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FOR GOTT EN Ein Rechercheprojekt über Glaube von Chan Sook Choi

FOR GOTT EN

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Thema Glaube und Zweifel: In meinen Arbeiten zu diesem Thema beschäftige ich mich mit der Beziehung zwischen Mensch und Gott, dem Glaube, dem Zweifel und dem Vergessen.

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FOR GOTT EN Ein Rechercheprojekt über Glaube vonChan Sook Choi

Hätte man das alles ohne Glauben überstanden?... man wäre ein anderer Mensch geworden

INHALT

Über das Projekt “FOR GOTT EN”Text mit Dany Klee

Dein Auge ist dein FensterDie Sänfte als Vehikel für eine Reise in die eigene Erinnerung

GESICHTer und GESCHICHTEn

Installation View

FOR GOTT EN Michael Arzt

In ihrem Rechercheprojekt „FOR GOTT EN“ stellt Choi uralte und immer wiederkehrenden Fragen des Zweifels am Glauben neu: Warum schweigt Gott? Wie kann Gott gleichzeitig gütig sein und doch soviel Leid zu lassen? Auf der Suche nach sehr persönlichen Einstellung an bestimmten Punkten im Leben interviewte sie dafür fünf Leipziger Greisinnen im Alter zwischen Ende 60 bis Mitte 90. Auf einer von der Künstlerin entworfenen Sänfte lud sie die Frauen zu einer Reise in ihre Lebenserinnerungen ein. Dieses historische Vehikel für Würdenträger symbolisiert Chois Würdigung ihrer Protagonistinnen. Die Frauen nahmen in diesem Tragsessel Platz, um dort eigenen Worten und Bildern aus ihrer Vergangen-heit zu begegnen. Diesen Erinnerungsprozess zeichnete Chois Kamera mit. Aus dem Videomaterial entstand ein Parallel-Porträt, dass als Mixed-Media-Installattion präsentiert wird. Diese Installation erfährt eine Erweiterung durch ein Buch, das einerseits den Werdegang des Projektes dokumentiert, andererseits es durch weitere Perspektiven vervollständigt. Hier kommen weitere Personen zu Wort, die die Künstlerin begleiteten. Sänfte, Videos, Buch und Wandinstallation führen hier einen Dialog über Glauben und Zweifel, Vergessen und Trauer. Die Frage, was es bedeutet, vergessen zu werden, wiederholt sich, da sie selbst immer wieder vergessen werde, so Choi.

FOR-GOTT-EN

Text mitDany Klee

“Sich-von-Gott-vergessen-fühlen”“Gott-vergessen”“Sich vergessen fühlen”“Einen Glauben haben”

FOR-GOTT-EN I

“Sich-von-Gott-vergessen-fühlen”

