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11/2013 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church «Mission ist nie allein unser Werk» Daria und Roman Hofer berichten Seite 14/15 Gemeinsam mit Christus unterwegs «Auf dem Weg des Glaubens» in Aarau Seite 4/5 «Auch sein Glaube beginnt zu wackeln» Burnout-Gefährdungen erkennen Seite 22/23 Neue Gottesdienst-Formen fördern Warum laufen der Kirche die Jungen davon? Seite 7 MIT BEILAGE

Kirche und Welt 11/2013

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMk in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 11/2013

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

«Mission ist nie allein unser Werk»Daria und Roman Hofer berichtenSeite 14/15

Gemeinsam mit Christus unterwegs«Auf dem Weg des Glaubens» in AarauSeite 4/5

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln»Burnout-Gefährdungen erkennenSeite 22/23

Neue Gottesdienst-Formen fördern

Warum laufen der Kirche die Jungen davon?Seite 7

MIT BEILAGE

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Inhaltsverzeichnis

Editorial 3

Zum zweiten Mal «Auf dem Weg des Glaubens» in Aarau

Gemeinsam mit Christus unterwegs 4

Neue Gottesdienst-Formen fördern

Warum laufen der Kirche die Jungen davon? 7

Ein Gespräch mit Matthias Keller

«Ich wollte mehr von Gott erfahren» 8

Kirche anders erleben an den «Jugend Aktions Tagen» in Deutschland

Die jungen Leute rennen uns die Türen ein 10

Nicht Gegensatz – nicht Gleichsetzung

Die EMK und das Reich Gottes 12

Zum Tod von Hans Strickler (28.2.1924–28.9.2013)

Tiefer Glaube und theologischer Wissensdrang 13

Daria und Roman Hofer berichten aus ihrer Arbeit

«Mission ist nie allein unser Werk» 14

Missionaler Gemeindebau an der Lenk

Begegnung ist immer ein Wagnis 16

Letzte Vorbereitungen für das LiFe-Seminar in Tann-Rüti

Einladen zu einem Leben in Fülle 18

Burnout-Gefährdungen erkennen

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln» 22

Wesentliches und Nebensächliches unterscheiden

Dihaam oder dihei? 24

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Ein-Wurf

Von Ursula Brunner

Familie (lat. familia – «Hausgemeinschaft») aus soziologischer Sicht: Eine durch Partnerschaft, Hei-rat oder Abstammung begründete Lebensgemein-schaft. Die Familie ist eine engere Verwandschafts-gruppe … Familie aus biblischer Sicht: «Weder im Alten noch im Neuen Testament gibt es ein normativ ver-bindliches Bild von Ehe und Familie» (Prof. Jürgen Ebach) … Familie leben mit Glaubensgeschwistern, in der Gemeinde: Sorgen, Nöte und auch Freuden teilen können – angenommen werden wie ich bin – mitein-ander feiern und geniessen – miteinander Ferien verbringen – miteinander in der Bibel forschen und einander im Glauben stützen – mit nicht blutsver-wandten Menschen Gemeinsamkeiten und Unter-schiede entdecken … Familie definiert von Freunden und Familienmit-gliedern: Menschen die zusammenhalten, weil sie zusammen gehören – Leben teilen, teils freiwillig, teils auch nicht – Fürsorge erleben – Grosseltern haben – einander besonders nahe sein – miteinan-der essen – miteinander spielen – einander ver-wandt sein und deshalb viel wissen voneinander – Leben teilen – miteinander streiten – einander verstehen ohne Worte …

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

Die Antworten auf die Frage, was die Kirchen tun kön-nen, damit ihnen die Jungen nicht davonlaufen, fallen in den Beiträgen dieser Ausgabe nicht einheitlich aus. Das eine Patentrezept gibt es da nicht. Aber ein Umdenken ist nötig – in Sachen Gottesdienstformen etwa oder im Ver-ständnis der Jugendarbeit. Die Beiträge zum Thema wol-len mehr, als nur zum Nachdenken anregen. Sie wollen Veränderungen auf den Weg bringen. Auf den Weg des Glaubens nimmt die Gemeinde Aarau Personen aus ihrer Mitte und aus dem Umfeld der Gemeinde mit. Zu einem Leben in Fülle lädt die EMK Ge-meinde in Tann-Rüti Menschen aus ihrem Umfeld ein. Von beiden Projekten werden Sie in anderen Ausgaben noch mehr lesen. Vielleicht ermutigt Sie das, auch in Ihrer Gemeinde einen ähnlichen Kurs durchzuführen. Veränderungen brauchen ihre Zeit. Mit dem Blick in den missionalen Gemeindebau an der Lenk nehmen wir einen Faden aus der Aprilausgabe wieder auf und fragen, welche Erfahrungen die EMK Gemeinde bei Ihrem Lern-prozess macht. Sie können die Aprilausgabe übrigens on-line nachlesen unter issuu.com/emk_schweiz. Gott schenkt Veränderung. Die Berichte wollen darum auch einladen, für die Arbeit zu beten – und für die Men-schen, die sich hier engagieren. Das ist ein wesentlicher Teil unserer connexionalen Verbundenheit.

Sigmar FriedrichRedaktor

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UMSCHAU

Zum zweiten Mal «Auf dem Weg des Glaubens» in Aarau

Gemeinsam mit Christus unterwegsVon Sylvia Minder

Auf den Weg des Glaubens lud die EMK Aarau 2012 mit einem modular aufgebauten Glaubenskurs ein. Die Erfahrungen beim ersten Durchlauf waren sehr gut. Darum wird der Kurs nun zum zweiten Mal angeboten.

Neue Begeisterung und Freude

Im Sommer 2012 startete ein kleines Team mit dem ersten Kurs, den wir «Auf dem Weg des Glaubens» nannten. Mit punktuellen Anlässen und Infor-mationen im Gottesdienst wurde die Gemeinde informiert und motiviert, sich am Projekt zu beteiligen oder Menschen dazu einzuladen. Am ers-ten Kursabend konnten wir 16 Perso-nen begrüssen. Nach sieben Abenden und einer Advents- und Weihnachts-pause startete das zweite Modul mit 12 Teilnehmenden. «Auf dem Weg des Glaubens» hat bei den meisten Teil-nehmenden neue Begeisterung und Freude ausgelöst. Einzelne haben den

roten Faden des Glaubens wieder auf-genommen, andere wurden neu moti-viert. Aus dem Kurs heraus bildete sich anschliessend ein neuer Ge-sprächskreis. Was mich begeistertMich hat das Kursmaterial, das theo-logische und methodische Konzept von Anfang an überzeugt. Die Vorla-gen für die Kurzvorträge, die man ganz oder teilweise übernehmen kann, sind sehr gut aufbereitet und biblisch-theologisch fundiert. Die Au-toren empfehlen es ausdrücklich, das Material auf die konkrete Situation vor Ort anzupassen. Der Materialord-ner enthält alle nötigen Hinweise für die Durchführung. Die Arbeitsblätter haben wir jeweils leicht für unsere Bedürfnisse angepasst. So ist es mög-lich, den Kurs mit einem kleinen Team von 5-6 Mitarbeitenden durch-zuführen. Nicht nur die Teilnehmen-den, auch die Teammitglieder erleb-ten den Kurs als positiven Gewinn. Nach dieser ermutigenden Erfahrung startet diesen Herbst/Winter ein zweiter Durchgang.

Auf dem Weg zum KursDie Motivationsphase für den nächs-ten Kurs startete mit einem Gemein-deabend, bei dem wir buchstäblich «auf dem Weg» waren. Wir wanderten durch zwei Quartiere bis zu einem Aussichtspunkt am Waldrand über der Stadt. Auf dem Weg dorthin mach-ten wir an vier Stationen Halt, tausch-ten uns aus oder beteten für die Stadt, die Region oder den Kurs. Die Teilneh-menden nahmen die Fragen mit, wen sie konkret zum Kurs einladen möch-ten oder wie sie Gott in ihrem Alltag und bei Menschen am Wirken sehen. Im letzten Jahr gestalteten Teammit-glieder zudem einen Abend in Haus-kreisen.

Dran bleibenDer Gottesdienst am 8. September stand ganz im Zeichen des bevorste-henden Glaubenskurses. Die Predigt thematisierte das Beginnen und Dranbleiben am Glauben. Durch ein Anspiel wurde auf mögliche Mitarbeit aufmerksam gemacht und der Start-schuss gegeben, um Einladungen an Interessierte abzugeben. Eindrück-

Auftakt: Ein Gottesdienst Anfang September stand ganz im Zeichen des Kurses.

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UMSCHAU

Motivation: An einem Gemeindeabend machten sich die Teilnehmenden auf den Weg durch Aarau.

EMMAUS – AUF DEM WEG DES GLAUBENS

HerkunftDer Kurs basiert auf der Emmausge-schichte, in der die beiden Jünger im Gespräch miteinander und mit Jesus ihre Fragen sortierten und am Ende erkannten, dass Jesus auferstanden ist. Andrerseits ist er aus verschie-denen Glaubenskursen in der «Church of England» hervorgegan-gen. Bischof John Finney beispiels-weise hat sich intensiv mit Fragen der Evangelisation beschäftigt, nachdem in den 1980er Jahren eine gewisse Ernüchterung eingekehrt war. Einzig sogenannte «nurture groups» gaben Anlass zur Ermutigung. Sie waren befristete Gesprächsgruppen für Leute, die sich näher mit dem christ-lichen Glauben befassen wollten. Sie hatten eigentlich nicht das Ziel, Men-schen zu Christus zu führen. Aber ge-nau dies geschah. Gemeindeglieder nahmen ihre Freunde mit zu diesen Gruppen. So begannen die Emmaus-

Glaubenskurse. Die deutsche Adap-tion wurde vom Institut für Gemein-deaufbau der Evangelischen Landes-kirche in Deutschland und dort massgeblich von Michael Herbst ge-leistet.

GrundüberzeugungMenschen finden heute vielfach da-durch zum Glauben, dass sie Kon-takte zu Christen haben, später eine Gemeinschaft oder Kirche besuchen und erst dann den Schritt zum Glau-ben tun. Dies ist beim Emmaus-Glau-benskurs spürbar. Er setzt auf Ge-meinschaft, in der gelernt und Erfah-rungen ausgetauscht werden. Er geht davon aus, dass der Beginn des Glaubens ein Weg ist, den jeder in seinem Tempo gehen soll. Und er setzt auf Verstand und Erfahrung, in-dem die Kurzvorträge und Gesprä-che gleich viel Raum einnehmen.

