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Juli 2012 LEBENSZEICHEN Wir machen es Inhaftierten leicht! I Und jetzt kommen wir vom Schwarzen Kreuz und sa- gen: Wir wollen es Inhaftierten leicht machen, schwer haben sie es schon genug. Leicht machen, das heißt für uns nicht, die Straftaten auf die leichte Schulter zu nehmen und zu sagen: Macht nichts, Fehler machen ja auch alle anderen. Leicht machen, das heißt auch nicht, die Lebenssitu- ation im Gefängnis zu verharmlosen. Und auch nicht, die rosarote Brille aufzusetzen und zu denken: wenn jemand nur will, dann kann er sich auch ändern. Dafür sind die Gründe, warum jemand überhaupt in Haft gekommen ist, oft viel zu schwerwiegend. Leicht machen heißt für uns, positive Momente in das Leben Inhaftierter bringen. Besuche, Briefe, Interesse, Verständnis, Hil- fe, Zuwendung. Aber warum tun wir das alles eigentlich? Nicht, weil wir es viel besser machten im Leben. Gut, wir sind vielleicht nicht straffällig in Erscheinung getreten, aber die gemeinschafts- zerstörenden Verhaltensweisen wie lügen, gleichgültig sein, mit Liebe Freunde des Schwarzen Kreuzes! Wir machen es Inhaftierten leicht – diese Aussage ist schockierend, finden Sie nicht auch? Vor einiger Zeit las ich in einem kurzen Zeitungsartikel unter der Überschrift „Gemeinsam gegen Kriminelle“ ein Zitat von Bundesin- nenminister Peter Friedrich: „Wir ar- beiten daran, alles zu tun, um Krimi- nellen das Leben schwer zu machen.“ Gemeint war eine Kooperationsver- einbarung für eine engere Zusam- menarbeit Deutschlands mit Polen in Frankfurt/Oder, um gestärkt gegen die Kriminalität in der Grenzregion anzugehen. ch habe mich dann aber gefragt: Geht diese Einstel- lung, Straftätern das Leben schwer zu machen, nicht weiter als bis zu den Bemühungen, Straftaten zu verhindern? Zeigt sich trotz aller Resozialisierungsversuche nicht überall, dass Straftäter abgeschrieben sind durch die Urteilsverkündung, während der Haftzeit, bei den Versu- chen, nach der Entlassung in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen? Ja, ist es nicht sogar eine Zwangsläufigkeit, ihnen das Leben zur Hölle machen angesichts dessen, was manche getan haben? Ist nicht unsere erste, gefühlsmäßige Reakti- on: wie du mir – so ich dir, Auge um Auge, Zahn um Zahn?

LEBENSZEICHEN 02/2012

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Wir machen es Inhaftierten leicht!

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Page 1: LEBENSZEICHEN 02/2012

Juli 2012

LEBENSZEICHEN

Wir machen es Inhaftierten leicht!IUnd jetzt kommen wir vom Schwarzen Kreuz und sa-gen: Wir wollen es Inhaftierten leicht machen, schwer haben sie es schon genug.

Leicht machen, das heißt für uns nicht, die Straftaten auf die leichte Schulter zu nehmen und zu sagen: Macht nichts, Fehler machen ja auch alle anderen. Leicht machen, das heißt auch nicht, die Lebenssitu-ation im Gefängnis zu verharmlosen. Und auch nicht, die rosarote Brille aufzusetzen und zu denken: wenn jemand nur will, dann kann er sich auch ändern. Dafür sind die Gründe, warum jemand überhaupt in Haft gekommen ist, oft viel zu schwerwiegend.

Leicht machen heißt für uns, positive Momente in das Leben Inhaftierter bringen. Besuche, Briefe, Interesse, Verständnis, Hil- fe, Zuwendung. Aber warum tun wir das alles eigentlich? Nicht, weil wir es viel besser machten im Leben. Gut, wir sind vielleicht nicht straffällig in Erscheinung getreten, aber die gemeinschafts- zerstörenden Verhaltensweisen wie lügen, gleichgültig sein, mit

Liebe Freunde des Schwarzen Kreuzes!

