbern gesprochen, mitSchuhmachern, Buchbindern und Res-tauratoren», erzählt Simone Kälin, «undversucht, ihre Methoden nachzuahmenund auch neueWege zu gehen. Aber ichmuss sagen: Die traditionellenMittel derBearbeitung durch Hitze und Feuchtig-keit waren die besten.» Dennoch hat ihreLederbegeisterung noch kein Ende ge-funden: «Ich versuche jetzt, neue und alteVerfahren zu kombinieren. Aber amwichtigsten ist ohnehin, dass ichmeineneigenenWeg gehen konnte.»

Für die Material- und die Objekt-designer ist der Auftritt an der Werk-schau eine Premiere, da es ihre Studien-richtungen erst seit drei Jahren gibt. Das

Simone Kälin prüft das Ergebnis ihrer Arbeit: Für die Werkschau soll alles perfekt sein.

43Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:BeatBrech

bühl,AndriStad

ler,zV

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WERKSCHAU

«Feuerwerk am Ende des Studiums», wieFrédéric Dedelley, Leiter der Studienrich-tung Objektdesign, dieWerkschau nennt,verunsichert sie noch etwasmehr als dieübrigen Studierenden. «Ihnen fehlen Vor-bilder, wie man die Arbeiten am bestenpräsentiert», stellt Dedelley fest. «Bishergab es uns und gab es uns doch nicht»,beschreibt Doris Kurzmeyer, Leiterin derStudienrichtungMaterialdesign, treffendden bisherigen Zustand. Kurzmeyer istfroh, dass sich die Studierenden nun derÖffentlichkeit stellen können. Ihre Ar-beiten sind äusserst vielfältig: Einige Ab-solventen erklären in ihren Arbeiten dieFehler in den Werkstoffen zur Tugend,andere arbeitenmitWasser undmitWas-serstrahlen, zerstören Teller und setzensie mit auf Vakuum basierendenMetho-den wieder zusammen. «DieWerke sindsehr von traditionellen Materialien ge-prägt», erläutert Kurzmeyer. Sie willkünftig den Fokus vermehrt auf neueMa-terialien und Fertigungsverfahren legen.Das Studium rüstet die jungen Leute mitWissen umWerkstoffeigenschaften undHerstellungsmethoden aus und vermit-telt ihnen Einsichten in Konstruktions-prinzipien und Modellbau. Kenntnisseüber Präsentation und Selbstvermark-tung dürfen auch nicht fehlen.

Während die Materialdesigner vomMaterial her denken, nähern sich dieObjektdesigner vom Endprodukt her. «Unsinteressieren Form, Funktion und Konst-ruktion, aber natürlich ist dasMaterial dasvierte Rad amAuto», erklärt Frédéric De-delley. «Wir pendeln zwischen analogenund digitalenMethoden, zwischenAnfer-

Im Objekt vonJacquelineAmacher (oben)lassen sichStücke zeigen,aber auchverbergen.

Simone Kälin beim Herstellen einer Probefür ihr Archiv der Lederbearbeitung.

tigen von Unikaten und serieller Produk-tion.» Für einen ungewöhnlichen Zugangzum Objekt entschied sich JacquelineAmacher aus Buochs (NW). Die 23-Jäh-rige entwickelte kleine Möbelstücke fürdas Aufbewahren von Erinnerungen,kleine Schatztruhen gewissermassen, diejeden Umzug überdauern. Umdie Inhalte,die «Schätze», zu zeigen, sie teilweise oderganz zu verbergen, tüftelte sie an drei vonder Pflanzenwelt inspirierten Mechanis-men. Mit ihrer Arbeit liegt sie gut imZeit-plan, aber ein wenig angespannt ist siedieser Tage doch. Für die Werkschau, ander über 5’000 Zuschauer erwartetwerden, soll alles perfekt sein. JacquelineAmacher: «Natürlich habe ich mir auchbei früheren Aufgabenstellungen Mühegegeben, gute Resultate zu erzielen, aberbei der Abschlussarbeit gilt es, noch etwasobendrauf zu setzen – was ich an derWerkschau zeigen kann, ist meineVisitenkarte.» Valeria Heintges

Werkschau: 23.6.–1.7.Der Kreativnachwuchs stellt sich vorRund 170 Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten aus den Berei-chen Design und Kunst sindan der Werkschau 2012 zu sehen.Die Ausstellung wird am 22. Junimit einer Vernissage in derMesse Luzern eröffnet und ist an-schliessend bis zum 1. Juli fürdas breite Publikum zugänglich.Zeitgleich präsentieren die Absol-ventinnen und Absolventendes Master of Arts in Fine Arts ihreArbeiten im öffentlichen Raumder Stadt Zug.

Im Rahmen der Werkschau wer-den Förderpreise der Max vonMoos-Stiftung, der Zeugin Design-Stiftung und der Hochschule Luzernverliehen. Weiter finden zwei Bran-chenanlässe in der Messe Luzernstatt (Kunst: 27. Juni; Produkt-design: 28. Juni). Der Eintritt ist frei,geöffnet ist die Werkschau jeweilsvon 10 bis 20 Uhr. Samstagsund sonntags gibt es kostenloseFührungen.

Partnerschule aus Indien zu GastWie in den vergangenen Jahrenstellt das Departement Design &Kunst an der Werkschau einePartnerschule vor. Diesmal ist esdas National Institute of Design(NID) aus Indien. Das NID istmit seiner mehr als 50-jährigenTradition eines der ältesten Design-institute der Welt. Seine Gründunggeht auf die aktive Zusammen-arbeit mit Charles und Ray Eameszurück. Heute ist das NID wegwei-send in der Verbindung undWeiterentwicklung von aktuellenDesign-tendenzen und traditionel-lem Kunsthandwerk.

Weitere Informationen:www.hslu.ch/werkschau

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44 Hochschule Luzern 2 | 2012

staNdORtFöRdeRuNG

Sieg oder Niederlage – darum gehtes in der Schweiz an 230’000 Sportanläs-sen pro Jahr. Zu grossen Wettkämpfenpilgern jeweils Zehntausende von Fans.Neben Emotionen generieren Sporteventsaber auch Abfall und Treibhausgas-emissionen. Und ohne die öffentlicheHand könnten viele nicht durchgeführtwerden, egal ob Europameisterschaftoder kommunales Turnfest.

Christine Herzer gehört zum «Sport-ökonomie-Team» an der HochschuleLuzern – Wirtschaft. Am Institut fürTourismuswirtschaft erforscht sie dieAuswirkungen solcher Veranstaltungen.«Die öffentliche Hand investiert vorallem in Grossevents viel», so Herzer.«Diese generieren aber durch Steuerein-nahmen und Logiernächte eine jährlicheBruttowertschöpfung von mehrerenMillionen Franken.»

Förderung nur teilweise belegtWie viel finanzielle Mittel die öffentlicheHand für Sportevents ausgibt, habenChristine Herzer und ein Team in einerStudie erhoben: 2009 investierte dasBundesamt für Sport eine halbe MillionFranken, alle Kantone zusammen 22Mil-lionen. Herzer befragte zudem 15 Städte,darunter Lausanne, Zürich und Luzern:Diese gaben an, insgesamt 7,8 Millionenausgegeben zu haben. Zu beachten ist,dass diese Zahlen oft nur die finanziel-len Unterstützungsbeiträge beinhalten.Sportanlässe werden aber nicht nur mitGeld gefördert, sondern auch indirekt.

Etwa indem das Militär Personal stelltoder GemeindenMietkosten für Sportin-frastruktur erlassen. «In diesen Bereichenwird eine massive För-derung betrieben, dievielerorts nicht erho-ben wird», ergänzt sie.Bund und Gemeindenverfolgen mit der Un-terstützung von Sport-anlässen bestimmte Ziele. Ganz obensteht, dass die Bevölkerung zum Sport-treiben animiert wird. Weiter hoffen sieauf einen Imagegewinn für den Durch-führungsort. Wenn am 8. Juni in Polendie Fussball-Europameisterschaft 2012startet, wird sich mancher an die EURO

2008 erinnern, als Österreich und dieSchweiz Gastgeber waren. 6,8 MillionenZuschauer haben die hierzulande grössteSportveranstaltung aller Zeiten in Sta-dien und auf Grossleinwänden verfolgt.

