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Heft 7+8 Juli-August 2010
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AgrArforschung schweiz
J u l i – A u g u s t 2 0 1 0 | H e f t 7 – 8
Sortenlisten Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2011 Beilage
Umwelt Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! Seite260
Nutztiere Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen Seite272
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ImpressumAgrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die Zeitschrift der landwirtschaftlichen Forschung von Agroscope und ihren Partnern. Die Zeitschrift erscheint auf Deutsch und Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen aus Forschung, Industrie, Lehre, Beratung und Politik, an kantonale und eidgenös sische Ämter und weitere Fachinteressierte.
HerausgeberinAgroscope
Partnerb Agroscope (Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil
ACW; Agroscope Liebefeld-Posieux ALP und Schweizerisches Nationalgestüt SNG; Agroscope Reckenholz-Tänikon ART)
b Bundesamt für Landwirtschaft BLW, Bernb Schweizerische Hochschule für Landwirtschaft SHL, Zollikofenb Beratungszentralen AGRIDEA, Lindau und Lausanne b Eidgenössische Technische Hochschule ETH Zürich,
Departement Agrar- und Lebensmittelwissenschaften
Redaktion Andrea Leuenberger-Minger, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agro nomique Suisse, Forschungs anstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
Judith Auer, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon 1, E-Mail: [email protected]
Redaktionsteam Vorsitz: Jean-Philippe Mayor (Direktor ACW), Eliane Rohrer (ACW), Gerhard Mangold (ALP und SNG), Etel Keller-Doroszlai (ART), Karin Bovigny-Ackermann (BLW), Beat Huber-Eicher (SHL), Philippe Droz (AGRIDEA), Jörg Beck (ETH Zürich).
AbonnementPreiseZeitschrift: CHF 61.–* (Ausland + CHF 20.– Portokosten),inkl. MWSt. und Versandkosten, Online: CHF 61.–** reduzierter Tarif siehe: www.agrarforschungschweiz.ch oder [email protected]
AdresseNicole Boschung, Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 Posieux, Tel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00, E-Mail: [email protected]
Internet www.agrarforschungschweiz.chwww.rechercheagronomiquesuisse.ch
ISSN infosISSN 1663-7852 (Print)ISSN 1663-7909 (Internet)Schlüsseltitel: Agrarforschung SchweizAbgekürzter Schlüsseltitel: Agrarforsch. Schweiz
© Copyright Agroscope. Nachdruck von Artikeln gestattet, bei Quellenangabe und Zustellung eines Belegexemplars an die Redaktion.
Berner FachhochschuleHaute école spécialisée bernoiseSchweizerische Hochschulefür Landwirtschaft SHLHaute école suisse d’agronomie HESA
259 Editorial
Umwelt
260 Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft! Christian Bohren, Nicolas Delabays und
Stephanie Waldispühl
Umwelt
266 Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
Claudio Defila
Nutztiere
272 Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von SchweinenFrank Burose, Tim Anliker, Thomas Jungbluth
und Michael Zähner
Pflanzenbau
280 29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüftDaniel Suter, Hansueli Hirschi, Rainer Frick
und Stéphane Chapuis
Pflanzenbau
286 Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen AmpfersRoy Latsch und Joachim Sauter
Kurzbericht
290 Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?Daniel Erdin
Kurzbericht
294 EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzen-schutzes für den WeizenanbauCaterina Matasci und Fabio Mascher
298 Porträt
299 Aktuell
303 Veranstaltungen
Sortenlisten
Beilage Liste der empfohlenen Getreidesorten für die Ernte 2011 J. Hiltbrunner, M. Anders, L. Levy, J.-F. Collaud,
R. Schwärzel, M. Bertossa, P. Stoll und D. Peter
InhaltJuli–August2010|Heft7–8
Jedes Jahr prüft Agroscope zahlreiche Getreidesorten im Feldversuch auf ihre Anbaueigenschaften für die Praxis. Die «Liste der empfohlenen Getreidesorten» wird jährlich in enger Zusammenarbeit von Agroscope, swissgranum und Agridea aktualisiert. (Foto: Gabriela Brändle, ART)
Editorial
259Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 259, 2010
Die Beifußblättrige Ambrosie, ein beispielhaftes Unkraut
Liebe Leserin, lieber Leser
«Unkraut ist eine Pflanze, deren Tugenden noch nicht entdeckt wurden», so
lautet die positive Definition eines Unkrauts. Angesichts solchen Optimismus,
scheint die Beifußblättrige Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia) ein hoff-
nungsloser Fall zu sein, da sie keinerlei positiven Seiten aufweist. Derzeit,
spricht alles gegen diese Pflanze: sie ist einerseits ein gefürchtetes Unkraut
auf den Feldern und ein potenziell schädlicher Neophyt für das Gleich-
gewicht natürlicher Lebensräume, andererseits produziert sie grosse Men-
gen an stark allergenen Pollen, die in die Luft abgegeben werden.
Zu Beginn der 2000er Jahre, als die ersten bedeutenden Ambrosia-
Bestände auf den Feldern unseres Landes entdeckt wurden, hat diese Reihe
von negativen Eigenschaften eine konzertierte Aktion auf nationaler Ebene
hervorgerufen: die Erforschung der Biologie der Ambrosie, die Entwicklung
von Bekämpfungsstrategien (siehe: Artikel von Bohren et al., S. 260), die Auf-
nahme in die Liste der besonders gefährlichen Schadorganismen für die
Landwirtschaft , eine Informationskampagne für Fachkreise und die Öffent-
lichkeit, die Organisation von Aussreisstagen, etc.
Rückblickend können wir heute sagen, dass die ergriffenen Massnahmen
es ermöglicht haben, Entwicklung und Verbreitung dieser Art in der Schweiz
wirksam einzugrenzen. Ein Erfolg der in anderen Teilen Europas oft als Bei-
spiel genannt wird, vor allem dort wo Ambrosia grosse Probleme verursacht,
wie in der Region Rhône-Alpes in Frankreich oder der Po-Ebene in Italien.
Die grosse Aufmerksamkeit die der Ambrosie zuteil wird, darf allerdings
nicht vergessen lassen, dass auch andere Pflanzenarten Probleme verur-
sachen. In der Landwirtschaft, ist der Grossteil des Ertragsverlusts bei Kultur-
pflanzen unkrautbedingt. Die FAO hat übrigens vor kurzem Unkräuter zum
Feind Nummer 1 der Bauern erklärt (/www.fao.org/news/story/en/item/
29402/icode/) und daran erinnert, dass Unkräuter weltweit zu Verlusten in
Höhe von 95 Milliarden Dollar führen (gegenüber 85 Milliarden aufgrund
von Krankheiten und 46 Milliarden aufgrund von Schädlingen).
Was die Umwelt betrifft, sind invasive Neophyten eine der grössten
Bedrohungen für die Biodiversität natürlicher und halbnatürlicher Lebens-
räume. Auch wenn Europa (und die Schweiz) relativ wenig davon betroffen
sind, gibt es auch in unserem Land beunruhigende Entwicklungen: die starke
Ausbreitung des Japanischen Staudenknöterichs entlang vieler Flüsse unse-
res Landes ist ein konkretes Beispiel dafür.
Die Probleme die durch die Ambrosie verursacht werden, machen
bewusst, welche Herausforderung die Unkrautbekämpfung in der Landwirt-
schaft darstellt und zeigen die Notwendigkeit, die Biodiversität natürlicher
Lebensräume zu schützen.
Nicolas Delabays, Agroscope Changins-Wädenswil ACW
260 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 260–265, 2010
U m w e l t
kas und Europas der Hauptverursacher von Pollen-
allergien. Die anhaltende Ausbreitung von Ambrosia in
Europa stellt ein wachsendes Problem für die mensch-
liche Gesundheit dar (Taramarcaz et al. 2005). Als
landwirtschaftliches Unkraut verursacht Ambrosia
Mehr kosten in Millionenhöhe für zusätzliche Bekämp-
fungsmassnahmen und Ernteausfälle. Das sommerannu-
E i n l e i t u n g
Ambrosia artemisiifolia L. (Aufrechtes Traubenkraut oder
einfach Ambrosia) wurde aus seinem natürlichen Ver-
breitungsgebiet in Nordamerika in gemässigte euro-
päische Zonen und in andere Teile der Welt verschleppt.
Ambrosia ist in stark verseuchten Gebieten Nordameri-
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!ChristianBohren1,NicolasDelabays1undStephanieWaldispühl2
1StationderechercheAgroscopeChangins-WädenswilACW,1260Nyon2InforamaRütti,3052Zollikofen
Auskünfte: Christian Bohren, E-Mail: [email protected], Tel. 022 363 44 25
Ambrosia besetzt jeden freien Platz auf dem Acker und produziert gesundheitsschädliche, hoch allergene Pollen.
Foto
: AC
W
261Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 260–265, 2010
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!|Umwelt
DieReaktionvonAmbrosia artemisiifoliaL.
aufBekämpfungsmassnahmenwurdein
den letztenJahrenmitHilfevonFeld-und
GewächshausversuchenimKantonGenfund
inChanginssowie2009inRingversuchenin
verschiedeneneuropäischenLändernim
RahmeneinesEUPHRESCOProjektesunter-
sucht.Eszeigtesich,dassAmbrosiaaufeine
nichtletaleBekämpfungmitWiederaustrieb
reagiertund–wennauchreduziert–aller-
genePollenundkeimfähigeSamenbilden
kann.DieWahlderBekämpfungsmethoden
richtetsichnachdemGradderInvasionund
nachderUmgebungdesStandorts.Die
StrategieallerMethodenmussdarauf
ausgerichtetwerden,dieBildungkeimfähi-
gerSamenzuunterbinden.IndiesemBeitrag
werdenErfahrungenzudenBekämpfungs-
methodeninnerhalbsowieausserhalbder
Landwirtschaftbesprochen.
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
elle Kraut hat ein enormes Ausbreitungspotenzial, wel-
ches in der hohen Samenzahl pro Pflanze und in der
hohen Keimfähigkeitsrate begründet ist (Fumanal et al.
2007). Ambrosia keimt im in unseren Lagen hauptsäch-
lich im späten Frühjahr, beginnt im August Samen zu bil-
den und stirbt spätestens mit dem ersten Frost ab. Die
Pflanze überwintert nur in der Samenform (Hegi 1908).
UnsereVersuche
Herbizide: Zur Beurteilung der Wirkung der meisten in
der Schweiz bewilligten Herbizide haben wir in Chan-
gins und im Kanton Genf zwischen 2003 und 2009 zahl-
reiche Feld- und Gewächshausversuche durchgeführt.
Über 50 verschiedene Wirkstoffe wurden im Laufe der
Jahre unter Berücksichtigung des jeweiligen kulturspezi-
fischen Termins auf Kleinparzellen von 7 m² (viermal
wiederholt) in reinen Ambrosia-Bestand appliziert. Die
Behandlungen wurden mit einer Motor-Rückenspritze
durchgeführt (Bohren et al. 2008a).
Schnitt: Mähen ist an Orten, wo der Herbizid-Einsatz
verboten ist – wie an Strassenrändern, in Kiesgruben
und Naturschutzgebieten sowie an Flussläufen und See-
ufern – oft die einzige Methode für eine wirksame Amb-
rosia-Kontrolle. Mit den Schnittversuchen im Feld woll-
ten wir zeigen, ob ein einziger Schnitt allenfalls ausreicht,
um die Bildung keimfähiger Samen zu verhindern oder
ob dazu eine Schnittfolge mit mehreren Schnitten in
Abstand von einigen Wochen nötig sein würde (Bohren
et al. 2008b).
Schnitt/Herbizid: Die Erfahrung zeigte, dass Ambrosia
nach einer nicht letalen Bekämpfungsmassnahme immer
wieder austreibt und – wenn auch reduziert – Pollen und
Samen bilden kann. Kombinierte Verfahren mit einem
Schnitt vor der Blüte und einer Folgebehandlung mit
Herbiziden wurden ebenfalls in Feldversuchen mit dem
Ziel getestet, die Pollenproduktion zu limitieren und die
Bildung keimfähiger Samen zu unterbinden (Delabays et
al. 2008).
Internationale Versuchsreihe: Die Publikation der
Versuchsresultate führte rasch zu einem internationalen
Echo. Das Interesse an Bekämpfungsmöglichkeiten
dieser Pflanze mit dem äusserst allergenen Pollen war
geweckt. Eine internationale Zusammenarbeit kam 2009
im EUPHRESCO Projekt zu Stande. EUPHRESCO ist ein
Projekt im «Europäischen Forschungsnetzwerk» ERA-
NET im Rahmenprogramm (FP 7) der EU zur Förderung
der internationalen Kommunikation über Belange des
Pflanzenschutzes. Spezialisten aus Dänemark, Deutsch-
land, Slowenien und der Schweiz schlossen sich zusam-
men und führten Ringversuche zur Wirkung von Herbizi-
den, zur Untersuchung der Reaktion von Ambrosia auf
mechanische und chemische Massnahmen sowie zur
262 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 260–265, 2010
Umwelt|Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!
Methode, die Samenbank im Boden zu reduzieren und
eine Invasion zu stoppen. Die beste Strategie ist es, die
Produktion von Samen und gleichzeitig die Pollenpro-
duktion zu verhindern.
Es gibt verschiedene Methoden zur Bekämpfung von
A. artemisiifolia. Die Methoden können einzeln oder in
Kombination mit anderen angewendet werden, um die
Keimung der Samen zu begrenzen. Die Wahl der
Methode hängt von der Anzahl Pflanzen, ihrem phäno-
logischen Stadium, Standort und Landnutzung ab.
MechanischeBekämpfung
Ausreissen: Alle Pflanzen eines Standorts sollen systema-
tisch ausgerissen werden, vorzugsweise vor der Blüte,
um die Verbreitung von Pollen zu verhindern. Das Aus-
reissen der Pflanzen vor der Samenreife ist für kleine bis
mittlere Populationen wirkungsvoll. Nicht blühende und
nicht fruchtende Pflanzen sollten gründlich getrocknet
und dann kompostiert werden. Um das Weiterwachsen
zu verhindern, sollten ausgerissene Pflanzen von der
anhaftenden Erde befreit und in Plastiktüten ohne
Bodenkontakt bis zur vollständigen Trocknung gelagert
werden. Das Ausreissen von Ambrosia-Beständen führt
zu Störungen der Bodenoberfläche. Solcherart gestörte
Flächen sollten mit Bodendeckerarten angesät werden.
Hacken: Hacken im 2-Blatt-Stadium ist eine wirksame
Bekämpfung von Ambrosia in Sonnenblumen- und Mais-
kulturen. Hacken kann auch manuell auf kleinen Parzel-
len durchgeführt werden und zeigt gute Resultate bei
trockenen Bedingungen ohne Regen.
Mähen/Abschneiden: Mähen wird genutzt, um die
Samenproduktion zu verhindern und die Pflanze in gros-
sen Ambrosia-Populationen in Gebieten zu erschöpfen,
wo die chemische Bekämpfung verboten oder aus ande-
ren Gründen nicht möglich ist. Abschneiden sollte so
dicht wie möglich über der Oberfläche erfolgen, um
Neuaustrieb zu minimieren, jedoch ohne Störung der
Bodenoberfläche.Der Schnittzeitpunkt ist äusserst wichtig, da er in
starkem Masse die Möglichkeiten der Pflanze zum Neu-
austrieb und zur Blüte beeinflusst. Fortlaufendes
Schneiden kann die Blüte und Fruchtbildung verhin-
dern, aber nach dem Schnitt können die Pflanzen hori-
zontale Seitentriebe entwickeln, die Blüten tragen und
über der Bodenoberfläche wachsen. Diese Verzweigun-
gen sind im Folgeschnitt schwierig – oder gar nicht zu
schneiden. Das Mähen sollte nicht durchgeführt wer-
den, wenn die Samen reif sind, weil dies das Risiko der
Samenverbreitung erhöht. Um eine grössere Wirksam-
keit zu erreichen, sollte das Mähen mit anderen
Bekämpfungsmethoden kombiniert werden. Mähen
vor der Blüte in Kombination mit einer Herbizid-
Untersuchung des Verhaltens von Ambrosia in Kon-
kurrenzsituationen mit Kulturpflanzen durch (Butten-
schøn 2010).
S t r a t e g i e u n d M e t h o d e n
Die Anzahl der jährlich erzeugten Samen pro Pflanze
oder auf besiedelter Fläche ermöglicht Ambrosia ein
invasives Verhalten. Angesichts der grossen Anzahl der
produzierten Samen und ihrer hohen Keimfähigkeit hat
Ambrosia ein enormes Potenzial um sich zu vermehren.
Der Lebenszyklus der sommerannuellen Ambrosia ist
einfach: im Frühjahr gekeimt, bildet sie im Sommer
Samen und stirbt im Herbst entweder nach der Samen-
bildung oder wegen einsetzendem Frost ab. Ausser den
Samen überwintern keine weiteren Pflanzenteile. Dies
ist der empfindliche Punkt von Ambrosia. Ihre Verbrei-
tung hängt vom sicheren Überwintern der Samen ab.
Die Bekämpfungsstrategie muss am Schwachpunkt im
Lebenszyklus ansetzen.
Bekämpfungsstrategie:Bekämpfungsstrategien müssen
die aktuelle Situation an dem Ort berücksichtigen, wo
Ambrosia bekämpft werden soll: i) Gebiete oder Flächen,
wo sich die Invasion im Anfangsstadium befindet und ii)
Gebiete oder Flächen, wo die Invasion von Ambrosia
bereits fortgeschritten ist. In einem neu besiedelten
Gebiet wird keine oder nur eine sehr kleine Samenbank
von Ambrosia-Samen existieren, während in einem
Gebiet mit einer fortgeschrittenen Invasion viele keim-
fähige Ambrosia-Samen in der Samenbank im Boden
gefunden werden. Ein wichtiger Teil der Bekämpfungs-
strategie ist deshalb die jährlich wiederholte Beob-
achtung des Standorts nach der Bekämpfung.
Das Unterbinden der Bildung von keimfähigen
Samen ist auf lange Sicht die einzige wirkungsvolle
Abb. 1 | In Sonnenblumen gibt’s keine wirksamen Herbizide – ein dichter Ambrosia-Bestand kann zu Ertragsausfällen führen.
Foto
: AC
W
263Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 260–265, 2010
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!|Umwelt
Herbizide mit kombinierter Blatt- und Bodenwirkung
und Kontaktherbizide wirkten oft am besten. Praktisch
unwirksam waren Bodenherbizide, die im Herbst auf
Winterraps oder Wintergetreide appliziert wurden.
Sequenzielle Behandlungen – Anwendung von norma-
len Herbizid-Dosen in zwei Schritten, sogenannte Split-
Anwendung – zeigten oft synergetische Wirkung, sie
hatten eine höhere Wirksamkeit als eine Anwendung.
Die Höhe der Teildosis hing vom Wachstumsstadium zur
Zeit der Anwendung ab. Niedrige Dosen sollten aus-
schliesslich in einem frühen Wachstumsstadium ange-
wendet werden.
Herbizide werden empfohlen für grosse Befalls-
flächen in landwirtschaftlichen Zonen. Die Ambrosia
kann Resistenz gegen verschiedene Herbizide entwi-
ckeln. In Nordamerika ist die Resistenz gegen Glypho-
sate, in Ungarn eine solche gegen Triazine bekannt.
Herbizide können neben ihrer Aufgabe, Pflanzen abzu-
töten auch einen weiteren nützlichen Effekt haben: In
unseren Versuchen haben wir festgestellt, dass der Wirk-
stoff Clopyralid – wenn er kurz vor der Blüte appliziert
wurde – die Pflanze zwar nicht abtötet, jedoch die Keim-
fähigkeit der Samen deutlich reduziert (Bohren et al.
2008c). Auf diesem Gebiet könnte noch viel geforscht
werden.
Wirksamkeit von Herbiziden: Viele, aber nicht alle
Herbizid-Behandlungen, die in diesen Versuchsserien
an gewendet wurden, reduzierten die Biomasse von
Ambrosia. Bei der Bekämpfung von Ambrosia mit Herbi-
ziden hatte der Zeitpunkt der Behandlung einen Einfluss
auf die Wirkung. Die höchste Wirksamkeit wurde mit
einer frühzeitigen Behandlung bis 4-Blatt-Stadium
erzielt. Bei späterer Behandlung war die Wirksamkeit
von vielen Herbiziden trotz erhöhter Dosis oft reduziert.
Split-Behandlungen von Herbiziden wie sie in ver-
schiedenen Kulturen üblich sind, können die Herbizid-
Wirkung optimieren und Wirkstoffmenge einsparen.
Die Herbizid-Dosis kann in einer Folgebehandlung an
den Wirkungsgrad der Erstbehandlung angepasst wer-
den.
BiologischeBekämpfung
Zurzeit gibt es keine wirksame biologische Bekämpfung
von Ambrosia in Europa (EPPO/OEPP 2008). Eine klassi-
sche biologische Bekämpfung wurde in Russland, der
Ukraine und dem früheren Jugoslawien versucht. Zwi-
schen 1969 und 1990 wurden mehrere Insekten zur
Bekämpfung eingeführt, aber das am meisten verspre-
chende Insekt, Zygogramma suturalis (Coleoptera, Chry-
somelidae), hat bis jetzt keine erfolgreiche Zurückdrän-
gung erbracht. In diesem Bereich ist weiteres Arbeiten
notwendig (CABI 2010).
Behandlung an wieder ausgetriebenen Pflanzen garan-
tiert eine wirkungsvolle Bekämpfung.
Mechanische Mähtechniken, zum Beispiel Schlegel-
mäher, sind bei grossen befallenen Flächen mit ebenem
Grund nützlich. Falls die Population klein ist oder sich an
einem Ort befindet, der für mechanisches Mähen unge-
eignet ist, z.B. an steilen Hängen, wird manuelles Schnei-
den mit einer Sense oder Motorsense empfohlen. Wo es
möglich ist, sollte Mähen durch Ausreissen ersetzt wer-
den.
Pflügen: Tiefes Pflügen, das die Ambrosia-Samen tiefer
als 10 cm vergräbt, verhindert die Keimung der Samen,
wohingegen flaches Pflügen nicht ausreicht. Pflügen im
Folgejahr bringt die Samen des Vorjahres wieder an die
Oberfläche.
Begrünung:Begrünung mit einheimischen, winterannu-
ellen Pflanzen kann die Ambrosia unterdrücken. Es ist
wichtig eine dichte Bodenbedeckung durch schnell wach-
sende und bodendeckende einheimische Pflanzen zu
erzielen, um die Wiederbesiedlung durch Ambrosia zu
erschweren.
Mulchschicht: Mulchen kann genutzt werden, um die
Samenkeimung auf kleinen Flächen zu begrenzen, zum
Beispiel in Spezialkulturen. Mit Mulch (Heu, Grasschnitt,
Holzschnitzel usw.) oder einer anderen Art von Bodenbe-
deckung bedeckter Boden verhindert, dass Sonnenlicht
Unkrautsamen und Keimlinge erreicht, welches diese für
Keimung und Wachstum benötigen.