Das Sich-von-Gott-vergessen-fühlen meint das in schwierigen oder tragischen Momenten empfundeneSchweigen Gottes und den damit einhergehenden Zweifel am Glauben und an sich selbst.Der Zweifel äußert sich häufig in Fragen, wie „Wo bist Du jetzt?“, „Warum hast Du das zugelassen?“.Diese Art der Fragen lassen sich als Anklage an Gott verstehen.Das Sich-von-Gottvergessen- fühlen wird häufig im Zusammenhang mit einem persönlichwiderfahrenen Leid, dem Verlust einer nahe stehenden Person oder erfahrenem Unrecht, dem Gefühl der Ausweglosigkeit erlebt.So ist diese Empfindung verbunden mit Trauer, Wut und dem Gefühl des Alleinseins.Die Frage, die sich als Anklage an Gott und gleichzeitig als Zweifel im bzw. am eigenen Glauben zeigt,wird persönlich, entweder stellvertretend für eine Gemeinschaft oder auf das eigene Leben bezogen,gestellt. Beispiele des Haderns mit Gott und des Haderns mit sich selbst finden sich sowohl im AltenTestament als auch in Auseinandersetzungen von Schriftstellern, Philosophen und Theologen mit Gott.Die Textstellen, die hier den Ausgangspunkt der künstlerischen Arbeit von Chan Sook Choi darstellen,finden sich in den Prophetenbüchern – Der Prophet Habakkuk - und im Buch Kohelet - Prediger Salo-mos- sowie beim Schriftsteller C.S. Lewis in seinem Text über die Trauer.Die Steigerung des Sich-von-Gott-vergessen-fühlens ist die Theodizee-Frage.Das Grundproblem hierbei lautet: Wie lässt sich die Annahme, dass es einen allmächtigen, allgütigenund allwissenden Gott gibt, mit der Tatsache vereinbaren, dass es Übel in der Welt gibt.Das Problem besteht in dUnvereinbarkeit eines vollkommenen Gottes und einer unvollkommenenSchöpfung. Als grundlegender Text, auf den dabei Bezug genommen wird, gilt das Buch Hiob.Nicht Wenige meinen, dass das Theodizee-Problem durch die Massenvernichtung der Juden im 20.Jh.eine Radikalisierung erfahren hat. Hans Jonas, ein Philosoph mit jüdischen Wurzeln, kann in diesemZusammenhang als beispielhaft gelten.Er hat sein Ringen um Gott nach diesem Ereignis in „Der Gottesbegriff nach Auschwitz.Eine jüdische Stimme“ niedergeschrieben.„Was hat Auschwitz dem hinzugefügt, was man schon immer wissen konnte vom Ausmaß desSchrecklichen und Entsetzlichen, was Menschen anderen Menschen antun können und seit jehergetan haben?... Die Hiobsfrage war seit je die Hauptfrage der Theodizee – der allgemeinen wegen derExistenz des Übels überhaupt, der besonderen in der Verschärfung durch das Rätsel der Erwählung, des angeblichen Bundes zwischen Israel und seinem Gott.“*(Hans Jonas: Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Eine jüdische Stimme. Suhrkamp, Baden Baden 1987, S. 10)

Es handelt sich um seine Anstrengung, die Frage „Was für ein Gott konnte es geschehen lassen?“ zubeantworten. Indem er Gott abspricht all-mächtig zu sein, „Aber Gott schwieg.Und da sage ich nun: nicht weil er nicht wollte, sondern weil er nicht konnte, griff er nicht ein.“*(Hans Jonas, S. 41) , rettet er für sich, die Möglichkeit weiter an Gott glauben zu können.„All dies ist Gestammel. Selbst die Worte der großen Seher und Propheten und Psalmisten, die außerVergleich stehen, waren ein Stammeln vor dem ewigen Geheimnis.Auch jede Antwort auf die Hiobsfrage kann nicht mehr als das sein.Die meine ist der des Buches Hiob entgegengesetzt:Die beruft die Machtfülle des Schöpfergottes; meine seine Machtentsagung.

Und doch – seltsam zu sagen – sind beide zum Lobe:Denn der Verzicht geschah, daß wir sein könnten.Auch das, so scheint mir, ist eine Antwort an Hiob:daß in ihm Gott selbst leidet. Ob sie wahr ist, können wir von keiner Antwort wissen.“

*(Hans Jonas, Der Gottesbegriff nach Auschwitz. Eine jüdische Stimme. Suhrkamp, Baden Baden 1987 S. 48)

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“Gott-vergessen”

Das Gott-vergessen des Menschen bezieht sich einerseits auf Momente, in denen man Gott nicht zubrauchen scheint. C.S. Lewis beschreibt das in seinem Buch „Über die Trauer“ so:„Das ist eines der beunruhigendsten Symptome.Wenn man glücklich ist, so glücklich, dass man kein Bedürfnis nach Ihm spürt, so glücklich, dass manversucht ist, seine Ansprüche als störend zu empfinden - wenn man sich da besinnt und sich ihm mitDankbarkeit und Lobpreis zuwendet, wird man - wenigstens empfindet man es so - mit offenen Armenempfangen. Aber gehe zu Ihm in Not, wenn jede andere Hilfe versagt bleibt. Was findet man?Eine zugeschlagene Tür, und von drinnen das Geräusch des Verriegelns. Danach Stille. Evtl. Kehrt manum. Je länger man wartet, desto fühlbarer realer wird die Stille. Die Fenster sind ohne Licht.Das Haus könnte leerstehen. War es je bewohnt? Es schien so. Einst. Und es schien wirklich.

