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historict a literaturct JUBILEUSZOWA dedykowana Prof. Krzysztofowi Antoniemu Kuczyilskiemu L6di 2013

historict a literaturct Mi~dzy JUBILEUSZOWA KSI~GA dedykowana · Sroka, Polacy na W~grech za panowania Zygmunta Luksamburskiego 1387- 1437, Krak6w 2001, S. 109 war er 1412 Marschall

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Mi~dzy historict a literaturct

KSI~GA JUBILEUSZOWA

dedykowana

Prof. Krzysztofowi Antoniemu Kuczyilskiemu

L6di 2013

Redakcja J oanna Ciesielska Klikowska

Agnieszka Kiszteliflska-W ~grzynska

Korekta J oanna Ciesielska-Klikowska

Agnieszka Kiszteliflska-W ~grzyr1ska

Projekt okladki Magdalena Dziomdziora

Na okladce wykorzystano zdj~cie Pana Profesora Krzysztofa A. Kuczyr1skiego

pochodzqce z prywatnych zbior6w Pana Profesora Piotra Obrqczki.

Druk i oprawa PRINTP AP L6dz

J r

Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an WladysJ:aw Jagiell'o vom 17. Juni 1410. Zur Frage der Datierung der Urkunde

Sven Ekdahl Berlin

Die politischen Ereignisse im Vorfeld der Tannenberg!Grunwald­Schlacht am 15. Juli 1410 sind durch die Forschungen der letzten Jahre in ei­nem neuen Licht erschienen. Eine zentrale Rolle im diplomatischen Machtspiel nahmen die Verhandlungen in Käsmark (Kiezmark) Mitte April und die dort beschlossenen neuen Friedensverhandlungen zwiscllen dem Deutschen Orden und Polen-Litauen unter Vermittlung des ungarischen Königs und Reichsvi­kars Sigmund von Luxemburg ein1• Das Treffen sollte am 17. Juni in Thom (Toruit) stattfinden, aber weder der polnische König Wladyslaw Jagiello, noch der litauische Großfürst Vytautas (Witold) oder andere Vertreter des König­reichs und des Großfürstentums sind in Thom erschienen. Aus Ungarn kam lediglich eine Verhandlungsdelegation mit 200 Pferden ohne König Sigmund, angeführt vom Palatin Nikolaus Gara und dem Wojewoden von Siebenbürgen Stibor von Stiboritz. Die Folgen waren für den Deutschen Orden verheerend, denn angesichts di~er vorgesehenen, aber nie stattgefundenen Thomer Ver­handlungen hatte Hochmeister Ulrich von Jungingen seine Planung für einen Überraschungsangriff auf Polen am 1. Juni gestoppt und die weit fortgeschrit­tenen Söldnerwerbungen des Ordens unterbrochen2• Militärisch gesehen kann

1 Sven Ekdahl, Die Söldnerwerbungen des Deutschen Ordens für einen geplanten Angriff auf Polen am 1. Juni 1410. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Schlacht bei Tannenberg, in: Beiträge zur Militärge­schichte des Preußenlandes von der Ordenszeit bis zum Zeitalter der Weltkriege [Festschrift für S. Ekdahl], hrsg. v. Bernhart Jähnig, Marburg 2010 (= Tagungsberichte der Historischen Kommission für ost-und westpreußische Landesforschung, 25), S. 89-102, hier S. 101-102; Ders., Diplomatie und Söldnerwerbung vor der Schlacht bei Zalgiris, in: Uetuvos istorijos studijos, 2010, Heft 25, S. 48-61, hier S. 51-55; Ders., Das politische Umfeld und die Schlacht von Tannenberg, in: Tannen­berg!Grunwald 1410. Gesammelte Beiträge. Amt des Hochmeisters, Wien 2010 (=Miscellanea Ordinis Teutonici, 1), S. 18-28, hier S. 21-22; Ders., Ha6op HaeMHHKOB nepe,~~, fpiOHBMb,IICKOH 6HTBOH 1410 r. s KOHTeKcre noAHTHKH H AHnAOManm :11noxn, in: Studia Slavica et Balcanica Petropolitana 2010, 2, s. 17-24. 2 Sven Ekdahl, W przededniu bitwy grunwaldzkiej. Dyplomacja i werbowanie zolnierzy zaci~mych w czerwcu 1410 r., in: Wojna, pami~c, to:Zsamosc. 0 bitwach i mitach bitewnych. Red. Jan M. Piskorski, Warszawa 2012, S. 78-89 mit Anm. aufS. 169-175, hier vor allem S. 83-86; Ders., The Bat­tle of Tannenberg and its political circumstances, in: Journal of the M~nastic Military Orders, 4, 2012, ed. George G. Buttigeig, Malta 2012, S. 11-28.

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)

Sven Ekdahl

von einer Katastrophe für die Ordensritter gesprochen werden, denn große

Söldnerhaufen traten nun stattdessen in den Dienst des polnischen Königs,

während andere zu spät nach Preußen kamen, um bei Tannenberg eingesetzt

werden zu können3• Die Weichen für die Niederlage des Ordensheer~s wur­

den also schon in Käsmark gestellt«. Ein äußerst wichtiges Dokument im weiteren politischen und militäri­

schen Geschehen vor der Schlacht war ein illtimatum Sigmunds von Luxem­

burg, das am 12. Juli im polnischen Heerlager bei Hohendorf (Wysoka) an

Wladyslaw Jagielio ausgehändigt wurde. Überbringer war der schlesische Rit­

ter Fritz de Repthi, der sich in ungarischen Diensten befand5• Die einzige er­

zählende Quelle, die hierüber berichtet, sind die Annales des Jan Dlugosz6• So

bestätigt sich wiederum die große Bedeutung dieses Geschichtswerkes, dessen

Angaben allerdings immer, soweit möglich, kritisch überprüft werden müs­

sen7.

