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Z6 1908
Geschichte des Gittinger und des Vossischen
Musenalmanachs.
(Kapitel I— IV.)
INAUGURALDISSERTATIONZUR
ERLANGUNG DER DOKTORWÜRDEGENEHMIGT
VON DER PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄTDER
FRIEDRICH-WILHELMS-UNiVERSITÄT
ZU BERLIN.
Von
^ Hans Grantzow, aus Wilmersdorf.
' ''
Tag der Promotion: 12. August 1908.
284J
r
(^76
Referenten:
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Erich Schmidt.Prof. Dr. Gustav Roethe.
Afit Genehmigung der hohen philosophischen Fa-
kultät werden ,als Dissertation nur die ersten vier Ka-
pitel gedruckt. Die Arbeit .erscheint vollständig als
Heft 35 der Berliner Beiträge zur germanischen und
romanischen Philologie im Verlage von Emil Ebering,
Berlin.
Druck von Emil Ebering, Berlin NW., MiUelslrasse Ü9.
UNIVER^ or MICHIGAN Digitizad by Google
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^n^aft.
Seite
I. ©türtbung iinb etftet ^o^tgong beä ?I[manad^S ... 1
©jfiträ: 'Ser Mlmnnai^ ber Scutft{)eii ®?ufen bis gu
feinem ß-iibe 17
II. Ser aimntmcö für bie Jabre 1771 unb 1772 .... 23
III. JJeue t’**' 1773 tinb 1774 34
IV. Soiä 3o()r 1775; Uebergmig an IBofe 60
186101 Digiiized by Google
I.
Gtrüitbuiig uiib crftcr 3a()rf|aiig bcd 9nmiuint^d.
9ll'j .f'icimid) ßl)riftinu Süjie uad) einem längeren 9lufent-
fjotfe im 6IlernI)anfc jn glenäbiirg llmfd)au Ijielt und) einet
UniBerfilät, uu) er öelegen()eit finben fönnle, fid) all ^üfmeifter
feinen Unterljalt felbft jn uerbienen imb in nnregenbem äJerfefjr
feine Iiternrifd)en Dleigniigen ju befriebigen, fiel fein 2}licf nnf
ööttingen. ®a sal)lteid)e uorneI)me junge Gnglänber Ijier finbiet-
len, Ijofftc er gute ©elegenijeit 511111 Krioerb 511 finben, biird) bie
Sefanntfdjnft mit bein itieler SProfeffor 5töl)ler (Siiigang in bie
liternrifcljen Äreife, befonberl bei SJöljmer, iläftner iinb Itieijne,
511 geiuiiinen. Jn beibeni täiifdjle et fiel) nidp. 31m 17. Slpril
1709 iimrbe er immaltifiilierl, iinb fdjoit am 2-1. beridjlet er
fiafjlet non einem fleinen Wliib, „bet liemlid) aiilgefud)t uni)
artig ift".' 3(m näd)ften trat er bem luenig älteren @oll)aer
tfticbtidj SBilfjelni öotter, ber fd)mt feit bem SDiai 17GÖ all S'iof-
nieifter it| ©öttingen lebte; beibe fnnben befonberl in Säftner
einen ©önner. Gin lebfinftel litcrarifdjel Jntereffe uetbanb bie
btei TOnnner. Ääftner luar fd)on all Gpigrammatiter in tSeutfd)-
Innb beriiljint, niid) ®otter Ijalle fdjon niand)e literarifdjc 21er«
binbinig nngefnüpft; 25oie ftnnb sunädjft nur mit ©leim in engerer
2}c5iel)iing. Sdjon mil fylenlbiirg ift uni niandje 3leufeerung
SoicI erljalten, bie fein Jnlcreffe an frnii 5 öfifd)er Literatur be-
seligt, unb luorin et bie fjransofen nmnentlicf) um bie formooUe,
länbelnbc gefellfd)afllid)e ©otlung i()tct ipoefie beneibet. Sofi^reibt er am 14. Dttober 1768 an Jfö[)Ier:- „'Die 3lullänbet,
befonberl bie grnnsofen Ijaben in bergleid;en ©ebid)td)eii foId)e
äJieifterftürfe aufsuioeifen, bajj mit fie noc^ lange metben beneiben
1. ©. Jeitfdjrift ber (Scfellfcbaft für ®dbIe4iii)ig=$iolfteinif(bc
®cid)i(bte ®b. 28 ®. 826.
2. n. a. O. e. 809.
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2
müffcn, jumnfjl tucnn biqciiiijen, bie unb ßJenic genug
Ijälten, bntin glücfltd) }u fegii, non bet ifaft unb bcm Sfet an«
betet ®e(dj(iftc untctbtücft lucrbcn, unb niciitenä an Dettetn
iucil)iien, luo bet gute 2:ün leibet! nod) ein unctljöttcä ®otl ift".
Sind) uetfud)te et felbft fd)on bamnlä, „betglcic^en in unfcte
Sptnrije ju übctttogen obet nnd)junf)incn".
So ift cä beim begteiflid), bnfe feine Slide bolb auf bcn
feit 1705 jnljtlic^ in Ißiitiä crfdjeinenben Almanach des Muses
fielen, in bein getnbe jene non ibm in ®eutfd)Iimb uennifete 3(tt
bet ißocfic gepflegt loutbe.
®ic ©tünbung biefeä Almanach des Muses lunt ein
glücflidjer ©ebonfe. ffalcnbct, bie neben ben prnftifdjen
91ntfd)lngen für bod täglidje Seben ©ebicljte unb olletlei Slncf*
boten entl)ielten, gnb eS jäljrlid) nuc^ in ®eutfd)lnnb in grofect
3nl)l- SBnfjtenb ober bei iljncn bn^ »hnuptgemidjt auf ben ptn{>
tifdjen Untcnocifungcn lag, unb bet poctifd)c Xeil, luofern er
iiberljnupt uoiljnnbcn loar, loettlofe obet nllgeincin betonnte ©c-
bid)tc btncl)te, fo loollte biefcr Sllninnnd) mit bet ipoefic bienen.
®et Untertitel „choix de Po^sies fugitives de 1704“ loicö auf
bnä '4?iogrnimn l)in. folltcn in bicfeiu 23ucf)e bie bcften @e-
Iridjte, bie im oerfloffencn jerftrcut in 3«tungen ober ©injcl-
brurfen crfd)ienen niatcn, gcfammelt unb ben „gens de goüt“
oorgelegt roetbcn. $ur^ fttengc Sid)tung beä iDlaterinId l)offten
bie ungenannten §erauSgebet ein SBetf 31t fcl)affcn, bas butd)
bie ©Ute bet Qebidjte unb als baucrnbeS 3™gniS füt ben gcrabc
l)cttfd)enben Staub bet ifJocfic unb beS @efd)inacfcS feinen SBert
nid)t uerliercn locrbc. ®cr ©egemonrt glaubte man 311 bienen,
inbem man butd) imiftergültige 3Bnl)l bet ©ebid)te felbft unb
butd) fritifd)c Sloten 3U jebem ein3elncn, bie auf feine Sd)ön-
feiten ober Sd)iDnd)cn l)imoeifen fotllen, ben ®efd)inacf bcS ipubli-
!umS 311 uetebeln unb befonbetS butd) .Ihitit bie ®id)ter 3U
fttenger Selbfibeobnd)lung aii3uleiten oerfud)te. Safe cS in ben
00m litevarifd)cn 3c»ttum entfernten !jJtoöin3en bet äletbreitung
bet poetifefeen 3nf)«'äet3eugniffe fötberli^ fein luütbc, ergab fid)
aus bet Slrt beS SUiufeeS. $urd) eine Iut3e te3enfietcnbe Uebet-
fid)t über bie fonft im Saufe beS etftfeienenen bebeutfamften
liietatifefeen 3Betle foUtc bem Sllnmnad) eine allgemeine ®ebeu<
tung uetliefeen loevben. Sdfon im smeiten feaU« f'tfe
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3
fein ßfjntüftet ba^in gcänbeit, baß er neben gebrueften @ebitf)ten
Qud) biSljer ungebruefte bracljte, bie ®i^ler cinfnnbfen, um fie auf
biefem bcgiicmen fflege bem ipublituin juerft uorjulegen. ®ie
,3n^I biefet eingefanbten Söciträge Dermefjrte fid) uon
;5a^t, fü baß im 9l(mnnnd) für 1770 fnft nur nud) fold)e ftef)en.
Sernct folltc burd) tiirje Söemettungen beim fikinen jebe« ®i^-
(er^ ba§ bem eigenlliri)en literarifdjen ©etviebe fernftel)enbe ifJubli*
fum fuv3 über bnd Seben unb bie 2ßerfe eined Sc^riftftcllcrg
untciridjtel luerben. ®cr Sferfud), micl) mufitnlifdjc 93citrnge ju
bringen, mißlong. ®ic Äompofitianen maren 3U fd)led)t, ober ber
Jert bnju taugte nidjtd, fo bajj eä fid) luo^f meift um betonnte
ülielobien banbeln bürfte, bie in geringer 3 nt)l (brei bil fünf)
beigegeben mürben.
®iefer Almanach des Mii.sea, ber fd)on in Gnglanb 9(nd)>
nl)inmig gefunben fjntle,^ pflegte befonberd biejenige Onttung ber
Vprif, bereu 'IVangel in ®cutfd)lnnb 93oie fo Tebl)aft fii()lte. ®ie
ißoefie, bie feit ben 3eitcn bed Hotel Rambouillet in granf*
rcid) gepflegt mürbe, l)attc l)ier it)rc Stätte. ®ie @ebid)te unb
(Spifteln an ifierfonen nahmen einen breiten 3faum ein; bad
Siebedlieb befingt in tonoenliondler ff-orm bie £d)Önf)eiten ber
®ame ober flagt über bie Spröbigfeit ber ülngebetcten. (Sd ift
eine petite poäsie, bie in 3eilen, mo ber ©eift bet 9)ienftl)en
fid) nid)t uiel um ernfte Iffroblcme bed 'Jebend befümmcrt, ben
3n^nlt ber Ifonoerfnlion ber ®ainen mit ben eleganten Stußem
bilbet, mie ed Woliere feßon ctgößlid) genug uerfpottet I)otte.
Jn ®eutfd)Ianb mnr biefer ftanjöftfdtc Dllmannd) fel)r flart
uerbreitet, bad bemeifen bie jal)Ircid)en Uebetfeßungen bnrnud.
'mi ©öltingen erfd)icn fogar eine 3eiHrtng eine franjänfd)c 9fad)"
aßmung baoon* Soie erfaßte baßer halb ben ©ebnnten, ein
bernrtiged ^nftilut nud) für bie beulftßc ipoefte ju begrünben.
Wnftner unb ©otter teilte er feinen S^lan junntßft mit, beibc uer-
fpratßen ißm ißre iBeißülfe. Seine 91bfid)t mnr äunäd)ft, eine
einmalige Sammlung ßeraudjugeben; nm 5. S»»' 1709 feßreibt
3. iöoie enuäßnt einen brilifd)cn 9KufenaImaiiad) im iBticfe an
®teim oom 10. fjuni 1769. »ermog biefen Sltmanadß aber nießt
naißjumeifen, ed liegt aifo rooßt ein Irrtum S?oied Dot.
4. SüHcrbingd erft fpäter, in ben fjaßten 1776— I77ö, bei ®ieterid).
beforgt Uon g. SH. Satämann.
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4
er on Äöljicr:* „“Jd) gebe halb eine Sommlung non pi^ces
fugitives I)cvau^, bnrunter oiele hüm .Häftiier finb, imb bariii id)
gar ju genie oud) einige^ non ^Ijuen Ijötle". 9üid) ©leim, mit
bem er fd)oii feit feiner SRiirffc[)r und) Jylcn^burg im $tcvbft 1 767
in föticfniedjfel ftanb, teilte er fein Ifotljnbcii mit unb fmib Silit"
gung.* ben ncidjften Jagen eruieitert fid) fein Ifflnn nnb
nimmt feftcre ©eftalt an, fo bafj et am 16, Juni 1760 ©leim
bnä gnnje Unternelpncn entioidelt, inbem er fdjreibt;’ „f)in meinem
lebten Srief fdjricb id) lueitlänfliger uon einem ßinfall, ben id)
l)abe, mit fommenbem c'Uf'i bentfd)cn 'DJufenalinnnnd)
l)eraiiö}ugeben. n)ie£icrl)ül)Ic ba^ l)anptfad)lid)fte, lueit id)
jebt meine Sitte freier I)ernu6fagen bnvf. ©ie billigten meift
meinen Sorfnb, bic fliid)tigen ©lütte ber bculftben Sfnfen ju
fammeln nnb nerfpracben 3 l)re Unterftiibung. ®cr ailufcn'
nimanad) ift noeb uon lueiterem Umfange, mcil er jäbrlid) miebci-
l)oblt luirb. ®er i^Man bleibt bet beä franjöfifd)en, bem and)
ber brittifd)c gefolgt ift, unb mit merben uornemlid) ouf Ieicl)te
gcfetlfcbnftlid)c ©tücfc fel)cn, bie ©cfd)mad unb fiiebc jii ben
'Jlfufcn nud) in ©egenben unb unter üeuten bringen fonnen, bic
einen üllmaimd) nod) am cbefteit in bic S;»anb ncl)men, ®cnn
bic bcutfd)c 2pvad)c nidft }U febt abfcl)iccft, mitb uicllcid)t fcibft
nod) mand)c ®amc bie iülufcn ihres Snlctlanbeä lieben lernen.
'Jungen ®id)teni meinen mir bnburd) nud) einen ®ienft 511 tl)un,
inbem il)uen ©elcgenbeit gegeben mirb, fitb in einjelnen ©lüden
bem ^.Uiblito ju jeigen, ohne ben fo mibliri)«! 3Beg einer gnnjen
Sammlung ju ocrfiidjcn, bet fo uielcn fd)on loblitl) gemefen ift,
bie burd) 91ufmuntcning bem beutfd)en 'JBitie ßbe*-' gemnd)t batten.
Jn einigen allen Sammlungen finben mit Stüde, bic unter ben
guten neuern mit ©bi<= fteben fönnten. S5ir merben fold)e bot*
5. a a. £>. S. 3:17.
6. ®er Srief ielhft ftpeint uerlorcu 311 fei«, ber unten mit-
gcteilte Srief fept ifjn aber uorauS.
7. llngcbnidtc Sriefe auf ber flöniglidjcn SiOIioltiet in ©evlin.
—
®afs ©oieS CEntfd)Iiefinng gcvabc in biefe Jcil füllt, biirftc nict)t
blos jufüUig bamit gnfammenbüngen, bob bie ©ültingcr Vtngeigen
uo« geicbvien Sntben in ibver Sttnmmec üom 3. Juni 1769 eine ©e«
ftnetbung beä Almanach des Muses uon ben Jobren 1765—1768bradilen.
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ous^cbcn, nbct nic^t ju oft; bn§ Dteucre ift frcilid^ imfete .^nupt-
abfidft. ©cbvucftc Sn^en eignen mit unS oljne SBebenfen jn,
menn fic nnferer 3tbfi^t entfpre^cn: mir metben ober fein Stiief
»erbreiten, menn mir auf eine SBeifc oermuten fönnen, ed tonne
bcni Iterfaffer unangenehm [egn. Stolj metben mir feijn unb
und eined befto gröRcten tBepfnlld oerficlfcrt Ijnllen, menn mit
auch neue Slücfe bcfmint mndfcn bütfen. ©inige haben mir in
S^nnben. Sßictleidft mürbe Sh^*^ lyreunbfdfnft mir eine ober bie
anbete Mleinigfeit nidft oerfngen, uicUeicht theilcn Sie mit irgenb
ein Stüd bed §etrn «ned anbern ÜJfnfenfvcunbed
mit, uielleicht . . . aber ronrum foll i^ Jh”«« etmad oorfchteiben,
bod Sie fcibft miffen unb thun metben, luenn 3h'>fi >nsin 5<ot-
fdjing nidft midfällt. — 3ch hn6e non einem gerebet,
bet mit mit biefe Sammlung unternehmen mirb. (Sd ift §evr
©Otter, ein junget Sichter, ber bent Statcrlanbc uielleicht nodf
einfi mehr ald Äronegtd 2ob erfehen fnnn".
Gin SJetleget bed „iWufenalmanadfd für bad 1770"
mürbe in bem ©öttinger öudfhänbler Sieterich gefnnben.* Ser
Stnienber mürbe burd; iDieilifdfe flupfet ju jebem IDfonnt gejiert.
Ob fdjon für biefen erften ^Jahrgang non Sieterich irgenb ein
Honorar gejnhit mürbe, ift nidjt fi^et ju fagen. Jyür bie folgen-
ben üjahre erhielt Söoie jebedmal 150 Jleirhdtnler® — menig im
Vergleich ju bem Sterbienft, ben bet tBuchhünbler fpnter bar-
and }og.
„Set ftansöfifdfc aHufennlmnnach h'i* SJernnlnffung ju
bem belüften gegeben," ertlnren bie .'öcraudgeber audbrüeflid) in
bet Slottebe. 3n ber 9ludfühtung mich man jebod) roefentlid)
uoin 33orbilbe ob. IDfan gab nad) einem .Unlenber auf 188 Seiten
im tleinften jyonnat nur ©ebichle. Sogar ein Slegifter feljlte im
erften ^ahre nod). 9l((e Jlemerfungen über ©ebidfte unb Sidjter,
bie Ueberfidjt über bie auf allen ©ebieten ber fdjönen 'JBiffen-
fchaften erfdfienenen 2ßetfc blieb meg. Sfebiglidj butd) ben 25ert
bet gebotenen Söetfc mollte man mivfen; geiniR eine hüh^«
8. ©Otter oevfebaffte luahrfcbcitilich ®ielerid) nlä Verleger, ber
cOenfolId ein ®ot()acr mar. ®. 9t. Schlöffet, ©otterä Uebeii S. 39.
9. S. ^ojj au ©rneftiuc 22. September 1774; ungebrudt im
iöoffifcheu Stüchlag.
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9(ufgabc, bic ein anbetä gcnrtctcä ißiiblitum »otmisfebtc nlä baä
franjöftfrfje Unlcriicljmcn. 3'^e ®cmcrfung über ben Setfaffer
cine>j ©türfcä unterblieb; fc^on lueil biefer nur nnmijnft ge-
inad)t mürbe, menn er fonft fcf)on befnnnt mnr. Hiinftlerifcl) be>
recf)figt ctfdjieu c§ nud), bn§ innn bei llcbcrfeöungcn nu3 fremben
Sprnd)cn butd)QU>j nid)t immer bic Jperfunft angnb, bn ber ibenner
Qud) o^nc nöljerc 9lngabc eine 92nd)a()mung ober Ueberfejjung
erfennen mürbe unb bem 9fid)tfenner burd)nu‘j nidjl bamit ge-
bient fei, menn man i!)m ben 26ert unb @cnup, eineä ©tücfed
burd) eine betartige Slngabe tjerabfettc."’ ®et ©ninbfafj beö
ftanäöfifdjen Sllmanadj-ä, ftetä nur bie fvnii^ic be§ lebten 3af)reö
ju bringen, mirb uon bem beutfd)en nidjt befolgt; bie fdjon
früf)et gebtudlen ©lüde feines erften Sn^tgnngS ftommen auS
ben 3a^ren 1700—69.
©d)on in bem töriefe an ,<löf)Icr b'üte S^oic ermahnt,
bag et oon .Häftner uielc ©tüde in §änben (jabe. Slufjet ben
22 ®eitrngen, bie et felbft gab, Ijatte ,Häftner mot)I taum meiteren
9lntei( am beS SttmanadjS; et nüfttc i()in met)t buttl)
fein Slnfe^cn unb baS ^sntereffe, baS et für bnS neue Unter-
netjmen jeigte, olS burd) mirtüdtc Xätigfeit." ®et größte Jeil
ber bis baf)in ungebrudten ©ebidjtc rül)rt unmittelbar ober mittel-
bar oon öottcr ber. (St trat junädjft felbft mit 28 größeren unb
tteineren töeiträgen jum erften 3)fnl an bie Ceffcntlidjfeit, ucr-
fd)affte aber nußerbem uon bem auS (äoetbeS 8cben befannten
i'eipjiget ‘.fJrofcffor (SlobiuS 4, oon bet .Harfd/m einige,'- oon
Ibümmel 6 ©tüde, oielleidjt and) uon bem ©otbncr 3d)inibt'’
einen SBcitrng. !i8ie bie 3>‘ ©ammlung oon tUoic !)«•
rübrte, fo bnUc er nud) bie tebnftionelle Teilung, ba ©otter fd)oii
nm 22. ©eptember ©öttingen oerlieb »ob am 2.5. evft bie 4 erften
Sogen fertig gebrudt finb." 9ln eigenen Slrbeiten fteuerte et 12 bei,
10. ®. bie Storrebe jiim Stimanncb für 1771.
1 1 . liebet bic „3fai1)ridjt", bic oon ibm berriit;rt, f. u.
12. ®icbicl ©ebiditc ber Harfibiu uon (älottcr beigebraebt luiirben,
ift nid)t fidber ^u fagen, ba niub Sloie biird) illaope unb uiefleidjt
auiÄ birett Oon ber ®i(btcrin etma-S erbiclt. Siebe aticrteljnbr»
fdbrifl VI, 398 unb SMcimacer ^abrbiid) III, 19.
13. Jalob griebrid) Sdbinibt geb. 1730 in {Ifb« ®Iafii im
©otbaifilfcn, loo er als ®iafonus lebte.
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Bon bencn 3 fd)on früher in bcn öambutger Unterhaltungen ab-
gebrurft niaren.'^ ®et greunb ÄöOIet in ftiel fthidte 2 Seiträge,
.^iipfner in Giiefeen non (Snäpnrfon 1; non it)m fnmen aui^ bie
3Jeittnge, bie bie ®i(hter beS ®ntmftnbtcr Streifet gaben, fo ba§
3J!ercf mit 5, SEßeuef, bet Gtjiehet beä Grbprinjen Subtnig unb
feit 1709 Steftor bed ©nnnftäbter ipabagogiumd, mit 3 S8ei<
trägen, fein Sßotgänger im Jteflornt, 0tocff)aufen, mit einem net*
treten fmb. 'S'en unter bet Ehiffre u. S?. neröffentlidjtcn „ßinfatl
über bie SHoiuanse (Stnäpeä) tpermiu unb ©unilbc" fanb ®oie
bei ,'goier'* uiib lieg ihn bruefen, of)nc felbft ben SJetfaffet ju
iriffen. 9luf ähnliche SBeife fmb Bieüei^t bie Stücfe unter ®.
unb tp. in bcn Sllmnnad) gefommen.
So luai' bui'd) perföulithe Sejiehungen fchou eine redjt ftatt-
lidjc 9luänI)I i'on h"rt^>)'ht'ftl'thfn ©ebidjten jufammengebracht
.
worben; QUeim fd)icftc jwnr auch 33citräge, aber nur foldje,
bie entweber fchou einjeln ober in ben Siuugebichten gebrueft
waren. Ungebrueft lag wohl auch IJIüggcä „tytigehen unb ^ond''
Dot, bod bninalä butd) ©eUcrtd Sefpredhung in feinen 95otIefungcn
befnnnt geworben war;’’ bnd unter .ff. gebruette ©ebicht „6life"
befaß Soic hanbfdjriftlid) unb hielt cd wahrfd)einlich für fflopftocfd
2Bcrf.‘*
9)011 bcn bamnld angefchenften beutfehen ®ichtctn tonnte
95oic jebod) auf teine anbctc SBcife clwad in ben 9Umnnach
bringen, nid inbem er aud Leitungen unb Snmmelwetlen Stücfe
Bon ihnen entnahm. So finb bie bvei Oben fflopftodd aud
14. SBoic an Dlaäpc, ®cim. 3ahrb. 111.
15. ,2tgathc" (S. 32) llntert). VII, 6, .517 in ganj nnberet Raffung
(Bgl. 3f. ber @cf. für ®(htcdto.*.§olft @cfd). ©b. 28 S. 336);
„Schtegetd ©vabfehrift" (S. 44) ebenba; »Hn ben Stbenb" Itntcrh. II,
1, 38 ff. in anberer ©cftalt. ©gl. Slteinljolb, ©oie ®. 282.
16. ©rief ©oied an tRadpc Born 25. September 1769 (®eim.
3ahrb. III). ^»oier ift ein fonft unbetannter ©ottinger ©cfannter
©oicä.
17. ®d ift ainh in bcn gteiebgeitig crfcbicnencn lehten ©orlefnngen
©ellerts abgebrudt mit gwei getingen Mbrocichungen.
18. Ucr Snrmftnbtcr „filbcrnc" ®rurf Bon 30 Oben fflop«
ftorfd (1771), gu bem ©oie ou3 feinet Sammlung reichlich beigefteuert
hatte, enthielt biefed ©ebicht, bnd Sllopftod fpätcr bffentlich uerleugncte.
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8
3citungcn entlehnt, beSglcidjcn 2 nun Dlamlcr; cbenfallis nad)
®rudcn finb luicbcrgcgebcii bic bcibcii 6)eföngc »on $eniä,
Öctftenbcrgö 3 Sieber, Ärct)d)iimnnä Söarbcngefaiig, Seffingä Gt-
jöfjluiigen unb SSillniiioniö Obe. Süßliei „(ScrmaiiifuS imb
nelba", bitä fdjon 17GO niium)m in ben ftei)inütigeit
?}a(^rid;ten etfdjiencn roat, uutibe für Jllupftodifd) geilten.'®
SJon ben Gpigtammen unter „Ungenannt" lag bas auf ©. 170
gleichfalls fdjan gebrndt not.*“
'Jm ganjen finb non ben 132 0tüdcn beS 911manad)S 2!J als
früher gebrudt nnd)juiueifen.'‘ Slngcgeben* ift bie Cuelle bei
13 ©ebidjten, unb äiuar; 5 mal bic Diene .^ambnrgifdje Teilung,
3 mal fHofenbnnmS Sieber fürs fllaoicr, je einmal bic Diadjrichlcn
uom boltif(i)en IDlecre, bie frepmütigen Dladjridjten,
,ÄIobenS Sibliotljcf, bie Hamburger Unterhallungen unb ©tcpljaniS
ffiiener Sdjriftcn jnm 9fcrgnügen unb Unterridjt. 2)ei allen
anbern mar bic .s^erfnnft nidjt angegeben, nmS bem IHcjenfenten
in illobenS S8ibliotl)et-- milltoinmcnen 9lnlafj jum Üabcl bot.
Gine UnterlnffungSfünbe lag luohl mirflid) uor bei ®cniS nnb
UBillnmoiu, ©leim bagegen unb bic Äarfdjin-^ fdjidten il)rc auch
fd)on gebrudten Stüde fclbft ein. !K) ©cbidjtc lagen ben .Heraus-
gebern firhet nur huubfdjriftlid) uor. Dinr bei 4 Stüden ift bic
.Hcrfiii ft nicht nadjmcisbnt; bodj möchte icl) and) h'“ h®''^’
fd}riftlid)c Cuelle nnnchmen, benn mit miffen, bajj in jener
uiclc ©ebidttc lange nur in Slbfchriftcn non .Haiib jn .Haiib gingen,
unb bajj Sfüie eine reiche Sammlung foldjcr ©ebichte bejah.-*
2Bat bie 3aht ®id)ter, bereu S.lcrfc im Dllmnnnd) er-
fd)iencn, mit gering, fo m.ir boetj bic 9lbfid)t, einen Ueberblid
über bic gcfnmte Sijrit ber 3<^'t J“ geben, leiblidj gelungen.
19. ®S ftcht ebenfalls in bem ®annftnbtev ®vuct.
20. 3in Söcitrag 511m 3lcichS-h>aftreutcr 6. IDlai 1768 anS einer
anonijmen mm .^lamlmrfl nuS bet Dtebnttiün mitgeteiltcii Epigrammen-
fnmmlung als ^robe abgebrudt.
21. 4igl. 9iebIi(l)S Dlcubrurf bcS StlinanadjS für 1770.
22. S3b. V, Stiief 17.
2.3. Eine Obe uon ipr mar fd)on im Einjclbrnd erfdücnen.
24. sSgL ’midj @octbe in ®id)tnng nnb ffiahrheit XII, SBcim.
SliiSg. Söb. 28 S. 112. — Sliich bic beiben erficn Saimntnngcn
Herberfdjer ©cbicble finb hier gn nennen, f. ffleile l'b. XXVIll S. VII ff
.
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®a^ bnd leidjtc annftconlifdjc i’ieb bcn btcitcftcn 9lmim cirniaOm,
cntfprari) ben tntfädjlirljcn S8crl)ällniffcn unb bcm 3'tlc bcr .'^crnitä-
gebet. $ic mgtljologifrf) nufgepubton ©elegen^eit^gebidjle fteljcn
an 3<>0I »'it luentg imd). Sludj Gpiftel iinb Glegie fiiib ocrttetcit;
ein 'Bcifpiel für btc 3lomnn5enbidjtung älteren ®d;Inge'J fcljlt
nid)t, cbenfo luenig «ermiffen roit Syrbel imb C£rjnt)lung. Ueberanä
grafe ift bic 3afel bet öpigraiumc — ein fiirje^ Cpigtninm füllte
fo gut einen Ilcinen leeren Slamn nu3 —, bic oft nur fntirifd)
jugcfpitlc Ginfnlle, mitunter rcdjt matter 9lrt fmb. 9luö JUopftoef^
Oben fmb brei bcr fdjönftcn geiuäljlt; bic 3}arbeubid}tung ift nod)
niefet auägeartet. So ift beim bet ©cfamteinbrud bc'i 9ltmanad)ä
luenigftenä fearmonifd), uub finbeu mit and) nodj feine neuen
2öne batin, fo meift bod) bie tScrbiiibung mit bem $armftäbtcr
.flrcifc fefeon feoffmmg^ooU in bie 3^>funft.
