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Derek Prince - Willkommen · Derek Prince Leben aus Glauben I NTERNATIONALER BIBELLEHRDIENST Ein Arbeitszweig von Derek Prince Ministries International IBL …

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Derek Prince

Lebenaus

Glauben

INTERNATIONALER BIBELLEHRDIENSTEin Arbeitszweig von Derek Prince Ministries International

IBLSchwarzauer Str. 56, 83308 TrostbergTel: 08621 64146, Fax: 08621 64147

Email: [email protected]

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3Leben aus Glauben

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Originaltitel / originally published under the title:Faith to Live By

Copyright © 1977 by Derek Prince Ministries InternationalAll rights reserved

Aus dem Englischen übersetzt von Dr. Hanna Sattler

German Translation used by permissionCopyright © 2000 by Derek Prince Ministries International

Die Bibelzitate wurden in der Regel dem revidierten Luther-text nach der Ausgabe Die Bibel (Hausbibel), © 1967 Deut-sche Bibelstiftung Stuttgart, entnommen; der Abdruck er-folgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags. Wo jedochin einzelnen Fällen der Luthertext nicht das vom Autor fürwesentlich Erachtete wiedergibt, wurde die jeweilige engli-sche Textversion übersetzt und benannt; dabei verweist NASBauf die New American Standard Bible, NIV auf die NewInternational Version und KJV auf die King James Version.

5. Taschenbuchauflage Dezember 2005

Umschlaggestaltung: Martin Kronbichler, TraunsteinSeitenlayout: IBL-DeutschlandDruck: Druckhaus Gummersbach

ISBN 3-932341-23-6

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Vorwort

”Ich glaube, hilf meinem Unglauben” (Mark 9, 24) ist oft-mals der Ruf meines Herzens, und ich denke, dass viele meinerFreunde aus verschiedensten Bekenntnissen und Gemein-schaften im deutschsprachigen Raum sich mit dieser Erfah-rung identifizieren können. Wir sind ermutigt, Gott kennengelernt zu haben und zu sehen, wie Er in unserem Leben alsAntwort auf unseren Glauben wirkt. Aber stellen wir bei unsnicht auch Ängste und Versagen fest und sind oft betroffendarüber, wie sehr sich unser Glaube noch weiterentwickelnmuss? ”Leben aus Glauben” war für mich eine große Hilfe. Esist auf die Bibel gegründet, systematisch aufgebaut und zu-gleich einfach geschrieben. Derek Prince schafft zuerst einenRahmen, der es uns ermöglicht, zu erkennen, wie richtig undvernünftig ein Leben aus Glauben ist. Dann weist er ganz prak-tisch den Weg auf, wie jeder von uns in seinem Alltag einsolches Leben führen kann. Darüber hinaus wird uns gezeigt,wie wir im Glauben beginnen können, sieghaft zu leben undunsere Umgebung zu verändern. Ich bin dafür dankbar, dassDerek Prince gegen Ende seines Buches deutlich macht, dassein rechtes Leben aus Glauben uns dahin bringt, unseren Platzim Leib Christi und die Kraft christlicher Gemeinschaft zu ent-decken. Möge diese Gemeinschaft in unseren Ländern in Glau-ben, Liebe und Vollmacht so wachsen, dass sie unter GottesFührung eine geistliche Erneuerung bewirkt. All denen, diedaran Anteil haben wollen, empfehle ich gerne dieses Buch.Abschließend möchte ich denjenigen, die - außerhalb oderinnerhalb von ”Jugend mit einer Mission” - an der Veröffent-lichung von ”Leben aus Glauben” mitgearbeitet haben, herz-lich danken.

Keith Warrington - Jugend mit einer Mission

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Inhalt

1. Glaube und Sehen .................................... 6

2. Glaube und Hoffnung................................ 13

3. Glaube als Gabe ...................................... 21

4. Glaube als Frucht ..................................... 34

5. Aus Glauben leben ................................... 47

6. Wie Glaube zu Stande kommt .................. 72

7. Glaube muss bezeugt werden ................... 90

8. Glaube muss praktiziert werden................. 107

9. Glaube muss sich bewähren ..................... 118

10. Das Maß des Glaubens ......................... 132

11. Glaube hebt den Sündenfall auf .............. 143

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”... denen, die mit uns denselbenteuren Glauben überkommen haben

durch die Gerechtigkeit,die unser Gott gibt und der Heiland

Jesus Christus...”(2. Petr 1, 1)

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Glaube und Sehen

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Kapitel einsSelig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Glaube und SehenGLAUBE - wer kann die Möglichkeiten voll ermessen oder

zum Ausdruck bringen, die in diesem einfachen Wort liegen?Vielleicht können die Möglichkeiten des Glaubens am

klarsten in unser Blickfeld gerückt werden, wenn wir zwei Aus-sagen Jesu nebeneinander stellen:

„Bei Gott sind alle Dinge möglich.“(Matth 19, 26)„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.” (Mark9, 23) Jede dieser Aussagen enthält die Worte „alle Dinge sind

möglich“. In der ersten werden sie auf Gott angewandt, in derzweiten auf den, der glaubt. Vielleicht fällt es uns nicht zuschwer, die Tatsache zu bejahen, dass Gott alle Dinge möglichsind. Können wir aber gleichermaßen akzeptieren, dass alleDinge dem möglich sind, der glaubt? Genau das aber sagt unsJesus.

Was bedeutet das praktisch? Es besagt, dass durch denGlauben die Dinge, die Gott möglich sind, dem Gläubigenebenso möglich gemacht werden. Der Glaube ist demnachder Weg, über den Gottes Möglichkeiten uns zugänglichwerden. Durch den Glauben wird uns alles möglich, was Gottmöglich ist. Kein Wunder, dass die Bibel durchgehend dieeinzigartige und überragende Bedeutung des Glaubens be-tont.

Im Urtext des Neuen Testamentes kommen fünf Wörter,die jeweils den Stamm pist des griechischen Wortes pistis

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Glaube und Sehen

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(Glaube) enthalten, nahezu sechshundertmal vor. Dieser grund-legende Sachverhalt allein schon zeigt deutlich, dass dieseAusdrücke ein in der gesamten biblischen Offenbarung zen-trales Thema vertreten.

Glaube definiertDas elfte Kapitel des Hebräerbriefes befasst sich aus-

schließlich mit dem Thema Glaube. Der Eingangsvers gibtuns eine Definition des Glaubens, die dem Gebrauch diesesWortes in der Bibel entspricht.

”Es ist aber der Glaube die *Substanz dessen, waswir erhoffen, das Überzeugtsein von dem, was wirnicht sehen.” (NASB)

(* Substanz ist die in der NASB als Alternative zu Zuver-sicht angegebene Übersetzung des Urtextes. Sie bringt diewörtliche Bedeutung genauer zum Ausdruck.)

Dieser Vers sagt uns zwei wesentliche Dinge über Glau-ben. Erstens, ”Glaube ist die Substanz dessen, was wir er-hoffen”. Der Glaube ist etwas so Reales, dass er als Substanzbezeichnet wird. Das griechische Wort ist hypostasis. Es be-deutet wörtlich ”das, was sich unter etwas befindet” oder”die Basis für etwas anderes abgibt”.

Dasselbe Wort hypostasis kommt in Hebräer 1, 3 vor, wowir hören, dass Jesus ”der genaue Ausdruck des ”Wesens”Seines Vaters” (NASB) ist. Das Wort, das hier mit ”Wesen”übersetzt wurde, ist hypostasis. Der Sinn ist, dass Gott derVater die ewig unsichtbare, allem zugrunde liegende Wirk-lichkeit ist, deren sichtbarer Ausdruck Jesus Christus, derSohn, ist. Wenn wir dies auf Hebräer 11, 1 anwenden, kön-nen wir sagen, dass der Glaube die Wirklichkeit ist, die allem,was wir erhoffen, zugrunde liegt oder als Basis dient. Glaubeist etwas Reales; Glaube ist Substanz.

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Zweitens, Glaube ist ”das Überzeugtsein von dem, waswir nicht sehen”. Andere Übersetzungen sprechen von ”derEvidenz von Dingen, die wir nicht sehen”. Welche Überset-zung wir auch vorziehen mögen, das Entscheidende ist, dassGlauben mit dem zu tun hat, was wir nicht sehen können.Glaube bezieht sich auf das Unsichtbare.

Zwei Verse später, in Hebräer 11, 3, betont der Verfassernoch einmal die Beziehung des Glaubens zum Unsichtba-ren:

”Durch den Glauben erkennen wir, daß die Weltdurch Gottes Wort gemacht ist, daß alles, was mansieht, aus nichts geworden ist.” (NASB: ”... nicht ausSichtbarem geschaffen wurde.”)

Der Verfasser weist hier auf den Gegensatz hin zwischendem Wahrnehmbaren und nicht Wahrnehmbaren, zwischendem Sichtbaren und Unsichtbaren. Unsere Sinne verbindenuns mit der sichtbaren Welt, dem Wahrnehmbaren. Aber derGlaube führt uns hinter den sichtbaren Bereich zu der un-sichtbaren Welt - in die allem zugrunde liegende Wirklich-keit, durch die das ganze Universum Gestalt annahm: dasWort Gottes.

So verbindet uns der Glaube mit zwei ewigen, unsichtba-ren Wirklichkeiten: mit Gott selbst und mit Seinem Wort.Biblischer Glaube hat allein diese zwei Bezugspunkte. Improfanen Bereich sprechen wir natürlich noch in vielen an-deren Zusammenhängen von Glauben. Wir können z.B. sa-gen, dass wir einer Zeitung, einer Medizin oder einer politi-schen Persönlichkeit Glauben schenken. Aber in der Bibelwird das Wort ”Glaube” nicht in dieser Weise gebraucht.Hier wird Glaube nur mit zwei Dingen in Verbindung ge-bracht, die wir mit dem natürlichen Auge nicht wahrneh-men können: erstens mit Gott und zweitens mit Gottes Wort.

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Durch Glauben, nicht durch SehenPaulus bringt den Gegensatz zwischen Glauben und Se-

hen in 2. Korinther 5, 7 zum Ausdruck, wenn er sagt: ”Dennwir wandeln im Glauben und nicht im Schauen.” Wenn wirim Schauen wandeln, brauchen wir keinen Glauben, undwenn wir im Glauben wandeln, brauchen wir nicht zu se-hen. Das eine schließt das andere aus.

Das entspricht keineswegs unserer natürlichen Art zudenken. Die Welt sagt: ”Erst sehen, dann glauben”. Aber dieBibel kehrt diese Reihenfolge um; erst müssen wir glauben,dann werden wir sehen. Dieses Prinzip ist so wichtig, dasswir uns zur weiteren Verdeutlichung noch einige Schriftab-schnitte ansehen wollen. In Psalm 27, 13 sagt David: ”Ichglaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrnim Lande der Lebendigen.” Was kam zuerst, das Glaubenoder das Schauen? Das Glauben. Was für David galt, trifftauf uns alle zu. Wenn wir nicht glauben können, dass wirdie Güte des Herrn sehen werden, werden wir verzweifeln.Was unsere Verzweiflung verhindert, ist nicht, was wir se-hen, sondern was wir glauben.

Das stimmt mit der Feststellung überein, die in Hebräer11, 27 über Mose getroffen wird: ”Durch den Glauben ver-ließ er Ägypten und fürchtete nicht des Königs Grimm; denner hielt sich an den, den er nicht sah, als sähe er ihn.” Nichtsin den damals für ihn sichtbaren Umständen konnte Mose inirgendeiner Weise Hoffnung oder Ermutigung geben. Aberobwohl alles gegen ihn stand, hielt er aus, da er die Fähig-keit besaß, ”den, den er nicht sah,” zu sehen. Wie konnte erdas? Durch Glauben. Der Glaube befähigt uns, das Unsicht-bare zu schauen und somit auszuhalten, wenn die sichtbareWelt uns keine Hoffnung oder Ermutigung bietet.

Wenden wir uns weiterhin dem Bericht von der Aufer-

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weckung des Lazarus im elften Kapitel des Johannesevange-liums zu. Dort lesen wir in den Versen 39 und 40:

”Jesus sprach: Hebt den Stein weg! Spricht zu ihmMartha, die Schwester des Verstorbenen: Herr, erstinkt schon; denn er hat vier Tage gelegen. Jesusspricht zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: wenn duglaubtest, so würdest du die Herrlichkeit Gottes se-hen?”

Was Jesus hier von Martha verlangt, fordert Er von al-len, die die Herrlichkeit Gottes sehen wollen. Wir müssen”glauben, dass wir sehen werden”. Wir sehen nicht zuerst,um dann zu glauben. Zuerst glauben wir, dann, als Folgeunseres Glaubens, sehen wir. Der Glaube kommt vor demSchauen.

Hierin besteht der grundlegende Konflikt zwischen demalten und dem neuen Wesen in uns. Unser altes Wesen willsehen, denn der alte Mensch verlässt sich auf seine Sinne.Gott muss uns von jener alten Art und Lebensweise befreienund uns in ein neues Wesen und neues Leben hineinführen.Dann können wir sagen: ”Ich bin zufrieden, nicht zu sehen;denn ich wandle nicht im Schauen, sondern im Glauben.”

In 2. Korinther 4, 17 und 18 wird uns noch einmal derGegensatz zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren alsHerausforderung vor Augen gestellt:

”Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist,schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herr-lichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare,sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist,das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.”

Diese Worte des Paulus enthalten absichtlich einen Wi-derspruch. Er spricht vom ”Sehen auf das Unsichtbare”. Wieist das überhaupt möglich? Es gibt nur einen Weg - durch

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den Glauben! In der englischen Bibelübersetzung heißt es ”...während wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Un-sichtbare schauen...” (NASB) Hier wird das gleiche betont,was Mose in seiner Geduldsprobe lernte. In Gottes weiserVoraussicht erfüllt Trübsal einen wichtigen Dienst für den Glau-benden. Sie formt und stärkt unseren Charakter und bereitetuns auf die ewige Herrlichkeit vor, die auf uns wartet. Aber dieTrübsal leistet uns diesen Dienst nur, während wir unserenBlick auf das Unsichtbare gerichtet halten. Verlieren wir eshingegen aus den Augen und beschäftigen uns zu sehr mitdem Vergänglichen und der Welt unserer Sinne, dann sind wirnicht mehr imstande, die Segnungen in Empfang zu nehmen,die die Trübsal bei uns bewirken soll.

Somit finden wir uns zwischen zwei Welten, der vergängli-chen und der ewigen. Die vergängliche ist das für uns Sicht-bare; wir erfassen es mit unseren Sinnen. Aber die ewige istdie Welt, in der wir nach Gottes Willen heimisch sein sollen.Und wir können mit dieser Welt nur auf eine Art und Weisevertraut sein: durch Glauben. Der Glaube ist das einzige, wasuns mit den unsichtbaren Realitäten Gottes und Seines Wor-tes in Verbindung bringt.

ZusammenfassungDer Glaube hebt uns über den Bereich unserer eigenen

Fähigkeiten hinaus und macht uns Gottes Möglichkeitenzugänglich.

Er stellt die Verbindung zu zwei unsichtbaren Realitätenher: zu Gott und zu Seinem Wort. In dem Maß, wie wir dieseVerbindung zu Gott durch den Glauben aufrechterhalten,werden wir fähig, die Prüfungen und Nöte, mit denen wir imtäglichen Leben konfrontiert sind, zu ertragen und zu über-winden. Diese nun werden ihrerseits Gelegenheiten für Gott,Seine Güte und Herrlichkeit zu offenbaren.

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Es besteht eine ständige Spannung zwischen Glauben undSchauen. Unser altes Wesen ist in der Welt der Sinne daheimund will unbedingt ”sehen”. Als Christen müssen wir unsaber darin üben, den neuen Menschen zum Ausdruck zu brin-gen, der bereit ist, sein Vertrauen ganz auf Gott und Sein Wortzu setzen, ohne nach einem anderen sichtbaren Beweis zuverlangen.

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Glaube und Hoffnung

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Kapitel zweiLege deine Hand nicht an den Knaben und tu

ihm nichts;

Glaube undHoffnung

Im ersten Kapitel haben wir den Unterschied zwischenGlauben und Sehen betrachtet. Nun wollen wir den Unter-schied zwischen Glauben und Hoffnung untersuchen unddamit eine Hauptquelle des Missverstehens unter heutigenChristen. Viele sind in Bezug auf ihr Beten enttäuscht undentmutigt, weil sie nicht das empfangen, was sie nach ihrerMeinung erhalten sollten. Der Grund liegt oft darin, dass siezwar in Hoffnung beten, aber nicht im Glauben. Die Resul-tate, die Gott dem Glauben verheißen hat, gelten nicht glei-chermaßen für die Hoffnung. Worin besteht der Unterschied?Wie können wir Glauben und Hoffnung unterscheiden?

