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• Weihnachtstiere: Wie Ochs und Esel an die Krippe kamen • Unterwegs mit einem Schäfer 4/2012 STIFTUNG FÜR TIERSCHUTZ UND ETHIK PRO

Heft 4/2012

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•Weihnachtstiere:WieOchsundEselandieKrippekamen

•UnterwegsmiteinemSchäfer

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ST I F TUNG  FÜR   T I ERSCHUTZ  UND   E TH IKPRO

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Zeitschrift der Stiftung für Tierschutz und Ethik / ProTier, ZürichEhemals « Schweizerische Gesellschaft für Tierschutz / ProTier »Nr. 4, November 201241. JahrgangErscheint 4x jährlich

Abonnement : Gönner erhalten die Zeitschrift kostenlos.Jahresabonnement CHF 25.–Einzelnummer CHF 7.–

Redaktion : Nathalie Dubois (nd)

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Weiterverwendung der Artikel und Bilder nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Ge-nehmigung der Redaktion.Die Beiträge decken sich nicht zwingend mit der Meinung der Redaktion.

Titelbild : LammFoto : © Beate Zoellner / ImagePoint

Layout : Feldner Druck AG, 8618 Oetwil a.S.

Konzept und Design : Urs Widmer / provista

Druck : Staffel Druck AG, 8045 Zürich

STIFTUNG FÜR TIERSCHUTZ UND ETHIK

Alfred Escher-Strasse 76CH-8002 ZürichTelefon : 044 201 25 03Telefax : 044 201 26 23Postcheck : 60-455782-5E-Mail : [email protected] : www.protier.ch

Impressum InhaltWeihnachten – wie die Tiere an die Krippe kamen 4

Weihnachts-Wünsche für die Tiere 7

Unterwegs mit einem Wanderhirten 8

Schweizer essen immer mehr Stopfleber 12

Im Zoo Basel sind die Affen los 14

Tier und Recht: Das Tier im Testament 17

Buchtipps / CD-Geschenktipp 18

Kurzmeldungen 20

Werden Sie Gönnerin, Gönner von ProTier! 24

Im Zoo Basel sind die Affen los

Weihnachten – wie die Tiere an die Krippe kamen

Unterwegs mit einem Wanderhirten

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ProTier-Kalender 2013

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Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde

Tiere begleiten den Menschen schon seit Jahrhunderten. Wir haben sie gezähmt und dome-

stiziert und können uns den Alltag ohne Vierbeiner kaum mehr vorstel-len. Auch in vielen Fabeln und Ge-schichten kommen Tiere vor. Nicht immer wissen wir aber wie sie da hineinkamen. Zum Beispiel Ochs und Esel an die Krippe im Stall zu Bethlehem in der bib lischen Weih-nachtsgeschichte oder warum im Nordischen der Weihnachtsmann mit einem Rentier durch die Luft fliegt. Lesen Sie dazu die interes-sante Geschichte über die Weih-nachtstiere auf Seite 4. Der Winter steht vor der Tür und verwandelt, hoffentlich auch dieses Jahr, mit seinem weissen Schleier Wälder und Wiesen in eine Märchen-landschaft. Vielleicht haben Sie auch schon das Glück gehabt, einen Schä-fer mit seiner Herde über das ver-schneite Land ziehen zu sehen – der Anblick ist leider selten geworden. ProTier hat einen Schafhirten beglei-tet, Seite 8. An eisige Temperaturen draus-

sen müssen sich die Affen des Zoo Basel hingegen vielleicht erst ge-wöhnen, aber sie werden ihre neu-en Aussengehege sicher auch im Winter zu schätzen wissen und die neue «Freiheit» geniessen. Auch, wenn man die Haltung von Gros-sen Menschenaffen in Zoos nicht unbedingt befürwortet – mit den neuen Aussengehegen leistet der Zoo Basel bemerkenswerte Pionier-arbeit, Seite 14. Falls Sie auf der Suche nach einem geeigneten Weihnachtsgeschenk sind, wir haben gleich zwei Ge schenk- tipps: Unser ProTier-Post karten-kalender 2013 schenkt das ganze Jahr über Freude und mit dem Kauf un-terstützen Sie unsere Tierschutzarbeit – Bestelltalon auf Seite 13. Nicht nur hübsch erzählt, sondern auch sehr lehrreich, sind die 6 Tiergeschichten auf der CD für Kinder, Seite 18.

Die Tatsache, dass in der Schweiz immer mehr Stopfleber, der Inbe-griff eines tierquälerischen Pro-duktes, gegessen wird, stimmt nachdenklich. Leider ist es vielen Menschen immer noch gleichgül-tig, dass Tiere leiden müssen. Wir wünschen uns für die Tiere, dass mehr Menschen ethische Verant-wortung übernehmen und dazu beitragen, dass Tiere nicht län-ger gequält und ausgebeutet wer-den. Mit Ihrer Hilfe setzt sich Pro-Tier auch 2013 für die Tiere ein. Ich wünsche, in diesem Sinne, allen Menschen und Tieren eine friedvolle Weihnachtzeit und einen guten Start ins neue Jahr!!

Nathalie Dubois, Geschäftsführerin

Editorial

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 Hau

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Herzlichen Dank «fürs Pfötchengeben»!Die Sticker-Aktion «Gib Pfötchen!» von Fressnapf

zugunsten von ProTier war ein Riesenerfolg. Ein grosses und herzliches Dankeschön an Fressnapf und an alle Spenderinnen und Spender für die tolle Unterstützung!

Lesen Sie mehr dazu auf Seite 16!

Foto : Fressnapf

Fressnapf-Laden Dietikon

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Weihnachten – Wie die Tiere an die Krippe kamen

Von Helen Weiss

Eine Ziege, die sich meckernd über die Krippe beugt und ver-gnügt an den Windeln des Je-

suskinds knabbert? Ein Hund, der hechelnd das Neugeborene be-wacht? Oder eine Maus, die geschäf-tig im Stroh der Krippe raschelt? Un-vorstellbar. Dabei hätten diese und andere Tiere genauso einen Platz an der Krippe einnehmen können wie Ochs und Esel; zwei Protagonisten, die für uns ganz selbstverständlich zur Weihnachtsgeschichte gehö-ren. Das eigenwillige Paar hat sich

geschickt in die Szene eingeschli-chen, obwohl es, rein biblisch be-trachtet, gar nichts dort zu suchen hat. Der Evangelist Lukas erwähnt die gutmütigen Vierbeiner, die sich wärmend um die Krippe stel-len, mit keinem Wort. Gundsätz-lich verkörpern Ochs und Esel zwei klassische Stalltiere und verwei-sen damit direkt auf die Geburts-geschichte Jesu – obwohl in der Bibel auch nie von einem Stall die Rede ist. Keine Frage, die beiden Tiere runden das idyllische Bild von der Heiligen Familie um die Futterkrippe bestens ab, könnten

aber auch ganz zufällig anwesend sein. Denn ebenso hätten auch Pferd, Kuh oder Ziege – ebenfalls typische Nutztiere der damaligen Zeit – die Nacht im Stall verbrin-gen können. Beim Esel darf man noch zu Recht vermuten, dass er die hochschwangere Maria hinauf ins judäische Bergland nach Beth-lehem getragen hat und so mit in den Stall kam. Den Ochsen könnte allenfalls der Zimmermann Josef mitgebracht haben, weil er beim Ein-schreiben seiner Familie einen Zins zu bezahlen hatte. Als Beispiel die-ser Geschichte gibt es ein Gemälde des Holländers Pieter Brueghel aus dem Jahr 1566, das Josef mit Maria auf dem Esel inmitten der Menge von Pilgern zu Bethlehem mit einem Ochsen an der Seite zeigt.

Deutliche Provokation

In der Geschichte der christlichen Bildkunst waren Ochs und Esel je-doch bereits im 4. Jahrhundert so

Fotos: zvg

Ochse, Esel und Schafe sind zentrale Figuren zahlreicher Krippendarstellungen. Wer die Tiere im Weihnachtsevange-lium sucht, wird sie jedoch nicht finden. Zum Umstand, wie sich diese für uns typischen Weihnachtstiere ganz unbemerkt an die Krippe geschlichen haben, gibt es unterschiedliche Erklärungen.

In der Bibel ist nur die Rede von Hirten, die ihre Herde bewachen – ob es sich dabei um Schafe handelte, ist nicht schlüssig geklärt.

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Weihnachten – Wie die Tiere an die Krippe kamen

populär wie die Heiligen drei Kö-nige. Die ältesten Darstellungen von Weihnachten zeigen nicht etwa Josef und Maria, sondern die beiden Nutz-tiere, die das Kind in der Krippe um-rahmen. Den Grund, weshalb Ochs und Esel schon von Beginn an in der ersten Reihe standen, kennt Kir-chenratspräsident der Evangelisch-reformierten Kirche Basel-Stadt und Basler Münsterpfarrer Lukas Kun-dert: «Die Anwesenheit der beiden Tiere geht auf die symbolische Deu-tung einer alttestamentarischen Bi-belstelle des Propheten Jesaja zu-rück.» Dort heisst es: «Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber hat keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht.» Ochs und Esel wurden also zu Bildern derer, die ihren Herrn ken-nen und ihn nicht vergessen haben. «Die Aussage hinter diesen Sinnbil-dern ist fast schon aggressiv und trägt eine antijüdische Note», sagt Kundert. Denn die Darstellung von Ochs und Esel an der Krippe geht mit der Enterbungslehre (dass die christliche Kirche seit der Kreuzigung Jesu anstelle des Volkes Israel von Gott auserwählt sei) und der Tren-nung von Juden und Christen im 4. Jahrhundert einher. «Mit Ochs und Esel im Stall soll ausgesagt werden, dass sogar die dummen Tiere er-kennen, dass mit diesem Kind der Messias geboren wurde», erklärt Kundert. Ochs und Esel, die sich treuherzig über den Krippenrand beugen, sind somit eine deutliche Provokation für Juden als auch für Heiden, welche Jesus nicht als Er-löser anerkennen.

