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Ausgabe Nov. 2010 Preis: EUR 1,00 pro Vita Die Zeitung für Gesundheit und Ernährung Probiotika sind die Renner im Be- reich des Functional Food. Millio- nen Menschen vertrauen auf diese Mikroorganismen für den Darm, die seit ihrer Entdeckung durch den Nobelpreisträger Ilja Metchnikoff einen Ruf wie Donnerhall genießen – als Möglichkeit, über die richtige Nahrung das Leben zu verlängern. Kein Wunder, dass die Umsätze mit probiotischen Lebensmitteln geradezu explodieren. Wurden sie erst im Jahr 1995 in den deutschen Markt eingeführt, betrug der Um- satz nach einem Jahr schon 75 und nach zwei Jahren 150 Millionen Euro. Bis zum Jahr 2004 kletterte der Umsatz auf 485 Millionen Euro, so die Gesellschaft für Konsumfor- schung aus Nürnberg. Eine eindrucksvolle Wachstums- story, die in unvermindertem Tempo weitergeht. Atemberaubende 3,7 Mil- liarden Euro weltweiten Umsatz er- reichte vergangenes Jahr der Lebens- mittelkonzern Danone – und zwar nur mit seinen beiden probiotischen Joghurts Activia und Actimel. Weltweit beliefen sich die Umsätze mit Probiotika im Jahr 2008 auf 11,3 Milliarden Euro, für das Jahr 2014 sind 23,1 Milliarden Euro prognostiziert. „Probiotisch“ ist in der Lebensmit- telbranche zu einem Schlüsselwort geworden, das zahlreiche Produkte verkaufen hilft. Immer mehr Ver- packungen und Werbebotschaften locken mit diesem Begriff und deu- ten damit einen gesundheitlichen Nutzen an. Ob viele Supermarkt-Produk- te ihn überhaupt leisten können, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn die tägliche Zufuhr muss 100 Millionen bis 1 Milliarde Mikro- organismen betragen, damit es im menschlichen Körper zu probioti- scher Wirkung kommt – ein Wert, den nur hochwertige Produkten ge- währleisten. Experten gehen davon aus, dass den Probiotika eine goldene Zu- kunft bevorsteht. Einerseits, weil üb- liche Probiotika so sicher sind, dass sogar die sehr strenge, weltweit re- nommierte amerikanische Food and Drug Administration (FDA) sie als besonders sicher einstuft. Anderer- seits weil immer mehr Wissenschaft- ler in ihren klinischen Beobachtun- gen vielversprechende Hinweise auf neue positive Effekte erkennen – und damit weitere interessante Ein- satzmöglichkeiten für Probiotika. Markt für Probiotika wächst und wächst Milliarden-Umsätze mit Mikroorganismen Innovation Probiotika – Prof. Dr. R. Clancy im Interview Mehr auf Seite 2 Probiotika: Was über die Wirkung entscheidet Seite 3 Säure-Basen-Haushalt: Wichtig an Festtagen Seite 3 Nahrungsergänzung immer mehr im Trend Seite 4 S ie stecken in Joghurt, Baby- nahrung oder Functional Food: Probiotika gelten als Kraftpakete für ein vitales Leben und liegen voll im Trend. Zahlrei- che Wissenschaftler und Experten haben sich dabei besonders einer Frage verschrieben: Was können Probiotika für unsere Gesundheit leisten? Allein innerhalb eines Jah- res gab es weltweit mehr als 750 Studien zu Probiotika und ihren Einfluss auf den Menschen. Schon der Begriff Probiotika gibt An- haltspunkte, worum es geht: Das Wort kommt aus dem Griechischen, setzt sich aus den Bestandteilen „pro“ (= für) sowie „bios“ (= Leben) zusam- men. Probiotika sind für unser Leben. Probiotika übernehmen im Kör- per wichtige Aufgaben. Die Arbeits- gruppe „Probiotische Mikroorganis- menkulturen in Lebensmitteln“ am Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz beschreibt Pro- biotika so: Es „sind definierte Mik- roorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive ge- sundheitliche Wirkungen erzielen.“ Der Darm ist 200 Mal größer als die Oberfläche der Haut und damit eins der größten Organe des Menschen. Die Darmwand beherbergt 100.000 Mal mehr Bakterien als es Menschen auf der Erde gibt. Diese Bakterien lassen sich in 400 Stämme einteilen. Dabei unterscheidet man zwischen guten, nämlich den probiotischen, und anderen Bakterien. Das natür- liche Gleichgewicht dieser Bakterien hat großen Einfluss auf unser Wohl- befinden. Exzessive Hygiene in der Kind- heit kann zu einem Ungleichgewicht dieser Bakterien führen – genauso wie im späteren Leben ein hektischer Lebensstil, Stress, Rauchen und Al- kohol. Durch solche Einflüsse kann es zu Belastungen für die Darmflora und den Körper kommen. Probioti- sche Bakterien helfen, das Gleichge- wicht der Darmflora wiederherzu- stellen. Norwegische Forscher der Uni- versity of Science and Technology in Trondheim haben sogar nach- gewiesen: Kindern im Alter von zwei Jahren kann man an der Haut ansehen, ob ihre Mütter während der Schwangerschaft regelmäßig be- stimmte Probiotika eingenommen haben. Ihre Haut neigte weniger zu Trockenheit, Rissigkeit und Rötun- gen als bei der Vergleichsgruppe (Dotterud/2010). Voraussetzung für jegliche Wir- kung ist allerdings, dass genügend Mikroorganismen lebend im Darm ankommen. Die Verbraucherschutz- Arbeitsgruppe beziffert die dafür erforderliche Anzahl auf 100 Mil- lionen bis 1 Milliarde pro Tag – ein Wert, den nur hochwertige Produkte erreichen. Es reicht allerdings nicht aus, lediglich einmal Probiotika in den Darm zu schleusen. Die Verbrau- cherschutz-Arbeitsgruppe empfiehlt, Probiotika regelmäßig zu sich zu nehmen. Probiotika, die Kraft für ein vitales Leben Sie sind eine der jüngsten Lebensmittel-Innovationen und liegen voll im Trend: Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die im Darm wirken und dabei dem ganzen Körper helfen. Professor Dr. Robert Clancy von der Universität Newcastle in Australien gilt weltweit als einer der herausra- genden Experten für Probiotika. Seit 1972 erforscht er die mit den Schleim- häuten von Organen verbundene Be- deutung für die Gesundheit. Er war Mitglied einer Gruppe von Wissen- schaftlern, die als erste das allgemeine System der Schleimhäute in ihrer Funktion für einen vitalen Körper beschrieb. Prof. Dr. Clancy ist Mit- glied zahlreicher Experten-Kommis- sionen. Lesen Sie das Interview auf Seite 2! Weitere Berichte Nobelpreisträger erfand Probiotika in Paris …2 Statistik des Übergewichts …3 Umwelteinflüsse belasten immer mehr die Haut …4 Neuer Skandal bei der EFSA-Behörde …4 Liebe Leser, herzlich willkommen bei ProVita, Ihrer Zeitung rund um die Themen Gesundheit und Ernährung. Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es sinnvolle Innovationen gibt, die zu Trends werden, auf die immer mehr Anbieter mit immer mehr Pro- dukten aufspringen? So ist es auch bei Probiotika. Aber nicht überall, wo Probiotika drauf steht, stecken genügend Mikroorganismen drin, damit es überhaupt zu probiotischen Wirkungen im Organismus kom- men kann. In dieser Ausgabe finden Sie alles über Probiotika. Wir erklä- ren zum Beispiel, wie Produkte be- schaffen sein müssen, damit Ihr Kör- per profitieren kann. Sie erfahren auch, welche Rolle der Säure-Basen-Haushalt für Ihren Körper spielt – und wie Sie ihn in der genussreichen Vorweihnachtszeit unterstützen können. Ihr ProVita-Redaktionsteam Interview-Thema: Wie Probiotika den Körper stimulieren Umsatz in Mrd. €

