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06/2016 Kirche und Welt Die Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz The United Methodist Church «Gott leidet sich selbst zu Tode» Impulsforum – Leben 55 plus in Hunzenschwil Seite 21 Wilhelm Tell bringt's auf den Punkt Konferenzsonntag einmal anders Seite 5 Kleine Gemeinde – grosses Projekt Die «Wunderchischte» weckt Gwunder in Bäretswil Seite 14–15 Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz «Wir sind ermächtigt, an der Neuschöpfung dieser Welt durch Gott mitzuwirken!» Seite 6–8

Kirche und Welt 6/2016

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Die Zeitschrift für Mitglieder und Freunde der EMK in der Schweiz

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Page 1: Kirche und Welt 6/2016

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Kirche und WeltDie Zeitschrift der Evangelisch-methodistischen Kirche der Schweiz

The United Methodist Church

«Gott leidet sich selbst zu Tode»Impulsforum – Leben 55 plus in HunzenschwilSeite 21

Wilhelm Tell bringt's auf den PunktKonferenzsonntag einmal andersSeite 5

Kleine Gemeinde – grosses ProjektDie «Wunderchischte» weckt Gwunder in BäretswilSeite 14–15

Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

«Wir sind ermächtigt, an der Neuschöpfung dieser Welt durch Gott mitzuwirken!»Seite 6–8

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INH

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4 Impulstage des FrauenNetzWerks in Interlaken

Geräumige Grenzen – umgrenzter Raum

5 Jährliche Konferenz 2016 – Konferenzsonntag einmal anders

Wilhelm Tell bringt's auf den Punkt

6 Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

«Wir sind ermächtigt, an der Neuschöpfung dieser Welt durch Gott mitzuwirken!»

9 Aus dem Bericht des Vorstands (Teilbericht: Schweiz)

Kostenfragen im Kontext

10 Aus dem Bericht des Vorstands (Teilbericht: ganze JK)

Die Umsetzung der Mission fördern

11 Aus dem Bericht des Ausschusses «Theologische Fragen»

Sprache finden wir nur gemeinsam!

12 Aus dem Bericht des Ausschusses «Kirche und Gesellschaft»

Nachfolge in den Herausforderungen unserer Zeit

13 Aus dem Bericht der Kommission für ordinierte Dienste (KoDi)

Das ordinierte Amt stärken

14 «Wunderchischte» weckt Gwunder in Bäretswil

Kleine Gemeinde – grosses Projekt

16 Zum Tod von Emil Trummer (3.4.1921–31.3.2016)

Menschen zum Glauben führen!

17 Lubos Tagaj ist ein «Marktschreier» für Jesus

Mehr als Kraut und Rüben

18 16 Gäste aus dem Ausland nehmen am STR16 teil

Mit Händen und Füssen kommunizieren

21 Das Impulsforum – Leben 55 plus in Hunzenschwil

«Gott leidet sich selbst zu Tode»

22 Wenn das Abendmahl ausstrahlt bis in den Alltag

Elementar den Glauben feiern

23 Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent

Tagesgeschäft «Zahlstelle»

2 Kirche und Welt Nr. 06/2016

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Human?

VON STEFAN MOLL

Der «Blick» sagt es so: «Bestie von Rupperswil verhaftet.» Doch so einfach ist es nicht. Der Mör­der ist eben nicht eine Bestie. Er ist ein Mensch. Es wäre einfach, ihn als Bestie zu verstehen. Eine Bestie muss töten, ist immer nach Blut und Beute aus. Aber dieser ist ein Mensch. Er hätte anders gekonnt. Und hat es doch getan. Es fällt nicht leicht, in einem Verbrecher noch den Menschen zu sehen. Der auch mit seiner Schuld noch als Mensch geachtet werden soll. Der wohl bestraft, aber der niemals ausgerottet werden darf wie eine Bestie, weil er eben ein Mensch ist. Das Beispiel ist extrem. Doch im Alltäglichen wiederholt sich der Vorgang. Im Buch «Anatomie des Friedens»* wird gezeigt, wie Konflikte funk­tionieren. Dort wird aufgedeckt, wie wenig es braucht, dass wir einen «Gegner» zum Objekt machen. Wir neigen dazu, in ihm nicht mehr den Menschen zu sehen, der im Streit ein legitimes Anliegen vertritt. Ganz schnell geht das, wenn wir von «Un­gläubigen» sprechen. So werden Menschen zu Objekten von missionarischen Wünschen. Gerade darum ist es uns so wichtig, zuzuhören. Im Gespräch entsteht Glaube. In der Gemein­schaft. Gemeinschaft ist human. Das könnte ein Weg sein.

*The Arbinger Institute, The Anatomy of Peace: Resolving the Heart of Conflict, 2015

EditorialLiebe Leserin, lieber Leser

«Therefore go», «Darum geht» hatte die Generalkonferenz als Motto. Dahinter steckt der Missionsbefehl: «Geht hin …». Es geht um die Mission, die Sendung, den Auftrag der Kirche. Wie viel-fältig zeigt sich das Gesicht dieser Mission im Spiegel der Bericht-erstattung und der Themen, die verhandelt werden. Gemeinsame Feiern, Diskussionen über neue Strukturen, Fragen der sozialen Gerechtigkeit, … Die Vielfalt ist beeindruckend. Sie kann aber auch dazu führen, dass die Übersicht verloren geht: Was hat das alles mit Mission zu tun? Dann werden plötzlich Fragen zentral, erhalten ein ungeheures Gewicht, die nicht zentral sind. Das ge-schieht allerdings nicht nur an grossen Konferenzen, sondern soll auch schon in EMK Gemeinden so stattgefunden haben. «Haupt-sache, mir ist es wohl», bringt der Bericht der Distriktsvor- steher/in diese Grundhaltung auf den Punkt. Die «Arbeitsgruppe Soteriologie», die helfen will, dass wir in einer neuen Weise vom Heil und der Erlösung sprechen können, hat andere Wege einge-schlagen, ist gegangen – und lädt an der Jährlichen Konferenz ein, sich ebenfalls auf den Weg zu machen. Gehen wir!

Sigmar FriedrichRedaktor

3Kirche und Welt Nr. 06/2016

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IHRE MEINUNG

Olinka Kubinec (l.) und Maria Virag erweiterten den Blick über die Schweizer Grenzen hinaus nach Serbien.

Impulstage des FrauenNetzWerks in Interlaken

Geräumige Grenzen – umgrenzter Raum VON NICOLE GUTKNECHT

Wer bin ich? Wie viel Raum brauche ich? Wo komme ich an meine Gren-zen? Rund 40 Frauen gingen vom 29. April bis 1. Mai an den Impulsta-gen diesen Fragen nach: spielerisch, kreativ, erspürend und im Austausch miteinander.

Am Anfang stand ein 4-gewinnt-Spiel mit Teilnehmerinnen als Spielsteinen. Wo bin ich? Wo die andern? Wenn die andern sich bewegen, wo bewege ich mich hin? Es war nicht ganz einfach, selber den Überblick zu behalten.

Den eigenen Raum erkundenIn ihrem Referat nahm Maja Fran-ziska Friedrich die Gruppe mit auf eine faszinierende Entdeckungsreise zum Thema «Raum haben». Erste Raumerfahrungen machen wir als Embryo: um uns ist es warm, es gibt Nahrung und Schutz und wir sind ver-bunden mit dem «Du» der Mutter. Wir wachsen und die Grenzen weiten sich. Das führt zu einer verkörperten gu-

ten «Grenzerfahrung». Verbunden und geborgen zu sein in einem flexi-blen Raum ist auch später die Grund-lage dafür, uns und unsere Grenzen zu verändern und zu wachsen. Erleben wir Mängel und Verlet-zungen, versuchen wir unsern Raum an den Grenzen zu ver-teidigen oder ziehen uns zurück. Gleichzeitig sind Grenzen unsere Ver-bindungsstellen zwischen innen und aussen. Hier kommen wir in Kontakt mit andern Menschen. Wie sieht mein Raum aus? Wo sind meine Grenzen? Beim Nachspüren und im Gespräch kamen weitere Fra-gen: Ich brauche mehr Platz – darf ich meinen Raum weiten? Oder: meine Grenzen werden enger im Alter – wie schaffe ich mir trotzdem Raum?