Was soll das bedeuten?“*(C.S. Lewis, Über die Trauer, dt. Übersetzung, Benziger Verlag, 5.Auflg., Zürich 1998 S.27)Lewis spricht hier als gläubige Person und verweist auf zwei Erfahrungen:In glücklichen Momenten ist es einfach, sich von Gott abzuwenden. Praktiziert man seinen Glaubenjedoch auch in glücklichen Zeiten,, findet man auch dann einen Weg zu Gott. Wenn man sich in schweren Momenten an Gott wendet, folgt auf die Frage „Warum hat Gott das zugelassen?“ oder „Warum ist das so?“ ein Schweigen. Hier führt das als Schweigen Gottes empfundene wieder zurück auf das Sich-von-Gott-vergessen-fühlen. Und der mit dem Glauben Hadernde kommt nur über den Glauben zum Glauben zurück.„Herr, sind das wirklich Deine Bedingungen? Darf ich H. nur wieder begegnen, wenn ich lerne, Dich sosehr zu lieben, dass es mir nichts mehr ausmacht, ob ich ihr begegne oder nicht?“ *(Lewis, S.84)Andererseits spielt das Gott-vergessen auf ein heutiges Phänomen an: der Krise der Rolle desChristentums in säkularen Staaten, dem jedoch verbliebenen Interesse an Religion als sozialem Kitt bzw. dem Fundament der Moral, als Sinnangebot. Dies lässt sich unter anderem an Statements, wie folgenden, ablesen:„Die Kirche verliert in der öffentlichen Wahrnehmung immer mehr an Bedeutung. Auch deshalb muss der Dialog zwischen Kirche und Politik intensiviert werden.“

*(Die christliche Zeitgenossenschaft, Anette Schavan, Die Politische Meinung, (5/2003)) „Eine am christlichen Menschenbild orientierte Politik setzt Tendenzen zu Beliebigkeit undUngebundenheit die Notwendigkeit von sozialen Maßstäben entgegen.“

*(Christliches Menschenbild und Politik, Christoph Boehr, Die Politische Meinung, (5/2003))

Was bedeutet Glauben heute? Wird noch geglaubt? Wer glaubt? Woran wird geglaubt?Aus welchem Grund wird geglaubt? Wo findet „Glauben“ statt? Sollte man einen Glauben haben?Nachdem man in eine Religion nicht mehr wie in ein Dorf hineingeboren wird, lässt sich der Wunsch und die Forderung nach einer Rückbesinnung auf christliche Wurzeln und Werte erkennen.Da wir jedoch heute unter den Bedingungen moderner Kulturen leben und also in einer sich immerstärker global ausrichtenden Welt sowie einer pluralistisch geprägten Gesellschaft, steht infrage, ob eine Einigung auf allgemeingültige Wertvorstellungen – in diesem Fall, auf christlich fundierte – über-haupt möglich und/oder wünschenswert ist. Angesichts dessen ist der Glaube im Privaten vielleicht ganz gut angesiedelt.

*(Vgl. Hanno Boller, Politische Theologie unter Bedingungen moderner Kulturen?, in:Nietzsche, Darwin und die Kritik der Politischen Theologie, Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft, Bd. 17, hrsg. von Gerhardt, Volker / Reschke, Renate, Akademie Verlag, Berlin 2010)

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„Sich vergessen fühlen“

„Sich vergessen fühlen“ steht in Verbindung mit „in Erinnerung bleiben wollen“.Erinnern und Vergessen gehören zusammen.Fragen nach dem Vergessenen sind deshalb gleichzeitig Fragen nach Erinnerungen. In Erinnerungerscheinen Ausschnitte, die das eigene Leben bestimmten.Man erinnert sich an Menschen, die einen im Leben begleitet und geprägt haben.Vergessen und Erinnern spiegeln in diesem Sinne die eigene Geschichte, die im Alter klarer zutage zutreten scheint, wider.Das „Sich vergessen fühlen“ empfindet man am deutlichsten, wenn man allein ist oder wenn man gerade eine wichtige Person an den Tod verloren hat. Alleinsein und Einsamkeit sind im Alter präsent-er, da durch Krankheit und durch den Verlust von Freunden und Partnern der Lebensradius oder Aktionsraum eingeschränkter ist bzw. wirkt.In diesem Sinne unterhält „Erinnerung“ eine enge Beziehung zur „Trauer“, häufig im Sinne einer „Trauer des Abschiednehmens“. Am Ende markiert der Tod das Ende des Lebens.Was kommt danach? Geht es weiter? Der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod kann Geborgenheitund Ruhe im Moment des Lebens bedeuten.