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Ausgabe Nov. 2010 Preis: EUR 1,00

proVitaDie Zeitung für Gesundheit und Ernährung

Probiotika sind die Renner im Be-reich des Functional Food. Millio-nen Menschen vertrauen auf diese Mikroorganismen für den Darm, die seit ihrer Entdeckung durch den Nobelpreisträger Ilja Metchnikoff einen Ruf wie Donnerhall genießen – als Möglichkeit, über die richtige Nahrung das Leben zu verlängern.

Kein Wunder, dass die Umsätze mit probiotischen Lebensmitteln geradezu explodieren. Wurden sie erst im Jahr 1995 in den deutschen Markt eingeführt, betrug der Um-satz nach einem Jahr schon 75 und nach zwei Jahren 150 Millionen

Euro. Bis zum Jahr 2004 kletterte der Umsatz auf 485 Millionen Euro, so die Gesellschaft für Konsumfor-schung aus Nürnberg.

Eine eindrucksvolle Wachstums-story, die in unvermindertem Tempo weitergeht. Atemberaubende 3,7 Mil-liarden Euro weltweiten Umsatz er-reichte vergangenes Jahr der Lebens-mittelkonzern Danone – und zwar nur mit seinen beiden probiotischen Joghurts Activia und Actimel.

Weltweit beliefen sich die Umsätze mit Probiotika im Jahr 2008 auf 11,3 Milliarden Euro, für das Jahr 2014 sind 23,1 Milliarden Euro prognostiziert.

„Probiotisch“ ist in der Lebensmit-telbranche zu einem Schlüsselwort geworden, das zahlreiche Produkte verkaufen hilft. Immer mehr Ver-packungen und Werbebotschaften locken mit diesem Begriff und deu-ten damit einen gesundheitlichen Nutzen an.

Ob viele Supermarkt-Produk-te ihn überhaupt leisten können, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn die tägliche Zufuhr muss 100 Millionen bis 1 Milliarde Mikro-organismen betragen, damit es im menschlichen Körper zu probioti-scher Wirkung kommt – ein Wert,

den nur hochwertige Produkten ge-währleisten.

Experten gehen davon aus, dass den Probiotika eine goldene Zu-kunft bevorsteht. Einerseits, weil üb-liche Probiotika so sicher sind, dass sogar die sehr strenge, weltweit re-nommierte amerikanische Food and Drug Administration (FDA) sie als besonders sicher einstuft. Anderer-seits weil immer mehr Wissenschaft-ler in ihren klinischen Beobachtun-gen vielversprechende Hinweise auf neue positive Effekte erkennen – und damit weitere interessante Ein-satzmöglichkeiten für Probiotika.

Markt für Probiotika wächst und wächst

Milliarden-Umsätzemit Mikroorganismen

Innovation Probiotika – Prof. Dr. R. Clancy im Interview

Mehr auf Seite 2

Probiotika: Was über die Wirkung entscheidet

Seite 3

Säure-Basen-Haushalt: Wichtig an Festtagen

Seite 3

Nahrungsergänzung immer mehr im Trend

Seite 4

Sie stecken in Joghurt, Baby-nahrung oder Functional Food: Probiotika gelten als

Kraftpakete für ein vitales Leben und liegen voll im Trend. Zahlrei-che Wissenschaftler und Experten haben sich dabei besonders einer Frage verschrieben: Was können Probiotika für unsere Gesundheit leisten? Allein innerhalb eines Jah-res gab es weltweit mehr als 750 Studien zu Probiotika und ihren Einfluss auf den Menschen.