Die Originalurkunde

In der bisherigen Forschung sind dieses wichtige Ereignis und die damit

verbundenen Fragen ausführlich erörtert worden, aber selten mit korrekten

Angaben, was Datierung und Deutung des Inhalts betrifft. Die Fehler lassen

sich leicht feststellen, da die Originalurkunde erhalten geblieben ist und sich

im Hauptarchiv Alter Akten (Archiwum Gl6wne Akt Dawnych) in Warszawa

befindet~~. Sie wurde in einem Verzeichnis von 1682 über das königliche

Archiv, das Erazm Rykaczewski 1862 herausgab, aufgeführt9, außerdem gibt

es eine Abschrift in der berühmten Sammlung "Teki Naruszewicza" in der

Czartoryskischen Bibliothek in Krak6w10• Die Originalurkunde wurde 1892

von Ignacy Zakrzewski in "Lites ac res gestae" ediert11• Heute gibt es auch eine

3 Das Soldbuch des· Deutschen Ordens 1410/1411. Die Abrechnungen für die Soldtruppen. Teil li:

Indices mit personengeschichtlichen Kommentaren. Bearbeitet von Sven Ekdahl. Red.: Dieter Heck­

mann , Köln. Weimar, Wien 2010 (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz,

23,II), hier Einleitung, vor allem S. 7-9. 4 Sven Ekdahl, Politics, Diplomacy and the Recruitment of Mercenaries before the Battle of

Tannenberg-Grunwald-Zalgiris in 1410, in: The Military Orders, vol. 5: Politics and Power, ed. Peter

W. Edbury, Farnharn 2012, S. 329-336, hier S. 331-336.

s Nach Stanislaw A. Sroka, Polacy na W~grech za panowania Zygmunta Luksamburskiego 1387-

1437, Krak6w 2001, S. 109 war er 1412 Marschall des Wojewoden Stibor von Stiboritz. - Das Buch

Srokas stand mir nicht zur Verfügung, deshalb die Angabe nach K. Kwiatkowski (wie Anm. 50), S.

369, Anm. 661. 6 [Jan Dlugosz] Joannis Dlugossii Annales seu Cronicae incliti Regni Poloniae. Liber decimus et

Liber undecimus 1406-1412, ed. C. Baczkowski et alii, Varsaviae 1997, S. 78-80. - Im Folgenden zit.:

Dlugosz, Annales, X/XI. 7 Sven Ekdahl, Grunwald 1410, Krak6w 2010, S. 246-258.

s AGAD, ZDP, Nr. 62. 9 Siehe hierzu Index actorum, hrsg. v. A. Lewicki (wie Anm. 17), Nr. 544, S. 67: "Reg. Rykacz. Invent.

p. 77. sine die." to Biblioteka Czartoryskich. Teki Naruszewicza, Rkp 10:1V, Nr. 149 (umfassst zwei Seiten). Die Teki'

wurden im 18. Jahrhundert von dem Historiker Adam Naruszewicz zusammengestellt.

11 Lites ac res gestae inter Polonos Ordinemque Cruciferorum. Editio altera, [ ed. Ignacy Zakrzewski],

ll, Posnaniae 1892, Additamentum, Nr. 60, S. 449-450.

400

Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an Wladyslaw JagieUo vom 17. Juni 1410 ...

vorzügliche und gut lesbare Farbwiedergabe in dem von Janusz Grabowski betreuten Ausstellungskatalog "Grunwald. 600 lat chwaly"12• Siehe auch mei­nen Quellenanhang und die Abbildung des Ultimatums.

Das Dokument ist nicht als "Kriegserklärung" Sigmunds an Jagiello aus­gestellt worden, wie in fast allen Untersuchungen behauptet wird, sondern als Ultimatum. Eine Inhaltsanalyse ergibt, dass nur, falls die gestellten Anforde­rungen nicht erfüllt werden sollten, sich die Funktion der Urkunde von der eines Ultimatums zu der einer Kriegserklärung wandeln würde. Dieser Unter­schied ist lediglich in einem Aufsatz von Zenon [Hubert] Nowak13 und in der Einleitung von J. Grabowski in dem genannten Ausstellungskatalog beachtet wordent4. Diese Frage soll jedoch nicht hier, sondern an anderer Stelle erörtert werden.

Im Folgenden soll das Interesse ausschließlich auf die Datierungsfrage fokussiert werden, denn es gibt in der Forschungsliteratur nicht weniger als vier verschiedene Angaben, von denen drei ausgesondert werden müssen. Übrig bleibt nur der 17. Juni 1410, denn die Datierung lautet: "Ouen an dem achten tage vor sant Johannes tagdes tawffers an der sunnewend"15•

Diese Datierung aufzulösen fällt nicht schwer, denn "sunnewend" ist gleichbedeutend mit "Sonnenwende", also Mittsommer Gohannistag), und der "achte Tag" vor oder nach einem Fest schließt sowohl den Anfangs- als auch

. den Endtermin ein16• Nach unserer Art zu zählen macht das genau eine Woche aus, was den 17. Juni ergibt. Während A. Lewicki dieses richtig vermerkt17,

zählt I. Zakrzewski genau acht Tage vom 24. Juni zurück und kommt damit auf die falsche Datierung 16. Juni18• Dieses Datum findet sich auch im Bildtext zu der Farbwiedergabe in dem oben genannten Ausstellungskatalog19.