Die Hirten auf dem Feld

Über diese theologische Begrün-dung hinaus haben Ochse und Esel aber auch eine tiefgründige Sym-bolik. Der Esel wird als demütiges und dienendes Tier interpretiert. Auf ihm zieht der Sohn Gottes später in Je rusalem ein, zum Zeichen, dass er ein «Friedensfürst» ist, kein Heer-führer, kein machtvoller Despot, kein Unterdrücker. Parallel dazu steht der Ochse für das typische Op-fertier des Alten Testaments und

verweist so auf die Kreuzigungs-geschichte. Aus ganz ähnlichen Gründen kommen auch die Schafe in der Weihnachtsgeschichte zu Eh-ren. Denn ebenso wie die anderen Tiere werden auch sie in der Bibel nicht explizit beschrieben. Kundert: «Im Lukasevangelium steht, dass die Hirten ihre Herde bewachen. Um welche Tiere es sich dabei handelt, ist nicht schlüssig.» Traditionell be-zeichne der Begriff Herde zwar meist Schafe, die Interpretation gehe aber wahrscheinlich auf Johannes zurück. In Kapitel 10, Vers 4 steht: «Draus-sen geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen.» Auch hier folgen nur jene Schafe dem Ruf, welche

Jesus als wahren Erlöser – und sinn-bildlich als ihren Hirten – anerkennen.

Fliegende Rentiere

Neben Ochs, Esel und Schaf werden gerne auch Elch, Hirsch und Ren-tier im weihnächtlichen Kontext er-wähnt. Sie tragen alle ein Geweih und passen deshalb – zumindest im deutschen Sprachgebrauch – bestens zur weihnächtlichen Fau-na. Während der mächtige Elch, laut dem Buch des deutschen Aberglau-bens bei den Preussen als Gottheit verehrt, an der Krippe erscheint und das Neugeborene als wah-ren Erlöser anbetet, hat der Hirsch zumindest nach Physiologus eine

Ochse, Esel und Schafe sind zentrale Protagonisten in Krippendarstellungen, obwohl sie in der Bibel nicht erwähnt werden. Trotzdem verfügen sie über grossen Symbolwert.

Auch beim mittelalterlichen Maler Meister von Hohenfurth stehen Ochse und Esel direkt neben der Krippe – hier ein Ausschnitt aus dem Gemälde «Die Geburt Christi» aus dem Jahr 1350.

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bib lische Symbolik. Der Physiolo-gus ist eine frühchristliche Natur-lehre, in der Pflanzen, Steine und Tiere be schrieben und allegorisch auf das Heils geschehen hin gedeutet werden. «Im Physiologus wird be-richtet, wie ein Hirsch in seinem 50. Lebensjahr an einem Schlangenloch schnuppert, worauf die Schlange her-vorschiesst und durch die Nüs tern in das Tier eindringt», erklärt Kundert. Der Hirsch verschluckt die Schlan-ge und muss innert drei Stunden zu einem Wasserloch, damit ihm für weitere 50 Jahre das Leben ge-schenkt wird. «Diese Geschichte gilt als Sinnbild für die Taufe», so Kundert. Zudem gehe sie auf Psalm 42,2 zurück, wo es heisst: «Wie ein Hirsch nach frischem Wasser lechzt, so sehne ich mich nach dir, mein Gott.» Die Rolle des Rentiers wäh-rend Weihnachten ist hingegen an-deren Ursprungs. Der heutige – vor allem in Amerika populäre – My-thos des Weihnachtsmanns, der mit einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten reist, heimlich durch den Kamin in die Häuser steigt und dort die Geschenke verteilt, geht auf das 1823 anonym veröffentlichte Gedicht «The Night before Christ-mas» zurück. «Rudolph, the Red- Nosed Reindeer» kam erst 1939 durch ein Gedicht von Robert L. May dazu, welches die Vorlage für das be-kannte gleichnamige Weihnachtslied von Johnny Marks lieferte.

Fliegenpilz verschafft Höhenflüge

Möglicherweise wurden Rentiere deshalb gewählt, weil sie als Zug-tiere für Schlitten bei den Noma-

den eine lange Tradition haben. Zu-dem verehrten einige nordsibirische Stämme den grossen Rentiergeist als Gottheit. Der schwedische Oberst Philip Johan von Strahlenberg be-richtet in einem 1730 erschienenen

und damals sehr populären Buch über seine Kriegsgefangenschaft in Kamtschatka, dass die dort be-heimateten Völker durch den Genuss von Fliegenpilzen zu wahren Höhen-flügen fähig waren. Von den hallu zi-nogenen Pilzen berauscht, nahmen die Schamanen Kontakt zu ihrer Gott-heit auf und «schwebten» auf ihren fliegenden Rentieren zu ihren be-nachbarten Stammesangehörigen. Durch den Rauchabzug im Dach betraten sie die Jurten und brach-ten weitere Pilze als Geschenke mit. Ersetzt man den Rauchabzug durch einen Kamin und die Pilze durch Playmobil und Barbiepuppen, ist man schon ziemlich nah dran an der Geschichte des Weihnachts-manns. ■

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Bereits im 4. Jahrhundert war das tierische Paar so populär wie die heiligen drei Könige: Ochs und Esel versinnbildlichen jene Christen, die Jesus als wahren Sohn Gottes anerkennen.

Einige nordsibirische Stämme verehrten den grossen Rentiergeist als Gottheit. Die Nomaden – berauscht durch den Genuss von Fliegenpilzen – «schwebten» auf ihren fliegenden Rentieren zu ihren Nachbarn.

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Weihnachts-Wünsche für die TiereDie Zeit im Advent und um den Jahreswechsel ist für uns Menschen die Zeit, Bilanz über das allmählich zu Ende gehende Jahr zu ziehen und auf Vergangenes zurückzuschauen. Es ist die Zeit für Weihnachts-Wünsche und auch die Zeit, um Vorsätze für das neue Jahr zu fassen.

Was aber würden sich die Tiere zu Weihnachten wünschen?

Was würden sich die unzähligen Nutztiere wünschen, die ein trauriges, nicht artgerechtes Leben fristen müssen, bevor sie geschlachtet werden?

Was würden sich die ausgesetzten oder ins Tierheim abgeschobenen Tiere wünschen, die einst als Lieblinge gehätschelt und verwöhnt, dann aber für ihre Besitzer plötzlich überflüssig oder lästig wurden?

Was würden sich die, in engen Käfigen gehaltenen Pelztiere wünschen, den Tod für unsere Eitelkeit und ein klein wenig fragwürdigen Luxus vor Augen; was die Versuchstiere, die Qualen erleiden im Namen der Wissenschaft?

Was würden sich die Wildtiere wünschen, die in Zoos und Zirkussen ausgestellt werden und Kunststücke zu unserer Unterhaltung aufführen müssen; und was diejenigen, deren Lebensraum Tag für Tag aus Profitgier ein Stück weiter unwieder-bringlich zerstört wird?

ProTier wünscht sich, dass sich möglichst viele Menschen diese Fragen stellen und Vorsätze fassen, die helfen, Tierleid zu verhindern. Tierschutz beginnt im Alltag – bei jedem einzelnen von uns! Wir von ProTier schauen nicht zurück sondern nach vorne und setzen uns auch im neuen Jahr für die Tiere ein, damit die Welt für sie, eine bessere wird.

Unterstützen Sie unsere Tierschutzarbeit mit Ihrer Weihnachtsspende und/oder werden Sie Gönnerin oder Gönner – Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!

(Sie finden Einzahlungsscheine in der Heftmitte, den Anmeldetalon auf der Heftrückseite)

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Von Helen Weiss

Im Wald ist es still wie in einer Kirche. Die Äste der Bäume sind kahl, doch an diesem grauen Win-

tertag herrscht auch um neun Uhr morgens noch ein dämmriges Licht, obwohl die Sonne längst aufgegan-gen ist. «Die Schafe sind Langschlä-fer», meint Toni Felder schmunzelnd und stapft zielstrebig in Richtung einer kleinen Fichtengruppe. Zwei Esel warten dort geduldig und spit-zen die Ohren, als der Hirte näher tritt. Von den Schafen ist keine Spur zu sehen. Wer nun denkt, dass sich 400 Tiere schlecht in einem kleinen

Mit den Schafen auf Wanderschaft:

Unterwegs miteinem Wanderhirten

Wanderhirten sind bei jeder Witterung mit ihren Schafher-den unterwegs – ein harter, entbehrungsreicher Beruf. Auch deshalb gibt es nur noch wenige Schafhirten in der Schweiz. ProTier hat einen von ihnen, Toni Felder, einen Tag lang be-gleitet.