KonzeptDrei Phasen sind die Pfeiler des Em-maus-Projekts: Begegnen: Die Gemeinde bzw. die Mitglieder nehmen ihre Kontakte wahr, die schon bestehen. (Hand-buch) Begleiten: Der eigentliche Glau-benskurs besteht aus 15 themati-schen Einheiten für Menschen auf dem Weg zum Glauben. (Kursbuch 1) Bestärken: Weiterführende Kurse helfen Christen, im Glauben zu wach-sen. (Kursbücher 2–5)

www.emmaus-kurs.de

lich war zudem der Bericht einer Teil-nehmenden, die erzählte, wie sie den letzten Kurs erlebt hatte. Wir wissen noch nicht, ob der Kurs durchgeführt

werden wird und sich genügend Teil-nehmende anmelden. Wir hoffen es und sind als Team und Gemeinde schon fast startklar dafür! Wir bitten

Gott, mit uns zu sein und Menschen, uns allen zu begegnen. Was wir da-bei erleben, werden Sie in einem spä-teren Bericht lesen können!

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IHRE MEINUNG

Zu Kirche und Welt 08.2013, S. 10–11

Wissen ist nicht moralisch verwerflichIn der Tat ist Wissen alleine nicht verwerflich, doch einige weiterführende Ge-danken zum Text: «Kinder sind ein Geschenk Gottes.» (Psalm 127,3) Falls Geschenk defekt, zurück an den Absender! Falls Geschenk irrtümlich einge-troffen, d.h. ohne ausdrückliche Bestellung und nicht in die aktuelle Lebens-phase passend oder falls es Überforderung hervorruft: Bitte entsorgen (zu-rück an den Absender)! Meine Frage an Herrn Pfr. L Müller: Wie lange ist dieses Rückgaberecht aus biblischer Sicht gültig? Gilt es auch, wenn der Defekt später, z.B. durch Unfall, Krankheit, Fehlentwicklung oder durch fortgeschrittenes Alter ein-tritt? (IV und AHV würden es danken.) Auch nach langem Suchen: in meiner Bibelausgabe kann ich solche Ergän-zungen zu Psalm 127,3 nicht finden! «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.» (Lukas 10,27) Ausnahme: Die engst mögliche Konstellation (eigenes Kind im Bauch)! Auch diesen Zusatz kann ich meiner Bibel nicht finden! (…) Übrigens, mit Entsetzen lesen wir die Berichte über Volkstämme, welche Babies ihren Göttern opfern. Bei uns werden die Babies bereits im Bauch den Göttern Wohlstand, Komfort und Selbstverwirklichung als Opfer dargebracht!

Kornelia Schär-Kübler, EMK-Klingenberg

Zu Kirche und Welt 10.2013, S.8–9

Grenzenloses Wachstum?Ein Gedanke, der uns irgendwie alle betrifft. Besonders, wenn man weiss, dass gegen 40% der Lebensmittel in unserem Land weggeschmissen werden. Andererseits halte ich es wie Frau R. Frohofer, Russikon, in ihrem Zeugnis (S.6): Wir dürfen absolutes Vertrauen in Gottes Verheissungen haben. Ob zwei Menschen oder 10 Mia auf der Erde leben, Gott wird sicher alle ernähren, ver-sprach er doch nach der Sintflut: es soll nicht aufhören Saat und Ernte (1.Mose 8,22). Gottes Plan ist für die Welt, sogar für jeden Menschen, fix und fertig. Er ist allwissend. Doch der Mensch zerstört in seiner Gier selber seine Lebens-grundlage. Auf der Welt hat es nur 3% echtes Kulturland, und darauf bauen wir rücksichtslos unsere Städte, Konsumtempel, Tennisplätze, Autobahnen u.a. Wenn sich das Haben der Menschen bei uns mehr im Geben statt im Neh-men äussern würde, sähe die Welt in Sachen Gerechtigkeit besser aus. Darin liegt auch ein Segen Gottes.

Kurt Meyer, Pfäffikon

Agenda 8.–10. NOVEMBER, FR.–SO.

WitwenwochenendeHotel Artos, InterlakenKosten pro Person: ab Fr. 248.–Infos / Anmeldung: Erika Wille, 033 971 84 77, [email protected], www.artos.ch

9. NOVEMBER, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisAltes TestamentEMK Zürich 4, 9.00–12.30 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

9. NOVEMBER, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisLernpsychologieEMK Zürich 4. 14.00–17.00 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

13. NOVEMBER, MITTWOCH

Palliative Careaus dem Leben einer palliativen AbteilungDiakoniewerk Bethanien, ZürichInfos / Anmeldung: Diakoniewerk Bethanien, 043 268 76 02, [email protected]

15.–17.NOVEMBER, FR.–SO.

BauernwochenendeHotel Artos, InterlakenInfos / Anmeldung: Walter Gfeller, 062 751 16 33, Natel: 079 369 01 35

16. NOVEMBER, SAMSTAG

Dynamo – Theologie für die GemeindepraxisEinführungstagBadenerstr. 69, Zürich, 9.00–12.30 UhrInfos / Anmeldung: Bildung+Beratung, 044 299 30 87, [email protected]

25.–27. NOVEMBER, MO.–MI.

Begegnungstage für SeniorenBeziehungen aufbauen und gestaltenHotel Artos, InterlakenKosten pro Person: ab Fr. 270.–Infos / Anmeldung: Elsi Altorfer, 052 233 53 07, [email protected]

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THEMA

Draussen: Junge Menschen suchen andere Formen, Gottesdienst zu feiern.

Neue Gottesdienst-Formen fördern

Warum laufen der Kirche die Jungen davon?Von Reto Nägelin

Immer wieder erreichen uns Fragen, wie der Übergang von der Stufe IV zur Stufe V gelingen kann. Die Antwort ist immer dieselbe: Nicht durch An-gebote, sondern durch Entwicklung der Kirche.

Wieso sollen Junge am Sonntagmor-gen aufstehen, sich in eine grosse Gruppe von Erwachsenen begeben und auf deren Art und Weise Gemein-schaft verbringen? Weil es Christen-pflicht ist oder weil es «die Kirche» so will? Es ist genau diese Frage, die sich ein Jugendlicher bewusst oder unbe-wusst stellt.

Umgekehrt fragenViele junge Menschen haben einen tiefen, ehrlichen Glauben, eine per-sönliche Spiritualität und eine Ge-meinschaft, in der sie ihr Leben und ihren Glauben teilen können. Nur ge-stalten sie ihren Glauben nicht so wie das (ältere) Erwachsene gerne hätten. Auch wenn Gemeinden immer wieder versuchen einige Dinge an ihren Got-

tesdiensten und Kirchenangeboten anzupassen, bleiben es doch Anlässe von und für die Erwachsenen. Die Jun-gen sind wohl herzlich eingeladen, aber oft nur als Helfer oder Konsu-menten. Denken Sie einmal anders he-rum: Wie wäre es wohl für Sie, wenn Sie jeden Freitagabend an einen Hip-Hop-Event gehen müssten. Wie lange würden Sie gehen?

Vielfalt bereichertJede Generation hat ihre eigenen Schwerpunkte. Jede neue Generation baut auf den Traditionen der älteren auf und führt sie weiter. Dies ist eine gute Sache und von Gott doch auch so gedacht. Klar, in der Postmoderne ist das noch ein bisschen differenzierter geworden. Es gibt unzählige Kulturen und Subkulturen mit eigenen Bedürf-nissen und Vorlieben. Die Frage ist, was wir als Kirche damit anfangen? Die Antwort ist einfach: die eigene Kultur und vor allem die Struktur ge-nau auf diese Diversität hin überden-ken! Wieso gibt es in unserer Kirche nicht unzählige Formen und Arten von Gottesdienst-Feiern, die all die

unterschiedlichen Menschen an ih-rem Ort, in ihrer Lebenssituation und ihren Herausforderungen abholen. Si-tuativ, dem Kontext angepasst, so wie Evangelium immer war. Es geht nicht darum, den einen, sehr guten Gottes-dienst anzupassen. Sondern darum, weiteren Formen Raum und Ressour-cen zu geben.

Sowohl, als auchStellen Sie sich vor, die verschiedens-ten Gruppen treffen sich einmal im Quartal zu einem grossen Kirchenfest und teilen miteinander ihre Erfahrun-gen, beten füreinander und feiern mit-einander. Sowohl, als auch! Wie das genau geht und wie eine solche Umsetzung einer jungen Kirche funktioniert, da-für stehen wir von der Takano-Fach-stelle zur Verfügung.

RETO NÄGELIN

… ist Co-Leiter der Takano-Fach-stelle und Autor des Buches «Kir-chen die Menschen mögen».

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Ein Gespräch mit Matthias Keller

«Ich wollte mehr von Gott erfahren»Von Beat Bachmann

Matthias Keller ist in der EMK aufge-wachsen. Heute geht er in eine Vi-neyardgemeinde. Beat Bachmann wollte wissen, weshalb.

Matthias, wie hast du die EMK als Kind erlebt? Ich mag mich noch gut an Erlebnisse in der Sonntagsschule erinnern. Die Geschichten, das Basteln und das Zu-sammensein. Der Missionsbazar war jedes Jahr ein riesiges Entdeckungs-feld. Gerne denke ich auch an die Zeit in der Jungschar zurück, wo ich mich austoben konnte. In der Oberstufe ging es dann in den Unti. Was für mich von dieser Zeit geblieben ist, sind Freundschaften. Ich habe mich immer wieder gefreut, die Leute am Freitag im Jugendtreff, am Samstag in der Jungschi und am Sonntag im Unti zu sehen. Ich wurde von einer ange-nehmen Umgebung geprägt. Für mich wurde als Kind schon klar: Dieser Jesus hat etwas mit meinem Leben zu tun.

Ich bin ein Machertyp

Was hat dich bewogen, dich als Jugend-licher in der EMK stark zu engagieren?Ich bin ein Machertyp. Mit etwa sechs Jahren habe ich beim Mittagstisch in Rohr jeweils den Mundschenk ge-macht und mit elf Jahren ein Fussball-turnier für 200 Mitschüler organi-siert. Mit 13 Jahren habe ich begonnen. mich für Audiotechnik zu interessie-ren. Im lokalen Jugendgottesdienst habe ich dann meine Technik verfei-nert und durfte später diesen Bereich auch in der EMK leiten. In der Jungschar war ich, seit ich acht Jahre alt war. Später besuchte ich die Leiterkurse und habe mitgeholfen, diese fantastische Arbeit mitzutra-gen. Für mich galt immer das Prinzip des Zurückgebens. Ich habe so viele schöne Momente erleben dürfen. Dies wollte ich weiter ermöglichen. Die Lagerarbeit ist bis heute geblie-ben. Ich darf heute Hauptleiter eines fantastischen Teams sein, das im

Sommer ein 13-tägiges Kinderlager auf dem Beatenberg durchführte. Ich finde es mega spannend, gemeinsam diesen Kindern einen für ihr Leben relevanten Glauben und Lebensstil vorzuleben. Mich bewegt, dass die Kids, die Leiter und jeder Mensch die-sen Gott erleben dürfen.