Wir machen es Inhaftierten leicht –diese Aussage ist schockierend, findenSie nicht auch? Vor einiger Zeit las ichin einem kurzen Zeitungsartikel unterder Überschrift „Gemeinsam gegenKriminelle“ ein Zitat von Bundesin-nenminister Peter Friedrich: „Wir ar-beiten daran, alles zu tun, um Krimi-nellen das Leben schwer zu machen.“Gemeint war eine Kooperationsver-einbarung für eine engere Zusam-menarbeit Deutschlands mit Polen inFrankfurt/Oder, um gestärkt gegen dieKriminalität in der Grenzregion anzugehen.

ch habe mich dann aber gefragt: Geht diese Einstel- lung, Straftätern das Leben schwer zu machen, nicht weiter als bis zu den Bemühungen, Straftaten zu verhindern? Zeigt sich trotz aller Resozialisierungsversuche nicht überall, dass Straftäter abgeschrieben sind durch die Urteilsverkündung, während der Haftzeit, bei den Versu-chen, nach der Entlassung in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen?

Ja, ist es nicht sogar eine Zwangsläufigkeit, ihnen das Leben zur Hölle machen angesichts dessen, was manche getan haben? Ist nicht unsere erste, gefühlsmäßige Reakti-on: wie du mir – so ich dir, Auge um Auge, Zahn um Zahn?

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Schwarzes KreuzChristliche Straffälligenhilfe e.V.Jägerstraße 25a · 29221 CelleTelefon 05141 94616-0 · Fax [email protected]

Konto 60 02 02 · BLZ 52060410Evangelische Kreditgenossenschaft

IBAN:DE83 5206 0410 0000 6002 02BIC: GENODEF1EK1

Worten verletzen, sich lieblos verhalten…sind uns alle doch nicht unbekannt, oder?

Wir wollen es Inhaftierten leicht machen, weilGott es uns leicht macht. Wenn wir erkennen,dass uns unser Weg in eine Sackgasse führt, unsunglücklich und verzweifelt macht, dann ist Gottnur ein Gebet weit von uns entfernt. Ja, er wartetgeradezu sehnsüchtig darauf, dass er seine Armeausbreiten und uns sagen kann: Ich bin für dichda. Und dann kann das Leben noch einmalneu beginnen.

ber wer gibt dieses großartige Angebot an die Menschen, die in der „Lebenswelt Gefängnis“abgeschottet und geächtet sind, weiter?Und wie können wir ausdrücken, was wirmeinen? Ich möchte Ihnen eine Möglich-keit vorstellen, eine Spende in Höhe von10 Euro gut dafür anzulegen:„Schreiben ist Gold“. Das sind fünf wunder-schöne Karten, die Sie in diesem Lebens-zeichen zwar abgebildet sehen, die aberim Original viel, viel schöner sind. FünfUmschläge gehören dazu. Und dieses Karten-set lädt ein, Grüße von Ihnen zu einem an-deren Menschen zu senden, vielleicht sogaran einen Inhaftierten. Die kurzen Texte gebeneinen Anknüpfungspunkt, eigene Gedankendazu zu äußern und miteinander insGespräch zu kommen.

Das Kartenset eignet sich als Geschenk für jemanden, dem Sie es „leicht(er)“ machen wollen. Mit jedem Kartenset, das Sie erwerben (übrigens auch unter www.naechstenliebe-befreit.de zu bestel- len), machen Sie Freude UND helfen uns mit, Briefmarken für die Post an Inhaf-tierte zu kaufen, ihnen kleinere oder größere Notwendig-keiten schicken zu können, meine Arbeit in der Briefkon-taktvermittlung finanziell zu unterstützen.

Irmtraud Meifert

A

Lassen Sie Wirklichkeit werden, was eine Karte aus-drückt: Am Anfang war das Wort. In der Tat.

Machen Sie es Inhaftierten leicht! Sie wissen ja: Im Himmel freuen sich alle über einen einzigen Menschen, der umkehrt…

Viele liebe Grüße aus der Geschäftsstelle desSchwarzen Kreuzes schickt Ihnen

Informationen und Angebote – zum BeispielSeminare für Ehrenamtliche in der Straf-fälligenhilfe – finden Sie auch unterwww.naechstenliebe-befreit.de