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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz
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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz
The United Methodist Church
«Jesus war das Thema Nummer 1!»Erfahrungen mit der Kampagne «Jesus ist …» in der EMK Flaach
Seite 18
Die gute Nachricht treffend bezeugenJährliche Konferenz 2016: «Auf den Punkt gebracht»
Seite 8
Mit Salz gewürztEine wichtige Gnadengabe neu entdecken
Seite 9
Pfingsten ist die Initialzündung zu einem sozialen Christsein
Gottes Geist bewegt zur MitleidenschaftSeite 10–11
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12 17 26
4 Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent
Auch kleine Beträge fallen ins Gewicht
8 Jährliche Konferenz 2016: «Auf den Punkt gebracht»
Die gute Nachricht treffend bezeugen
9 Eine wichtige Gnadengabe neu entdecken
Mit Salz gewürzt
10 Pfingsten ist die Initialzündung zu einem sozialen Christsein
Gottes Geist bewegt zur Mitleidenschaft
12 Sieben Thesen zum Lobpreis in der Gemeinde
«Mir chöme zu dir Jesus»
14 Die Generalkonferenz und die Mission der Kirche
Struktur- und Kulturwandel in der EMK
15 Als Delegierte an die Generalkonferenz
Eine spannende Herausforderung
16 Kita Bethanien – bald auch in Altstetten
«Komm, lass uns zusammen die Welt entdecken!»
17 Wurzeln schlagen in einem fremden Land
Die chilenische Methodistenkirche hilft Flüchtlingen in Arica
18 Erfahrungen mit der Kampagne «Jesus ist …» in der EMK Flaach
«Jesus war das Thema Nummer 1!»
20 Im STR16 wird die Lagergeschichte um das Geheimnis der
Sanduhr lebendig
Einzigartiges «Freilichttheater» im STR16
22 Zum Tod von Daniel Husser
Versöhnung als Herzensanliegen
23 Impulse für eine bewusst gestaltete Liturgie
Gottesdienst als gemeinsames Gebet
24 Begeisterung, die anstecken kann
«Schön, dass es dich gibt!»
26 Negativer Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts
Keine Fördergelder für EMK-Jugendarbeit
2 Kirche und Welt Nr. 05/2016
www.internet.emk
VON STEFAN MOLL
Eine Gruppe auf Facebook zum Thema ‹Soteriolo-
gie› regt dazu an, über die Erlösungslehre auszu-
tauschen. Hier hat Andreas Schweizer geschrieben,
wie die Homepages unserer Kirche auf ihn wirken:
«Ich komme zum Schluss, das wir vor allem uns
selber verkünden. Der Menüpunkt ‹Über uns› ist
daher folgerichtig zuoberst. (...) Dazu kommt die ab-
strakte Sprache. Zählt einmal, wie oft das Wort ‹An-
gebot› angeboten wird! Unser Angebot ist reichhal-
tig. Wir bieten für alle etwas an. Nur was eigentlich?
Sitzungen? Beschäftigung? Termine? Angebote? All
das suche ich nicht.»
Wie kann unsere Kirche im Netz auftreten? Eine
Seite zum Träumen? Mit folgendem Menu: «Kommt
zu Tisch?» – Hier fänden sich Bilder vom Essen, Ge-
dichte von Tischgesprächen, Geschichten Träume
und Taten von Shalom.
Oder der Link «Hier gibt es Saures». Da inden
Sie Gebete zur Versöhnung oder könnten von Ent-
täuschung und Versöhnung erzählen. Mitten drin
die grossen Versöhnungstexte aus Bibel und Weltli-
teratur.
Sie inden auch den Themenpunkt «Niederga-
ren». Hier geht es langsam zu. Ruhige Bilder, die
Musik von John Cage «as slow as possible» («so
langsam wie möglich»), Gedanken zum Wachsen
wie ein Baum …
Wer hat den Mut, das radikal andere zu probie-
ren, um Erlösung zur Sprache zu bringen?
Für Rückfragen: [email protected]
EditorialLiebe Leserin, lieber Leser
Unsere Tochter feierte Anfang April ihre «Übertrittsfeier». Für
den Gottesdienst hatte sie unter anderem die Aufgabe, Lieder he-
rauszusuchen. Weil sie mich darum bat, half ich ihr dabei. Die
Texte der Lobpreislieder hatten fast alle eines gemeinsam: sie han-
delten von einem Ich und seiner Beziehung zu Gott. Selbst wenn
wir gemeinsam singen, singt jede/r nur von sich selbst. Als ob
sich die ganze Welt nur um «mich» dreht! Das klingt wie eine
fromme Variante des Narzismus.
Im Neuen Testament wird erzählt, Jesus habe einen Kreis von
zwölf Schülern um sich geschart. Er hat dabei, jedenfalls wenn
man den Erzählungen folgt, nicht gefragt, ob ihnen das passt. Das
Gebet, das er seine Schüler lehrte, bittet: «Gib uns…; führe
uns ...». Aber selbst das steht nicht an erster Stelle, sondern zu-
erst kommt: «Dein Name … Dein Reich … Dein Wille». Darin sind
sich die einig, die so beten: Nicht, was mir mein Christsein, der
Gottesdienst, mein Engagement bringt, ist die Frage, sondern ob
damit Gottes Name geheiligt wird, sein Reich dadurch Gestalt ge-
winnt, sein Wille so auf der Erde geschieht, wie er im Himmel
geschieht, darum geht es.
Damit das möglich wird, dazu braucht es jede/n einzelne/n.
Aber geschehen kann das nur, wenn dabei jede/r nicht auf das ei-
gene ausgerichtet ist, sondern auf das, was dem/der anderen dient.
Das schenke uns Gott!
Sigmar Friedrich
Redaktor
3Kirche und Welt Nr. 05/2016
Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent
Auch kleine Beträge fallen ins Gewicht
ZAHLSTELLE
diesem Grund hat sich Patrizia F. in Ab-
sprache mit der Zahlstelle zu einem
drastischen Schritt entschlossen: Vor
dem 18. Geburtstag ihres Sohnes hat
sie dessen Jugendkonto in ein Einlage-
konto auf ihren Namen umgewandelt.
«Das Konto mit Ersparnissen und ei-
nem Erbvorbezug wird an Roman über-
geben, wenn er begriffen hat, dass Geld
nicht von selbst nachwächst, sondern
erarbeitet werden muss.»
Der Gedanke, das Geld anderswo ein-
zuzahlen, ist der Mutter nie gekom-
men. «Die Zahlstelle tut Gutes mit die-
sem Geld und zwar für Jugendliche
ebenso wie für Senioren. Ich hoffe,
dass noch viele Leute dort ein Konto
eröffnen.»
Mit ihrer Befürchtung, der Sohn
könnte mit dem Geld überfordert sein,
ist Patrizia F. nicht allein. Zeitweise
erleben viele Eltern beim einen oder
anderen Kind solche Ängste. Bei ihrer
Jüngsten wusste Anna K., ehemalige
Missionarin und Mutter vor drei Teen-
agern, monatelang nicht, ob die Er-
sparnisse in Kleidern und Schmuck
aufgehen würden. «Das ist besser ge-
worden. Léonie wird reifer. Ich bin
überzeugt, dass sich das bis zum 18.
Geburtstag ausgewachsen hat.» Was
aber, wenn die Unsicherheit erst nach
der Volljährigkeit auftritt?
Lernen vor dem Tag X
Wer Jahre vorher mit den Kindern of-
VON DANIELA DECK
Mit der Volljährigkeit wird der Ju-
gendliche Herr über sein Jugend-
konto. Die mögliche Erfüllung von
Wünschen geht oft mit der Frage ein-
her, ob der junge Mensch der Verant-
wortung gewachsen ist. Das Gespräch
mit Eltern zeigt überraschende
Ergebnisse.
«Es ist gut, dass Geld auf der Zahlstelle
nicht so einfach zugänglich ist», sagt
Debora P.* Weder am Bancomat noch
über das Smartphone kann man bei
der Zahlstelle Geld abheben. Dazu
müssen P.s drei Töchter, von denen die
jüngste vor kurzem den 18. Geburtstag
gefeiert hat, ein E-Mail schreiben und
angeben, auf welches Konto sie Geld
vom Jugendkonto überwiesen haben
wollen. Eine Anstrengung, die besagte
Töchter hauptsächlich unternehmen,
um ihre Ausbildung zu bezahlen. De-
bora P. ist überzeugt, dass dieser Um-
stand dazu beiträgt, dass alle drei Kon-
ten, die die Grosseltern bei der Geburt
der Enkelinnen eingerichtet haben,
weiterhin bestehen – ebenso wie ihr ei-
genes einstiges Jugendkonto, das dem
Ehepaar heute als Sparkonto dient.
Da sind sich die befragten Eltern
einig: der «unmoderne» Geldbezug
bietet willkommenen Schutz vor über-
stürzten Auslagen der jungen Genera-
tion. Peter A., Vater von vier Kindern,
spricht vom Phlegma und der Genüg-
samkeit seines Ältesten: «Ich weiss
nicht einmal, ob er je das Formular
für seine Unterschriftsberechtigung
(s. Box) eingeschickt hat.»
Drastischer Eingriff
Dennoch kann es geschehen, dass die-
ser Schutz nicht ausreicht, einfach da-
rum, weil jemand (noch) nicht reif ist
für die finanzielle Verantwortung. Aus
Das Jugendkonto als Schutzraum, um einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Geld zu lernen.
ZAHLSTELLE
fen über Geld, über das Einteilen und
Sparen redet, zum Beispiel schon beim
ersten Taschengeld, sorgt hier vor.
«Wir hatten mit allen Kindern ein Bud-
get erarbeitet, als sie in die Lehre ka-
men, und darauf geachtet, dass sie we-
nigstens ein Jahr lang über ihre
Ausgaben genau Buch führen. Mein
Wunsch vom KV her, ihnen die voll-
ständige Buchhaltung beizubringen,
war zu hoch gesteckt. Die Mädchen ha-
ben rasch gemerkt, dass auch kleine
Posten mit der Zeit zu grossen Sum-
men werden», erzählt Debora P. von ih-
rer Erfahrung zum Ende der Schulzeit.
Damit sei ein wichtiges Lernziel er-
reicht worden.
«Den Sinn dieser Milchbüchli-Rech-
nung erkannten aber nicht alle Kinder
sofort. Eines der Mädchen verstand
erst nach einem Adonia-Lager, in dem
das Thema behandelt worden war, wa-
rum man beim Geld vorsorgen und
planen muss. Nach dem 18. Geburts-
tag kann man ja niemanden mehr
zwingen. Dann muss man jeden Men-
schen seinen Weg gehen lassen.»
Ähnliche Wünsche
Erfahrungsgemäss werden viele Ju -
gendkonten bald nach der Volljährig-
keit aufgelöst. Bei den Wünschen zur
Verwendung des Geldes unterschei-
den sich die Jungen und die Eltern
kaum. Besonders hoch im Kurs stehen
der Führerschein und Zweitausbildun-
gen, zum Beispiel Sprachkurse.
*Alle Namen sind geändert.
FINANZIELLE VERANTWORTUNG ZUM VORZUGSZINS
Am 18. Geburtstag geht die Verfügungsgewalt über das Jugendkonto von
den Eltern an den Kontoinhaber über. Das ist gesetzlich festgelegt.
Mit einem Formular wird der Kontoinhaber aufgefordert, seine Unter-
schriftsberechtigung einzureichen. Damit erlischt die Zugangsberechtigung
der (Gross-)Eltern auf das Konto. Einzahlungen werden per Einzahlungs-
schein getätigt, Rückzüge (max. CHF 2000 pro Monat an Bank- oder PC-
Konto oder als Barauszahlung) mit schriftlicher Anweisung an die Zahl-
stelle. Junge Erwachsene proitieren bis zum 20. Geburtstag vom Vorzugs-
zins des Jugendkontos. Anschliessend wird dieses in ein Einlagekonto
umgewandelt.
Gehen die Ersparnisse am Ende in Kleider und Schmuck auf?
Zahlstelle
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für jede Lebenslage.
IHRE MEINUNG
Zu Nr. 3/2016, S.21: Der gleiche Gott?
Eine überzeugend einfache Antwort
Vor vielen Jahren war ich an einer Tagung des Deutschen evangelischen Kir-
chenbundes zum Thema Islam. Die Teilnehmer/innen setzten sich aus ganz
verschiedenen Kreisen, von Gelehrten bis zu mehr oder weniger blutigen Laien
zusammen … Auch mich beschäftigte die Frage: haben wir und die Muslime
den gleichen Gott. Da auch einige gebürtige Muslime aus Nordafrika dabei wa-
ren, die sich zum Christentum bekehrt hatten, nutzte ich die Gelegenheit, eine
Antwort zu bekommen und stellte meine Frage einem gebürtigen Muslim, der
jetzt überzeugter Christ ist. Hier seine Antwort, verpackt in eine Frage: ‹Sie
glauben, dass die Juden behaupten, es gibt nur einen Gott, wir Christen tun das
gleiche, und ebenso die Muslime? Da alle sagen: es gibt nur EINEN Gott, wie
kann es dann mehrere geben?› Diese Antwort hat mich überzeugt und in ihrer
Einfachheit erstaunt, dass ich nicht selber darauf gekommen bin. Das Fazit: Ja,
wir haben den selben Gott, allerdings sind die Sichtweise und das Verständnis
weit gestreut, bei weitem nicht die gleichen.
Agathe Stotz, Basel, Kleinbasel
Zu Nr. 3/2016, S.3: Mit den Ohren gehts
Erst gut nachdenken!