®urd) bic Sdjulb beä .flupfctbturferd featte fid) bic Syertig-
fteltung beä 911mnnad)>j uerjügert, fo bafe SBoie felbft erft am2i. Januar in Serlin feine (Sjccmplarc erfeiclt.“ ®aburd) mar
c^ möglid) gemorben, bafe fd)on uorfeer ein gauj äl)nlid)c8 3Ber(
auf beut Üllarftc etfdjicn. Sereitd im Oftober featte Soic im
ülfefefatalog bic 9lnfiinbigung cined IWufcnnlmanncfes bei ®obS>
leg r.nb CSompagiiic in Scipjig gelefen. 9lm 7. Cttober fdjrcibt
er an 91a^pe; „(£ö fami ein Jtrium fegn, aber ed fanu and)
eine uon bcn nuferer 3eit fo gcmöl)ulid)en Sd)urfetcgcn fcgii.
Jcinanb feat uon uuferer 3bec gefeört unb füfert fic fogleid) and."
Gd mar fein .Jtflum, fonbern ed feaubeltc fid) luirflid) um einen
3lebcnbul)lcr.
Jn l’cipjig, bem 3f>dtum bed bculfd)cu 'Sud)f)onbcld ifnb
5^ud)bcurfd, mar cd eine ganj allgemeine Sitte, bafe bcn l^ud)«
Oanblcrn bet J^nfealt gebtudtet Sd)tiftcn fd)on not ber Scröffent*
lid)ung befannt mar.-*' 23ci bem geringen Sd)uj), bcn geiftiged
Gigentum bainald genofe, luutbc biefet natürlid) im
roeiteften Slnfee audgeuufet. 93efouberd eine S'irma, fic -unnnle
fid) nad) bcm befanuteu Sonbonct 25crlag ®obdlcg unb Gompagnic,’’
as. ®tief ®oied an bic Gttcrn Uom 2ii. Januar, imgebrudt auf
bcr .ttöniglidicn tPibliotbcf.
26. S. SSJaniet, ©ottfdieb ®. lil.
27. ®. SLUiftmann, 9lnd üeipjigd Siergaugenbeit, S. a.iO ff.
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10
lebte cigentlid^ nur oom geiftigen ^iebfto^t. ®aß fte neue ®üc^ec
unberedjtigt nadjbtucfte, tonnte il)t in bnmoliget nid^t fo roic
feilte äum SBetbret^en geredjnet loerben, bafe fie aber tBü^ec, bie
erft im ©ntftetien roaten, fc^on uor intern ©tfc^einen noc^bructte
ober in ber Slnlage nnd^oljmte, galt felbft bamnlä jebem Suc^*
^cinbler für fdjimpffid). ®urd) einen folc^en oorjeitigen Slac^»
brud uon ®ob§Iei) imb (Sompognie tont ja Seffing bemogcn
roorben, feine t^omburgifcfie ®rnmaturgie abjubred)en. SO« nun
©d)iDidett, bet Leiter biefcr faubeten ^irma. burd) bie llnefirlid)-
feit eines öuc^btudetgefellen ®rudbogen bcS ©öttinger aiiufen-
aImnnad)S ju ©efi^t befam, fud)te er biefem fofort juootjufommen.
Cr fe^te fid) mit bcm Erfurter, fpiiter ©iefeener ißrofeffor unb
betiicf)tigten Söiclfdjteiber §eintid) Eljriftinn Sti)mib in Sßerbinbung,
bet in ntlet Eile mm einen 3tlmnnnd) sufammenftoppelte. ®aeS roitflid) gelang, bem ©öttinger um nier iSBoc^en »ornuSjueilen,
unb bn bie 3ieut)eit eines bernrtigen Sucres in ®eutfc^Innb reiäte,
fo ronr bie erfte 9luflage bnlb otrgtiffen.
Sei feinem SBerte unterftii^t mürbe ©cbmib oon bem jungen
iDJitf)aeIiS,®* oon bem bet Einfall Ijctnibtte, eine ®nbelle bet je^t
lebenben fdf)ünen ©eifter anjufugen, foroie ben Sllobianetn iRiebel
unb DHeufel.
9Im 25. SJooembet I)at Soie Sladjritbt oon bet Einrichtung
beS „2lImnnncf)S ber bcutfcben SDlufen" — fo nannte Sdjmib fein
ajjacbroetf — unb beruhigt fchreibt et an StnSpe: „®et ®obS-
lepifche ÜUmannch toirb unfern nidjt treffen, roie mit oon einigen
gefebtieben ift, bie ihn gefehen ba^en". 5" 3:nt unterfebieb
ficb biefet 9llmnnntb fo febt oon bem göttingifdjen, bafe er niS
roirflicber Jlonfurrent taum anjufeben tont. 2Bnt Soie bem ftan«
jöfifeben Almanach des Muses nur bem allgemeinen ©ebanfen
nach gefolgt, fo batte ftcb ber Seipäiget gonj eng an baS ftan*
äöftfebe Sotbilb gehalten, ja alles, ronS bort nur nIS Seiroert et*
fd)ien, jur tpauptfadje genmdjt. ®en gröglen Slaum nahmen bie
SHejenfionen ein, bie „91ottä poetifdjer Dleuigteiten oom ^ah«1769". Ulncb bcm Sotgang beS iparifer 9lImanad;S mar jebem
©ebidjt eine platte Semertung über feinen Sßert nngehängt.
®uttb bie 5!adividht oon ben jefjt lebenben fchonen ©eiftem.
28. Sdhmib, Jlefrolog II, 595.
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unter benen f'tO ä« feinem 58etbniffe nuc^ tSüie nid .'^ofmeiflet in
©öttingen, ber wiele poetifd)c iffierte norrötig I)abe, nufgefü^rt
fnnb, innv für Spott imb liternrifdjen 5tlntfct) nudgiebige -Oe"
legenl)cit gefc^nffen. Und mutet biefe Sifte burd)aud nidjt fo
pnrteiifd) gefnrbt an; bnß fie cd aber in ber Ünt mnr unb fein
füllte, luirb midbrücflid) beftniigt biird) bic SRejenrton bed 9llmn-
nnd)d ber bcutfdjcn IMiifen in ben oon 51lop rebigierten Sleuen
,'i;iatlifd)cn geleljrten Leitungen, too ed über bie lobclle Reifet
('Sb. V. S. 58): „greilid) finben mir ^icr Sc^crj unb Satire:
aber ba bod) nid)t in biefer 2BeIt eine ooUtommene öarmunie
bet ©emüter immer ftntt fjaben tanu, fo münfdjcn mir, bofe roenn
bie beutfd)en Slutorcn eiunnber burdijictjen, ed oüemal nod) fo
artig nbgeljcn möge, nid Ijier. 9Int roiffen mir nid^t, mnrum
man gemiffe unbebeutenbe Slamcn unb unbeinnntc Seute, j. ß,
IBenjel, 93oie, Gngel, ßbeling ufiu. nufgejü^rt bot. iDInnebe
2llinfelfcbriftfteller fiub 311 Mein, nid bnjj man nud) nur mit ibnen
fpabeu füllte''. Gbenfo mar bnburd), bnfe man bie Jage beg
•Unlcnbcrd nid)t nnd) ben .sjieiligen, fonbern nadj ®id|tern unb
Sdjriftftellern benannte,“’* Sltnum 311 ntlertci Sticbcleien gegeben;
fo mürbe Sticoini auf bie Siönlpiirgiduadjt bed 1 . ülni gefegt,
gute ®i(bter bagegeu auf bie Sonn* unb (Jefttagc. ©egen biefe
Slnmabung bed i'eipsigcr .Hnicnbcrnmrijerd, fecilige 311 ernennen,
eifert in 3iemlid) pcbnntifd)cr ®eife bic IRe5enfion in ben ©öttin*
gifdjen 9(n 3eigcn non ©eicbrtcn Sadjen.’*®
l’ag nud) miiflid) ein 9®egfd)nn 3ipen feined ipinned oor, fo
mid) bic Sludfübrung bod) fo meit oon feinem Sllmnuad) ob, bn§
Hoic feinen ©runb batte, ben .Ilonfurrcntcn 3U fürd)ten ober gegen
it)n 311 eifern; nud) fein partciifd)cd ©epröge I)ntte ibu fnum 311
einet Steufeerung betoogen. SBorübet 5?oie mit tRed)t empört mnr,
bnd Ing auf einem nnbetii ©ebicte.
29. töoic bcbaiiptet (au Sladpc 25. ?ioO. I7<i9), biefer (Sinfatl
ftammc auf- einem Sllmanad), „ben Sl'tnb. ®ottfd)cb unb ibre belesprits
miber bic ®rf)tueitier in ücip.^ig gematbt" batten. Cd banbclt fid)
um ben .9tcucn critifeben Snd* Sebreib» unb Jaftbcnntlmanncb auf
bnd Scbnltjabr 1744, geftcllt buröb Gbiblafiamum tPfntbanafiuiu.
SBiutertbur im Ennton 3ücid)- 5<uf Stoften ber critiftbcu ©cfcHitbaft.'
®ie Einriebtung ift b'ev aber bod) mefentti(b anberd, fo bnd
ibu Sebmib fnum 311111 Wiifter gehabt bnbeu taun.
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St^mib ^atte, um mit feinem Hiiteriiefjmcn möglid)ft uet«
borgen ju bleiben, non feinem ®id)let nngebnicfte Seitröge er-
betet), fo bog nur ber Slfitfjctouägeber TOicIjneliä einige ungebrnefte
Stilcfe fjcrgnb. Jrolibem aber ftnnben non Miiftner nnb ®olter
einige ©tiiefe im 9Umanac^ bet bentfefjen SUhifen, bie o^ne ben
ilBillen bet SKetfnffer bnrin ipinft gefunben bntlw-
Slnf uerf^itbenen SEBegen innten biefc Stücfe in ben $d)mib-
fd)en ÜUmanad) gefommen. Soic5 SBetlcget ®ietericl) f)ntte nuä
Wefiifligfeit bie erften SSogen nn ,'Hiebcl gefd)idt, bei b.’tn Sdjmib
fic fob“‘, nid)t oI)ne einige^ bnrnnS 511 cnlncl)men.“ Slnbere
ftammen nuä ben nnforrigierten ®tucfbogen, bie ©diinictert fonnle
;
jum Unglücf übetnnl^iu et fie mit ben nod) bnrin ftef)enben
®tntffe^Ietn. Gine brüte Cuelle bejeid)nct Sdjmib in feinet
Siterntui bet ipoefte: er Ijnbe einige Gpigtammc non fiiiftnct
butd) einen Äobnrgcr, f^ifdjet mit fljnmcn, erhallen; bnä' einjig
Strafbare fei bann geiuefen, bnfe et fie luibct ben 338illen bes
SBctfnfferä brnefen- liefe. 3”^ Ijnbcn beibc Sllmanacfee
18 ©tilcfe gemeinfnm, bnrnnter 2 nngebruefte non öottcr nnb 7
non Äöftner. 2 meitere Gpigramme finftnerl ftefeen nur im
l'eipjiger, bnrften nifo inofel non jenem 5ifd)er feerftammen.
lieber biefen lüetnrifdjcn ®iebftnl)l inat iüoie önfeerft empört.
®a er bnlb gefunben Ijntte, bnfe einige bet nngebrneften ®cbid)te
auf unretfetmnfeige Seife in ben Sllmnnotfe ber benifd)en SJiufen
gefoinmcn inoten, fo inollte er äunndjft bei einet jtneiten 9(uflnge
feines iBudjeS eine ®arfte(Inng bcS lalbcftanbcS geben. ®iefe
unterblieb aber; bngegen bcinog et fliiftner,*^ eine „flfadjritfet" 511
fefeteiben, bie im 2. Stiief bcS Jgambntget .Horrefponbentcn non
1770 ueröffentlicfet nnb einem 'teil ber Sllmanatfec befonbetS bei-
30. 1770, S'b. 1, ®tiid 29.
3t. ®oic an ®olter ben 22. 3<nniat 1770.
32. Sluä ben erften 5 Sogen beä ©öttinger Sllmonadbä fteben
12 ®ebicbte .rneb im t'cipgigcr.
33. ®ie Katbridjt rfifert in ber Snt non finjtncr bet: Soic an
bie Gltern ben 23. Jonuar 1770: „§r. Sfeiftner bat ben Sliiffag gegen
ben anbern gemaebt. Cr ift garnidjt fo, tute icb ibn tuiiufcbte, aber
et bat mid) bnbiucb einer nnangenebmen ürbeit überboben." Sind)
bie iHegenfion im ^n)nb. Slorrefp. 1770 9tr. 18 nennt Stöftner aUSerf. ber Sinebriebt.
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gegeben lourbe. Sic ift uoni 1. ijnnuiu botietl unb ucriun^tt
fit^ gegen bic ctiua möglidjc ülcrimitung, ba& bie beiben 9llmn-
nndjen geineinfamen Stüde uom ©öttingcr nu§ bcin frütjer et-
fd)icnencn iJeipjiget genommen feien. Sleiueifc werben
geljlct in einigen ftnftnctfdjen Epigrammen nad)gemiefen, bic
eniwebet nuä imtorrigicrien ®ritdbogen beä ©öltingcr 9lImana(bÄ
ober auS fpäter oerworfenen bnnbfdjriftlidjcn (Raffungen ftainmen.
®icfe „'Jiadjtidjl" ift bie einjige offeullicbe ilunbgebung Köftnerä
unb 93oicd. Sdjmib bogegen fud)t ftdj in ber Sßotrebc jiir
2 . Auflage fowie jum mid)ften !jo^rgang ^öl)iüfd) gegen bic er-
fjübenen tüorwürfc ju oerteibigen, ja nod) 5 Jaljtc fpäter, in
feiner „Sitteratur bet ^oefie", fommt et auf ben 3'»>fl äutüd;
feine ®arftellung ift aber nur jum tleiuften Jede glnubwürbig.
SBcbeulfnmer alä bet perfönlit^e Äonflitt jwifdjcn ben öer-
nuägebetn ift ober bic Stellung, bic bn§ übrige literarifc^e
®eutfcf)Ianb ben beiben SUmnnndjeu gegenüber einnal)in; benn
batin fpiegelte fidj nidjt ber ©egenfnfs jwifc^eu 93oie unb Sd)inib,
fonbern ber r)ö^erc jwifdjen i’cffiug unb ÄIo^.
Sdpnib fowoljl wie Sliebel unb SUieufel waren burd) ben
Einfluß beS bflHifdjen ®cl)eimrntc‘j ,<lIo^ ju i()reu üe[)tftül)len in
Erfurt gelangt. ®urd) i'effiugä Sdjlägc in ben 9Iutiguarifd)cn
Stiefen war .ttlof; olä ®clef)rter unb niS Ülteiifd) oeruidjtet worben.
Um fo meljr fud)te er fid) nun burd) 3'üriguen unb pcrfönlic^e
Slngriffc ou feinen wirtlid)en unb uermcintlidjen ®egnetu j«
TÖdjen. ®er 9l(mnnnd) ber bcutfd)eu llViifeit biente ber itlo^ifd)en
Sette nun aB beguemeä Slbflußrobc für allen 9lerger. 91n
l'effing, ber übrigen^ ben 91lmannd)ftrcit uöüig ignorierte, fcibft
wagte mau fid) nid)t mel)r, fonbern hielt fid) nu biejenigen, bic
nid)t jum älteifter .ttlol) fd)woten ober gar jur ©cgcnpnrtei 3u
gc()ötcu fd)icnen. Obwol)( Süoie in bem 3'ueifantpf auf Ueffing^
Seite ftnnb, I)otte er hoch ben petfönlid)cn älerfebr mit ben
itlobinuern weiter gepflegt. ®er biefeä HteifeS gegen il)n
fallt bal)cr, ba& mau il)tu einige tHejenfioneu in 'Jiicolaiä 'i'iblio-
tl)ct jitfd)rieb, bie aber nid)t uoit il)m ftnmmten.
®utd) bie ^etmiägabc beö 9lltunnach:' hatte man öoie fchon
einen üblen Streich gefpielt, fein pnrteiifd)eä ®eptnge war bireft
gegen ihn unb bic Slnhättget ^effingä gerid)tet. ®ie ganje ®utÄlohenä unb feiner (ytcunbe ettlliib fid) aber in ben SHejcttfionen,
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btc fie in i^ten 3Mtungcn, uot allem in bet Sibliot^ef ber fdjßnen
ffiiffenidjoften, übet SBoicä aimanat^ uctöffentlic^ten, 3,nbem
fid) bet SRejenfent bet Sibliotbet^* ben 9lnfd)ein flibt, luebet ben
.f;>etmi59ebet besi einen norij ben beä nnbetn Sllmonadjä ju fennen
— in beiben luat et nidjt genannt — befpridjt cv ben 61ßltinget
Sllmnnad) bei fd)cinbavet Unpatteilidjteit in bet geljäjiigffen aSeife.
.'l<on jebcm £tüd luitb nadjgeiuiefen, mo eß fd;on gebtucft luat,
nngebrudte uietben nlö elenb bingeftellt, befonbetd bie uoit SSoie
unb ©oltei, beten G(;iffren in bem [jnllifdKii .Steife genau be-
faiint lunten. ®ct grüßte Spott mitb gegen bie 9(ad)rici)t ge-
richtet, unb cd mitb bem Öefer felbft nbetlaffen, ju entfdjciben,
ob ein früher etfd)ieneneä SJiid) mol)! nii^ einem fpöteren ge-
ftohlen haben metbe ober umgefehrt. gleicher fficife fritifierten
bie ebenfalls non Slojj h«™“®3fgc:beiten 9ieuen §allifd)en ge-
lehrten 3c>lungcn“ ben Sllmnnad). 'J'afj bie Dlejenfenten ber
öegenpartci ihn nid)t fonft anfnffen miiiben, batüber tonnte fidj
8oie nidjt luunbern; hoher iirgetlen ihn an biefen .ffritifen nur
bie aiuäfoUe auf feinen Jyreunb ©otler. Unb hätte er fid) jucrft
faft ouf eine (Snigegnung eingelnffen, fo ucrmicb er, überhaupt
ein fanfter 'sreniter, fd)ließlid) bod), fid) in einen ,3ant „mit
'Dlenfd)en, bie mit ber unuerfdinmteften Stirne !I)inge behaupten,
bie fie felbft beffet loiffen", ,)u «ctmicfeln.
6)nr äu empfinblid) jcigt er fid) bagegen bei einer anberen
2Jcfpred)img. bie im 30. Sliicf be« öcntrageS jum 9feid)l ifloft-
reutet am 19. SIptil 1770 etfchien unb oon ®ufd) herrührte. (5r
fd)reibt bnrüber oni 18. 3)ejember nn 9!icoIai: „§erm ®ufd)en^giejenfion meines SüchelchcnS hat mid) mehr geärgert, nis alles,
luaS miber mid) gefagt ift. (Sr jeigt gar ju fe()r barin, mie uev-
legen et ift. äBenn er eine Dt'icberirächtigteit, bie er muhte, nicht
fngen moUte, mnrum fdjioieg et nid)t non bem ganjen ®ingeftillif" ®iefe SHejenfion befd)iänft fid) lebiglid) bavnuf, über ben
Inhalt bet 91nd)rid)t ju betid)ten unb fügt bann noch hinju;
,,'IBir muffen geftel)en, bofe mir eS nid)t für bittig halten tßnnen,
^nnbfd)tiften bruefen ä« laffen, bie man nid)t oon ben 'Serfaffern
felbft, unb ätuar mit bet gtlaubniS befomnten hat, fie bruefen
äu laffen".
34. Ecutfehe «ibliothcf ber fi^bnen agiffenfci)aften V, ©türf 1735. !öb. 5 ®. 107.
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SHuf bie SJlejcnfioncn, bie bet ünmaimd) fonft fonb, ift lein
gro6eä ©eroidjt ju legen; burd) ben Streit mit bem Seipjiger,
»on bem bnlb nllgemcin befaimt umr, bnfe er bem Greife hei
fueben »on ^effing gejüd)tigtcn Jllo|j entftnmmte, mar eine luirf-
lic^ unparteiifc^e flritif auögefc^loffen. Jn ben iUnlj feinblic^en
IBlöttern mufete ber ©üttingcr gelobt, bet Slebenbu^let getobelt
luetben — Ijierin tun fid) befonberä bie ,t»nmburget 3f'tungen
Ijetoor. 3'' Slicolaiä Slllgemeinet ®eutfdjer 'öibliot^ef“ roirb ber
Seipjiger Sllmonod) felbft mie fein J^erau^gebet in ber fdjärfften
ffieife angegriffen; bie 'Befpvcdjungen metben aB feitet unb un-
julünglid) bejcidjnet, unb bie ©ebidjte feien o^nc Dtüdpt^t «uf
il)te Berbreitung jnfammengernfft, um ben 9laum ju füllen. ®a*
^ct finben mir feine .Urilif, bie nuget mit einigen ollgenieinen
SRebenäarten auf bie ©ebid)tc eingeljt. IDlan roat nidjt gemälint,
Bon einem bem !jal)t befd)ctten .Unlenber — beim bafüt mürbe
ber SSImanad) frijürglicl) bod) geljalten — fo groge 9!otij ju nel^men.
diejenigen Blätter, bie batübet bevidjtetcn, toten eS mit, meil
ei fid) um einen Streit jmifdjcn jmei
fie Jeilnnljme Ijnlten, f)nnbelte.
®al)er berul)te beim bet erfte (Srfolg beä ©ottinger 'IKufen«
nlmnnad)ä mefenilid) auf ben bamaligen Bittteioerljältniffcn in
ber beutfdjen 1,'itenitur.^' ®enn menn er nud) mel)t unbefannte
Stüde brad)te als fein fHiunle, menn er nud) forgfnltigcr in ber
9luSronI)l feinet ©cbid)te mnr, fo bot ber Blmanac^ bet beutfd)en
SDiufen in feinen Befpte^nngen, in feinen Dlndjric^ten non ben
fd)önen ©ciftern, in bet eigenen ßrilit feinet ®ebid)te äulolc”.
bie i^n für baS groge Jn einem minbeftens ebenfo gern
getauften unb bet pifnnten Stid)eleien megen nod) liebet gelefenen
fflerfd)en madjten; bnS jeigte fid) aud) fofort barin, bnfe bie
beiben ' erften ^n^tgänge in jmeiter Auflage etft^eineii mufeteii.
Boie mor aber burd) ben üainpf gegen Sd)inib imllftäiibig non
.Hlog abgebrängt unb gejmungen motben, fid) flat auf bie
gegnerifd)e Seite ju ftellen. Sjierin nun, nid)t in einet befonbeten
©üte feines !Snt)altS, lag ber .Item unb bnS §nuptmoment für
bie ilBeiterentmidlung feincS 911monod)S. ®er Sd)mibfc^e roat
36. ab. XIV, 1. Stüd.
37. ©oebefes 91e3. Bon SBeinbolbS Boie in ben ©ött. gel.
iSna. 1869, 1. $. 258 ff.
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— 16 —
bnä SEßetf ciiicä nbftevbenbcu ilieifCiä, öoicä Slliiianad) luar fein
aiiägcfptodjcnct ©cgiier geioorbeii: batin* Ing junäcf;'fl feine
gri'felc löebeulung. ®et l'effingfc^e Äreiä bd in ber fijrit burc^*
nu^ iiic^t-3 Sieueö fcijöpferifcl) Ijetuotgebrad)!, fo bnfe in ber 9lrt
iljveS poelifdjen Jn^nllä beibe Sllmonndjc i^ten gegenfci^Iidjen
Stniibpunft nidjl äi’iöfn fomtten. SBoiC'3 Sllmnnnd) mar aber
Dnrbeftimnit, eine neue l*i)rif in fid) mifjuneljmen. ®iefe begann
fid) eben erft in iljven ©nmblngen ju bilben, 9IId cd fiel) bann
uccneijmlid; auf bciit bculfd)en Ifininnffc ju regen begann, erntete
!8üie bie fvnldjle, nidjt fein 9Jebeiibut)ler. 9iod) ftnnben aber
beibe nuf bem gleidjen SJoben bet üprif.
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Beilage.
S)ci Sümanm^ bcr bciitf(^en Stufen bid 5U feinem @nbe.
®a fd) ber großen 9<crfcbicbcnbcit il)vet d'iniiiblung roegen
beibe 9Umanad)c nuf bem 'Jiatftc nur geringe Sünfutvenj madjten,
fo fonnte ber ©roll juiifdjen it)ncn halb einfd)Iofen. 3n ben
erften nll ®oie nod) nidjt ben feften SlreiS feinet Sei-
träger gefnmmelt finde, inodilc e;ä roofil nod| uorfommen, bog er
mit einigem Sfeibe 5). ein ncue>ö 3lürf mm Slnmler im Sllmannd)
bet beutfdien SDfufen fnf). $0 tlngte et nud) mitunter über bie
Sdjmierigfeiten, bie i^m butd) feinen itüllegen beim Sammeln
ber Seitroge bereitet mürben, ^n ber 2ot finb audj uielc ®id)ter
beiben 9lImanod)en gemeinfnm, aber bod) Fouin jum Sdjaben bee
einen, ftiomcntlid) ©öf!, ©leim unb 5Uamet 5d)inibt jeigen fidj
für beibe 9IIninnod)e fruchtbar genug. Sd)inib mor and) nie fo
n)ot)Ierifd| mie Soic, fo bn| mond)eö ©ebidjt, bo^ biefer jurüd-
gemiefen hatte, nadhhet im Seipjigcr Sllmanoch etfehien, mie ei
j. S. bei ©oeefingB erften Sinngebidtten“^ bet^Jyall fein bürftc.
Seibe oetmieben eö nud) und; 'DJöglid)teit bie gleichen Seiträge
ju bringen, ma^ natürlidj in ber erften ,-feit, ba Soic ebenfalls
nod) nnbermörtä ©ebrndtc-i aufnahnj, nid)t immer ganj ju um-
gehen mor. ®a erlieft beim Sdjmib im 47. Stüd bet ©rfurter
gelehrten 3eitungen oon 1771 eine offene lyriebcn^etflörung „9ln
.^errn Soie ju ©öttingen": „IDfein neuer 91Imonad), meldet be-
reits unter bet IfJreffc ift, mitb Sie belehren, mie norteilhaft id)
non ^httt leftten Sammlung benfe.' jeh bin fein fold)et ncibifcher
'JJienfd), baft ich "'tht glauben foUte, ieutfd)Ionb fonne jroeen
9llmanache jugleicft haben, .jeft »erlange fein ’füionopolium ; aber
I. ®et Jllmaimcfi ber bcutfcfien Siufcn für 177-i ciittjält auf
S. 71 eine günftigc unb anSfiiürtictie töcfprccbuiig beä ©öttinger
aimanocliä für 1771.
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(Sie muffen cs nur nudj nidjl ^crlan(^cn. 31)rc le^te fSorrebe
I)nt mir einen 2Binf gcflebcn, roic mir einanbet fe^t moI;I ans*
rocicl)cn fönnen. Jri) bin bnljer ouf einen Jlonot^ non un-
gebiucflcn Webit^ten bebncf)t gcincfen, iinb biefet ift bieSmal fo
anfc[)nlid), bofe Sic felbft bnriiber erftmincn lucrben, nicht allein
non jungen ®id)fern, fonbern oud) non foItf)en, inclthcn Jentfei?'
Innb lüiigft eine ollgcmeine ,ftod)nd)tung gefdjenfi Ijnt. Eilen tl^ut
fein gut. Sic mögen mir immer einige 3Bod)en äunor lominen;
ich habe feinen $d)aben banon ju befürdjtcn. Baffen Sic iinö,
ohne nichtige 9l[)fid)lcn, mit einem cbicn 2Bcttcifcr fortarbeiten,
nid)t bie loileticn ju crgöjen, nidjt nnS tnedjfelSineife ju uer*
fleinem, fonbern .ft'enncrn 511 gefallen, unb bie 9luslönber immermehr nicf 'Iculfct)IanbS 91u()m neibifdj ju nmd)cn."