Das Erbe der EURODie Auswirkungen der EURO unter-suchte eine Forschergemeinschaft, derauch die Hochschule Luzern angehörte.Fazit: Das Image im Ausland blieb, wiees war: sehr gut. Definitiv geweckt wurdedie Bewegungsfreude der Bevölkerung.Die Juniorenclubs verzeichneten in denFolgejahren einenmarkantenMitglieder-zuwachs. Ebenfalls sehen lässt sich lautHerzer die ökonomische Bilanz. Die öf-fentliche Hand hatte das Ereignis mit 147Millionen Franken unterstützt, etwa fürden Neubau und die Erweiterung vonStadien, für Verkehrs- und Sicherheits-konzepte. Diesen Investitionen standenSteuererträge von 141 Millionen Fran-ken gegenüber. Ökologisch setzte dieEURO 2008 neue Massstäbe. Erstmalsunterzeichneten Gastgeberländer eineNachhaltigkeitscharta, die sich bewährte:Die neuen und erweiterten Stadien sindauch heute grösstenteils gut ausgelastet.Überaus erfolgreich war das Verkehrs-konzept: Dank Kombitickets reisten biszu 80 Prozent der Zuschauer mit demÖVan. Die Abfallmenge war dagegen schwie-riger zu kontrollieren. Obwohl vielerortsnur Mehrwegbecher ausgegeben wur-den, mussten die Host Cities 12,4 Ton-nen Abfall pro Spieltag bewältigen. Mit

gleich zwei geplantenKandidaturen fasst dieSchweiz nun weitereGrossveranstaltungenins Auge. Luzern be-wirbt sich für dieYouth Olympic Games

2020, Graubünden strebt eine Kandida-tur für die Olympischen Winterspiele2022 an. «In beiden Konzepten ist Nach-haltigkeit bereits heute ein Thema», soHerzer. «Wichtig ist, dass die Ziele imBewerbungsdossier auch verbindlich for-muliert sind.» Sarah Nigg

Mega-Events wie Olympiaden haben hohen Unterhaltungs-wert. Darüber hinaus sollen sie auch das Image desAustragungsorts fördern. Die Hochschule Luzern analysiert,wie gut dies gelingt.

Pulsmesserfür Sportevents

Die Bilanz der EURO 2008 (im Bild einSpiel in Zürich) ist mehrheitlich positiv.

«Die öffentliche Handinvestiert vor allem inGrossevents viel.»

Christine Herzer, Hochschule Luzern

45Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Key

stone/Mar

tinRuetschi,zV

g

PRaxisbeZuG

Das Zentrum Karl der Grosse im Zürcher Niederdorf ist soziokultureller Veranstaltungsort.

Studierende der Hochschule Luzern gestalten das Programmdes Zürcher Kulturzentrums Karl der Grosse mit.Das didaktische Konzept dahinter: Sie sollen ihre Fähigkeitenerproben – vor Publikum.

Soziale Arbeitgoes public

Fröstelnd treffen die Gäste ein: Esist ausserordentlich kühl, obwohl in Zü-rich an diesem Tag mit dem Sechseläu-ten der Frühling seinen Einzug hält. Trotzdes Volksfests sind rund 35 Interessierteins ZentrumKarl der Grosse gekommen,um sich über den Sinn der Entwicklungs-zusammenarbeit zu informieren. DieGastredner Peter Niggli, Geschäftsleitervon Alliance Sud, und Ruedi Küng, Af-rika-Korrespondent von Schweizer Ra-dio DRS, nehmen auf dem Podium Platz.ThereseWanzenried, angehende Sozio-kulturelle Animatorin, die den Anlassmit einem Studienkollegen moderiert,geht nochmals ihre Notizen durch.

Die Hochschule Luzern – SozialeArbeit setzt in Vorlesungen und Abend-

anlässen für die Zürcher Stadtbevölke-rung einen Dialog zu gesellschaftlichrelevanten Themen in Gang. Die Ideezu «Soziale Arbeit goes public» bestandschon länger: «Jede Hotelfachschulebetreibt ein Hotel oder Restaurant. Wirwünschten uns auch einen solchenÜbungs- und Anwendungsort», erzähltRahel El-Maawi, Dozentin an der Hoch-schule Luzern und Leiterin des Projekts.

Zwischennutzung bot ChanceDavon profitieren die Studierenden unddie Allgemeinheit: Erstere erfahren, wases heisst, vor Publikum Gespräche überverschiedenste Themen – auch kontro-vers diskutierte – mit Fingerspitzenge-fühl anzustossen. Letztere kann sich an

den Anlässen über aktuelle Fragen infor-mieren und sich an der Diskussion be-teiligen. Als sich in Zürich eine Chancebot, packte man diese: das soziokultu-relle Zentrum Karl der Grosse, das der-zeit für eine Zwischennutzung offen-steht. Weil die Hochschule Luzern dieStudienrichtung Soziokultur in derDeutschschweiz als Einzige anbietet,werden ihre Absolventinnen und Absol-venten ohnehin in verschiedenstenRegionen tätig sein.

Reflexion ist Teil des LernprozessesDie Themen für die Veranstaltungen –öffentlicher Raum, Generationenbezie-hungen oder Migration – entstehen inden Modulen der Bachelor-Ausbildung.Die Studierenden bereiten die Anlässegruppenweise vor, sie sind für Organisa-tion und Logistik zuständig, moderierenPodiumsdiskussionen und leiten durchden Abend. In der Nachbereitung fassensie für einen benoteten Leistungsausweisdie wichtigsten Erkenntnisse zusammenund reflektieren die Rückmeldungen desPublikums und ihre eigene Leistung.

Therese Wanzenried blickt am Tagnach demAnlass zufrieden zurück: «Un-sere Gastredner haben sich den Ball imGespräch gegenseitig auf spannende Artzugespielt; dank guter Vorbereitungmussten wir kaum intervenieren.» Pro-jektleiterin El-Maawi hält fest, dass diegrosse Herausforderung für die Studie-renden darin liegt, ein komplexes Themaso herunterzubrechen, dass eine abge-rundete Diskussion in der kurzen zurVerfügung stehenden Zeit möglich undfür ein breites Publikum zugänglich wird.Dies zeigte sich übrigens am Sechseläu-ten-Abend: Auf dem Stimmungsbaro-meter klebten die meisten einen Bewer-tungspunkt neben das fröhliche Smiley.Vielleicht kommen sie nach der Sommer-pause wieder, denn auch im Herbst-semester werden Studierende und ihreGäste auf der Bühne im Zentrum Karlder Grosse diskutieren.

Eva Schümperli-Kellerwww.hslu.ch/karldergrosse

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44 Hochschule Luzern 2 | 2012

staNdORtFöRdeRuNG

Sieg oder Niederlage – darum gehtes in der Schweiz an 230’000 Sportanläs-sen pro Jahr. Zu grossen Wettkämpfenpilgern jeweils Zehntausende von Fans.Neben Emotionen generieren Sporteventsaber auch Abfall und Treibhausgas-emissionen. Und ohne die öffentlicheHand könnten viele nicht durchgeführtwerden, egal ob Europameisterschaftoder kommunales Turnfest.

Christine Herzer gehört zum «Sport-ökonomie-Team» an der HochschuleLuzern – Wirtschaft. Am Institut fürTourismuswirtschaft erforscht sie dieAuswirkungen solcher Veranstaltungen.«Die öffentliche Hand investiert vorallem in Grossevents viel», so Herzer.«Diese generieren aber durch Steuerein-nahmen und Logiernächte eine jährlicheBruttowertschöpfung von mehrerenMillionen Franken.»

Förderung nur teilweise belegtWie viel finanzielle Mittel die öffentlicheHand für Sportevents ausgibt, habenChristine Herzer und ein Team in einerStudie erhoben: 2009 investierte dasBundesamt für Sport eine halbe MillionFranken, alle Kantone zusammen 22Mil-lionen. Herzer befragte zudem 15 Städte,darunter Lausanne, Zürich und Luzern:Diese gaben an, insgesamt 7,8 Millionenausgegeben zu haben. Zu beachten ist,dass diese Zahlen oft nur die finanziel-len Unterstützungsbeiträge beinhalten.Sportanlässe werden aber nicht nur mitGeld gefördert, sondern auch indirekt.

Etwa indem das Militär Personal stelltoder GemeindenMietkosten für Sportin-frastruktur erlassen. «In diesen Bereichenwird eine massive För-derung betrieben, dievielerorts nicht erho-ben wird», ergänzt sie.Bund und Gemeindenverfolgen mit der Un-terstützung von Sport-anlässen bestimmte Ziele. Ganz obensteht, dass die Bevölkerung zum Sport-treiben animiert wird. Weiter hoffen sieauf einen Imagegewinn für den Durch-führungsort. Wenn am 8. Juni in Polendie Fussball-Europameisterschaft 2012startet, wird sich mancher an die EURO

2008 erinnern, als Österreich und dieSchweiz Gastgeber waren. 6,8 MillionenZuschauer haben die hierzulande grössteSportveranstaltung aller Zeiten in Sta-dien und auf Grossleinwänden verfolgt.