Raum trotz enger GrenzenOlinka Kubinec und Maria Virag wei-teten den Blick der Gruppe über die Grenzen hinaus und stellten die Frau-enarbeit in Serbien vor. Ein Film

zeigte Frauen, die viel Spass zusam-men haben. Dass sie einander in schweren Zeiten auch tragen, kam zum Ausdruck, als Maria von ihrer

Krebserkrankung er-zählte. Oft kam sie an ihre Grenzen. Sie und ihre Freundin Olinka ermutigten einander durchzuhalten. «Vor ei-

nem Jahr haben wir einander anver-traut, dass wir beide krank sind. Wir haben abgemacht: In einem Jahr ge-hen wir wieder miteinander spazie-ren. Dass wir das hier in Interlaken tun dürfen, bewegt uns sehr und ist ein besonderes Geschenk von Gott, der uns durchgetragen hat.» Im Referat, beim Teilen eigener Er-fahrungen, beim Spielen, Tanzen, in Workshops und im Gottesdienst wurde wohltuend deutlich: Der eigene Raum und die eigenen Grenzen sind nicht etwas Starres, sondern Grenzen können und dürfen verschoben und (neu) gestaltet werden.

FRAUENNETZWERK

Die eigenen Grenzen können und dürfen ver-schoben werden

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WICHTIGE INFORMATIONEN

Der ganze Konferenzsonntag findet draussen statt. Ziehen Sie dem Wetter und der Temperatur entsprechende Kleidung an.

Bons für Mittagessen und die Getränke können nur am Sonntag im Areal der Tellspiele gekauft werden. Kosten: zwischen Fr. 5.– und 7.– je nach Angebot.

Zur Deckung der Unkosten wird eine Kollekte erhoben. Hinweise zur Anreise finden Sie auf dem bereits verschickten Flyer oder im Internet unter www.tellspiele.ch. Der Parkplatz kostet Fr. 5.–

Punktgenau trifft am Konferenzsonntag nicht nur Wilhelm Tell.

JÄHRLICHE KONFERENZ

VON CLAUDIA HASLEBACHER

Nein, Bischof Patrick Streiff wird nicht den Wilhelm Tell spielen. Trotz-dem stimmt es, dass die Jährliche Konferenz dieses Jahr ihren Fest-sonntag im Naturareal der Tellspiele in Interlaken feiern wird.

Dort werden Sie freundlich mit Kaffee und Gipfeli begrüsst – unter dem Motto «s’het solang’s het». Ab 10 Uhr spielt die Band und Kinder ab 6 Jahren ge-hen ins JS-Programm. Auch für die Kleinsten ist gesorgt: am Vormittag und Nachmittag werden sie liebevoll betreut. Um 10.30 Uhr beginnt der Festgot-tesdienst mit Ordinationen. Die Gottes-dienstgemeinde kann unter der ge-deckten Tribüne Platz nehmen. Etienne Rudolph, Distriktsvorsteher, André Ot-tersberg, Pfarrer in Interlaken und Jean-Marc Bittner, Pfarrer in Metz lei-ten durch den zweisprachigen Gottes-

dienst mit Predigt von Bischof Patrick Streiff. Die Kochtruppe des Hotel Artos bie-tet zum Mittagessen einige einfache Gerichte an. Ein Grill- und Picknick-platz steht auch zur Verfügung. Wer will, macht sich auf den Weg nach In-terlaken und besucht eines der Restau-rants. Allerdings sollte man rechtzeitig zur Extra-Aufführung der Tellspiele 2016 um 14 Uhr zurück sein. Die neue Inszenierung des Thuner Autors und Regisseurs Ueli Bichsel verspricht Spannung: In sechzehn dramatischen Szenen erleben die Theaterbesucher hautnah, was es heisst, unterdrückt und gedemütigt zu werden. Aber «das Volk der Hirten», wie es vom Landvogt Gessler respektlos genannt wird, lässt sich das nicht gefallen. Die Stauffache-rin bringt zum Ausdruck, was viele be-reits seit längerer Zeit in sich herum-tragen: «Wir müssen dieses Joch abwerfen! Wir müssen uns befreien!»

Jährliche Konferenz 2016 – Konferenzsonntag einmal anders

Wilhelm Tell bringt's auf den Punkt

Gedanken aus Kirche und Gesellschaft

Ja oder Nein?

In der Überschneidung der Bereiche Kirche und Gesellschaft kehren viele Themen immer wieder. Dabei müssen wir, wie in Beziehungen zu ande­ren Menschen, unsere christliche Verpflichtung für Frieden und Gerechtigkeit neu bejahen.Ein altes Thema, das eine Stellungnahme ver­langt, hat Gerhard Schöne in den 80er Jahren so ausgedrückt:

Wohl denen, die da wagen ein «Nein» zur rechten Zeit, nicht «Ja» und «Amen» sagen zu Bombensicherheit.*

Heute würden wir vielleicht eher von «Drohnen­» oder «Grenzzaunsicherheit» sprechen. Was bleibt, ist die Frage, wie wir als Nachfolger/innen Jesu Christi Nein oder Ja sagen, wenn erst der Militärhaushalt aufgestockt wird und am nächs­ten Tag Gelder, die andeutungsweise zu Solidari­tät und Gerechtigkeit beitragen, gestrichen wer­den. Als Kirche in einer bestimmten Gesellschaft müssen wir unser Ja und Nein zu verschiedenen Themen finden. Das tun wir immer im Bewusst­sein, dass wir in einer Welt leben, die die uns sichtbaren, bestimmbaren Grenzen übersteigt. Und wir tun es mit Demut, weil wir nie das Gute tun, sondern immer vorläufig das Beste, das wir erkennen. Die Ergebnisse vertrauen wir Gott an.

* Gerhard Schöne, «Wohl denen, die da wagen», S.211 in: «himmelweit». das junge liederbuch. 2008.

Marietjie Odendaal

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Aus dem Bericht der Distriktsvorsteher/in an die Jährliche Konferenz

«Wir sind ermächtigt, an der Neuschöpfung dieser Welt durch Gott mitzuwirken!» VON JÖRG NIEDERER /

ETIENNE RUDOLPH / STEFAN ZÜRCHER /

CLAUDIA HASLEBACHER

Im Bericht an die Jährliche Konferenz Bericht legen die Distriktsvorsteher/in den Fokus auf den umfassenden Auftrag der Kirche. Sie fragen, was Kirche ist und was das Ziel der Mis-sion Gottes ist. Und sie laden ein, ei-gene Erfahrungen zu teilen.

Als Kabinett befassen wir uns häufig mit der Frage nach dem Auftrag der Gemeinde und wie er gelebt werden kann. Meistens geschieht dies in kon-kreten herausfordernden Situationen von Gemeinden oder Bezirken. Zum Beispiel wenn sich ein Bezirk ganz neu der Frage stellt, wie er die Mis-sion Gottes leben soll und den Dist-riktsvorsteher zur Beratung beizieht. Oder im schwierigen Unterwegssein

mit einem Bezirk, der sich zusammen mit der Distriktsvorsteherin der Frage stellt, ob er überhaupt noch eine Zu-kunft hat.

Wo ist die Dynamik?Wir stellen an manchen Orten fest, dass es Veränderungen braucht, die viel tiefer gehen, als nur neue Programme zu gestalten oder neue Angebote zu machen. An verschie-denen Orten beobachten wir, dass es bei Menschen in der Gemeinde eine Grundhaltung gibt: «Ich lebe in mei-ner Gemeinde und habe einen Pfarrer, der für mich da ist. Hauptsache, mir ist es wohl.» … Die EMK – so könnte man sagen – ist von einer dynami-schen missionarischen Bewegung zu einer Organisation geworden, die sich vor allem um diejenigen kümmert, die

dazu gehören. Das hingegen tut sie in der Regel sehr gut und mit Engage-ment … Die Gemeinden der EMK sind gut darin, Menschen, die zu ihnen kommen, freundlich zu begrüssen. Oft gelingt es auch, ihnen einen Platz zu geben, an dem sie sich wohl füh-len. Dort bleiben sie dann aber auch.

Dass es um mehr geht, als eine tra-gende menschliche Gemeinschaft zu fin-den, wird nicht auf-

genommen. So fehlt der Schritt des Zum-Glauben-Kommens. Dieser wür-de dazu führen, dass Menschen in der sie verwandelnden Nachfolge Jesu Christi leben und so die Welt verän-dert wird. Dass sie als einzelne und Gemeinde dazu gerufen sind, an Got-tes Mission, der Missio Dei, seinem Willen, den Kosmos neu zu schaffen, mitzuwirken, geht vergessen.

DISTRIKTSVORSTEHER/IN

«Worum geht es beim Kirchesein?», fragen die Distriktsvorsteher/in in ihrem Bericht.

EMK – dynamische Bewegung oder Organisation?