Glaube wohnt im HerzenDer erste große Unterschied besteht darin, dass der Glaube

aus dem Herzen, die Hoffnung dagegen aus dem Bereich desDenkens stammt. In Römer 10,10 sagt Paulus: ”Denn mitdem Herzen glaubt man zur Gerechtigkeit (KJV). Wahrerbiblischer Glaube hat seinen Ursprung im Herzen. Das Verb”glauben” ist mit der Präposition ”zu” verbunden, die dasErgebnis anzeigt, welches der Glaube bewirkt: Gerechtig-keit. Das Wort ”zu” deutet auf eine Bewegung oder Verände-rung hin. Glaube ist niemals etwas Statisches. Er kommt stets

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Glaube und Hoffnung

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in Bewegung, wird durch das, was er glaubt, verändert.Andererseits kann jemand, der Wahrheit nur mit seinem

Intellekt erfasst, durchaus unverändert bleiben. Ein rein ge-dankliches Akzeptieren von Wahrheit ist nicht Glaube. UmGlauben zu bewirken, muss die Wahrheit über das bewussteDenken hinaus bis zum Mittelpunkt und Ursprung des Le-bens vordringen, der als Herz bezeichnet wird. Wahrheit,die intellektuell über das Denken angenommen wird, kannetwas sehr Unfruchtbares und Unwirksames sein; Wahrheitaber, die durch den Glauben Eingang in das Herz gefundenhat, ist immer etwas Dynamisches und wirkt lebens-verändernd.

In Sprüche 4, 23 ermahnt uns Salomo: ”Behüte dein Herzmit allem Fleiß, denn daraus quillt das Leben.” Alles, wasletztlich unseren Lebensweg bestimmt, geht aus unseremHerzen hervor. Wahrer biblischer Glaube entstammt demHerzen und bestimmt unsere Lebensweise. Er ist nicht le-diglich ein intellektueller Begriff, der aus dem Denken her-vorgeht; er ist eine reale, aktive Kraft, die im Herzen wirkt.

Aber Gott lässt auch unseren Verstand nicht unversorgt.Der im Herzen wirkende Glaube schafft in unserem DenkenHoffnung, wie aus jener Definition des Glaubens in Hebräerl l, 1 hervorgeht, die wir bereits betrachtet haben: ”Glaube(ist) die Substanz dessen, was wir erhoffen...” (NASB) Glaubeim Herzen ist die Substanz, die allem zugrunde liegendeWirklichkeit. Dies stellt eine gültige, schriftgemäße Basisbereit für die Hoffnung, die wir in unserem Verstand hegen.

In l. Thessalonicher 5, 8 erwähnt Paulus die verschiede-nen Bereiche unserer Persönlichkeit, auf die sich jeweilsGlaube und Hoffnung auswirken:

”Wir aber, die wir des Tages sind, wollen nüch-tern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und

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der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf dasHeil.”

Glaube und Liebe sind der Panzer, der das Herz schützt.Die Hoffnung ist der Helm, und er schützt den Kopf odergedanklichen Bereich.

Wenn wir zwischen Glaube und Hoffnung unterscheiden,bedeutet das nicht, dass wir gering von der Hoffnung den-ken. Hoffnung ist nach dem Verständnis der Bibel eine zu-versichtliche Erwartung des Guten, ein unwandelbarer, be-harrlicher Optimismus. Dies schützt unser Gedankenleben.Jeder Christ sollte diesen Helm der Hoffnung vierundzwan-zig Stunden lang am Tage tragen. Wenn wir den Helm bei-seite legen und anfangen, uns mit negativen Gedanken unddunklen Vorahnungen zu befassen, werden wir gegenüberden listigen Angriffen leicht verwundbar.

Diese Art von christlichem Optimismus ist durchausnichts Phantastisches oder Unrealistisches. Er ist nicht blo-ßes Wunschdenken, sondern muss sich fest und ausschließ-lich auf die Aussagen und Verheißungen der Bibel gründen.So wird uns z.B. in Römer 8, 28 gesagt: ”Wir wissen aber,dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen,denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.” Wenn Gott alleszu unserem Guten dienen lässt, wo ist dann noch Raum füretwas anderes als Optimismus?

Wenn wir jedoch dieses Wort auf unser Leben beziehenwollen, müssen wir uns zuerst prüfen, ob wir den in ihmenthaltenen Bedingungen gerecht werden. Lieben wir Gottwirklich? Geht es uns darum, dass Gott Sein Ziel in unseremLeben erreicht? Wenn dem so ist, lässt Gott alle Dinge zuunserem Guten zusammenwirken - jedes Ereignis, jede Si-tuation. Daraus folgt, dass wir logischerweise nur eine Gei-steshaltung einnehmen können: Optimismus. Von daher ge-sehen bedeutet es für einen Christen tatsächlich eine Absage

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an seinen Glauben, wenn er Pessimist ist.Dieses Beispiel bestätigt bereits Gesagtes: Glaube ist die

einzige feste Basis für Hoffnung. Zuerst müssen wir wirk-lich glauben, was Römer 8, 28 uns sagt, - dass alle Dinge füruns zum Guten zusammenwirken. Glauben wir das, so ha-ben wir keine andere Alternative als Hoffnung. Wenn wir esdagegen nicht glauben, hat unsere Hoffnung keine solideBasis.

Aus dem bisher Erwähnten geht hervor, dass es zwei Artenvon Hoffnung gibt, die zwar äußerlich betrachtet ähnlich sind,sich aber in einer entscheidenden Hinsicht voneinander un-terscheiden. Die erste gründet sich auf echten Herzensglaubenund leitet von daher ihre Gültigkeit ab; ihre Erwartung wirdsich zur rechten Zeit erfüllen. Die zweite Art von Hoffnungist allein im Denken angesiedelt, entbehrt daher jeder Basisechten Glaubens im Herzen und hat somit keine schriftge-mäße Gültigkeit. Ihre Erwartung ist mit größter Wahrschein-lichkeit zur Enttäuschung verurteilt. Bis wir gelernt haben,zwischen diesen beiden Formen der Hoffnung zu unterschei-den, stehen wir immer in Gefahr, Hoffnungen zu hegen, dieunerfüllt bleiben werden.

Glaube hat mit der Gegenwart zu tunDer zweite große Unterschied zwischen Glaube und Hoff-

nung ist der, dass Glaube es mit der Gegenwart zu tun hat,Hoffnung jedoch auf die Zukunft bezogen ist. Glaube ist eineSubstanz, etwas also, das schon hier und jetzt vorhanden ist.Hoffnung hingegen ist eine Erwartung, etwas, was notwen-digerweise zukünftig ausgerichtet ist. Ich weiß nicht, wieviele Menschen in den Jahren meines Dienstes zu mir ka-men mit den Worten: ”Ich habe großen Glauben; beten Siefür mich.” Ich erinnere mich an einen Mann, der einmal zumir sagte: ”Ich habe allen Glauben der Welt.” Ich dachte bei

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mir im Scherz, dass dies doch ziemlich unfair sei, da ja dann füruns anderen alle keiner mehr übrig bliebe. Allen Ernstes - jedesMal, wenn ich Menschen sagen höre, dass sie großen Glaubenhaben, sinkt mir das Herz, weil mir meine Erfahrung sagt, dasssie das nicht empfangen werden, was sie zu glauben vorgeben.Sie mögen vollkommen aufrichtig sein, aber ihre Wünschewerden unbeantwortet bleiben, weil sie Glauben mit Hoffnungverwechselt haben.

Das geschieht sehr leicht, da, wie wir bereits gesehenhaben, die Hoffnung im gedanklichen Bereich beheimatetist, während der Glaube im Herzen wohnt. Wir kennen inder Regel nur zu gut unser Gedankenleben. Viel schwereraber ist es zu wissen, was in unserem Herzen ist. In unserenGedanken haben wir eine sichere Erwartung und nennen dasfälschlicherweise ”Glaube”, aber in Wirklichkeit handelt essich um Hoffnung. Da wir nicht über den Glauben als dienotwendige Grundlage verfügen, sehen wir auch nicht dieResultate, die wir erwartet haben.

Im Glauben liegt etwas Unvoraussagbares, in dem sichdie unvoraussagbare Natur des menschlichen Herzens wi-derspiegelt. Manchmal ”fühlte” ich, dass mein Glaube starkwar, und doch geschah nichts. Zu anderen Zeiten habe ichüberhaupt keinen Glauben in mir ”gefühlt” und bin dochangenehm überrascht worden von dem, was Gott getan hat.Der Glaube, den ich ”fühlen” kann, ist in der Regel gedank-licher Art - ein Ersatz für den eigentlichen Herzensglauben.Andererseits kann gelegentlich aus meinem Herzen wahrer,wirksamer Glaube kommen, von dessen Existenz ich bishernichts wusste, und seine Auswirkungen versetzen mich inErstaunen!

Viele sagen: ”Ich glaube, Gott wird mich heilen” undmeinen damit in Wirklichkeit: ”Ich hoffe, dass Er mich mor-gen heilen wird.” Das ist aber nicht Glaube, denn Glaube

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bezieht sich nicht auf das Morgen. Glaube ist etwas, was wirjetzt haben. Wenn wir unsere Erwartung ständig auf die Zu-kunft richten, setzen wir Hoffnung an die Stelle des Glaubens.

Vor Jahren, als ich in Cambridge studierte, gab mir die Uni-versität ein Stipendium, um für Studien des griechischen Al-tertums nach Athen zu gehen. Bald interessierte ich mich abernicht mehr so recht für die Statuen und Bauwerke Griechen-lands, sondern wandte mein Interesse den Menschen zu, dieim heutigen Griechenland leben. Ein Studienfreund reiste mitmir, und jeden Morgen, wenn wir aus unserem Hotel traten,wartete auf uns eine Schar von Jungen, die fest entschlossenwar, unsere Schuhe zu putzen. Wenn man noch nie in einemLand des Mittelmeerraumes gewesen ist, kann man sich dieHartnäckigkeit dieser Schuhe putzenden Buben nicht vorstel-len. Sie akzeptieren einfach kein ”nein” als Antwort. Die er-sten zwei oder drei Tage, als wir uns aus unserem Hotel wag-ten, versuchten wir ”Ochi!” zu sagen und mit hocherhobenemHaupt und verächtlichem Blick weiterzugehen. Das bedeutetnämlich auf griechisch: ”Nein!” Aber es klappte einfach nicht.Die Jungen putzten trotzdem unsere Schuhe.

Ungefähr am vierten Tag versuchte mein Freund eine an-dere Taktik. Als wir das nächste Mal aus unserer Hoteltürtraten, kamen die Jungen wie gewöhnlich auf uns zu, umuns die Schuhe zu putzen. Diesmal sah ihnen mein Freundfest in die Augen und sagte: ”Avrio!” Sie zögerten einenAugenblick, und wir konnten vorübergehen. Können Sie er-raten, was ”avrio” bedeutet? Es bedeutet: ”Morgen!”

In späteren Jahren, nachdem ich Christ geworden war,erinnerte ich mich an diesen Vorfall. Er illustriert auf sehranschauliche Weise, wie der Teufel uns Christen manchmalübers Ohr haut. Wenn wir Heilung für uns selbst suchen oderfür die Errettung eines uns lieben Menschen beten, dann sagtuns der Teufel nicht unverblümt, dass wir das von uns Er-strebte nicht erhalten werden. Er sagt uns nicht: ”Du wirst

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nicht geheilt werden” oder ”Der, den du lieb hast, wird nichtgerettet werden.” Täte er das, würden wir nicht auf ihn hö-ren. Stattdessen erklärt er: ”Ja, du wirst bekommen, was dusuchst, aber nicht heute, sondern morgen.” Auf diese Weisekommen wir nie dazu, das, was wir suchen, tatsächlich zuergreifen. Wir sind bereit, das ”Morgen” des Teufels zu ak-zeptieren, obwohl wir niemals sein ”Nein!” akzeptieren wür-den. Wir haben wohl Hoffnung, aber keinen Glauben.

Aber Gott vertröstet uns nicht auf morgen; denn Er sagt:”Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tagdes Heils!” (2. Kor 6, 2) Gott lebt im ewigen Jetzt. Er offen-bart sich dem Glauben niemals als der ”Ich war” oder als der”Ich werde sein”, sondern immer als der ”Ich bin”. Wennder Glaube mit Gott Kontakt aufnimmt, geschieht dies im-mer in der Gegenwart.

Wenn wir dieses Prinzip auf unsere Bitten an Gott an-wenden, wird dies unser Gebetsleben revolutionieren. InMarkus 11, 24 spricht Jesus: ”Darum sage ich euch: Alles,was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, dass ihr’s emp-fangt, so wird’s euch werden.” Wann sollen wir nach JesuWorten das Erbetene empfangen? Zu einem ungewissen Zeit-punkt in der Zukunft? Nein - sondern im gleichen Augen-blick, in dem wir beten. Wir ”bitten”, und in demselben Mo-ment ”empfangen” wir. Danach wird uns klar, dass das,worum wir gebeten haben, ”uns werden wird”. Das ”Wer-den” bleibt noch in der Zukunft, aber das ”Empfangen” - imGlauben - ereignet sich, wenn wir beten. Nachdem wir nunim Glauben empfangen haben, wissen wir, dass uns zu Got-tes Zeit die Dinge, die wir im Augenblick des Gebets entge-gengenommen haben, auch tatsächlich gewährt werden. Derempfangene Glaube bewegt sich in der Gegenwart, aber dieVerwirklichung dessen, was wir empfangen, liegt in der Zu-kunft. Ohne gegenwärtigen Glauben jedoch gibt es keine Ge-wißheit zukünftiger Verwirklichung.

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In Hebräer 4, 3 verlegt der Verfasser den Akt des Glaubenseine Zeitstufe zurück - in das Perfekt: ”Denn wir, die wir ge-glaubt haben, gehen in die Ruhe ein.” (NASB) Das Glaubenwird hier als etwas bereits Vollendetes gesehen, was nichtwiederholt zu werden braucht. Nachdem wir in dieser Weisegeglaubt haben, ”gehen (wir) in die Ruhe ein”. Dann gibt esweder Kampf noch Sorge. Wir wissen, dass sich das, was wirdurch Glauben empfangen haben, zur rechten Zeit in unsererErfahrung zeigen wird. Bei diesem Vorgang ist das Empfangenunsere, die Verwirklichung Gottes Aufgabe.

ZusammenfassungGlaube und Hoffnung stehen in einer engen Beziehung

zueinander, und doch unterscheiden sie sich in zwei wichti-gen Punkten. Einerseits kommt Glaube aus dem Herzen,Hoffnung dagegen hegt man im Bereich des Denkens. An-dererseits ist der Glaube etwas Gegenwärtiges, - er ist Sub-stanz, etwas, was wir schon besitzen; die Hoffnung hinge-gen bezieht sich auf die Zukunft, d.h. sie beruht auf der Er-wartung zukünftiger Dinge.

Hoffnungen, deren Grundlage echter Herzensglaube ist,werden nicht enttäuscht werden. Aber ohne diese Basis desGlaubens gibt es keine Gewissheit, dass unsere Hoffnungenerfüllt werden. Hoffnung ist der von Gott vorgesehene Schutzunserer Gedanken, aber sie wird für uns nicht die Resultateherbeiführen können, die Gott allein dem Glauben verhei-ßen hat. Der Schlüssel dafür, wie wir sicherstellen können,dass Gott unsere Bitten erfüllt, liegt darin, dass wir im glei-chen Augenblick, in dem wir sie an Ihn richten, ihre Erhö-rung annehmen. Tun wir dies, werden wir von fortwähren-dem Kämpfen und Sorgen befreit und kommen innerlich zurRuhe.

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Glaube als Gabe

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Kapitel dreiDa er das gesagt hatte, rief er mit lauter

Stimme: Lazarus komm heraus!

Glaube als GabeGlaube, wie er uns im Neuen Testament vor Augen gestellt

wird, weist verschiedene Aspekte auf; doch sein wesentlicherCharakter bleibt immer mit jener Definition in Übereinstim-mung, die uns in Hebräer 11, 1 gegeben wird: ”... die Substanzdessen, was wir erhoffen, das überzeugt sein von dem, waswir nicht sehen.” (NASB) Dieses Wesen findet jedoch seinenAusdruck in einer Vielfalt von zwar unterschiedlichen, aberdoch miteinander verwandten Formen.

Die drei Hauptformen des Glaubens können folgenderma-ßen definiert werden:

1. Glaube zum Leben

2. Glaube als Gabe

3. Glaube als FruchtDie erste Form des Glaubens besteht in einer ständigen

persönlichen Beziehung, die den Glaubenden direkt mit Gottverbindet und sich auf jeden Bereich seines Lebens auswirkt.Sie ist für ihn Motivierung, Weisung und Befähigung zu al-lem, was er tut. Tatsächlich ist sie sowohl die einzige wieauch die völlig ausreichende Grundlage rechtschaffenen Le-bens. Darum sprechen wir vom ”Glauben zum Leben”.

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Vom fünften Kapitel dieses Buches an wollen wir dieseForm des Glaubens genauer betrachten. Aber zunächst wer-den wir in diesem Kapitel das Wesen des Glaubens als Gabebetrachten, im folgenden dann den Glauben als Frucht.