Vor ein paar Jahren hast du die EMK verlassen und dich anderen Gemeinden zugewandt. Was waren die Gründe?Als ich aus beruflichen Gründen nicht mehr in der Jungschar mitarbeiten konnte, haben sich die Beziehungen, die mich in der EMK gehalten haben, abgeschwächt. Ich war noch immer stark engagiert, aber meine Gottes-dienstpräsenz hat sich bald nur noch auf meine Diensteinsätze reduziert. Ich habe auch nie verstanden, wes-halb unser visionärer Pastor versetzt wurde. Zudem sehnte ich mich nach Veränderungen, zu denen ich beim neuen Gemeindeleiter keine Bereit-schaft fand. Ich war auf der Suche nach mehr. Geprägt von Apg 2 und 4 habe ich mich gefragt, wie wir denn dieses

THEMA

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THEMA

Miteinander leben. Ich habe mich aus der EMK verabschiedet, weil ich mehr von diesem lebendigen Gott und sei-nem Heiligen Geist erfahren und ler-nen wollte. Ich suchte Antworten und eine Sprache für meinen Glauben und meine Fragen.

Die Ehrlichkeit hat mich beeindruckt

Was erlebst du heute in deiner Ge-meinde, was dir in der EMK gefehlt hatte?Ich habe in der Vineyard neu erlebt, dass ich einfach dabei sein darf, ohne etwas leisten zu müssen. Ich durfte ankommen. Mich hat angesprochen, dass der Gottesdienst nur dreimal im Monat jeweils am Samstagabend stattgefunden hat. Das vierte Wochen-ende war explizit dafür gedacht, Zeit für Freunde und Nachbarn zu haben. (Heute haben wir bereits wieder einen anderen Rhythmus.) Der Samstag-abend war auch super, um Menschen mitzunehmen. Ich hatte nie das Ge-fühl, dass ich mich für irgendetwas

schämen müsste, wenn ein Freund mit in den Gottesdienst mitkommen würde. Das hat mir geholfen, auch sel-ber wieder zu meinem eigenen Glau-ben zu stehen. Weiter hat mich die Ehrlichkeit be-eindruckt. Die Ehrlichkeit, dass das Reich Gottes mit Jesu Wirken bereits angefangen hat, aber die vollständige Herrschaft Jesu erst mit seiner Wie-derkunft eintrifft. Und wir? Wir leben hier. Mittendrin. Im Spannungsfeld zwischen der Herrschaft Jesu, wo es keine Tränen, keinen Schmerz und keine Einsamkeit mehr gibt, und der Realität dieser Welt, in der es Kranke gibt, die nicht geheilt werden, wenn wir für sie beten.

Jugendliche möchten Gott erleben

Jesus hat sich Zeit genommen für Menschen am Rand der Gesellschaft. Das wollen wir auch. Es ist eine Her-ausforderung. Es braucht Mut, Gebet anzubieten. Aber Gott segnet es mit seiner Gegenwart. Darum sind wir in der Stadt unterwegs.

Viele Jugendliche verlassen ihre Ge-meinden, besuchen andere Gemeinden oder kehren dem Glauben ganz den Rü-cken. Wie kann eine Gemeinde heute noch junge Menschen erreichen?Segnet sie! Für manche ist es wirklich an der Zeit an einem anderen Ort, neue Facetten des Glaubens zu erken-nen. Keine Gemeinde, auch meine nicht, kann den Jugendlichen alle ihre Fragen beantworten. Ich bin heute überzeugt, dass erst durch meinen Wechsel Gottes unglaubliche Gnade in meinem Leben sichtbar wurde. Ich glaube, dass Jesus alle zu sich zieht. Auch Kinder und Jugendliche möchten Gott erleben. Und es gibt nichts Stärkeres als ein persönliches Gotteserlebnis. Dieses können wir nicht produzieren. Wir können nur ein Umfeld schaffen, in dem es mög-lich wird. Dieses Umfeld besteht aus einer aufbauenden Gemeinschaft, ei-ner herausfordernden Jüngerschaft und einer gemeinsamen Mission.

Matthias Keller: «Erst durch meinen Wechsel wurde Gottes unglaubliche Gnade in meinem Leben sichtbar.»

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THEMA

Kirche anders erleben an den «Jugend Aktions Tagen» in Deutschland

Die jungen Leute rennen uns die Türen einVon Alexander von Wascinski

Seit über 40 Jahren gibt es eine ju-gendmissionarische Arbeit, die in der EMK in Süddeutschland junge Men-schen dazu bringt, zu Beginn der An-meldephase auf die Sekunde genau ihre Anmeldung online abzuschicken, um überhaupt einen Platz als Teil-nehmer/in zu bekommen. Diese Ar-beit nennt sich JAT: Jugend Aktions Tage. Ursprünglich war sie unter dem Namen JMM – Junge Menschen Mis-sionieren – bekannt.

JAT bedeutet: Eine Gruppe aus Teen-agern und Jugendlichen kommt für eine Woche in einer Mischung aus Freizeitwoche und gemeinsamem Le-ben in einer Kirchgemeinde zusam-men. Die Gruppe setzt sich aus Teil-nehmenden der Gemeinde vor Ort, Teilnehmenden von ausserhalb und einem Leitungsteam zusammen.

Kreative TageDen Tag über wird im Anschluss an einen biblisch-thematischen Impuls in verschiedenen Workshops an

einem jugendrelevanten Thema gearbeitet – wie beispielsweise Zu-kunftsperspektiven, Beziehungen, Frustra tion etc. Diese Workshops be-reiten Beiträge für einen so genann-ten offenen Jugendabend vor: Theater- und Musikstücke, Dekoration des Raums, Tanzvorführungen, eine An-sprache und vieles mehr. Am Nach-mittag werden diese Beiträge durch das Moderationsteam zu einem stim-migen Abendprogramm zusammen-gestellt. Nach einer zweistündigen Probezeit auf der Bühne wird dieses Programm dann als offener Jugend-abend präsentiert. Zu diesem offenen Abend wird schon in den Wochen vor JAT über die verschiedensten Medien und Aktio-nen sowie während der Woche selbst etwa durch eine Aktion in der Fuss-gängerzone, durch Interviews im Lo-kalradio und dergleichen eingeladen.

Intensive ErfahrungDie Durchführung einer solchen JAT-Woche verfolgt verschiedene Ziele: Es geht um die Stärkung der Jugendar-beit vor Ort. Auch geht es darum, jun-

Jugend Aktionstage: Junge Menschen erleben Kirche als Ort des intensiven Lebens und der Kreativität.

gen Menschen Kirche einmal «an-ders» erlebbar zu machen: als ein Ort der Kreativität, des intensiven Lebens und der Gotteserfahrung auf unter-schiedlichste Art und Weise. Nicht zu-letzt geht es auch darum, jungen Men-schen einen Blick für die Weite der Kirche und die Besonderheit des christlichen Glaubens zu ermögli-chen. In Süddeutschland boomt diese Form der kirchlichen Jugendarbeit, sowohl von Seiten der Teilnehmenden als auch von Seiten der Gemeinden, die gerne eine JAT-Woche an ihrem Ort durchführen möchten.

Krasser GegensatzDiese Erfahrung steht in krassem Ge-gensatz zu dem, was viele EMK-Ge-meinden in ihrer täglichen Arbeit er-leben. Die klassische Jugendarbeit gibt es an vielen Orten gar nicht mehr. Auch der Versuch, über Projekte die Gemeindekinder bei der Stange zu halten, funktioniert auf Dauer nur sehr eingeschränkt. Richtig kritisch wird es bei der Frage nach dem Be-such des klassischen Sonntagmorgen-

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THEMA

gottesdienstes. Viele Gemeinden be-klagen diese Umstände. Auf diesem Hintergrund gesehen, hat eine Projektarbeit wie JAT enorme Vorteile: JAT findet als Projekt immer wieder an unterschiedlichen Orten statt. Das Programm einer JAT-Woche ist veränderlich, bietet aber doch ei-nen verlässlichen Rahmen. Es sind immer wieder andere Leiter/innen und vor allem die Jugendlichen selbst an der Gestaltung beteiligt. Damit ist jede JAT-Woche anders geprägt. In ei-ner solchen Woche wächst eine ganz besondere Beziehung sowohl zur Ge-meinde vor Ort, als auch zu dem Kir-chengebäude, das in dieser Woche zu einem echten Zuhause wird. Das Zu-sammenleben der Gruppe, die selbst-bestimmte kreative Arbeit und die vielfältigen geistlichen Angebote in einer solchen JAT-Woche schaffen eine einzigartige Intensität des per-sönlichen Erlebens.

Wesentliche GründeBei der Analyse der zentralen Eigen-schaften, die JAT bietet, und bei der Befragung von JAT-Teilnehmer/innen

haben sich drei wesentliche Bereiche heraus kristallisiert, die junge Men-schen zur Teilnahme an JAT bewegen: Kreatives Leben: «JAT ist Action/Fun/Spass» - eben nicht allein Kon-sum; vielfältiges Gotteserlebnis: «Ich kann Gott neu/intensiv erleben»; le-bendige Beziehungen: «Freunde tref-fen und neue Freunde kennen lernen». Wichtig ist dabei, immer klar vor Augen zu haben, dass eine solche Wo-che den Charakter eines Projektes hat. Keine Gemeindearbeit liesse sich auf Dauer mit solchem Aufwand und solcher Intensität gestalten.

Kontinuität und verläss-liche Beziehungen

Absolute StärkeZwei Dinge sehe ich als die Chance an, die eine gemeindliche Jugendar-beit bieten kann: Kontinuität und ver-lässliche Beziehungen. Genau das kann eine Projektarbeit eben nicht leisten. Eine verlässliche Grösse in der sich stetig wandelnden Lebens-welt junger Menschen wäre eine ab-

ZUR PERSON

Alexander von Wascinski ist Pastor der EmK in Deutschland. Seit 2007 arbeitet er als Referent für missio-narische Jugendarbeit im Kinder- und Jugendwerk der EmK in Süd-deutschland in Stuttgart sowie als Sekretär des EMYC (Methodisti-scher Rat für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Europa).

solute Stärke der Gemeinde. Aus mei-ner Sicht geht es dabei viel stärker um Jugendhauskreise mit breitem Raum zu persönlicher Begegnung als um weitere Action-Clubs. Dabei kommt es nicht auf grosse Teilnehmerzahlen an, sondern auf Kontinuität und Verläss-lichkeit. Diese Kontinuität kann aller-dings nur dort geleistet werden, wo haupt- oder ehrenamtliche Mitarbei-tende bereit sind, sich längerfristig auf die Aufgabe der Leitung einer sol-chen Gruppe einzulassen. Ausserdem müssen Gemeinden lernen, dass auch solche Gruppen Gemeinde sind und dass nicht nur zählt, wer am Sonntag-morgen in der Kirchenbank sitzt.