Schon der Begriff Probiotika gibt An-haltspunkte, worum es geht: Das Wort kommt aus dem Griechischen, setzt sich aus den Bestandteilen „pro“ (= für) sowie „bios“ (= Leben) zusam-men. Probiotika sind für unser Leben.

Probiotika übernehmen im Kör-per wichtige Aufgaben. Die Arbeits-gruppe „Probiotische Mikroorganis-menkulturen in Lebensmitteln“ am Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz beschreibt Pro-biotika so: Es „sind definierte Mik-roorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und hierbei positive ge-sundheitliche Wirkungen erzielen.“

Der Darm ist 200 Mal größer als die Oberfläche der Haut und damit eins der größten Organe des Menschen. Die Darmwand beherbergt 100.000 Mal mehr Bakterien als es Menschen auf der Erde gibt. Diese Bakterien lassen sich in 400 Stämme einteilen. Dabei unterscheidet man zwischen guten, nämlich den probiotischen, und anderen Bakterien. Das natür-

liche Gleichgewicht dieser Bakterien hat großen Einfluss auf unser Wohl-befinden.

Exzessive Hygiene in der Kind-heit kann zu einem Ungleichgewicht dieser Bakterien führen – genauso wie im späteren Leben ein hektischer Lebensstil, Stress, Rauchen und Al-kohol. Durch solche Einflüsse kann es zu Belastungen für die Darmflora

und den Körper kommen. Probioti-sche Bakterien helfen, das Gleichge-wicht der Darmflora wiederherzu-stellen.

Norwegische Forscher der Uni-versity of Science and Technology in Trondheim haben sogar nach-gewiesen: Kindern im Alter von zwei Jahren kann man an der Haut ansehen, ob ihre Mütter während der Schwangerschaft regelmäßig be-stimmte Probiotika eingenommen haben. Ihre Haut neigte weniger zu Trockenheit, Rissigkeit und Rötun-gen als bei der Vergleichsgruppe (Dotterud/2010).

Voraussetzung für jegliche Wir-kung ist allerdings, dass genügend Mikroorganismen lebend im Darm ankommen. Die Verbraucherschutz-Arbeitsgruppe beziffert die dafür erforderliche Anzahl auf 100 Mil-lionen bis 1 Milliarde pro Tag – ein Wert, den nur hochwertige Produkte erreichen.

Es reicht allerdings nicht aus, lediglich einmal Probiotika in den Darm zu schleusen. Die Verbrau-cherschutz-Arbeitsgruppe empfiehlt, Probiotika regelmäßig zu sich zu nehmen.

Probiotika, die Kraftfür ein vitales LebenSie sind eine der jüngsten Lebensmittel-Innovationen und liegen voll im Trend: Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die im Darm wirken und dabei dem ganzen Körper helfen.

Professor Dr. Robert Clancy von der Universität Newcastle in Australien gilt weltweit als einer der herausra-genden Experten für Probiotika. Seit 1972 erforscht er die mit den Schleim-häuten von Organen verbundene Be-deutung für die Gesundheit. Er war Mitglied einer Gruppe von Wissen-schaftlern, die als erste das allgemeine System der Schleimhäute in ihrer Funktion für einen vitalen Körper beschrieb. Prof. Dr. Clancy ist Mit-glied zahlreicher Experten-Kommis-sionen. Lesen Sie das Interview auf Seite 2!

Weitere Berichte Nobelpreisträger erfand Probiotika in Paris …2

Statistik des Übergewichts …3

Umwelteinflüsse belasten immer mehr die Haut …4

Neuer Skandal bei der EFSA-Behörde …4

Liebe Leser,herzlich willkommen bei ProVita, Ihrer Zeitung rund um die Themen Gesundheit und Ernährung.

Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass es sinnvolle Innovationen gibt, die zu Trends werden, auf die immer mehr Anbieter mit immer mehr Pro-dukten aufspringen? So ist es auch bei Probiotika. Aber nicht überall, wo Probiotika drauf steht, stecken genügend Mikroorganismen drin, damit es überhaupt zu probiotischen Wirkungen im Organismus kom-men kann. In dieser Ausgabe finden Sie alles über Probiotika. Wir erklä-ren zum Beispiel, wie Produkte be-schaffen sein müssen, damit Ihr Kör-per profitieren kann.

Sie erfahren auch, welche Rolle der Säure-Basen-Haushalt für Ihren Körper spielt – und wie Sie ihn in der genussreichen Vorweihnachtszeit unterstützen können.

Ihr ProVita-Redaktionsteam

Interview-Thema:

Wie Probiotika den Körper stimulieren

Umsatz in Mrd. €

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2 proVita

ProVita-Interview mit Prof. Dr. Robert Clancy. Der Spitzen-Forscher von der Universität Newcastle in Australien ist sich sicher: Mit Probiotika bricht eine neue Ära in der Ernährung an.

Pro-Vita:

Prof. Dr. Clancy, Sie sind weltweit einer der Top-Wissen- schaftler für Probiotika. Wann sind Sie auf Probiotika aufmerksam geworden - und welche Aspekte fanden Sie be-sonders interessant?

Prof. Clancy: Ich beschäftige mich sicher schon seit 20 bis 30 Jah-ren mit Probiotika. Von besonderem Interesse war für mich die Erkennt-nis, dass Bakterien im Darm eine wichtige Sache sind und zu verschie-denen unvorteilhaften Situationen im Körper führen können, wenn das Verhältnis von guten und anderen Bakterien aus dem Gleichgewicht gerät. Ich fand es eine gute Idee, mit Probiotika dieses Gleichgewicht wieder zu normalisieren und sogar zu verbessern.