Das Erbe der EURODie Auswirkungen der EURO unter-suchte eine Forschergemeinschaft, derauch die Hochschule Luzern angehörte.Fazit: Das Image im Ausland blieb, wiees war: sehr gut. Definitiv geweckt wurdedie Bewegungsfreude der Bevölkerung.Die Juniorenclubs verzeichneten in denFolgejahren einenmarkantenMitglieder-zuwachs. Ebenfalls sehen lässt sich lautHerzer die ökonomische Bilanz. Die öf-fentliche Hand hatte das Ereignis mit 147Millionen Franken unterstützt, etwa fürden Neubau und die Erweiterung vonStadien, für Verkehrs- und Sicherheits-konzepte. Diesen Investitionen standenSteuererträge von 141 Millionen Fran-ken gegenüber. Ökologisch setzte dieEURO 2008 neue Massstäbe. Erstmalsunterzeichneten Gastgeberländer eineNachhaltigkeitscharta, die sich bewährte:Die neuen und erweiterten Stadien sindauch heute grösstenteils gut ausgelastet.Überaus erfolgreich war das Verkehrs-konzept: Dank Kombitickets reisten biszu 80 Prozent der Zuschauer mit demÖVan. Die Abfallmenge war dagegen schwie-riger zu kontrollieren. Obwohl vielerortsnur Mehrwegbecher ausgegeben wur-den, mussten die Host Cities 12,4 Ton-nen Abfall pro Spieltag bewältigen. Mit

gleich zwei geplantenKandidaturen fasst dieSchweiz nun weitereGrossveranstaltungenins Auge. Luzern be-wirbt sich für dieYouth Olympic Games

2020, Graubünden strebt eine Kandida-tur für die Olympischen Winterspiele2022 an. «In beiden Konzepten ist Nach-haltigkeit bereits heute ein Thema», soHerzer. «Wichtig ist, dass die Ziele imBewerbungsdossier auch verbindlich for-muliert sind.» Sarah Nigg

Mega-Events wie Olympiaden haben hohen Unterhaltungs-wert. Darüber hinaus sollen sie auch das Image desAustragungsorts fördern. Die Hochschule Luzern analysiert,wie gut dies gelingt.

Pulsmesserfür Sportevents

Die Bilanz der EURO 2008 (im Bild einSpiel in Zürich) ist mehrheitlich positiv.

«Die öffentliche Handinvestiert vor allem inGrossevents viel.»

Christine Herzer, Hochschule Luzern

45Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Key

stone/Mar

tinRuetschi,zV

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PRaxisbeZuG

Das Zentrum Karl der Grosse im Zürcher Niederdorf ist soziokultureller Veranstaltungsort.

Studierende der Hochschule Luzern gestalten das Programmdes Zürcher Kulturzentrums Karl der Grosse mit.Das didaktische Konzept dahinter: Sie sollen ihre Fähigkeitenerproben – vor Publikum.

Soziale Arbeitgoes public

Fröstelnd treffen die Gäste ein: Esist ausserordentlich kühl, obwohl in Zü-rich an diesem Tag mit dem Sechseläu-ten der Frühling seinen Einzug hält. Trotzdes Volksfests sind rund 35 Interessierteins Zentrum Karl der Grosse gekommen,um sich über den Sinn der Entwicklungs-zusammenarbeit zu informieren. DieGastredner Peter Niggli, Geschäftsleitervon Alliance Sud, und Ruedi Küng, Af-rika-Korrespondent von Schweizer Ra-dio DRS, nehmen auf dem Podium Platz.ThereseWanzenried, angehende Sozio-kulturelle Animatorin, die den Anlassmit einem Studienkollegen moderiert,geht nochmals ihre Notizen durch.

Die Hochschule Luzern – SozialeArbeit setzt in Vorlesungen und Abend-

anlässen für die Zürcher Stadtbevölke-rung einen Dialog zu gesellschaftlichrelevanten Themen in Gang. Die Ideezu «Soziale Arbeit goes public» bestandschon länger: «Jede Hotelfachschulebetreibt ein Hotel oder Restaurant. Wirwünschten uns auch einen solchenÜbungs- und Anwendungsort», erzähltRahel El-Maawi, Dozentin an der Hoch-schule Luzern und Leiterin des Projekts.

Zwischennutzung bot ChanceDavon profitieren die Studierenden unddie Allgemeinheit: Erstere erfahren, wases heisst, vor Publikum Gespräche überverschiedenste Themen – auch kontro-vers diskutierte – mit Fingerspitzenge-fühl anzustossen. Letztere kann sich an

den Anlässen über aktuelle Fragen infor-mieren und sich an der Diskussion be-teiligen. Als sich in Zürich eine Chancebot, packte man diese: das soziokultu-relle Zentrum Karl der Grosse, das der-zeit für eine Zwischennutzung offen-steht. Weil die Hochschule Luzern dieStudienrichtung Soziokultur in derDeutschschweiz als Einzige anbietet,werden ihre Absolventinnen und Absol-venten ohnehin in verschiedenstenRegionen tätig sein.

Reflexion ist Teil des LernprozessesDie Themen für die Veranstaltungen –öffentlicher Raum, Generationenbezie-hungen oder Migration – entstehen inden Modulen der Bachelor-Ausbildung.Die Studierenden bereiten die Anlässegruppenweise vor, sie sind für Organisa-tion und Logistik zuständig, moderierenPodiumsdiskussionen und leiten durchden Abend. In der Nachbereitung fassensie für einen benoteten Leistungsausweisdie wichtigsten Erkenntnisse zusammenund reflektieren die Rückmeldungen desPublikums und ihre eigene Leistung.

Therese Wanzenried blickt am Tagnach demAnlass zufrieden zurück: «Un-sere Gastredner haben sich den Ball imGespräch gegenseitig auf spannende Artzugespielt; dank guter Vorbereitungmussten wir kaum intervenieren.» Pro-jektleiterin El-Maawi hält fest, dass diegrosse Herausforderung für die Studie-renden darin liegt, ein komplexes Themaso herunterzubrechen, dass eine abge-rundete Diskussion in der kurzen zurVerfügung stehenden Zeit möglich undfür ein breites Publikum zugänglich wird.Dies zeigte sich übrigens am Sechseläu-ten-Abend: Auf dem Stimmungsbaro-meter klebten die meisten einen Bewer-tungspunkt neben das fröhliche Smiley.Vielleicht kommen sie nach der Sommer-pause wieder, denn auch im Herbst-semester werden Studierende und ihreGäste auf der Bühne im Zentrum Karlder Grosse diskutieren.

Eva Schümperli-Kellerwww.hslu.ch/karldergrosse

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46 Hochschule Luzern 2 | 2012

NaCHRiCHteN / WettbeWeRb

Summer School:Klima fürInnovation schaffenFür eine Firma ist es überlebenswichtig,«innovativ» zu sein. Das ist aber einfachergesagt als getan. ImGeschäftsalltagman-gelt es an Zeit und Raum, umneue Ideenzu entwickeln. Undwenn sich die bishe-rigen Pfade, mögen sie auch ausgetretensein, einigermassen bewähren, kapitu-liert so mancher vor dem Risiko einesKreativitätssprungs nach vorne. Möglich,dass er eine Chance verpasst. An derHochschule Luzern werden Methodenerforscht, die Firmen helfen, ein innova-tives Klima zu schaffen. Zum erstenMalfindet dazu im September eine SummerSchool statt. Unternehmen können bis11. Juni Problemstellungen eingeben, Ex-perten untersuchen sie und diskutieren,mit welchen Innovationsmethoden sichdiese am besten bewältigen lassen.www.hslu.ch/innovation-methods

Mehr Platzfür Bücher undihre NutzerDie neue Bibliothek der HochschuleLuzern –Wirtschaft im Luzerner Raeber-haus ist seit dem 29. Mai geöffnet. Aufzwei Etagen und rund 600 Quadratme-tern stehen Studierenden und der Öffent-lichkeit rund 12’000 Bücher zur Verfü-gung – langfristig kann der Bestand auf20’000 erhöht werden. 90 Plätze ladenzumArbeiten ein. Damit haben sich dieVerhältnisse im Gegensatz zum altenStandort wesentlich verbessert. Nichtnur die Regale platzten aus allen Nähten,auf die 24 Leseplätze herrschte vor allemin Prüfungszeiten grosser Ansturm.Nach wie vor wird die Bibliothek desDepartements Wirtschaft von der Zen-tral- und Hochschulbibliothek Luzern(ZHB) im Leistungsauftrag geführt.www.zhbluzern.ch/hslu-w

Das HHMElektrospickUpdate

ist da.Jetzt gratis imApp Store undAndroid Marketerhältlich

ELEKTROSPICK

www.hhm.ch

Die Spannungbleibt.Der Nutzensteigt.

47Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Prisk

aKetterer,Corn

elia

Gassler,C

hristianBleuer

Beantworten Sie dafürfolgende Frage richtig:die Werkschau zeigt die abschluss-arbeiten aus dem departementdesign & kunst. Welche studien-richtungen sind dieses Jahr zumersten mal dabei?a) Material- und Objektdesignb) Grafik- und Textildesignc) Animation und Video

bitte senden sie die richtige lösungund ihre Postadresse an:[email protected] Gewinner werden per e-mailbenachrichtigt. teilnahmeschluss:9. Juli 2012Über den Wettbewerb wird keinekorrespondenz geführt. der Rechts-weg ist ausgeschlossen.

Feedbackmöchten sie– ein weiteres exemplar des

vorliegenden magazins bestellen,– das magazin nicht mehr erhalten,– eine adressänderung bekannt-

geben,– uns ihre anregungen und ihre

kritik übermitteln?

Schreiben Sie uns an:[email protected]

Wenn der sommer kommt, ziehtes die Wanderer wieder in die berge.Wir verlosen fünf Gutscheine desschweizer alpen-Clubs (saC) im Wertvon 80 Franken, einlösbar in allensaC-Hütten für Übernachtung undkonsumation. www.sac-cas.ch

Wettbewerb

Gartenprojekt soll Kultur undIntegration fördernRosmarin und Rucola statt Gras undGe-strüpp: Im Innenhof der HochschuleLuzern –Design&Kunst entsteht derzeitein «essbarer» Garten, dessen Ernte frischin der Mensa verwertet werden soll. Fürdas Studienprojekt verlegte SuzanCurtis,Dozentin für Produktdesign und Illustra-tion, den Unterricht ihrer Bachelor-Studierenden an die frische Luft. Ziel istes zum einen, die Grünfläche nutzbrin-gend zu gestalten. Zum anderen soll einOrt der Begegnung entstehen. In das Pro-jekt eingebunden ist auch das Schweize-rische Arbeiterhilfswerk, das selbst Gar-tenprojekte zur Integrationsförderungdurchführt: Es vermittelte Flüchtlinge

und vorläufig aufgenommene Personen,die gemeinsammit den Studierenden denGarten anlegen werden. Die Kräuter undGemüsesorten wurden übrigens in Ab-sprachemit demMensa-Teamausgewählt.

Abschlusskonzerte: Meilensteinfür StudierendeVon Gesang über Blas- und Streichinst-rumente bis hin zu Klavier und Schlag-zeug: Die knapp 100 Master-Studieren-den der Hochschule Luzern – Musikgeben vom 28. Mai bis 7. Juli ihre Ab-schlusskonzerte. Die Bretter, die für sieeinen Tag lang noch die studentische

Welt bedeuten, befinden sich unter an-derem in der Jazzkantine, der Jesuiten-kirche, im Saal Dreilinden oder im Süd-pol. Höhepunkt ist das Solistenkonzertvom 19. Juni im KKL, an dem auchRegula Mühlemann zu hören ist (sieheSeite 26). www.hslu.ch/masterkonzerte

Zeigen an den Abschlusskonzerten, was sie können: Studierende des Departements Musik.

Ort der Begegnung: der «essbare» Garten.

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46 Hochschule Luzern 2 | 2012

NaCHRiCHteN / WettbeWeRb

Summer School:Klima fürInnovation schaffenFür eine Firma ist es überlebenswichtig,«innovativ» zu sein. Das ist aber einfachergesagt als getan. ImGeschäftsalltagman-gelt es an Zeit und Raum, umneue Ideenzu entwickeln. Undwenn sich die bishe-rigen Pfade, mögen sie auch ausgetretensein, einigermassen bewähren, kapitu-liert so mancher vor dem Risiko einesKreativitätssprungs nach vorne. Möglich,dass er eine Chance verpasst. An derHochschule Luzern werden Methodenerforscht, die Firmen helfen, ein innova-tives Klima zu schaffen. Zum erstenMalfindet dazu im September eine SummerSchool statt. Unternehmen können bis11. Juni Problemstellungen eingeben, Ex-perten untersuchen sie und diskutieren,mit welchen Innovationsmethoden sichdiese am besten bewältigen lassen.www.hslu.ch/innovation-methods

Mehr Platzfür Bücher undihre NutzerDie neue Bibliothek der HochschuleLuzern –Wirtschaft im Luzerner Raeber-haus ist seit dem 29. Mai geöffnet. Aufzwei Etagen und rund 600 Quadratme-tern stehen Studierenden und der Öffent-lichkeit rund 12’000 Bücher zur Verfü-gung – langfristig kann der Bestand auf20’000 erhöht werden. 90 Plätze ladenzumArbeiten ein. Damit haben sich dieVerhältnisse im Gegensatz zum altenStandort wesentlich verbessert. Nichtnur die Regale platzten aus allen Nähten,auf die 24 Leseplätze herrschte vor allemin Prüfungszeiten grosser Ansturm.Nach wie vor wird die Bibliothek desDepartements Wirtschaft von der Zen-tral- und Hochschulbibliothek Luzern(ZHB) im Leistungsauftrag geführt.www.zhbluzern.ch/hslu-w

Das HHMElektrospickUpdate

ist da.Jetzt gratis imApp Store undAndroid Marketerhältlich

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Die Spannungbleibt.Der Nutzensteigt.

47Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Prisk

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Gassler,C

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Beantworten Sie dafürfolgende Frage richtig:die Werkschau zeigt die abschluss-arbeiten aus dem departementdesign & kunst. Welche studien-richtungen sind dieses Jahr zumersten mal dabei?a) Material- und Objektdesignb) Grafik- und Textildesignc) Animation und Video

bitte senden sie die richtige lösungund ihre Postadresse an:[email protected] Gewinner werden per e-mailbenachrichtigt. teilnahmeschluss:9. Juli 2012Über den Wettbewerb wird keinekorrespondenz geführt. der Rechts-weg ist ausgeschlossen.

Feedbackmöchten sie– ein weiteres exemplar des

vorliegenden magazins bestellen,– das magazin nicht mehr erhalten,– eine adressänderung bekannt-

geben,– uns ihre anregungen und ihre

kritik übermitteln?

Schreiben Sie uns an:[email protected]

Wenn der sommer kommt, ziehtes die Wanderer wieder in die berge.Wir verlosen fünf Gutscheine desschweizer alpen-Clubs (saC) im Wertvon 80 Franken, einlösbar in allensaC-Hütten für Übernachtung undkonsumation. www.sac-cas.ch

Wettbewerb

Gartenprojekt soll Kultur undIntegration fördernRosmarin und Rucola statt Gras undGe-strüpp: Im Innenhof der HochschuleLuzern –Design&Kunst entsteht derzeitein «essbarer» Garten, dessen Ernte frischin der Mensa verwertet werden soll. Fürdas Studienprojekt verlegte SuzanCurtis,Dozentin für Produktdesign und Illustra-tion, den Unterricht ihrer Bachelor-Studierenden an die frische Luft. Ziel istes zum einen, die Grünfläche nutzbrin-gend zu gestalten. Zum anderen soll einOrt der Begegnung entstehen. In das Pro-jekt eingebunden ist auch das Schweize-rische Arbeiterhilfswerk, das selbst Gar-tenprojekte zur Integrationsförderungdurchführt: Es vermittelte Flüchtlinge

und vorläufig aufgenommene Personen,die gemeinsammit den Studierenden denGarten anlegen werden. Die Kräuter undGemüsesorten wurden übrigens in Ab-sprachemit demMensa-Teamausgewählt.

Abschlusskonzerte: Meilensteinfür StudierendeVon Gesang über Blas- und Streichinst-rumente bis hin zu Klavier und Schlag-zeug: Die knapp 100 Master-Studieren-den der Hochschule Luzern – Musikgeben vom 28. Mai bis 7. Juli ihre Ab-schlusskonzerte. Die Bretter, die für sieeinen Tag lang noch die studentische

Welt bedeuten, befinden sich unter an-derem in der Jazzkantine, der Jesuiten-kirche, im Saal Dreilinden oder im Süd-pol. Höhepunkt ist das Solistenkonzertvom 19. Juni im KKL, an dem auchRegula Mühlemann zu hören ist (sieheSeite 26). www.hslu.ch/masterkonzerte

Zeigen an den Abschlusskonzerten, was sie können: Studierende des Departements Musik.

Ort der Begegnung: der «essbare» Garten.