Sein patlciifd)eS ©epräge legte ber Seipjiget Sllmanad) in
ber ivolgejeit gnnj nb, inaS umfo eher gcfdjcljcn fonnle, alö
}inifd)en Slloh unb einigen feiner ipaitifnne, befonberS Sliebef,
Streitigfcilen ousbradien unb bet finllifthe föcheimrot felbft am31. ®ejcmbcr 1771 ftnrb. $et Bifte bet fd)önen ©cifter inurbc
bie 9iadjrid)l non ben äufünftigen Slrbeiten ber ©clel)tten unb
®id)ter genommen, bie als ungenau ober fatirifd) bei ben mciften
ucrljafet mar; bie Sfeäenfioncn mürben unparteiifcher unb befchei*
benet; bie Slertcilung bet ®id)ter auf bie läge beS ftnlenbetS,
in ber in ben erften beiben Jofiren mandjer Slad)el nerborgen
mar, gcfd)aO non 1772 an rein djronologifd)-, fo boß bie nad)
9lnnal)mc ber .wrauSgeber beften Sd)tiftftcller aller SKationen non
lWofeS bis 'I1fid)aelis aufgefül)it merben. ®nl)cr fonnle fd)on in
bet 3fejcnfion beS äineiten 93anbeS bet üSanbSbeder 93otc (1771
St. 26) fdjtcibcn: „Unfer flciner junger Jlnlenberfdireiber bat in
JlnbreSfrift bod) äiemlid; profitirt unb fein Ebucator bntf nunmebr
juuerfidjllid) Ijoffcn, baß er in fo» -10 3nl)ten einen ganj
guten SÜJann unb 9lntor aus iljm jicljen roerbe. Er ift fd)on
um etroaS fanfimiiliger, meniget äubringlicb, bef^eibnet unb nidft
fo ungejogen plauberbaft. Et mag jmar and) mobl baS ncr*
gangene i>al)r nieleS non ölten Beuten aufgcfd)iiappt haben, maS
bet unb ber tljut, fagt unb fdjreibt, aber baS plaubert er nun
nidjt meljr auS, unb ift burdj Sdjaben gemißigt morben. 9Benn
er auch nun nodj bnju lernt, mit feinem Urteile fein ju märten,
bis flügete Beute auSgerebet haben; reenn er oon elenben Sleinig*
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feilen nidjt me^v (ooiel 9Iuf^c6citS inadjt; roenn er bem Äi^el
toiebcrftcljen lernt, oerbientc SDfönner, bic »on Ungefe^r einntobl
biu'cf) feine Stroffe gcljcii, hinter bem Slor^ange au^, laut beq
9Jnmcn ju rufen, unb fie fc^abenfrof) mit fcitifd)en Stugfi^aalen
3u merfen; luenn er überijnupt mit met)r Ueberleguug bentt, unb
nid)t ttUe§ umS ftt^ benfen läßt, fagt — mcld)c5 nlleö aber uor
Jahren nid)t ju fommen pflegt — fo inirb man feinen Sllmanai^
fd)on eininnbl alts ein guteö lafätcnbud) brand)en fönnen,“ ;jn
bemfciben tjöbnifdien lone merben bann einige Hebron mit auf
ben 3Beg gegeben. —Jm erften Jabre mar nlst 'iterleger „'Isobsleq unb Kompagnie"
genannt loorben; in ben beiben nädiften mürbe fein IBetlag an-
gegeben; 1771 nid)t einmal ber $rucfort, fonbern n«dj alter
Sfnlenbermanier biefe cä „Unter allen 9)ieribiancn ,tu babfi";
1772 mürbe ^eipäig genannt. ®en Slemübungen ber 93ud)bänbler
mar e^ enblid) gelungen, bnff Sd)mirfert, ber Veiler ber 0d)roinbel‘
firniü, ein offne-ä 2.H’rlngSgefd)äft unter feinem 9!amen anftat, ber
nunmebt nudi auf bem 9llntannd) genannt mirb. Seit 1776 »er-
legt ibn SBcqganb. 3)a aber Sdjmictcrt feinen 9(Imnnad) nud)
fürtfefjt unb im fclben f'tl) «ud) ber ööttingcr fpaltet, fo
haben mir plöblid). ben neuen llofftfdjcn mitgered)net, 4 Vllinnnacbe
in ®entfcblanb, bie fitb gegenfeitig ben flloum ftveitig mad)en.
5ür 1781 erfd)ien ber lebte Vllmnnndi ber beulfdjen 'llfufen. 3nber lebten 3^*1 3(bmib, ber febon lange alleiniger S;)ernuä-
geber mar, fogar hie meiften SJüdjer, bie er baiin rejenficren
molltc, felbft taufen müffen. ®ic guten Siebter mieben immer mehr,
ihre ©ebiebte b'tr juerft erfebeinen 311 laffen, 100311 Sdjmib^
geringes perfönlidjeS 91nfeben uicl beitrug ;2 baber fanf ber SBert
ber poetifeben SSeiträge tiefer unb tiefet — fd)on 1776 hc3eid)net
ibn bie Vemgoet öibliotbef als bem ©cfrierpunfte nnl)e. Gnblid)
tarnen nocl) Streitigteiten mit bem Verleger bi"3u. bie Sd)mib
baö Sffierf gän3litb »erleibetcn. 9IlS eigene Sleußerung mag ein
9Jtief »on ibm, ben er am 19. Sluguft 1781 an ©oedingf febrieb,
hier ^lab finben: „9lls Se Sllmanncbift Ullnbi- 311
anbem Slrbeilen. 3cb bin reebt ftob, »on ber 91rbeit auSgefpannt
2. tDgt. (Boetbe, Xtidbtung unb 2Bobrbeit XII, SBetm. 2iiSg.
«b. 28 ®. löO.
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ju fein, unb feine fcf)lcd)lcn Äoinöbien mcf)r lofcn ju bürfen.
®ic guten SIBerfc fennt bo‘3 ‘lUiblifum fu, unb luoju bvaiidjt cä
bic fd)Icc^tcn fennen ju lernen. @etn luill id) ber erftc fein, ber
bic 91linnnnd)^ uerminbert. Gin (ytnnffutlct 3>crlegcr
mad)tc mit ben Slnlrng, unter bein niobifdjen 'titel ütnnalcn bn-5
®ing fortjufefeen, ober id) bin eä übetbrüffig. lIBegganb Ijnt ftd)
frcijlid) bei) ber 3nd)e mieher in feinet iual)ten öcftalt gejcigt."
Gä ift fd)on gefugt motben, bag bet Dllmaimd) bet bcutfdjen
llKufen Don uotnl)ctcin bet nbftetbcnbcn ?iterntur gemeil)! innr.
®o^ füll im folgenben näljer bargelegt metben
5n allen 3al)teu l)ettfd)t bindjiucg bie Slnafreontif uot.
Dieben bem alten Samuel 65ottl)olb l'nngc, uon bem bet elfte
5Ilntnnnd) eine Grjäl)lung, ber .Hontet, non 3J?id)aelid gcfürjt unb
übcintbcitct,’ bringt, fte^cn ©leim, fllamct Sd)mibt. Scige, bet
Söetliner ®id)tct iBcgct; ©ö^ ift feljt ftarf unter ben uctfd)icbenften
G^iffrcn uertreten; oon imigen Dlmifrcoiitifcrn treffen mit 'Jlfidjaeliö,
Stamforb, SangcrI)oufen, Unjet, Hüttner unb SBerger. ®er Hreiö
bet Öctliner Cbenbid)tcr ift junödjft burd) fein Dbet^au;)t, IHomlet.
Dcrtrcten, fpätet aud) burd) ben bamnl-i in ifJotSbam ol5 fd)ön-
geiftiger Cffijicr bienenben Seiitimnt uon Hnebd unb beffen gre'unb
uon ®icri(fe, fomic IMnufäcifen; bic .Hnrfd)in fc^lt nid)t, menn
ouef) itjr Stern bereitd ftarf ju bleid)cn beginnt. ®ic Oben-
bidjtung roiib augcibem nur nod) burd) SßiUainom unb I)in luib
luicbet biiid) unbebeutenbe gelegentlid)c 9iad)af)mer .Hlopftodil
gepflegt. Sott .Hlopftocf fclbft metben mit in ben elften brei
Sal)ten menige Oben abgebrueft.
3n rcid)ftcm SllJnge erfd)cint aber bie 0arbcnbid)tung, uon
il)ten Slnfängcn bil jti it)rcr Gntartung. äuerft nur ®eniÄ unb
Hretfd)mann; jii il)nen gefeilt fid) halb bet junge SBürttemberger
^ortmann, ber Sd)iililing Hrctfd)innnnä, bet Stolj Sd)inibs.^
®ie üftcrreid)ifd)l'n Dindial^mer non ®eni‘j, meift mic et felbft
3efuiten, bie 'Jfoftalier, Dlegelfpccgcr unb non .'Hejjer, finben be<
reittniHig Gingong.
®ie ibqllifd)e ®id)linig ift burd) bie 9iad)nl)met ßlegnerä,
ben bebeutenberen Slum unb bie unbebcutenben ©rabc, Sc^taber
3. e. «tm. b. b. IDlufcn 1773 S. 14+.
4. S. Sdmiib, Hicfrolog II, 6J2 ff.
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unb ÄtQufenecf, bet »on 1773—78 ein fc!^r eifriger SUJitntbeiter
ift, in iptofa unb Sßerfen oertreten. ®ie ältere fdjiüpfrige ®d)äfet-
poefie, beren §auptDcttrcter Woft inor, finbet noc^ immer in
JRatf)Ief unb ©d)üpfel i^tc ipfleget.
33on ben 1771 nerftorbenen Sömen unb ©(fjicbeler bringen
bie erften einige SRomanjen. Später mitb biefe ©nttung
butd) ©d)inf unb ©ouä in ber alten fpielerigen SBeifc roeiter-
gepflegt.
!8on ®ielanb, bet bamalä nod) in Grfurt lebte, bringt nur
ber erfte 3 ‘’l)'-‘9 “''g ein ungebrurfteS Jyrngment auS „^fp^e".
®agegen treffen mit non ©Otter häufiger tSeiträge, bie auf itgenb
eine ®eife in bie .ttänbe beä .Herausgebers famen; ©corg
3acobi fef)lt in einigen 3<>^r9Öngen nicljt.
9lud) uon ben eigentlid) tWobemen bringt bet ?l(mannd)
einige SBeitröge, bie aber, aufeetbem mcift erfte unb roenig eigen-
artige 'Perfiit^e, unter bet Uebcrja^l ber anbern tpoeften oet-
fdjroinben. SUürgerS „Stu^erballabe", im Slegifter mit „djarnlte*
riftifd) unb tänbel^nft" jenfiert, fte^t im ^“Orgniig 1771;*
1775 brachte man non it)m baS bereits feit Jahren „in allen feinen
©efellfdjnftcn" gelefene Soblieb .HelenenS.* .Höltp gab feine .erften
93erfucl)e in ben 3<>f)Kn 73 unb 74. Grft 1780 mürben bie nuS
betfelben 3«it ftammenben SBatbengefänge non i^m gebraut. 3JJit
10 @ebid)ten treffen mir in ben 1773—75 SKiller, bet
bann auf entfi^iebeneS ®rängen non 2?ofe feine ÜJlitarbeit an
biefem Sllmannct) einfteüt, tüfit .^mei ©ebicfiten erfdjeint Herber
im Csalire 1776. Unter ben jalilreic^en bem ®anbSbeder iSoten
entnommenen Stiiden befinben noturgemäfe aud) mand)e ber
©öttingcr, Herl*er^< ElnubiuS’ u. o. 93on ©oet^eS 9?euen Siebern
(bem Scipjigcr Sieberbuc^) brurfte ©t^mib 1773 unb 70 je 4 ab,
in leljterem ^olire bradjte er aui^ bie fdjon in ©c^IofferS
„tpoematia" gebrurfte „9lntmort an ©djloffern, als ber lefjtcre
bem erften für ein ©emälbe in lnteinifd)en iterfen gebanlt f)ntte."
tPon ben ©enicS ift Submig. tpi)ilipp Hsl)i lien 3al)ren 1774,
75 unb 78 mit 'Beiträgen oertreten, aud) -Heinrich Seopolb 2Bagner
fteuerte 1774— 76. im gunjen 4 'Beiträge bei, rooburt^ benn in ber
6. Sie mar aber fepon friibct in ben Hamb. Unterp. erfdiienen.
6. Strobtmaun 1, i)9.
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Jot bet ©tunn unb ®tang mit freilid) und)araftctiftifi^eri
niffen nerttcten ift. ©leidje gilt Don ben 3 ©tücfcn, bic her
Sllmanat^ 1778 »on .'öcinfe btad)tc.
®ie lucnigcii ©tücfc, mit bcnen bic aufi'trebcnbc ©eueration unöim Üllmonacb b^t bcutft^cn Ülhifcn entgegentritt, Dcrmögcn fein ©e-famtbilb nid)t ju änbern. 2)ie gcfamtc jcitgcnöfftfdje Äritil bcnnnuc^ ben Unrocrt bcr in biefem SHImonac^ gebotenen i^ocfie flct^
crlonnt unb jütnenb ober ^öljncnb i^n abgele^nt. Ginigc roenige
gute ©cbic^te, bic bic ältere Sqrit in bicfcni Stimanad) noc^ t)croor-
gebrac^t ^at, fanben bagegen audj in bet flritit meift bic ge-
bü^renbe SInerfennung. SBcnn aber bic ganje iRci^c oon jiDÖlf
iBänben für uns noc^ einigen ilBert ^at, fo liegt et nidjt aufpoctifd;cm, fonbetn auf litctnrifdjem ©cbietc. „®ic poetifcfjc
9?otij ift baä SBeftc in biefer Untcrncfimung, lucil fie unä oon
bem CDafcin einet Ütienge liternrif^cr 'IRoofe, SBürmer
unb Sommcvoögcl 9iad)rid)t gibt, auf bic nic^t icbctmnnn fo
genau nct)t ^at, aliä ber ©aminter bevfcibcn."’ Slud) manb^cö
Uticil, bad in bcr 9?oti} nufberoa^rt ift, fann unfet 3>'tcrcffc bc-
nnfptudjen, atlerbingd nidjt old bnd Urteil eines bcbcutcnben
firitiferd ober eined mit bem ffietben ber Sitcrotur in engftcr
iBejiefjung fteljcnbcn ßünftlctd, fonbetn ald bad einet platten
Snitnglidjtcit, bie oon je üppiger im itrnutc ftanb ald bic großen,
in bie meifenben ober bad 9lcue genialifdj etfennenben
©eifter.
7. Ser teutfä^e aKcrfur 1778 ®P. -2 ®. 168 f.
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II.
Der SUtnanai^ für bie ^a^re 1771 nnb 1772.
Der Sllmanat^ für 1770 mit feinen roenigen 3J2itarbeitern
jeigt ha^ SBilb cincö erften Serfuc^e?. Durc^ biefen erften 3al^r-
gnng iinb ben firf) boron fnüpfenben Streit mar aber bie 3luf-
mcrtfnmtcit bc-1 literarifd)en Deutfcfjlanb auf baS Unternct)mcn
gelcnft raotben. SBüQte fti^ bi6 ba^in ein Dieter überl^aupt ein-
mal gebrueft fc^cn, fo mar er auf Reifungen unb 3Boc^enfd)riften
angcroiefen, bic fa meift ein poetifdjeö SBinfelcben galten. Er
geroonn baburd) aber bod) nur eine lofnle 3?crbrcitung. 3Jet-
jid)tetc ber 5poct auf einen faldjen Druef unb tonnte er nid)t mit
einer ganjen Sommlung [)etnortretcn, fo mufete er eä bem äufaß
übctlaffcit, ber fein ©ebit^t uiellei^t Ijonbfc^riftlid) oerbreitete.
5riil)ere iterfudje in Sdjionbeä iBeluftigungcn unb ben SStemer
iBeitrngen, rein fd)öngeiftigcn ^nl'-’tcffcn bienenbe 3«'tfrf)riften ju
griinben, f)attcn fid) nid)t lange galten fönnen. Se^t roor burd)
ben SUmanad) ein SBcg geboten, in einer inürbigen Umgebung
gebrueft unb in ganj Dcutfc^Ianb gelcfen su merben. Dafjer
maetjten fid) beim bie beutfdjen Dicf)ter auf unb fd)idten ilfre
!8er(e nae^ ©bttingen — ober Scipjig, benn ein großer Unter-
fd)ieb routbc trog ber perfönlid)cn .l’f'öcn Sllnm-
nad)en nid)t gemnd)t unb nur bic 9int^ftftct)cnben nahmen Slntcil
baran, fo bafe oiclc Did)tcr beiben gemeinfam finb.
®cnn irgenb moglit^, mürbe in biefem i>cr 92amc bed
'Berfaffetg genannt; roenn nid)t, fo mürbe er unter einer ober
mehreren GI)iffrcn fo oerborgen, ba§ ein Grroten faft unmöglicl)
mor' unb niemanb nufeer 33oic fcibft bic Jtamen alle mußte.
1. JSn ber '-Porrebc beißt eJ: „Sldc 9tamen, bic nur genauiit
luctben tonnten, finb genannt: um ben 6päl)crn, bie nicht begreifen
motten, baß ein 'Berfaffcr febr oft feine Uefneben haben lann, fteb
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24
TOetftenS roat bicfcä Scrftcrfcn ober nidjlä alä eine tänbelnbe
Spielerei unb nic^t gar ju emft gemeint, unb ben Jytfunbcn
fagte et roo^I bie 9iamen leifc inä D^r, überjeugt, bafe fie fo
halb roeiter befonnt roetben mürben.
Sßom erften 3ol)tc finb junöt^ft nalüriid) bie ©runbet fclbft
geblieben; alle brei gaben aber meniget alä bamaB, mo fte allein
faft bie .^älfte aller Sciträge nufgebvacl)! Ijntten. iBoie oetbarg
fit^ mit feinen 9 Stücfen unter ben oerfcljiebenften (S^ifften, non
©Otters G ©ebiri)ten mürben 4 unter feinem 9iamen Dcröffcntlicl)t
;
am reidjften jeigte fid} nod) ftnftner mit 13 Gpigrammen . unb
größeren Stiiden. Slut^ ©leim fd)icfte biesmal 0 ungebruefte
©ebidfjtc, Bon ber Äntfd)in nn^m 33oic 5 auf, bereit eineä fcl)on
gebrurfteö mit geringen 33erbcfferimgcn roiebergegeben rourbe.^ iBon
l^üntmel Derft^affle ©otter mieber 6 SJeiträge, ®cr t^an"
nooeraner fyluggc fteuerte ein l*ob be>j Sllmanadjä fclbft bei,
9luä Sübbeutfdjlnnb fdjirficn ber fdjmübifdjc fyieitjcrr oon
©emmingen, ein ^-reunb .s^nllcrä, unb Slcinmalb il)rc gelegent*
lid)cn ipoeften. äo^llfcidtet finb unturgemäB bie norbbeutfd)en
Sichter nuä bet Stabe ©öttingend Bcrtrctcn: Gromc au§ .^ilbeä-
beim, Jl'rnut au‘5 i'üncburg unb ber Slltonacr ifJcter SBilbclm
,'^ensler. iDorffdjulmcifter .’&einricb 2bo">Kn
fli)uä im Snnbe Singeln lonnte 2Joie ju feinem Stoljc ein ncu>
entbcefteä ©enie, bem er mit Unterftüjjung beä ipublitum^
JU einer meitcren Slusbilbung ju ucrbclfcn fuebte, juerft betannt
macben.
Seinen literarifcbcn Stempel crl)ielt ber Sllmanadj jebotb
burtb bie 33citriigc, bie SSoic, ein geborener Slcbnltcur, baut per-
fönlitben SBcjiebungcn auf feiner Steife nari) SBerlin im SBintcr
1770 erbielt. S)et liebenimürbige, lonjiliante 9Kann butte leitbt
Gingang in bie litcrnrif^en Streife ber Slefibcnj gefunben. 9tament<
nidbt JU nennen, feine ©elcgcnbcit jum Scblunpcn ju geben. Sic
merben' frepliib an ben 'ömbitüben ihre ©efdjidlitbfeit im iHatbcn
üben, ober, mie ber Herausgeber fie bfilifl bcrfiibcrn fnnn, meiftenS
faifeb ratben.“
2. „®er Iranfe 3tmor. S0ep ©elegcnbeit eines ©cmälbe« bom
Herrn 91obe in SPerlin.’' 2Bie im Slcgifter angegeben mirb, flebt
bnä ©ebiebt fdbon in ®iöbfcnä SöcrjcidbniS einer Sammtung Bon
®itbniffcn gelcbttcr Stcrjte 6. 241.
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lit^ max er bamalä !RamIct na^c getreten, beffen gefeilte form-
ftrenge 9(rt ju bienten 93oie, bem Sdjiiler ber Stdnjofen, bem
Älopftocfä Sprai^c nod) ro^ uub fremdartig erfd^ien, jufogen
mufete. Son SRamler erhielt er bann und) unb nac^ 5 SBeitröge,
moju er 3 no(^ aud,Hamburger 3eitungcn nafint. fRamler füfirtc
bem Sllmanod) aber no^ nnbere ®id)ter ju. 58or allem ift ed
@ö^, beffen ©cbidjtc in biefem unb ben folgenden ^ofircu mcift
unter Q., daneben mic^ unter Z. T. erfc^einen. 58oie loufete
nnfangd ben Jferfaffet felbft nidjt, er nennt il)n in feinen SBriefen
ftetd Samlcrd 'Jlnomjmud. 3'" Saufe bed erft
fdjrieb @ö^ felbft on 93oie, ober ftetd ül;nc feinen Jtamen unb
SBofinort jn nennen,» bie biefer aber bodj balb crfut)r. ®urcl)
SRamler fam ©efenerd 3^»)öe „®ie 3cpf)>)ni", bie biefer am9. 9Ipril 1770 nact) 93crlin fdjirfte,' in ben 311mannd), ebenfo ^at
er roaljifc^einlid) bei 2Bei|;e den SBermiltler gefpiclt. 3n SPotdbom
^atte Soie den preufeifdjen Sffijier flarl Subtnig oon Änebel
tennen gelernt, einen begeifterten greunb unb Sdf)üler SHnmlerd,
ber i^n ben jroeiten Äleift nennt, unb biefer gab iljm ebenfalld
einige feinet gereimten Säcf)clc^en uub beforgte non einem feiner
gteunbe, oon ©djöning, einen '-Beitrag. ®ie SBerbinbung mit
bem SRntfjenoioer ®iri)ter IBlum ^atle SBoie nud) ilnebcl ju ucr-
bnnfen.' 9lud fpotdbnm brnd)te er maljrfdteinlict) auc^ bad fleine
©ebidjt ;yieberfül)nd, eined eljemnligcn Cffijierd biefer ©arnifon,
Ijeim.*’ 9luf der SRiiefreife nnd) ©öttingen lernte er in 3Rngbe-
bürg den Stonreflor gimt’ tennen, biird) ben et mit bem norbi«
feben ®id)terfreife, uor allem mit fllopftod’* unb ©erftenberg be»
3. an iRnmler b. 5. Sept. 1772. SPriefe Oon unb au
©öp, brdg. oon £it)übbcfopf ®. 103.
+. S. SSiertcljabrfdjrift 4. 233.
5. S. Slum an Soie b. 9. iDinr^ 1773. SIKittcilungcn aud
bern SÜtternturarduu in Sertin. Sb. 3 ®. 239 ff.
(>. <Ss ift laiim anäimebmen, bafi Soie üieberfnfind Sommlnng„3um Sorgnügrn'' (3. ?tnfl. l'eipjig H.’ie), loo ®. U4 biefed @c«
biebt ftebt, getonnt bot.
7. Sgl. SPtnnefer, Jl’topftoit ®. 290.
8. Soie batte im JSabre 1789 mit Sttopftoef im Sricfmctbfcl
geftanben (sKcinbotb ®. 17). ®ic Sejicbnngen miiffen ober böDig
26
fannt ju roerbcn hoffte, rooä ober cinftroeilcn noi^ nici^t gelang.
Gt erhielt non ^unf nur ein ungebruefte^ ©inngebtdbl non ÄIop-
ftodt, „©rutuä“, baä er mit Jyunfä GrloubniS unter K. bruefte.
3n ^alberflobt lernte er bei längerem 2lufcntl)alte burd^ ©leim
3 . ®. fennen, oon bem bann ber Sllmonadb c&enfaHä2 ®ebi^te brachte.’'
So ^atte Soie benn burc^ baS Slnfe^en, baä fein erfter
SBetfud) genofe, unb butc^ perfönlidje SBefanntfe^aften eine gan^ftottIid)c Sommlung non @ebid)ten jufammengebrad^t, bic ee iu-
erft ®eutfdjlanb oorlegen tonnte. !Bon ben iCidjtcm, bic bnrin
fehlen, bie aber in einet Sammlung bet S^it nid^t gut feilten
burften, nal)m et roieberum f^on gebruette Stüde auf. So ift
aud) öeffing mit 2 @ebid)ten au^ bet 3!cucn ^“'ntutgifdjen
3citung, ©erftenberg mit einem anatrcontif^cn S?iebc nuä Ä.ip^.(5in.
Snd)ä „ÜRufitalifdicm Siclcrtcn",“’ ßrctfdjmnnn mit einem SBarben*
gefang an Sineb nertreten. ®rci öebict)te" non Soinen nmtben
beffen Sommlung entnommen.
Gin einjiger ®i^ter bet jungen nuffteigenben ©eneration
erfdjeint in biefem jum erften 3KaIc mit einem iBeitrog
:
0. 31. iBütger mit feinem ftifd^cn Jrintlieb „§ctr Sacd)uä ift
ein btaner Wonn": unbebeutenb aU Sleugctung einet neuen
Äunft, bebeutenb als erftc „ißarnaffcs in nuce",
bet ftd^ non nun an um SBoic ju nctfammcln beginnt.
®ie ber bi^ljet ungebrudten Stüde loot gtoBet ge-
roorben im 2.detgleitf) «u ber ber gebrudten. 3^ gonjen enthielt
biefer ämeitc Sllmano^ 100 ©ebid)te, non benen nur 10 ouö
gebrudten CucHen tarnen.
Soie tonnte mit 3(ed)t ftolj fein ouf feine Slumcnlefc. 3Bar
er,fid) niu^ felbft tnobl bemufet, bafe nidjt alle Stüde if)ten ifjla^
abgebrochen gemefen fein, benn fonft hätte fidh ®oic tnohl bireft an
•tUopftorf gemanbt.
9.
®aS üieb bc^ Otpheuä erhielt iBoie nicht bitelt non Socobi,
fonbern non SSielanb. ©. SSietanb an ^ocobi b. 15. Stob. 1770.
10. Hamburg 1770.
11. @(eim tnbelte bie Slufnahme ber Crgnhtung ,®et Stanonitii«
unb feine Stöcfiin." iBoic entfehnibigt (ich bnmit, bafe er gerabe ein
©tiief non ber ©rößc brauchte, um ein anbereS 311 erfehen. S. an
0lcim 20. 3o«- 3f- f- bentfehe iphdblogie ©b. 27.
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27
oetbientcn — fo ^nttc er burdjouä nid)t oUe Gpigramme oon
fläflnet gern cingerüeft — für ben bamaligcn ©el'dimacf bot ber
SUmnnac^ iBorltefflidjcö. Ueberroiegt aud) SRnmlecl S^ule, fo
finben roit bod) aud) ttlopftod, (äerftenberg unb 3- ®- Sacobi.
®er ®armftäbter Jbtcisi fef)It allerbing§; §öpfnet, bet bie S8er*
mittelimg beforgte, fonnte luebet »on atterd noc^ oon .gerbet
etroo'f' fd)iden.‘-
Tic Sßcrbiciifte beä 3llmanad)ä routbcu benn audb allgemein
aiicrfannt, romä alictbingö roof)I jum Seil bal)et fam, baft Set
berühmte ftäftner nielfad) für ben §crauägebet gel)alten mürbe;
fo in ben fUejenftonen beä Hamburger Äorrefponbenten unb be5
3lltonoer fHeic^äpoftreuterä. SlBcnn bie Grfuttet gelef)tten
tungen nur bie fd)lcc^tcn ©ebid)te l)etuorI)oben unb mit Sc^mcigen
über bie guten l)inroeggiugen, fu fonnte fid) Soie übet biefc öe.
urteilung in Sc^mibö Slcfibcnj nicf)t munbetn. Unb cä ent-
ftbabigte ibn oud) loobl, bajj 'IBielanb fid) in einem
SJricfe burd)au>j lobenb nuBcrtc.” ÜBielanb erfennt burd)au§ bie
5ut Slusbreitung beS SBibeä unb ©efibmadeS bienenbe SBirfung
beä 3lImanod)ä an ui.b rüf)mt bie meiftcu ber abgebrudten Stüde.
ilBenn fid) unter il)nen nud) mittclmäfjigcä finbe, fo'fei eS meniger
£d)ulb beä 'ij'crnuägebcrä, aM oielmebr bet bcutfdjen ®id)tcr:
„eä fefilt nod) fct)t uici, baß mit in ber 3lrt bet i^oefie, melibe
unfre Dtacbbnrn leicl)te aferfe nennen, cä mit ihnen fotltcn auf-
nehmen fönnen. Gä fd)It unfern Sichtern noch fehr an bem
guten Son, an bei Ifcichtigfeit, roeld)c bera Sichter DtJühc foftet,
ohne bafe man cg gcronhr mirb, au ber ©rnjie, an bem feinen
S^etj". Siefe fron,jöfifd)c Jeichtigfeit unb ©tagic, haffi
roerbe butch ben SDfufenoImnnad) nun enblich in Scutfchlanb
12. $üpfncr an ®oic ben 18. gebruar 1770; „Sobnib idti etiuaS
bon Berber unb 2>tercf crljattc, foUcn ©ie c-3 haben." ®. 19. Ott. 1770:
„3>ie gabeln beS .^icrrn iPlcret mürbe ich Shnen gefehidt haben,
menn ®ic mit in einem ghi« borigen SJriefe etmao bnbon ge«
fehrieben hätten, ©inngebichtc habe ich noch nicht oug ©lormftabt
erhärten, beim feitbem ber SKann (®!etcl) .ftriegSaahlmeifter ift, ift er
ich nieip nicht fo faul ober gleichgültig ober befcheiben, bafe ihn ber
Hntornihm im minbeften nicht mehr rührt.“
13. Süom 20. gebruar 1771. Stbgebruett in ben iDtitteitungen
ous bem aitt.«2trch. in Berlin ®b. III.
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28
i^tcn Giiijug galten. — SBiclnnb^ Jpoffiiuiig foUfc aber betrogen
toerbcii. Sd)ün ber nädjfte 3<*^i'9ö«9 fül)rle einen Schritt oon
bem SSSege, loic er i^n iuünfcf)tc, nb.
3unn(^ft finben wir loieber ben alten Stamm: 33oie felbft
mit 10 @ebid)ten unb Epigrammen, äum größten 2eil 9fai^-
oI)mungcn nad) bem granjofifcljen, Qlotter mit fet^ö cbenfnUä
•nid)t buri^iueg fclbflanbigcn Scitriigen, Jloftner bagegen nur mit
breien, bic Änrft^in gar nur mit einem Slücf, il)rem lebten,'* öleim
ebenfalls mir mit jmei SBeitvngcn.