Bakterien im Darm steuern Schutzmechanismen. Wenn diese Mechanismen anfangen zu versa-gen, können sorgfältig ausgesuchte

Probiotika den Fehler aus-gleichen und den Schutz

verbessern. Warum haben Sie

sich dafür entschie-den, über Probiotika

zu forschen?Ganz einfach. Ei-

nerseits habe ich gesehen, dass Pro-biotika von heraus-ragendem Wert für die Gesundheit des Menschen sind.

Andererseits habe ich aber kei-

ne wichtigen Studien zu Pro b i o t i k a

gesehen. Die meisten Studien waren oberflächlich

und wurden dem her-ausragenden Wert der Probiotika nicht gerecht.

Diese Lücke galt es zu schließen, um die Wirkungsme-

chanismen von probiotischen Bak-terien gründlich zu erforschen und offenzulegen.

Gab es eine besondere Herausfor-derung in Ihren Studien über Probi-otika?

Es handelte sich um eine sehr große Herausforderung - nämlich, das Denken der Menschen über die Ernährung zu ändern. Dieses Den-ken drehte sich um das Modell der industriellen Nahrung. Die Heraus-

forderung bestand darin, eine an-dere Nahrung für die Menschen zu entwickeln: Eine Nahrung, die auf wissenschaftlicher Forschung basiert und ihnen über Geschmack und Nährwert hinaus auch mehr Wohl-befinden und Vitalität bietet. Jetzt gibt es diese Nahrung - und Probi-otika sind ihr wohl interessantester und viel versprechendster Bereich, der zugleich über phantastische Zu-kunftperspektiven verfügt.

Wenn Sie jetzt zurückschauen, Prof. Dr. Clancy: Welches sind die Hauptfortschritte, die Sie mit Ihren Studien erreicht haben?

Ich denke, dass es drei Hauptbe-reiche von Fortschritten gibt, die ich erzielt habe:

1. Die Idee von Schutzbioti-ka mit Wirkungsmechanismen zu etablieren und sie bei Probiotika gleichzeitig weg von der unregu-lierten Nahrungsmittelindustrie hin zu einem Vitalmodell mit sorgfältig ausgewählten und stabilen Probioti-kastämmen zu entwickeln.

2. Mechanismen zu identifizie-ren, die Stress-bedingten Problemen zugrunde liegen und das Leistungs-vermögen beeinträchtigen, was bei vielen Menschen in vielen Bereichen vorkommt – wobei Athleten solche Unregelmäßigkeiten durch Probio-tika wieder wettmachen konnten.

3. Ein System von Mechanismen zu schaffen, das nicht nur anderer Leute Beobachtungen erklärt, son-

dern Gesundheitsbereiche aufzeigt, in denen Probiotika wahrscheinlich von Nutzen sind.

Gehen Sie davon aus, dass Pro-biotika in Zukunft noch wichtiger werden? Um welche Aspekte geht es dabei?

Ganz ohne Zweifel ist mit den Probiotika eine neue Ära angebro-chen. Eine Ära, in der sich so man-che körperliche Probleme mit pro-biotischer Nahrung vermeiden oder auf neuartige Art lösen lassen. Wobei man deutlich unterscheiden muss zwischen effektiven Produkten und anderen, weniger effektiven Pro-dukten wie Joghurts – wobei letztere eine unzuverlässige Art darstellen, eine wirksame Dosis von Probiotika zu verabreichen. In ganz Europa gibt es nur etwa ein bis zwei Unterneh-men, die sehr gute Probiotika von hoher Stabilität anbieten.

Sie haben Probiotika der aust-ralischen Nationalmannschaft im Schwimmen empfohlen – hat die Mannschaft davon profitiert?

Selbstverständlich. Früher kam es häufiger vor, dass Athleten ausge-rechnet bei wichtigen Wettkämpfen nicht fit waren. Der Stress der Vor-bereitung hatte sie geschwächt und anfällig gemacht. Sie waren zu er-schöpft für Top-Leistungen. Probi-

otika helfen den Schwimmern, kri-tische Situationen wie die intensive Vorbereitung besser zu überstehen. Sie werden widerstandsfähiger ge-gen psychischen und körperlichen Stress, was sich sehr positiv auswirkt. Die Athleten können dadurch viel besser auf den Tag genau ihre Spit-zen-Leistung erbringen. Wir konn-ten also beweisen, dass Probiotika das zugrunde liegende Problem lö-sen und den Athleten Schutz bieten.

In welchen anderen Fällen emp-fehlen Sie Probiotika?

Es gibt eine ganze Reihe von Si-tuationen, in denen die Einnahme von Probiotika sinnvoll ist. Wäh-rend der Schwangerschaft zum Bei-spiel. Wenn Schwangere ausreichend Probiotika mit bestimmten Bakteri-enstämmen zu sich nehmen, wirkt sich dies positiv auf aus.

Eine Studie in Italien hat gezeigt, dass Darmbakterien bei älteren Menschen nach und nach ihre nütz-liche Wirkung für den Erhalt einer gesunden Körperfunktion verlie-ren, so dass die Darmflora aus dem Gleichgewicht geraten kann – was zu einigen Risiken führen kann. Pro-biotika helfen, diesen Mangel aus-zugleichen oder können den Wir-kungsverlust sogar umkehren.

Generell sind Probiotika eine gute Sache, besonders für Menschen, die Stress ausgesetzt sind. Ob dieser Stress im Sport, im Job oder in der Familie besteht - Probiotika reduzie-ren Probleme, die aus Stress resultie-ren.

