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März 2013 LEBENSZEICHEN Menschen werden verfolgt, sterben im Krieg oder an Hunger, werden für ihre Überzeugung schwer be- straft oder sogar getötet. Das schreit zum Himmel. Politiker, die einer ganzen Nation Vorbild sein sollten, predigen anderen Wasser und trinken selbst Wein. Das schreit zum Himmel. Menschen, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht klar kommen, werden geächtet, gemieden und aus- gegrenzt. Selbst schuld, sagt man. Das schreit zum Himmel. Ein Mann überfällt ein Schmuckgeschäft in einer Klein- stadt. Er fesselt und knebelt den Besitzer, raubt die Auslagen leer und flüchtet unerkannt, nachdem er die Angestellte erschossen hat. Eigentlich hatte sie an die- sem Tag frei und wollte lediglich die Tagespost vorbei- bringen. Das schreit zum Himmel. Eine junge Studentin wird in Indien von mehreren Män- nern in einem öffentlichen Bus vergewaltigt und schwer misshandelt. Sie stirbt zwei Wochen später an ihren schweren Verletzungen. Das schreit zum Himmel. In der Gier verspekulieren sich Banken mit Geld, das ih- nen nicht gehört. Bezahlen müssen den Schaden andere. Das schreit zum Himmel. Das schreit zum Himmel!

LEBENSZEICHEN

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Aktuell: Ausgabe 01/2013

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Page 1: LEBENSZEICHEN

März 2013

LEBENSZEICHEN

Menschen werden verfolgt, sterben im Krieg oder an Hunger, werden für ihre Überzeugung schwer be-straft oder sogar getötet.

Das schreit zum Himmel.

Politiker, die einer ganzen Nation Vorbild sein sollten, predigen anderen Wasser und trinken selbst Wein.

Das schreit zum Himmel.

Menschen, die in unserer Leistungsgesellschaft nicht klar kommen, werden geächtet, gemieden und aus-gegrenzt. Selbst schuld, sagt man.

Das schreit zum Himmel.

Ein Mann überfällt ein Schmuckgeschäft in einer Klein-stadt. Er fesselt und knebelt den Besitzer, raubt die Auslagen leer und flüchtet unerkannt, nachdem er die Angestellte erschossen hat. Eigentlich hatte sie an die-sem Tag frei und wollte lediglich die Tagespost vorbei-bringen.

Das schreit zum Himmel.

Eine junge Studentin wird in Indien von mehreren Män-nern in einem öffentlichen Bus vergewaltigt und schwer misshandelt. Sie stirbt zwei Wochen später an ihren schweren Verletzungen.

Das schreit zum Himmel.

In der Gier verspekulieren sich Banken mit Geld, das ih-nen nicht gehört. Bezahlen müssen den Schaden andere.

Das schreit zum Himmel.

Das schreitzum Himmel!

Page 2: LEBENSZEICHEN

Schwarzes KreuzChristliche Straffälligenhilfe e.V.Jägerstraße 25a · 29221 CelleTelefon 05141 94616-0 · Fax [email protected]

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as schreit zum Himmel, das heißt doch, ein Zustand ist so gravierend, eine Tat so grausam, eine Situation so unerträglich, ein Verhalten so entsetzlich, dass wir esnicht aushalten können. Wir finden keine Lösung, keine hilfreiche Änderung, keinen Ausweg. Da kann nur noch der Himmel helfen. Gut, wenn wir wissen, dass der Himmel„bewohnt“ ist…

Das schreit zum Himmel… Ich frage mich, welche Schreie der Himmel wohl aus den Gefängnissen hört. Oder wird da vielleicht nur noch geflüstert? Ist die Kraft zum Schrei-en verbraucht und die Kehle heiser geworden? Dürfen die Menschen dort überhaupt noch zum Himmel schreien oder hat sich der Himmel entfernt und ist auch mit noch so lautem Rufen nicht mehr zu erreichen? Sind die Mauern der Justiz-vollzugsanstalten in mehrfacher Hinsicht so dick, dass kein Laut nach draußen dringt? Oder hören Sie etwas???

Für Gefangene ist es ein Stück vom Himmel, wenn Sie einen Brief schreiben oder sogar einen Besuch machen. Wenn Sie sich für das ganze Leben eines Straftäters interessieren und nicht nur für seine Straftat. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, um mit ihnen über Gott und die Welt nachzudenken. Wenn auch Enttäuschungen Ihre Hilfsbereitschaft nicht beeinträchti-gen. Wenn Sie über Ihren Schatten springen und sich für das interessieren, was sich in der Lebenswelt Gefängnis abspielt. Wenn Ihre Hoffnung auf Zukunft für Inhaftierte größer ist als Ihre Bedenken in der Vergangenheit.

In einem Lied der Gruppe „Silbermond“ heißt es: Wann reißt der Himmel auf, auch für mich? Wenn Sie den kennen, der im Himmel „wohnt“, wissen Sie, dass kein Schrei und kein noch so leises Flüstern im Himmel ungehört und ohne Antwort bleiben. Lassen wir uns doch wieder beauftragen, die Sprache des Himmels in die Sprache von Inhaftierten zu übersetzen!

Vielen DANK allen, die im Schwarzen Kreuz schon lange oder erst ganz neu mit dabei sind! Vielen DANK auch den vielen freundlichen Menschen, die uns zu Weihnachten und zum Jah- reswechsel geschrieben haben, die uns in oft sehr großzügiger Weise finanziell unterstützt und damit sehr geholfen haben. Die Weihnachtspakete für Inhaftierte gepackt oder dafür gespen-det haben und die mitgeholfen haben, den Kalender 2013 Ge-genSätze kostenlos an Inhaftierte weiterzugeben. Der Himmel reißt auf... durch Sie! Ich wünsche Ihnen viel Geduld beim Warten auf den Frühling und schicke Ihnen viele liebe Grüße!

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!D Hier sind einige Seminartermine,die Sie interessieren könnten:

Düsseldorf | 16.3.2013„Wie gelingt Kommunikation?“Veranstalter: Diakonie Rheinland Westfalen Lippewww.diakonie-rwl.de

Hohenstein-Ernstthal | 22.3.2013„Ehrenamtliches Engagement in derStraffälligenhilfe – ein Auslaufmodell?“Veranstalter: Schwarzes Kreuz

Stuttgart | 13.4.2013„Einzelbetreuung: Möglichkeitenund Grenzen“Veranstalter: Schwarzes Kreuz

Karlsruhe | 15. + 16.6.2013„Einführungskurs für Ehrenamtlicheim Strafvollzug“Veranstalter: Fortbildungsverbund Straffälligenhilfewww.ehrenamt-jva.de

Sie sind herzlich eingeladen zu unsererMitgliederversammlung am24. und 25. Mai 2013 in Springe.

Oder besuchen Sie uns im Mai auf dem Evange-lischen Kirchentag in Hamburg.

Wir freuen uns sehr, Sie wiederzusehen oder neu kennen zu lernen!

Weitere Informationen und Termine finden Sie auf www.naechstenliebe-befreit.de

Zu guter Letzt eine Bitte umIhre Rückmeldung:

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Bitte geben Sie uns doch einekurze Information [email protected], schreiben Sie oder rufen Sie an: 05141 94616-0 - DANKESCHÖN!