Waldstück verstecken lassen, hat weit gefehlt. Bestens getarnt durch ihr weisses oder braunes Fell liegen sie, ohne einen Mucks zu machen, nur fünfzig Meter vom Weg entfernt auf dem Waldboden. Durch einen Elektrozaun geschützt, haben sie hier die Nacht verbracht. Erst als Felder näher tritt, kommt Bewegung in die Gruppe: Mit lau-tem «Mäh» hieven sich die Tiere auf die Beine, schütteln sich und beobachten erwartungsvoll, wie der Hirte sich am Zaun zu schaffen macht. Und als Felder nach seinem Stock greift, seinen Hund ruft und ein lautes «Brrrr» ausstösst, gibt es

kein Halten mehr. Wie eine wollige Lawine ergiesst sich die Schafherde laut blökend auf den Waldweg und hinaus auf die Wiese. Die beiden Esel laufen brav mitten in der Grup-pe, während Hütehund Roy die Tiere im Schach hält. In gemächlichem Tempo geht es hinaus aufs Feld und die Szenerie scheint wie aus dem Bil-derbuch. Eine dünne Schneedecke liegt auf den Wiesen, dazwischen zeichnen sich knorrige Obstbäume als schwarze, filigrane Silhouetten vor dem grauen Himmel ab.

Fotos: Helen Weiss

Der australische Hütehund Roy

hat das Treiben im Blut und

hält die Herde problemlos in

Schach.

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Mit den Schafen auf Wanderschaft:

Unterwegs miteinem Wanderhirten

Dicke Wolle schützt vor Kälte

Der unerbittliche Wind erinnert je-doch schnell daran, dass der Be-ruf des Wanderhirten alles andere als idyllisch ist. So märchenhaft die Stimmung an diesem Morgen auch sein mag, es ist bitterkalt. Toni Fel-der scheinen die Minusgrade nichts auszumachen. Er trägt einen Faser-pelz und eine Mütze – auf Schal oder Handschuhe verzichtet der 64-Jäh-rige. «Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Kälte», meint Felder und stemmt sich gegen den Wind. Der Safenwiler ist mit seiner Herde bei jedem Wetter unterwegs, ob es schneit, regnet oder stürmt. Draus-sen übernachtet der Hirte jedoch nicht mehr: Mit seinem Hund Roy fährt er jeden Abend mit dem Auto nach Hause ins aargauische Safen-wil zurück. Wirklich schlimm sei es tagsüber nur, wenn die Bise wehe. Und die Schafe? «Um die Tiere muss man sich bei diesem Wetter keine Sorge machen», so Felder. Sie seien durch die dicke Wolle bestens ge-schützt. «Sie vertragen Kälte bes-ser als nasses und warmes Wet-ter», weiss der Wanderhirte, der seit sechs Jahren von Mitte Nov-ember bis Mitte März mit seiner Herde durch die Kantone Aargau und Solothurn zieht.

Gefrorenes als Hauptmahlzeit

«Das Fleisch ist von guter Qualität, da die Tiere den Grossteil ihres Lebens draussen verbracht haben», weiss Felder. So wird die Herde allmäh-lich kleiner, je weiter das Jahr fort-schreitet. Auch kranke oder verletzte Schafe werden sofort aus der Herde genommen. Daneben führt Felder

Muttertiere mit. «Eine Herde mit ei-nigen erfahrenen Tieren ist leichter zu führen», erklärt er. Der neuseelän-dische Hütehund Roy, der einem schwarzen Schatten gleich über die weisse Schneedecke hetzt und ei-nige Nachzügler zurück zur Herde treibt, sorgt dafür, dass die Schafe nicht vom rechten Weg abkommen. Auch die beiden Esel Timo und Maja – früher als Las tenträger mitgeführt – haben eine Aufgabe: «Sie sind gute Wächter und geben lautstark an, wenn sie etwas Ungewöhnliches sehen», meint Felder schmunzelnd und klopft Timo den Hals. «Timo ist zudem ein Weltmeis ter im Ausbü-xen.» Die Schafe haben sich in der Zwischenzeit in losen Gruppen auf dem Feld verteilt. Betrachtet man die harsche Schneedecke über der Wiese, ist kaum zu glauben, dass sie hier genügend zu fressen finden. Doch die Tiere stellen sich äusserst geschickt an. «Sie scharren mit den Hufen den Schnee weg und fressen das Gras darunter.» Der Wanderhir-te bückt sich, reisst ein Büschel ab und überprüft die Qualität, denn nur das beste Grün ist den Schafen gut genug. Die Tiere sind wahre Fein-schmecker: Ist das Gras alt, bleiben die Schafe einfach stehen und fres-sen nicht, weiss der Hirte.

Die Esel Timo und Maja sind die besten «Wächter» der Gruppe:Sehen sie etwas Ungewöhnliches, geben sie lautstark an.

Nach einigen Tagen der Angewöhnung lernen die Schafe, das Gras scharrend unter der Schneedecke zu suchen.

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an und der Schafsmist kräftigt als natürlicher Dünger die Wiesen, wes-halb Schafe schon im Mittelalter eine wichtige Funktion als Landschafts-pfleger innehatten. Heute trifft man in der Schweiz nur noch selten auf Hirten und ihre Schafe – der Beruf ist nicht jedermanns Sache. «Man muss Freude haben daran», sagt Felder. «Wegen des Geldes macht man die-sen Job nicht.» Die Arbeitstage sind lang: Haben die Schafe genügend gefressen – was man an den vollen Bäuchen erkennt –, sucht Felder vor dem Einnachten nach einem geeig-neten Schlafplatz im Wald für seine Herde und die beiden Esel. Dort füh-len sich die Schafe geborgen, der Boden ist trocken und meist ist es ein bis zwei Grad wärmer. Oftmals seien die Tage friedlich, Stress gebe es nur, wenn beim Wechsel in ein anderes Gebiet eine Strasse oder ein grosser Wald ge-quert werden müsse. Auch komme es öfters vor, dass die Schafe von freilaufenden Hunden gejagt oder sogar gerissen würden. «Gewisse Spaziergänger sind diesbezüglich leider sehr unvernünftig», bedauert Felder. Ansonsten freut sich der Safenwiler jedoch jederzeit über Besuch und erzählt gerne von sei-nem Alltag als Hirte. So wird er oft von Spaziergän-gern angesprochen oder empfängt auch ganze Kindergartenklassen, um ihnen die alte Tradition zu zeigen. Felder: «Das Umherziehen mit den Schafen ist ein wichtiges Stück un-serer Kultur.» ■

«Die grünen Halme sind gefroren und bauen sich als Stärke in den Mä-gen ab», sagt Felder. Salz und Mine-ralstoffe werden zusätzlich verfüttert. Ist die Wiese abgegrast, zieht die Herde weiter: Die Tiere sind dauernd in Bewegung auf der Suche nach schmackhaftem Grün. Übernachtet wird deshalb, je nach «An gebot», immer an einem anderen Ort.

Faszinierende Tradition

Auf seinen Wanderungen durch das Mittelland wählt Toni Felder jeweils eine ähnliche Route. Voranmelden muss er sich bei den Landwirten nicht: Die Bauern sind froh über den Besuch des Wanderhirten und seiner Herde. Denn im kurzen Gras siedeln sich später weniger Mäuse

Schafe sind ausgeprägte Herdentiere und folgen dem Hirten

Toni Felder problemlos.

Rund 500'000 Schafe gibt es in der Schweiz. Nur ein kleiner Teil davon zieht heute noch während des Winters mit einem

Wanderhirten durchs Mittelland.

Noch während des Zweiten Weltkriegs war die Schafwolle ein gefragter Rohstoff für die Herstellung von Kleidern und Decken. Heute deckt der Erlös

aus dem Verkauf in der Regel nicht einmal mehr die Schurkosten.

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Gemeinsam für die Tiere kämpfen

ProTier setzt sich ein für einen ethischen Umgang mit den Tieren. Tiere sollen in unserer Gesellschaft als leidens fähige Wesen akzeptiert und respek-tiert werden.

Wir kämpfen gegen die Ausbeutung und den Missbrauch von Tieren. Wir kämpfen gegen Tierleid – sei es mut willig oder unbeabsichtigt verursacht.

Wir kämpfen für ein von Verantwortung geprägtes gesellschaftliches Bewusstsein für unsere Mit geschöpfe, die Tiere. Fo

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Von Petra WessaloWski / sonntagsZeitung

Die Schweizer Bevölkerung isst immer mehr Foie gras. Letztes Jahr wurden knapp 200 Ton-

nen frische Stopfleber importiert. Das sind 15 Prozent mehr als noch zur Jahrtausendwende. Besonders zugelegt hat tiefgekühlte Stopfle-ber. 2011 wurden fast 90 Tonnen eingeführt, während es 2001 erst 5 Tonnen waren. Laut Gastrokennern landet die Tiefkühlware vor allem in Restaurants der Spitzen- und Ster-neklasse in der Deutschschweiz und grossen Hotels in den Bergregionen. Selbst einfachere Restaurants wür-den Entenstopfleber-Terrinen anbie-ten. Die Tiefkühlware muss nicht als solche deklariert werden, ist güns-tiger als frische und es gibt kaum Verlust durch Verderb. Die Schweiz importiert nach Japan am meisten Foie gras aus der EU. Hierzulande werden fast 50 Prozent mehr Stopf-leber verzehrt als in Deutschland. Einer der grössten Direktver-käufer von Foie gras ist die Migros. Sie setzt die Produkte zwar nicht in der Deutschschweiz ab, sondern nur in den Genossenschaften Genf, Waadt, Neuenburg/Fribourg, Wallis und Tessin. Denner hingegen, eine hundertprozentige Migros-Tochter, bietet seit 2009 keine Stopfleber

mehr an. «In unseren Einkaufsricht-linien steht, dass Denner keine Gän-sestopfleber oder Kaninchenfleisch aus nicht artgerechter Tierhaltung vertreibt», erklärt Denner-Medien-sprecherin Grazia Grassi. Als Ersatz hat der Discounter eine Mousse de Canard aus ungestopfter Leber im Sortiment. Auch Coop verzichtet seit längerem auf den Verkauf von Stopfleber. Die Haltung der Migros ist nicht einheitlich. Über den Inter-netanbieter LeShop ist Foie gras ge-nauso erhältlich wie bei Globus.