Prof. Clancy, wir danken Ihnen…Moment, eine Sache ist mir noch

wichtig. Nämlich, dass Probiotika einen sehr wichtigen Platz im eigen-verantwortlichen Management für das Wohlbefinden einnehmen. Ärz-te sind nicht besonders gut bei der Prävention. Sie werden meist auf-gesucht, wenn bereits Probleme be-stehen. Mit Probiotika hat jeder die Möglichkeit, selbst für seine Wohl-befinden zu sorgen.

Seine Auszeichnungen und Berufun-gen in hochrangige Experten-Kom-missionen kommen nicht von unge-fähr: Prof. Dr. Robert Clancy (68) hat mit seiner einzigartigen Expertise eine immense Anzahl wissenschaftli-cher Veröffentlichungen vorzuweisen. Insgesamt 266 Publikationen sind in den 40 Jahren seines Schaffens ent-standen – ein gewaltiger Wissens-schatz, von dem die Forschung auf der ganzen Welt profitiert. Zu seinem

Arbeiten gehörte das Thema „Pro-biotika unter dem regulatorischen Mikroskop“. Darin stellt Clancy u.a. fest, dass Probiotika zusehends für spezielle und gezielte Behandlun-gen in Frage kommen. Für seine wissenschaftlichen Arbeiten hat Prof. Dr. Clancy auch untersucht, wie der Körper von Elite-Schwim-mern auf Stress reagiert und Mass-nahmen entwickelt, die ihnen zu besserer Fitness verhelfen.

Zur Person

Prof. Dr. Robert Clancy, ein Vorkämpfer für Probiotika

Sind Probiotika die wichtigste Innovation für unsere Gesundheit?

Nobelpreisträger erfand Probiotika am Institut Pasteur

Probiotika liegen voll im Trend. Zwar kamen sie in Deutschland erst 1995 auf

den Markt – aber ihre Geschichte ist schon mehr als 100 Jahre alt. Es ist zugleich die Geschichte zweier be-rühmter Forscher.

Der Franzose Louis Pasteur (1822 – 1895) fand als erster Wissenschaft-ler heraus, dass die Säuerung von

Milch durch Bakterien verursacht wird. Das Pasteurisieren von Sub-stanzen, bei dem durch kurzes Er-hitzen Mikroorganismen abgetötet werden, ist seine Erfindung.

An seinem Institut in Paris wurde auch das Prinzip der Probiotika ent-deckt – aber nicht von ihm, sondern von einem Russen: Nobelpreisträger Elie Metchnikoff vermutete, dass der

Verzehr von Bakterien aus gesäuer-ten Milchprodukten einen positiven Effekt auf die Darmflora hat. Zu-gleich fiel ihm auf, dass kaukasische Bauern und Hirten besonders alt werden - ihre Ernährung bestand zu einem großen Teil aus Sauermilch-produkten.

Seine Schlussfolgerung war klar: Bakterien aus Sauermilchproduk-

ten wirken positiv und können zu einem längeren Leben führen. Diese Erkenntnis gilt als die Geburtsstun-de der Probiotika.

Es sollte jedoch noch einige Jah-re dauern, ehe das erste Produkt mit Zusatz von guten Bakterien einge-führt werden konnte. 1930 gelang es dem japanischen Wissenschaftler Dr. Minoru Shirota ein Bakterium

zu isolieren, das gesundheitsför-dernd wirkte: Lactobacillus casei. 1935 brachte Shirota schließlich das erste probiotische Lebensmittel auf den Markt, es bekam den Namen Yakult.

Die Geschichte der Probiotika nahm ihren Lauf. Eine Erfolgsge-schichte, die längst noch nicht zu Ende ist …

Probleme lassen sich vermeiden

Mangel wird aus geglichen

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proVitaAusgabe 3/2010 3

Immer mehr Deutsche haben ÜbergewichtDie Deutschen werden immer dicker. Das hat das

Statistische Bundesamt ermittelt. 51 Prozent der er-wachsenen Bevölkerung sind übergewichtig. Hatten im Jahr 1999 noch 56 Prozent aller Männer und 40 Prozent aller Frauen Übergewicht, so waren es 2009 schon 60 Prozent der Männer und 43 Pro-zent der Frauen. Den amtlichen Angaben zufolge

haben 16 Prozent Männer und 14 Prozent Frauen so-gar starkes Übergewicht. Auffällig: Mit 69 Prozent sind

verheiratete Männer stärker von Übergewicht betroffen als ledige (43 Prozent),

ähnliches gilt für Frauen (46/25 Prozent).

Übergewicht ist bereits bei jungen Erwachse-

nen weit verbreitet. Bei den 20- bis 24-Jährigen waren 29 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen übergewich-tig. Mit zunehmendem Alter steigt Übergewicht nochmals deutlich an

und erreicht bei den 70- bis 74-Jährigen seine Spit-zenwerte (Männer: 74 Pro-zent, Frauen: 63 Prozent).

Übrigens: in allen Alters-gruppen waren Männer häu-figer übergewichtig als Frau-en.

Übergewicht wird nach dem so genannten Body-Mass-In-

dex bestimmt. Er wird errech-net, indem man das Körperge-

wicht (in Kilogramm) durch das Quadrat der Körpergröße (in Me-

tern) teilt. Bei einem Body-Mass-Index ab 25 stuft die Weltgesundheitsorganisation Erwachsene als übergewichtig und ab 30 als stark übergewichtig ein. So gilt beispielswei-se ein 1,80 Meter großer Erwachsener ab 81 Kilogramm als übergewichtig und ab 97 Kilogramm als stark übergewichtig.