Wenn Stefan Moll schreibt: «wenn Menschen nicht glauben, haben sie tatsäch-
lich gute Gründe. Die lassen sich nicht ausreden», dann hat er offenbar seine
Bibel nicht gelesen. Jesus selbst beschreibt in Markus 4,1–20, dass z.B. Alltags-
sorgen, Verführungen des Wohlstands, und Gier – alles keine guten Gründe
angesichts der Ewigkeitsdimension des Glaubens – Menschen davon abhalten
zu glauben. Und dass der Satan (v.15) in anderen Menschen Gottes Botschaft
wieder wegnimmt, bevor sie zu dauerhaftem Glauben führt – also der Mensch
selbst gar keinen guten Grund hat, sondern einer Fremdherrschaft unterliegt.
Im Gespräch mit Nikodemus und der Samariterin begegnet Jesus intelligent
den Schein-Gründen des Nicht-Glaubens, Ergebnis: beide glauben danach. Ich
selbst habe in vielen Jahren persönlicher Evangelisation noch keinen einzigen
guten Grund gehört, nicht an Jesus zu glauben, aber haufenweise nicht zu Ende
gedachte Schein-Gründe. Das wäre auch zu erwarten, wenn Gott, der Schöpfer
unseres Gehirns, tatsächlich der Vater von Jesus ist.
Lieber Stefan Moll, wirksame Evangelisation setzte schon immer eines vor-
aus: zuerst gut nachdenken!
Markus Walther, EMK Zürich 4
Neue Mitglieder
Die nachfolgenden Personen sind neu
«bekennende Glieder» der EMK. In einem
Gottesdienst haben sie sich öffentlich zu
ihrem Glauben bekannt und unterstützen
die EMK in ihrem Dienst und Auftrag.
Robert Lüscher
Muhen
am 25.2.2015
Tabea Christen
Isabel Lüthi
Burgdorf-Breitenegg
am 22.11.2015
Andreas Blatter
Jennifer Blatter-Izzo
Hildegard Bosshart
Markus Bosshart
Esther Villanueva-Eppler
Interlaken
am 06.12.2015
Gabriela Knechtle
St. Gallen-Teufen
am 27.12.2015
Martin Künzler
Ruth Künzler
Margrit Voegeli
Raphael Zollinger
Bülach-Oberglatt
am 30.1.2016
Lucy Niederer
Simon Niederer
Herisau
am 31.1.2016
Tom Frenzel
Debora Röthlisberger-Bosshard
Stephan Röthlisberger
Rothrist
am 14.2.2016
Carsten Dahmann
Rebekka Dahmann
Herisau
am 21.2.2016
6 Kirche und Welt Nr. 05/2016
Gedanken zu Kirche und Gesellschaft
Lebensbejahende
Energie
Ruach, Ruach
Heiliger Geist, komm
schenk uns deine lebensbejahende Energie,
reiss uns aus unserer Lethargie,
Ängstlichkeit und Mutlosigkeit.
Ruach, Ruach
Windsturm, trag uns fort,
von festgefahrenen Wegen, Sachzwängen
und dem müden Alltagstrott
bring uns zu unseren Träumen und Visionen.
Ruach, Ruach
Windhauch, tröste uns
trockne unsere Tränen
versprühe deine Zärtlichkeit
in den Hass dieser Welt.
Ruach, Ruach
Du Heiliger Geist,
mal stark wie ein Windsturm,
mal leise wie ein Windhauch,
Du bist der Atem Gottes.
Amen.
André Töngi
IHRE MEINUNG
IHRE MEINUNG
Wir freuen uns über Ihre Zusendungen, behalten uns jedoch vor, Leser-
briefe zu kürzen.
Zu Nr. 4/2016, S.16: Der Dauerbrenner...
Wofür stehen unsere Delegierten ein?
Bei der Berichterstattung über die Generalkonferenz ist das kontroverse Thema
Homosexualität für Kirche und Welt das Thema Nr. 1. Ich bin ganz bei Bischof
Streiff und seinem Anliegen, dass bei den Entscheidungen dazu «hörbar und
sichtbar bleibt, wem wir nachfolgen und wessen Geist uns prägt». Dazu würde
ich aber gerne wissen, wie seine persönliche Überzeugung in dieser Frage
aussieht. Und vor allem: Was ist die persönliche Überzeugung von Christine
Schneider-Oesch und Etienne Rudolph, die uns an der Generalkonferenz ver-
treten werden? In welchem Sinne beabsichtigen sie abzustimmen? Ich meine,
dass dies für unsere Mitglieder und Freunde nicht nur wissenswert wäre, son-
dern dass sie auch ein Recht darauf haben, es zu erfahren.
Stefan Weller, Pfarrer, Wädenswil
Zu Nr. 4/2016, S.16: Der Dauerbrenner...
Bereit sein zu Kompromissen!
Dass es Homosexualität im freikirchlichen Umfeld noch etwas schwerer hat
als anderswo, war mir bekannt. Klar war mir auch, dass die Vorstellungen
über gleichgeschlechtliche Liebe weniger von theologischer Reflexion als von
kulturell bedingten Welt- und Menschenbildern geprägt werden. Der sorgfäl-
tige und besorgte Beitrag des Bischofs im K+W 4/2016 hat mich aufgeschreckt.
In dieser Schärfe habe ich die Problematik innerhalb der EMK bisher nicht
wahrgenommen (oder wahrnehmen wollen). Da werden in den Sozialen Grund-
sätzen, die ich in andern Bereichen wegweisend, geradezu prophetisch finde,
Positionen vertreten, die für mich überheblich, selbstgefällig, lieblos daher-
kommen und mein Empfinden und Denken verletzen.
Aus politischer Erfahrung weiss ist, dass es, auch wenn es oft schmerzt, im
gesellschaftlichen und eben auch kirchlichen Leben Bereitschaft zu Kompro-
missen braucht, die häufig wenig mit Inhalten und viel mit Formen und Ge-
bräuchen zu tun haben. Der Bischof setzt – meines Erachtens zu Recht – seine
Hoffnung auf Vielfalt, auf die Möglichkeit, Entscheidungen (dezentral) den
jährlichen Konferenzen oder den betroffenen Pfarrpersonen zu überlassen.
Als ob sie sich abgesprochen hätten, geht Papst Franziskus in seiner neusten
Enzyklika «Amoris laetitia» einen ähnlichen Weg. Innerhalb komplexer kirch-
lichen Vorgaben, die er nicht einfach über Bord werfen kann oder will, sucht auch
er mehr Nähe zur Basis, zur und zum Einzelnen. Liebe darf Freude machen.
Markus Brandenberger, Uetikon am See
7Kirche und Welt Nr. 05/2016
Jährliche Konferenz 2016: «Auf den Punkt gebracht»
Die gute Nachricht treffend bezeugen
VON CLAUDIA HASLEBACHER
Einen Schritt auf dem Weg zu gehen,
die Sprache des Glaubens und des
Heils neu zu entdecken oder gar ent-
stehen zu lassen – das soll gesche-
hen durch die Veranstaltungen zum
Schwerpunktthema der Jährlichen
Konferenz, zu denen alle, die zur EMK
gehören, herzlich eingeladen sind.
Ein Schulungs- und Begegnungstag
am Samstag, 18. Juni, widmet sich
dem Schwerpunktthema: «Über Erlö-
sung sprechen». Die Teilnehmenden
erwartet ein Referat von Dr. Michael
Nausner von der Theologischen Hoch-
schule Reutlingen zum Thema «Kom-
munikation des Evangeliums in der
heutigen Zeit», sowie drei verschie-
dene Impulse, die selbst weiter verar-
beitet werden können: «Shalom – mit
Gott versöhnte Tischgemeinschaft
leben», «Erlöst und versöhnt – und
was das mit Kampfsport zu tun hat»
und «Vom Wachsen wie ein Baum –
wie wir im Leben und Glauben rei-
fen». Das Kommunikationstheater dito
wird in einer heiter-ernsten Zusam-
menfassung des Tages das Gehörte
und Erlebte auf den Punkt bringen.
Weiter Anlässe
Neben diesem grossen öffentlichen
Anlass lädt insbesondere die Feier-
stunde mit den Jubilar/innen aus der
Dienstgemeinschaft der Pfarrer/in-
nen und die Verabschiedungen in den
Ruhestand zu Begegnungen ein.
Den Abschluss der Konferenz bil-
det der Festsonntag auf dem Areal der
Tellspiele in Interlaken. Nähere Anga-
ben dazu sind im Internet, im Einla-
dungsflyer und in der nächsten Aus-
gabe von Kirche und Welt zu finden.
Tagungsort der JK ist Münsingen.
ORTE, DATEN UND ZEITEN
Freitagabend, 17. Juni, 20.00 Uhr
Feierstunde mit Jubilarinnen und Jubilaren im Schlossgut Münsingen
Samstag, 18. Juni, 10.00–16.00 Uhr
Schulungs- und Begegnungstag im Schlossgut Münsingen
Sonntag, 19. Juni, 10.30–16.00 Uhr
Konferenzsonntag mit Gottesdienst und Aufführung der Tellspiele in
Interlaken, Areal der Tellspiele
Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich
Redaktor:Sigmar Friedrich
Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller
Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1Telefon 044 299 30 [email protected]
Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5
Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach, 8021 Zürich 1Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]
Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]
Insertionsschluss für 06/2016:12.05.2016
Graik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch
Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch
Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch
Bildnachweise:S.1,11 counselling, pixabay.comS.3,8,9 KuWS.4 serezniy, 123rf.comS.5 PublicDomainPictures, pixabay.comS.7,13,15–23,26 zVgS.10 fbilhalva, pixabay.comS.12 PeteLinforth, pixabay.comS.13 alexramos10, pixabay.com, mccartyv, pixabay.comS.14 Mike DuBose, UMNSS.24–25 ClkerFreeVectorImages, pixabay.com
JÄHRLICHE KONFERENZ
8 Kirche und Welt Nr. 05/2016
Eine wichtige Gnadengabe neu entdecken
Mit Salz gewürzt
VON BISCHOF PATRICK STREIFF
An Ostern schreibe ich diese Ko-
lumne zu Pingsten. Den Pingst-
sonntag werde ich an der General-
konferenz der weltweiten EMK
ver-bringen. Wird Pingsten Einluss
haben auf gemeinsame Gespräche
und Entscheidungen?
«Sind wir überzeugt, wie wichtig und
wie schwierig es ist, unsere Gesprä-
che richtig zu gestalten?», so fragte
schon John Wesley. Er wollte, dass
sich Methodisten an Konferenzen
zum gemeinsamen Gespräch und zur
Entscheidungsfindung treffen. Denn
jedem Christen ist der Geist gegeben
zum gemeinsamen Aufbau des Leibes
Christi. Aber wer den Geist hat, fühlt
sich schnell über andere erhoben.
Streit kommt auf – wie schon bei den
Korinthern.
Patrick Streiff: «Gespräche richtig zu gestalten, ist wichtig und schwierig.»
BISCHOFSBÜRO
Red und Antwort stehen
Christliches «Konferieren» zählte für
Wesley zu den Gnadengaben, genauso
wie Gottesdienst, Abendmahl, Gebet,
Fasten etc. Gemeinsam soll erkannt
werden, was der Geist uns sagen will.
Gemeinsam soll es dann auch in die
Tat umgesetzt werden. Weil solches
christliches «Konferieren» wichtig
und zugleich anspruchsvoll ist,
schrieb er den Methodist/innen ins
Stammbuch, sie sollen immer Red und
Antwort stehen «erfüllt von Gnade
und gewürzt mit Salz» (Kol. 4,6)
Vorher und nachher
Ob es an der Generalkonferenz und
unseren Jährlichen Konferenzen ge-
lingen wird, Salz der Erde zu sein?
Und ob wir den abschliessenden Rat
Wesleys auch befolgen, vorher und
nachher zu beten?
AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM MAI
3.–22.5 Bischofsrat und Generalkonferenz, Portland USA
25.–29.5 Jährliche Konferenz Österreich
Agenda
DO.–S0. 5.–8. MAI
Takano Camp IV und netV-Begegnung
Lenzburg
Infos / Anmeldung: www.takano-online.ch
MITTWOCH, 18. MAI
Grundkurs Jugendarbeit
«Nähe und Distanz»
Zürich, Badenerstrasse 69
Infos / Anmeldung: www.takano-online.ch
SAMSTAG, 21. MAI
Bilder und Layout für Gemeindebrief und Website
09.00–13.00 Uhr
Zürich, Badenerstrasse 69
Kosten: CHF 30.–
Infos / Anmeldung: Sigmar Friedrich,
SAMSTAG, 21. MAI
Samstags-Pilgern auf dem Jakobsweg
Märstetten-Sirnach
Kosten: CHF 20.–
Infos / Anmeldung: Walter Wilhelm, 061 311 35 86,
MITTWOCH, 25. MAI
Grundkurs Jugendarbeit
«Alles, was Recht ist»
Zürich, Badenerstrasse 69
Infos / Anmeldung: www.takano-online.ch
FREITAG, 3. JUNI
netV-Abend
EMK Flawil
Infos / Anmeldung: Michael Breiter, 079 782 56 94,
DO.–SO. 16.–19. JUNI
Auf den Punkt gebracht
Jährliche Konferenz
Münsingen und Interlaken
SA., 30. JULI – SA., 6. AUGUST
«Ist mein Leben getragen …?»