Das Wesen geistlicher GabenIn 1. Korinther 12 erwähnt Paulus die Gaben des Heiligen

Geistes. Er beginnt mit der Bemerkung: ”Über die geistlichenGaben aber will ich euch, liebe Brüder, nicht ohne Erkenntnislassen.” Dann zählt er in den Versen 7 bis 11 neun Gaben auf,zwischen denen er klar unterscheidet:

”In einem jeglichen offenbaren sich die Gaben desGeistes zu gemeinem Nutzen. Einem wird gegebendurch den Geist, zu reden von der Weisheit; dem an-dern wird gegeben, zu reden von der Erkenntnis, nachdemselben Geist; einem andern der Glaube, in dem-selben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu ma-chen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft,Wunder zu tun; einem andern Weissagung; einemandern, Geister zu unterscheiden; einem andern man-cherlei Zungenrede; einem andern, die Zungen aus-zulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist undteilt einem jeglichen das Seine zu, wie er will.”

Das Schlüsselwort, welches das Besondere dieser Gabenerklärt, ist ”offenbaren”. Der Heilige Geist selbst, der in ei-nem Gläubigen wohnt, ist unsichtbar. Aber durch diese Ga-ben, die durch einen Gläubigen zum Ausdruck kommen, wirddie Gegenwart des Heiligen Geistes den menschlichen Sin-nen manifestiert. In jedem Fall werden die Wirkungen imBereich der Sinne erkennbar; man kann sie sehen, hörenoder fühlen.

Da diese Gaben nicht die eigene Persönlichkeit des Glau-benden sichtbar machen, sondern ein offenbar werden des

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Heiligen Geistes im Glaubenden sind, haben sie alle überna-türlichen Charakter. Die Wirkungen, die durch sie hervor-gebracht werden, liegen auf einer höheren Ebene als das, wasder Glaubende je allein durch seine eigenen Fähigkeiten errei-chen könnte. Jede dieser Gaben ist nur durch ein unmittelba-res, übernatürliches Wirken des Heiligen Geistes möglich.Durch diese Gaben und durch den Glaubenden tritt der Heili-ge Geist aus dem unsichtbaren Bereich des Geistes hervorund wirkt direkt auf die Welt von Raum und Zeit ein.

Paulus stellt im Blick auf diese Gaben zwei wichtige prakti-sche Gesichtspunkte heraus. Einerseits werden sie allein nachdem Willen des Heiligen Geistes verteilt auf Grund der höhe-ren Ziele, die Er mit dem Dienst eines jeden Gläubigen ver-folgt. Wille oder Leistung des Menschen stellen keine Grund-lage für den Empfang dieser geistlichen Gaben dar. Anderer-seits werden die Geistesgaben ”einem jeglichen zu gemeinemNutzen” verliehen, d.h. zu einem nützlichen, praktischen Zweck- wie es Bob Mumford einmal ausgedrückt hat: die Gaben desHeiligen Geistes sind Werkzeuge, keine Spielsachen.

Man hat oftmals darauf hingewiesen, dass sich diese neunGaben ihrer Natur nach in Gruppen zu je drei Gaben eintei-len lassen:

Da sind die drei Gaben der Äußerung - Gaben, die mitHilfe der Sprechwerkzeuge des Gläubigen ihren Dienst tun:Prophetie, Zungenrede und Auslegung.

Drei Gaben der Offenbarung werden genannt - Gaben,die geistliche Erkenntnis vermitteln: Weisheitsrede, Gabe derErkenntnis, Geisterunterscheidung.

Schließlich sind drei Gaben der Kraftwirkung erwähnt -Gaben, die Gottes übernatürliche Kraft im physischen Reichzum Ausdruck bringen: Glaube, die Gabe der Heilung unddas Wirken von Wundern.

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”Habt Gottes Glauben”Die Gabe des Glaubens, mit der wir uns jetzt befassen wol-

len, ist die erste der drei Gaben der Kraftwirkung. Sie unter-scheidet sich von den anderen Formen des Glaubens dadurch,dass sie eine souveräne, übernatürliche Manifestation desHeiligen Geistes ist, die durch den Gläubigen wirkt. Die ent-scheidenden Wörter sind hierbei souverän und übernatür-lich.

In Matthäus 21 und Markus 11 lesen wir, wie Jesus, der mitSeinen Jüngern nach Jerusalem unterwegs war, einen Feigen-baum am Wege vorfand. Jesus suchte Frucht an ihm; als Eraber merkte, dass der Baum Blätter, aber keine Frucht trug,sprach Er einen Fluch über ihn aus: ”Nun esse von dir nie-mand mehr eine Frucht ewiglich!” (Mark 11, 24) Als die Jüngeram nächsten Tag an dem Baum vorübergingen, waren sie er-staunt zu sehen, dass er innerhalb von vierundzwanzig Stun-den bis auf die Wurzel herab verdorrt war. ”Rabbi, siehe”,bemerkte da Petrus, ”der Feigenbaum, den du verflucht hast,ist verdorrt.” (Mark 11, 21)

Auf diese Bemerkung des Petrus entgegnete Jesus: ”HabtGlauben an Gott!” (Mark 11, 22) Das ist die übliche Überset-zung; was Jesus jedoch tatsächlich sagte, war: ”Habt GottesGlauben”, d.h. Glauben wie Gott. Das veranschaulicht die be-sondere Art des Glaubens, von dem hier die Rede ist, nämlichGlaube als Gabe. Der Glaube hat seinen Ursprung nicht imMenschen, sondern in Gott. Er ist ein Aspekt des ureigenen,ewigen Wesens Gottes. (Im letzten Kapitel dieses Bucheswerden wir dies noch näher betrachten.) Durch die Gabe desGlaubens vermittelt der Heilige Geist den Gläubigen einenAnteil an Gottes eigenem Glauben - und das direkt und aufübernatürliche Weise. Es ist Glaube göttlicher Art, Glaube,wie ihn Gott selbst hat, der so weit von bloßem menschlichemGlauben entfernt ist wie der Himmel von der Erde.

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Als Jesus sprach: ”Habt Gottes Glauben”, forderte Er Sei-ne Jünger heraus, diese Art des Glaubens anzunehmen und zubetätigen, wie Er selbst dies immer getan hatte. Weiterhin wiesEr sie darauf hin, dass sie mit einem solchen Glauben nicht nurimstande sein würden, das gleiche zu vollbringen, was Er mitdem Feigenbaum getan hatte, sondern noch mehr: dass esihnen möglich sein würde, durch ein einziges Wort einen Bergzu versetzen:

”Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben habtund nicht zweifelt, so werdet ihr nicht allein solchesmit dem Feigenbaum tun, sondern, wenn ihr werdetsagen zu diesem Berge: Hebe dich auf und wirf dichins Meer! so wird’s geschehen.” (Matth 21, 21)

In Markus 11, 23 spricht Jesus nicht nur die Ihn damalsumgebenden Jünger an, sondern Er weitet durch das Wort”Wer” Seine Verheißung auf alle Gläubigen aus:

”Wahrlich, ich sage euch: Wer zu diesem Bergespräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zwei-felte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß esgeschehen würde, was er sagt, so wird’s ihm gesche-hen.”

Jesus schränkt die Reichweite dieser Art von Glauben inkeiner Weise ein. Die Ausdrücke, die Er verwendet, sind all-umfassend: ”Wer...spräche: ... was er sagt, so wird’s ihm ge-schehen”. Es besteht weder eine Einschränkung bezüglichder Person, die spricht, noch hinsichtlich der von ihr gespro-chenen Worte. Worauf es allein ankommt, ist das Wesen desGlaubens: es muss Gottes eigener Glaube sein.

In Lukas 8, 22 bis 25 wird berichtet, wie Jesus und SeineJünger in einem Boot über den See Genezareth fuhren undplötzlich von einem ungewöhnlich heftigen Sturm überraschtwurden. Die Jünger weckten Jesus, der im Heck des Bootesschlief und sagten: ”Meister, Meister, wir verderben!” Dann

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heißt es weiter: ”Da stand er auf und bedrohte den Wind unddie Wogen des Wassers; und es ließ ab, und ward eine Stille.”(Vers 24)

Offenbar war der Glaube, den Jesus hier ausübte, nichtvon menschlicher Art. Denn normalerweise unterstehen dieWinde und das Wasser nicht der Kontrolle des Menschen.Aber im Augenblick der Not empfing Jesus einen besonde-ren Anteil an Gottes eigenem Glauben. Daraufhin vollbrachteEr durch ein einziges Wort, das Er aus diesem Glauben her-aus sprach, was sonst nur Gott allein hätte tun können: dieaugenblickliche Beruhigung des Sturms.

Als die Gefahr vorüber war, wandte sich Jesus mit denWorten an Seine Jünger: ”Wo ist euer Glaube?” Mit anderenWorten, Er fragte: ”Warum konntet ihr das nicht tun? War-um musste ich es tun?” Damit deutete Er an, dass es für dieJünger ebenso leicht gewesen wäre, den Sturm zu stillen,wie für Ihn - wenn sie die richtige Art von Glauben ange-wandt hätten. Aber im kritischen Moment hatte der Sturmso mächtig auf ihre Sinne eingewirkt, dass er der Furcht ei-nen Weg in ihre Herzen öffnete und so Glaube ausgeschlos-sen wurde. Jesus andererseits hatte Sein Herz dem Vater weitgeöffnet und von Ihm die übernatürliche Gabe des Glaubensempfangen, die nötig war, um des Sturmes Herr zu werden.

Qualität, nicht QuantitätSpäter stand Jesus einer anderen Art von Sturm gegen-

über: einem Jungen, der sich in einem epileptischen Anfallam Boden wälzte, und einem leidgeprüften Vater, der Ihnum Hilfe anflehte. Jesus wurde mit diesem Sturm auf diegleiche Weise fertig wie mit dem Sturm auf dem See Gene-zareth. Er sprach ein vollmächtiges Wort des Glaubens, dasden bösen Geist aus dem Jungen austrieb. Als Seine JüngerIhn fragten, warum sie das nicht hatten tun können, sagte Erihnen ganz offen: ”Um eures Kleinglaubens willen”. Dann fuhr

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Er fort: ”Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so könnt ihrsagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin!, sowird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.”(Matth 17, 20)

Jesus verwendet als Quantitätsmaß ein Senfkorn. In Mat-thäus 13, 32 wird uns gesagt, dass ein Senfkorn ”das klein-ste (ist) unter allem Samen”. Mit anderen Worten, Jesus er-klärt uns, dass es nicht auf die Größe des Glaubens ankommt,sondern auf die Qualität. Ein Senfkorn dieser Art von Glau-ben reicht aus, um einen Berg zu versetzen!

Nahe dem Höhepunkt Seines Dienstes auf Erden, vor demGrab des Lazarus, demonstrierte Jesus noch einmal die Kraftdes in diesem Glauben gesprochenen Wortes. Mit lauter Stim-me rief Er: ”Lazarus, komm heraus!” (Joh 11, 43), und die-ser kurze Befehl, der seine Kraft aus übernatürlichem Glau-ben bezog, veranlasste einen Menschen, der bereits tot undbegraben war, lebendig und wohlauf sein Grab zu verlassen.

Die ursprüngliche Struktur dieses Glaubens findet sichschon im Schöpfungsakt selbst. Durch den Glauben an Seineigenes Wort rief Gott das Universum ins Dasein.

”Der Himmel ist durch das Wort des Herrn ge-macht und all sein Heer durch den Hauch seinesMundes... Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenner gebietet, so steht’s da.” (Psalm 33, 6-9)

Gottes gesprochene Wort, durch Seinen Geist mit Kraftausgestattet, war die bewirkende Ursache in der gesamtenSchöpfung.

Wenn die Gabe des Glaubens zur Anwendung kommt,wird der Mensch zeitweilig zum Kanal für Gottes eigenenGlauben. Nicht mehr ist die sprechende Person wichtig, son-dern allein der Glaube, der ausgedrückt wird. Wenn Gotteseigener Glaube am Werk ist, ist er immer gleich wirksam, ob dieWorte nun aus Gottes Mund kommen oder vom Heiligen Geist

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durch den Mund eines gläubigen Menschen geäußert wer-den. Solange der Glaubende in diesem göttlichen Glaubenwirkt, sind seine Worte ebenso effektiv, als wenn Gott selbstsie gesprochen hätte. Es kommt auf den Glauben an, nicht aufdie Person.

In den Beispielen, die wir bisher betrachtet haben, äußertesich dieser übernatürliche Glaube durch das gesprocheneWort: Durch ein gesprochenes Wort veranlasste Jesus dasAbsterben des Feigenbaums; durch ein gesprochenes Wortgebot Er dem Sturm, trieb den bösen Geist aus dem epilepti-schen Jungen aus und rief Lazarus aus dem Grab. In Markus11, 23 erweiterte Er diese Zusage auf überhaupt jedes im Glau-ben gesprochene Wort.

Manchmal wird ein im Gebet gesprochenes Wort zum Trä-ger der Gabe des Glaubens. In Jakobus 5, 15 lesen wir: ”Unddas Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und derHerr wird ihn aufrichten.” Es bleibt kein Raum mehr, an derWirksamkeit eines Gebets, wie es hier beschrieben wird, zuzweifeln. Seine Wirkung wird uns garantiert. Einem durch die-sen gottgegebenen Glauben bestimmten Gebet kann nichtswiderstehen. Weder Krankheit noch irgend ein anderer, demWillen Gottes entgegenstehender Zustand kann sich ihm ge-genüber behaupten.

Als Beispiel für ein ”Gebet des Glaubens” weist Jakobusauf Elia hin, der durch sein Gebet zuerst dreieinhalb Jahrelang allen Regen fernhielt und dann veranlasste, dass wie-der Regen fiel. (Jak 5, 17-18) Die Bibel deutet an, dass es eingöttliches Vorrecht ist, Regen zu senden oder fernzuhalten,das Gott allein ausübt (siehe z.B. 5. Mose 11, 13 - 17; Jer 5,24; 14, 22). Und doch übte Elia dreieinhalb Jahre lang imNamen Gottes dieses Vorrecht aus. Jakobus betont, dass Elia”ein schwacher Mensch wie wir” war (Vers 17), ein Menschwie jeder andere. Aber solange er dazu befähigt wurde, mitdem Glauben Gottes zu beten, waren seine Worte ebenso wirk-

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sam wie Gottes eigene Befehle.Solcher Glaube ist jedoch zu seiner Wirksamkeit nicht al-

lein auf das gesprochene Wort angewiesen. Durch denselbenübernatürlichen Glauben war Jesus imstande, auf dem stürmi-schen See Genezareth zu wandeln (siehe Matth 14, 25 - 33). Indiesem Falle war es nicht nötig, dass Er sprach; Er schritteinfach auf das Wasser hinaus. Petrus begann, dem BeispielJesu zu folgen und den gleichen Glauben zu praktizieren. Dasbefähigte ihn zu eben dem, was Jesus tat. Aber als er seinenBlick von Jesus abwandte und ihn auf die Wellen richtete,verließ ihn sein Glaube, und er begann zu sinken!

Die Bemerkung, die Jesus hierzu machte, ist sehraufschlussreich: ”O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?”(Matth 14, 31) Jesus tadelte Petrus nicht, weil dieser denWunsch hatte, auf dem Wasser zu wandeln; sondern Er tadel-te ihn, weil er auf halbem Wege seinen Glauben verlor. DonBasham hat einmal darauf hingewiesen, dass Gott in jedesmenschliche Herz ein göttliches Verlangen gepflanzt hat, ineinem übernatürlichen Glaubensakt seine Grenzen zu über-schreiten und sich auf einer über den eigenen Fähigkeitenliegenden Ebene zu bewegen. Da Gott selbst dieses Verlangenim Menschen angelegt hat, tadelt Er uns nicht dafür. Im Ge-genteil, Er will uns den Glauben schenken, der uns dazu fähigmacht. Er ist nicht enttäuscht von uns, wenn wir uns nachdieser Art von Glauben ausstrecken, sondern nur dann, wennwir nicht lange genug an ihm festhalten.

Gott behält die InitiativeDieser übernatürliche Glaube wird uns in einer bestimmten

Situation gegeben, um einem spezifischen Bedürfnis zu be-gegnen. Dabei bleibt er unter Gottes direkter Kontrolle. Unddas muss so sein, denn er ist Gottes eigener Glaube. ER gibtihn oder hält ihn zurück nach der Weisheit Seines Willens.Dieser Glaube ist eine jener übernatürlichen Gaben, über die

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Paulus sagt: ”Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilteinem jeglichen das Seine zu, wie er will.” (1.Kor 12, 11) Dieentscheidenden Worte finden sich hier am Ende des Verses:”... wie er will.” Gott selbst bestimmt, wann und wem Er einejede dieser Gaben zuteilen will. Die Initiative liegt ganz beiIhm, nicht beim Menschen.