Tierschützer legen sich mit der Migros an

Tierschützer sind empört. Darunter auch Katharina Büttiker, Päsidentin von Animal Trust, die die Migros da-für nicht zum ersten Mal kritisiert: «Die Migros gibt sich ein tierfreund-liches Image und verkauft gleichzei-tig tierquälerische Stopfleber.» Die Produktion von Stopfleber ist in der Schweiz verboten. Während bei Um-fragen die Schweizer Konsumenten Wert auf einheimisches und Label-Fleisch legen, kaufen sie gleichzeitig mehr Foie gras. Laut Migros Genf legte der Absatz im Vergleich zum Vorjahr um rund 17 Prozent zu.Auch andere Tierschützer ärgern sich über die Verharmlosung in einem Migros-Informationsblatt, wo es etwa heisst, dass die Stopfleber keine kranke Leber sei und die Ef-fekte des Stopfens jederzeit voll-ständig reversibel seien oder dass der Schlund mit grösster Sorgfalt behandelt werde. Die Tiere werden während 14 Tagen brutal gemästet. Eine wissenschaftliche EU-Kommis-sion stellte fest, dass die Sterblich-keit 10 bis 20 Mal höher ist als bei

nicht gestopften Enten. Die franzö-sische Tierschutzorganisation L214, die für die Abschaffung der Stopf-mast kämpft, gibt auf ihrer Inter-netseite an, dass dieses Jahr allein in Frankreich bereits über 800'000 Tiere während des Stopfens umge-kommen sind. Für eine Stopfleber von rund 350 Gramm sind 30 Kilo Mais nötig. ■

Tiefkühlabsatz hat sich innert zehn Jahren fast verzwanzigfacht 

Schweizer essen immer mehr Stopfleber

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Protest gegen Stopfleber

Seit 2011 sind Mastkäfige in der EU verboten, doch erst 15 Prozent der französischen Produzenten haben um-gestellt. Darauf angesprochen, heisst es seitens Migros Genf, für die Lie-ferungen an die Migros müssten die Produzenten Delpeyrat und Labeyrie strengere Vorschriften erfüllen. «Die letzten Kontrollen durch den Swiss Quality Testing Service fanden im De-zember 2010 und seitens der Migros-Direktion im November 2011 statt», sagt Sprecherin Isabelle Vidon. Auch in der Westschweiz gehen Tier-schutzorganisationen auf die Migros los. Die Organisation Migras wird im Dezember Protestaktionen vor Migros-Filialen durchführen. «Unser Ziel ist es, dass die Migros den Verkauf stoppt», sagt Migras-Koordinatorin Fanny Vau-cher. Vorbild ist Kalifornien. Der US-Staat ist der erste, in dem seit dem 1. Juli 2012 ein striktes Verbot gilt. Neben der Herstellung und dem Ver-kauf von Foie gras ist auch der Handel mit Federn und anderen Produkten von gestopften Enten und Gänsen verboten. Die Produzenten und Res-taurants hatten viel Zeit, um sich auf das Verbot einzustellen. Das Gesetz war bereits 2004 beschlossen worden.

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Von Helen Weiss

Das Orang-Utan-Männchen «Vendel» lässt sich gemäch-lich an einem Seil durch die

Luft schwingen, streckt seinen lan-gen Arm aus und hält sich am Git-ter fest. Mit seinen kleinen Augen fixiert er Kurator Adrian Baumeyer, spitzt kurz die Lippen und hangelt sich wieder hoch. Geschickt reisst er dabei eine frisch gepflanzte Bam- busstaude aus und trägt sie als Snack auf seinen Hochsitz. Von dort geniesst Vendel einen fantas-tischen Weitblick: 16 Meter hoch ragt der längste Tragepfeiler der neuen Aussenanlage für die Menschenaf-fen des Basler Zolli in den Himmel. «Orang-Utans sind selten auf dem Boden anzutreffen, weshalb wir ihr Gehege entsprechend ihren Bedürf-nissen eingerichtet haben», erklärt Baumeyer. Die rothaarigen Asier dürfen sich dabei über eine Weltneuheit freuen: An Bambus gemahnende Fiberglas-stangen von bis zu sieben Metern Höhe ermöglichen den Orang-Utans ihre typische schwingende Fortbe-wegung von Baum zu Baum.

Abhilfe bei pieksenden Holzschnitzeln

Bei den Gorillas und Schimpansen fördert neben den zahlreichen Klet-

Die 22 Gorillas, Orang-Utans und Schimpansen des Basler Zolli haben seit Ende September eine neue Aussenanlage. Das umgebaute Affenhaus mit vergrösserten Innenanlagen wurde bereits letztes Jahr eröffnet. Die den Menschenaffen neu zur Verfügung stehenden fünf Aussenräume bieten ihnen nicht nur mehr Freiraum, sondern vor allem vielfältige Abwechslung.

termöglichkeiten wie aufgerichte-ten Baumstämmen, lianenähnliche Stricke und Plattformen zudem eine abwechslungsreiche Bodengestal-tung den Entdeckertrieb. «Beide Arten verbringen einen grossen Teil des Tages auf dem Bo-den, weshalb wir in den Gehegen verschiedene Substrate wie Sand, Erde und Holzschnitzel integriert haben», so Baumeyer. Die Affen freut das weniger, denn sie sind sich die ehemaligen beheizten, glatten Betonflächen der Innenquartiere ge-

wohnt. «Die Gorillas etwa verteilen Holzwolle auf den Schnitzeln, damit sie nicht darauf treten müssen», er-zählt der Kurator der Menschenaffen schmunzelnd. Der Einfallsreichtum der Tiere ist bestechend – und gerade dieser soll mit der Gestaltung der 2010 erneuerten Innenanlage und der diesen Herbst eröffneten Aussen-

Im Zoo Basel sind die Affen los

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Die Gorillas geniessen die neugewonnene Freiheit sichtlich – ausser Gorilla-Chef Kisoro, der sich zu Beginn kaum nach draussen gewagt hat.

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Der Kurator Adrian Baumeyer des Basler Zolli freut sich, «seinen» Menschenaffen ein neues Spielfeld im Aussenbereich bieten zu können.

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Foto: Helen Weiss / hew

gehege gefördert werden. «Uns ging es nicht primär darum, den Tieren mehr Raum zu bieten oder die Natur auf begrenztem Platz nachzubau-en, sondern eine Anlage nach den neus ten tierbiologischen Erkennt-nissen mit vielfältigen Beschäfti-gungsmöglichkeiten zu schaffen.» Nur so könne der Alltag der Affen interessanter gestaltet werden.

Grüne Dschungel-atmosphäre

Der Freigang ist für die Menschen-affen – zumindest vorerst noch – ein ungewohntes Erlebnis. «Vergleicht man die Situation mit dem natür-lichen Verhalten, wenn ein neues Territorium in Besitz genommen wird, ist es nicht erstaunlich, dass die Affen anfangs vorsichtig agieren», erklärt der Fachmann. So schickten etwa die Schimpansen ihre rang-niedrigsten Tiere voraus, um das «gefahrvolle» Neuland auszukund-schaften. «Es ist nicht allein die neue Anlage, die entdeckt werden muss. Hinzu kommen auch unbekannte Eindrücke wie Gerüche und Ge-räusche.» Fünf Abteilungen umfasst der Aussenbereich der neuen Gei-gy-Anlage, die einzelnen Gehege sind rundherum mit einem komple-xen System aus Stahlnetzen über-spannt. Baumeyer: «Das Gitternetz ist ein riesiger Vorteil. Es dient den Affen zum Hochklettern und wird durch Kletterpflanzen begrünt, so dass mit der Zeit eine richtige Dschungelatmosphäre entsteht.» In einigem Abstand ist aus Si-cherheitsgründen ein zweites Git-ternetz angebracht; grosszügige

Glasfenster ermöglichen den Besu-cherinnen und Besuchern zudem Einblicke. «Bei der Planung einer Zoo-Anlage gilt es nicht nur die Be-dürfnisse der Tiere, sondern auch jene der Besucher abzudecken», sagt

der Kurator. Dies zur gegenseitigen Freude, wie Baumeyer erklärt: «Die Affen lieben die Besucherinnen und Besucher. Für sie ist das Beobachten der Menschen wie Fernsehschau-en.» ■

Menschenaffenhaltung im Zooaus ethischer Sicht

Grundsätzlich ist die Haltung Grosser Menschenaffen in Zoos ethisch frag-würdig. Zur Familie der Grossen Menschenaffen gehören Orang-Utan, Go-rilla, Schimpanse, Bonobo – und auch der Mensch. Aufgrund ihrer engen biologischen Verwandtschaft mit uns und ihrer kognitiven Fähigkeiten, die zum Teil ähnlich stark ausgebildet sind wie beim Menschen, ist es äusserst zweifelhaft, diese hochentwickelten Lebewesen in Gefangenschaft zu halten. Namhafte Tierethiker, allen voran Peter Singer, plädieren sogar für die Übertra-gung von Menschenrechten, wie das Recht auf Leben, das Recht auf indivi duelle Freiheit oder das Recht, keinerlei Folter ausgesetzt zu sein, auf die Grossen Menschenaffen.