®ie 3ol)I ®id)ler beö 'Berliner Jtreifeö bagegen ^nt fii^
Dcrmei^rt. iRomler erfc^eint aHetbingä nur mit 2 Oben, bafür
aber gab 9licoIai enblid) ben Bitten Boicö nat^ unb fdjicftc fünf
Beiträge, barunter baä Spunfct)Iicb au9 ber Operette „®et ucr-
liebte Se^ulmeifter" oom 3al)re 1700. 9?eu ift aud) ber oon
ben Öitcratuvbriefcn I)er unrül)mlic^ befnnnte Berliner TOilitär«
pfovrer ©rillo mit feiner llebcrfefjung einer pinborifdjen Obe.
stornier fd)idtc roicber Beiträge oon feinem '.ilnongmuä ®ö^, ber
nudf) felbft fdjon mit Boic im Briefroec^fel ftanb;'® Änebel ift mit
2 öcbidjten oertreten, cn benen Boic nodj geänbert l)atte, Blum
mit 2 3bpllcn unb beffen fyreunb oon BiBmnrf“ mit einem Sieb.
9lu9 biefem Slrcifc, ber fo oft freubig ein ©cnic entbedte unb
bod) tcin§ befnfe, ftnmmt bad neue ®cnie Stnuffdeifen, ein elje-
maliger Stubent, ben aber bic Branntioeinflafct)e, ber er loätirenb
feiner Slubieii in ©reifdionlb gar ju eifrig }ugcfprocf)cn ^atle,
bid äum Btudteticr ^at ftfitcn laffeii''' — jeßt fang er nid „Sclbft*
mötber" bet oerberbten 3BeIt bic Sdjulb an feinem galle ju.
14. 5(n Slncbcl frfjrcibt 93oie om -2!). Dir. 1770 über bic Sfarjdbin
„Ead SKeifte, tuad fie maebt, fatm man niibl bramben. C-S ift oft
fo gemein, fo alltäglicb bnfs man nidbt begreifen fann, luic eine
grau, bic mirfticb ®cnic bol. fb febreiben fann." ®a et bur^
Äritif auf fie cingi'tuirfeu fudjte, nabm fie es übet. ®. ihren 'Brief
nn 91aspe oom HO. Sept. 1770, Äiicrteljabrftbrift VI, 098.
15. S'ct 9llm. bringt 9 ©cbiibtc oon ©op, oon benen Slamtcr 7
fdüdlc, 2 finb atfo oon ®öp fctbft eingefnnbt.
tO. TMeS bic gornt bcS 9tamcnS im Jltnmnacb; es ift Sari
Mlejanbct o. ©. (1727—97), ber ®roßOatcr beS SnnälerS.
17. ’Bofj on Btiidner 5. 3Ioo 1772: „SloufScifcn bot ftnbiert,
ebe er iPJnStcticr geioorbcn. §icr in ®öttingcn, bemneb oIS Slfogiftrc
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©tarier ift bie^mol bie iBarbenpoefie oertreten, firetfe^mann'
Slingulp^ fanbte bie SHntinort 3)eniä SinebS an t^n auf fein
©cbid)t im ootigen Sllmannd), bie Soie, oijne befonbete Er-
laubnis beS SBerfnffcrS, belannt mad)te.>s Ter Söatbe fHinguIp^
felbft tritt in brei ©eftinflen auf, bie er nebft bem ©ebidit einet
greunbin StaiS,« bie fidj im ftoftiim einer barbif(i^en S^äferin
gefällt, felbft fd)icfte.
Ebenfo jeigen fid) bie ®id)ter auS ber näheren Umgebung
©öttingenS in gtögeter ,'gannooet ft^iclten 5pnt},
beffen beftc ©tücte ju äfeieS Söebauern nidjt genommen loerben
tonnten, bo ni^tS nlS roirlli^e ^Betfonen ober ©aetjen i^te
©egenftänbe luarcn,^» unb Sliemnnn ©ebid;le. 9luS S8taunfc()iueig
gab BoieS aller greunb Efdjenburg Beiträge oon fid) unb ben
ehemaligen Bremer Beilrägcm Ebert unb 3"chnnä — bie fytüdjtc
einer Steife botlljin, übet bie Boie am 28. SJtai 1771 an Änebel
berichtet; ein neuer Beiträger lunr nud) in bem ®roft u. ®öting
aus bem benadjbotlen SBolfcnbiittel, bem fyreunbe SeffmgS, ge-
rooi’.nen; ber §iIbeSheimer Steflor Eromc lieferte ein langes alt-
fchottifdjeS ®ebid;t im Jone CffianS. ®en .tintlifchen ®id)tern
nohe fteljt giiebrid) Sdjmit, ber ehemalige .s'rerauSgeber beS
Sturnberger 2Bod)enbIntteS ohne Jitel, ber fid) gerobe bei ipaftor
i*ange in Täublingen aufhielt. ®er .<;mlberftäbter Sntobi ift nur
mit einem järtlichen (ytcimbeSgefang erfd)ienen, bn jmei loeitere
Beiträge oon ihm ju fpät onfamen. 9luS ©iibbeutfd)lonb ift ber
Steihen oon ©cmmiiigen bem 9llmamich treu geblieben, ^umelften SJfal licffen mir in biefen Blättern, mahifd)einlirh burd)
©Otters Bermiltlung, ben blinben .ftolmorer ®id)ter ißfeffel mit
einer Erjählung, ber nad)het für BoffenS Sllmnnad) eine fo fefte
©tühc mürbe. Bon bem eben oeiftocbenen-* ©d)icbeler mürbe
ein ®ebid)t — leine Slomaiiäe — aufgenommen. mnl)rftheinlid)
mehr, meil eS gerabe in ben Slnnm pofjte, als meil Boie eS für
in ©reifomotb, mo er noeb feine« Sronntmeintrinfenä hall'ev bc>
rnebtigt ift, bann, tueiS ber .£)imme(, mo fonft noeb.*
18. ®. Oon 4>ofmann«2l!eQenbof, SWitbael S>eni« ®. 84ü. Boie
an ®emä 28. üej. 1771. ®eni« lit. Sfadöl., hrSg. oon iHcber II, 186.
19. Heber ibre Berfon ift nidbt« befannt.
20. Soie an Mncbel 30. 3on. 1772.
21. 19. «luguft 1771.
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30
fd^ön 3?on l*c(fing nmvbe luicber eine ©rjä^Iung bcr
9!cuen ,t>ambutger 3f'tung entnommen. (Sin allc*5 (Spigramm
oon aHi)liu« lag ®oie, rool)I burd) Äöftner, Ijanbfdjriftlid) nor,
benn e5 meid)l ab oon bev !dc§ni-t in beffen 3d)riften.=“
®iefe ganje 8t^nr oon ')5octen, fo fe^t fie nitcb ein an>
fd)nulid)es SJilb uom Igrif^en ^un unb Ireiben in ®eut)d)lanb
geroäfjtt, loie eä in ben nu^getvefenen 23al)nen einbeviuanbelle,
jeigt feinen cinjigen frifdjen, füt bic bebeidungöoollen
3lnlaiif. ®nneben |te()t aber id)on eine neue ©enetation, bic ju
bctrad)lcn nodj übrigbleibt.
Sc^en mit ab uon 3;I)omfcn unb Unjcv, bie ja beibe bem
l*eben«nller nadj ju bem emporfteigenben ökfd)lcd)tc geljören, aber
bod) fei cd and HUangel an n)irflicf;cm ®enie, fei cd meil bet
Job fie frül) bnlümaffte, feine 'öebeutnng erlangt l)aben, fo
bleiben nod) Bürger, Bofe, {jlaubiud unb .^etber. Bürger Ijalle
im Dorigen Sllmnnnd) ein Jrinflieb in frifd)cn nnatreontifdjcn
Jönen angefd)lngen. biefem 3«f)rf Ueberfetjung
oud bem 5?rnnjöfifd)cn bed Bcrnatb, „$od J'örfdjen", bad fo
red)t ein Stücf mar, ©leim «or Gntjücten faft nufeet fid) ju
bringen, mnd benn aud) eintvat; ein jmciteä ©cbid)t „9ln ben
Jraum", originell meber in 3prad)c nod) in Bcrdmnfe, abmt in
beiben ben naiuen 5nf)rm«rftdton ber IHomanjc nnd;; aud) fein
brittcr Beitrag „Tai i)arte SWiibd)en" ift bem Jnl)nll nad) nod)
rerl)l ^etgcbrad)t, bod) seigt bie Sprache beteild bic ftarte bilb>
lid)c 9lnfd)nulicf)feil unb (S3cmnnbtl)eit, bic Bürger bnlb ald einen bcr
bcflen ügrifer erftl)cinen Inffcn foUte. t^crjlid) unbebeutenb ift ber
erfte Beitrag bed fpnteren iinupted bed ©ottingcr Bunbed; :|^^ol)ann
Sjeinrid) Bofe hatte am 8. “‘’i' 2lntccdl)ngcn aud an
Ittäftner, ben er für ben ^^»etnndgebcc hielt, einige @ebid)tc ge-
fd)icft, oon benen Boie eind nufnahm — mohl taum rocil er eS
für gut hiflt ald meil er Bcffercd ermartetc unb ben ®id)ter er-
muntern luoUte, mic er cd bei Jl)o>'*f'^'* hatte. 5» bom-
bnftifd)er, mit hevfömmlid)en nn)thologifd)en Bilbern nufgepuhter
Sprache befingt Boß feine „fHücffcht" 5ut ©eliebten unb feine
22. tBg[. ®. 26 BInm. 11.
23. OTpliud, SBemiifcöte Sdhriften, geiammett oon @. £. fieffing.
©crlin 1754 ®. 594.
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31
abrocifuiig. ®on §otaj nimmt er bcn ©toff, üon §ovaj nimmt
er bie Sluäbtücfc, mit benen er in fteifer unb ft^ematift^er ®iä-
pofition feine Stimmung, feine nunmeljrigc Ülbneigung gegen allcä,
roa§ Siebe cinflößt, fd)ilbert, biä her junge ßolo jum Se^Iuffe
mieber irgenb einer nacl)Inuft — fogar bi'3 ing Sab.
®ie Seitrfige »on ßlaubiuä waren fämtli^ f^on gebrudt;
bie Slomnnäc Sl)'hile in bcn .Hamburger Stbrefe-Eomtoir-SRa^-
richten unb bie brci anberen in bcm feit 1771' oon if)iu rebigicrten
ißlanböbeder Boten. ®ic 91ufna^ntc bicfer Stüde jeigt, mic beim
Herausgeber beS 9lImanacf)S fid) eine Hinlcbr ju einfadjer, gemüt-
lidjcr beutfdjer anjubatjneu beginnt. ®ie ErfenntniS, bafe bie
beutfd^e tpotfic mit oollen Segeln ber ftanjörife^cn Sci^tigteit
entgegen fd)iffte,-‘ jeigic [)icr itjre grüdite. 2öo[)Ituenb berührt,
bafe feit ÄlopftodS Oben beS crften ;^a^rgnngS l^ier mieber ein-
mal in Etaubius SnterlanbSlicb, bem münnlit^cn Senbnnt ju
HlopftodS ,,J^d) bin ein bcutfd)cS 9J!äbd)en", ein mirflid) auS
innerftem Bmpfinben firümcnber oaterlänbifdjcr 'Jon ongefd)Iagen
mirb. ®ie gcmad)lcn Gmpfinbungen in ben gcfc^raubten Oben
SRamlerS begannen für Soic ii)rcn tReij ju oerlieren, roenn
SRamler felbft and) fpüter im Sunbe nod) einige Serefirung genofe.
Sd)on für 1771 batte Soic oerfucbt, butd) Höpfner Beiträge
non H'tber ju erlongen.ss ^m S'^b^f l'i''* fteben bcibe nun in
bireftem Bnefmecbfel, unb Herber läfjt ficb enblid) eimeicben, oon
feinen B‘>P'eren etmos ju fenben. Slni 8. Cttober 1771 fd)reibt
cr:=8 „Jtb borfS 3bien Faum oorbcnionftrieten, bofe itb nie ein
®id)ter ba&e fein motten, unb nod) minber als fold)er norm
Bublifum erfd)einen mitt:
H'er finb inbeffen SpielmerFe non
Berfen, meiftenS auS Sugenbpapieren, unb einige, mie Sie feben,
Ueberfebungen: ober nielmebr i'Facbabmungen auS ber fyrembe.
®afe icb fold)e, infonberbeit ber Hüräc megen, gemäblt, mad)t
eigenttid) ber ,;jmcd unb bie ©eftnit 3bteS BFufenFalenberS; roo
fid) in foicbem (yormat grofee unb ftbmere @ebid)te unmittiger
lefen taffen nlS fteinc non monnigfaltigem Jnbpit". üBeiter
bitlel er fid) ftrengeS Berfcbmeigen feines t){amenS aus, ber
24. SBoie an ®Icim 24. fCflai 1770. 8f. f. b. Bb- 27.
25. f. e. 27.
26. Hf. ber figl. ©ibiiotbef in ©ctlin.
r
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32
bann unter M. unb O. Detbot^en imitbe. .'öcrbetä ©cbii^f ,,'Dct
tBerliebte", eine Uebcrfc^ung auä ^crcgl JReliqueö, ft^lögt jum
crften aJtalc in biefen Sänbd)cn bcn 'Holfdlon an, ber fc^on im
näc^ftcn Jal)rgang fo ausgiebig crflingcn foBlc; eine ^o^e unb
eble, marfige Sprache, roic fie nußct Mlopftorf nod) (ein $id)tcr
gefptoeben ^ntte, ((breitet einljcr in feinem beften ®eitrog, „Süßer
3Babn;"^ ebenfalls aud 'Jcrcija Sammlung ift bal roenig nülll-
liebartige „®a§ Ginc in ber tBatur". ffienig bebeuten gegen
biefc brei Stücfc bic brei anbern, bie unter ber Gbiffre’O. ftc l)en;
2 Gpigrammc, cine§ bauen nnd) H.'iiur, bem nud) bie GIcgie
„!Eie lueincnbc G()loc" entlehnt ift.
9?id)t nur für olle Äloffcn oun l'efcm, „große ajfcifter unb
(leine IBeiftcr, luißigc Öefer imb empfinbfame bito, .Jungfern unb
Junggefcllen,"^« aud) für ade .iilaffen uon Äriti(eni brnd)tc ber
Sllmanaci) ctiuaä, ba§ gefiel. 'JBielonb^ lobt befonbetd Sürgerö
„Törftben", bic 9?nd)n()inung nu^ bem granjöftfdjen, unb b.imit
überhaupt biefe franjöfierenbe Miebtung im 3llmanacb, mill ba-
gegen ben „.'perrn Glaubiuy mit feinem lEäanberer, lueißt bu (eine
©rabftölte für mich' lueifen luohin et gehört, niimlid) in ein
'^oeten-Spitol". ®en SJarbenton oermag er gor uidjt 311 febäßen:
„®enn id) ÜJiußc hötte, iuünfd)te id) Utfacben uot>
(egen 511 (önnen, marum mit if>roteftonlen fehr unrecht hnt'<^”-
ben aufgeblafencn Sonnenfelö unb bie Jefuiten 5U 2®ien, meltbe
ben in unfern 'iogen fehr löcberlid)cn 'öarbenton mit ©emalt ein-
führen looüen, burd) unfer i'ob nod) ftolscr unb infolenter 511
moeben ald fie ohnehin ftnb. Jd) iuünfd)te gegen Sie felbft ober
einen Jhi‘’r nertrnuten fyteunbe inid) münblid) hierüber erdören
3u (önnen". iTen Wegenpol 311 SflMelanb bilben bic 5rnn(furter
gelehrten Slnseigen,’» bie ;UnmIctö, Wleims, ®enid unb Glaubimä
ffier(e für Gingebungen bc6 mähren Wenie-5 h‘>Iü’u, aber nud)
bie unter 23uchftaben uerborgenen Wöß, löcrbct, Weinmingen unb
27. Webidht ift nn Garolinc Jlacbölniib als „qJiinbe“, mic
ber Sröutigam unb ©oetbc fie nannten, geridjtct. Garolinc marnienig jufricben, biefeo fomic bie onbern ©ebiibte bcei Welicbten im
aiumna(b ju finben. 2. ^»etbccä Stnchlofe 111, 208.
28. S3Janbbbcc(ec 4)ote 1771 2tüd 206.
29. an 93oic 12. 3Kai 1772. $>. ber SVgl. ®ibl. in ®etlin.
30. 1772 2 . 149 .
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33
®rf)mit nidjl octfcimen. 9lu^ ber Sarbe SHmguIpfi luitb gelobt.
SBi(j unb glotte Jyutm luirb bei ijadjariä, öolter, S01um uiib
ßft^enbutg ^erootgeljoben; alä iiiittelmüfeig loetbcn Slicolai,
tBürger, Unjer unb ißojj ^ingeftellt, .sjcn^Ier loirb me^t „Steilheit
unb ®nl}" in feinen (Ipigraimncn geiuunfti)t. Söeadjtenäioeit ift
bet ©djiufe biefet Slejenfion nu'3 öbelfjc^ .Htcife, wenn fie nidjt
oon @oett)e felbft ift, inbem fie uon bet jungen ©enetntion, bie
jo nud) initflid) fd)on ben nnd)ften '\oI)tgnng beoöltetle, uetlongt,
fie foUc „üie nod) mittelmöBigen 'jJtobuftionen burd) reid)l)nlligc
fflctfc bciS ©eniesä" uetbtnngen. 2Bic onbetä Hingt bet le^te
©0^ gegen SBtiC'j fd)iid)tetne iUotrebc äU”' fiflf» 3‘it)rgong;
„2ßenu uiitb bie iötufc iScutfdjIonbä eublid) ü[)nc :)(ücffidjt oufä
i^otletie unb ifJublifum bidjten, nid)t oufinettfoin, ob fie gel)ört
initb, fonbcrn ob fie begciftett ift". — Jn betfclben Söatjn, mit
luenigct ft^iuunguoll unb geniolifd), beiuegt fid) bie Dlejcnfion tiei
®nnbybecfet Boten. 9lud) l}ict ^ob Siomleto unb bet Bnvben,
liebenstöütbig cingeUcibet ber itobcl für mand;csS niittel'
miiligc Stiicf.
SBoiä ber Sllinnnod) ober für ben ®urd)fd)nitl'Sre}enfeuteu
itmt, jcigt bie itcnigoer Bibliott)et,3‘ bie in it)m mit ein SDJobe-
budj für bie ©tufjcr unb ®ninen fieljt, bo^ Ijieifur iminet nod)
gut genug fei, felbft loenn nod) fdjicdjter luäce; beim bie ecljtcn
®d)önl)eiteii bet $id)ltiinft uiütbcn bod) oon nnbeien Sciiteii
empfunben unb beiitieill.
31. ycmgoct ätiütiotbcl bet nciiefteii beiitfdjcii Sitcrotiir. Bb. II,
®. 14 f.
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'iltut S^rif; bit 3of|rr 1773 uiib 1774.
Giiie neue .>]eit hatte in jener Jinnffiirler JHe^enftün jiiiii
Jahre 1772 ihre Stimme erhoben, l'licht mehr in SHürfficht nuj
brtö ipnblifitm füllte gebid)tet merhen, fonbern loie e'S bie 'J3c-
geiftcrung be^ Slngenblicfc'j gab, fo füllte ber ®id)ter fprcd)cn.
2?er ®id)ter füllte nidjt herunterfteigen jum @efd)macf bcs yeferiS,
fonbern ber \?efer füllte äiir .'pöhe be-ä $id)ter^ emporgetragen
werben.
Gä machte fich eine ernfthaftcre Slnffaffung uon ftnnft nnb
Tidjtnng geltenb gegenüber ben tnnbelnben Herrchen ber 91na*
freontifer ober bem bombaftifdjen, höhten Schmnlft bet Oben«
bidjtcr. G'S begann fid) nllmnhlid) eine innere 2Bnt)rheit ber
liltifchen ifloerie nnjubahnen, man fe^te ein ßlebicht nid)l mehr
mo3 übertommenen SHognifiten ber bidjterifdjen Sprache jufammen,
füiibern ffihlte ed mirflid) ober oielmeht bidjtete nur, wenn ein
tntfciddid)er, bn-3 ganje jnncre be-5 IDidjterö ergteifenbet 91organg
5U poetifdjem Slusbrucf trieb. ®ic ganje Iprifchc "Diditung bi^
5u biefer war — mit wenigen Slnlnnhmen wie Mlopftüd,
©ünther nnb etwa .'pnllet — innerlich unwahr, ba^ Iprifchc 65efühl
gcfünftell nnb fo meift übertrieben järtlii^, tdnbelnb ober glatt
pvüfnifd). ®ic ©ichtfunft war eine fd)öne SBiffenfdjoft, nicht
gnnj fo leidjt ju lernen wie jebes anbete SlHeliet, aber hoch ?u
lernen.
Ißon ben romanifchen finnbetn her hatte ftch biefe uertünftelte
IjSocfie feit bem 17. Jahrhunbert in ®eutfchlanb oerbreitet. Jm®rnma war her franjofifche Ginfluh bnreh Heffing überwunben,
in ber l'grif follte er ei jefet werben.
JBohl fchuf fllopftocf fchon feit 20 Jahren feine gebanfen-
nnb empfinbungsreichen Oben; fir tarnen aber ju feiner ooUenSEßitfung, äunn^ft weil fte äerftreut meift nur einem engen Äreif
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äugnnglid) roaren, bann aber auc^, lucil fllopftocfä Slrt ju bidjtcn
nidjt angetan luar, fugleidj ju jünben unb Stadia^met ju roeefen.
®et Äreig feiner l'cipjiget Jreunbe ^atte ftd) tuol)! oon i()in
befingen laffen, i^re eigenen Stimmen roaren aber 5U biinn, umgel) 6 rt ju roerben. Ülopftorf »erijiclt fic^ auc^ ju referuiert, er
ftanb cinfoin auf feiner §öl)e. ®ofe aud) bnä Süllen unb
®enfen erft burd) fyriebridjä beä ©roßen inten einen bebeutenben
Sn^alt erhielt, trug bo§ Seine baju bei. ®aju tarnen bie @efange beä fogenannten Offinn, bie mit if)rer uon ajtacp()erfon
fjineingegoffenen ©mpfinbfamfcit ber 3«d jufugten unb burt^ if)r
altertiimlid)««! öeiuanb auf bie SJorjeit luiefen, roo nunmehr ber
roat)re Cuell ber ißoefic ju fprubeln fd)ien. ®ieä unb baö Sit^>
befinnen auf bie eigene 5tationalität füljrte ju einer Serfentung
in bnä beutfdje ülltertum;mag man fic^ aud; übertriebene unb
falfd;e 'Silber uon ber igclbcngröße ber Sorfaljrcn gebilbet Ooben,
ei3 ftnrtte ben Sinn, ließ bie Südjtigfeit ber flötenben ®amon^unb iljrer (Sf)loen ertennen. ®afe bei einer betartigen 3leattion
junädjft 9ludroü^fe empotftf)offen, batf ni^t 'JBunber netjmen.
®ie Snrbenbidjtung, fo luenig fie tünftlerifc^ geredjtfertigt roerben
tann, fte^t bod) immetijin auf bem SBcge uon bet fc^roäc^li^en
Unroaf)rl;eit be^Gmpfinben»äurträftigen Spiegelung eigenen ©efii^U.
Sigeneö Grieben lag ja in geiniffer SBeifc ben ©elegen^eit^-
gebidjten ju ©runbe, feljite ifjnen aber uoUftnnbig baä fünft-
lerifctje '^erarbeiten bet ©clegen^eit, loie eS jum Wunftroerf ge-
forbert roitb, unb roie eä un§ ©oetfie gejeigt f)at.
©erftenberg unb mit größerer unb tieferer SlBirtung .Sperber
f)attcn ben rcdjten ffleg eingcftl)[agen. .'perbet fuctjte, nicljt allein
burd) SPerci)5 Sleliqueä fonbern aud) burd) .Tpamann angeregt, bie
Sonuelt ni^t in iljrer 9tbgcfd)loffenI)eit ouf, fonbern in i^ren
Spuren jut ©egeniunrt. Gr entbedte bnö Soltölieb. Unb ^ier
fog man unmittelbar .Straft au5 bem eigenen Soben, ein nntür-
lit^eö Gmpfinben tonnte fid) bnrnn bilben unb ein gefunbet '8oumaläbalb feine 'Blüten unb (5rücl)te treiben. 91B fid) on S^ealen
bie 5nt)igfeit jut Segeifterung übert)aupt roiebet gebilbet l)atte,
befam bie ifJoeric einen neuen Gruft. 5^6^ bie füt
Wlopftocf getommen, unb luitflid) loat er eine 3«tlang bet Gl)or*
fügtet bet jungen Snngctfd)at. Älopftoct aber fannte feine Gnt-
roicflung, feit äronnjig Jafircn roar et ber glcicl)e, biö nufä norbifd)e
Äoftüm, unb er blieb eö aud) fernerhin. ®al)er roatb er balb überf)olt.
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1?ic}c iSntiöicffiiiiij ber bt'ulfd)cn S?i)rif — ollcrbingä nur biä
ju bem Üluijciiblicf, bo Älopftocf tiii il)ret 3pi&c )tel)l — fönncii mir
5lufe oor Stufe an unfetm Sllninnnd) Bcrfolgen; ein ^eit^cn
luic febr er ein 'J)?illelpuntt ber Iprifc^eii Sidjtung geiuorbcn war.
Gbenfo gut Ijntte eä fein Öeipiiger Wcbcnbidjlcr roerben tonnen.
Gä ift bivS unjiDeifelfjaftc 'l^erbienft 33oic^, ben gliidlidje Um-
ftänbe untiiftüblen, ben Sllinannd) ju biefet Sebeutung empor-
geljoben ju t)«ben. Gr loar ein Sammelbectcn, baö bie äuflüffe
oon ben ©ipfeln aufnafjin; alä bie Buflüff« anbere mürben,
mürbe ci midj fein ijn^alt. 'i^oie [)at bie Ströme ,vi leiten ge-
mußt, oielleidjt obne immer i|)ie uoUe Sebeutung ju erfennen;
benn a!ö fdjließlid) ber 9llmanad) faft nur nod) eine Stätte für
bie neue Sidjtung ift, ba fiel)! er bacin ben Sluöbntd einer
Ißnrtci, unb jmat einer iportei, bie feinem eigenen innerffen
3ngc jur ftan}ö|tfd)en IfJoefie burdjnu-S entgegen ift. ®a()cr
cntfngt er ber Sfebaftion.
Gin 'äilb beä Uebeegongeö jeigt bet Sllmanacb für 1773
;
bie ölte l'ijrit nod) in oollec SBlüte, bie neue fd)on in bebeut-
famen Ülnfnngen.
ITet ftrei-j ber preugifd)cn $id)ter ift nod) immer ftart oet-
tieten. Momler unb fein lyreunb @ö|j unter D, @ot) allein nod)
unter oon §i)inmen, oud) ein jjreunb Slamleriä, ber 'öoic im
ajioi 1772 befiid)t batte,» gab ein Sieb; mit 2 Dben unb einem
1. 'Uofi an 'Brildticr .5. 91oo. 177d. „C ift eine jufammen»
aefeplc HJcvfoii; einige Stüde finb Bon ®öp, einige Bon Slamler,
a. 6. Sltl)omi5 gräbt (3. 43), ber febönfte ©ürtcl ('S. 47), UieHeid)t
nod) mebr." ®ie beiben genannten @ebid)tc gebören aifo fidiet
Sinmler. ®nft fie in ben fflebidbten Bon ®öp fteben, ift ni(bt bc»
lucifenb. liegt fein ©ruttb Bor, in tiefem fynlle eine abfiibtiicbe
grrcfiibrung 9foffen-5 biird) Soie oimtnebmen. Slnberd bogegen, menn
'üof) im felbcn 4)ricfe febreibt; „9 ift ein Scbmnbc, mebr lueifj iib
nid)t, unb iioib gan^ unbefannt," unb am 15. 9Jou.: „©eftern erfuhr
id) uou Sl'oie, tafj 5) on ben ©rcnjeit bet Sebmeij ficb an einem
^lofe mifbält unb oom Slbel ift. Üllfo nod) ein Unbctonntcrl ®a-3
ift febön für mein liebe« Baterlaub.“ SDlit einer SluSnabme fteben
bie ©ebidjte be« 9 in ©öp’ ©ebiebten, geboren ibm alfo oueb mobl.
bn ein berarliger Wbliger aueb fpäter niebt nufgetambt ift.
iJ. Anebcl an Dtamler ben II. 5iuli 1772. iBietteljabrfibrift IV,
S. 236.
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Heineren @ebirl)t erfd^eint Jt. 8. non .ffnebel, her auc^ uon feinem
f^teunbe. bem SDJemeler Dffijiet non ®ieride, eine Gte^ie beforgte.
'8Inm eröffnet ben SKinanatf) mit bet Slfjapfobie eincä iffntriofen
unb gibt aiiBerbein nod) sinei ^bqtten; audj .'getm uon 'Biömarrf
treffen mir tniebet mit einem öeitrag; bnö ®cnic biefeg RrcifeS,
Siaufföeifcn, fingt „9ln bic mit .'Rnmierö 8erbeffctungen,
roie mol)I alle biefe ®id)ler, mit 91u5nnl)me 8Ium^, uon biefem
libernrbcitct fein biirflen. ®ic ®i^ter, bie ftdj um ©leim
fdjavten, ftnb ebenfnllä butd) i^v Dberbnitpt felbft, bic beiben
'3d)mibt, ben ^nlberftnbtifd)en ÄInmer, „ben iPbf>'>tnfienfr^mieb"
unb ben 9fürnbergcr (ytiebrid) ©djmit, „ben 8ftrord)ifc^en",® ucr-
treten; ju if)nen gehört oueij ber 9ieuhalbcn6lebet Surgermeiftcr
Sd)ul}. 9luS früheren Sa^Jtgnngen treffen mir roicbet fylüggc mit
einer llöglidjen SHornnnje, uon ®öttng unb Jpenälet mit einigen
Gpigrammen ; neu ift bngegen ber Wünbenet Äonreftor uon ©inem,
beffen ,^au5 in bet cin3igen Sodjter ßhotlolte einen ftarlen
lUngnet für bic tDiitglicber be§ ©öttingcr 8unbc§ befafe, mit
einem mnhigen (Sinfall. 9ludj ßfthenburg gnb loiebetjiuei ©tücfe.