Erstaunlicherweise wird die auf Deutsch abgefasste Originalurkunde in der bisherigen Forschung nicht herangezogen, obwohl sie ja 1892 in "Lites ac res gestae" herausgegeben wurde. Stattdessen beruft man sich auf die Edition des preußischen Historikers Ernst Strehlke im dritten Band der "Scriptores rerum Prussicarum" von 1866, die den 21. Juni 1410 als Ausfertigungsdatum angibt20• Diese falsche Datierung hat sich während anderthalb Jahrhunderten

12 Grunwald. 600 lat chwaly. Katalog wystawy. Opracowanie Janusz Grabowski, Warszawa 2010, s. 92-93. 13 Zenon Nowak, Polityka pomocna Zygmunta Luksemburskiego do roku 1411, ToiU111964 (= Rocz­niki Towarzystwa Naukowego w Toruniu, 69, 1964, 1), S. 100. 14 Grunwald. 600 lat chwaly (wie Arun. 12), S. 31. 15 Siehe den Quellenanhang. t6 Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, entworfen von H. Grotefend, 10. erweiterte Aufl. hrsg. v. Th. Ulrich_ Hannover 1960, S. 19. 11 Index actorum saeculi XV ad res publicas Poloniae spectantium, [ ... ], collegit Anatolius Lewicki, Cracoviae 1888 (= Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illustrantia, XI), Nr. 544, S. 67. 1s Lites ac res gestae (wie Arun. 11), Nr. 60, S. 449. 19 Grunwald. 600 lat chwaly (wie Arun. 12), S. 93. . 2o Scriptore:; rerum Prussicarum. Die Geschichtsquellen der preußischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, hrsg. V. Theodor Hirsch_ Max Töppen und Ernst Strehlke, Bd. m, Leipzig 1866 (Nachdruck Frankfurt arn Main 1965), S. 402-403 (Hrsg. Ernst Strehlke), hier S. 402: "1410 21. Juni Bu­de. König Sigmund von Ungarn kündigt dem Könige Wladislaus von Polen für den Fall, dass dieser sich nicht an der rechtlichen Auseinandersetzung mit dem Deutschen Orden genügen, sondern es zum Kampfe kommen lassen wolle, auch seinerseits den Krieg an. - Frankfurter Stadtarchiv;

401

Sven Ekdahl

in den Darstellungen der Schlacht verfestigt nnd findet sich heute in allen jün­

geren polnischen Veröffentlichungen wieder. Wie es dazu gekommen ist, soll

hier untersucht werden. Wir richten deshalb zunächst die Aufmerksamkeit auf

den verlorengegangenen Bestand "Wahltagsakten" im Stadtarchiv Frankfurt

amMain.

Die Wahltagsakten im Stadtarchiv Frankfurt am Main

Der inhaltsreiche Bestand "W ahltagsakten" im Stadtarchiv Frankfurt am

Main ging während einer Feuersbrnnst im Zweiten Weltkrieg Ganuar 1944)

verloren, wie mir Archivdirektor Dr. Andemacht vor nunmehr einem halben

Jahrhundert mitteilte21 • In der 1. Abteilnng, Wahltagsakten I, befand sich auf

fol. 79b-93a eine Anzahl auf Latein abgefasste Kopien von Handlungen mit

Bezug auf den Deutschen Orden22: fol. 79b-80a: Jagiellos Brief an Bischof Woj­

ciech (Albert) von Posen vom 16. und 18. Juli 1410; 80a-80b: Sigmunds Auffor­

derung zur Unterstützung des Deutschen Ordens vom 20. August 1410; 81a-

85a: Undatiertes Schriftstück über die Ursachen des Krieges zwischen dem

Deutschen Orden und Polen-Litauen; 85b-88a: Der lateinische Text von Wen­

zels Schiedsspruch vorn 8. Februar 1410; 88a-88b: Das Ultimaturn Sigmunds an

Jagiello; 88b-89b: Brief Bischof Wojciechs (Alberts) von Posen an Polen an der

Kurie vorn 29. Juli 1410; 90a: Brief Jagiellos an Königin Anna vorn 16. Juli 1410;

90b-91a: Brief des Blasius Stephirn an Dietrich von Nieheim vom 6. August

1410; 91b-93a: Brief Sigmunds an Burggraf Friedrich von Nürnberg vorn 2. De­

zember 1411 über Verhandlungen mit Wenzel darüber, dass die Polen keine

weitere Hilfe gegen den Deutschen Orden aus seinen Ländern erhalten sollen.