Das traf sogar auf Jesu eigenes Wirken zu; Er verfluchtenicht jeden unfruchtbaren Feigenbaum, Er stillte nicht jedenSturm, Er rief nicht alle Toten aus den Gräbern, Er wandeltenicht ständig auf dem Wasser. Stets war Er sorgsam daraufbedacht, die Initiative Seinem Vater zu überlassen. In Jo-hannes 5, 19 sagte Er: ”Der Sohn kann nichts von sich sel-ber tun, sondern nur was er sieht den Vater tun; und wasdieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.” Und weiterheißt es in Johannes 14, 10: ”Die Worte, die ich zu euchrede, die rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der inmir wohnt, der tut Seine Werke.” Immer lag die Initiativebeim Vater.

Wir müssen lernen, in unserem Verhältnis zum Vaterebenso ehrfürchtig und bedacht zu sein wie Jesus. Wir kön-nen über die Gabe des Glaubens nicht verfügen. Sie ist nichtdazu bestimmt, unsere persönlichen Wünsche oder unserenEhrgeiz zu befriedigen. Nach Gottes eigenem Belieben wirdsie zur Verfügung gestellt, damit Er in Seinem ewigen Planliegende Ziele erreichen kann. Wir können und dürfen Gottdie Initiative nicht entreißen. Auch wenn Gott uns das er-laubte, wäre es letztlich zu unserem eigenen Nachteil.

Als ”Senfkorn” gesehen, ähnelt die Gabe des Glaubenszwei Gaben der Offenbarung - dem Wort der Weisheit unddem Wort der Erkenntnis. Weisheit zeigt die Richtung an,Erkenntnis belehrt. Gott besitzt alle Weisheit und Erkennt-nis, aber glücklicherweise belastet Er uns nicht mit all dem.Befinden wir uns jedoch in einer Situation, in der wir Wei-sung brauchen, vermittelt Er uns auf übernatürliche Weise ein

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”Wort” der Weisheit, ein kleines ”Senfkorn” aus dem gesam-ten Vorrat Seiner Weisheit. Oder Er gibt uns in einer Situation,in der wir Belehrung nötig haben, ein ”Wort” der Erkenntnis -ein kleines ”Senfkorn” aus der ganzen Fülle Seiner Erkennt-nis.

Ebenso ist es mit der Gabe des Glaubens. Gott besitzt allenGlauben, aber Er gibt ihn nicht ganz an uns weiter. Befindenwir uns aber in einer Lage, in der wir Glauben in einem unsereeigenen Fähigkeiten überschreitenden Grade brauchen, gibtGott uns ein ”Senfkorn” aus Seinem eigenen Gesamtvorrat.Sobald diesem besonderen Bedürfnis begegnet wurde, ziehtGott Seinen Glauben zurück, und wir sind wieder auf die Aus-übung unseres eigenen Glaubens angewiesen.

Ausrüstung zum missionarischen DienstWie wir bereits gesehen haben, ist in anderer Hinsicht die

Gabe des Glaubens eng mit den beiden anderen Gaben derKraftwirkung verbunden: den Gaben der Heilung und desWirkens von Wundern. In der Praxis dient die Gabe des Glau-bens oft als Katalysator, durch den die beiden anderen in Kraftgesetzt werden. Ein Beispiel hierfür liefert das Wirken desPhilippus in Samarien, wie es uns in Apostelgeschichte 8, 5bis 8 beschrieben wird:

”Philippus aber kam hinab in die HauptstadtSamariens und predigte ihnen von Christus. Das Volkaber neigte sich dem, was Philippus sagte, einmütigzu, wie sie hörten und sahen, was er für Zeichen tat.Denn die unsaubern Geister fuhren aus vielen Beses-senen aus mit großem Geschrei, auch viele Gichtbrü-chige und Lahme wurden gesund gemacht; und wardeine große Freude in derselben Stadt.”

In der ersten Phase seines Dienstes trieb Philippus böseGeister aus. Wie wir am Beispiel Jesu in Matthäus 17, 17 bis 20und an anderen Stellen gesehen haben, geschah dies mittels

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des gesprochenen Wortes durch das Ausüben der Gabe desGlaubens. In der zweiten Phase von Philippus’ Dienst kamendie zwei miteinander verbundenen Gaben der Heilung und desWunderwirkens zum Einsatz. Als Folge hiervon geschahenWunder, und die Gichtbrüchigen und Lahmen wurden geheilt.

Apostelgeschichte 21, 8 bezeichnet Philippus als ”denEvangelisten”. Tatsächlich gibt es im Neuen Testament nurzwei uns beschriebene Vorbilder des Dienstes eines Evange-listen: das Beispiel Jesu selbst und das des Philippus. In je-dem Fall lag starke Betonung auf der Austreibung von bösenGeistern, gefolgt von Wundern und Heilungen. Die drei Ga-ben des Glaubens, Wunderwirkens und der Heilung stellenzusammengenommen die übernatürliche Ausrüstung für dasAmt des Evangelisten dar, wie sie das Neue Testament vor-sieht.

ZusammenfassungDie Gabe des Glaubens ist eine der neun Gaben des Heili-

gen Geistes, die Paulus in 1. Korinther 12, 7 bis 11 nennt. Jededieser Gaben ist eine übernatürliche Manifestation des Heili-gen Geistes, der in dem Gläubigen wohnt und durch ihn wirkt.

Durch die Gabe des Glaubens gibt der Heilige Geist demGläubigen zeitweise Anteil an Gottes eigenem Glauben. Die-ser ist ein Glaube auf göttlicher Ebene, der weit über demmenschlichen steht. Nicht auf die Quantität kommt es dabeian, sondern auf die Qualität. Ein ”Senfkorn” dieser Art vonGlauben reicht aus, um einen Berg zu versetzen.

Oft, aber nicht ausschließlich, wirkt die Gabe des Glau-bens durch ein gesprochenes Wort. Solch ein Wort kann imGebet geäußert werden. Auf Grund dieser Gabe ließ Jesusinnerhalb von vierundzwanzig Stunden einen Feigenbaumverdorren, brachte auf dem See einen Sturm zum Schweigen,trieb einen bösen Geist aus einem epileptischen Jungen aus,

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rief Lazarus aus seinem Grab und wandelte auf den stürmi-schen Wogen.

Gott hat in den Menschen ein starkes Verlangen nachAusübung dieser Art von Glauben hineingelegt. Wenn wirdaher eben dies tun, weist Er uns nicht zurecht. Vielmehr istEr eher enttäuscht, wenn wir diesen Glauben zu schnell wie-der aufgeben. Wie beim Wirken Jesu muss jedoch die Initia-tive immer bei Gott bleiben.

Die Gabe des Glaubens kann als Katalysator für die mitihr verwandten Gaben der Heilung und des Wunderwirkensdienen. Diese drei Gaben vereinigt bilden die vom NeuenTestament für das Amt eines Evangelisten vorgesehene Aus-rüstung.

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Kapitel vier...ergriff ich ihn bei seinem Bart

und schlug ihn tot.

Glaube als FruchtIm vorangegangenen Kapitel haben wir die neun Geistes-

gaben betrachtet, die Paulus in 1. Korinther 12, 8 bis 10 auf-führt. Nunmehr wollen wir uns der Liste der neun Früchte desGeistes zuwenden, die Paulus in Galater 5, 22 und 23 aufstellt.

”Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude,Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube,Sanftmut, Keuschheit.”

Die hier an siebter Stelle genannte Frucht ist Glaube. Neueenglische Übersetzungen bieten für dieses Wort verschiede-ne Varianten an, z.B. ”Treue”, ”Aufrichtigkeit”, ”Vertrauen”.Das griechische Substantiv, das Paulus hier gebraucht, istjedoch pistis. Wie in Kapitel 1 angedeutet wurde, ist dies imganzen Neuen Testament das grundlegende Wort für ”Glau-be”.

Ehe wir beginnen, diese besondere Frucht näher zu unter-suchen, wird es hilfreich sein, sich zunächst allgemein überdie Beziehung zwischen Gaben und Frucht Gedanken zu ma-chen. Worin unterscheiden sie sich?

Früchte und GabenEine Möglichkeit, den Unterschied klar herauszustellen,

ist die, dass man sich einen Weihnachtsbaum und einen Ap-felbaum nebeneinander vorstellt. An einem Weihnachtsbaumhängen Gaben, und ein Apfelbaum trägt Früchte. Eine Gabe

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wird durch eine einzige kurze Handlung am Weihnachtsbaumangebracht und wieder von ihm fortgenommen. Die Gabe magein Kleidungsstück und der Baum eine Tanne sein. Zwischendem Baum und der Gabe besteht aber keine direkte Verbin-dung. Die Gabe verrät uns nichts über die Art des Baumes,von dem man sie herabnimmt.

Andererseits gibt es eine direkte Beziehung zwischen ei-nem Apfel und dem Baum, der ihn trägt. Die Art des Baumesbestimmt die Art der Frucht, sowohl was die Sorte, als auchwas die Qualität betrifft. Ein Apfelbaum kann niemals eineOrange tragen. Ein gesunder Baum wird immer gesunde Früchtetragen, ein kranker Baum hingegen kranke Früchte (siehe Matth7, 17- 20). Die Frucht des Apfelbaumes wird nicht durch eineeinmalige Handlung hervorgebracht, sondern ist das Ergeb-nis eines stetigen, anhaltenden Wachstums- und Entwick-lungsprozesses. Damit er die bestmögliche Frucht hervorbringt,muss der Baum sorgfältig kultiviert werden. Das erfordert Zeit,Geschick und Arbeit.

Wenden wir diese einfache Analogie auf den geistlichenBereich an. Eine Geistesgabe wird durch einen einmaligen,kurzen Akt der Übergabe verliehen und empfangen. Sie sagtnichts aus über das Wesen der Person, die sie ausübt. Ande-rerseits drückt eine Geistesfrucht das Wesen des Lebens aus,aus dem sie hervorgeht; sie kommt nur als Ergebnis einesWachstumsprozesses zustande. Damit die beste Frucht her-vorgebracht werden kann, muss ein Leben sorgfältig kulti-viert werden - unter Aufwendung von Zeit, Geschick und Ar-beit. Wir können den Unterschied auch anders herausstellen,indem wir sagen: Gaben bringen die Fähigkeit, Früchte denCharakter zum Ausdruck.

Was ist wichtiger? Auf lange Sicht gesehen, ist zweifellosder Charakter wichtiger als das Können. Das Ausüben vonGaben ist zeitlich begrenzt. Wie Paulus in 1. Korinther 13, 8 bis13 erläutert, wird eine Zeit kommen, wo die Gaben nicht mehr

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benötigt werden. Aber Charakter ist etwas Bleibendes. DieWesensart, die wir in diesem Leben in uns entwickeln, wirddarüber entscheiden, was wir in der Ewigkeit sein werden. Wirwerden eines Tages unsere Gaben hinter uns lassen; aber unserCharakter wird uns immer begleiten. Jedoch brauchen wir nichtdas eine auf Kosten des anderen zu wählen. Gaben schließenFrüchte und Früchte Gaben nicht aus, vielmehr sind sie dazubestimmt, sich gegenseitig zu ergänzen. Gaben sollten demCharakter praktische Ausdrucksmöglichkeiten verschaffen.Das vollkommene Beispiel hierfür ist in der Person Jesu selbstzu finden. Sein liebevolles und liebenswertes Wesen fand sei-nen Ausdruck durch die größtmögliche Ausübung von Gei-stesgaben. Nur durch sie konnte Er den Bedürfnissen derMenschen gerecht werden, zu denen Er gekommen war, umihnen zu dienen. Nur so konnte Er ihnen das Wesen Seineshimmlischen Vaters offenbaren, das zu bezeugen Er gekom-men war (siehe Joh 14, 9-10).

Wir sollten danach trachten, Seinem Vorbild zu folgen. Jemehr wir die Eigenschaften der Liebe, der Fürsorge und desMitgefühls, die für Jesus charakteristisch waren, in uns ent-wickeln, um so mehr werden wir dieselben Gaben benötigen,die Er anwandte, um diesen Eigenschaften praktischen Aus-druck zu verleihen. Je vollständiger wir mit diesen Gaben aus-gerüstet sind, desto größer wird unsere Fähigkeit sein, Gott,unseren Vater, ebenso zu verherrlichen, wie Jesus es tat.

Glaube als VertrauenFrucht also bringt Charakter zum Ausdruck. Wenn alle neun

Früchte des Geistes vorhanden und voll entwickelt sind, stel-len sie den vollständigen Charakter eines Christen dar, eineWesensart, die in sich vollkommen abgerundet ist, wobei jedeFrucht ein besonderes Bedürfnis abdeckt und alle übrigenergänzt. Innerhalb dieser Gesamtheit kann die Frucht des Glau-bens unter zwei Aspekten gesehen werden, die zwei verschie-

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denen, aber doch miteinander verbundenen Gebrauchsweisendes griechischen Wortes pistis entsprechen. Gemäß der er-sten ist es mit Vertrauen, gemäß der zweiten mit Vertrauens-würdigkeit zu übersetzen.

Um den ersten Aspekt des Glaubens als einer Frucht zumAusdruck zu bringen, übersetzt die englische Version derJerusalemer Bibel pistis mit ”Zutrauen”. Immer wieder betonteJesus, dass es für alle, die in das Reich Gottes kommen wollen,ein wesentliches Erfordernis sei, wie kleine Kinder zu werden(siehe Matth 18, 1 - 4; 19, 13-14; Mk 10, 13 - 15; Luk 18, 16 - 17).Wahrscheinlich ist aber keine andere Eigenschaft für das Kin-desalter so charakteristisch wie gerade Zutrauen. Und dochist paradoxerweise gerade dies ein Wesenszug, der bei denreifsten Gottesmännern in vollkommener Ausprägung beob-achtet werden kann - wie etwa bei Abraham, Mose, David,oder Paulus. Wir können daraus den Schluss ziehen, dass derGrad, in dem wir diese besondere Frucht kultivieren, einenguten Maßstab für unsere geistliche Reife abgibt.

Genauer gesagt, kann die Frucht des Glaubens aus dieserSicht als ein stilles, stetiges, unerschütterliches Vertrauen aufdie Güte, Weisheit und Treue Gottes definiert werden. Unab-hängig von allen Prüfungen und allem scheinbaren Unglück,in das er gerät, bleibt der Mensch, der diese Frucht in seinemWesen kultiviert hat, stets ruhig und gelassen. Er hat uner-schütterliches Vertrauen, dass Gott immer noch jede Situationvollständig unter Seiner Kontrolle hat, und dass Er in jederLage und unter allen Umständen mit jedem Seiner Kinder Sei-ne eigenen Segenswege verfolgt und zum Ziel führt.

Der äußere Ausdruck dieser Art von Vertrauen ist Stabili-tät. Das wird uns in Psalm 125, 1 durch David großartig veran-schaulicht: ”Die auf den Herrn hoffen, werden nicht fallen,sondern ewig bleiben wie der Berg Zion.” Alle Berge der Erdekönnen zittern, beben oder sogar vollständig beseitigt wer-den - außer einem: Zion ist der Berg, den Gott zu Seinem eige-

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nen Wohnort erwählt hat. Er allein kann niemals wanken, son-dern bleibt ewig.

Dasselbe trifft auf den Gläubigen zu, der zu vertrauen ge-lernt hat. Wenn alle anderen um ihn her Panik und VerwirrungRaum geben, bleibt er ruhig und sicher. Er ist ”fest gegründetauf den heiligen Berg”. (Psalm 87, 1)

Während ich etwa im Jahre 1960 ein Ausbildungs-Collegefür afrikanische Lehrer im Westen Kenias leitete, zog sich eineunserer Studentinnen mit Namen Agneta Typhus zu. MeineFrau und ich besuchten sie im Krankenhaus und fanden siebewusstlos in einem sehr kritischen Zustand vor. Ich bat Gott,dass Er sie wenigstens so lange aus ihrem Koma zurückbrin-gen möge, dass ich mit ihr sprechen konnte. Kurz darauf öff-nete sie die Augen und schaute zu mir auf. ”Agneta”, sagteich, ”bist du gewiss, dass der Herr deine Seele sicher in SeinerHand hat?” ”Ja”, sagte sie mit klarer, fester Stimme - und sanksofort wieder in die Bewusstlosigkeit zurück. Aber ich wardamit zufrieden. Denn dieses eine Wort ”ja” war alles, was siezu sagen und ich zu hören brauchte. Es brachte ein tiefes,ungetrübtes Vertrauen zum Ausdruck, welches nichts in die-ser Welt erschüttern oder beseitigen konnte.

Der Schlüssel zu diesem Vertrauen ist Hingabe. Ungefährein Jahr zuvor hatte Agneta in meiner Gegenwart eine ent-schiedene, persönliche Auslieferung ihres Lebens an JesusChristus vollzogen. Nun, in der Stunde der Erprobung - viel-leicht schon an der Schwelle zur Ewigkeit - hatte sie keinenoch weitergehende Auslieferung durchzuführen. Sie brauchtenur an dieser bereits vollzogenen Hingabe vertrauensvoll fest-zuhalten, denn sie schloss Leben und Tod, Zeit und Ewigkeitgleichermaßen ein.