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AUS DEM KABINETT

Nicht Gegensatz – nicht Gleichsetzung

Die EMK und das Reich GottesVon Bischof Patrick Streiff

«Ich will nicht die Institution Kirche retten, sondern Reich Gottes bauen», sagte mir kürzlich jemand. Er sagte es mit einem leicht vorwurfsvollen Ton, als hätte die Kirchenleitung nur das Überleben der Institution Kirche zum Ziel.

Ich bin nicht schlagfertig genug gewe-sen, um ihm zu sagen: «Ja, das will ich auch, was meinst Du denn?» Mir geht es auch darum, Reich Gottes zu bauen. Ich weiss mich berufen, die Kirche so zu leiten, dass sie auf ihren Herrn, Jesus Christus, hört und seinen Sen-dungsauftrag in dieser Welt lebt. Kir-chenleitung darf keinem Selbstzweck oder institutioneller Selbsterhaltung dienen. Ich möchte mit den Menschen die EMK aufbauen, um damit Reich Gottes zu bauen.

Ja, was meinst Du denn?

Kein GegensatzIm vorwurfsvollen Unterton meines Gegenübers, er wolle nicht die Insti-tution Kirche retten, baut sich ein Ge-

AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM NOVEMBER

6.–21. Nov. Martin Methodist College, TN; Bischofsrat, Lake Junaluska; Connectional Table, Nashville26.–29. Nov. Ungarn: Pastorenversammlung

gensatz zwischen Kirche und Reich Gottes auf, als müsste man zwischen dem einen und dem anderen wählen. Ein solcher Gegensatz ist mir ebenso fremd wie die Identifikation als wäre Kirche schon Reich Gottes bzw. könnte oder müsste Kirche so sein wie das Reich Gottes.

Die EMK ist ein Teil am Leib Christi

Teil des GanzenWährend sie dieses Heft in den Brief-kasten erhalten, tagt die Vollver-sammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen in Busan, Südkorea. Als Evangelisch-methodistische Kirche sind wir seit der Gründung Mitglied des ökumenischen Rats der Kirchen, weil wir unsere eigene Kirche nicht als die einzig wahre Kirche verste-hen, sondern als einen Teil am Leib Christi. Und als Teil am Leib Christi

sind wir berufen, seinen Sendungs-auftrag zu leben und damit am Reich Gottes zu bauen. Vielleicht werden Sie in den Nachrichten etwas hören über das Grundsatzdokument des Ökume-nischen Rats der Kirchen zur Mission der Kirche. Ich hoffe, Sie entdecken wieder neu, wie Sie in Ihrer EMK-Gemeinde die Gegenwart Christi zum Leuchten bringen und damit Reich Gottes bauen.

Patrick Streiff: «Mein Auftrag ist, die Kirche so zu leiten, dass sie den Sendungsauftrag Jesu lebt.»

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Ausgabe 8 Oktober 2013 Theologische Hochschule Reutlingen 1

Ausgabe 8 Oktober 2013

THRaktuellInhalt

Aktuell 1Einblick 2Druckfrisch 2Rückblick 3Liebe Leserin, lieber Leser 3Nachrichten 4Einladung 4Kontakt/Impressum/Spendenkonto 4

Newsletter der Theologischen Hochschule ReutlingenStaatl. anerkannte Fachhochschule der Evangelisch-methodistischen Kirche

Neuer RektorAm 1. Oktober übergab Prof. Dr. Jörg Barthel das Amt des Rektors der Theologischen Hochschule Reutlingen, das er sechs Jahre innehatte, seinem Nachfolger Prof. Dr. Roland Gebauer, der im Sommer 2013 vom Verwaltungsrat gewählt worden war.In die Amtszeit Barthels fallen zwei erfolgreich abgeschlosse-ne Akkreditierungen: Die der Institution, die im Jahr 2010/11 durch den Wissenschaftsrat für außergewöhnliche zehn Jahre ausgesprochen wurde, und die der Studiengänge durch die Agentur AQAS im Jahr 2007/08. Die Reakkreditierung der Studiengänge im Jahr 2013/14 ist - wesentlich von Jörg Barthel - höchst professionell vorbereitet worden.In der ersten Phase der Amtsperiode hatte sich die Hoch-schule innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche im sogenannten Prioritätenprozess, mit dem gesamtkirchlich auf knapper werdende Mittel reagiert wurde, neu zu veror-ten. Gegen Ende der Amtszeit, im Frühjahr 2013, fand in der neuerbauten Reutlinger Stadthalle der unvergessliche EmK-Kongress statt, für den der Rektor im Namen der Hochschule die Hauptverantwortung trug.Barthel steht bei allen Gesprächspartnern - sei es die Kirche, seien es die ökumenischen Partner, die Wissenschaft oder die politische Verwaltung - in höchstem Ansehen, nicht zuletzt beim Kollegium innerhalb der Hochschule und bei den Studierenden, deren Zahl in den vergangenen Jahren stetig steigt.Am Montag, den 4. November, um 18.00 Uhr wird in einem öffentlichen Festakt vor allem die Kirche ihren Dank ausspre-chen und Gottes Segen wünschen. Jörg Barthel bleibt der Theologischen Hochschule Reutlingen und der Evangelisch-methodistischen Kirche als Alttestamentler und theologischer Lehrer erhalten.Das Amt des Prorektors übernimmt Prof. Dr. Michael Nausner.Christof Voigt

Roland Gebauer zur Übernahme des RektoratsKnapp drei Wochen bin ich nun (zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags) im Amt des Rektors der Theologischen Hochschule Reut-lingen. Mein Leben hat sich dadurch spürbar verändert. Die Fülle der Arbeiten und Aufgaben hat deutlich zugenommen, entsprechend auch die zeitliche Beanspruchung. Und etwas ist dazu gekommen, das ich bisher so noch nicht kannte: „Chef“ zu sein, die letzte Verantwortung zu tragen, für viel mehr als bisher zuständig zu sein, ständig Entscheidun-gen treffen zu müssen und wegen allen möglichen Dingen gefragt zu werden. Und es ist noch etwas hinzugekommen: Freude an dieser Arbeit im Ganzen und an vielen Dingen im Einzelnen.Ich hoffe, es ist nicht nur der anfängliche Schwung einer neuen Auf-gabe, sondern etwas, das tiefer verankert ist: die Freude, im Dienst am Reich Gottes an dieser Stelle und in dieser Funktion mitarbeiten zu dür-fen. Das Studium der Theologie, also das Kerngeschäft der Theologischen Hochschule, ist bei aller Wissenschaftlichkeit ein geistliches Unterneh-men – geht es doch um nicht weniger als das Nachdenken über den christlichen Glauben und seinen tragenden Inhalt (Gott in seiner Liebe zu uns Menschen) – mit dem Ziel, nicht nur für sich selbst hier klarer zu sehen, sondern auch anderen beim Sehen zu helfen beziehungsweise zum Sehen zu verhelfen. Freilich: Das kann kein Mensch aus eigener Kraft bewirken. Aber: Die Theologie hat hier eine besondere Verantwortung. Denn sie arbeitet an der fachlichen und persönlichen Kompetenz derer, die Gott in beson-derer Weise in seinen Dienst nehmen will. Damit das auch durch die Theologische Hochschule weiterhin geschehen kann – in den vielfältigs-ten Weisen bis hin zum pastoralen Dienst in unserer Kirche –, muss sie als Institution gefördert werden. Darin besteht für mich die Herausforderung der neuen Aufgabe: in leitender Funktion daran mitzuwirken, dass theologische Lehre und Forschung als geistliche Bildung unter guten Rahmenbedingungen von-statten gehen können. Es ist gut zu wissen, hier nicht allein zu stehen – weder im Blick auf Menschen, die mitwirken, noch im Blick auf Gott, an dessen Wirken alles hängt.Roland Gebauer

AKTUELL »

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Ausgabe 8 Oktober 20132 Theologische Hochschule Reutlingen

» Das Studienjahr 2013/14 begann am Sonntag, den 6. Oktober, mit einem festlichen Abendgot-tesdienst in der Reutlinger Erlöserkirche. Pastor Christhard Elle aus Bremerhaven hielt eine Predigt über die abenteuerlichen Schiffsreisen des Apostels Paulus. Und als Mann von der Waterkant konnte er die Festgemeinde mit eigenen Erfahrungen beein-drucken: Der Wunsch nach Rückenwind - vielfach geäußert von einzelnen und ganzen Gemeinden - sei zwar allzu verständlich, doch Rückenwind garantiere keine zügige Fahrt. Wind, der schräg von vorne komme, den habe man zwar im Gesicht, doch das Segeln hart am Wind, das sorge für den richtigen Schwung nach vorne. Und dieses Bild gelte nicht nur für das Leben der Gläubigen und

der Gemeinden, sondern eben auch für die neuen Studierenden: Eine ordentliche Brise halte das Schiff in Schwung.

» Fast alle der 24 neuen Studierenden konnten sich im Gottesdienst vorstellen.Ein herzliches Willkommen an der Theologischen Hochschule Reutlingen gilt:Markus Allenbach, Sarah Bach, André Luiz da Silva Elias, Till Eggers, Stephanie Frank, Hanna Grüner, Yanick Hediger, Philipp Heinrich, Sabrina Heinrich, Lea Hornberger, Sebastian Joos, Chae Bin Kim, Natascha Klar, Odette Kwache-Bauer, Hannah Luft, Philipp Markowis, Susanne Meister, Florian Pallasch, David Schwarz, Cody Strecker, Jan Vossloh, Marilyn Wild, Andreas Winkler, Lukas Wyser.Zwölf von ihnen stammen aus der Evangelisch-me-thodistischen Kirche. Neun von diesen zwölf sind von deutschsprachigen Konferenzen zum Studium empfohlen. Die anderen gehören Kirchen der EKD an, Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden, Freien evangelischen Gemeinden, der reformierten Kirche der Schweiz, der römisch-katholischen Kirche u.a.

Einige fangen mit einem Bachelorstudium an, andere setzen ihr Studium im Master fort, einige sind zum Austausch da, andere sind Gast studierende.

Mit den 24 Neuen kann die Zahl von 17 Abgängern und Abgängerinnen im vergangenen Sommer mehr als ausgeglichen werden. Von diesen 17 sind sechs inzwischen im kirchlichen Dienst, sechs setzen ihre Studien an anderen Hochschulen fort, und vier stu-dieren derzeit bei Partnerinstitutionen in den USA.