Die Kopien sind offenbar noch im 15. Jahrhundert angefertigt und zu­

sammen mit weiteren Akten in einem Folianten gebunden worden. Der ent­

sprechende Band war mit dem folgenden Vermerk versehen: "Nota. In diessem

buche sint geschrieben verhandeiunge brieffe und geschichte nach tode des

allirdurchiuchtigsten fursten und herren hern Ruprecht Römischen koniges seiger

gedechtnisze, des seien got barmherczig sin wolle. "23 Das uns interessierende Ulti­

matum wurde im Jahr 1863 unter dem richtigen Datum 17. Juni 1410 -mehr

dazu unten- von Johannes Janssen verzeichnet24, und diese korrekte Datums­

angabe findet sich auch im dritten Band der "Inventare des Frankfurter Stadt­

archivs" von 189225•

Wahltagsacta Tom. I, 88 et v. Vgl. Aschbach K. Sigmund I, 249 Anm. 9."- Die Quellensammlung

"Scriptores rerum Prussicarum" wird im Folgenden "SS. rer. Pruss." zitiert.

21 Brief von Archivdirektor Dr. Andernacht vom 19.10.1964. 22 Vgl. hierzu A[lbert] Werminghoff, Ein Brief von Dietrich von Nieheim über die Schlacht bei Tan­

nenberg, in: Altpreußische Monatsschrift, 48, 1911, S. 333-350. 23 Frankfurts Reichscorrespondenz nebst andern verwandten Aktenstücken von 1376-1519, hrsg.

v. Johannes Janssen, Bd. I. Aus der Zeit König Wenzels bis zum Tode König Albrechts ll., 1376-1439,

Freiburg im Breisgau 1863, S. 154. 24 Ebd., Nr. 362, 5.153. 25 Inventare des Frankfurter Stadtarchivs. Bd. 3. Eingeleitet von R Jung, Frankfurt a. M. 1892, S. 223.

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Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an Wladyslaw Jagiello vom 17. Juni 1410 ...

Ernst Strehlkes Edition von 1866

Erst durch die Bemühungen des preußischen Historikers Ernst Strehlke wurde die Urkunde Sigmunds in Form der auf Latein abgefassten Kopie in den Wahltagsakten ediert und somit der Forschung allgemein zugänglich ge­macht. Das geschah im dritten Band der "Scriptores rerum Prussicarum", der 1866 in Leipzig erschien26• Dem Herausgeber war offenbar nicht bekannt, dass sich die Originalurkunde im Archiv in Warszawa befand. Wie bereits erwähnt, hat sich die von ihm angegebene unrichtige Datumsangabe "21. Juni 1410" bis heute erhalten und wird weiterhin in allen Veröffentlichungen, die sich mit dem Thema befassen, verwendet.

Die Vorgeschichte der Edition ist von Strehlke in den "Scriptores" ge­schildert worden und kann deshalb hier größtenteils übergangen werden27•

Der entsprechende Band der Wahltagsakten war nach München ausgeliehen worden, weshalb eine Abschrift des Ultimatums dort angefertigt und Strehlke zur Verfügung gestellt wurde. Die von ihm wiedergegebene Datierung lautet: "Bude VIII die ante festurn sancti Johannis Baptiste sabbato"28•

Es ist das Wort "sabbato" (Sabbatum, Samstag), das in der Forschung so große Verwirrung angestiftet hat. Strehlke vermerkt selbst in einer wenig be­achteten Anmerkung: "Das Datum, welches auch Aschbach Geschichte Kaiser Sigmunds I, 249 Anm. 9 ebenso anführt, ist unverständlich. Johannis (24. Juni) fiel 1410 auf einen Dienstag; vielleicht ist VIII statt IIll verschrieben."29 Der Herausgeber war sich also der Problematik seiner Datierung "21. Juni" durch­aus bewusst, ließ sie aber in der Edition ohne weiteren Vorbehalt gelten. Sie beruhte auf der Annahme, dass beim Kopieren die Zahl "VIII" fälschlicher­weise statt "IIII" geschrieben worden war. Der 24. Juni fiel auf einen Dienstag, der 21. Juni auf einen Sonnabend, was eine logische Erklärung für "sabbato" ergeben würde.

Ein Vergleich mit der Originalurkunde macht aber deutlich, dass nicht die Zahl "VIII" vom Kopisten falsch abgeschrieben, sondern das Wort "sunnewend" - also "Sonnenwende", Johannistag - von dem Übersetzer ins Lateinische missverstanden worden ist. Er hat "sunne-wend" als "sunn­awend", d.h. als "Sonnabend" (Sabbatum) gedeutet und durch diese sprachli­che Fehldeutung die Tannenberg/Grunwald-Forscher vieler Generationen bis heute in die Irre geführt!

Die Folgen

Im ersten Band seiner "Geschichte Kaiser Sigmunds" von 1838 hat Joseph Aschbach das Datum der Kopie vollständig angeführt, aber vorsichtshalber

26 Wie oben, Anm. 20. v SS. rer. Pruss. ill, S. 402. 28 Ebd. 29 Ebd., S. 403, Anm. 1.

403

Sven Ekdahl

eine Deuhlng vermieden30. Johannes Janssen beschritt in seinem Verzeichnis 1863 einen anderen Weg, denn er sah einfach vom Wort "sabbato" ab und gelangte so zum richtigen Datum "17. Juni 1410"31. Das war auch im Inventar der Wahltagsakten im Stadtarchiv Frankfurt am Main von 1892 der FalP2• Als Jacob Caro 1869 das Thema erörterte, war ihm Strehlkes Edition von 1866 be­kannt, aber er errechnete stattdessen den 20. Juni als Datum für die Ausferti­gung der Urkunde33; ihm folgte 1886 der bekannte Kriegshistoriker Gustav Köhler34• Von deutschen Historikern späterer Zeit ist die Thematik nicht be­handelt worden. Ottokar Israel begnügte sich 1952 damit, auf die Edition Strehlkes zu verweisen, ohne selbst ein Datum zu nennen35• In dem Buch "Kai­ser Sigismund" von Jörg Hoensch von 1996 wird diese Quelle überhaupt nicht erwähnt36•

