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Biologie 11. Schuljahr Fasel Dominique Lernaufgabe II Evolution Rudimente und Atavismen 1 Lernaufgabe II zum Thema Rudimente und Atavismen A Allgemein Fach: Biologie Thema: Evolution Schulstufe: Gymnasium Schuljahr: 11. Schuljahr, Grundlagenfach Dauer: ca. 25 Minuten Sozialform: Partnerarbeit 1. Leitidee Vor ungefähr dreieinhalb Milliarden Jahren nahm die Geschichte des Lebens seinen Anfang. In den folgenden Jahren der Erdgeschichte entwickelte sich das Leben weiter, von einfachen Pflanzen und Tieren im Meer zu komplexeren Gruppen. Über längere Zeitabschnitte hinweg veränderten sich Gestalten, Funktionen und Lebensweisen wandelten sich, schlussendlich führte diese Veränderungen zur Ausbildung vieler verschiedenen Organisationstypen und einer sehr hohen Artenvielfalt. In dieser Lernaufgabe setzten sich die Schüler und Schülerinnen mit dem Thema „Sichtbarkeit der Evolution“ auseinander. Sie sollen erkennen, dass Evolution nicht einfach nur eine abstrakte Theorie ist, sondern dass vielerorts Spuren zu finden sind. Nicht nur Fossilien sind ein wichtiges Zeugnis der Evolution, auch wir Menschen tragen in uns evolutionäre Überreste. Rudimente und Atavismen werden als solche Überreste angesehen und dienen als Beleg für die Evolution. Für die betroffenen Organismen haben sie zwar keinen unmittelbaren Nutzen, für die Wissenschaft hingegen sind sie sehr interessant und äusserst aussagekräftig. In den verschiedenen Aufgaben werden die Schüler und Schülerinnen mit Beispielen von Rudimenten und Atavismen konfrontiert. Ohne dass sie eine Erklärung erhalten, was genau ein Rudiment oder Atavismus ist, sollen sie die Beispiele analysieren und interpretieren. Ein zentraler Aspekt dieser Lernaufgabe ist die Förderung des vernetzten Denkens. Die Schüler und Schülerinnen lernen, Parallelen zu anderen, vorher besprochenen Themen und Theorien zu ziehen (Evolutionstheorie, Genetik, Stammesgeschichte, Homologien etc). Schlussendlich formulieren sie in eigenen Worten eine Definition für Rudiment und eine für Atavismen. 2. Lernziele Die SuS kennen die Begriffe „Rudiment“ und „Atavismus“ und können diese mit einem Beispiel illustrieren. Die SuS kennen den genetischen Hintergrund von Atavismen Die SuS sind in der Lage aus allgemeinen Informationen grössere Zusammenhänge zu erkennen und diese zu erklären.

LernaufgabeIIzum*Thema*Rudimente*undAtavismen* · 2012-11-12 · Biologie’ 11.’Schuljahr’ Fasel’Dominique’ Lernaufgabe’II’ Evolution’ Rudimente’und’Atavismen’

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Biologie   11.  Schuljahr   Fasel  Dominique  Lernaufgabe  II   Evolution   Rudimente  und  Atavismen  

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Lernaufgabe  II  zum  Thema  Rudimente  und  Atavismen  

A  Allgemein  Fach:   Biologie  Thema:   Evolution  Schulstufe:   Gymnasium  Schuljahr:   11.  Schuljahr,  Grundlagenfach  Dauer:   ca.  25  Minuten  Sozialform:   Partnerarbeit    