— ©törfer jicheu bieömni bie 8nrben mif 3« ®eniö, bet burdj
ein mifgciunrmteö ©cbid)t nuä feiner unbnrbifchen lyrühjeit, bie
„3)?utterlehrcnnn einen reifcnben.'panbmerf^butfchen",'* 8oicö ©tnu-
nen erregte, unb Äretfdjinnnn gefeilt fid) bev uielgetoanbtc Hamburger
®ufd) nlä dlpno mit einem blutrünftigcn 3utimftägcficht an ben
finifee IJofef. ®ic „3!niö", eine iJrcunbin Sretfdjmannä, ba^
lueiblidje ©enie unter ben 8ntbcn, h“t 9lnna Suife Äorfdj ganj
uerbrnngt. Sllcmonnifchc ©ebietc finb roiebet butth ben ijrcihetcn
uon ©einmingen unb ipfeffel nertreten. 'Ißahrfdjeinlid) butd)
IDtillcr mar nud) ü^oh- 8ubiuig ,'puber bem Sllmanath jugeführt
luorbcn, bet mit feinen beiben l'iebctn ouö bet ©efongenfehaft —er hnitc felbft feebö SDionntc auf bem .^ohennfperg gefeffen — al§
8orIöufer ©djubnet^ gelten fann. Ginc ganj befonbere 3'ftbe
biefciS 9lfnumad)ö ift ber lange Beitrag SBielanbä, „©ebnnfen bei
einem fd)lnfenben ISnbpmion“, ben et, roenn auch fragmentarifd).
3. SBoie an .ti'nebel b. 27. Ütiiguft 1772. .ttUebelS 9tadhlah ^b. II.
4. Schon gebrndt im „'Oefterrcichifchen Patrioten", 7. ^on. 176.t;
§ofmann»23enenhof a. n. £5. ®. 143.
6 . ®. SUmnnaeh ber beutfehen ®lufcn 1773 S. 144.
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an SBoie fcfjirfte in Sincrfcnnunti bei Unterftn^unn, bic et bem
foeben begrünbeten Jcutfd)cn 2)!ettiit jiigcronnbt [)ntlc. 3int jmei
@pifteln unb eine Strophe unter X fteuerte öotter bei; S3oie
felbft Deröffentlirfjte G feinet ifJoefien unter B unb 4 fleinere
©tücfe unter X. ®et jungen fvnn^öfictenben ©cnetalicm gef)ört
nutf) SKitljnelis mit feinen 7 ©ebidjien nn, bet ®itbegrünbct bc4
ifeipjiger SllmnnndjS; Boie I)ntlc fid) gegen it)ii fetjr freunbfe^aft-
lief) gejeigt unb if)m ’®ienfte ctiuiefen,* roafüt et bann olle feine
int Jlugenblid fertigen Qlcbicfjte fdjidte. 3u'>t lefiten SOlale bet
feinen Sebjeiten treffen mir ®[)ömfen alä ®id)tcr nn. ßine fd)ted-
lid)e Cntgleifung fmb Unjerä jroei d)incfifd)e ®ebid)te, angeregt
butd) ®u .^nlbeä 9(eifebefd)teibung. ^fljt (Sl)inefentum befte^t
einjig bnrin, bnfj ein abgegriffener eingeftreutc
d^ineftfcl)e SBrnie unuerftanblid) geinad)t luirb; reid)lid)e 9ln-
mertungen jeigen bann aber bein ifefer, baß fid) gar feine
neuen ©ebnnfen l)inlet bet abfonbctIid)en Jotiii oetbergen. ®ic
G'Icgie bei SfuHuiä ©rabe nmr fd)on in einem öinjelbtud 1772
erfd)icnen.“
Ginen mefentlid) ueranberten Gl)nrafter erf)nlt biefer Sltmnnnd)
ober biird) bie Beiträge bet neuen ©eneration. ,sterbet fteuerte
üier ©lüde bei, non benen sroei ben 9feligue§, ein anbereS bet
„GInriffa" unb bnä le^tc bet Vita Hndriani be§ 9leliu'3 ©pnr-
tinnul entnommen itmtcn. Sd)on nm 23. Sfooembet 1771 l)nttc
.^vtber mehrere ©lüde für ben nöd)ften 9llnmnad) ucrfproc^en,
„100 menigften^ l)ier unb bn neue 'JJfoniercn uetfiid)! fmb".’ ©ein
2fetfpret^en reut il)n jebot^ fd)lie51id), unb nm 9. 91uguft 1772
fd)reibt er: „Ülfeine 93eitr(ige finb ober überbaupt fo nid)t^ De-
beutenb. id) etfdjeine nud) uon önmb ber ©ecle fo unmillig mit
benfelfaen, bafe ©ic nifo auf nid)tö ober tnenig ju ted)nen l)aben.
9Bit fönnen ja bod) Jyreunbe fein, inenn id) gleid) Söiufen
ju bebienen unfd)idlid) bin". .Jn bet älJibnd)tung feinet yciftung
get)t et fo loeit, bajj er erft oon iHnmletä 91enberungen am „Sieb
nuä bem ©eföngniffc" etma§ GtfprieBlid)e§ ermattet, ba et felbft
ft^ ju fef)t nnib bem Original gerid)tet l)nbe. .Jn feiner gram-
liefen ©timmung fdjreibt er an Matoline (ylnd)9tnnb „9ion
B. ©. (Siä)irad), ä'fagajin II, 1 ®. 291.
7. Uiigebr. ©rief ouf bet itgl. ©ibl. ju ©criin.
8. Muä 5etbetd Slacblnb III, 360.
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mir fielen ein paar Ueberfe^ungen brin, bic mic^ ärgern ’unb bie
miber meinen i'ÖiUen [jcrcingetommcn". itciner biefer nier i8ei-
träge .'^erberö uerräl fc^on beutlic^, roeld)e 93egtiffe beä SBolfä-
liebciS fic^ bei i^m gcbilbet (joben. Sie jeigen Jpcrbet auf bem
358egc bortf)in; beim lucnn il)in [elbft nid)t non norn^ercin feftftanb,
rond ein SSoIf'älicb fei, fo mar bieö noc^ rocniger bei benen ber
galt, bic it|m jnnäc^ft folgten.’ 9Iuf bal tltoKoIieb Ubertjaupt
^ingemicfen ju ^aben, tft bad Sterbienft biefer unb ber roenigen
Stürfe bed nötigen Stlmanodjä. ®ie Srudjt foUte fit^ halb bei
iBürger unb ‘Utiller ä’isjc»- 3» biefem Satjrc foUen bic 3Rinne-
lieber ©ürgerd 3ti'9ni^ nblcgcn non ben 33emül)ungen um bie
ältere ißoefic, bie junndjft noi^ mit Söolfspoefie gleic^gefefjt mirb.
®ie ibriidc, bic nom 23ntbcngefong jur 3)tinnebic^tung unb bann
rocilcr jum ätoltslieb fütjrl, beutet bie 9tnmcrfung an, bie im
*Begifter SBürgrr'J iDfinnelieber begleitet: „SDtnn [jat ju unfern
3eiten, jum Itjeil mit nielein ©lürfe, ben 23arbengefnng auf«
geinecft, beffen ältere tüfufter gnnjlic^ nerlotcn gegangen fmb: ber
SBetfnffer biefer bepben ©cbii^te 5«* nerfut^en moUen, ob bie
ältinncliebcr, bic nod) bn finb, nud) nic^t einen größeren (£influ§
auf unfere 5f}oefic I)nbcn tonnten, alö fte bi^£)er getjabt ^aben".
(Sinen bebeuteuben gortfdjritt flellen bie beiben incitcrcn ©ebidjte
ibürgerd unter feinem 9tamcn bar: „9ln bie Hoffnung" unb
„Süiiflieb". tJine Heberfeßung nud bem gronjörtfdjen ift bogegen
fein 'Beitrag jii X., „ipenclope“.'" ®ie Beiträge non (Slaubiul
finb fämllidi bem ÜBnnbsbccfer Boten entnommen, mcift turje
naiue ötücfdjen. 3“ bead)ten ift nur bie Slufnaljine beö d6i-
grair.md „Ungleid)t)eit", bn^ Boltaire unb ©Ijafefpearc nergleidjt,
ju Ungunfteu bed fyranjofen.
©erftenberg mar not^ immer nidjt ,pi beinegcn, eined feiner
@ebid)te äuerft im 9t[iunnact) ju oerDffentlid)cn; Boie mufetc fid)
bei „Üllcinbor unb tSt)Ioe" mit einem 9lbbrucf^au^ einer flcinen
murifalifd)en Sammlung’' begnügen. ®em norbifdjen ®id^ter-
9.
<S. ©riuin Äircber, „Sotlslieb unb Bolläpocfie in ber 6turm»
unb ©rangjeit,“ in ber 3f. f- bcutftOc aSortforfi^ung ©b. IV, ®. 1 ff.
10. @. Stribiu für bab Stubium ber neueren ©prneben ©b. 111
<B. 171.
11. ffinnbäberfer ©olc 1772 ®tcf. 17.5. Jtb nermng bic Samm-lung aber niipt nad^änmeifen.
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ftcife gehört bet mcrfmürbtge Sc^onbotn an, bcfftn bitftqram-
bifdjeS „Üicb einet S8etgni)mpl)c, bie bcn jungen .'^etfuIcS fnl)e" bem
SBonbSbecfet Soten'^ entnommen mürbe.
Sein d)ntnftetifti|d)cä ©cptäge etljiilt bicfct Sllmaimc^ aber
butd) bie ^eitrögc .<?Iopftocfö unb bet jungen ©öttingcr gteunbe
Soic«. ©d)on feit 1771 fonnen mit uctfolgcn, mic fic^ 'Soic^
Slnftciiten übet Wlopftocf unb bie gefamtc beutfd)c ®idjtung all«
mät)Iid) önbetn, fo boß et fd)Iießlidi entf)ufiaftifd) für fllopftocf
begeiflert ift.'“ (Jr Ijatte bie Sdjmödjen bet frnnjörifcfjen 3!ad)
abmung mic bie .sjoI)If)cit oon Slnmlctä Obengcflappcr etfnnnt.
3lm 11. 3uli 1773 fdjtcibt et nn ©öltet eine ÜKeinung, bie fid)
fi(bet fd)on im üniifc beä ^\al)tcb bei il)in gcbilbet: ,, 'sd) meiß
moI)l, bnjj bie fvrnnjofcn in oielcn Sitten übet un-S finb unb fein
müffen; c^ ift mit bie Syrnge, ob auf bicfc Sitten uotjüglid) ba§
Singe bei Saminlerä unb beä '?eutteilct^ geridjtet fein müffc. 3^)
bin redjt ätgerliri), baß SBiclanb unb feine fjtennbc un^ butd)-
nuä miebcr jur illadjaljinung biefet nut ju tnffiniertcn feinen
Station bringen mollen. Statur unb .'v'ict} ift baä einjige, mn4
ein ®crt für alle 3c>l<-’n mad)t". Jn Briefen nn .ltnebel ct
bcn Si?ert Älopftocf^ gegen bcn Slnmlerä oetteibigt.- nun
nnbm et oon ben „3.tctfcn", bie Jllopftorf in bet Stcucn .•pam-
burgifdjen Leitung’* oetöffentlid)! Ijatte, 12 Gpigramme in ben
SUmnnad) auf. (Sin bebeutenbeä 'flrogramm ift in ifjncn nu5>
gefptodjen. ®ic beutfdjc Sptndje mitb gegen bie franjöfifdjc
unb englifdjc gerüljmt, bie Icben^oollc .Hunft Sljafefpeate^ an-
erfnnnt, bie Sdjön^'it bet gricdiifdjen Jlunft, oermaljlt mit leben*
biget beutfdjcr .llraft, alä Sbeal nufgcftellt. ©runbfnßc bet ©enic-
jeit roerben au-Sgefprodjen, menn er bie Eingebung beä ®id)tcc>j,
bie (Sntbeefung übet bie förfinbung ftellt.
Siidjt o^ne frembc (Sinflüffc ift biefe SBanblung in bem
beftiinmbaten Boic oot fidj gegangen, töetbet mirfte auä bet
(Verne auf iljn ein, bie ©öltingct fVteunbe, befonbetä IBürger, in
bet Stn^e. Sdjon feit feinet Sfürffeljt aus Slerlin fjattc er fidj
eng nn biefen nngcfdjioffcn, bet uolf^tümlii'ljc unb uolfämnßigc
®icl)lung alä fein 3>el_oor Singen fnf), bet iljn auf §onier I)in-
12. 1772 stiiet 12.
13. ®. Söcintjolb ®. 168 f.
14. 3n ben ^nürgängeu 1771 unb 1772.
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iDtc^. ®n§ ©tiibium bcr mitlcUjoc^bfiitfc^en Üitrrntur, ju bem
ct burd) 5öoie ongciegt tourbc, erjcugte o(ä 5rüd)tc feine 3)linne-
liebet, in bencu et ebcnfnilä lloIfeliebnttigeS fni). 3“ Sütger
unb 2}oic gefeilten fid) in bet f^olgejcit nnbetc junge Ticljtct,
bie juföllig in ©öltingen ftiibicttcn, unb in beten jungen fcljinnt-
metifd)cn ©emüfetn je^t etft bet ©nine, ben .ttlupftocf fiite, nuf«
gel)en follte. ®er bentujjte 91nftt)lug nn fllopftorf routbc übet
etft mit bcr ©rünbung be*j Sunbeä am 12. ©eptembet 1772
oolläogen. itoß, ben 5JoicOftctn 1772 nnc^ ©bttingen gejogen l)attc,
.tinljn, SPiillct unb -S^öltq nebft einigen nidjt felbft ptobuftiuen
Jünglingen bilbeten ben fietn. fyüt ©ott, iugenb unb SBater-
lonb roollten fie in intern ®id)tcu mirfen. ($tft nad) einet fttengen
.tlrilif follte jebeS @ebid)t gebtueft loctben bürfeu. 3« gtünb-
Iid)er fltitil unb geile bmte 93oic bie jungen ®it^tct ft^on nn>
gelialten. $er Söunb nctliel) bem ©anjen ober etft ben rcd)ten
feften inneten !7;inlt. öoieä 9llmanad) mnr nntnrlid) bet gegebene,
incnn nud) nid)t miäfdjliefelidic Ctt, luo man mit feinen Gtjeng>
niffen not bie Dcffentlidjfeit trat.
• Dlut bie erften grndjte bcr 'Itetbinbung fonntc bet Sllmnnad)
bicfcä Jal)tc0 nod) jeigen, bn er beteitä jur Widjnclidmcffe et-
fdjien; bie i'iebcr, bie bie 2fnnbifd)en nn einanbet mndjten, unb
in benen fie il)tc lenbenjen in poetifd)ct gotm bnrjnlcgen flickten.
3:ugcnb, Slntetlnnb unb gveibeit ift brtö llljema, bn4 ,§nl)n,
Üllillet unb §öltp b'ct äunnd)ft uotbtingen. $cr Ginflug iUop-
ftod'j ift nnnerfennbnr. SBenn man fit!) im ©djetje nud) nit«
bentjd)c l'Jnmen gab,'^ mit ben 'ilarben, beten 9ltt man netlnd)te,
mollte man nid)t ncvglid)en inetben. S3oic ptoteftiert onäbriirflid)
bngegen, luenn ct nn ilnebel ftbreibt;** „®ic bcntfdjcn ©tiidc
im 911mnnad), bie man fel)t uniedjt für barbifd)c ncl)inen luiitbc,
finb nnö il)tcn Sl>etfud)en". Unb nod) uicl fpiitet ift c^ ibm nn«
begteiflid), luie man immer Siopftod unb Senid, natcrlänbifd)c
unb löntbcnpoefic nermifd)en tönne.” gut bie 33arben ift bnS
9lltbeutfd)e eine glcid)giiltigc Dia^te, bei ben jungen ßlöltingcrn
ift ed bie gegebene gönn fiit il)te uatetlnnbifcbc ©efinming. 9Bie
Slopftocf fcl)cn fie bn-3 bcntfd)e Sünterlanb an. Sii^t eine tote
t5. So I)iefe $abn Sciitbarb, iPtiner 3)!innef)olb.
tH. ?Im 2-2. 9!ou. 1772. itnebel^ 'JJadEitafi II.
17. Sloie an ®iitget b. 24. 9JoU. 177Ö. Strobtmami 'JJc. 280.
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2ßelt iff ei für fte, fonbcrn in immurigein SBerjidjt auf bic
^enuirflidjung if)re^ 'Batcrlanb^ibeolsi belebt ficf) iljnen bic 3.!ec>
gangenljeit. $nB fte äiißerlid) oft mit ben Sfarben jufninmen*
Iteffen unb uon ben 3cit3«n»fff'> "“f t'nc Stufe geftellt
roetben, ift leicht etflätlitf).'«
3lllc iibngen 23eittnge bet ©öttinger, mit 9lu^nabme oicl-
leicht Bon §o()ns Cbe „Sefjnfut^f', finb nod) not bet ötünbung
beö ^unbeä entftanben. Sfoß fd)icfte ftf)on au^ 9Jnfet^^agen
einige ©cbidjte an SBoie; im 9llmannd) flehen btei Stüde uon
if)m untet bet butdtridjtigen (Stjifftc V^ss. unb ein fleinet ©infnil
untet X.'* SBei iljm ift am beutlidtften ju mcttcn, in roelt^et
2Beife bet 53unb 6pod)e mnd)le. Seine btei bieiSjö^rigcn ®e-
bidjte [jnben nod) elina§ ®emad)te#, ©efiinftelteä an fic^. ei fel)It
il)nen bie ^inl)eitlit^feit non föebnnfc unb gönn, tuenn et in
fc^roetet Obenfptad)c feinen ifffeifenfopf befingt, obet feinem
greunbc 2)tüdnet ben SBintet in nfflepiabeifd)en 2<etfen unb I)et*
fömmlid)en Sßilbetn ftt)ilbett; nod) roeniget gelingt i^m ein tnn>
belnbeä Sieb, in bem „®ie bepben ©cbroeftetn bei bet 9lofe" ficb
übet ben Utfptung biefet Slume untetfjolten. @nnj in feinenf
Elemente nlä glüdli^et 9?od)folget .tmgebotnS jeigt fiel) bagegen
Üliillet in feinem „iflagelieb eineS tönuecn;" ein ted)tel Itinflicb,
of)ne bafe 9lmot baju bcld)iDoten roitb, ift fein „Sob beä 9llten".
9Uuf) Jpölti) ift fd)on ganj otiginal in feinen beiben ®ebid)tcn
„9Iuf ben Job einet 9lnd)tigoir‘ unb „91n bic '^f^antafic;" oon
bet übeemütig f)eitern Seite jeigt er fid) nU „'Düfogpn." ®emiöunbe na^e ftebt — aufgenommen imttbe et etft fpiitet —G. g. Gtamet, bet So^n beä ef)emaligcn Steinet Seittöget§, beffen
einjiget Scittag, „Ißettnrtaä SBicbetetinnetung au Sauclüfe",
ttoB Soieä iMati) hülfe fid) feine @unft ettingen fonnte.
®ie Aufnahme, bie bet Sllmanad) fanb, entfptid)t ben Set<
hültniffen bet Sitetatut, bie et fclbft fpiegelt. 9UIe .Uteife fnl)cn
Sobensmettc^ untet ben @cbict)len. Slum rühmt™ biefenigen, in
benen fid) eine leitl)te Setfififation jeigt. Gr ht* ftn Glaubiuä
18. Sgl. S. 56.
19. Sofe an Srürfner ben 5. 9Joo. 177ä: „®ic 9iatiBität4fteIlung
ift oon mit, auf einen n>ürllii)cn Soraj; an meinem gceitifchc.“
20. ®rief on Bote Born 9. iPfntj 1773. ®. Siitteitungen au*
bem ©crl. Sit. Vlrdb. III.
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nniDem 2one ©efülfen, bfi löölti) finbct er fllü^eiibe ^P^antafie,
3)iiller erinnert tf)n nn SHiiieborn, Sönrgerä ÜJiinnelieber jief)t er
bem Sarbengefang nor unb non .Hlopftocf fd)reibt er: „J^nt eine
ftnrfe 'Dknier. ©ein (Srnft, bic ÜBnIjtbeit ju fagen, gefüllt. 'Ser
rnu^e 2Ierä felbft fdjicft fid) baju nicht übel". SioB finbct burd)
ben antüen 2on ©mibe uor feinen Singen, mit SBohlgcfoHen be-
merft er nn öijjj bie Senntniä beS „fefjönen Slltcrtumö". ©anj
nnb gnr inihfallt il)m aber bn« bnrbifdje SBefen. lieber $ufd)
urteilt er: „^d) fnnn eä Jljnen nidjt bergen, itf) glaube, bnß
mir unä mit unfrer fogenonnten 'öarbenpoefic notf) um ben guten
®cfd}inncf l)ftum fingen roerben. ®ie nite beutfehe aj?gtl)ologic
ift nidjt mifjuftchen. Ijd) enipfinbe nllcmabl ein ©rnucn, roenn
iri) bie ucrroünfd)te llinnien über bic Sippen bringen foU. üJinn
gebe unä beffeie ©rnjien unb Ü)?nfcn, übet man laffc unä ja,
ronü mit haben, 5)iefer ®ufdjifche ©efang gehört ahnebem ju ben
mittelmüBigen. 'ü « bodj in einem beutfdjen ©glben-
mafec, bn nnbre bem rohen Starben bie Saute bcio Sllcnuö in bic
£»anb geben". Hiit Siecht rügt er an .^öltpä SBunbclgcfnng
an „icutl)nrb" bie unflare ©prache unb bic IjSPSfbülifdjcn
Silber. —Siicolaig Slllgcmcine beutfd)c Sibliothet-' btnd)tc ein nid;tä-
fagenbeö fummntifches Sob ber lebten btei Jahrgänge beö
Sllmanachs.
21'iclanb jeigt fiel) in ftnnjöfierenbet Slid)tnng befangen, menn
aud; fein fdjarfer Jabel mandjer Sluaunidife ber Sladjahmung
triftig ift. St fd)reibt:-- „Jn Jh^et Slnthologie, liebfter Jteunb,
finb uortrefflid;c ©tiiefe, .'pcu Bürger ift im Seftb eineö meiner
Sieblingötöne. ©Otters Brief an bie ,'^enfcl, nnnmehrige Mad.
©eilet ift ber beften oon Dorat merth, ober menn mir bie
SSahrheit fugen roollen, er ift nod) mehr mert. Jd) l)nbe nidjt Jeit,
nlleö nnbere, mos hcroorglnnät, ju bemerfen. ©tcid)mohl fann
id) nid)t anberö alö bebanorn, bag ©ie, ©ic beffen ©efchmact
gemih fein unb 5UDerIüffig ift, fooicl mittelmnfjigcä mit untcr-
jufteefen genötiget'ftnb._ Jdj hnbe nidjtö gegen Jh^c Sntfchulbi-
21. »anb 22 ©. 226.
22. llngebrnctter Brief ohne ®ntum auf ber Stgl. Bibtiothet in
Berlin, morin er gleichzeitig Boie gut 5)!itarbeit om aWcrtiir einlübt.
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guntfcn cinjiiiucnhcn, nl^ baß id) bcbmirf, bofe 2ic ftrf) cntfdjul-
bic)cii miiffcn. ®et 58nrbciiton ift, man fngc maä man roolle
in bicfen unfern tagen ein fdjiimmer ton; unglüdlid) genug für
ben 0efd)mnd, bag felbft bic Sinnlofeften uon fl'Iopftocfä Oben
mit fieberijigigem ^^cifnll — nid)t tuiin ^Publico — benn mer
liefet fie? — aber bod) non .Hunftriditern, meld)e manefee junge
i'cute mit fid) feinreifeen unb uerberben, angepriefen iiierbcn.
9lber Cfeinefifd)en nnfinn, 5?ieber im Sud)ftnben '^eou, bie^,
Inffen £ie miebs fagen, ift ju arg, unb tnum fnnn id)§ ertragen,
bafe Sie gefällig genug finb, nud) foldjen HKifegeburten ber 91ntb*
ol)mungi<fucf)t (bic f'd) gleidi bem (Sfel in ber Jabel, in bie
OTnSle be5 fdjopfcrifdjen ©cifteä IjüUt unb unS iferc Dferen »er-
gebend ju uerfteden glaubt) — einen IfJlnfe unter fo nieten
fcfeönen, inifeigen unb nieblitfeen Stüden ju gönnen". ®iefem
prinnten Urteil entfpridit bie Äritif im teutfd)en SDlertur.“ öotterä
llpiftel an 2Knb. öenfel roitb ben jungen ®id)tcrn ntä ÜUufter
non tterfififalion, ©eift unb i'aune feingeftellt. ©egen bie 91ntb-
afemung roitb bngegen in jeher Jotm geeifert, foroofel gegen bie
tlctrotlaä nlä bet Gfeincfen unb ber SBarben: „Gin paar non
unfern jüngften ®id)tcm feaben bem Sänget bet Snura etronä
Iieblid)e^ nndjgefungen; unä roitb näd)ftenö ein ganjeä §eer non
ipetrarc^en aufftefeen ®icjenigen, roelcfeen bie SBnffen unb Gicfecn-
fränje ber Sorben ju feferoer finb, inetben eine füfelönenbe ßnute
nefemen ;an Silbctguellen irren ; unb bnlb bic Sluincn ber Duelle,
bnlb Dlofen nuä hem ifJarnbiefc pflüden; unb inclje bem, ineldjct
fie feören mufe ! ®ie ßlftcrbarben nindjen einen foldjen ßärm biird)‘
einnnber, bafe man nod) uiclc raufee töne bnbei übeefeört; allein
boä petrnrefeifefee Sautenfpiel, in einfnmen Sefeatten gerufert, ift
ein järtlicfeeö ®ing. Ginc TOcifterfennb barnuf; ober liebet nuä
einem alten turnt ein Gulcngefd}tct) !“ Sofe’ „SBintcr" roirb gleid)»
fall^ uettnorfen, inoS biefer nlä nolltommcn bereefetigt anerlennt,
bn fiine Obe nor Seftefeen be» Sunbes: unb nndfe Slamterifdjen
Segriffen non Iprofobic gcbidjtet fei.=^ 3Benigct leiifet ergab fitfe
23. 1773, »t>. 1, 2. @tüd ®. 49.
24. Soft an Sriidner ben 18. Slpril 1773: „ jefe unterfefereibe
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ßtnmer in feine „SBurftelunij"; et etfnnn fo oiele ißrojefte bet
9tnd)e gegen SIBielonb, baß ec fie tiiiiin in feinem ©e^itn ju laffen
raiiBle.” Wogegen innc 'öoie felbft fc^t jufrieben mit biefet 'öc.
fprec^ung, in mel)ceten 'Briefen gibt et bem Sluäbvutf. 9luv I)nlt
et Unjcrä Glegie für niriit gan.i fo uciiucrflid), toie fie oUenibnlben
f)ingefteUt luecbe, unb fd)reibt bec allgemeinen ÜliiBftimmung gegen
ibn lucgen bet beriid)liglen 'Briefe“ ben .s^auptgrunb be» labelä
JU.” 'BSielanb l)iell bie neuen Strömungen in ber IMteralur für
fo bebeulenb, bog er nod] einmal im 9)ietfur bagegen ju luitfen
fid) notnimmt. Gr läßt non Gljr. .sj. 3d)mib einen Sluffag „Hebet
ben beutfdjen IfSatnoffeö'' fdjteiben, in bem iniebet
gegen alle öuBerliitje 3t'od)a[)inung geeifert initb.“
2Benigec beftiebigt äuBcrt fid) 'Boie übet bie Mejenfion in
ben fyranffuttergelel)rten9Jnjeigeu,®nid)tiueiI fie feine ^ülfstruppen
unter bie S^igurnnten, fonberii loeil fie nnbcrc barunter fefjt, bie
it)m incljr ju uetbienen fd)eincn.““ Sn il)rem ganjen lone ineid)t
biefe 3lejenfion alterbingö betrndjtlid). ab non bec beö uorigen
3llmanad)ö in berfelben ,>jeitung. 'ülbet jut llnjufrieben^eit Ijatte
SBoie taum ©runb, beim bie inirflid) bebcutenben 'Beitrüget inerben
bie ganjc iHeceiifioii iiiib fepc nodt binjii, bnf) bie ju fllauifdic iVatl)»
atimuiig bc« öoraj jidt für leinen ®cutfd)cn fcpidt, unb f)iermil ift
bie ganjc Obe neciuotfcn. a<ic fie gcbrudt imirbe, lunc iiocb fein
iBunb. SBit macbten nodi einanbcr stoinplimente, unb und) meinem
bnmaligen ©efdjmad l)iclt id) bo» ©ebidit felbft für gut. S^Bt fnun
idjd uid)l uiiäftebeii. ISb ift and) luub bem iHomlerifiben 'Begriff noii
'4.*rü[obic gciund^t, ber nidit ber rid)tigfte ift."
•JB. ®. Strobtmaun iBr. 84.
26. lieber ben 'Äertt) einiger initfdien ®idter. Gin 'Brief«
lueAfel. 1771/72.
27. ?(n ÖSolter ben l.">. Slpril I77:i (ungebr.) unb an ftlmner
Scpmibt ben 26. 'Btai 73 in ^loltei, 300 Briefe I, 41.