Page 48: Das Magazin - Ausgabe 10

48 Hochschule Luzern 2 | 2012

Hochschule LuzernTechnik &Architektur

13.6./11.7./8.8./12.9./10.10.2012Besichtigung desiHomeLabDas Forschungslabor fürIntelligentesWohnen lädtzu öffentlichen Führungen.Eintritt frei. Anmeldung:[email protected]: Technikumstrasse 21,Horw. Zeit: jeweils17.00–18.00 Uhr

14.6.2012Weiterbilden –WeiterkommenInfo-Abend über neue An-gebote aus den BereichenArchitektur, Bau und Tech-nik. Infos und Anmeldung:www.hslu.ch/wb-info-veranstaltungen. Ort:Technikumstrasse 21, Horw.Zeit: 18.00–19.00 Uhr

Hochschule LuzernWirtschaft

Ab4.6.2012BildenSie sichweiter!Diverse Info-Veranstaltun-gen zuWeiterbildungs-angebotenwie EMBA, RiskManagement, Controlling,Immobilien, BankManage-ment, Tourismus und Lea-dership. Mehr Infos zu ZeitundOrt unter: www.hslu.ch/veranstaltungen/wirtschaft

6.6.2012Diversität diskutierenWas gilt es in der Mitarbei-terkommunikation iminterkulturellen Umfeld zubeachten? Unter anderemdiese Frage steht im Zent-rum der IKM/Perikom-Veranstaltung Good Practicefür Personal-/Kommunika-tionsfachleute.Eintritt frei. Anmeldung:www.perikom.ch.Ort: Zentralstrasse 9,Luzern. Zeit: 18.00–20.00 Uhr

4.–7.9.2012CreaLab Summer SchoolLösungen für Innovations-probleme in Organisationenfinden. Methodenwerden getestet, diskutiertund weiterentwickelt.Infos und Anmeldung:www.hslu.ch/innovation-methods

Hochschule LuzernSoziale Arbeit

13.6./12.9./17.10.2012Bachelor Soziale ArbeitInfo-Abende zumBachelor-Studium Soziale Arbeitmit den StudienrichtungenSozialarbeit, Soziokultur undSozialpädagogik.Anmeldung: [email protected]. Ort:Auditorium, Gebäude Lake-front, Inseliquai 12B, Luzern.Zeit: jeweils 17.00–18.45 Uhr

13.6./12.9./17.10.2012Master Soziale ArbeitInteressenten erhaltenInformationen zumMaster-Studium in Sozialer Arbeit.Anmeldung:[email protected]. Ort: LFH 01,Gebäude Lakefront, Inseliquai12B, Luzern. Zeit: jeweils19.00–20.30 Uhr. www.masterinsozialerarbeit.ch

15.6.2012FeierabendgesprächüberMedienkompetenzBachelor-Studierende disku-tieren über Trends in dendigitalenMedien.Ort: Zent-rumKarl der Grosse, Kirch-gasse 14, 8001 Zürich.Zeit: 18.30 Uhr

4.10.2012NischenarbeitsplätzealsAuftrag?Auftakt zur Veranstaltungs-reihe First Thursday.Übergreifendes Thema ist«Arbeitsintegration – Einzel-schicksal und Systemfrage?».Eintritt frei. Ort: Inseliquai12B, Luzern. Zeit: 17.30 Uhr.www.hslu.ch/firstthursday

Hochschule LuzernDesign&Kunst

12.6.2012Partizipatives Storytellingmit SocialMedia&CoExperten aus dem Bereichdes Storytelling sprechenüber Entwicklungstenden-zen, geben Einblicke inihre aktuellen Projekte undreflektieren über zukunfts-orientiertes Storytelling.Ort: Bourbaki, Luzern.Zeit: 9.00–17.30 Uhr. Infos:www.centerforstorytelling.org18.6.2012

MasterDialog 2012«Inhabiting»mit RenéeGreen,Künstlerin, FilmemacherinundAutorin. ProduktiveUmdeutungen von Lückenund Leerstellen in kollektivenErinnerungen.Ort: Kunst-halle Luzern und Stattkino,Bourbaki, Luzern. Zeit: 18.00und 19.00Uhr. Infos:www.hslu.ch/d-mastertalk

23.6.–1.7.2012Werkschau2012Präsentation der Bachelor-und Master-Abschluss-arbeiten von Design- undKunst-Studierenden. Eintrittfrei. Vernissage am 22.6.um 19.00 Uhr. Ort: MesseLuzern. Infos: www.hslu.ch/werkschau

16.7.–20.7.2012Click-KinderworkshopsKinder zwischen 6 und 12 Jah-renwerden für einen TagDesi-gner oder Künstler in den Be-reichenTrickfilm,Objekt- oderTextildesign, Zeichnen oderFarbenmischen undMalen.Ort: Sentimatt 1, Luzern. Zeit:9.00–16.00Uhr. Anmeldungbis 11.6. Infos: www.hslu.ch/click

Hochschule LuzernMusik

28.5.–7.7.2012Master-AbschlusskonzerteKlassik und JazzInfos unter: www.hslu.ch/masterkonzerte

9./10.6.2012Chorkonzert – EinAbendbei BrahmsStudierende derGesangsklassenund derAkademiechor LuzernführenWerke von JosephHaydn,Johannes Brahms, Robert Schu-mannund Igor Strawinsky auf.Leitung: UlrikeGrosch. Eintritt:Kollekte.Ort: Lukaskirche,Luzern/Mattlisaal, Sachseln.Zeit: 19.30/17.00Uhr

19.6.2012SolistenkonzertGemeinsamer Auftritt vonSolistinnen und Solisten derHochschule Luzern mit demLuzerner Sinfonieorchester.Leitung: David Stern.Werke vonMax Bruch,Sergej Prokofjew,Ludwig van Beethoven.Ort: KKL Luzern.Zeit: 19.30Uhr

22.6.2012entECKungDas Diplomprojekt Musik &Bewegung der diesjährigenAbschlussklasse bietetein feines Zusammenspielvon Improvisation.Eintritt: Kollekte.Ort: Kirche St. Johannes,Würzenbach, Luzern.Zeit: 20.00 Uhr

26.6.2012Semesterkonzert VolksmusikIn Zusammenarbeit mit demHaus der Volksmusik Altdorf.Eintritt: Kollekte.Ort: Hotel Goldener Schlüssel,Altdorf.Zeit: 20.00 Uhr

Den vollständigen Veranstal-tungskalender finden Sie unterwww.hslu.ch/veranstaltungen.

Juni bis Mitte Oktober 2012

Impressum Herausgeberin:Hochschule Luzern,Werftestrasse 4, Postfach 2969, 6002 Luzern Internet:www.hslu.ch/magazinRedaktionHochschule Luzern: Sigrid Cariola (Chefredaktorin), Sarah Nigg, Simone Busch, Eva Schümperli-KellerE-Mail: [email protected]: Infel AG, www.infel.chRedaktion Infel: Simona StalderArtDirection Infel:Bernadette Schenker Inserate:Claudia Aulepp, Tel. 041 228 40 23, [email protected] oder -Änderung:[email protected] Lithos: ReproscanGroup, www.reproscan.chDruck:UD Print AG, LuzernGesamtauflage: 40’000 Exemplare Erscheinungsweise: 3x jährlich Dieses Magazin wird klimaneutral gedruckt.

17.9.2012EröffnungseventHochschule Luzern 2012Der Start ins Studienjahr wird gefeiert. Die neuen Studieren-den sowie Mitarbeitende und Gäste der Hochschule Luzernerwarten nebst Apéro, Kurzfilmen undMusik die Verleihungdes Gender-&-Diversity-Preises. Gastredner: Alt-BundesratMoritz Leuenberger. Ort: KKL Luzern. Zeit: 16.30 Uhr.

AgendA

6.7.2012Ausstellung derDiplomarbeitenDie Bachelor-Absolventender Studiengänge Archi-tektur, Innenarchitektur,Bautechnik, Gebäudetechnik,Informatik, Elektrotechnik,Maschinentechnik undWirtschaftsingenieur|Inno-vation sowie die Master-Studiengänge Architectureund Engineering zeigen ihreAbschlussarbeiten. MitSpezialausstellung desModuls Produktentwick-lung über autonomeSchnelltransporter.Ort: Technikumstrasse 21,Horw. Zeit: 14.00–21.00 Uhr

8.–10.10.2012Workshop: ITgirls@hsluMädchen entdecken indrei Tagen die «andere»Seite der Informatik.Anmeldeschluss:24. September.www.hslu.ch/itgirls

49Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Jörg

Hursch

ler,zV

g,Key

stone/Mar

tinRuetschi/

Alessan

dro

della

Bella

/Fo

ndationHorstTap

pe

medieNeCHO

Die «Neue Luzerner Zeitung» porträtiertNadine Bucher, Absolventin des Masterof Arts in Design an der Hochschule Lu-zern. In ihrer Master-Arbeit hat die39-Jährige einenmobilen Schlafplatz na-mens Estë entwickelt, der entfernt aneine Hängematte erinnert. «‹Estë steht fürein aussergewöhnliches Übernachtungser-lebnis in den Bäumen›, sagt sie. Wenn mansich nur schon einen halben Meter überBoden befinde, nehme man durch den Pers-pektivwechsel die Umwelt und alltäglichGewohntes anders wahr.»

