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['em vau] QI 2013 "Werkstatt MV"

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Magazin des Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern

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Einblick

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Barlachs Wohnsitz

Ernst Barlach ist wie sein Werk im Norden verwurzelt.Nach Stationen in Frankreich, Russland und Italienlebte der bedeutende deutsche Expressionist bis zu seinem Tod 1938 im mecklenburgischen Güstrow.Hier ließ er sich am Inselsee ein Atelier- und Wohnhausbauen. Besucher können heute in dessen Räumen den umfangreichen Werkbestand Barlachs an bild-hauerischen, grafischen und schriftlichen Arbeiten besichtigen. Originales Mobiliar und Werkzeug sind teilweise erhalten und vermitteln einen authentischenEinblick in sein künstlerisches Schaffen. Barlachs welt-berühmte Bronzeskulptur »Der Schwebende« ist imGüstrower Dom gleich nebenan zu sehen.

>> www.ernst-barlach-stiftung.de

Ich habe immer an die Schallplatte und das Besondere dieses analogen Mediums geglaubt. Obwohlschon ein wenig in die Jahre gekommen, erfreut es sich bei Musikliebhabern noch immer ungebro-chener Beliebtheit. Es ist ein unvergleichliches Erlebnis, eine neue Platte das erste Mal aus dem an-spruchsvoll gestalteten Cover zu ziehen, die schwarze Scheibe von der Innenhülle zu befreien, siesorgfältig zu reinigen und schließlich vorsichtig auf den Plattenteller zu legen. Dann den Tonarm einzuschalten und das Knistern der Einlaufrille zu hören – diese Vorfreude auf den Musikgenuss zuempfinden, das schafft emotionale Bindung zum Produkt. Meine erste Platte? Die Single der dama-ligen Kultband City »Am Fenster«. Habe ich immer noch.

Die Ehrlichkeit eines Produktes macht den Wert aus. Interessanter, anspruchsvoller Inhalt in Kombi-nation mit haptischem Erlebniswert – eine interessante Verpackung, gutes Grafiklayout, interessanteZusatztexte – alles Mehrwerte, die – perfekt gemacht – man besitzen, vorzeigen, sammeln, einfachhaben möchte. Das macht die Daseinsberechtigung physischer Medien in Zeiten des digitalen Zeitalters aus, egal, ob Buch, Magazin oder Schallplatte. Wir bei optimal media setzen mit unserenDienstleistungen – Vervielfältigung, Druck, Vertrieb – auf hochwertige Produkte mit attraktiven Verpackungen, begleitenden Booklets und aufwändig gestalteten Büchern. Bestes Beispiel: dieBeatles-Box.

Schöne Produkte werden auch in schöner Umgebung geboren – ein Grund für unseren Standort inRöbel an der Müritz. Denn optimal media ist da zu Hause, wo andere Urlaub machen – inmitten derMecklenburgischen Seenplatte. Seit vielen Jahren agieren wir hier als erfolgreicher europäischer Me-diendienstleister mit Niederlassungen in Berlin, Hamburg, London, Stockholm und Kopenhagen.

Ein Unternehmen wie optimal media, das sich mit Kunst in der Replikation auseinander-setzt, also wertvolle, künstlerische Inhalte vervielfältigt, muss dies natürlich auch nachaußen transportieren. Wir dokumentieren unseren Fertigungsanspruch nicht nur in dermodernen Architektur, sondern auch durch Konzerte und Ausstellungen im Haus. Das istfür die Region wichtig, das ist für unsere Kunden wichtig und auch für unsere Mitarbeiter.Deshalb arbeiten wir mit kleinen Galerien, wie der Galerie am Kamp in Teterow, und interes-santen Künstlern aus der Region zusammen.

Jörg Hahn (48) ist Geschäftsführer der optimal media GmbH mit Sitz

in Röbel an der Müritz. Nach seinem Studium der Technischen Kybernetik

und Automatisierungstechnik in Rostock war er 1990/91 als Projektleiter für den Aufbau und die Inbetriebnahme

des CD-Fertigungswerkes der Edel AG zuständig. Hier übernahm er 1992 die Produktionsleitung, wurde 1993

in die Geschäftsleitung berufen und ist seit 1995 Geschäftsführer. Die optimal media ist heute einer

der führenden unabhängigen Dienstleister der Medienindustrie

und mit mehr als 600 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber in Mecklenburg-Vorpommern.

Der erfolgreiche Regattasegler ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Jörg Hahn,optimal media GmbH

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Q I I 2013 emvau[̀ ] MECKLENBURG-VORPOMMERN

InhaltSeite 4 – 6 Kreative Wertschöpfer

Seite 7 Gemälde im Gutshaus

Seite 8 – 9 Berufswunsch: Künstler

Seite 10 »Kultur-Kahn« MS Stubnitz

Seite 11 Ausgezeichnete Preisträger

Seite 12 –13 Rock 'n' Strandkorb

Seite 14 Ein Song über MV

Seite 15 Klingender Norden

Impressum

Herausgeber Landesmarketing MVPeter Kranz-Glatigny (V.i.S.d.P.)Schloßstraße 2-4, 19053 SchwerinTel: +49 385 588 10 94, Fax: +49 385 588 10 [email protected], www.mv-tut-gut.de

Redaktion & GestaltungOrca van Loon Communications GmbH(GPRA), www.orcavanloon.deAlexandra Thom, Katrin Kasprzack, Stefanie Quaas

Druck NEEF + STUMME premium printing GmbH & Co. KG

Auflage 220.000

Redaktionsschluss Dezember 2012

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Hauptmanns Sommerresidenz

Das »Haus Seedorn« in Kloster auf Hiddensee war ab 1930 die Sommerresidenz des bedeutenden Naturalismus-Dichters. Die Liebe zur Ostseeinsel, dieder Literaturnobelpreisträger als das »geistigste allerdeutschen Seebäder« beschrieb, klingt in vielen seiner Werke an. Als Gedenkstätte und kulturellesZentrum für Lesungen, Vorträge und Konzerte lässtdas Gerhart-Hauptmann-Haus seine Arbeits- undAlltagswelt lebendig werden. Arbeits- und Wohn-räume sind im Originalzustand erhalten und eineDauerausstellung erzählt von Leben und Werk desLiteraten sowie seinen Künstlerfreundschaften. Ein Muss für jeden Inselbesucher.