» Am Montag, 7.10., folgte dann die akademische Eröffnung mit einem Vortrag von Pastor Christoph Klaiber aus Pfullingen zu dem Thema „Ihr sollt vollkommen sein. Biblische und wesleyanische Zumutungen“. Klaibers fundierten und differen-zierten Überlegungen lagen zwei herausfordernde Thesen zu Grunde: 1. „Ohne eine starke Lehre von der christlichen Vollkommenheit ist metho-distische Theologie nicht denkbar“ und 2. „Ohne die Hoffnung auf und das Streben nach dieser Vollkommenheit wird methodistisches geistliches Leben tendenziell verküm-mern“. Was christliche Vollkommenheit ist, fasste Klaiber in drei Formeln zusammen: 1. grundlegendes Ver-trauen, 2. ungeteilte Hingabe, 3. wachsen-des Leben auf die Zukunft hin.Das diskussionsfreudige Publikum konnte diesen drei Punkten gut zustimmen, während doch Zweifel daran blieben, ob ausgerechnet der Ausdruck „Vollkommenheit“ (oder englisch perfection) das Gemeinte sinnfällig macht. Offen blieb, warum der dynamische Begriff „Heiligung“ den der „Vollkom-menheit“ nicht zu erläutern oder sogar zu ersetzen vermag.Ein starker Einstieg in das Studienjahr: Man wird sich daran erinnern!

DRUCKFRISCH

» Christoph Klaiber: Von Gottes Geist verändert. Ursprung und Wirkung wesleyanischer Pneuma-tologie. Reutlinger Theologische Studien Band 8 (RTS - die Buchreihe der Theologischen Hochschule Reutlingen, Edition Ruprecht, Göttingen).

EINBLICK

Pastor Christhard Elle, Bremerhaven

Die neu aufgenommenen Studierenden

Pastor Christoph Klaiber

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Ausgabe 8 Oktober 2013 Theologische Hochschule Reutlingen 3

RÜCKBLICK

Oxford InstituteAlle fünf Jahre fi ndet im Christ Church College in Oxford das Oxford Institute of Methodist Theological Studies statt. Dort, wo einst John und Charles Wesley unterwegs waren - aber auch der Philosoph John Locke und viele andere Geistes größen -, versammelten sich auf Einladung des Weltrates methodisti-scher Kirchen Mitte August etwa 140 Methodisten und Methodistinnen aus allen Teilen der Welt, um Fragen aus sämtlichen Disziplinen der Theologie nachzugehen. Von der Theologischen Hochschule Reutlingen waren Ulrike Schuler, Michael Nausner und Christof Voigt dabei - genau wie beim vorher-gehenden Oxford Institute.Die wissenschaftliche Arbeit geschah in zehn Plenarsitzungen mit anspruchs-vollen Vorträgen, die auch nach geographischen Gesichtspunkten vergeben worden waren, und in sechs Arbeitsgruppen, die sich zehnmal zu mehrstündi-gen Sitzungen für Vorträge und Diskussionen zusammenfanden.Nicht zu übersehen ist, dass das Gewicht der Kirche sich zunehmend in den Süden und den Osten des Globus verschiebt und dass sich damit auch die theologischen Fragen verändern. Schon die Schlagworte des Hauptthemas „…eine Welt jenseits des Christentums“ lassen ahnen, dass das interreligiöse Gespräch einen Schwerpunkt ausmachte, der von einer gelebten Praxis her angegangen wurde (etwa durch die Frage: „Teilen wir unseren Raum mit Menschen anderer Religionen?“).Wem das Vorrecht zuteil wird, an diesem Institute teilnehmen zu dürfen, der ist dankbar für viele herzliche Begegnungen und die Erfahrung, dass der Methodismus in Geschichte und Gegenwart eine bedeutende Größe ist und die Welt weiterhin zum Besseren verändert.

Liebe Leserin, lieber Leser des Newsletters der Theologischen Hochschule Reutlingen,

in der Theologischen Hochschule Reutlingen passiert viel mehr, als wir in dieser achten Ausgabe des Newsletters berichten können! Der Rektorenwechsel zieht seine Kreise und zunächst einmal eine Sichtung und Anpassung der Aufga-benverteilung nach sich. Der Sommer war noch mehr als die übrige Zeit des Jahres erfüllt von der Gestaltung von und Teilnahme an Tagungen in der halben Welt. Und vor Ort geschieht die erfüllende Arbeit in den Lehrveranstaltungen und den Begegnungen mit den alten und den neuen Studierenden, im Lesen und Hören, im Denken und Schreiben, im Diskutieren und gemeinsamen Leben.Die THR ist ein Teil der großen Mission Gottes in der Welt: Offenheit und Aufmerksamkeit für Menschen aus aller Welt, für Themen, die auf der Straße liegen, und für solche, die uns aus Denker-stuben aufgegeben sind, und für das Wirken des Heiligen Geistes sind ihre Kennzeichen.Die Theologische Hochschule Reutlingen dankt Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, herzlich für jede Art von Verbundenheit: Für Ihre persönlichen Besuche in Reutlingen, für Ihr regelmäßiges Beten in der Ferne, für Ihre fi nanzielle Unterstützung!

Ihr Christof Voigt

Dieser Newsletter kann auch auf der homepage www.th-reutlingen.de gelesen werden.

Pastor Christoph Klaiber

Die Teilnehmer aus Deutschland auf dem Rückweg

Die berühmte Dining Hall des College

Das College und seine Meadows an der Themse

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Ausgabe 8 Oktober 20134 Theologische Hochschule Reutlingen

» KONTAKT

» IMPRESSUM

» SPENDENKONTO

Kontakt mit der Theologischen Hochschule nehmen Sie ganz einfach auf: Per Post (Theologische Hochschule Reutlingen, Friedrich- Ebert-Str. 31, 72762 Reutlingen), per Mail [email protected] oder per Telefon (das Sekretariat 07121 9259-0 leitet Sie weiter).

Stets zugänglich und aktuell ist die Homepage www.th-reutlingen.de. Dort finden Sie auch diesen Newsletter.

Kontaktpersonen für den Freundeskreis sind:

In Deutschland: Prof. Dr. Roland Gebauer, Ganghoferstr. 40, D-72764 Reutlingen, Telefon: 07121 2672678, E-Mail: [email protected]

In der Schweiz: Pfarrer Serge Frutiger, Rosengasse 9, CH-3250 Lyss, Telefon: 032 3841194, E-Mail: [email protected]

In Österreich: Superintendent Lothar Pöll, Sechshauserstr. 56, A-1150 Wien, Telefon: 01 6045347, E-Mail: [email protected]

Christof VoigtFriedrich-Ebert-Straße 3172762 Reutlingen.Fotos: THR, EmK, privat.Gestaltung: www.mees-zacke.de

Für Spenden, mit denen Sie uns unterstützen wollen, danken wir herzlich. Es stehen Ihnen folgende Konten zur Verfügung:Kreissparkasse Reutlingen(BLZ 640 500 00),Konto: 2 097-0IBAN: DE10 6405 0000 0000 0209 70SWIFT-BIC: SOLADES1REU

Postscheck Zürich: 80-9 904-3

NACHRICHTEN

» Mitte Oktober hat Roland Gebauer für die THR und ihre freikirchlichen Partnerinnen wieder am Fakultätentag (Versammlung von Fakultäten und Instituten für evangelische Theologie) teilge-nommen. Es gilt aufmerksam zu sein auf neueste politische Entwicklungen und ggfs. aufmerksam zu machen auf Veränderungen im theologischen Studium im Weltmaßstab.

» Am 23./24. September 2013 fand in Bethlehem/Pennsylvania das zweite Treffen des Dialogs von United Methodist Church und Moravian Church (Herrnhuter Brüderunität) in Nordamerika statt. Ziel des Dialogs ist die volle Kirchengemeinschaft, die in Deutschland bereits besteht. Ulrike Schuler nimmt an diesem Dialog teil, der im März 2014 fortgesetzt wird.

» Mitte September hat die Tagung des Weltrates Methodistischer Kirchen in London stattgefunden. In Gegenwart von Bischöfin Rosemarie Wenner und Missionssekretär Frank Aichele hat Ulrike Schuler einen Bericht über ihre Aktivitäten zur Bildung kontinentaler Netzwerke für die methodistische historische Forschung gegeben.

» Im Sommer 2013 fand eine überkonfessionelle Studienreise zur Willow Creek Community Church in Chicago/USA statt. Von der THR waren unter Leitung von Achim Härtner drei Studierende dabei. Auf dem Programm standen Begegnungen in der Mega-Gemeinde, die Teilnahme an einem Kongress für Führungskräfte und Gesprächsrunden zu theo-logischen Fragen.

» Fresh Expressions of Church: Das ist in Groß-britannien eine ökumenisch geprägte Initiative, die von mehr als 2.500 Gemeindeneugründungen berichtet. Als Vertreter der Steuerungsgruppe von Fresh X Deutschland unterzeichneten Achim Härtner und Reinhold Krebs (ejw Stuttgart) mit John Drane („Mission-shaped Ministry“) in London ein internationales Partnerschaftsabkommen.

» Am 28.7. wurden die Gebäude der THR von einem schweren Unwetter getroffen. Der wie ein Güterzug herantrommelnde Hagel zerschlug Scheiben, Rolläden und einen Teil das Daches, eine Platane stürzte um. Entschlossenes gemeinschaft-liches Handeln und schnelle Entscheidungen erleichterten die Renovierungsarbeiten. Die Schä-den in einer sechsstelligen Summe sind offenbar weitgehend durch Versicherungen gedeckt.

HERZLICHE EINLADUNG

» Am 4.11. um 18.00 Uhr findet in der Aula der THR ein öffentlicher Festakt zum Rektorenwechsel statt.

» Die Daten der Ringvorlesung des studium generale der drei Reutlinger Hochschulen zum Thema Diversität, Inklusion und Gestaltung unserer Gesellschaft werden aktuell auf den websites bekanntgegeben.

» Am 20.11.2013 findet der Studieninformations-tag für Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Kursstufe statt. In der Zeit von 10.15 bis 11.50 Uhr und von 14.15 bis 15.50 Uhr können Lehrver-anstaltungen besucht werden, die übrige Zeit ist Informationsveranstaltungen über das Studium an der Hochschule und das Leben auf dem Campus vorbehalten.