6 Kirche und Welt Nr. 06/2016

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DISTRIKTSVORSTEHER/IN

Dazu ruft Gott unsIm diesjährigen Bericht legen wir den Fokus deshalb auf diesen umfassen-den Auftrag: Wir sind von Gott herausgerufen und neu geschaffen zu einem Leben mit ihm. Wir sind beauftragt und er-mächtigt, als seine Partner/innen die Welt zu gestalten und zu verändern, an der Neuschöpfung dieser Welt durch Gott mitzuwirken. In Jesus Christus ist die neue Schöpfung auf-gekeimt, die neue Menschheit, die neue Erde, der neue Kosmos. An die-sem Wirken Gottes haben wir als Nachfolger/innen Jesu Teil und sind wir berufen, aktiv mitzutun …

Es geht um unser LebenWorum geht es beim Kirche-sein, beim Glauben, beim Leben mit Chris-tus? Um ein Angebot unter anderen, das ich mir aussuche? Das Bild, das die Bibel dazu malt, ist ein deutlich anderes: Sie spricht nicht davon, dass ich mir eine der vielen Möglichkeiten aussuche, sondern davon, dass mich einer gerufen hat, dass ich ergriffen bin von Christus und in einer neuen Realität lebe. Dadurch, dass ich ergrif-fen wurde und mich ergreifen liess, lebe ich in einer anderen Dimension, im Horizont des Lebens Gottes. Zuerst geht es hier also um mein Sein, meine

Identität, die Frage, zu wem ich ge-höre. Die Antwort auf diese Frage be-trifft dann mein ganzes Leben und Handeln … Dieses Leben ist – wie es auch die biblischen Texte immer wie-der erahnen lassen – kein Honigschle-cken, kein Wohlfühlort, sondern ein herausforderndes, aber lohnenswer-tes Leben. Mit ihm im Namen Jesu Christi unterwegs zu sein, ist Gnade und Berufung. Wir sind eine neue Schöpfung, von Gott geliebte Men-schen, die zu seinem Volk gehören, in seinem Horizont leben, und das hat Konsequenzen: bereichernde, weil wir Heil und Heilung erfahren, tra-gende Gemeinschaft mit anderen erleben, Beziehungen gestal-ten und erleben, die einfach gut tun. Die Konsequenzen können jedoch auch existenziell sein: In der Schweiz be-schränken sie sich meistens darauf, schief angesehen und belächelt zu werden, wenn wir unserem Gegen-über sagen, wir seien Christen. In an-deren Ländern kann ein solches Be-kenntnis durchaus lebensbedrohlich sein. Diese Beschreibung zeigt etwas wie die Perspektive Gottes auf, seine Ab-sicht mit mir, mit den Menschen, die er ruft. Doch die Realität sieht bei uns

eben oft anders aus. Es ist und bleibt eine Herausforderung, in dieses Bild Gottes hinein zu wachsen und sich von ihm führen und gestalten zu las-sen …

So will Gott die KircheDie Mission der EMK hat eine klare Zielrichtung. Diese ist nicht, «Men-schen in die Nachfolge führen», son-dern zur Ehre Gottes «die Welt zu ver-ändern», also die neue Welt Gottes aktiv mitzugestalten. Wo die Welt ver-ändert werden soll, geht das nur, wenn Menschen verwandelt werden. Wirkung dieser Verwandlung ist,

dass sie anders leben und beginnen, aus Gottes Vision heraus die Welt zu gestalten. Dies tun Menschen

in der Gemeinschaft mit anderen Menschen, in deren Mitte der Aufer-standene lebt und an ihnen handelt. Die Gemeinde ist in Gottes Augen in ihren Vollzügen Mitwirkende bei sei-ner Absicht, diese Welt neu zu schaf-fen. Als Berufene sind wir nicht dazu beauftragt, unsere Pläne zu verwirk-lichen, sondern bei Gottes Plan mit-zuwirken. Die dahinter stehenden Fragen sind deshalb: Wo entdecke ich Gott in dieser Welt am Werk? Wie will er mich hier brauchen? …

Christ/innen sind wie Bauarbeiter: sie sind beauftragt, die Pläne eines anderen umzusetzen.Fortsetzung Seite 8

Die Welt verändern zur Ehre Gottes

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DISTRIKTSVORSTEHER/IN

Die Kirche, die Gemeinde ist als von Gott geschaffene Gemeinschaft damit beauftragt, seine neue Schöpfung schon jetzt zu leben, zu repräsentie-ren, abzubilden … Wohlgemerkt: es geht hier um ein Idealbild von Kirche, wie sie als Kirche Jesu Christi sein sollte. Leider ist Kirche oder Ge-meinde in dieser Welt oft viel stärker eine menschliche Institution, die der Bedürfnisbefriedigung einzelner oder einer Gruppe dient, als tatsächlich Kirche Jesu Christi … Deshalb sind in der seit Monaten dauernden herausfordernden Situa-tion von Menschen, die nach Europa strömen, Initiativen von Gemeinden so wichtig. Sie sind ein Ausdruck des Liebeswillens Gottes … Wo christliche Gemeinden in dieser Situation – trotz mancher Fehler, die geschehen, und aller Unvollkommenheit, die wir auch erleben, – anderen Menschen Lebens-raum und ihre Herzen öffnen, reprä-sentieren sie die Willkommenskultur und Gastfreundschaft Gottes …

Was sind deine Erfahrungen?Du als Leser/in dieses Berichtes lebst

in der Wirklichkeit Gottes: Du bist He-rausgerufene, von Gott Ergriffener, deshalb bereits jetzt eine neue Schöp-fung. Doch du bist auch ein Mensch mit Schwächen, stehst in den Heraus-forderungen des Alltags, erlebst Über-forderungen, kennst die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden und Wohlsein. Du lebst aus Gott, aber auch in dieser Welt und damit in der Spannung zwi-schen Gottes Wirklichkeit und unse-rer Realität. Und du bist Teil einer Ge-meinde und einer Kirche, die auch in dieser Spannung zwischen weltlicher und göttlicher Wirklichkeit lebt. Wie erlebst du in deinem persönli-chen Leben die Herausforderung, dich selber von Gott verwandeln zu lassen und an der Neuschöpfung deiner Um-welt mit zu arbeiten? … Wie erlebst du die Evangelisch-methodistische Kir-che? Wie stark ist deine Kirche vor al-lem eine menschliche Institution? Und wie deutlich lässt sie sich ein auf Gottes Wirken in dieser Welt? … Wo entdeckst du Gottes Spuren in deinem Leben, deiner Gemeinde und Kirche? Erzählst du davon, so dass Menschen ermutigt und motiviert werden?

Christein heisst: unter Gottes Anleitung die Welt gestalten.

Impressum Zeitschrift der Evangelisch-metho distischen Kirche in der Schweiz:Erscheint monatlich

Redaktor:Sigmar Friedrich

Redaktionsgruppe: Martina Läubli, Michael Schwaller

Redaktionsadresse:Kirche und Welt, Postfach, 8021 Zürich 1Telefon 044 299 30 [email protected]

Abonnement:Schweiz: CHF 54.– (für Mitglieder und Freunde der EMK freiwillig) Ausland: CHF 75.–Postcheckkonto: EMK Schweiz, Zeitschrift Kirche und Welt, 8004 Zürich, 80-23018-5

Adressänderung/Abbestellung:Zentralverwaltung EMKPostfach, 8021 Zürich 1Tel. 044 299 30 80, Fax 044 299 30 89Mail: [email protected]

Anzeigenverwaltung:Jordi AG – das MedienhausChristian AeschlimannAemmenmattstrasse 22, 3123 BelpTelefon 031 818 01 25Telefax 031 819 38 54E-Mail: [email protected]

Insertionsschluss für 07/2016:14.06.2016

Grafik + Gestaltung:P+S Werbung AG, 8184 Bachenbülachwww.pswerbung.ch

Druck / Vertrieb:Jordi AG – das Medienhaus, 3123 Belpwww.jordibelp.ch

Kirche und Welt wird klimaneutral hergestellt: www.preservecreation.ch

Bildnachweise:S.1,7 Peggy_Marco, pixabay.comS.2 Jörg, gemeindebrief.deS.3,6,10,21,23 KuWS.4,13-19 zVgS.5 H.Steiner, tellspiele.chS.8 ODOics, pixabay.comS.9 422737, pixaybay.com / KuWS.11 skeeze, pixabay.comS.12 wahyucurug, pixabay.comS.22 PublicDomainPictures, pixabay.com AUS DEM REISEKALENDER DES BISCHOFS IM JUNI

2.–5. Jährliche Konferenz Tschechien und Slowakei, Prag14.–15. Plateforme Afrique du Nord, Basel16.–19. Tagung Schweiz und Jährliche Konferenz Schweiz­ Frankreich­Nordafrika, Münsingen und Interlaken23.–26. Jährliche Konferenz Polen, Elk27.–30. Pfarrerversammlung Serbien

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JÄHRLICHE KONFERENZ

Aus dem Bericht des Vorstands (Teilbericht: Schweiz)

Kostenfragen im Kontext VON MATTHIAS BÜNGER /

BISCHOF PATRICK STREIFF

Dieser Teil des Vorstandsberichtes geht an die Tagung Schweiz unserer Jährlichen Konferenz. Im Vorder-grund stehen die vereinsrechtlichen Geschäfte.

