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Psycholinguistik
Definition: Psycholinguistik (synonym: Sprachpsychologie) erforscht das kognitive (mentale) System, das den Sprachgebrauch erlaubt.
Teilgebiete der PsycholinguistikKönnen danach klassifiziert werden, was wir mit Sprache machen:
1. Spracherwerb- Erstspracherwerb- Zweitsprachlernen
2. Sprachverstehen- auditives Sprachverstehen (Hören)- visuelles Sprachverstehen (Lesen)- somatosensibles Sprachverstehen (Lesen)
3. Sprachproduktion- Sprechen- Schreiben- Zeichensprache
Teilgebiete der PsycholinguistikAlternative Klassifikation auf der Grundlage der einzelnen Teilbereiche unseres genutzten sprachlichen Wissens:
• Akustisch-Phonetische Verarbeitung
• Visuelle Wortverarbeitung
• Das mentale Lexikon
• Syntaktische Verarbeitung (Parsing)
• Semantische Verarbeitung (Satz-Interpretation)
• Semantische Verarbeitung (Diskurs-Interpretation)
Angrenzende Wissenschaften der Psycholinguistik sind:
• Sprachwissenschaft und ihre Anwendungsge-biete Phonetik, Computer- und Neurolinguistik
• Psychologie (Allgemeine, Entwicklungs-, Kognitions- und Neuropsychologie)
• Neurologie, Rehabilitationsmedizin, Logopädie
Typische Fragestellungen in der Psycholinguistik
• Wie erwerben Kinder ihre Muttersprache (Erstspracherwerb)?
• Wie lernt man eine Fremdsprache (Zweitsprachlernen)?
• Wie ist die Sprache im Laufe der menschlichen Evolution entstanden?
• Wieso gibt es individuelle Unterschiede in der Sprachentwicklung und -verwendung?
• Denken wir in Sprache?
• Besitzt nur der Mensch Sprache oder gibt es auch Tiere, die über sprachliche Fähigkeiten verfügen?
• Wie wird der kontinuierliche akustische Strom in Teile, insbesondere Wörter, zerlegt?
• Wie lange dauert es, ein Wort zu verstehen?
• Wie werden mehrdeutige Wörter verstanden?
• Wird beim leisen Lesen die phonologische Form eines Wortes aktiviert?
• Wie wird aus den einzelnen Wörtern, die einen Satz ausmachen, beim Sprachverstehen eine zusammenhängende syntaktischen Struktur aufgebaut?
Typische Fragestellungen in der Psycholinguistik
Wie kann man diese Fragen beantworten?
- Introspektion?
- Beobachtung?
- Messungen?
Mögliche Experimentaltechniken• Experimente mit Säuglingen: High Amplitude-Sucking• Experimente mit Kleinkindern: Headturn Preference Procedure• Worterkennung: Phoneme Monitoring• Worterkennung: Visual and Auditory Lexical Decision• Worterkennung: Gating• Wortproduktion: Naming ; Picture-Word Interference Paradigm• Satzverstehen: Self-Paced Reading• Satzverstehen: Lesen mit Blickbewegungsmessung• Satzverstehen: Cross-Modal Lexical Priming • Satzproduktion: Syntactic Priming
Gliederung:
1. Experimentelle Methoden der Psycholinguistik
2. Spracherwerb
3. Ausgewählte Versuchsparadigmen und Befunde
- Kategoriale Wahrnehmung
- Priming
- Interferenz-Techniken
Experimentelle Methoden der Psycholinguistik
1. Was ist ein Experiment / Grundbegriffe
2. Wie zeige ich Unterschiede bzw. Zusammenhänge
Was ist ein Experiment?
Definition (Bortz, 2005):
Untersuchung mit randomisierten Stichproben, um die Auswirkung der unabhängigen Variablen aufdie abhänigigen Variablen zu überprüfen.
Was sind unabhängige und abhängige Variablen?
Unabhängige Variable:Merkmal, dessen Auswirkung auf andere
Merkmale überprüft werden soll.
Abhängige Variable:Merkmal, das durch die unabhängige Variable
beeinflußt wird.
Interne vs. Externe Validität
Interne Validität:Ergebnis der Untersuchung ist eindeutig interpretierbar.
Interne Validität sinkt mit wachsender Anzahl plausiblerAlternativerklärungen für das Ergebnis.
Externe Validität:Ergebnis der Untersuchung ist generalisierbar.Externe Validität sinkt mit wachsender Unnatürlichkeit der
Untersuchungsbedingungen bzw. mit abnehmenderRepräsentativität der untersuchten Stichprobe.
u.a. zu kontrollieren ...
• Reiz-/Organismusvariablen
• attributive Variablen (Geschlecht etc.)
• Störvariablen: hat außer der unabhängigen Variablen ebenfalls Einfluß auf die abhängige Variable– 1. Versuchsleiter kann sie nicht kontrollieren oder kennt sie nicht
– 2. Versuchsleiter kennt Wirkung – werden als neue UV aufgenommen oder kontrolliert
Wie lassen sich Daten beschreiben?
1. Maße der zentralen Tendenz:Werte, mit denen alle Versuchspersonenzusammen am besten charakterisiert werdenkönnen.
2. Dispersionsmaße:Kennzeichnen die Unterschiedlichkeit von Versuchspersonen
Maße der zentralen TendenzWelcher Wert gibt die Merkmalsausprägung einer zufällig
ausgewählten Person am besten wieder?
• Derjenige Messwert, der am häufigsten vorkommt? (Modalwert)
• Der Wert, über und unter dem genau gleich viele Fälleliegen? (Median)
• Die Summe aller Werte dividiert durch deren Anzahl? (Arithmetisches Mittel)
Reicht das?
Ähneln sich zwei Gruppen hinsichtlich ihrerzentralen Tendenz, so können sie dennochwegen unterschiedlicher Streuung der einzelnenWerte stark voneinander abweichen.
Beispiel: Schuhgrößen in zwei Gruppen
Verbreitestes Dispersionsmaß
Varianz: beschreibt wie stark jeder einzelne Wert vom
arithmetischen Mittel abweicht
(Varianz = Summe der quadrierten Abweichungenaller Messwerte vom arithmentischen Mittel, dividiert durch die Anzahl aller Messwerte)
Wie teste ich Zusammenhänge?
Annahme, dass zwei oder mehr zuuntersuchende Merkmale miteinanderzusammenhängen.
Überprüfung durch Korrelationsstatistik