Gott erhörte dann zu Seiner Zeit die Gebete von AgnetasStudienkameraden und stellte ihre Gesundheit voll wieder her.Dass sie für den Einfluss der für sie dargebrachten Gebete

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empfänglich war, kann zum großen Teil auf ihre Vertrauens-haltung zurückgeführt werden.

In Psalm 37, 5 sagt David: ”Befiehl dem Herrn deinen Weg,vertraue Ihm auch, und Er wird es tun.” (NASB) Exakter for-muliert besagt der Vers: ”... und Er ist dabei, es zu tun.”

Zwei Dinge werden von uns verlangt: das erste ist ein Akt,nämlich: ”Befiehl dem Herrn”; das zweite ist eine Haltung:”vertraue”. Der Akt der Hingabe führt zur Haltung des Ver-trauens. David versichert uns, dass, solange wir in dieser Hal-tung des Vertrauens beharren, Gott tätig ist. Mit anderenWorten; Gott wirkt an dem, was wir Ihm anvertraut haben.Die ständige Haltung des Vertrauens hält gleichsam auf un-serer Seite die Kanäle offen, durch die es Gott möglich wird,in unser Leben einzugreifen, um dort das zu bewirken, wasnötig ist. Wenn wir aber unser Vertrauen aufgeben, verstop-fen wir den Kanal und hindern Gott an der Vollendung des-sen, was Er für uns zu tun begonnen hat.

Wenn wir dem Herrn etwas anvertrauen, dann ist das ge-nauso, als ob wir Bargeld zur Bank tragen und es auf unserKonto einzahlen. Wenn wir die Quittung der Bank über dieseEinzahlung empfangen haben, brauchen wir uns nicht längerum die Sicherheit unseres Geldes zu sorgen. Dafür ist jetzt dieBank verantwortlich, nicht wir. Irgendwie liegt eine Ironie inder Tatsache, dass Menschen, die keine Schwierigkeiten ha-ben, einer Bank dafür zu vertrauen, dass sie auf das eingezahl-te Geld acht gibt, es viel schwieriger finden, Gott Vertrauen zuschenken im Hinblick auf eine wichtige persönliche Angele-genheit, die sie Ihm anbefohlen haben.

Das Beispiel vom Bankkonto veranschaulicht, was bei ei-ner erfolgreichen Übergabe wichtig ist. Wenn wir die Bankverlassen, haben wir eine amtliche Quittung bei uns, die dasDatum, den Ort und den einbezahlten Betrag anzeigt. Es gibthier keine Unsicherheit. Ebenso spezifisch müssen wir bei den

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Dingen vorgehen, die wir Gott anvertrauen: Wir müssen ohneden geringsten Zweifel sicher wissen, was wir Ihm anvertrauthaben, wann es geschah, und wo es stattfand. Auch hierbeibrauchen wir die amtliche ”Empfangsbestätigung” des Heili-gen Geistes, die uns versichert, dass Gott angenommen hat,was wir Ihm anvertraut haben.

Vertrauen muss gepflegt werdenMit dem Vertrauen verhält es sich wie mit allen Frucht-

arten: Es muss kultiviert werden, und es durchläuft verschie-dene Stadien der Entwicklung, ehe es die volle Reife erlangt.Die Entwicklung des Vertrauens wird durch Davids Wortein Psalm 62 gut veranschaulicht. Denn im zweiten Vers heißtes: ”Er (Gott) nur ist mein Fels und meine Rettung, meineFestung; ich werde nicht sehr wanken.” (NASB) Aber inVers 6 heißt es, nachdem er genau dieselbe VertrauenserklärungGott gegenüber abgegeben hat: Ich werde nicht wanken.”(NASB) Davids Entwicklung zwischen den Versen 2 und 6reichte also vom nicht ”sehr wanken” zum überhaupt nicht”wanken”. (In Kapitel sieben werden wir noch ausführlicherüber die Notwendigkeit sprechen, unseren Glauben durchverbale Versicherungen zu bekennen.)

Wir müssen so ehrlich mit uns selbst sein, wie David eswar. Ehe unser Vertrauen zur Reife gelangt ist, werden wirim Höchstfall von uns sagen können: ”Ich werde nicht sehrwanken.” In diesem Stadium werden uns Sorgen und Wider-stände noch erschüttern, aber sie werden uns nicht umwerfenkönnen. Doch wenn wir weiterhin unser Vertrauen pflegen,werden wir an den Punkt kommen, wo wir sagen können: ”Ichwerde nicht wanken” - Punkt! Nichts wird uns mehr erschüt-tern können - und noch viel weniger umwerfen.

Vertrauen dieser Art liegt eher im Bereich des Geistes als indem der Gefühle. Wir wollen uns noch einmal zur Verdeutli-chung dem persönlichen Zeugnis Davids zuwenden. In Psalm

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56, 3 sagt er zum Herrn: ”Wenn mir Angst ist, vertraue ich aufDich.” (NASB) Hier erkennt David, dass in ihm zwei miteinan-der im Konflikt liegende Einflüsse am Werk sind: Vertrauenund Furcht. Aber die Furcht befindet sich sozusagen nur ander Oberfläche, im Bereich des Gefühls; das Vertrauen dage-gen liegt tiefer, im Bereich des Geistes.

Reifes Vertrauen ist wie ein tiefer, starker Strom, der unauf-haltsam dem Meer zufließt. Manchmal mögen die Winde derFurcht oder des Zweifels dem Lauf des Flusses entgegenste-hen und schäumende Wellen auf seiner Oberfläche aufpeit-schen. Aber diese Winde und Wellen können den ständigenFluss des Wassers unter der Oberfläche nicht verändern oderhindern, da es seinem durch das Flussbett im voraus festge-legten Kurs folgt, dessen Ziel das Meer ist.

Vertrauen in seiner ganzen Reife wird durch Paulus in 2.Timotheus l, 12 wunderbar veranschaulicht: ”Um dieserUrsache willen leide ich auch solches; aber ich schäme michdessen nicht; denn ich weiß, an wen ich glaube, und bingewiss, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis anjenen Tag.” Nach allen weltlichen Maßstäben war Paulus zudiesem Zeitpunkt ein Versager. Einige seiner einflussreichstenFreunde und Förderer hatten sich gegen ihn gestellt. Vonallen seinen engeren Mitarbeitern blieb nur Lukas bei ihm.Einer von ihnen, Demas, hatte ihn sogar ganz verlassen undsich wieder der Welt zugewandt. Paulus war kränklich undschon im fortgeschrittenen Alter, ein ausgezehrter Gefange-ner in einem römischen Gefängnis, der auf ein ungerechtesUrteil und seine Hinrichtung auf Veranlassung eines grausa-men, sittlich heruntergekommenen Gewaltherrschers wartete.Und doch klingen seine Worte gelassen und unerschütterlichvertrauensvoll: ”Ich schäme mich nicht ... ich weiß ... ich bingewiss.” Jenseits des Horizontes der Zeit erblickt er einenwolkenlosen Tag und erwartet ihn mit Freude - ”jenen Tag” -,an dem ein anderer, gerechter Richter ihm die ”Krone der Ge-

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rechtigkeit” überreichen wird (siehe 2. Tim 4, 8).Für Paulus wie für David war Vertrauen das Ergebnis eines

Aktes der Hingabe. Seine eigenen Worte hierzu sind: ”... Erkann bewahren, was ich Ihm anvertraut habe.” (NASB) ”Ver-trauen” ergab sich aus einem ”Anvertrauen”. Jahre zuvor hat-te sich Paulus unwiderruflich Christus ausgeliefert. Daraushatte sich, in Prüfungen und Leiden, allmählich ein immer tie-feres Vertrauen entwickelt, das jetzt in einem römischen Ker-ker zur vollen Frucht gelangte, und dort durch den Gegensatzzu seiner dunklen Umgebung um so heller aufleuchtete.

Glaube als VertrauenswürdigkeitWir wenden uns jetzt dem zweiten Aspekt des Glaubens

als einer Frucht zu: Vertrauenswürdigkeit. Linguistisch gese-hen ist in der Tat die ursprüngliche Bedeutung von pistis ”Ver-trauenswürdigkeit”. Im englischsprachigen Standard-lexikon von Arndt und Gingrich zum griechischen NeuenTestament wird als erste Bedeutung von pistis ”Vertrauens-würdigkeit, Zuverlässigkeit” angegeben. Wenn wir uns demAlten Testament zuwenden, finden wir den gleichen Sachver-halt bei dem hebräischen Wort für Glauben - emunah. SeineGrundbedeutung ist ”Treue”, die Zweitbedeutung ”Glaube”.Das Verb, von dem es abgeleitet ist, weist uns auf das WortAmen hin - ”so sei es”, ”es möge bestätigt werden”. Der Grund-gedanke besagt soviel wie ”fest, verlässlich”.

Beide Bedeutungen - Vertrauen und Vertrauenswürdigkeit- vereinigen sich gleichermaßen in Person und Wesen Gottes.Betrachten wir Glauben als Vertrauen, gründet es sich letzt-lich allein auf Gottes Vertrauenswürdigkeit. Verstehen wirGlauben als Vertrauenswürdigkeit, so gilt, dass uns der Hei-lige Geist nur infolge unseres Vertrauens Vertrauenswürdig-keit zeigen und zuteil werden lassen kann. Gott selbst ist An-fang und Ende des Glaubens. Seine Vertrauenswürdigkeit istdie ausschließliche Basis für unser Vertrauen; unser Vertrau-

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en in Ihn reproduziert in uns Seine Vertrauenswürdigkeit.

Wahrscheinlich wird kein anderes Attribut Gottes in derBibel nachdrücklicher betont als Seine Vertrauenswürdigkeit.Im Alten Testament wird für diese Eigenschaft durchgehendein besonderes hebräisches Wort gebraucht, nämlich chesed.In den englischen Übersetzungen wird es verschieden über-setzt, z.B. durch Worte wie ”Güte”, ”Freundlichkeit”, ”Barm-herzigkeit” oder ”Erbarmen”. Keine dieser Übersetzungen je-doch deckt seinen vollen Bedeutungsumfang ab.

Gottes chesed trägt zwei deutlich erkennbare Züge: Sie isterstens der Ausdruck von Gottes freier, unverdienter Gnade.Sie geht über alles hinaus, was der Mensch jemals als seinVerdienst oder Recht beanspruchen könnte. Zweitens beruhtsie immer auf einem Bund, den Gott freiwillig eingeht. Diesebeiden Züge können wir miteinander verbinden, indem wirsagen: chesed ist Gottes Verlässlichkeit bei der Erfüllung Sei-ner durch den Bund eingegangenen Verpflichtungen, die überalles hinausgehen, was wir verdienen oder beanspruchen kön-nen.

Es besteht also eine enge Verbindung zwischen drei wich-tigen hebräischen Begriffen:

emunah (Treue oder Glaube)

chesed (Vertrauenswürdigkeit)

berith (Bund)

Dies ist das wiederkehrende Thema einer Reihe von Ver-sen in Psalm 89:

”Und Meine Treue (emuna) und Meine Barmher-zigkeit (chesed) werden mit ihm sein. Ich will ihmewiglich Meine Barmherzigkeit (chesed) bewahren,und Mein Bund (berith) soll ihm bestätigt werden(amen). Aber Meine Barmherzigkeit (chesed) will Ich

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nicht von ihm wenden, noch Meine Treue (emunah)brechen. Ich will Meinen Bund (berith) nicht brechenund nicht ändern, was aus Meinem Munde gegangenist.” (Verse 24, 28, 33, 34; NASB)

Dieser letzte Vers bringt die besondere Beziehung zwischenGottes Vertrauenswürdigkeit und dem von Ihm einmal gespro-chenen Wort zum Ausdruck. Zweierlei wird Gott niemals tun:Seinen Bund brechen oder Sein Wort nicht halten. Gottes Ver-trauenswürdigkeit aber wird in uns durch die Vermittlung desHeiligen Geistes die gleichen Eigenschaften hervorbringen.Sie wird uns zu Menschen absoluter Integrität und Ehrlichkeitmachen.

In Psalm 15, 1 stellt David zwei Fragen: ”Herr, wer darfweilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligenBerge?” Er beantwortet sie selbst in den folgenden Versen,indem er elf Eigenschaften aufzählt, die einen solchen Men-schen auszeichnen. Die neunte Voraussetzung, am Ende vonVers 4 angeführt, lautet: ”... wer seinen Eid hält, auch wenn esihm schadet”. Gott erwartet von einem Gläubigen, dass er zuseinen Verpflichtungen steht, auch wenn dies für ihn ein per-sönliches Opfer ist. Die Welt drückt dies auf ihre Art aus,wenn sie sagt: ”Ein Mann ist so gut wie sein Wort”. Ein Christ,der es nicht als Ehrensache ansieht, sein Wort zu halten, undseine Verpflichtungen einzuhalten, hat noch nicht die Fruchtder Vertrauenswürdigkeit hervorgebracht.

Obwohl Gott diese Vertrauenswürdigkeit in unserem Ver-halten zu allen Menschen fordert, haben wir eine besondereVerpflichtung unseren Mitchristen gegenüber: Gottes eigeneVertrauenswürdigkeit (chesed) gründet sich, wie wir gesehenhaben, auf Seinen Bund (berith). Durch Jesus Christus hat Eruns in ein Bundesverhältnis mit sich selbst und untereinanderversetzt. Das hervorstechende Merkmal dieses Verhältnissesist, dass wir sowohl Gott als auch unseren Mitgläubigen ge-genüber die gleiche Vertrauenswürdigkeit unter Beweis stel-

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len, die Gott in so reichem Maße und auf so großzügige Weiseuns erwiesen hat.

Wir haben gesehen, dass Gottes chesed, in Seinen Bundes-verpflichtungen ausgedrückt, auf Seiner Gnade basiert undweit über das hinausgeht, was wir als ihre Empfänger jemalsverdienen oder fordern können. Auch das wird sich in unse-ren Verpflichtungen gegenüber unseren Mitgläubigen wider-spiegeln. Ihnen gegenüber werden wir uns nicht nur so ver-halten, wie es die Gerechtigkeit fordert oder wie es vielleichtder Form des Vertrages entspricht. Vielmehr werden wir bereitsein, unseren Verpflichtungen ihnen gegenüber ebenso zugenügen, wie Gott Seine Bundesverpflichtungen uns gegen-über erfüllt hat - unser Leben füreinander zu lassen. ”Daranhaben wir erkannt die Liebe, dass er Sein Leben für uns gelas-sen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen.”(1. Joh 3, 16) durch die Hingabe unseres Lebens treten wir indas volle Bundesverhältnis mit Gott und miteinander ein.

Die Bibel malt ein furchtbares Bild vom Zusammenbruchaller moralischen und ethischen Normen, der das Ende unse-res gegenwärtigen Zeitalters anzeigen wird:

”Das sollst du aber wissen, daß in den letzten Ta-gen werden greuliche Zeiten kommen. Denn es wer-den die Menschen viel von sich halten, geldgierigsein, ruhmredig, hoffartig, Lästerer, den Eltern unge-horsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich,Verleumder, zuchtlos, wild, ungütig, Verräter, Frev-ler, aufgeblasen, die die Lüste mehr lieben als Gott,die da haben den Schein eines gottesfürchtigen We-sens, aber seine Kraft verleugnen sie; solche meide.”(2 Tim 3, 1-5)

Das griechische Wort, das in der Übersetzung mit ”unver-söhnlich” wiedergegeben wird, bezeichnet nach der Definiti-on in Thayers Lexikon ”diejenigen, die nicht bereit sind, einenBund einzugehen”. Die ganze Entwicklung dieser Welt wird

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darauf hinzielen - und tatsächlich ist es bereits der Fall - diemoralischen und ethischen Grundsätze aufzugeben, die dasBundesverhältnis kennzeichnen. Während die Welt auf dieseWeise immer tiefer in Dunkelheit versinkt, muss das Volk Got-tes andererseits entschlossener denn je im Lichte der brüder-lichen Gemeinschaft wandeln. Wir müssen uns willig und fä-hig erweisen, die Bundesverpflichtungen voll einzugehen undaufrechtzuerhalten, auf denen unsere Gemeinschaft unterein-ander beruht. Um das zu erreichen, müssen wir die Frucht derVertrauenswürdigkeit in uns zu voller Reife pflegen.

ZusammenfassungFrucht des Geistes und Geistesgaben unterscheiden sich

in zwei wesentlichen Hinsichten: Zum einen kann eine Gei-stesgabe durch einen einmaligen kurzen Akt verliehen undempfangen werden; Frucht hingegen muss in einem stetigenProzess zum Reifen gebracht werden, was Zeit, Erfahrung undArbeit erfordert. Zum anderen stehen Gaben in keinem direk-ten Verhältnis zum Charakter derer, die sie ausüben; Fruchtaber ist ein Ausdruck des Charakters, des Wesens. Im Ideal-fall sollten sich Frucht und Gaben gegenseitig ergänzen undeine solche Verbindung eingehen, die Gott verherrlicht undder Menschheit dienlich ist.