Liegenschaften finanzieren immer wieder auch die Gemeinderechnun-gen. Das ist auch in der Rechnung der Zentralverwaltung so. Was bedeutet das aber in Bezug auf die Werterhal-tung bzw. die Erneuerung der ver-schiedenen Liegenschaften? «Bau-steine einer Immobilienstrategie» heisst, dass der Vorstand in Zusam-menarbeit mit dem Bau- und Verwal-tungsausschuss, dem Finanzaus-schuss und dem Zahlstellenausschuss einen Tag lang über die Herausforde-rungen in diesem Bereich diskutiert und Leitlinien festgelegt hat. Nun sind wir daran zu schauen, welche Konsequenzen dies für den Betrieb, den Unterhalt und die Verwaltung der ca. 150 Liegenschaften alleine in der Schweiz haben wird.

Teilzeitstellen von PfarrpersonenAn jeder Sitzung berichtet ein/e zu-ständige Distriktsvorsteher/in über die Gemeinden des jeweiligen Dist-rikts. Der Vorstand wollte nicht nur Fi-nanzkennzahlen und Statistiken an-schauen. Vielmehr interessierten vermehrt Feinheiten, die Kultur, die Ereignisse bzw. Geschichten der Men-schen in den einzelnen Bezirken. Da-bei kam zum Ausdruck, dass die Teil-zeitstellen auf den Bezirken stark

zugenommen haben. Da der finanzielle Druck gewachsen zu sein scheint, su-chen die Bezirke vermehrt in dieser Massnahme Entlastung. Was heisst das aber für den Personaleinsatz: regi-onaler Einsatz der Pfarrpersonen oder eine Regionalisierung der Bezirke? …

Kosten «Zentrale Dienste»Der Vorstand hat dem Budget 2016 nur mit folgenden Bedingungen zuge-stimmt:1. Die Berechnungsgrundlage CHF

400.–/Mitglied wird weiterhin ein-gehalten. Der Budgetvorschlag 2016 hatte noch mit CHF 410.– ge-rechnet.

2. Es wird eine Gruppe eingesetzt, die sehr breit die Kosten im B-Teil un-

tersucht, und dem Vorstand Vor-schläge unterbreitet, wie in diesem Bereich gespart werden kann.

Dem Vorstand ist bewusst, dass ein Überschreiten dieser Marke von CHF 400.– nicht opportun wäre. Dabei geht es nicht nur um Kürzungen bei den Zentralen Diensten. Vermehrt will der Vorstand den Fokus darauf legen, was die Bezirke in der Umsetzung der Mission nachhaltig unterstützen kann. Mit diesem Fokus will der Vor-stand dann allenfalls Einsparungen bzw. Budgetkürzungen angehen. Das Gespräch mit den einzelnen Berei-chen in den Zentralen Diensten wurde schon aufgenommen.

Der Vorstand hat an Bausteinen einer Immobilienstrategie gearbeitet.

AUSZUG

Alle in dieser Ausgabe abgedruckten Berichte sind nur Auszüge aus den Berichten, die an der Jährlichen Konferenz behandelt werden. Der Bericht der Distriktsvorsteher/in wird nach der Tagung der Jährlichen Konferenz auf der Homepage der EMK Schweiz abrufbar sein:

www.emk­schweiz.ch

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Aus dem Bericht des Vorstands (Teilbericht: ganze JK)

Die Umsetzung der Mission fördern

VON MATTHIAS BÜNGER /

BISCHOF PATRICK STREIFF

In diesem Teilbericht an die ganze Jährliche Konferenz stehen Themen im Vordergrund, die uns als ganze Kirche betreffen, vor allem im stra-tegischen und inhaltlichen Bereich.

Die Strategie weiter entwickeln«Mit Christus unterwegs - von Gott be-wegt - den Menschen zugewandt.» Dazu bekennen sich Methodist/innen in der Schweiz. Glaube und tätige Liebe gehören zusammen. Diese Überzeugung hat die EMK weltweit von ihren Anfängen bis in die Gegen-wart geprägt. Der Vorstand war sich einig, dass die drei Grundlagen «Vision – Mission – Werte», die uns in der Arbeit als Kir-che anspornen, bereits im Profilpro-zess 2007 und der Erarbeitung der Strategie 2010-18 enthalten sind. Des-halb soll auch über das Jahr 2018 hi-naus das Grundsatzziel, wie es die Kirchenordnung vorgibt, und das da-

raus abgeleitete Rahmenziel, wie es in der Strategie 2010-18 festgelegt wurde, die Arbeit unserer Jährlichen Konferenz prägen. Der Vorstand hat damit begonnen, die Ergebnisziele im Strategiepapier 2010-18 zu evaluieren. Die strategi-sche Ausrichtung der Arbeit soll über 2018 hinaus unter dem Titel stehen: «Gottes Auftrag – unser Weg». Der Vorstand hat ferner be-schlossen, dass er den Fo-kus auf die Entwicklung der Bezirke legen will und eine rollende Planung von nächsten Umsetzungsschritten beginnt. Zu die-sen Umsetzungsschritten gehören die Besuche in Bezirksvorständen.

Besuch im BezirksvorstandAufgrund des beschriebenen Weges haben die Mitglieder des Vorstandes mit dem/der jeweiligen Distriktsvor-steher/in begonnen, Bezirksvorstände zu besuchen. Diese Besuche dienen ei-nerseits als Information für den Vor-stand, anderseits als Ermutigung für

den Bezirk. Nach den Bezirksver-sammlungen im Frühjahr sollen ab Mai 2016 weitere Besuche in deutsch-sprachigen Distrikten stattfinden.

Anstehende Themen des VorstandesDie neue Leitungsstruktur der JK mit dem Vorstand wird auf die JK 2017 hin evaluier. Dabei wird und kann es nicht nur darum gehen zu überprü-

fen, was ist, sondern auch Anpassungen in den Aufgaben, den Kompetenzen und der

Verantwortung des Vorstandes und in der Zusammenarbeit mit den ver-schiedenen Gremien und Fachstellen weiterzuentwickeln. Zudem wird der Vorstand sich mit der Weiterentwicklung der Strategie befassen. Dabei kann es nicht nur um Formulierungen gehen. Vielmehr will der Vorstand auch schauen, wie er die Umsetzung der Mission auf und in den Bezirken mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen und Mitteln nachhaltig fördern kann.

Gottes Auftrag – unser Dienst

JÄHRLICHE KONFERENZ

Die Vorstandsmitglieder, hier während einer Sitzung auf dem Bienenberg bei Liestal, haben begonnen, Bezirksvorstände zu besuchen.

10 Kirche und Welt Nr. 06/2016

Page 11: Kirche und Welt 6/2016

Aus dem Bericht des Ausschusses «Theologische Fragen»

Sprache finden wir nur gemeinsam! VON STEFAN MOLL

Die Tätigkeit des Ausschusses kon-zentrierte sich 2015 auf die Weiter-führung des Projektes zur Sprachfin-dung in der Soteriologie. Der Prozess konnte zu einem Zwischenergebnis geführt werden.

Ganz knapp zusammengefasst wer-den folgende Aussagen gemacht: Wir glauben, dass das Evangelium in ei-nem echten Dialog vermittelt werden kann. Dabei sind wir überzeugt, dass Erfahrungen mit Tischgemein-schaft zu Schalom, mit Kampfsport zu Versöhnung und mit Bäumen zu Heiligung eine Sprache entstehen lassen.