1.  Leitidee  Vor   ungefähr   dreieinhalb   Milliarden   Jahren   nahm   die   Geschichte   des   Lebens   seinen  Anfang.   In  den   folgenden   Jahren  der  Erdgeschichte  entwickelte   sich  das  Leben  weiter,  von   einfachen   Pflanzen   und   Tieren   im   Meer   zu   komplexeren   Gruppen.   Über   längere  Zeitabschnitte   hinweg   veränderten   sich   Gestalten,   Funktionen   und   Lebensweisen  wandelten   sich,   schlussendlich   führte   diese   Veränderungen   zur   Ausbildung   vieler  verschiedenen  Organisationstypen  und  einer  sehr  hohen  Artenvielfalt.      In   dieser   Lernaufgabe   setzten   sich   die   Schüler   und   Schülerinnen   mit   dem   Thema  „Sichtbarkeit   der   Evolution“   auseinander.   Sie   sollen   erkennen,   dass   Evolution   nicht  einfach  nur   eine   abstrakte  Theorie   ist,   sondern  dass   vielerorts   Spuren   zu   finden   sind.  Nicht  nur  Fossilien  sind  ein  wichtiges  Zeugnis  der  Evolution,  auch  wir  Menschen  tragen  in  uns  evolutionäre  Überreste.  Rudimente  und  Atavismen  werden  als  solche  Überreste  angesehen   und   dienen   als   Beleg   für   die   Evolution.   Für   die   betroffenen   Organismen  haben   sie   zwar   keinen   unmittelbaren   Nutzen,   für   die  Wissenschaft   hingegen   sind   sie  sehr  interessant  und  äusserst  aussagekräftig.      In   den   verschiedenen   Aufgaben   werden   die   Schüler   und   Schülerinnen  mit   Beispielen  von   Rudimenten   und   Atavismen   konfrontiert.   Ohne   dass   sie   eine   Erklärung   erhalten,  was   genau   ein   Rudiment   oder   Atavismus   ist,   sollen   sie   die   Beispiele   analysieren   und  interpretieren.   Ein   zentraler   Aspekt   dieser   Lernaufgabe   ist   die   Förderung   des  vernetzten  Denkens.  Die  Schüler  und  Schülerinnen  lernen,  Parallelen  zu  anderen,  vorher  besprochenen   Themen   und   Theorien   zu   ziehen   (Evolutionstheorie,   Genetik,  Stammesgeschichte,  Homologien  etc).  Schlussendlich  formulieren  sie  in  eigenen  Worten  eine  Definition  für  Rudiment  und  eine  für  Atavismen.    

2.  Lernziele  • Die  SuS  kennen  die  Begriffe  „Rudiment“  und  „Atavismus“  und  können  diese  mit  

einem  Beispiel  illustrieren.  • Die  SuS  kennen  den  genetischen  Hintergrund  von  Atavismen    • Die  SuS  sind  in  der  Lage  aus  allgemeinen  Informationen  grössere  

Zusammenhänge  zu  erkennen  und  diese  zu  erklären.  

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Biologie   11.  Schuljahr   Fasel  Dominique  Lernaufgabe  II   Evolution   Rudimente  und  Atavismen  

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3.  Vorkenntnisse  Diese  Lernaufgabe  ist  für  die  Endphase  der  Unterrichtseinheit  „Evolution“  gedacht.  Die  Basismechanismen   der   Evolution   wurden   im   Unterricht   schon   durchgenommen.   Die  Schüler   und   Schülerinnen   sind  mit   der   grundlegenden   Evolutionstheorie   vertraut.   Sie  wissen,   wie   ein   phylogenetischer   Stammbaum   gemacht   wird,   was   Homologien,  Analogien  sind  und  auch  Divergenz  und  Konvergenz  ist  ihnen  ein  Begriff.  Zudem  kennen  sie  die  Stammesgeschichte  der  Wirbeltiere.    

B  Ablauf  der  Lernaufgabe  

1.  Dauer  Einstieg  durch  Lehrperson:     5  Minuten  Bearbeitung  der  Aufgabe:       15  Minuten  Besprechung  der  Aufgabe:     5  Minuten  

2.  Informierender  Einstieg  Die  Lernaufgabe  wird  gegen  Ende  der  Unterrichtseinheit  „Evolution“  durchgeführt  und  die  Schüler  und  Schülerinnen  verfügen  über  ein  grosses  Vorwissen.  Die  Theorie  zu  Rudiment  und  Atavismus  erarbeiten  sich  die  SuS  selbstständig,  deshalb  sollte  nicht  zuviel  vorweggenommen  werden.  Der  informierende  Einstig  sollte  relativ  kurz  gehalten  werden.  

3.  Material  Alle  SuS  erhalten  ein  Arbeitsblatt.    

4.  Ergebnissicherung  Die  SuS  füllen  zu  zweit  das  Arbeitsblatt  aus  und  korrigieren  es  in  der  Besprechung  mit  der  Lehrperson.  