Mobiler Schlafplatz fürluftige Höhen

Gebäudetechnik:Fachleutemangel droht

Industrie: Potenzialbeim Energiesparen

Kontrastreiche Hom-mage an John Cage

Fussball differenziertbetrachtet

«Der Sonntag» weist auf das Energiespar-potenzial in der Industrie und die Dis-krepanz zwischen Fremd- und Selbst-einschätzung der Branche hin: «Fachleuteaus dem Energie-Bereich schätzen das Ener-giesparpotenzial von Schweizer Unterneh-men auf 30 Prozent ein. Die Firmen selbstsagen hingegen etwas anderes: Sie erachtenEinsparungen von 15 Prozent als realistisch.Dies ist das Ergebnis einer Studie, die dieHochschule Luzern zusammen mit dem deut-schen Fraunhofer-Institut System- und Inno-vationsforschung durchgeführt hat.»

«Der Sonntag» würdigt eine Retrospek-tive zumKlangkomponisten John Cage,die von der Hochschule Luzern – Musikgezeigt wurde: «Damit solche Stücke nichtin trockener Theorie verstauben, braucht esein ausserordentliches Mass an Gestaltungs-willen. Unter der hervorragenden Leitungvon Andreas Brenner werden die ‹SixteenDances› zu einer kontrastreichen Erfahrung.Die Musiker spielen ihre Parts mit Energieund Präzision, aus den vielen eingeworfenenEinzelnoten ein sinnvermittelndes Ganzesschaffend.»

Die «Neue Luzerner Zeitung» berichtetüber ein Podium, das den VolkssportFussball und seine soziale Bedeutungzum Thema hatte: «‹Fussball war früher einZeitvertreib der Arbeiterklasse, seit den1980er-Jahren gehört Fussball aber zur Pop-kultur. Er ist ein Milliardengeschäft und hatsogar Eingang in die Hörsäle gefunden.›MitdiesenWorten eröffnete Jürg Krummenachervon der Hochschule Luzern – Soziale Arbeiteinen Diskussionsabend zum Thema ‹VomWert des Fussballs›.»

Die «Neue Zürcher Zeitung» konstatierteinenMangel an Ingenieuren im Bereichder Gebäudetechnik und sieht dadurchdie Energiewende gefährdet: «Lediglichan der Hochschule Luzern, im DepartementTechnik & Architektur, werden sie ausgebil-det. Die Absolventen sind heiss begehrt undkönnen gleich nach Studienabschluss untermehreren Stellenangeboten auswählen. Sieerwartet eine mit Sinnhaftigkeit erfüllte Auf-gabe, die aber auch einen überdurchschnitt-lichen Einsatzwillen voraussetzt.»

Neue Luzerner Zeitung, 15. März 2012

Neue Luzerner Zeitung, 4. Mai 2012

Neue Zürcher Zeitung, 7. Mai 2012

Der Sonntag, 25. März 2012

Home Office: GuteBedingungen schaffen«Money Cab» greift eine aktuelle Studiezum «Arbeiten von zu Hause» auf: «ErnstBasler + Partner hat in Zusammenarbeit mitder Hochschule Luzern die ökonomischen undökologischen Auswirkungen von verschiede-nen Arbeitsformen mittels Wirkungsmodellund Fallstudien in unterschiedlich grossenUnternehmen analysiert. Die Ergebnisse zei-gen, dass es in verschiedenen Bereichen Ver-änderungen braucht, damit sich Home Officeökonomisch und ökologisch nutzbringendeinsetzen lässt.»

Money Cab, 7. Mai 2012

Der Sonntag, 22. April 2012

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48 Hochschule Luzern 2 | 2012

Hochschule LuzernTechnik &Architektur

13.6./11.7./8.8./12.9./10.10.2012Besichtigung desiHomeLabDas Forschungslabor fürIntelligentesWohnen lädtzu öffentlichen Führungen.Eintritt frei. Anmeldung:[email protected]: Technikumstrasse 21,Horw. Zeit: jeweils17.00–18.00 Uhr

14.6.2012Weiterbilden –WeiterkommenInfo-Abend über neue An-gebote aus den BereichenArchitektur, Bau und Tech-nik. Infos und Anmeldung:www.hslu.ch/wb-info-veranstaltungen. Ort:Technikumstrasse 21, Horw.Zeit: 18.00–19.00 Uhr

Hochschule LuzernWirtschaft

Ab4.6.2012BildenSie sichweiter!Diverse Info-Veranstaltun-gen zuWeiterbildungs-angebotenwie EMBA, RiskManagement, Controlling,Immobilien, BankManage-ment, Tourismus und Lea-dership. Mehr Infos zu ZeitundOrt unter: www.hslu.ch/veranstaltungen/wirtschaft

6.6.2012Diversität diskutierenWas gilt es in der Mitarbei-terkommunikation iminterkulturellen Umfeld zubeachten? Unter anderemdiese Frage steht im Zent-rum der IKM/Perikom-Veranstaltung Good Practicefür Personal-/Kommunika-tionsfachleute.Eintritt frei. Anmeldung:www.perikom.ch.Ort: Zentralstrasse 9,Luzern. Zeit: 18.00–20.00 Uhr

4.–7.9.2012CreaLab Summer SchoolLösungen für Innovations-probleme in Organisationenfinden. Methodenwerden getestet, diskutiertund weiterentwickelt.Infos und Anmeldung:www.hslu.ch/innovation-methods

Hochschule LuzernSoziale Arbeit

13.6./12.9./17.10.2012Bachelor Soziale ArbeitInfo-Abende zumBachelor-Studium Soziale Arbeitmit den StudienrichtungenSozialarbeit, Soziokultur undSozialpädagogik.Anmeldung: [email protected]. Ort:Auditorium, Gebäude Lake-front, Inseliquai 12B, Luzern.Zeit: jeweils 17.00–18.45 Uhr

13.6./12.9./17.10.2012Master Soziale ArbeitInteressenten erhaltenInformationen zumMaster-Studium in Sozialer Arbeit.Anmeldung:[email protected]. Ort: LFH 01,Gebäude Lakefront, Inseliquai12B, Luzern. Zeit: jeweils19.00–20.30 Uhr. www.masterinsozialerarbeit.ch

15.6.2012FeierabendgesprächüberMedienkompetenzBachelor-Studierende disku-tieren über Trends in dendigitalenMedien.Ort: Zent-rumKarl der Grosse, Kirch-gasse 14, 8001 Zürich.Zeit: 18.30 Uhr

4.10.2012NischenarbeitsplätzealsAuftrag?Auftakt zur Veranstaltungs-reihe First Thursday.Übergreifendes Thema ist«Arbeitsintegration – Einzel-schicksal und Systemfrage?».Eintritt frei. Ort: Inseliquai12B, Luzern. Zeit: 17.30 Uhr.www.hslu.ch/firstthursday

Hochschule LuzernDesign&Kunst

12.6.2012Partizipatives Storytellingmit SocialMedia&CoExperten aus dem Bereichdes Storytelling sprechenüber Entwicklungstenden-zen, geben Einblicke inihre aktuellen Projekte undreflektieren über zukunfts-orientiertes Storytelling.Ort: Bourbaki, Luzern.Zeit: 9.00–17.30 Uhr. Infos:www.centerforstorytelling.org18.6.2012

MasterDialog 2012«Inhabiting»mit RenéeGreen,Künstlerin, FilmemacherinundAutorin. ProduktiveUmdeutungen von Lückenund Leerstellen in kollektivenErinnerungen.Ort: Kunst-halle Luzern und Stattkino,Bourbaki, Luzern. Zeit: 18.00und 19.00Uhr. Infos:www.hslu.ch/d-mastertalk

23.6.–1.7.2012Werkschau2012Präsentation der Bachelor-und Master-Abschluss-arbeiten von Design- undKunst-Studierenden. Eintrittfrei. Vernissage am 22.6.um 19.00 Uhr. Ort: MesseLuzern. Infos: www.hslu.ch/werkschau

16.7.–20.7.2012Click-KinderworkshopsKinder zwischen 6 und 12 Jah-renwerden für einen TagDesi-gner oder Künstler in den Be-reichenTrickfilm,Objekt- oderTextildesign, Zeichnen oderFarbenmischen undMalen.Ort: Sentimatt 1, Luzern. Zeit:9.00–16.00Uhr. Anmeldungbis 11.6. Infos: www.hslu.ch/click

Hochschule LuzernMusik

28.5.–7.7.2012Master-AbschlusskonzerteKlassik und JazzInfos unter: www.hslu.ch/masterkonzerte

9./10.6.2012Chorkonzert – EinAbendbei BrahmsStudierende derGesangsklassenund derAkademiechor LuzernführenWerke von JosephHaydn,Johannes Brahms, Robert Schu-mannund Igor Strawinsky auf.Leitung: UlrikeGrosch. Eintritt:Kollekte.Ort: Lukaskirche,Luzern/Mattlisaal, Sachseln.Zeit: 19.30/17.00Uhr

19.6.2012SolistenkonzertGemeinsamer Auftritt vonSolistinnen und Solisten derHochschule Luzern mit demLuzerner Sinfonieorchester.Leitung: David Stern.Werke vonMax Bruch,Sergej Prokofjew,Ludwig van Beethoven.Ort: KKL Luzern.Zeit: 19.30Uhr

22.6.2012entECKungDas Diplomprojekt Musik &Bewegung der diesjährigenAbschlussklasse bietetein feines Zusammenspielvon Improvisation.Eintritt: Kollekte.Ort: Kirche St. Johannes,Würzenbach, Luzern.Zeit: 20.00 Uhr

26.6.2012Semesterkonzert VolksmusikIn Zusammenarbeit mit demHaus der Volksmusik Altdorf.Eintritt: Kollekte.Ort: Hotel Goldener Schlüssel,Altdorf.Zeit: 20.00 Uhr

Den vollständigen Veranstal-tungskalender finden Sie unterwww.hslu.ch/veranstaltungen.