In Polen dagegen wurde die Darstellung von Dlugosz in dessen Annales öfter herangezogen, u.a. von Lukasz Gol~biowski (1846), aber ohne Erwäh­nung der Originalurkunde, die noch lange unter den Historikern unbekannt geblieben ist37• Auch Anatol Lewicki hat sie offenbar nicht gekannt, denn er führt in "Index actorum" (1888) nur die Datierung auf Latein in der Frankfur­ter Kopie an und lässt ebenso wie Janssen das Wort "sabbato" aus38. Erst 1892 erfolgte die Edition Ignacy Zakrzewskis in einem "Additamentum" der zwei­ten Auflage der Quellenedition "Lites ac res gestae"39• Wie bereits erwähnt, zog er 8 Tage vom 24. Juni ab und errechnete so das (unrichtige) Datum "16. Juni", unter dem die Urkunde im "Hauptarchiv alter Akten" immer noch ver­zeichnet ist. Während Stanislaw Kujot 1910 auf die Edition Strehlkes verwies40,

gab Jan D<tbrowski fünfzehn Jahre später das korrekte Datum an, offenbar in Anlehnung an Lewickis Verzeichnis in "Index actorum"41 • In Ungarn gab Mcilyusz Elemer 1958 den zweiten Band der Quellensammlung

30 Joseph Aschbach, Geschichte Kaiser Sigmunds. Bd. 1, Harnburg 1838 (Neudruck Aalen 1964), S. 249-250, hier vor allem S. 249, Anm. 9. 31 Frankfurts Reichscorrespondenz (wie Anm. 23), Nr. 362, S. 153. 32 Inventare (wie Anm. 25), S. 223. 33 Jacob Caro, Geschichte Polens. Bd. 3, Gotha 1869 (= Geschichte der europäischen Staaten, 16), S. 319: "In diesem Augenblick erst schickten die ungarischen Gesandten dem polnischen Könige die vom 20. Juni bereits ausgefertigte Kriegserklärung König Sigismund's von Ungarn zu, [ ... ]". 34 Gustav Köhler, Die Entwicklung des Kriegswesens und der Kriegführung in der Ritterzeit. Bd. 2: Kriegsgeschichtliches von Mitte des 13. Jahrhunderts bis zu den Hussitenkriegen, Breslau 1886, S. 713. 35 Ottokar Israel, Das Verhältnis des Hochmeisters des Deutschen Ordens zum Reich im 15. Jahrhun­dert, Marburg!Lahn 1952 (= Wissenschaftliche Beiträge zur Geschichte und Landeskunde Ost­Mitteleuropas, 4), S. 6 mit Anm. 30 auf S. 67. 36 Jörg K Hoensch, Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit (1368-1437), München 1996. Vgl. ebd., S.143-144 und Anm. 49 aufS. 562. 37 Lukasz Goi~biowski, Panowanie Wladyslawa Jagielly, Warszawa 1846 (= Dzieje Polski za Wlady­slawaJagieHyi Wladyslawaillgo, Tomi), S.145. 38 Wie Anm.17. 39 Wie Anm. 11. 40 Stanislaw Kujot, [Rok 1410.] Wojna, in: Roczniki Towarzystwa Naukowego w Toruniu, 17, 1910, S. 56-378, hier S. 116, Anm. 3. 41 Jan Dlugosz, Bitwa grunwaldzka (z Historii Polski), opracowal Jan D~tbrowski, Krak6w 1925 (= Biblioteka Narodowa, Nr. 31, Seija 1), S. 30, Anm. 3.

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Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an Wladystaw JagieHo vom 17. Juni 1410 ...

"Zsigmondkori Okleveltar" heraus. Er verwies darin zwar sowohl auf Janssen als auch auf Lewicki, gab aber trotzdem die Datierung "21. Juni" an42•

Nichts konnte nun die Autorität Ernst Strehlkes erschüttern. Die Ansicht des berühmten preußischen Historikers war nun auch in Polen allgemein ak­zeptiert und wurde in allen wichtigen Arbeiten wiedergegeben: so· bei Stefan M. Kuczyrl.ski (1955 und in 5 weiteren Auflagen bis 1987)43, J6zef Garbacik (1960)44, im "Rozbior krytyczny" (1961)45, einige Jahre später beiZenon Hubert Nowak (1964)46, Andrzej Feliks Grabski (1968)47 und Marian Biskup (1991)48 sowie im Kommentar zu der Annales-Ausgabe von 199749.- Nirgendwo wird auf die Quellenedition Zakrzewskis von 1892 in "Lites ac res gestae" Bezug genommen.

Als 2010 die 600-Jahrfeier der Schlacht begangen wurde, erschien eine Vielzahl mehr oder weniger gehaltvoller Untersuchungen, von denen das um­fangreiche und wichtige Buch "Wojna Polski i Litwy" hervorgehoben werden soll. In dem entsprechenden Abschnitt von Krzysztof Kwiatkowski heißt es von "Frycz z Rept", dass er die am 21. J~ in Buda ausgestellte Kriegserklä­rung Sigmunds von Luxemburg an Wladyslaw II. überreichte: "Przywi6zl on takZe Iist wypowiedni Zygmunta Luksemburskiego dla Wladyslawa II wystawiony 21 czerwca w Budzie, [ ... ]"50• Auch in dem Beitrag von Sobieslaw Szybkowski in demselben Band findet sich die Datierung Ernst Strehlkes wie­der51.