>> www.hauptmannhaus.de

Runges Geburtshaus

Die Wiege des Malers Philipp Otto Runge stand in Wolgast. Hier lädt sein Geburtshaus Besucher ein, die Vielseitigkeit des Frühromantikers und Freundes CasparDavid Friedrichs zu entdecken. Seine Mutter unterrichteteihn hier im Scherenschnitt, später zählte u. a. Goethe zuden Bewunderern seiner Schnittkunst. Runge führte Landschaftsbild und Kinderporträt in die Kunst ein und entwickelte die dreidimensionale Farbenlehre. BeiBesuchen in seiner Heimatstadt entstand das bekannteBild »Petrus aus dem Meer«. Fotokopien seiner Werkesind im Rungehaus in Wolgast zu sehen, einige Originalezeigen das Kulturhistorische Museum in Stralsund unddas Pommersche Landesmuseum in Greifswald.

>> www.museum.wolgast.de/einrichtungen

Ähnlich wie eine Galerie zeigt diese Ausgabe von [’em vau] die vielfältige Kunst- und Kultur-szene Mecklenburg-Vorpommerns. Sie porträtiert Kunstschaffende, die Holz, Pappmaché undTextilien verarbeiten (S. 4–6) und stellt junge Kreative mit ihren innovativen Kunstprojekten vor(S. 8–9). Entdecken Sie das Kulturerlebnis MV bei einem Blick in die Werkstätten des Landes.

Jörg Hahn

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Europäischer Fonds fürregionale Entwicklung

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Katelbogen 53°50’16.11’’ N · 11°51’10.87’’ O

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Ideenreiche Illustrationen von IdealistenKatelbogen _ In Katelbogen bei Güstrowstehen rund 20 Häuser. Etwas abseits befin-det sich Haus Nummer 24. Aus dem Gartentönt ein fröhliches Grunzen. MinischweinDaphne und Mischlingshündin Mukundaspielen miteinander. Ringsherum Felder undWälder. »Das ist das Herz Mecklenburgs. Hier fühle ich mich zuHause«, sagt Barbara Wetzel. Die gebürtige Wittenbergerin istSteinmetzin, Grafikerin und Bildhauerin und wohnt seit drei Jah-ren hier. Die 43-Jährige bestreitet einen Teil ihres Lebensunter-halts als Dozentin an der Kunstschule Güstrow. Dort unterrichtetsie Jugendliche in der Buch- und Holzwerkstatt, sie malt undsingt mit Kindern und Erwachsenen und organisiert Street-Art-Projekte mit Schülern. »Soziale Arbeit begreife ich als Teil derkünstlerischen Arbeit«, erläutert sie.

Zusätzlich ist sie für den »Mückenschwein-Verlag« tätig. Das Stral-sunder Unternehmen produziert Bücher in Handarbeit, nutzt mit-unter handgeschöpftes Papier. Für das Buch „Das Faultier“ hatWetzel nicht nur Texte geschrieben, sondern auch Holzschnitt-Motive entwickelt. Ebenso illustrierte sie das Buch »The Raven«.»Inhalt und Gestaltung sind uns sehr wichtig. Wir wollen, dass dieAutoren bei der Entstehung des Buches direkt mitwirken«, beschreibt Inhaber Fred Lautsch das Verlagskonzept. Er gründeteden Verlag 1992 als Projekt des Fördervereins Jugendkunst mitSitz im denkmalgeschützten Speicher am Katharinenberg. Seither sind rund 100 Titel im Verlag erschienen, in der Regel ineiner Auflage von 300 Stück. Manchmal, bei bibliophilen Aus-

gaben, sind es 35 bis 75 Exempla-re. Lautsch beschäftigt einen Buch-binder. Projektgebunden arbeiteter mit Illustratoren aus ganz MV zusammen. Der 52-Jährige siehtsich als Künstler, »der durchaus Geschäfte macht«. Denn: »Wenn

Kunst für kreatives Potenzial steht und Geschäftsmann fürs Geld-verdienen, dann ist es mein Ziel, beides miteinander zu verbin-den.« Barbara Wetzels Meinung über Lautsch: »Er macht, was erwill. Er ist ein Idealist, aber in erster Linie ein Verwirklicher«.

Markante Masken für MimenWismar _ Wer Lars Maué begegnet, sieht einen sympathischenMann mit Brille und blonden, halblangen Haaren. Setzt er jedocheine seiner Masken auf, verwandelt er sich im Nu in einen Harle-kin, eine Hexe, einen Räuber, einen Wolf. Nicht nur das Gesicht ändert sich. Maués Körperhaltung, seine Gestik passen sich derFigur an. »Meine Masken fokussieren Emotionen und Körperspra-che wie eine Lupe«, sagt der 48-Jährige. Er ist einer der wenigenTheatermaskenbauer Deutschlands.

Seine maßgeschneiderten Ledermasken entwickelt der gebürtigeHamburger durch Ideenaustausch mit Schauspielern und Regis-seuren in seiner Werkstatt in der Wismarer Altstadt. Zu den Auf-traggebern gehören Theater in Deutschland und Österreich, etwadas zur Universität für Musik und darstellende Kunst Wien ge-hörende »Max-Reinhardt-Seminar«, die größte staatliche Schau-spielschule Österreichs. >>

» Die Ostsee reflektiert hier das Lichtauf besondere Weise. Das schafft eineAtmosphäre zum Kreativsein.«

L A R S M A U ÉMaskenbauer

[ ] Holz, Pappmaché, Textilien – die Materialien, mit denen Kreative in den Werkstätten Mecklen-burg-Vorpommerns arbeiten, sind so vielfältig wie ihre Ideen. Die dabei entstehenden(Kunst)Produkte sind mehr als nur phantasievolle Träumereien.

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Maskenspiel _ Lars Maué kreiert Theatermasken nach traditioneller Handwerkskunst

Druckfrisch _ Fred Lautsch fertigt mit dem Mückenschwein-Verlag Sondereditionen von Printprodukten

Schnitzkunst _ Bildhauerin Barbara Wetzel in ihrem Atelier bei GüstrowFoto

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Wismar 53°53’17.57’’ N · 11°27’43.26’’ O

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»I Love MV« in fetten Lettern, wahlweise mitHerz. Die Motive druckt er mittels Siebdruck inseinem Atelier, im ehemaligen VEB (Volkseige-ner Betrieb) Fischkombinat in Rostock-Marien-ehe, auf T-Shirts, Sweat-Shirts und Taschen ausBio-Baumwolle. So ausgestattet, trat die Band

»The Love Bülow« beim Bundesvision Song Contest 2012 für MV an.Robert Hensel bezeichnet seine Tätigkeit als Handwerkskunst.

2011 beteiligt sich sein Freund Jan Richter, Inhaber der Firma »So-larmontage Rostock«, an Hensels Ein-Mann-Unternehmen »Emfau«.Sie gründen die gleichnamige »Emfau GmbH«, zu der das Mode-label gehört. Neben Siebdruck bieten sie auch Grafik- und Web-design an. Zu den beliebtesten Motiven von »I Love MV« gehört derOssenkopp von Andrea Köster. Die Wismarerin hat das Wappentierdes Bundeslandes auf illustre, bunte Weise abgewandelt. »Ichmöchte Künstler aus der Region einbinden, um kreative Köpfe hierzu halten«, sagt der gebürtige Rostocker.

Auch Kristine Schulz, die Kommunikationsdesign in Wismar studierthat, arbeitet für das Label. Auf ihren Zeichnungen sind bärtige Fischer in einer Jolle zu sehen oder die Küste mit Strand, Leuchtturm,Ostsee und Segelboot. »Das möchte ich wie ein traditionelles Zwie-belmuster auf Tassen drucken«, berichtet Hensel, der sich auch eineZusammenarbeit mit Keramikern aus Mecklenburg-Vorpommernvorstellen kann, um mit ihnen gemeinsam landestypische Motive zu entwickeln. »Ich will zeitlose und nachhaltige Produkte schaffen,die Einheimische und Urlauber bei sich tragen und mit nach Hausenehmen können.« Grit Schreiter

>>Im Maskenbau fließt ein, was Maué studiert hat: Tanz, Bildhauerei, Zeich-nen, Regie. »Die Maske ist Kunstwerkund Präzisionswerkzeug. Ein Schau-spieler kann nur so gut sein wie seineMaske«, ist er überzeugt. Sich selbstsieht er eher als Künstler denn als Geschäftsmann. »Leider«, gibt erlächelnd zu. »Wenn ich einen Auftrag spannend finde, nehme ichihn an. Solange ich nicht draufzahle.«

2004 macht sich der Sohn eines Malers und Bildhauers selbst-ständig. 2009 zieht er mit seiner Frau und den zwei Kindern nachWismar. »Die Ostsee reflektiert hier das Licht auf besondere Weise«,sagt er. Er möchte nicht nur die Kunst des Maskenbaus weiter-verbreiten, geplant sind Projekte mit Studenten, sondern auch dieHansestadt als kreativen Standort stärken. Dafür haben er undseine Frau Johanna Kanka-Maué 2008 den Verein »KulturmühleWismar« gegründet. Er hat 26 Mitglieder, darunter Tänzer, Mu-siker, Fotografen und Schauspieler aus der Region. In der ehe-maligen Wassermühle »Klußer Mühle« und im angrenzenden Her-renhaus sollen ein Theater entstehen, außerdem offene Ateliers,ein Café sowie eine Ausstellungsfläche.

Trendige Texte auf TextilRostock _ »Ich liebe Mecklenburg-Vorpommern«, sagt Robert Hensel. Dieser Heimatverbundenheit erweist der 32-Jährige auf originelle Weise Ehre: 2011 gründet der gelernte Mediengestalterdas Modelabel »I Love MV«. Er entwirft Motive, die seine Liebe zumNordosten ausdrücken: Angler und Segelboote oder das Logo

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» Ich liebe Mecklenburg-Vorpommern.«

R O B E R T H E N S E LEmfau GmbH[ ]

Heimatliebe _ Robert Hensel bringt sie mit »I ♥ MV« auf Bio-Baumwolle zum Ausdruck

Rostock 54°5’0’’ N · 12°8’0’’ O

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Gutshaus Hessenburg

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Rostock 54°5'0''N · 12°8'0''O

Ein Forum für regionale KünstlerLibnow _ Für das Herrenhaus Libnow, gelegen im Peenetal vor derInsel Usedom, entwickelten Dr. Beate Quies und Siegmund Lorenzseit dem Jahr 2000 ein vielseitiges Nutzungskonzept. Neben Anti-quitätenladen, Druckwerkstatt und Gästezimmern beherbergt deraltehrwürdige Bau die Galerie »arte deposito«. »Der Grundgedankewar, den Künstlern in der Region ein Forum zu bieten«, sagt Sieg-mund Lorenz, der Bilderrahmen in der hauseigenen Rahmenma-nufaktur fertigt. Wer ein Werk erwirbt, kann es bei ihm rahmenlassen. Die Resonanz der Künstler ist gut, die der Besucher auch.Gezeigt werden Grafiken, Malereien und Skulpturen. »Die Archi-tektur des Gebäudes ist«, so Siegmund Lorenz, »in der Regel nichtdas, was Galeristen suchen – nämlich neutrale Räume. Das Her-renhaus besticht gerade durch sein Eigenleben und Flair.« Die Use-domer Malerin Sabine Curio präsentiert hier noch bis 16. Märzunter dem Titel »Eiszeit« winterliche Landschaften und Interieurs.

>> www.herrenhaus-libnow.de

Der Kranich in der KunstHessenburg _ Auf dem Gutshof Hessenburg, zwischen Rostockund Stralsund, erleben Besucher den Kranich bei seiner Rast imFrühjahr und Herbst in freier Wildbahn und ganzjährig als vonKünstlerhand erschaffene Interpretationen des Glücksvogels. Dr. Bettina Klein, die 20 Jahre in Japan lebte und ostasiatischeKunstgeschichte studierte, kaufte das spätklassizistische Herren-haus samt Park 1998. Hier schaffte sie eine einzigartige Verbindungvon Kunst und Gebäude. »Es ist schön zu sehen, wie die Künstler inSkulpturen und Installationen empfindsam auf die Architektur ein-gehen«, sagt Dr. Bettina Klein. »Der Anspruch ist nicht, das Hauskomplett fertigzustellen, die Künstler überbrücken die Imperfek-tion.« Die Werke regen zu vielen Assoziationen an: Ähnlich einerSteinzeitkritzelei sind in die Mauerfugen Gedichte geschrieben, stilisierte Kranichfüße dienen als Deckenlampen, und Videoprojek-tionen im Foyer zeigen, wie ein Mensch im Kranich-Kostüm die Bewegungen des eleganten Vogels nachahmt. Gäste sind natür-lich herzlich willkommen.

>> www.gutshaus-hessenburg.de>> www.kranichmuseum.de

Hessenburg 54°18’37.94’’ N · 12°29’54.24’’ O

Der Norden Vorpommerns ist geprägt von urwüchsiger Natur und stattlichen Schlössern,Guts- und Herrenhäusern. Die Atmosphäre dieser historischen Anlagen wird als spannungs-voller Rahmen für zeitgenössische Kunst genutzt. Wie, das zeigen zwei sehenswerte Beispiele.

Künstlerin _ Emma Waltraud Howes als menschlicher Kranich

Herrenhaus Libnow

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Innovative Studiengänge, renommierte Kultureinrichtungen und Freiraum: Mecklen-burg-Vorpommern ist bei immer mehr jungen Künstlerinnen und Künstlern angesagt.['em vau] stellt fünf Kreative und ihre spannenden Projekte in Film, Musik, Theater,Design und bildender Kunst vor. Küste und Seenland sind ihre Kulissen und liefernimmer neue Inspiration.

Name: Stephan BuskeProjekt: Spielfilm »Wie das Binnenmeer«»Mit meiner Ausbildung zum Mediengestalter für Bild und Ton imFilmbüro MV in Wismar habe ich meine Begeisterung für bewegteBilder zum Beruf gemacht. Das Kamerastudium an der Hochschulefür Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg soll das nun vertiefen.Immer noch wertvoll ist für mich dabei das Netzwerk von Film-begeisterten in MV. Ohne ihre Unterstützung wäre mein aktuellesProjekt, der Spielfilm ‘Wie das Binnenmeer’, nicht möglich gewesen.Mit dem Roadmovie kann ich das tun, was den Kern des Filmema-chens für mich ausmacht: Geschichten erzählen und die Zuschauerunterhalten. Die feierliche Premiere wird in diesem Frühjahr in Wis-mar, einem der Hauptdrehorte des Films, stattfinden. Anschließendist eine Tour durch die Kinos in MV geplant.«

>> www.stephanbuske.de

Name: Christoph Meyer

Projekt: Magazin »Norte2«

»Im Studium Kommunikationsdesign und Medien lernen wir zwei-

dimensionale Kommunikationsmedien zu gestalten, die Informa-

tionen vermitteln. Bestes Beispiel: Das stereothematische Magazin

‘Norte 2’. Das Magazin ist entfaltet 12 Meter lang und lässt sich im

Kreis lesen, so dass das Magazinthema ‘Werden und Sein’ im Heft-

format widergespiegelt wird. Meine Aufgabe im Redaktionsteam war

dabei die gestalterische Ausarbeitung. Mit ‘Norte 2’ werfen wir einen

frischen, jungen Blick auf die Welt und wurden sogar mit dem red

dot design award ausgezeichnet. Aktuell arbeite ich an meiner

Diplomarbeit und die Zukunft ist unverplant. Meine Wunschvorstel-

lung: halbtags als angestellter Grafikdesigner und freiberuflich als

Architekturfotograf in Wismar arbeiten.«

>> www.norte-magazin.de

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Name: Martha Damus

Projekt: Mobiler Ausstellungsraum »black egg«

»Interdisziplinäres Arbeiten und die Nähe zum Meer waren mir bei der

Studienplatzwahl wichtig. Deshalb habe ich mich für Greifswald ent-

schieden, wo ich Kunst und Kommunikationswissenschaft verbinden

konnte. Dort habe ich mit meinem Freund Marcus Oesterreich das

‘black egg’ konzipiert. Dahinter verbirgt sich ein mobiles Ausstellungs-

modell. Unser ‘black egg’ ist ein umgebauter DDR-Wohnanhänger, den

wir heute als Kuratoren betreiben. Im vergangenen Jahr waren wir auf

Tour, u. a. wild bei der Dokumenta – quasi eine Ausstellungs-Guerilla.

Wir wollen in Rostock künftig weitere Wohnwagen umbauen – zu

Werkstätten und Präsentationsflächen für Künstler. Ich glaube, dass

unsere mobile Ausstellungslösung hier im Norden gut funktionieren

kann. Daher planen wir, uns mit der Idee selbstständig zu machen.«

>>www.black-egg.de

Name: Konstantin HeuerProjekt: Neophon Ensemble»Zeitgenössische, komponierte Musik wendet die Tradition aus Re-naissance, Barock, Klassik und Romantik auf die Gegenwart an und hältsie lebendig. Wenn keine Musik mehr geschrieben wird, dann wird dasOpernhaus zum Museum. Darum studiere ich Komposition an derHochschule für Musik und Theater Rostock. Die Nähe zwischen denFächern in der kleinen, jungen Hochschule hat es mir ermöglicht, zu-sammen mit Kommilitonen das Neophon Ensemble aufzubauen,einen Klangkörper für die Interpretation von Musik meiner Generationund des Repertoires des 20. Jahrhunderts. Mein Stück ‘Alaska’ wurdemit dem Gaudeamus Preis 2012 ausgezeichnet – einem der ältestenWettbewerbe in Europa. Das ehrt mich sehr. Und es macht mir Mut fürdie Zukunft, in der ich als freischaffender Komponist arbeiten möchte.«

>> www. neophon.eu

Name: Sophie SkowronekProjekt: Maskenbild für Operette »Die Csárdás-Fürstin«»Ein besonderes Highlight meines noch kurzen Berufswegs war dieAuszeichnung zu Deutschlands bester Nachwuchs-Kosmetikerin imJahr 2009. Diese Erfahrungen, vor allem im Bereich der Hautpflege,kommen mir heute bei meiner Ausbildung in der Theatermaske amMecklenburgischen Staatstheater in Schwerin zugute. Das künstleri-sche Schminken hat mich stets gereizt. Es ist immer wieder eine Her-ausforderung, einen Menschen mit einem intensiven Maskenbild ineine ganz neue Rolle zu stecken. Besonders auf die historisch undaufwändig gestylte Figur der Marie Antoinette in ‘Die Csárdás-Fürstin’ freue ich mich. Ich persönlich mag es eher natürlich und kommeauch mal ungeschminkt zur Arbeit.«

>> www.theater-schwerin.de

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Projektende unvorstellbar, er ist stolz auf das bisher Erreichte. Highlights warenbeispielsweise das Copen-hagen Jazz Festival, ver-schiedene Musik- und Per-formance-Festivals in Stock-

holm und Amsterdam. In besonderer Erinnerung aber bleibt derKulturaustausch während der Olympischen Spiele 2012 in London – als die Stubnitz drei Wochen »Kunst – made in MV« anBord präsentierte. Aktuell wird eine Kooperation mit der Kultur re-gion 2013, Dunkerque, diskutiert.

Natürlich geht die Stubnitz auch immer wieder in ihrem Heimat-hafen Rostock vor Anker. »Die Stubnitz ist in MV verwurzelt, unddie Rolle als Botschafter des Landes für interkulturelle Offenheitsteht ihr ausgezeichnet«, stellt Urs Blaser heraus, dessen Familie seit 20 Jahren in der Hansestadt lebt. Die MS Stubnitz ist mit ihren30.000 bis 50.000 Besuchern im Jahr noch immer ein Geheimtipp,doch dank der einzigartigen Symbiose von Seeschifffahrt und Subkultur heuern immer mehr begeisterte »Gast-Matrosen« an.

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Rostock _ Ein wenig in die Jahre ge-kommen und mit ihrer stahlbaulichenOptik nicht für jeden und vielleichtauch nicht sofort ein Blickfang, übt dieMS Stubnitz dennoch eine starke An-ziehungskraft aus. Als inzwischen ältes-tes zugelassenes Motorschiff seinerGröße wurde die Stubnitz 1992 von einer Künstlerinitiative unterMitwirkung des Schweizer Musikers Urs Blaser erworben. Ein Ra-diobeitrag war der Auslöser. Die Idee, ein Kulturzentrum ohne Auf-und Abbauen, das an verschiedenen Orten auftreten kann, war nurmit einem Schiff umzusetzen. So ließ sich Blaser auf das AbenteuerStubnitz ein und sagt heute: »Nur durch die Mobilität ist es mög-lich, jährlich mit 50 bis 100 Kooperationspartnern eine große künst-lerische und kulturelle Vielfalt an Veranstaltungen zu organisieren.«Rund 200 Freiwillige, zu denen auch Kapitäne sowie nautische undtechnische Offiziere gehören, bringen ihre Erfahrungen ein. Zieldes Projekts ist es, Aufmerksamkeit für zeitgenössische Kunst und Musik zu erzeugen, die außerhalb des Mainstreams angesiedelt ist. Lukrativ sind diese Veranstaltungen meist nicht, Planungsun-sicherheiten eine große Belastung. Trotzdem ist für Urs Blaser ein