Juni bis Mitte Oktober 2012

Impressum Herausgeberin:Hochschule Luzern,Werftestrasse 4, Postfach 2969, 6002 Luzern Internet:www.hslu.ch/magazinRedaktionHochschule Luzern: Sigrid Cariola (Chefredaktorin), Sarah Nigg, Simone Busch, Eva Schümperli-KellerE-Mail: [email protected]: Infel AG, www.infel.chRedaktion Infel: Simona StalderArtDirection Infel:Bernadette Schenker Inserate:Claudia Aulepp, Tel. 041 228 40 23, [email protected] oder -Änderung:[email protected] Lithos: ReproscanGroup, www.reproscan.chDruck:UD Print AG, LuzernGesamtauflage: 40’000 Exemplare Erscheinungsweise: 3x jährlich Dieses Magazin wird klimaneutral gedruckt.

17.9.2012EröffnungseventHochschule Luzern 2012Der Start ins Studienjahr wird gefeiert. Die neuen Studieren-den sowie Mitarbeitende und Gäste der Hochschule Luzernerwarten nebst Apéro, Kurzfilmen undMusik die Verleihungdes Gender-&-Diversity-Preises. Gastredner: Alt-BundesratMoritz Leuenberger. Ort: KKL Luzern. Zeit: 16.30 Uhr.

AgendA

6.7.2012Ausstellung derDiplomarbeitenDie Bachelor-Absolventender Studiengänge Archi-tektur, Innenarchitektur,Bautechnik, Gebäudetechnik,Informatik, Elektrotechnik,Maschinentechnik undWirtschaftsingenieur|Inno-vation sowie die Master-Studiengänge Architectureund Engineering zeigen ihreAbschlussarbeiten. MitSpezialausstellung desModuls Produktentwick-lung über autonomeSchnelltransporter.Ort: Technikumstrasse 21,Horw. Zeit: 14.00–21.00 Uhr

8.–10.10.2012Workshop: ITgirls@hsluMädchen entdecken indrei Tagen die «andere»Seite der Informatik.Anmeldeschluss:24. September.www.hslu.ch/itgirls

49Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Jörg

Hursch

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g,Key

stone/Mar

tinRuetschi/

Alessan

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Bella

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ndationHorstTap

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medieNeCHO

Die «Neue Luzerner Zeitung» porträtiertNadine Bucher, Absolventin des Masterof Arts in Design an der Hochschule Lu-zern. In ihrer Master-Arbeit hat die39-Jährige einenmobilen Schlafplatz na-mens Estë entwickelt, der entfernt aneine Hängematte erinnert. «‹Estë steht fürein aussergewöhnliches Übernachtungser-lebnis in den Bäumen›, sagt sie. Wenn mansich nur schon einen halben Meter überBoden befinde, nehme man durch den Pers-pektivwechsel die Umwelt und alltäglichGewohntes anders wahr.»

Mobiler Schlafplatz fürluftige Höhen

Gebäudetechnik:Fachleutemangel droht

Industrie: Potenzialbeim Energiesparen

Kontrastreiche Hom-mage an John Cage

Fussball differenziertbetrachtet

«Der Sonntag» weist auf das Energiespar-potenzial in der Industrie und die Dis-krepanz zwischen Fremd- und Selbst-einschätzung der Branche hin: «Fachleuteaus dem Energie-Bereich schätzen das Ener-giesparpotenzial von Schweizer Unterneh-men auf 30 Prozent ein. Die Firmen selbstsagen hingegen etwas anderes: Sie erachtenEinsparungen von 15 Prozent als realistisch.Dies ist das Ergebnis einer Studie, die dieHochschule Luzern zusammen mit dem deut-schen Fraunhofer-Institut System- und Inno-vationsforschung durchgeführt hat.»

«Der Sonntag» würdigt eine Retrospek-tive zumKlangkomponisten John Cage,die von der Hochschule Luzern – Musikgezeigt wurde: «Damit solche Stücke nichtin trockener Theorie verstauben, braucht esein ausserordentliches Mass an Gestaltungs-willen. Unter der hervorragenden Leitungvon Andreas Brenner werden die ‹SixteenDances› zu einer kontrastreichen Erfahrung.Die Musiker spielen ihre Parts mit Energieund Präzision, aus den vielen eingeworfenenEinzelnoten ein sinnvermittelndes Ganzesschaffend.»

Die «Neue Luzerner Zeitung» berichtetüber ein Podium, das den VolkssportFussball und seine soziale Bedeutungzum Thema hatte: «‹Fussball war früher einZeitvertreib der Arbeiterklasse, seit den1980er-Jahren gehört Fussball aber zur Pop-kultur. Er ist ein Milliardengeschäft und hatsogar Eingang in die Hörsäle gefunden.›MitdiesenWorten eröffnete Jürg Krummenachervon der Hochschule Luzern – Soziale Arbeiteinen Diskussionsabend zum Thema ‹VomWert des Fussballs›.»

Die «Neue Zürcher Zeitung» konstatierteinenMangel an Ingenieuren im Bereichder Gebäudetechnik und sieht dadurchdie Energiewende gefährdet: «Lediglichan der Hochschule Luzern, im DepartementTechnik & Architektur, werden sie ausgebil-det. Die Absolventen sind heiss begehrt undkönnen gleich nach Studienabschluss untermehreren Stellenangeboten auswählen. Sieerwartet eine mit Sinnhaftigkeit erfüllte Auf-gabe, die aber auch einen überdurchschnitt-lichen Einsatzwillen voraussetzt.»

Neue Luzerner Zeitung, 15. März 2012

Neue Luzerner Zeitung, 4. Mai 2012

Neue Zürcher Zeitung, 7. Mai 2012

Der Sonntag, 25. März 2012

Home Office: GuteBedingungen schaffen«Money Cab» greift eine aktuelle Studiezum «Arbeiten von zu Hause» auf: «ErnstBasler + Partner hat in Zusammenarbeit mitder Hochschule Luzern die ökonomischen undökologischen Auswirkungen von verschiede-nen Arbeitsformen mittels Wirkungsmodellund Fallstudien in unterschiedlich grossenUnternehmen analysiert. Die Ergebnisse zei-gen, dass es in verschiedenen Bereichen Ver-änderungen braucht, damit sich Home Officeökonomisch und ökologisch nutzbringendeinsetzen lässt.»

Money Cab, 7. Mai 2012

Der Sonntag, 22. April 2012

Page 50: Das Magazin - Ausgabe 10

50 Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Ange

lSan

chez

absOlVeNt

«Ich wäre auch ein guter Hand-werker geworden», sagt Urs Traxel,wenn man ihn auf seine Berufswahlanspricht. «Vermutlich wäre ich in einemsolchen Beruf sogar besser», fügt erverschmitzt hinzu. Doch weil ein OnkelTraxels bei der Urner Kantonalbank(UKB) arbeitete, erhielt er dort schonfrüh Ferienjobs, womit er sein Töffliund seine Sportausrüstung finanzierte.Schliesslichmachte er bei der UKB seineKV-Lehre.

Danach ging Traxels Bankenkarriereschnurgerade weiter – zumindest auf denersten Blick. Denn Traxel meint rückbli-ckend, im Beruf sei er ein Spätzündergewesen: «Bis 40 habe ich dem Sport vielmehr Gewicht beigemessen als der Kar-

riere.» Er war ein talentierter Skifahrer,und an der Schweizer Meisterschaft derZehnkämpfer reichte es sogar zu Rän-gen unter den ersten acht. Dennoch kannsich der CV des 53-Jährigen sehen lassen:Er war beim Bankverein, wohin er 1980wechselte, zunächst Anlageberater, dannGeschäftsstellenleiter, Leiter Firmen-kunden und Leiter Marktrayon Schwyz,Küssnacht und Altdorf.