42 Zsigmondkori OklevtHtiir II (1400-1410). Masodik Resz (1407-1410). Osszecillitotta Mcüyusz Elemer, Budapest 1958 (= Magyar Orszagos Leveltär Kiadvanyai. II. Forraskiadvanyok. 4), Nr. 7709, S. 375. 43 Stefan M. Kuczyßski, Wielka wojna z Zakonem Krzyiackim w latach 1409-1411, 5. Auf!. Warszawa 1987, S. 362. In Arun. 155 ebd. verweist Kuczynski auf die Edition von Ignacy Zakrzewski in "Lites, II, wyd. 2, nr 60, s. 449", gibt aber die Datierung Ernst Strehlkes wieder. Siehe auch ders., Bitwa pod Grunwaldem, Katowice 1985, S. 116. 44 Jozef Garbacik, Zygmunt Luksemburczyk wobec wielkiej wojny polsko-krzyzackiej (1409-1411), in: Matopolskie Studia Historyczne, 3, 1960, 1-2, S. 15-36, hier S. 23. 45 Rozbior krytyczny Annalium Poloniae Jana Dtugosza [T. II:] z lat 1385-1444. Opracovali: St. Gaw~ da, K. Pieradzka, J. Radziszewska, K. Stachowska pod kierunkiem Jana Dctbrowskiego. Wroclaw, W arszawa, Krakow 1961 (= PAN, Oddziat w Krakowie, Prace Komisji N auk Historycznych, 12), S. 98. 46 Zenon Nowak, Polityka p6tnocna Zygmunta Luksemburskiego do roku 1411, Torun1964 (= Rocz­niki Towarzystwa Nauzkowego w Toruniu, 69, 1964, 1), S. 100. In Arun. 59 ebd. wird auf die Edition Strehlkes sowie auf Dlugosz verwiesen. 47 Andrzej Feliks Grabski, Polska w opiniach Europy zachodniej XIV-XV w., Warszawa 1968, S. 234:­Zwar heißt es bei Grabski "21 V 1410 r.", also am 21. Mai 1410, aber das ist entweder ein Iapsus calami oder ein Druckfehler. Verwiesen wird auf die Ausgabe Strehlkes in den Scriptores rerum Prussicarum. 48 Marian Biskup, Grunwaldzka bitwa. Geneza- przebieg- znaczenie- tradycje, Warszawa 1991, S. 80; Ders., Wojny Polski z Zakonem Krzyzackim (1308-1521), Gdansk 1993, S. 69. 49 Dtugosz, Annales, X/Xl (wie Arun. 6), S. 79, Arun. 215 (aufS. 250): "Litterae diffidatoriae a rege Sigismundo re vera die quarte (non octavo) ante festurn s. Ioannis Baptistae, id est 21 VI 1410 editae sunt.(SRPr. III, p. 402)" . Hier wird also die Begründung Ernst Strehlkes in SS. rer. Pruss. ill, S. 403, Anm. 1 übernommen. Siehe den Text oben zu Arun. 29. so Krzysztof Kwiatkowski, Wyprawa letnia 1410 roku, in: stawomir Jozwiak, Krzysztof Kwiatkowski, Adam Szweda, Sobieslaw Szybkowski, Wojna Polski i Litwy z zakonem krzyzackim w latach 1409-1411, Malbork 2010, S. 238-563, hier S. 369-370 (mit Anm. 662-663 ebd.). -Mit Hinweis auf die Edition Strehlkes. s1 Sobieslaw Szybkowski, Konflikt polsko-w~gierski 1410-1411, in: Wojna Polski i Litwy (wie Arun. 50), S. 656-668, hier S. 656.

405

Sven Ekdahl

Besonders auffällig ist der Umstand, dass der eingangs erwähnte Kata­logband "Grunwald. 600 lat chwaly" im Bildtext den 16. Juni 1410 anführt, der Bearbeiter Janusz Grabowski jedoch in seiner Einführung das Datum Strehlkes vorzieht52.

Das Vertrauen polnischer Historiker in die Zuverlässigkeit der alten preußischen Historiker scheint in der Tat ungebrochen zu sein. Diese haben es zweifellos auch vielfach verdient, denn sie haben Hervorragendes geleistet. Das bedeutet aber nicht, dass alle ihre Behauptungen unkritisch hingenom­men werden sollten. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die These des preußi­schen "Urgesteins" Johannes Voigts über den Aufmarsch und die Aufstellung der Heere auf dem Schlachtfeld, wie eine kürzlich durchgeführte Analyse der erhaltenen Quellen gezeigt hat53. Das Schlachtfeld befindet sich an ganz ande­rer Stelle als von Voigt behauptet, viel näher am Dorf Grünfelde/Grunwald. Die alte These des preußischen Historikers gilt jedoch noch bei einigen Kolle­gen als axiomatisch. Es wäre wünschenswert, wenn die polnische Archäologie hier für Aufklärung sorgen würde54.

Warum der 17. Juni?