Abnehmen hilft den BlutgefäßenÜbergewicht stört natürliche Reparaturvorgänge in den Blutgefäßen des Herz-Kreislauf-Systems. Eine Gewichtsabnahme kann dies wieder rückgängig machen. Dies ist das Fazit einer Studie, die Forscher vom Herz-Zentrum der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführt haben. Im Mittelpunkt der Studie standen so genannte Endothel-Vorläuferzellen, die man aus dem Blut von 49 übergewichtigen Testpersonen isoliert und verglichen hatte. Bei den Teilnehmern, denen binnen sechs Monaten eine Gewichtsabnah-me um mind. 10 Prozent gelang, verbesserten sich die Funktionen der Zellen wieder. Sie helfen bei der Neubildung von Blutgefäßen, beispiels-weise wenn der Herzmuskel mangelhaft durchblutet ist oder Schädigun-

gen an der Gefäßwand vorliegen.

So kommen Sie beim Feiern nicht aus dem GleichgewichtSchon bald stehen zahlreiche Festtage mit deftigen Braten an. So gut Schlemmerei und Genuss für unsere Seele sind – für den Körper und seinen Säure-Basen-Haushalt können sie zur Belastung werden. Sie haben es in der Hand, etwas dagegen zu tun …

Die kalte Jahreszeit hat be-gonnen, wir stellen unsere Gewohnheiten um – auch

unsere Ernährung. Unser Essen wird schwerer. Auf den Märkten gibt es jetzt Kohl, der auf dem Teller gern mit schweren Saucen angerichtet wird. Und schon bald erwarten uns zahlreiche Festtage: Martinstag, Ad-vent, Nikolaus, Weihnachtsfeiern mit Kollegen, Sportfreunden und natürlich der Familie.

Was unserer Seele und den Fami-lienbanden gut tut, ist unbestreitbar eine Belastung für den Körper, z.B. unseren Säure-Basen-Haushalt. Fon-due, Gans, Rinderbraten - das Ganze schön abgerundet mit Stollen, Kaf-fee und Schnäpschen am Abend. So kommen jede Menge Säurebildner in unser System. Aber ist das schon ein Problem?

Nicht unbedingt. In unserem Säure-Basen-System gibt es zwei Pole: Säuren auf der einen und Basen auf der anderen Seite. Und wie beim Wetter sind weder Sonne noch Re-gen an sich schädlich. Zu viel Sonne allerdings lässt den Boden vertrock-nen, genauso wie zu viel Regen ihn fortspült.

Auf ein ausgewogenes Verhältnis kommt es an. So ist es auch im Säure-Basen-Haushalt. Klar, während der Festtage sind viele Menschen über-säuert – was aber noch kein Drama ist. Problematisch wird es jedoch, wenn Fleisch, Kaffee, Zucker und Alkohol zu einem Lebensstil werden. Und wenn diese Ernährung keinen Ausgleich mehr durch genauso regel-mäßigen Verzehr von Gemüse, Salat und Obst findet. Dann wird aus ‚mal übersäuert‘ ein Zustand dauerhafter Übersäuerung – was unseren Körper stresst.

Je länger dieser Stress anhält, desto belastender ist er für den Körper und seine Systeme. Ist es ein Dauerzustand, kann es sogar zu sehr unangenehmen Folgen kom-men.

Was ist die Aufgabe des Säure-Ba-sen-Systems? Jedes Nahrungsmittel und jedes Getränk bringt entweder basisches oder saures Potenzial in unseren Körper. Es gibt bestimmte Organsysteme - insbesondere unser Blut -, in denen ganz konstant ein leicht basisches Milieu herrschen muss, egal was wir essen. Kleinste Abweichungen können da schon be-drohlich werden.

Essen wir sehr viel so genannte Säurebildner, hat der Körper einen schweren Job. Er muss die im Über-maß anfallende Säure ausglei-chen. Über- s c h ü s s i g e Säuren müssen s tändig ausgeschieden wer- d e n . Wenn das nicht mehr ge -lingt, werden saure Endprodukte im Gewebe quasi zwi-schengelagert.

Über die Zeit entstehen im Körper richtige „saure End-lager“. In dieser verän-derten Umgebung ändern sich dann Transportwege, Membranen verdicken sich, Eiweiße werden schneller abgebaut usw. Die Grund-funktionen des Lebens – Versorgung und Ent-sorgung - leiden und der Körper verschlackt.

Wir kennen das von Weihnachten. Nach ei-nigen Tagen der Völlerei ist man träge und ener-gielos, die Gelenke melden sich und manch anderes körperliches Problem taucht verstärkt wieder auf.

Es geht nicht darum, Putenbraten & Co. generell zu verteufeln - son-dern um einen achtsamen Umgang mit unserem Körper und seinen Gleichgewichtssystemen. Basische Mineralien helfen dem Körper, im Gleichgewicht zu bleiben.

Wer weiß, dass seine Ernährung auch jenseits der Festtage eher von

tierischen Produkten geprägt ist und mit Obst und Gemüse noch Berüh-rungsängste hat, tut gut daran, regelmäßig für Ausgleich im Säure-Basen-Haushalt zu sorgen. Am besten mit Produkten, die ver-schiedene Mineralien (Kalzium, Magnesi-um usw.) und Spu-renelemente (Chrom, Kupfer, Silizium usw.) enthalten. Denn auch hier gilt: Je vielfältiger, desto ausgeglichener.

Genießen sie die kom-menden Festtage und blei-ben sie im Gleichge-wicht!