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NACHRUF

Zum Tod von Hans Strickler (28.2.1924–28.9.2013)

Tiefer Glaube und theo- logischer Wissensdrang Hans Strickler wurde am 28. Februar 1924 in Rorbas (ZH) geboren, wo er auch die Schule besuchte und den Be-ruf des Töpfers erlernte. Mit 19 Jah-ren erlebte er eine klare Hinkehr zum gnädigen und vergebenden Gott in Je-sus Christus. Ein Jahr später folgte der Ruf ins Predigtamt der Evange-lisch-methodistischen Kirche. An der Theologischen Fakultät der Universität Basel und dem Seminar der Basler Mission studierte er unter anderem bei Theophil Spörri, Ernst Schick und Karl Barth. Die intensive Auseinandersetzung mit theologi-schen Fragen hat Hans Strickler seit-her und bis ins Alter begleitet, wohl wissend: «Was Gott ist, wird in Ewig-keit kein Mensch ergründen – doch will er treu sich allezeit mit uns ver-bünden.» (K.F.Meyer) Im Jahr 1951 heiratete er Magda-lena Frischknecht. Dem Paar wurden ein Sohn und eine Tochter geschenkt. Gemeinsam mit seiner Frau versah Hans Strickler seinen Dienst als Pfar-rer der EMK auf den Bezirken Rup-perswil, Davos, Birsfelden, Bern-Vil-lette, als Distriktsvorsteher des

Zürcher Distrikts und zuletzt in Nie-deruzwil. Im Jahr 2000 zog er mit sei-ner Frau von St. Gallen nach Thun, um näher bei den Angehörigen sein zu können. Nebst seinem Einsatz in schwie-rigsten Aufgaben in der Kirche, war er ein begnadeter Seelsorger und auch in der Öffentlichkeit gefordert. So hielt er zum Beispiel die Trauerfeier für Carl Lutz, der Mitglied seiner EMK Gemeinde in Bern gewesen war und in Ungarn während der Naziherr-schaft tausende Juden gerettet hatte. In seinen letzten Lebensjahren hat sich Hans Strickler intensiv mit dem Werk des Theologen und Philosophen Sören Kierkegaard und dem Gedan-kengut des Theologen und Tiefenpsy-chologen Eugen Drewermann ausein-andergesetzt. In seinem Lebenslauf schreibt er: «Dabei ging es mir immer um ein schrift- und zeitgemässes Ver-ständnis des Evangeliums und um ei-nen persönlichen, vertiefenden Glau-ben an Jesus Christus.» Im diesem Glauben an den gnadenreichen Gott ist Hans Strickler am 28. September 2013 gestorben.

Verstorben

Myrta Hold (95)Zürich Ostam 12.4.2013

Verena Müller (88)Staffelbacham 6.7.2013

Hedwig Hafner-Müller (88)Region Schaffhausenam 8.9.2013

Elly Garz (74)Interlakenam 10.9.2013

Franz Bouvard (76)Zürich Ostam 14.9.2013

Dora Bachmann (86)Lausanneam 14.9.2013

Ernst Bieri-Lehner (84)Thunam 20.9.2013

Flora Etter (98)Rothristam 21.9.2013

Irma Schneider (86)Basel Kleinbaselam 25.9.2013

Peter Thomet (89)Bernam 27.9.2013

Hans Strickler (89)EMK Schweizam 28.9.2013

Maria Quero (82)Zürich-Altstettenam 6.10.2013

Nicht Gegensatz – nicht Gleichsetzung

Die EMK und das Reich Gottes

Hans Strickler mit seiner Frau Magdalena

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CONNEXIO

Daria und Roman Hofer berichten aus ihrer Arbeit

«Mission ist nie allein unser Werk»Von Daria und Roman Hofer, Lubumbashi

Es ist Montagnachmittag und ein etwa 40-jähriger Mann mit einer klaffenden Wunde an der Stirn wurde soeben ins Spital Samuteb Memorial in Musumba (Kapanga) eingeliefert. Er wurde von seinem Dorf 80 km weit mit dem Motorrad ins Spital der Me-thodistenkirche gefahren.

Der Mann hatte Ambitionen, Dorfchef zu werden. Ein anderer Dorfbewohner war damit überhaupt nicht einver-standen. Leider hatten die beiden be-reits einiges getrunken und gingen ziemlich alkoholisiert mit Macheten aufeinander los. Die Macheten leiste-ten «gute» Arbeit. Sogar der Schädel unseres selbsternannten Dorfchefs war frakturiert.

Oft betrunkenDer diensthabende Arzt Dr. Faby machte sich mit einem leichten Seuf-zer sogleich ans Desinfizieren und Vernähen. Er meinte, solche Fälle kommen häufig vor. Ein Grossteil der Dorfbevölkerung hat keine Arbeit, vertreibt sich die Zeit mit selbstge-brautem Alkohol und drischt sich ab und zu die Köpfe ein. Aber auch sol-

che Leute haben ein Recht auf eine Be-handlung. Im Kongo herrscht eine grosse Not. Die politische Situation ist in vielen Landesteilen noch sehr instabil. Die Korruption zieht sich durch alle Schichten der Gesellschaft. Sollte je-mand erfolgreicher sein als die ande-ren oder unerwartet einen Schicksals-schlag erleiden, so hat das mit «Hexerei» zu tun. In alledem versucht die Methodistenkirche (Eglise Metho-diste Unie), ein Licht im Dunkeln zu sein durch vielfältige Engagements im Bereich Gesundheit, Bildung, Ent-wicklung.

Schulen und begleitenWir sind nun seit sechs Monaten im Auftrag von Connexio, der Pacific-Northwest Conference (in den USA) und UMCOR in Lubumbashi in der De-mokratischen Republik Kongo. Ro-mans Aufgabengebiete sind die Be-gleitung der von Connexio und Pacific-Northwest Conference finan-zierten Projekte, Schulung und Unter-stützung der lokalen Projektleiter der Methodistenkirche im Bereich Pro-jektmanagement und Finanzen sowie Mitarbeit bei der Programmentwick-lung. Daria arbeitet als technische As-

sistentin des Gesundheitskommittees der Methodistenkirche des Südkon-gos. Wir werden insgesamt für vier Jahre im Kongo tätig sein.

Entscheidungen treffenBis jetzt versuchten wir vor allem die Trockenzeit für Reisen ins Landesin-nere zu nutzen und so viele Projekte und Menschen wie möglich kennen zu lernen. Einiges ist toll und läuft gut. Aber einiges ist auch gar nicht so, wie wir es uns erhofften. Wie geht man nun damit um? An den Pranger stel-len und Schuldige suchen? Oder viel-leicht eher Verständnis zeigen und Re-geln setzen, um in Zukunft eine Verbesserung der Situation zu bewir-ken? Das ist eine Herausforderung für uns. An manchen Tagen sind wir voll Tatendrang und wollen alles besser machen. Dann gibt es Tage, an denen wir am liebsten aufgeben, unsere Kof-fer packen und ins Flugzeug zurück in die Schweiz steigen würden.

Flüchtlingen helfenDonnerstagmittag in Kilobelobe, ei-nem Vorort von Lubumbashi. Unge-fähr 70 Kinder sind in der brütenden Hitze unter einem Holzgerüst mit Plastikplanen versammelt. Zusam-

Arbeitsfelder: Flüchtlingskinder erhalten Maisbrei, Krankenhäuser bieten medizinische Unterstützung für eine ganze ganze Region.

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CONNEXIO

men mit ihren Müttern sind sie vor Kurzem in Lubumbashi angekommen. Hinter ihnen liegt ein langer Weg vol-ler Angst und Entbehrung. Sie sind vor den Rebellen im Nordosten der Provinz Katanga geflüchtet. Die Väter wurden wahrscheinlich ermordet. Das Holzgerüst ist eine provisori-sche Kirche und Methodistenpfarre-rin Astrid hat zusammen mit dem lo-kalen Frauennetzwerk, den Mamas Kipendano, ein Ernährungs- und Evangelisationsprojekt gestartet. Un-ter den «Flüchtlingen» gibt es viele unter- und mangelernährte Kinder. Diese Kinder erhalten drei Mal pro Woche Maisbrei. Jede Familie kriegt ausserdem pro Woche einen Sack Sei-fenpulver, den sie für die Kleiderwä-sche und persönliche Hygiene ver-wenden können.

Maisbrei und Seifenpulver

Nachhaltig arbeitenIn den paar Monaten, die wir hier sind, haben wir gemerkt, wie wichtig es ist, bestehende Strukturen zu stär-ken. Es gibt viele gut gemeinte Privat-initiativen aus Amerika und Europa

DIE EMK IN DER DR KONGO

Die kongolesische EMK ist mit mehr als einer Million Mitgliedern eine der grössten protestantischen Kirchen des Landes. Sie ist aufgeteilt in vier Diözesen: Nord-Katanga, Zentral-kongo, Südkongo und Ostkongo. Trotz seines Rohstoffreichtums zählt die Demokratische Republik Kongo, bedingt durch jahrzehnte-lange Ausbeutung und jahrelange Kriege, heute zu den ärmsten Län-dern der Welt. Eine staatliche Infra-struktur ist kaum vorhanden, wes-

halb die Menschen auf die sozialen und Gesundheitsdienste der EMK und anderer Organisationen ange-wiesen sind. Der Einsatz von Daria und Roman Hofer soll diese Arbeit fördern. Connexio unterstützt die EMK im Kongo mit jährlich CHF 250 000.-

www.connexio.chTel. 044 299 30 70PC-Konto 87-537056-0

für die Verbesserung der Lebensum-stände der lokalen Bevölkerung. Doch leider ist die Nachhaltigkeit eines Pro-jektes ohne Verankerung in einer lo-kalen Struktur wie der Kirche sehr schwer zu gewährleisten. Unser Ein-druck ist: Wenn lokale Kirchenmitar-beiter geschult und befähigt werden, können solche Initiativen innerhalb der Dienste der Kirche umgesetzt wer-den. Wenn es darum geht, Aufgaben zu übernehmen, versuchen wir uns zurück zu halten und eher in der zwei-ten Reihe zu stehen. Indem wir die Kompetenzen der lokalen Mitarbei-

tenden fördern, wollen wir uns mittel-fristig überflüssig machen.

Gott vertrauenUns hilft der Gedanke, dass vor uns schon viele «Missionare» in der glei-chen Situation waren und es auch ir-gendwie überlebt haben. Auch versu-chen wir nicht zu vergessen, dass Gott uns auch in diesen Verhältnissen bei-steht, auch wenn wir es nicht immer spüren. Denn Mission ist nie alleine unser Werk: Gott selbst handelt in sei-ner Schöpfung, und die Christen be-teiligen sich nur daran.

Unterstützung: Daria und Roman Hofer sind mit ihrer Tochter Jael seit Anfang März in der Demokratischen Republik Kongo.

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Zugewandt: Missionaler Gemeindebau heisst, Begegnung wagen und zur Mission befähigen.

Missionaler Gemeindebau an der Lenk

Begegnung ist immer ein WagnisVon Samuel Humm

«Dich brauchen wir.» Die klaren Worte wurden unterstützt mit einem aufmun-ternden Blick. Wir sitzen zusammen im Hirschen-Pub, wo wir einfach einmal abgemacht hatten. Ich, der Pfarrer in Flipflops, kurzen Hosen und schlecht rasiert. Er, «Bhüetzer», Vater und Lei-ter einer Jugendriege. Was in einem Smalltalk-Gespräch anfing, endete in einer konkreten Anfrage.

Als EMK Lenk sind wir seit gut einem Jahr auf dem Weg. Auf dem Weg, die Sensibilisierung und Förderung des missionalen Gemeindebaus voranzu-treiben. Missional steht für einen ent-scheidenden Wandel unseres Ver-ständnisses von Kirche.

