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Kohlberg, Viehleite und Sonnenstein auf Entdeckungstour in und um Pirna Streckenlänge: etwa 13 Kilometer Am Anfang und am Ende Straßen und Wege in der Stadt, sonst überwiegend Wald- und Feldwege, teils Treppen. Ein mäßiger und ein steilerer Anstieg. Möglichkeiten zur Verkürzung. Mit Rollstuhl oder Kinderwagen nicht geeignet. Anfahrt: S-Bahn S1 oder S2 bis Pirna. Pirnaer Stadtverkehr, Bus H/S ab Gleisschleife Dresden-Prohlis bis Pirna ZOB/Bahnhof. Blick vom Kohlberg zum Cottaer Spitzberg. Foto: Klaus Thiere Auf weitgehend unmarkierten Wegen wollen wir heute Pirna und seinen Süden erkunden. Los geht es am Bahnhof Pirna. Wir überqueren die Bahnhofstraße und folgen ihr am Haus des Handwerks vorbei nach links. Auf der zweiten kleinen Brücke überqueren wir die Gottleuba, wenig später die Siegfried- Rädel-Straße und gehen dann die Karl-Liebknecht-Straße entlang, an der zwei große Gingko-Bäume stehen. An der Ampel geht es über die Königsteiner Straße (B172), drüben nach links und vor der Bachbrücke die Straße An der Gottleuba hinein. Rechts erstreckt sich ein großer Park mit herrlichen alten Bäumen. Dort steht die Villa Küttner, 1913 durch Um- und Ausbau eines älteren Schlösschens entstanden. Bauherr war Hugo Küttner, der 1908/09 das Kunstseidenwerk in Pirna gründete. In der DDR war die Villa Pionierhaus. Ab 1997 stand sie leer, bis sie 2008 der Verein Musikschule Sächsische Schweiz e.V. übernahm. Zu Veranstaltungen kann man auch das sehenswerte Innere betrachten. Villa Küttner in Pirna. Fotos: Klaus Thiere Weiter geht es über die Einsteinstraße hinweg. Nach den Gärten biegen wir links ab. Schienenreste verraten: Wir gehen einen alten Bahndamm entlang und stehen gleich vor einem Bahnhofsgebäude. Ab 1880 schnaufte hier der Zug nach Berggießhübel. 1905 wurde die Strecke bis Gottleuba verlängert. Der Bahnhof Pirna-Süd entstand, als 1896 die Strecke nach Großcotta eingerichtet wurde. Sie zweigte hier ab der Bahnsteig nach Gottleuba lag nördlich, der nach Großcotta südlich des Gebäudes. 1976 war Schluss mit der Strecke. Allerdings fuhren noch bis Mitte 1999 Güterzüge bis Pirna-Rottwerndorf. Mit dem alten Bahndamm geht es über die Gottleuba. Links grüßt die Kirche vom Sonnenstein, rechts neben uns liegt noch das Gerippe der alten Bahnbrücke. Wir müssen geradeaus über die

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Page 1: Kohlberg, Viehleite und Sonnenstein auf Entdeckungstour in ... · Kohlberg, Viehleite und Sonnenstein – auf Entdeckungstour in und um Pirna Streckenlänge: etwa 13 Kilometer Am

Kohlberg, Viehleite und Sonnenstein –

auf Entdeckungstour in und um Pirna Streckenlänge: etwa 13 Kilometer

Am Anfang und am Ende Straßen und Wege in der Stadt, sonst überwiegend Wald- und Feldwege, teils Treppen. Ein mäßiger

und ein steilerer Anstieg. Möglichkeiten zur Verkürzung. Mit Rollstuhl oder Kinderwagen nicht geeignet.

Anfahrt: S-Bahn S1 oder S2 bis Pirna. Pirnaer Stadtverkehr, Bus H/S ab Gleisschleife Dresden-Prohlis bis Pirna ZOB/Bahnhof.