Als Frucht kann Glaube auf zwei unterschiedliche aberdoch miteinander verbundene Weisen verstanden werden: alsVertrauen und Vertrauenswürdigkeit.

Vertrauen manifestiert sich in Stabilität (hebr.: chesed).Gott zeigt uns Seine Verlässlichkeit in der Erfüllung SeinerBundesverpflichtungen uns gegenüber, die weit über das hin-ausgehen, was wir verdient haben oder für uns erbitten kön-nen. Sie macht uns ihrerseits zu solchen Menschen, die wil-lens und fähig sind, die Bundesverpflichtungen mit Gott undMitmenschen einzugehen und aufrechtzuerhalten.

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Kapitel fünfUnd die da die Brote gegessen hatten,

waren fünftausend Mann.

Aus Glauben lebenUngefähr sechs Jahrhunderte vor Beginn des christlichen

Zeitalters offenbarte Gott dem Propheten Habakuk jenes Wort,auf das sich das Evangelium gründen sollte: ”... der Gerechteaber wird durch seinen Glauben leben” (Hab 2, 4). So genaubringt diese Prophetie das zentrale Thema der christlichen Bot-schaft zum Ausdruck, dass sie sogar dreimal im Neuen Testa-ment zitiert wird: in Römer l, 17, Galater 3, 11 und Hebräer 10,38.

Nur eine Grundlage: GlaubeVon den drei aufgeführten Stellen wird die Prophetie aus

Habakuk am ausführlichsten im Römerbrief erläutert. In derTat stellt sie das zentrale Thema des gesamten Briefes dar. Alsganzen können wir ihn in rechter Perspektive sehen, wenn wirihn mit einer Symphonie eines großen Musikers wie Beetho-ven vergleichen. Die ersten fünfzehn Verse von Kapitel 1 stel-len ihre Einleitung dar; in den Versen 16 und 17 gibt Paulusdann das Hauptthema an: ”Der Gerechte wird aus Glaubenleben.” Die Symphonie ist weiterhin in drei Sätze unterteilt.Der erste erstreckt sich von Kapitel 1 bis 8. In diesem Ab-schnitt ist der Ansatz des Paulus lehrhaft. Er führt eine ge-naue, logische Analyse seines Themas durch, in der er auf-zeigt, in welcher Weise es mit den Prophezeiungen und Ge-danken des Alten Testaments übereinstimmt. Der zweite Satzbesteht aus den Kapiteln 9 bis 11. Hier wendet Paulus sein

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Thema auf Israel an; er zeigt, wie Israels Versuch, Gerechtig-keit durch Werke statt durch Glauben zu erlangen, dazu führ-te, dass es für seinen Messias blind war und sich so um dieihm von Gott durch diesen angebotenen Segnungen brachte.Der dritte Satz besteht aus den Kapiteln 12 bis 16. Hier liegtPaulus’ Betonung auf dem Praktischen: sein Anliegen ist,deutlich zu machen, wie dieses Thema in unseren verschiede-nen Aktivitäten, unseren persönlichen Beziehungen und inunseren alltäglichen Pflichten Anwendung finden muss.

Um eine Symphonie richtig würdigen zu können, muss mandas Hauptthema des Komponisten dann, wenn es zum erstenMal eingeführt wird, herausfinden und es anschließend sorg-fältig durch das ganze Stück hindurch verfolgen. Nur wennwir das Hauptthema stets im Auge behalten, können wir auchdie verschiedenen Variationen und Entwicklungen, denen esin den folgenden Sätzen unterworfen ist, voll würdigen. Das-selbe Prinzip gilt für den Römerbrief. Zuerst müssen wir dasHauptthema erfassen, das sich durch den ganzen Brief zieht:”Der Gerechte wird aus Glauben leben.” Dieses Thema müs-sen wir ständig im Gedächtnis behalten, wenn wir die Haupt-abschnitte des Briefes studieren und dabei darauf achten, wiees zu jedem dort behandelten besonderen Thema in Bezie-hung gesetzt wird. Dadurch wird es uns möglich, die Einheitund Folgerichtigkeit des gesamten Briefes zu erkennen.

In Römer 1, 16 nennt Paulus die eine grundlegende Vor-aussetzung für die persönliche Erfahrung der errettenden KraftGottes: ”Denn ich schäme mich des Evangeliums von Chri-stus nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig machtalle, die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch dieGriechen.”

Hier wird das Angebot der Errettung gemacht für ”alle,die daran glauben, die Juden vornehmlich und auch die Grie-chen”. Ausnahmen gibt es nicht; Unterschiede in der Religi-on und die rassische Herkunft sind unwichtig. In Gottes all-

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umfassendem Angebot der Errettung des Menschenge-schlechts wird nur eine einfache Bedingung genannt, die sichniemals ändert: Glaube. Der folgende Vers erläutert weiter,wie diese Wahrheit der Errettung erfahren werden kann:

”Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, dievor Gott gilt, welche kommt aus Glauben in Glauben;wie denn geschrieben steht (Hab 2, 4): ”Der Gerech-te wird aus Glauben leben.”

Das Wort ”Glauben” kommt in diesem Vers dreimal vor.Gottes Offenbarung kommt aus Glauben in Glauben. Sie hatihren Ursprung in Gottes eigenem Glauben - dem Glauben,dass Sein Wort sein vorherbestimmtes Ziel erreichen wird. Siewird durch den Glauben dessen, der die frohe Botschaft ver-kündet, weitergegeben und mittels des Glaubens dessen, derdie Botschaft empfängt, aufgenommen. Und da schließlichder Inhalt der Botschaft lautet: ”Der Gerechte wird aus Glau-ben leben”, ist also Glauben das Thema von Anfang bis Endedieses Verses.

Lasst uns nun diese Botschaft näher betrachten. Mankönnte sie nicht einfacher ausdrücken als: ”Der Gerechte wirdaus Glauben leben.” Offenbar bedeutet ”leben” in diesemZusammenhang mehr als das normale physische Leben. Denndieses Leben haben ja auch, wie wir wissen, die Gottlosen undSünder. Aber die Bibel zeigt uns, dass es noch eine Art vonLeben gibt - ein Leben der Gerechtigkeit, das seinen Ursprungallein in Gott hat. Der einzige Weg, durch den man diesesLeben empfangen kann, ist: durch Glauben an Jesus Chri-stus.

In seinem Evangelium befasst sich der Apostel Johannesständig mit diesem göttlichen, ewigen Leben. Zu Beginn, inJohannes 1, 4, sagt er von Jesus: ”In ihm war das Leben.”Johannes 3, 36 gibt das Zeugnis von Johannes dem Täuferüber Jesus wieder: ”Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewi-

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ge Leben.” Jesus selbst spricht in Kapitel 6, 47: ”Wahrlich,wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewigeLeben”, und ebenfalls in Johannes 10, 10: ”Ich bin gekommen,dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen.” Die Verse27 und 28 desselben Kapitels lauten: ”Meine Schafe hörenmeine Stimme und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ichgebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr um-kommen.” Schließlich weist Johannes am Schluss des Evan-geliums auf die Absicht hin, die seiner Abfassung zu Grundelag:” ...dass ihr glaubet, Jesus sei der Christus, der Sohn Got-tes, und dass ihr durch den Glauben das Leben habet in sei-nem Namen” (Joh 20, 31). Johannes kommt im fünften Kapitelseines ersten Briefes auf dieses Thema zurück.

”Und das ist das Zeugnis, daß uns Gott das ewigeLeben gegeben hat, und solches Leben ist in SeinemSohn. Wer den Sohn hat, der hat das Leben. Wer denSohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. Sol-ches habe ich euch geschrieben, die ihr glaubt anden Namen des Sohnes Gottes, auf daß ihr wisset, daßihr das ewige Leben habt.” (Verse 11 - 13)

Wichtig ist zu beachten, dass Johannes hier durchgehenddie Zeitform der Gegenwart gebraucht. ”Wer den Sohn hat,der hat das Leben”, ”... die ihr glaubt ... das ewige Lebenhabt.”

Auch Paulus spricht von diesem Leben in Christus in kur-zen, anschaulichen Worten. In Philipper 1, 21 lesen wir: ”DennChristus ist mein Leben” und in Kolosser 3,3: ”... euer Lebenist verborgen mit Christus in Gott.” Für Johannes wie für Pau-lus ist dies eine gegenwärtige Realität, nicht nur eine in derZukunft liegende Hoffnung.

Das also ist der Kern der Botschaft des Evangeliums: esgibt ein göttliches, ewiges Leben, welches seinen Ursprungallein in Gott hat. Gott hat uns in Jesus Christus dieses Leben

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zugänglich gemacht. Wenn wir Jesus im Glauben in unsereHerzen aufnehmen und uns Ihm in vollem Gehorsam auslie-fern, empfangen wir durch Ihn tatsächlich Gottes eigenes Le-ben. Dieses göttliche Leben bleibt nicht einer anderen Weltoder einer zukünftigen Existenz vorbehalten, sondern wir kön-nen es schon hier und jetzt erfahren. ”Wer den Sohn hat, derhat das Leben.” Er hat es jetzt, in diesem Augenblick, und bisin die Ewigkeit. Wir dürfen uns dieses ewigen Lebens vondem Augenblick an erfreuen, wo wir unser Vertrauen wirklichauf Jesus Christus setzen.

Wenn wir somit dieses neue Leben durch Glauben an Chri-stus empfangen haben, sind wir aufgefordert, es Tag für Tagpraktisch unter Beweis zu stellen. Wie soll das geschehen?Die Antwort ist sehr einfach: aus Glauben. Auch das ist imEingangsthema des Paulus enthalten: ”Der Gerechte wird ausGlauben leben.” Im praktischen Sprachgebrauch ist das Wort”leben” eines der umfassendsten Worte überhaupt. Alles, waswir je tun können, hat etwas mit dem zu tun, was wir lebennennen: Essen, Trinken, Schlafen, Arbeiten und unzähligeandere Aktivitäten, die lebensnotwendig sind. Durch den Glau-ben kann eine jede dieser alltäglichen Betätigungen zum be-sonderen Ausdruck des Lebens Gottes werden, das wir in unsaufgenommen haben.

Wir neigen oft dazu, die Meinung zu vertreten, dass dieprofanen Tätigkeiten des täglichen Lebens keine geistlicheBedeutung haben und für die Anwendung unseres Glaubenskeinen Raum bieten. Aber die Bibel lehrt das genaue Gegen-teil: Erst wenn wir unseren Glauben in den einfachen, materiel-len Bereichen unseres Lebens erfolgreich angewandt haben,wird uns Gott mit der Verantwortung höherer geistlicher Auf-gaben betrauen. Jesus selbst legt dieses Prinzip in Lukas 16,10 und 11 fest:

”Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Gro-ßen treu; und wer im Geringsten unrecht ist, der ist

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auch im Großen unrecht. So ihr nun mit dem unge-rechten Mammon nicht treu seid, wer will euch daswahre Gut anvertrauen?”

Erst nachdem wir unseren Glauben in den ”geringsten”Dingen des Lebens und auf finanziellem Gebiet praktiziert ha-ben, wird Gott uns größere Verantwortung und wirklichen geist-lichen Reichtum übertragen. Daher wollen wir, wenn wir jetztuntersuchen, wie wir unseren Glauben ganz praktisch täglichausleben können, zwei ganz nüchterne Bereiche herausgrei-fen: Essen und Geld. Viele Jahre persönlicher Beobachtunghaben mir gezeigt, dass ein gläubiger Mensch, der gelernt hat,seinen Glauben auf diese beiden Bereiche anzuwenden, mitgroßer Wahrscheinlichkeit in seinem christlichen Lebenswan-del erfolgreich sein wird. Wenn andererseits jemand diese ele-mentaren Bereiche nicht unter die Herrschaft Gottes gestellthat, ist dies gewöhnlich ein Hinweis darauf, dass sein ganzesLeben einer Korrektur bedarf.

Essen und GlaubeEs wurde bereits darauf hingewiesen, dass der ”dritte Satz”

der Symphonie des Römerbriefes die praktische Anwendungunseres Glaubens in den Mittelpunkt rückt und mit dem zwölf-ten Kapitel einsetzt. Womit beginnt es, mit etwas Fernliegen-dem oder Vergeistigtem? Nein, ganz im Gegenteil, schon imersten Vers geht es um unseren Körper:

”Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch dieBarmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber gebet zumOpfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefälligsei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.”

Paulus macht uns darauf aufmerksam, dass unser ”ver-nünftiger Gottesdienst” darin besteht, unsere Leiber Gott dar-zubringen. Mit anderen Worten, ”geistlich” zu sein beginntmit unserem körperlichen Verhalten. (In Kapitel 10 werdenwir noch ausführlich die Konsequenzen betrachten, die sich

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daraus ergeben, daß wir ”unsere Leiber Gott zum Opfer ge-ben”.)

Hiervon ausgehend behandelt Paulus weiterhin eine Rei-he ganz praktischer, auf die christliche Lebensführung be-zogener Fragen. In Kapitel 14 erörtert er die Frage des Es-sens. (Offenbar stellt sich für unseren Leib keine wichtigereFrage als gerade diese!) Er betrachtet zwei Typen von gläu-bigen Menschen in diesem Zusammenhang: ”Einer glaubt,er dürfe alles essen; wer aber schwach ist, der isset keinFleisch.”(Röm 14,2) Paulus beantwortet diese Frage nichtdogmatisch, indem er z.B. sagt, dass es richtig ist, Gemüsezu essen, aber falsch, Fleisch zu essen oder umgekehrt. Viel-mehr betont er, dass alles, was wir im Glauben tun können,richtig ist, aber alles, was wir nicht im Glauben tun können,falsch. Die sich daraus für ihn ergebende Folgerung findetsich im letzten Vers dieses Kapitels:

”Wer aber dabei zweifelt und isset doch, der istgerichtet, denn es geht nicht aus dem Glauben. Wasaber nicht aus dem Glauben geht, das ist Sünde.”(Röm 14,23)

In seiner abschließenden Feststellung geht Paulus weitüber das Problem des Essens von Fleisch oder Gemüse hin-aus und bestätigt das Prinzip, das er als Thema an den Anfangseines Briefes setzte. Kapitel 1, 17 stellte positiv heraus: ”DerGerechte wird aus Glauben leben.” Hier, in Römer 14, 23, for-muliert er dasselbe Prinzip negativ: ”Was aber nicht aus demGlauben geht, das ist Sünde.” Ob nun positiv oder negativausgedrückt, die Folgerung bleibt dieselbe: Glaube ist dieeinzige Grundlage für gerechtfertigtes Leben.

Lasst uns also die Herausforderung annehmen, unserenGlauben auf unser Essen anzuwenden. Es wird von uns ver-langt, dass wir ”aus Glauben essen”. Das ist ein etwas merk-würdiger Ausdruck; wie ist er praktisch zu verstehen?

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Er enthält verschiedene Gesichtspunkte. In erster Liniebesagt er, dass wir unsere Abhängigkeit von Gott für unsereNahrung anerkennen. Wir erhalten sie als Gabe von Ihm;wenn Er uns nicht mit ihr versorgte, würden wir hungern.Zweitens, das ist die logische Folgerung, danken wir Gottfür unsere Nahrung.

Wenn wir Gott für unsere Nahrung danken, führt das wie-derum zu einer dritten Konsequenz, die Paulus in l. Timotheus4, 4 und 5 erklärt:

”Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, undnichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfan-gen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Got-tes und Gebet.”

Indem wir unsere Nahrung mit einem Dankgebet von Gottempfangen, wird sie ”geheiligt”. Sie wird geradezu zu etwasHeiligem, von Gott dazu bestimmt, uns gut zu tun. Selbstwenn in unserer Nahrung ursprünglich unreine und schädli-che Stoffe enthalten wären, wird ihre Wirkung durch unse-ren Glauben, der in unserem Dankgebet Ausdruck findet,aufgehoben.

Viertens hat ”im Glauben essen” noch eine über den ge-deckten Tisch weit hinausreichende Bedeutung: unsere Nah-rung ist die Quelle unserer natürlichen Kraft, und Gott istdie Quelle unserer Nahrung. Deshalb ist selbst unsere Krafteine Gabe Gottes, und demgemäß steht es uns nicht frei, siein egoistischer oder sündiger Weise zu gebrauchen, sondernwir sind verpflichtet, sie in Gottes Dienst zu stellen und sie zuSeiner Verherrlichung einzusetzen.

Wenn wir so das Prinzip des Glaubens auf unser Essenanwenden, gewinnt dieser ganze Bereich unseres Lebens eineneue Bedeutung. Jetzt können wir verstehen, wie Paulus dieGläubigen in Korinth ermahnen konnte: ”Ihr esset nun odertrinket oder was ihr tut, so tut es alles zu Gottes Ehre.” (1.Kor

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10, 31). Durch den Glauben nehmen sogar unsere täglichenMahlzeiten die Natur eines Sakraments an, an dem wir zu Got-tes Ehre teilhaben. Eine der unmittelbarsten und auffälligstenAuswirkungen, die die Ausgießung des Heiligen Geistes zuPfingsten auf das Leben der Christen hatte, war, dass ihreMahlzeiten zu geistlichen Festmahlen der Anbetung und desLobpreises wurden. Lukas berichtet in Apostelgeschichte 2,46 und 47:

”Und sie waren täglich und stets beieinander ein-mütig im Tempel und brachen das Brot hin und her inden Häusern, nahmen die Speise mit Freuden und lau-terem Herzen, lobten Gott und hatten Gnade bei demganzen Volk. Der Herr aber tat hinzu täglich, die ge-rettet wurden, zu der Gemeinde.”