Ziel dieses Beitrages war es festzustellen, welches der vier in der Literatur vorkommenden Daten für die Ausfertigung des Ultimatums Sigmunds von Luxemburg zutreffend ist, der 16., 17., 20., oder 21. Juni 1410. Wie hier gezeigt wurde, ist es der 17. Juni. Das führt zu der weiteren Überlegung, warum der ungarische König und Reichsvikar gerade diesen Tag für die Ausstellung sei­ner Urkunde gewählt hat, denn es war gewiss kein reiner Zufall.

Die Antwort ist einfach. Das Datum hängt mit dem Umstand zusammen, dass die im April in Käsmark beschlossenen, jedoch nie zustande gekomme­nen Friedensverhandlungen zwischen Hochmeister Ulrich von Jungingen, König Wladyslaw Jagiello und Großfürst Witold (Vytautas) in Thom stattfin­den sollten, und zwar ausgerechnet am 17. Juni 141055. Die beiden identischen Daten stehen also miteinander in enger Verbindung. Diese Verflechtung soll jedoch nicht hier erörtert werden, sondern mag Gegenstand künftiger For­schung im Umfeld der großen Schlacht von 1410 sein.

52 Janusz Grabowski, Stosunki Polski z zakonem krzyzackim (Xlll-XVI w.), in: Grunwald 600 lat chwaly (wie Anm. 12), S. 8-63, hier S. 31: "ultimatum Zygmunta z dat~ 21 czerwca w Budzie, [ ... ]." V gl. oben Anm. 20. 53 Sven Ekdahl, Aufmarsch und Aufstellung der Heere bei Tannenberg!Grunwald (1410). Eine kriti­sche Analyse, in: Krajobraz grunwaldzki w dziejach polsko-krzy:lackich i polsko-niemieckich na prze­strzeni wiek6w. Wok6l mit6w i rzeczywistoSci. Red.: Jan Gancewski. Olsztyn 2009 (= Biblioteka "Mrct­gowskich Studi6w Humanistycznych". Historia, nr. 1), S. 31-103 und 3 Karten im Schuber. 54 Vgl. dazu Sven Ekdahl, Probleme und Perspektiven der Grunwaldforschung, im Tagungsband der Internationalen Konferenz "Grunwald- Tannenberg- Zalgiris 1410-2010. Geschichte- Tradition­Politik, Marlenburg- Krakau 20.- 24. September 2010" , Malbork (im Druck). ss Siehe die in Anm. 1-4 angeführte Literatur.

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Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an Wladyslaw Jagiello vom 17. Juni 1410 .. .

AGAD, Pergamenturkunden, Nr. 62. (Aufnahme fürS. Ekdahl1969.)

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Sven Ekdahl

Quellenanhang

Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an Wladyslaw JagieHo vom 17. Juni 1410

Ofen [Buda], 17. Juni 1410

Sigmund von Luxemburg, König von Ungarn und Reichsvikar, bittet den pol­nischen König Wladyslaw ]agiello, den Schiedsspruch König Wenzels von Böhmen zu befolgen und nicht den Deutschen Orden und dadurch ihn, Sigmund, zu schädigen. Andernfalls muss und will er dem Orden gegen ]agiello, die Ungläubigen und alle anderen, die das Christentum kränken wollen, behilflich sein.

Archiwum Gl6wne Akt Dawnych, ZDP (Dokumenty pergaminowe), Nr. 62. -Ausfertigung (Original), Pergament (45 x 19,5 + 8 cm), mit hängendem, teilweise beschädigtem Reichsvikariatssiegel aus hellbraunem Wachs (Durchmesser: 8,5 cm) an blauer Schnur. Umschrift: + sigismvndvs + dei + gracia + rex + hvngarie + dalmacie + croacie [+ etc + et + romani] + imp(er)ü + vicarivs + g(e)n(er)al(is)

Umseitig keine zeitgenössischen Angaben mit Ausnahme der Jahreszahl 1410 und des Wortes Pruss. Oben links festgeklebter gedruckter Zettel des Warschauer Hauptarchivs Alter Akten auf Russisch mit handschriftlicher Signatur No 62. Es gibt einige spätere Archivvermerke, wie N° 106 und Revind[iciert?] 1736, sowie eine kur­ze neuzeitliche Inhaltsangabe auf Latein.

Älterer Druck mit falscher Datierung: Lites ac res gestae inter Polonos Ordinemque Cruciferorum. Editio altera, [ed. Ignacy Zakrzewski], II, Posnaniae 1892, Additamentum, Nr. 60, S. 449-450.

Wir Sigmund von gots gnaden kunig czu Ungern, czu Dalmacien, czu Croacien etc., marggraff czu Brandernburg etc. und des heilgen Romischen Reichs gmeiner vicarie56, Iossen euch kunig Wladisla von Polan wissen, das der erwirdige proder Ulrich von Jungingen, homeister Dewczhes ordens, mit­samt seynen gebitigern uns vorbracht und geklagt hat, wy das ir mit in czu krige kamen seit von der ungelawbigen twegen57 und das ir derselben krige und sache an den allerdurchleuchtigsten fursten herren Wenczlaw, Romischen

56 Sigmund von Luxemburg (1368- 1437), König von Ungarn, war seit 1396 bis zu seiner Wahl als römischer König (erste Wahl am 20. Sept. 1410, zweite Wahl am 21. Juli 1411) Reichsvikar (vicarius generalis) des römisch-deutschen Reichs für seinen Halbbruder König Wenzel IV. von Böhmen. Am 31. Mai 1433 wurde er zum Kaiser gekrönt. 07 Vgl. Zenon Hubert Nowak, Akt rozpoczynajilcy "Wielkq wojn~". List wypowiedni wielkiego mistrza Ulryka von Jungingen z 6 sierpnia 1409 roku I Der Akt, der den "Großen Krieg" begann. Der Absagebrief Ulrichs von Jungingen vom 6. August 1409, in: Ders., Przyczynki ir6dlowe do historii Zakonu Krzyiackiego w Prusach I Quellenbeiträge zur Geschichte des Deutschen Ordens in Preußen, Torun 2011 (= Towarzystwo Naukowe w Toruniu, Fontes 105), S. 23-37. Erstmalig in polnischer Spra­che gedruckt in: Komunikaty Mazursko-Wani'Iii1skie, 1976, nr 1 (131), S. 79-85.