28. Seutfcber älferluv 1773, 'Bb. 2 S. 150 ff. Bgl. oudt 3lu3=
gelungne Briefe non ÜBicIanb 111, 129 ff.
29. ®ic SHejenfion, toiigc für Ojoetbifeb gelialten, ift Uon BJetef.
S. SBeini. 'Jludg. 'Bb. 37 ®. 235 unb Bb. 38 ®. 324.
30. Boie Oll §erber ben 14. 9ton. 1772.
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auri) bei 9?amcn genannt iinb faft fämtlid) gelobt, unb bic nidjt
aufgefü()tten finb in bet lot nur gigutanten unb einen böb«en
Slnfprue^ formte j. 'U. SBofe butcbaug nodj nicht erheben. ®öflig
bet neuen Slichtung, foioeit fie int 9llmnnach ju Jage tritt,
trägt bie Mejenfion beä SBonbäbecfer 93oten“‘ SHechnung; befonberä
für bie SKinnclieber »erlangt (SInubiuä „puteä lauteres ©efühl,
bnS aus beni uoHen .'fjersen beS guten S*egctmonneS mit »et-
ftörteu .Vmaten ohne alle Siegeln, fibet Stoct unb
Stein unb Grbflöfee."
®cm JiurchfehnittSrejenfenten tuar cS natürlich unmöglich,
fogleid) ju etfenuen, bafe fich im SJeucn auch Starfee, neue Sönhnen
ÜUeifenbeS h'»ter mancherlei 9luSi»üd)|en oerbatg. (Sin fol^h^ä
plattes ®utdjfdnrittSutteil lieferte bie ycingoet 93ibliothef.“ ®ah
»Oll ®eniS aus feinet gruhjeit ftarnmenbem Stücfe gefügt toirb,
et fdjeine jelU feine Sd)ulübungen in bie Sllmanaihc einjufchiden,
nehmen i»ir lädjelnb ©inigc töridjic tBemctfungen übet
SBielanbS (£nbi)iuion fehen unS bei biefem fd)tuet uerftänb*
lid)en iöcrfc nid)t in Grftaunen. 'Bejcichneiib für ben Stanbpuntt
bicfcS IBlntteS ift eS aber, luie ^laubiuS bei ©elegenheit feines
©pigrnntmeS „Ungleichheit" belehrt luitb: „S?err ISlaubiuS mag
miffen, bafe Shatcfpeore ju raulj ift, um in lueinetlidKU Situatioiren
Bortrefflid) ju fein. Sluch erfd)ültert er mehr, als bafe et Jhröien
heruorlocfcn foUle, menigftenS bei jatllidjcn Seelen nicht, .'öier
ift bet gcfpölteltc SSoltaire ein gnnj nnbrer SDieifter. 0 loann
metbcn luit bod) leriten, ebel unpnrthei)ifd) fei)itl" ®ie Farben-
gefänge haben fid) menigftenS bnS ©ehot biefeS Siejenfenten ju
erringen uermocht, luährenb fiel) fein ®efül)l „gegen jeben Sdjailen
ber SBarbatei unb bcS SlntionalftoljeS auflehnt."
Stur bie erften gtüdjte auS ber engeren Öerbinbung ber
jungen ©oltinger ®id)tir h'Ule bet üllnumad) für 177iJ noch
bringen töimen. iöebeutcnbcr tritt ber 53unb int folgenben 5<>hee
an bie Deffentlid)feif. fjunäd)ft roaren einige neue 'Dlitglieber
31. SöanbSb. Ö. 1773 Stiief 174 ff.
32. Semgoer Stuäerlcfenc Öiüliothef »et neuefteii beutfeheu
aittecatur a». 4 S. 8a ff.
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[jinjufletreteii. S8ot allem fmb eä bie beiben ©rafcn ©tolberg,
bie feit bem 19. ®ejeinber 1772 bem löunbe angel)öten; butd)
2!ofe ront fötnft l^eobov Soljann SBtücfner, bet ipforrer in ®ro§<
fielen bei Slnfet^Ijagen, al<t auSranitigeei lUiitglieb aufgenummeii
löotben; .spobnä gteimb, bet 'Diolet SKüUer, teilte bie 3beoIe bet
©öttinget.
($ine ungemeine IfttobuftiDität entmicfelten bie jungen 3)id)tet,
fo bafe bet gtöfete leil bet ©ebi^te im 9llmaimrf) füt 1774 ben
Siinbiftben gclfött. 9lucl) SBiitget im na^en ®elliel)au(en mutbe
oüin (äifet bet f^teunbe fottgetiffen. ®utcb bie ®toIbetg4 gelang
eg nun abet enblit^, mit Klapftocf in perfönlit^e 23ejie^ung ju
tteten. ,»}um elften ÜJtale gibt et jej5t ungebriicfte Slücfc in ben
Slfmanatb: am 21. 'JKai 1773“^ fd)icft et an SBoie biei ®atben-
gefänge aug bem nod) immet imuollenbeten ®atbiet „.s^etmann
unb bie Surften"; ferner erlaubt er ben Ülbbiucf bet an bie
©tafcn Stolberg geticf)teten „SBeigfagung", jut größten Steube
beg ®unbeg. ®ie btei onbern Oben Hlopftocfg, bie bet SUmanacl)
enlfiält, loaten fcbon gebrucft. ®ie 'IRilgliebet beg ®unbeg außer
®oie etfcbeinen mit 53 ®ebiti)ten, teilg unter it)ren 'Jlamen, teilg
unter ®iid)ftaben, oI)iie bie unter bet ßbiffte X äufammengefn§ten
meift unoriginalen 0tüde.
..llnfer Sunb ift für tugenb, ®aterlanb unb fooiel
ftd) nämlid) nod) in unfern lagen für fie tun läfet," fd)reibt
®o6 am 4. Sluguft 1773 an Btüdner. ®on lugenb, ®aterlanb
unb S’wifltit Ijanbeln beim and) bie meiften ©cbid)te beg ®unbeg.
®ng ®cifpiel Sllopftocfg in feinen gnnnnoben unb bie lugenbl)aften,
fd)niärmerifd)en öeftrebungen ber ®ünblet felbft brad)ten eine
fentimenlale, entfngenbe Öiebegpoefie l)eroor. ®er triinenfelige
'JJtillcr fingt am reid)lid)ften biefe fiicbeglieber; fein leicht ent>
jünbeteg .Ijcrj bot il)m oflmalg Stoff bnfür. Siidjt nur et felbft
fd)inad)tet nad) Siebe, aud) in ioeiblid)en ÜHunb legt er Siebeg-
Hagen, roenn er alg „Sröulcin uon 91." fein Älagelieb anftimmt
ober eine 9ionne fc^nfüc^tig nad) ber SBelt uerbotener l'uft
fd)inad)ien läfet. 'Bei JQölli) ift bie Sentimentalität mel)t feinem
33. Brief au Boie in ben Sßitteil. aus b.^^jlecp. Bb. 111.
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Sajcfeii eiitfprct^cnb, geniil)rt bmdj bi< cntfafloiibe fiü^e l'icbe be>3
[jeillos ©iccl)cii ju [‘'iner l'iuiia. Sind) '-Bürget BetiiKig fid) biefer
!ltid)timg in leinein l'iebe „3lii***''
nid)t gonj ju cnljieljfii.
©eiitiiiientnl fii'b i'nd) bie Jvteunbidjoft'igcfäugc bei- 'öünbifriieit
unlet fid), and) ()ier ftc[)en fte buvdjnu^ unlcr Mlopftorfb ISinfliiB.
iBog fingl "ine Obe nn Cflnuttd) bei beffen '3lbfd)ieb umi öoltingen,
Jvtiebtid) V'eopolb ©tolbetg nn .^nugmiB- S'ie eigcnllidje tilegie
pflegt mit einem ®ebid)t nn feine uerlovene l'nnta; ben
loh unn SBüieö iiltefter ©d)meftet 3'‘ beflugt '-Bof), (ifjriflinn Stolberg
gibt eine ülegie beim 2 d)ciben unn iönugmil).
®ie IBnterlnnbsliebe ift, ebcnfnlt'ä nutet Jllnpftocf^ (Jinffufe
ein ^mpuld ju fd)unmgunllen Bkfnngen, betten leibet oft jebe
örnjie tttnttgelt. 9lb3 Slenftion gegen bie 'Betitelet bet frnttjöfictenben
uttninnnlidieti ®id)lntig ttiiijjlen fold)c SBetfe oft eine petfönlidie
Jvnrbnttg nttitel)itteit: 'IBiclnnb nnb ;JieIfd)ciben
für bie ifffcile. 'i)n()er ttnl)in 33oie mit loiberntillig nnb fidiet
erft nnd) moBigenben '3lcnbetiitigcn, 'Boffenä Obe ,,'3ln bie Sjertn
iJtntijofcn" nnf, bie nu^ bem etften leti feiticS '-Öunbeägcfnngeö
jitted)! gemnd)t lunr. !Oic Obe „t’lnf 'Ji>fid)aeli3 Job" bie gnr 311
f)eftig gegen ÜBielnnb polterte, iuie-3 93oic 3Utürf, obiuol)! Sblopftod
fie billigte.-'‘ EtnutiS .tnttet önfjertc 'Jllillet feine ®eutfd)I)eit in
34. s;ie«(tieii Soie, mit bem .«aiifmnmi Jeffen oerbeientet, ftnrP
nm ‘i. JStili 177.3, bem ®ebtirt4tng .Sllopflocf-j, luornnf in bet Elegie
nngcfpielt toitb.
85. 'üofe an iötiirfiter ben 4. t'Inguft 1773: „Wn4 bem erften Xcil
tneiiics '-öimbegefntiged I)nl) irfi ein ironifrtj ÖJebidit nn bie S^taiijofen
gematzt, ba« id) bir milfdiitfe. '-Boie fdbente fitb uor bem 5)rnJe, et
fdtirfte eä nlfo an JUopftoef, ob c4 gebtudt tuetben fünnte. Jjue
Sfntioort ftbidte et Wiimerfiiitgeit nnb Jlciibctutigcii biefec Obe. Dn4
ift jn n)of)[ Soll? «(nf ailidjacliä Xob tuollte id) ueränbern uttb c4
entftniib eine neue Obe. bie id) ®it 6et)fügc. 'Boie toill biefc nnb
nnf bie granjofen nid)t gerne nehmen, toeil ilSicIniib uttb ^ncobi fitb
feine Sreu.'ibe nennen. Slber tuenn iilopftorf fie billigt, fo mnfi er.
X'ie ®dint(en berbienen feine 5rennbfd)oft nicöt; uttb id) nenne mid)
ja. auf mieb, auf mid) ibre S8ut. Doä an bie ^lettn ^ton3ofen
reirb mit meinem Jtnmcn gebtudt, nur ftatt 3<>eobi * *. Hbet
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jiuei Siebern mit feinem Slamcn („Sieb" iinb „'tvintlieb")- Üluä
bet jmeiten Sjene uon fflupftocfö .'Öermnnn«^fd)Indji entnahm bet
SKnlet ÜJJüIIcr, bet butd) §a[)ii ben Henbcnjen bes 33unbe^ nabe*
ftonb, bic Slntegunfl ju feinem „Sieb eineö bluttrunfenen SBobon*
abletg", bd'j bann Mlopftacf felbft nod) nnberte.ao iffiie Wlopftocf
bie fHobIrnppe alS bebeutunflloalle untetlänbifdbe ßtinnerungäftatt
befungen I)atte, fo befang Jytiebrid) Seopolb Stoibetg ben öarj.
3n bet gönn ftetjen bie beiben Slolbevg am ftärfften unter
.Hlopftocfg ßinflufe, bet iljnen ja uon frül)er gugenb an -alä batä
gbeni eines ®id)terS uot Slugen fd)iuebte. 9lUe ü)te ^Beiträge
finb in bet gorm bet AUopftocffd)cn Obe gefd)tieben, bie aud)
uon 2tob unb .’öolti), gatnidjt bngegen uon iütiller nngeiuenbet
luitb, bet in allen feinen 53eiträgen bie gönn beS leid)len
fangbnten SiebeS pflegt, öic aud) uoii tt)önp nid)t netnod)*
läffigt luirb.
9!eben bem bominierenben (Sinfluffe Mlopftocf-J in biefem
9tlmnnnd)e tritt bet .^etberS suriief. 9tut jiuei Ueberfejjungen
aus ben DieliqucS teilt er felbft unter feiner ISIpffte O. mit. ®ct
ßinfluß feines SBitfenS für baS StottSlicb jeigt fie^ nur bei iUfitler,
bet feine 4 @)ebid)te, bie er unter bet ßl)iffte J. ueteinigte, unb non
benen nncb unfeten ^Begriffen fein einjigeS ben Sitel eines 'BoIfS=
liebes netbient, als foId)e nnfal). gut uolfStüinlid) luutbe jo
and) bie Sfomnnjennrt gehalten, bie §öltp mit feinem „9lbelftnn
unb fRöS^cn" uettritt. ®ie fd)önfte grud)t, f'd) in bic ipoefte
bcS IBolfeS ju uetfenfen unb alte Ueberlieferungcn luiebct auf*
leben ju laffen, ift iBürgetS unftetblicbe „Senore", in bet
uolfstümlidje Ambitionen unb englifd)e Ginflüffe uereinigen.»’
®en butd) IBiirgcr in bic beutfdjc '^toefie cingefübtlen eniften
SSallnbenton fd)lägt et aud) fd)on in bet fleinen „Snllnbe",
fpöter „Sd)ön SuSd)cnS Araum" genannt, an.
jeber roirb boib'auf itm ratben." ®iefe Stelle gegen Sacobi blieb
aber bodb gang lueg.
36. jpat)u an aWaler SRülIct ben 23. ®cj. 1773. Beitiöge gut
beutfdben'tfJbUuiog'iJ für Clulinä 3ad)er. JiaHe 18W.
37. ®gl. ffiridbl®cbmibt, (ibatafteriftiten I“ S. 189 f.
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50
Sürgcv ftattc fc^on im uorigen SHImannd) jtuci SUJinncliebev
gebtndjt uiib 7'd) bnmit SBicIanbS SDJifebilliguiig äiigcjogcn. 3)a-
butd) (icfecn ftdj imtütlid) bic S8ünbifd)cn butdjüuä nidjt uor
mcitcrcn 9(ad)nl)mungcii bet nultdf)od)bculft^en SOünncrtngcr ab>
bolteii. Sic lafcn fie in gcmcinfamct Ülmcgung, ja uet(ud)ten
fogor, bic bcutfd^c Spinc^e butc^ bcn OJcbrau^ „nnimiglid)C4"
3Bütlc eigciiev Gcfinbung }ii öccebeln.a*
Selbft bet fiil)Ie SJofe imitbe fu ju üiebesfiebctn bciuogcn,
bcrcntiuegcii ct fid) fpätct bei feinet 93taut nii^btiicflid) ent-
fdjulbigt.“ ®et (Jntfdjulbigung !)iitle ii>of)l tniim bebmft,
beim bnfe biefen SJiebe^licbcvn feine tcalcn ßtlebniffc }u
(ätimbe lagen, glaubte jebec o^nc lueilete'ä. Sinen biefet 3<et>
fudje btaditc SJuic im 3llinanad), bod) luat et fo jicmliri) bnä
fd)Iedjtcftc in biefet 31tf, fo bnjj eS bet fonft alleö lobenbe fHejenfent
bet Slllgeincinen bcutfdjeu 93ibliott)cf<“ nuäbtücflid) ablcfjnt. 3111
Sdju'nbc füllte fid) iWillet tcd)t eigentlid) ju ben S>id)lcrn beö
„fd)niäbifd)cn l)ingcjogen unb ju i!)tet 3(nd)al)mung
betufen; feinet gonjeii 31tt ju bid)ten enlfptadien nud) bic fenti«
mentalen fingenben 2öne im IDIinnefang. So btncf)te et beim
om reid)lid)ften aifinneliebet Ijeruot, unb bet Sllnmnod) »ereinigt
unlet bem 9iud)ftaben R. fieben betattige Stüde oon i^m. 3Bie
fc^t biefet mobetne SWinnefnng abet uon bem guten 3BnllI)et'
fd)en abftidjt, bas ju bcobad)ten gibt und IKillet felbft bie
befte ©clegenljeit, menn et und 2ßaltf)ctd „Unbet bet linben" in
38. töofj Oll 4}rfirfiier ben 18. Mptil 1773; „gib luünftbe. bafe
®tt mein ajlinnelicb gefoCe. gib lueib luobt, bojj iib eigentlidb fein
Öiebetbiebtet lueiben (onn. SJieS loat ober ein plöbtidjet ©infüll,
ba miib bic nUctlicbftcn Dünuetieber beä Uon bet llogcliucibe unb
beS oon fiitbtenftein entj)iinbeten. ®ie unBeluöbntidien SBörtcr finb
olle minnefingerifd), ouSgenomincn fonnigen, luonnigen unb vunbgen,
lueltbc i(b geluagt bnfae. geb benfe no<b mebr aKinncIiebec jn moibcn,
unb in jebcni lunb neueä ju luagcn, beim id) möcbte bic Spro be
gor ju gern ein luenig jättlidicr boben.“
39. S. 'itoß an ©nieftine ©oic ben 16. tWoi 1773. ©ofi ©tiefe 1,
®. 214.
40. ©anb XXV, ®. 216.
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51
feiner iDlnniet bearbeitet »orlegt. ®ie erfte .^älftc be« @ebid)te$
ift Don SDiillet (jinjugefügt; fie n>irb auögefüllt biirc^ eine 3lnrebe
bei iDlnbd)enl an ben ^örer, loorin fie erft — mir inerlen bie
tugenbfnmen ‘ienbenjen bei Sunbel — gebü()renb il)r fc^önb-
licfjel Jim, bal bie folgenben Stropljen offenbaren werben, ju
fdjulbigen fudjt. Jrönen muffen hierbei Reifen:
(omif ibm wabrlidb niibt entftieb'n;
®etm weiiicnb bot er iniii^,
Uub lueinenb fept ii^ neben ibn
^itf'l SMumeiilager miib.
aWit tränenben 91ugen beiztet bann bal iWöbd)en enblic^
feine 'Dliffetat. ®ie l)el(e i^rcube über bie eben genoffenen Siebei-
wonnen, bie uni aul Siöaltljerl Sieb entgegenftraf)It, ift bei SDJiller
foft ,^u einem reuigen Sünbenbelenntniffe geworben. ®ie S^ambei iUläbdjenl, nur fd)wad) nngebeutet bei ®altl)er, Hübet in
unferm @cbid)te ben ©runbton beo ganjen.
iBürger, uon bem biefet SUmnmid) ebeufatll nod) jwei SBlinne-
lieber bringt, beneibet 'JHillet um bie ®abe, foldje Siebdjen fo
jiirt unb leid)t ju fingen, unb ftellt if)n an ben erften '}?Ia^ unter
allen Sieberbic^tern; beim ifSublifum nermodjten ftc^ biefe ©efänge
aber feine ©unft ju erringen, unb iDfiller wollte nid)t geni all
bereu 'öerfnffer befannt werben.^* Jtofjbem nimmt er fie 1783
in bie Slulgabe feiner ©ebid)te (S. 129—143) auf, nllerbingl
mit einer Slledjtfertigung, bie feine unb ber übrigen iüfinnelieber-
bidjter 9lbfid)ten bnrlegt; fie lautet; „33ürger, ,?pol)n, .^ölti),
töoB unb id) fingen an, um bie bamalige 3«! bie SUüunefö.nger
gemeinfdjnftlid) ju Icfen unb ju ftubieren. ®oU oon ber Einfalt
unb Süfeigfeit biefer Sänger, gnnj in iljre 3f*ten äurürfgejaubert,
oerfud)ten wirl, il)iien etlidje Sieber nadjjufingen, unb fintten ba-
bei bie Slbfidjt, jum Stubium biefer ®enfmale beutfd)er ®icl)t-
funft mehrere ju ermuntern, unb fie auf wn^re ©implisität unb
41. 3n Her Mnlüitbigung feine! 9(tmanad|l für 177(5 wollte Slofe
bie biöberigen Stititarbeiter unb if)re l^biffren nennen;
baju f(f)reibt
ibm UlliQer am 20. gebrnnr 1776: ,Siut Dt Wüufi^t idb nidbl '"t-
jiffert: weil bie SWiimelieber fo wenigen gefielen, unb tiib bodb f*'"*
weiter madbe."
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52
oud) pcrf^icbciic nltc gute Söövter nufmcrffam ju matfeen, nicftt
nl'cr, luic nnd)()ct ein 'Rejciifcnt bcm anbcrn und)((f)U)a^te, leeren
.fllingflttiig, beffeu o^nebicä fc^on genug ift, nod) inet)v in @ang
JU bringen. — Slber lueldje 9lbfid)t tuirb nidjt non bem 2rofe
gcroöfjiilicbct Slejcnfenten uerfanntl"
Sllle biefe (Srjeugniffc ber jungen ®ic^tcr fte^en inei)r ober
luenigct eng im 3ufniiuiienl)ang mit ber ouffteigenben (Spodje ber
beutfd)en Siterntur, ftnb meift angeregt burd) ^erbcriä unb
MIopftorfei jejU erft ju redjter ©eltung fommenbe Scflrcbungen.
®cn innerften @eift ber ©eniejeit uermog im 'Bunbe nur einer
JU jutilcn unb nuäjubrücfen:
^r. U. Stolberg in feiner Obe
„3)er Gieniu^". §ier finb Jönc, ju benen fid) feiner feiner ®e<
noffen je Ijfttte auffdjioingcn fönnen, unb bie unmittelbar an
©oclljciS ®it()i)rnmbcn mig biefer 3^'* erinnern.
Sdjon im Borjnfjr l)otte Boie unter bem Budjftoben X.
mel)terc illcinigfeiten ucicinigt, meift uon if)in ftammenbe Cüefen-
büfeer. Sind) bie'jiunl feljlte e<S an einigen fleinen Berfeii. ®cr
Buiib (jnlf fie befc^affen, fogar Bo§ überfctite nuä bem (yranjöfi-
fd)en. Bon ben Stücfen unter X. finb ficbeii uon Boie*^, fnmt-
lid) Ucbeifeluingen ober 3(ad)a^mungen beä (Vranjöftfdjen unb
(£iiglifd)cn, einä auc^ beä Stalienifdjeii. Bon Bofj finb ebenfalls
ficben Beiträge ju X.; einer ift gemeinfnm uon Boie unb
Bofe.« 9(id)t alles, luaS Bofe unter X. beitrug, fmb aber lieber-
fefjungen. 9lud) Epigramme, als beren Berfoffer er nidjt gern
betnnnt fein luollte, finb bnrunter, ferner Icidjte Hiebet, bie nid)t
rcri)i mit ben ernften Senbenjen bes BunbeS mögen überein-
geftimmt l)aben ober nid)t ganj originell ninten. Unter ber
Chiffre X. uerbirgt fid) ferner Bfilter mit einem anntreoniifd)en
Jrinfliebe unb 5 . H. 5tolbcrg mit bem „^rtiuifd)", luo ftt^ ein
in ber nnntrcontifd)en Hgtif fjerfömmlic^et CJebante nur fd)led)t
unter bem Dbenmetrum uerbirgt. 3'®^' Heine Beiträge ju X.
4'i. Slud) ©eite 230 uon SHcbltdi nidit beftimmt, gehört ©oie.
©. 3f. ber @cf. für SdilcSW.-tiolft. ®efd). XXVIll ©. 337.
43. Jriolct. 8tn brei Schioefterii. Stach bem Almanach des
Muses 1768, ®. 12.
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53
ftnb ni(^t fielet einem iBecfnffec jujuroeifen, bo^ bürfte ei beibe>
mol Soie fein.**
SBeniii f)ot bet Snnb im Spigromin IjetDorgebrnc^t. ÜJlillet
lieferte beten brei im I)etgebtad)ten Ion, Srücfnet roenbet fic^
jiemlid) platt gegen SDJöbt^en, bie SIBielanb lefen. ®ct im IBunbe
fo »ergöttettc .^ol)n erfd)eint im gonjen Sllmnnad) nur mit jroei
bürftigen 3inngebi(i)ten.
Slbfeitä uon bet ®id)tung beg SBunbeö fte^t SJrürfnet, bet
Jteunb Sloffcn^ mit feinem „©cmolbe ouä bet SBelt unfc^ulbiget
'JKenfd)en“, b. l). bet Äinbcr. SBenn mit biefe oltflugen, butc^-
ouä unfinblidjen ©efptödje lefen, fo rounbern mir un-j, luie bet
fonft fo fritifd)e 'Zloß fein gonje^ Seben ^inbutdj entjücft booon
fein fonnte, menn oud) in feiner eigenen fpäteten 3bi)Uenbid)tung
etronä 2ieriuonbtc5 liegt, unb begreifen roof)I, bog biefe Sichtungen
be'i fUJedlenbucget ipoftotä nivgenbä Slaflong fonben.
9lm 1. 3)lär} 1773 mclbet äJoie feinem greunbe ®otter, bofe
er mit ben grnnffuiter ilteifen immer meljr in Setbinbung
fomme, unb bofe ©octlje für ben fünftigen Sllmonod) fd)on 'Bei-
trage gefdjicft hnl>e- Surd) bie oiet ©ebidjte ®octf)eä, bie ber
3llmonad) für 1774 entljält, wirb bae Bilb ber neuen Sptif erft
oollftönbig. Sille neuen Beftrebungen in ber beutfefjen Intifdjen
Sidjtung finb in biefem Sllmnnach uereinigt. Set Jahrgang
1774 ift bet höd)fte ©ipfel, ben et je crtlommen hat- — Soä
©ebicht „Set 'BJonbetet" hatte ©oethe burd) 'JKctcf gefdjicft.*^
®eine onbern brei Beitrüge erhielt 'Boie burd) Steftner fdjon im
44. Bofe an ©riiditer im Oltober 1773: „$cn X. im SttmanadEi
bab i<h niit ©oie unb ©littet nnb Stotberg siifammengcfcpt. ©lillec
bot bie Stufmunterung ,511111 Jrinfen, Slolbcrg ben Jrrroifih gemacht,
©on mit finb bie behben SiaÄtgcbichic, bo4 erfte iriotet, bie ^»ülfte
oon bem gioeiten (ich habä mit ©oie 3ufammen gemocht), bo6 IrinN
lieb unb baä Spigramm; 9tn ben ÜiebcSbichtei (Jocobi), bab Original
nnb Jirucffcbter.“ Sttleä iihiige, bnnmtet biefe beiben fraglichen, ift
ttlfü luobl »on ©oie.
45. ®. ©oethe an fieftner, ©Ini 1773. ©leim. 3lu5g. IV, ©b. 2,
®. 86 .
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Sebruar unb SDJörj SBenn SBoie oon ben (ytanf|urter
Äteifcii fprid)t, fo meint er bamit au^ 'Dicref in $annffabt.
Gt ^rttlc fd)on }um elften 2llmnnadj beigefteuert, bann aber ge-
fc^tüiegen. ^«iC^t fonnle Süoie inicbet jmei Stücfe non it)m ucr-
öffentlidjen, baä „OJemälbe" unb „Sin ben SKonb". ITa le^tete^
ftnrf in SBieUinbd 50!anier gefditieben mar, mat cd für ben SBunb
bet ©egenftonb tiefften Slbfrfjeu^.*’ — 33ei Glaiibiuä nuiBlc f'd)
58oie mieberum mit Slbbtnrfen au5 bem SBanbsbeefet Soten be-
gnügen, maä er aber um fo ruhiger tun fonnte, nU bie jöet-
breitung beiS Soten eine fef)t geringe roat. Ginige Gpigtamme
ftnb ebenfad« ouf biefem SBege in ben Sllmaimd) gefommen; je
ein« non §en«Ier unb fjttebti^ Schmit unb »iet non unbefnnnten
Sletfnffetn.
Sie Siebter, bie fiel) in ihren SSetfen fern h'fll^n fon ber
literarifchen SHenoIution, finb gering oertreten. ©otler fthiefte non
fich uiet 33eiltäge unb non §. Sl. 0. Sieitharb in ©olha einen,
iöoie felbft, bet fich nie »on fremben Sotbilbetn befreien tonnte,
neröffentlichte unter feiner Chiffre B. jiuei Stücte, eine« booon,
„Sthäferlehten" an S3ürgcr, nach bem Gnglifchen, ba« anbetc,
bie „SJerfchroiegenheit", fcljon im leutfchen SJiertur''* mit bet
Ueberfdjrift „Ser oerfdjmiegene Schäfer" gebrueft, nait bem
granjönfdjf' be« Sernarb. 9Jod) nu« Bürget« gtühjeit mürbe
jeht bie „Siachtfeier ber Beim«" ocröffentlicht, ba Bürger mit bem
ohne feinen SBillen erfolgten Stuefe im !leulfd)cn SKertur*“ un-
juftieben mat. Ser 3d}mabe non öemmingen fd)icfte nur jmei
Beiträge, unb bet Jtolmnrer ifJfeffcl ließ burd) ©Otters Bermitt-
lung riet Jyobeln an Boie gelangen, ©oh ift mit jmei Hebet-
fehungen ou« bem (yranjöftfdjen unb niet mcitcren Beiträgen ge«
46. @oethe an fieftner a. a. 0. ®. H7. 2!gl. ©oethe unb ffierther
©. 139 u. SBcim. Siiibg. IV 2, 85, ogt. @octhe unb SBcrtfiet ©. 144,
47. töop fihreibt an ®nieftinc b. 7. Ctt. 1774, ber SltmanacS
für 1775 habe fchon baburd) einen SBor^ug, bafe ein Sieb mie biefe«
Sbteretfehe „an ben aiionb“ battn fehle.
48. fflonb I, 1. ®tücf bom ms.49. 1773, ©b. 2 ©. 20.