Abdecken mit Plastikfolie: Abdecken mit (schwarzer)
Plastikfolie anstatt Mulchen kann dazu genutzt werden,
um den Lichteinfall auf die Bodenoberfläche dauerhaft
zu reduzieren und die Bodentemperatur so zu erhöhen,
dass kleine Pflanzen abgetötet werden und die Keimung
von Samen verhindert wird.
Beweidung: Obwohl Ambrosia einen ziemlich hohen
Gehalt an Roheiweiss besitzt und im Frühjahr verdaut
werden kann, wird Beweidung nicht als mögliche
Bekämpfungsmethode betrachtet, da die Pflanze in gros-
sen Mengen schädlich für die Tiere sein kann. Es wurde
berichtet, dass Molkereiprodukte von Kühen, die auf
Ambrosia grasten, einen unangenehmen Geruch und
Geschmack haben (Weedscanada 2009). Eine intensive
Beweidung, die für die Bekämpfung von Ambrosia not-
wendig wäre, würde die Keimung im trittgeschädigten
Boden fördern.
ChemischeBekämpfung
Die Verwendung von Chemikalien für die Bekämpfung
von Ambrosia ist durch gesetzliche Regelungen einge-
schränkt. Zusätzlich bestimmt die Art des befallenen
Standortes die Wahl der Wirkstoffe und Durchführbar-
keit der Bekämpfung.
264 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 260–265, 2010
Umwelt|Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!
Baustellen: Gestörter Boden an Baustellen ist ein guter
Standort für Ambrosia. Dichter Bewuchs durch eine
Bodendeckerkultur oder Folienabdeckung können das
Wachstum von Ambrosia-Pflanzen – und dadurch die
Erzeugung von keimfähigen Samen – signifikant senken.
Strassenränder: Grünstreifen an Strassenrändern wer-
den im Frühsommer aus Sicherheitsgründen gemäht,
wodurch das Ambrosia-Wachstum gefördert wird. Ein-
zelpflanzen müssen von Hand entfernt werden, um wei-
tere Samenbildung zu vermeiden. In Gebieten mit
hohem Ambrosia-Vorkommen sollte Ambrosia zusätz-
lich mit einem Herbizid behandelt werden können, um
die beste Bekämpfungswirkung zu erzielen.
GärtenundParks:Dichte Bodenbedeckung mit Pflanzen
verlangsamt wirksam einen Befall mit Ambrosia. Einzel-
pflanzenbestände müssen vor der Blüte ausgerissen und
vollständig zerstört werden.
NatürlicheStandorte:Einzelne Pflanzen auf Flächen wo
der Befall gerade beginnt, müssen ausgerissen und voll-
ständig zerstört werden, um eine weitere Invasion zu
stoppen. Gestörter Boden sollte nach Möglichkeit von
einer dichten Population von einheimischen Pflanzen
bedeckt werden. In verseuchten Gebieten sollten Metho-
den zur Sanierung an die Verhältnisse angepasst werden
können. n
D i s k u s s i o n
In allen Versuchen konnte beobachtet werden, dass
Ambrosia nach einer Bekämpfungsmassnahme mit unge-
nügender Wirkung in der Lage war, nachzuwachsen.
Bekämpfung in der Landwirtschaft: In landwirtschaftli-
chen Flächen, wo Ambrosia als Unkraut auftritt, kann die
Behandlung mit Herbiziden in vielen Fällen ausreichend
sein, um Ertragseinbussen zu vermeiden. In besonderen
Fällen – wie bei Sonnenblumen (Abb. 1), die botanisch
mit Ambrosia verwandt sind und für die zur Zeit kein
selektives Herbizid mit genügender Wirksamkeit erhält-
lich ist – muss Fruchtfolge angewendet werden, um die
Ambrosia-Samenbank im Boden zu reduzieren. Die in der
Pflanzenschutzverordnung verankerte Bekämpfungs-
pflicht trägt wesentlich dazu bei, dass sich Ambrosia in
der Landwirtschaftzone nicht invasiv ausbreiten kann.
KonkurrenzfähigkeitvonAmbrosia: Sowohl in Topf- als
auch in Feldversuchen konnten wir beobachten, dass
Ambrosia nicht sehr konkurrenzfähig ist; sie ist höchst-
empfindlich gegenüber konkurrierenden Kulturen. Die
Kombination von Herbizid-Wirkung und Konkurrenz
zeigte eine kumulative Wirkung.
Die Umgebungsvegetation hat einen grossen Ein-
fluss auf das invasive Verhalten von Ambrosia. Pflanzen,
die einer Konkurrenz ausgesetzt wurden, zeigten eine
bestimmte Verzögerung in ihrer phänologischen Ent-
wicklung. Diese Konkurrenzschwäche kann für Bekämp-
fungsstrategien in verschiedenen Situationen genutzt
werden. Hohe Kultur- oder Pflanzendichte kann das
Wachstum von Ambrosia-Pflanzen wirkungsvoll reduzie-
ren, aber die Produktion von Ambrosia-Samen kann
nicht vollständig verhindert werden.
ZielederBekämpfungsmassnahmen: Oberstes Ziel muss
es sein, die Bildung von keimfähigen Samen zu verhin-
dern.
Landwirtschaftliche Flächen: In befallenen Kulturen
müssen Herbizide gemäss ihrer optimalen Wirkung auf
Ambrosia eingesetzt werden. Eine Split-Behandlung
kann für eine bessere Wirksamkeit vorteilhaft sein. Kon-
kurrenzstarke Kulturen können die Herbizid-Wirksam-
keit erhöhen. Bio-Landwirte können sich die geringe
Konkurrenzfähigkeit von Ambrosia mit dichten Pflan-
zenbeständen zunutze machen.
Kasten|Sicherheitshinweise:
Allergene Wirkung haben nur die Pollen. Die Pflanze
selber kann in seltenen Fällen Hautreizungen verur-
sachen.GegenAmbrosiasensibilisiertePersonensoll-
tensichnichtanBekämpfungsaktionenbeteiligen.Alle
Beteiligten sollten zum Schutz eine Kleidung tragen,
diedenganzenKörperbedeckt;währendderBlütezeit
sollengeeigneteAtemmaskenundSchutzbrillengetra-
genwerden.
Internetlinks:www.ambrosia.ch
LeitlinienfürdenUmgangmitAmbrosia(dt.,fr.,it.,eng.)
http://www.agrsci.dk/ambrosia/outputs/guidelines.html
265
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 260–265, 2010
Ambrosia-Kontrolle – nicht nur in der Landwirtschaft!|Umwelt
Ambrosiacontrol:notonlyinagricul-
ture!
ThereactionofAmbrosia artimisiifolia
L.wasstudiedinrecentyearsusing
fieldandgreenhousetrialsinGeneva
andinChanginsand2009inringtests
invariousEuropeancountrieswithin
a EUPHRESCOproject.Theresults
showedthatambrosiareactsona
non-lethalcontrolwithre-sprouting
andisabletoproduce–evenin
reducedquantities–pollenandviable
seeds.Thechoiceofcontrolmethods
dependsonthestatusoftheinvasion
andonthetypeofthesite.Themain
strategyofallmethodsmustaim
preventingtheformationofviable
seedsandmustcontainasequential
observationofthetreatedsite.This
paperdiscussesexperienceoncontrol
methodswithinandoutsideof
agricultureinSwitzerland.
Keywords:CommonRagweed,weed
control,herbicide,competition,
EUPHRESCO,Switzerland.
Controllodell’ambrosia–nonsoloin
agricoltura
NelcontestodiunprogettoEUPHRE-
SCO,svoltoinvaripaesieuropei
basatosuproveparalleleeseguitenel
corsodel2009esuproveeseguitein
pienocampoeinserranelcanton
GinevraeaChangins,durantegli
ultimianni,sièanalizzatalareazione
diAmbrosia artemisiifoliaL.adiverse
misuredilotta.Sièconstatatoche
l’Ambrosiarisponde,incasodilottaa
esitosubletale,formandodeiricaccie
conlaconseguenteproduzione,anche
seinmisuraridotta,siadipolline
allergenico,siadisemiviabili.Lascelta
deimetodidilottadipendedalgrado
d’infestazioneedall’ambientecirco-
stantealluogo.Lastrategiadituttii
metodidevemirareadimpedirela
produzionedisemiviabili.L’articolo
presentedescriveleesperienzefatte
conivarimetodidilottasiainagri-
coltura,siainambientenonagricolo.
Literatur b Bohren C., Delabays N.& Mermillod G., 2008a. Ambrosia artemisiifolia L.: Feldversuche mit Herbiziden. Agrarforschung 15 (5), 230 – 235.
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b Bohren C., Mermillod G. & Delabays N., 2008b. Ambrosia artemisiifolia L. Control measures and their effects on its capacity of reproduction. Journal of Plant Diseases and Protection, Special Issue XXI, 311 – 316.
b Buttenschøn R. M. (Ed.) 2010. Leitlinien für den Umgang mit der Beifuss-blättrigen Ambrosie, Ambrosia artemisiifolia. Resultate des EUPHRESCO Projects «Strategies for Ambrosia control (AMBROSIA) 2008 – 2009». Forest & Landscape. 53 pp.
b CABI, 2010. Zugang: http://www.cabi.org/default.aspx?site=170&page=2014
b Delabays N., Bohren C., Mermillod G., Baker A. & Vertenten J., 2008. Lut-te contre l’ambroisie (Ambrosia artemisiifolia L.): briser le cycle de la
plante pour épuiser son stock semencier dans les sites infestés. Revue suisse Agric. 40 (4), 191 – 198.
b EPPO/OEPP 2008. Ambrosia artemisiifolia. EPPO/OEPP Bulletin 38, 414 – 418.
b Fumanal B., Chauvel B. & Bretagnolle F., 2007. Estimation of pollen and seed production of common ragweed in France. Ann. Agric. Environ. Med., 2007, 14, 233 – 236.
b Hegi G. 1908 – 1931. Illustrierte Flora von Mitteleuropa: mit besonderer Berücksichtigung von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Lehmann, München.
b Taramarcaz P., Lambelet C., Clot B., Keimer C. & Hauser C. 2005. Rag-weed (Ambrosia) progression and its health risks: will Switzerland resist this invasion? Swiss Med Weekly 135, 538 – 548.
b Weedscanada, 2009. Zugang: http://www.weedscanada.ca/poisonous_weeds.htm.
266 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
U m w e l t
Anhand der Eintrittstermine der Phänophasen und
deren Einteilung in fünf Klassen (von sehr früh bis sehr
spät) kann der jeweilige Stand der Vegetationsentwick-
lung angegeben werden. Die phänologischen Bulletins
basieren aus den Sofortmeldungen. Von den rund 160
phänologischen Beobachtungsstationen melden 40 Sta-
tionen in verschiedenen Regionen und Höhenlagen der
E i n l e i t u n g u n d M e t h o d e
Der phänologische Rückblick 2009 entstand anhand der
in der Tabelle 1 enthaltenen Daten und aufgrund der
phänologischen Bulletins, die im Internet der Meteo-
Schweiz verbreitet werden (www.meteoschweiz.admin.
ch/web/de/wetter/vegetationsentwicklung.html).
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
ClaudioDefila,BundesamtfürMeteorologieundKlimatologie,MeteoSchweiz,8044Zürich
Auskünfte: Claudio Defila, E-Mail: [email protected] , Tel. +41 44 256 94 05
Die Blüte der Sommerlinde charakterisiert den phänologischen Sommer.
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267Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009|Umwelt
DieüberdurchschnittlichenTemperaturen
im Jahr2009undinsbesonderedieextrem
warmenMonateApril,MaiundAugust
beeinflusstendieVegetationsentwicklungin
derSchweizmarkant.Hingegenzeigtendie
zeitweiseherrschendenTrockenperioden
keineAuswirkungen.Derzeitlichnormale
bis späteVegetationsstartmitderBlüteder
HaselimMärzundderBlütedesHuflattichs
EndeMärzundAnfangAprilverwandelte
sichineineeherfrüheVegetationsent-
wicklungbeidenspäterenphänologischen
FrühlingsphasendankdemwarmenApril
unddenextremhohenTemperaturenimMai.
AuffallendfrühfanddieBlütederMargerite
statt.Ausserordentlichwardersehrfrühe
phänologischeSommermiteinigenneuen
Rekordwerten.SokonnteimSommer2009
zeitweiseeinVorsprungderVegetations-
entwicklungvonzweibisdreiWochen
gegenüberderNormregistriertwerden,
was aufdieextremhohenTemperaturenim
MaiundAugustzurückzuführenist.Die
WeinleseunddieBlütederHerbstzeitlose
fandenzueinemeherfrühenZeitpunkt
statt. HingegenbestandeineklareTendenz
zuspäterenTerminenalsnormalbeider
BlattverfärbungundbeimBlattfallder
BuchenundRosskastanien.
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Schweiz 17 Phänophasen aktuell, das heisst sofort nach
ihrem Eintreten. Diese 17 Phänophasen wurden so aus-
gewählt, dass sie möglichst über die ganze Vegetations-
periode verteilt sind (von der Blüte der Hasel bis zur
Blattverfärbung der Buche). Der meteorologische Jah-
resrückblick ist eine Zusammenfassung der monatlichen
Witterungsberichte von MeteoSchweiz.
R e s u l t a t e
DasJahr2009wardassiebentwärmsteseitBeginnder
MessreiheimJahr1864.
Grosse positive Abweichungen gab es vor allem in den
Niederungen. Der Hauptanteil am Wärmeüberschuss lie-
ferten die Monate April, Mai und August und im Norden
zusätzlich der November. Das Jahr 2009 brachte mehr-
heitlich etwas weniger Niederschlag als im Mittel von
1961 bis 1990. Werte unter 90 % der Norm traten fast nur
im Westen und zum Teil in Graubünden auf. Im Süden
und Oberwallis wurden geringe Niederschlagsüber-
schüsse registriert. Im Flachland war es deutlich sonniger
als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990.
Winter2008/09
Der Winter 2008/09 begann im Dezember im Westen
und in den höheren Lagen mit einem leichten Tempera-
turdefizit. Hingegen war es in den Tieflagen der Ost-
schweiz etwas zu warm. Im Süden der Schweiz war es
sehr niederschlagsreich und entsprechend viel Schnee
fiel in den höheren Lagen. Im Januar 2009 war es in den
Niederungen trüb und kalt, weshalb die Temperaturen
unter dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990 blieben.
Vor allem im Norden gab es deutlich weniger Nieder-
schlag als üblich. Der Februar brachte im Norden und
insbesondere in den Gipfelregionen Temperaturdefizite.
Dank Nordföhn herrschten im Süden Temperaturen, die
leicht über der Norm lagen. Während es im Flachland der
Alpennordseite etwas zu trocken blieb, fielen im Süden
des Landes mehr Niederschläge als normal. Sie brachten
in höheren Lagen grosse Schneemengen.
Frühling
Im März wechselten sich milde und kalte Perioden ab,
was in den meisten Regionen der Schweiz zu für diese
Jahreszeit üblichen Temperaturen führte. Fast in der
ganzen Schweiz war es zu nass. Eine Ausnahme bildeten
der Westen der Schweiz und das Wallis. Extrem warmes
Wetter brachte der April auf der Alpennordseite. Zwi-
schen dem 3. und 15. April betrug der Wärmeüberschuss
fünf bis sieben Grad. Diese Wetterlage verursachte eine
grosse Trockenheit mit verbreitet nur 10 bis 50 % der
üblichen Niederschlagsmengen im April. Überdurch-
268 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
Umwelt|Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
grosses Niederschlagsdefizit. Insbesondere der Jurasüd-
fuss, der Alpennordhang, das Unterwallis sowie Grau-
bünden erhielten nur geringe Niederschlagsmengen. So
fielen zum Beispiel im Mittelbünden nur 15 bis 30 %
einer normalen Monatssumme im September. Vom 6. bis
9. Oktober war es ausserordentlich warm. An vielen
Stationen wurden am 7. Oktober Temperaturen über
25 Grad gemessen, was einem Sommertag entspricht.
Über den ganzen Monat gerechnet, herrschte nur in den
Bergen ein leichtes Temperaturdefizit. In den übrigen
Regionen entsprachen die Temperaturen den zu dieser
Jahreszeit üblichen Werten. Mit Ausnahme des zentra-
len und östlichen Alpennordhangs war es in der ganzen
Schweiz zu trocken. Sehr niederschlagsarm war es in Tei-
len des westlichen Mittellandes, im Wallis und im Tessin.
Der November war extrem mild. Vielerorts war seit 1864
lediglich der November 2006 noch wärmer. Als einziger
Herbstmonat brachte der November überdurchschnittli-
che Niederschlagsmengen.
FrüheVegetationsentwicklungimphänologischen
SommerFür die Station Arogno gibt es auch dieses Jahr keine Daten,
da noch immer keine Person gefunden werden konnte, die
die schöne Aufgabe der phänologischen Beobachtungen
übernehmen wollte. Das warme Jahr 2009 und insbeson-
dere die extrem warmen Monate April, Mai und August
beeinflussten die Vegetations entwicklung in der Schweiz.
schnittlich viel Niederschlag konnten jedoch im oberen
Wallis, im Tessin und im Oberengadin gemessen werden
mit Starkniederschlägen am Monatsende. Weiterhin
ex trem warm und sonnig blieb es im Mai. In weiten Tei-
len der Schweiz war der Mai 2009 der zweitwärmste seit
Messbeginn im Jahr 1864. In Lugano wurde sogar der
wärmste Mai seit 1864 registriert. In Sion wurden am
25. Mai 35,1 Grad gemessen. Entsprechend trocken war
es im ganzen Land und im Westen, Tessin und in Grau-
bünden sogar sehr trocken.
Sommer
Der Juni präsentierte sich im Flachland von der sonnigen
Seite. Nur in den Alpen war es zeitweise nass und trüb.
Dies ergab im Norden einen leichten und im Süden
etwas grösseren Wärmeüberschuss. Die Niederschlags-
mengen vielen regional recht unterschiedlich aus. Im Juli
war es in der ganzen Schweiz etwas wärmer und in den
meisten Regionen auch etwas niederschlagsreicher als
im Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Wie bereits im
April und Mai war es in der ganzen Schweiz auch im
August extrem warm. Dies führte wiederum zu trocke-
nen Verhältnissen.
Herbst
Im September war es in der ganzen Schweiz bis zu 2 Grad
wärmer als im Mittel der Jahre 1961 bis 1990. In den
meisten Regionen der Schweiz resultierte daraus ein
Abb. 1 | Die Blüte der Margerite zeigt den phänologischen Spätfrühling an.
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269Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009|Umwelt
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1. Jura
Moutier 530 26.03. o 04.05. o 16.05. -- 04.07. o 23.04. o 12.05. o 02.05. o 30.06. ++ 28.08. o
L'Abergement 660 27.03. o 14.04. o 20.05. o 16.04. o 29.04. o 23.04. - 18.05. --
Le Locle 1020 20.05. + 08.06. -- 10.07. 08.05. - 23.05. o 15.05. --- 04.06. --
Les Ponts-de-Martel 1120 05.05. ++ 22.05. o 17.05. o 02.06. --
2. Wallis/Rhonetal
Leytron 480 20.03. o 08.04. o 09.04. o 17.04. -- 13.04. o 05.06. -- 09.10. o
Fiesch 1100 05.04. o 10.05. o 25.05. o 27.06. o 02.05. o 15.05. o 12.06. -- 20.08.
Les Plans-sur-Bex 1100 27.04. --- 02.07. o
Gryon 1100 30.04. o 03.05. --
St. Luc 1650 12.04. o 14.05. o 25.05. -- 14.05. o 30.05. 29.05. 12.07. + 20.10. +++
3. Zentralschweiz
Sarnen 500 27.02. - 03.04. - 30.04. -- 10.06. -- 13.04. o 22.04. - 20.04. o 21.04. -- 12.06. 12.10. 23.08. -
Entlebuch 765 10.04. + 27.04. - 25.05. - 04.06. -- 19.04. - 13.05. o 04.05. o 19.05. o 08.06. -- 16.10. o 22.08. -
Escholzmatt 910 09.04. ++ 25.04. - 25.05. - 25.06. -- 25.04. -- 09.05. - 03.05. - 03.06. o
Gadmen 1205 24.04. o 19.05. - 29.05. -- 08.05. -- 13.06. --
4. Mittelland
Liestal 350 23.03. + 13.04. o 07.05. - 06.06. -- 12.04. o 22.04. - 13.04. o 03.06. +
Cartigny 400 18.03. + 17.04. o 13.05. o 29.05. -- 10.04. o 22.04. o 20.04. o 24.05. - 03.06. -- 23.09. -
Rafz 515 16.03. o 15.04. - 12.05. - 12.06. -- 15.04. - 30.04. o 18.04. -- 11.06. - 07.10. - 02.09. o
Wiliberg 650 01.04. + 15.04. - 14.05. -- 20.06. 15.04. - 23.04. -- 23.04. -
Posieux 680 02.04. o 27.04. o 13.05. -- 14.06. -- 20.04. - 03.05. - 30.04. o 05.05. --
Wyssachen 850 03.04. o 01.05. o 17.05. - 14.06. -- 24.04. o 08.05. o 27.04. - 19.05. -
5. Ostschweiz und Mittelbünden
Sargans II 480 10.03. o 14.04. o 20.05. o 15.06. o 20.04. o 21.04. o 18.04. o 12.05. o 26.05. -- 08.10. - 15.10. +
Wattwil, SG 625 17.03. o 02.05. + 17.05. - 23.04. o 07.05. - 02.05. o 19.05. o
Thusis 700 01.04. o 22.04. - 19.05. o 15.04. o 01.05. o 22.04. - 20.05. - 19.08. --
Seewis Dorf 960 04.04. o 12.05. + 24.05. o 10.05. o 06.05. o 20.05. - 18.09. o
Andeer 985 04.04. + 07.05. - 26.05. - 30.06. - 02.05. o 14.05. o 07.05. - 30.05. -- 20.06. - 08.10. o 25.08. o
Wildhaus 1100 22.04. o 05.05. o 05.06. o 08.07. - 10.05. o 27.08. --
Vals 1250 14.04. + 16.05. o 05.06. - 12.05. - 13.05. -- 12.05. o 29.06. o 02.09. o
Davos-Dorf 1560 15.04. o 17.05. -- 14.06. - 13.06. -- 07.09. o
6. Engadin und Südbünden
Brusio-Piazzo 800 30.05. -- 14.04. o 30.04. o 26.04. o 16.05. --
Stampa 1000 26.03. o 25.05. o 05.05. o 05.05. o
Martina 1050 15.04. + 10.05. o 26.05. - 06.05. - 19.06. o 13.09. o
Scuol 1240 01.04. - 10.05. + 28.05. -- 06.07. o 05.05. o 08.05. -- 12.05. - 05.06. --- 05.10. +
Sent 1440 07.05. o 29.05. -- 12.05. o 19.05. - 17.05. - 20.06. --- 15.10. -- 21.09. +
St. Moritz 1800 03.05. ++ 18.05. o 08.06. -- 10.07. o 26.08. o
7. Tessin
Vira / Gambarogno 210 04.04. o 26.04. -- 24.05. - 06.04. o 11.04. o 09.04. o 04.05. --- 31.05. o 23.09. --
Cevio-Cavergno 430 08.04. o 18.04. o 18.05. o 06.04. o 13.04. o 13.04. o 27.05. o 27.05. - 27.09. -
Arogno 660
Prato-Sornico 750 29.04. o 03.06. o 25.06. + 12.04. o 14.04. o 14.04. o 23.06. ++
Vergeletto 1100 02.04. + 22.05. ++ 25.05. o 28.06. - 28.04. + 13.05. + 11.05. + 28.06. o
Legende zur Tabelle 1: --- neuer rekord -- sehr früh - früh o normal + spät ++ sehr spät +++ neuer rekordKeine Angabe: zu kurze Beobachtungsreihe oder keine phänologischen Beobachtungen durchgeführt
270 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
Umwelt|Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009
konnten drei neue Rekorde (frühster Termin seit Bobach-
tungsbeginn) verzeichnet werden. Eine sehr frühe Blüte
der Sommerlinde konnte insbesondere in der Zent-
ralschweiz und im Mittelland festgestellt werden. Allge-
mein traten alle drei phänologischen Sommerphasen
mehrheitlich früher als üblich ein. Zeitweise konnte ein
Vorsprung der Vegetationsentwicklung von zwei bis drei
Wochen gegenüber der Norm registriert werden. Die
Ursachen, die zu diesem rekordverdächtigen phänologi-
schen Sommer 2009 führten, liegen bei dem extrem war-
men Mai und dem warmen Juni.