Blick vom Kohlberg zum Cottaer Spitzberg. Foto: Klaus Thiere

Auf weitgehend unmarkierten Wegen wollen wir heute Pirna und seinen Süden erkunden. Los geht es

am Bahnhof Pirna. Wir überqueren die Bahnhofstraße und folgen ihr am Haus des Handwerks vorbei

nach links. Auf der zweiten kleinen Brücke überqueren wir die Gottleuba, wenig später die Siegfried-

Rädel-Straße und gehen dann die Karl-Liebknecht-Straße entlang, an der zwei große Gingko-Bäume

stehen. An der Ampel geht es über die Königsteiner Straße (B172), drüben nach links und vor der

Bachbrücke die Straße An der Gottleuba hinein. Rechts erstreckt sich ein großer Park mit herrlichen

alten Bäumen. Dort steht die Villa Küttner, 1913 durch Um- und Ausbau eines älteren Schlösschens

entstanden. Bauherr war Hugo Küttner, der 1908/09 das Kunstseidenwerk in Pirna gründete. In der

DDR war die Villa Pionierhaus. Ab 1997 stand sie leer, bis sie 2008 der Verein Musikschule Sächsische

Schweiz e.V. übernahm. Zu Veranstaltungen kann man auch das sehenswerte Innere betrachten.

Villa Küttner in Pirna. Fotos: Klaus Thiere

Weiter geht es über die Einsteinstraße hinweg. Nach den Gärten biegen wir links ab. Schienenreste

verraten: Wir gehen einen alten Bahndamm entlang und stehen gleich vor einem Bahnhofsgebäude. Ab

1880 schnaufte hier der Zug nach Berggießhübel. 1905 wurde die Strecke bis Gottleuba verlängert. Der

Bahnhof Pirna-Süd entstand, als 1896 die Strecke nach Großcotta eingerichtet wurde. Sie zweigte hier

ab – der Bahnsteig nach Gottleuba lag nördlich, der nach Großcotta südlich des Gebäudes. 1976 war

Schluss mit der Strecke. Allerdings fuhren noch bis Mitte 1999 Güterzüge bis Pirna-Rottwerndorf.

Mit dem alten Bahndamm geht es über die Gottleuba. Links grüßt die Kirche vom Sonnenstein, rechts

neben uns liegt noch das Gerippe der alten Bahnbrücke. Wir müssen geradeaus über die

Page 2: Kohlberg, Viehleite und Sonnenstein auf Entdeckungstour in ... · Kohlberg, Viehleite und Sonnenstein – auf Entdeckungstour in und um Pirna Streckenlänge: etwa 13 Kilometer Am

Zehistaer Straße hinweg bis zur Kohlmühle, heute Gaststätte Hellas. Die Kohlmühle ist die älteste Mühle

Pirnas, erwähnt wurde sie bereits 1412. Oft wurde sie umgebaut, gemahlen wurde hier bis 1985.

Links: Bahnhof Pirna-Süd. Rechts: Kohlmühle. Fotos: Klaus Thiere

Ein schmaler Weg führt hier nach rechts, vorbei am alten Landratsamt. Am Ende des Weges steigen

wir links den anfangs gepflasterten Weg zwischen Wald und Kleingartenanlage zum Kohlberg hinauf.

Kurz vorm Waldende biegen wir links in den Pfad ein, der allmählich weiter aufwärts führt. Ein

umgestürzter Baum muss umgangen werden. An einem verfallenden Gedenkplatz unter Winterlinden

wählen wir rechts den langsam zuwachsenden Pfad. Im Wald wird es wieder besser. Links am Weg

steht ein verstümmeltes Steinkreuz. Es markierte einst die Flurgrenze zwischen Pirna und Zehista,

daher die Buchstaben P und Z. Wir erreichen den Waldrand und genießen den weiten Blick – ganz links

die Autobahnbrücke übers Seidewitztal, weiter rechts das Kamelienschloss Zuschendorf und über allem

der Wilisch. Ein Beton-Ungetüm am Waldrand erinnert daran, dass hier früher Soldaten übten.