Was über die Wirkung von Probiotika entscheidetWissenschaftler sind begeistert

von Probiotika, trauen ih-nen eine große Zukunft zu. Hunder-te von Forschern sind dabei, in Stu-dien für unterschiedlichste Bereiche positive Wirkungen von probio-tischen Bakterien nachzuweisen.

Die Experten sind sich allerdings auch einig, dass dafür zwei Vorausset-

zungen von zentraler Bedeutung sind.Erstens: Es kommt auf die richtigen

Bakterienstämme an. Zu den bekann-testen zählen die Milchsäurebakterien Lactobacillus casei und Bifidobakteri-en. Sie haben den Vorteil, besonders widerstandsfähig zu sein und dienen dem ganzen Körper. Lactobacillus casei verringert zudem die Aktivität von En-

zymen, die Nahrungsreste im Darm zu unerwünschten Substanzen umwan-deln.

Zweitens: Die Anzahl der Bakterien muss stimmen. Es sollte gewährleistet sein, dass ein probiotisches Produkt pro Tag etwa mindestens 100 Millionen, besser aber 1 Milliarde Mikroorganis-men in den Darm schleust – und zwar

Um dies zu verhindern, sollten Pro-dukte über ein Qualitätsmerkmal verfügen: Nämlich einen Schutz, der die Mikroorganismen vor Schäden bewahrt. Er erhöht sprunghaft die Wahrscheinlichkeit, dass die Bakteri-en die Magen-Passage überleben – so dass Sie im Darm ihre ganze Kraft entfalten können.

lebend. Sonst gibt es keine probiotische Wirkung.

Wie aber sollen die Bakterien un-beschadet in den Darm gelangen? Auf dem Weg dahin lauern Hindernisse: Magen und Gallenblase mit ihren ag-gressiven Säuren schädigen normaler-weise einen großen Teil der probioti-schen Bakterien.

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Ausgabe 3/2010

proVita4

Es ist einer der Mega-Trends in unserer gesundheitsbe-wussten Gesellschaft: Immer

mehr Menschen nehmen Nahrungs-ergänzungsmittel, um sich optimal zu ernähren und unterstützen damit eigenverantwortlich ihre Gesund-heitsvorsorge. Allein in Deutschland sind es bereits 35,9 Millionen (Quel-le: TdW Intermedia 05/06).

Können sich so viele Menschen irren? All diese Verbraucher ver-trauen nicht ohne Grund auf Nah-rungsergänzungsmittel. Die eigene Erfahrung dürfte sie überzeugt ha-ben, dass Nahrungsergänzung ihnen zu mehr Wohlbefinden, Fitness und Leistungsbereitschaft verhilft. Ande-renfalls würden sie wohl kaum re-gelmäßig Geld für Nahrungsergän-zung ausgeben.

Aber Erfolg schafft Neider. An-dere Branchen fürchten um ihre Milliarden-Gewinne, versuchen über Lobby-Verbände und Organi-sationen ihren Einfluss gegen Nah-rungsergänzungsmittel geltend zu machen.

Und so melden sich auch immer wieder Experten zu Wort, die dem Verbraucher seine Fähigkeit absprechen, sich selbst ein Urteil über Nahrungser-gänzung zu bilden. Ihr Grundtenor: Nahrungsergänzungsmittel seien überflüssig. Ausgewogene Ernährung liefere alle Nährstoffe, die der Körper brauche. Obst und Gemüse seien oh-nehin die beste Nahrungsergänzung.

Dies ist grundsätzlich richtig. Einziges Problem: Wir ernähren uns

nicht nur insgesamt zu unausgewo-gen, sondern essen auch zu wenig Obst und Gemüse. 86 Prozent aller Verbraucher können oder wollen nicht die empfohlene Menge von fünf Mal Obst oder Gemüse pro Tag zu sich nehmen. Das wurde vom ös-terreichischen Meinungsforschungs-institut OGM ermittelt - und g i l t

über Österreich hinaus sicher auch in ähnlicher Weise für andere Länder.

Eine Tatsache, die nicht immer, aber immer öfter auch auf höherer Ebene berücksichtigt wird. Immer-hin stellen sogar das europäische Par-lament und der Rat fest, dass es sich

bei einer geeigneten, abwechslungs-reichen Ernährung um einen Idealfall handele, der nicht auf alle Nährstoffe und nicht auf alle Bevölkerungsgrup-pen zutreffe. (s. Richtlinie 2002/46/EG).

Der hoch angesehene World Cancer Research Fund (WCRF), die sich weltweit mit der Vorsorge

u.a. durch gesun-de Ernährung

b e f a s s t , spr i cht

sogar

davon, dass Nahrungsergänzungs-mittel in bestimmten Situationen notwendig sein könnten. Beson-ders Schwangere, Stillende, Ältere und Menschen mit nachgewiesenem Nährstoffmangel könnten von Nah-rungsergänzungsmitteln profitieren.

In den USA zeigt sich beson-ders deutlich, wie viel Vertrauen in Nahrungsergänzung steckt. Norma-lerweise steigt dort der Umsatz mit Nahrungsergänzungsmitteln Jahr für Jahr um vier Prozent. Vergan-genes Jahr in der Krise betrug der erwartete Anstieg aber sogar acht Prozent.

Die „New York Times“ erklärte im Gespräch mit der renommierten Harvard School of Public Health, warum das so ist: „Die Menschen nehmen ihre Gesundheit selbst in

die Hand, wollen da-mit vielleicht Arztrech-nungen vermeiden.“ Die tägliche Dosis mit Multivitaminen sei eine günstige Versicherung.

Wer vielfältige Vitamine, Aloe Vera-

Pflanzenextrakte oder Mineralien wie Calcium und Magnesium zu sich nimmt, soll-te dabei allerdings eins beachten.