Herbst
Bei den in der Tabelle 1 enthaltenen Daten besteht ein
deutlicher Trend zu frühen Eintrittsterminen mit 39 %
aller Fälle in der Klasse «früh» und «sehr früh». Die
Klasse «normal» beinhaltet 48 % und die Klasse «spät»
und «sehr spät» lediglich 13 %. Da in der Tabelle nur zwei
phänologische Herbstphasen aufgeführt werden (Wein-
lese und Vollblüte der Herbstzeitlose) und diese nicht
sehr aussagekräftig sind, um den Stand der Vegetations-
entwicklung zu bestimmen, darf dieses Resultat nicht
überbewertet werden. Die Auswertungen der herbstli-
chen Blattverfärbung und des Blattfalls der Buchen und
Rosskastanien ergeben einen gegenläufigen Trend zu
späten phänologischen Eintrittsterminen mit 34 % aller
Fälle in der Klasse «spät» und «sehr spät». Da insbeson-
dere die Blattverfärbung der Laubbäume von den Men-
schen als Zeichen des Herbstes wahrgenommen wird,
muss aus dieser Sicht der phänologische Herbst 2009 als
spät bezeichnet werden. Es ist auch zu beachten, dass der
Zeitpunkt der Laubverfärbung und des Blattfalls nicht
durch die gleichen Faktoren wie die Weinlese und die
Blüte der Herbstzeitlose beeinflusst werden. Bei der
Weinlese spielt neben der Witterung auch noch der
Mensch eine wichtige Rolle. Worauf die Blüte der Herbst-
zeitlose reagiert ist kaum bekannt.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Das phänologische Jahr 2009 ist gekennzeichnet durch
den sehr frühen Sommer mit einigen neuen Rekorden.
Der Frühling war etwas früher und der Herbst mit der
Blattverfärbung und Blattfall deutlich später als normal.
Bei der Weinlese und der Blüte der Herbstzeitlose konn-
ten jedoch viele frühe Eintrittstermine registriert werden.
Der Hauptgrund für die vielen frühen phäno logischen
Eintrittstermine ist allgemein auf die überdurchschnittli-
chen Temperaturen im Jahr 2009 zurückzuführen und
insbesondere auf die sehr warmen Monate April, Mai
und August. n
Da die phänologischen Frühlings- und Sommerphasen
vor allem von der Temperatur gesteuert werden, erstaunt
es nicht, dass insbesondere im phänologischen Sommer
sehr viele frühe Eintritts termine registriert werden
konnten. Die zeitweilige Trockenheit wirkte sich jedoch
kaum auf die Phänologie aus. So hätte man erwarten
können, dass die Trocken perioden im Herbst eine ver-
frühte Blattverfärbung bewirken würden, was aber nicht
der Fall war. Im Gegensatz zur Blattverfärbung der
Buchen und Rosskastanien fanden die Weinlese und die
Blüte der Herbstzeitlose mehrheitlich früh statt.
D i s k u s s i o n
Frühling
Der phänologische Frühling 2009 kann als normal bis
früh bezeichnet werden. 54 % aller phänologischen Ein-
trittstermine gehören zur Klasse «normal», 35 % zur
Klasse «früh und sehr früh» und nur 11 % zur Klasse
«spät und sehr spät». Anfang Februar blühten auf der
Alpensüdseite die ersten Haselsträucher (in der Tabelle 1
nicht enthalten). In den übrigen Regionen fand die
Haselblüte in der ersten Märzhälfte statt und in den
höheren Lagen Anfang April. Bei dieser Phänophase
bestand eine Tendenz zu späten Eintrittsterminen. In der
zweiten Märzhälfte konnte in den Niederungen und
Anfang April in den höheren Lagen die Blüte des Huflat-
tichs (Tabelle 1) beobachtet werden. Auch diese Phäno-
phase fand tendenziell zu einem späten Zeitpunkt statt.
Der warme Monat April holte diesen Rückstand der
Vegetationsentwicklung wieder auf, sodass die in
Tabelle 1 enthaltenen Frühlingsphasen (Blüte des Löwen-
zahns und der Margerite sowie Blüte der Obstbäume)
mehrheitlich den Klassen «normal» und «früh» bis «sehr
früh» zugeordnet werden konnten. Auffallend früh fand
die Blüte der Margerite statt. Dies ist nicht erstaunlich,
da es auch im Mai extrem warm und sonnig war. Auch
die Obstbäume blühten vielerorts früher als normal. Bei
der Blüte der Apfel- und Birnbäume konnte sogar je ein
neuer Rekord (bei diesen Beobachtungsstationen wurde
die jeweilige Phänophase seit Beobachtungsbeginn noch
nie so früh beobachtet) registriert werden.
Sommer
Der phänologische Sommer ist in der Tabelle 1 durch die
Vollblüte der Sommerlinde und der Weinrebe sowie
durch den Beginn der Heuernte charakterisiert. Der phä-
nologische Sommer 2009 darf mit Sicherheit zu den
frühsten der vergangenen Jahrzehnte gezählt werden.
67 % aller Eintrittstermine fallen in die Klasse «früh» und
«sehr früh» und nur 24 % in die Klasse «normal» respek-
tive 9 % in die Klasse «spät» und «sehr spät». Ins gesamt
271
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Phenologicalretrospective2009
In2009,averagetemperaturesabove
thenorm,andespeciallytheextremely
warmmonthsofApril,Mayand
August,significantlyinfluencedthe
developmentofvegetationinSwitzer-
land.Incontrast,thedroughtthat
prevailedtemporarilydidnotinfluence
thisdevelopment.Thegrowingseason
beganinnormaltimeorslightly
delayedwithhazelfloweringinMarch
andcoltsfootlateMarch-earlyApril.
Fewweekslater,lastspringpheno-
logicalphaseswereearly,inparticular
thedaisyflowering.AwarmApriland
unusuallyhightemperaturesinMay
areresponsibleforthisturnaround.
Theearlyarrivalofphenological
summerwastrulyexceptional,
withsomenewrecorddates.Thus,
insummer2009,duetotheheatin
MayandAugust,anadvanceof
vegetationdevelopmentfromtwoto
threeweekscomparedtothestandard
wastemporarilyobserved.Grape
harvestingandAutumncrocusflower-
ingtookplaceataveryearlydate.In
contrast,thefallof2009showeda
cleartrendtothelateoccurrenceof
autumnalphenologicalphaseslikeleaf
colouringandleaffall.
Keywords:phenology,seasonal
growth,meteorology,climatechange.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 266–271, 2010
Phänologischer Rückblick ins Jahr 2009|Umwelt
Retrospettivofenologicodell'anno2009
Leelevatetemperaturemediedel2009
e,inparticolare,perimesiestrema-
mentecaldidiaprile,maggioeagosto,
hannoinfluenzatoinmodomarcatolo
sviluppovegetativoinSvizzera.Per
contro,iperiodidisiccitàregistratinon
hannoevidenziatoparticolariripercus-
sioni.Ilnormalefinoatardivoinizio
delciclovegetativoconlafiorituradel
noccioloamarzoedeltussilagoafine
marzoeinizioaprilesiètramutato,
grazieaunaprilecaldoealletempera-
turaestremamenteelevatedimaggio,
inunciclofenologicoprecocenelle
normalifasifenologichetardive
primaverili.Lafiorituradellamarghe-
ritaèrisultataparticolarmenteprecoce.
Iciclifenologiciestivisonorisultati
straordinariamenteprecociconalcuni
valoridaprimato.Infatti,sièregi-
strato,inparte,unanticipodi2–3 set-
timanenellosviluppovegetativo
rispettoallanorma.Anticiporicondu-
cibilealletemperatureestremamente
elevateneimesidimaggioeagosto.
Lavendemmiaelafiorituradel
colchicohannoavutoluogoinunafase
piuttostoprecoce,mentrevièstata
unachiaratendenzaalritardorispetto
allanormanellacolorazioneenella
cadutadellefogliedelfaggioe
dell’ippocastano.
272 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
N u t z t i e r e
Gruppe ist unabdingbar, denn Schweine werden in
Gruppen gehalten, getrieben, verladen und betäubt.
Die heute eingesetzte Technik zur elektronischen Tier-
kennzeichnung mit ISO-Ohrmarken erlaubt zwar die
automatische Identifikation eines einzelnen Tieres,
nicht aber die Erfassung des Einzeltiers aus einer Tier-
gruppe heraus. Aus technischen Gründen kann bislang
immer nur ein Transponder im Lesefeld erfasst werden.
Um mehrere Transponder im Lesefeld erfassen zu
können, wurde ein Anti-Kollisions-Verfahren entwickelt.
Hierbei übermitteln die Transponder ihre Codierung in
einem zufällig gewählten Zeitabstand und «stören» sich
dabei gegenseitig nicht (Finkenzeller 2006). Bis zu 100
der eingesetzten Transponder können gemeinsam, quasi
zeitgleich aus dem Lesefeld einer Antenne identifiziert
werden. Der Antikollisionsalgorithmus der Transponder
basiert auf dem «tag talk only-System», das heisst, die
Transponder «senden» nur ihre Codierung. Ziel dieses
Versuchs war
•• die Entwicklung eines elektronischen Tierkennzeich-
nungssystems zur automatischen Identifikation des
Einzeltieres aus einer Gruppe sowie
•• die Funktionssicherheit von herkömmlichen, elektro-
nischen Ohrmarken mit dem ISO-Standard und eines
Prototyps mit dem so genannten Anti-Kollisions-Algo-
rithmus bei der Passage eines stationären Antennen-
systems zu entwickeln und zu testen.
Der Zweck eines solchen Systems ist, das einzelne
Mastschwein aus der Gruppe heraus elektronisch zu
erfassen, seine Daten (Geburtsbetrieb, Geburtsdatum,
Geschlecht, Genetik, Standorte Aufzucht und Mast usw.)
rationell weiter zu verarbeiten und das Tier konsequent
von der Geburt bis zur Schlachtung zu verfolgen.
M a t e r i a l u n d M e t h o d e
Die zu testenden Niedrigfrequenz-Transponder, die ent-
weder über ein Anti-Kollisionsprotokoll verfügten und
das Lesen der Tiere aus einer Gruppe ermöglichen (AK-
Transponder, 125 kHz) oder den ISO-Standards 11784
und 11785 entsprachen und nur einzeln gelesen werden
E i n l e i t u n g
Die heutige, offizielle Kennzeichnung von Schweinen
in der Schweiz mittels gelber Kunststoff-Ohrmarke ist
nicht einzeltierspezifisch. Die vierstellige Nummer auf
dem Dornteil der Ohrmarke wiederholt sich periodisch.
Damit ist die Erfassung der Schweine auf Ebene Einzel-
tier ohne Elektronikeinsatz nicht praxisgerecht umzu-
setzen. Eine Identifikation von Schweinen in der
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen FrankBurose1,TimAnliker1,DanielHerd2,ThomasJungbluth2undMichaelZähner1
1ForschungsanstaltAgroscopeReckenholz-TänikonART,8356Ettenhausen²UniversitätHohenheim,InstitutfürAgrartechnik,70593Stuttgart
Auskünfte: Michael Zähner, E-Mail: [email protected], Tel. +41 52 368 33 13
Ferkel mit elektronischer Ohrmarke.
Foto
: ART
273Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen |Nutztiere
DerEinsatzeinerelektronischenKennzeich-
nungbeilandwirtschaftlichenNutztieren
ermöglicht,dieTieremitstationärenAnten-
nensystemenautomatischzuidentifizieren.
IndervorliegendenUntersuchungwurdedas
inanderenWirtschaftsbereichenbereits
eingesetzteErkennungssystemzumLesen
einzelnerTransponderauseinerGruppe
(Pulkerfassung)beiMastschweinengetestet.
ZurBewertungvonverschiedenenAntennen-
systemenwurdenaufeinerKunststoffplatte
montierteTransponderdurcheinenneu
entwickeltenPrüfstandbewegtunddas
TreibeneinerGruppevonSchweinensimu-
liert.DieIdentifikationssicherheit(Lesequote)
derinunterschiedlicherAnzahl,Ausrichtung
undGeschwindigkeitdurchdasLesefeld
geführtenTransponderstanddabeiimFokus.
ZumEinsatzkamennebenstandardisierten
(ISO-)TranspondernauchsolchemitAnti-
Kollisions-Algorithmus(AK-Transponder).Im
MitteldergetestetenVariantenkonntenbei
derSimulationeinerGruppevonAbsetzfer-
keln,AufzuchtferkelnundMastschweinen
zwischen43und48ProzentderAK-und
zwischen68und85ProzentderISO-Trans-
ponderautomatischidentifiziertwerden.Für
dieerklärendenVariablenOhrmarkentyp,
AusrichtungundGeschwindigkeitliesssich
einsehrhochsignifikanterZusammenhang
zurLesequotefeststellen.
DieErgebnissebeimLesendesEinzeltieres
ausderGruppezeigtendasPotentialdieser
Technikauf.Aufgrundnichtausreichend
hoherLesequotenistsiejedochnochnicht
praxisreif.
Zusa
mm
enfa
ssu
ng
können (ISO-Transponder, 134,2 kHz; Abb. 1) wurden in
verschiedenen Varianten durch das magnetische Feld
eines stationären Antennensystems geführt und identifi-
ziert. Dabei wurden die Anzahl der Transponder, ihre
Ausrichtung zum Lesefeld und ihre Geschwindigkeit, mit
der sie durch das Lesefeld geführt wurden, verändert
und somit das Treiben einer Gruppe von Schweinen
simuliert. Jede Variante setzte sich demnach aus den
drei Parametern – Anzahl Transponder, Ausrichtung und
Geschwindigkeit – zusammen und wurde über jeweils
zehn Messfahrten wiederholt. Die Lesequote (%) wurde
definiert als: (siehe unten)
Die AK- bzw. ISO-Transponder wurden auf einer
Kunststoffplatte (Schlitten) fixiert und mittels Seilzug
auf zwei Holzschienen gezogen (Abb. 2). Die Transpon-
der auf dem Schlitten stellten eine Gruppe Schweine dar,
die gemeinsam durch eine stationäre Antenne getrieben
wurden. Bei der Simulation einer Gruppe von zehn Kilo-
gramm schweren, abgesetzten Ferkeln wurden neun,
bei 30 Kilogramm schweren Aufzuchtferkeln vier und
bei 110 Kilogramm schweren Mastschweinen zwei Trans-
ponder eingesetzt (Abb. 3). Die Anordnung der Trans-
ponder auf dem Schlitten erfolgte symmetrisch, um für
Messungen in beiden Richtungen (Hin- und Rückfahrt
auf dem Prüfstand) gleiche Bedingungen zu bieten.
Anzahl Transponder, die bei einer Messfahrt mindestens einmal gelesen wurden
× 100 = Lesequote
Anzahl maximal möglicher zu lesender Transponder
Abb. 1 | Dorn- und Lochteil sowie Transponder einer ISO-Ohrmarke. F
oto:
ART
274 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Nutztiere|Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen
Die Antennen waren links und rechts von der Schienen-
konstruktion gegenüberliegend mit einem Abstand von
50 cm zueinander positioniert. Der Test von AK-Trans-
pondern wurde mit zwei vertikal ausgerichteten Anten-
nen durchgeführt. Diese rechteckigen Antennen massen
40×60 cm. Zum Lesen der ISO-Transponder wurden ins-
gesamt drei Antennen benutzt. Analog zum Aufbau der
Antennen für AK-Transponder wurden zwei ISO-Anten-
nen vertikal aufgehängt. Deren rechteckiges Kunststoff-
netz war etwa 40 cm breit und 180 cm lang. Eine dritte
ISO-Antenne lag in Längsrichtung flach auf dem Fussbo-
den. Sie verfügte über sechs Empfangsschleifen und
mass 40×215 cm.
Der Schlitten führte die Transponder in Abhängig-
keit der Lebendmasse der Tiergruppe in halber Höhe
der Antennen durch das Lesefeld. Die Lebendmasse
bestimmte die Höhe vom Boden, in der das Schwein sein
Ohr respektive die Ohrmarke beim Treiben in der Gruppe
hielt.
Getestet wurden die Transponder in verschiedenen
Ausrichtungen zum magnetischen Feld der stationären
Antennen (Abb. 4). In der Grundausrichtung zeigte die
angewinkelte Seite der Kunststoff-Halterung (Ausrich-
tung 1 und 2) bei der Hinfahrt nach vorn. Es wurde ange-
nommen, dass die Ohrmarke je nach Ohrform (Steh-
oder Schlappohr), der Kopfhaltung und den
Bedingungen beim Treiben (z. B. Geschwindigkeit) min-
destens die sieben getesteten Ausrichtungen (1 bis 7)
annehmen kann:
1 = Transponder horizontal,
2 = Transponder 45 Grad nach vorn gekippt,
3 = Halterung 45 Grad nach rechts gedreht, Transponder
45 Grad nach vorn gekippt,
4 = Halterung 90 Grad nach rechts gedreht, Transponder
45 Grad nach vorn gekippt,
5 = Halterung 90 Grad nach rechts gedreht, Transponder
vertikal, quer zur Fahrtrichtung, Abb. 2 | Schematische Darstellung des Prüfstands mit Anti-Kollisions- (AK) und ISO-Antennen [cm].
Abb. 3 | Positionierung der Transponder auf dem Schlitten (1 bis max. 9) bei der Simulation des Treibens von Schweinen [cm].
275Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen |Nutztiere
In einem lineare gemischte Effekte Modell (Pinheiro und
Bates 2000) wurde die Lesequote von Ohrmarken (Ziel-
variable) mit vier erklärenden Variablen beschrieben:
•• das Antennensystem (Transpondertyp),
•• die Anzahl Transponder (Tiere),
•• die Ausrichtung der Transponder und
•• die Geschwindigkeit, mit welcher die Transponder
durch das Lesefeld geführt wurden.
Mit einer graphischen Residuenanalyse wurden die
Modellannahmen überprüft. Das Signifikanzniveau
wurde bei fünf Prozent festgelegt.
R e s u l t a t e
Die Lesequote im Antennensystem mit AK-Transpondern
streute zwischen den drei getesteten Tiergruppen
Absetzferkel, Aufzuchtferkel und Mastschweine von
43 bis 48 Prozent. Die Ergebnisse lagen dabei weit
unter den Werten, der Varianten mit ISO-Antennen
(68 – 85 %; Tab. 1). Bei der horizontalen Ausrichtung des
Transponders wurde die mit Abstand schlechteste Lese-
quote erzielt (Tab. 2). Bei den AK-Transpondern wurde
in 150 Fahrten kein Transponder gelesen. Bei den Vari-
anten mit ISO-Transpondern wurden nur bei Absetzfer-
keln vereinzelt Transponder erkannt. Über alle drei Tier-
gruppen schnitten sowohl im Test mit AK- als auch bei
ISO-Transpondern die Ausrichtungen sechs und sieben am
besten ab. Im Fall der AK-Transponder lag die Lesequote
bei 77 beziehungsweise 80 Prozent, im ISO-System wur-
den 95 beziehungsweise 98 Prozent der Transponder
identifiziert. Die grössten Unterschiede zwischen AK- und
ISO-Transpondern gab es in der zweiten Ausrichtung. Im
AK-System wurde eine Lesequote von sechs Prozent
erreicht, im System ISO lag diese bei 59 Prozent.
Der Einfluss der Geschwindigkeit fiel bei den AK-
Transpondern deutlich grösser aus als bei den ISO-Trans-
6 = Halterung 135 Grad nach rechts gedreht, Transpon
der vertikal und
7 = Halterung 180 Grad gedreht, Transponder vertikal,
längs zur Fahrtrichtung.
Die Geschwindigkeit, mit welcher der Schlitten gezogen
und die Transponder das Lesefeld passierten, war durch
die an einen Elektromotor angelegte Spannung stufen-
los regelbar. Die Lesbarkeit der Transponder wurde in
fünf verschiedenen Geschwindigkeiten (a bis e) getestet:
a = 0,5 m/s,
b = 1,0 m/s,
c = 1,5 m/s,
d = 2,0 m/s und
e = 3,0 m/s.
Abb. 4 | Kunststoff-Halterung mit Anti-Kollisions- (AK) oder ISO-Ohrmarken-Transponder (links: Ausrichtung 1, Mitte: Anbringung für die Ausrichtungen 2, 3 und 4, rechts: Anbringung für die Aus-richtungen 5, 6 und 7).
Antennen-system
Trans-ponder [n]
Tiermasse (simuliert) [kg]
Varianten [n]Wiederholungen
[n]
Lesequote [%]
min. max. Ø
AK
9 10 35 10 0 100 46
4 30 35 10 0 100 43
2 110 35 10 0 100 48
ISO
9 10 35 10 2 100 68
4 30 35 10 0 100 85
2 110 35 10 0 100 73
Tab. 1 | Lesequoten für stationäre Antennensysteme bei der Simulation des Treibens von Schweinen
Ohrmarkenlochteil mit AK- oder ISO-Transponder
Kunststoff-Halterung für Ohrmarkentransponder
Ohrenmarkenlochteil mit AK- oder ISO-Transponder
Kunststoff-Halterung für Ohrenmarkentransponder
276 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Nutztiere|Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen
pondern (Tab. 3). Die Lesequote streute bei AK-Transpon-
dern unabhängig von der Ausrichtung der Transponder
im Durchschnitt der drei Tiergruppen von 26 (3 m/s) bis 65
Prozent (0,5 m/s) und bei den ISO-Transpondern reichten
die Werte von 73 (3 m/s) bis 78 Prozent (0,5 m/s). Die Lese-
quote war umso höher, je langsamer die Transponder
durch das Lesefeld geführt wurden. Die Lesequote
erreichte bei einer Geschwindigkeit von 0,5 m/s den
höchsten Wert. Das Ergebnis fiel bei einer Geschwindig-
keit von 3 m/s am niedrigsten aus.