Blick vom Kohlberg über Pirna-Zehista. Foto: Klaus Thiere

Wir gehen 50 Meter am Waldrand abwärts und biegen links ab. Der Weg führt aus dem Wald hinaus.

Etwa hier unter uns wird eines Tages, wenn mal das Geld reichen sollte, die neue Pirna-Umfahrung

B172n in einem 315 Meter langen Tunnel den Kohlberg unterqueren. Unten geht es einen größeren

Weg nach links bis zum nächsten Wald, vor dem wir rechts abbiegen. An der nächsten Kreuzung geht

es nach links auf dem Schlegelweg ins Gottleubatal zur Pirnaer Südvorstadt hinab. Vor der

Gottleubabrücke steht ein Steinkreuz in Malteserform. 2007 wurde es 180 Meter bachaufwärts

gefunden, restauriert und hier aufgestellt. Wahrscheinlich handelt es sich um ein altes Sühnekreuz, das

um 1850 beim Ausbau der Rottwerndorfer Straße verschwand.

Wir gehen nach links und an der Bushaltestelle nach rechts in die Franz-Schubert-Straße. Durch ein

Wohngebiet, das 1934 bis 1938 entstand, geht es bis hinter zur Ludwig-Richter-Straße, dort nach links

und gleich wieder rechts in den Wald hinein, der den Hang der Viehleite bedeckt. Zuerst müssen wir

uns links halten, dann geht es geradeaus steil hinauf. Am dritten Querweg ganz oben halten wir uns

links, an der nächsten Gabelung wieder rechts. Eine Markierung grünes Blatt auf gelbem Grund

interessiert uns nicht, wir biegen an der nächsten Gabelung, wo sie nach links weist, erneut rechts ab

und kommen so zum Sandsteinrand der Struppener Ebenheit, auf dem es nun hart am Zaun einer

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großen Obstplantage entlang geht. Üppige Vegetation lässt ab und zu nur einen schmalen Durchgang,

und wer jetzt lange Hosen anhat, der freut sich – die Brennnesseln können ihn nicht ärgern.

Links: Abendrothgrotte an der Viehleite. Rechts: Promenade in Sonnenstein. Fotos: Klaus Thiere

Irgendwann führen heimliche Stufen links abwärts zur Abendrothgrotte, die wohl nach einem sonst

längst vergessenen Heimatfreund benannt ist. Es geht an der Grotte vorbei, dann führen Stufen wieder

auf den oberen Weg. Der bringt uns als nächstes zur Wettinhöhe, einem betonierten Aussichtsplatz mit

hübschem Blick nach Heidenau. Weiter geht es am Zaun und auf einem Fahrweg hinaus zur B172. Vor

uns erheben sich die Neubauten von Sonnenstein. Über die Bundesstraße müssen wir hinweg, drüben

rechts an der großen Halle vorbei, über eine Asphaltstraße und den nächsten Weg nach rechts. Wie

auf einer Promenade geht es nach einem Linksbogen drei Reihen Linden entlang. Ein Trampelpfad führt

geradeaus zu einem „Spielplatz für Erwachsene“. Wir gehen rechts am Elfgeschosser vorbei und

dahinter nach links. Wir genießen nun einen weiten Blick auf die Steine der Sächsischen Schweiz.

An der Struppener Straße am Ortseingang von Pirna steht als erster Baum links ein Mammutbaum. Wir

wandern schräg gegenüber den Weg an den Sportplätzen entlang nach Cunnersdorf. Dort finden wir

links den alten Dorfkern. Den gehen wir hinab zum Elbhang auf den Canalettoweg (rotes C auf gelbem

Grund), auf dem wir links oben bleiben. Nach dem Einschnitt des Mädelgrabens beginnt links die Mauer

des alten Industriegebietes. Wir gehen an der Mauer entlang, nicht nach unten.

