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Zu spät Besonders kleine und mittel- ständische Unternehmen sol- len ihre Gesundheitspräven- tion verbessern. Das ist das Konzept des Gesetzgebers. Seite 26 Zu riskant Die Zahl der Arbeitsunfälle bewegt sich auf niedrigem Niveau. Damit das so bleibt, sind auch die Arbeitnehmer gefordert. Seite 28 Zu laut Lärm im Büro stört die Konzentration, kann sogar gesundheitliche Schäden verursachen. Auch falsche Beleuchtung ist ein Problem. Seite 27 EIN SONDERTHEMA DER ZEITUNG WIRTSCHAFT IN BADEN-WÜRTTEMBERG GESUNDHEITS- MANAGEMENT OKTOBER 2016 H ealth Economics, Gesundheitsöko- nomie oder Fitness und Health Ma- nagement – viele Hochschulen bie- ten Studiengänge im Umfeld von Betriebs- wirtschaft und Gesundheit an. „Unser Studiengang Gesundheits- und Sozialma- nagement vermittelt betriebswirtschaftliche Kenntnisse für Einrichtungen des Gesund- heits- und Sozialwesens“, erklärt Dr. David Matusiewicz, Professor für Betriebswirt- schaftslehre und Dekan für den Hochschul- bereich Gesundheit und Soziales der FOM Essen. „Es geht darum, wie das Gesundheits- und Sozialsystem aufgebaut ist, welche Schnittstellen die einzelnen Akteure haben und welche Mechanismen auf die Angebots- und Nachfrageseite im Gesundheitswesen wirken.“ Das wichtige Gut der Gesundheit stellt dabei besondere Herausforderungen an das Management von Einrichtungen. „Diese Besonderheiten werden praxisnah an verschiedenen Organisationen betrachtet und diskutiert“, erklärt Matusiewicz. Das sie- ben Semester dauernde Studium bereitet ge- zielt auf eine verantwortungsvolle Position im Gesundheits- und Sozialwesen vor, zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrich- tungen, bei Krankenversicherungen oder sozialen Einrichtungen. Während die Ausgaben des deutschen Versorgungssystems stetig steigen, werden die Potenziale von Prävention und Gesund- heitsförderung bislang nur unzureichend genutzt. „Mit dem Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention soll die gesetzliche Krankenversicherung zu- künftig den Fokus stärker auf gezielte Präventionsmaßnahmen legen, die das Erkrankungsrisiko verringern und so zu einer Reduktion der Gesundheitsaus- gaben führen“, erklärt Professor Dr. Arne Morsch vom Fach- bereich Gesundheitswissenschaft der Deut- schen Hochschule für Prävention und Ge- sundheitsmanagement – kurz DHfPG. „Es ist daher davon auszugehen, dass sich gerade an der Schnittstelle des Versorgungssystems und des privatwirtschaftlichen, sogenann- ten zweiten Gesundheitsmarktes zukünftig weitere Potenziale für Leistungen und zu- kunftsorientierte Arbeitsplätze ergeben.“ Der Studiengang Bachelor of Arts Gesund- heitsmanagement an der DHfPG qualifiziert zum Präventionsspezialisten, der gesund- heitsförderliche Interventionsmaßnahmen für verschiedene Zielgruppen in den Hand- lungsfeldern Bewegung, Ernährung, Ent- spannung und Stressmanagement plant, ko- ordiniert, umsetzt und evaluiert. „Die Aufga- be eines Gesundheitsmanagers ist es zudem, gesundheitsfördernde Projekte in verschie- denen Lebenswelten, wie Betrieb, Kita, Schu- le oder Kommune, zu initiieren, zu begleiten und die Qualität dieser Projekte nachhaltig zu sichern“, gibt Morsch Beispiele. Das Gesundheitswesen gehört zu den Boombranchen der deutschen Wirtschaft und steht gleichzeitig stark unter Druck. Der Wettbewerb nimmt zu, und um sich erfolg- reich am Markt zu positionieren, ist be- triebswirtschaftliches Handeln gefragt. „Die Verbindung zwischen Gesundheit und Wirt- schaft in Deutschland ist noch eine ,kleine Pflanze‘ – eine Disziplin, die sich im Gegen- satz zur Allgemeinen BWL noch weiter he- rausbilden wird“, ist Matusiewicz von der FOM Essen überzeugt. Die Gesundheits- akteure wie Leistungserbringer und Kran- kenversicherungen entwickeln sich Gesund- heitsmanagement-Or- ganisationen und brauchen Mit- arbeiter, die beide „Spra- chen“ spre- chen. „Da die Gelder auch im Gesund- heitswesen knapp sind, ist es wichtig, diese so einzusetzen, dass die breite Bevölkerung einen Zugang zu einem qualitativ hohen Standard in der Gesundheitsversorgung hat.“ Gesundheit ist wiederum die Prämisse für produktive Arbeitskräfte, so dass sich beide Größen gegenseitig beeinflussen. Das Thema Gesundheit liegt seit Jahren im Trend. „Der Bereich zeichnet sich durch rund fünf Millionen Beschäftigte und seit Jahren über zehn Prozent Bruttoinlandspro- dukt in Deutschland aus“, zeigt Matusiewicz die Relevanz auf. „Die Wirtschaftskraft ist damit vergleichbar mit der Automobilindus- trie.“ Die Akteure im Gesundheitswesen fra- gen zunehmend nach Akademikern mit wis- senschaftlichem Know- how an der Schnittstel- le zwischen Medizin und Management. „Die beruflichen Perspekti- ven für Absolventen des Studiengangs Ge- sundheits- und Sozial- management sind der- zeit hervorragend, da Gesundheitsmanager händeringend gesucht werden“, betont Ma- tusiewicz. Mögliche Arbeitgeber sind Kran- kenhäuser, Praxisnetze und medizinische Versorgungszentren, Krankenkassen, Prü- fungs- und Beratungsunternehmen, die Pharma- und die Medizinprodukte-Industrie oder auch Unternehmen im Bereich Gesund- heitstourismus. Auch die Absolventen des Studiengangs Gesundheitsmanagement der DHfPG haben eine ausgezeichnete berufliche Perspektive. „Als Spezialist für Prävention und Gesund- heitsförderung besteht ein zukunftsträchti- ges Betätigungsfeld zum Beispiel im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements in Unternehmen und öffentlichen Einrich- tungen“, zeigt Morsch die Möglichkeiten auf. „Des Weiteren können Gesundheitsmanager im Rahmen der lebensweltbezogenen Ge- sundheitsförderung in Kommunen, Schulen und Kitas ihren Beitrag dazu leisten, die Gesundheitssituation der Menschen vor Ort zu verbessern.“ Auch beim Aufbau eines Präventionsangebots bei kommerziellen Dienstleistern wie Fitness- und Gesundheits- einrichtungen beraten heute Gesundheits- manager. Brigitte Bonder Arbeiten an der Schnittstelle Gesundheitsmanager – ein Beruf mit Zukunft QUALIFIKATION JOB GESUNDHEITSFÖRDERUNG SOZIALES ARBEITSMARKT WANDEL KRANKENKASSE KLINIK KOSTEN BETRIEBSWIRTSCHAFT STUDIUM STANDARD BACHELOR WISSENSCHAFT Das Berufsbild des Gesundheitsmanagers vereint wirtschaftliches mit sozialem und gesundheitlichem Wissen. Foto: Clemens Schler/Fotolia