StatistischeAuswertung
Die Ergebnisse des lineare gemischte Effekte Modells mit
der Zielvariablen Lesequote von Ohrmarken bei der
Simulation des Treibens von Schweinen in der Gruppe
generierten sich aus insgesamt 210 Varianten (zwei
Transpondertypen × drei Tieralterstufen (Tiere) × sieben
Ausrichtungen × fünf Geschwindigkeiten; (Tab. 4). Der
Transpondertyp, die Ausrichtung der Transponder und
die Geschwindigkeit mit der die Transponder durch das
Lesefeld geführt wurden, waren hoch signifikant (p <
0,0001). Die erklärende Variable «Tiere», symbolisiert
durch die Anzahl Transponder auf dem Prüfschlitten, war
nicht signifikant (p = 0,1381).
Die Abb. 5 zeigt in vier Boxplots jeweils die Lesequote
als Zielvariable gemeinsam mit einer erklärenden Variab-
len. Sie veranschaulichen das Ergebnis der statistischen
Analyse. Die Interquartilabstände und die Mediane vari-
ierten in allen Boxplots zum Teil sehr deutlich. Das in den
Ergebnissen beschriebene bessere Abschneiden der ISO-
Transponder mit einer insgesamt höheren Lesequote
wurde auch im Boxplot Ohrmarkentyp sichtbar.
Der Boxplot Ausrichtung verdeutlichte den grossen
Zusammenhang zwischen der Lesequote von Ohrmarken
und der Ausrichtung des Transponders (Abb. 5). Wäh-
rend in der Ausrichtung 1 insgesamt nur sehr wenige
Transponder identifiziert wurden (Maximum bei 10 %),
lag die Lesequote bei allen anderen Ausrichtungen
deutlich höher. Der Median bei den vier besten Ausrich-
tungen (3, 4, 6, 7) erreichte einen Wert zwischen 80 und
100 Prozent, das Interquartil lag mindestens zwischen
zirka 65 und 100 Prozent.
Der Boxplot Geschwindigkeit zeigte den Einfluss der
Verweildauer des Transponders im Lesefeld auf die Lese-
Antennen-system
Tiergruppe, simuliert
Lesequote [%]
Ausrichtung der Transponder Durch-schnitt1 2 3 4 5 6 7
AK
Absetzferkel 0,0 15,6 58,7 72,9 28,9 70,0 77,6 46,2
Aufzuchtferkel 0,0 1,5 65,0 66,5 25,5 73,0 71,0 43,2
Mastschweine 0,0 0,0 74,0 85,0 0,0 89,0 90,0 48,3
Durchschnitt 0,0 5,7 65,9 74,8 18,1 77,3 79,5 45,9
ISO
Absetzferkel 4,2 66,7 76,0 72,7 77,1 85,1 92,7 67,8
Aufzuchtferkel 0,0 95,5 100,0 100,0 97,0 100,0 100,0 84,6
Mastschweine 0,0 15,0 100,0 100,0 97,0 100,0 100,0 73,1
Durchschnitt 1,4 59,1 92,0 90,9 90,4 95,0 97,6 75,2
Tab. 2 | Lesequoten von Anti-Kollisions- (AK) bzw. ISO-Transpondern in sieben verschiedenen Ausrichtungen bei der Simulation des Treibens von Schweinen
Ausrichtung der Transponder:1 = Transponder horizontal 2 = Transponder 45 grad nach vorn gekippt 3 = halterung 45 grad nach rechts gedreht, Transponder 45 grad nach vorn gekippt 4 = halterung 90 grad nach rechts gedreht, Transponder 45 grad nach vorn gekippt 5 = halterung 90 grad nach rechts gedreht, Transponder vertikal, quer zur fahrtrichtung6 = halterung 135 grad nach rechts gedreht, Transponder vertikal 7 = halterung 180 grad gedreht, Transponder vertikal, längs zur fahrtrichtung
AK ISOTranspondertyp
Lesequote von Ohrmarken [%]
2 4 9Tiere [n]
Lesequote von Ohrmarken [%]
1 2 3 4 5 6 7Ausrichtung
0
20
40
60
80
100
Lesequote von Ohrmarken [%]
0.5 1 1.5 2 3Geschwindigkeit s[m/ ]
Lesequote von Ohrmarken [%]
Lese
quot
e Le
sequ
ote
0
20
40
60
80
100
0
20
40
60
80
100
0
20
40
60
80
100
Abb. 5 | Lesequoten von elektronischen Ohrmarken in Abhängig-keit der erklärenden Variablen Transpondertyp, Tiere, Ausrichtung und Geschwindigkeit, dargestellt als Boxplots (Minimum, unteres Quartil, Median, oberes Quartil, Maximum).
277Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen |Nutztiere
EntfernungdesTransponderszurAntenne
Die Lesereichweite bestimmt, wie gross der Abstand
zwischen Antenne und Transponder maximal sein darf,
damit das Tier beim Durchlaufen der Antenne gelesen
werden kann. Die Entfernung des Transponders zur
Antenne des stationären Lesesystems steht in engem
Zusammenhang zur Tiergrösse oder zur Breite des
Durchgangs, durch den die Tiere getrieben werden.
AusrichtungdesTransponderszurAntenne
Die Ausrichtung des Transponders zu den Feldlinien des
magnetischen Feldes ist entscheidend, damit der Trans-
ponder mit Strom aufgeladen und schliesslich identifi-
ziert werden kann. Die Energieversorgung der Kupfer-
spule des Transponders ist bei einer vertikalen
Ausrichtung zu den Feldlinien am besten. Die Folgen
einer «suboptimalen» Ausrichtung des Transponders im
Lesefeld wurden in den Ergebnissen des Simulationsex-
periments deutlich.
quote (Abb. 5). Bei der geringsten Geschwindigkeit (0,5
m/s) reichte das Interquartil von zirka 50 bis 100 Prozent.
Mit zunehmender Geschwindigkeit sank das untere
Quartil kontinuierlich auf beinahe null Prozent.
D i s k u s s i o n
Grundsätzlich ist die optimale Positionierung der Anten-
nen Bedingung, um ein bestmögliches magnetisches
Lesefeld zu generieren. Darüber hinaus hängt die Wahr-
scheinlichkeit, dass ein Transponder beim Durchqueren
des Lesefeldes gelesen wurde, von mehreren Parame-
tern ab. Die wichtigsten sind:
•• das Antennensystem (Transpondertyp)
•• die Entfernung des Transponders zur Antenne, plus
Anzahl
•• die Ausrichtung des Transponders zur Antenne und
•• die Geschwindigkeit, mit welcher der Transponder
durch das Lesefeld geführt wird.
Antennen-system
Tiergruppe, simuliert
Lesequote [%]
Geschwindigkeit [m/s]
Durchschnitt0,5 1 1,5 2 3
AK
Absetzferkel 69,2 51,7 38,7 41,7 29,7 46,2
Aufzuchtferkel 69,3 54,6 36,1 37,1 18,9 43,2
Mastschweine 56,4 54,3 55,0 47,1 28,6 48,3
Durchschnitt 65,0 53,6 43,3 42,0 25,7 45,9
ISO
Absetzferkel 74,1 69,7 67,5 64,9 62,7 67,8
Aufzuchtferkel 85,7 85,4 85,7 83,6 82,9 84,6
Mastschweine 73,6 72,1 73,6 72,9 73,6 73,1
Durchschnitt 77,8 75,7 75,6 73,8 73,0 75,2
Tab. 3 | Lesequoten von Anti-Kollisions- (AK) bzw. ISO-Transpondern für fünf verschiedene Geschwindigkeiten bei der Simulation des Treibens von Schweinen
erklärende Variable Freiheitsgrade [n] FG Residuen [n] F-Wert p-Wert
Transpondertyp 1 196 106,98 < 0,0001
Tiere 2 196 2,00 0,1381
Ausrichtung 6 196 79,52 < 0,0001
Geschwindigkeit 4 196 6,67 < 0,0001
Tab. 4 | Kennzahlen der statistischen Auswertung von stationären Antennensystemen bei der Simulation des Treibens von Schweinen mit der Zielvariablen Lesequote und den erklärenden Variablen Transpondertyp, Tiere, Ausrichtung und Geschwindigkeit
278 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Nutztiere|Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Die Erkenntnisse aus den Versuchen zu stationären
Antennensystemen und elektronischen Ohrmarken stel-
len die Praxistauglichkeit eines Kennzeichnungssystems
mit elektronischen Ohrmarken bei Schweinen derzeit
noch in Frage.
Elektronisch gekennzeichnete Tiere können aus der
Gruppe heraus mittels RFID-Technologie automatisch
identifiziert werden. Wenngleich die dargestellten
Ergebnisse hinsichtlich der Lesequote noch nicht zufrie-
den stellend sind, zeigen sie, welches Potential sich aus
der verfügbaren Technik ableiten lässt. In weiteren
Untersuchungen muss die Verbesserung der Lesequote
im Vordergrund stehen. Ziel muss es sein, eine Situation
zu schaffen, in der die Tiere in der Gruppe stressfrei, das
heisst, ohne sichtbare Hindernisse durch eine stationäre
Antenne getrieben werden. n
Abkürzungen
AK Anti-Kollision
ISO International Organization for Standardization
(Internationale Organisation für Normung)
kHz Kilohertz
m/s Meter pro Sekunde
p-Wert statistischer Wert
RFID Radio-Frequenz-Identifikation
Die Ausrichtung des Transponders hatte einen sehr gros-
sen Einfluss auf seine Lesequote. Horizontal auf dem
Schlitten befestigte Transponder wurden aufgrund der
ungünstigen Lage zu den Feldlinien des magnetischen
Feldes in nur sehr wenigen Messfahrten identifiziert. Die
jeweils 50 Messfahrten in dieser Anordnung mit zumeist
keiner einzigen Lesung schmälerten demnach das
Gesamtergebnis. Da die Tiere die Ausrichtung des Trans-
ponders mit der Bewegung verändern, ist die Wahr-
scheinlichkeit eines Leseerfolgs beim Durchlaufen hoch.
Geschwindigkeit, mit welcher der Transponder durch
dasLesefeldgeführtwird
Je länger sich ein Tier im Lesefeld eines stationären
Antennensystems aufhält, umso grösser ist die Wahr-
scheinlichkeit, dass sein Transponder identifiziert wird.
Eine möglichst lange Aufenthaltsdauer eines Transpon-
ders im Lesefeld kann durch verschiedene Massnahmen
erreicht werden. Ein defensives Treiben, Hindernisse im
Durchgang oder Dunkelheit reduzieren die Geschwin-
digkeit der Schweine beim Treiben. Für das Durchlaufen
eines langen Lesefeldes benötigen die Tiere mehr Zeit,
als dies bei einem kurzen Lesefeld der Fall ist.
Mit steigender Geschwindigkeit sank die Wahrschein-
lichkeit, dass alle Transponder aus der Gruppe identifi-
ziert wurden. Dies war ein Hinweis auf den grossen Ein-
fluss der Länge des Lesefeldes. Die Zeit, die ein
AK-Transponder im Lesefeld verbrachte, war gegenüber
den ISO-Transpondern um ein Drittel geringer. Den AK-
Transpondern fehlte es bei sonst gleichen Bedingungen
an Zeit, aufgeladen und dann ausgelesen zu werden.
Antennensystem/TranspondertypDie unterschiedlichen Ergebnisse zwischen den Trans-
pondertypen AK und ISO lassen sich einerseits durch
die verschiedenen Transponder- oder Antennentypen
andererseits durch die unterschiedliche Verweildauer
der Transpondertypen im Lesefeld erklären. Hier
könnte ein Test mit AK-Antennen und einem verlän-
gertem Lesefeld (drei anstelle einer Antenne) Auf-
schluss geben.
Weiter übt die Anzahl Transponder, die sich zeitgleich im
Lesefeld befinden, einen Einfluss auf die Lesequote aus.
279
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
StationaryRFIDAntennaSystemsfor
PigsIdentification
Theuseofanelectroniclabelling
systemforlivestockenablesthe
animalstobeautomaticallyidentified
withstationaryantennasystems.In
thepresentstudy,therecognition
systemforreadingindividualtrans-
pondersfromagroup(bulkreading),
alreadyinuseinotherindustrial
sectors,wastestedwithfatteningpigs.
Toevaluatedifferentantennasystems,
transpondersmountedonaplastic
plateweremovedbyanewlydevelo-
pedtestbenchandsimulatedthe
movementofagroupofpigs.The
focuswasontheidentification
certainty(readrate)ofthetranspon-
dersguidedthroughthereadingfield
in differentnumbers,directionand
speed.Inadditiontostandardised
(ISO)transponders,otherswithan
anti-collisionalgorithm(ACtranspon-
ders)werealsoused.Onaveragefor
thevariantstested,43to48%ofthe
ACtranspondersand68to85%ofthe
ISOtransponderswereautomatically
identifiedinthesimulationofagroup
ofweaners,rearingpigletsand
fatteningpigs.Averyhighlysignifi-
cantcorrelationwiththereadrate
was determinedfortheexplanatory
variablesofear-tagtype,direction
and speed.Theresultsforreading
individualanimalsfromthegroup
highlightedthepotentialofthis
technique.Owingtoinsufficientlyhigh
readrates,however,itisnotyetready
tobeused inpractice.
Keywords:electroniceartags,low-
frequencytransponder,stationary
antennasystems,radiofrequency
identification,pigs.
SistemiadantennafissaRFIDper
l'identificazioneremotadisuini
L'impiegodiun'etichettaelettronica
(tagotrasponder)perilbestiameda
redditoagricoloconsented'identificare
automaticamenteglianimaliattraverso
un'antennafissa.Nellostudioin
oggettoilsistemad'identificazione
chè consentedileggerecontemporane-
amentepiùtransponder,giàimpiegato
inaltrisettorieconomici,èstato
testatosuisuinidaingrasso.Per
valutareidiversisistemi,èstata
simulatal'attivitàdiungruppodisuini
facendomuovere,medianteuncarrello
appositamenteconcepito,itranspon-
dermontatisuunsupportodiplastica.
Cisièconcentratisullapercentualedi
lettura(read rate)deitransponderin
movimentoinnumero,direzionee
velocitàvariabilenelcampodilettura.
Oltreatransponderstandard(ISO)ne
sonostatiutilizzatianchealtricon
algoritmoanticollisione(transponder
AC).Nellamediadellevariantitestate,
nellasimulazionediungruppodi
suinettisvezzati,suinettidaalleva-
mentoesuinidaingrasso,èstato
possibileidentificareil43–48percento
deitransponderACeil68–85per
centodiquelliISO.Levariabiliinter-
pretativerelativeatipodimarche
auricolari,direzioneevelocitàsono
correlateinmanieraestremamente
significativaallapercentualedilettura.
Irisultatidellaletturadeisingoli
animalidelgruppomostranoil
potenzialediquestatecnica,che
tuttavia,datalapercentualedilettura
nonsufficientementealta,nonè
ancoraprontaperessereapplicata
nellapratica.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 272–279, 2010
Stationäre RFID-Antennensysteme zur Identifikation von Schweinen |Nutztiere
Literatur b Finkenzeller K., 2006. RFID-Handbuch – Grundlagen und praktische An-wendungen induktiver Funkanlagen, Transponder und kontaktloser Chip-karten. Carl Hanser Verlag, München Wien, 490 S.
b Pinheiro J. C. & Bates D. M., 2000. Mixed-Effect Models in S-Plus. Springer, New York, 528 S.
280 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
P f l a n z e n b a u
DanielSuter1,HansueliHirschi1,RainerFrick2undStéphaneChapuis2
1ForschungsanstaltAgroscopeReckenholz-TänikonART,8046Zürich2ForschungsanstaltAgroscopeChangins-WädenswilACW,1260Nyon1
Auskünfte: Daniel Suter, E-Mail: [email protected], , Tel.+41 44 377 72 79
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft
sogar dem Englischen Raigras (Lolium perenne L.) vorge-
zogen (Ombabi et al. 2001). Leider bildet das Italienische
Raigras nicht nur im ersten Aufwuchs Stengel, sondern
auch in den Folgeaufwüchsen. Dies führt dazu, dass die
Futterqualität während des Aufwuchses rasch abnimmt,
was der Grund für die geringe Nutzungselastizität dieser
Art ist. Dieser Nachteil zeigt sich vor allem auch dann,
wenn sich ein Mischbestand aus viel Italienischem Raigras,
aber wenig Klee zusammensetzt.
Das Italienische Raigras ist unter den ertragreichen
Futtergräsern, die in der Schweiz angebaut werden kön-
nen, dasjenige mit den höchsten Ansprüchen an die
Wachstumsbedingungen. Es verlangt nährstoffreiche,
mittelschwere, gut mit Wasser versorgte Böden ohne
Staunässe. Eine Jahresniederschlagsmenge von 900 bis
1200 mm ist ideal. Ein wichtiger Faktor ist die mittlere
Jahrestemperatur, welche 8 bis 9 °C erreichen sollte. Aus
diesem Grunde ist die Verwendung des Italienischen Rai-
grases in rauhen Lagen nur bis etwa 700 m ü. M. zu emp-
fehlen, in geschützten Lagen kann sich diese Grenze bis
auf 900 m ü. M. nach oben verschieben. Das Risiko von
Ertragsausfällen steigt aber mit zunehmender Höhen-
lage. Dies ist leicht zu verstehen, wenn man weiss, dass
das Italienische Raigras sowohl Fröste ohne Schnee als
auch lange Schneedecken schlecht erträgt. Unter der
Schneedecke können sich Schneefäulepilze wie der
Schneeschimmel (Microdochium nivale) entwickeln und
die Pflanzen stark schädigen (Abb. 2). Während des Som-
mers kann die bakterielle Welke (Xanthomonas translu-
cens pv. graminis) grossen Schaden anrichten (Schmidt
und Nüesch 1980), wobei deutliche Sortenunterschiede
beobachtet werden können.
M e t h o d e
29neueSortenunterderLupe
In den Jahren 2007 bis 2009 prüften die Forschungsan-
stalten Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und Agro-
scope Changins-Wädenswil ACW in vergleichenden
Sortenversuchen 29 Neuzüchtungen von Italienischem
E i n l e i t u n g
RaschwüchsigundErtragreich
In futterwüchsigen Gebieten können mit dem Italieni-
schen Raigras (Lolium multiflorum Lam. var. italicum Beck,
Abb. 1) Höchsterträge erzielt werden. Dank der äusserst
raschen Jugendentwicklung sind schon im Saatjahr hohe
Erträge möglich. Im Gemenge mit Rotklee (Trifolium pra-
tense L.) lassen sich optimale kurzdauernde Kunstwiesen-
bestände erzielen, deren Futter grün oder als Silage Ver-
wendung finden kann (Suter 2008b). Vor allem das
blattreiche Material im Saatjahr, aber auch der erste Auf-
wuchs im Frühjahr ist sehr schmackhaft. Das blattreiche
Futter des Italienischen Raigrases wird von den Tieren
Das Italienische Raigras bildet das Rückgrat sämtlicher zwei-jähriger Mischungen, so auch dasjenige der abgebildeten Standardmischung SM 240.
Foto
: AR
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281
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29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft|Pflanzenbau
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
IndenJahren2007bis2009prüftendie
ForschungsanstaltenAgroscopeReckenholz-
TänikonARTundAgroscopeChangins-
WädenswilACWinsgesamt39Sorten,davon
29Neuzüchtungen,vonItalienischemRaigras
invergleichendenSortenversuchenanfünf
Standorten.DieBeurteilungderSorten
gründeteaufsystematischenErhebungen
desErtrags,derGütedesBestandes,der
Jugendentwicklung,derKonkurrenzkraft,
der Ausdauer,derToleranzgegenüber
Wintereinflüssen,derResistenzgegen
BlattkrankheitenundBakterienwelkesowie
derverdaulichenorganischenSubstanz.
Vier dergeprüftenNeuzüchtungenerzielten
Ergebnisse,dieeineAufnahmeindie«Liste
derempfohlenenSortenvonFutterpflanzen»
erlauben:Morunga,Zebra,ElvisundLI0455,
wobeivorerstnurdieerstendreiSorten
empfohlenwerden,daLI0455ausrechtli-
chenGründennochnichtgehandeltwerden
darf.DiebisanhinempfohleneSorte
Abercomoerreichtenichtmehrdiefüreine
EmpfehlunggeforderteLeistungundwird
ausderListegestrichen.
Raigras auf ihre Anbaueignung unter Schweizer Bedin-
gungen. Gleichzeitig wurden alle zehn bereits emp-
fohlenen Sorten erneut geprüft. Da Klee- und Gräser-
arten in der Schweiz fast ausnahmslos in Mischungen
verwendet werden, ist die Konkurrenzkraft der einzel-
nen Sorten ein wichtiges Kriterium. Dazu wurden die
zu prüfenden Sorten nicht nur als Reinsaaten, sondern
auch in einfachen Mischungen mit Rotklee angebaut.
Die Angaben zur Saat und zu den Standorten der Ver-
suche können aus Tabelle 1 entnommen werden. Zu
jedem Aufwuchs erhielten die Reinsaaten 50 Kilo-
gramm Reinstickstoff pro Hektare in Form von Ammon-
salpeter. Für die Mischbestände reduzierte man die
Stickstoffgaben auf die Hälfte.
Für sämtliche Beobachtungen und Messungen kam
eine neunstufige Skala zur Anwendung. Die Trockensub-
stanzerträge der Reinbestände rechnete man mit Hilfe
von statistischen Methoden in neun Ertragsklassen um.
So war es möglich, den Ertrag in die Gesamtbeurteilung
einzubeziehen. Die gleiche Umrechnungsmethode fand
bei den Messwerten der Verdaulichen organischen Subs-
tanz (VOS) Verwendung, die zuerst mittels Nahinfrarot-
Reflexionsspektroskopie (Norris et al. 1976) ermittelt
und mit der Pansensaftmethode nach Tilley und Terry
(1963) validiert worden waren. Die Information zu
Jugendentwicklung, Güte (allgemeiner Eindruck, Nach-
wuchsvermögen, Bestandesdichte), Ausdauer, Toleranz
gegenüber Wintereinflüssen und Befall mit Blattkrank-
heiten und Bakterienwelke wurden in den Reinbestän-
den mittels Einschätzungen nach einer neunteiligen
Skala erhoben, wobei die Eins die beste und die Neun
die schlechteste Note darstellt.
Zur Bewertung der Konkurrenzkraft diente der pro-
zentuale Anteil der zu prüfenden Sorte am Gesamttro-
ckensubstanzertrag der Mischung. Die Note errechnete
sich wie folgt:
Note = 9 – (0,08 × Ertragsanteil %)
Die Gesamtbeurteilung einer Sorte ermöglichte ein
Indexwert, gemittelt aus allen erhobenen Merkmalen.