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blieben. Sctröc^tlici) jufmnmciisjcfcfimoläen ift ber flieiä bet
pveugifc^cn ®irl)tev. 9lu: 33Ium ift mit btei fleinen ©ebic^ten
— 3bi)flen, fein eigcntlict)cä ©ebiet, gab et nid)t, lucil et eine ©mnin-
lung Dorbereitete — ucrtceten. iBmn §albctftnblcc Jltciä evfe^einen
nur fllametSrfjmibt unb gricbrict) ®(^ntit, nuninelir in fliofterbergen,
jebet mit jroei ©ebidjten unter feinem 9lnmen; griebtitl) ©rf)mitä
Jbgllion natf) SHoUi I)alte nud) fc^on im 3Bnnbdberfct Soteu gc^
ftanben. 9?on 5tretfd)mnnn bringt ber Sllmanact) brei butc^au«
unbarbifd)c SBeitröge. Unter ber Chiffre F. N. oerbirgt fi^
renf)tf^einlid) feine fyreunbin, bie aud bem notigen Ja^te be-
fonnte 9?aiä.
53emetfenätncrt ift, bn§ bie ®ii^ter, bie in ftüfieren
bie 3>s''^*cn beä Sllmanndjä geinefen roaren, biesmal gan} fehlen.
Snftner mar fdjon 1773 nuägeblieben, otjue >0»'
allen ©öltinger ißrofeffoven baä ©ebal^ten ber jungen ®idjtet
nid)t gefiel. 9lber aud) SJlamler fe!)lt unb ©leim, SBenn il)n
aud) ber 93unb al^ ©enie adjicte, Soieä 3lnfid)ten übet SRamlet
batten ftd) beträcbtli^ geäiibert, unb biefet felbft nermod)te ficb mit
ber neuen SUianiet butdjauä nic^t nertraut ju ma(^en. ©leim
genof, aud) unter ben Sünbifcljen !ein gar ju gro&e§ 9lnfel)cn,
fein füfelid)et fyreunbfdjaftdfult mar ben beutfd)en IWönnetn ju*
mibet. „6s ift nur ein ©leim, bet aber erft Äinb, bann SDlnnn
nmr, jeb* roiebet Rinb — ift ober roirb?" febteibt Soß am
24. tfcbrunt 73 an iötücfner, luobl bnä Urteil aud) feinet f^reunbe
bamit nuäbvüdenb. ®afe Sacobi nicht im Wteife betet evfd)ien,
bie 6pigrnmmc gegen ihn fdjnetiten unb i^n unb SBielanb für
bie gefn[)vlid)ften ©üben bet Unteufd)beit nimmt nicht
®unber, äumnl ba er felbft feit 1774 feine 3f'lfd)t'ft
hetau^gnb. 6ine 9Birtung bed Sd)mibfd)en 9luffabeä im SDlerfut
unb bet jahlreidien priunten Sleujjerungen, bie 58oie jugingen,
bürfte eä geiuefen fein, bafe ber Satbengefang auägefperrt mürbe,
©eroonnen hat bet 9Umnnnd) unjroeifeihnft aud) babutd), ba§
aH bie fleinen ©elegenheitäpoeten, bie in ben früheren
ihre SBetdehen gefd)idt hatten, oerfchmanben.
3m Sllmnnnch für 1774 müffen mit ben .'^öhepunft bei
ganjen Unternchmenä fehen.- ®ie ganje ©chnt bet jungen
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Sqtifct ift barin mifinatfe^ietl. (Sinniütig fielen fie alle neben*
einanbet, baiä SBen)u§tfein, bie Söertteter be^ 9!euen äu fein, ^at
fie jufammengefuOrt. ®ic iteiine ber gefamten Sgrit, bie bis
jiit SHotnanlif unb bnrübet IjinnuS in ®eutfd)Ianb ^etrfdf)ten, fmb
in biefem Jafire oeicinigl. Sucltje, 58ürgcr, ÜRiKer, maubiiiS unb
Sofe, biefer nod) am luenigften, geben i)iet ben ©tunbion für bie
i*grif ber folgenbcn ^so^re nn. Jeber uon it)ncn bebeutet einen
befonbeten 3n>eig, jebet ift fpäter feinen eigenen ®cg gegangen
unb t)at SeiBunbctung unb i'iad)nl)mcr gefunhen. ®iefe 35e*
beutung beS SllmnnadjS ju erfennen, luar für einen ^eitgenoffen
nntürlid) fnum möglid). 2Bic finben benn and) feine einjige 58e*
fpred)ung, bie ber Söebeulung bcS 3lIinannd)S geredjt roirb. ^eber
JHejenfent ^nlt fid) nn einjelnc 3nse, bie iljin im Silbe bcS
©anjen am meiften Ijeroorpftedjcn fdjeinen.
9lm nuSgeprngteften nmt ber beutfdjmalionnic unb gegen bie
franjörierenbe 9inc^al)mung geridjietc 3u9 bnrin. Soic felbft
umr fid) beffen and) burtfjniiS beimißt, roenn er nm 14. 9!ouem-
ber 1773 nn Sücolai fd)rcibt; „ajfit bem Sllmnnnd) roirb 5Bie*
lanb unb alle, bie unS mit ©eroalt ju jyransofen mad)en roollcn,
nid)l jufricben fein; aber itf) fann mir nid)t ()elfen. erfennc
feinen Despoten in ber Literatur unb oUe 9)fnd)tfprüt^e finb mir
fe[)t gleid)güllig". £o roenig er fid) in feinet eigenen Ifioefie
uon au9ränbifd)cn SDfuftern frei mad)m fonnte, tf)caretifd) trat et
mit ben jungen greunben für eine nationale bcutfd)e '^oefie ein.
9!otionalc unb Snrbengcfänge finb bem Slejenfenten in
©^irad)S SDfngnjin baSfelbe. (St nimmt roebet für nod) gegen
biefclben Ifjartci, geteilt in feinem Urteile roie bnS Ifiublifum, bnS
et bod) in feinem Jeile beleibigen möd)te, roenn i^m nu(^ Sarben*
poefie fd)liefelid) nod) beffet als franjörterenbe Slffeftation ju fein
fc^eint. 9lm roenigften bel)ngt if)in SoffenS gtanjofenobe, auS
beten nerroicfelten ilonftruftionen bet Sefer fnum einen SluSgnng
finben fönne. Uebcrfiaupt mi|faUcn i()in bie „gel)ben mit einer
SJation, »on ber mir im ©runbe bod) gelernt l)aben". ®a§SJationalgeprcige roirb aud) in ber Grfurtet gelefirten
50. Sobrßoog 9!). Stiirf. — £. g. Kramet fdircibt im
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befonbccä betont. ®ie Jlufno^me non ßtopftocfä öatbengeftingen
töirb getabclt, rocil bod) roo^I bnä ®atbiet felbft bolb etf^einen
njcrbe. 6bcn bcl()nlb tabelt bcc Wcjcitfcnt ben Slbbrutf beä
©djTnt^tgefnngeg, ba er glaubt, ec fei au^ bemfelben ©tücfe.*'
.•petDorgeboben roetben bie beiben ©rnfen ©tolberg, rocil fte ent-
roebet 9?ationaltf)cmnla für i^tc ©cfäiige geroäblt ober potriotifcbe
(öcfinnungen cingeftreut Ijoben. ®ie übertriebene ®eutfcbbc't
5Koffcnör<itbet feinen label. Sürget>i „Öenore" roirb all SJetfucb, au^
bcr SWoinnnje einen tcutfd)en 'Jon ju geben, angefc[)en, bie 93oIIabc
felbft aber nic^t gelobt, fonbern für eine ^f^fübrung iöiirgerl
bur(b §etberf(be fieftüre crflört; benn ein Sieb nbnlicben 3nl)nltl
in bet Sdjrift „??on tcutfdjcr 9lct unb .Hiinft" onl ben Dleliquel
übetfebl jeige bod) mebr itürjc unb lueniger Spielerei.“ Sonft
roirb an bem Sllmnnad) bcr „fJlcicbtum an järtlitben feinen, neuen,
einpfinbfnmen ?iebd)en unb an «ortreffliiben llebctfebungen feltener
aullänbifcber fWeifterflürfe geriibmt, fo bafe el nid)t an Unter-
baltung fehle unb bctljefer bal f^eblen berübmtetJlnmen roic.'Ramlet
flarfdjin, ©erftenberg, ©leim uub 3acobi fnum bemerfe.
SDfit einigem 9led)t fanb 'Bürget bie SRejenfton bei SBanbl-
betfer Boten fel)t fal)l.''’ ßfmibiul, wofern ec überhaupt bcr
'Bctfaffer ift, lobt ben 9llmnnnd) im allgemeinen febr, führt aber
nnmentlid) nur .^ölti), (Jt. l?. Stotberg unb Bürger, bei bem er
länger oerroeilt, auf. ;jn ber 9?ad)tfeier bet Benul eifennt et
bie nulgcjeidjnetc Beifififation an; bie geronltige 'löirtung ber
Ifenote l)nt er lebhaft nn fid) erfahren, wenn fic nud) feine ein-
Ijcitlidjc unb burchgehenbe gewefen fei, fo baß er bem Berfaffer
Cttobcr I77S an Bürger iStrobtmann 9?r. 1Ü4), er habe eine SRcjenfion
be-3 ?Ilmaitndic< an bie Kifurter jfeituiig gefrtiidt, mit ber ©oic giifriebcit
fein Werbe. Siegen bcr Bcmertnngen über bie öenore unb bei groben
ffrrtumi bei einer Mtopftorffchen Obe (f. u.) ift e« aber unmöglich, bie
borlicgcnbc iHcgcnfion ßromer äitgufchteiben.
51. ®ic-3 ift ein 3crtum, bcr bem SUejenfenten nicht hätte be-
gegnen bürfen; beim bie Cbe fleht feßon in bcr tp.rmburger '9lul-
gäbe bon 1771 S. 20,5.
52. S. Suphon V, 187 ff.
53. ®. Stcobtmann IRt. 132.
58
«
tat, fie in einer ilKonbnat^t noc^ einmal uorjune^men unb ju
»oHenben.
9lm bebeutenbften ift 3- SRcjenfion im iDJetfut.'"'
SBenn 8oie fit^ übet bieä Urteil önjertc, of)ne fic^ felbft Siethen*
f^aft abtegen ju lönnen roeä^alb,*'' fo gefc^a^ eä roo^l metjr
au§ petfönlii^et 9tntipatl)ie gegen ben Stejenfenten, all meil et
bie SBefpredtjung felbft ungcrccbt fanb. ®enn 3‘^to6i tiif)mt
burdjaul Älopftorf, fpridjt mei^euotl non ®oetl)el „SBonberet",
fritifiert auäfü^tlid) BiirgetI SRadjtfeier bet SSenul, nieil et an
biefen Stnfotbenmgen ftellt, bie itjm bei roenigen jungen ®ic^tetn
einfallen roütben. ®r beglüdroünf(^t SBütget ju feinet ßenote,
nennt fie ein SWeifterftüd bet ißoefte, an bem er bie beftnnbige
3Iiifd)ung bei Äontifc^en unb @tn§Iit{)en, o^ne bafe fie beleibige,
berounbett. itutj mit miiffen uni rounbetn, bn§ ein Sud), in
bem SBielanb unb Sacobi angegriffen finb, in 355ielanbl 3c'*ung
eben uon Socobi fü milbe rejenfiett rootb, unb Soie batte feinen
@runb }ur Unjufriebenbeit.
2Benn mirfli^ ein erbeben fönnte, ba& neue
ißfnbe in biefem 9llmanatb geraiefen roetben, fo mürbe ibn amft^erften bie Sefptetbung in SJicolail Sibliotbef,^® jerftreuen.
®em SRejenfenteu gefollen bie ©tücfe non bet leisteten 9trt
beffer all bie non bet gehobenen ©attung. Unb roelroegen?
6r gibt felbft bie mabnenbe ülntroort: „3n biefen lebteren, ober
freilid) au^ felbft in einigen fileinigfciten, mo el noch unf^id-
liebet ift, haben mit einen geroiffen Sleologilmul bemerft, not
roeicbem mir unfere jungen $id)tet nicht genug rontnen tonnen,
meil babei nidjtl getingetel all bet mabte Cbntaftet unb bal
lEßefcn bet i^oefie, notjüglicb aber bie 3leinigfeit unfetet 3ptatbe
nufi ©picl tommt." tHccbt platt uub pbiliftröl mirb noch b^ä'**
gefefet: „@l ift allemal fteberet, ficb bet Äotreftbeit, all einet oft
febt otmfeligen t'leubcit ju befleißigen, batte fie ou^ ben 91n-
febein bet äebten altbeutfcben 9)laniet." ®en 3a>>efl>olt in bet
64. 1774, S0b. II e. 39.
55. Sttobtmann Sir. 164.
56. StUgcmeine ©eutfebc ©ibliotbel 93b. 25 S. 216.
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59
eigenen 3?ruft offenbart un» 23oic, luenn er biefe fRcjenfion but^-
auä nnerfennt.'^ ©eine Jtcunbc ocrmögen i^n n)of)I im Slugen-
blicf ju begeiftetn unb mit firf) fortjureifecn, bie ffetten, bic i^n
on^ 3llte feffeln, mitb er nidjt loä, unb ba§ üieuc {jat ben üblen
33eigefd)ma(! für ibn, ba§ baburcb mag boci) auci) einmal gut
roat über ben Ipaufen geroorfcn roirb.
57. iSoic an Wicolni b. 2a. .Juni 1774,
r
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IV.
Tad 1775; Ueberoaiig an ä3og.
9lm 11. 3ult 1774 oetlicft !0oic mit bem ©ngtänber tBaug^an
bcffcn §ofmciffct et gerabc mar, ©öttingcn, um i^n ouf einer Steife ju
bcffen ßltern nnd) ©pan ju begleiten. 6r ^ntle fcf)on Snbe
3nni ben $rutf beä neuen 9llmnnacl)ä anfangen laffen, obroo^l
et erft fel)t roenig Söciträge bcfa§.‘ ®a cS ju umftnnblitl) mar,
miä btr gerne bie Scitung beä ®rurfc^ unb bic ©id)tung bet
ßinläufe 5U beforgcn, fo übertrug et fie fiinem Sdjroaget SBofe
bem ,^aupt beä SBunbeS. fii()Ile fofort nl§ unumfditäntter
Jpettfd)et im 9leid)c be4 9llmnnad)9.
Ginc bünne ajfappc mit roenig rocrtuoUen ®ebirf)ten roar
93oieS Sermädjtniä. ®iefcr ronr butd) feine jaf)lreic^en perfön-
Iid)en SBepe^ungen in mancher 2Beife befc^ränft bei bet SluSroaljI
unb inufete oft ©tüde aufnetimen, bie feinem ©efdjinncfe nii^t
enifpradjen. .s^ietnon füllte fid) itojj frei, fo bafe et oI)ne febe
SRücffic^t ®ebid)te, bie it)m nid)t gefielen, oerrocrfen tonnte.” 3.to§
rooUlc aber nicfjt nur gute, fonbern oiu^ nur ftreng motalifdje
©tücfe aufnetimen. „Uebertrifft biefer Sllmannd) ben uorigen
nit^t an ®üte, fo foll er i^n geroife noc^ an atfornlitnt überteffen,
unb bn§ ift boct) audj fein unbeträcl)tlid)er Sforjug," fdireibt er
tugenbfam am 0. 3nli nn ßrneftine, unb nm nndjften Sage:
„®icfen 9Umanod) foll febeg OTabrijen, foll felbft &rncftine ofinc
9tnfto§ lefen fbnnen.“
1. SBoic an SJJicoInt ben 23. 3uni 1774.
2. Siojj an Soic b. 22. Sliiguft 1774; „SBenigftenä bleibt er frep
Don inanct)cm elcnben ©tüde, baS Sie butcb tanfenb SBetbinbungcii
oft gcsroungcn finb, luibet 3bren ©efibmacf 311 nebmen."
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61
9!iir burffe bio ÜKotnlilnt nidjt jut ©ngl^ctjiglcit roerbcn!
gefd)a5 aber ninb brnd)lc bcn 9llmanad) um mnnd)e§ ffic-
bid)t, ba^ t^m jur gereicht Ijältc. 9lm bcbauerlid)ftcn ift
c9, bnfe ein gocfOi)'d)cä 5miicfgen)icfcn iiniibc. Jlnfong ^uli
(d)irfte ©oel^c einen ®citrag,* bnÄ l'ieb „9(n G^tifiinne Sit.". boS
fpöter „ßfjrifler' betitelt imirbe unb juerft im Jeutfeben SDterfur
im Stpril 1770 erfd)ien. $ie[cä fiimenfrobe ©ebid)t roolltc 93o&
ni^t nebmen: „Gä tnmi fo nidjt gebr«ud)t roevben, weil cä ju
frei ift," fdjveibt er am 7. 3“1' n» Gvneftine. SSefonber« on-
ftö§ig fdjien il)m bic lebte Stropbe; Söoie mnebte baber bcn S8oc-
fcblag, fic einfnd) mcgjulnffcn.^ hierauf ging aber nicht
ein, beim nud) bie onberen Stropben waren ibm ju unmornlifd),
ol3 bab fie ein beutfebeö S0täbcben bdUe' ItK" bfirfen: „OoetbenS
IMeb lonn fu nicht gebraudjt tuerben, fo febün eS iftl Schieben Sie
bie Sd)ulb nicht auf mich. üBcnn er fich noch nennte! aber befe
fdjömt er fid) inobl.“' So blieb beim ©oetbeä @ebid)t roeg auä
bem Sllmauad). — Soic batte gebeten, mit bem 9(bfd)Iuffe nicht
jii eilen, bn er nod) SBeitrnge crionrte. ®iefe S>!ad)jiigler ftanben
aber nicht gerabc in bo^er 9ld)tnng bei 9>ofe, unb ec liefj fie roeg,
roenn fie feinen groben 9lnfpn"icben nicht gnnj genügten; bab
SBoie bod) nod) immer ber iperr beu 911uinnod)5 roar, mad)lc ibm
wenig Sorge. 9(m 29. 9tugu|t fchreibt er an Gnieftine: .,Gr bot
mir ein fchroülftigc^ Stücf für ben 9llmannd) oermutlid) uon
§crber ober SDtercI gefd)idt, ba§ id) aber nicht gebraud)cn fann.
3. S. Woetfie an ®;liBiiboru b. 1. 3ult 1774. SBeim. Slii§g. IV,
töb. 2 S. 172. •
4. tOoie Olt 5!ob b. 3. Sluguft 1774: „®it hem goetbifdien Viehc
bin cd) freitict) in Slertegenljeit. .ttönnen Sic nicht bic leytc Strophe
tuegloffen nnb cd bliebe hoch noch ein gouBe^V
5. Stof} an löoic ben 22 Slug. 1774. — 91u4 bem llmftanbe,
büß biefc« @ebid)t ©oetheä für bcn Sllmanath angeboten roov,
ergiebt fich eine feftc ©ntftehungbgcit. Mrn 8. Januar 1774 iSBeini.
Jliibg. IV, 2. 139) fchreibt @oethc an tOoie: „fj-iit Jhtc Samm-lung habe ich noch nichtb nib einige Sinngebichte eined f^rcunbed."
?tm 22. 3uni 74 fchreibt et loieber an tBoic (SBeini. Slu4g. IV, Sßb. 2,
S. 169 f.) unb fchidt luahcfcheinlich mit biefem IBciefe baä ®ebicht.
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62
3t^ ^obe f^on 3—4 Sßofcte Jieimgefdjictt. ®ic Öeutc mägeit
bcnfcn, bafe bei mit lleberflufe oii ®ebicf)tcn ift." 5llä fd)lie§lic^
2)oieö Seittäge gmij ouäbiciben, fe^t et fid) Ieid)t barübet Ijinmeg,
beim uon il)m crronrlet er bod) nur Unmoralitiiteu über fi^led)tc
Stüde: ,,Jc^ beide, bafe bie lebten 33ogen in ben auägeblicbcnen
'Beiträgen luenig ucrioren ^aben. 35on mein tüiintcn fie nnberS
fei)n, nlä tmn ÜJJetd, beut 'Berfaffer bc» HJonbgebidjt'S ,,siimmelö'
finb mu ift bein ^ic^t','’ beffen SluiSloffiing oUein fc^on biefem
9lImonad) ben Süotjug giebtV^" ®afüt fol) et aber umfo fe^nfüd^-
tiger ben Beitragen feine« biebeten Syteunbe« SBrüdnet entgegen,
bie bie lebten Bogen be« 9llmanad)« beim aiic^ roadet biird)"
mäffern. Um fie nod) ^ineinjiibringeii, ^atte er lange gejögert,
bie DJebnftion jn fdjließen. So mnt beim bet BImnnad) unter
Boffen« 9nieinberrftf)oft entftanben. .sjntte bet Bunb int ootigen
3af)tc, banf Boie« Bföliguitg, lebiglid) feine fünftletifdjen
Befttcbungen jeigen föitneit, fo gemann et ntmmeljt and) SRnum
für feine tenbctiäiöfcn itnb nutt bet Hoffnung, bie 'DJitter in einem
Briefe nn Bo|j anögebriidt fjotte,“ einen Sd)titt nä^et getoinmen.
Unter bicfen Umftiinben ntiifele bet Sllmnttd) notmenbig ein-
feitig mevben. @r bringt benn and) allein ooiii Bunbc 75 @e*
bidjte. 9lttf ßlopftodö 3Bimfd) trat jcber menigfteii« bei einigen
Stüden mit feinem 9!amen ^eroor. Sine innere (Jotleiitmidlnng
föiinen mit an ben Tiicbtiiitgcn ber Büitbifd)eit taum beobad)ten.
tiefer 9llntniiad) ift bnl)et ber erfte Sci^ritt abmärt«, benn bie
jtlopflodifdje V'gtif mnt bereit« bttrd) ©oetljc überflügelt uitb bie
Beihilfe ©oetlje« batte Bog jutüdgemiefen. SBeitmt« am friitbt-
barften jeigte fid) l'lillcr mit 21 ©ebiebten; ibm folgte tpölti) mit
0. 3m notigen Vllmaiiocb 83.
7. SBofe Oll ©rneftine b. 4. Ott. 74.
H. Bont 8. ®loi 1774, at« Bop uon feiner idbrneren Stfraufung
geiiefen mar imti fid) tiocfi in glcitdburg oufbiett: „©ie gtofee ©off*
ming, bie bet Bunb uon ®ir haben muß, bie ^erftöcung aller Satan«=
tcmpcl unb feiner geilen Briefter, bie Slufüaiiung eine« Sempel« für
bie ingenb, unb be« anbevn für bie gteibeit, an ber bu febon oft
tteutid) mitarbeiteteft, mnte, mit nCten Seelenfreubcn, bie un« beine
greunbfehaft unb bein Seben nodb berfpriiht, betfchmunben."
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63
It) Stücfen; uon cinnicn SBetfcn nnljm Soß 8 ouf imb oev"
öffcntlidjie ferner 3 Gpiflrammc unter bcrSnmmeld^iffte X.'örücfnerä
uod) furj mir loreäfd)Iu6 ntirtefommene 10 ‘lud feiner
lInfd)ulbäiDeIt prangen (ämtlidi int 9llmaimd); and) ein mäbigee<
Cpigtnmm unter ber (S()iffre Md. gel)ört if)in. Ginen luirflic^en
Jööfiepunlt l)ot in biefem i'ur J^iebrid) l?eopoIb Stolberg
ertlomnten; unter ben 10 Beiträgen fmb bie ft^önften nuä feiner
ganjen ^uflenblpril. .Sei if)m ctfc^cinen bie ©ebanfen beiä Bunbeä
in ber reinften unb ebclften braudjt nur nn bnä „Sieb
eine« alten fd)iuäbiid)en SKitteiö an feinen Sof)n" unb ba§ „üieb
eiueg beutfe^en Wnnben" erinnert ju inerben. Bon ben 3 Bei-
trägen feined loeniger bebeutenben älteren Bruberd GI)tiflian finb
jniei 9!ad)nf)mungen boo Slnafreon. 3™^' iProfngefpräd)e mit
ftarf bcmofrntifcf)er unb aniifürftlid)er ^enbenj fteuerte ber jüngfte
Bunbedbruber ßeiferoi^ bei. Ter feurige .'öal)n, bie eigentlidje
©eele bed Bunbed, fte^t nur mit jiuei bürftigen Betfen unter ber
G^iffre Md. im Sllmanad).^ Bon bem jungen Gramer, beffen
Steilung jnm Bunbe fletd eine halbe lunr, nal)m Bo| nur einen
Beitrag auf, benn „Gfeldföpfe unb 2aubcnmift genießt man bod)
erft in bet äußerften .'öitngerdnol“*“
BonÄlopftorf burften iniBImanad) 3 Stüde jum elften Biale ge-
brudt loerbeii, barunter eine Scene and .^ermann unb bie fyürften.
2 Oben nnirben ferner feinet Sludgabe uon 1771 entnominen.
Glaubiud gab 3 neue Stüde, niäi)venb 10 toeilere aud bem
SBanbdbeder Boten ftammen. Tein norbifdjen Äteife, ber
ftd) um unb an Slopftod gebilbet i)«6e, gehört bet fthon aud
bem Dorigen Blmnnadj befannte Sd)önborn an, ferner Sturj,
aud älterer 3«'* 3 - B. Gramer, ber ehemalige Bremer Beiträger,
bet auch burch ben Sohn in Berührung mit ben ööltingern ftanb.
Tie beiben ^eiieler, ju .Ulopftodd literarifdjen jjreunben in Hamburg
9. Itichteiiberg an Bal&inger b. 29. 3auuttr 1775 (Briefe S)b. I
S. 241): „ffler luoht bet Md. fein mag auf ©eite 214? Tad ift
recht fü wie moii fie in Sefimba madjt, weim'd nur mit ben
SBJorten geht, für ben ©inn forgt ber Dtettor."
10. 8ofe an ttrneftine b. 15. Äug. 74.
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64
flel)ßric|, beibe fd)oii nuä früheren Jabrc« belomit, treffen roir nl'^
(Spigraimimtitei mit je einem iSeitrag miebcr. l)er 'JJtalet 'JJJüUet
jcigt in feinen brei Steitreigen, bnß er und) fonftere ©efiiljle nis
im Hörigen ^abre fingen fönne. iyaft gnii} fel)lt in biefem
Bürger; nur ein Stiief ftenerle er }u ben unter X. oereinigten bei.
(Sin tieineß ßpigrnmm fd)lrfte bev 5rnn(fnrter ®id)ter imb Horn*
ponift Slnbtß. 'itei bem 3tiongel an guicn öebidjtcn mnr
'Itoß oft genötigt, feine ^uflnd)! 5um 'iBanböbcefet iöolen ju
nehmen. 37 ©tiiefe beö Üllmanncbö entbält fdjon et. iKenn and)
nid)t für alle ein unmittelbarer Slbbrucf anjunebmen ift, fo ift e«
bei ber übergtofien 'JOtebijaljl bodj ber S-all. 9(uf biefe Sßeife
fnmen 2 Stüde uon öoelbe unter bet ISbiffre Ij). ®. in ben
Sllmannd): „(Sin ©leidjniß" unb „®et nnoerfd)nmte 0aft". (Sbenfo
finb 4'crbetö 13 Sbeitriige bem 23oten entnommen, oon benen et
aber mandjen lieber nid)t im 9llmanad) tuiebet gefel}en batte,
benn „mnS fid) in ben Boten fcbidl, fdjidt fidj besioegen nid)t
für bie SDJnfen"." Bon ben älteren $id)tern treffen mir mieber
Blum unb ©ob, beffen finnlid) fabe „Biäbdjeninfel", baß (Snt>
jüden itnebelS, erft nacb einem (ntegorifd)en Befcbl Boieä auf-
genommen mürbe." Bon ben §alberftäbler ®id)tern ift nur
Stlamer Sdjrnibt mit Criginnlen uertreten. ©lüde uon
©leim finb mm bem Boten, ba et felbft, empört über ein bmimlä
furfierenbeö ©pigrnmm Boffenö, in bem und) feiner 'llJeinnng
5tiebtid) ber ©rojje gcfd)mäl)t mar, nübtsS fdjidic.
gtamme ©oedingtd fanben biedmni 9lufnabmc. ©ngelfdjall, ber
fpätere SKntburget Ifjrofeffor, unb Sptidinann, ber J-reunb Bürgero
in 'IKünfter, fteben jum elften lUale im 9llmanadj. ®er Jtfi'
berr uon ©emmingen fel)It uon jebl nn, and) 'f-'feffel ift nur mit
einer (Stjüblung uertreten. (Oniij ferngcblicbeii ift bagegen ©Otter,
uielleidjt fdjon uerftimmt über bie mielanbfeinblidje ©efinnung
11. $ieiber an Boie b. 20. 9toU. 71.
12. atnmler febirfte am 10. IVai 74 einen ber Uon SInebel an»
gefertigten ®riide beä ©ebidita (SPüttcil. n. b. üit. Midi. III). —Boie an Bop b. 3. Mng. 74; ,,‘Eie Btäbibeninfel mnfe, fo mie fie
ba ift, gebrombt merben."