Gottes MissionAls Volk eines missionarischen Got-tes ist uns der Auftrag anvertraut, an der Welt in gleicher Weise teilzuha-ben, wie er es tut – durch die Hingabe an seinen Auftrag, seine Botschafter zu sein. «Missional» heisst, die Men-schen so zu sehen, wie Gott sie sieht und sich aktiv daran zu beteiligen, diese zu erreichen. Mit dem Begriff «missional» drücken postmoderne

Christen die Sehnsucht aus, sich be-deutungsvoll und ganzheitlich an der Mission Gottes im Hier und Jetzt zu be-teiligen und sich durch ihn radikal sen-den zu lassen – in die Welt um sie he-rum, in der Gott noch nicht bekannt ist.

Gesellschaft verändernWir wollen das Bewusstsein fördern, dass Gemeinde dort stattfindet, wo Menschen ihren Glauben im Alltag in Wort und Tat leben. So werden wir die Gesellschaft um uns herum prägen und verändern können. Wir verab-schieden uns von einem Gemeinde-verständnis, bei dem der Gottesdienst das Zentrum ist, um das sich alles dreht. Das Ziel ist nicht zahlenmässi-ges Wachstum der Gemeinde, sondern die Prägung und Veränderung der Ge-sellschaft.

Pfarrer macht SportWas hab ich mir im vergangenen Jahr oft den Kopf zerbrochen, bei welchem Dorfverein ich anfragen soll, ob ich mitmachen könne! Wer will schon den Pfarrer im eigenen Verein haben? Und dann noch der Freikirchen-Pfarrer. Das sind ja eh die Extrem-Gläubigen. Mich schreckte die Vorstellung, mit abgesagten Hosen dazustehen. Darum

wehrte ich mich stets ein bisschen, in der Vereinssuche konkret zu werden. Doch nach dem eingangs erzählten Gespräch ging ich verändert nach Hause. Erstaunt und glücklich darü-ber, dass der Turnverein mich, den Pfarrer, anfragt, um wöchentlich mit knapp 40 jungen Lenkern Sport zu treiben. Erstaunt über die Geduld Got-tes mit mir. Und schliesslich erstaunt über meinen Kleinglauben und unnö-tige Sorge.

Dran bleiben«Also 40 Erwachsene müssen sich schon anmelden!» Die Aussage des Mitorganisators, bei den Vorbereitun-gen für das erste Quartierfest war deutlich. Er wohnt in der Nachbar-schaft des Löwenzentrums. «Ich bin der Meinung, dass wir das Fest durch-führen sollten, egal wie viele Anmel-dungen kommen», entgegnete ich. Wir einigten uns dann auf 30 Anmeldun-gen. Über ein halbes-Jahr Vorberei-tungen, Gespräche und Abklärungen lagen hinter uns. Das Rahmenpro-gramm stand, das Datum ebenfalls. Die Einladungen waren draussen. Ziel des Festes war es, die näheren und weiteren Nachbarn des Löwenzent-rums besser kennen zu lernen. Wir

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Missionaler Gemeindebau an der Lenk

Begegnung ist immer ein Wagniswollten Beziehungen fördern und Be-gegnungen ermöglichen. Rund 70 Per-sonen hätten sich anmelden können. Nur zehn haben sich angemeldet. Un-sere Enttäuschung war gross. Als wir den angemeldeten Personen sagten, dass das Fest nicht stattfindet, kamen wir in Erklärungsnotstand. Trotz des Misserfolges haben wir uns vorge-nommen, im nächsten Jahr nochmals einen Anlauf zu nehmen. Bis dahin wollen wir die nachbarschaftlichen Beziehungen pflegen. Gespräche füh-ren und in einer offenen, respektvol-len und geduldigen Art selbst Nach-bar sein.

Gottes Liebe prägtNicht be- und verurteilen. Den Mit-menschen auf derselben Augenhöhe begegnen. Begegnungen schaffen, för-dern und Personen für Begegnungen freisetzen. Das haben wir uns als EMK Lenk vorgenommen. Die Gesell-schaft der Lenk mit dem Evangelium prägen. Nur Dinge und Menschen prä-gen uns, denen wir oft begegnen. Da-rum wollen wir als Gemeinschaft und als einzelne Begegnungen wagen. Be-gegnungen mit sich selbst, den Mit-menschen und Gott. Wir wollen uns die Sicht Gottes schenken lassen, da-

mit wir sehen, wie unser Vater die Menschen im Tal sieht. Menschen wie du und ich. Menschen mit Fragen und (Teil) Antworten. Menschen mit Sehn-süchten, Träumen, Wünschen… Men-schen, die anpacken können. Men-schen, die zusammenhalten und treu sind. Menschen, die sich wehren, kommt einer der ihrigen «drunter». Menschen, die sich nach ihrer Leis-tung beurteilen. Menschen, denen es besser geht, wenn es den andern schlechter geht … und ich bin Teil die-ser Gesellschaft. Wir als Gemeinde sind Teil dieser Gesellschaft. Und wir haben uns vorgenommen, diese Ge-sellschaft mit dem Evangelium zu prägen. Das bedeutet, wir selbst wollen uns stets der Liebe Gottes in seiner Zu-wendung, Vergebung, Wertschätzung und bedingungslosen Annahme aus-liefern. Die Liebe Gottes soll uns prä-gen. Im Ringen darum, was hier der beste Weg sei, kamen wir auf das Pro-jekt «Die 3 Farben deiner Spirituali-tät». Dort geht es um den persönlichen Zugang zu Gott. Die Menschen in der EMK Lenk sollen befähigt, bevoll-mächtigt, autorisiert und gesendet sein, als Missionare und Missionarin-nen an der Lenk tätig zu sein.

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Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach 1344, 8026 ZürichTelefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach 1344, 8026 ZürichTel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausRoland RöstiAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 12/2013:13.11.13

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,7 A.Ströbel, pixelio.deS.2 Mester, gemeindebrief.deS.3,12 KuWS.3 LesScholz, photoXpress.comS.4-5,8,10,13-17,18,19 zVgS.18 nighthawk7, sxc.huS.22 Berchtesgaden, photoXpress.comS.23 M.Müller, pixelio.deS.24 nuedeli, pixelio.demoha-sh, flickr.com

17Kirche und Welt Nr. 11/2013

Page 22: Kirche und Welt 11/2013

Letzte Vorbereitungen für das LiFe-Seminar in Tann-Rüti

Einladen zu einem Leben in FülleVon Stefan Zürcher

Uns miteinander auf eine Reise ins Land des Glaubens zu machen – dazu lädt die EMK-Gemeinde Tann-Rüti im November und Dezember Freunde und Bekannte ein. LiFe heisst dieses Seminar.

LiFe ist die Abkürzung für «Leben in Fülle entdecken» (Joh 10,10). Einfüh-rende Referate und persönliche Erleb-nisberichte zu den Themen nehmen Fragen auf, die wohl viele Menschen in irgendeiner Form beschäftigen, und sollen Impulse für das Gespräch geben: Wie können wir glücklich wer-den? Warum lässt Gott das zu? Was ist der Sinn des Lebens? Das Geschenk Gottes entdecken! Leben in neuen Di-mensionen! Auch der Blick in die Bi-bel gehört dazu, um zu hören, was jene Menschen, die diese Texte aufge-schrieben haben, mit Gott erlebt, vom Leben in Fülle entdeckt und uns heute zu erzählen haben.

Vor allem persönlichEs gehört zum Konzept des LiFe-Se-minars, dass die fünf Abende im Sääli eines gemütlichen Restaurants statt-finden. Ebenfalls, dass persönlich ein-

geladen wird, und dass die Teilneh-menden von den Einladenden an die Abende selbst und auch in der Zeit da-zwischen und nachher begleitet wer-den. Eine Umfrage sagt, dass 79% der befragten Christen durch Freunde und Bekannte zum Glauben kamen. Darum sind Beziehungen und die per-sönlichen Gespräche, die sich daraus ergeben, ein Kernelement.

Beziehungen und persönliche Gespräche

Klar evangelistischLiFe ist vor etwa 12 Jahren im christ-lichen Zentrum Buchegg in Zürich entwickelt worden und wird inzwi-schen von Gemeinden aus verschie-densten Denominationen durchge-führt – mit dem Ziel, Menschen auf ihrem Weg in die Nachfolge Jesu Christi zu begleiten. LiFe ist ein evangelistisches Ge-fäss. Wir wollen unsere Gäste auf eine Entdeckungsreise mitnehmen, auf eine Reise ins Land des Glaubens, weil wir selbst dort überfliessendes Leben gefunden haben. Wir hoffen, auf dieser Reise zusammen mit ihnen die Schönheit und Faszination dieses

Landes zu entdecken. Wir hoffen, mit ihnen zu entdecken: Dieses Land, auch wenn es uns vielleicht fremd vor-kommt, ist ja unser Heimatland, hier sind wir wirklich zu Hause! Wir möchten ihnen Lust zum Glauben ma-chen.

Ja sagen könnenDas Reiseziel ist also «Glauben». Glau-ben aber ist mehr als Wissen und Für-wahrhalten. «Glaube» meint vor allem «Vertrauen». Eine Reise ins Land des Glaubens ist darum eine Einübung ins Vertrauen. Vertrauen heisst: Ich ver-lasse mich, wage mich heraus, lasse mich los und verlasse mich auf Gott. Zum Vertrauen gehört der Mut zum Risiko. Ich setze mich selbst aufs Spiel. Darum ist es eine Abenteuer-reise. Allerdings, Vertrauen kann man nicht erzwingen. Dass Gott einem Menschen nahe kommt, sich ihm als vertrauenswürdig erweist, das hat niemand von uns in der Hand. Der Glaube ist ein Geschenk. Nicht wir greifen nach Gott. Er greift nach uns. Aber wir sind überzeugt: Wenn wir ihn erwarten, uns nach ihm ausstre-cken, dann kann es früher oder spä-ter passieren, dass wir zu unserer

Kernelement: Gebet ist für den Glaubenskurs zentral – allein oder gemeinsam beim «Fischernetz-Gebet».

UMSCHAU

18 Kirche und Welt Nr. 11/2013

Page 23: Kirche und Welt 11/2013

Überraschung entdecken: Ich kann ja glauben! Ich glaube! Wer an diesen Abenden erlebt, wie Gott seine Hand nach ihm ausstreckt, hat am vierten Abend die Möglichkeit, in einem Ge-bet diese Hand zu ergreifen und Ja zu einem Leben in der Nachfolge Jesu zu sagen.