Das Wissen über den hohen Entwicklungsgrad der Grossen Menschenaffen verpflichtet uns, uns ernsthafte Gedanken über ihre Haltung in Gefangenschaft zu machen und die damit verbundene ethische Problematik ernst zu nehmen und zu hinterfragen.

Wie bei vielen anderen Tierarten auch, wird die Haltung von Gorilla und Co. von den zoologischen Gärten mit dem Argument der Arterhaltung gerechtfertigt. Doch gerade bei den Grossen Menschenaffen ist es fraglich, mehr noch als bei anderen Tieren, ob die Erhaltung der Art tatsächlich über das Schicksal einzelner Individuen gestellt werden darf und ob das Leben jedes einzelnen Individuums in Gefangenschaft damit gerechtfertigt werden kann.

Viel wichtiger wäre es, mehr in die Erhaltung der natürlichen Habitate zu in-vestieren und die wildlebenden Bestände zu schützen – um ihnen in ihrem angestammten Lebensraum und in ihren natürlichen Familienverbänden eine Zukunft zu ermöglichen.

Wenn jedoch Grosse Menschenaffen schon in Gefangenschaft leben müssen, dann ist der Weg, den der Zoo Basel nun gewählt und umgesetzt hat, sicherlich ein vorbildlicher Meilenstein und hat ein grosses Lob verdient. (nd)

Die neue Aussenanlage erlaubt den Menschenaffen, Wind und Wetter zu erleben.

Baumstämme, Seile, Felsen: Die Aussenanlagen sind zwar explizit für die Ansprüche der jeweiligen Affenart konzipiert, können aber, mit einigen kleinen Veränderungen, im Notfall auch von anderen Tierarten genutzt werden.

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Fressnapf-Läden Amriswil und Winterthur

Anlässlich des Welttiertages vom 4. Oktober hat Fressnapf von Ende September bis Ende Oktober in allen Filialen die Sticker-Aktion «Gib Pfötchen!» durchgeführt. Zugunsten von ProTier sind dabei Spenden in der Höhe von 20'000 Franken zusam-mengekommen.

Der Erlös kommt folgenden zwei Projekten zugute:

KatzenkastrationenSeit den 80er Jahren gibt ProTier Kastrationsgutscheine an Bauern ab sowie an Tierfreunde, die sich um herrenlose Katzen kümmern. ProTier war damit die erste Tierschutz organisation in der Schweiz, die mit solchen Gutscheinen den Kampf gegen das Katzenelend aufnahm. Kastration ist wichtig, um zu verhindern, dass Katzenbabys nur auf die Welt kommen, um brutal getötet zu werden oder sich später als heimatlose Streuner krank und alleine durch schlagen zu müssen.

SOS Mensch & Tier Der Fonds hilft sozial schlecht gestellten Menschen oder Menschen in einer finan-ziellen Notlage, Tierarztkosten zu bezahlen. Denn Tiere dürfen nicht leiden, nur weil ihre Besitzer nicht das Geld für eine dringend notwendige Operation oder für Medi-kamente aufbringen können. Der Fonds will auch verhindern, dass Menschen ihre Haustiere weggeben müssen, weil sie sich die Behandlung und Pflege ihres kranken Vierbeiners nicht leisten können. Denn wenn solche, oft langjährige, Gemeinschaften aus einandergerissen werden, leiden darunter vor allem die Tiere.

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Tier und Recht

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Von gieri Bolliger & andreas rüttimann

stiftung für das tier im recHt (tir)

Sich mit dem eigenen Tod zu befassen ist nicht einfach. Für Tierhaltende ist es aber

ratsam, sich frühzeitig Gedanken darüber zu machen, was nach ih-rem Tod mit ihren Tieren geschehen soll. Denn auch wenn Tiere rechtlich keine Sachen mehr sind, gehören sie – wie alle anderen Vermögens-werte auch – in den Nachlass ihres verstorbenen Eigentümers. Hat dieser zu Lebzeiten nichts angeord-net, tritt automatisch die gesetzliche Erbfolge ein. Diese kann jedoch zu unerwünschten Ergebnissen füh-ren, etwa wenn plötzlich Erben, mit denen man nicht gerechnet hat, ihr Recht am Nachlass geltend ma-chen.

Tiere können nicht erben

Tiere sind keine Rechtssubjekte und können deshalb auch kein eigenes Vermögen haben. Darum ist es auch nicht möglich, sie als Erben ein-zusetzen. Mit einem Testament hat der Erblasser dennoch verschie-dene Optionen, um für die Zukunft seiner Tiere vorzusorgen. So beispielsweise kann ein tierliebender Bekannter mit einem Vermächtnis bedacht werden, in dessen Rahmen ihm ein Tier zuge-sprochen wird. Im Gegensatz zum Erben ist ein Vermächtnisneh-mer kein Rechtsnachfolger des Verstorbenen und deshalb auch an der Aufteilung des übrigen Nach-lasses nicht beteiligt. Um Missverständnisse und Erb-streitigkeiten zu vermeiden, sollte bei Vermächtnissen der Ausdruck «vermachen» und nicht der Begriff «erben» verwendet werden.

Auflagen zugunsten des Tieres

Der Erblasser hat weiter die Mög-lichkeit, eine begünstigte Person in seinem Testament mittels einer so-genannten Auflage zu verpflichten, angemessen für ein Tier zu sorgen. Er kann auch einen Betrag bestim-men, der für Unterhalt und Betreu-ung des Tieres verwendet werden muss. Mit einer Auflage könnte aber beispielsweise auch verlangt wer-den, dass das Tier nicht zur Zucht gebraucht werden darf oder dass es nach seinem Tod auf einem Tier-friedhof beigesetzt wird. Ebenfalls möglich ist es, eine Erbschaft an eine Bedingung zu knüpfen. So kann der Erblasser et wa verfügen, dass der Sohn die wert-volle Kunstsammlung nur dann erbt, wenn er auch das Tier des Verstor-benen zu sich nimmt und gut für dieses sorgt. Zu beachten ist jedoch, dass nicht jeder Erbe in der Lage ist, einem Tier von einem Tag auf den anderen eine artgerechte Betreu-ung zu bieten. Eine entsprechende Ver fügung sollte deshalb unbedingt vorgängig mit der begünstigten Per-son abgesprochen werden.

Formvorschriften müssen beachtet werden

Die üblichste Form einer letztwil-ligen Verfügung ist das sogenannte eigenhändige Testament. Bei dessen Ausgestaltung sind jedoch einige wichtige Punkte zu beachten. Wer-den die einschlägigen Gesetzesvor-schriften nicht eingehalten, ist das Testament anfechtbar. Ein eigenhän-diges Testament muss vollständig von Hand geschrieben sowie mit Ort, Datum und der Unterschrift des Erblassers versehen sein. Es genügt

also nicht, einen mit Schreibmaschi-ne oder Computer verfassten Text zu unterschreiben. Das Testament kann jederzeit geändert oder neu abgefasst werden. Wird zu einem bestehenden Testament eine Ergän-zung hinzugefügt, muss der neue Abschnitt wiederum datiert und un-terschrieben werden. Um Rechtsunsicherheiten zu ver-meiden, empfiehlt es sich, das Tes-tament deutlich und verständlich abzufassen. Begünstigte Personen oder Organisationen sind immer mit vollständigem Namen und ihrer ge-nauen Adresse anzugeben, um Ver-wechslungen zu vermeiden. Hinge-gen sollte nicht ein bestimmtes Tier mit Namen erwähnt, sondern die allgemeine Formulierung «meine Tiere» gewählt werden. Damit wird gewährleistet, dass die letztwillige Verfügung auch für neue Tiere gilt, falls beispielsweise der Hund des Erblassers schon vor diesem ver-storben und durch eine Katze «er-setzt» worden ist. Obwohl Tiere keine Rechts- und damit keine Erb-fähigkeit besitzen, führt ihre Einset-zung als Erbe übrigens nicht zur Un-gültigkeit des Testaments. Vielmehr gilt eine testamentarische Zuwen-dung an ein Tier von Gesetzes we-gen als Auflage für die Erben, ange-messen für das Tier zu sorgen. Bei komplizierten Verhältnissen empfiehlt es sich, ein öffentliches Testament zu errichten. Dieses wird von einer Urkundsperson (in der Regel ein Notar) aufgesetzt und dann vom Erblasser vor dieser und zwei Zeugen unterzeichnet. Nach der Beurkundung wird es bei einer Amtsstelle hinterlegt. In Extremfällen ist sogar denk-bar, dass der Eigentümer des Tieres sämtliche Kosten selber tragen muss. ■

Obwohl Tiere in der Schweiz seit 2003 auch juristisch keine Sachen mehr sind, haben sie keine Rechte im juristischen Sinn. Dementsprechend können sie auch nicht Erben sein. Dennoch gibt es Möglichkeiten, sein Tier letztwillig zu begünstigen.

Das Tier im Testament

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Buchtipps

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Das Buch zum Bienen-FilmSeit ein paar Jahren beunruhigen uns Meldungen über das Bienensterben. Theorien über Viren, Parasiten oder Pestizide sollen das rätselhafte Phänomen erklären.Dabei geht es nicht nur um ein paar Tonnen weni-ger produzierten Honig: Unsere Nahrungsmittelpro-duktion hängt von der Arbeit der Honigbiene ab, ohne ihre Bestäubungsarbeit fiele ein Drittel der ge-samten Welternte aus. Biene und Mensch verbindet eine jahrhundertealte Symbiose – die jedoch zuneh-mend aus dem Gleichgewicht gerät. In «More Than Honey» spürt Markus Imhoof den Ursachen dafür nach. Er zeigt das Leben der Bienen und lässt Men-schen zu Wort kommen, die mit und von den Bie-nen leben: eine Bienenzüchterin, die Königinnen für die ganze Welt produziert; einen Grossimker, der mit seinen Trucks 15'000 Völker als Bestäubungs-armee quer durch die USA schickt; und eine Pollen-händlerin in China, wo unterdessen Menschen Blüten von Hand bestäuben … Im Buch zu Markus Imhoofs Film «More Than Honey» präsentieren der Regisseur und Claus-Peter Lieckfeld Hintergründe und gehen da ins Detail, wo der Film sich auf Bilder beschränken muss.