Veränderte ArbeitsweiseDas Projekt-Team hat die Arbeits-weise verändert und konzentriert sich auf weiterführende Projekte und Pro-zesse:   Jährliche Konferenz 2016: das Anlie-gen der Soteriologie bekommt viel

Raum an der Jährlichen Konferenz.Kommunikation: Ein Arbeitsheft lei-tet dazu an, selber Erfahrungen mit diesen Vorschlägen zur Sprache der Soteriologie zu finden. In Facebook ist auf der Site Soteriologie eine rege Dis-kussion entstanden. Unter emk-sote-riologie.ch wurde eine Homepage auf-gebaut. Architektur-Projekt: Die Idee: Archi-tekten lesen die Sprache unserer Kir-chen und geben eine Rückmeldung zu dem, was sie ausdrücken. Zur Zeit der Abfassung des Berichtes suchen wir Wege, wie dieses Projekt finanziert und vielen Gemeinden angeboten wer-den kann. Reformationsjubiläum: Stephan Jo-hanus bittet zu Tisch, um gemeinsam bei einem Essen zu den vom SEK vor-gegebenen Themen Thesen zu entwi-ckeln.

Ein AusblickEnde 2016 läuft das Projekt «Sprachfin-dung und Soteriologie» aus. Schon jetzt können zwei Dinge gesagt werden:

Das Projekt hat alle, die sich daran be-teiligt haben, in eine unglaubliche Fülle von Fragen und Gedanken ge-führt. Es ist eine umfangreiche Mate-rialsammlung entstanden, die über die Homepage emk-soteriologie.ch zu-gänglich gemacht wird. Das Projekt-Team hat keine fertige Lösung gesucht. Vielmehr ist sein Auftrag, einen Prozess zu initiieren, auf dem die Kirche gemeinsam Spra-che findet. Das bedeutet: Indem ein-zelne und Gemeinden sich auf die Vor-schläge des Teams einlassen, finden wir gemeinsam Sprache. Leider scheint im Moment genau hier ein Schwachpunkt zu liegen: der aufge-zeigte Weg ist erst nützlich, wenn viele ihn gehen. Aber die Vielen zö-gern. Um es noch einmal in aller Klar-heit zu sagen: Sprache zur Soteriolo-gie finden wir als ganze Kirche, nicht als Ausschuss. Der Nutzen des Projek-tes hängt direkt mit der Beteiligung von möglichst vielen Methodist/innen zusammen.

JÄHRLICHE KONFERENZ

Tischgemeinschaft kann helfen, vertändlich von Gottes «Schalom», Gottes Frieden und Heil zu sprechen.

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Page 12: Kirche und Welt 6/2016

Aus dem Bericht des Ausschusses «Kirche und Gesellschaft»

Nachfolge in den Herausforderungen unserer Zeit VON JÖRG NIEDERER /

MARIETJIE ODENDAAL

Die Herausforderung konkreter ge-sellschaftlicher Fragen nimmt der Aussschuss für «Kirche und Gesell-schaft» in seiner Arbeit eben-so auf wie die grundlegende Überarbeitung der «Sozialen Grundsätze» auf der Ebene der weltweiten EMK.

Flüchtlinge und MigrationDie Menschen, die in grosser Zahl aus ihren Heimatlän-der aufbrechen, weil das Leben ih-nen dort unerträg-lich geworden ist, beschäftigen uns. Im Ausschuss wol-len wir beitragen zu einer hoffnungs-vollen und vertrauensvollen Sprache, die unsere Gedanken und Reaktionen auf die grossen Herausforderungen ei-nes «Gastlands» steuern kann. Der Jährlichen Konferenz legen wir eine Stellungnahme zur Flüchtlings- und Migrationssituation zur Annahme vor. Diese Stellungnahme fasst die He-rausforderung präzise zusammen

und nennt konkrete Schritte, die wir als Kirche und als Gläubige gehen können.

IslamDer Islam wird oft in der Öffentlich-keit thematisiert, nicht selten in Zu-sammenhang mit Terrorattentaten, Christenverfolgung und frauenfeind-licher Einstellung. Im Ausschuss tref-fen wir uns mit muslimischen Gläubi-gen und Menschen, die sowohl den Islam wie auch das Christentum gut

kennen. Wir erhoffen uns, mit unseren Ge-sprächen die Grundla-gen, die es schon gibt, z.B. in der «St. Galler

Erklärung», mit persönlichen Begeg-nungen zu beleben und hilfreich zu ergänzen.

Sorge für die SchöpfungAn der letzten Tagung der Jährlichen Konferenz haben wir Rückmeldungen gesammelt, wie wir auch an unseren Tagungen unsere Christusnachfolge in praktischen Schritten bezeugen können. Es ging darum, wie wir die

Welt durch unser Handeln so gestal-ten, dass wir der nächsten Generation ein lebenswertes Umfeld vererben und nicht nur Müll. Die Rückmeldun-gen haben wir in einem Antrag an den EMK-Vorstand formuliert: Die Jährli-che Konferenz soll so gestaltet und durchgeführt werden, dass wir dabei auf unseren schädlichen Fussabdruck achten und ihn so klein wie möglich halten.

Überarbeitung der Sozialen GrundsätzeBei der Überarbeitung der Sozialen Grundsätze soll die biblische Fundie-rung, eine prägnante Formulierung und der globale Charakter der Sozia-len Grundsätze stärker gewichtet wer-den. Ein kurzfristig einberufenes Team, darunter auch Jörg Niederer, hat auf die Herbsttagung 2015 des «General Board of Church and Soci-ety» (GBCS) Beispiele für neue soziale Grundsätze formuliert. Diese Bei-spiele haben überzeugt. Das Board hat der Überarbeitung zugestimmt und wird diese Arbeit aus seinem Fonds finanzieren.

JÄHRLICHE KONFERENZ

Der Ausschuss «Kirche und Gesellschaft» sucht unter anderem die Begegnung mit muslimischen Gläubigen.

Die JK so gestalten, dass der «Fussab-druck» klein bleibt

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Aus dem Bericht der Kommission für ordinierte Dienste (KoDi)

Das ordinierte Amt stärken VON WALTER WILHELM

Die Arbeit der KoDi mit ihren Aus-schüssen dient dazu, dass wir als EMK Personen für den Dienst als Pfarrer/in und für den Dienst als Lai-enprediger/in gewinnen, ausbilden, einführen, begleiten, weiterbilden und fördern. Neben aller Arbeit an diesen Bereichen stand der Schwer-punkt der Arbeit der KoDi im vergan-genen Konferenzjahr nach wie vor unter dem Thema: Das ordinierte Amt stärken.

Bei dieser Arbeit ist die Überzeugung leitend: Wenn wir in einer Zeit, die im schweizerischen kirchlichen Umfeld auf zu wenig Pfarrer/innen zusteuert, die Attraktivität des ordinierten Dienstes in der EMK steigern wollen, müssen wir in unserem Amtsver-ständnis und den daraus abgeleiteten Arbeitsbedingungen den Selbstentfal-tungswerten unserer Zeit und Gesell-schaft mehr Rechnung tragen. Und wir müssen eine Kultur fördern, in der die Innovation und Eigenverant-

wortung gegenüber jetzt einen grösse-ren Raum einnehmen. Die drei Werte Connexionalität, Berufung und Sen-dung sind deshalb in unsere Zeit hin-ein zu übersetzen und zu interpretie-ren. Wir müssen nicht in allem zeitgemäss sein, aber der Zeit gerecht werden, in der wir leben.

Modell vorgestelltNach zwei Gesprächstagen mit Pfar-rer/innen im Herbst 2014 hat die KoDi sich entschieden, die entwickelte Grundidee eines «internen Bewer-bungsverfahrens für Dienstzuweisun-gen» im Herbst 2015 an den Mitarbei-tertagungen bei den verantwortlichen Personen aus den Bezirken in eine Vernehmlassung zu geben. Das Modell sieht im Grundsatz vor:• Das Kabinett schreibt Pfarrstellen

von Bezirken der EMK intern aus.• Pfarrer/innen haben die Möglich-

keit, sich beim Kabinett auf ein-zelne dieser Stellen zu bewerben.

• Das Kabinett entscheidet, welche Bewerbungen es für die weitere Planung berücksichtigen will.

• Das Kabinett leitet Dienstzuwei-sungsgespräche ein zwischen den Ausschüssen für das Zusammen-wirken von Pfarrer_in - Gemeinden (AZW) und Pfarrer/innen

• und legt aufgrund der Rückmel-dungen zu den Gesprächen die Dienstzuweisungen fest.

Das neue Element dieses Konzeptes ist, dass Pfarrer/innen aktiv werden können im Hinblick auf die Frage, wo sie ihren Dienst tun wollen, indem sie sich auf Stellen bewerben können.Fazit der Mitarbeitertagungen ist, dass diese Idee grossmehrheitlich un-terstützt wird.