Der Ertrag, die Güte, die Konkurrenzkraft, die Toleranz
gegenüber Wintereinflüssen und die Resistenz gegen
Bakterienwelke erhielten bei der Berechnung des Inde-
xes doppeltes Gewicht.
Damit eine Sorte neu in die «Liste der empfohlenen
Sorten von Futterpflanzen» (Suter et al. 2008a) aufge-
nommen werden kann, muss ihr Indexwert den Mittel-
wert der mitgeprüften bisher empfohlenen Sorten
(Standard) um mindestens 0,20 Indexpunkte unterschrei-
ten (geringerer Wert = besser). Eine bis anhin empfoh-
lene Sorte verliert ihre Empfehlung und wird aus der
Abb. 1 | Italienisches Raigras. Zeichnungen aus dem Handbuch «Wiesengräser» von Walter Dietl et al., Landw. Lehrmittelzentrale, Zollikofen, 1998. (Zeichnungen: Manuel Jorquera, Zürich. Alle Rech-te vorbehalten. Copyright: AGFF, Zürich. Mit freundlicher Genehmi-gung der AGFF.)
282 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
Pflanzenbau|29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft
Aufgrund der raschen Jugendentwicklung und der
guten Konkurrenzkraft von Morunga ist dies leicht nach-
zuvollziehen.
Hinsichtlich der Toleranz gegenüber Wintereinflüs-
sen, einer wichtigen Eigenschaft für das Italienische Rai-
gras, nahm Morunga den ersten Platz des gesamten
Prüffeldes ein. Den Befall mit der gefährlichen Bakteri-
enwelke betreffend erreichte diese Sorte mit 1,6 den
zweitbesten Wert hinter der bereits empfohlenen Sorte
Gemini und der Neuzüchtung Zebra. Diese beiden Eigen-
schaften dürften mitverantwortlich sein, dass Morunga
die beste Ausdauer aller Sorten aufwies.
Auch LI 0455 zeigte mit 1,7 einen geringen Befall mit
der Bakterienwelke. In der Winterhärte erreichte sie
jedoch nicht ganz das Niveau der anderen drei Sorten,
welche die agronomischen Kriterien für eine Neuemp-
fehlung erfüllen. Zu LI 0455 ist zu bemerken, dass diese
Sorte erst dann empfohlen werden kann, wenn sie über
die rechtliche Zulassung für die Handelbarkeit verfügen
wird. Dies steht jedoch noch aus. Die Neuzüchtungen
Zebra und Elvis lagen im Ertrag mit je einer Note von 3,5
hinter Morunga und LI 0455, waren aber immer noch
etwas besser als Caribu, der besten der bereits empfoh-
lenen Sorten in dieser Eigenschaft.
Die vier besten Neuzüchtungen zeigten auch eine
geringe Anfälligkeit auf Blattkrankheiten. Für Elvis ist
die sehr gute Verdaulichkeit zu erwähnen, die mit
4,3 um eine ganze Note besser war als diejenige des
Standards. Ein so guter Wert wurde im ganzen Prüfsorti-
ment bei den ertragreichen Sorten nur bei weiteren vier
Neuzüchtungen festgestellt.
Die bis anhin empfohlene Sorte Abercomo hatte in
wichtigen Kriterien nur mässig abgeschnitten und wurde
aufgrund ihres zu geringen Indexes in die Kategorie 2/3
versetzt. Sie darf somit nur noch bis Ende 2012 als emp-
fohlene Sorte gehandelt werden. n
Liste gestrichen, wenn ihr Indexwert denjenigen des
Standards um mehr als 0,20 Punkte überschreitet (höhe-
rer Wert = schlechter). Weiter wird eine Sorte nicht emp-
fohlen, wenn sie in einem wichtigen Einzelmerkmal den
Mittelwert des Standards um 1,50 Punkte oder mehr
überschreitet.
R e s u l t a t e
Morunga,ZebraundElvisneuempfohlen
Von den 29 geprüften Neuzüchtungen erreichten deren
vier einen Index, der eine Empfehlung erlaubt (Tab. 2).
Es handelt sich bei allen vier um tetraploide Sorten. Im
Gegensatz zur letzten Prüfung (2002–2004) mit Italieni-
schem Raigras, wo nur 29 Prozent der Neuzüchtungen
tetraploide Sorten waren, stellten diese nun mit 55 Pro-
zent die Mehrheit. Morunga und LI 0455 erzielten mit
3,1 die besten Ertragsnoten dieser vier Sorten (Tab. 3) .
Die Erträge dieser beider Sorten waren zudem die höchs-
ten des gesamten Prüfsortiments und wurden von keiner
Sorte übertroffen. Morunga wies im Versuch dichte, sehr
homogene und üppige Bestände auf, was zur besten
Gütenote aller insgesamt 39 geprüften Sorten führte.
Ort, KantonHöhe
(m ü. M.)Saatdatum
Anzahl Wiederholungen Schnitte**
Reinsaat1 Mischungen2 2008 2009
Changins, VD 430 12/04/2007 1* – – –
Reckenholz, ZH 440 12/04/2007 4 – 5 5
Oensingen, SO 460 11/04/2007 4 3 5 5
Ellighausen, TG 520 12/04/2007 4 3 5 5
Goumoens, VD 630 16/04/2007 3 2 4 4
Tab. 1 | Orte und Daten der im Jahre 2009 abgeschlossenen Sortenversuche mit Italienischem Raigras
Abb. 2 | Italienisches Raigras nach dem Winter: Frost und Schnee-fäulepilze können sich von Sorte zu Sorte unterschiedlich auswirken.
* frühreifeerhebung ** mit ertragserhebung in den reinsaaten 1 reinsaaten: 270 g/100 m² italienisches raigras (sorte «rangifer» als standard für die saatmenge) 2 Mischungen: 200 g/100 m² italienisches raigras (sorte «rangifer» als standard für die saatmenge) + 150 g/100 m² Mattenklee «Temara»
Foto
: ART
283Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft|Pflanzenbau
Sortenname Ploidie Antragsteller Frühreife-Index1) Kategorie2)
1 Tigris 2n DSP/ART, CH 53a 1
2 Caribu 2n DSP/ART, CH 53a 1
3 Oryx 2n DSP/ART, CH 53a 1
4 Axis 2n DSP/ART, CH 52b 1
5 Gemini 4n ILVO, BE 53a 1
6 Zebu 4n DSP/ART, CH 53a 1
7 Ellire 4n DSP/ART, CH 53a 1
8 Rangifer 2n DSP/ART, CH 53a 1
9 Alces 4n DSP/ART, CH 52b 1
10 Abercomo 2n IBERS, UK 53b 2/3
11 Morunga (LI 0055) 4n DSP/ART, CH 52b 1 (neu)
12 Zebra (LI 0035) 4n DSP/ART, CH 52b 1 (neu)
13 Elvis 4n DLF-Trifolium, DK 53a 1 (neu)
14 LI 0455 4n DSP/ART, CH 53a 1*
15 LI 9935 2n DSP/ART, CH 53a 3
16 Altria (RGIP 479) 2n R2n, FR 53b 3
17 LI 0105 2n DSP/ART, CH 53a 3
18 Melquatro 4n Freudenberger, DE 53a 3
19 Kudu (LI 0225) 2n EURO GRASS, DE 53b 3
20 Davinci 2n DLF-Trifolium, DK 53b 3
21 AberEpic (Bb 2408) 2n Germinal Holdings, GB 53a 3
22 Madlen (IT 39) 4n Carneau, FR 53a 4
23 ADV LM 2352 4n DLF-Trifolium, DK 53a 4
24 Dorike (ZLm 98 – 049) 4n EURO GRASS, DE 53a 4
25 IN LM 2084 2n DLF-Trifolium, DK 53a 4
26 CL 97 – 2051 2n DLF-Trifolium, DK 53a 4
27 Florus (R 3613) 4n Jouffray-Drillaud, FR 53a 4
28 ZLm 024047 2n EURO GRASS, DE 53a 4
29 Virgyl (TRIP 460) 4n R2n, FR 53a 4
30 0320 SyN 1 2n Žitovice, CZ 53b 4
31 Ycar (IT 46) 4n Carneau, FR 53b 4
32 Jeanne (DP 85 – 51) 4n DLF-Trifolium, DK 53a 4
33 NPZ 45/03 4n NPZ-Lembke, DE 53a 4
34 Lascar 2n Carneau, FR 53a 4
35 R 4741 2n Jouffray-Drillaud, FR 53b 4
36 LM BOR 172 – 13/05 2n SZ-Steinach, DE 53a 4
37 LM BOR 172 – 11/05 4n SZ-Steinach, DE 53b 4
38 0121 N-OK 4n Žitovice, CZ 53b 4
39 Gaza 4n MHR HBP, PL 53a 4
fettschrift bei sortenname = bisher empfohlene sorten1)frühreife-index: Die erste ziffer bezeichnet den Monat, die zweite ziffer die Dekade; a bezeichnet die erste, b die zweite hälfte der Dekade. Beispiel: 53a = 21.–25. Mai 2)Kategorieeinteilung der sorten aufgrund der ergebnisse aus den Versuchen: Kategorie 1: in der schweiz in der «Liste der empfohlenen sorten von futterpflanzen» geführt.Kategorie 1*: Kann erst nach erfüllen der für die handelbarkeit in der schweiz gesetzlich notwendigen Kriterien empfohlen werden (siehe saat- und Pflanzgut-Verordnung des eVD, sr 916.151.1)Kategorie 2/3: sorte vom 1. Januar 2013 an nicht mehr empfohlenKategorie 3: zeichnet sich weder durch gute noch durch schlechte eigenschaften ausKategorie 4: eignet sich nicht für den Anbau in der schweiz
Tab. 2 | Geprüfte Sorten von italienischem Raigras, Frühreife-Index und Kategorieeinteilung
284 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
Pflanzenbau|29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft
Sortenname Ertrag1)* Güte* Jugend-
entwicklung
Konkurrenz-
kraft*
Ausdauer Resistenzen/Toleranzen: VOS2) Indexwert
Wintereinflüsse* Blattkrankheiten Bakterienwelke*
1 Tigris 3,9 3,2 2,5 4,2 4,3 3,9 3,4 1,8 6,0 3,59
2 Caribu 3,6 3,5 2,9 3,4 4,1 4,5 3,6 2,5 5,3 3,63
3 Oryx 4,0 3,4 2,8 4,7 4,2 4,0 3,4 2,0 5,0 3,70
4 Axis 5,3 3,6 2,9 4,5 4,3 4,4 3,6 1,8 5,0 3,91
5 Gemini 4,4 3,7 2,8 5,5 4,7 4,4 3,5 1,5 5,3 3,95
6 Zebu 4,6 3,9 2,8 4,7 4,8 4,6 3,2 1,9 5,3 3,97
7 Ellire 5,0 3,7 2,7 5,1 4,6 4,6 3,1 2,0 5,0 4,01
8 Rangifer 4,5 3,4 2,7 5,6 4,1 4,5 3,3 1,9 6,3 4,01
9 Alces 5,3 4,0 3,2 4,5 5,0 4,9 3,0 1,7 5,0 4,05
10 Abercomo 4,8 3,5 3,4 4,6 4,5 4,7 4,4 2,8 4,7 4,12
Mittel (Standard) 4,5 3,6 2,9 4,7 4,4 4,5 3,5 2,0 5,3 3,89
11 Morunga (LI 0055) 3,1 3,1 2,9 4,0 3,5 3,9 2,5 1,6 5,0 3,24
12 Zebra (LI 0035) 3,5 3,5 3,1 4,2 4,3 4,0 2,8 1,5 5,3 3,50
13 Elvis 3,5 3,8 3,2 4,7 4,3 4,1 2,5 2,2 4,3 3,63
14 LI 0455 3,1 3,6 3,3 4,7 4,2 4,6 2,8 1,7 5,7 3,67
15 LI 9935 4,4 3,4 3,4 4,0 3,9 4,4 3,2 2,1 5,3 3,73
16 Altria (RGIP 479) 4,4 3,7 3,7 3,7 3,9 4,9 2,7 2,2 4,7 3,76
17 LI 0105 3,8 3,4 3,9 4,1 4,6 4,4 3,4 1,8 6,0 3,77
18 Melquatro 3,1 3,9 4,0 4,3 4,7 4,8 3,0 2,5 4,3 3,80
19 Kudu (LI 0225) 4,6 3,7 3,6 4,4 4,8 4,4 3,3 1,9 4,7 3,89
20 Davinci 4,6 3,9 3,1 4,2 4,8 4,6 3,5 2,6 5,3 4,03
21 AberEpic (Bb 2408) 4,3 3,4 3,3 5,2 3,9 4,9 3,6 3,2 5,0 4,11
22 Madlen (IT 39) 5,1 4,2 2,6 4,8 5,3 4,9 3,2 2,6 4,3 4,19
23 ADV LM 2352 4,8 4,1 3,3 5,4 5,4 5,0 2,9 1,9 5,0 4,19
24 Dorike (ZLm 98 – 049) 5,3 4,4 3,3 4,6 5,7 4,7 2,9 2,3 4,7 4,22
25 IN LM 2084 4,6 4,1 2,9 5,1 4,2 5,3 3,1 3,4 5,0 4,29
26 CL 97 – 2051 4,8 4,1 3,6 4,8 4,7 5,2 3,3 2,9 5,3 4,32
27 Florus (R 3613) 4,6 4,3 3,8 5,4 4,3 5,4 2,6 2,7 5,0 4,33
28 ZLm 024047 5,8 4,0 3,7 4,9 4,5 5,5 3,0 2,9 4,7 4,43
29 Virgyl (TRIP 460) 6,3 4,2 3,4 5,4 5,0 5,0 3,1 2,1 5,0 4,45
30 0320 SyN 1 6,0 4,3 3,3 3,8 5,1 5,2 3,7 3,7 4,7 4,49
31 Ycar (IT 46) 5,4 4,3 3,4 6,0 4,7 5,4 2,9 2,8 4,7 4,52
32 Jeanne (DP 85 – 51) 5,9 4,5 3,5 5,0 5,2 5,4 3,3 3,4 4,7 4,65
33 NPZ 45/03 5,5 4,7 3,4 5,4 5,5 5,9 3,5 2,9 4,3 4,69
34 Lascar 5,4 4,2 3,2 6,4 4,9 5,4 3,0 3,4 5,3 4,72
35 R 4741 6,6 4,8 4,1 4,5 5,4 5,6 3,3 3,2 4,7 4,76
36 LM BOR 172 – 13/05 6,5 4,7 4,0 4,5 5,7 5,5 3,5 3,6 5,3 4,86
37 LM BOR 172 – 11/05 6,5 4,8 3,9 5,8 6,2 5,8 3,2 3,6 4,7 5,06
38 0121 N-OK 7,8 5,9 3,2 5,7 6,9 5,7 3,3 5,3 4,3 5,60
39 Gaza 8,0 5,9 3,8 6,9 7,2 6,0 3,3 3,8 4,0 5,67
Tab. 3 | Italienisches Raigras. Ergebnisse der Ertragserhebungen und Bonitierungen in den Jahren 2007 bis 2009
fettschrift bei sortenname = bisher empfohlene sorten notenskala: 1 = sehr hoch bzw. gut; 9 = sehr niedrig bzw. schlecht1) ertragsnoten von 4 Versuchsstandorten mit 4 bis 5 erhebungen 2008 und 4 bis 5 erhebungen 20092) Vos = Verdauliche organische substanz: Mittel von 3 Terminen im Jahre 2008, standort reckenholz*hauptmerkmal mit doppelter gewichtung
285Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 280–285, 2010
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Testingof29newItalianryegrass
breeds
From2007to2009,Swissresearch
stationsAgroscopeReckenholz-
TänikonARTandAgroscopeChangins-
WädenswilACWtested39varieties
of Italianryegrass,including29new
breeds,incomparativevarietytrialsat
fivelocations.Theevaluationofthe
varietieswasbasedonsystematic
observationsofyield,vigour,juvenile
development,competitiveability,
winterhardiness,resistancetoleaf
diseasesandbacterialwiltandof
digestibleorganicmatter.Fournew
breedsattainedresultsallowingfor
registrationintheListofRecom-
mendedVarietiesofForagePlants:
Morunga,Zebra,ElvisandLI0455,
of whichonlythethreeformercanbe
recommended.LI0455cannotbenow
addedtothelistbecauseitisnot
eligiblefortradeinSwitzerlandyet.
Theformerlyrecommendedvariety
Abercomodidnotachieveresults
allowingforfuturerecommendation
andwillbeomittedfromthelist.
Keywords:Lolium multiflorumLam.
var.italicumBeck,Italianryegrass,
varietytesting,yield,digestibility,
diseaseresistance.
29nuovevarietàdiloglioitalicotestate
Trail2007eil2009lestazionidiricerca
AgroscopeReckenholz-TänikonARTe
AgroscopeChangins-WädenswilACW
hannoesaminato,nell'ambitoditest
varietalicomparabilicondottiincinque
sitidiversi,untotaledi39varietàdi
loglioitalico,tracui29nuoveotten-
zioni,.Pervalutarelevarietàsonostate
presesistematicamenteinconsidera-
zioneleseguenticaratteristiche:resa,
aspettogenerale,precocità,forzadi
concorrenza,persistenza,idoneitàallo
svernamento,resistenzaamalattie
fogliariebatteriche,nonchédigeribilità
dellasostanzaorganica.Vistoirisultati
ottenuti,4dellenuovevarietàtestate
hannopotutoessereiscrittenella
«Lista dellevarietàraccomandatedi
pianteforaggiere».Sitrattadelle
varietàMorunga,Zebra,ElviseLI 0455.
Perilmomento,soltantoleprimetre
varietàmenzionatepossonoessere
raccomandate,poichéLI0455,per
motivilegali,nonpuòessereancora
messaincommercio.LavarietàAber-
comoèstralciatadallalistainquanto
nonrispondepiùairequisitinecessari
peressereunavarietàraccomandata.
Literatur b Norris K.H., Barnes R.F., Moore J.E. & Shenk J.S., 1976. Predicting forage quality by infrared reflectance spectroscopy. Journal of Animal Science, 43, 889–897.
b Ombabi A., Süderkum K.-H. & Taube F., 2001. Untersuchungen am Pri-märaufwuchs zweier Weidelgräser zur Dynamik der Veränderungen in der Verdaulichkeit und der Futteraufnahme durch Schafe. Journal of Animal Physiology and Animal Nutrition, 85, 385 – 405.
b Schmidt D. & Nüesch B., 1980. Resistance to bacterial wilt (Xanthomonas graminis) increases yield and persistency of Lolium multiflorum. Bulletin OEPP/EPPO Bulletin, 335 – 339.
29 Neuzüchtungen von Italienischem Raigras geprüft|Pflanzenbau
b Suter D., Hirschi H.U., Briner H.U., Frick R., Jeangros B. & Bertossa M., 2008a. Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen 2009–2010. Agrarforschung, 15 (10), I–VIII.
b Suter D., Rosenberg E., Frick R. & Mosimann E., 2008b. Standardmi-schungen für den Futterbau: Revision 2009–2012. Agrarforschung, 15 (10), 1–12.
b Tilley J. & Terry R., 1963. A two stage technique for the in vitro digestion of forage crops. Journal of the British Grassland Society, 18, 104–111.
286 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
M a t e r i a l u n d M e t h o d e n
In Feldversuchen auf verschiedenen Standorten wurden
zur Behandlung der Ampfern zwei selbstfahrende Mikro-
wellenprototypen eingesetzt, die in Kooperation mit den
Firmen Gigatherm, Grub, Schweiz und Odermatt Land-
technik, Hunzenschwil, Schweiz gebaut wurden. Techni-
sche Eckdaten finden sich in Tabelle 1. Beide Mikrowel-
leneinheiten werden mit einem mitgeführten
Stromgenerator betrieben. Die Einleitung, der von den
Magnetrons erzeugten Mikrowellen, erfolgt über offene
Hohlleiter direkt ins Erdreich. Die Öffnungen sind mit
einer austauschbaren für Mikrowellen transparente
Glimmerplatte gegen Verschmutzung geschützt.
Vor der Behandlung wurden einzeln stehende Ampf-
erpflanzen auf unterschiedlichen Wiesenstandorten
markiert und zu Boniturzwecken mit einem hochge-
nauen RTK-GPS (Real-Time-Kinematik-GPS) eingemessen.
Die Behandlung der Pflanzen erfolgte mit unterschiedli-
chen Heizzeiten, um ein Zeitoptimum identifizieren zu
können (Tab.1). Die Bodenfeuchte an den Standorten
wurde mittels TdR (Time Domain Reflektometrie; Mois-
ture Point, Environmental Sensors Inc., Victoria, CA)
ermittelt. Die visuelle Wiederaustriebskontrolle erfolgte
vier, acht und zwölf Wochen nach der Behandlung.
Folgende Varianten wurden getestet:
Variante 1: Permanentes Heizen bei voller Ausgangs-
leistung (100 %).
Variante 2: «Gepulstes» Heizen bei voller Ausgangs-
leistung (gepulst). Hierbei wird die Heizzeit intervallar-
tig unterbrochen mit dem Ziel, eine bessere Temperatur-
verteilung in der Wurzel zu erreichen: z. B. 10 s heizen –
10 s warten – 10 s heizen etc.
Variante 3: Permanentes Heizen bei 25 % Ausgangs-
leistung (25 %). Diese Einstellung soll klären, ob eine
energetische Optimierung des Verfahrens über eine ent-
sprechende Verlängerung der Heizzeit bei verringerter
Heizleistung möglich ist.
E i n l e i t u n g
Die Blacke, oder auch Stumpfblättriger Ampfer (Rumex
obtusifolius), ist eine häufige, aber ungeliebte Pflanze in
Wiesen und Weiden. Blacken sind sehr konkurrenzstark
und wirken daher als Platz- und Nährstoffräuber für
wertvolle Futterpflanzen. Die herkömmliche Art, die
Ampfern im Biolandbau in Schach zu halten, ist das
manuelle Ausstechen mit dem Blackeneisen. Um diese
physisch anstrengende Handarbeit zu reduzieren, sind
im Biolandbau Alternativen in der Ampferbekämpfung
gefordert. Mikrowellentechnologie kann eine Möglich-
keit darstellen, die Pflanzen ohne Erdbewegung zu eli-
minieren und somit das Risiko des Auflaufens von Bla-
ckensämlingen auszuschalten. Die Wurzeln werden
dabei im Erdboden auf solch hohe Temperaturen erhitzt,
dass die Eiweisse denaturieren, die DNS zerstört wird
und die Pflanze abstirbt.
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen AmpfersRoyLatschundJoachimSauter,ForschungsanstaltAgroscopeReckenholz-TänikonART,8356Ettenhausen
Auskünfte: Roy Latsch, E-Mail: [email protected], Tel. +41 52 368 33 63
Prototyp II (18 kW Heizleistung) im Einsatz; Saxerriet, SG.