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bc? SSiinbcä, So|i nidjt fc()r Ocbauert, ba er ©ottcr u)ol)I
für einen gnlnnten Serfemac^ec ober füi feinen Dicljter
S5oie felbff, beffen TOnfc mcl)t unb me^t einfdjiief, ^at nur ,^u Xjioei istiirfe beigefteuert, bnö eine und) bem (Jnglifdjen, ba^ anbere
nod) bem Jvronjöfifc^en. (Sine Gtroplje mni 5Beifee, bie unler Xftcfjt, nnube nur ungern unb blo-S her Hompofition megen, bie
grou »on SBint^em gefebidt f)aite eingerürft.“
®urd) bu'ä Uebcrgeioid)! ber ©ottinger ®id)tungen' mürbe ber
3n[)oU beä '’llmnmrdjg eintöniger nl-J fonft. „;järtlid)c IHeber,
patriülifd)c ©efänge unb eifernbe 'llfornlcn mnd)en bie^mnl bie
brei .'önuplrubrifen auö, unter bie )"id) bie mnnnigfnitigen ©e-
bid)te biefer Sammlung bringen Inffen", urteilt ber SHejenfent ber
ßrfurter gelefjrlen Teilung.” St5ie ftetä, menn uon ber Jugenb
eine neue liternriidje 'yemegung nuögeljt, juniidjft SKifebilligung
ertönt, gefdjQ^ eö nud) l)ier. 5(m nbfpredjenbften äußert ftcb
Sidjienberg in einem 'Brief an Balbingcr:'"’ „SBa-5 benten Sie uon
bem BiufenalmanadiV 'llieiiicä lSrad)teiil ift bnö 'Itfeifle förmlidj
nbfcbeulid), äumal baö HIopftocffdje unb baö bnrnnd) gcfdinittcnc
ber anberen. öaben Sie iuol)l ein einjigeö neues Bilb barin
gefunbenV $oS ift baS einige Slaufdien im §ain, baS Silber
gemölf unb bie IJiriie, bie mir fdion bunberttnufenbmal gehabt
haben, unb biefeS glauben fie neu ju mad)en, menn fie eo mit
birfer ©urgel mie uom ®reifufe geheimnivuoll l)crunterlallen.“
'Jierfmürbigerroeife gefallen ihm aber gerabe bie J^öltgfdjen We-
bichle. 9lur burd) ihren gutgemeinten Inhalt, bie 'BnterlanbS-
liebe, merbeu in SlficolniS 'Bibliothet'“ bie uielen mittelmäßigen
ist. ©ob an ffirueftinc ben !5. 3tusu)t 1774: „®ie S'emoifelle
©eubn bat ein Siieb uon iKcißc fompouiert, mouon ber erfte ©erS
recht artig ift, bo4 Irnbc ober recht albern mirb. Vluf MIopftoctä
Mnratben loffc ich bloß ben einen ©erS, ohne Siamlcrä Jlcnberungen
(meil fie nicht auf bie ©telobic paffen), nnb ohne SSeifeen» Diainen,
mit bem ©uchftnbcn X bruden. ®aS mirb ba-3 ä'fnnnchcn ärgern,
baf} man feine Siieber fo menig fennti"
14. 1775 Stiief 9a.
15. ©om sä9. a. a. C.
16. 8b. XXVll 2. 484.
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66
©tücfe cntfrfjulbigt. Äutjiroeg oetbammt roctben bie 5]Srobufte bet
Jungen in Scbitoc^ä 'J?agajin:" fal)d)et 2Bt^, Ipl)e SBorte, bie
butd) feiernden 5ßtunl übet bie ©ebanfenleere i^inwegtäufdjen'
foUen, fennjcic^neten biefc ©efänge. 9In einige belaillicrte Urteile
übet i5tücfe bcS Sllmanad)^ fnüpft bet Slejenfent eine Setcadjtung
über boä SEBefen bet neuen Sprit, bie, nienn nu^ »om ein(eitig
gegnetifdjen Stanbpuntte au5, eine geroiffe Seite betfclben be-
teuertet: „iDtan r®t irgenbroo einmal unfern naterlnnbifiren
®id)tern ootgeiootfen, bafe fie mert auf Sdjönfieit bc-3 Stil3, al3
ber Kcbnnten ftubicren, biefet SlKufenalmanacl) unb onbete Sainm
lungen tiefem unä i^t tpoefien, bie e3 un« iDaI)vfcl)cinlitf) macljcn, bafe
ficr bo8 Statt roenbe, unb baß bie ineiftcn neuern ®id)ter in
it)ten Jugenbproben mct)t natT tiefen roeitrergetjotten ©ebanten
rafd)en, metteifernb arbeiten, ©mpfinbungen ju bteerfetn unb
©inselfättc mit öönben ju greifen, at3 ficf) um eine reine, ebte
Sptad)c, um einen guten Sau be3 SerfeS, .'Harmonie be3 Stil3
unb bet poetifdjcn tperiobe bemüf)cn. $abutcf) nertieit bie 'Poefie
atle it)te Slnmut unb roitb ju einem taulftönenbcn ©eftirre.
9!oct) baju tommt, bafe, roenn bet 2)id)ter nud) eine fd)öne Jbee
beobadjtet, biefcibe bennotT für ben Sefet oerloren ge^t, ber fid)
iüct)t atlemat bie SIKüre geben mitt, ben Sinn rolbet SBorte unb
geuierteitter !Heben3aiten auääufpären."
Sinen fangeniaten fHejenfenten fanben bie jungen ®id)tet
aber in Sübbeutfdjtanb, in Sdjubart. (Sine 2ßetlt)etifd)e Stim-
mung, eben bie be3 tprifdjen Sturme« unb ®rangeS fiTlägt un«
au« feinet Sefpredjung in bet „iSeutfcTen Crronit" entgegen.
Sie t)iminiifd)e ScTinermut Jjötti)« r«t it)tn bie füfeeften Irönen
enttoeft. Sie fügen SiebtTen iWittet«, in benen fooiet ©mpfinbung,
foniet Siebe jum Satertanb, jut Religion, jut Sugenb, jur Siebe
unb greunbfd)aft ftrömt, moct)en irm bn« §etä ftopfen; bafe er
§etbcr« Seiträge »erfennt unb für fttopftodifcT tjätt, tut feinem
Sobe feinen 9lbbrud). Setbft Stüdner entjüdt itjn, bet fonft
gor feinen Ülnftang finben tonnte. Jn begeifterten Sönen
17. »b. tV, 1. Seil ®. 223 ff.
18. 1775, 7. Stüd.
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67
toetben Stolbecg, IBog unb SlaubiuS gepttefen. 3Iud^ ®ö^ ge-
fällt i^m unb roiegf — roo^l in einigem SofalpatriotiämuS,
bet aud) bei SKiller bic 2febct) geführt ^abcn bütfte — ein
paar ®u^enb ^ocobi unb ein l^alb ®u^enb ©leime auf. ®a-
gegen »erlcnnt Sc^ubatt bie Sc^roöc^e beS Sllmanat^g in Sinn-
geboten nic^t; fte fmb i^m 33renneffeln jiBiOcn bcn SBlumen,
fonberli^ ©occfingf fd)eint i^m eine etbärmlOe Jigut ju
machen. —Sd)on lange brängte eä bie Sunbifc^en, ni(f)t nur buO
SBette bie ifloerte ju bereichern, fonbetn fic auch oon ben nach
ihrer SWeinung fcl)äblichcn Seftanbteilen ju reinigen. ®et uorige
aimanach enthielt manche^, baä nicht gegen fflielanb bireft, aber
hoch gegen bie oon iljm oertretene ipoefte gerichtet ront. ^n bcin
(Spigtamm „9ln einen Siebe§bichter" mar bie Spifje gegen Sacobi
unoerfennbar. ®ic SKeinung über ihn h«tte Reh halb burch
ISoieS 3utun gcanbert, foba§ SSofe feine Beiträge für 1775 mit
grenben annahm.'® ®agcgen mar bic Erbitterung gegen SBiclanb
eher noch geranihfen, unb bet IBefudh Soiel bei biefem im gtüh-
fahr 1774 hntte im Sunbe oiel bäfe^ Slut gemacht, fobag iDfiUet
am 1. 3uni bem in glenöbutg meilenben tBoß fchreibt: „®ah er
bcn §urcnbid)tcr für einen chtlidhen 9Kann hält, wirft ®u nun
mich luiffen. .'piet foUft ®u noch hören." ®cn Äampfgegen SÜBiclanb fahen bie Sünbifchen als eine heilige ipflOt an:
„®cr gnnje SBunb hot fO toiber ihn oetfihnioten, unb roo mir
noch mal roaä au^richten fönnen, fo muh SBielanb ouä ben
.^änben bet SDJäbchen", oerlünbct 58oh feinem gteunbe Sötücfnet
fchon am 7. ÜKarä 1773. Einen recht feurigen ©efong gegen ihn
ju machen, ift fein fehnlidhftcr ®unfch, unb noio fchreibt er
Emeftinen:” „geh fche nicht ab, roarum man einen SDfann, ber
bem Staate mehr al§ ätförber imb Hitdjentäuber f^abet, nicht
öffentlich befchimpfen foH." ®a er mm oolltommen freie §onb
19. Sofe an (Srneftine b. 8. ©ept. 1774: „g. @. gacobi hot
4 ©ebichtdheii für bcn Sllmaitach gefehidtni J2un fann ich alfo ge»
troft mi-snifen; ®ct biesjähtige aimanach ift beffer als bet borige."
20. «m 7. Olt. 74.
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03
Ijottc, bcii 9llmanntf) nndj feinen 9l{ifid)leii äufnmmcnäuftetlcn,
unterliefe et e§ nid)t, einige feeftige 9lu§fnlle gegen ben nerfenfeten
ilöielonb feineinjubringen. Seine Obe „ 9luf 'JJlicfeoelid Sob" feattc
SBoie im notigen Jafete suriiefgemiefen roegen iferet Spifec gegen
SBielanb. Unter bet Ueberjefetift „3>iicfeaelid" lunrbc fic in net-
fürjtet Oeftalt jefet gebrudt;
Sefeonod SBogidinl flong: unb nirfit miirbig loor
ebten 3üngling-j biefe-S ciitiictntc Jiolt,
$08 SBicInuba Sßiibigcfnngeii borebet,
®anicnä .ttönigin Slobftorfd t'icb fdbcntt!
3n 5bcn§ iüditfranj ftrnf)tt bet 5!crllättc jebt.
9!cnnt ®ngcl SJriiber, ’itatcr ben ffiloigen;
®cnn feinen SJotterbuben fröl)ucn
Moniif er, nodf bettetu im rtütftenuorfnaf!“
!)lud) ifoffenö Dbc an Stlopftocf liefe in ben 3?etjen:
®nnn rnd)’ irt), llnf(bulb, Süd) mit Jeboba-S Mtnft
tlu Satans ^ttieftern ! on ben S^’rrntetn Sirti,
aWein SBaterlonb!
nnfdjroct etfennen, locr mit ben „SnInnSptieftern" imb „'Bcr-
rätern" gemeint fei. üliid) .'pölti) bidjtctc eine Dbc „®ct JBoIhift-
fanget", bic er an ifofe ridjtctc, um boburd) bcullid)et 311 mndjtn,
bafe er 'IBielonb im Sinne feabe.”
iKandje 3ure(btuicifung inufetc bet l^erau'Sgcbct incgen biefet
Sd)uui[)ungen einfteden, menn er fid) nurb fteutc, bnfe bic Obe
gegen SBicIanb „brau gcinitft" Ijabc. Sclbft Sdjubnrt, bet fo
begeiftett bnäl*ob bet klingen fang, gefielen bic JluSfntlc aufiBielanb
fo lucnig, inic ifem d)cmold 'iBieInnbS 91ntlagen gegen U3 ge>
fallen batten; „'Braucht .Hlopftod 'JBielanbd Dlippc 311111 fyufegeftcll?"
'BefonbetS empört niat bet 9lc3enfent bet (Srfurter .'Jcilungi
fdjteibl; „ifulefet nod) ein ®ott mit ^jerrn Bofe; 23nS follen olle
bie flcincn unb grofeen 9Jedcreicn, if^nöguilldien, Spiefee, HJfeilc
unb 9an3cn gegen 'BJiclat.b, bet babutd) gemife niefet fmfen luitb ‘i
Unb bebarf .ftlopftodä Bilb erft auf beffen Itümmcrn errichtet 311
roetben, bamit co bis in bic 'BJolten reidfeV SBcr mufe nid)t
über bic Unnerfdjämtbeit bed jungen Bfcnfd)en ctftauncn, nuniiit
21. Bofe on ßrncitine b. 7. Oft. 1774.
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— 6Q —
.
©. 200 bem feligcn guten ai?id)acliä eine Sdjonbfüufc ctrii^tct
roirb? $cnn TOic^aeliä ouf bic 9(rt mit SBicIanb ju fontraftieren,
Ijcigt il)m eine Sc^niibfäulc fe^en. Untetbeß gloubcn mit, bet
®i(^ter ber tptjilot'opljie unb bet örn.pen roetbe folc^e Sluäfnlle
füt nicftlö nnbctc^ nn|e()n nU füt Süßungen roegen fuft öfjnlit^et
©ebidjte feinet jugenb, bic er nun al^ ungcraüjnc Jtinber milleib'ig
bettndjtel." !Jn ber 2nt Ifanbelte SBicInnb fo. Soeben erft ^atte
er 05oetI)cä Jyarcc „®ötter, gelben unb SBicIonb" über |”ic^
ergef)en luffen unb ben ^iefa gefdjicft pariert. ®ie Slu^fäUejim
QUinanoc^ ignorierte et ganj, roenii er fid) übet fte aud) me^t ärgerte
nlä über alleä, ma» bisher gegen i^n gcfc^rieben mnr.
einer Ueberfic^t übet bie l’itcvntur” lobt er fognt bic jungen
®id)ter in ööttingen, „bie je^t ongcneI)mc tpoffnungen ouf bie
,3ufunft erregen." Später [jättc Soß mo[)l gern feine Selcibigungen
2Biclnnb§ nuö ber Seit gcfd)nfft. nimmt et in ben
Sllmanod) füt 1776 ein ®ebid)t .ftlingcrä gegen SBielnnb nidjt
auf,” unb I)ntmIoä, nlä märe nid)tl gcfi^c^en, menbet er fi(^ 1779
an ÜBiclanb, um einen fleinen literatifd)en ®ienft uon il)m ju
etlongen. äußerft liberaler SBcife gcl)t biefer nudj barauf
ein unb cntfdjulbigt Soß roegen feiner Sugenbtor^eit. 9Uä fief)
aber fpätcr bei einem Sonflift über bic beutfeben HHonotänamen
Soß über Serleßimg ber fyrcunbfdjaft non SBielanb^ Seite be-
flogt, ba fann biefer bod) nidjt umljin ju fragen, roeldjc 91nfprüd)c
auf grcunbfdjoft Soß nadj altem, roaä jroifcbcit i^nen ootgefallen
fei,,5U ftellcn bevcdjtigt fei.”
Cfine ivolge ber 9lugriffe gegen 355ielanb ronr e^, baj; ©Otter
fid) iummel)r gan.j uon ber SDfitarbeit am X’tlmnnnd) äurüdjicljt.”
lliit einem Dieu vou.s benisse, M. Gottor feßt fein ©egner Soß
fid) baeüber Ijinrocg.*
22. ®er teutfipc SPtertur 1774. IV, S. 191.
23. SPiilln' an ffioß b. 16. Suni 1775.
24. Sälielonb nu ©oic b. 14. 3leß. 17H1. atJittcil. o. ». Siit.
airtü- 111.
25. Sgl. ©dblöffcr, Setter S. 163.
26. Sofä an Stiller 29. gan. 1775. Sop Sriefe II, ©. 90.
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70
9lm meiften raurbe natürlidj SBoic felbft burdi BoffenS SJot-
qe^en betroffen. S8ot einigen iDiDnaten f)ntte er SBielanb befud^f
unb in ber frcunbf(^aftlid)ften SBeife mit i^m oerfel^rt — fe^t
ftanben in feinem Sllmonac^ biefe Ülngriffe. ®ur(^ Sertuef)' liefe
ifen SEBielanb bafeet fragen, roie er, ber erft füngft in SBeimnr in
feiner ©efellfi^aft fo glürflitfe gcroefen fei, fo etrooä feabe bruefen
laffen fönnen?” 83oic fonnte nur antmorten, bafe er nic^t Sdjulb
an bem ®rude fei. Sludfe SJicoIai gegenüber lefente er bie 2?er-
antmortung für biefen SUmanad) ab;” „3cfe fann biefen nid)t auf
meine SReefenung nefemen, roeit nerfdjiebcne Singriffe unb §öfeleieit
barin fmb, bie id) nid)t billige. Äaum roerb idfe überhaupt mefet
2eil baran nefemen lönnen. SJlan ift i^t, bn alleä roieber eine
3errüttung ju brofeen f^eint, faft frofe niefet^ mit ber Siteratur
}u tfeun ju feoben." .t)ier mclbet Soie fd)on, bofe er in
nid)ts mefer mit bem Sllmanat^ ju tun feaben roerbe.
Jür feinen ßntfdjiufe featte er mannigfaefee 05rünbe. ®urcfe
bie Singriffe auf SBielanb, bie er nidjt billigen lonnte, mar fein
33erl)ältniä ji m 33unbe noefe fdjlccfeter geroorben nU oorbem. SBie
wenig bie Sünbifdfeen mit feinen freunbfdjnftlidjen SJejiefeungen ju
SBielanb jufrieben mnren, ift fefeon gcscigt. Sliibcreä lam feinju.
SJoie füfelte fid) nlä erfahrener fRebafteur ben jungen ®id)tern
gegenüber. 6r fritifierte unb änberte nn iferen SBerlcn, maä er
nid)t für gut feielt. ®aburd) mnefete er fid) wenig beliebt bei
ben jungen ©enieä, möferenb Bürger e§ innncfemnl gern feinnahm.
Gramer war ftetg fein gefeeimer ober offener jycinb. Slucl) bie
©rufen ©totberg füfelten ftefe fd)liefelid) nerlefet burd) feine ßritif.^»
Bom Sunbe mar bie Gfiftenj beä Sllmanad)Ä abfenngig, bie.
alten Berbinbungen waren faft alle jerbroefeen; aber je
mefer ber Bunb fid) entwidelte, je rüdfuhtllofer er fein
iProgramm aufftettte unb burchäuführen fud)te, befto weniger
gefiel er Boie unb befto weniger gefiel Boie bem Bunbe. Bei
27. SBof) an ffirneftine ben 6. 9toB. 1774.
28. 93rief oom 29. Oft. 1774.
29. S. Ctamct an Bürget b. 16. 3^br. 1773. Strobtmann
Br. 68.
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nUct 3**n5'9“n9 3** jungen ®i(^tetn oermorfjte er jic^
nic^t rec^t in bie neuen literaiife^eri »tcömungen 1) inein^ufinben.
®r liebte bie SHulje, einen 'Dültelpuntt jiuifc^en ben Derfe^iebenen
Stiftungen cinjuneljinen, luat fein SüBunff. Gr nmt ein „guter,
biegfamer SUinnn, ber cä mit niemanb oetbetben luill, unb oft
mit allen ocrbirbt", djaraftcrifiert il)n tWoß treffenb.» Gin folf er
SJiann nmr in bem augenblictlifen 3ufbrnbe unferer Siteratur an
ber Spi^e eines fo bebeutungSooHen Unternehmens, roie eS ber
Sllinnnad) barftellte, nift r.n feinem tpiafje 3US laum literariff
e
öegenfnhe beftanben, loar er ein guter „^ntenbant auf bem
'43amaffe." muBte 'fiartei ergriffen loetben. ®aoor ffeute
er äurücf. .'pätte er ftf auf bie Seite beS Üllten gefteUt, fo märe
baS ber Stuiii beS 3llmnnnfS geworben. Sif rüdljotlloS ben
Sieuen anfflie&en, hätte ben offenen Sruf mit ben iBeteranen
herbeigeführt. Gr niollte cS mit niemanb uerberbeii unb oerbotb
eS mirtlif in biefem 9lugenblicf faft mit allen. 'ifSarteilif teit in
ber l*iteratur mar fm ftets suniiber, einen $eSpoten mofte er
nift anertcniien. ®aS ÜJÜBlifc feiner Stellung fühlte er felbft
reft löohl, wenn er ffon am 14. Siooember 17 13 Diieolai ge-
ftel)t: „5f löcrbe immer mcl)t unb mehr auS ber Uiterntur hcr-
auSgejogen, bie if liebe; nur hofftenS ein roenig oon ferne
jufchen unb ein wenig lefen, mehr fnnn if nift." ®eutlifer
offenbart er fif fpätcr 'itürgerts' „3f bin mit fo uiclen l'euten
jerfallen, unb l)“I>e’ feinem Urfafe gegeben. ÜBiclanb, ©leim,
Dtamler ffimpfen auf mif, ber if mir immer ein Slcrbienft
barauS gemaf t habe, jebeS Serbienft ju ffähen. Genus irritabile
vatum. 3f !>•" ftoh- ^>06 'fi) allen lilerariffen
3Jetbinbungen loSreifeen fann. ®ie Sarben fangen an in allen
3eitungen ju fpüten, unb h>«t in allen ©efellff aften, unb if foU
ber Stifter alleS beS UebelS fepn. Unfete (yteunbe werben ffon
burfbtefen, unb am Gnbe wirb fif geigen, woran if Sfulb
unb nift Sfulb war."
30. SoB an ©oedingf ben 20. tDfärg 1778. 'Uierteljahrffrift 111,
®. 111 .
31. Äm 12. 23eg. 1774. Strobtmann 9lt. 162.
72
®ieie imicrcii 63rünbc finb e-3 I)oupiind)Iid), bio ®üic bciEogen,
ben '3Umaiuidj aufjugcben.” ,(JtIcid)tctt imtrbe il)iii ber Giilfdjlufc
burd) feine aiuicnbliftlidjcn 'Jeben^au^ritbb'»- 3lu«fd)Iai]gcbcitb iimt
bicfct ötimb aber tciitc^utcg^, beim fd)on iiad) einiger kl)«»
mir i()n eine uortreffIid)e neue ;jeilfd)rift, bab ®eulfd)c iWuieum,
ind l'eben rufen. 9lud) bic fHiicfficbt auf 95afj fdieinl mir feine-3
mcgd ein ernfter Wrunb bafür geiucfeu ju fein. Gr iibetlicfe bcn
i’llmanad) jcfjt biefem, meil et il)u fdjon uetltelung^iueife geleitet
Ijatte. Um i()iu babutd) bno Veben 311 crleid)tcrn, ober i()ni gar
bie S^eirat mit feiner Scfjmcfter Grneftine 311 etmöglidjen, ()at et
ed faum getan, menn et oud) au biefe folgen für 'Bof; gcbacbi l)at.
^ebenfall'ä enifchicb fid) 9?uie fogleid) nadj feiner SHücffel)r
uüii 2pna (20. Cflobct 1774), bie Slebnftian uieber3ulegen. Scbmi
am 9. lliüoembcr" beridjtct ilioff oun feinen eigenen '45iöncn unb
,^;>offnungen mit bem 9llmnnad). Sic ?)fürffid)t auf feine Iiterarifd)e
Stellung mar eä alfo l)nu))tfäd)lid), bic äJoie 311111 dlücftritt Heran-
laßle. 'ÄUe foUte er, bet imJper3en bad)ftclä bet älteren 3d)ulc anljing,
nod) meiter ein '13ud) Ijernubgeben, bae il)in unter ben .s^nnben
3um Organ ber neueften, ftürmifdjen 8i)rif gemorben mar!
32. ®. löuic nii (jUcim ben 4. ®e)'t. I77.'>: „ffieim idi uorau«
hätte fehen fümien, mic’iS mit gehen mürbe, hätte irtj uic(lcid)t bcu
'Alm. nicht anfgegeben, unb buch ift^ mir nicht niUieb, bnfj ict)S ge-^
tt)on habe, jeh mill ümi (einet Sette fel)u unb goiij nnpartheiifch
311 bleiben, mnr uicUcidit bem Sammler cine-J aimnnari)5 iiiiht
umglich, bev fcibft (ein tpoct [ift." 3f- f- b. 'fäbit. 'i'b. 27 3. .520 f.
31. an aJUtlcr. — Sin Gcneftine berichtet er fchon nm !). Oft.
uon 'fjlnnen mit bem atm. für ben JyaQ, bafe Söoie, roic biefer fetbft
bnmaU glaubte, auf längere 3eft bevreifen mürbe.
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^n^alt bcr V (itb XIII.
SJacöbcin 9?ofs fcl 6jtiiiibiflcr .ticrju^flcbcr bc# 9((inaimtl)? (je-
jBorbcn ift, trennt er ft(§ non bem ölten liertefler ®icteri(^ imb
fiebett mit feinem SBertt nodb .Hamburg iiüer. ‘Siictcricö finbet
junöi^ft in ffloeefingt einen neuen ^leronägcbcr, jo boß minmetir
3tuei 9t[monntt)e 311 betro({)ten finb.
.•^iinöÄft luirb ber sHoffifcIjc bel)onbcn. 9i’ur brei
i£)ii ®ofe otlein. ®ie ®(t)ioicrigIcitcn ber Sommtung, bie mit bem
iSerfolle bed SSunbeS lund^fen, beftimmen it)n, Giioccfingt 311 gemein»
foincr $eroiibgnbe eincä Sttmonndjä 311 uerontoffen. Gin heftiger
3'uift mit SJiirgcr, ber fehl ®ieterid)^ Stlmonad) übernimmt, ift bie
J^olgc bnoon. SJon 1770 bis 1788 teilen firf) S.I 0R imb (Socefingf in
bie irerauägobe. 9(nf ©rniib ber imgebrnctten airiefc Sloffend on
feinen SWitnrbeiler luirb boä SHcrl)öItni-3 3iuifchcn beiben gcfcbilbcrt,
bod im ©ommer 1787 befinitiu gebrortjen luirb. f^n ben ®eitrögen
tritt foum eine VTcnberung ein, mir feiten luetbcn ®erfe neuer jüngerer
®id)tcr oufgenommen, bie ^lernndgeber felbft loffen uielc» brntfen. —Htm 1789 an ftebt ®ofi micber nUein. ®er Slrci'b ber ä'titarbeiter
luirb bon Jobr 311 ^nhr Heiner. ®of5 ninfi felbft mit eigenen Stüden
bie Sogen füllen, ©ib 1800 ftfileffit fid) ber Sllmonadi nodj Ijin.
®cr (üöttinger 91lmünodi, ber bon I77<>— 1778 unter tfioectingld
SHebnftion ftefit, 3cigt 3unndift ein Sinfen feined tünftlerifd)cn iitibennd.
9lnd) bie erften 3« 6re ber Sürgerfdien iltebnftion nerinögen ed niebt
311 hfben, bn Snrger nid)t fo tuie Sof; über einen Stamm guter Sei«
trnger berfügt. Grft bie leßtcn 3ohre bor bed ®id)ter8 Jobe bringen
eine ütenbevnng, inbem bie erften li)rif(ben Grgciigniffe ber onf«
tommenben Slomontil im 911nmno(b erfdicinen. Slndi eine jüngere
fübbeutftbe Schule beteiligt fidi in ben lebten 3obvcn eifrig.
SadEi ®iirflcrä Jobc übernimmt SRcinümb ben $ieterid^fd^cn
tllmanat^. limine grofe^ jüngerer, menig (elbftänbigec iDid^ter
hüben ben Stamm ber Seitrnger, biö infolge eines Streites mit
bem iBuc^pnbler aiid^ biefer ültmanad^ fein &ibe finbet. Sin eingiger
Joürgang, ben ®ieterid^ für 1808 nottj burd) Sofibic Siereau beforgen
löjjt, finbet auf ©riiiib beS banbftbriftlicben STiereaufrtjen SindbtnffcS
eine befonbere ®etradbtung im legten fiobitcl.
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cSe&eitdrauf.
^ci^, ^oijaiuicä S^eoboT @otüiet) ©rangolii, ebangelifd^er
SSoufefiton, mutbe am 6 . 3»»> als 0o^n beä uerftorbenen
Stabt^auptfa(fcnreiibaiiten ifbcoi'i’r ®raiitoh> inSSSifmerbborf geboren.
55c^ bcfud^te 3unä(^ft bic gJrioaifiinbcnft^ufc 311 SRijborf, luopin meine
®ltcrii übcrgefiebett loaren, luib trat Oftober 1S94 in bie Sejta be4
üuifenftäbtifd^n ®l)nmafiuni4 311 iöerfin ein. Seit 1909 loicber in
Syilmeräborf, ocrIicB Mj Sfid^aetiB 190.9 ba4 fflijnmafinm mit beni
3eugni4 bet Steife, 0eitbem luibmete it^ mid) bcm Stubium bet
beutfd^en tp^itologie, ^bifofop^ie, @cf(bicl)te nnb bcd 5ran3 öfif(f|en auf
ber Uniocrfitöt ®erlin. Jm Sommer 1904 ftnbierte i(6 in Rreibntg i. ®.
Tie ®tonate Sluguft nnb September 1906 bratbtc idb 311m Sfnbium
ber fran3öfifdben Sprod^e in ®rcnobte 311 .
Tie S)5tomotionSprüfnng beftanb icb am 5. 3Knr3 190H.
befndbte bie ®orIefnngen bet Herren ®ranb[, ^crtmami,
ilinge. St. SSt. ä)fei)cr, Stoebiger, Stoctpc, ®. Stbmibt, SBoerncr;
Tobicr, tjiagnenin, ebeling; ®anlfen, Stumpf, Teffoir, St. fiebmann;
Tetbrücf, ginfe, i'eng, iSiitbnel, Stotoff, Sdiäfer, uon Simfon,Stetfcnborf.
3df nabm ferner teil an ben llebnngcn ber 4>erren Stiuge,
Stoebiger, Stoettje, ®. S(f)mibt; ®bcling, §agucnin, ®artfeBc:
Tclbriid, Stotoff, S>ten3er. Seit bcm SBinterfemefter 1906 07 tuar
icb orbentliifieö SSiitglieb bco germonifdjen Seminard an ber Unioerfität
®erlin.
lÄHen biefen iierrcn bin idb tief uerpfliditet, befonbev-5 aber
^»ettn ^rofeffor ®. Sdbmibt, bem irti bic Slnrcgnng 311 ber oor*
tiegenben SIrbeit oetbanfe.
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