Vor rund zehn Jahren wurde ihmjedoch vor Augen geführt, dass ihm fürweitere Karriereschritte etwas fehlte. «Ichhatte die firmenexterne Weiterbildunglange hinten angestellt. Trotz viel Berufs-erfahrung fiel ich wegen fehlender Dip-lome aus dem Auswahlverfahren fürdiverse interessante regionale Führungs-

aufgaben.» Das gab Traxel den Kick, seineLebenspläne grundsätzlich zu hinterfra-gen, und motivierte ihn schliesslich zueinemNachdiplomstudium in Bankma-nagement an der Hochschule Luzern.«Hätte ich das nicht gemacht, wäre ichwohl heute noch bei der UBS», meint er.Der Kontakt mit den Mitstudierendenöffnete ihm den Blick für andere Arbeit-geber und Arbeitsweisen. Zudem sei dasEntwickeln von Ideen in der Gruppe et-

was, was er als starke Erfahrung aus demLehrgangmitgenommen habe und in sei-ner heutigen Funktion bewusst fördere,so Traxel.

Das Diplom ermöglichte ihm auch,bei der UKB in die Geschäftsleitungaufzusteigen. Eine Aufgabe, die ihnbegeistert: «Wir sind ein kleiner, aberspannender Kanton.» Uris Finanzkraftsei gering, doch mit dem geplantenFerienresort in Andermatt eröffnetensich vielen Firmen neue Perspektiven.Deshalb bringe sich die UKB bei diesemGrossprojekt stark ein. «Es ist eineRiesenchance für Uri, aber wir müssenauch aufpassen, dass es nicht zumKlumpenrisiko wird.» Mirella Wepf

Seit zwei Jahren ist Urs Traxel Vorsitzender derGeschäftsleitung der Urner Kantonalbank. Trotz seinesextrem geradlinigen Lebenslaufs bezeichnet er sichals beruflichen Spätzünder.

Spät gezündet – volldurchgestartet

Zur Personurs traxel (53) absolvierte seine lehrebei der urner kantonalbank (ukb).danach arbeitete er fast 30 Jahre langfür den schweizerischen bankverein,der in die ubs überging. 2007 kehrte erzur ukb zurück. Zwischen 2003 und2005 absolvierte er an der Hochschuleluzern am institut für Finanzdienst-leistungen ein Nachdiplomstudium inbankmanagement. aufgewachsenist traxel in erstfeld, wo er noch heutemit seiner Frau und zwei söhnen lebt.

«Ich hatte die firmen-externeWeiterbildung zulange hinten angestellt.»Urs Traxel, Urner Kantonalbank

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Regula Mühlemann, SopranLilla Orosz, Mezzosopran

Ma Xiao, ViolaWladimir Lawrinenko, Klavier

Tamar Bereia, Klavier

Werke von Carl Maria von Weber,Max Bruch, Gaetano Donizetti,

Wolfgang Amadé Mozart,Sergej Prokofjew, Arnold Schönberg

und Ludwig van Beethoven

DI 19. Juni 2012, 19.30 UhrKonzertsaal KKL Luzern

SolistenkonzertLuzerner Sinfonieorchester

David Stern, Leitung

CHF 50.—/30.—Ermässigung für Mitglieder der Fördervereine

der Hochschule Luzern – Musik

KartenverkaufKKL Luzern, www.kkl-luzern.ch

T +41 41 226 77 77

Page 51: Das Magazin - Ausgabe 10

50 Hochschule Luzern 2 | 2012

Fotos:Ange

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absOlVeNt

«Ich wäre auch ein guter Hand-werker geworden», sagt Urs Traxel,wenn man ihn auf seine Berufswahlanspricht. «Vermutlich wäre ich in einemsolchen Beruf sogar besser», fügt erverschmitzt hinzu. Doch weil ein OnkelTraxels bei der Urner Kantonalbank(UKB) arbeitete, erhielt er dort schonfrüh Ferienjobs, womit er sein Töffliund seine Sportausrüstung finanzierte.Schliesslichmachte er bei der UKB seineKV-Lehre.

Danach ging Traxels Bankenkarriereschnurgerade weiter – zumindest auf denersten Blick. Denn Traxel meint rückbli-ckend, im Beruf sei er ein Spätzündergewesen: «Bis 40 habe ich dem Sport vielmehr Gewicht beigemessen als der Kar-

riere.» Er war ein talentierter Skifahrer,und an der Schweizer Meisterschaft derZehnkämpfer reichte es sogar zu Rän-gen unter den ersten acht. Dennoch kannsich der CV des 53-Jährigen sehen lassen:Er war beim Bankverein, wohin er 1980wechselte, zunächst Anlageberater, dannGeschäftsstellenleiter, Leiter Firmen-kunden und Leiter Marktrayon Schwyz,Küssnacht und Altdorf.

Vor rund zehn Jahren wurde ihmjedoch vor Augen geführt, dass ihm fürweitere Karriereschritte etwas fehlte. «Ichhatte die firmenexterne Weiterbildunglange hinten angestellt. Trotz viel Berufs-erfahrung fiel ich wegen fehlender Dip-lome aus dem Auswahlverfahren fürdiverse interessante regionale Führungs-

aufgaben.» Das gab Traxel den Kick, seineLebenspläne grundsätzlich zu hinterfra-gen, und motivierte ihn schliesslich zueinemNachdiplomstudium in Bankma-nagement an der Hochschule Luzern.«Hätte ich das nicht gemacht, wäre ichwohl heute noch bei der UBS», meint er.Der Kontakt mit den Mitstudierendenöffnete ihm den Blick für andere Arbeit-geber und Arbeitsweisen. Zudem sei dasEntwickeln von Ideen in der Gruppe et-

was, was er als starke Erfahrung aus demLehrgangmitgenommen habe und in sei-ner heutigen Funktion bewusst fördere,so Traxel.

Das Diplom ermöglichte ihm auch,bei der UKB in die Geschäftsleitungaufzusteigen. Eine Aufgabe, die ihnbegeistert: «Wir sind ein kleiner, aberspannender Kanton.» Uris Finanzkraftsei gering, doch mit dem geplantenFerienresort in Andermatt eröffnetensich vielen Firmen neue Perspektiven.Deshalb bringe sich die UKB bei diesemGrossprojekt stark ein. «Es ist eineRiesenchance für Uri, aber wir müssenauch aufpassen, dass es nicht zumKlumpenrisiko wird.» Mirella Wepf

Seit zwei Jahren ist Urs Traxel Vorsitzender derGeschäftsleitung der Urner Kantonalbank. Trotz seinesextrem geradlinigen Lebenslaufs bezeichnet er sichals beruflichen Spätzünder.

Spät gezündet – volldurchgestartet

Zur Personurs traxel (53) absolvierte seine lehrebei der urner kantonalbank (ukb).danach arbeitete er fast 30 Jahre langfür den schweizerischen bankverein,der in die ubs überging. 2007 kehrte erzur ukb zurück. Zwischen 2003 und2005 absolvierte er an der Hochschuleluzern am institut für Finanzdienst-leistungen ein Nachdiplomstudium inbankmanagement. aufgewachsenist traxel in erstfeld, wo er noch heutemit seiner Frau und zwei söhnen lebt.

«Ich hatte die firmen-externeWeiterbildung zulange hinten angestellt.»Urs Traxel, Urner Kantonalbank

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Regula Mühlemann, SopranLilla Orosz, Mezzosopran

Ma Xiao, ViolaWladimir Lawrinenko, Klavier

Tamar Bereia, Klavier

Werke von Carl Maria von Weber,Max Bruch, Gaetano Donizetti,

Wolfgang Amadé Mozart,Sergej Prokofjew, Arnold Schönberg

und Ludwig van Beethoven

DI 19. Juni 2012, 19.30 UhrKonzertsaal KKL Luzern

SolistenkonzertLuzerner Sinfonieorchester

David Stern, Leitung

CHF 50.—/30.—Ermässigung für Mitglieder der Fördervereine

der Hochschule Luzern – Musik

KartenverkaufKKL Luzern, www.kkl-luzern.ch

T +41 41 226 77 77

Page 52: Das Magazin - Ausgabe 10

Michael Bätscher, Bauingenieur, Axpo Mitarbeiter

Axpo Holding AG, Anne Forster, Spezialistin Hochschulmarketing,E-Mail [email protected], Telefon 056/200 44 47, www.axpo.ch

Stimmt. Wir von der Axpo bieten Ihnen zahlreiche Möglichkeiten für Ihre Karriere ineinem interessanten Unternehmen. Auf Sie warten ein spannendes Umfeld mit vielfältigenAufgaben und die Mitarbeit an Grossprojekten. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung.