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1
Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Finanzielle Bewertung der indirekten und der
direkten Förderung von forstwirtschaftlichen
Zusammenschlüssen
Andy Selter
Freiburg, 03. Mai 2016
2
Inhalt
1 Einführung 3
2 Material und Methoden 3
3 Strukturvergleich 3
4 Kennzahlen der Betreuungsleistung 13
5 Analyse der Stundensätze 25
6 Fazit 40
7 Anhang 43
3
1 Einführung
Während die indirekte Förderung das dominierende System in der Privatwaldbetreuung darstellt und
flächendeckend durch den Landesbetrieb Wald und Holz angeboten wird, wird die direkte Förderung
durch private Dienstleistungsförster in sieben Forstbetriebsgemeinschaften des Sauerlandes
durchgeführt. Eine Evaluierung dieser Pilotprojekte zur direkten Förderung ergab, dass grundsätzlich
beide Akteure, staatliche und private, die Leistungserbringung gewährleisten können (Selter, Hörnig
& Schraml 2013).
Nachdem die Zusammenarbeit der Akteure und deren Zufriedenheit mit den jeweiligen
Fördersystemen in einer begleitenden Evaluation in den Jahren 2011 bis 2013 analysiert wurde, wird
in der vorliegenden Studie die indirekte Förderung mit der direkten Förderung des Privatwaldes auf
Basis ausgewählter Zusammenschlüsse finanziell bewertet und damit ein Beitrag zur Konzeption der
genannten Dienstleistungsangebote geleistet.
2 Material und Methoden
Die Datenbasis stellt eine differenzierte Erfassung der Arbeitszeiten der Betreuungsförster, der
mobilisierten Holzmengen und Waldpflegemaßnahmen in sieben direkt und sechs indirekt
geförderten Forstbetriebsgemeinschaften des Sauerlands dar. In Aufgaben- Holzernte- und
Waldpflegeprotokollen wurden alle Arbeitszeiten, die eingeschlagenen Holzmengen und
Waldpflegemaßnahmen mit den zugehörigen Mengeneinheiten erfasst (siehe Anhang I bis IV). Der
Erfassungszeitraum erstreckte sich von 1. Oktober 2014 bis 30 Juni 2015.
Die erhobenen Daten, die die gesamte geförderte Betreuungsleistung abdecken sollen, werden mit
Strukturdaten der Forstbetriebsgemeinschaften verglichen.
Um die Kosten der eingesetzten Stunden zu errechnen wurden zudem Buchführungsdaten des
Landesbetriebs Wald und Holz analysiert und auf Referenzwerte verwandter Branchen
zurückgegriffen.
Allen Beteiligten wurde zugesichert, dass die Ergebnisse anonymisiert dargestellt werden und keine
öffentliche Gegenüberstellung einzelner Forstbetriebsgemeinschaften erfolgt.
3 Strukturvergleich
3.1 Sozioökonomische Strukturkennzahlen
Alle zwölf in diesen Strukturvergleich einbezogenen FBGen verfügen zusammen über eine
Betriebsfläche von 12.751 ha. Darunter entfällt ein Flächenanteil von 6.026 ha (47,3 %) auf die FBGen
in der Standardbeförsterung1. Die übrigen 6.725 ha (52,7 %) entfallen auf die FBGen die durch private
Dienstleister beförstert werden.
1 Da es sich bei der Betreuung durch Mitarbeiter des Landesbetriebs Wald und Holz um das etablierte und
bisher gebräuchliche Modell handelt, wird die indirekte Förderung in diesem Dokument auch als
4
Abbildung 1: Vergleich der Flächenstrukturen zwischen den FBGen in der Standardbeförsterung und der privaten Beförsterung
Die Größenklassenverteilung in Abb. 1 offenbart eine große Ähnlichkeit zwischen den FBGen beider
Kollektive. Die Flächenstrukturen in den 6 FBGen der privaten Beförsterung unterscheiden sich in den
Größenklassen bis 25 ha nur geringfügig von den 6 FBGen, die im Rahmen der Standardbeförsterung
beraten und betreut werden.
Eine deutliche Abweichung gibt es in der Klasse 50 bis 100 ha. Hier liegt die Flächensumme der direkt
geförderten FBGen mit 1.885 ha um mehr als das 3-fache über der Flächensumme der Standard-
FGBen (510 ha). Ähnlich stark weichen die Flächensummen in der Größenklasse über 100 ha ab; hier
ist das Verhältnis allerdings gerade umgekehrt.
Die Summe der Flächen von FBGen in der Standardbeförsterung ist um knapp 700 ha geringer als in
den FBGen mit privaten Betreuungsförstern. In diesen Strukturvergleich wurde eine FBG mit
überdurchschnittlich großen Mitgliedsflächen und vergleichsweise wenigen Mitgliedern nicht
einbezogen, da sie die Mittelwertberechnungen zu stark beeinflusst hätte und diese somit keine
validen Aussagen für die Mehrzahl der untersuchten Forstbetriebsgemeinschaften zulassen würden.
Ggf. wird kenntlich gemacht, ob es sich um Auswertungen mit der genannten FBG handelt.
Standardbeförsterung (alternativ „indirekt“) bezeichnet. Die direkte Förderung wird synonym als private Beförsterung (alternativ „direkt“) beschrieben.
6026 ha
6725 ha
0 ha
1000 ha
2000 ha
3000 ha
4000 ha
5000 ha
6000 ha
7000 ha
bis 5 ha über 5 bis 10ha
über 10 bis25 ha
über 25 bis50 ha
über 50 bis100 ha
über 100 ha Gesamt
Vergleich der Flächenstrukturen
Standardbeförsterung
Private Beförsterung
5
Tabelle 1: Strukturkennzahlen der Vergleichskollektive – Fläche.
Kollektiv Anzahl der Eigentümer
Fläche Anteil Ø Fläche je Eigentümer
Z 1 Standardbeförsterung 595 6.026 ha 47 % 10,1 ha
Z 2 Private Beförsterung 638 6.725 ha 53 % 10,5 ha
Z 3 Summe 1.233 12.751 ha 100,0 % 10,3 ha
Hinsichtlich der durchschnittlichen Eigentumsfläche je FBG-Mitglied gibt es mit rund 10,1 – 10,5 ha in
beiden Kollektiven eine recht große Übereinstimmung. Die durchschnittliche Fläche je Waldbesitzer
im Gesamtkollektiv beträgt 10,3 ha. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Betriebsgröße des
Privatwaldes in Nordrhein-Westfalen beträgt 4,1 ha. Demgemäß liegen in beiden
Vergleichskollektiven hinsichtlich der Bewirtschaftungsmöglichkeiten und der Anzahl der zu
beratenden Waldbesitzer günstige Rahmenbedingungen vor.
Abbildung 2: Vergleich der Mitgliederstrukturen zwischen den FBGen in der Standardbeförsterung und der privaten Beförsterung
Abbildung 2 zeigt, dass die Struktur der Mitgliedsflächen in den Fördersystemen vergleichbar ist. Die
durchschnittliche Mitgliederzahl je FBG liegt in den landesbetrieblich betreuten FBGen bei 99 und in
den privat betreuten FBGen bei 106 (Tab. 2).
595638
0 Mitglieder
100 Mitglieder
200 Mitglieder
300 Mitglieder
400 Mitglieder
500 Mitglieder
600 Mitglieder
700 Mitglieder
bis 5 ha über 5 bis10 ha
über 10 bis25 ha
über 25 bis50 ha
über 50 bis100 ha
über 100 ha Gesamt
Vergleich der Mitgliederstrukturen
Standardbeförsterung
Private Beförsterung
6
Tabelle 2: Strukturkennzahlen der Vergleichskollektive – Mitglieder.
Kollektiv FBGen gesamt
Anzahl der Mitglieder
Ø Mitgliederzahl
je FBG
Z 1 Standardbeförsterung 6 595 99
Z 2 Private Beförsterung 6 638 106
Z 3 Summe 12 1233 103
In beiden Kollektiven entfallen die meisten Betriebe auf die Größenklassen bis 10 ha. In der Gruppe
mit Standardbeförsterung sind es sogar 75 % aller Betriebe, in der Gruppe mit privater Beförsterung
immerhin noch 72 %. Durchschnittlich gehören 73 % aller Betriebe der Größenklasse bis 10 ha an
(Tab. 3).
Tabelle 3: Betriebe und Waldflächen bis 10 ha
Kollektiv Anzahl der Betriebe
insgesamt
Betriebe bis 10 ha
Anteil am
Gesamt-kollektiv
Summe der Flächen bis
10 ha
Anteil an der
Gesamt-fläche
Z 1 Standardbeförsterung 595 447 75 % 1334 ha 22 %
Z 2 Private Beförsterung 638 458 72 % 1.600 ha 24 %
Z 3 Summe 1233 905 73 % 2934 ha 23 %
Trotz des hohen Mitgliederanteils in der Größenklasse bis 10 ha entfällt nicht einmal ein Viertel der
betreuten Waldflächen auf diese Betriebsgrößenklasse. Somit gehört die überwiegende Zahl der
Waldbesitzer in den untersuchten Kollektiven zu den Klein- oder Kleinstwaldbesitzern.
7
3.2 Struktur der Waldflächen
Die nachfolgende Abbildung 3 schlüsselt die Waldflächenstruktur weiter auf:
Abbildung 3: Vergleich der FBGen in der Standardbeförsterung und der privaten Beförsterung
Werden die FBGen der beiden Fördersysteme paarweise, nach aufsteigender Mitgliedsfläche
gegenübergestellt, so ergeben sich Abweichungen zwischen 3 % und 33 % und im Mittel sind die
privat betreuten FBGen um 12 % größer als das Vergleichskollektiv. Dies zeigt, dass die zu
vergleichenden FBGen in einer ähnlichen Größenordnung liegen und die Kollektive hinsichtlich ihrer
Größenstruktur vergleichbar sind.
3.2.2 Struktur der Bestandeseinheiten
Die Zahl der zu bewirtschaftenden Bestandeseinheiten gibt weiteren Aufschluss darüber, wie hoch
der potenzielle Aufwand ist, den die Förster in den von ihnen betreuten Waldflächen erbringen
müssen. Die Bestandeseinheit ist die kleinste Flächeneinheit in einem Wirtschaftswald, die sich
dadurch charakterisieren lässt, dass in ihr gleiche Bewirtschaftungsmaßnahmen vorgesehen sind. Bei
der Analyse der Bestandeseinheiten ergibt sich eine ähnliche Struktur wie bei den Mitgliedsflächen
der FBGen.
Die kleinste Anzahl liegt bei 480 Bestandeseinheiten in der privaten Beförsterung und bei 588
Bestandeseinheiten in der Standardbeförsterung. Die FBGen mit den meisten zu bewirtschaftenden
Bestandeseinheiten weisen 2.713 in der privaten und 2.635 in der Standardbeförsterung auf.
Im Durchschnitt sind in den FBGen 1.309 Bestandeseinheiten (private Beförsterung) und 1.288
Bestandeseinheiten (Standardbeförsterung) zu bewirtschaften.
Zusammenfassend kann gefolgert werden, dass die ausgewählten Kollektive hinsichtlich Größe und
Struktur gut vergleichbar sind und ein ähnlicher Pflege- und Betreuungsaufwand zu leisten ist.
0 ha
200 ha
400 ha
600 ha
800 ha
1.000 ha
1.200 ha
1.400 ha
1.600 ha
1.800 ha
2.000 ha
2.200 ha
2.400 ha
Private Beförsterung
Standardbeförsterung
Minima
Maxima
Mittelwerte
Vergleich der FBGen nach Mitgliedsflächen
8
3.3 Naturalausstattung
3.3.1 Baumartenverteilung in den Projekt-FBGen
Die Baumartenverteilung gibt einen Überblick über die flächenmäßigen Anteile der unterschiedlichen
Holzarten. Dies spielt auch eine Rolle für die Bestandespflege, die Holzernte und die Erlöse, die durch
den Holzverkauf erzielt werden können. Von vorrangigem Interesse ist dabei das Verhältnis von
Nadelholz- zu Laubholzarten.
Abbildung 4: Vergleich der Flächenanteile von Nadelholz und Laubholz zwischen den FBGen in der Standardbeförsterung und der privaten Beförsterung
Wie Abbildung 4 zeigt, sind die relativen Anteile von Nadelholz zu Laubholz zwischen den Kollektiven
Standardbeförsterung und private Beförsterung nahezu gleich groß. In beiden Kollektiven überwiegt
der Nadelholzanteil auf über drei Viertel der Fläche. Zu den Nadelhölzern zählen die Baumarten
Fichte, Douglasie und Lärche. Die Baumart Kiefer ist unterrepräsentiert und spielt daher keine Rolle
in der Analyse. Eiche, Buche sowie die Laubhölzer mit hoher Umtriebszeit (ALh) bzw. niedriger
Umtriebszeit (ALn) sind die übrigen Baumarten, die auf den Waldflächen der Projekt-FBGen stocken.
Wie aus den Zahlen ersichtlich wird, liegt die Flächendominanz bei der Baumart Fichte. Die
nachfolgenden Darstellungen verdeutlichen dies:
24% 22%
76% 78%
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Standardbeförsterung Private Beförsterung
Prozentuale FlächenanteileNadelholz:Laubholz
∑ NH
∑ LH
9
Abbildung 5: Baumartenverteilung in den FBGen mit Standardbeförsterung
Abbildung 6: Baumartenverteilung in den privat beförsterten FBGen
Mit Anteilen von 71 % (Standardbeförsterungs-FBGen) bzw. 70 % (privat beförsterte FBGen) nimmt
der Fichtenanteil einen typischen Wert für das Sauerland an, ist aber beinahe doppelt so hoch wie im
Landesdurchschnitt NRW (36 %).
Bei den Laubholzarten ist das Verhältnis zwischen Eiche und Buche im Kollektiv der
Standardbeförsterungs-FBGen nahezu ausgeglichen. Dort bringt es die Buche auf einen Anteil von
10 %, während die Eiche einen Anteil von 9 % erreicht. Demgegenüber ist die Eiche mit einem Anteil
von 11 % auf den Flächen der direkt geförderten-FBGen nahezu doppelt so häufig vertreten wie die
Buche (6 %).
Laubhölzer mit hoher Umtriebszeit machen in beiden Kollektiven jeweils 2 % der Gesamtfläche aus.
Laubhölzer mit niedriger Umtriebszeit sind jeweils auf 4 % der Waldflächen vertreten.
9%
10%
2%
4%1%
71%
3%
Baumartenverteilungin den FBGen mit Standardbeförsterung
Eiche
Buche
ALh
Aln
Lärche
Fichte
Douglasie
11%
6% 2%
4%1%
70%
6%
Baumartenverteilung in den FBGen mit privater Beförsterung
Eiche
Buche
ALh
Aln
Lärche
Fichte
Douglasie
10
3.3.2 Altersklassenverteilung in den Projekt-FBGen
Ein Vergleich der Altersklassen zeigt, dass der Flächenschwerpunkt deutlich im Bereich der
Altersklassen (AKL) 1 bis 4 liegt. Dies ist wesentlich auf die Flächendominanz der Baumart Fichte
zurückzuführen. Die Fichte erreicht ihren Kulminationspunkt in der AKL 3 (41 – 60 Jahre). Hier liegt
auch das Maximum in der Holznutzung bei dieser Baumart. Von der AKL 6 an verliert die Fichte ihre
flächenmäßige Vorherrschaft. Dagegen gewinnen ab AKL 4 zunehmend die Laubholzarten Eiche und
Buche an Relevanz. Diese Baumarten erlangen deutlich später ihre Hiebsreife als die meisten
Nadelholzarten.
Abbildung 7: Altersklassenverteilung in den direkt (Standardbeförsterung) und indirekt (private Beförsterung) geförderten FBGen
Während insbesondere in der AKL 4 und 5 (bis 100 Jahre) die Eiche unter den Laubholzarten die
größten Flächenanteile einnimmt, gewinnt ab Altersklasse 6 die Buche immer mehr an Bedeutung.
Ab AKL 8 (141 – 160 Jahre) werden sowohl Eiche als auch Buche kaum mehr genutzt und auch
flächenmäßig praktisch bedeutungslos.
Zusammenfassend wird deutlich, dass die Waldfläche etwaig noch vorhandener Blößen mit
explizitem Aufforstungsbedarf und die Waldfläche mit Jungwuchspflegebedarf (1. Altersklasse) im
Kollektiv der privat beförsterten FBGen um 470 ha bzw. 40 % größer ist, als im Kollektiv der
landesbetrieblich beförsterten FBGen.
0 ha
200 ha
400 ha
600 ha
800 ha
1000 ha
1200 ha
1400 ha
1600 ha
1800 ha
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Stan
dar
d
Pri
vat
Blöße AKL 1 AKL 2 AKL 3 AKL 4 AKL 5 AKL 6 AKL 7 AKL 8 AKL > 9
Altersklassenübersicht nach Baumartenfür Standardbeförsterung und private Beförsterung
Eiche
Buche
ALh
Aln
Lärche
Fichte
Douglasie
11
3.4 Hiebsmengenvergleich in den Projekt-FBGen
Aus dem Vergleich der Hiebsätze geht hervor, wie viel Holz jährlich eingeschlagen und potenziell am
Holzmarkt zum Verkauf angeboten werden kann.
Mit einem Hiebsatz von 36.784 EFm/Jahr liegt die potenziell mögliche jährliche Nutzungsmenge bei
den FBGen in der Standardbeförsterung um 12 % über dem Hiebsatz der privat beförsterten FBGen
(32.416 EFm/Jahr).
Abbildung 8: Vergleich zwischen den indirekt und direkt geförderten FBGen hinsichtlich des
gesamten und des flächenbezogenen Hiebsatzes
Beim Laubholz ist der durchschnittliche Hiebsatz der FBGen in der Standardbeförsterung mit 8.906
EFm um ca. 1.700 Festmeter (+19 %) größer als der Hiebsatz der direkt geförderten FBGen (7.193
EFm/Jahr).
Einen deutlichen Unterschied gibt es ebenso bei den potenziell möglichen Nutzungsmengen von
Nadelholz. Hier liegt der durchschnittliche Hiebsatz bei den indirekt geförderten FBGen mit 27.878
EFm um ca. 2.650 Efm (+10 %) höher als bei den direkt geförderten FBGen (25.223 EFm/Jahr).
In Summe können im Kollektiv der Standardbeförsterung jährlich potenziell rund 4.400 Efm mehr
Holz geerntet werden, als im Kollektiv der privat beförsterten FBGen.
Der auf die forstliche Betriebsfläche bezogene Hiebsatz in den FBGen mit Standardbeförsterung (6,1
EFm/Jahr/ha) liegt somit mit einer Abweichung von +22 % ein gutes Fünftel über dem Hiebsatz der
direkt geförderten FBGen (4,8 EFm/Jahr/ha).
36.784 EFm
32.416 EFm
0 EFm
5.000 EFm
10.000 EFm
15.000 EFm
20.000 EFm
25.000 EFm
30.000 EFm
35.000 EFm
40.000 EFm
Standardbeförsterung Private Beförsterung
Summe Hiebsatz - jährlich
Δ 12 %
6,1 Efm/ha/a
4,8 Efm/ha/a
Efm/ha/a
Vergleich der Hiebsätze
12
Abbildung 9: Vergleich zwischen den Hiebsätzen bei Laub- und Nadelholz in den indirekt und direkt geförderten FBGen
3.5 Fazit Strukturvergleich
Hinsichtlich der durchschnittlichen Eigentumsfläche je FBG-Mitglied gibt es mit rund 10,1 ha
bei den FBGen in der Standardbeförsterung und 10,5 ha bei den FBGen der privaten
Beförsterung eine große Übereinstimmung.
Die Anzahl der FBG-Mitglieder ist bei der Standardbeförsterung (595 Mitglieder) nur um 43
Mitglieder geringer als bei den FBGen der privaten Beförsterung (638 Mitglieder).
Die durchschnittliche Flächengröße liegt bei FBGen mit Standardbeförsterung bei 1.004 ha
und bei FBGen in privater Beförsterung bei 1.121 ha. Im Durchschnitt sind bei den zuerst
genannten 1.288 Bestandeseinheiten und bei den Privaten 1.309 Bestandeseinheiten zu
bewirtschaften.
Der potenziell zu leistende Aufwand im Bereich der expliziten Waldpflege (Blößen /
Jungwüchse, Dickungen) ist bei den privat beförsterten FBGen um 40 % höher, als bei den
Standardbeförsterungs-FBGen.
Die durchschnittlichen Hiebsätze sind bei den Standardbeförsterungs-FBGen im Durchschnitt
um 12 % höher als bei den privat beförsterten FBGen. Bezogen auf den durchschnittlichen
flächenbezogenen Hiebsatz liegt der Wert sogar um 22 % höher.
8.906 EFm
27.878 EFm
36.784 EFm
7.193 EFm
25.223 EFm
32.416 EFm
0 EFm
5.000 EFm
10.000 EFm
15.000 EFm
20.000 EFm
25.000 EFm
30.000 EFm
35.000 EFm
40.000 EFm
Hiebsatz LH Hiebsatz NH Hiebsatz ∑
Vergleich der jährlichen Hiebsätze Laubholz und Nadelholz
Standardbeförsterung
Private Beförsterung
Vergleich der Hiebsätze
Laubholz und Nadelholz
13
4 Kennzahlen der Betreuungsleistung
Anmerkung: In die mit „*“ markierten Mittelwerte, z.B. „Direkte Förderung*“ wurden nur 6 direkt
geförderte FBGen einbezogen. Eine FBG, die bezüglich ihrer naturalen Ausstattung und auf Grund
ihrer Mitgliederstruktur mit den übrigen FBGen nur schwer vergleichbar ist, wurde in die mit „*“
markierten Mittelwerte nicht einbezogen.
4.1 Inanspruchnahme des Betreuungsangebots
Der durchschnittliche Stundeneinsatz je Hektar FBG-Fläche liegt in direkt geförderten FBGen etwas
tiefer als in indirekt geförderten FBGen: 28,6 Minuten je ha im Erfassungszeitraum (9 Monate) in den
direkt geförderten Forstbetriebsgemeinschaften, 32,8 Minuten je ha im Erfassungszeitraum (9
Monate) in den indirekt geförderten Forstbetriebsgemeinschaften. 28,6 Minuten bzw. 32,8 Minuten
je ha in 9 Monaten ergeben hochgerechnet auf 12 Monate (25,6 bzw. 32,8 / 9 x 12) 38,1 Minuten
(direkt) bzw. 43,7 Minuten (indirekt) je ha.
Im 12-Monatszeitraum der Jahre 2011/12 (Pilot-FBGen) und des Jahres 2010 (LB WuH) lag der
Hektarsatz zwischen 36 und 37 Minuten und somit im Vergleich mit der aktuellen Erhebung auf
gleichem Niveau wie bei den direkt geförderten FBGen und etwas tiefer als bei den indirekt
geförderten FBGen.
Der Blick auf die einzelnen Forstbetriebsgemeinschaften zeigt, dass Mittelwerte für die in Anspruch
genommene Betreuungsleistung wenig aussagekräftig sind, da die Werte der einzelnen FBGen auf
Grund von standörtlichen, sozioökonomischen oder strukturellen Rahmenbedingungen stark streuen
(siehe Tabelle 4).
Tabelle 4: Inanspruchnahme von Betreuungsleistungen der FBGen.
FBG
Min. je ha FBG-Fläche (9 Monate)
Min. je ha FBG-Fläche (12 Monate)
Direkte Förderung FBG 1 40 53 FBG 2 20 27 FBG 3 35 47 FBG 4 27 36 FBG 5 10 13 FBG 6 31 41 FBG 7 20 26
Indirekte Förderung FBG 1 44 58 FBG 2 17 22 FBG 3 22 30 FBG 4 25 33 FBG 5 42 56 FBG 6 37 49
14
4.2 Betreuungsstrukturen
Die Kleinteiligkeit im Privatwald birgt wechselnde Rahmenbedingungen der Betreuung. So haben es
die betreuenden Förster selten mit wenigen großen Waldbesitzern zu tun, sondern meist mit vielen
Kleineren mit diversen Zielvorstellungen, verstreuten Besitzstücken, entfernten Wohnorten und
eingeschränkter zeitlicher Ansprechbarkeit. Zwar kann die FBG Maßnahmen bündeln, für
Entscheidungen, die Auswirkungen auf das Grundeigentum haben, ist bei den hier untersuchten
Organisationsformen aber die persönliche Einwilligung der Klienten obligatorisch. Entsprechend der
großen Diversität sind situativ angepasste Betreuungsportfolios erforderlich. Dies wirkt sich auf die
Anzahl der Kontakte und die Diversität der Dienstleistungen aus. Innerhalb beider Kollektive zeigt
sich aber noch ein anderes Bild. Tendenziell nimmt hier die Anzahl der Geschäftsfälle mit der
Waldfläche je Mitglied zu. Erklären lässt sich dies durch die vermutlich größere Nachfrage nach
Betreuungsleistungen größerer Waldbesitzer, was stets auch eine Zunahme der Geschäftsfälle mit
sich bringt.
Tabelle 5: Anzahl und Dauer der Geschäftsfälle (GF) je ha und je Mitglied nach FBG
FBG Betreuungs-
zeit (min)
GF
(Anzahl)
Minuten
je GF
GF
je ha
GF je
Mitglied
Fläche (ha)
je Mitglied
Direkte Förderung
FBG 1 73662 988 75 0,53 52,0 97 FBG 2 8490 226 38 0,53 2,3 4 FBG 3 41941 1109 38 0,92 11,1 12 FBG 4 11535 256 45 0,59 5,9 10 FBG 5 7306 213 34 0,29 1,5 5 FBG 6 68520 1046 66 0,47 6,7 14 FBG 7 34260 491 70 0,28 4,8 17 Gesamt d 245714 4182 59 0,49 6,4 13,1 Gesamt d* 172052 3341 53 0,50 5,2 10,5 Indirekte Förderung FBG 1 22425 612 37 1,19 8,4 7 FBG 2 7262 193 38 0,44 2,2 5 FBG 3 12964 207 63 0,35 3,0 8 FBG 4 36960 1431 26 0,96 11,7 12 FBG 5 57427 1598 36 1,19 11,4 10 FBG 6 60825 1905 32 1,15 18,3 16 Gesamt i 197863 6057 33 1,01 10,2 10,1
Gesamt 443577 10315 43 0,71 8,2 11,7
Im Vergleich zeigen die Betreuungsmodelle eine unterschiedliche Struktur der Geschäftsfälle. Die
durchschnittliche Zeitdauer, die private Dienstleister einem gleichgearteten Geschäftsfall widmen
können, liegt bei 53* (59) Minuten. Dagegen liegt dieser Wert in indirekt geförderten FBGen bei 33
Minuten. Im Durchschnitt fallen 0,5 (direkt) bzw. 1,0 Geschäftsfälle (indirekt) je ha an. Je Mitglied
macht dies 5 bzw. 10 Geschäftsfälle. Die Datenlage lässt keine Interpretation nach Anzahl der
tatsächlich betreuten Waldbesitzer zu.
15
4.3 Tätigkeitsschwerpunkte
Der Anteil von Stunden, die für forstliche Grundberatung aufgewendet werden liegt in den
landesbetrieblich betreuten FBGen mit 20% um 7% höher als in den durch private Dienstleister
betreuten Forstbetriebsgemeinschaften. Der Anteil der aktiven Fälle, also der Beratungstätigkeit, die
auf Initiative des Betreuungsförsters zurückgeht liegt dagegen in den privat betreuten FBGen bei 73%
im Vergleich zu 64% bei den staatlich betreuten FBGen.
Abbildung 10: Anteil der geleisteten Stunden nach Fördersystem und Leistungsfeldern (d/d* =
direkt geförderte FBGen, i = indirekt geförderte FBGen)
Sowohl bei besitzübergreifenden Aufgaben als auch bei Holzernte Einzelleistungen für FBG-
Mitglieder weichen die Anteilsmittelwerte der geleisteten Stunden der beiden Kollektive nicht
nennenswert voneinander ab. Große Abweichungen zeigen jedoch die Werte der einzelnen FBGen.
Die besitzübergreifenden Aufgaben, die zum Kerngeschäft einer FBG gehören, nehmen lediglich rund
20 % der geleisteten Betreuungszeit in Anspruch. Manche FBGen haben einen Schwerpunkt bei
diesen Aufgaben gesetzt, andere nehmen für die Unterstützung gemeinschaftlicher
Waldbewirtschaftung wenig Betreuungsleistungen in Anspruch. Entsprechend schwanken die Werte
zwischen 10 % (6 %) bis 48 %. Entsprechend verhält sich der Stundenaufwand für Holzernte
Einzelleistungen 31 % bis 62 % (86 %)
Im Verhältnis zu der großen Prominenz, die der Aufwand für Verkehrssicherungsmaßnahmen in
Diskussionen um die Erholungsnutzung von Wäldern hat, erscheinen die Durchschnittswerte beider
Kollektive sehr gering. Je nach Lage der Wälder an Verkehrsachsen, Siedlungen oder
Erholungsschwerpunkten können die Kosten im Einzelfall stärker zu Buche schlagen.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
An
teil
de
r ge
leis
tete
n S
tun
de
n
d
d*
i
16
Sonderleistungen für FBG-Mitglieder sind direkt mit dem Management des individuellen
Waldbesitzes verknüpft. Diese werden häufiger von den Mitgliedern privat beförsterter FBGen
nachgefragt, was auf ein vergleichsweise großes Interesse am eigenen Wald schließen lässt.
Abbildung 11: Anteil der geleisteten Stunden je FBG nach Leistungsfeldern (d = direkt geförderte
FBGen)
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
An
teil
de
r ge
leis
tete
n S
tun
de
n
d FBG 1
d FBG 2
d FBG 3
d FBG 4
d FBG 5
d FBG 6
d FBG 7
17
Abbildung 12: Anteil der geleisteten Stunden je FBG nach Leistungsfeldern (i = indirekt geförderte
FBGen)
4.4 Holzmobilisierung
4.4.1 Hiebsgröße
Die durchschnittliche Hiebsgröße liegt zwischen 21 und 97 (539) Fm je Hieb. Der Durchschnitt
(arithmetischer Mittelwert) liegt bei 66 Fm je Hieb bei den direkt geförderten FBGen* und bei 55 Fm
je Hieb bei den indirekt geförderten FBGen. Da einige große Hiebe den Durchschnitt stark
beeinflussen, ist der Median eine verlässlichere Größe, um die Hiebsgröße zu beschreiben. Dieser
liegt bei 36 Fm (direkt*) und 33 Fm je Hieb (indirekt). Der geringfügig höhere Wert in den direkt
geförderten FBGen kann mit einer geringfügig größeren Einschlagsfläche je Hiebsmaßnahme
begründet werden.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%A
nte
il d
er
gele
iste
ten
Stu
nd
en
i FBG 1
i FBG 2
i FBG 3
i FBG 4
i FBG 5
i FBG 6
18
Tabelle 6: Durchschnittliche Hiebsgröße in den FBGen
FBG Holzeinschlag im Erfassungszeitraum
(Efm)
Anzahl der Maßnahmen
Hiebsgröße (Efm)
Direkte Förderung FBG 1 10247 19 539 FBG 2 995 30 33 FBG 3 4209 83 51 FBG 4 2141 22 97 FBG 5 1094 19 58 FBG 6 7508 104 72 FBG 7 5783 69 84
Gesamt d/arith. MW d 31976 346 92 Gesamt d*/arith. MW d* 21729 327 66 Median d 40 Median d* 36
Indirekte Förderung FBG 1 1927 38 51 FBG 2 794 37 21 FBG 3 1812 51 36 FBG 4 5033 78 65 FBG 5 5523 138 40 FBG 6 10647 129 83
Gesamt i/arith. MW 25734 471 55 Median i 33
4.4.2 Holzeinschlag
Bezogen auf die Mitgliedsfläche der FBGen wurde in den indirekt geförderten FBGen mehr Holz
eingeschlagen, als im Vergleichskollektiv. Hochgerechnet auf ein Jahr mobilisierten erstere 5,5 Fm je
ha gegenüber 4,2 Fm je ha* Mitgliedsfläche und damit 1,3 Fm mehr (Tab. 7).
19
Tabelle 7: Holzeinschlag in neun Monaten und hochgerechnet auf ein Jahr bezogen auf die FBG-
Mitgliedsfläche. Der Holzeinschlag wurde auf 12 Monate hochgerechnet (Annahme: Okt
bis Juni = 77 % des Holzeinschlags).
FBG
Holzeinschlag Fm je ha FBG Mitgliedsfläche
(9 Monate)
Holzeinschlag Fm je ha FBG Mitgliedsfläche
(12 Monate)
Direkte Förderung* 3,2 4,2 FBG 1 5,5 7,2 FBG 2 2,3 3,1 FBG 3 3,5 4,6 FBG 4 5,0 6,5 FBG 5 1,5 1,9 FBG 6 3,4 4,4 FBG 7 3,4 4,4 Indirekte Förderung 4,3 5,5 FBG 1 3,8 4,9 FBG 2 1,8 2,4 FBG 3 3,1 4,0 FBG 4 3,4 4,4 FBG 5 4,1 5,3 FBG 6 6,4 8,3 Gesamt (direkt*/indirekt) 3,7 4,8
Der Vornutzungsanteil liegt bei 71 % (direkt*) und bei 75 % (indirekt). Zwangsnutzungen als Folge
von Kalamitäten machen im Durchschnitt beider Kollektive nur 6 % (d=12 %) aus. Der Sturm Niklas
vom Frühjahr 2015 hat in den Projekt-FBGen nur punktuell Schäden verursacht.
Tabelle 8: Durchschnittlicher Anteil der Nutzungsarten am Einschlag
Fördersystem Ndh Lbh Enh Gesamt
Endnutzung
Direkte Förderung* 22% 22% 19% 22%
Indirekte Förderung 19% 20% 4% 18%
Vornutzung
Direkte Förderung* 70% 78% 81% 71%
Indirekte Förderung 75% 80% 80% 75%
Zufällige Nutzung
Direkte Förderung* 8% 0,2% 0% 7%
Indirekte Förderung 6% 0,0% 16% 6%
20
4.4.3 Hiebsatzerfüllung
Der Holzeinschlag kann natürlich nicht getrennt von der potenziell möglichen Nutzungsmenge, dem
geplanten Hiebsatz, betrachtet werden. Ein Vergleich der Hiebsätze bildet den Unterschied im
Einschlag gut ab und es zeigt sich, dass beide Kollektive dicht an den geplanten jährlichen
Nutzungssatz herankommen. Im Durchschnitt wurden beachtliche 87 % des Hiebsatzes in den Pilot
FBGen und 91 % des Hiebsatzes in den WuH FBGen durch die Betreuungsförster koordiniert. Im
Nadelholz erreichen die durch Betreuungsförster koordinierten Holzmengen über 100 % des FBG
Hiebsatzes. Der Anteil des Laubholzes am Hiebsatz, der durch Betreuung koordiniert wird, liegt
lediglich bei rund 30 % (Tabelle 9). Es kann angenommen werden, dass ein erheblicher Anteil des
Laubholzes komplett in Eigenregie geerntet, als Brennholz aufbereitet, einzelbetrieblich vermarktet
oder verbraucht wird und daher nicht durch die Betreuungsförster erfasst wird.
Tabelle 9: Hiebsatz, Einschlag und Ausschöpfung des Hiebsatzes (Quote). Der Holzeinschlag wurde auf 12 Monate hochgerechnet (Annahme: Okt bis Juni = 77 % des Holzeinschlags - der Wert von 77 % für die Monate Oktober bis Juni ergibt sich aus gemittelten Werten für den Kleinprivatwald der Jahre 2014 und 2015 des RFA Märkisches Sauerland).
Nadelholz Laubholz Gesamt
Hiebsatz Efm
Einschlag Efm
Quote %
Hiebsatz Efm
Einschlag Efm
Quote %
Hiebsatz Efm
Einschlag Efm
Quote %
Direkte Förderung*
25.223 26.299 104 % 7.193 1.921 27 % 32.416 28.220 87 %
Indirekte Förderung
27.878 30.633 110 % 8.906 2.788 31 % 36.784 33.421 91 %
Die Eingriffsstärke in der Vornutzung ist in beiden Kollektiven etwa gleich intensiv. In
Durchforstungsbeständen wurden im Mittel 56 Efm je ha (direkt) bzw. 55 Efm je ha (indirekt)
genutzt. Die Spannweite zwischen den FBGen ist auch hier groß. Sie reicht von 39 bis 82 Efm je ha in
den direkt geförderten und von 41 bis 76 Efm je ha in den indirekt geförderten FBGen.
4.4.4 Weitere Kennzahlen der Holzmobilisierung
Der Stundeneinsatz als Summe der aufgewendeten Stunden in allen Tätigkeitsfeldern bezogen auf
den Einschlag ist im Durchschnitt in beiden Kollektiven (indirekte/direkte Förderung) gleich hoch:
0,13 Std. je Fm bzw. 7,8 Fm je Std. Auch hier variieren die Einzelwerte der
Forstbetriebsgemeinschaften stark (Tab. 10).
21
Tabelle 10: Eingesetzte Betreuungszeit für die Holzmobilisierung
FBG Std. je Fm Fm je Std.
Direkte Förderung FBG 1 0,12 8,4 FBG 2 0,14 7,0 FBG 3 0,17 6,0 FBG 4 0,09 11,1 FBG 5 0,11 9,0 FBG 6 0,15 6,6 FBG 7 0,10 10,1
Indirekte Förderung FBG 1 0,19 5,2 FBG 2 0,15 6,6 FBG 3 0,12 8,4 FBG 4 0,12 8,2 FBG 5 0,17 5,8 FBG 6 0,10 10,5
Der Zusammenhang zwischen der Inanspruchnahme von Betreuungsleistungen innerhalb einer FBG
und deren mobilisierter Holzmasse wird durch Abbildung 13 aufgezeigt. Es wird deutlich, dass mit
intensiverer Betreuungsleistung auch die Masse des mobilisierten Holzes je Hektar steigt. Ein noch
engerer Zusammenhang besteht erwartungsgemäß zwischen den erbrachten Einzelleistungen für
Holzernte und der mobilisierten Holzmenge (Abb. 14).
Abbildung 13: Zusammenhang zwischen in Anspruch genommenen Betreuungsleistungen und
Holzeinschlag je FBG
R² = 0,5119
0
1
2
3
4
5
6
7
0 10 20 30 40 50
Fm je
ha
Min. gesamt je ha
Direkte Betreuung
IndirekteBetreuung
Linear (Fm je ha)
22
Abbildung 14: Zusammenhang zwischen in Anspruch genommenen Einzelleistungen für Holzernte
und Holzeinschlag je FBG
Wird die Zeit für Einzelleistungen für FBG-Mitglieder, die direkt der Planung, Durchführung und
Aufnahme von Holzerntemaßnahmen zugeordnet werden kann, in Beziehung zur eingeschlagenen
Holzmasse gesetzt, so zeigt sich, dass die privaten Dienstleister, bezogen auf die Mitgliedsfläche der
FBGen etwas weniger Zeit in diesem Segment aufwenden, als die Betreuungsförster des
Landesbetriebs Wald und Holz. Bezogen auf die Leistungseinheit Fm setzen die Kollektive im
Durchschnitt die gleiche Zeit ein.
Tabelle 11: Einzelleistungen für FBG-Mitglieder, die direkt der Holzernte zugeordnet werden können
FBG Einzelleistungen Holzernte Std. je Fm
Einzelleistungen Holzernte Fm je Std.
Einzelleistungen Holzernte Std. je ha
Mitgliedsfläche
Direkte Förderung
FBG 1 0,10 9,7 0,57
FBG 2 0,04 22,5 0,10
FBG 3 0,07 14,3 0,25
FBG 4 0,04 23,0 0,22
FBG 5 0,05 20,5 0,07
FBG 6 0,09 11,1 0,31
FBG 7 0,05 18,4 0,18
Gesamt (direkt*) 0,07 14,7 0,22
R² = 0,5872
0
1
2
3
4
5
6
7
0 10 20 30 40
Fm je
ha
Min. Einzelleistungen je ha
Direkte Betreuung
Indirekte Betreuung
Linear (Fm je ha)
23
Indirekte Förderung
FBG 1 0,11 9,1 0,41
FBG 2 0,05 19,0 0,10
FBG 3 0,05 18,4 0,17
FBG 4 0,05 20,0 0,17
FBG 5 0,10 9,8 0,42
FBG 6 0,06 17,0 0,38
Gesamt (indirekt) 0,07 14,4 0,30
Alle FBGen* 0,07 14,5 0,26
Bezogen auf die Hiebsfläche werden zwischen 4 und 5 Stunden je ha für solche Einzelleistungen
aufgewandt, die direkt der Holzernte zugeordnet werden können. Davon werden rund 1,5 Stunden
für das Auszeichnen und die Hiebsvorbereitung benötigt (Tab. 12).
Tabelle 12: Stundeneinsatz für Einzelleistungen, die direkt der Holzernte bzw. dem Auszeichnen
zugeordnet werden, bezogen auf die Hiebsfläche
FBG Einzelleistungen Holzernte Std. je ha Hiebsfläche
Gesamt
Davon Auszeichnen u. Vorbereitung Hiebsvollzug
Direkte Förderung
FBG 1 8,05 1,49
FBG 2 2,95 1,32
FBG 3 5,81 1,34
FBG 4 3,66 1,13
FBG 5 3,64 1,68
FBG 6 5,18 1,78
FBG 7 3,28 1,38
Gesamt (direkt*) 4,45 1,52
Indirekte Förderung
FBG 1 10,28 1,74
FBG 2 3,34 1,36
FBG 3 4,03 1,10
FBG 4 3,37 1,34
FBG 5 5,74 1,88
FBG 6 2,46 0,84
Gesamt (indirekt) 3,70 1,19
Gesamt (indirekt ohne FBG 6 5,06 1,58
Alle FBGen* 4,00 1,32
24
4.4 Waldpflege
Tabelle 13 gibt eine Übersicht über die Waldpflegemaßnahmen der FBGen. Werden diese auf die in
den jeweiligen Kollektiven betreuten Flächen bezogen, so zeigt sich, dass die direkt geförderten
FBGen im Vergleich zu den indirekt geförderten FBGen etwas weniger Neukulturen anlegten, aber
auf der dreifachen Fläche Nachbesserungen und auf der fünffachen Fläche Verbissschutz
durchgeführt haben. Im flächenbezogenen Durchschnitt liegt der Anteil an Waldpflegemaßnahmen
wie Neukultur, Nachbesserung, Verbissschutz, Jungwuchspflege, Läuterung und Ästung bei den
direkt geförderten FBGen um 48 % über dem Vergleichskollektiv. Hier macht sich der höhere Anteil
an Blößen und Kulturflächen bemerkbar, der intensiver Verbissschutz- und
Nachbesserungsmaßnahmen bedarf. Der Wald wurde im Erfassungszeitraum lediglich in zwei indirekt
geförderten FBGen gekalkt und in jeweils einer FBG wurden neue Wege gebaut. Die
Wegeinstandhaltung wurde in direkt geförderten FBGen auf einer 20 % längeren Strecke notwendig.
Tabelle 13: Waldpflege-, Wegebau- und –instandhaltungsmaßnahmen nach Fördersystem
FBG
Neukultur
Nachbesseru
ng
Verb
issschutz
Jungw
uch
spfle
ge
Läute
rung
Ästu
ng
Kalk
ung
Weg
ene
uba
u
Weg
ein
sta
ndse
tzung
ha lfm
Direkte Förderung
FBG 1 2,3 0 2,9 3,3 0 0 0 0 720
FBG 2 4,7 4,8 28,1 18,5 5,1 0 0 783 2.966
FBG 3 5,1 0 4,7 5,3 0 0 0 0 0
FBG 4 1,2 0 0,7 1,4 0 0 0 0 0
FBG 5 8,3 17,5 11,2 7,3 2,0 0 0 0 3.690
FBG 6 4,4 3,5 10,6 1,3 7,7 0 0 0 0
Summe d* 26 26 58 37 15 0 0 783 7.376
Indirekte Förderung
FBG 1 3,3 0,6 2,4 7,6 0 0 0 0 850
FBG 2 0,7 0 0 0 0,2 0 137 0 0
FBG 3 3,6 0,5 4,0 3,5 0 0 0 0 210
FBG 4 13,5 5,5 0,7 11,9 3,2 2,0 0 0 1.580
FBG 5 2,1 0,5 2,9 2,9 2,6 0 623 1.098 2.595
FBG 6 6,7 1,3 0 8,2 7,6 0 0 0 180
Summe i 30 8 10 34 14 2 760 1.098 5.415
25
5 Analyse der Stundensätze
5.1 Grundlagen der Stundensatzanalyse
5.1.1 Kalkulation der Arbeitszeit
Reine Arbeitszeit
Die reine Arbeitszeit (RAZ) ist eine wesentliche Größe zur Berechnung des Stundensatzes. Sie umfasst
die Arbeitszeit, von Beginn bis Ende der Arbeit ohne die Ruhe- und Erholungspausen. Als Arbeit
werden alle Zeiten definiert, die unmittelbar dem oder den Geschäftszwecken dienen und/oder
unmittelbar erforderlich sind. Die RAZ liegt unterhalb der Gesamtarbeitszeit, weil nennenswerte
vergütungsrelevante oder kalkulatorisch vergütungsrelevante nicht produktive Zeiten wie Urlaub
oder Zeiten im Krankenstand in Abzug gebracht werden.
Tabelle 14: Herleitung der reinen Arbeitszeit bei einem 8 Stunden Arbeitstag.
Elemente der Arbeitszeit Tage/Jahr Stunden/Jahr
Tage insgesamt 365
-Samstage/Sonntage 104
-Gesetzliche Feiertage NRW, die nicht auf Sa. oder So. fallen 8
=Arbeitstage/Jahr 253
Jährliche Gesamtarbeitszeit (GAZ) 2.024 Stunden/Jahr
-Urlaubstage/Jahr 30
=Verbleibende Arbeitstage/Jahr 223
Jährliche, kalkulatorisch mögliche Arbeitszeit (MAZ) 1.784 Stunden/Jahr
-Krankentage/Jahr (Durchschnitt für Deutschland 2013) 7,9
Jährliche, kalkulatorisch reine Arbeitszeit (RAZ) 1.721 Stunden/Jahr
Fakturierbare Arbeitszeit
Als fakturierbare Arbeitszeit (fAZ) ist die Zeit definiert, die für den Kunden geleistet wird und
fakturierbar ist. Dabei kann die Fakturierung auf pauschaler Basis oder auf Stundenbasis erfolgen. Die
Kennzahl fAZ ist eine entscheidende Größe zur Ermittlung der Stundensätze.
Es können nicht alle Arbeitszeiten der RAZ fakturiert werden. Dieser Umstand rückt insbesondere bei
dem Abrechnungsmodell der direkten Förderung in den Fokus, weil - anders als bei der indirekten
Förderung - grundsätzlich zunächst einmal jede geleistete Arbeitsstunde (RAZ) gegenüber dem
forstlichen Zusammenschluss mit dem vereinbarten Stundenverrechnungssatz fakturierbar sein
sollte. Allerdings ergeben sich Tätigkeitsbereiche, die nicht immer zu 100 % durch den Dienstleister in
Rechnung gebracht werden können.
Hinter nicht fakturierbaren Tätigkeiten verbergen sich überwiegend verwaltende und
organisatorische Aufgaben zur Erfüllung der Geschäftszwecke. Ihren Zeitanteil preist der
Unternehmer kalkulatorisch in die Verrechnungsstundensätze ein. Im Kern jedoch definiert jeder
Unternehmer seine Abrechnungskultur selbst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Beruf
26
Typische Tätigkeitsbereiche, die nicht adäquat abrechenbar sind, stellen beispielsweise „im
Nachhinein unnötig lange Ortstermine“, dar. Ebenso kann es zu Arbeitsunterbrechungen (Beispiel:
Unterbrechung bei der Auszeichnung einer Holzerntemaßnahme bei Waldbesitzer A und dadurch
bedingt mehrmaliges Anfahren des Bestandes) kommen, die der zahlungspflichtige
Zusammenschluss ggf. nicht zu verantworten hat. Derartige Umstände sind dem Kunden gegenüber
schwer zu argumentieren und deshalb nicht immer zu 100 % fakturierbar. Ebenso sind interne
Aufgaben zur Erhaltung der Geschäftstätigkeit notwendig wie zum Beispiel die Buchhaltung,
Korrespondenzen mit Unfallversicherungsträgern oder allgemeine Planung der eigenen
Arbeitskapazität.
Im Bereich der indirekten Förderung kommen vorgenannte Beispiel ebenso arbeitszeitrelevant vor.
Auch im Bereich der indirekten Förderung werden die Arbeitszeiten je Produkt gebucht und zu
Produktgruppen aggregiert.
5.1.2 Kalkulation der Kosten
Neben der tätigkeits- und kundenbezogenen Arbeitszeiterfassung müssen die Kosten möglichst der
Leistung zugeordnet werden. Dies spielt vor allem im Dienstleistungssektor der
Einheitsforstverwaltung eine große Rolle, weil über Synergieeffekte einerseits effiziente
Prozessstrukturen geleistet werden können, andererseits aber die Gefahr besteht, dass die Aufgaben
und deren Kostenzuordnung Intransparenz aufweisen.
Am besten eignet sich eine leistungsfeldgeordnete Ist-Kostenstruktur, um die erforderlichen
Kostenblöcke Personal, sonstiger betrieblicher Aufwand sowie Overhead-Kosten effektiv zu
ermitteln. Dafür ist eine aussagefähige Lohn- und Finanzbuchhaltung mit einem daran
anschließenden Controlling erforderlich.
Dabei sollten die Ist-Kosten aus einem ausreichend langen Zeitraum ausgewählt werden. Ein Jahr ist
meist die beste Wahl, weil sich saisonbedingte Schwankungen der Kosten dann genügend
ausgleichen. Weiterhin sind die Kosten buchhalterisch-kalkulatorisch zu eliminieren, die nichts mit
dem hier fokussierten Geschäftsfeld Beförsterung zu tun haben.
Sofern auf keine IST-Kosten der Beförsterung zurückgegriffen werden kann, müssen die Kosten
kalkulatorisch ermittelt werden.
Personalkosten
Zu den Personalkosten gehören die Gehälter, gesetzliche und freiwillige soziale Aufwendungen sowie
alle übrigen Personalnebenkosten (Sozialversicherungsbeiträge, Beiträge zur Berufsgenossenschaft).
Der kalkulatorische Unternehmerlohn der selbständig tätigen Revierleiter wird in diesem Gutachten
zu den Personalkosten gruppiert.
Betriebskosten
Die Betriebskosten bilden in diesem Gutachten sämtliche Kostenarten einschließlich der
Abschreibungen ab, die nicht den Personalkosten zugeordnet sind. Nennenswerte Positionen bilden
dabei Raumkosten, PKW-Kosten, Kosten der Kommunikation, Fortbildung und der Bürobedarf.
27
Die Buchung der Kostenarten und die ggf. erforderliche Umlage auf Kostenstellen, müssen dabei
verursachungsgerecht erfolgen. Es sind alle Kosten zu eliminieren, die nichts mit der Beförsterung zu
tun haben.
Overheadkosten
Ebenso wie die Sammelposition der Betriebskosten, müssen die Kosten des „Overheads“ der zu
analysierenden Geschäftstätigkeit „Beförsterung“ verursachungsgerecht zugeordnet werden.
Die Kosten des Overheads unterteilen sich in Overhead-Personalkosten und Overhead-
Betriebskosten. Diese Position wird vor allem im Kollektiv der „indirekten Beförsterung“ betrachtet.
Im Feld der „direkten Beförsterung“ sind im Vergleichskollektiv Unternehmen tätig, deren
Personalstruktur bislang lediglich geringe Overhead-Strukturen aufweisen (Unternehmensgröße: 1 -
3 Mitarbeiter).
Kalkulatorische Kosten
Zu den kalkulatorischen Kosten zählen beispielsweise Wagniszuschläge aus unternehmerisch,
selbständiger Tätigkeit, kalkulatorische Zinseinnahmen oder -ausgaben oder ein kalkulatorischer
betrieblicher Liquiditätsaufbau. Ebenso sollte eine zukünftige Teuerungsrate auf der Kostenseite
kalkulatorisch eingepreist werden.
Kostenstundensatz
Die Summe aller der Beförsterung zugeordneten Kosten (Personalkosten, Betriebskosten,
Overheadkosten) wird durch die fakturierbaren Stunden dividiert.
Verrechnungsstundensatz
Der Verrechnungsstundensatz ist der Stundensatz, der den FBGen in Rechnung gestellt wird. Er
unterscheidet sich vom Kostenstundensatz im Wesentlichen dadurch, dass im
Verrechnungsstundensatz die tatsächlichen Kosten der Arbeit und des Betriebes inkl. Vorsorge und
einem angemessenen Unternehmerlohn ausgedrückt werden. Gleichzeitig werden aber z.T.
erhebliche Abschläge, z.B. im Zuge des Bieterwettbewerbs in Kauf genommen.
5.2 Verrechnungs- und Kostenstundensätze
5.2.1 Verrechnungsstundensätze privater Dienstleistungsförster in direkt geförderten FBGen
Im Rahmen der Ausschreibungen in der Initialphase der Pilotprojekte zur direkten Förderung haben 8
Forstbetriebsgemeinschaften das Angebotsverfahren zum Pilotprojekt durchgeführt. Sieben FBGen
haben einen Zuschlag erteilt. Eine FBG hat keinen Zuschlag erteilt. Insgesamt wurden somit 42
Angebote abgegeben. Der minimale Verrechnungsstundensatz wurde mit netto 21,15 €/Stunde
angeboten. Der maximale Verrechnungsstundensatz lag bei netto 70,00 €/Stunde. Tabelle 15 zeigt
die durchschnittlichen angebotenen Stundenverrechnungssätze je FBG.
Im Rahmen der Zuschlagserteilung spielte aber nicht ausschließlich der Stundensatz die
ausschlaggebende Rolle. Nach Abwägung weiterer Kriterien, die sowohl die Angebotsleistungen wie
auch die lokalen Bedingungen umfassten, wurde das wirtschaftlichste Angebot ausgewählt. An dieser
Stelle wird dazu auf den Arbeitsbericht 01/2013 der Professur für Forst- und Umweltpolitik
28
„Pilotprojekte brauchen einen Piloten - Evaluation der Pilotprojekte zur direkten Förderung der
Holzvermarktung und der Waldbewirtschaftung in Forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssen
Nordrhein-Westfalens“ verwiesen.
Tabelle 15: Mittlere angebotene Verrechnungssätze und der mittlere zugeschlagene
Verrechnugssatz im Rahmen der Ausschreibungen zur eigenständigen Beförsterung
forstlicher Zusammenschlüsse (Pilotprojekt 2). Die Angebote stammen aus den Jahren
2009/2010. Der mittlere Verrechnungsstundensatz aller Angebote (N=42) beträgt netto
45,37 €.
FBG Anzahl der
Bieter
Mittlerer Verrechnungs-
stundensatz (netto)
Mittlere angebotene Verrechnungssätze
FBG 1 3 50,67 €
FBG 2 4 42,28 €
FBG 3 11 46,54 €
FBG 4 4 41,50 €
FBG 5 4 46,25 €
FBG 6 3 49,83 €
FBG 7 3 49,83 €
FBG 8 10 42,25 €
Gesamt 42 45,37 €
Mittlerer zugeschlagener Verrechnungssatz
FBG 1-7 7 42,21 €
Der mittlere Verrechnungsstundensatz aller zugeschlagenen Angebote (N=7) beträgt netto 42,21 €.
Damit liegt der mittlere zugeschlagene Verrechnungsstundensatz 7 % unter dem mittleren,
angebotenen Verrechnungsstundensatz. Die Angebotsspanne reicht von 39,00 € bis 49,00 €.
Insgesamt sind fünf Unternehmen in den sieben direkt geförderten FBGen tätig. Vier
Zusammenschlüsse werden durch den Inhaber oder Geschäftsführer des beförsternden
Dienstleistungsunternehmens betreut. Zwei Zusammenschlüsse werden durch Mitarbeiter eines
Dienstleistungsunternehmens betreut. Ein Zusammenschluss wird durch einen angestellten
Mitarbeiter der FWV Olpe beförstert.
29
5.2.2 Kostenstundensätze des Geschäftsfeldes Dienstleistung des Landesbetriebes Wald und Holz
NRW
5.2.2.1 Grundlagen der Ermittlung
Arbeitszeit
Die RAZ wird im Geschäftsfeld Dienstleistung durch die aufgabenindividuelle Buchung der
aufgewendeten Stunden ermittelt. Die Buchung erfolgt auf Ebene der „angefangenen Viertelstunde“
mit Hilfe des Zeiterfassungsmanagementsystem "DISTER" in den jeweils vorgesehenen
Produktgruppen. Dementsprechend erfolgt eine scharfe Trennung der Arbeitszeit im Rahmen der
Dienstleistungsbeförsterung und hoheitlicher Tätigkeiten. Ferner werden Fehlzeiten, bedingt durch
Urlaub oder Krankheit, erfasst. Ebenso werden Fortbildungsmaßnahmen und Sonderaufgaben
separat dokumentiert.
Die Arbeitszeiten weiterer Mitarbeiter des Regionalforstamtes sowie der Zentrale werden ebenso
produktgruppenspezifisch gebucht und ausgewertet. Dadurch können auf Ebene der Zentrale sowie
der Regionalforstämter die Overhead-Zeiten für das Geschäftsfeld Dienstleistungsbeförsterung
ausgewiesen werden.
Personalkosten
Dem Gutachter wurden durch Wald und Holz NRW die nachfolgend dargestellten Personalkosten,
getrennt nach Laufbahngruppen als gewichteter Mittelwert für den gesamten Landesbetrieb Wald
und Holz NRW zur Verfügung gestellt. Ebenso wurde die Methodik und die Berechnungsergebnisse
einzelner Ebenen sowie die Aggregation schlüssig dargestellt und dem Gutachter zur Überprüfung
zur Verfügung gestellt (vgl. Anhang B).
In der Laufbahngruppe des höheren Dienstes wurden zum Stichtag 31.12.2013
100 Mitarbeiter beschäftigt. 88 Gehaltsempfänger sind verbeamtet. 12 Gehaltsempfänger werden im
Angestelltenverhältnis besoldet. In der Laufbahngruppe des gehobenen Dienstes werden zum
Stichtag 31.12.2013 464 Mitarbeiter beschäftigt. Davon sind 322 verbeamtet und 142
Gehaltsempfänger im tariflichen Angestelltenverhältnis beschäftigt.
Neben den direkten Personalkosten (Nettopersonalkosten) werden folgende Lohnnebenkosten den
Nettopersonalkosten hinzuaddiert. Die Summe ergibt die Bruttopersonalkosten je Laufbahngruppe.
Lohnnebenkosten der verbeamteten Mitarbeiter
Jahressonderzahlungen
Versorgungszuschlag
Beihilfe
Lohnnebenkosten der angestellten Mitarbeiter
Jahressonderzahlungen
Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung
Die Summe der Bruttopersonalkosten aller Mitarbeiter einer Laufbahngruppe ergibt die
Gesamtpersonalkosten. Die Division der Gesamtpersonalkosten je Laufbahngruppe mit den
30
Gesamtpersonalstunden je Laufbahngruppe ergibt als Kennzahl den Gesamtstundensatz der
jeweiligen Laufbahngruppe für alle Produkte (Dienstleistung, Hoheit, Internes, Sonderaufgaben).
Ferner werden von den Gesamtpersonalstunden die Gesamtzeiten für Urlaub und die Summe der
IST-Krankheitsstunden subtrahiert. Das Ergebnis bilden die reinen Arbeitsstunden
(∑RAZ/Laufbahngruppe). Durch die Zeiterfassung werden die einzelnen Produktgruppen analysiert.
Die Zeiten, die für interne Produkte (nicht verrechenbare Arbeiten) aufgewendet werden, werden
von den Gesamtpersonalstunden subtrahiert. Das Ergebnis ist die produktive Gesamtarbeitszeit je
Laufbahngruppe.
Der Produktivstundensatz je Laufbahngruppe ist die zentrale Größe der Personalkosten. Diese
Kennzahl wird durch die Division der Gesamtpersonalkosten mit der Summe der produktiven
Gesamtarbeitszeit je Laufbahngruppe ermittelt.
Sachkosten
Die Sachkosten beinhalten sämtliche Arbeitsmittel, Materialien und betriebliche Aufwendungen, die
zur Erfüllung der Geschäftszwecke notwendig sind.
Beispielhaft sind folgende Kostenarten genannt:
Bürobedarf
Raumkosten
Energiekosten
Fahrtkosten
Betriebsbedarf
Abschreibungen
Die Summen der Sachkosten werden auf den Ebenen Forstbetriebsbezirk, Regionalforstamt und
Zentrale getrennt gebucht.
Die Summe der Materialkosten wird durch die produktive Gesamtarbeitszeit aller Laufbahngruppe
dividiert. Das Ergebnis sind die Sachkosten je produktiver Arbeitsstunde.
5.2.2.2 Aktuelle Kostenstruktur im Geschäftsfeld
„Dienstleistung“ des Landesbetriebes Wald und Holz NRW
Im Zuge der Neugestaltung der Entgeltordnung 2015 wurde im Jahr 2014 im Fachbereich III Privat-
und Körperschaftswald des Landesbetriebes Wald und Holz NRW eine umfassende Kosten-
Leistungsanalyse der Produktgruppe Dienstleistung durchgeführt.
Dazu wurden die verursachungsgemäßen Kosten des Geschäftsfeldes „Dienstleistung“ aus der IST-
Lohnbuchhaltung und der kaufmännischen Buchhaltung ermittelt. Datengrundlage war das
Geschäftsjahr 2013 mit Laufzeit vom 01.01.2013 bis 31.12.2013.
Personalkosten je Stunde
Die Analyse der Personalkostenstruktur im Geschäftsfeld Dienstleistung des Landesbetriebs Wald
und Holz NRW ergibt für das Jahr 2013:
Produktivstundensatz mittlerer Dienst: netto 35,13 € / Stunde
Produktivstundensatz gehobener Dienst: netto 49,96 € / Stunde
31
Produktivstundensatz höherer Dienst: netto 68,96 € / Stunde
Sachkosten je Stunde
In der Produktgruppe 200 (Verträge mit Zusammenschlüsse) wurden Sachkosten in Höhe von netto
10,13 € pro produktiver Arbeitsstunde über alle Laufbahngruppen ermittelt.
Kostenstundensatz der Laufbahngruppen
Die Summe der produktiven Personalkosten und Sachkosten für die Produktgruppe 200 ergibt
folgendes Bild:
Produktiver Kostenstundensatz mittlerer Dienst: netto 45,26 € / Stunde
Produktiver Kostenstundensatz gehobener Dienst: netto 60,09 € / Stunde
Produktiver Kostenstundensatz höherer Dienst: netto 79,09 € / Stunde
Laufbahngewichteter Kostenstundensatz in der Produktgruppe 200 – Dienstleistung mit
Zusammenschlüssen aller Laufbahngruppen
Die Produktgruppe PG 200 beinhaltet alle vertraglichen Dienstleistungen der Entgeltordnung mit
Zusammenschlüssen (biologische Produktion, technische Produktion, Holzverkauf). Der
Gesamtaufwand aller Laufbahngruppen (Gesamtpersonalkosten und Sachkosten) wurde 2013 mit
netto 17.452.300 € kaufmännisch ermittelt.
Der produktive Stundenaufwand aller Laufbahngruppen (mittlerer Dienst, gehobener Dienst und
höherer Dienst) wurde mit 303.161 Stunden ermittelt.
Demgemäß ergibt sich für das Basisjahr 2013 ein laufbahngewichteter Kostenstundensatz in Höhe
von netto 57,57 € / Stunde in der Dienstleistungsbeförsterung.
Kostenstundensätze nach Entgeltordnung 2015
Der Kostenstundensatz in der Dienstleistung mit Zusammenschlüssen lag 2013 bei 57,57 €. Mit Blick
auf die tariflichen Kostensteigerungen im Gehaltssegment (Nominallohnindex) und
Kostensteigerungen der Sachkosten wird dieser Kostensatz auf 60,48 € für das Jahr 2015 prolongiert.
Tabelle 16: Kostenstundensätze (netto) in der Produktgruppe 200 (Dienstleistung) des
Landesbetriebs Wald und Holz
Laufbahngruppe Prod. Personal-stundensatz
2013
Sachkosten-stundensatz
2013
Stundensatz
2013
Prolongierter Stundensatz
2015
Mittlerer Dienst 35,13 €/h 10,13 €/h 45,26 €/h 47,55 €/h
Gehobener Dienst 49,96 €/h 10,13 €/h 60,09 €/h 63,13 €/h
Höherer Dienst 68,96 €/h 10,13 €/h 79,09 €/h 83,09 €/h
Leistungen PG 200 alle Laufbahngruppen* 47,44 €/h 10,13 €/h 57,57 €/h 60,48 €/h
* = gewichteter Mittelwert aus verbeamteten und angestellten Mitarbeitern
32
Da der Kostenstundensatz in Höhe von netto 57,57 € den betrieblichen, landesweiten Mittelwert
über alle vertraglichen Tätigkeiten mit Zusammenschlüssen (PG 200) Landesteile widerspiegelt,
wurden durch den Gutachter weitere Analysen auf Ebene von zwei Regionalforstämtern
durchgeführt. Dazu wurde das Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland betrachtet, weil hier im
Wesentlichen die Pilot- wie auch die Vergleichs-FBGen lokalisiert sind. Zum weiteren Vergleich
wurden Daten des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft abgefragt, weil hier eine ähnliche
Baumartenstruktur, jedoch realteilungsbedingt eine deutlich kleinstrukturiertere Waldbesitzstruktur
vorliegt.
Kalkulatorischer Kostenstundensatz RFA Kurkölnisches Sauerland und Rhein-Sieg-Erft
Der Kostenstundensatz in der Produktgruppe 200 beträgt unter der Prämisse, dass die
Produktivstunden, die IST-Personalkosten und IST-Sachkosten des Revierdienstes eingerechnet sind,
netto 53,26 €/Stunde im Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland und netto 53,24 €/Stunde im
Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft (vgl. Anhang C und D). Prolongiert auf das Jahr 2015 ergeben sich
somit regionale Kostenstundensätze von 55,96 €/Stunde bzw. 55,94 €/Stunde.
Bei diesen Kalkulationen wurden ausschließlich die Daten der Mitarbeiter des Revierdienstes der
Laufbahngruppe des gehobenen Dienstes im Regionalforstamt Kurkölnisches Sauerland bzw. Rhein-
Sieg-Erft aus dem Jahr 2013 betrachtet.
5.2.3 Fazit aus dem Vergleich der Stundensätze
Der Datenpool (Arbeitskräfte und Arbeitsmittel) zur Herleitung der Stundenverrechnungssätze ist im
Kollektiv der direkten Förderung deutlich geringer als im indirekten Fördersystem. Zudem wurde im
Rahmen des Pilotprojektes zur Einführung der direkten Betreuung die Beförsterungsdienstleistung
expliziter Kleinprivatwald-Zusammenschlüsse erstmalig in Nordrhein-Westfalen ausgeschrieben und
stellt damit „Neuland“ für viele Beteiligten Dienstleister wie auch für die forstlichen
Zusammenschlüsse dar.
Aus den Angeboten geht hervor, dass der mittlere Verrechnungsstundensatz kleiner
Forstbetriebsgemeinschaften nicht höher ist als bei den größeren Forstbetriebsgemeinschaften.
Im evaluierten Bereich der direkten Beförsterung liegen die mittleren zugeschlagenen
Stundenverrechnungssätze von netto 42,21 €/Stunde aus dem Jahr 2010 vor. Diese
Stundenverrechnungssätze resultieren aus der internen Kalkulation im Rahmen des
Bieterwettbewerbs. Aus den zugeschlagenen Stundenverrechnungssätzen geht jedoch nicht hervor,
ob der Stundensatz eine beständige direkte Beförsterung durch Forstsachverständige - als
selbständig Tätige oder als Angestellte eines Forstdienstleistungsunternehmens - gewährleisten
kann.
Nachfolgend wird ein Stundenverrechnungssatz eines selbständigen Dienstleisters in der Betreuung
eines forstlichen Zusammenschlusses hergeleitet. Dieser sollte für den Dienstleister einen der
Verantwortung und dem Ausbildungsgrad entsprechenden Gewinn ermöglichen, um das zu
versteuernde Einkommen und respektive die soziale Absicherung des selbständigen Unternehmers
kontinuierlich zu gewährleisten. Im Falle eines angestellten Mitarbeiters muss der
Stundenverrechnungssatz die Personalkosten und Lohnnebenkosten des Mitarbeiters erwirtschaften
sowie die Sachkosten und einen Unternehmensgewinn abbilden.
33
5.2.4 Kalkulatorischer Verrechnungsstundensatz der direkten Beförsterung
Es wird davon ausgegangen, dass die Mindestqualifikation Dipl. Forstingenieur oder BSc.
Forstwirtschaft bei einem durchschnittlichen Alter von 45 Jahren und einem Renteneintrittsalter von
65 Jahren so vergütet wird, dass die Arbeitskraft ein durchschnittliches, der Qualifikation
entsprechendes Einkommen erzielt.
Ebenso wird davon ausgegangen, dass das Einkommen in einer reinen Wochenarbeitszeit in Höhe
von rund 41 Stunden erzielt werden kann, um eine Vergleichbarkeit mit der wöchentlichen
Arbeitszeit der Arbeitskräfte in der indirekten Beförsterung durch den Landesbetrieb Wald und Holz
NRW herzustellen.
Die Kosten der privat zu leistenden Sozialversicherung wurden durch ein Versicherungsbüro anhand
von IST-Verträgen ermittelt. Eventuelle Kosten für die Arbeitslosenversicherung wurden nicht
kalkuliert. Demgegenüber wurde eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit in die Berechnung
einbezogen.
Die im Einzelnen als Berechnungsgrundlage aufgestellten Prämissen zu Arbeitszeit, Urlaubstagen,
Krankheitstagen und Fortbildung sowie der Fahrleistung des PKW im Rahmen der Beförsterung
können Anhang E entnommen werden.
Kalkulatorische, betriebliche Sachkosten
Die betrieblichen Kosten (auch Sachkosten genannt) resultieren aus einem Büroraum, den betrieblich
erforderlichen Versicherungen, den PKW-Kosten, dem Bürobedarf, den sonstigen Kosten wie
Aufwendungen für Fortbildungsmaßnahmen und Arbeitskleidung. Ferner sind den betrieblichen
Kosten kalkulatorische Abschreibungen für Investitionsgüter zuzurechnen (vgl. detaillierte
Aufstellung und Berechnung im Anhang F). Insgesamt bewegen sich die betrieblichen Kosten im
Durchschnitt bei monatlich rund 1.200 €.
Kalkulatorische Einkünfte aus selbständiger Beförsterungstätigkeit zur Privatentnahme
Es wird eine fortlaufende, monatliche Privatentnahme unterstellt. Diese Privatentnahme aus der
freiberuflichen Beförsterungstätigkeit dient zur Deckung folgender Kostenblöcke:
Kosten der sozialen Absicherung
Lebenshaltungskosten
Private Steuerlasten (Einkommensteuer, Kirchensteuer, Solidaritätszuschlag)
Kalkulatorische Kosten der sozialen Absicherung
Die Kosten der sozialen Absicherung bestehen aus:
Kranken- und Pflegeversicherung
Krankentagegeldversicherung
Unfallversicherung
Altersversorgung
Berufsunfähigkeitsversicherung
Die soziale Absicherung wird von einem selbständigen Dienstleistungsförster auf dem
Versicherungsmarkt eingekauft.
34
Die Analyse der Kosten zur sozialen Absicherung ergab, dass bei gleicher Leistungsbreite, die
günstigsten Angebote in Summe eine monatliche Zahllast von rund 1.450 € ergeben. Die
kostenintensivsten Angebote erbrachten in Summe eine monatliche Zahlungsverpflichtung in Höhe
von rund 2.050 €.
Zur kalkulatorischen Herleitung wurden daher die Angebote der sich preislich zwischen den Minimal-
und Maximalangeboten bewegenden Anbieter in die Kostenberechnung der sozialen Absicherung
eingepreist (vgl. Anhang G).
Die kalkulatorischen Gesamtkosten der sozialen Absicherung betragen monatlich rund 1.700 €.
Davon entfallen ca. 40 % auf die Absicherung im Krankheitsfall, ca. 50 % auf die Altersvorsorge und
ca. 10 % € auf die Absicherung von Berufsunfähigkeit.
Kalkulatorische Kosten der Lebenshaltung
Die kalkulatorischen Einkünfte dienen zur Deckung der zuvor dargelegten sozialen Absicherung, zur
Deckung der Lebenshaltungskosten und zur Bedienung der Steuerlast.
Grundsätzlich legt jeder Unternehmer die Verdienstziele zur Deckung der Lebenshaltung selbst fest.
Dennoch muss die Frage beantwortet werden, wie hoch die Kosten der Lebenshaltung angesetzt
werden können oder sollen?
Als ersten Fingerzeig dienen hier die durchschnittlichen Ausgaben zur Lebenshaltung eines
Haushaltes in Deutschland. Sie betrugen im Jahr 2012 gut 2.300 €.
Einen weiteren Eindruck liefert der Vergleich der durchschnittlichen Bruttoarbeitsverdienste der
vollzeitbeschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland. Demzufolge werden bei freiberuflichen und
technischen Dienstleistungen im Durchschnitt 4.316 € im Angestelltenverhältnis erzielt. Unter den
Prämissen der Steuerklasse 3 ergibt sich ein Nettolohn nach Steuern als Beitrag für die laufende
Lebenshaltung in Höhe von 2.890 €.
Mit Blick auf die Verantwortung für Arbeitssicherheit, Umsatz durch Holzbereitstellung (Ø > 500.000
€/Jahr und Revier), Akquise von Fördermitteln, Abwehr von Vermögensschäden (Käfermonitoring,
Veranlassung der Holzabfuhr, Überprüfung der Holzerntelisten) und der waldbaulichen
Wertsteigerung und damit einhergehendem Vermögenwachstum der Waldeigentümer, hält der
Gutachter ein kalkulatorisch anzusetzendes monatlich verfügbares Einkommen für die Lebenshaltung
in Höhe von monatlich 2.800 € für angemessen und notwendig.
Daraus resultiert umgerechnet eine Steuerlast in Höhe von monatlich rund 650 € (Steuerklasse 3,
verheiratet, 1 Kind - 2.800 € Lebenshaltung zzgl. 650 € Steuerlast = 3.400 € Einkommen vor Steuern).
Tabelle 17 zeigt das Ergebnis der Kalkulation der Einkünfte aus selbständiger Beförsterungstätigkeit
unter den dargelegten Prämissen. Danach müssen mit der unterstellten Arbeitszeit monatlich rund
5.100 € für die Privatentnahme erwirtschaftet werden.
35
Grundlegender kalkulatorischer Stundenverrechnungssatz im Rahmen der direkten
Beförsterungstätigkeit durch private Forstfachdienstleister
Tabelle 17 fasst die Grunddaten zusammen. Unter der Maßgabe der genannten Prämissen ergibt sich
ein Netto-Stundenverrechnungssatz in Höhe von gerundet 49,58 € / Stunde. Dieser basiert auf
jährlich rund 1.528 produktiven und fakturierbaren Jahresarbeitsstunden (vgl. detaillierte
Aufschlüsselung im Anhang E).
Dieser Verrechnungsstundensatz trägt vollständig die Kostenblöcke:
Betriebliche Ausstattung
Kosten der privaten Lebenshaltung
Private Steuern
Kosten der sozialen Absicherung
Prodynamischer, kalkulatorischer Stundenverrechnungssatz im Rahmen der direkten
Beförsterungstätigkeit durch private Forstfachdienstleister
Der grundlegende, kalkulatorische Stundenverrechnungssatz in Höhe von netto rund 49,50 € /
Stunde beinhaltet keinen kalkulatorischen Risikozuschlag und finanzielle Rückstellungen für die
unternehmerische Tätigkeit. Im Falle eines angestellt beschäftigten Försters, müssten nicht nur die
gesamten Lohn- und Sachkosten sondern auch ein Unternehmergewinn erwirtschaftet werden.
Mit Blick auf die beständige Handlungsfähigkeit der Beförsterungsunternehmen sollten diese
Positionen zur Sicherung einer nachhaltig erfolgreichen Geschäftstätigkeit unbedingt im
Verrechnungssatz enthalten sein, weil die Beförsterungstätigkeit hohe Anteile an Fixkosten
beinhaltet (Lebenshaltung, Betriebskosten, Steuern).
Sofern die Einkünfte im Jahresverlauf, beispielsweise witterungsbedingt oder krankheitsbedingt,
schwanken, muss ein ausreichender kaufmännischer Liquiditätspuffer vorhanden sein. Dieser sollte
mindestens auf einen halben Monatsumsatz bemessen sein (hier: 3.150 €). Demgemäß ist ein
Zuschlag von 2,50 € je Arbeitsstunde bzw. 5 % auf den hergeleiteten Kostenstundensatz von 49,58 €
zweckmäßig.
Ferner ist die Geschäftstätigkeit auf Dauer auszulegen. Daher müssen auch Zuschläge für die
Unternehmens- und Strukturentwicklung (Einstellung von Mitarbeitern, Zertifizierungen,
Netzwerkbildung) eingepreist werden.
Werden diese Positionen nicht bedient, sind Dienstleistungsunternehmen, die intern keine derartige
technische, wie personelle Entwicklung betreiben, nicht dauerhaft im Wettbewerb konkurrenzfähig.
Zur Stärkung der Belastbarkeit des Unternehmens wäre daher ein Zuschlag von rund 5,00 € je
Arbeitsstunde bzw. 10 % auf den hergeleiteten Kostenstundensatz von 49,58 € angebracht.
Unter der Maßgabe der zwei Zuschlagsfaktoren Risiko und Strukturentwicklung ergibt sich ein
prodynamischer Verrechnungssatz in einer Größenordnung von netto 57,00 € / Arbeitsstunde.
36
Tabelle 17: Kalkulatorischer Richtstundensatz der Beförsterungstätigkeit durch private
Forstfachdienstleistungsunternehmen. Grundlegende kalkulatorische Gesamtkosten
und prodynamischer Verrechnungsstundensatz.
Kostenarten / Arbeitszeit €/Monat €/Jahr €/produktiver Arbeitsstunde
Anteil
Gesamtkosten der betrieblichen Ausstattung 1.219 14.627 9,57 19 %
Einkommen aus selbst. Beförsterungstätigkeit vor Steuern 3.400 40.800 26,69 54 %
Gesamtkosten der sozialen Absicherung 1.696 20.348 13,31 27 %
Summe der grundlegenden Gesamtkosten 6.315 75.775 49,58 100 %
Arbeitskapazität Beförsterung
Jährlich kalk. mögliche Arbeitszeit 1.840,0 h Krankenzeit -50,6 h Fortbildungszeit -40,0 h Sachl. und persönl. Verteilzeiten, nicht fakturierbar -220,8 h Jährliche, fakturierbare (produktive) Arbeitszeit =1.528,4 h
Grundlegende kalkulatorische Gesamtkosten 49,58 100 %
Risikozuschlag und Rückstellungen für unternehmerische Tätigkeit 3.798 2,48 5 %
Zuschlag für langfristige Unternehmens- und Strukturentwicklung 7.581 4,96 10 %
Prodynamischer Verrechnungsstundensatz 57,02 115 %
Mit dem Ziel der Liquiditätssicherung und einer fortwährenden Unternehmensentwicklung sind
jährlich Einnahmen in Höhe von rund 11.000 € zur Unternehmenssicherung und nachhaltigen
Entwicklung zweckmäßig. Diese prodynamischen Kosten belaufen sich auf rund 7,50 €/Arbeitsstunde.
5.3 Vergleich der Stundensätze der direkten und indirekten Beförsterungstätigkeit
Die folgende Übersicht zeigt den abschließenden Vergleich. Als Basisjahr wurde das Jahr 2015
verwendet. Demgemäß wurden die Stundenverrechnungssätze des Pilotprojektes mit
durchschnittlicher Steigerung des Nominallohnindexes von jährlich 2,5 % auf das Jahr 2015
prolongiert.
37
Tabelle 18: Aktueller zugeschlagener Stundenverrechnugssatz der privaten Forstfachdienstleister und
Stundenverrechnungssatz des Landesbetriebs Wald und Holz. Um Verrechnungssätze, wie
sie unter heutigen Bedingungen angeboten werden könnten herzuleiten, wurden
zugeschlagener und angebotener Verrechnungssatz prolongiert.
mittlerer, im Jahr 2010
zugeschlagener
Stundenverrechnungs-
satz nach aktueller
Gültigkeit
mittlerer,
zugeschlagener
Stundenverrechnungs-
satz prolongiert mit
2,5 %/a
mittlerer, angebotener
Stundenverrechnungs-
satz prolongiert mit
2,5 %/a
Kostenstundensatz
nach PG 200 WuH
NRW
42,21 €/h 47,76 €/h 51,33 €/h 60,48 €/h
Auf Basis des Bieterwettbewerbes hat sich ein Stundenverrechnungssatz von 42,21 € ergeben. Wird
dieser mit einer jährlichen Steigerungsrate des Nominallohnindex von 2,5 % angepasst, so berechnet
sich der prolongierte Stundenverrechnungssatz auf 47,76 €. Es wird davon ausgegangen, dass sich
dieser Stundensatz nach einem Bieterwettbewerb zum heutigen Zeitpunkt ergeben würde. Dieser
Wert liegt 7 % unter dem mittleren, gebotenen Stundensatz und 21 % unter dem mittleren
Kostenstundensatz des Landesbetriebs Wald und Holz.
Folgende Faktoren beeinflussen die Stundensätze:
Stundensatz privater Forstfachdienstleister:
- Bieterwettbewerb
Wenn das Bieterangebot größer ist als Gebotsnachfrager existieren, so führt ein
Bieterwettbewerb tendenziell zu sinkenden Angebotspreisen.
- FBG-Kulisse („starker Kleinprivatwald“)
Die Gebietskulisse Sauerland ist durch „starken“ Kleinprivatwald in der forstwirtschaftlichen
Kernregion Südwestfalen geprägt. Die FBG-Strukturen können als fortschrittlich bezeichnet
werden. (Ø Mitgliedsgröße ≈ 10 ha; zum Vergleich: Ø NRW: 4 ha). Es gibt in Olpe eine aktive FWV,
die die Forstbetriebsgemeinschaften maßgeblich unterstützt.
- Anzahl regionaler Forstfachdienstleister hoch (Waldschwerpunkt Südwestfalen)
Es gibt regional vorhandene Forstfachdienstleister, die die Beförsterungstätigkeit in der
Projektregion personell gut abbilden können
- Unternehmensstruktur der Bieter
Die Forstfachdienstleister sind bisweilen personell solitär selbständig tätig oder beschäftigen ein
bis drei Angestellte.
Letztgenannter Spiegelstrich bedeutet, dass die privaten Forstdienstleister bislang geringe
innerbetriebliche Strukturkosten „Overheadkosten“ erwirtschaften müssen.
Overheadkosten resultieren daraus, dass in einem Unternehmen mit mehreren Mitarbeitern (> 10)
mehr Personen mit internen Aufgaben und der Steuerung beschäftigt sind als in Kleinunternehmen.
Dies gilt z.B. für Abteilungen, Sekretariat und Verwaltung. Ebenso entstehen bei größeren
38
Dienstleistungsunternehmen tarifliche Bindungen und der Faktor Arbeit wird bei steigender
Unternehmensgröße mit höheren Versicherungs- und Beitragskosten belastet. Allerdings ergeben
sich in größeren Unternehmen Synergieeffekte, die bestimmte Kostenarten wieder deutlich
reduzieren können.
Stundensatz Wald und Holz NRW EO 2015
- Stundensatz beinhaltet Overhead-Kosten
- Stundensatz basiert auf tariflich fixierten Gehaltsstrukturen
- Stundensatz basiert auf dem Landesdurchschnitt Dienstleistung
- Aufgrund der hohen tariflichen Koppelung von Gehalt und Dienstalter im öffentlichen Dienst,
steigt der Stundensatz tariflich bedingt bei steigendem Durchschnittsalter der Belegschaft.
5.4 Vergleich der kalkulatorischen Kostenstundensätze der direkten und indirekten
Beförsterungstätigkeit
Der Stundenverrechnungssatz beinhaltet die Gewinnziele der Unternehmer bzw. die Margen, die ein
langfristiges unternehmerisches wirtschaften ermöglichen, z.B. die langfristige Absicherung der
betrieblichen Ziele, den Erhalt der Ressourcen und die betriebliche Weiterentwicklung. Diese sind je
nach Dienstleistungsunternehmen unterschiedlich. Sie können nicht aus den abgegebenen
Angeboten des Bieterverfahrens hergeleitet werden, weil sie, wie kaufmännisch generell üblich, nicht
explizit ausgewiesen werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass im erstmalig durchgeführten
Bieterverfahren, eingepreiste Margen eher gering bis unberücksichtigt geblieben sind, weil der
angebotene Stundenverrechnungssatz die zentrale Stellgröße für die Wettbewerber im
Bieterverfahren war.
An dieser Stelle sollen die Kostenstundensätze der direkten und indirekten Beförsterung verglichen
werden, weil sie die Mindesteinnahmen ausdrücken, die notwendig sind, um die Leistungen der
Beförsterung gewinnneutral zu leisten.
Als Vergleichsbasis wird hier der kalkulatorische Kostenstundensatz eines selbständig tätigen
Revierleiters verwendet, weil bei diesem Stundensatz die gegebenen Prämissen offengelegt sind.
Ferner wird davon ausgegangen, dass in den Stundenverrechnungssätzen der Gebote der
Unternehmerlohn erwirtschaftet werden soll, aber keine explizite Gewinnmarge eingepreist ist, so
dass die angebotenen und zugeschlagenen Stundenverrechnungssätze hier als Kostenstundensätze
interpretiert werden.
39
Tabelle 19: Verrechnungs- und Kostenstundensätze im Vergleich
Bieterverfahren
direkte Förderung
Bieterverfahren
direkte Förderung
Vergleichsbasis
direkte Förderung
Bieterverfahren
direkte Förderung
RFA Kurkölnisches
Sauerland
LB WuH Gesamt
zugeschlagener
Stundenver-
rechnungssatz
nach aktueller
Gültigkeit
zugeschlagener
Stundenver-
rechnungssatz
prolongiert mit
2,5 %/a
Kalkulatorischer
Kosten-
stundensatz
angebotener
Stundenver-
rechnungssatz
prolongiert mit
2,5 %/a
Kosten-
stundensatz
PG 200
Kosten-
stundensatz
PG 200
Revierdienst
ohne Overhead
Revierdienst
ohne Overhead
Revierdienst
ohne Overhead
Revierdienst
ohne Overhead
Revierdienst
ohne Overhead
Revierdienst
mit Overhead
42,21 €/h 47,76 €/h 49,58 €/h 51,33 €/h 55,96 €/h 60,48 €/h
Abweichung von kalkulatorischem Kostenstundensatz
-7,37 €/h -1,82 €/h - +1,75 €/h +6,38 €/h +10,90 €/h
Abweichung in %
-15 % -4 % - +4 % +13 % +22 %
Der mit Einführung des Pilotprojekts zur direkten Förderung mittlere angebotene und prolongierte
Stundenverrechnungssatz liegt 1,75 €/Stunde (4 %) über dem kalkulatorischen Kostenstundensatz.
Demgegenüber liegt der in den Pilot-FBGen mittlere zugeschlagene und prolongierte
Stundenverrechnungssatz 1,82 €/Stunde (-4 %) unter dem kalkulatorischen Kostenstundensatz.
Die indirekte Beförsterung innerhalb der Projektarena ist mit einem Kostenstundensatz der
Laufbahngruppe des gehobenen Dienstes in Höhe von 55,96 €/Stunde um 6,38 €/Stunde (13 %)
kostenintensiver als die Basiskalkulation. Im Vergleich zum mittleren, zugeschlagenen und aktuell
gültigen Stundenverrechnungssatz beträgt die Differenz 13,75 € / Stunde.
Der auf Landesebene erhobene Dienstleistungs-Kostenstundensatz der indirekten Beförsterung aller
Laufbahngruppen in Höhe von 60,48 €/Stunde ist 10,90 €/Stunde (22 %) kostenintensiver als die
Basiskalkulation. Im Vergleich zum mittleren, zugeschlagenen Stundenverrechnungssatz beträgt die
Differenz 18,27 €/Stunde.
40
6 Fazit
Der Strukturvergleich hat gezeigt, dass die sozioökonomischen Strukturen wie Mitgliederbestand der
FBGen, Größe der FBGen und die forstliche Ordnung (Bestandeseinheiten) im Hinblick auf den
forstlichen Betreuungsaufwand beim Kollektiv der privat beförsterten FBGen weitgehend
vergleichbar mit dem Kollektiv der FBGen in der Standardbeförsterung sind. Abweichungen ergeben
sich aus dem Vergleich der naturalen Ausstattung der Kollektive. So sind die Flächen, die einen hohen
Waldpflegeaufwand erfordern im Kollektiv der Privaten um 40 % größer als im Kollektiv der
Standardbeförsterung. Demgegenüber ist der Aufwand in der Holzernte im Kollektiv der
Standardbeförsterung potenziell um 12 % höher, weil die mittleren Hiebsmöglichkeiten dieses
Kollektives aufgrund der naturalen Ausstattung jährlich über 4.000 Efm mehr betragen als im
Kollektiv der privaten Beförsterung. Sowohl der im Durchschnitt etwas höhere Waldpflegeaufwand
als auch der höhere Holzernteaufwand werden durch die in den jeweiligen Bereichen realisierten
Maßnahmen und erbrachten Betreuungsleistungen abgebildet.
Der Blick auf die einzelnen Forstbetriebsgemeinschaften zeigt aber auch, dass Mittelwerte für die in
Anspruch genommene Betreuungsleistung wenig aussagekräftig sind, da die Werte der einzelnen
FBGen stark streuen. Die starken Schwankungen in der Inanspruchnahme von Förderleistungen
lassen sich einerseits durch die Flächen- und Mitgliederstruktur sowie die naturale Ausstattung der
Zusammenschlüsse erklären. Diese sind im Durchschnitt der Vergleichskollektive zwar sehr ähnlich,
variieren innerhalb der Fördersysteme aber erheblich. Andererseits ergab die Auswertung örtlicher
Sondereffekte (z.B. Kampagnen der Kalkung, des Wegebaues, Kalamitäten, punktuell gehäufte
Endnutzung von Fichtenaltholz aus ökologischen Gründen), dass diese einen erheblichen Einfluss auf
die statistisch erfassten Leistungseinheiten haben.
Der Betreuungsbedarf, die Möglichkeiten der Ansprache von Waldbesitzern und letztendlich die
tatsächliche Inanspruchnahme von und der Aufwand für Betreuungsleistungen hängen daher viel
weniger vom Betreuungssystem ab, als viel mehr von der Waldbesitzgröße, der Baumartenmischung,
der Altersklassenverteilung, der sozioökonomischen Situation der Waldbesitzer und deren
Eigeninitiative sowie von der Person des Betreuungsförsters. Dies bedeutet aber auch, dass die
derzeit in der indirekten Förderung angewandte Fakturierung nach pauschalen Entgeltkatalogen
immer einen von FBG zu FBG und von Waldbesitzer zu Waldbesitzer variierenden Deckungsbeitrag
und damit unterschiedliche Förderquoten enthält.
Auf das Betreuungssystem zurückführen lässt sich lediglich der etwas höhere Anteil an forstlicher
Grundberatung in den indirekt geförderten FBGen. In indirekt geförderten FBGen werden 20 % der
Arbeitszeit auf dieses Segment gebucht gegenüber 13 % in direkt geförderten FBGen. In diesem
Leistungsfeld finden sich Angebote, die im Rahmen der indirekten Förderung der hoheitlichen
Beratung zugeschrieben werden können und damit für Waldbesitzer kostenfrei erbracht werden
können. Private Forstfachdienstleister müssen dieses Angebot fakturieren.
Aktuell arbeiten die privaten Betreuungsförster zu einem durchschnittlichen Stundensatz von
42,21 €. Diesem Wert steht ein Kostenstundensatz des Landesbetriebs Wald und Holz von 60,48 €
gegenüber. Daraus ergibt sich eine Differenz von 18,27 €/Std.
Bezogen auf eine für das Sauerland durchschnittlich große FBG mit einer Mitgliedsfläche von 1.100
ha, einer Förderquote von 80 % und einem Zeiteinsatz von 40,5 Minuten je ha (Durchschnitt aller 13
FBGen) ergibt sich somit eine Kostendifferenz von 10.850 € für das Land Nordrhein-Westfalen als
Träger der Förderung.
41
Langfristig müssen auch bei privaten Dienstleistern Kosten kalkuliert werden, die ein nachhaltiges
Wirtschaften und eine Unternehmensentwicklung ermöglichen. Nach Berechnung des
Kostenstundensatzes von 49,58 und einem Zuschlag für die Liquiditätssicherung und
Unternehmensentwicklung ergibt sich somit ein prodynamischer Stundensatz von 57,02 € für die
privaten Dienstleistungsunternehmen.
Wird der regional erhobene Kostenstundensatz von 55,96 € um Overheadkosten von 10 %, die an
übergeordneten betrieblichen Ebenen entstehen, erhöht, so ergibt sich ein regionaler Stundensatz
von 61,56 €. Die Differenz zwischen prodynamischem Stundensatz der privaten Forstfachdienstleister
und regionalem Stundensatz des Landesbetriebs Wald und Holz liegt somit bei 4,54 €/Std.
Hochgerechnet auf die durchschnittliche FBG mit 1.100 ha Größe und einer Förderquote von 80 %
ergibt sich eine Differenz von 2.700 €.
Direkte Beförsterung bedingt im Vergleich zur indirekten Beförsterung zusätzliche
Verwaltungskosten (Bearbeitung von Förderanträgen, Ausschreibungen, Auszahlungen). Darüber
hinaus muss hoheitlich tätiges Personal in der Fläche vorgehalten werden. Dieser erhöhte Aufwand
kann im Rahmen des vorliegenden Gutachtens nicht abgeschätzt werden. Bezogen auf die
gegenwärtige Gebietskulisse und die gegenwärtigen Stundensätze (durchschnittlich 42,21 €) der
sieben direkt geförderten FBGen im Sauerland würde das Einsparpotenzial theoretisch ausreichen,
um die zusätzlichen administrativen und hoheitlichen Aufgaben durch eine Stelle des gehobenen
Dienstes abzudecken.
Ökonomisch könnte unterstellt werden, dass der Stundenverrechnungssatz der Anbieter dergestalt
kalkuliert wird, dass er betriebliche fixe und variable sowie kalkulatorische Kosten deckt und einen
angestrebten Unternehmerlohn oder respektive die Gewinnmarge enthält. Die Spanne zwischen den
Berechnungsansätzen zwischen tatsächlich abgerechneten Kosten und dem Preis, der eine
langfristige betriebliche Entwicklung zulassen würde, ist jedoch sehr groß. Die Förderung durch
Anteilsfinanzierung und das damit verbundene Ausschreibungsverfahren, das in der Initialphase der
Pilotprojekte zur direkten Förderung angewandt wurde, bergen die Gefahr, dass sich die Anbieter
von Betreuungsleistungen zunächst mit unrealistisch tiefen Stundensätzen unterbieten und damit
ihre betrieblichen Ressourcen aufzehren.
Die tatsächlichen Kosten für Waldbesitzer und öffentliche Hand werden ohnehin durch den
Stundensatz multipliziert mit dem kalkulierten Zeiteinsatz bestimmt. Dieser ist im Voraus sehr
schwierig abzuschätzen, hat aber neben dem Stundensatz den größten Einfluss auf den
Angebotspreis und damit auf die Frage, ob ein Angebot als das wirtschaftlichste bewertet wird. Die
vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass der Zeiteinsatz von den unterschiedlichsten Faktoren
beeinflusst wird, die nicht im Betreuungssystem, sondern in den sozioökonomischen, strukturellen
und naturalen Rahmenbedingungen der Zusammenschlüsse begründet sind. Im Rahmen der direkten
Förderung empfiehlt der Gutachter daher eine Festbetragsfinanzierung. Diese könnte sich an einem
Stundensatz von 57 € netto orientieren und eine jährliche Steigerungsrate in Anlehnung an die
wirtschaftliche Entwicklung (z.B. Nominallohnindex) berücksichtigen. Bei einer Förderquote von 80 %
und auf Basis eines einheitlichen Stundensatzes von 57 € (im Jahr 2016) würden somit, unabhängig
vom Fördersystem, maximal 45,60 zurückerstattet. Den Zusammenschlüssen bleibt es nun
überlassen, ob sie ggf. einem teureren Angebot den Zuschlag erteilen und folglich einen höher