Bibel-Ferienwoche
mit Bernard u. Elisabeth Lehmann
Hotel Artos Interlaken
Kosten: ab CHF 1092.–
Infos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken,
033 828 88 44, www.artos.ch
9Kirche und Welt Nr. 05/2016
Pfingsten ist die Initialzündung zu einem sozialen Christsein
Gottes Geist bewegt zur Mitleidenschaft
THEMA
VON STEFAN ZÜRCHER
Lieber Stefan
«Was bringt es mir? Stimmt es für mich?» – Solche und ähnliche Fragen begegnen mir, wenn ich mit Christ/innen im
Gespräch bin. Ich frage mich: Wie gelingt es uns, den Blick weg von der eigenen, kleinen, begrenzten Welt hin auf die
grosse neue Welt Gottes zu richten? Wie gewinnen wir die grosse Perspektive auf Gottes Reich, auf die neue Schöp-
fung, auf den neuen Himmel und die neue Erde mit einer neuen Menschgemeinschaft, die Gott am Schaffen ist? Wie
lernen wir, uns als Partner/innen Gottes zu verstehen, die berufen sind, an der neuen Schöpfung mitzuschaffen? Dann
würden Christ/innen nicht mehr individualistisch fragen: «Was bringt es mir?», sondern, »was bringt das, was wir
tun, Gott und der neuen Schöpfung?» Herzlich, Dein Sigmar
Lieber Sigmar
Ich will eine Antwort versuchen. Da-
bei schaue ich auf Pfingsten. Dieses
Fest erinnert uns an den Heiligen
Geist und sein Wirken. Ich glaube,
dass er diesen Wandel gelingen las-
sen kann. Dass er unseren Blick weg
von uns hin zu Gott, zum Nächsten
und auf die neue Schöpfung lenken
kann.
Eine zweite Bekehrung
Eine Erfahrung John Wesleys bestärkt
mich darin: jahrelang war Wesley in
seinem Streben nach Heiligung auf
sein eigenes Seelenleben fixiert. Aber
dann am Abend des 24. Mai 1738 in
einer christlichen Versammlung
schenkte Gottes Geist ihm Gewissheit
des Heils aus Glauben. In seinem Ta-
gebuch beschreibt Wesley diese Er-
fahrung so: «Ich fühlte mein Herz selt-
sam erwärmt. Ich fühlte, dass ich auf
Christus vertraute, Christus allein
für meine Erlösung, und mir wurde
eine Gewissheit gegeben, dass er
meine Sünden weggenommen hatte,
auch meine, und mich gerettet hat
vom Gesetz der Sünde und des Todes.»
Und dann folgt dieser Satz: «Ich be-
gann mit aller Kraft für die zu beten,
die mich in einer spezielleren Weise
missbraucht und mich verfolgt ha-
ben.»
Wesley richtet seine Gedanken weg
von sich selbst auf seine Mitmen-
schen. Eindrücklich, diese Abkehr
von der Fixierung auf das eigene See-
lenleben und die Hinkehr zu den Mit-
menschen! Sozusagen eine zweite
Bekehrung von Leidenschaft zu
Mitleidenschaft, von einem indivi-
dualistischen Christsein zu einem
sozialen.
Der Heilige Geist will gesunde, lebendig machende Beziehungen stiften.
10 Kirche und Welt Nr. 05/2016
THEMA
Ein Geist der Gemeinschaft
Diese Erfahrung vom Wirken des Hei-
ligen Geistes finde ich in der Bibel an
vielen Stellen bestätigt. Denk nur an
die Pfingstereignisse (Apg 2). Oder
ans Bild vom Leib und den Gliedern
(1.Kor 12,12ff). Ziel des Heiligen Geis-
tes ist es, zu «vergemeinschaften»,
d. h. gesunde, lebendig machende Be-
ziehungen zu stiften – zu Gott, zu sich
selbst, zu den Mitmenschen und zur
nichtmenschlichen Schöpfung.
Vor einiger Zeit machte ich beim Le-
sen von Galater 5,22–23
eine Entdeckung: Die
Frucht des Geistes mit
ihren vielfältigen Aus-
drucksformen zielt auf
ein gesundes Miteinander. Da ist
handfeste, zupackende Liebe; leider-
probte, ansteckende Freude; Friede
mit Gott und den Menschen; barmher-
zige Geduld, die dem andern Zeit und
Raum zum Atmen lässt; dann echte
Freundlichkeit von innen heraus,
keine aufgesetzte, harmlose; grosszü-
gige Güte; verlässliche Treue – ein Ja
ist ein Ja – und Sanftmut, die Haltung,
die dem andern ohne ihn zu verurtei-
len aufhilft; schliesslich Selbstbeherr-
schung. Gottes Geist schafft heile und
heilende Gemeinschaft. Neue Schöp-
fung! Vorgeschmack auf den neuen
Himmel und die neue Erde schon
jetzt!
Ein Gott der Gemeinschaft
Gemeinschaft ist das Wesen des drei-
einen Gottes. Vater, Sohn und Heili-
ger Geist selber bilden ja eine Gemein-
schaft, sind in Liebe mit- und
füreinander da – übrigens wunder-
schön und anschaulich beschrieben
im Buch Die Hütte von William P.
Young. Der Gott der Bibel ist ein Gott
in Beziehung, darum Liebe (1. Joh 4,8).
Und wenn Paulus davon spricht, dass
der Heilige Geist Gottes Liebe in un-
sere Herzen ausgegossen hat (Röm
5,5), heisst das für mich: Gott gibt mir
teil an seiner innergöttlichen Gemein-
schaft und stellt mich als neue Schöp-
fung (2. Kor 5,17) hinein in die Ge-
Liebe ist das Kennzeichen des Wirkens des Geistes.
ZUR PERSON
Stefan Zürcher ist seit 2015
Distriktsvorsteher des Distrikts
Nordwestschweiz.
meinschaft mit anderen Menschen
und mit der nichtmenschlichen Schöp-
fung. So befähigt er mich, diesen in
Liebe zu dienen (Gal 5,13) und an Got-
tes neuer Schöpfung mitzuschaffen.
Leuchtet das ein?
Einzigartige Individuen
Ich habe jetzt viel davon gesprochen,
dass wir als Gemeinschaftswesen ge-
schaffen sind. Man könnte das miss-
verstehen. Nämlich so, dass wir in
Gottes Augen lediglich beliebig aus-
tauschbare Kreaturen
im Ganzen seiner
Schöpfung sind. Dem
ist nicht so. Es stimmt
zwar, Gott hat alle Le-
bewesen auf Gemeinschaft hin ge-
schaffen, aber eben als einzigartige
Individuen mit eigener Würde und ei-
genem Wert. Was für eine grossartige
Individualität auf unserer Erde
herrscht! Was für eine reiche Vielfalt!
Schau dich nur einmal um! Auch das
muss gesagt werden. Gemeinschaft
geht nicht auf Kosten der Individuali-
tät.
Aus eigener Erfahrung
Das ein paar unfertige Gedanken zu
deiner Frage, lieber Sigmar. Dass der
Heilige Geist ein Gemeinschaft stif-
tender Geist ist, habe ich schon oft er-
lebt. Eindrücklich zum Beispiel die
Erfahrung Leitungsteam der EMK in
Tann, zu dem ich bis letzten Sommer
gehörte. So unterschiedliche Persön-
lichkeiten! Ich glaube, von uns aus hät-
ten wir uns zum Zusammenarbeiten
nie ausgesucht. Unsere Beziehungen
erforderten viel Arbeit. Immer wieder
waren klärende Gespräche nötig. Aber
wir haben erlebt: Durch unser Arbeiten
an unserem Miteinander vergemein-
schaftete der Heilige Geist uns eng mit-
einander, machte uns im Laufe der Zeit
zu Freunden und liess offene, ehrliche,
tragfähige Beziehungen entstehen. Wir
haben miteinander Hochs und Tiefs –
persönliche und unsere Gemeinschaft
betreffende – geteilt, getragen, durch-
litten und gefeiert. Ein Stück neue
Schöpfung! Herzlich, Dein Stefan
Gottes Geist
schafft heilende
Gemeinschaft
11Kirche und Welt Nr. 05/2016
Lobpreis ist mehr als «ich und der Herr».
Sieben Thesen zum Lobpreis in der Gemeinde
«Mir chöme zu dir Jesus»
VON MARIA UND MICHAEL SCHWALLER
Auf die Frage, was Worship (neu-
deutsch für Anbetung und Lobpreis)
für uns denn bedeute, ist unsere Ant-
wort eindeutig: Anbetung ist mehr
als der Lobpreisteil im Gottesdienst,
Anbetung ist ein Lebensstil. Es ist
die Haltung, Gott in allem die Ehre
zu geben und ihm ganz zu vertrauen.
In diesem Artikel liegt das Augen-
merk beim Lobpreis in der Gemeinde.
Entlang von sieben Thesen versu-
chen wir, gängige Muster in unserer
Kirche kritisch zu hinterfragen.
1. Worship ist Gott-orientiert, nicht
Mensch-orientiert.
Worship soll immer ein vertikaler Di-
alog (zwischen Gemeinde und Gott),
nicht horizontale Interaktion sein. Zu-
dem steht die persönliche emotionale
Erfahrung nicht im Vordergrund. Ent-
sprechend zielt die Frage: «Und, wie
hat dir der Lobpreis gefallen?» in die
gänzlich falsche Richtung. Es ist dies
die Frage eines Kinogängers, eines
Dienstleistungsbezügers. Ähnlich am
Ziel vorbei gehen auch folgende Über-
legungen: «Wurde ich angesprochen?
Sind meine Bedürfnisse gestillt?» An-
betungslieder sollen weniger nach
«Herr gib mir mehr!», sondern öfter
wie «Es ist Zeit, dass ich dir gebe» tö-
nen. Weniger «Hier bin ich, begegne
mir!», eher «Hier bin ich, sende mich!».
2. Lobpreis besteht aus Offenbarung
und Antwort.
Gott kann sich uns auf vielfältige
Weise offenbaren. Lassen wir es zu,
dass Gott zu uns spricht? Am Sonn-
tagmorgen vielleicht durch eine Pre-
digt, einen spirituellen Moment, in
der Stille, etc. Häufig zielt unser Wor-
ship zu früh oder sogar nur auf Ant-
wort ab. Eigentlich müsste zuerst Got-
tes Offenbarung, seinem Reden zu
uns ausreichend Raum
gegeben werden. Dabei
kann es durchaus sinn-
voll sein, Gott insbeson-
dere nach der Predigt
mit Liedern zu loben und ihm zu zei-
gen, dass wir bereit sind für eine Aus-
sendung.
3. Mehr wir – weniger ich.
Gott schrieb seine Geschichte immer
mit Menschen für Menschen. Indivi-
duen, die von Gott auserwählt wur-
den, hatten ihre Fähigkeiten stets in
den Dienst der Gemeinschaft zu stel-
len. Genauso lässt sich auch Lobpreis
verstehen: nicht als ein isolierter Di-
alog zwischen einem Individuum und
THEMA
Gott, sondern als Ein- bzw. Unterord-
nung in seine grosse Geschichte mit
uns. Weniger Selbstverwirklichung,
mehr gemeinsames vor Gott treten.
Viele zeitgenössische Lobpreislieder
führen uns jedoch geradewegs hin in
diese Ich-Zentriertheit: «Führe mich,
forme mich, leite mich und begleite
mich...». Wäre es nicht angebracht öf-
ters bewusst ein «Mir chöme zu dir
Jesus» anzustimmen?
4. Gott ist das Subjekt, nicht das Ob-
jekt der Anbetung.
Anbetungsmusik ist mehr als Musik,
mehr als Emotionen. Klar,
es geht um Gott. Die Kern-
frage ist dabei aber, ob Gott
eine aktive, integrale Rolle
spielt. Singe ich zu Gott,
oder singe ich schöne Worte über
Gott? Geben wir Gott Raum zum Re-
den und Wirken? Lassen wir auch mal
Stille zu? Haben wir Zeit hinzuhören?
Wäre konsequenterweise den Band-
leitern nicht gut geraten sich ver-
mehrt zurückzuhalten, nicht zu stö-
ren?
5. Worship kann nicht arrangiert,
massgeschneidert werden.
Alles eine Frage der Technik. Das
Gänsehautgefühl, das im Worship er-
Singe ich zu
Gott oder
über Gott?
12 Kirche und Welt Nr. 05/2016
In der Anbetung ganz Gott zugewandt sein.
lebt werden kann, kann gerade so gut
auch an einem Popkonzert kreiert
werden. Es sind bekannte musikali-
sche Muster, derer man sich bedienen
kann, um Menschen anzusprechen,
sie allenfalls sogar zu manipulieren.
Worship ist diametral anders. Er ist
nicht menschgemacht. Echte Anbe-
tung wird erst durch
die Gestaltungskraft
des Heiligen Geistes
lebendig. Dabei kön-
nen wir uns nicht der
Kraft Gottes bedienen und das Wir-
ken des Heiligen Geistes nicht kont-
rollieren. Aber wir dürfen ihn einla-
den und ihn darum bitten, dass er der
Gemeinde den Weg bahnt für eine
göttliche Begegnung.
6. Mit Lobpreis verfolgen wir das Ziel
an Gottes Geschichte teilzunehmen.
Gottes Geschichte liest sich nicht nur
von Weihnachten bis Ostern. Jesu Ge-
burt, Leben und Tod sind zentral, un-
bestritten. Aber Gott war schon am
Werk vor Jesu Geburt und die Ge-
schichte hört nicht auf mit seiner Auf-
erstehung. Es geht um Gottes Plan,
nicht um unseren. Es geht um Gottes
Absicht, nicht um unsere Wünsche
und Bedürfnisse. Beim Lobpreis fü-
gen wir uns in diesen Plan ein. Wir
lassen uns von Gott brauchen und ein-
setzen. Wir bauen an Gottes Reich.
THEMA
7. In der Anbetung begegnen wir
Gott in seiner Allmacht.
Bereiten wir uns jeweils vor auf eine
göttliche Begegnung? Im alten Testa-
ment lesen wir davon, wie der Hohe-
priester einmal im Jahr das Allerhei-
ligste des Tempels betreten durfte.