An der Art, wie diese Christen ihre Mahlzeiten einnahmen,war etwas so Ungewöhnliches, dass dies ihnen die Beach-tung und Gunst ihrer unbekehrten Nachbarn einbrachte undsie für den Herrn gewann. Das kann heute bei uns ebensosein, wenn wir unseren Glauben auch auf dem Gebiet des Es-sens betätigen!

Wenn ”im Glauben essen” so weitreichende Konsequen-zen hat, was sind dann die Folgen unseres Versagens auf die-sem Gebiet? Ein anschauliches Bild eines Menschen, der nichtim Glauben isst, finden wir im Buch des Predigers. (WenigeChristen befassen sich eingehender mit diesem Buch, aberwenn man es im Licht anderer, besser bekannter Bücher derHeiligen Schrift interpretiert, findet man, dass es einige echteSchätze enthält.) Fast durchgehend beschreibt Salomo in die-sem Buch, was die Bibel an anderer Stelle als ”natürlichenMenschen” bezeichnet, d.h. den Menschen, der infolge sei-nes Unglaubens ein Leben ohne Gnadenerweis und Erkennt-nis Gottes führt. Salomo stellt sich einen solchen Menschenam gedeckten Tisch vor: ”Sein Leben lang isst er auch imDunkel, mit großer Sorge, Krankheit und Ärger.” (Kap. 5, 16;

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NASB) Welche bemerkenswerte Formulierung: ”Er isst imDunkel”. Was besagt das? Es bedeutet genau das Gegenteilvon ”im Glauben essen”. Ein solcher Mensch erkennt seineNahrung nicht als Gabe Gottes. Er dankt Gott nicht für sie;deshalb ist sie weder gesegnet noch geheiligt. Was ist dasErgebnis? ”Große Sorge, Krankheit und Ärger!” Ohne Glau-ben essen bedeutet, Sorge, Krankheit und Ärger auf sich zuziehen.

Wir haben recht sorgfältig betrachtet, wie sich das Prinzipdes Glaubens auf die allergewöhnlichste tägliche Verrichtung,das Essen, anwenden lässt. Daher sind wir nun in der Lage,den Bedeutungsumfang von Römer 1, 17 (”Der Gerechte wirdaus Glauben leben”) besser zu verstehen. Glaube, das sehenwir jetzt, ist ein Kanal für göttliches Leben. Je mehr Glaubenwir üben, desto mehr Leben besitzen wir. Jede Aktivität, aufdie wir unseren Glauben anwenden, wird von göttlichem Le-ben durchdrungen. Sie ist dann nicht mehr eintönig oder zugering; sondern sie wird erfrischend, aufregend, von Freudeerfüllt - eine Gelegenheit zu Anbetung und Lobpreis!

Glaube und GeldEin weiteres Gebiet des alltäglichen Lebens, auf das wir

das Prinzip des Glaubens anwenden müssen, ist das der finan-ziellen und materiellen Versorgung. Die Bibel ist reichlich ge-füllt mit Zusagen und Beispielen in Bezug auf die FähigkeitGottes, für die Bedürfnisse Seines Volkes zu sorgen - selbstwenn in einer Situation keine menschliche oder natürlicheQuelle der Versorgung vorhanden ist. An keiner Stelle wirddies mit größerem Nachdruck betont als in 2. Korinther 9, 8:”Gott aber kann machen, dass alle Gnade unter euch reich-lich sei, damit ihr in allen Dingen allewege volle Genüge habtund noch reich seid zu jedem guten Werk.” Es lohnt sich,diesen Vers genau zu betrachten. Der Urtext enthält den Aus-druck ”reich(lich)” zweimal und gebraucht ”alle(s)” fünfmal.

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Es ist wohl kaum möglich, noch eindringlicher zum Ausdruckzu bringen, dass Gott fähig ist, Sein Volk auf allen Gebieten zuversorgen. Diese Versorgung ist, wie der Text sagt, nicht nurausreichend, sondern sogar im Überfluss vorhanden.

Eigentlich gibt es drei Grade von Versorgung, gemäß de-ren Menschen leben können: Mangel, hinreichendes Aus-kommen und Überfluss. Wir können diese drei Möglichkeitendurch ein einfaches, alltägliches Beispiel einer Hausfrau ver-anschaulichen, die Lebensmittel einkauft. Eine Hausfrau, dieLebensmittel im Werte von dreißig Mark nötig hat, aber nurzwanzig Mark in ihrer Geldbörse hat, kauft unter mangelhaf-ten Voraussetzungen ein. Eine Hausfrau, die Lebensmittel imWerte von dreißig Mark braucht und genau diesen Betrag zurVerfügung hat, kauft unter hinreichenden Voraussetzungenein. Aber eine Hausfrau, die Lebensmittel im Wert von dreißigMark nötig hat und vierzig Mark besitzt, kauft aus Überflussheraus.

Zu diesem recht einfachen Beispiel muss jedoch betontwerden, dass ”Überfluss” nicht unbedingt von Geld oder ma-teriellem Besitz abhängig ist. Überfluss bedeutet einfach, dassGott uns mit alldem versorgt, was wir nötig haben - und dar-über hinaus mit noch mehr zum Abgeben an andere. Das voll-kommene Beispiel dieser Art von Überfluss gibt uns Jesusselbst. Er besaß kein festes Zuhause, keinen materiellen Be-sitz, keine großen Geldsummen, obgleich Judas, einer SeinerJünger, eine Geldkasse mit sich führte, in die eingegangeneSpenden eingelegt wurden (siehe Joh 12, 6; 13, 29). Und dochlitten weder Jesus selbst noch die, die Ihn begleiteten, jemalsMangel.

Als Petrus kurzfristig Geld brauchte, um seine Steuern zubezahlen, verwies Jesus ihn nicht an Judas, um von diesemGeld aus der Kasse zu erbitten. Stattdessen schickte Er ihnzum See Genezareth, um es aus dem Maul eines Fisches zuholen (siehe Matth 17, 24- 27). Dies wirft eine interessante

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Frage auf: Was wäre einfacher, zur Bank zu gehen und einenScheck einzulösen, oder zum See zu gehen und den Angelha-ken auszuwerfen? Sicherlich wäre das letztere viel aufregen-der!

Bei einer anderen Gelegenheit sah sich Jesus von einerMenge von vielleicht 12.000 hungrigen Menschen umgeben(siehe Joh 6, 5 - 13). Er nahm fünf Brote und zwei Fischevon einem Jungen und sagte Seinem Vater dafür Dank. DasErgebnis war, dass Er die ganze Menge speisen konnte unddazu noch zwölf große Körbe übrig behielt. Das ist Überfluss!Zugleich ist es eine erstaunliche Demonstration der überna-türlichen Auswirkungen, die unser gläubiger Dank zu Gottfür unsere Nahrung hat.

Später sandte Jesus Seine Jünger aus, um mit ihrerPredigttätigkeit zu beginnen, verbot ihnen jedoch, Vorrätemitzunehmen (siehe Luk 9, 1 - 3; 10, 1 - 4). Am Ende Seinesirdischen Wirkens erinnerte Er sie daran und fragte, ob siejemals irgendwelchen Mangel gehabt hätten; sie entgegnetendaraufhin: ”Nie”. (Luk 22, 35) Das ist Überfluss! Ich selbsthabe mehrmals in zwei verschiedenen Ländern als Missionargedient. Auf Grund meiner persönlichen Beobachtung weißich, dass es für einen Missionar möglich ist, mit Haus, Warenund Gehalt versehen zu sein - und dennoch viele nötige Dingenicht zu haben. Geld oder materieller Besitz bieten nicht denSchlüssel zum Überfluss, sondern Glaube.

Wenn wir diese Beispiele aus dem Leben Jesu betrachten,mögen wir zunächst versucht sein zu sagen: ”Aber das war jaauch Jesus! Wir können nicht erwarten, dass wir Ihm glei-chen!” Jesus selbst aber belehrt uns eines anderen. SeinenJüngern sagte Er:

”Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an michglaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, undwird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater.”

(Joh 14, 12)

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Desgleichen heißt es beim Apostel Johannes, einem Au-genzeugen der Taten Jesu: ”Wer da sagt, dass er in ihm bleibt,der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt ist.” (1. Joh 2, 6)Jesus hat uns das Vorbild für den Weg des Glaubens geliefert,und wir sind aufgefordert, Ihm darauf zu folgen.

Falls wir noch zögern, diese Herausforderung anzuneh-men, kann der Grund darin liegen, dass wir das Ausmaß derGnade Gottes nicht verstehen. Das Schlüsselwort von 2. Ko-rinther 9, 8 heißt Gnade: ”Gott aber kann machen, dass alleGnade unter euch reichlich sei...” Die Basis unserer Versor-gung ist nicht unsere eigene Weisheit oder Fähigkeit, son-dern Gottes Gnade. Um von ihr Gebrauch zu machen, müssenwir zwei Grundprinzipien verstehen, die das Wirken der Gnadebestimmen.

Das erste Prinzip liefert uns Johannes 1, 17: ”Denn dasGesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit istdurch Jesus Christus geworden.” Die Gnade kennt nur einenWeg - Jesus Christus; sie wird nicht durch Einhalten einesGesetzes oder religiöser Normen empfangen, sondern stetsund ausnahmslos durch Christus. Epheser 2, 8 und 9 nennenden zweiten Grundsatz:

”Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durchden Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe istes, nicht aus den Werken, auf daß sich nicht jemandrühme.”

Gnade übersteigt alles, was wir je allein mit unseren eige-nen Fähigkeiten erreichen oder verdienen können. Deshalbist der Glaube der einzige Weg, auf dem wir sie empfangenkönnen. Solange wir uns auf das beschränken, was wir leistenoder verdienen können, versäumen wir es, unseren Glaubenzu betätigen, und kommen daher nicht in den vollen Genussder Gnade Gottes.

Wie lassen sich diese Prinzipien auf den Bereich unserer

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Geldangelegenheiten anwenden? Zunächst müssen wir mitNachdruck herausstellen, dass Gott niemals Unehrlichkeit,Faulheit oder finanziellen Leichtsinn segnet. Sprüche 10, 4lautet: ”Lässige Hand macht arm; aber der Fleißigen Handmacht reich.” Und Paulus sagt in Epheser 4, 28: ”Wer ge-stohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffemit seinen Händen etwas Gutes, auf dass er habe, zu gebendem Bedürftigen.” Gott erwartet von uns, dass wir entspre-chend unseren Fähigkeiten ehrlicher Arbeit nachgehen, nichtnur, um für uns selbst genug zu verdienen, sondern auch,um etwas übrig zu haben, was wir mit Notleidenden teilenkönnen. In 2. Thessalonicher 3, 10 wird Paulus noch deutli-cher: ”Wenn jemand nicht will arbeiten, der soll auch nichtessen.” Das Angebot der Versorgung durch Gottes Gnadegilt nicht dem Unehrlichen oder Faulen.

Es kann jedoch sein, dass - wenn wir ehrlich und gewis-senhaft alles in unserer Macht Stehende getan haben, umuns und die von uns Abhängigen zu versorgen, - wir unsdennoch auf der Ebene einer knapp ausreichenden oder so-gar unzureichenden Versorgung befinden. Die Botschaft derGnade besagt, dass wir dies nicht als Gottes Willen hinzu-nehmen brauchen. Denn durch Jesus Christus können wirunseren Glauben Gott zuwenden und Ihm vertrauen, dass Eruns nach Seinem Willen und auf Seine Weise einen höherenGrad der Versorgung zuteil werden lässt, als wir ihn ledig-lich auf Grund unserer eigenen Weisheit und Fähigkeit er-reichen könnten.

Gottes Versorgung gilt der GemeinschaftEhe wir das Thema der Versorgung verlassen, müssen wir

uns noch einen weiteren wichtigen Grundsatz vor Augen füh-ren: Wenn Gott Sein Volk versorgt, kommt dies allen zugute.Er behandelt uns nicht nur als isolierte Einzelwesen, sondernauch als Glieder eines Leibes, die durch gegenseitige Ver-

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pflichtungen eng miteinander verbunden sind. Nachdem erChristus als das Haupt vorgestellt hat, beschreibt Paulus inEpheser 4, 16, wie dieser Leib nach Gottes Willen funktionie-ren soll:

”... von welchem aus der ganze Leib zusammen-gefügt ist und ein Glied am andern hanget durch alleGelenke, dadurch ein jegliches Glied dem andernkräftig Handreichung tut nach seinem Maße undmacht, daß der Leib wächst und sich selbst auferbautin der Liebe.”

Paulus betont hier die Bedeutung der Gelenke. Sie habenzwei Funktionen: einerseits halten sie den Leib zusammen,andererseits sind sie die Versorgungskanäle. Die ”Gelenke”stellen die Beziehung unter den verschiedenen Gliedern dar.Wenn sie gut funktionieren, kann Gottes Versorgung jedenTeil des Leibes erreichen und kein Glied leidet Mangel. Wennaber die Gelenke nicht richtig arbeiten, - d.h. wenn die Gliedernicht in rechter Beziehung zueinander leben, - dann wird eseinige Teile des Leibes Christi geben, die Mangel leiden. DieUrsache hierfür liegt jedoch nicht in der mangelnden Versor-gung Gottes, sondern einzig und allein in unseren falschenHaltungen und Beziehungen, durch die Seine Versorgung dar-an gehindert wird, den zu erreichen, der sie nötig hat.

Als Gott im Alten Testament die Israeliten aus Ägyptenbefreite, lehrte Er sie dieses Prinzip auf sehr praktische Weise:Zwei oder drei Millionen Menschen befanden sich in einerunfruchtbaren Wüste, von jeder normalen Versorgung mitLebensmitteln abgeschnitten. Um ihrer Not zu begegnen, ließGott jede Nacht Manna vom Himmel herabfallen. Am Morgendann musste das Volk hinausgehen und es einsammeln, ehedie Sonne es zerschmelzen konnte. Die tatsächliche Menge,die jeder brauchte, war ein Krug voll. Wie sich herausstellte,sammelten einige Israeliten mehr als einen Krug voll, andereweniger. Dann teilten sie es untereinander und entdeckten,

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dass jeder von ihnen gerade genug hatte, nämlich genau ei-nen Krug voll (siehe 2. Mose 16, 14 -18)! Wären sie jedochnicht bereit gewesen, in dieser Weise zu teilen, hätten einigevon ihnen nicht genug gehabt. Sicherlich hätte Gott es soeinrichten können, dass jeder einzelne so viel sammelte, wie erfür sich selbst brauchte. Aber Er tat dies nicht, weil Er SeinVolk Verantwortung füreinander lehren wollte.

Dieses Prinzip setzt sich im Neuen Testament fort. Paulusberichtet in 2. Korinther 8 von einer besonderen Sammlung,die er in den Kirchen von Mazedonien und Achaja zugunstender Armen unter den jüdischen Gläubigen in Judäa veranstal-tet. Er erklärt den Korinthern, dass dies Gottes Art sei, dieverschiedenen Glieder des Leibes Christi gleichmäßig zu ver-sorgen, ohne dass einige Mangel leiden oder andere eine zugroße Bürde auf sich nehmen müssen. Um diesem Prinzip Nach-druck zu verleihen, zitiert er das Beispiel Israels, das in derWüste sein Manna teilte. Die Verse 13 bis 15 in diesem Zusam-menhang lauten:

”Nicht geschieht das in der Meinung, daß die an-dern gute Taten haben sollen und ihr Trübsal, son-dern daß ein Ausgleich sei. Euer Überfluß diene ih-rem Mangel in der gegenwärtigen Zeit, damit auchihr Überfluß hernach diene eurem Mangel und so einAusgleich geschehe, wie geschrieben steht (2. Mose16, 18): ”Der viel sammelte, hatte nicht Überfluß, undder wenig sammelte, hatte nicht Mangel.”

Tatsächlich funktionierte die Gemeinde der ersten Chri-sten in Jerusalem in eben dieser Weise, nachdem der HeiligeGeist über sie ausgegossen war. Lukas berichtet darüber inApostelgeschichte 4, 32 bis 35:

”Die Menge aber der Gläubigen war ein Herzund eine Seele; auch nicht einer sagte von seinenGütern, daß sie sein wären, sondern es war ihnen al-

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les gemeinsam. Und mit großer Kraft gaben die Apo-stel Zeugnis von der Auferstehung des Herrn Jesus,und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auchkeiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wie vielihrer waren, die da Äcker oder Häuser hatten, dieverkauften sie und brachten das Geld des verkauftenGutes und legten es zu der Apostel Füßen; und mangab einem jeglichen, je nachdem einer in Not war.”