Modell ausarbeitenIm Januar 2016 hat sich die KoDi ent-schieden, dieses Modell konkret aus-zuarbeiten mit dem Ziel, darüber im Sommer 2017 zu beschliessen und es dem Bischof vorzulegen, damit er es in Kraft setzen kann. Anliegen und Leitgedanken des Bischofs zum Mo-dell sollen dabei schon in die Ausar-beitungsphase mit einfliessen.

JÄHRLICHE KONFERENZ

An den Mitarbeitertagungen, wie hier in Frauenfeld, stellte die KoDi das neue Modell der Dienstzuweisungen vor.

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«Wunderchischte» weckt Gwunder in Bäretswil

Kleine Gemeinde – grosses Projekt VON DANIELA KOHLI

55 Kinder ab vier Jahren bis zur zweiten Klasse sitzen «gwundrig» vor einer Kiste. Langsam öffnet sich ihr Deckel: Jonny, die Handpuppe springt hervor. Er begrüsst die Kin-der mit einer Blume in seiner Stoff-hand: «Wisst ihr, was ich heute mitgebracht habe?» «Pusteblume», «Chrottepösche», «Löwenzahn», «Säublueme», schallt es ihm entge-gen.

Wir befinden uns im Erzählteil des Projekts «Wunderchischte» der EMK Bäretswil. Die «Wunderchischte» ist das Nachfolgeprojekt der früheren Bä-PlaWu (Bäretswiler-Chinder-Plausch-Woche). Ab Herbst 2013 konnte sie aus Personalgründen nicht mehr wei-tergeführt werden. Die Gemeindelei-tung wollte jedoch die Präsenz der EMK im Dorf aufrecht erhalten. In ei-ner Spurgruppe wurden zu diesem Anliegen Ideen und Wünsche von ehe-maligen Mitarbeitenden und neuen Interessierten gesammelt. So fand

sich im Frühling 2014 ein neues Kernteam, das das Projekt «Wun-derchischte» entwarf. Am 25. Juni darauf startete der erste Wunderchischte-Nachmittag mit 22 Kindern. In der Zwischenzeit bewegt sich die Zahl der Teilnehmen-den zwischen 45-60 Kindern, nur zwei davon sind aus der EMK Bärets-wil. Die Wunderchischte hat zum Ziel, die Liebe Gottes mithilfe christlicher Werte weiterzugeben, die Familien-freundlichkeit in Bäretswil mitzuge-stalten und als Teil der EMK präsent zu sein.

Vertrauen einübenAm Nachmittag mit dem Löwenzahn geht es um Vertrauen. Zwei frei wähl-bare Workshops bieten nach der Ge-schichte «Das verspreche ich dir» und rahmenden Liedern Gelegenheit, das Thema zu vertiefen. Wer nichts davon tun möchte, kann frei mit Kapplahöl-zern bauen oder malen. In der Turn-halle werden Vertrauensspiele ange-boten. So kann man sich zum Beispiel wie ein Brett rückwärts in die Arme

eines Leiters fallen lassen. Beim Bas-tel-Workshop können die Kinder ihre eigenen «Pet-Aufhängetöpfe» gestal-ten und darin «Ess-Blumen» säen. Elf Leiter/innen begleiten und unterstüt-zen die Kinder bei ihrem Vorhaben.

Sich austobenNach dem ersehnten «Zvieri» geht es ab auf die Hüpfburg. Sie ist fester Bestandteil des Konzepts «Wun-derchischte». Auf ihr toben sich die Jungs und Mädels bei ihrer Ankunft, sowie nach dem Zvieri aus – uner-müdlich! Als Helfende halten wir da-bei ein Auge offen und das andere manchmal zu – passiert ist bis heute, Gott sei Dank, nichts. Bald darauf treffen die Eltern ein, um ihre Kinder abzuholen. Nach dem Schlusslied ren-nen diese begeistert zu ihren Mamas und Papas. Dankeschöns und ermuti-gende Rückmeldungen der Eltern begleiten die Verabschiedung. Das Gebäude leert sich. Freude und Ent-spannung zeichnet sich auf den Ge-sichtern der Mithelfenden ab.

UMSCHAU

Das Team der «Wunderchischte» mit von der Reformierten Kirche Bäretswil gespendeten T-Shirts.

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UMSCHAU

Die Hüpfburg (oben) und die Handpuppe Jonny (unten) sind fester Bestandteil der «Wunderchischte».

MitarbeitenIm Normalfall investieren sich 10-13 Personen, davon zwei Hauptleiterin-nen (Irene Wüthrich und Daniela Kohli) in einen Wunderchischte-Nachmittag. Mit dabei sind alle Gene-rationen: von der 11-jährigen Mini-Leiterin bis hin zu den pensionierten HelferInnen. In der Zwischenzeit ist die Wunderchischte im Dorf ein Be-griff und oft helfen auch Personen aus der Reformierten Kirche Bäretswil und aus anderen Freikirchen mit. Es freut uns, dass eine verhältnismässig kleine Gemeinde, wie die EMK Bärets-wil, ein solches Projekt nun schon seit zwei Jahr stemmen kann.

Ermutigt werdenNatürlich stossen wir mit 60 Kindern an Grenzen. Und manchmal fragen

wir uns: Wie soll das weitergehen? Verschiedene Erfahrungen machen uns Hoffnung und zeigen die Kreati-vität Gottes: Zum Beispiel als am letz-ten Wunderchischtenachmittag eine Mutter anfragte, ob sie für das Zvieri backen solle. Sie brachte schliesslich 60 Muffins für die ganze Kinder-bande. So entstehen Beziehungen und wertvolle Kontakte. Auf die Frage, ob wir auch für ältere Kinder etwas an-bieten würden, konnten wir hie und da schon auf die Jungschar Wald-käuze verweisen und ein aktuelles Programm mitgeben. Wir sind dankbar für die vielen gu-ten Echos, für die bisher 10 unfall-freien Nachmittage und wir sind ver-trauensvoll gespannt, in welche Richtung sich das Projekt weiterent-wickelt.

Agenda

netV-AbendEMK FlawilInfos / Anmeldung: Michael Breiter, 079 782 56 94,

[email protected]

DO.–SO. 16.–19. JUNIAuf den Punkt gebrachtJährliche KonferenzMünsingen und Interlaken

SA., 30. JULI – SA., 6. AUGUST«Ist mein Leben getragen …?»Bibel­Ferienwoche mit Bernard u. Elisabeth Lehmann Hotel Artos InterlakenKosten: ab CHF 1092.–Infos / Anmeldung: Hotel Artos Interlaken, 033 828 88 44, www.artos.ch

DO., 21. JULI – SO. 6. AUGUSTSTR - Schweizertreffen der Jungschar EMKWalliswil bei Wangen, Kanton BernJungschar EMKInfos / Anmeldung: www.str16.ch

FR.–SO. 19.–21. AUGUSTnetV-Begegnung am Heavenstage FestivalWydhof, FlaachInfos / Anmeldung: Michael Breiter, 079 782 56 94, [email protected]

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Zum Tod von Emil Trummer (3.4.1921–31.3.2016)

Menschen zum Glauben führen!

NACHRUF

VON DANIEL TRUMMER /

SIGMAR FRIEDRICH

In Frutigen ist Emil Trummer im Ap-ril 1921 als erster Sohn von Emil und Elise Trummer-Senften auf die Welt gekommen. Die Familie zog einige Jahre darauf ins Hasli. Früh schon ging Emil Trummer in die Sonntag-schule der damaligen Evangelischen Gemeinschaft. Später machte er im Ju-gendbund mit und sang im Chor und spielte im Posaunenchor. Nach der Schule fand er in der Uh-rensteinfabrik Brügger eine Stelle als Pierrist. Während sechs Jahren arbei-tete er dort, führte während den Kriegsjahren ein Atelier mit 26 Per-sonen und wurde zum Vorarbeiter. Nachdem er den Ruf ins Predigt- amt gehört hatte, absolvierte er in Burgdorf sein Probejahr und trat anschlies send ins Predigerseminar St. Chrischona bei Basel ein. Über seinem Bett im Seminar hatte Emil Trummer ein Foto seiner späte-ren Frau Elsa Oester aufgehängt. Er musste das Bild wegschliessen. Seine Beziehung sollte nicht öffentlich wer-den. Nach der Ausbildung wurde Emil Trummer vom Kabinett als zweiter Pfarrer für Thun bestimmt. Die Hei-rat wurde geplant. Eines Notfalls we-gen wurde Emil Trummer dann aber statt nach Thun nach Zürich versetzt. Geheiratet wurde 1948 trotzdem. Viele Stationen folgten: Burgdorf, Münsingen, Schwarzenburg, Thun, Windisch-Brugg und Horgen. Der Ehe entstammten sechs Kinder: Daniel, Theodor, Martin, Anna Rosa, Paul und Ruth. 1986 wurde Emil Trummer pen-sioniert und ist mit seiner Frau ins Va-terhaus ins Hasli zurückgekehrt. Er lebte als Pensionär und Prediger im Ruhe- oder Unruhestand. Ein Herzin-farkt führte zu Schwäche. Seit Januar 2015 lebte er im Zentrum Artos in In-