Dem Volk Gottes war es offenkundig,
wie heilig Gott ist und
wie man mit Ehrfurcht
vor ihn treten soll. Sind
wir uns dieser unfass-
baren, ja geheimnisvol-
len Facette Gottes auch bewusst? Er
agiert ausserhalb unserer Verständ-
nisskala. Er ist «der Löwe und das
Lamm. Preist Adonai». Besingen wir
Gott als unsern Freund und Vater, so
hilft das zwar, ihn nahbar zu machen.
Dieser Aspekt allein wird dem Wesen
Gottes aber niemals gerecht. In der
Anbetung sollten wir versuchen, Got-
tes Macht und Herrlichkeit zumindest
näher zu kommen. Wenn wir uns
wünschen, dass Gott erhöht wird,
dann erniedrigen wir uns vor ihm.
Fazit: Lobpreis hat viele Facetten –
mit Gott im Zentrum macht man vie-
les sehr richtig. Wir wünschen eine
gesegnete Begegnung.
ZU DEN PERSONEN
Maria und Michael Schwaller (36 und 40) haben im Sommer 2015 am
Regent College in Vancouver/CA den Kurs «More than Music: Re-Imagining
contemporary Worship» besucht. Inspiriert von Christine Longhurst und
Matt Redman (Facedown, Regal Books, 2004) und mit einem neuen Blick auf
die Anbetung engagieren sie sich in einer Lobpreisband der EMK Solothurn.
Beim Lobpreis
fügen wir uns ein
in Gottes Plan
13Kirche und Welt Nr. 05/2016
GENERALKONFERENZ
Die gemeinsamen Feiern bilden einen wichtigen Teil der Generalkonferenz.(Bild: GK2012)
Die Generalkonferenz und die Mission der Kirche
Struktur- und Kulturwandel in der EMK
VON BISCHOF PATRICK STREIFF
Vom 10.–20. Mai 2016 wird die Gene-
ralkonferenz der EMK in Portland,
Oregon, in den USA stattinden. In der
Aprilausgabe von Kirche und Welt wa-
ren Bedeutung und Aufgabe dieser
weltweiten Tagung beschrieben wor-
den. Einige der Themen, die zur Ver-
handlung stehen, zeigen, wie stark
die EMK weltweit im Wandel begrif-
fen ist.
Gemeinsam – weltweit
Die Generalkonferenz 2012 hat deut-
liche Akzente gesetzt, um bewusster
eine weltweite Kirche zu leben und
nicht nur eine US-Kirche mit Able-
gern in anderen Weltgegenden zu
bleiben. Dazu gehört ein liturgischer
Text über den weltweiten Bund, den
Methodisten bilden. Das gemeinsame
Beten dieser Liturgie soll dazu beitra-
gen, den nötigen Kulturwandel in der
Kirche zu stärken.
Ebenfalls 2012 war der grosse Ar-
beitsauftrag erteilt worden, die
weltweite Kirchen-
ordnung so zu
überarbeiten, dass
deutlich wird, wel-
che Teile weltweit gelten sollen und
welche Teile von Zentralkonferenzen
auf ihre regionalen Gegebenheiten
angepasst werden können. Der Gene-
ralkonferenz 2016 wird nun ein Ent-
wurf für wesentliche Teilbereiche der
Kirchenordnung vorliegen. Wenn die
Generalkonferenz den Entwurf bestä-
tigt, wird er 2017 allen Jährlichen
Konferenzen zur Konsultation zuge-
sandt. Bis zur Generalkonferenz 2020
soll dann eine beschlussreife Vorlage
über die gesamte Kirchenordnung
vorliegen.
Wachstumsfolgen
Die EMK in Afrika wächst sehr
schnell. Sie ist unterteilt in drei Zen-
tralkonferenzen mit zwölf Bischöfen
und einer Bischöfin. Doch die Zentral-
konferenzen umfassen riesige Gebiete
und sind kaum funktionsfähig. Die
Anzahl der Bischöfe sollte erhöht wer-
den. Deshalb wird der Generalkonfe-
renz ein umfassender Plan vorgelegt,
damit unter vorwiegend afrikanischer
Beteiligung bis zum Jahr 2020 ent-
schieden werden soll, wie viele Zent-
ralkonferenzen gebildet werden sol-
len und wie nach 2020 eine Aufteilung
auf insgesamt 18 statt nur 13 Bi-
schofssprengel aussehen soll.
Biblisch fundiert
Die Generalkonferenz 2012 hat in
Auftrag gegeben, die Sozialen Grund-
sätze zu überarbeiten mit dem Ziel,
dass sie deutlicher die biblische
Grundlegung, das methodistischen
Profil und die weltweite Geltung zum
Ausdruck bringen. Anhörungen in
den verschiedenen Regionen der Welt
haben dazu Vorarbeit geleistet. Die
Arbeit an einer Neufassung wird in
den kommenden vier
Jahren weitergehen
und soll der General-
konferenz 2020 zur
Beschlussfassung vorgelegt werden.
Im Jahr 2024 soll dann zum ersten
Mal eine Generalkonferenz ausser-
halb der USA stattfinden, voraussicht-
lich in Manila, Philippinen.
Strukturen verändern
Manchen Delegierten und Beobach-
tern blieb nach der Generalkonferenz
2012 nur in Erinnerung, dass am letz-
ten Tag eine schon beschlossene gro-
sse Strukturveränderung der gesamt-
kirchlichen Behörden vom Rechtsrat
der Kirche als verfassungswidrig zu-
rückgewiesen wurde. Ein Kreis von
Einzelpersonen wird nun der General-
konferenz 2016 eine veränderte Neu-
auflage einer solchen Strukturverän-
derung wieder zur Entscheidung
In Afrika wächst die
EMK schnell
14 Kirche und Welt Nr. 05/2016
vorlegen. Aus Jährlichen Konferenzen
im Texas kommt überdies der Vor-
schlag, die USA solle eine Zentralkon-
ferenz werden.
Ein anderer Weg
Unter Leitung des «Connectonal
Table», einer Art gesamtkirchlichem
Kirchenvorstand, wird allerdings ein
anderer Weg vorgeschlagen: Die EMK
möge an der General-
konferenz 2016 auf
Strukturveränderun-
gen verzichten und
dafür in gemeinsa-
mem Beratungsprozess während der
kommenden vier Jahre sowohl die Bil-
dung von einer oder mehrerer Zent-
ralkonferenzen in den USA als auch
eine Reorganisation des «Connectio-
nal Table» mit grösserer weltweiter
Beteiligung vorantreiben. Damit er-
gäbe sich die Möglichkeit, dass die
verschiedenen Prozesse hin zu einer
bewusst weltweit gestalteten Kirche
aufeinander abgestimmt und in grö-
sserer Einheit vorangebracht werden
könnten.
Die Kosten tragen
Die gesamtkirchlichen Finanzen wer-
den bisher fast ausschliesslich von
den USA getragen. Nur beim Bischofs-
fonds beteiligen sich die ausserame-
rikanischen Zentral-
konferenzen an den
Kosten. Allerdings um-
fassen die gesamtkirch-
lichen Dienste zu einem
grossen Teil Dienstleistungen in und
für die EMK in den USA. Auch hier
soll in den kommenden vier Jahren
durch die Arbeit an einer weltweiten
Kirchenordnung eine Klärung entste-
hen, was US-spezifisch und was welt-
weit ist. Bereits jetzt soll die General-
konferenz 2016 aber über eine
Ausweitung der Unterstützung durch
Zentralkonferenzen an gesamtkirch-
lichen Kosten entscheiden. So sollen
Beiträge zusätzlich zum Bischofs-
fonds auch für den allgemeinen Ver-
waltungsfonds («General Administra-
tion Fund») erhoben werden. Die
Beiträge sind abhängig von den Mit-
gliederzahlen und der Finanzkraft ei-
nes Landes. Der neue Beitragsschlüs-
sel hat zu Tage gefördert, dass die
EMK in Europa schon bisher höhere
Beiträge pro Mitglied geleistet hat als
die USA. Deshalb wird keine zusätz-
liche Belastung auf die europäischen
Jährlichen Konferenzen zukommen.
Im Gebet einstehen
Dies ist ein kleiner Auszug aus einer
Vielfalt von Themen und Petitionen,
die von der Generalkonferenz 2016
behandelt werden sollen. Herzlichen
Dank für alles Begleiten im Gebet im
Vorfeld und während der General-
konferenz!
GENERALKONFERENZ
Als Delegierter an die Generalkonferenz
Eine spannende Herausforderung
VON ETIENNE RUDOLPH
Aus der Jährlichen Konferenz
Schweiz-Frankreich-Nordafrika wird
Etienne Rudolph als einer von zwei
Delegierten an die Generalkonferenz
fahren. Wir haben gefragt, was ihn
dazu motiviert und welches der dis-
kutierten Themen ihm für die Arbeit
in unserer Konferenz besonders
wichtig erscheint.
Die internationale Dimension unserer
Kirche motiviert mich an der General-
konferenz teilzunehmen: Delegierte
aus der ganzen Welt zu treffen und
mit ihnen über unsere Kirche zu dis-
kutieren ist eine spannende Heraus-
forderung. Mit anderen methodisti-
schen Christ/innen unsere Ideen und
Kulturen mischen!
Einen globalen Blick unserer Kir-
che zu erhalten, um besser lokal wir-
ken zu können, ist eine andere Moti-
vation. Was hat eine kleine elsässische
Kirche mit einer grossen Kirche im
Osten Amerikas oder der Philippinen
gemeinsam? Zeuge sein vom Evange-
lium dort, wo man sich befindet, in-
nerhalb einer gemeinsamen Familie,
Geschichte und Vision.
Die Überlegungen über die Lokal-
gemeinde und neue Ämterformen
sind sehr interessant und nützlich für
unsere Jahreskonferenz.
Wir haben bereits
höhere Beiträge
bezahlt
ZUR PERSON
Distriktsvorsteher des District
Francophone, seit 25 Jahren Pfar-
rer, arbeitete 5 Jahre als Pfarrer in
Argentinien, in verschiedenen Be-
reichen bei Connexio engagiert. Ich
durfte den kulturellen und spiritu-
ellen Reichtum der Kirche ein we-
nig wahrnehmen und ihre globalen
und lokalen Dimensionen.
15Kirche und Welt Nr. 05/2016
SELBSTÄNDIGE WERKE
VON NADJA KRÖNER
Die vierte Kindertagesstätte der
Diakonie Bethanien eröffnet am 24.
Oktober 2016 ihre Türen und heisst
Kinder von drei Monaten bis zum Kin-
dergarteneintritt willkommen. Die
betreuten Kinder inden hier ein
zweites Zuhause, in dem sie liebe-
voll, herzlich und professionell be-
gleitet werden.
«Hallo Lionel, schön, bist du da»,
begrüsst die Kita-Leiterin den sechs
Monate alten Säugling. Der befindet
sich auf dem Arm seiner Mutter und
strahlt übers ganze Gesicht. «Kommst
du zu mir?», fragt die Leitern weiter.
Lionel streckt seine kleinen Ärmchen
aus. Er fühlt sich sichtlich wohl in
der Kita. Seine Mutter berichtet, wie
die Nacht war und wie es Lionel geht.
Die Zähnchen drücken durch und er
wird gerade am liebsten getragen.
Diese Informationen sind wichtig,
denn so können die Betreuerinnen
viel besser auf die Kinder eingehen.
Die Mutter küsst Lionel und geht
dann zur Arbeit.
Greifen und begreifen
Bereits heute führt die Diakonie
Bethanien Kindertagesstätten an den
Standorten Zürich Fluntern, Kalk-
breite und Oerlikon. Die Vereinbar-
keit von Familie und Beruf ist uns ein
wichtiges Anliegen. Die Eltern sollen
beruhigt zur Arbeit gehen und ihr
Kind rundum versorgt wissen. Im
Neubau an der Buckhauserstrasse,
dem neuen Hauptsitz der Diakonie
Bethanien, eröffnen wir daher die
vierte Kita.
Das pädagogisches Konzept orien-
tiert sich – wie bei allen Kitas der
Diakonie Bethanien – nach den
Grundsätzen von Emmi Pikler «Hilf
mir, es selbst zu tun – und lass mich
greifen, um zu begreifen.» Die Kin-
der finden in den KiTas Bethanien
ein familiäres Umfeld vor, in dem
sich viele Möglichkeiten ergeben, die
Welt zu entdecken.
Miteinander lernen
In der KiTa Bethanien Altstetten
lernen die Kinder durch eigene Er-
fahrungen, voneinander und mitein-
ander. Auch draussen gibt es Allerlei
zu erleben, weshalb Aussenaktivitä-
ten ein fester Bestandteil des tägli-
chen Programms sind. Das Essen
wird vor Ort frisch von unserer eige-
nen Restaurantküche zubereitet und
berücksichtigt eine ausgewogene
Ernährung.
KiTa Bethanien – bald auch in Altstetten
«Komm, lass uns
zusammen die Welt entdecken!»
INTERESSIERT?
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist ein wesentlicher
Bestandteil für eine erfolgreiche Betreuung. Daher ist
es uns ein Anliegen, gemeinsam mit Ihnen als Eltern –
wenn immer möglich – individuelle Lösungen zu inden.
An der Buckhauserstrasse 34 in Zürich–Altstetten bie-
ten wir 44 neue Plätze an. Die Kita ist modern, freund-
lich und hell eingerichtet und verfügt über einen schö-
nen Aussenbereich mit Spielplatz. Die vier Standard-
Gruppen in der KiTa werden mehrheitlich nach
Altersstufen geführt. Das Angebot steht von Montag bis
Freitag von 6.30 bis 18.30 Uhr zur Verfügung. Aber auch
Bedürfnisse der Eltern betreffend der Betreuungszeit
können aufgenommen werden.