Hier werden drei Aussagen miteinander verbunden. Er-stens bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Je-sus, zweitens standen alle in großer Gnade, und drittens littkeiner unter ihnen Mangel. Das gesprochene Zeugnis derApostel wurde durch die Gnade bestätigt, die Gott den Gläu-bigen sichtbar zuteil werden ließ, und das praktische Ergeb-nis war, dass alle ihre Bedürfnisse erfüllt wurden. Auf dieseWeise legte der ganze Leib des Volkes Gottes ein einziges,fortwährendes Zeugnis dafür ab, dass seine Gnade für jedenBereich ihres Lebens vollständig ausreicht.

Die Welt benötigt in unseren Tagen eine ähnliche Demon-stration durch eine Gemeinschaft von Christen, die durch denGlauben an Christus mit Gott und durch gegenseitige Hinga-be miteinander in so enger Verbindung stehen, dass dadurchallen ihren Bedürfnissen begegnet wird.

Keine Alternative zum GlaubenUnser Verhältnis zu Gott hat zwei Seiten, und die Heilige

Schrift legt auf beide den gleichen Nachdruck. Auf der einenSeite stellt uns - positiv betrachtet - Gott, wie wir gesehenhaben, auf der Grundlage unseres Glaubens die Fülle SeinerGnade zur Verfügung. Aber auf der anderen Seite lehnt Er -negativ ausgedrückt - jede andere Basis ab, auf der wir viel-leicht versuchen könnten, uns Ihm zu nähern. An keiner ande-ren Stelle wird dies nachdrücklicher herausgestellt als in He-bräer l l, 6:

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”Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu ge-fallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glau-ben, daß er sei und denen, die ihn suchen, ein Vergeltersein werde.”

Wenn man uns fragte, was wir tun müssen, um Gott zugefallen, würden wohl nur wenige von uns die Antwort ge-ben, die die Heilige Schrift hier liefert. In den allermeistenFällen versuchen die Menschen, Gott auf einer anderen Ba-sis als der des Glaubens zu gefallen: durch ihre moralischeEinstellung, gute Werke, Kirchenmitgliedschaft, Gaben fürwohltätige Zwecke, durch Gebet oder andere religiöse Akti-vitäten. Aber all dies gefällt Gott ohne Glauben nicht. Wasimmer wir sonst tun, wie gut unsere Absichten auch seinmögen, wie aufrichtig und eifrig wir auch sind, der Glaubekann durch nichts ersetzt werden. Ohne ihn können wir Gottnicht gefallen.

Es ist unmöglich! Wir sehen uns daher mit Gottes eindeu-tiger, unveränderlicher Bedingung konfrontiert: ”Wer zu Gottkommen will, der muß glauben...” Zweierlei ist uns zu glaubenaufgetragen: Zunächst müssen wir glauben, dass Gott wirk-lich existiert. Die meisten Menschen glauben zwar, dass eseinen Gott gibt; aber das allein ist nicht ausreichend. Wir müs-sen auch daran glauben, dass Er ”denen, die ihn suchen, einVergelter sein werde”. Das geht über die Tatsache der bloßenExistenz Gottes hinaus und weist auf Sein Wesen hin: an die inSeinem Wesen liegende Güte sollen wir glauben - an SeineTreue und Zuverlässigkeit. Solcher Glaube an Gott führt unsüber reine Lehre oder Theologie hinaus; durch ihn wird einedirekte, persönliche Beziehung zwischen Gott und dem Gläu-bigen hergestellt.

In Kapitel 1 sagten wir, dass unser Glaube uns mit zweiunsichtbaren Realitäten verbindet: mit Gott und mit SeinemWort. Nun müssen wir noch einen Schritt weitergehen. Letz-tes Ziel des Glaubens ist nichts anderes als Gott selbst. Zwar

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trifft es zu, dass wir Gottes Wort glauben, der Grund hierfür istaber der, dass Sein Wort die Verlängerung Seiner selbst ist.Unser Vertrauen auf Sein Wort beruht auf unserem Vertrauenzu Ihm als einer Person. Wenn wir aufhören, an Gott zu glau-ben, werden wir schließlich auch aufhören, Seinem Wort zuglauben.

Es ist wichtig zu erkennen, dass der Glaube an eine be-stimmte Lehre oder Theologie nicht das letzte Ziel ist. Die-jenigen, deren Glaube nur so weit reicht, werden nie dahingelangen, dass sie die Fülle und den Reichtum des uns vonGott angebotenen Lebens erfahren. Seine letzte Absicht mituns ist, uns in ein enges, unmittelbares Verhältnis mit sichselbst zu bringen, gleichsam von Person zu Person. Wenndiese Beziehung hergestellt ist, motiviert, leitet und unterstütztsie alles, was wir tun. Sie wird Quelle und Erfüllung unseresLebens zugleich. So verstanden, weist Habakuks Prophezei-ung ”Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben”nicht auf einen Glaubenssatz oder ein theologisches Systemhin, sondern auf ein inniges, immerwährendes, allumfassen-des Verhältnis zu Gott selbst.

Von diesem spricht David in Psalm 23, 1: ”Der Herr ist meinHirte, mir wird nichts mangeln.” Er erläutert hier keine Theolo-gie, sondern beschreibt vielmehr ein persönliches Verhältnis.Auf der Grundlage seiner eigenen persönlichen Beziehungzum Herrn als seinem Hirten erklärt er: ”... mir wird nichts man-geln”. Welch wunderbarer Ausdruck vollkommener, persönli-cher Geborgenheit! Sie erstreckt sich auf jedes Bedürfnis, jedeSituation. David hätte noch andere Worte hinzufügen kön-nen: ”Ich werde keinen Mangel haben an Geld ... oder Nah-rung ... oder Freunden ... oder Gesundheit.” Aber das hättesein Wort abgeschwächt; ”... mir wird nichts mangeln” stehtam besten für sich allein, um so keinen Raum für irgendeinenMangel zu lassen.

Ich bin immer wieder davon beeindruckt, wie die Heilige

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Schrift tiefste Wahrheiten in einfachster Sprache zum Aus-druck bringt. Der hebräische Urtext von Psalm 23,l enthältnur vier Wörter. (Sogar in der deutschen Übersetzung, dieaus neun Wörtern besteht, setzen sich nur zwei Wörter ausmehr als einer Silbe zusammen.) Und doch beschreiben die-se wenigen, kurzen Worte ein persönliches Verhältnis, dasso tief und stark ist, dass es jedes Bedürfnis einschließt, dassich je zeigen kann - im Leben und Sterben, in der Zeit undEwigkeit.

Unglaube: die grundlegende SündeWir haben gesehen, dass Gerechtigkeit immer und allein

aus dem Glauben kommt. Nun werden wir erkennen, dass dasUmgekehrte auch zutrifft: Sünde hat letztlich nur einen Ur-sprung: Unglauben.

Jesus sagt in Johannes 16, 8, dass die Wirkung des Heili-gen Geistes darin bestehen wird, dass Er die Welt in dreier-lei Hinsicht überführen wird - in Bezug auf Sünde, Gerech-tigkeit und Gericht: ”Und wenn derselbe kommt, wird er derWelt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerech-tigkeit und über das Gericht.” Im folgenden Vers erläutert Je-sus, welche besondere Sünde der Heilige Geist klar erkennenlassen wird: ”... die Sünde, dass sie nicht glauben an mich”.Die Grundsünde, durch die die Welt schuldig wird, ist Un-glaube. Er bildet die Grundlage aller anderen Sünden.

Hebräer 3 beschäftigt sich speziell mit der Sünde desUnglaubens. Wir werden vom Verfasser daran erinnert, dasseine ganze Generation des Volkes Gottes unter Mose zwarÄgypten verließ, aber niemals das verheißene Land betretenkonnte, sondern in der Wüste umkam. Im zwölften Vers wen-det der Schreiber des Briefes diese den Israeliten erteilte, tra-gische Lektion auf uns Christen an: ”Sehet zu, liebe Brüder,dass nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herzhabe, das da abfalle von dem lebendigen Gott.” Die meisten

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Christen neigen dazu, Unglauben als etwas Bedauerliches,aber verhältnismäßig Harmloses zu betrachten. Hier aber wirduns mitgeteilt, dass ein ungläubiges Herz ein böses Herz ist.Unglauben ist böse, weil er uns veranlasst, von Gott abzufal-len. Ebenso wie der Glaube ein persönliches Verhältnis zu Gottaufrichtet, so zerstört es der Unglaube. Glaube und Unglaubesind in ihren Wirkungen völlig gegensätzlich.

Der Verfasser fährt im nächsten Vers fort:”..., sondern ermahnet euch selbst alle Tage, so-

lange es ”heute” heißt, daß nicht jemand unter euchverstockt werde durch den Betrug der Sünde.”

Unglaube bewirkt, dass sich unser Herz gegen Gott ver-härtet und uns so dem Betrug der Sünde und Satans auslie-fert. Sehr dringlich wird hier vor der Gefahr des Unglaubensgewarnt. Der Verfasser bezieht sich auf ”heute”, d.h. auch aufunsere Zeit. Diese Warnung geht uns also heute nicht weni-ger an als die Israeliten, als sie unter der Führung Moses ausÄgypten zogen. Für uns sind die Auswirkungen desUnglaubens ebenso todbringend, wie das damals bei ihnender Fall war.

Schließlich fasst der Schreiber Israels Versagen noch ein-mal zusammen und weist auf dessen Ursache hin:

”Und über wen ward Gott entrüstet vierzig Jahrelang? War’s nicht über die, die da sündigten, derenLeiber in der Wüste verfielen? Welchen schwur er, daßsie nicht zu seiner Ruhe kommen sollten, wenn nichtden Ungehorsamen? Und wir sehen, daß sie nichthaben hineinkommen können um ihres Unglaubenswillen.” (Verse 17 - 19)

Man beachte hier die letzten Worte ”... um ihresUnglaubens willen”. Jene Israeliten hatten sich vieler Sündenschuldig gemacht - der Unzucht und Abgötterei, des Klagens,der Rebellion usw. Aber die besondere Sünde, die sie daran

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hinderte, ihr Erbe anzutreten, war Unglaube. Er ist die Quellealler anderen Sünden.

Dies kann logisch einsichtig gemacht werden, wenn manerst einmal verstanden hat, dass wahrer Glaube sich immerletztlich auf das Wesen Gottes gründet. Würden wir nämlichunser Vertrauen vollständig und ohne Vorbehalte auf dreiWesenszüge Gottes setzen - auf Seine Güte, Seine Weisheitund Seine Macht, - dann würden wir Ihm nie ungehorsamsein. Könnten wir in jeder Situation fest daran glauben, dassGott gut ist, dass Er nur das Beste will und dass Er die Machtbesitzt, es uns zu geben - dann würden wir niemals Grunddazu haben, ungehorsam zu sein. So geht jeder Ungehorsamgegen Gott, wenn man ihn auf seinen Ursprung zurückführt,letztlich aus Unglauben hervor.

Eigentlich sind daher nur zwei Haltungen Gott gegenübermöglich: Glaube, der uns mit Ihm vereint, oder Unglaube, deruns von Ihm trennt. Jede dieser Haltungen schließt die andereaus. In Hebräer 10, 38 und 39 führt der Verfasser noch einmalHabakuks Prophezeiung an und konfrontiert uns mit den bei-den Alternativen:

”MEIN GERECHTER ABER WIRD AUS GLAUBENLEBEN. WER ABER WEICHEN WIRD, AN DEM WIRDMEINE SEELE KEIN GEFALLEN HABEN.”(Hab 2, 3und 4)

Wir aber sind nicht von denen, die da weichenund verdammt werden, sondern von denen, die daglauben und die Seele erretten.”

Wenn wir uns diesem auf Glauben beruhenden Leben ver-schrieben haben, können wir es uns nicht mehr leisten, unswieder von ihm abzuwenden; denn ein Rückfall in Unglaubenführt nur zu Dunkelheit und Untergang. Wollen wir voran-schreiten, müssen wir so fortfahren, wie wir begonnen haben- im Glauben.

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ZusammenfassungDie Botschaft des Neuen Testaments von Errettung und

Gerechtigkeit basiert auf Habakuk 2, 4: ”Der Gerechte aberwird durch seinen Glauben leben.” Durch den Glauben anJesus Christus empfangen wir von Gott hier und jetzt neuesLeben - göttliches, ewiges, gerechtfertigtes Leben. Wendenwir danach unseren Glauben auf die verschiedenen Bereicheunseres Lebens an, werden sie durch dieses neue Leben vonGott durchdrungen und verwandelt.

Zunächst muss das Prinzip des Glaubens in den einfa-chen Dingen des praktischen Lebens angewandt werden.Paulus bezieht es in Römer 14 auf das Essen. Er setzt sich mitdem Fall zweier Gläubiger auseinander, die sich darüber strit-ten, was zu essen erlaubt sei. Dabei gelangt er zu dem Schluss,dass es nicht darauf ankommt, was wir zu uns nehmen, son-dern, ob wir es ”im Glauben essen”.

Hiermit ist folgendes gemeint: Erstens, wir empfangen un-sere Nahrung als Gabe von Gott. Zweitens, wir danken Gottdafür. Drittens, unsere Nahrung wird auf diese Weise ”gehei-ligt”. Viertens, wir setzen die Kraft, die wir durch sie empfan-gen, im Dienst für Gott und zu Seiner Verherrlichung ein. Aufdiese Weise verwandelt der Glaube die ganze gewöhnlicheTätigkeit des Essens in ein Sakrament.

Ein anderer praktischer Bereich, auf den wir unseren Glau-ben anwenden müssen, ist derjenige der finanziellen und ma-teriellen Versorgung. Durch Christus wird uns Gottes Gnadeim Überfluss zuteil, d.h. Er verspricht, uns nicht nur alles zugeben, was wir zum Leben nötig haben, sondern darüber hin-aus noch mehr, damit auch etwas für andere übrig bleibt.Überfluss ist jedoch nicht unbedingt von Geld oder materiel-len Besitztümern abhängig, sondern allein vom Glauben. EinMusterbeispiel für solchen Überfluss, der sich nicht auf Geldoder Besitztum stützt, wird uns durch Jesus selbst gegeben,

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und wir werden aufgefordert, Seinem Beispiel zu folgen. Zu-gleich werden wir nachdrücklich vor Faulheit, Unehrlichkeitund Verantwortungslosigkeit gewarnt. Damit das ganze VolkGottes an Seinem Überfluss teilhaben kann, dürfen wir unsnicht nur als Einzelwesen verstehen, sondern als Glieder einesLeibes. Gott lehrte Israel diese Wahrheit durch das Manna,mit dem Er Sein Volk in der Wüste speiste. Damit jeder einzelnegenug hatte, mussten sie alle untereinander das teilen, was siegesammelt hatten. So ist es auch mit dem Leib Christi. Wennunsere Haltung und unsere Beziehungen zueinander in Ord-nung sind, teilen wir untereinander, was wir haben, und da-durch ist dann für alle genug vorhanden; falsche Haltungenund Beziehungen andererseits können einige Bereiche desLeibes von der vollen Versorgung abschneiden.

Nachdem der Heilige Geist auf die ersten Christen in Jeru-salem ausgegossen worden war, zeigten sich die praktischenAuswirkungen ihres Glaubens in beiden von uns betrachte-ten Bereichen: in Bezug auf Essen und Geld. Ihre Mahlzeitenwurden zu Sakramenten, die von Lobpreis und Anbetung be-gleitet wurden. Sie stellten ihr Geld einander zu Verfügung, sodass unter ihnen niemand Mangel litt. Die Tatsache, dassGottes Gnade auf diese Weise in ihrem täglichen Leben Aus-druck fand, half ihnen dabei, ihre Mitmenschen für Jesus zugewinnen.

Gott bietet uns keine andere Basis an, auf der wir uns Ihmnähern können, als nur den Glauben. Es genügt auch nicht,lediglich an Seine Existenz zu glauben. Vielmehr müssen wirdaran glauben, dass Sein eigentliches Wesen Güte ist. Dasführt uns über bloße Theologie hinaus in ein direktes, vertrau-ensvolles Verhältnis zu Gott als einer Person. Dadurch werdenuns vollständige Versorgung und Sicherheit garantiert.

Sünde hat letztlich nur eine Quelle: Unglaube. Wenn wirunser Vertrauen ganz und unerschütterlich auf Gottes Güte,

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72 Leben aus Glauben

Aus Glauben Leben

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Weisheit und Macht setzten, hätten wir nie ein Motiv für Sün-de. Der Verfasser des Hebräerbriefes weist darauf hin, dass esUnglaube war, der damals das Volk Israel unter Mose um seinErbe brachte, und warnt uns als Christen vor dem gleichentödlichen Fehltritt. Letztlich gibt es nur zwei mögliche Haltun-gen Gott gegenüber: Glaube, der uns mit Ihm verbindet, oderUnglaube, der uns von Ihm trennt.