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  • Zu spät Besonders kleine und mittel-ständische Unternehmen sol-len ihre Gesundheitspräven-tion verbessern. Das ist das Konzept des Gesetzgebers.

    Seite 26

    Zu riskant Die Zahl der Arbeitsunfälle bewegt sich auf niedrigem Niveau. Damit das so bleibt, sind auch die Arbeitnehmer gefordert.

    Seite 28

    Zu lautLärm im Büro stört dieKonzentration, kann sogar gesundheitliche Schädenverursachen. Auch falscheBeleuchtung ist ein Problem.

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    E I N S O N D E R T H E M A D E R Z E I T U N G W I R T S C H A F T I N B A D E N - W Ü R T T E M B E R G

    G E S U N D H E I T S -M A N A G E M E N T

    O K TO B E R 2 0 1 6

    H ealth Economics, Gesundheitsöko-nomie oder Fitness und Health Ma-nagement – viele Hochschulen bie-ten Studiengänge im Umfeld von Betriebs-wirtschaft und Gesundheit an. „UnserStudiengang Gesundheits- und Sozialma-nagement vermittelt betriebswirtschaftlicheKenntnisse für Einrichtungen des Gesund-heits- und Sozialwesens“, erklärt Dr. DavidMatusiewicz, Professor für Betriebswirt-schaftslehre und Dekan für den Hochschul-bereich Gesundheit und Soziales der FOMEssen. „Es geht darum, wie das Gesundheits-und Sozialsystem aufgebaut ist, welcheSchnittstellen die einzelnen Akteure habenund welche Mechanismen auf die Angebots-und Nachfrageseite im Gesundheitswesenwirken.“ Das wichtige Gut der Gesundheitstellt dabei besondere Herausforderungenan das Management von Einrichtungen.„Diese Besonderheiten werden praxisnah anverschiedenen Organisationen betrachtetund diskutiert“, erklärt Matusiewicz. Das sie-ben Semester dauernde Studium bereitet ge-zielt auf eine verantwortungsvolle Positionim Gesundheits- und Sozialwesen vor, zumBeispiel in Krankenhäusern, Pflegeeinrich-tungen, bei Krankenversicherungen odersozialen Einrichtungen.