Markus Imhoof, Claus-Peter LieckfeldMORE THAN HONEYVOM LEBEN UND ÜBERLEBEN DER BIENEN208 Seiten, broschiertCHF 27.50 ISBN 978-3-936086-67-6orange-press GmbH Günterstalstr. 44aD-79100 Freiburg E-Mail: [email protected] www.orange-press.com

Vorsicht Tierfutter – die ungeniessbare WahrheitIm Fernsehen schnurrt der hübsche Kater mit glän-zendem Fell nach dem Fressen zufrieden. Glaubt man der Werbung, so ist für unsere Haustiere nur das Beste gerade gut genug. Doch die Realität sieht anders aus.

Mit Aromen, Geschmacksverstärkern, Konservierungs- und Farbstoffen und dem ganzen Arsenal der Kunst-nahrungs-«Hexenküche» wird ein «leckeres» Menü für Hund, Katz und Co. zubereitet und teuer verkauft. Neben Abfällen landen auch Klärschlamm und Pilze im «Gourmet»-Menü unserer Lieblinge. Die Tiere leiden und werden krank, bekommen Diabetes, Herzkrankhei-ten, Krebs und Darmprobleme. Unter Rindern breiten sich gefährliche Bakterien aus, die auch den Menschen befallen können. Sie sind nicht nur im Fleisch, sondern bereits im Trinkwasser zu finden. Hans-Ulrich Grimm lenkt das Augenmerk auf ein blühendes Geschäft mit dem Luxus für Haustiere, das floriert und die Kassen klingeln lässt. Um sodann tief in die Abgründe der Fut-termittelindustrie einzudringen, die uns glauben lässt, nur Gutes für unsere Tiere zu kaufen. Während das Tierfutter in der Rinder- und Schweinehaltung nicht bil-lig genug sein kann, werden die Leckereien für unsere Haustiere durch unseren Kauf vergoldet. Schockieren-de Fakten, ungeschminkt recherchiert, über die kata-strophalen Zusammensetzungen von Tierfutter. Wer-bung und Wahrheit bei der Tierfutterproduktion – die Verlierer heissen Mensch UND Tier. Könnten Tier le-sen, würde auch ihnen der Appetit gründlich vergehen.

Hans-Ulrich GrimmKATZEN WÜRDEN MÄUSE KAUFENSchwarzbuch Tierfutter256 Seiten, TaschenbuchCHF 11.90ISBN 978-3-453-60097-3Heyne Verlag / Verlagsgruppe Random House GmbHNeumarkter Strasse 28D-81673 Münchenwww.randomhouse.de

Jubiläumsausgabe zum 150-jährigen ErscheinenDie Enzyklopädie «Brehms Thierleben» war gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Welterfolg. Brehms Enzy-klopädie war das erste tierkundliche Werk, das neben der Anatomie auch die Lebensweise der Tiere schil-dert. Schnell wurde es zum Volks- und Hausbuch, da es aufwendig und lebensnah illus triert war. Die Texte waren für den Laien verständlich, lebendig, spannend und manchmal geradezu dramatisch geschrieben. Mit seinem ausgeprägten Sinn fürs Charakteristische und

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Skurrile fasziniert Brehm noch heute, über Generatio-nen hinweg. Er verlieh den Tieren Charakter, schilderte sie mit Sympathie oder Abneigung, nie jedoch gleich-gültig. Seine Tiere haben menschliche Eigenschaften, sind tückisch und grausam oder humorvoll, grossmütig und ehrenhaft. Natürlich entspricht das nicht der heu-tigen zoologischen Sichtweise. Aber vermutlich liegt gerade darin der Reiz der vor 150 Jahren entstande-nen Tierbeschreibungen. Die Jubiläumsausgabe erin-nert nun mit einem Querschnitt aus seinem Werk an den grossen Naturforscher und fasst 54 der schöns-ten Bildtafeln und Originaltexte der zweiten Auflage zusammen. Der Band enthält eine gelungene Auswahl wunderbarer Illustrationen, von denen Charles Darwin damals sagte, dass sie das Beste seien, was in einem Buch gezeigt werden könne.

Alfred BrehmBREHMS THIERLEBEN –JUBILÄUMSAUSGABEEine Auswahl der schönsten Texte und Illustrationen160 Seiten, gebundenCHF 46.90ISBN 978-3-411-08386-2E-Book 978-3-411-90411-2Meyers VerlagBibliographisches Institut GmbHDudenstrasse 6D-68167 Mannheimwww.meyers.de

Was passiert, wenn eine Tierpark-Rangerin und eine Musikerin einander treffen? Genau: Sie entwickeln zu-sammen ein Projekt – eine CD mit musikalisch umrahm-ten Tiergeschichten. Das Produkt dieses gemeinsamen Projektes liegt nun vor: sechs Tiermärchen, in denen einheimische Tierarten die Hauptrolle spielen. Doch so märchenhaft die Geschichten auch anmuten, enthalten sie doch wichtige Informationen über die Lebenswei-se und das Verhalten der Tiere. So erfahren die Kinder beispielsweise, dass Eichhörnchen ihre Nussverstecke vergessen, warum Wölfe in die Schweiz einwandern oder dass ein junger Bartgeier auf seinen ausgedehn-ten Streifzügen auch mal am Meer landet. Sie erfah-ren, wie das wilde Entlein seine Angst vor dem kalten Wasser überwindet, wie gefährlich die Wanderungen von Fröschen sein können und wie der kleine Uhu sei-ne Welt sieht.Die Geschichten vermitteln Wissen auf vergnügliche und spannende Weise und wecken Verständnis für die Lebensweise und Bedürfnisse von freilebenden Tieren.Doch auch die Erfahrungswelt der Kinder kommt nicht

CD mit 6 Kinder-Geschichtenvon einheimischen Tierarten

Weihnachts-Geschenk-Tipp:

zu kurz: Sie lernen, dass teilen manchmal notwendig ist, dass man seine Ängste überwinden kann und dass es nicht immer einfach ist, einen Freund zu finden. Eine pädagogisch wertvolle Mischung aus biologischen Fakten und märchenhaften Abenteuern! Eine wirklich wundervolle CD, die Kindern das Wesen wildlebender Tiere näherbringt. Schweizerdeutsch erzählt, für Kin-der von 4 bis 12 Jahren.

DE SARDONA FLÜÜGT AS MEERBezaubernde Tiergeschichten von Claudia Wartmann mit Musik von Claudia WyssSpieldauer: 53 MinutenCHF 25.00ISBN 978-3-9523218-7-4Erhältlich in Ihrer Buchhand-lung oder portokostenfrei direkt beim Verlag: www.wartmann-natuerlich.ch

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KurzmeldungenWolfsrudel schütztträchtige Weibchen

Schwangere Wölfinnen wer-den in der Gruppe stark be-rücksichtigt, denn das Kör-pergewicht der werdenden Mutter spielt eine entschei-dende Rolle, ob sie gesunde Welpen zur Welt bringt. Das haben Forscher der Utah State University und des USU Quinney College of Natural Resources in einer Langzeitstudie zu Wölfen im Yellowstone National Park ermittelt. Mit 14 Jahre alten Daten aus der Lang-zeitstudie wurde eine Reihe von wichtigen Eigenschaf-ten untersucht, durch die sich das Wolfsrudel an die Änderungen in der Umwelt anpasst. Bei den Tieren ist es sinnvoll für das Überle-ben, wenn Muttertiere ent-sprechend geschützt wer-den. Das machen die Wölfe aber nicht aus moralischen Gründen – es ist ein ange-borener Instinkt. Ein solches Verhalten gehört zur Überle-bensstrategie der Tiere. Bei den Wölfen hilft ein gutes Körpergewicht dem Muttertier, damit die Über-lebensrate des Nachwuch-ses gesichert ist. Denn eine Wolfsmutter mit ei-nem adäquaten Gewicht bringt auch Welpen zur

Welt, die ein vorteilhaf-tes Körpergewicht haben und so besser überleben können. Die Form, wie die Wolfs-Gemeinschaft zu-sammenarbeitet, damit die Wolfsmutter nicht vom Fleisch fällt, bringt einen bemerkenswerten Vorteil mit sich. Denn sobald die Wolfsmutter unterernährt ist, hat das nachteilige Fol-gen für den Nachwuchs - wenn überhaupt einer zu-stande kommt. (pte)