Die Hand Gottes ergreifen

Gut vorbereitetVor etwa einem Jahr begannen wir als Gemeindeleitung, uns mit dem LiFe-Seminar auseinander zu setzen. Dazu gehörte unter anderem der Besuch ei-ner dreitägigen «Multiplikatoren-Schulung», in der uns die Vision des Seminars und alle zur Verfügung ste-henden Hilfsmittel wie Powerpoint-Präsentationen, Schulungseinheiten für die Gemeinde, Flyer usw. vorge-stellt wurde. Im Frühjahr begannen wir mit der Information und Motiva-tion unserer Gemeindeglieder. Regel-mässige schriftliche und mündliche Mitteilungen sowie Predigtreihen halfen uns, die Vision und das Ziel von LiFe zu vermitteln. Es folgten zwei Schulungsabende zu den The-

men «Begleitperson werden» und «Fi-schernetz-Gebet», weil die Pflege der Beziehungen mit unseren Freunden und Bekannten sowie das Gebet in LiFe Kernelemente sind. Wir ermun-terten, bestehende Kontakte weiter zu pflegen, neue Beziehungen zu suchen-den Menschen zu knüpfen, für sie zu beten, sie – wenn es dran ist – ins LiFe-Seminar einzuladen und dann dahin zu begleiten. Im «Fischernetz-Gebet», zu dem wir uns seit den Sommerferien 14-täglich treffen, begleiten wir betend alle Vor-bereitungen und beten gezielt für die Menschen, die wir noch einladen oder bereits eingeladen haben. So verbin-den wir uns und das, was wir tun, mit Gott, der allein Glaube schenken kann. Weil wir uns bewusst sind, dass der Schritt in die Nachfolge Jesu erst der Anfang der Reise im Land des Glaubens ist und sie alleine nicht ge-lingen kann, arbeiten wir gezielt mit Hauskreisen zusammen.

ErwartungsvollBald ist es soweit! Wir sind gespannt auf die Abende. Wer lässt sich einla-den? Was bewegt sie, teilzunehmen? Wo stehen sie? Hören wir die Fragen heraus, die sie beschäftigen? Können

LIFE-SEMINAR

Infos zum Seminar finden sich auch unter:

www.life-evangelisation.ch

www.life-seminar.ch

UMSCHAU

wir sie dort abholen, wo sie jetzt sind? Machen sie einen Schritt? Wir freuen uns riesig, wenn Teil-nehmende den Schritt in die Nach-folge wagen. Und wir freuen uns ebenso riesig, wenn sie auf dem lan-gen Weg davor ein Stück in Richtung Glauben gehen. Wir wollen sie mit-nehmen auf die Reise ins Land des Glaubens, aber sie auf ihrem Weg in ihrem Tempo begleiten in der Über-zeugung: Genau da ist Gott.

19Kirche und Welt Nr. 11/2013

Page 24: Kirche und Welt 11/2013

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22 Kirche und Welt Nr. 10/2013

UMSCHAU

Burnout-Gefährdungen erkennen

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln»Von Peter von Känel

Bruno Meier arbeitet ehrenamtlich in der Kirche. Seine Aufgaben erledigte er bisher immer gewissenhaft, er war auch bereit sich für Zusätzliches ein-zusetzen. Denn für das Reich Gottes ist man doch immer im Dienst, oder?

Herr Meier ist einsatzfreudig und kann schlecht nein sagen. Es fällt ihm immer wieder schwer sich abzugren-zen. Auch wenn ihn andere kritisie-ren, scheint ihm dies nichts auszuma-chen. Aber seit einiger Zeit fühlt er sich nicht mehr motiviert. Seine Auf-gaben belasten ihn zunehmend. In der Nacht wacht er immer wieder auf. Auch sein Glaube trägt ihn nicht mehr wie bisher.

Vielschichtige FaktorenDas Beispiel von Bruno Meier zeigt, wie jemand zunehmend gefährdet sein kann auszubrennen. Die Ein-flüsse sind vielschichtig, fliessen in-einander über und können so zur Be-lastung werden. Dabei spielen die Persönlichkeit, der Arbeitsplatz und

das kirchliche Umfeld eine Rolle. Auch Menschen, die ehren- oder hauptamtlich in der Kirche arbeiten, sind gefährdet auszubrennen.

Vermeintlich unersetzlichBelastungen können von der Persön-lichkeit ausgehen wie sie auch Herr Meier erlebt. Eine häufige Gefähr-dung ist die mangelnde Selbstabgren-zung. Man ist idealistisch, setzt sich als der «gute« Helfer unnötig unter Druck und ist mit seiner Arbeit nie zu-frieden. Eugen Roth bringt diese Pro-blematik in einem Vierzeiler treffend auf den Punkt: «Ein Mensch sagt und ist stolz darauf – er geh' in seinen Pflichten auf. Bald aber, nicht mehr ganz so munter, geht er in seinen Pflichten unter.» Eine vermeintliche Unersetzlich-keit kann dazu verleiten, verschie-dene Aufgaben begeistert anzuneh-men – vielleicht auch, weil diese einem schmeicheln. Jedoch sind mit jeder zusätzlichen Aufgabe auch Be-lastungen verbunden, denen man sich aussetzt und die das persönliche Gleichgewicht beeinflussen. Wenn

dann die eigene Persönlichkeit für Er-folge und Misserfolge alleine die Ver-antwortung übernimmt und die je-weils herrschenden Umstände nicht auch berücksichtigt werden, nimmt die Gefährdung zu. So haben Persön-lichkeiten wie Herr Meier mit ihrem hohen Ethos Mühe, eigene Grenzen zu akzeptieren, und sind vielfach perfek-tionistisch.

Die Zeit für Beziehungen fehlt

Berufliche BelastungenBruno Meier ist aber auch mit Belas-tungen konfrontiert, die von aussen her kommen. Sie zeigen sich in Berei-chen des familiären Umfeldes wie Partnerschaft, Familie und Freundes-kreis. Oft fehlt ihm die Zeit, um diese Beziehungen zu pflegen, was zusätz-lichen negativen Druck erzeugen kann. Äussere Belastungen können auch im beruflichen Umfeld auftreten. Sie können von Kunden ausgehen, wo es nicht gelingt ihre Erwartungen und

Page 27: Kirche und Welt 11/2013

23Kirche und Welt Nr. 12/2011

Ausgebrannt: Persönliche Faktoren spielen zusammen mit Einflüssen aus dem familiären, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld.

UMSCHAU

Burnout-Gefährdungen erkennen

«Auch sein Glaube beginnt zu wackeln»

Wünsche zu erfüllen. Aber auch un-ter den Mitarbeitenden kann Rivali-tät und Neid das Arbeitsklima nega-tiv beeinflussen. Erst recht belastet der fehlende Erfolg in der eigenen Ar-beit. Auch das Verhältnis zu Vorge-setzten und die Art der Rückmeldun-gen für die geleistete Arbeit können belastend sein. Ganz zu schweigen von Kompetenzen, die nicht geregelt sind.

Fehlender Erfolg belastet

Kirchliche IdealeAls ehrenamtlicher Mitarbeiter ist Bruno Meier zusätzlichen Belastun-gen ausgesetzt, die typischerweise aus folgenden Bedingungen entste-hen: die Kirchenbindung der Men-schen nimmt ab und Kirche, Theolo-gie und kirchliche Arbeit verlieren an Bedeutung. Das führt zu mangelnder Anerkennung kirchlichen Handelns durch die Gesellschaft. Auf der ande-ren Seite wird in der Kirche ein har-monisches Zusammensein oft überbe-

wertet, weshalb Aggression, Stärke und Wettbewerb negativ gewertet werden. Es ist schwierig für Herrn Meier und andere Mitarbeitende in der Kir-che, das richtige Mass zwischen Ar-beit und Privatem zu finden und Gren-zen für sich persönlich zu setzen. Denn wenn zwischen kirchlichem En-gagement und Auftrag einerseits und den eigenen Bedürfnissen anderer-seits ein Konflikt entsteht, tragen kirchliche Ideale wie das protestanti-sche Arbeitsethos dazu bei, dass die eigenen Bedürfnisse oft zurückge-setzt werden – sehr zum Schaden der betroffenen Person.

Auswege findenEine Burnout-Gefährdung, wie sie Bruno Meier erlebt, muss nicht in ein Burnout führen. In einem nächsten Artikel werde ich einige Schritte auf-zeigen, was im Vorfeld eines Burnouts unternommen werden kann.

ZUR PERSON

Peter von Känel ist Pfarrer der EMK in Burgdorf-Breitenegg und arbeitet teilzeitlich als Supervisor

www.wegstrecke.ch, wo er Menschen rund um das Thema Arbeit begleitet. Von 2010 bis 2013 hat er einen Masterstudiengang Supervision, Fachrichtung Pasto-ral-Psychologie, an der Evangeli-schen Hochschule Freiburg i.B. belegt. Seine Abschlussarbeit stand unter dem Thema «Brennen bis zum Ausgebranntsein – Ursa-chen und Prophylaxe in der Ent-stehung des Burnout am Beispiel des kirchlichen Umfeldes».

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Von Urs Schweizer

Wenn irgendwo mal wieder eine Be-liebtheitsskala bezüglich der in der Schweiz gesprochenen Dialekte publi-ziert wird, finde ich mich in aller Re-gel nirgends wieder – weder oben noch in der Mitte noch unten. Ich ge-höre ganz offensichtlich zu einer irre-levanten Randgruppe. Es ist deshalb wenig überraschend, dass mein Dia-lekt zumindest zu Beginn eines öffent-lichen Auftritts ausserhalb meines Heimatkantons immer wieder für all-gemeine Erheiterung sorgt – und dass er im besten Fall bei über den Rhein migrierten Personen gesetzten Alters nostalgische Gefühle weckt. Aber mein Dialekt ist Teil meiner Identität, und deshalb habe ich längst mit diesen Reaktion zu leben gelernt. Weil meine Frau ziemlich ähnliche sprachliche Wurzeln hat, haben wir unseren Dialekt auf ganz natürliche Weise an unsere Kinder weitergege-ben. Nun ist es allerdings so, dass Lehrpersonen in Kindergarten und

Schule und vor allem Freundinnen und Freunde einen nicht unbeträcht-lichen Einfluss auf die Sprache unse-rer Kinder haben. Bei unserer Ältes-ten ist am besten festzustellen, wie sich etwas zu verändern beginnt. Beispielsweise sagt sie nicht mehr «dihaam», sondern «dihei». Weil ich es schade finde, wenn sol-che Besonderheiten verloren gehen, weise ich unsere Tochter manchmal darauf hin, dass man diesem oder je-nem «bei uns» eigentlich anders sagen würde. Doch ich spüre, dass dies auch Anzeichen eines Ablösungsprozesses sind, den ich weder aufhalten kann noch darf, weil er zu ihrer Suche nach einer eigenen Identität und Sprache gehört. Auf diesem Weg zu ihr stehen und in meinem Reden und Handeln authentisch und glaubwürdig sein – das möchte ich jedoch. Im Wissen da-rum, immer wieder zu scheitern und Hilfe zu brauchen. Ob «dihaam» oder «dihei» wird dann nebensächlich. Wichtiger ist, dass sich unsere Toch-ter zuhause fühlt.

Wesentliches und Nebensächliches unterscheiden

Dihaam oder dihei?

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