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Biologie   11.  Schuljahr   Fasel  Dominique  Lernaufgabe  II   Evolution   Rudimente  und  Atavismen  

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C  –  Arbeitsblatt    Einstieg:      Fassen  Sie  zur  Wiederholung  kurz  die  Stammesgeschichte  der  Wirbeltieren  zusammen.  Was  bedeuten  die  Verzweigungspunkte?  Die  rot  umrandeten  Zahlen  stellen  neu  entwickelte  Merkmale  dar,  die  alle  Gruppen  rechts  der  Markierung  haben.  Um  welche  drei  Merkmale  handelt  es  sich?  

     Teil  1:  Evolution  ist  Sichtbar    Aufgabe  A      Der  Walfisch  hat  im  Hinterleib  Knochen,  welche  nicht  mit  der  Wirbelsäule  verbunden  sind.  Stellen  Sie  eine  Hypothese  auf,  warum  der  Walfisch  diese  Knochen  hat.  Beziehen  Sie  Ihr  Wissen  über  die  Stammesgeschichte  der  Wirbeltiere  mit  ein.      

 

Abb.  1  

Abb.  2  

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Biologie   11.  Schuljahr   Fasel  Dominique  Lernaufgabe  II   Evolution   Rudimente  und  Atavismen  

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Aufgabe  B      Schauen  Sie  sich  die  Abbildung  des  Samenleiters  beim  Menschen  an.  Er  macht  einen  Umweg  durch  den  Unterbauch  des  Mannes,  der  Leiter  überkreuzt  sich  sogar  einmal.  Die  Spermien  legen  einen  relativ  langen  Weg  vom  Entstehungsort  zum  Austrittsort  zurück.    

     Warum  macht  der  Samenleiter  eine  Schlaufe  durch  die  Körperhöhle?  Stellen  Sie  eine  Hypothese  auf  und  vergleichen  Sie  dabei  die  Anatomie  des  Fisches,  des  Vogels  und  der  Amphibien  mit  derjenigen  des  Menschen.    

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1 Leber!2 Magen!3 Darm!4 Herz !5 Schwimmblase 6 Niere!7 Hoden!8 Harnleiter!9 Samenleiter!10 Harnblase!11 Kiemen.!

09.11.12 11:39

Seite 1 von 1http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/b/b0/Fish-anatomy.svg

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Abb.  4  

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Aufgabe  C        Beschreiben  Sie  die  dargestellten  Merkmale  der  Tiere.  Es  handelt  sich  bei  allen  Beispiele  um  rudimentäre  Organe.  Leiten  Sie  anhand  der  Beispiele  eine  allgemeine  Definition  von  Rudimenten  her.      

 

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Abb.  5  

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   Teil  2:  Konservierte  Gene    

 Aufgabe  A    Schauen  Sie  sich  das  Portrait  von  Fedor  Jeftichew  an.  Was  denken  Sie,  was  ist  der  Grund  für  seine  übermassige  Ganzkörperbehaarung?  Ziehen  Sie  Verbindungen  zum  oben  aufgeführten  Text.      

       

Der Weg zur Vielfalt des Lebens

Die Evolutionstheorie besagt, dass die ganze Vielfalt des Lebens durch allmähliche Veränderungen und Artbildungen aus einem ursprünglichen Lebewesen hervor-gegangen ist. Zahlreiche Belege aus den unterschiedlichsten Gebieten zeigen, dass die Evolution eine Tatsache ist, und der von Charles Darwin entdeckte Prozess der natürlichen Auslese ihre wichtigste Antriebskraft.

Eine wichtige Erkenntnis war, dass bestehende Strukturen zurück-gebildet werden wenn ihre Funktion wegfällt, da ihr Erhalt unnötig Energie kostet, - so verloren Vögel auf Inseln, auf denen keine Raubtiere leben und Nahrung leicht zu finden ist, oftmals die Funktionsfähigkeit ihrer Flügel. Mitunter bekommen solche

Strukturen auch neue Funktionen, so wurden die Flügel der Pinguine zu Flossen, mit deren Hilfe sie zu ausgezeichneten Schwimmer wurden.

Gene von früheren Merkmalen werden aber nicht ohne weiteres aus der Erbanlage entfernt. Viele Gene sind immer noch vorhanden, sie werden jedoch durch bestimmte Mechanismen blockiert. Moderne genetische Untersuchungen be-stätigten, dass etwa der Mensch mehrere tausend abgeschaltete Gene besitzt. Verschiedene Faktoren beeinflussen die Genregulation, durch eine Mutation beispielsweise könnte es vorkommen, dass bestimmte passive Gene wieder eingeschaltet oder andere aktive Gene ausgeschaltet werden.

oekosystem-erde.de http://www.oekosystem-erde.de/html/evolution.html !