P f l a n z e n b a u
Foto
: AR
T
287Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers|Pflanzenbau
MikrowellentechnologiezurBekämpfungdes
StumpfblättrigenAmpfers
UmeineAlternativezurherkömmlichen
AmpferbekämpfungimGrünlandbereitzu
stellen,wurdenUntersuchungenzumEinsatz
vonMikrowellentechnologiedurchgeführt.
HierfürwurdenzweiselbstfahrendeMikro-
wellengerätemit4,8und18Kilowatt
HeizleistungaufunterschiedlichenStandor-
tenundWitterungsbedingungengetestet.
DieoptimalenHeizzeitenfüreinemaximale
Wiederaustriebsratevon20Prozentwurden
fürdreiunterschiedlicheVariantenbestimmt.
GenerellistderEinsatzvonMikrowellen-
technologiefürdieBekämpfungvonAmpfer-
pflanzengeeignet.DiebenötigteHeizzeit
unddamiteinhergehendeEnergiemenge
sindallerdingssehrhoch.Zu
sam
men
fass
un
g
R e s u l t a t e u n d D i s k u s s i o n
Auf sechs unterschiedlichen Standorten behandelte der
Prototyp I 971 Pflanzen. Für die Untersuchungen mit
dem Prototypen II flossen drei Standorte mit 265 Pflan-
zen der Variante 1, 157 der Variante 2 und 86 Pflanzen
der Variante 3 ein. Als Zielwert für die Wiederaustriebs-
rate werden maximal 20 Prozent angesetzt (Abb. 1).
Somit lassen sich über lineare Regression optimale theo-
retische Heizzeiten errechnen. Für die Variante mit dem
Prototypen I liegt die optimale Heizzeit bei 45 Sekunden.
Beim Prototypen II liegen diese bei ungepulster (28 s)
und gepulster (27 s) Heizzeit sehr nah beieinander. Bei
gepulster Erhitzung müssen die Intervallpausen noch
hinzuaddiert werden (Tab. 2). Bei 25 Prozent Ausgangs-
leistung hat sich die Heizzeit mit 101 Sekunden knapp
vervierfacht. Diese errechneten Werte dienen als Grund-
lage für den Variantenvergleich aus energetischer Sicht.
Bei statistischen Auswertungen der Versuchsserien mit
Prototyp II mittels gls-Modell (generalised least squares)
können keine signifikanten Interaktionen zwischen den
Parametern Bodenfeuchte, Heizdauer und Pulsung
nachgewiesen werden (F-Test). Die Heizdauer und die
Pulsung haben einen signifikanten Einfluss auf die Wie-
deraustriebsraten. Im Mittel ist die Behandlung der
Variante
Ausgangs-leistung
Anzahl Magnetrons
Heizfläche Leistungsdichte Versuchsvariante Heizzeiten
[kW] [Stk.] [cm²] [W cm-²] [s]
Typ I 100 % 4,8 6 193 24,9 1 10, 20, 30, 40, 50, 60, 70
Typ II 100 % 18,0 12 302 59,6 1 + 2 5, 10, 15, 20, 25, 30, 35
Typ II 25 % 4,5 12 302 14,9 3 60, 80, 100, 120, 140
Tab. 1 | Leistungsdaten der Mikrowellen-Prototypen sowie Versuchsvarianten und Heizzeiten
VarianteHeizleistung
Generator- leistung
Heizzeit Auszeit Intervall Kraftstoffkosten pro Ampfer
Kraftstoffkosten pro Ampfer
[kW] [kW] [s] [s] [l] [CHF]
Typ I 100 % 4,8 9,6 45,0 0,04 0,07
Typ II 100 % 18 36 27,9 0,09 0,15
Typ II 100 % gepulst 18 36 27,2 6 0,11 0,18
Typ II 25 % 4,5 9 101,3 0,08 0,13
Tab. 2 | Energieeinsatz und Kosten der Mikrowelle bei 80 % Erfolgsrate
288 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
Pflanzen mit gepulsten Heizintervallen um zirka fünf
Prozent wirkungsvoller, als diejenige mit permanenter
Heizung (F1,25 = 6,26, p = 0,02). Bei der Zunahme der
Heizzeit um eine Sekunde erhöht sich die Absterberate
der Pflanzen um zirka drei Prozent (F1,25 = 122,78,
p < 0,001).
Die Heizenergie pro Fläche [Ws cm-2] ist ein Mass für
die Energiemenge, die bei dieser Maschinenkonfigura-
tion notwendig ist, um eine bestimmte Absterberate zu
erreichen (Abb. 2). Die Zielgrösse von maximal 20 %
Wiederaustrieb wird beim Prototypen I bei rund
1 070 Ws cm-2 und beim Prototypen II bei zirka
1 550 Ws cm-2 erreicht, wobei der Prototyp II eine grös-
sere Fläche (Tab.1) behandelt. Die Streuung der Daten
weist darauf hin, dass der Standort (Serie) eine unterge-
ordnete Rolle beim Behandlungserfolg spielt.
Der Wirkungsgrad bei der Mikrowellenerzeugung
liegt bei etwa 50 Prozent der eingespeisten Energie.
Daher ist ein Stromgenerator mit der doppelten elekt-
rischen Ausgangsleistung gegenüber der Heizleistung
der Mikrowelle erforderlich. Nach Rinaldi et al. (2005)
werden bei einem Dieselaggregat zur Erzeugung von
36 kWh Energie 272 g Kraftstoff pro kWh-1 benötigt.
Die mittlere Dichte von Dieselkraftstoff beträgt
0,83 kg l-1. Die Dieselkosten werden mit CHF 1,65 pro
Liter veranschlagt. Damit kann die in Tabelle 2 darge-
stellte Kostenhochrechnung zum reinen Energieeinsatz
durchgeführt werden.
Pflanzenbau|Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150
Heizzeit [s]
Wiederaustrieb [%]
Typ I 100%
Typ II 100%
Typ II 100 %, gepulst
Typ II 25%
Linear (Typ I, 100%)
Linear (Typ II, 100%)
Linear (Typ II, gepulst)
Linear (Typ II, 25%)
n total = 1479 Pflanzen
Wie
dera
ustr
ieb
[%]
R² = 0,67
R² = 0,95
R² = 0,93R² = 0,84
Zielwert
y = -12,94x + 1327,74R² = 0,51
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
2000
2200
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Wiederaustrieb [%]
2 ]Typ I 100%
Typ II 100%
Typ II 100%, gepulst
Typ II 25%
Linear (Typ I 100%)
Linear (Total Typ II)
Zielwert
Heiz
ener
gie
/ Flä
che
[Ws/
cm²]
y = -16,57x + 1885,50R² = 0,83
y = -16,57x + 1885,50R² = 0,83
Abb. 1 | Anteil wieder ausgetriebener Pflanzen bei Behandlung mit zwei Mikrowellenprototypen (Typ I: 4,8 kW, Typ II: 18 kW) mit unterschiedlichen Heizzeiten.
Abb. 2 | Heizenergie pro Fläche und Wiederaustrieb in allen Feldversuchsserien.
289
Abb. 3 | Prototyp I mit 4,8 kW Heizleistung.
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 286–289, 2010
Mikrowellentechnologie zur Bekämpfung des Stumpfblättrigen Ampfers|Pflanzenbau
Ria
ssu
nto
Sum
mar
y
Microwavetechnologyforcontrolling
broad-leaveddock
Thesuitabilityofmicrowavetechno-
logytoprovideanalternativeto
conventionalRumexcontrolingrass-
landwasinvestigated.Forthis,two
self-propelledmicrowavedeviceswith
respectively4.8and18kWheatoutput
weretestedatdifferentsitesand
underdifferentweatherconditions.
Theoptimalheatingtimesrequiredto
obtainamaximalshootregrowthrate
of20%weredeterminedinthree
differentvariants.Mostofthetime,
theuseofmicrowavetechnology
provedtobehelpfulincontrolling
dockplants,buttheheatingtime
neededandthustheamountofenergy
areveryhigh.
Keywords:broadleafeddock,Rumex
obtusifolius,weedcontrol,microwave
technology,grassland.
Tecnologiaamicroondepercombat-
tereilromicecomune
Peroffrireun'alternativaaitradizionali
metodidilottaalromicenellesuperfici
inerbite,èstatacondottaunaseriedi
analisisull'impiegodellatecnologiaa
microonde.Atalfinesonostatitestati
duedispositiviamicroondesemoventi,
rispettivamenteda4,8e18kilowatt,
impiegatiincondizioniatmosferichee
luoghidiversi.Èstatofissatoiltempo
diriscaldamentoottimaleperuntasso
diricrescitamassimodel20percento
considerandotrevarianti.Ingenerale
l'impiegodellatecnologiaamicroonde
èindicatoperlalottaalromice,
tuttaviailtempodiriscaldamento
necessarioeilconseguenteconsumo
di energiasonomoltoelevati.
Literatur b Rinaldi M., Erzinger S. & Stark R., 2005. Treibstoffverbrauch und Emis-sionen von Traktoren bei landwirtschaftlichen Arbeiten. Forschungs-anstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, FAT-Schriftenreihe 65, Ettenhausen, 92 S.
S c h l u s s f o l g e r u n g e n
Die dargestellten Feldversuche belegen, dass das Wirk-
prinzip der Mikrowelle zur Bekämpfung von Ampfer-
pflanzen funktioniert. Es deutet sich an, dass längere
Heizzeiten mit geringerer Ausgangsleistung aus energe-
tischer Sicht effizienter sind. Dennoch sind die einzuset-
zenden Kraftstoffmengen erheblich. Geht man von mäs-
sigen Besatzdichten von 2000 Ampferpflanzen pro
Hektare aus, so sind 80 bis 220 Liter Diesel pro Hektar
notwendig. Bei den Gesamtkosten der Verfahren sind
neben den reinen Kraftstoffkosten beim Heizen noch
Kraftstoffkosten für die Leerlaufleistung zwischen den
einzelnen Behandlungen, der Energieverbrauch des
Zugfahrzeugs, die Anschaffungskosten sowie sonstige
fixe und variable Kosten zu berücksichtigen. Auch fällt
aufgrund der verlängerten Heizzeiten bei der gepulsten
und der leistungsverminderten Variante die Flächenleis-
tung pro Stunde vergleichsweise geringer aus, was sich
auf die Verfahrenskosten niederschlägt. Aufgrund des
hohen Energie- und teilweise hohen Zeitbedarfes kön-
nen die geprüften Verfahren deshalb nicht als praxis-
tauglich betrachtet werden. n
Foto
: ART
290 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
K u r z b e r i c h t
Als Datenbasis diente eine Auswahl von Weltmarktprei-
sen des IMF (International Monetary Fund), welche als
durchschnittliche Monatspreise auf dem Internet publi-
ziert werden. Für die Wahl dieser Quelle sprach die
öffentliche Verfügbarkeit der Preisreihen sowie der Sta-
tus des IMF im Hinblick auf Neutralität und Objektivität
der Daten. Es wurden sowohl Preisreihen von Produkten
ausgewählt bei denen ein Zusammenhang mit dem Erdöl-
preis erwartet wurde (z.B. Pflanzenöle, Mais) wie auch –
Der Erdölpreis scheint bei einigen landwirtschaftli-
chenProdukteneinenEinflussaufdenPreiszuhaben.
DafürgibteszumTeilguteArgumente:Pflanzenöle
undderenDerivatekönnenErdölprodukteersetzen.
AusMais kannEthanolproduziertwerden,welcher
als Ersatz von Treibstoffen auf Erdölbasis dient. Im
vorliegenden Beitrag wird der Zusammenhang zwi-
schen den Weltmarktpreisen landwirtschaftlicher
ProdukteunddemErdölpreisuntersucht.
Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?DanielErdin,SchweizerischerBauernverbandSBV,5201Brugg
Auskünfte: Daniel Erdin, E-Mail: [email protected], Tel. +41 56 462 54 41
Wer denkt bei diesem Bild an den Erdölpreis?
Foto
: SBV
291Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?|Kurzbericht
sozusagen zur Kontrolle – Preisreihen von Produkten, bei
denen kein Zusammenhang mit dem Erdölpreis erwartet
wurde (z.B. tierische Produkte, Tee, Kakao und Kaffee).
Untersucht wurde der Zeitabschnitt von Oktober 2004
bis September 2009, d.h. eine Periode von genau fünf
Jahren. Dies ergab für jedes der 32 Produkte eine Zeit-
reihe von 60 Datenpunkten. Diese Periode wurde
gewählt, da ab 2005 ein markanter Anstieg des Erdöl-
preises einsetzte und gleichzeitig die Produktion nach-
wachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung in dieser
Periode zunehmend an Bedeutung gewann. Für jedes
Produkt wurde eine Zeitreihen-Regression auf der Basis
des folgenden Modells erstellt:
[1] log[Preis(p,t)] ~ μ(p) + a(p) × Zeitpunkt(t) + b(p) ×
log[Preis(Erdöl,t)] + e(p,t)
Der Weltmarktpreis des Produktes p zum Zeitpunkt t
wird durch den Mittelwert μ, einen linearen Trend (a) für
dieses Produkt (allfällige Teuerung) und den Weltmarkt-
preis des Erdöls im Zeitpunkt t erklärt. e entspricht der
durch das Modell nicht erklärbaren Reststreuung (Resi-
duen). Da ein Einfluss des Erdölpreises prozentual erfol-
gen soll und auch ein allfälliger Trend mit grösster Wahr-
scheinlichkeit prozentual fortschreitet, wurden alle
Zeitreihen logarithmiert. Die Zeitreihen wiesen durch-
wegs eine Autokorrelation auf. Diesem Umstand wurde
im Modell dadurch Rechnung getragen, dass jeweils ein
Autokorrelations- und Moving Average-Effekt erster
Ordnung (ARMA 1,1) miteinbezogen wurde. Die statis-
tischen Auswertungen wurden mit dem Statistikpaket R
(R Development Core Team) anhand der Funktion gls
(generalized least squares: Fox 2002; Pinheiro und Bates
2000) durchgeführt. Diese Funktion ermöglicht ein Zeit-
reihen-Regressionsmodell unter Berücksichtigung von
Autokorrelations- und Moving Average-Effekten. Als
Schätzmethode wurde dabei Maximum Likelihood
gewählt, um einen statistischen Vergleich unterschiedli-
cher Modelle zu ermöglichen.Die statistische Null-Hypothese bestand in der
Annahme, dass es in der untersuchten Periode keinen
Zusammenhang zwischen dem Erdölpreis und den Welt-
marktpreisen der ausgewählten Produkte gibt. Dazu
wurde die Covariable Erdölpreis aus dem Modell entfernt:
[2] log[Preis(p,t)] ~ μ(p) + a(p) × Zeitpunkt(t) + e(p,t)
Zum Testen der Null-Hypothese wurde das vollständige
Modell mit dem reduzierten Modell verglichen. Dabei
konnte anhand des P-Wertes die Signifikanz der Covari-
able Erdölpreis im Modell beurteilt werden. Um die
Relevanz des Einflusses abzuschätzen, wurde für die
Signifikanz RelevanzBestimmtheits-
mass
Prod
ukt
P-W
ert
b Er
dölp
reis
P-W
ert
aTr
end
Stan
dari
sier
ter
Regr
essi
ons-
koef
fizie
nt
Erdö
lpre
is
Nul
l-Hyp
othe
se
Volls
tänd
iges
Mod
ell
Naturkautschuk <0,0001 0,2585 0,7032 0,168 0,805
Gerste <0,0001 0,6300 0,4350 0,352 0,753
Sojaöl <0,0001 0,0804 0,4150 0,570 0,863
Kokosöl <0,0001 0,3016 0,3892 0,322 0,787
Sojabohnen <0,0001 0,0258 0,3834 0,692 0,829
Palmöl <0,0001 0,1104 0,3525 0,495 0,747
Orangen 0,0004 0,8574 0,6381 0,102 0,441
Sojamehl 0,0005 0,0061 0,3241 0,751 0,807
Tierische Häute 0,0011 0,0196 0,4860 0,275 0,631
Mais 0,0015 0,0669 0,2799 0,657 0,808
Lammfleisch 0,0017 0,1489 0,4901 0,034 0,425
Olivenöl 0,0017 0,1221 0,2649 0,706 0,849
Zuchtlachs Norwegen 0,0089 0,1210 0,4550 0,213 0,421
Weizen 0,0141 0,2798 0,2382 0,501 0,741
Sonnenblumenöl 0,0187 0,6777 0,2933 0,065 0,115
Rindfleisch 0,0242 0,8197 0,4462 0,017 0,155
Kaffee Lateinamerika 0,0283 0,0049 0,3493 0,507 0,575
Fischmehl 0,0364 0,0097 0,1860 0,573 0,624
Sägeholz dunkel 0,0554 0,0429 0,2145 0,669 0,772
Zucker Weltmarkt 0,0622 0,0518 0,2306 0,230 0,229
Kaffee Robusta 0,0623 0,0356 0,1520 0,585 0,685
Rohholz hart 0,0725 0,0074 -0,1646 0,850 0,816
Kakao 0,0968 0,0012 0,1545 0,803 0,817
Rohholz weich 0,1997 0,0487 -0,1649 0,585 0,616
Schweine 0,2517 0,0253 0,2456 0,206 0,277
Erdnüsse 0,2552 0,5770 0,0627 0,366 0,503
Krevetten USA 0,2912 0,2793 -0,2118 0,121 0,131
Reis 0,2968 0,0115 0,0747 0,682 0,705
Hühner 0,3919 0,1648 0,0372 0,648 0,639
Sägeholz weich 0,6929 0,0598 0,0818 0,191 0,182
Tee 0,7573 0,0056 0,0547 0,422 0,427
Bananen 0,8056 0,0013 -0,0385 0,456 0,454
Tab. 1 | Resultate der Zeitreihen-Regression
292 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
Kurzbericht|Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?
Die Signifikanz des Koeffizienten für den Erdölpreis ist
beim Naturkautschuk, der Gerste, diversen Pflanzenölen
und den Sojabohnen am grössten. Für die sechs ersten
Produkte der Tabelle hatte eine Änderung des Erdölprei-
ses um eine Standardabweichung eine geschätzte Ände-
rung von mehr als einem Drittel der Standardabwei-
chung beim jeweiligen Produkt zur Folge.
WelcheFolgenergebensichdaraus?
Der Zusammenhang mit dem Erdölpreis ist bei einigen
Produkten sehr deutlich. Beim Naturkautschuk und den
Pflanzenölen lässt sich dies leicht erklären, da diese Pro-
dukte in direkter Konkurrenz zu Erdölderivaten stehen.
Beim Mais hat die Produktion von Bioethanol inzwi-
schen eine grosse Bedeutung erlangt (International
Grains Council) und ist stark vom Preis des Erdöls
ab hängig. Gerste kann ebenfalls zur Ethanolproduktion
verwendet werden, dient jedoch insbesondere auch als
Ersatz für Körnermais in der Tierfütterung, falls dessen
Verfügbarkeit aufgrund der Ethanolproduktion ab-
nimmt. Für den Weizen können ähnliche Argumente
Covariable Erdölpreis jeweils der standardisierte Regres-
sionskoeffizient berechnet. Dieser sagt aus, um wie viele
Standardabweichungen die abhängige Variable sich
ändert, falls sich der Erdölpreis um eine Standardabwei-
chung ändert. Bei einem vollständigen Zusammenhang
nimmt der standardisierte Regressionskoeffizient somit
den Betrag 1 an – falls kein Zusammenhang besteht,
strebt er gegen 0.
DerErdölpreisspielteinegewisseRolle
In Tabelle 1 befinden sich die wichtigsten Resultate der
statistischen Analyse. Dabei sind die Produkte aufstei-
gend sortiert nach der Signifikanz des Koeffizienten für
den Erdölpreis. Zur Beurteilung der Relevanz des Ein-
flusses wird zudem der standardisierte Koeffizient der
Covariablen Erdölpreis aufgeführt und als zusätzliche
Information der P-Wert für den linearen Trend. Ein wei-
terer Hinweis zur Qualität des Modells und des Einflus-
ses des Erdölpreises liefert der Vergleich der Bestimmt-
heitsmasse des vollständigen Modells und des Modells
der Null-Hypothese.
Preise für Erdöl und Sojaöl, Fit für den Sojaölpreis
Jahr
US$
pro
Ton
ne b
zw. 1
000
Lite
r (lo
garit
hmisc
h)
2005 2006 2007 2008 2009
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
Erdölpreis in US$ pro 1000 Liter
Sojaölpreis in US$ pro Tonne
Fit in US$ pro Tonne
Abb. 1 | Preise für Erdöl und Sojaöl, Fit für den Sojaölpreis.
293Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 290–293, 2010
Bestimmt der Erdölpreis die Preise landwirtschaftlicher Produkte?|Kurzbericht
gleichzeitigen Betrachtung am höchsten, für einige Pro-
dukte ergaben sich leicht höhere Korrelationen für Lags
im Bereich von -1 oder +1 Monat. Diese schwachen
Effekte dürften teilweise jedoch auch zufällig sein. Auf-
grund des schnellen Informationsaustausches auf den
internationalen Märkten erscheint die Gleichschaltung
der Preisentwicklungen - falls grössere Abhängigkeiten
bestehen - nicht weiter erstaunlich.
Wenn man Rangkorrelationen zwischen dem Erdöl-
preis und den Weltmarktpreisen für die zehn Produkte
mit dem grössten Zusammenhang von 1990 bis heute
über verschiedene Zeitabschnitte vergleicht, findet man
zunehmende Korrelationen, d.h. der Zusammenhang
mit dem Erdölpreis hat sich in der letzten Zeit verstärkt.
Vor 2005 waren jedoch die meisten Preisreihen und ins-
besondere die Erdölpreise stabiler. Grundsätzlich kön-
nen bei geringer Varianz der untersuchten Zeitreihen
auch keine deutlichen Korrelationen erwartet werden,
da eine Korrelation ja ein Mass für die Kovarianz ist,
d.h. für die gemeinsame Varianz von zwei Datenreihen.
Somit kann erwartet werden, dass mit dem Abflauen der
Wirtschaftskrise und einem erneuten Anstieg des Erdöl-
preises auch die Preise der betroffenen Landwirtschafts-
produkte in Zukunft wieder stärker ansteigen und allen-
falls zu ähnlichen Situationen wie in den Jahren
2007/2008 führen werden. Da Angebot und Nachfrage
jedoch durch viele Faktoren bestimmt werden und die
durch das vorliegende Modell nicht erklärbare Varianz
in jedem Fall beachtlich ist, ist dies eine rein qualitative
Aussage. n
aufgeführt werden. Eine höhere Nachfrage nach Sojaöl
wirkt sich natürlich auch auf den Preis für Sojabohnen
und Sojamehl aus. Bei den übrigen Produkten ist der
Zusammenhang schwächer, bei vielen nicht signifikant
oder nicht relevant. Aus statistischer Sicht können sich
bei 32 geprüften Produkten auch einige Zufallstreffer
ergeben. Grundsätzlich müssen auch positive Korrelatio-
nen mit dem Erdölpreis aufgrund steigender Kosten für
Verarbeitung, Verpackung und Transport der Produkte
in Betracht gezogen werden. Zudem kann ein Zusam-
menhang mit dem Erdölpreis auch durch eine gemein-
same Korrelation über eine dritte Bestimmungsgrösse
bestehen, wie z.B, die allgemeine Entwicklung der Wirt-
schaft. Bei den Produkten mit deutlicher Signifikanz und
einem grossen standardisierten Regressionskoeffizien-
ten scheint der Einfluss des Erdölpreises jedoch grössten-
teils aufgrund der direkten Konkurrenz als Energieträ-
ger oder Industrierohstoff (z.B. Kautschuk) zustande zu
kommen. Erst beim Lammfleisch und beim Zuchtlachs
liefert diese Theorie keine Erklärung, hier sind die Bezie-
hungen jedoch schon deutlich schwächer oder zumin-
dest weniger signifikant.