Verstorben

Ursula Hertig-Bart (72)am 11.2.2016Rüti­Wald­Hombrechtikon

Ursula Schild (64)am 24.2.2016Aarau

Otto Sieber-Schenk (84)am 24.2.2016Thun

Erna Dauwalder (95)am 1.3.2016Schwarzenburg

Elsbeth Gasser-Meili (90)am 2.3.2016Region Zimmerberg

Fritz Hafner (93)am 3.3.2016Region Schaffhausen

Annemarie Bohli-Meier (88)am 5.3.2016Wetzikon

Hans Buff (86)am 9.3.20163x3 (Region Lenzburg)

Sr. Rösli Bürki (99)am 21.3.2016Basel Ost

Heidi Winzenried-Salvisberg (88)am 24.3.2016 Belp

Walter Plüss-Geiser (88)am 30.3.2016Bülach­Oberglatt

Erna Werren (77)am 2.4.2016Schwarzenburg

Rudolf Müller (52)am 12.4.2016Schwarzenburg

terlaken. Mehr und mehr hat er seine Mobilität verloren. Nicht verloren bis zum Schluss hat er den Schalk in sei-nen Augen. In einem Evangelisationsvortrag hatte sich Emil Trummer in jungen Jahren zur Nachfolge Christi ent-schlossen. Aus seinem Wirken als Seelsorger, Zuhörer, Macher und stets offenem Menschen sind viele Spuren verblieben. «Meine schönste Erinne-rung», sagte er, «war es, wenn Men-schen zum Glauben gefunden haben.» Die Jugend war stets ein grosses An-liegen für Emil Trumer. Auch sein Einsatz für die Schweizerische India-nermission, seine Reisen nach Peru und Israel sowie seine vielfältige Kommissionsarbeit wird in Erinne-rung bleiben.

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STR16

VON STEFANIE STAUB

Schon im Vorfeld des STR16 haben die Jungscharen der EMK bewiesen, dass sie offen sind für neue Kontakte. Sogar über die Landesgrenzen hin-aus. Problemlos fanden sich elf Jung-scharen, die bereit waren, Gäste aus dem Ausland während des Lagers bei sich aufzunehmen und sich damit auf ein herausforderndes, aber lohnens-wertes Abenteuer einzulassen.

«Jungschar ist etwas Einzigartiges, das es in dieser Form eigentlich fast nirgends gibt. Wir wünschen uns, dass die Gäste von diesem Wissen und der Erfahrung der Jungschar profitieren können. Dass sie aber

auch ihre eigenen Fähigkeiten ein-bringen können», erklärt Arabella da Silva Elias von Connexio – dem Netz-werk für Mission und Diakonie der EMK – die Idee, zusammen mit den Jungscharen EMK Gäste aus dem Ausland ins STR16 einzuladen. 16 junge Männer und Frauen, die in ih-rem Land auf regionaler oder natio-naler Ebene in der Jugendarbeit tätig sind, erhalten dadurch die Chance, die Jungschararbeit in der Schweiz hautnah zu erleben. Es sei zudem auch eine Gelegenheit, persönliche Kontakte zu knüpfen und Vorurteile abzubauen, führt Arabella da Silva Elias weiter aus. Diese Gelegenheit wollten sich viele Jungscharen nicht entgehen lassen. So zum Beispiel die

16 Gäste aus dem Ausland nehmen am Schweizertreffen der Jungscharen EMK teil

Mit Händen und Füssen kommunizieren

Jungschar Vindonissa, die während dem STR16 zwei Gäste aus Latein-amerika beherbergen wird.

Verständnis und AusdauerWas damit während dem Lager auf sie zukommt, weiss Anita Streit, die Verantwortliche der Jungschar Vin-donissa für die Internationalen Gäste, noch nicht genau. Klar ist für sie nur: «Es wird sicher speziell, da in unserer Jungschar nur eine Person Spanisch spricht. Verständnis und Ausdauer sind da bestimmt von Vor-teil. Ausserdem werden wir mit einer ganz anderen Denkweise konfron-tiert.» Die Gäste werden die Jungs-charen bei allen Programmpunkten begleiten und auch an den Höcks da-bei sein – keine einfache Sache. «Die Kommunikation wird Überwindung und ein paar Hände und Füsse brau-chen», vermutet Anita Streit. Aber sie ist zuversichtlich, dass diese He-rausforderung zu meistern ist. Ge-rade deshalb, weil sich eine solche Begegnung für beide Seiten lohnt: «Wir möchten vor allem andere Per-spektiven gewinnen. Unsere zwei Gäste aus Chile und Paraguay wer-den uns hoffentlich ein Stück Latein-amerikanische Freude, Musik, Spon-taneität und einen Happen ihrer indigenen Kultur mitbringen. Und im Gegenzug möchten wir ihnen zeigen, wie bei uns so ein Lager abläuft und wie wir mit Gott und als Jungschar unterwegs sind.»

Die Jungschar Vindonissa der EMK Windisch-Brugg

Anita Streit (l.) freut sich auf die internationalen Gäste.

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Matthias Brefin (l.) erzählte in einem Workshop von eigenen Erfahrungen.

LEBEN 55 PLUS

VON SIGMAR FRIEDRICH

Die Frage «Leid – warum lässt Gott das zu?» bewog am 23. April rund 70 Personen zum «Impulsforum – Le-ben 55 plus» nach Hunzenschwil in die Räume der EMK 3x3 zu kommen. Sie folgten am Vormittag dem Refe-rat von Peter Henning. Am Nachmit-tag konnte in vier Workshops die Fra-gestellung vertieft werden.

«Die Welt brennt – und Gott glänzt mit Abwesenheit», zitierte Peter Henning in seinem Referat aus der letzten Ko-lumne von Hugo Stamm im Tagesan-zeiger und begab sich so mit seinem Hauptreferat am Vormittag mitten hi-nein in die Fragestellung, weshalb Gott das Leid zulässt. Das Leiden, so führte Henning aus, sei «der Humus-boden des Atheismus», das Leiden in der Welt und das persönliche Leid.

Paradoxes BekenntnisDabei wollte Henning das Rätsel des Leidens mit seinem Referat nicht klei-ner machen. «Wir betreten ein Gebiet, auf dem es für unsere Logik – auch

für unsere Theo-Logik – keine schlüs-sige Antwort gibt», sagte er. Er ver-deutlichte das durch zahlreiche bibli-sche Aussagen, die ein letztlich paradoxes Bekenntnis formulieren. Immer wieder stellt Gott seine allei-nige Herrschaft her-aus. Er stehe über den Göttern, über der Ge-schichte und über dem Naturgeschehen, sagte Henning. Auch das Rätselhafte und Lebens-feindliche wirkt er (vgl. Jes 45,5.7; Dtn 32,39 u.a.). Dennoch halten die bibli-schen Zeugen unbedingt am Bekennt-nis zur Liebe und zum Heilswillen Gottes fest. Das führe zu einem Ringen, das sich beispielhaft in der Gestalt des Ijob verdichtet, der in seinem Leiden «heftig mit Gott gegen Gott» kämpfe. Ijob biege sich die Realität nicht geist-lich zurecht, sondern halte ihr stand, sagte Henning. Im Bekenntnis zum dreieinigen Gott, erhalte das Leiden einen Platz in Gott selbst. Pointiert formulierte Hen-ning: «Gott leidet sich selbst zu Tode». Als der «dreieinige Gott» sei er ein im

wörtlichen Sinne «sympathischer», also «mitleidender» Gott.