Was jedoch danach kommt,können wir nicht wissen.

“Einen Glauben haben”

Was heißt es, einen Glauben zu haben? Für mich, da ich keiner Konfession angehöre, kann ich das nicht sagen und nur von außen her nachempfinden. Ich kann deshalb eben auch nur mit mir selbst hadern, nicht mit Gott. Die Gespräche über den Glauben während der Interviews haben mir Einblicke gewährt, in eine jeweils persönliche Haltung zum Glauben. Für diese Art der Auseinandersetzung mit dem Glauben bin ich dankbar. Was mir nachdrücklich aus den Gesprächen in Erinnerung bleibt und bleiben wird, ist die Unerschüt-terlichkeit des Glaubens. Unerschütterlich, da der Glauben mit dem Leben zu verschmelzen scheint, im Leben Kraft gibt, um schwierige Situationen zu überstehen, den eigenen Lebensweg zu gestalten und ihn nicht einfach zu verlassen. Vielfach wächst der Glauben mit der religiösen Prägung durch die Familie und das Umfeld. Diejenigen mit einem starken Glauben haben diesen während ihres gesamten Lebens gepflegt und anihm festgehalten, im Ritual - der Gang zur Kirche, das Gebet. Es ist eine Entscheidung, ein Teil der eigenen Identität. In der Dankbarkeitfür das Gegebene und für Gottes Liebe drückt sich ihr Gottvertrauen aus. Die Unerschütterlichkeit im Glauben ist in dieser Hinsicht dem unerschütterlichen Willen nicht unähnlich.

Dein Auge ist dein FensterDie Sänfte als Vehikel für eine Reise in die eigene Erinnerung

Dein Auge ist dein FensterDie Sänfte als Vehikel für eine Reise in die eigene Erinnerung

„Sänfte f. ‘kastenartiges, tragbares Sitzgestell zur Beförderung von Personen’.Ahd. semft (8. Jh.), mhd. senfte, nhd. Sänfte ‘Ruhe, Gemächlichkeit, Annehmlichkeit, Bequemlichkeit, Sanftheit’ (nach dem 18. Jh. in diesem Sinne unüblich), Abstraktbildung zu dem unter sanft (s. d.) behandelten Adjektiv, ent-wickelt im 16. Jh. die Bedeutung ‘bequemer Tragsessel, Tragbett’.“*

Für die Videoaufnahmen der Protagonistinnen wurde von Chan Sook Choi ein Gestell entworfen, dass einer Sänfte entlehnt ist. Eine Sänfte bezeichnet in erster Linie ein Vehikel zur Beförderung von Per-sonen – Würdenträger oder Personen, die nicht gut zu Fuß sind.Sie ist in diesem Sinne ein Verkehrsmittel. Genauer gesagt, handelt es sich um einen auf zweiTragstangen befestigten, häufig umkleideten Sitz (Tragsitz oder Tragstuhl), der von Sänftenträgern oder Lasttieren getragen werden kann. Die Sänfte war als Verkehrsmittel in Gebrauch, bis sie von Kutschen und Automobilen, die wiederum die Kutsche verdrängten, abgelöst wurde.In einer Sänfte sitzt man erhoben.

Das kommt bereits sprachlich zum Ausdruck: „Traggestell“, „Sänftenträger“, „Tragsessel“, „Tragbett“ - in all diesen Worten ist „tragen“ mit enthalten. Das erhöhte Sitzen deutet bzw. deutete auf eine gehobene Stellung, eine besondere Würde oder eine besondere Fürsorge (z.B. bei Krankheit) hin.Man „wird getragen“. In der Wortbedeutung/-herleitung verweist „Sänfte“ auf „sanft“, „Sanftheit“.Übertragen auf ihre Funktion als Verkehrsmittel, geht es also um die Möglichkeit einer angenehmen und bequemen Art sich fortzubewegen bzw. zu reisen.Das Gestell, das die Künstlerin entworfen hat, symbolisiert in dieser Art ihre Fürsorge für dieProtagonistinnen und deren Würdigung. Gleichzeitig bildet das Gestell einen Rahmen, markiert einen Ort der Begegnung von Person und Kamera, eine Begegnung der Person mit Bildern und Worten ihrer selbst. Das Gestell zeichnet hier ebenfalls einen Bildrahmen für das aufgenommene Porträt.Es ist also ein Rahmen in zweifacher Weise: als Ort der Begegnung und als Bildrahmen.Als Traggestell, Sänfte verweist es auf eine Reise.