Durch eine gezielte Auswahl der Periode und der
Berücksichtigung eines allfälligen Lags zwischen den
Preisreihen der Produkte und des Erdöls hätte die Anpas-
sung des Modells bei einigen Produkten verbessert wer-
den können. Insgesamt gab es jedoch kaum relevante
Lag-Effekte, v.a. nicht bei jenen Produkten, für die mit
dem Modell eine enge Beziehung zum Erdölpreis ermit-
telt wurde. Meistens war die Korrelation bei einer
Literatur b Fox J., 2002. Time-Series Regression and Generalized Least Squares. Zugang: http://cran.r-project.org/doc/contrib/Fox-Companion/ appendix-timeseries-regression.pdf [1.10.2009]
b International Grains Council,2009. Grain Market Report. Monatliche Publikation mit Zusammenfassung im Internet. Zugang: http://www.igc.org.uk/en/publications/default.aspx [11.10.2009]
b International Monetary Fund, 2009. IMF Primary Commodity Prices. Zugang: http://www.imf.org/external/np/res/commod/index.asp [20.10.2009]
b Pinheiro J. C. & Bates D. M., 2000. Mixed-Effects Models in S and S-PLUS. Springer. ISBN 0 – 387 – 98957 – 9.
b R Development Core Team, 2009. R: A Language and Environment for Statistical Computing. R Foundation for Statistical Computing. Vienna, Austria, ISBN 3 – 900051 – 07 – 0, Zugang: http://www.R-project.org [20.10.2009]
294
Weizen mit Braunrostflecken (Puccinia triticina) an den Blättern. Neue Krankheitstypen dieses Pilzes sind kürzlich in Europa aufgetaucht. EuroWheat verfolgt diese Entwicklung.
Die internetgestützte Informationsplattform Euro-
Wheat (http://www.eurowheat.org) ist eine euro-
päische Initiative zur Förderung des integrierten
Plfanzenschutzes imWeizen.EuroWheaterlaubtden
Zugriff auf die Erkenntnisse der Forschung aus den
verschiedenen Ländern Europas. Solche Informatio-
nensindhäufigschwierigzufindenundbefindensich
verstreutüberverschiedeneQuellen.DieInternetseite
von EuroWheat wurde als Unterstützung für Produ-
zenten, landwirtschaftliche Berater, Züchter und Fir-
men,dieimPflanzenschutztätigsind,konzipiert.Die
Informationen werden analysiert, dokumentiert und
grenzüberschreitend, im europäischen Kontext, dar-
gestellt um einem möglichst grossem Publikum
zugänglichzusein.
Diese Initiative wurde im Rahmen des europäischen
NetzwerksENDURE (EuropeanNetwork for theDUR-
ableExploitationofcropprotectionstrategies)entwi-
ckelt.ENDUREwirddurchdieKommissionderEuropä-
ischenUnionfinanziellunterstützt.
CaterinaMatasciundFabioMascher,ForschungsanstaltAgroscopeChangins-WädenswilACW,1260Nyon
Auskünfte: Fabio Mascher, E-mail : [email protected], Tel. +41 22 363 47 33
EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau
K u r z b e r i c h t
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
Foto
: AC
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295
InhaltdesInternetauftritts
Die Internetseite sammelt Informationen und die neues-
ten Erkenntnisse über die Krankheiten des Weizens in
Europa. Informationen über das Auftreten der Krank-
heitserreger des Weizens, geeignete Pflanzenschutz-
massnahmen und Sortenlisten sind dort enthalten, wie
auch Informationen über die Wirksamkeit von Fungizi-
den und weiterführende Literaturhinweise (Abb. 1).
Gelbrost (Puccinia striiformis) ist eine Krankheit, die häu-
fig in Nordeuropa vorkommt. Die beteiligten Partner,
die mit diesem Erreger arbeiten haben in der Abteilung
«Pathogene» Informationen über die Häufigkeit der
Pathotypen in den verschiedenen europäischen Ländern
abgelegt, die es erlauben die Migration des Erregers zu
mitzuverfolgen.
Die Ährenfusariose und die Anhäufung von Mykoto-
xinen in den Körnern stellen ein gefürchtetes Problem in
allen Klimazonen dar. Die Bekämpfungsmassnahmen
beruhen vor allem auf den richtigen Anbaumethoden
(HGCA 2007) und die Verwendung von resistenten Wei-
zensorten. Die Internetseite stellt in der Abteilung
«Pathogene» eine aktualisierte Liste der Fusariumarten
und deren Fähigkeit Mykotoxine zu produzieren zur
Verfügung. Zudem gibt es dort eine Liste der Analyseme-
thoden zur Bestimmung der Mykotoxinbelastung im
Getreide, die in den verschiedenen Ländern verwendet
werden. Eine Rangliste der resistenten Sorten ist eben-
falls vorhanden. Die Abteilung « Pathogene » wird durch
eine Liste der Krankheiten des Weizens in verschiedenen
Sprachen sowie durch eine Tabelle mit dem Einfluss der
Krankheiten auf den Ertrag vervollständigt.
Die Abteilung «Fungizide» enthält eine Rangliste der
Wirksamkeit der Fungzide die gegen den echten Mehl-
tau (Blumeria graminis f. sp. tritici), die Ährenfusariose
EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau|Kurzbericht
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
Abb. 1 | Einstiegsseite von EuroWheat (www.eurowheat.org).
296
(Fusarium spp.), Blattdürre (Mycosphaerella gramini-
cola), Halmbruch (Oculimacula spp.) und Spelzenbräune
(Phaeosphaeria nodorum), Gelbrost (Puccinia striiformis),
Braunrost (Puccinia triticina) und DTR- Blattdürre (Pyre-
nophora tritici-repentis) eingesetzt werden. Eine Über-
sicht über die Problematik der Fungizidresistenzen der
Krankheitserreger sowie eine Liste der Wirkstoffe und
Handelsnahmen werden aufgeführt. Eine Statistik über
die Verwendung der Fungizide, ihre Wirksamkeit sowie
ihr Einfluss auf den Ertrag vervollständigen die Über-
sicht.
In der Abteilung «Sorten» befinden sich Links und
Quellenverweise zu den Sortenempfehlungen, Ranglis-
ten und Verwendung von Resistenzgenen in den ver-
schiedenen Ländern.
All diese detaillierten Informationen über Sorten,
Fungizide und Krankheitserreger sind die Grundlage für
den integrierten Pflanzenschutz. Die Abteilung «Integ-
rierter Pflanzenschutz» führt die verschiedenen compu-
terbasierten Entscheidungsmodelle (decision support
systems) auf, informiert über die Interventionsschwellen,
die Überwachungssysteme für Krankheitserreger sowie
die Anbaumethoden.
ZukünftigeEntwickungdesNetzwerksIn ihrer Eigenschaft als internetbasierte Informations-
plattform ist EuroWheat ein dynamisches Informations-
medium und muss daher ständig aktualisiert werden. Die
wichtigsten anstehenden Arbeiten sind die Vervollständi-
gung bestimmter Sachthemen sowie die Übersetzung der
Inhalte in verschiedene Sprachen. Im Moment steht der
grösste Teil nur auf Englisch zur Verfügung, jedoch
werden zur Zeit Übersetzungen auf Französisch, Deutsch,
Italienisch, Polnisch und andere Sprachen durchgeführt.
Die Internetseite befindet sich auf einem Server an
der Universität von Aarhus in Dänemark und kann dort
für eine unbegrenzte Zeit Gastrecht geniessen. Obgleich
EuroWheat im Rahmen eines wissenschaftlichen Netz-
werks begonnen wurde, das Ende 2010 zu Ende geht,
haben sich die beteiligten Institutionen bereits auf eine
Weiterführung von EuroWheat geeinigt. Der Unterhalt
und die Aktualiserung des Internetauftritts muss jedoch
so kostengünstig wie möglich durchgeführt werden.
Kurzbericht|EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
Abb. 2 | Diese Sommerweizenähre zeigt einen starken Befall mit Echtem Mehltau (Blumeris graminus). Ein starker Pilzbefall führt zu verminderten Erträgen.
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297
EuroWheat – Eine Internetplattform zur Unterstützung des integrierten Pflanzenschutzes für den Weizenanbau|Kurzbericht
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 294–297, 2010
Wir möchten hier die Unterstützung durch das Network of Excellence ENDURE
dankbarerwähnen.ENDUREwirddurchdieKommissionderEuropäischenUnion
finanziert(ProjektNummer031499).
Literatur b Aarhus University, Faculty of Agricultural Sciences, Department of Agroecology and Environment, 2010. EuroWheat. Zugang: http://www.eurowheat.org/EuroWheat.asp [30.04.2010].
b Delegation für die Partnerschaft mit Unternehmen, 2010. ENDURE: un réseau d’excellence européen pour le développement d’une agriculture plus respectueuse de l’environnement. Zugang: http://www.inra.fr/les_partenariats/collaborations_et_partenaires/ entreprises/en_direct_des_labos/endure_un_reseau_d_excellence_ europeen_pour_le_developpement_d_une_agriculture_plus_respectu-euse_de_l_environnement [30.04.2010].
b Endure, 2010. ENDURE – Diversifying Crop Protection. Zugang: http://www.endure-network.eu/fr/ [30.04.2010].
b Nistrup Jørgensen L., Hovmøller M. S., Hansen J. G., Lassen P., Clark B., Bayles R., Rodemann B., Jahn M., Flath K., Goral T., Czembor J., du Chey-ron P., Maumene C., de Pope C. & Nielsen G. C. 2010. Wheat Case Study – Guide Number 3. EuroWheat.org: a new research-based website sup-porting inte grated disease management in wheat. Zugang: http://www.eurowheat.org/upload/eurowheat/document/NewGuide3eurowheat.pdf [30.04.2010].
b HGCA 2007. Guidelines to minimise risk of fusarium mycotoxins in cere-als. Zugang: http://www.eurowheat.org/upload/eurowheat/document/FusariumGuide_20071.pdf [01.06.2010].
EuroWheat:DreizehnInstituteausneunLändern
Dreizehn Organisation aus neun Ländern nehmen an
EuroWheat teil: die Universität von Aarhus, Landwirt-
schaftliche Fakultät sowie der Dänische Landwirtschaftli-
che Beratungsdienst (DAAS) aus Dänemark; Institut nati-
onal de la recherche agronomique (INRA), Association
de coordination agricole (ACTA) sowie ARVALIS - Institut
du végétal aus Frankreich; Julius Kühn Institut (JKI), Bun-
desforschungsinstitut für Kulturpflanzen, Deutschland;
Rothamsted Research (RRES) und National Institute of
Agricultural Botany (NIAB), Gross Britanien; Institut für
Pflanzenzüchtung unn Akklimatisation (IHAR), Polen,
Jordbruksverket (SJV) Växtskyddscentralen, Schweden;
Pflanzenschutzdienst – Region Emilia-Romagna (SFRER),
Italien und die Universität von Gödöllö (SZIE), Ungarn. n
Kasten|ENDURE
ENDUREisteineuropäischeswissenschaftliches
NetzwerkwelchesdurchdieKommissionderEuropäi-
schenUnion(EUKommission)im6.Rahmenprogramm
finanziertwird.DieEUKommissionhateinigen
InstitutenderSpitzenforschungdasMandaterteilt,
StrategienzurVerbesserungdesPflanzenschutzesund
zuderennachhaltigerNutzungzuentwickeln.
DasHauptzieldesNetzwerkesistesdaher,Pflanzen-
schutzstrategienzuentwickeln,welchedieUmwelt
nur geringbelastenundnäherbeidenKonsumieren-
densindundeinesehrhoheErtragsfähigkeitsicher-
stellen(DelegationfürdiePartnerschaftmitUnterneh-
men,2007).DasNetzwerkwurdeam21Februar2007
füreineDauervonvierJahrengestartet.Mehrals
300 ForscherausverschiedenenFachrichtungen
(Landbau,Genetik,Ökologie,WirtschaftundSoziolo-
gie)vonmehrals18 Organisationenundzehneuropäi-
schenLändernsinddaranbeteiligt.Agroscopeistdie
SchweizerPartnerindesNetzwerks.
298
P o r t r ä t
Geert Kleijer wacht über die Schweizer PflanzenbiodiversitätGeert Kleijer, Leiter der Gruppe Genetische Ressourcen
und Backqualität von Agroscope Changins-Wädenswil
ACW, spielt in diesem internationalen Jahr der Biodiversi-
tät eine zentrale Rolle bei der Erhaltung dieses stark
bedrohten natürlichen Erbes. Unter seiner Führung sam-
melt die Genbank von ACW neben weiteren Kostbarkei-
ten rund 11 000 Getreide- und Gemüsesorten, von denen
einige herkömmlicherweise in der Schweiz angebaut
wurden.
Geert Kleijer verliess sein Heimatland Holland im Jahr
1973, unmittelbar nach seinem Studium, um sich darauf
in der Schweiz niederzulassen. Changins suchte einen
Cytogenetiker und entschied sich für ihn. Seit nunmehr
bald 40 Jahren begegnet man dem grossgewachsenen,
bereits zweifachen Grossvater in den Labors und auf den
Feldern von Changins. Im Jahr 1980 übernahm der junge
Wissenschaftler die Sortensammlung, die von den Vor-
gängeranstalten von Agroscope vor mehr als 100 Jahren
begonnen worden war. Die älteste in der Schweiz erhal-
tene Sorte (der Weizen «Rouge de Gruyère») aus dem
Jahre 1900 lagert noch immer in der Genbank von Chan-
gins. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde das gesam-
melte Saatgut jährlich vermehrt. Die Lagerung in Kühl-
kammern ermöglichte es, die Kultivierung auf alle fünf,
später alle zehn Jahre hinauszuschieben. Das Gefrieren
in wasserdichten Alubeuteln erlaubt es fortan, die meis-
ten Arten während 50 Jahren aufzubewahren, erklärt
der Hüter dieses ganz besonderen «Tempels».
EineKopieunsererSamenaufSpitzbergen
Diese Samenbank verfolgt zwei Ziele zugleich. Zum
einen stellen die lokalen Sorten das nationale Erbgut
und bei Bedarf eine Reserve dar, kann doch die Ernäh-
rungssicherheit jeden Moment durch eine neue Krank-
heit oder Klimaveränderungen bedroht sein. Zum Ande-
ren hat ACW das wichtigste Material dupliziert und 2009
an die berühmte «grüne Arche Noah», die weltweit
grösste, in einem Bunker auf Spitzbergen (Norwegen)
befindliche Saatgut-Bank überführt. Der unterirdische
Bunker ist gegen Katastrophen, Kriege und Klimawan-
del gefeit.
Auf Initiative von Geert Kleijer hin entstanden 1991
die Schweizerische Kommission für die Erhaltung von
Kulturpflanzen (SKEK) und die Schweizerische Kommis-
sion für die Erhaltung von Wildpflanzen (SKEW). Zu
jenem Zeitpunkt waren zahlreiche Organisationen im
Bereich der Erhaltung von Pflanzen tätig, blieben aber
ohne jeglichen Austausch. Eine 1990 in Changins organi-
sierte Zusammenkunft führte sie schliesslich zusammen.
Die intensive Entwicklung der Aktivitäten der SKEK freut
den Forscher, sind doch heute vier Teilzeitangestellte
beschäftigt gegenüber einem Teilzeitangestellten zu
Beginn der Aktivitäten. Die vom BLW finanzierte Kom-
mission vereinigt öffentliche wie private Organisationen
mit demselben Ziel, nämlich der nachhaltigen Verwen-
dung und Erhaltung der herkömmlicherweise in der
Schweiz angebauten Pflanzen.
Geert Kleijer, der mit den involvierten, in- und aus-
ländischen Organisationen enge Kontakte unterhält,
konnte sich an der Ausarbeitung des internationalen
Vertrags über pflanzengenetische Ressourcen beteiligen.
Nach sieben Verhandlungsjahren wurde dieser juristisch
verpflichtende Text von 150 Ländern unterzeichnet, der
den Zugang zu den genetischen Ressourcen und die Auf-
teilung der sich aus ihrer Nutzung ergebenden Vorteile
regelt.
Geert Kleijer widmet 50 % seiner Tätigkeit der Unter-
suchung der Backqualität von Weizen, einem weiteren
umfassenden Themenkreis, der seinerseits einer Vorstel-
lung bedürfte.
Seine Freizeit verbringt Geert Kleijer in seinem Gar-
ten, wo er mehrere Tomatensorten anbaut. Ausserdem
liebt er Wanderungen in den Bergen und unternimmt
Reisen, insbesondere nach Japan, wo sein Sohn während
mehreren Jahren gewohnt hat.
Sibylle Willi, AMTRA
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 298, 2010
299
A k t u e l l
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 299–303, 2010
Aktuell
20.08.2010TemperateandTropcialCropScience–A seminar to celebrate the 65th birthday of Prof. Peter Stamp ETH ZurichDie Vortragsreihe mit dem Titel «Temperate and Tropical
Crop Science: Developments, Challenges and Perspecti-
ves» hat zum Ziel, die Teilnehmer für die Bedeutung und
Schönheit pflanzenbaulicher Forschung zu sensibili-
sieren, Probleme des Ackerbaus hervorzuheben und wo
möglich Lösungsansätze aufzuzeigen. Darüber hinaus
sollen die Vorträge mit persönlichen Erfahrungen aus
der Zusammenarbeit mit Prof. Stamp ergänzt werden.
Dadurch wird – anlässlich seines 65. Geburtstags – der
Tatsache Rechnung tragen, dass er sich während vielen
Jahren uneingeschränkt für die Agronomie einsetzte.
Zielgruppen
•• Alle Personen, die in pflanzenbaulicher Lehre,
Forschung, Entwicklung oder Praxis tätig sind und/
oder sich für nationale und internationale Landwirt-
schaft (mit Schwerpunkt Ackerbau) interessieren
•• Kolleginnen und Kollegen sowie gegenwärtige und
ehemalige Mitarbeitende von Prof. Stamp
•• Agronomiestudentinnen und -studenten
Weitere Informationen sind auf
www.kp.ipw.agrl.ethz.ch/Seminar zu finden.
Pilz-Pflanze-Symbiose:NutzeninderLandwirtschaftMykorrhiza-Pilze spielen eine wichtige Rolle für land-
wirtschaftliche Böden. Die Mehrheit von Acker- und
Grünlandpflanzen geht mit ihnen enge Symbiosen ein.
Dabei helfen Mykorrhiza-Pilze den Pflanzen bei der
Nährstoffaufnahme. Ausserdem verbessern Mykorrhiza-
Pilze die Bodenstruktur und sie schützen die Pflanzen
gegen Pathogene und Stress. Mehrere Mykorrhiza-For-
schende, welche die Bedeutung dieser Bodenpilze für
die Landwirtschaft untersuchen, schlossen sich zusam-
men und werden mittels COST-Action 870 der Europäi-
schen Union gefördert (From production to application
of arbuscular mycorrhizal fungi in agricultural systems:
a multidisciplinary approach). Ende 2009 haben sich die
Forschenden in Belgien getroffen und neuste Ergebnisse
ausgetauscht. Forschende aus Spanien zeigten zum Bei-
spiel, dass junge Rebpflanzen viel besser überleben kön-
nen, wenn sie mit Mykorrhiza-Pilzen geimpft werden.
Die Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon
ART zeigte, dass Gemeinschaften von Mykorrhiza-Pilzen
in biologisch bewirtschafteten Parzellen durchschnittlich
deutlich diverser sind als in konventionell bewirtschafte-
ten Parzellen (Verbruggen et al. 2010). Es zeigt sich, dass
Mykorrhiza-Pilze ausgezeichnete Bioindikatoren sind,
insbesondere für Landnutzungsintensität und Bodentyp
(Oehl et al. 2010).
Literatur: b Oehl F., Laczko E., Bogenrieder A., Stahr K., Bösch R., van der Heijden
M.G.A. & Sieverding E. (2010). Soil type and land use intensity affect the composition of arbuscular mycorrhizal fungal communities. Soil Biology & Biochemistry 47:724–738.
b Verbruggen E, Röling W.F.M., Gamper H, Kowalchuk G.A., Verhoef, H. A. & van der Heijden, M.G.A. (2010). Positive effects of organic farming on belowground mutualists – large scale comparison of mycorrhizal commu-nities in agricultural soils. New Phytologist. http://www3.interscience.wiley.com/journal/123327586/abstract?CRETRY=1&SRETRY=0
Marcel van der Heijden, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-
Tänikon ART
Temperate and Tropical Crop Science: Developments, Challenges and Perspectives A seminar to celebrate the 65th birthday of Prof. Dr. Peter Stamp ETH Zurich, August 20, 2010 For further information and registration: www.kp.ipw.agrl.ethz.ch/Seminar
www.agroscope.ch26.04.2010 / ACWWegensaubererLuftGemüseandersdüngenDank Luftreinhalte-Verordnung hat der Ausstoss von
Schwefel in die Atmosphäre seit den 1980er Jahren um
mehr als 80 % abgenommen. Parallel dazu ist auch die
Schwefel-Menge zurückgegangen, die via Niederschläge in
landwirtschaftlich genutzte Flächen gelangt. Experten der
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
fanden heraus, dass viele Gemüsekulturen an Schwefel-
Mangel leiden, wenn ihnen dieser essentielle Pflanzen-
nährstoff nicht gezielt bei der Düngung verabreicht wird.
22.04.2010 / ARTImmerwenigerBiodiversitätIm Rahmen eines grossen Forschungsprojekts haben über
80 Wissenschaftlerinnen und Fachexperten gezeigt: Die
Biodiversität in der Schweiz ist nach wie vor bedroht. Das
Ziel, bis 2010 den Verlust zu stoppen, wurde klar nicht
erreicht.
15.04.2010 / ACW NachhaltigerObstbaufürBulgarienDen Obstbau in Bulgarien auf eine nachhaltige Produkti-
onsweise umstellen – dazu beigetragen haben Insekten-
spezialisten der Forschungsanstalt Agroscope Changins-
Wädenswil ACW. Im Zentrum stand der Apfelwickler, der in
Bulgarien wegen eines intensiven Insektizid-Einsatzes weit-
gehend gegen herkömmliche Pflanzenschutz mittel resis-
tent geworden war. Mit innovativen, umweltfreundlichen
Bekämpfungsstrategien er-zielten ACW-Fachleute und bul-
garische Wissenschaftler darauf gemeinsam Erfolge. So
konnte die Menge an Insektiziden mass geblich reduziert
und die Entstehung neuer Resistenzen verhindert werden.