Vertiefte AuseinandersetzungAm Nachmittag boten vier Workshops die Möglichkeit, spezifischere As-

pekte der Thematik zu vertiefen: Mariette Je-cker-Geiser, Pflegefach-frau mit Ausbildung in

Palliative-Care brachte den Teilneh-menden die besonderen Herausforde-rungen der Paliative Care nahe. Paul Kleiner, Rektor des TDS Aarau, führte in die ethischen Fragen rund um das Thema Sterbehilfe ein. Peter Gumbal, Pfarrer mit einer Ausbildung in Logo-therapie, brachte in seinem Workshop Leid und Sinnfrage miteinander ins Gespräch. Matthias Brefin, Spitalpfar-rer im Ruhestand, erzählte von seinen Erfahrungen nach dem Tod seiner Frau und seiner ältesten Tochter beim Tsunami 2004. Die in der Erzählung verdichtete Lebenserfahrung be-rührte die Teilnehmenden tief und machte Grenzen Chancen und im Um-gang mit Verlusterfahrungen zugäng-lich.

Das Impulsforum – Leben 55 plus in Hunzenschwil

«Gott leidet sich selbst zu Tode»

Ijob kämpfte mit Gott gegen Gott

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Wenn das Abendmahl ausstrahlt bis in den Alltag

Elementar den Glauben feiern

ZENTRALKONFERENZ

VON STEFAN ZOLLIKER

Vom «Thementag Liturgie» der Zen-tralkonferenz am 12. März haben wir in der Maiausgabe von «Kirche und Welt» berichtet. Was für neue Im-pulse würden ausgehen, wenn mit dem Abendmahl Jesus, der alles mit uns geteilt hat und in der Gottes-dienstfeier neu mit uns teilt, noch stärker ins Zentrum unseres Fei-erns rückte? Eine Gedankenreise.

Was wäre wenn? Wie würde es ausse-hen, wenn wir unsere Gottesdienste mehr vom Kernprozess des Abend-mahls her verstehen würden? Was könnten wir gewinnen?

Unsere Gottesdienste würden reicher.Viele Dimensionen des Abendmahls würden einfliessen: Wegzehrung, Hoffnung, Tischgemeinschaft, Bun-deserneuerung, Zuspruch der Verge-bung, Freude, Solidarität. Unser Alltag hätte mehr Platz im Got-tesdienst. Die urkirchliche Gottesdienstfeier war ein Brotbrechen in den Häusern. Menschen teilten ihre Erfahrungen,

Nöte und Sehnsüchte im Vertrauen auf Christus, der dabei ist.

Das Abendmahl würde «normaler».So viele Momente – neben den kirch-lichen Hochfesten - laden auch zum Teilen von Brot und Wein ein, etwa das Neujahr, eine Feier mit Kindern zum Thema «Scherben», ein meditati-ves Abendgebet, der Schulanfang, ein Waldgottesdienst, die Fürbitte, der Erntedank.

Einzelne Elemente würden immer wie-der neu aufleuchten.Zum Reichtum der Abendmahlslitur-gie gehören das Eingeladen-Sein, das Ablegen von Belastendem, die Anbetung Gottes, das Verbunden-sein mit Brüdern und Schwestern, das Bereiten und Einsammeln der Gaben, der Friedensgruss oder die Sendung.

Das Abendmahl auf andere Elemente des Gottesdienstes ausstahlen.Auch in Fürbitten, Kollekte, Mittei-lungen und in der Segnung von Men-schen würden wir Christus als den er-leben, der alles mit uns geteilt hat und dem wir uns neu hingeben.

Das Abendmahl wäre das verbindende Urereignis christlichen Lebens.Mancherorts wird das Abendmahl präsentiert wie eine «Station auf ei-nem Parcours»: als Wahlangebot oder als Punkt in einem Ablauf. Stattdes-sen könnte es neu zentral den Zugang zum Glauben erschliessen: vom Heil her gedacht, das uns in Christus ge-schenkt ist, wie auch von der verbin-denden Gemeinschaft, die dadurch entsteht. Wilhelm Wilms schreibt in einem Gedicht: Wir teilen die Äpfel aus, wir teilen Garten und Haus,Wir teilen Freude und Leid, wir teilen Bett und Kleid,Wir teilen Hunger und Not, wir teilen Wasser und Brot,Wir teilen das letzte Stück, wir teilen Trauer und Glück.Wir teilen Erde und Meer, uns fällt das Teilen so schwer.* Wo wir unsere Gottesdienste vom Abendmahl her verstehen, geschieht das!* aus:  Dorothée  Kreusch-Jacob,  Das Liedmobil. 77 Spiel-, Spass-, Wach- und Traumlieder, München 1983, S. 79

Im Feiern des Abendmahls verdichten sich wesentliche Glaubenserfahrungen.

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Page 23: Kirche und Welt 6/2016

ZAHLSTELLE

Die Zahlstelle: solidarisch – nachhaltig – transparent

Tagesgeschäft «Zahlstelle» VON DANIELA DECK

Wer mit der Zahlstelle Kontakt aufnimmt, landet bei ihm: Gisbert Dörr unterstützt die Kassier/innen und Anleger/innen, führt die Buch-haltung der Zahlstelle und prüft die Anträge auf Sponsoring durch die Zahlstelle.

Das Büro von Gisbert Dörr ist in der Zentralverwaltung in Zürich. Sein Aufgabenfeld bei der Zahlstelle um-fasst mehr als Zahlen beigen und Geldüberweisungen veranlassen. «Meine Arbeit ist interessant und viel-fältig», sagt der gelernte Betriebswirt-schaftler und Informatiker, der seit fünf Jahren für die Zahlstelle arbeitet.

Die Zahlstelle als VorreiterinDie Aufträge von Anleger/innen oder Kassier/innen treffen oft ausserhalb der Bürozeiten ein. Am Morgen war-ten deshalb oft mehrere E-Mails mit Aufträgen und Anliegen auf Gisbert Dörr. Darum kümmert er sich in der Regel zuerst. Mehr als 1600 Privat-kund/innen vertrauen ihr Geld der Zahlstelle an. «Die Zahlstelle eröffnet und verwaltet administrativ das Post-scheckkonto jedes Bezirks. Daneben haben die EMK-Bezirke ein oder meh-rere Konten bei der Zahlstelle selbst: für das Tagesgeschäft, die Rückzah-lung von Baudarlehen, spezielle Pro-jekte und ähnliches», erklärt er. Hier kommt ihm auch sein tech-nisches Wissen zugute. So hat die PostFinance die Zahlstelle in ihr Pilotprojekt «Digitale Un-terschrift im Berechti-gungsprozess» integriert. Dadurch wird der Verwaltungsauf-wand für die Administration der Post-Finance-Konten reduziert. Das spart Papier und Zeit.

Gisbert Dörr berät kompetent in allen Fragen rund um die Zahlstelle.

Die Zahlstelle bekannt machenEin wichtiger Teil der Arbeit von Gis-bert Dörr sind verschiedene Massnah-men, mit deren Hilfe die Zahlstelle als Werk der Kirche bekannt und ihre Leistungen erkennbar werden. Dazu gehören die regelmässigen Beiträge

in «Kirche  und  Welt». Aber auch Sponsoring-Anfragen, zum Beispiel von der Jungschar, prüft er zuhanden des Zahl-stellenausschusses: ist

das Projekt verhältnismässig und ent-spricht es den Zielen der EMK? «Hier ist das Gespräch unabdingbar», weiss er aus Erfahrung. Ebenso wie bei den

Kassieren sind das gegenseitige Ver-trauen und die genaue Kenntnis der Umstände entscheidend dafür, dass Vorhaben gelingen.

Die familiäre ZahlstelleGanz wichtig ist auch die Beratung der Anleger/innen. Mit vier Kontoty-pen ist das Sortiment der Zahlstelle klein. Gerade die familäre Ansprech-barkeit wird von den Anleger/innen der Zahlstelle sehr geschätzt. Geldfra-gen nehmen in unserem Leben eine zentrale Rolle ein. Die Zahlstelle lie-fert einen kompetenten Beitrag zur Orientierung.

Gegenseitiges Vertrauen ist entscheidend

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Page 24: Kirche und Welt 6/2016

Gebührenfreie Anlagen für jede Lebenslage.

NACHHALTIG Unsere Aufgabe erfüllen wir seit über 100 Jahren. Mit wirksamen Strate gien stellen wir uns den sich verändernden Heraus forderungen.

Evangelisch-methodistische KircheBadenerstrasse 69 - Postfach 1328 - CH-8021 Zürich 1 - Tel 044 299 30 81 - www.zahlstelle.ch

SOLIDARISCHUnsere Dienstleistungen verbinden Anleger und Darlehensnehmer zu einer Interessengemeinschaft unter dem Dach der EMK in der Schweiz.

TRANSPARENTUnsere Produkte sind einfach. Die Konditionen sind eindeutig. Unsere Strategie ist effektiv. Die Ziele sind klar.

Zahlstelle

SOLIDARISCH NACHHALTIG TRANSPARENT