Wir freuen uns, wenn wir auch Ihr Kind in der KiTa
Bethanien Altstetten betreuen dürfen. Bei Vertragsab-
schluss bis am 31. Juli 2016 offerieren wir Ihnen einen
Gutschein im Wert von CHF 100.– in unserem Restau-
rant Buckhuser (Eröffnung 11. November 2016), das sich
im selben Gebäude beindet.
Weitere Informationen / Anmeldung:
www.bethanien.ch
16 Kirche und Welt Nr. 05/2016
Die Partnerschaft mit Connexio ermöglicht der Methodisten-Kirche in Chile, sich für Migrant/innen zu engagieren.
CONNEXIO
VON ANNE UND SIMON BARTH
Vor sechs Jahren loh die Kolumbia-
nerin P.A.A. mit ihren sechs Kindern
vor der Gewalt in ihrer Heimat nach
Arica, einer Stadt im Norden von
Chile. Sie beantragte als Flüchtling
Asyl. Ihr Gesuch wurde abgelehnt.
Centro de Atención al Migrante
(CAMI) der chilenischen Methodis-
tenkirche hilft ihr, eine Aufenthalts-
bewillung zu erhalten.
Zwei Kinder von P.A.A. waren in dem
gewalttätigen Umfeld, in dem sie auf-
wuchsen, Opfer von Gewaltverbre-
chen wurden. Mit den anderen sechs
floh sie nach Chile. Eines davon war
als Kind angeschossen und zum Te-
traplegiker gewoden. Vor vier Jahren
starb es an den Folgen der Lähmung.
Das Asylgesuch von P.A.A. wurde
abgelehnt. Sie versuchte über eine
Arbeitsstelle an ein Arbeitsvisum
und so zu einer Aufenthaltsgenehmi-
gung zu kommen. Weil sie über den
Visumsprozess nicht genügend Be-
scheid wusste, wurde P.A.A. gebüsst
und blieb arbeitslos.
Arbeit finden
In solchen Fällen hilft das CAMI. Es
zeigt Migrant/innen ihre Rechte und
versorgt sie mit den nötigen Informa-
tionen im Bereich der Gesundheit,
der Bildung oder der Vorsorge. So
können diese Menschen beginnen,
am neuen Ort Wurzeln zu schlagen.
Dank der Unterstützung des CAMI
fand P.A.A. eine Stelle und konnte da-
mit ein Arbeitsvisum beantragen. Da
sie aber nicht über eine abgeschlos-
sene Ausbildung verfügt, fällt es ihr
schwer, mit den öffentlichen Beam-
ten den Visumsprozess voranzubrin-
gen. Deshalb wird sie vom CAMI
begleitet. Zudem bekommt sie regel-
mässig Lebensmittel für sich und die
Kinder.
Weiter begleiten
Im Fall von P.A.A. geht es aktuell da-
rum, ihr bei der Aufenthaltsgeneh-
migung behilflich zu sein. Darüber
hinaus hat das CAMI erreicht, dass
sie ihre Vorsorgezahlungen pünkt-
lich leisten kann. Auch die mittler-
weile erwachsenen Töchter von
P.A.A. werden vom CAMI unterstützt
und leben heute legal in der Stadt An-
tofagasta. «Wir werden diese Familie
weiter unterstützen, begleiten und
darin motivieren, ihre Papiere à jour
zu halten, denn die letzten Jahre wa-
ren sehr hart für sie», so der Leiter
des CAMI.
Wurzeln schlagen in einem fremden Land
Die chilenische Methodistenkirche
hilft Flüchtlingen in Arica
SO KÖNNEN SIE HELFEN
Connexio unterstützt
die Arbeit des CAMI mit jährlich
CHF 10 000.–.
EMK in der Schweiz,
Connexio, Zürich
PC 87-537056-9
IBAN: CH52 0900 0000 8753 7056 9
BIC: PPFICHBEXXX
Das Plakat vor der EMK Flaach war als erstes voll. Ein zweites stand bei der Postautohaltestelle.
STR 16
Erfahrungen mit der Kampagne «Jesus ist ...» in der EMK Flaach
«Jesus war das Thema Nummer 1!»
evangelium näher an das Thema
heran. In den Predigten wurde die
Gemeinde aufgefordert, darüber
nachzudenken, wer oder was Jesus
für jeden persönlich ist. Daraus ent-
standen verschiedene Statements, die
auf der Homepage aufgeschaltet wur-
den.
Sei kein Frosch
In den Gottesdiensten vor dem Kam-
pagnenstart wurde die ganze Ge-
meinde motiviert, die Aktion mitzu-
gestalten, zum Beispiel in Andelfingen
beim Plakat vor Ort zu sein und mit
Menschen über Jesus ins Gespräch zu
kommen. Dem Motto «Sei kein Frosch,
mach mit!» folgten einige aus der Ge-
meinde.
Manchmal braucht es aber nicht ein-
mal einen persönlichen Kontakt. Zu
Beginn der Kampagne wurde ein
«Jesus ist»–Plakat bei der EMK Flaach
aufgestellt. Es war das erste, das
auch gleich vollgeschrieben war. Wer
denkt, alle Gemeindeglieder hätten
sich sogleich auf den Weg gemacht,
um etwas darauf zu schreiben, der
irrt. Über die Mittagszeit findet je-
weils ein Mittagstisch der Schule in
den Räumlichkeiten der EMK statt.
Ohne Aufforderung füllten die Schü-
ler noch vor dem Essen das Plakat. Na-
türlich kamen dabei auch kritische
Sätze heraus, aber noch nie war Jesus
das Thema Nummer 1 am Mittags-
tisch, wie an jenem Tag.
VON ANDREA MOSER
Vom 14. März bis Ostern 2016 hingen
an diversen Standorten in der ganzen
Deutschschweiz Plakate mit der Auf-
forderung, den Satz «Jesus ist...»
fortzuschreiben und so die eigene
Meinung über Jesus kund zu tun. Hin-
ter dieser Kampagne stand das «Ak-
tionskomitee Christen Schweiz».
Auch die EMK Flaach hat sich an der
Aktion beteiligt.
An diversen Orten in Flaach und am
Bahnhof Andelfingen wuden Plakate
aufgehängt. Im Vorfeld der Aktion
führte Lokalpfarrer Samuel Meyer mit
einer Predigtreihe zu den sieben
«Ich–bin–Worte» Jesu im Johannes-
18 Kirche und Welt Nr. 05/2016
Im STR16 wird die Lagergeschichte um das Geheimnis der Sanduhr lebendig
Einzigartiges «Freilichttheater» im STR16
VON STEFANIE STAUB
Was die Umsetzung des Lagerthemas
betrifft, geht das STR16 ganz neue
Wege. Die Verantwortlichen haben
sich nach eher abstrakten Themen
der bisherigen STR für etwas ganz
Konkretes entschieden: Im STR16
tauchen die Teilnehmer in eine Ge-
schichte ein, die auf Papier entstan-
den ist, dann aber zu echtem Leben
erweckt wird. Gigantisch, faszinie-
rend, irgendwie fast zu verrückt, um
wahr zu sein. Ein Gespräch mit Autor
und Ressortleiter Marco Rota.
Das Lagerthema heisst «Das Geheim-
nis der Sanduhr». Worum geht es?
Zwei Kinder landen in einer verborge-
nen Welt, in der allerlei wunderliche
Leute wohnen. Diese sind beunruhigt,
weil mitten in ihrem Dorf eine riesige
Sanduhr aufgetaucht ist. Sie haben
keine Ahnung, woher sie kommt und
was passiert, wenn die Sanduhr abge-
laufen ist. Gemeinsam mit den Bewoh-
nern und den EMK Jungscharen der
Schweiz versuchen die beiden Kinder,
das Geheimnis der Sanduhr zu lüften.
Wie sie das machen, darf ich leider
noch nicht verraten.
Wie ist die Idee zu dieser Geschichte
entstanden?
An der ersten Sitzung sammelten wir
Ideen für eine Geschichte, die durchs
Lager trägt. Als ich an den Lagerplatz
gedacht habe, sah ich einfach eine rie-
sige Sanduhr dort stehen. Die Idee
kam plötzlich. Ich hatte aber keine
Ahnung, weshalb sie dort stand und
was es ausser dieser Sanduhr auf dem
Platz noch gab. Das machte mich neu-
gierig. Gemeinsam tasteten wir uns
an die Sanduhr heran und erkunde-
ten ihre Geschichte. Und plötzlich wa-
ren wir schon mitten im Thema.
Du hast die Geschichte zusammen
mit Candela, Esther Füllemann
geschrieben – wie seid ihr
vorgegangen?
Ich bin froh, dass ich die Geschichte
nicht alleine schreiben musste. Can-
dela und ich schmiedeten Ideen und
arbeiteten sie aus. Wir trafen uns im-
mer wieder und sprachen über die Ge-
schichte, die Figuren und natürlich
über das Lager. Wir notierten unsere
Ideen und sortierten sie. Irgendwann
entstand dann ein grober Ablauf der
Geschichte, und wir mussten ent-
scheiden, was wir an welchem Tag im
Lager erzählen wollten. Das ist gar
nicht so einfach, weil immer alle Kin-
der auf dem gleichen Stand sein soll-
ten, sie aber nicht immer zur selben
Zeit am gleichen Ort sind. Nach die-
ser groben Planung ging es dann an
die Details: die Charaktere, das Aus-
sehen der Figuren, die genaue Pla-
nung des Ablaufs. Die Leiter der Jung-
scharen und Ressorts mussten auch
informiert werden.
Du hast schon viel Erfahrung im Ge-
schichten schreiben – was ist das
Besondere daran, eine Lagerge-
schichte zu schreiben?
Dass die Geschichte durch das Lager
zum Leben erweckt wird. Candela
und ich haben alles auf Papier ge-
schrieben. Jetzt liegt es an den Schau-
spielern im Lager, den Figuren Leben
einzuhauchen, einen Charakter zu ge-
ben. Auch die Bauten faszinieren
mich sehr. Da gibt es Leute, die sich
überlegen, wie wohl das Haus einer
Figur aussieht, und dieses dann im
Lager aufbauen. Alleine die Sanduhr,
der Kern der Geschichte, wird zum
Problem. Eine so grosse Sanduhr, die
auch noch funktioniert, gibt es gar
nicht. Die muss also extra gebaut wer-
STR16
Am letzten STR wirkte Marco Rota als Erzähler mit.
20 Kirche und Welt Nr. 05/2016
-620
Zum Tod von Daniel Husser (13.4.1932 –26. März 2016)
Versöhnung als Herzensanliegen
NACHRUF
VON ANDREAS STAEMPFLI
Daniel Husser ist am Karsamstag,
26. März 2016, in seinem 84.Lebens-
jahr vom Herrn heimgerufen worden.
Im Rahmen von Connexio engagierte
er sich seit 1996 vor allem für den
Aufbau der Methodistenkirche in
Kambodscha und für die Zusammen-
arbeit mit den Kambodschaner-Ge-
meinden in Paris, Strassburg und in
der Schweiz. In dieser Zeit unternahm
er fünfzehn Reisen nach Kambodscha.
Er war Freund und Partner und gern
gesehener Gast in vielen kambodscha-
nischen Gemeinden und an Sitzungen
verschiedener Missionsgremien in je-
nem Land. Als promovierter Histori-
ker und als Laienprediger begeisterte
er Teilnehmende von Gruppenreisen
immer wieder mit seiner fundierten
Sachkenntnis und seinen theologi-
schen Reflexionen – nicht nur in Kam-
bodscha, sondern auch an vielen an-
deren Orten.
Ein Herzensanliegen von Daniel
Husser war die Versöhnung. Er wurde
nie Müde, zerstrittene Parteien an ei-
nen Tisch zu bringen und in Konflikt-
situationen immer wieder neue Lö-
sungen mit ihnen zu suchen. Daniel
Husser konnte andere begeistern und
motivieren. Er wurde deshalb immer
wieder von Gemeinden der EMK in
der Schweiz und in Frankreich einge-
laden, über Kambodscha zu referieren
oder einfach zu predigen.
Von 1958 bis 1968 lebte er mit seiner
Familie in Lomé, Togo, wo er als Lei-
ter einer evangelisch-presbyteriani-
schen Schule arbeitete. Danach lebte
er in Strassburg und arbeitet bis zu
seiner Pensionierung als Leiter eines
Gymnasiums. Daniel Husser war ver-
heiratet mit Annie Husser-Brinkert.
Zusammen haben sie zwei Söhne,
fünf Enkel und einen Urenkel.
Für viele war Daniel Husser ein ver-
lässlicher Partner und Freund. Zahl-
reiche Menschen sind ihm dankbar
für seine treue Hilfe und Unterstüt-
zung und trauern nun zusammen mit
seinen Angehörigen
Verstorben
Rosmarie Meyer-Flükiger (82)
am 24.1.2016
Bern
Heidi Rupp (83)
am 24.1.2016
Bern
Elsbeth Stoll-Witzig (91)
am 29.1.2016
Baden
Gotthold Hertig (89)
am 3.2.2016
Aarau
Jakob Knutti-von Grünigen (82)
am 14.2.2016
Gstaad
Ursula Strahm (77)
am 15.2.2016
Bern
Hilda Müller-Würgler (88)
am 16.2.2016
Bern
Robert Ehrat-Sigg (90)
am 18.2.2016
Zürich Ost
Heidi Studer (83)
am 29.2.2016
Zoingen
Erna Dauwalder (94)
am 1.3.2016
Schwarzenburg
Sr. Olga Hinder
am 3.3.2016
Zürich-Ost
Elisabeth Eck-Muller (78)
am 3.3.2016
Region Zimmerberg
22 Kirche und Welt Nr. 05/2016
ZENTRALKONFERENZ
Impulse für eine bewusst gestaltete Liturgie
Gottesdienst als gemeinsames Gebet
VON STEFAN ZOLLIKER
Am 12. März trafen sich Leitungsper-
sonen aus 15 Ländern in Mulhouse
zum «Thementag Liturgie». Der Tag
war ein Schwerpunkt der diesjährigen
Exekutivtagung der Zentralkonferenz
Mittel- und Südeuropa.