    Während die Ausgaben des deutschenVersorgungssystems stetig steigen, werdendie Potenziale von Prävention und Gesund-heitsförderung bislang nur unzureichendgenutzt. „Mit dem Gesetz zur Stärkung derGesundheitsförderung und Prävention solldie gesetzliche Krankenversicherung zu-künftig den Fokus stärker auf gezieltePräventionsmaßnahmen legen, die dasErkrankungsrisiko verringern und so zueiner Reduktion der Gesundheitsaus-gaben führen“, erklärt ProfessorDr. Arne Morsch vom Fach-

    bereich Gesundheitswissenschaft der Deut-schen Hochschule für Prävention und Ge-sundheitsmanagement – kurz DHfPG. „Es istdaher davon auszugehen, dass sich geradean der Schnittstelle des Versorgungssystemsund des privatwirtschaftlichen, sogenann-ten zweiten Gesundheitsmarktes zukünftigweitere Potenziale für Leistungen und zu-kunftsorientierte Arbeitsplätze ergeben.“Der Studiengang Bachelor of Arts Gesund-heitsmanagement an der DHfPG qualifiziertzum Präventionsspezialisten, der gesund-heitsförderliche Interventionsmaßnahmenfür verschiedene Zielgruppen in den Hand-lungsfeldern Bewegung, Ernährung, Ent-spannung und Stressmanagement plant, ko-ordiniert, umsetzt und evaluiert. „Die Aufga-be eines Gesundheitsmanagers ist es zudem,gesundheitsfördernde Projekte in verschie-denen Lebenswelten, wie Betrieb, Kita, Schu-le oder Kommune, zu initiieren, zu begleitenund die Qualität dieser Projekte nachhaltigzu sichern“, gibt Morsch Beispiele.

    Das Gesundheitswesen gehört zu denBoombranchen der deutschen Wirtschaftund steht gleichzeitig stark unter Druck. DerWettbewerb nimmt zu, und um sich erfolg-reich am Markt zu positionieren, ist be-triebswirtschaftliches Handeln gefragt. „DieVerbindung zwischen Gesundheit und Wirt-schaft in Deutschland ist noch eine ,kleinePflanze‘ – eine Disziplin, die sich im Gegen-satz zur Allgemeinen BWL noch weiter he-rausbilden wird“, ist Matusiewicz von derFOM Essen überzeugt. Die Gesundheits-akteure wie Leistungserbringer und Kran-kenversicherungen entwickeln sich Gesund-

    heitsmanagement-Or-ganisationen und

    brauchen Mit-arbeiter, diebeide „Spra-chen“ spre-chen. „Da die

    Gelder auchim Gesund-

    heitswesen knappsind, ist es wichtig,

    diese so einzusetzen, dassdie breite Bevölkerung einen

    Zugang zu einem qualitativ hohenStandard in der Gesundheitsversorgunghat.“ Gesundheit ist wiederum die Prämissefür produktive Arbeitskräfte, so dass sichbeide Größen gegenseitig beeinflussen.

    Das Thema Gesundheit liegt seit Jahrenim Trend. „Der Bereich zeichnet sich durchrund fünf Millionen Beschäftigte und seitJahren über zehn Prozent Bruttoinlandspro-dukt in Deutschland aus“, zeigt Matusiewiczdie Relevanz auf. „Die Wirtschaftskraft istdamit vergleichbar mitder Automobilindus-trie.“ Die Akteure imGesundheitswesen fra-gen zunehmend nachAkademikern mit wis-senschaftlichem Know-how an der Schnittstel-le zwischen Medizinund Management. „Dieberuflichen Perspekti-ven für Absolventendes Studiengangs Ge-sundheits- und Sozial-management sind der-zeit hervorragend, daGesundheitsmanagerhänderingend gesucht werden“, betont Ma-tusiewicz. Mögliche Arbeitgeber sind Kran-kenhäuser, Praxisnetze und medizinischeVersorgungszentren, Krankenkassen, Prü-fungs- und Beratungsunternehmen, diePharma- und die Medizinprodukte-Industrieoder auch Unternehmen im Bereich Gesund-heitstourismus.

    Auch die Absolventen des StudiengangsGesundheitsmanagement der DHfPG habeneine ausgezeichnete berufliche Perspektive.„Als Spezialist für Prävention und Gesund-heitsförderung besteht ein zukunftsträchti-ges Betätigungsfeld zum Beispiel im Bereichdes betrieblichen Gesundheitsmanagementsin Unternehmen und öffentlichen Einrich-tungen“, zeigt Morsch die Möglichkeiten auf.„Des Weiteren können Gesundheitsmanagerim Rahmen der lebensweltbezogenen Ge-sundheitsförderung in Kommunen, Schulenund Kitas ihren Beitrag dazu leisten, dieGesundheitssituation der Menschen vor Ortzu verbessern.“ Auch beim Aufbau einesPräventionsangebots bei kommerziellenDienstleistern wie Fitness- und Gesundheits-einrichtungen beraten heute Gesundheits-manager. Brigitte Bonder

    Arbeitenan der Schnittstelle

    G e s u n d h e i t s m a n a g e r – e i n B e r u f m i t Z u k u n f t

    QUALIFIKATION JOB GESUNDHEITSFÖRDERUNG SOZIALES ARBEITSMARKT WANDEL KRANKENKASSE KLINIK KOSTEN BETRIEBSWIRTSCHAFT STUDIUM STANDARD BACHELOR WISSENSCHAFT

    Das Berufsbild des Gesundheitsmanagers vereint wirtschaftliches mit sozialem und gesundheitlichem Wissen. Foto: Clemens Schler/Fotolia