London 51°30'9.6'' N • 0°3'57'' O

Früher stand die MS Stubnitz als Kühlschiff im Dienst der DDR-Hochsee-Fischfangflotte. Heute fin-det sich Fisch höchstens noch in der Kombüse. Als mobile und unabhängige Plattform für Konzerte,Ausstellungen und Performance-Kunst steuert der schwimmende Kulturbotschafter Mecklenburg-Vorpommerns von seinem Heimathafen Rostock aus europäische Hafenmetropolen an.

[ »Die Stubnitz ist in MV verwurzelt,und die Rolle als Botschafter des Landes für interkulturelle Offenheitsteht ihr ausgezeichnet.«

U R S B L A S E RSchweizer Musiker

]

Die Stubnitz vor der Londoner Skyline während der Olympischen Spiele 2012

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der Leitung des amtierenden Generalmusikdirektors DanielHuppert begeht das Ensemble sein 450. Jubiläum – damit ist dasSchweriner Orchester einer der traditionsreichsten Klangkörperder Welt. Beim großen Festkonzert im Mai wird ein von SiegfriedMatthus eigens für diesen Anlass komponiertes Werk uraufge-führt. Der Höhepunkt für den tatsächlichen Geburtstag am17. Juni ist ein Wandelkonzert durch Schwerin, das mit einemWunschkonzert im Großen Haus des Mecklenburgischen Staats-theaters abschließt. >> www.theater-schwerin.de

Schwerin _ Die renommierte Auszeichnung erhielten die Musi-ker gemeinsam mit den Solisten Giuliano Sommerhalder, SimoneSommerhalder und Roland Fröscher für ihre Aufnahme von Wer-ken des italienischen Komponisten Amilcare Ponchielli (1834–1886). Der frühere Generalmusikdirektor des Orchesters, MatthiasForemny, zeichnet für die Einspielung der kraftvollen und melo-dienreichen Werke mit dem Titel »Amilcare Ponchielli: Konzertefür Trompete« verantwortlich. Und auch 2013 bleibt für die Meck-lenburgische Staatskapelle Schwerin ein Jahr zum Feiern. Unter

Grund zur Freude für die Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin: Sie brachte in der Kategorie»Beste Konzerteinspielung des Jahres« den Echo Klassik nach MV.

Ausgezeichneter Klangkörper _ Das Ensemble der Mecklenburgischen Staatskapelle Schwerin

Schwerin 53°38'0'' N · 11°25'0'' O

Preise und Prestige

Das Land Mecklenburg-Vorpommern würdigtherausragende kulturelle Leistungen mit Preisenvon überregionaler Bedeutung. Im Mai gehenim Rahmen des filmkunstfestes M-V Produktio-nen aus Deutschland, Österreich und derSchweiz ins Rennen um den fliegenden Ochsen,den Hauptpreis des Festivals.

>> www.filmkunstfest-mv.de

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Ute Lemper, das Vogler Quartett und der Chef-dirigent der Neubrandenburger PhilharmonieStefan Malzew sind für für einen Grammy 2013nominiert. Die von Malzew arrangierte Chanson-Reise des im September 2012 erschienenenAlbums »Paris Days – Berlin Nights« überzeugtedie Jury. Am 10. Februar 2013 werden die begehr-ten Musik-Preise in Los Angeles verliehen.

>> www.theater-und-orchester.de

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Im Mittelpunkt der Band Jennifer Rostock steht die selbstbewusste Sängerin JenniferWeist. Der Auftritt beim Bundesvision Song Contest 2008 bringt der Gruppe erstmals nationale Aufmerksamkeit seit ihrer Gründung im Jahr 2007. Kurz drauf erscheint das Debütalbum »Ins offene Messer«. Frontfrau Jennifer und der Keyboarder Johannes »Joe«Walter, die beide aus Zinnowitz (Usedom) stammen, schreiben gemeinsam die Liedtexteund komponieren und arrangieren die Songs. Im Juli 2009 folgt das zweite Studioalbum»Der Film«. Die erfolgreichste Single der Band »Es tut wieder weh« erscheint im November2009 auf dem deutschen Soundtrack des zweiten Teils der Twilight-Saga »New Moon –Bis(s) zur Mittagsstunde«. 2011 veröffentlichen Jennifer Rostock das Album »Mit Haut und Haar«. Der bislang erfolgreichste Tonträger der Band ist das 2012 erschienene Live-Album »Live in Berlin«, das in Zusammenarbeit mit Künstlern wie Sido, Jupiter Jones und Egotronic in einem ehemaligen Schwimmbad in Berlin-Wedding aufgenommen wurde. Nutzen Sie Ihren Backstage-Pass

für das Video zum Strandkorb-Gespräch – jetzt online unter www.mv-tut-gut.de.

Wismar 53°53’17.57’’ N · 11°27’43.26’’ O

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Jennifer Rostock rocken auf ihrer Tour »Mit Haut und Haar« durch Deutschland. BeimCampus Open Air in Wismar traf [’em vau] die Band backstage im Strandkorb undsprach mit ihr über ihr künstlerisches Profil, Schubladendenken – und ihren Namen.