Die Zentralkonferenz 2013 hatte be-
schlossen, in den nächsten acht Jahren
grundlegende am Verständnis des Got-
tesdienstes zu arbeiten. Dies sollte
nicht «von oben her» geschehen, indem
neue Gottesdienstordnungen publiziert
werden. So wurde als erstes eine Um-
frage gemacht. 200 Gemeinden nah-
men daran teil. Nun wird daran weiter-
gearbeitet, was die «essentials», die
wesentlichen Merkmale methodisti-
scher Gottesdienste sind – in aller Wür-
digung vielfältiger Formen des Feierns.
Zwei «essentials»
Esther Handschin, Pastorin in Salzburg
und Wien, berichtete von der Auswer-
tung der Gottesdienst-Umfrage. Sie hob
zwei «essentials» hervor: Zum einen die
«Inklusivität», also die Fähigkeit, Brü-
cken zu schlagen und zu integrieren:
jung und alt, verschiedene Sprachgrup-
pen, Frauen und Männer, etc. Zum
anderen die Verbundenheit: unter-
schiedliche Elemente, die einladen,
Er-fahrungen, Anliegen, Fürbitte über
Kirchenmauern hinaus, etc. zu teilen.
Ein Zentrum
Prof. Ralph Kunz von der Universität
Zürich (ref.) stellte in das Zentrum sei-
ner Ausführungen das Abendmahl. Es
gebe zwar viele Formen und Wege des
Feierns, zusammengehalten würde
aber alles in der Abendmahlsgemein-
schaft. Der eine Tisch, um den wir uns
sammeln, sei die Mitte des Gottesdiens-
tes. Abendmahl sei Gebet. Er plädierte
Pausengespräche beim Thementag «Liturgie».
DAS WUNDER VON MULHOUSE
Wenn Christ/innen über den Gottesdienst austauschen, so geraten sie
gerne in polarisierende Gespräche über ihre Vorlieben: Worship oder
Feierlichkeit, Orgel oder E-Gitarre, Ausdruckshandeln oder Innerlich-
keit, Talar oder Jeans …? Verblüffenderweise gingen die Impulse am The-
mentag in Muhlhouse alle in die gleiche Richtung: Der Gottesdienst der
Zukunft wird noch mehr vom Abendmahl her zu verstehen sein. Diese
«sakramentale Wende» darf nicht rein äusserlich verstanden werden,
sondern von Jesus her, der alles mit uns geteilt hat und in der Gottes-
dienstfeier neu mit uns teilt.
für eine Vitalisierung des Vollzugs des
Abendmahles. «Wir haben unterwegs
die Sakramente verloren!» Das Abend-
mahl könne viel lebendiger, froher
und bewusster gefeiert werden. Auch
Annette Gruschwitz, AG Liturgie der
ZK Deutschland, und Bence Vigh aus
Ungarn malten ein ähnliches Bild:
Gottesdienst ist Gemeinschaft und
Gebet. Im Zentrum steht die Feier des
Abendmahls.
23Kirche und Welt Nr. 05/2016
Begeisterung, die anstecken kann
«Schön, dass es dich gibt!»
ZAHLSTELLE
VON GISBERT DÖRR
«Die Zahlstelle begeistert», das
jedenfalls legen die Reaktionen
zu den Beiträgen der Zahlstelle in
«Kirche und Welt» nahe. Auch die
Zahlen des Jahres 2015 sprechen
eine deutliche Sprache.
Seit zwei Jahren erscheinen in «Kirche
und Welt» regelmässig redaktionelle
Beiträge zur Zahlstelle. «Schön, dass
es dich gibt», war der erste überschrie-
ben (KuW 4/2014). Er fasste in diesem
Sätzchen die Grundbotschaft zusam-
men, die die Auswertung der 2013
durchgeführten Umfrage ergeben
hatte. Seither sind viele weitere Bei-
träge erschienen. Themen rund um
Kirche und Geld, Sparen und Budget,
Solidarität, Nachhaltigkeit und Trans-
parenz waren darin zu lesen. Was ha-
ben diese Beiträge bewirkt?
An Zahlen ablesbar
Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2015
geben eine Teilantwort: rund CHF
4 Mio. mehr gegenüber dem Vorjahr
haben Privatpersonen letztes Jahr auf
Konten der Zahlstelle angelegt. Wir
danken Ihnen für dieses grosse Ver-
trauen!
Auch der Bruttoerfolg war mit rund
CHF 535 000 um etwa CHF 115 000 hö-
her als im Vorjahr. Mit fast CHF
275 000 konnten aus diesem Jahresge-
winn die Arbeit der EMK in der
Schweiz und Projekte in der Zentral-
konferenz und der Jugendarbeit unter-
stützt werden.
In Worten ausdrücken
Nun wollen wir gerne wissen, was Sie
an der Zahlstelle begeistert. Einige
Mitglieder des Zahlstellenausschusses
und einige Mitarbeitende der Zentra-
len Dienste haben schon Antworten
formuliert, von denen Sie einige auf
dieser Seite lesen. Sagen auch Sie uns,
was Sie an der Zahlstelle begeistert!
Die Zahlstelle g
ehört zu den Ha
uptsponsoren d
es Schweizertref
fens 2016
Das Netzwerk de
r Zahlstelle
erlebbar und
sichtbar machen
�AHLSTELLE
dahin dauert es zwar noch ein halbes
Jahr. Doch die Gefühle der Freude,
Spannung und Hoffnung sind vor dem
grossen Lager dieselben wie vor ei-
nem wichtigen Sportanlass. Die Jung-
scharen entsprechen den Mannschaf-
ten, die antreten. Die Fans sind wir
alle, die das Grossprojekt im Gebet
und mit Material und Geld unterstüt-
zen. Uns fehlt nur etwas, um unsere
Solidarität mit der Jungschar zu zei-
gen: ein Fanartikel.
Ein Button zur Ermutigung
Das will die Zahlstelle ändern. Sie ist
einer der drei Hauptsponsoren und
unterstützt das STR16 mit einem we-
sentlichen Beitrag. Statt eines Schals
soll am Besuchstag, am 31. Juli, ein
Button in Aktion treten. Die Zahlstelle
wird am Besuchstag mit einem Stand
vertreten sein. Wer sich dort als
Kund/in der Zahlstelle zu erkennen
gibt, erhält den Knopf zum Anstecken
und unterstützt damit das Lager
gleich doppelt. Denn für jeden abge-
gebenen Button überweist die Zahl-
stelle dem STR16 fünf Franken zu-
sätzlich.
Die ungewöhnliche Idee ist Gisbert
Dörr von der Zahlstelle letztes Jahr ge-
kommen, als er sich mit dem Jugend-
sponsoring der Zahlstelle befasste.
Die Zusammenhänge erklärt er in ei-
nem kurzen Interview:
Welche Rolle spielt die Unterstüt-
zung der Jugend für die Zahlstelle?
Gisbert Dörr: Eine grosse Rolle. Unter
der Rubrik «Zuwendung Kinder-Ju-
gend» unterstützt die Zahlstelle die-
sen Bereich seit Jahrzehnten. Wir
möchten unseren Beitrag dazu leis-
VON DANIELA DECK
Die Vorfreude ist gross. Das ent-
scheidende Spiel Ihrer Lieblings-
mannschaft steht bevor. Seit Mona-
ten haben die Spieler für diesen Tag
trainiert, der über den Cup-Sieg ent-
scheidet. Nun läuft der Countdown –
noch eine Woche. Versetzen Sie sich
für einen Moment in die Haut eines
begeisterten Fussballfans. Er holt
seinen Schal in den Clubfarben aus
dem Schrank, streicht mit beiden
Händen darüber, legt ihn um den
Hals, schliesst die Augen und
wünscht sich, er sässe im Stadium
und höre den Anpiff.
Rund 1500 Jungschärler/innen und
Leiter/innen sehen mit genau dieser
Spannung dem Schweizertreffen
(STR16) diesen Sommer entgegen. Bis
Das Schweizertreffen ist ein wichtiger Ort, an dem junge Menschen
in der EMK Beziehungen aufbauen können.
22 Kirche und Welt Nr. 01/2016
Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent
Die Geldpolitik der EMK – von aussen betrachtet
ZAHLSTELLE
fragen wir uns bei den Kennzahlen,
ob der Wert vernünftig ist. Deshalb su-
chen wir natürlich Fehler.Als Revisionsteam seid Ihr Teil ei-
nes rund 200-köpfigen Netzwerks
von Angestellten und Ehrenamtli-
chen, darunter viele Kassiere und
Bezirksrevisoren, auch wenn Ihr mit
den meisten nie persönlich in Kon-
takt kommt. Welche Rolle spielt die
Teamarbeit? Ohne Teamarbeit und gegenseitiges
Vertrauen läuft nichts. Übrigens sind
die ehrenamtlich Tätigen in den Be-
zirken ebenso Profis wie die Ange-
stellten. Die Qualität ihrer Arbeit
zeigt das. Die Bezirke liefern uns viele
Dokumente, darunter eigene Reviso-
renberichte, ohne die wir unsere Ar-
beit nicht tun könnten. In der Regel
ist die Qualität bei den Finanzen der
EMK sehr gut. Wenn einmal ein Kas-
sier überfordert ist, dann kümmert
sich die Zentralverwaltung um das
Problem. Auf unserer Ebene, bei der
konsolidierten Rechnung, merken wir
nichts davon.
Was geschieht bei Ungereimtheiten,
wenn Belege fehlen oder nicht mit
der Buchhaltung übereinstimmen?
Die Stichproben bei einzelnen Belegen
ist Sache der internen Kontrolle. Dort
fallen auch Fehler in Exceltabellen be-
reits auf. Bei der EMK gilt das Vierau-
genprinzip. Durch uns kommt quasi
das dritte Augenpaar dazu, so dass
wir Lücken im Vieraugenprinzip fin-
den und melden. Wir fordern die Ver-
antwortlichen bewusst heraus und
stellen Fragen zur Risikobereitschaft,
zum Beispiel beim Bauen neuer Ge-
bäude oder bei der Vergabe von Dar-
lehen der Zahlstelle an die Bezirke.
Wir rechnen nach, ob der erwartete
Ertrag von Mietzinsen aus den Lie-
genschaften realistisch ist. Kurz, wir
schauen, ob die EMK finanziell ge-
sund ist.
Zum Stichwort Liegenschaften: Die
EMK hat rund 200 davon. Was un-
terscheidet sie von einer Immobili-
enfirma?Die meisten Liegenschaften der EMK
bringen keine Rendite, obwohl sich
das nun langsam ändert. Deshalb kön-
VON DANIELA DECK Die jährliche Revision prüft, ob die
EMK Schweiz finanziell gesund ist.
Teamchef Daniel Schweizer von der
Firma OBT erzählt, warum die EMK
für ihn eine spannende Organisation
ist und wieso er das Netzwerk aus
Kassieren, Bezirksrevisoren und An-
gestellten der zentralen Dienste
schätzt.
Welche Aufgabe erfüllt eine Revi-
sion?Unser wichtigstes Anliegen ist eine
gute Zusammenarbeit, wie das mit der
EMK möglich ist. Dafür sind wir dank-
bar. Viele Leute denken, die Revision
sucht nach «Bschiss». Aber im Vorder-
grund steht etwas anderes: Die EMK
gibt eine Jahresrechnung heraus, und
diese muss stimmen. Die Delegierten
müssen sich an der Jährlichen Konfe-
renz darauf verlassen können, dass
die Realität abgebildet wird. An der
Zahlstelle zeigt sich das einleuchtend:
Wer dort Ersparnisse einzahlt, soll
wissen, dass diese Regel gemäss und
sorgfältig verwendet werden. Konkret Die Revision in einem «Gemischtwarenladen» wie der EMK ist eine interessante Aufgabe.
22 Kirche und Welt Nr. 03/2016
ZAHLSTELLE
��� ��� �������� ��� ����� ����Investieren oder spekulieren��������� ����
Angenommen, Sie erhalten von mir eine Tausender-Note. Was machen Sie damit? Unterbrechen Sie unge-niert das Lesen und lassen Sie Ihre Gedanken schweifen…
Und jetzt? Haben Sie den Geldschein dafür verwendet, in etwas zu inves -tieren oder um damit zu spekulieren? Keine einfache Frage! Was wird wohl der Unterschied sein? Für viele Men-schen tönt «investieren» positiver als «spekulieren». «Investieren» scheint etwas zu ermöglichen, während «spe-kulieren» eher auf gelungenes oder misslungenes Risiko hindeutet. Aber stimmt das auch?
Ursprünglich war beides positiv gefüllt
Die entscheidende FrageBeide Wörter haben ihren Ursprung im Lateinischen: investire bedeutet «einkleiden» (im Sinne von: mit Geld versehen); speculari heisst «beobach -ten» (um etwas mit Geld zu bewir -ken). Beide Begriffe haben ursprüng -lich eine positive Bedeutung. Trotz-
dem haben beide Handlungsweisen schon viel Leid über Menschen ge -bracht, indem falsch investiert oder sich verspekuliert wurde.