Die Protagonistinnen „werden getragen“ und „gehen auf Reisen“ in ihre persönliche Geschichte.„Sänfte/Traggestell“ hat ebenfalls eine zweifache Bedeutung: einmal Vehikel und einmal Koffer.Das Vehikel trägt die Protagonistinnen von der Vergangenheit in die Gegenwart. Das von Chan SookChoi entworfene Gestell ist zusammenklappbar und nimmt in diesem Zustand die Form eines Rollkof-fers an. Ein Koffer ist etwas, dass mitgetragen werden kann, mobil ist. Das Gestell ist somit Ausdruck einer Bewegung, der Bewegung durch die persönliche Zeit und der Bewegung, verstanden als „sich auf einander zu bewegen“.

schwester Maria mag die Farbe Blau

schwester Maria mag die Farbe Blau

Ich lese über Gott.System: Kosmische Energie, Intuition, Schicksal

Ritual

Es ist schade, Fragen nicht gestellt zu haben.Wo wäre die Grenze, wenn Gott Leid nicht zuließe?

Leid ist eine Folge der Freiheit.

Gott leidet im Menschen mit.Es gibt Momente, in denen man Gott weniger spürt.

Man braucht Geduld.Hoffnung, Vertrauen, Gelassenheit gegenüber dem Tod

i forgot sunday (420 x 594 mm, C-Print) 2012

GESICHTer und GESCHICHTEn

Gesichter alter Menschen sind für Chan Sook Choi ein Lebensraum, in dem sich immerfort das Lebeneinschreibt, manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar.Je älter ein Mensch wird, desto eigentümlicher wird sein Gesicht.Der Lebensraum wuchert von Überschreibungen. Neben der individuellen Lebensgeschichte zeichnensich in alten Gesichtern ungefiltert-ständig Markierungen ab, die die Umgebung und somit diebestehende Realität widerspiegeln. So kann ein Gesicht als Geschichtsspeicher gesehen werden.Auf der Oberfläche der atmenden Haut graben sich von außen her Einprägungen ein oder tauchen voninnen her auf. Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen auf dieser Oberfläche.Sie wird durch die Videoaufnahmen in ein lebendes Bild, ein Porträt, gesetzt, das erzählt, was Spracheallein nicht auszudrücken vermag oder was unausgesprochen bleibt.Im bewegten Porträt wird der Wahrnehmungsprozess sichtbar, die Emotionen und Reaktionen, auf dasden Protagonistinnen gezeigte aufgezeichnete Interview über ihren Glauben.Dieser und die persönliche Verbindung zu Gott steigt unter der Oberfläche der Gesichter über demErinnerten auf.

Chan Sook Choi ®

Installation View

in Halle14 , LeipzigGalerie in Körnerpark, Berlin

5 Channel Videoinstallation mit 5 Projektionsfläche (1.5m x 2.8m) I Nach der Realisierung

Deine Auge ist ein Fenster deines Körpers / 3m x 1.5m x 2m transportbare Kino / 2012

FOR GOTT EN / Wandinstallation 3m x 4m / 2012

Wandinstallation (3m x 4m)

“For Gott en” Artbook

Thema Glaube und Zweifel: In meinen Arbeiten zu diesem Thema beschäftige ich mich mit der Beziehung zwischen Mensch und Gott, dem Glaube, dem Zweifel und dem Vergessen. Dabei hängen Vergessen und Erin-nerung und Vergessen und Abschied oder Vergessen und Trauer zusammen – die Trauer des Zurückbleibens. Mitverhandelt wird in diesem Kontext auch Krise der Rolle des Christentums in säkularen Staaten und dem Interesse an Religion als sozialer Kit in der aktuellen Debatte um das Verhältnis von Politik und Christentum.

FOR GOTT EN / Wandinstallation 3,5m x 6m / 2012

FOR GOTT EN / Wandinstallation 3,5m x 6m / 2012

3 Channel Videoinstallation mit Monitoren

Chan Sook Choi © 2012