Fedor Jeftichew wurde 1868 in Sankt Petersburg geboren. Sein spezielles Aussehen verhalf ihm zu zweifelhaftem Ruhm: Das gesamte Gesicht des Mannes- Stirn, Wangen, Nase und Ohren - war von einem etwa zehn Zentimeter langen Fell bedeckt. Nur Augen und Lippen leuchteten unter dem dunkelblonden Pelz hervor. Fast sein ganzes Leben lang war er mit Wanderzirkussen unterwegs, schließlich wurde er vom Schaustellerpionier Barnum unter Vertrag genommen. Der stellte den sprachbegabten Jungen als unzähmbaren Wilden dar, in den Vorstellungen musste Jeftichew bellen und jaulen...

Abb.  6  

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Aufgabe  B    Menschen   wie   Fedor   Jeftichew   leiden  möglicherweise   an   einer   Stoffwechselstörung  oder  an  einer  anderen  Krankheit,  welche  dieses  Haarleiden  bewirkt.  Eine  andere  Erklärung  wäre,  dass   es   sich   um   einen   Atavismus   handelt.  Heutzutage   ist   eine   ganze   Reihe   solcher   als  Atavismen  bezeichneten  Phänomene  bekannt:  in  seltenen   Fällen   weisen   Frauen   beispielsweise  zusätzliche  Brustwarzen  auf,  die  sich  ähnlich  wie  die  Milchleiste  von  Säugetieren  von  der  Achsel  bis  in   die   Leistengegend   ziehen.   Auch   Kinder   mit  einem   kleinen   Schwanzfortsatz   am   Ende   der  Wirbelsäule  kommen  gelegentlich  zur  Welt.    Auch   in   der   Tierwelt   sind   Fälle   von   Atavismen  bekannt.   Ein   Beispiel   lässt   sich   bei   der   Kuh  finden:   Relativ   selten   gibt   es   Kühe,   welche   eine  überzählige  Klaue  am  Huf  haben.          Was  ist  ein  Atavismus?  Formulieren  Sie  eine  allgemeine  Definition.  Überlegen  Sie  sich  dabei,  was  die  genetische  Ursache  sein  könnte  und  worin  sich  Atavismen  von  Rudimenten  unterscheiden.    

Abb.  7  

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D  -­‐  Lösung    Einstieg:      Beim  Stammbaum  stellt  jeder  Verzweigungspunkt  einen  gemeinsamen  Vorfahr  sämtlicher  Arten  dar,  die  daraus  hervorgehen.  Die  Zahlen  stellen  ein  homologes  Merkmal  dar,  das  von  allen   Gruppen   rechts   der   Markierung   geteilt   wird.   Die   betreffenden   Merkmale   sind:  Tetrapodenextremitäten,  Amnion  und  Federn.      Alle   Wirbeltiere   haben   einen   gemeinsamen   Vorfahren,   das   Urwirbeltier.   Das   homologe  Merkmal   ist   die   ursprüngliche   Wirbelsäule.   Alle   Wirbeltiere   mit   Ausnahme   der   Fische  haben  einen  gemeinsamen  Vorfahren,  welcher  vier  Extremitäten  aufweist.  Alle  Wirbeltiere  ausser  den  Amphibien  und  den  Fischen  haben  einen  gemeinsamen  Vorfahren,  welcher  als  homologes   Merkmal   ein   Amnion   hat   (eine   schützende   Eihaut   und   die   Fruchtblase   der  Amniota).      Teil  1:  Evolution  ist  Sichtbar      Aufgabe  A      In   den   Skeletten  der  Wale   lassen   sich  Reste  des  Beckengürtels   und  Fragmente  der  Ober-­‐  und   Unterschenkel   erkennen.   Dies   ist   ein   Hinweis   darauf,   dass   Wale   von   vierfüssigen,  landlebenden  Tieren  abzuleiten  sind.        Aufgabe  B      Ursprünglich,  wie  bei   den  anderen  Wirbeltieren,  waren  die  Geschlechtsdrüsen   im  Körper  des   Männchens.   Dass   sich   die   Hoden   im   Hodensack   befinden,   ist   ein   neues,   abgeleitetes  Merkmal  bei  den  Säugetieren.  Die  männlichen  Geschlechtsdrüsen  verlagerten  sich  von  der  Körpermitte   zu   den   Beinen   hin,   das   erklärt   den   langen   und   umständlichen   Weg   des  Samenleiters.        Aufgabe  C        