Jesus gibt einen klaren Ratschlag
Wesentlich ist also die Frage, was mit einer Investition oder mit einer Spe -kulation bewirkt wird. Hier hilft das Gleichnis vom ungerechten Verwal -ter (Lukas 16, 1–9) weiter. Die Erzäh -lung mündet in den Ratschlag Jesu: «Macht euch Freunde mit dem unge -rechten Mammon!» Damit bringt Je -sus zwei Wertungen ein: 1. Geld ist ungerecht. 2. Eine Investition soll in Beziehungen erfolgen. Dieser Rat -schlag Jesu ist hilfreich – dafür, wie die Verantwortlichen mit den Geldern der Zahlstelle umgehen und auch für die Frage, was Sie mit der Tausender-Note machen könnten.
In Beziehungen investierenDer Zahlstellenausschuss investiert: Er verwendet die Einlagen von Priva -ten, um damit Gemeindebau in der EMK möglich zu machen. Die EMK in der Schweiz investiert auch in Immo -
bilien, die nicht direkt mit dem Ge -meindebau zusammenhängen. Deren Erträge sollen in den kommenden Jahren mithelfen, die Arbeit der EMK in der Schweiz zu finanzieren. Und der Ausschuss spekuliert. Da-rauf nämlich, dass es sich auszahlt, Liegenschaften zu bauen und zu be -wirtschaften, Darlehen an Bezirke zu geben, Connexio zu unterstützen. Er spekuliert darauf, dass auf diese Weise vorhandene Beziehungen ge -stärkt und Freiraum geschaffen wird, damit neue Beziehungen entstehen und Menschen so in die Nachfolge Jesu geführt werden. Das ist ein «Ri -sikogeschäft». Das einzige, das die Zahlstelle tätigt. In ihrem Umgang mit den anvertrauten Vermögen hin -gegen bietet sie eine ethisch unbe -denkliche Anlagemöglichkeit mit gu -tem Zins für die Einleger/innen an, die auf diese Weise mit ihrer «Tausen -der-Note» ebenfalls in Beziehungen investieren können.
Klarer Auftrag: Die Zahlstelle spekuliert nicht auf steigende
oder fallende Kurse, sondern investiert in Beziehungen.Zahlstelle
23Kirche und Welt Nr. 06/2015
«Mich fasziniert an der Grundidee der Zahlstelle, dass ich zusammen mit anderen Einlegern die Arbeit von Bezirken und Ge-meinden in unserer Kirche unterstützen kann!»
Stefan Hafner
24 Kirche und Welt Nr. 05/2016
ZAHLSTELLE
Die Zahlst
elle: solid
arisch –
nachhalti
g – trans
parent
Bauen oh
ne Unters
tützung d
er
Zahlstell
e stand n
ie zur Dis
kussion
ZA HLSTELLE
Platznot in Sevelen
«Es gab Leute, die sagten, sie würden
gern in die Gemeinde kommen, aber
wir hätten ja keinen Platz», erinnert
sich Barbara Oppliger, Leiterin des
Gemeindevorstandes von Sevelen.
«Inzwischen sind tatsächlich neue
Leute zu uns gestossen. Jetzt werden
die neuen Räume stark beansprucht,
auch für Aussenstehende finden re-
gelmässig Anlässe statt.» Der Umzug
wäre nicht möglich gewesen ohne ein
Gemeindemitglied, das eine Liegen -
schaft aus einem Konkurs heraus -
kaufte, mit der Absicht, seiner EMK
Sevelen dort eine neue Heimat zu bie-
ten. Bauplanung und Geldbeschaf -
fung fanden 2009 innerhalb weniger
Monate statt.
Weg zur Einigkeit
Im Berner Oberland entwickelte sich
die Planung über zehn Jahre. Ein ers-
ter Vorschlag fiel in der Bezirksver -
sammlung durch, weil der geplante
Abbruch eines erst gut 20-jährigen
Kapellenanbaus die Leute reute. «Das
war eine herbe Enttäuschung», blickt
Pfarrer André Ottersberg zurück.
«Nichts machen wollte die Gemeinde
aber auch nicht. So hatten wir den
Mut, die Ideen der Opposition zu visu-
alisieren, durchzurechnen und mit
dem abgelehnten Projekt zu verglei -
chen.» Dessen Vorteile wurden er -
kannt und führten zu einem klaren
Ja. Die Versöhnung kam zustande, die
Gemeinde ging einig und gestärkt aus
dem Konflikt hervor. Mit der geneh -
migten einstöckigen Erweiterung
(nach Abriss des besagten Anbaus
von 1984) nutzt der Bezirk die Par -
zelle optimal. «Die Statik des Anbaus
ist so ausgelegt, dass später noch ein
!" #$"%&'$ #&() Bauprojekte brauchen Weitblick und
einen langen Atem. Dennoch ist kein
Gebäude für die Ewigkeit gebaut. Sie
müssen den Menschen und ihrem
Auftrag dienen. Die Bezirke in Seve -
len und Interlaken haben darum mit
Weitsicht neu gebaut und profitieren
dabei auch von einem Darlehen der
Zahlstelle.
Auslöser für die Bauprojekte waren in
Sevelen und Interlaken Platznot und
Sanierungsbedarf. Die Lösungen
könnten unterschiedlicher nicht sein:
die Gemeinde Sevelen zügelte in die
Industriezone, die Gemeinde Interla -
ken nutzt den angestammten Platz im
Ortszentrum clever, um für die Zu -
kunft gerüstet zu sein (s. Box).
*+ ,-.-/-+ 01++2- 34- 56789-:-4+3- 4+ -4+ *+3;<2=4->-?@;3- ;:A4-B-+C
22 DEFGHI JKL MINO PFQ 02
Die Umfrageergebnisse von 2013 helfen beim Ausbau der Zahlstelle
«Schön, dass es dich gibt»
Von Gisbert Dörr
Es ist kurz vor acht Uhr. Die Aufgabe
vor mir hat schon das Prädikat «drin-
gend»! Ja, ich brauche etwas Druck,
damit werden die Prioritäten klarer.
Was mich beschäftigt ist der Beitrag
für Kirche und Welt den Sie gerade le-
sen. Arbeitstitel «Was wollten Sie
schon immer mal von der Zahlstelle
wissen?»
Können Sie sich erinnern an die Um-
frage der Zahlstelle im Sommer 2013.
Wer nicht! Was für eine Frage. Ich su-
che die Auswertung und inde dabei
die persönlichen Rückmeldungen, die
direkt an die Zahlstelle gesandt wur-
den. Ich danke Ihnen an dieser Stelle
für die Teilnahme an der Umfrage. Die
vielen Reaktionen, kritischen Denk-
anstösse, Bitten um Kommentare und
die Wertschätzung machen diese Um-
frage für mich persönlich so wichtig
und erfolgreich.
Eine GrusskarteDa springt sie mir förmlich ins Auge,
die rosa Karte mit dem vor Freude
tanzenden Mädchen. Sie hat mich ir-
gendwann nach der Umfrage erreicht.
Darauf steht dieser Gruss «Schön,
dass es dicht gibt.» Ja genau! Super,
dass es diese Zahlstelle gibt. Das ist
es, was Sie uns in der Umfrage immer
wieder mitgeteilt haben.Ein FragenkatalogNun liegen die Fragen vor mir, die
konkret gestellt oder in Ihren Antwor-
ten erkennbar wurden:• Warum gibt es kein Lohnkonto?
• Wie sieht es mit der Sicherheit aus?
• Darlehen an Private?• Zahlstelle? Nie gehört! Wusste gar
nicht das es so was in der EMK
gibt!• So viele Banken! Braucht es da eine
Zahlstelle!?• Kirche und Bank, dass passt für
mich nicht!• Kein Online-Banking? • Was wird mit meinem Geld ge-
macht?• Wer nutzt die Zahlstelle?
• Wie sehen die Voraussetzungen
aus für ein Konto?• Wer entscheidet und trägt Verant-
wortung?• Wie sieht die Zukunft der Zahl-
stelle aus?
Ein AusblickDas sind die Themen, denen sich die
Zahlstelle in den nächsten Monaten
stellen wird. Wie man sieht, geht es
bei der Zahlstelle nicht nur um Zah-
len. Es geht nicht einmal nur um Geld.
Obwohl wir für die EMK Schweiz und
die Mitglieder und Freunde grosse
Geldbeträge verwalten. Es geht um
das Fundament, auf der die Zahlstelle
steht. Wir wollen die Fragen klären, Ant-
worten geben und auch eine Diskus-
sion führen. Möchten die Begeiste-
rung, die in der Umfrage spürbar
wurde, weitergeben. Wollen auch kri-
tisch beleuchten! Wir werden das
«Werk der Solidarität» in seiner Tra-
dition vorstellen, den aktuellen Auf-
trag aufzeigen und Sie in die Vision
Zahlstelle mitnehmen. Ich freue mich darauf und gebe den
Gruss an Sie weiter: «Schön das es
dich gibt!»
MEHR ERFAHRENwww.emk-zahlstelle.ch
ZAHLSTELLE
Gisbert Dörr: «Vielen Dank für die Antworten, Rückfragen, Anregungen
und die Wertschätzung im Zusammenhang mit unserer Umfrage.»
5
Kirche und Welt Nr. 4/2014
ZAHLSTELLE
RST UVWTTXTYZ[\]^_ ^WZ ^\` aWb]Zc\]]\ bS][c_ [Sc dX e]\Se\T
Menschliche P
lanung
und ihre Gren
zen
fgh Daniela Deck
Die Zahlstelle hat den Auftrag, inner-
halb der EMK Schweiz den Geldfluss
sicher zu stellen. Wenn Bezirke Bau-
vorhaben verschieben oder Darlehen
schneller zurückzahlen können, ver-
ändert sich dieser Geldfluss und
stellt die Verantwortlichen vor Her-
ausforderungen.
Die Zahlstelle bietet Anleger/innen
vorteilhafte Zinsen. Dadurch kann
sie Bezirken Kredite zu günstigen
Konditionen anbieten. Diese Win-
win-Situation ist nur möglich, weil
die Zahlstelle nicht auf Gewinnmaxi-
mierung aus ist.
20 Jahre abzahlen
EMK-Geschäftsleiter Daniel Burkhal -
ter erklärt, warum die Zahlstelle
funktioniert: «Bezirke, die Darlehen
bezogen haben, streben danach, so
schnell wie möglich aus den Schulden
herauszukommen.» In den ersten vier
bis fünf Jahren nach Baubeginn sei
die Motivation der Gemeindeglieder
sehr gross, das Geld zurückzuzahlen.
«Insgesamt brauchen die Bezirke
meistens aber etwa 20 Jahre, um Kre -
dite zurückzuzahlen», weiss Daniel
Burkhalter aus Erfahrung, «weil ein
Neubau oder eine Renovation nach
ein paar Jahren selbstverständlich
werden und andere Projekte in den
Vordergrund rücken.»
Das Geld zirku
liert
innerhalb der E
MK
Wenn Zinserträge fehlen
Die Zahlstelle ist so organisiert, dass
sie für die Anleger und die Bezirke
das Risiko klein hält. Sie agiert von
der Bankenbranche unabhängig. Das
Geld zirkuliert, wenn immer möglich,
innerhalb der EMK. Ideal ist, wenn
sich die Rückzahlungen der Bezirke
und Kreditbegehren die Waage hal -
ten. Daniel Burkhalter bringt es so
auf den Punkt: «Für uns ist es am
günstigsten, wenn Geld, das von ei -
nem Bezirk zurückgezahlt wird,
gleich einem anderen zur Verfügung
gestellt werden kann.»
Schwierig ist für die Zahlstelle,
wenn Bauprojekte verschoben und
Kredite nicht oder nur teilweise bezo -
gen werden. Dadurch verliert sie die
Zinserträge. «Wir freuen uns mit den
Bezirken, wenn sie unerwartete
Spenden und zinslose Darlehen erhal -
ten und darum einen geplanten Kre -
dit nicht brauchen», erklärt Daniel
Burkhalter. «Aber bei uns schmilzt so
die Zinsmarge weg, weil kurzfristige
Anlagen kein Geld mehr einbringen.»
Ohne die Zahl
stelle wäre
vieles nicht mö
glich
Abmachungen einhalten
Das Gespräch mit Kassier/innen
zeigt, dass diese Mechanismen in den
Bezirken kaum bekannt sind. «In die
Situation der Zahlstelle habe ich mich
noch nie versetzt», sagt Theo Hugen -
tobler vom Bezirk Frauenfeld-Wein -
felden und spricht dabei für viele Mit-
glieder und Freunde der EMK. «Ohne
die Zahlstelle wäre so vieles nicht
möglich», ist Elisabeth Bünger, Kas -
sierin der Bezirke Solothurn und
Lyss-Aarberg, überzeugt. «Darum ist
30 Kirche und Welt Nr. 07&08/2015
Der Finanzplaner Beat Hofstetter über Schulden, Reichtum und das «Himmelskonto»
Wohlstand heisst: Verantwortung tra gen
Von Daniela Deck
«Die Bibel hat zu Geld und Besitz mehr zu sagen als zu jedem anderen Thema. Als Finanzplaner verlasse ich mich auf die biblischen Prinzi-pien», sagt der Schwyzer Beat Hofs-tetter und lädt uns ein, alte Überzeu-gungen und Gewohnheiten in einem neuen Licht zu prüfen.
Über Geld redet man nicht und wenn, dann über die Gemeindeinanzen, aber nicht über das eigene Konto. So lässt sich die Beindlichkeit vieler Christen auf den Punkt bringen. Beat Hofstetter sieht das anders. «Wir alle haben eine Kleingruppe, einen Haus-kreis oder sonst gläubige Freunde, die uns besonders nahestehen. Wir sollten den Mut haben, uns in diesem geschützten Rahmen auch in inanzi-ellen Fragen auszutauschen und ge-genseitig zu korrigieren. So brechen alte Gewohnheiten auf, und wir schüt-zen uns vor Gefahren wie etwa der Schuldenfalle. Manchmal helfen uns die Geschwister im Glauben auch ein-fach sparen.»