»Auf Tour gehen ist wie Klassenfahrt – nur ohne Aufpasser.«

bindliches sagen. Aber eins weiß ich: Glampunk sind wir nicht.

Habt ihr von Anfang an an euren Erfolg geglaubt? Joe: Wirhaben immer nur bis morgen geplant; und dass wir jetzt nachfünf Jahren immer noch zusammen Musik machen… Jennifer:…und in ’nem Strandkorb sitzen… Joe: …das hätten wir damalswahrscheinlich nicht… Jennifer: …uns nicht erträumen können.

Ihr wart gerade auf Tour. Was gefällt euch am Tourleben besonders? Jennifer: Dass wir alle zusammen sind. Wir fahrenmeistens in der Nacht und dann sitzen wir alle zusammen, gucken noch einen Film oder trinken noch den einen oder an-deren Prosecco, und das ist cool. Joe: Das ist wie Klassenfahrt,aber ohne Aufpasser.

Inwieweit inspirieren euch andere Kunstgattungen wie Literatur oder Film? Jennifer: In vielen Texten von uns merktman: Alles klar, das ist vielleicht dieser Film. Oder: Das kenn’ ichdoch irgendwie – ja, aus jenem Buch. Insofern spielen diese Anregungen schon in unsere Texte rein.

Ihr seid beim Bundesvision Song Contest zweimal fürMecklenburg-Vorpommern angetreten. Was verbindet euchmit dem Land? Joe: Der Bandname natürlich und dass Jenni-fer und ich in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen sind.

Ihr lebt in Berlin. Gibt es etwas, was ihr aus eurer Heimat vermisst? Joe: Den Strand, das Meer, im Sommer. Jennifer: Manchmal ja…Christoph: Das gibt’s auch als App.

Euer Bandname »Jennifer Rostock«beruht auf dem Telefon-bucheintrag eines Freun-des. Wenn du dich mitihm in Schwerin stattRostock getroffen hät-test, wie würdet ihrdann heute heißen?Jennifer: Wahrscheinlich»Jennifer Schwerin«.

Gleich geht’s für euch auf die Bühne. Habt ihr noch Lam-penfieber? Jennifer: Ich hab’ kein Lampenfieber mehr. Ist auchgut so, dann kann man sich auf der Bühne auf andere Sachenkonzentrieren; an die Brüste fassen zum Beispiel, das muss jaauch gemacht werden.

Was dürfen eure Konzertbesucher erwarten und was erwartet ihr von euren Besuchern? Joe: Was wir von einemKonzert erwarten, das sehen wir erst, wenn wir auf der Bühnesind – also wie die Leute drauf sind. Und je nachdem wie gutdie drauf sind, so gut sind wir dann auch drauf. Jennifer: Vollgemein, oder? Christoph: Wieso? Das ist gegenseitige Erwar-tungshaltung.

Ihr wart bei The Dome, bei GZSZ und im Fernsehgarten …Jennifer: Gleich die drei geilsten Sachen rausgesucht.

Wie entscheidet ihr denn, wo ihr spielt? Jennifer: Mit Hand-zeig, oder? Joe: Ja, wir stimmen per Handzeig ab. Meistens ent-scheiden wir nicht danach, was uns viel bringt, sondern eherdanach, was wir lustig finden. Und dann stehen wir halt beim…Fernsehgarten.

Besteht nicht die Gefahr, bei so einer Auswahl euer Profil zuverlieren? Jennifer: Ich glaub’, alle Leute, die uns schon mehrereJahre kennen, wissen, warum wir das machen: Weil wir es ein-fach mitnehmen wollen. Wir haben in den letzten fünf Jahrensuper viel gemacht und wenn ich jetzt überlege, wirhätten irgendetwas davon nicht gemacht, dannwäre es, glaub’ ich… Joe: Dann würde was fehlen.

Wie würdet ihr eure Stilrichtung beschreiben? Jennifer: Ich find’ Schubladendenkentotal bekloppt. Uns gibt’s jetztfünf Jahre und wir versuchen,bei jedem Song verschiedeneMusikstile miteinander zu mixen,auch immer was Neues mit rein zubringen und trotzdem den Jenni-fer-Rostock-Stil zu behalten. Mankann dazu irgendwie nichts Ver-

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Kolumne

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Rügen 54°19’0’’ N · 13°21’0’’ O

Ein Song über Mecklenburg-Vorpommern? Man sollte Johannes Brahms fragen. Das bärtigeGenie kam nicht voran mit seiner Ersten Sinfonie, jahrelang. Im Rügener Sommer von 1876aber passierte es: In kurzer Zeit skizzierte der Hamburger das ganze Werk, zwei Sätze brachteer sogar vollständig fertig. Ich stelle mir gern vor, wie er am Hochufer des Kreidefelsens wan-derte, den Blick aufs Meer, und wie die Wellen zu Notenlinien wurden und die Schiffchen zuNoten, und wie sie tanzten in lautloser Musik. Aber auch Brahms brauchte ein Orchester-werk, um nur ein Stückchen dieses Landes zu fassen. Was soll ein kleiner Song da leisten?