Nahrungsergänzung ist nicht gleich Nahrungsergänzung und lässt sich nicht über einen Kamm scheren.

Es gibt enorme Qualitäts-unterschiede, die vor

allem auf die Her-stellung, die Zu-sammensetzung

und die Balance der einzelnen Stoffe

zurückzuführen sind. Verbraucher sollten sich unbedingt – gern auch vom Arzt - beraten las-sen, welche Nahrungsergänzung für sie die absolut richtige ist, um eine optimale physiologische Wirkung für ihr persönliches Wohlbefinden zu erreichen.

Health Claims

Neuer Skandal beider EFSA-BehördeSchon wieder steht die Europäi-sche Behörde für Lebensmittelsi-cherheit (EFSA) im Mittelpunkt eines Skandals. Es geht um ein Mitglied des Verwaltungsrats. Der Verdacht: Hat sich Diana Banati den Interessen von Gentechnik-Konzernen verpflichtet?

Die EFSA ist die Behörde, die im Rahmen der Health Claim Ver-ordnung über die Zulassung von gesundheits- und nährwertbezo-genen Angaben für Lebensmittel-produkte in Europa entscheidet. Die meisten hat sie bislang abge-lehnt – und damit die Werbung für Produkte drastisch beschnit-ten.

Der Fall: Erst im Juni wurde Banati als Mitglied des EFSA-Ver-waltungsrates wieder ernannt, soll sich für die Unabhängigkeit der Behörde einsetzen. Jetzt aber kam heraus: Die Ungarin soll ver-schwiegen haben, dass sie auch eine Führungsposition bei der Or-ganisation International Life Sci-ence Institut (ILSI) innehat.

Nach Angaben der Grünen im Europäischen Parlament handelt es sich um eine Lobbyorganisati-on, hinter der Lebensmittel- und Gentechnikkonzerne wie Monsan-to, Nestlé oder Unilever stehen. Ist es also kein Zufall, dass sich die EFSA mehrfach für die Genehmi-gung von genmanipulierten Pro-dukten ausgesprochen hat?

Politiker fordern die Ablösung der Verwaltungsrätin. Martin Häusling, Mitglied im Ausschuss für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung: „Es darf absolut be-zweifelt werden, ob die EFSA tat-sächlich im Sinne der Verbraucher in Europa handelt.“

Umwelteinflüsse belasten die Haut

Nahrungsergänzungsmittel? Eine günstige Versicherung!

Schon jedes sechste Kind betroffen

ImpressumDruck und Verlag H. Rademann GmbH

Andreas Schnieder V.i.S.d.P Baumschulenweg 1 59348 Lüdinghausen

Tel.: 02591 9174-0 E-Mail: [email protected]

Es ist eine Schattenseite unse-rer modernen Welt: Immer mehr Menschen klagen über

trockene, empfindliche und gerötete Haut sowie lästige Hautirritationen.

Ein Problem, das schon im Kindes-alter auftritt - und sich rasant ausge-breitet hat: Während vor 50 Jahren nur bei jedem 30. Kind im Vorschul-alter derartige Hautprobleme auftra-ten, ist dies heute schon bei fast jedem sechsten Kind der Fall.

Eine der wichtigsten Ursachen dafür sehen Wissenschaftler in über-triebener Hygiene. In einer sauberen Umgebung wird der Körper nur we-nig Keimen ausgesetzt – und reagiert

umso sensibler auf vergleichsweise harmlose Substanzen. Bezeichnend: Besonders bei Großstadtkindern aus besseren Verhältnissen ist trockene, empfindliche und gerötete Haut häu-fig anzutreffen.

Aber auch bei Erwachsenen sind Hautprobleme weit verbreitet. In ei-ner britischen Studie mit 3800 Per-sonen stuften mehr als die Hälfte der befragten Frauen und fast 40 Prozent der Männer ihre Haut als sensibel ein. Von den Frauen berichteten zudem 25 Prozent von einer Überempfind-lichkeitsreaktion Ihrer Haut – bei den Männern waren es 14 Prozent.

Belastungsfaktoren sehen Haut-Experten u.a. in unserem Wohn-

komfort: Die Kombination aus Zentralheizung und wärmedäm-menden Fenstern führt zu trockener Raumluft, die der Haut Feuchtigkeit entzieht und zudem ideale Lebensbe-dingungen für die Hausstaubmilbe bietet.

Auch im Freien haben Belas-tungsfaktoren zugenommen. Neben der UV-Strahlung sollen sich auch die gestiegene Ozonbelastung und Umweltverschmutzung nachteilig auswirken und vermehrt zu trocke-ner und rissiger Haut führen. Von den niedrigen Temperaturen im Winter ganz zu schweigen. Sie stellen für jede Haut eine große Belastung dar.

Für die Haut spielt es übrigens auch eine Rolle, was wir zu uns nehmen. In Alkoholkonsum, Medikamenten, Fehl- oder Mangelernährung können ebenfalls die Ursachen für trockene Haut liegen.

Zum Glück haben sich Wissen-schaftler und Unternehmen auf die zunehmende Zahl von Hautproble-men eingestellt und nicht nur nach Ursachen, sondern auch erfolgreich nach Lösungen geforscht. So gibt es inzwischen immer bessere und wirk-samere Hautpflegemittel. Sogar bei speziellen Problemen bieten sie viel-versprechende Anwendungsmöglich-keiten und neue Hoffnung, dass sich jeder wohl in seiner Haut fühlen kann.

Experten sind überzeugt: Ausgewogene Ernährung verschafft dem Körper ausreichend Nährstoffe. Warum dennoch 35,9 Millionen Deutsche auf Nahrungsergänzung setzen.