Gern Steuern zahlenSchulden sind Beat Hofstetter ein
Dorn im Auge – und dazu gehören schlafende Hypotheken. Er ruft dazu auf Hypotheken abzuzahlen. Das schütze Hausbesitzer nicht nur vor Abwertungen auf dem Immobilien-markt, sondern schiebe auch der ent-sprechenden Steueroptimierung ei-nen Riegel. «Wir Christen sollen gern Steuern zahlen», sagt er provokativ und doppelt nach: «Geben Sie Ihr Geld lieber dem Staat als den Banken. Wenn ich viele Steuern bezahlen darf, bin ich inanziell gesegnet.» Im letzten Sommer hat sich Beat
Hofstetter mit einigen gleichge- sinnten Finanzfachleuten zusam- mengetan und das Beraterforum www.beraterforum.ch gegründet.
Ihr Ziel: gläubige Finanzberater und -planer vernetzen und in den bibli-schen Prinzipien im Umgang mit Geld ermutigen und schulen, damit sie ihre Mandanten entsprechend be-raten. Ihre Vision: Innerhalb einer Generation wird die Mehrheit der Christen in der Schweiz schuldenfrei sein und das eigene Geld selbstver-antwortlich nach biblischen Prinzi-pien verwalten und für das Reich Got-tes verwenden.
AbgestuftFinanziell unterscheidet das Berater-forum fünf Stufen:1. Schuldensklaverei: Abwärtsspi-
rale, bei der Schulden mit neuen Krediten gedeckt werden2. Armut: Abhängigkeit durch Miet-
und Pachtverträge, Einnahmen und Ausgaben ungefähr im Lot
3. Entschuldung: Einnahmen über-steigen Ausgaben, Abzahlung von Krediten
4. Wohlstand: keine Schulden, Ein-nahmenüberschuss, Geld in Eigen-verantwortung verwaltet5. Reichtum: Finanzierung aus Ver-
mögenserträgen, nicht auf Lohn angewiesen
Wir verkünden einfach das Evangelium
Nützliche Tipps«Wir verkünden beim Beraterforum weder ein Armutsevangelium noch ein Wohlstandsevangelium, sondern einfach das Evangelium», sagt Beat Hofstetter. Seine Tipps auf einen Blick:• Nur wer im Kleinen treu ist, wird
bereit für grössere Aufgaben
ZAHLSTELLE
22 Kirche und Welt Nr. 8/2014
Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent
Zwei Generationen – ein Grundsatz
ZH LSTELLE
mir bei meiner Banklehre angeeignet. Nun kann ich das bei den Jungschar-Finanzen anwenden. Als Vater und Tochter gehört Ihr verschiedenen Generationen an. Gibt es Unterschiede, wie Sie persönlich über Geld sprechen bzw. damit umge-hen?
LA: Ich glaube nicht. Ich habe von den Eltern den Grundsatz gelernt, dass man zuerst spart und dann kauft und nicht umgekehrt.
Wa s i s t I h n e n b e i d e n G e m e i n d e i-n a n z e n / J u n g s c h a r j n a n z e n b e s o n -d e r s w i c h t i g ?TH: Die Leute sollen freiwillig und gern geben und die Verwendung des Geldes ist transpa-rent. Ich vermeide Druck. Damit habe ich gute Erfahrun-gen gemacht. Im Gemeindebrief pub-lizieren wir regelmässig die Zahlen,
so etwa Ende November. Ich habe es immer wieder erlebt, dass im Dezem-ber namhafte Beträge hereingekom-men sind und das Budget ausgegli-chen haben.LA: Ich lege grossen Wert auf eine sorgfältige Buchführung.
D i e m e i s t e n L e u t e r e d e n n i c h t g e r n ü b e r G e l d . Wie können wir damit ei-nen unverkrampften Umgang be-kommen?TH: Hat sich das nicht gebessert? Ich habe das Gefühl, dass ich offener über dieses Thema spreche als meine El-tern. Die Altersvorsorge und Fragen rund um die Pensionierung kommen oft zur Sprache. Seit ich verheiratet bin, lebe ich nach Budget. Es gibt viel-leicht Leute, die das als Einengung empfinden, doch uns hat es immer Freiheit gegeben – auch wenn mein Sohn einmal einen Monat auf Farb-stifte warten musste, weil das ent-sprechende Kässeli leer war. Meine Mutter achtete darauf, dass wir vom Lehrlingslohn den Zehnten gaben, was ich als Jugendlicher oft murrend tat. Später habe ich es dann mit mei-nem Nettolohn freiwillig so gemacht. Das Beste daran: Man hat immer Geld zum Geben, für die Kollekte, um je-mandem eine Freude zu machen, für einen Blumenstrauss beim Kranken-besuch, und man gewöhnt sich ans Geben. Hindernisse sehe ich allen-falls bei Neid. Wenn ich das Gefühl habe, jemand neide mir etwas, rede ich nicht über finanzielle Belange. LA: Ich gehe mit dem Thema wohl noch offener um als meine Eltern. Wir Kinder wussten, wieviel Papi ver-
dient. Aber das ist nicht in allen Fami-lien so. Ich hatte auf der Bank Einblick in Konti von Männern, für die sie ihren Frauen keine Vollmacht gegeben ha-ben. Dies war für mich teilweise un-
kOl mnNIELn mECK
W ie w ir mit Geld umgehen, in der Ge-meinde und persönlich, hat Einfluss auf unsere Nachkommen. Was ist hier fair und nützlich? Vater und Tochter, Theo Hugentobler und Lea Augsburger, zu Solidarität, EMK-Fi-nanzen, eigenen Grundsätzen und Erfahrungen.
Wie sind Sie zum Kassieramt in der EMK gekommen?Theo Hugentobler (TH): Nach zwölf Jah-ren als Bezirkslaienführer wurde 2004 im Bezirk der Posten des Kas-siers frei. Ich dachte, dass ich gern eine Aufgabe mehr im Hintergrund hätte. Weil ich Freude an Zahlen und Grundkenntnisse in der Buchhaltung habe, ist das für mich ideal.Lea Augsburger (LA): Mathematik war mein Lieblingsfach. Das Wissen zur Führung einer Buchhaltung habe ich
Wir Kinder wussten, wieviel Papi verdient.
Wopto qopros v o n o i n op G osoputvwn an dvo undere wevtopxoxoyen.
22 Kz{che und Welt Nr. 0 4 /2 0 1 6
ZAHLSTELLE
Agenda
SA.– SA., 2.–9. AUGUST
Begegnungsreise
Chemnitz, Krakau, Budapest, M
ünchen
von junge| }rwachsenen für jung~ }rwachsene
Kosten: CHF 400.-
Infos: [email protected]
SA.–SA., 2.–9. AUGUST
Bibel-Ferienwoche
Hotel Artos Interlaken
mit Bernard u. Elisabeth Lehmann
Kosten: ab CHF 1015.–
Infos / Anmeldung: Hotel Artos, 033 828 88 44,
www.artos.ch
SAMSTAG, 23. AUGUST
Dynamo – Theologie für die Gemeindepraxis
Allgem.
Kirche
ngeschi
chte 2
9.00–12.30 Uhr
EMK «Zelthof», Zürich
Infos/Anmeldung: Fachstelle Bildung+Beratung,
044 299 30 87,
SAMSTAG, 30. AUGUST
Mitarbeitertagung
Distrikt Nordostschweiz, E
MK Uster
9.30–16.00 Uhr
SONNTAG, 31. AUGUST
Beneiz-Spomi
Bezirksschulwiese, Zoingen
9.30–17.00 Uhr
Kosten: CHF 30.– pr� �~��Infos/Anmeldung: [email protected],
www.takano-online.ch
Fragen
zur Zah
lstelle a
ls Institu
tion
Wie sieht die Zukunft der Zahlstelle au
Von Gis
bert Dör
r
Wie angekündigt möchten wir die Fra-
gen beantworten, die in der Umfrage
der Zahlstelle auftauchten. Weil S
ie
uns so viele wertvolle Gedankenan-
stösse gegeben haben, haben wir zwei
thematische Schwerpunkte gebildet.
In diesem ersten Teil möchten wir die
Zahlstelle als Institution betrachten.
Ist die Z
ahlstelle ei
ne Bank?
Die Zahlstelle ist k e i n e Bank sondern
eine Depositenkasse. Depositenkas-
sen dienen dem Zweck der Organisa-
tionen, die sie betreiben. Als Deposi-
tenkasse ist sie nicht direkt dem
Bankengesetz unterstellt und wird
nicht durch die Eidgen. Finanz-
marktaufsicht überwacht. Selbstver-
ständlich gilt aber das Geldwäscherei-
gesetz auch für die Zahlstelle.
Die Zahlstelle wurde
1908 gegründet
Wie lange gibt es die Z
ahlstelle sc
hon?
Die Zahlstelle wurde 1908 gegründet
für die Finanzierung der Bauvorha-
ben des heutigen Bezirks Zürich 4.
So viele Banken! Braucht es da noch
eine Zahlstelle?
Seit vielen Jahren unterstützt die
Zahlstelle die Finanzierung der EMK
Schweiz massgeblich. Sie garantiert
seit ihrer Gründung Unabhängigkeit
und Freiraum für Entwicklung.
Welche Werte
zählen in der Zahlstel
le?
Die Zahlstelle steht für Solidarität,
Nachhaltigkeit, Sicherheit und Unab-
hängigkeit!
Solidarität, Nachhaltig-
keit, Sicherheit
Wer nutzt d
ie Zahlstel
le?
Die Zahlstelle wird von Mitgliedern
und Freunden für die Anlage ihrer
Mittel genutzt. Auf der anderen Seite
erhalten EMK Bezirke, Gemeinden,
Gruppen und Institutionen, die der
EMK nahe stehen, Darlehen von der
Zahlstelle.
Welche Projekte u
nterstützt d
ie Zahl-
stelle?
Darlehen werden nicht nur für Bau-
vorhaben, sondern auch für Gemein-
deentwicklung, Ausbildung oder Ver-
Kompetent: ���b~r� �örr, Leiter der
Zahlstelle, beantwortet offene Fragen.
4Kir
che un
d Welt
Nr. 7/2
014
«Zahlstelle ist für mich gleichbedeutend mit guter Haushalterschaft mit Vermö-genswerten.»
Patrick Streiff
«Ich habe ein Einlage-Konto bei der Zahl-stelle, weil ich EMK-Mitglied bin und die EMK mit meinen Möglichkeiten unterstütze, unter anderem auch mit Geld.»
«Zahlstelle ist für mich gleichbe-
deutend mit viel Grenzen überschrei-
tender Solidarität.»
Marc Nussbaumer
Urs Schweizer
25Kirche und Welt Nr. 05/2016
Negativer Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts
Keine Fördergelder für EMK-Jugendarbeit
VON BEAT BACHMANN
2014 entzog das Bundesamt für Sozi-
alversicherungen (BSV) der Takano-
Fachstelle und der Jungschar der
Evangelisch-methodistischen Kirche
(EMK) ihre Förderbeiträge. Das Bun-
desverwaltungsgericht hat nun das
Urteil bestätigt.
Nur Nebenzweck
Das Verwaltungsgericht bestätigte nun
dieses Verdikt des BSV
und lehnte die Be-
schwerde der EMK ab,
nachdem es bereits die
Beschwerden anderer
Jugendorganisationen abgewiesen
hatte. In seinem Urteil anerkennt es
zwar gewisse Zielsetzungen der Kin-
der- und Jugendarbeit der EMK als un-
terstützungswürdig, wertet diese je-
doch als Nebenzwecke gegenüber dem
Hauptzweck der EMK «die Verkündi-
gung des Evangeliums von Jesus Chris-
tus zur Weckung und Förderung evan-
gelisch-christlichen Glaubens und
Lebens auf Grund der Heiligen Schrift».
«Woche der Jugend»
Weil die BSV-Fördergelder ausbleiben,
fehlen bei den Finanzmitteln für die Ar-
beit mit Kindern und Jugendlichen in
der EMK rund CHF 45 000. Umso mehr
erhält die jährliche Sammlung «Woche
der Jugend» zugunsten der gesamt-
schweizerischen Jugendarbeit, die diese
Ausgabe von «Kirche und Welt» beiliegt,
an Bedeutung. Nur dank
dieser grossen Unterstüt-
zung der Bezirke der
EMK Schweiz können die
Angebote und Projekte –
wie zum Beispiel das Camp IV – weiter-
geführt werden.
Teilerfolg für Jungschar
Die Beschwerde der Jungschar EMK ge-
gen den Rücktritt des befristeten Ver-
trags für die Aus- und Weiterbildungen
wurde dagegen gutgeheissen. Damit
hätte die Jungschar noch bis Ende 2016
Anrecht auf diese Finanzhilfen für
Kurse. Aufgrund des Urteils gegen die
EMK dürfte es für die Jungschar aber
schwierig werden mit dem BSV einen
neuen Leistungsvertrag ab 2017 ab-
schliessen zu können. Der Jungschar-
Vorstand prüft aus diesem Grund ver-
schiedene Optionen um die momentanen
Leistungen der Jungschar weiterhin
sicherstellen zu können.
Hauptzweck:
Verkündigung
des Evangeliums
TAKANO
GENAUERES ERFAHREN
Den Entscheid des Gerichts im Wort-
laut können Sie nachlesen unter:
http://is.gd/Urteil2016
«Kirche und Welt» berichtete in den
Ausgaben 12.2014, 2.2015 und 10.2015
über die Entwicklung
https://issuu.com/emk_schweiz