Das Platt muss rein, weil es ein Symbol ist. So wie der Strandkorb,die Kreidefelsen und der Starrsinn der Meckelbörger und Vorpom-mern. Herrjeh, ich habe aber nur einen Refrain und drei Strophen. Welches also ist das wichtigste »Hoheitszeichen« dieses Landes,was soll ich zuerst besingen? Das Meer, sicher, machen ja alle. Dabei kommt es hier buchstäblich nur am Rande vor. Denn da wärenoch die Müritz, immerhin größter deutscher Binnensee. Oder dieMecklenburgische Schweiz mit ihren vielleicht nördlichsten (undkleinsten) Almwiesen der Welt? Wenn Sie mich fragen, das Meerwird überschätzt. Erst recht in der Kunst und im Tourismus. Dabeihätte ein Bild Caspar David Friedrichs gereicht, oder, falls Sie wasModernes wollen, eines vom Rügener Meister Frank Otto Sperlich.Auch der ultimative Song, den man damals noch Lied nannte, existiert bereits. Er heißt »Mine Heimat« von Martha Müller-Gräh-lert. Sie wissen schon: »Wo de Ostseewellen trecken an den Strand«.Ginster, Dünen, Möwen, Stille, alles ist längst besungen.

Alles? Welch eine Anmaßung. Es fehlt noch so viel! Dieses Land ist nicht zu fassen. Schon gar nicht in ein paar Zeilen. Sinnlos.So jedenfalls denke ich immer, wenn ich in MV bin. Bin ich aber weit

weg, was in meinen Job häufig passiert, sieht die Sache anders aus.Schon im Flugzeug fängt es an: Ich greife zu Stift und Zettel unddichte drauf los. Andere, wenn sie (heim-)wehmütig werden, be-trachten Fotos von Zuhause. Ich reime es mir zusammen.

Fragen Sie mich also, was das Symbol dieses Landes ist, so antworteich: Es ist die Sehnsucht nach ihm. Aber wer will das schon zuge-ben, hier besonders? Denn »Geföhlen un so'n Kraam, dat brukenwir nech.« So sagte mir mal ein alter Mann vor seiner Fischerkate.Danach ging er zurück ins Haus, wo ich ihn leise singen hörte:»Well- und Wogenruschen, wier min Weigenlied . . . «.

M A I K B R A N D E N B U R G

Jahrgang 1962, wurde auf Rügen geboren. Er ist alsoRüganer, kein Rügener, denn so heißen die Zuge-zogenen. Brandenburg reist für Magazine wie mare,Geo oder merian um die Welt, kehrt aber immerwieder auf die Insel zurück. Das Schreiben von Lied-texten ist längst mehr als ein Hobby. Den »ultimati-ven Song« über MV wird es nie geben, sagt er.

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Ausblick Greifswald 54°5’45’’ N · 13°22’52’’ O

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Das Land Mecklenburg-Vorpommern bietet musikalische Unter-haltung auf höchstem Niveau. Malerische Naturkulissen und außer-gewöhnliche Spielstätten machen die Inszenierungen zu Erleb-nissen für alle Sinne und alle Jahreszeiten.

Das Flaggschiff der klingenden Kulturhighlights des Landes sinddie Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die seit 1991 in jedemSommer renommierte Künstler für mehr als 100 Konzerte in denNorden bringen. Sie sind das drittgrößte Festival ihrer Art inDeutschland. Eröffnet wird die Saison der Festspiele bereits imMärz mit dem »Festspielfrühling Rügen«. In diesem Jahr wid-men sich die Veranstaltungen auf der Insel dem Komponisten Johannes Brahms. Neben den Festspielen MV locken viele weitereFestivals Kultur- und Musikliebhaber ins Land. Im Mai findet das

Festival »Nordischer Klang« in Greifswald statt. Auf dem Programmstehen Konzerte, Lesungen und wissenschaftliche Vorträge zurKultur der nordischen Länder Dänemark, Norwegen, Schweden,Finnland und Island. In diesem Jahr widmen sich die rund 50 Ver-anstaltungen vor allem dem Gastland Island.

Den musikalischen Herbst Mecklenburg-Vorpommerns läutet dasUsedomer Musikfestival ein. Im September und Oktober feiert es sein 20. Jubiläum. Auf der Ostseeinsel konzertieren dann über700 Künstler in Kirchen, Konzertsälen und Ateliers.

>> www.festspiele-mv.de>> www.nordischerklang.de>> www.usedomer-musikfestival.de

»Über den Norden kommt die Welt nach Mecklenburg-Vorpommern. Beim Festival „Nordischer Klang“präsentieren die skandinavischen Länder auch in diesem Jahr ihre einzigartige Multikultur. Ich freue michauf Deutschlanddebüts wie das der dänischen Sängerin Indra Rios-Moore und vielseitige Darbietungenfernab typischer Klischees, die Besucher jeder Altersgruppe ansprechen.«

D R . F R I T H J O F S T R A U S S Dr. Frithjof Strauß (47) ist künstlerischer Leiter des Greifswalder Festivals »Nordischer Klang«,

Lehrbeauftragter am Institut für Fennistik und Skandinavistik der Universität Greifwald und wissen-schaftlicher Mitarbeiter am Institut für Skandinavistik der Universität Poznań. Das Festival wird in engerZusammenarbeit mit der Nordischen Abteilung der Universität Greifswald organisiert und präsentiert

kommunikative Kulturerlebnisse mit skandinavischen Künstlern.

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Heiko Best, Ranger, Müritz-Nationalpark

„Wir bewahren, was kostbar ist. Für uns alle.“

Der Strandkorb ist eine Idee aus Mecklenburg-Vorpommern. Ein Land, ganz natürlich faszinierend. Mit der größten Anzahl an Naturschutzgebieten, Biosphärenreservaten und Nationalparks in Deutschland. Teile von ihnen gehören zum UNESCO-Weltnaturerbe Buchenwälder. Geschützte Natur, die Freiraum bietet. Und immer ein Strand in der Nähe.

www.mv-tut-gut.de