• Die   Glasschnecke   hat   ein   Haus,   welches   jedoch   nicht   mehr   gebraucht   wird.   Das  Haus  ist  zu  klein  dass  die  Schnecke  sich  dort  zurückziehen  könnte  und  die  Schale  ist  zu  dünn,  dass  sie  einen  mechanischen  Schutz  darstellen  könnte.  Die  Vorfahren  der  Glasschnecke  hatten  ein  funktionsfähiges  Haus.    

 • Der   Maulwurf   hat   so   ausgeprägte   Sinnesorgane,   dass   er   den   Sehsinn   eigentlich  

nicht  mehr  braucht.  Er  hat  zwar  noch  Augen,  doch  die  sind  quasi  ohne  Funktion.  Die  Vorfahren  des  Maulwurfes  hatten  Augen,  der  Maulwurf   ist   somit  eine  Spezialform  der  Säugetiere  und  nicht  eine  Vorform.    

 • Die  Beweglichkeit  der  Ohrmuscheln  spielt   für  viele  Tiere  eine  grosse  Rolle,  um  die  

Richtung   zu   orten,   aus   der   ein   Geräusch   kommt.   Da   der   Mensch   über   einen  

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ausgezeichneten   Sehsinn   verfügt,   ist   das   präzise   Richtungshören   mit   den   Ohren  eher   nicht   überlebenswichtig.   Somit   verkümmerte   die   Ohrmuskulatur   beim  Menschen  im  Laufe  der  Evolution.  

 • Seelöwen  haben  noch  Fingernägel,  obwohl  sie  diese  nicht  brauchen.    

 • Die   "Reste"   des   Beckens   und   der   Hinterextremität   bei   Pythonschlangen   werden  

evolutionstheoretisch   als   Rückbildungen   beim   Übergang   von   der   laufenden   zur  schlängelnden  Fortbewegung  interpretiert.  

 • Der   Kiwi   ist   ein   flugunfähiger   Vogel.   Bei   diesem   Vogel   werden   die   schwach  

ausgebildeten   Flügel   evolutionstheoretisch   als   rudimentäre   Flügel   gedeutet.  Angeblich  verkümmerten  die  Flügel,  weil  in  seinen  Lebensräumen  kaum  natürliche  Feinde  vorhanden  sind.  

 Definition  

RUDIMENTE  (=  RUDIMENTÄRE  ORGANE)    Rudimente   sind   funktionslose,   rückgebildete   Strukturen.   Sie  sind   im  Laufe   der   Stammesgeschichte   entstanden,  wenn   sich  die   Lebensweise   einer   Art   -­‐   z.   B.   wegen   sich   wandelnder  Umweltbedingungen   -­‐   geändert   hat.   Beispiele   für   Rudimente  sind   die   "Griffelbeine"   des   Pferdes   (Rudimente   v.  Mittelfussknochen),  sowie  der  Wurmfortsatz  (Blinddarm)  des  Menschen.    

biologie-­‐lexikon.de      Teil  2:  Konservierte  Gene      Aufgabe  A    Die   früheren   Vorfahren   der   Menschen   hatten   dichten   Haarwuchs   wie   zum   Beispiel  Primaten  oder  Schimpansen.  Die  Ursache  für  die  Behaarung  von  Fedor  könnte  ein  von  den  tierischen  Vorfahren  stammendes  urzeitliches  Gen  sein.  Viele  alte  Erbanlagen  schlummern  im  menschlichen  Genom,  sie  werden  im  Laufe  der  Evolution  lediglich  abgeschaltet.  Durch  eine  Mutation  könnte  ein  solches  Gen  bei  Fedor  wieder  angeschaltet  worden  sein.        Aufgabe  B    Atavismen   sind   im   Unterschied   zu   Rudimenten   eher   zufällig   auftretende,   untypische  Erscheinungen,   die   früher   einmal   während   der   Stammesgeschichte   auftraten   und   dann  wieder  verschwunden  sind.  Während  Rudimente  meist  bei  allen  oder  mehreren  Vertretern  einer  Art  auftreten,  sind  Atavismen  ungewöhnliche  anatomische  Merkmale,  die  meist  nur  ein  Individuum  betreffen.  Durch  das  Vorhandensein  eines  Atavismus  ist  davon  auszugehen,  dass  bestimmte  genetische  Merkmale  von  damals  auch  heute  noch  im  Genotyp  vorhanden  und  lediglich  blockiert  sind.  Durch  verschiedene  Faktoren  können  diese  Merkmale  wieder  reaktiviert  werden.  