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Das Ultimatum Sigmunds von Luxemburg an Wladyslaw Jagiello vom 17. Juni 1410 ...

und Bemischen kunig, unsem liben herren und pruder, czu dem rechten ge­

gangen seit und euch des hinder in mit trewen und prifen czu bleiben, vor­

bunden habt58; und derseih unser herre und proder mit dem rechten dorumb

awsgesprochen hab demselben59 und als sy sich vorschriben haben, sy gnuk

haben getan und gern noch gnuk tuen welten60 und das ir dobey nicht meint

czu bleiben, als ir euch gen en vorschriben habt und euch doruber mit

ungelawbigen und andem sterklich besampt und meint, sy czu beschedigen.

Nu haben sy uns angeroft als ein vicarie des heilgen Reichs sint dem male, das

sy von der heiligen Romischen kirchen und dem heiligen Reich an dem ort der

cristenheit czu eim schilte wider dy ungelawbigen geseczt und in des heiligen

Reichs vorsprochnis sint, das wir in beystendig und behulfen sein sullen61, als

das uns von amptes twegen geboret und als wir in des schuldig sein czu

tuen62• Nu sint dem male, das sy also in des heiligen Reichs und in unserr [!]

als des Reichs vicaries vorsprochnis sint, so pit wir, das ir pey dem awsproche

des egenanten unsers herren und pruders pleibt und sy nicht beschedigt uber

sulche awsgesprochne recht und czuvordirst gote und der ganczen cristenheit

unser als irs Vorsprechers doran schonet. Wer aber, das sy an dem unser bete

und sulchs rechten nicht genissen kunden, so musten und weiten wir in

behulfen sein gen euch und den ungelawbigen und alle den, do mit ir sy und

dy cristenheit meint czu krenken, und wein uns des gen euch und allen ewem

helfem bewart haben mit desem prife, der geben ist czu Ouen63 an dem achten

tage vor sant Johannes tagdes tawffers an der sunnewend64 und vorsigilt mit

dem sigill des vicariats ampts65 noch Crists geburd in dem virczenhundertsten

und czenden jare.

58 Druck des Vertrags des Waffenstillstands vom 8. Oktober 1409 mit Sonderbestimmung, in: Die

Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert. Erster Band (1398-1437), hrsg.

v. Erich Weise, 2. verbesserte Aufl. Marburg 1970, Nr. 74 u. 75, S. 74-77.

59 Der Schiedsspruch König Wenzels vom 8. Februar 1410 gedruckt ebd. als Nr. 80, S. 80-81.- Zur

Datierung siehe Sven Ekdahl, Die Söldnerwerbungen des Deutschen Ordens für einen geplanten An­

griff auf Polen am 1. Juni 1410. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Schlacht bei Tannenberg, in: Beiträge

zur Militärgeschichte des Preußenlandes von der Ordenszeit bis zum Zeitalter der Weltkriege (Fest­

schrift fürS. Ekdahl), hrsg. v. Bemhart Jähnig, Marburg 2010 (= Tagungsberichte der Historischen

Kommission für ost-und westpreußische Landesforschung, 25), S. 89-102, hier S. 89-90.

60 Vgl. die Erklärung König Wenzels vom 4. Juni 1410 in Prag, gedruckt in: Die Staatsverträge (wie

Anm. 3) als Nr. 81, S. 81-82. 61 Vgl. das Rundschreiben des Hochmeisters Ulrich von Jungingen vom 20. Mai 1410 an den römi­

schen König und viele andere Fürsten. Druck: Codex epistolaris Vitoldi, magni ducis Uthuaniae, 1376-

1430. Collectus opera Antonii Prochaska, Cracoviae 1882 (= Monumenta medii aevi historica res gestas

Poloniae illustrantia VI, 1), Nr. 440, S. 206-207.

62 Bündnisvertrag des Hochmeisters Ulrich von Jungingen mit König Sigmund vom 20. Dezember

1409, gedruckt in: Die Staatsverträge (wie Anm. 3), Nr. 77, S. 78-79.

63 Ofen (anders Buda), Stadtteil von Budapest.

M Sonnenwende, Mittsommer Gohannistag, 24. Juni). Der mittelalterliche Ausdruck "achter Tag vor"

ist nach heutiger Zählweise eine Woche davor, d.h. in diesem Fall der 17. Juni 1410.

65 Vgl. Otto Posse (Hrsg.), Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige von Karl IV. bis Friedrich ill.

Mittelalterliche Fälschungen. Landfriedenssiegel, Dresden 1910 (= Ders., Die Siegel der deutschen

Kaiser und Könige von 751 bis 1806, II. Band ,1347-1493), Tafel13:1 (Abb.) und S. 8 (Erläuterung).

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