… Links: Pirna-Cunnersdorf, Dorfkern. Rechts: Partie am Canalettoweg. Fotos: Klaus Thiere

Durch eine Pforte in der Mauer gelangen wir auf das Gelände des Sonnensteins. Kaum zu glauben,

dass hier einst Tausende Menschen arbeiteten. Links steht traurig das orangefarbene Konstruktions-

und Verwaltungsgebäude vom ehemaligen Strömungsmaschinenbau Pirna, dem Gutachter einen guten

baulichen Zustand bescheinigen. Links hinter einem großen neuen Parkplatz sehen wir das ehemalige,

jetzt orange-blaue Speisehaus des Betriebes, in dem hochwertige Lofts entstehen. Beide, errichtet Mitte

der 50er-Jahre, sind die letzten Reste der einst umfangreichen Industrieanlagen auf dem Sonnenstein.

Ein Rundgang durch das Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Pirna-Sonnenstein lohnt sich.

Gegründet wurde sie 1811 als „Irrenanstalt“. 1812 wurde die Anstaltskirche gebaut. Bis zum Zweiten

Weltkrieg erwarb sich das Krankenhaus hohes Ansehen in Europa. Dann brachten die Faschisten

seinen Namen in Verruf. Sie ermordeten hier 13 720 psychisch kranke oder geistig behinderte

Menschen. Den Opfern zu Ehren wurde eine Gedenkstätte errichtet.

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An der Westspitze des Sonnensteins liegen Festung und Schloss Sonnenstein mit den erst kürzlich

fertiggestellten Schlossterrassen. Hier bietet sich ein malerischer Blick über die Dächer der Pirnaer

Altstadt. Ende 2011 ist das Landratsamt Sächsische Schweiz/Osterzgebirge in den Gebäudekomplex

eingezogen. Tafeln informieren über die Geschichte des Areals und bieten verschiedene Rundwege an.

Von hier aus gelangen wir durch die Altstadt – am ruhigsten an der Elbe entlang durch die Altstadtbrücke

– wieder zum Bahnhof Pirna.

Links: Gedenkstätte Sonnenstein. Rechts: Blick von der Schlossterrasse. Fotos: Klaus Thiere

Tipps

Wanderkarte:

Topografische Karte 1:25.000, Blatt 43, Sächsische Schweiz/mitPirna, Königstein.

Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen (GeoSN). http://www.geosn.sachsen.de/

Achtung: Einige der hier beschriebenen Wege sind auf Wanderkarten nicht zu finden. Der genaue

Wegverlauf lässt sich mithilfe von http://www.osm-wms.de/ gut ergänzen.

Abkürzungen (Bus):

Rückfahrt von Pirna-Südvorstadt, Haltestelle Franz-Schubert-Straße, zum Bahnhof. Streckenlänge bis

dorthin 5 km. Oder Rückfahrt von Pirna-Sonnenstein (Linie H/S) bis Bahnhof oder Dresden-Prohlis.

Dazu über die B172 in Sonnenstein geradeaus bis zur Haltestelle Deciner Straße. Streckenlänge 8 km.

Oder Rückfahrt vom Sonnenstein mit Bus H/S, Haltestelle Klinikum Pirna. Streckenlänge etwa 11 km.

Links zum Stöbern und Informieren:

www.pirna.de

www.musikschule-saechsische-schweiz.de (Veranstaltungen)

www.gottleubatalbahn.de

www.sachsenschiene.net

http://www.baehr-muehle.de (dort zu „Alte Mühlen & Eisenhämmer)

www.stsg.de (Gedenkstätte Sonnenstein)

www.kugelpanoramen.de (dort „Suche“ nach Pirna)

http://lostareas.de/Fabriken/Stroemungsmaschinen_Dresden/Stroemungsmasch-Dresden.htm

http://schlossschaenke-pirna.de/

https://www.vvo-online.de/de/fahrplan/fahrplanauskunft/index

Geografische Koordinaten:

Steinkreuz Kohlberg 13.94993, 50.94128

Abendrothgrotte 13.95089, 50.94545

Einkehr:

Gaststätten und Cafés in Pirna

Strecke gewandert: Juni 2014