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 Definition  

ATAVISMUS    Der   Begriff   stammt   aus   dem   Lateinischen   „atavus“   und  bedeutet   „Urgrossvater“,   „Vorfahre“.   Unter   einem   Atavismus  versteht   man   einen   "Rückschlag"   zum   Aussehen   eines  stammesgeschichtlichen   Vorfahren.   Bei   einzelnen   Individuen  einer   Art   treten   Merkmale   wieder   auf,   die   schon   vor   langer  Zeit   im   Laufe   der   Stammesgeschichte   dieser   Art  verschwunden  sind.  

biologie-­‐lexikon.de  

   

E  Literatur  

1.  Bücher  • Knauer,  B;  Kronberg,  I  Dr.;  Krull,  H.:  Natura  Biologie  für  Gymnasien  -­‐  Evolution,  

Stuttgart  2007.  S.  33.  • Campbell,  Neil  A.;  Reece,  Jane  B.:  Biologie.  6.  Aufl.  Heidelberg  2003.  S.  546-­‐550.  

 

2.  Bilder  • Abb.  1:  

www.scheffel.og.bw.schule.de/faecher/science/biologie/evolution/5palaeo/palaeo.htm  

• Abb.  2:  http://www.biologie-­‐schule.de/rudiment-­‐und-­‐atavismus.php  • Abb.  3:  http://www.wunschkinder.net/theorie/ursachen-­‐der-­‐

unfruchtbarkeit/maennliche-­‐ursachen/spermientransport/  • Abb.  4:  

o Fisch:  http://de.wikipedia.org/wiki/Knochenfische  o Huhn:  http://www.welli-­‐

mania.de/Wellensittiche/Anatomie/anatomieseite_skelett.htm  o Amphib:  http://www.froschnetz.ch/biologie/index.htm  

• Abb.  5:    o Seelöwe:  http://www.sangay.com/ecuadorguide/galapagos-­‐

islands/thigmotactic-­‐mammals-­‐of-­‐the-­‐galapagos-­‐islands/  o Maulwurf:  

http://www.schaedlingskunde.de/Steckbriefe/htm_Seiten/Maulwurf-­‐Talpa-­‐europaea.htm  

o Ohren:  http://www.abendblatt.de/ratgeber/wissen/article1524918/Warum-­‐koennen-­‐manche-­‐Menschen-­‐mit-­‐den-­‐Ohren-­‐wackeln-­‐und-­‐andere-­‐nicht.html  

o Schnecke:  http://www.weichtiere.at/Schnecken/land.html?/Schnecken/land/vitrinidae.html  

o Kiwi:  http://de.wikipedia.org/wiki/Kiwis  

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Biologie   11.  Schuljahr   Fasel  Dominique  Lernaufgabe  II   Evolution   Rudimente  und  Atavismen  

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o Python:  http://visualsunlimited.photoshelter.com/image/I0000GMum2tlhgVQ  

• Abb.  6:  http://www.tumblr.com/tagged/fedor-­‐jeftichew  • Abb.  7:    

o Brustwarzen:  http://williswissensweb.homepage.t-­‐online.de/Biologie/Evolution/KAtavismusRudiment.html  

o Schwanz:  http://www.islam-­‐deutschland.info/forum/viewtopic.php?p=97489&sid=0686de1e5385deef72752ec51701d2dd  

o Huf:  http://www.scheffel.og.bw.schule.de/faecher/science/biologie/evolution/2befunde/befunde.htm  

 

3.  Websites  • http://www.oekosystem-­‐erde.de/html/evolution.html  • http://www.spick.ch/aktueller-­‐spick/szene/aha-­‐fragen/atavismus.html  • http://www.biologie-­‐schule.de/rudiment-­‐und-­‐atavismus.php