Der Schweizerische Nationalfonds hat das Projekt finan-
ziert.
12.04.2010 / ARTTieferelandwirtschaftlicheEinkommen2009Erste Trends für das Jahr 2009 zeigen ein tieferes landwirt-
schaftliches Einkommen als im Vorjahr. Gemäss den provi-
sorischen Ergebnissen beträgt das Einkommen pro Betrieb
61 800 Franken gegenüber 64 100 im Jahr zuvor. Tiefere
Produzentenpreise insbesondere bei der Milch können
durch höhere Direktzahlungen und gute Erträge nur teil-
weise aufgefangen werden. Der Arbeitsverdienst je Famili-
enarbeitskraft und Jahr bleibt mit 42 000 Franken auf Vor-
jahresniveau.
06.04.2010 / ACWJedeMaschezählt–QualitätsstandardsfürSchutznetzegegenInsektenSchutznetze bewahren landwirtschaftliche Kulturen vor
gefrässigen Insekten, aber auch Menschen in Malaria-
Gebieten vor krankheitsübertragenden Mücken. Die Wir-
kung dieser Netze kann durch eine Imprägnierung mit
Insektiziden gesteigert werden, ohne dass Rückstände auf
Nahrungsmittel gelangen oder Menschen damit in Kontakt
kommen. Pflanzenschutzchemie-Experten der Forschungs-
anstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW arbeiten mit
internationalen Organisationen und Firmen an der Ent-
wicklung von Qualitätsstandards für solche Netze – etwa
Waschfestigkeit, Insektizidgehalt und Maschengrösse.
30.03.2010 / SNGEquigarde®-Abgänger2009feiernihrenAbschlussDie Equigarde®-Schüler 2009 haben Anfang März 2010 am
Schweizerischen Nationalgestüt SNG ihren Abschluss gefei-
ert. Eröffnet wurde der Anlass mit einer Bilanz des Kurses
und der Information zur neuen obligatorischen Ausbil-
dung für Pferdehalter gemäss Tierschutzverordnung. Nach
einer Vorstellung des Schweizerischen Verbandes der Pfer-
dehalter (SVPH) erfolgte die Vergabe der Diplome, Beschei-
nigungen und Plaketten.
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
300 Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 299–303, 2010
Aktuell
PraxisorientierteEmpfehlungenfürdieErhaltungderInsekten-undPflanzenvielfaltmitRied-Rotationsbrachen
ART-Bericht721
Seit den 1970er Jahren werden Streueriede nicht mehr
wie früher üblich kleinflächig und zu verschiedenen
Zeitpunkten im Herbst gemäht, sondern aus ökono-
mischen Gründen grossflächig und oft innerhalb weni-
ger Tage mit grossen Maschinen. Viele Kleintiere, wie
Käfer, Wanzen, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen
oder Spinnen, können so nicht mehr in ungemähte Refu-
gien entweichen und überleben deshalb den Erntepro-
zess kaum. Durch das Fehlen von Überwinterungsmög-
lichkeiten in älteren Pflanzenhorsten, Stängeln und im
N e u e P u b l i k a t i o n e n
Mulch entfallen für den Lebenszyklus zahlreicher Klein-
tierarten überlebenswichtige Strukturen. Solche Arten
sind deshalb aus vielen Riedgebieten verschwunden
oder sehr selten geworden. Dieser negativen Entwick-
lung kann mit Ried-Rotationsbrachen erfolgreich entge-
gengewirkt werden.
Eine Ried-Rotationsbrache, kurz RiRoBra, ist ein
einige 100 Quadratmeter grosser, ungemähter bezie-
hungsweise brach gelegter Riedstreifen (Altgrasstreifen,
Mahdinsel). Dieser wird jährlich seitwärts verschoben
und nach jeweils drei bis fünf Jahren wieder auf die Aus-
gangsposition zurückversetzt (Rotation). Nach dem Bra-
chejahr wird der betreffende Streifen, wie das übrige
Ried, im Spätsommer oder Herbst gemäht, samt Abtrans-
port des Mähguts, der Streue. Ein RiRoBra-Set umfasst
die gesamte Fläche, über die sich der Brachestreifen im
Laufe einer vollständigen Rotation bewegt, also je nach
deren Dauer eine Fläche von drei bis fünf nebeneinan-
der liegenden Streifen.
Der vorliegende ART-Bericht beschreibt detailliert
15 organisatorische und ökologische Empfehlungen für
das Einrichten und die Bewirtschaftung von Ried-Rotati-
onsbrachen sowie sieben häufige Fehler, die dabei ent-
stehen können.
Andreas Gigon und Sabine Rocker, Institut für Integrative Biologie
ETH Zürich
Thomas Walter, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
ART-Bericht 721
Praxisorientierte Empfehlungen für die Erhaltung der Insekten- und Pflanzen vielfalt mit Ried-Rotationsbrachen
Impressum
Herausgeber: Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, CH-8356 Ettenhausen, Redaktion: Etel Keller, ART
Die ART-Berichte/Rapports ART erscheinen in rund 20 Nummern pro Jahr. Jahresabonnement Fr. 60.–. Bestellung von Abonne-ments und Einzelnummern: ART, Bibliothek, 8356 EttenhausenT +41 (0)52 368 31 31 F +41 (0)52 365 11 [email protected]: www.agroscope.ch
ISSN 1661-7568
Autorinnen und Autoren
Andreas Gigon und Sabine Rocker, Pflanzenökologie und Naturschutz- biologie, Institut für Integrative Biologie ETH, Zürich [email protected] [email protected]
Thomas Walter, ART [email protected]
März 2010
Seit den 1970er Jahren werden Streue-riede nicht mehr wie früher üblich klein-flächig und zu verschiedenen Zeitpunkten im Herbst gemäht, sondern aus ökonomi-schen Gründen grossflächig und oft inner-halb weniger Tage mit grossen Maschinen. Viele Kleintiere, wie Käfer, Wanzen, Heuschrecken, Schmetterlingsraupen oder Spinnen, können so nicht mehr in un -gemähte Refugien entweichen und über-leben deshalb den Ernteprozess kaum. Durch das Fehlen von Überwinterungs-möglichkeiten in älteren Pflanzenhorsten, Stängeln und im Mulch entfallen für den Lebenszyklus zahlreicher Kleintierarten überlebenswichtige Strukturen. Solche Arten sind deshalb aus vielen Riedgebie-ten verschwunden oder sehr selten gewor-den. Dieser negativen Entwicklung kann mit Ried-Rotationsbrachen erfolgreich entgegengewirkt werden.Eine Ried-Rotationsbrache, kurz RiRoBra,
ist ein einige 100 Quadratmeter grosser, ungemähter beziehungsweise brach ge- legter Riedstreifen (Altgrasstreifen, Mahd-insel). Dieser wird jährlich seitwärts ver-schoben und nach jeweils drei bis fünf Jahren wieder auf die Ausgangsposition zurückversetzt (Rotation). Nach dem Bra-chejahr wird der betreffende Streifen, wie das übrige Ried, im Spätsommer oder Herbst gemäht, samt Abtransport des Mähguts, der Streue. Ein RiRoBra-Set um - fasst die gesamte Fläche, über die sich der Brachestreifen im Laufe einer vollständi-gen Rotation bewegt, also je nach deren Dauer eine Fläche von drei bis fünf neben-einander liegenden Streifen.Der vorliegende ART-Bericht beschreibt detailliert 15 organisatorische und öko-logische Empfehlungen für das Einrichten und die Bewirtschaftung von Ried-Rota-tionsbrachen sowie sieben häufige Fehler, die dabei entstehen können.
Abb. 1: Skabiosen-Scheckenfalter (Foto: Albert Krebs, Agasul).
AgrarstrukturwandeliminternationalenFokusMit etwa 90 Teilnehmenden fand im April 2010 das
114. Seminar der Europäischen Vereinigung für Agrar-
ökonomie statt. Unter dem Titel «Structural Change in
Agriculture: Modelling Policy Impacts and Farm Strate-
gies» wurden sowohl im Plenum als auch in den drei-
gliedrigen, parallelen Vortragsveranstaltungen neue
Ergebnisse zu den Determinanten des agrarstrukturellen
Wandels dargestellt. Die Schweiz wurde durch die For-
schungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART mit
zwei Vorträgen und zwei Postern vertreten.
Einerseits wurde das Modell SWISSland vorgestellt, mit
dem auf der Grundlage von Buchhaltungsdaten, GIS-
Auswertungen und Umfrageergebnissen Prognosen zu
landwirtschaftlichen Entwicklungen begründet werden.
Andererseits wurden die Auswirkungen agrarpolitischer
Instrumente auf den Einsatz von Familienarbeit, Ange-
stellten und Lohnunternehmen aufgezeigt.
Stefan Mann und Gabriele Mack, Agrarökonomie und Agrartechnik,
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
301Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 299–303, 2010
Aktuell
NachhaltigkeitinderWiederkäuer-undSchweinehaltung
ART-Tagungsband der 24. IGN-Tagung 2010: Der Tagungs-
band fasst das breite Wissen, das über tiergerechte Hal-
tungssysteme in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung
heute zur Verfügung steht, zusammen. Dieses findet in
der praktischen Umsetzung jedoch sehr unterschiedlich
Anwendung. Die Tagung widmete sich der Frage, in wel-
chen Bereichen der Nachhaltigkeit Lösungen gefunden
werden müssen, um eine tiergerechte Nutztierhaltung
zu gewährleisten. Schwerpunkte der Tagung waren:
Dilemma? Kosten – Nutzen von Tierschutzmassnah-
men, Umweltschutz – Tierschutz, Tierleistung – Tierwohl,
Verbraucherwünsche – Tierwünsche. Und ausserdem Tier-
gerechtheit in der Praxis: Einfluss des Managements
sowie Methoden der Bewertung der Nachhaltigkeit von
Tierhaltungssystemen und Methoden zur Förderung von
tiergerechten Haltungssystemen, Umsetzung von For-
schungsergebnissen in die Praxis.
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART,
Tänikon 1, CH-8356 Ettenhausen, [email protected],
www.agroscope.ch
BiodiversitätinderSchweiz–StandderDinge
Die Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage; ihr öko-
nomischer, ökologischer, sozialer und ästhetischer Wert
kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Im Jahr
2003 beschlossen die Umweltminister Europas daher,
den Verlust der Biodiversität bis ins Jahr 2010 zu stoppen.
Haben wir dieses Ziel erreicht?
Über 80 Forschende analysierten in den letzten Jah-
ren aktuelle Datenerhebungen, frühere Statistiken,
Inventare und unzählige Studien, um die Frage zu beant-
worten, ist in der Schweiz der Artenverlust gestoppt und
hatten Lebensräume Bestand, die notwendig sind, um
die Vielfalt der Arten zu erhalten.
Das eben veröffentlichte Buch «Wandel der Biodiver-
sität in der Schweiz seit 1900 – Ist die Talsohle erreicht?»
stellt – auch für Laien – einen gut verständlichen Über-
blick dar und gibt fundierte Antworten auf diese Frage.
Die umfassende Analyse zeigt auf Basis der besten ver-
fügbaren Daten und differenziert für unterschiedliche
Aspekte der biologischen Vielfalt, wie sich die Biodiversi-
tät in der Schweiz seit 1900 entwickelt hat. Es wird der
Einfluss etwa der Landwirtschaft und der Siedlungsent-
wicklung auf die Biodiversität aufgezeigt und auch ein
Blick in die Zukunft gewagt. Die Resultate zeigen, dass
weiterhin ein grosser Handlungsbedarf besteht. Deshalb
enthält das Buch auch konkrete Handlungsempfehlun-
gen an Gesellschaft und Politik.
DerWandelderBiodiversitätinderSchweizseit1900:Ist
dieTalsohleerreicht?230 Bilder, 60 Grafiken, 40 Tabellen,
Klappenbroschur. Verlag Haupt, 2010. CHF 34.–.
ISBN 978 – 3 – 258 – 07569 – 3
24. IGN-Tagung 2010Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung
ART-Tagungsband | 3.–5. Juni 2010
Partner
Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung IGN
ART-Tagungsband | 3.–5. Juni 2010
24. IGN-Tagung 2010Nachhaltigkeit in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung
Ein breites Wissen über tiergerechte Haltungssysteme in der Wiederkäuer- und Schweinehaltung steht heute zur Verfügung. Dieses findet in der praktischen Umsetzung jedoch sehr unterschiedlich Anwendung. Die Tagung widmet sich der Frage, in welchen Bereichen der Nachhaltigkeit Lösungen gefunden werden müssen, um eine tiergerechte Nutztierhaltung zu gewährleisten. Die Schwerpunkte der Tagung sind:
Dilemma? Kosten - Nutzen von Tierschutzmassnahmen•Dilemma? Umweltschutz - Tierschutz•Dilemma? Tierleistung - Tierwohl•Dilemma? Verbraucherwünsche - Tierwünsche•Tiergerechtheit in der Praxis: Einfluss des Managements•Methoden der Bewertung der Nachhaltigkeit von Tierhaltungssystemen•Methoden der Förderung von tiergerechten Haltungssystemen, Umsetzung von Forsc-•hungsergebnissen in die Praxis
ISSN 0000-000000Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ARTTänikon, CH-8356 [email protected], www.art.admin.ch
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302
Aktuell
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 299–303, 2010
www.agroscope.ch22.06.2010 / ACW GartenderzweihundertUnkräuterZu seinem zwanzigjährigen Jubiläum ist der Unkrautgar-
ten in Wädenswil neu eingerichtet worden. Druckfrisch
ist auch die neue Unkrautgarten-Broschüre. Der Garten
der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil
ACW beherbergt zweihundert Arten – neben wichtigen
Landwirtschafts-Unkräutern auch Heilpflanzen, ökolo-
gisch wertvolle Kräuter und gebietsfremde Arten. Die
lebendige Sammlung dient Studierenden und Auszubil-
denden als Übungsfeld. Der Garten ist frei zugänglich
und ganzjährig offen.
08.06.2010 / SNG Der Anlass «Donnerstags im Gestüt» wird zurTraditionimSchweizerischenNationalgestütSNGZum dritten Mal organisiert das Schweizerische National-
gestüt SNG an drei Donnerstag-Nachmittagen Vorfüh-
rungen, die am 15. Juli sowie am 5. und 12. August statt-
finden werden. Wie in den Vorjahren werden wiederum
Pferdevorführungen und der Besuch der Werkstätten
auf dem Programm stehen.
04.06.2010 / ART TierwohlundUmweltimEinklang Weil Nutztiere viel Auslauf brauchen, gibt es heute
immer mehr Laufhöfe. Doch auf solchen offenen Flächen
entweichen besonders viele schädliche Gase in die
Umwelt. Neue Reinigungssysteme könnten das Problem
lösen.
31.05.2010 / ACW AgroscopeundBiodiversität–einefesteBeziehungDie Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil
ACW besitzt eine der ältesten Nutzpflanzen-Genbanken
Europas. ACW hat nämlich seit 1900 Getreidesorten
gesammelt, die damals von Schweizer Bauern angebaut
wurden. Diese alten Sorten sind noch heute in der natio-
nalen Genbank von ACW verfügbar. Ohne diese Samm-
lung wären sie ausgestorben, da ihr Anbau aufgegeben
wurde oder weil diese alten Sorten durch neuere ersetzt
wurden.
Aktuelle Forschungsergebnisse
für Beratung und Praxis:
Agrarforschung Schweiz publiziert 10-mal
im Jahr Forschungsergebnisse über
Pflanzenbau, Nutztiere, Agrarwirtschaft,
Landtechnik, Lebensmittel, Umwelt und
Gesellschaft.
Agrarforschung ist auch online verfügbar
unter: www.agrarforschungschweiz.ch
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AGrArForSchUNG Schweiz
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Talon einsenden an:Redaktion Agrarforschung Schweiz, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Postfach 64, 1725 PosieuxTel. +41 26 407 72 21, Fax +41 26 407 73 00E-Mail: [email protected] | www.agrarforschungschweiz.ch
NEU
Name/Firma
Vorname
Strasse/Nr
PLZ/Ort
Beruf
Datum
Unterschrift
Agrarforschung Schweiz / Recherche Agronomique Suisse ist die zeitschrift
der landwirtschaft lichen Forschung von
Agroscope und ihren Partnern. Partner der
zeitschrift sind das Bundesamt für Landwirt-
schaft, die Schweizerische hochschule für
Landwirtschaft ShL, die Beratungszentralen
AGriDeA, die eidgenössische Technische
hochschule eTh zürich, Departement Agrar-
und Lebensmittelwissenschaften und Agro-
scope, die gleichzeitig herausgeberin der
zeitschrift ist.
Die zeitschrift erscheint auf Deutsch und
Französisch. Sie richtet sich an Fachpersonen
aus Forschung, industrie, Lehre, Beratung
und Politik, an kantonale und eidgenössische
Ämter und an weitere Fachinteressierte.
M e d i e n m i t t e i l u n g e n
V e r a n s t a l t u n g e nN e u e I n t e r n e t l i n k s
303
Aktuell
Ambrosia artemisiifolia
www.ambrosia.chAmbrosia artemisiifolia, das Aufrechte Traubenkraut oder
landläufig «Ambrosia» genannt, wird in verschiedenen
Regionen Europas sowie in der Schweiz zu den invasiven
Neophyten gezählt.
Die Schweiz deklarierte im 2006 in der Verordnung
über den Pflanzenschutz Ambrosia als «besonders gefährli-
ches Unkraut». Seit dem besteht gegenüber Ambrosia eine
Melde- und Bekämpfungspflicht.
Ambrosia besitzt stark allergene Pollen. Dadurch kön-
nen die Pflanzen zu einem gesundheitsgefährdenden Pro-
blem werden, welches Kosten in diesem Bereich entstehen
lassen kann, vgl. Kapitel Gesundheit und Ambrosiapollen.
Diese Webseite soll Leserinnen und Lesern die wichtigs-
ten Informationen zur Pflanze, zu möglichen Verwechs-
lungsarten, zur Bekämpfung von Ambrosia und deren Vor-
kommen in der Schweiz wie im internationalen Kontext
sowie zu möglichen Auswirkungen auf die Gesundheit
durch Ambrosiapollen liefern.
August2010
06.08.2010TagderoffenenTürinMaranzumJahrderBiodiversitätAgroscope Reckenholz-Tänikon ART Maran bei Arosa
12.08. – 12.08.2010 AGFF-FutterbautagungAGFF, Landwirtschaftliches Zentrum SG, ARTNeu St. Johann (SG)
13.08.2010Info-TagMedizinal-undGewürzkräuterAgroscope Changins-Wädenswil ACW, Forschungs-zentrum ContheyBei Fam. Theiler, Hergiswil bei Willisau
14.08.2010Güttingertagung2010Agroscope Changins-Wädenswil ACW und BBZ Arenenberg Versuchsbetrieb Güttingen, Güttingen TG
19.08.2010Journéed’informationarboriculturefruitièreAgroscope Changins-Wädenswil ACW Ecole d’agriculture de Marcelin, Morges
20.08.2010TemperateandTropicalCropScience-Aseminartocelebratethe65thbirthdayofProf.PeterStampETH Zürich, ZürichInformationen: www.kp.ipw.agrl.ethz.ch/Seminar
September2010
08.09.2010AGFF-FutterbautagungAGFF, Inforama, ARTFlugplatz Meiringen, Unterbach (BE)
16.09.2010AgrarökonomieInformationstagungAgroscope Reckenholz-Tänikon ART Tänikon, Ettenhausen
Oktober2010 01.10.2010ALP-Tagung2010Agroscope Liebefeld-Posieux ALP + Agridea Lindau,Posieux
Agrarforschung Schweiz 1 (7 – 8): 299–303, 2010
September2010/Heft9
•• Siliermittel und aerobe Stabilität – Testergebnisse
2009, U. Wyss ALP
•• Haltbarkeit von Pferdesilagen bei der Verfütterung,
U. Wyss ALP
•• Agrarmeteorologische Bedingungen im Schweizer
Mittelland von 1864 bis 2050, P. Calanca ART
•• Einstellungen zu Hochleistungs- und Vollweide-
strategie, M. Lips ART
•• Bastard-Raigras und Wiesenfuchsschwanz: Sorten-
versuche 2007 bis 2009, R. Frick, E. Mosimann ACW
und D. Suter, H. U. Hirschi ART
•• Phoma der Sonnenblume: Kann nach Temperatur-
schwellen behandelt werden?, P. Frei ACW
Die Qualität von Silagen spielt bei der Fütterung von Kühen eine wichtige Rolle. Die Forschungsan-stalt Agroscope Liebefeld-Posi-eux ALP testet auf Anfrage die neuen Siliermittel zur Verbesse-rung der Milchsäuregärung oder der aeroben Stabilität von Gras- und Maissilagen.
V o r s c h a u
Informationen:www.agroscope.admin.ch/veranstaltungen
V e r a n s t a l t u n g e nN e u e I n t e r n e t l i n k s
Equigarde® Plus
Weiterbildung auf Fachhochschulniveau. Vielseitige Themen:Verhalten, Fütterung, Jungpferdeausbildung, Management usw.Aktuell ausgeschriebene Module:
• Ausbildung und Training des Pferdes• Die Natur der Pferde
www.shl.bfh.ch
Berner FachhochschuleHaute école spécialisée bernoiseSchweizerische Hochschulefür Landwirtschaft SHLHaute école suisse d’agronomie HESA
Freitag, 1. Oktober 2010
ALP-Tagung 2010
Themen:•EnergieumsatzvonweidendenKühen•Streptococcusuberis–einneuerProblemkeiminderMilchpro- duktion?•EinflussvonSilageoderFeuchtheuaufFutterqualität,Futter- aufnahme,MilchleistungundKäsequalität•AktuelleszurSchaf-undZiegenmilchproduktioninderSchweiz•VerabreichungvonAntibiotikazurVorbeugungvonPneumonie beiMastkälbernbeimEinstallen•AuswirkungenvonMykotoxinenaufdasRind.Eineaktuelle Literaturübersicht
•MonitoringzurZartheitvonRindfleischinderSchweiz: ErsteErhebung•EignungverschiedenerMutterkuhtypenfürunterschiedliche ProduktionssystemederMutterkuhhaltung
Ort:ALP,Konferenzsaal,Tioleyre4,1725Posieux
Anmeldung:bis17.092010anAGRIDEA,Kurse,8315Lindau,[email protected]
www.agroscope.ch
EidgenössischesVolkswirtschaftsdepartement EVDForschungsanstaltAgroscope Liebefeld-Posieux ALP
ALP gehört zur Einheit ALP-Haras
Schweizerische EidgenossenschaftConfédération suisseConfederazione SvizzeraConfederaziun svizra