Klimawandel verändert Winter-schlaf der Tiere

Änderungen im Klima hin-terlassen ihre Spuren im Alltag vieler Tiere. Die kon-kreten Folgen der Erder-wärmung sind sehr unter-schiedlich: Manche Arten profitieren, andere gera-ten in Bedrängnis. For-schungen zu Klimawandel und Winterschlaf laufen weltweit auf Hochtouren. Etwa bei den Zeiseln der Rocky Mountains hat die Jahreszeiten-Verschie-bung die Überlebensrate seit 1990 um bis zu 20 Pro-zent gesenkt berichtet Jeff Lane von der University of Alberta. Die Erdhörnchen erwa-

chen heute infolge der im-mer späteren Schneefälle im Frühling um zehn Tage später aus dem Winterschlaf und können in der kurzen Pflanzenwachstums-Phase nicht mehr genug Vorrä-te für den nächsten Winter sammeln. Veränderungen sind auch bei der Hasel-maus feststellbar. Die Kör-pertemperatur des kleinen Nagers passt sich an die Um gebungstemperatur an, wobei in besonders stren-gen Wintern auf der Haut bis zu minus 2,9 Grad Cel-sius gemessen wurden. Bei milden Wintern ist auch die Haut wärmer und es gibt mehr zwischenzeitliche Wachphasen. Das kostet Energie und lässt die Fett-reserven früher schwin-den. Andere Tierarten wie die Gelbbauchmurmeltiere der USA ziehen Überlebens-vorteile: Sie erwachen bis zu vier Wochen früher aus dem Winterschlaf, produzieren mehr Junge und erreichen ein höheres Körpergewicht, was die Population seit 1990 erhöht hat. Alpenmurmel-tiere leiden hingegen un-ter den immer späteren Schneefällen, schützt doch die Schnee decke den Bo-den vor dem Auskühlen. Ein späterer Winterschlaf geht nicht, da die Tageslän-ge den Beginn bestimmt. Da der Winterschlaf nur

eine der möglichen Reak-tionen auf den Wandel der Jahreszeiten darstellt, bricht in der Fachwelt die Trennung zwischen Winter-schläfern und Nicht-Win-terschläfern immer mehr. Es gibt ein Kontinuum von Reaktionen auf ungüns-tige Lebensbedingungen wie Wärme, Kälte, Trocken-heit oder Regenzeiten. Viele Organismen gehen dabei äusserst flexibel vor und setzen ihre thermore-gulativen Strategien sehr ef- fizient ein. Sie werden am ehesten mit dem Klimawan-del gut zurechtkommen. (pte)

Für Bienen giftige Mittel bleiben

erlaubt

Der Bundesrat hält es nicht für nötig, bestimmte Pflan-zenschutzmittel zum Schutz der Bienen zu verbieten. Dies geht aus einem Be-richt hervor, mit dem ein Postulat von Nationalrätin Maya Graf beantwortet wur-de. Konkret sollte die Zulas-sung des Mittels Clothiani-din erneut geprüft werden. Laut Bundesrat deute die relativ geringe Anzahl an Bienen-Vergiftungsfällen darauf hin, dass das Bewil-ligungssystem für die Pflan-Fo

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me aus mehreren Umwäl-zungen im Zuge von Mas-senaussterben und globalen Veränderungen der Ozeane entstanden und relativ jung  sind, sagte Forschungsleiter Ben Thuy von der Universität Göttingen. Da Überreste von Organismen aus der Tiefsee jedoch nur sehr selten als Fossilien gefunden würden, sei eine direkte Überprüfung dieser Annahme bisher nicht möglich gewesen. Die neuen Funde vor Florida lassen den Schluss zu, dass es die heuti-gen Ökosysteme in der Tief-see schon viel länger gibt als angenommen. Vermutlich sei die Tiefsee weniger an-fällig für Massenaussterben und Veränderungen globa-len Ausmasses als flachere Meeresgebiete. Die Studie ist in der Fachzeitschrift «PLoS One» erschienen.

Die jetzt entdeckten, etwa 114 Millionen Jahre alten Fos-silien – allesamt von Stachel-häutern, darunter noch heu-te existierende Formen von Seeigeln, Seesternen, See-gurken oder Schlangenster-nen – liessen den Schluss zu, dass ein wesentlicher Teil der heutigen Tiefsee- Organismen älter ist als bis her gedacht. «Selbst bei den letzten grossen Um-wälzungen der Ozeane in der Kreidezeit und im spä-ten Paläozän muss es Rück-zugsgebiete innerhalb der Tiefsee gegeben haben, wo die Organismen sich halten konnten», sagte Thuy. Die Kreidezeit endete vor rund 65 Millionen, als unter an-derem die Dino saurier aus-starben, das Paläozän vor etwa 55 Millionen Jahren.

Thuy warnte aber, dass auch die Tiefsee angreifbar sei. «Die Funktion der Tiefsee als weitgehend ungestör-tes wichtiges Rückzugsge-biet für Meeres-Organismen könnte künftig durch den ge-planten Abbau von Boden-schätzen auch in grossen Tiefen empfindlich gestört werden», sagte er. (sda)

Warum kennt derNacktmull keinen

Schmerz?

Nacktmulle sind fast blinde, kaum behaarte Nagetiere. Sie sind nur wenig grösser als Mäuse und leben unter-irdisch in den Halbwüsten-regionen Ostafrikas. Ihr So-zialsystem ähnelt dem von Bienen, wie das Insekten-volk haben auch sie eine Kö-nigin. Die Tiere werden bis zu 30 Jahre alt. Wieso aber die unterirdisch lebenden Nagetiere offensichtlich kei-ne Schmerzen spüren, war den Wissenschaftlern lange Zeit ein Rätsel. Jetzt haben Berliner For-scher das Geheimnis ge-löst: Die Tiere besässen Schmerzrezeptoren mit ei-nem speziellen Natriumka-nal, erläutert das Team des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in Ber-lin im Fachblatt «Science». Dieser werde von elektrisch positiv geladenen Teilchen (Protonen) blockiert, die von Säuren abgegeben werden. In der Folge werde kein so- genanntes Aktionspoten-zial ausgelöst. Das bedeu-tet: Die Nervenzelle rea-giert nicht, sie leitet kein Schmerzsignal weiter. Doch warum verzichten die Nager auf den wertvollen Warnreiz, der vor Gefahren schützen soll? Nacktmulle le-ben in engen, unterirdischen

stellen. Zudem sollen neue Standorte nicht nur nach dem Einfluss der zu bau-enden Windräder beurteilt werden. Vielmehr sollen alle schon existierenden oder geplanten Anlagen in einem grösseren Umkreis berücksichtigt werden. Nur so kann beurteilt wer-den, inwieweit eine neue Anlage für eine Greifvogel-Population eine Gefährdung darstellt. Dies erfordert eine überregionale Planung. (Schweizerische Vogelwarte Sempach)

Nashörner immer stärker bedroht

Angesichts der rapide an-steigenden Zahl von getö-teten Nashörnern schlagen Tierschützer in Südafrika Alarm: In diesem Jahr sei-en schon 455 Tiere der ille-galen Jagd zum Opfer ge-fallen und damit mehr als in den Jahren davor, teilte die Umweltschutzbehörde des Landes gestern mit. Mehr als die Hälfte der Tiere wa-ren im berühmten Krüger-Nationalpark beheimatet. Die Behörde warnte davor, dass die Jagd im November und Dezember weiter anzie-hen könnte. Seit Jahren steigt die Zahl der illegal erlegten Nashör-ner an: 2011 wurden 448 Tiere getötet, 2010 waren es 333, im Jahr davor 122, 2008 nur 83 und 2007 gan-ze 13. (sda)

Tiefseearten überlebten

Massensterben

Bisher seien Experten der Ansicht gewesen, dass die heutigen Tiefsee-Ökosyste-

zenschutzmittel effektiv ge-nug sei und dass sich die grosse Mehrheit der Bau-ern an die Vorschrif ten hal-te. (sda)

Vogelwarte warnt vor Windrädern

Greifvögel gehören zu den häufigsten Opfern von Windenergieanlagen. Die Vögel sterben nach dem Zu-sammenstoss mit Rotorblät-tern. Um den Einfluss von Windrädern auf eine Greif-vogel-Population zu kennen, führte die Schweizerische Vogelwarte eine Compu-tersimulation durch. Diese basierte auf einer Rotmilan-Population, die jährlich um 5 % wächst. Der Rotmilan brütet nur in Europa, und die Schweiz ist eines der wenigen Ländern in denen sein Bestand zunimmt. Die Schweiz trägt deshalb eine internationale Verantwor-tung für die Erhaltung des Rotmilans. Die Studie zeigt, dass die simulierte Rotmi-lan-Population umso stärker beeinflusst wird, je gleich-mässiger die Windräder in der Landschaft verteilt sind. Laut Michael Schaub, dem Autor der Studie, kann der Effekt massiv sein: «Wenn Wind räder in einem Wind-park an einem Ort gruppiert werden, so wird das Wachs-tum der Rotmilan-Popula-tion nur wenig gebremst.» Ganz anders sieht es aus, wenn die gleiche Zahl von Windrädern je einzeln auf-gestellt und über eine grös-sere Fläche verteilt wird. «In diesem Szenario nahm die Rotmilan-Population sogar ab», erläutert Schaub. Die Schweizerische Vogelwarte schlägt vor, Windräder ge-nerell an so wenig Stand-orten wie möglich aufzu-

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hen davon aus, dass diese Sprachimitation eher eine soziale Funktion hat, als dass Koshik bedeutungsvoll mit den Pflegern kommunizie-ren will», sagt Stöger.Koshiks Geschichte erin-nert an die von Hoover, ei-nem bei Menschen aufge-wachsenen Seehund. Er überraschte Zoobesucher, weil er sogar kurze Sätze sprach, «Hey you» rief und mit rauer Stimme lachte wie der ältere Fischer, bei dem er eine Weile gelebt hatte. Auch Hoover verstand wohl nicht, was er da sagte. Er ahmte Lautfolgen nach, die er häufiger gehört hatte.

An die Fähigkeiten von Pa-pageien und Beos, die be-sonders gut darin sind, ver-schiedenste Geräusche zu imitieren – egal ob Wort oder Klingelton – reichen Hoover und der bei Konso-nanten nicht so geschickte Koshik nicht heran. Zudem haben Experimente mit dem berühmt gewordenen Grau-papagei Alex gezeigt, dass die Vögel Worte verstehen und bedeutungsvoll ein-setzen können. Alex konn-te über hundert Vokabeln, er zählte bis sechs, benann-te Farben und Formen, und äusserte sich auch, wenn er etwas nicht wollte. (spiegel.de)

Schneewittchentrotz Appellen

geschossen

Das Oberwallis hat seine schneeweisse Gämsgeiss verloren. Jahrelang hielten

Bauten in grossen Gruppen. Dort ist der Sauerstoffgehalt sehr gering, der von Koh-lendioxid hingegen hoch. Das führt normalerweise zu einer Übersäuerung des Gewebes, die bei Säugetie-ren – auch beim Menschen – sehr schmerzhafte Verät-zungen und Entzündungen auslöst. Einzige Ausnahme: der Nacktmull. Die Forscher vermuten, die Tiere muss-ten eine hohe Säuretole-ranz entwickeln, um unter der Erde überleben zu kön-nen. Die Untersuchung an den Nagetieren könne auch das Verständnis chronischer Schmerzen beim Menschen vertiefen, schreiben die Wissenschaftler. So sei das Gewebe von Patienten mit entzünd lichen Gelenkerkran-kungen wie Rheuma stark mit Säure angereichert. Der hohe Säuregehalt aktiviert wiederum die Schmerz-rezeptoren des Gewebes. Substanzen, die den Kanal blockieren, werden in der Medizin eingesetzt – zum Beispiel zur lokalen Betäu-bung beim Zahnarzt.Menschen, bei denen der Kanal wegen genetischer Veränderungen beschädigt ist, fühlen keinen Schmerz – genauso wie der Nacktmull. (dpa)

Der sprechendeElefant

Ein Elefant in einem süd-koreanischen Zoo verblüfft Forscher: Das Tier ahmt of-fensichtlich Worte nach, die seine Pfleger benutzen. Kann der graue Riese tat-sächlich sinnhaft mit Men-schen kommunizieren? Zu-gegeben, der Wortschatz von Koshik ist begrenzt. Doch der Elefantenbulle, der in Everland Zoo im südko rea-nischen Yongin lebt, ahmt offensichtlich einige korea-nische Vokabeln nach. Um die Laute zu erzeugen, die nicht zum üblichen Reper-toire von Elefanten-Rufen gehören, nutzt Koshik einen Kniff: Er steckt seinen Rüs-sel ins Maul. So trifft er so-wohl Tonlage als auch das Timbre seiner mensch-lichen Kontakte. Ein inter na- tionales Forscherteam hat das ungewöhnliche Verhal-ten des Elefanten jetzt ge-nauer untersucht. Angela Stöger von der Universität Wien und ihre Kollegen prüf- ten dazu erst einmal, ob nicht nur die Tierpfleger der Mei- nung sind, dass Koshik ein paar Voka beln erfolg-reich nachahmt. Sie spiel-ten dazu 16 in Deutschland

lebenden Koreanern Ton-aufnahmen vor. Die Test-hörer hatten zwar schon von Koshik gehört, ihn noch nicht gesehen, und sie wussten auch nicht, welche sechs Wörter er angeb lich beherrscht. Die Teilnehmer sollten auf-schreiben, was sie zu hö-ren glaubten. Das Ergebnis zeigt, dass das Rüsseltier mit Vokalen ganz gut klar-kommt, mit Konsonanten aber weniger, wie die For-scher im Fachmagazin «Cur-rent Biology» berichten. Dass Koshik im Gegensatz zu vielen anderen in Zoos lebenden Elefanten seine Pfleger nachahmt, liegt wahr- scheinlich daran, dass er in einer prägenden Lebens-phase keine Artgenossen um sich hatte, sondern nur Menschen. Das 1990 in ei-nem Zoo geborene Tier kam im Alter von drei Jahren in den Everland Zoo. In den folgenden zwei Jahren leb-ten dort auch zwei Elefan-tendamen – doch danach war Koshik mehrere Jah-re lang der einzige Elefant in diesem Tierpark. Er wur-de trainiert, auf bestimmte Kommandos zu reagie-ren – «Nein», «Gut», «Setz dich hin» waren also Voka-beln, die das Tier oft zu hö-ren bekam. 2004 berichte-ten Pfleger erstmals, dass er Worte nachahmte. Kos-hik reagiert zwar durch sein Training auf die Komman-dos. Aber er selbst benutze die Laute nicht bedeutungs-voll, erklärt Forscherin Stö-ger. Weder wird Koshik böse, wenn sich der Pfleger nicht hinsetzt oder -legt, nachdem der Elefant die entsprechen-den Wörter imitiert hat. Noch kombiniert er die Wörter zu einer Aussage – was etwa mit einem «Aniya-Nuo» möglich wäre, wenn er sich nicht hinsetzen will. «Wir ge-

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Flachmoore als geschützte Lebensräume und wert-volle Horte von seltenen und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten Pflege. Ohne Pflege würden diese schüt-zenswerten Landschafts-relikte zuerst verbuschen, bevor sie später ganz mit Wald überwachsen würden. Schwerere Tiere wie Kühe oder Pferde würden das sensible und feuchte Erd-gefüge schädigen. Ande-re sind im feuchten Milieu krankheitsanfällig. Gänseweiden sind in der Schweiz nichts Neues. Seit den 1950er-Jahren sind sie allerdings nach und nach in Vergessenheit geraten. Die im Pro-Natura-Projekt eingesetzte Diepholzer Gans eignet sich vorzüg-lich, um ohne Trittschäden in Flachmooren zu «arbeiten». Die Gänse sind anspruchs-los in ihren Nahrungsge-wohnheiten und robust gegenüber Wind und Wet-ter. (Pro Natura)

sich die Jäger zurück und freuten sich an dem Tier mit der auffälligen Färbung, das im Gebiet Termerwald/Klä-na oberhalb Brig lebte. Bis diesen Herbst ein Waidmann doch abdrückte. Eine Straftat hat er damit nicht begangen, wohl aber ein Gentlemen's Agreement verletzt. Bei den Jagdversammlungen der Diana Brig hatte Wildhüter Josef Theler jeweils dazu aufgerufen, das Tier zu ver-schonen. «Ich habe an die Vernunft der Jäger appel-liert», sagte er auf Anfrage. Damit wollte er nicht nur ein Naturphänomen schützen, an dem Jäger und Natur-liebhaber gleichermassen ihre Freude hatten. Weil die Gämsgeiss aufgrund der fehlenden Tarnfärbung ki-lometerweit zu sehen war, konnten die Wanderungen des Rudels leicht beobachtet werden. «Die weisse Geiss war wie ein markiertes Tier», erklärte Theler. Viereinhalb Jahre alt wurde die weisse Gämse, dann juckte es ei-nen Jäger doch am Abzugs-finger. Theler kennt den Schützen und bestätigt, dass der Ab-schuss legal war. «Aber ich habe überhaupt kein Ver-ständnis dafür», sagte er hörbar verärgert. Der «Wal-liser Bote» will wissen, dass sich der Jäger mit dem Ab-schuss auch den Ärger sei-ner Kollegen zugezogen hat. Einen besseren Schutz als seine Appelle hätte Theler der weissen Gämse nicht angedeihen lassen können. «Es ist nicht möglich, einzel-ne Tiere zu schützen», sagte er. (sda)

Gänse im Natur-schutzeinsatz

Die Kombination scheint ungewöhnlich: Gänse und

Naturschutz. Doch ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass die traditionelle Be-weidung mit Gänsen zu-kunftsweisend für die Erhal-tung von Flachmooren sein könnte. In einem schweiz-weit einmaligen Pilotpro-jekt sind seit Herbst 2012 bei Samedan in Graubünden Gänse für Pro Natura im Naturschutzeinsatz. In der Pflege ihrer über 600 Na-turschutzgebiete geht Pro Natura immer wieder neue Wege. Vor einigen Jahren startete die Naturschutzor-ganisation Beweidungen mit Schottischen Hoch-landrindern, Wollschwei-nen, Stiefelgeis sen oder Eseln. Immer auf der Su-che nach geeigneten, natur-verträglichen Pflegeformen für wertvolle Lebensräu-me. Nun initiiert Pro Natu-ra Graubünden einen in der Schweiz einmaligen Bewei-dungsversuch mit Gänsen: In Samedan weiden seit Herbst 2012 derzeit zwölf

Diepholzer Gänse in einem Flachmoor. Geplant ist, den Gänse-Bestand nach und nach auf 100 bis 150 Tiere zu vergrössern. Ziel des Pilot-projekts ist eine wirksame und kostengünstige Pfle-ge von artenreichen Moo-ren und Feuchtgebieten als Alternative zur Mahd. Als positive Nebeneffekte sieht Pro Natura einen Beitrag an den Erhalt der alten Gänse-art als kulturelles Erbe und ein Zusatzeinkommen für Landwirte. Wieso Gänse in einem Flachmoor? Salopp beschrieben sind Flachmoo-re «Wiesen mit den Füssen im Wasser». Bis in die Mitte des ver-gangenen Jahrhunderts wurden viele Flachmoore zur Streueproduktion land-wirtschaftlich genutzt. In der heute intensiven und durch Importe vernetzten Landwirtschaft sind diese wenig ertragreichen Hand-arbeiten unrentabel gewor-den. Dennoch benötigen die

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